Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein teilt mit, dass der Verein Futtermitteltest (VFT) von August 2021 bis Dezember 2021 (vergleichender Mischfuttertest Nummer 90/2021) sechs Milchleistungsfutter (MLF) aus Schleswig-Holstein beprobt, überprüft und bewertet hat. Die jeweiligen Futtermittel wurden insgesamt von vier verschiedenen Herstellerwerken produziert. Im Folgenden die Ergebnisse.
Die deklarierten Energiegehalte der MLF lagen laut Herstellerangaben zwischen 7,0 und 7,5 MJ NEL/kg, die Rohproteingehalte zwischen 9,0 und 28,0 %. Die für die fachliche Bewertung der Mischfutter wichtige Angabe des Anteils an nutzbarem Rohproteingehalt (nXP-Gehalt) war lediglich bei einem MLF der Deklaration zu entnehmen. Die Angabe zur ruminalen N-Bilanz (RNB) wurde bei keinem der MLF gemacht. Eines der MLF enthielt keinerlei Angaben zum Energiegehalt. Laut Deklaration der restlichen fünf MLF entsprachen alle der Energiestufe ≥ 7,0 MJ NEL/kg (3 x 7,0 MJ NEL/ kg und 2 x 7,5 MJ NEL/ kg). Zudem enthielten alle geprüften Futtermittel Angaben zu Rohfett, Rohfaser, Rohasche und den Mineralstoffen Kalzium, Phosphor und Natrium. Bei drei MLF waren Vitamine und Spurenelemente zugesetzt. Drei Futter enthielten keine mineralischen Komponenten, einmal wurde daher eine zusätzliche Mineralfuttergabe empfohlen. Bei keinem der geprüften Futter wurden die prozentualen Anteile der eingesetzten Komponenten angegeben.
Ein Futter war zu Grundfutterrationen mit einem leichten Rohproteinmangel empfohlen, während zwei Futter zu einem Energiemangel passend seien. Eines der MLF sollte in ausgeglichenen Grundfutterrationen eingesetzt werden. Bei zwei MLF wurden diesbezüglich keine Angaben gemacht. Drei MLF erhielten die Empfehlung, eine Rationsberechnung zugrunde zu legen.
Die vorliegenden Ergebnisse beziehen sich ausschließlich auf die geprüften Futterchargen und sind nicht auf andere Produkte oder längere Zeiträume übertragbar. Unter www.futtermitteltest.de können auch die Ergebnisse anderer Regionen eingesehen werden. Dort sind ebenfalls die Vorgehensweise und die Bewertung der Futtermittel erläutert.
Kommentierung der Ergebnisse
Für vier der sechs Futter konnten die vorliegenden Deklarationsangaben der Hersteller durch die Analysenwerte nach futtermittelrechtlichen Vorgaben, unter Berücksichtigung der gesetzlichen Toleranzen, bestätigt werden. Ein MLF weist eine Unterschreitung im Energiegehalt (6,74 MJ/kg analysiert und 7,0 MJ/kg deklariert) und ein weiteres MLF eine Unterschreitung im Rohfasergehalt (7,1 % analysiert und 10,0 % deklariert) auf. Der VFT verlangt darüber hinaus eine Energieangabe und berücksichtigt für die Bewertung auch kleinere Abweichungen sowie die Aussagefähigkeit des Fütterungshinweises.
Die Energieunterschreitung des einen MLF und die fehlende Deklaration des Energiegehaltes bei einem weiteren MLF führten zu Abzügen in der Gesamtbewertung. Die fehlende Deklaration des Energiegehaltes ist zwar futtermittelrechtlich nicht zu ahnden, erschwert aber die Auswahl sowie die Zuteilung der Futter, da die Berücksichtigung in der Rationsoptimierung nicht korrekt erfolgen kann.
Die Unterschreitung des Rohfasergehaltes ist aus ernährungsphysiologischer Sicht unbedeutend, da Kraftfutter nicht als Strukturlieferant in Rationen dient. Demnach wurde die Unterschreitung des Rohfasergehaltes in der Benotung nicht berücksichtigt. Dieses und alle restlichen vier Futter, bei denen keine nennenswerte Unter- oder Überschreitung der angegebenen Gehalte beziehungsweise der Vorgaben auftrat, wurden mit der besten Note bewertet.
Kraftfutter gezielt einsetzen
Schon im vergangenen Jahr sind neben den Preisen für Düngemittel, Strom und Diesel auch die Getreide- und Kraftfutterpreise deutlich gestiegen. Mit Ausbruch des Krieges in der Ukraine hat sich die Lage noch einmal verschärft. Im April kletterten die Preise für Rapsschrot auf über 500 €. Auch die Preise für Energiefuttermittel, allen voran Körnermais, zogen kräftig an. Die Fütterung von bedarfsgerechten Rationen sollte nun noch einmal mehr im Vordergrund stehen. Dies bedeutet eine ausreichende Versorgung der Tiere und das Vermeiden von Luxuskonsum. Dafür sind Rationsberechnungen für verschiedene Leistungsgruppen beziehungsweise Laktationsstadien unabdingbar. Hierfür müssen die Nährstoffe der eingesetzten Futtermittel (Grund- und Kraftfutter) bekannt sein. Eine umfassende Deklaration der Kraftfuttermittel ist Voraussetzung für den gezielten Einsatz in der Ration und um Einsparpotenziale aufzudecken. Doch steht auch drauf, was im Kraftfutter drin ist? Der VFT trägt mit seinen Kraftfutteruntersuchungen maßgeblich dazu bei, Deklarationen zu bestätigen oder Unter- oder Überschreitungen einzelner Gehalte sichtbar zu machen. Dies stärkt das Vertrauen in die deklarierten Werte.