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Es war mächtig was los im neuen Reitsportzentrum auf der Ostseeinsel Fehmarn. Zum ersten Teil des Pferdefestivals kamen Pferdetransporter und Gespanne in großer Zahl auf die Insel. Vier Tage lang zeigten die Springreiter ihr Können.
Für den Fehmarnschen Ringreiterverein (FRRV) gab es gute Nachrichten: Sven Gero Hünicke sitzt wieder im Sattel. Der Springreiter hatte sich bei einem Sturz im Hamburger Derbypark einen Schlüsselbeinbruch zugezogen. Mit Comme Ci Comme Ca gelang ihm beim Heimturnier die erste Platzierung nach der Zwangspause.
Feiern konnte am Donnerstag auch Mathies Rüder: Der Kaderreiter wurde 20 Jahre alt. Dennoch ließ er sich Tag eins des Fehmarn-Pferdefestivals nicht entgehen. Im Anschluss reiste er mit der Stute Katrien für zwei Tage nach Warendorf zum Vorbereitungslehrgang für die Europameisterschaften der Jungen Reiter. Weil der „Formcheck” für den EM-Kandidaten und seine Stute den Bundestrainer vollkommen zufriedenstellte, durfte er sich aber schon am späten Sonnabend auf den Rückweg machen. So konnte er am letzten Tag des Pferdefestivals das S*-Springen gewinnen, das zugleich Sichtung für die Deutschen Jugendmeisterschaften war. Der junge Fehmaraner hatte also ein rundum erfolgreiches Wochenende.
Dasselbe gilt für Simon Heineke, Bereiter auf dem Stall Moorhof in Wedel. Schon am Sonnabend siegte er mit Call me Pretty in der S**-Springprüfung. Am Sonntag gewann er im Sattel der 13-jährigen Holsteiner Schimmelstute Early Bird den Großen Preis. Für Heineke eine Riesenfreude, denn versucht habe er es schon oft. Zweiter, Dritter und Vierter war er bereits. Jetzt, bei der Premiere des Fehmarn-Pferdefestivals im neuen Reitsportzentrum, hat es geklappt: In fehlerfreien 43,75 s lag das Paar deutlich vorn. Auf dem zweiten Rang folgte Philipp Battermann-Voss mit Caddel S vor Mathilda Karlsson mit ihrem Erfolgspferd Chopin VA. Nur diese drei Paare hatten den Einzug ins Stechen der Dreisterneprüfung über 1,50 m geschafft. Insgesamt 45 Paare waren im Großen Preis angetreten.
Zugunsten der Jugendarbeit des FRRV wurde im Rahmen der Veranstaltung ein Reitpferd versteigert. Der Holsteiner Züchter Klaus-Peter Wiepert hatte die fünfjährige Stute gestiftet, die für 6.500 € den Besitzer wechselte.
Rundherum zufrieden zeigte sich Vereinschef Hinrich Köhlbrandt, denn nicht nur die Aktiven folgten dem Ruf des Fehmarn-Pferdefestivals und der Neugier auf das neue Reitsportzentrum. Auch Besucherinnen und Besucher kamen in großer Zahl, besahen sich die Anlage ganz genau und bescherten Reitern und Pferden eine tolle Atmosphäre.
Im zweiten Teil des Fehmarn-Pferdefestivals nur eine Woche später dreht sich alles um die Dressur. pm
Der vitamin- und ballaststoffreiche Chinakohl ist nur entfernt mit klassischen Kohlarten wie Weiß-, Rot- und Grünkohl verwandt. Daher schmeckt er viel milder, ist leicht verdaulich und verursacht kaum Blähungen. Die meisten Sorten werden jetzt im Sommer gesät oder gepflanzt. Sie kommen zwischen September und November frisch auf den Tisch.
Mit dem späten Aussaat- und Pflanztermin eignet sich Chinakohl prima als Nachkultur auf geräumten Beeten. Das leckere Blattgemüse gehört zur Familie der Kreuzblütler. Man baut daher Chinakohl nur an solchen Stellen im Gemüsegarten an, wo zuvor keine frühen Kohlarten wie Kohlrabi oder Spitzkohl standen. Als Faustregel gilt, dass eine Anbaupause von drei Jahren ausreichend ist, um Fruchtfolgekrankheiten wie die Kohlhernie zu vermeiden. Dagegen weisen inzwischen zwar viele Sorten eine Widerstandsfähigkeit auf, dennoch ist die Anbaupause für die Bodengesundheit eine gute Sache. Geräumte Spinat-, Salat-, Erbsen- und Frühkartoffelbeete sind ideal als Anbaufläche. Chinakohl gedeiht am besten auf einem mittelschweren, nährstoffreichen Boden in windgeschützter, sonniger Lage. Zudem sorgt ein pH-Wert zwischen 6 und 7 für die gute Entwicklung der Pflanzen. Daher empfiehlt es sich, das Beet vor der Aussaat oder Pflanzung bei Bedarf mit etwas Algenkalk zu versorgen.
Die griffigen Samen des Chinakohls erlauben eine präzise Aussaat. Foto: Karin SternNach dem Auflaufen bleibt pro Töpfchen nur eine Pflanze stehen. Foto: Karin SternDie kräftigen Setzlinge aus der Topfplatte können etwa drei Wochen nach der Aussaat ausgepflanzt werden. Foto: Karin Stern
Chinakohl bevorzugt einen tiefgründigen, nährstoffreichen Boden.Foto: Karin Stern
Für die Nachkultur wird von Ende Juni bis Ende Juli direkt ins Freiland gesät. Bewährt hat sich auch die Anzucht in Topfplatten. Spätestens Mitte August kommen die letzten Jungpflanzen aufs Beet. Der Abstand beträgt dabei 30 x 40 cm. Bei der Direktsaat sind die Pflanzen auf diesen Abstand zu vereinzeln. Je geringer der Pflanzabstand, desto kleiner und zarter ist der Chinakohl bei der Ernte. Solche Köpfe eignen sich sehr gut für den Frischverzehr, allerdings weniger für die Lagerung. Tipp: Junge Chinakohlpflanzen benötigen reichlich Wasser. Damit die Bodenfeuchtigkeit nicht unnötig verdunstet, den Boden regelmäßig hacken oder mit Rasenschnitt mulchen. Als Starkzehrer braucht Chinakohl zudem eine gute Versorgung mit Nährstoffen. Ob und wie viel Dünger gegeben wird, hängt von der frühjährlichen Versorgung des Beetes und dem Nährstoffbedarf der Vorkultur ab.
Eine gute Wasserversorgung fördert die Bildung schwerer Köpfe. Foto: Karin Stern
Die Reifezeit des Chinakohls ist sortenabhängig. Frühe Sorten sind nach acht Wochen erntereif, späte Sorten lassen sich etwas mehr Zeit. Frisch vom Beet schmecken die Köpfe roh als Salat, aber auch gedünstet oder überbacken als Gemüse. Chinakohl bleibt am besten so lange auf dem Beet stehen, wie es die Witterung erlaubt. Er verträgt allenfalls kurzzeitigen, leichten Frost. Feste Köpfe kann man nach der Ernte einlagern. Dafür werden sie samt ihren Wurzeln in Papier eingeschlagen und stehend in Kisten in einem kühlen und luftfeuchten Raum untergebracht. Tipp: Zügig verwerten, denn auch unter optimalen Bedingungen bleiben die Köpfe im Lager nur etwa vier bis sechs Wochen lang haltbar.
Nicht ganz unproblematisch beim Anbau von Chinakohl ist dessen Neigung zu vorzeitiger Blütenbildung. Sie ist eng mit der Witterung während der Anzuchtphase und der Tageslichtlänge verknüpft. Temperaturen unter 18 °C fördern die vorzeitige Blütenbildung. Steigen die Temperaturen über 22 °C, verringert sich das Risiko deutlich. Bei einigen Sorten lösen zudem die langen Tage im Juni die Blütenbildung aus. Leider bleiben auch als sehr schossfest geltende Sorten nicht immer von diesem Phänomen verschont. Erfahrene Gärtner wählen daher gern den Juli als Aussaattermin. Wer schossfeste Sorten früher aussät, achtet unbedingt auf die ausreichend hohe Temperatur während der Anzuchtphase. Angaben zum Aussaattermin und den Kulturbedingungen der jeweiligen Sorten finden sich auf der Rückseite der Samentüte.
In die Blüte gegangener Chinakohl ist ein trauriger Anblick. Foto: Karin SternDie Blüten des Chinakohls offenbaren die nahe Verwandtschaft mit Raps. Foto: Karin Stern
Probleme bereiten hin und wieder Erdflöhe und der Kohlweißling. Seine hungrigen Raupen lassen sich leicht von den Blättern einsammeln. Gegen Erdflöhe vorzugehen, ist deutlich schwieriger. Sie fressen große Löcher in die Blätter der Jungpflanzen und ihre Larven knabbern an den Wurzeln. Bei starkem Befall haben die Jungpflanzen keine Chance und stellen das Wachstum ein. Häufig wird zwar empfohlen, zur Abwehr der Erdflöhe den Boden gleichmäßig feucht zu halten und regelmäßig zu hacken, doch erfahrungsgemäß zeigt dies keinen Erfolg.
Bei den Raupen des Kohlweißlings steht Chinakohl hoch im Kurs. Da hilft nur rechtzeitiges Absammeln. Foto: Karin Stern
Fliegen und andere Insekten können sich explosionsartig vermehren, sie nerven dann die Menschen, aber noch viel mehr die Tiere. Durch die ständige Belästigung und die entsprechend folgenden Abwehrbewegungen sinken Milchleistung und Gewichtszunahme. Vor allem bei hohen Temperaturen sind sie aktiv und brauchen für ihre Vermehrung eine feuchte Umgebung. Deshalb werden sie besonders im Hochsommer zu einer Plage.
Einige Fliegenarten kommen vor allem auf der Weide vor, andere wiederum hauptsächlich im Stall. Es wird zwischen nichtstechenden und stechenden Arten unterschieden. Es gibt zwei Möglichkeiten, wie Fliegen als Vektoren für Krankheiten funktionieren. Bei der mechanischen Übertragung transportiert der Vektor den Erreger von einem Tier zu anderen, wobei der Erreger außen am Vektor haftet und durch Kontakt übertragen wird. Dieser Weg ist nicht spezifisch, sondern funktioniert bei allen möglichen Erregern.
Das Auge des Rindes kann von nicht stechenden Augenfliegen befallen werden. Diese reizen nicht nur das Auge stark, sondern können auch Verletzungen hervorrufen. Gerötete Schleimhäute und vermehrter Augenausfluss weisen auf ein erhöhtes Fliegenaufkommen hin.
Die nichtstechende Augenfliege beispielsweise leckt an den Augenschleimhäuten, kann dabei mit ihrer raspelartigen Zunge kleine Verletzungen hervorrufen und dadurch Krankheitserreger ins Auge einbringen. Die ansteckende Augenentzündung (Weidekeratitis) entwickelt sich unter dem Einfluss von vielen weiteren Faktoren und wird letztendlich von bakteriellen Erregern ausgelöst. Hauptsächlich ist Moraxella bovis verantwortlich. Aber auch andere Erreger, zum Beispiel Chlamydien, Mykoplasmen und Pasteurellen, werden bei bakteriellen Untersuchungen von Konjunktivalabstrichen gefunden. Besonders bei jüngeren Tieren tritt eine Infektion auf, zunächst meist einseitig mit vermehrtem Tränenfluss, Lichtscheue (Lidschluss) und einer Rötung der Augenschleimhäute. Zum Teil kommt auch Fieber und Abgeschlagenheit hinzu. Auf der Hornhaut wird zentral eine punktförmige oder rundliche Trübung sichtbar, im Weiteren kann es zu einer Einsprossung von Blutgefäßen kommen (deshalb die Bezeichnung „Pink Eye“). Durch bakterielle Sekundärinfektionen wird der Augenausfluss eitrig. Unbehandelt kann es zu einem Geschwür der Hornhaut kommen, wobei auch eine Perforation (Durchbruch) der Hornhaut möglich ist. Als Folge der Hornhauttrübung oder durch eine komplette Entzündung des Auges erblindet die Kuh.
Sommermastitis oder Euterseuche
Ein weiteres Beispiel der mechanischen Übertragung ist die Sommermastitis, die auch Holsteinische Euterseuche oder Färsenmastitis genannt wird. Betroffen sind vor allem nichtlaktierende Jungrinder, hochtragende Färsen und Trockensteher. Das Auftreten ist regional verschieden. Auf der Weide kann diese Erkrankung in den Sommermonaten wie eine Seuche verlaufen. Betroffene Euterviertel schwellen innerhalb von wenigen Stunden stark an und sind sehr schmerzhaft, die Tiere erscheinen schwer krank und haben hohes Fieber. Das Eutergewebe wird fortschreitend zerstört, es fühlt sich warm und hart an, das Sekret ist rahmig-eitrig und stinkend.
Eine tierärztliche Behandlung sollte so schnell wie möglich eingeleitet werden, da es durch die gebildeten Toxine auch zum Verkalben oder sogar zu Todesfällen kommen kann. Letztendlich führt die Infektion meist zu einem Verlust des Viertels. Häufig ist eine Zitzenamputation notwendig, da ansonsten das dickflüssige Sekret nicht entfernt werden kann. Der Erreger Trueperella pyogenes (ehemals auch Actinomyces oder Arcanobacterium pyogenes genannt) wird oftmals durch Fliegen in kleine Hautwunden des Euters oder über den ungenügend verschlossenen Strichkanal übertragen. Aber auch durch das gegenseitige Besaugen wird der Erreger weitergegeben, vollständig sind die Übertragungswege von Trueperella pyogenes allerdings noch nicht verstanden.
Bei hohem Fliegenbesatz am Euter kann es vor allem bei Jungrindern, tragenden Färsen oder trockenstehenden Kühen vermehrt zu einer Sommermastitis auf der Weide kommen.
In mehreren Studien konnten keine signifikanten Unterschiede in der Infektionshäufigkeit nach Monat oder Jahreszeit nachgewiesen werden. T. pyogenes steht im Verdacht, sich als zweiter Erreger dort anzusiedeln, wo bereits ein anderer Erreger eine Infektion hervorruft, und im weiteren Infektionsverlauf mit diesem „zusammenzuarbeiten“.
So konnte ermittelt werden, dass die Ausbildung von Giftstoffen stärker ausfiel, wenn T. pyogenes mit anderen Krankheitserregern wie Fusobacterium necrophorum oder Escherichia coli angezüchtet wurde. Im Gegensatz dazu unterdrückte Lactobacillus plantarum (ein Milchsäurebakterium, das durch die Bildung von Milchsäure Krankheitserregern das Leben schwermacht und damit den Wirtsorganismus davor schützt) die Expression der Virulenzfaktor-Gene.
Da eine Übertragung durch Fliegen möglich, aber nicht der alleinige Weg ist, sollten Kontrollmaßnahmen mehrgleisig aufgestellt werden. Die Fliegenbekämpfung ist ein wichtiger Ansatzpunkt, auf keinen Fall sollte man aber die Gesundheitsüberwachung, vor allem die der nichtlaktierenden Rinder, vernachlässigen. Da die Erkrankung einen so rasanten Verlauf nehmen kann, ist eine tägliche Kontrolle aus der Nähe, insbesondere des Euters, sehr sinnvoll. Verdächtige Tiere müssen sofort behandelt und von der übrigen Herde abgetrennt werden. In betroffenen Kühen kann T. pyogenes über einen langen Zeitraum bestehen bleiben, auch subklinische Fälle dürfen bei der Infektionskontrolle nicht ignoriert werden.
Biologische Übertragung
Bei der biologischen Übertragung von Krankheitserregern (die auch aktive Übertragung genannt wird) nimmt ein Vektor einen speziellen Erreger bei der Nahrungsaufnahme (zum Beispiel über Blut) bei einem infizierten Tier auf. Der Erreger überlebt im Vektor und kann sich dort eventuell sogar vermehren. Beim nächsten Blutsaugen wird dann dieses neue Opfer infiziert. Der jeweilige Vektor kann nur die für ihn spezifischen Erreger übertragen, so wie Gnitzen das Blauzungenvirus.
Gnitzen sind kleine, blutsaugende Stechmücken (Culicoides-Arten, 1 bis 3 mm lang), die vor allem zwischen Abend- und Morgendämmerung Tiere im offenen Gelände befallen. Besonders in der warmen Jahreszeit bei feuchtwarmem Wetter sind sie aktiv. Allerdings können auch in den kalten Monaten einige wenige Exemplare auftreten, insbesondere in Ställen oder in deren Nähe.
Durch den Wind können die virustragenden Gnitzen weiträumig verbreitet werden (bis zu 150 km, sogenannte Windverdriftung). Empfänglich für das Blauzungenvirus sind Rinder, Schafe und Ziegen, aber auch Wildwiederkäuer und Neuweltkameliden wie Lamas und Alpakas.
Die Blauzungenkrankheit ist anzeigepflichtig und verläuft überwiegend akut als Einzeltiererkrankung. Seit September 2023 hat sich der Serotyp 3 in Deutschland ausgebreitet, er verursacht insbesondere bei Schafen und Rindern Erkrankungen. Ausgeprägte, typische Symptome kamen anfangs meist nur bei Schafen vor: Fieber, Apathie und Absonderung von der Herde, Anschwellen der Maulschleimhäute, Rötung des Kronsaums (Lahmheit) und Aborte.
Die der Krankheit den Namen gebende Blaufärbung der Zunge ist sehr selten. Bei Rindern tritt die Symptomatik nun auch verstärkt hervor: Entzündungen der Zitzenhaut und der Schleimhäute der Augen, des Mauls, der Genitalien und des Kronsaums (Ähnlichkeiten zu den Symptomen der Maul- und Klauenseuche). Die schmerzhaften Läsionen können durch eine verminderte Futteraufnahme zu Energiemangel und Leistungseinbußen bis hin zu Todesfällen führen. Derzeit bietet nur eine Impfung Schutz vor einem schweren Verlauf der Blauzungenkrankheit. Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (Stiko Vet) am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) empfiehlt daher, empfängliche Wiederkäuer gegen den Serotyp 3 zu impfen.
Prophylaxe und Bekämpfungsmaßnahmen
Eine wirksame Fliegenbekämpfung setzt sich aus mehreren Bausteinen zusammen, die möglichst effizient kombiniert werden sollten.
• Bekämpfung (beziehungsweise Fernhalten) der Fliegen im Stall und der weiteren Umgebung der Tiere mit Fliegenködern/Fraßgiften/UV-Geräten, Fliegengittern, ungehinderter Zugang von Schwalben als natürlichen Feinden der Fliegen
• Bekämpfung der Fliegenlarven (zum Beispiel larvizide Mittel in Gülle/Güllekanälen/Tiefstreu oder Güllefliegen, Schlupfwespen)
• vorbeugend: allgemeine Betriebshygiene (Entfernung von Kotansammlungen, feuchten Stellen; dies ist insbesondere im Hinblick auf die Vermehrung von Gnitzen wichtig, diese Insekten bevorzugen feuchte Lebensräume wie Pfützen oder Wasseransammlungen in Reifen auf Siloanlagen.
• Bekämpfung der Fliegen am Tier (Repellentien als Aufgusspräparate oder Ohrclips); einige Entwurmungsmittel aus der Gruppe der Milbemycine und Avermectine, zum Beispiel mit den Wirkstoffen Moxidectin oder Eprinomectin, wirken auch gegen Stechfliegenarten).
Fazit
Der Schutz vor Fluginsekten und durch sie übertragene Krankheiten ist nicht einfach und erfordert ein gut geplantes Konzept. Neben dem verantwortungsvollen Einsatz von Insektiziden (resistente Insektenpopulationen/Rücksicht auf nützliche Insekten) und dem Verwenden von Repellentien spielen Impfungen (insbesondere bei der Blauzungenkrankheit) sowie vorbeugende Hygienemaßnahmen eine entscheidende Rolle.
Die Weidehaltung rückt in der Milchproduktion aus unterschiedlichen Gründen wieder stärker in den Fokus des Interesses. Die Narbenqualität der intensiv geführten Weide ist dabei von zentraler Bedeutung für die Leistungsfähigkeit und Nachhaltigkeit von Weidesystemen in der Milchviehhaltung. Sie beschreibt die Dichte, Zusammensetzung und Vitalität der Grasnarbe und steht damit in direktem Zusammenhang mit dem Futterertrag und der Futterqualität. Eine intakte Grasnarbe sichert nicht nur eine effiziente Weidenutzung, sondern auch die Tiergesundheit und den wirtschaftlichen Erfolg.
Kennzeichnend für eine gute Narbenqualität ist ein Anteil an wertvollen Futtergräsern von über 80 %. Hier sind bezüglich der Weide das Deutsche Weidelgras und die Wiesenrispe hervorzuheben, weil sie aufgrund ihres hohen Futterwertes und ihrer guten Narbenbildung besonders geeignet sind. Außerdem sind sie im Gegensatz zu vielen anderen Grasarten gut an regelmäßigen intensiven Verbiss angepasst.
Zusammensetzung der Narbe
Unterschiede gibt es in der Jugendentwicklung der beiden Gräser. Das Deutsche Weidelgras keimt und läuft schnell auf. Im Gegensatz dazu weist die Wiesenrispe eine sehr langsame Jugendentwicklung auf, hier kann der Nachsaaterfolg durchaus erst nach Jahren sichtbar werden. Diploide Weidelgrassorten sind gegenüber den tetraploiden hinsichtlich der Fähigkeit zur Narbenbildung im Vorteil. Ergänzt wird der ideale Weideaufwuchs durch 10 bis 15 % Leguminosen und 5 bis 10 % Kräuter. Die jeweiligen Anteile können entsprechend der Nutzungsintensität variieren. Der Weißklee weist unter den Leguminosen aufgrund seiner Anpassung an den Verbiss und seine Fähigkeit zur Narbenbildung mit Abstand die beste Weideeignung auf. Insbesondere auf Ökobetrieben werden auch höhere Weißkleeanteile als 15 % angestrebt. Jedoch sollte der Kleeanteil nicht über 30 % liegen, weil das Blährisiko sonst deutlich ansteigt.
Weitere Grasarten kommen für den Weideeinsatz nur bedingt unter besonderen Standortbedingungen infrage. Das Wiesenlieschgras ist schmackhaft und besitzt eine hohe Ausdauer. Im Vergleich zum Deutschen Weidelgras ist es jedoch deutlich trittempfindlicher und regeneriert langsamer. Ähnliches gilt für das Knaulgras, das ein Spezialist für trockene Standorte ist. Zudem verholzen die Pflanzenstängel des Knaulgrases relativ schnell, wodurch seine Schmackhaftigkeit früher als bei anderen Grasarten abnimmt. Daher ist hier gegebenenfalls eine frühe Nutzung anzustreben. Späte und niedrig wachsende Knaulgrassorten sind für Weidezwecke besser geeignet. Als weitere weidefähige Grasart ist der Wiesenschwingel zu nennen, da er schmackhaft, langlebig und ertragreich ist. Im Gegensatz dazu sind der Rot- und der Rohrschwingel grundsätzlich wenig weidegeeignet. Allerdings können sie Vorteile bei der Besiedlung schwieriger Standorte haben. Die Stärke des Rotschwingels liegt in der Bildung von Ausläufern, die gut mit Extremstandorten zurechtkommen. Ansonsten ist der Einsatz wegen seines niedrigen Futterwertes aber begrenzt. Aufgrund seiner Eignung für sowohl nasse als auch trockene Standorte ist der Rohrschwingel in Anbetracht des Klimawandels von großem pflanzenbaulichen Interesse. Bei älteren Sorten sorgten kleine Widerhaken an den Blatträndern für raue, grobe Blätter, die die verminderte Schmackhaftigkeit des Rohrschwingels begründen. Diese Problematik wurde in den letzten Jahren züchterisch bearbeitet und es wurden sogenannte sanftblättrige Rohrschwingelsorten entwickelt, deren Schmackhaftigkeit sich deutlich verbessert hat. Die in diesem Abschnitt aufgeführten Grasarten sind nur begrenzt für intensive Weidesysteme geeignet und in entsprechenden Gräsermischungen daher höchstens zu geringen Anteilen enthalten. Sie finden ihren Einsatz eher auf Standorten mit besonderen Anforderungen oder in kombinierten Systemen wie Mähweiden.
Was macht eine gute Weidenarbe aus?
Wenn ein Pflanzenbestand in der angestrebten Zusammensetzung auf der Weide etabliert ist, sorgt dies durch eine gute Bodenbedeckung für einen geringen Lückenanteil von deutlich unter 10 %. Ein gleichmäßiger und dichter Bewuchs verhindert zudem das Eindringen unerwünschter Gräser und Kräuter und die Wurzelmasse des Pflanzenbestandes gewährleistet eine gute Trittfestigkeit. Außerdem werden Futterverschmutzungen minimiert. Ein geeigneter Indikator für die Narbenqualität ist die Triebdichte. Während diese in schnittgenutzten Pflanzenbeständen in einer Größenordnung von 8.000 bis 12.000 Trieben je Quadratmeter liegt, kann sie auf intensiv beweideten Flächen über 30.000 Triebe erreichen. Weidegras sollte bevorzugt im Dreiblattstadium genutzt werden. Dies gilt als optimales Pflanzenstadium für eine intensive Beweidung. Dadurch werden selektives Fressen der Tiere bei überaltertem Pflanzenbestand und Futtermangel bei zu niedrigem Bewuchs verhindert. Ein Vorteil des niedrigen Pflanzenbestandes auf Intensivweiden ist der erhöhte Lichteinfall am Triebgrund der Graspflanzen. Hierdurch wird eine vermehrte Bildung von Seitentrieben im Vergleich zur Schnittnutzung ausgelöst und die Narbenbildung gefördert. Zudem birgt ein kurz geführter Pflanzenbestand auf der Weide einen wesentlichen weiteren Vorteil: Er gewährleistet die kontinuierliche Versorgung der Tiere mit hochverdaulichem, protein- und energiereichen Futter.
Tiefer Verbiss fördert die Bildung von Seitentrieben.
Die Entwicklung der Pflanzenbestände und damit auch der Narbendichte auf der Weide wird maßgeblich durch die Nutzungsform beeinflusst. Folglich stellt das Weidesystem einen zentralen Faktor dar. Wenn es um die Beweidung arrondierter Flächen in Hofnähe zur Milchproduktion geht, gibt es eine Vielzahl an möglichen Abstufungen von Jogging- bis Vollweide in Abhängigkeit von den betriebsindividuellen Gegebenheiten. Auf der Joggingweide können Kühe ihrem Bedürfnis nach Bewegung unter natürlichen Lichtverhältnissen nachkommen, aber eine Futteraufnahme findet hier nicht in nennenswertem Umfang statt. Umtriebs- und Portionsweiden ermöglichen durch Ruhephasen für die einzelnen Flächen eine bessere Regeneration des Pflanzenbestandes und damit folglich auch höhere Aufwuchsqualitäten. Allerdings können hier die den Tieren zugeteilten Futterqualitäten schwanken, wenn der Pflanzenbestand bei Zuweisung neuer Flächen beziehungsweise Portionen unterschiedlich alt ist. Die Kurzrasenweide als Form der Standweide mit einer rasenähnlichen, niedrigen Grasnarbe ermöglicht die Bereitstellung von Grünfutter in konstanter Qualität über nahezu die gesamte Vegetationsphase. Hier ist es wichtig, das Management auf die Aufwuchsleistung abzustimmen, also die Tierzahl oder die Flächengröße anzupassen. Sonst droht die Gefahr, dass die Aufwuchsqualität durch Unter- oder Überweidung reduziert wird. Diese kurze Beschreibung dient der Einordnung der wichtigsten intensiven Weidesysteme aus pflanzenbaulicher Sicht; in Bezug auf Tiergesundheit, Arbeitsaufwand, Management oder Flächenbedarf unterscheiden sich die Systeme ebenfalls.
Narbenschäden vorbeugen
Trotz aller Bemühungen um eine gepflegte Weidenarbe kann die Narbenqualität bei intensiver Weidenutzung in der Praxis schnell in Mitleidenschaft gezogen werden. Überweidung, ungenügende Nachsaat oder unpassende Trittbelastungen können zu Lücken, Bodenverdichtung und einer Vermehrung unerwünschter Arten wie der Gemeinen Rispe oder des Stumpfblättrigen Ampfers führen. Langfristig können dadurch Ertrag und Futterqualität reduziert werden.
Zur Förderung der Narbenqualität sind verschiedene Maßnahmen möglich. Zunächst gilt es, die optimale Aufwuchshöhe zu beachten. Sie kann mit einfachen Hilfsmittel wie einem Zollstock gemessen werden. Aber auch die Bestimmung mit technischen Hilfsmitteln ist möglich, sodass die Daten direkt für die Anwendung in einem Weidemanagementprogramm zur Verfügung stehen. Ideal ist beim Auftrieb eine Wuchshöhe von 10 bis 15 cm, damit die Pflanzen nicht überaltert sind und gut gefressen werden. Umgekehrt sollte nicht tiefer als 6 cm beweidet werden, weil die Pflanzen sonst zu tief verbissen werden. Wenn Letzteres häufiger passiert, ist das Regenerationsvermögen der Pflanzen durch die wiederkehrenden Stressereignisse vermindert. Die reduzierte Widerstandsfähigkeit der Futterpflanzen bewirkt dann, dass unerwünschte Pflanzen leichter im Bestand Fuß fassen können. Daher müssen bei intensiver Weidenutzung Weidepausen eingehalten werden, damit sich gute Gräser und Kräuter regenerieren können und nicht aus der Narbe verdrängt werden. Die Dauer der benötigten Weidepause ist dabei von dem Weidesystem und den Wachstumsbedingungen abhängig. Zwar vermehren sich das Deutsche Weidelgras und die Wiesenrispe auch vegetativ über Seitentriebe, aber je niedriger die Grasnarbe eingestellt ist, desto weniger Ähren bilden die Gräser aus. Daher sollte eine regelmäßige Nachsaat nicht vernachlässigt werden. Die Bedeutung der Nachsaat wird durch folgende Zahlen unterstrichen: Auf intensiv geführten Weiden bilden bei einer Wuchshöhe von 6 cm 31 % der Triebe Ähren aus, bei einer Wuchshöhe von 12 cm sind es 60 %. Weitere Pflegemaßnahmen wie Schleppen, Striegeln oder Walzen sollten ebenfalls bei geeigneten Bedingungen durchgeführt werden. Außerdem sind Bodenverdichtungen unbedingt zu vermeiden. Dafür sind die Schonung der Weide bei Nässe, die Befestigung der Tränken und das Anlegen von Treibewegen hilfreich. Eine weitere Form von Pflegemaßnahme stellt die Vorweide zu Saisonbeginn dar. Hierbei beweiden die Kühe großflächig und nur stundenweise vor den üblichen Pflegemaßnahmen die Weideflächen. Dadurch werden früh schossende Gräser zurückgedrängt und die Bestockung der Pflanzen angeregt. In der Regel bilden sich in intensiven Weidesystemen kaum Geilstellen. Passiert dies trotzdem, sollten sie vor dem Aussamen der unerwünschten Pflanzen gemulcht oder gemäht werden. Ferner ist die Tierzahl oder die Flächengröße entsprechend anzupassen.
Fazit
Eine hochwertige und dichte Grasnarbe ist die Grundlage für nachhaltige und leistungsstarke Weidesysteme in der Milchviehhaltung. Entscheidend sind dabei eine angepasste Gräsermischung, ein durchdachtes Weidemanagement sowie regelmäßige Pflegemaßnahmen wie Nachsaat und Weidepausen. Nur so lassen sich Futterqualität, Tiergesundheit und Ertrag langfristig sichern.
Stephanie Wetekam wurde von den Deputierten der Hauptversammlung zur neuen Geschäftsführerin der Landwirtschaftskammer ab 2026 für die kommenden fünf Jahre bestellt. Erstmals hat dieses Hauptamt mit Verantwortung für über 380 Mitarbeitende für die Landwirtschaftskammer mit Hauptsitz in Rendsburg und vier weiteren großen Zentren (Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp, Gartenbauzentrum Schleswig-Holstein in Ellerhoop, Forstzentrum Bad Segeberg, Lehr- und Versuchszentrum für Milchwirtschaft in Bad Malente) sowie mehr als ein Dutzend Beratungs- und Versuchsstandorte eine Frau inne. Daniela Rixen sprach für das Bauernblatt mit der künftigen Kammergeschäftsführerin.
Liebe Frau Wetekam, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Bestellung! Sie schreiben damit Kammergeschichte als erste Frau in der über 125-jährigen Geschichte der Kammer. Welche Akzente wollen Sie als neue Geschäftsführerin setzen?
Stephanie Wetekam: Zunächst einmal werde ich Augen und Ohren offen halten. Eine Landwirtschaftskammer hat keinen Selbstzweck, sondern ist Dienstleisterin für ihre Umlage zahlenden Betriebe. Deshalb ist es aus meiner Sicht sehr wichtig, genau zu schauen, in welchen fachlichen Bereichen die landwirtschaftlichen, gartenbaulichen, forstwirtschaftlichen und fischereiwirtschaftlichen Betriebe Bedarfe haben. Ein wichtiger Bestandteil meiner Aufgaben wird daher der Austausch mit den Betrieben sein – sei es über den Vorstand, die Fachausschüsse oder ganz direkt im persönlichen Gespräch.
Stephanie Wetekam. Foto: Feldle
Ein zweiter, ebenso bedeutender Punkt ist der Austausch mit den Beschäftigten. Ich komme aus einem anderen Bundesland und muss die Strukturen in Schleswig-Holstein erst kennenlernen. Es ist mir wichtig, offen zu kommunizieren und von den erfahrenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kammer zu lernen, um dann fundierte Entscheidungen treffen zu können. Gerade in der Anfangszeit wird dies – neben dem Tagesgeschäft, das stets anfällt – einen wesentlichen Teil meiner Tätigkeit ausmachen. Ich freue mich auf einen guten Austausch, das gegenseitige Kennenlernen sowie die gemeinsame Weiterentwicklung, bei der ich sicher auch meine Erfahrungen aus anderen Bereichen einbringen kann.
Darüber hinaus ist der Dialog mit Politik und Gesellschaft ein zentraler Bestandteil meiner Arbeit – er war es schon immer und wird es auch bleiben. Die Aufgaben der Kammer werden unter anderem durch hoheitliche Aufgaben bestimmt. Hier gilt es, diesen öffentlichen Auftrag zu erfüllen.
Insgesamt wünsche ich mir einen intensiven Austausch mit allen Beteiligten. Im besten Fall greifen alle Tätigkeitsbereiche der Kammer ineinander: Die Beratung bringt Praxisfragen ein, das Versuchswesen bearbeitet diese, und in der Aus- und Weiterbildung werden Erfahrungen und Wissen weitergegeben – sowohl innerhalb des internen Netzwerks der Kammer als auch gemeinsam mit externen Partnern aus Berufsstand, Wissenschaft, Gesellschaft und Politik. Es ist eine große Aufgabe, der ich mit Respekt, aber vor allem mit großer Freude entgegenblicke.
Warum die Kammer Schleswig-Holstein?
Der Tätigkeitsbereich in der Landwirtschaftskammer vereint aus meiner Sicht ideal alle beruflichen Erfahrungen und Kenntnisse, die ich in den letzten 20 Jahren sammeln konnte. Nach meinem Studium war ich acht Jahre in der hessischen Agrarverwaltung im Bereich Beratung tätig und durfte das hessische Beratungsteam für Nutztierhaltung und -fütterung sechs Jahre lang leiten. Anschließend zog es mich zum Bauernverband, wo ich zehn Jahre lang politische und gesellschaftliche Berufsstandsarbeit auf allen Ebenen kennenlernen durfte – ebenfalls verbunden mit Führungsverantwortung.
Anschließend übernahm ich die Leitung der Abteilung Bildung beim Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen. Dazu gehörten unter anderem die Fachschulen sowie die überbetriebliche Ausbildung. Im letzten Jahr übernahm ich kommissarisch die Leitung des gesamten Landesbetriebs.
Darüber hinaus war ich durch unseren familieneigenen Betrieb mit Ackerbau, Biogas, Nahwärmenetz und Pensionspferdehaltung in Nordhessen stets auch in der Praxis verwurzelt.
Als Geschäftsführerin der Landwirtschaftskammer ab dem 1. Januar für die nächsten fünf Jahre benötige ich all diese Erfahrungen – und kann sie hier sinnvoll zusammenführen.
Ich war ein Jahr lang auf einer Milchviehfarm in Neuseeland, direkt an der Küste. Das Leben in Meeresnähe finde ich sehr reizvoll – es wird nicht nur für mich, sondern auch für meine Familie neue Lebenserfahrungen mit sich bringen. Ich habe bereits einige Menschen aus Schleswig-Holstein kennengelernt, die mir durchweg sehr aufgeschlossen und freundlich begegnet sind. Zudem haben hier die Sektoren Landwirtschaft, Gartenbau, Forstwirtschaft und Fischerei einen sehr hohen Stellenwert. Insgesamt freue ich mich sehr auf die Menschen, die Tätigkeit und das Land Schleswig-Holstein – mit all den neuen Begegnungen und Erfahrungen.
Was ist Ihnen wichtig innerhalb der ersten 100 Tage?
Die ersten 100 Tage dienen aus meiner Sicht der Orientierung. Ich werde möglichst viele Menschen innerhalb und außerhalb der Landwirtschaftskammer, möglichst viele Standorte und Themenfelder kennenlernen. Ich möchte mir ein umfassendes Bild verschaffen.
Bei uns sagt man: „Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance.“ Das nehme ich mit in alle Termine. Ich wünsche mir, dass erste Begegnungen zu vertieftem Austausch und weiteren Gesprächen führen. Für eine gute Zusammenarbeit ist es aus meiner Sicht sehr wichtig, ein vertrauensvolles Miteinander zu schaffen. Diese gute Zusammenarbeit sollte dann der Weiterentwicklung der Themen und der gesamten Kammer dienen. Ich lade alle Interessierten herzlich ein, daran mitzuwirken.
Die Landwirtschaft steht vor großen Herausforderungen. Welches Signal möchten Sie an Landwirtinnen und Landwirte hinsichtlich der Kernaufgaben der Landwirtschaftskammer senden?
Die Landwirtschaft sowie die gesamte Grüne Branche haben sich stets weiterentwickelt, sich neuen Rahmenbedingungen angepasst und den Wandel aktiv mitgestaltet. Aus meiner Sicht haben die Themen Wertschöpfung, Produktion und Ernährungssicherung in den letzten Jahren – politisch betrachtet – eine zu geringe Rolle gespielt.
Landwirtschaftliche Betriebe können und müssen sehr viel leisten – auch im Kontext von Naturschutz, Tierwohl und Klimaschutz. Das gelingt jedoch nur, wenn die wirtschaftliche Grundlage gesichert ist. Dann macht es auch Freude, Neues zu erproben oder sich auf veränderte Bewirtschaftungsformen einzulassen. Viele, oft auch unsachliche Diskussionen haben in land- und forstwirtschaftlichen, gartenbaulichen und fischereiwirtschaftlichen Unternehmen zu Verunsicherung und Widerstand geführt. Ich habe den Eindruck, dass viele bereits aufhorchen oder sich abwenden, wenn das Wort „Transformation“ fällt – weil es zum einen oft wenig greifbar ist und zum anderen kaum mit den alltäglichen Herausforderungen der Betriebe zu tun hat.
Die Landwirtschaftskammer sollte hier eine zentrale Rolle einnehmen. Sie kann, im besten Fall, die Lücke zwischen Theorie und Praxis schließen. Im Versuchswesen wird unter anderem überprüft, wie Düngung, Pflanzenschutz oder Fütterung angepasst werden können, idealerweise bei gleichzeitiger Effizienzsteigerung – ohne dass einzelne Betriebe das wirtschaftliche Risiko allein tragen müssen. In der Beratung müssen sich neueste wissenschaftliche Erkenntnisse widerspiegeln oder der Erfahrungsaustausch zwischen Praktikern ermöglicht werden. Und das duale Ausbildungssystem – für mich das beste der Welt – schafft kompetente Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter, die den Herausforderungen der Zukunft gewachsen sind, sowie auch gut ausgebildete Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.
Hinzu kommen die Herausforderungen der Digitalisierung, die zunächst häufig mit Mehraufwand und zusätzlichen Kosten verbunden ist.
Auch hier spielt die Kammer mit ihren verschiedenen Standorten und ihrer umfangreichen Erfahrung in Bereichen wie Pflanzenbau, Pflanzenschutz, Tierhaltung und vielen weiteren Themen eine wichtige Rolle und ist Ansprechpartner.
Ich möchte den Landwirtinnen und Landwirten signalisieren: Es ist Ihre Kammer. Sie können und sollen sie mitgestalten, fordern und fördern. Ich persönlich möchte allen die Hand reichen und das Gespräch anbieten, um die Kammer gemeinsam bestmöglich weiterzuentwickeln.
Beruflicher Werdegang
• Stephanie Wetekam hatte zuletzt die kommissarische Leitung des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen, Kassel.
• Davor war sie Leiterin der Abteilung Bildung des Landesbetriebs von Dezember 2023 bis Juli 2024 sowie von Januar 2010 bis Dezember 2023 Geschäftsführerin der Wetekam Energie GmbH und Co. KG, Diemelsee. Zudem war sie von April bis Dezember 2023 Agrarreferentin im Kreisbauernverband Kassel und davor von Januar 2020 bis Juni 2022 Referentin für Öffentlichkeitsarbeit und Verbandskommunikation beim Hessischen Bauernverband, Friedrichsdorf.
• Geschäftsführerin Kreisbauernverband Waldeck e. V., Korbach: Oktober 2013-Juli 2022
• Geschäftsführerin Hessischer Waldbesitzerverband, Kreisgruppe Waldeck-Frankenberg, Korbach: Oktober 2013-Juli 2022
• Geschäftsführerin Verband der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer Waldeck e. V. (VJE), Korbach: Oktober 2013-Juli 2022
• Leiterin des Fachgebiets Beratung Nutztierhaltung und -fütterung, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, Kassel: 2008-2013
• Beraterin Nutztierhaltung und -fütterung, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, Gelnhausen, Friedberg, Kassel und Eschwege: 2005-2013
Ausbildung:
• Studium der Berufs- und Arbeitspädagogik, Justus-Liebig-Universität, Gießen, Abschluss 1. Staatsexamen: 2006-2007
• Studium der Agrarwissenschaften, Georg-August-Universität, Göttingen, Abschluss M.Sc. agr., Schwerpunkt Nutztierwissenschaften: 2001-2005
• Ausbildung zur Fachangestellten in steuer- und wirtschaftsberatenden Berufen, Steuerberatungsbüro Geist, Birstein: 1997-1999
Es gibt Geschehnisse, die die Anfälligkeiten hiesiger Rechtsprechung und die Wohlstandsdebatten eines Industrielandes wie unter einem Brennglas zur Schau stellen. So verhält es sich auch im Fall des Goldschakals auf Sylt, der seit Wochen der Gesellschaft den Spiegel vorhält und Ministerien, Gerichte und Verwaltungen im Land in Zugzwang bringt. Das Gezerre um Abschuss oder Nichtabschuss hat sich inzwischen zu einem grotesken Schauspiel zweifelhafter Art entwickelt. Doch von vorn: Ein Goldschakal, ein nach Anhang V der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie gelistetes und nach Bundesartenschutzverordnung sowie Bundesnaturschutzgesetz besonders geschütztes Tier, hat im Mai auf der Nordseeinsel Sylt um die 80 Schafe gerissen. Dafür muss er sich nun vor Gericht verantworten.
Unter Verweis auf die Insellage Sylts teilte das Kieler Umweltministerium mit, eine „dauerhafte Anwesenheit des Goldschakals“ werde „absehbar zu großen Schäden in der Schafhaltung führen, die insbesondere für den Küstenschutz und die Deichsicherheit bedeutsam ist. Außerdem schwächt der Goldschakal den Schutz von Bodenbrütern.“ Zügig wurde eine Ausnahmegenehmigung zur Entnahme durch das Landesamt für Umwelt erteilt – nicht ohne die hiesigen Naturschutzverbände angehört zu haben. Die Genehmigung trat kurz darauf in Kraft – doch wer glaubte, von nun an würden die Dinge zweckmäßig und rechtssicher voranschreiten und dem wilden Treiben des Goldschakals ein offiziell abgesegnetes Ende bereitet werden können, der wurde eines Besseren belehrt.
Der Eilantrag gegen die Ausnahmegenehmigung durch eine Tierschutzinitiative aus Rheinland-Pfalz ließ nicht lange auf sich warten. Fortan hieß es für die ortsansässigen Jäger, dass sie ihre Finger am Abzug vorerst würden gerade lassen müssen. Das Verwaltungsgericht in Schleswig untersagte den Abschuss. Nachdem die Jagd auf den unliebsamen Inselbewohner dann wieder gestattet worden war, sorgte eine abermalige Beschwerde der Initiative aus fernen Landen für einen erneuten Stopp. Nun war das Oberverwaltungsgericht an der Reihe, um über die Rechtmäßigkeit einer Entnahme zu entscheiden.
Ob ein Besuch der Insel und bei den betroffenen Schafhaltern der klagenden Tierschutzinitiative die Augen geöffnet hätte? Der Schutz eines exklusiven Goldschakals ist offenbar, wie beim Wolf, für einige mehr wert als die Unversehrtheit Hunderter Schafe und Bodenbrüter. Ob es der Initiative bei dieser Form des falsch verstandenen Tierschutzes wirklich um das Wohlergehen des Goldschakals geht, kann bezweifelt werden. Vielmehr dürfte der Rechtsweg Ausdruck von ideologischem Aktionismus und einer Form der Blockadehaltung sein, die auch in anderen Bereichen immer ungenierter um sich greift und die bei vielen Bürgern zunehmendes Unverständnis hervorruft. Eine derart offene Flanke in der Rechtsprechung wird jedoch auch künftig zu Widersprüchen von Vereinigungen mit dem gezeigten Selbstverständnis einladen. Während sonst der Föderalismus landesinterne Angelegenheiten vor Einflussnahmen von außen schützt, sind das Land und nicht zuletzt die Schafhalter an dieser Stelle ausgeliefert. Dass eine solche Einmischung von außen überhaupt möglich ist, offenbart eine Schwäche der Gesetzgebung, die für derartige Fälle ganz offensichtlich angepasst werden muss.
So bleibt die Hoffnung, dass sich künftig nicht noch ein Artgenosse des Goldschakals auf die Insel verirrt – nicht nur um den dortigen Schafen und Bodenbrütern, sondern auch allen Beteiligten auf zwei Beinen die Wiederholung einer derartigen Posse zu ersparen.
Der Startschuss für die Bereisung der Gemeinden im Rahmen des Landeswettbewerbs Unser Dorf hat Zukunft fiel am 20. Juni in Flintbek bei Kiel. Bereits in den frühen Morgenstunden traf sich die Jury zur Abfahrt. Mit dabei war auch Sören Schatt, Vorstandsmitglied des Landjugendverbandes Schleswig-Holstein, der als Vertreter des Verbandes den ersten Veranstaltungstag begleitete. Neben anderen Organisationen und Verbänden ist auch der Landjugendverband Teil der Jury.
Organisiert wird die Veranstaltung von der Akademie für die Ländlichen Räume Schleswig-Holsteins. Der Wettbewerb ist die Vorstufe zum gleichnamigen Bundeswettbewerb und richtet sich an Gemeinden und Ortsteile mit bis zu 3.000 Einwohnern. Bewertet werden unter anderem die nachhaltige Entwicklung, der soziale Zusammenhalt sowie das kulturelle und wirtschaftliche Leben vor Ort. Die siegreiche Gemeinde auf Landesebene qualifiziert sich automatisch für den Bundesentscheid – eine große Ehre und eine Möglichkeit, sich über die Landesgrenzen hinaus zu präsentieren.
Insgesamt vier Dörfer wurden am ersten Tag besucht. Jedes hatte zwei Stunden Zeit, um sich von seiner besten Seite zu zeigen – in völliger Freiheit bei der Gestaltung des Programms. Entstanden ist ein facettenreiches Bild vom ländlichen Raum in Schleswig-Holstein, geprägt von Eigeninitiative, Kreativität und viel Herzblut.
Lebendiger Zusammenhalt
Den Auftakt bildete das Dorf Osterby im Kreis Rendsburg-Eckernförde, das die Jury mit einer Mischung aus unternehmerischem Geist und starkem Gemeinschaftssinn empfing. Vorgestellt wurden unter anderem innovative Kleinbetriebe wie der Kaffeewagen und die Malerin, die das wirtschaftliche Leben im Ort mitgestalten.
Der Wettbewerb richtet sich an Gemeinden und Ortsteile mit bis zu 3.000 Einwohnern. Foto: Sören Schatt
Eine Planwagenfahrt führte durch das Dorf bis zum Dorfgemeinschaftshaus, wo die Arbeitsgruppen ihre aktuellen Projekte präsentierten. Der letzte Halt der Führung fand im Auetal statt, in dem die örtlichen Vereine ihre Aktivitäten und Angebote vorstellten – ein eindrucksvoller Beweis für den lebendigen Zusammenhalt im Dorf.
Weiter ging es mit dem Bus nach Erfde, Kreis Schleswig-Flensburg, wo der Tag mit einem Besuch der Klimafarm begann – ein Projekt, das Methoden zur nachhaltigen Bewirtschaftung von Moorböden entwickelt und erprobt. Anschließend erkundete die Jury auch hier das Dorf per Planwagen. Im Mittelpunkt standen Themen wie Wohnungsbau, Schul- und Kitaversorgung sowie das örtliche Schwimmbad.
Den Abschluss in Erfde bildete eine Bootsfahrt auf der nahe gelegenen Eider. Vom Wasser aus ließ sich nicht nur die landschaftliche Schönheit der Region genießen – es wurde auch deutlich, wie sehr die Gemeinde mit ihrer natürlichen Umgebung verbunden ist.
Bildung und Soziales
Dritte Station des Tages war das Dorf Lunden im Kreis Dithmarschen. Hier erfolgte die Erkundung zu Fuß. Der Rundgang begann auf dem traditionsreichen Geschlechterfriedhof, einer Begräbnisstätte alter Dithmarscher Bauerngeschlechter, dessen Bedeutung in der großen Zahl erhalten gebliebener Grabplatten und gemauerter Grabkeller liegt, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen. Nach der örtlichen Kirche besuchte die Jury das NaTour-Centrum, eine Einrichtung für Umweltbildung, die sich zu einem lokalen Leuchtturmprojekt entwickelt hat. Auch sportliche und soziale Aspekte kamen nicht zu kurz: Freibad und Tennisplätze zeugten von einem vielfältigen Freizeitangebot, das das Gemeindeleben bereichert.
Ein von Eigeninitiative, Herzblut und Kreativität geprägtes Bild des ländlichen Raumes bot sich der Jury. Foto: Sören Schatt
Den Abschluss des ersten Bereisungstages bildete die längste Etappe nach Klixbüll in Nordfriesland. Dort begann der Besuch auf dem DörpsCampus, einem modernen Gemeindezentrum mit neuen Gebäuden für Kita, Schule und Sportangebote. Die Gemeinde setzte bei ihrer Präsentation auf ein breites Spektrum an Themen – von Bildung über Infrastruktur bis hin zur Energieversorgung. Während der anschließenden Busfahrt durch das Dorf wurden zahlreiche Projekte im Bereich Erneuerbare Energien vorgestellt. Besonders bemerkenswert: Das örtliche Freibad wird unter anderem mit Biogas beheizt – ein Beispiel für die innovative Nutzung lokaler Ressourcen.
Vielversprechender Auftakt
Nach einem intensiven und vielseitigen Tag kehrte die Jury mit zahlreichen Eindrücken zurück nach Flintbek. Sören Schatt zog ein positives Fazit: Die Dörfer hätten gezeigt, wie viel Potenzial im ländlichen Raum stecke – sowohl in Hinblick auf soziale Strukturen als auch auf Zukunftsthemen wie Energie, Bildung und Nachhaltigkeit.
Der erste Tag der Bereisung machte deutlich: Wer sich am Wettbewerb Unser Dorf hat Zukunft beteiligt, hat bereits gewonnen – durch die Selbstreflexion, den Austausch und die Sichtbarmachung der eigenen Stärken. Zwei weitere Bereisungstage stehen noch an. Auch an diesen wird Sören Schatt als Mitglied der Jury die teilnehmenden Dörfer besichtigen und deren Entwicklungen in den Blick nehmen.
Großer Andrang beim Vortrag zur Künstlichen Intelligenz (KI): Der KreisLandFrauenverband Nordfriesland lud in Kooperation mit den Gleichstellungsbeauftragten des Kreises Nordfriesland und der evangelischen Frauenarbeit zu einem spannenden Vortrag über KI in die Koogshalle in Reußenköge ein.
Die Referentin des Abends: Prof. Dr. Doris Weßels, Wirtschaftsinformatikerin und Hochschulprofessorin. Mit großer Leichtigkeit, viel Fachwissen und einer ordentlichen Portion Humor führte sie durch den Abend. Zunächst gab es für die LandFrauen einen verständlichen Überblick über die Grundlagen der Künstlichen Intelligenz.
Digitaler Wandel
Bemerkenswert: Bereits 67 % der Deutschen nutzen heute gelegentlich KI-gestützte Anwendungen, Tendenz steigend. Die Werkzeuge werden immer leistungsfähiger und durchdringen nahezu alle Lebensbereiche. Ein wichtiger Punkt des Vortrags: KI-Systeme wie Chatbots wirken zwar oft empathisch, imitieren aber lediglich menschliches Verhalten. Sie verstehen nicht, was richtig oder falsch ist, sondern berechnen Wahrscheinlichkeiten. Deshalb gilt: Informationen aus KI-Quellen immer kritisch hinterfragen – zur Recherche sind sie nur bedingt geeignet. KI nutzt eine Vielzahl an Tools und Technologien. Prof. Weßels zeigte verschiedene Anwendungen, unter anderem mit Suno.com erstellte sie ein Lied über die LandFrauen. Auf dieser Plattform lassen sich in wenigen Minuten komplette Songs generieren – „Roland Kaiser würde vor Neid erblassen“, scherzte Weßels.
Wissen, was kommt
Die Anwendungsmöglichkeiten sind nahezu grenzenlos, doch der Fortschritt birgt auch Herausforderungen: Besonders in kreativen Berufen sind viele Arbeitsplätze bedroht. Und auch im Bildungswesen fehlen klare Richtlinien: Was dürfen Studierende mit KI machen – und was nicht? Ein eindrucksvoller Ausblick galt der nahen Zukunft: Mit KI-unterstützten Brillen sollen Informationen künftig direkt im Sichtfeld eingeblendet werden – Interaktionen mit digitalen Objekten könnten so Teil des Alltags werden. Humanoide Roboter übernehmen zunehmend körperlich anstrengende oder gefährliche Tätigkeiten – von der Pflege bis zur Industrie. Gleichzeitig warnte Prof. Weßels vor der Gefahr sozialer Isolation: „Introvertierte Menschen könnten sich zunehmend in KI-Welten zurückziehen – KI statt Tinder.“
Clever vernetzt
Interessant war auch der Blick auf die Nutzergruppen: Hauptsächlich sind es gebildete Männer im Alter von 35 bis 49 Jahren, die KI nutzen – häufig heimlich, um sich einen zeitlichen oder beruflichen Vorteil zu verschaffen. Denn eines steht fest: KI ist ein echter Effizienz-Booster. Zum Abschluss rief Prof. Weßels die Teilnehmerinnen auf, sich selbst mit KI auseinanderzusetzen: „Ausprobieren, wagen und eine eigene Meinung bilden!“
Geld im Griff – Verein im Plus
Das Kassenführerinnen-Seminar des Landesverbandes kommt an
LandFrauenpräsidentin Claudia Jürgensen bedankte sich bei Steuerberaterin Katrin Gaude (r.) für die wertvollen Informationen und Praxistipps „Rund ums Geld“.
Praxistipps, Klarheit und Sicherheit rund ums Finanzwesen im Ehrenamt gab es für 29 engagierte Frauen im Seminar „Rund ums Geld“ in Kiel-Kronshagen. Von erfahrenen Kassenführerinnen über Vorsitzende ohne aktive Kassenführung bis hin zu Neulingen, die unerwartet in das Amt gerutscht sind – eine bunte Mischung aus LandFrauen nahm an diesem praxisorientierten Seminartag teil.
Claudia Jürgensen eröffnete die Veranstaltung mit einer herzlichen Begrüßung und dankte den Teilnehmerinnen für ihre Bereitschaft, verantwortungsvolle Positionen in den Ortsvereinen zu übernehmen. Anschließend führte Katrin Gaude, Steuerberaterin und Partnerin der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Jander + Partner, in die Aufgaben, Funktionen und Verantwortlichkeiten von Kassenwartinnen ein. Anschaulich und verständlich erläuterte sie die Kunst der Buchführung und betonte die Bedeutung der Digitalisierung. Im zweiten Block widmete sie sich steuerrechtlichen Aspekten und behandelte Unterschiede zwischen gemeinnützigen und nicht gemeinnützigen Vereinen, Umsatzsteuerpflicht, Umgang mit Spenden, geldwerten Vorteilen und E-Rechnungen praxisnah.
Am Nachmittag zeigte Christiane Langholz aus der Geschäftsstelle des LandFrauenverbandes auf, wie die Zusammenarbeit mit dem Landesverband, beispielsweise bei Förderanträgen und Formularen, effizient gestaltet werden kann. IT-LandFrau Inke Studt-Jürs stellte den „Vereinsprofi“ vor, ein Programm zur ordnungsgemäßen Buchführung und Reduktion des Verwaltungsaufwands. Alles in allem erweiterten die Frauen durch praxisorientierte Inhalte und den Austausch untereinander ihr Wissen und gingen gestärkt in ihre ehrenamtliche Tätigkeit. Das Seminar verdeutlichte einmal mehr, wie wichtig Weiterbildung und Vernetzung für die erfolgreiche Arbeit in den LandFrauenvereinen sind.
Anfang April 2025 gaben die beiden Meiereiriesen Arla Foods und DMK Group bekannt, nach einer Fusion die größte Meiereigenossenschaft Europas beziehungsweise die neue Nummer vier der weltgrößten Meiereikonzerne bilden zu wollen. Der Zusammenschluss würde europaweit die Milchproduktion von mehr als 12.000 Landwirte vereinigen. Die dänisch-schwedische Meiereigenossenschaft Arla Foods hat zuletzt mit einer Milchmenge von 13,7 Mrd. kg einen Umsatz von 13,8 Mrd. € erwirtschaftet. Die DMK Group brachte es als größte deutsche Meierei auf eine Milchmenge von 5,3 Mrd. kg und einen Umsatz von 5,1 Mrd. €. Ziel ist es, die gemeinsame Genossenschaft Arla zu bilden, deren Umsatz bei 19 Mrd. € liegen würde. Der Hauptsitz soll in Viba bei Aarhus/Dänemark bleiben.
Arla: Weltweit erfolgreich
Arla Foods ist schon stark in Deutschland vertreten, es wurden 2023 ein Umsatz von 1,7 Mrd. € erzielt und 1.663 Mrd. kg Milch verarbeitet. Seit 2011 wurde die Hansa-Milch Mecklenburg-Holstein in Upahl eingegliedert, 2012 die Milch-Union Hocheifel eG in Pronsdorf. Damit rangiert die Arla Foods GmbH in Deutschland auf dem fünften Platz. Auch sind etwa 1.500 deutsche Landwirte bereits genossenschaftliche Mitglieder von Arla Foods. Die Produkte von Arla werden in 146 Ländern vertrieben, wobei Dänemark, Schweden, Finnland, Großbritannien, Deutschland und die Niederlande als Kernmärkte des Unternehmens gelten.
DMK: Verlust von Milchmenge
Das Deutsche Milchkontor DMK entstand 2011 aus der Fusion der damals größten deutschen Milchverarbeiter Nordmilch AG und Humana Milchindustrie GmbH, die gemeinsam etwa 6,7 Mrd. kg Milch verarbeiteten. Heute sind etwa 4.600 Landwirte Genossenschaftsmitglieder. Beide Unternehmen hatten schon zuvor zahlreiche kleinere Meiereien integriert. Doch viele Landwirte haben diese Fusion nicht positiv in Erinnerung. Denn das DMK konnte, abgesehen von einzelnen Jahren, nicht mit überdurchschnittlichen Milchpreisen punkten. In den vergangenen Jahren kündigten dann auch langjährige Lieferanten, 2023 verlor das DMK 700 Mio. kg Milch, etwa 10 % der Milchmenge. Dies führte in den vergangenen Monaten zu Kapazitätsanpassungen: der Aufgabe von Dargun, der Stilllegung einer Produktionslinie in der größten Käserei in Edewecht sowie der Aufgabe der Sprühtrocknung in Hohenwestedt. Das DMK hat zwei Standorte in Schleswig-Holstein: Nordhackstedt, wo 60.000 t Käse (Mozzarella und Gouda-Typen) jährlich hergestellt werden, und Hohenwestedt, wo Hüttenkäse produziert wird. In Nordhackstedt produziert die ArNoCo (Joint Venture von Arla Foods und DMK) Laktosepulver für das globale Geschäft von Arla und Molkenproteinkonzentrat aus der Molke der DMK-Käserei.
Vertreter stimmen Fusion zu
Die Vertreterversammlungen von Arla und der DMK hätten am 18. Juni dem Zusammenschluss mit einer klaren Mehrheit zugestimmt, wie beide gemeinsam bekannt gaben. Vor dem für Anfang 2026 geplanten Abschluss der Fusion steht jetzt „nur“ noch die Zustimmung vom Kartellamt aus, die für Ende 2025 erwartet wird. Marktbeobachter meinen, dass es sich angesichts der jeweiligen Größenordnungen eher um eine Übernahme als um eine Fusion handele. Dies wird von Ingo Müller, dem Chef von DMK, anders gesehen, da „unsere Genossenschaften ideale Partner sind“. Er sagt auch: „Wir sind Partner in diesem Prozess, der eine Win-win-Situation für beide Seiten eröffnet.“
Arla Food ist ein bereits heute weltweit erfolgreich operierender Konzern. Angesichts der aktuellen instabilen weltpolitischen Situation und ihrer handelspolitischen Konsequenzen ist es sinnvoll und wohl auch nötig für das DMK, sich einem derartigen Akteur anzuschließen, der Erfahrung hat, weltweit neue Absatzmärkte und -kanäle zu erschließen.
100 Tage nach der Bundestagswahl gaben der SPD-Fraktionsvorsitzende Dr. Matthias Miersch und Steffen Bilger, Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion, auf dem Deutschen Bauerntag in Berlin eine Standortbestimmung zur schwarz-roten Regierungskoalition.
Miersch betonte, dass die Ergebnisse der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) und der Borchert-Kommission weiterhin als Richtschnur dienen könnten. Mit Blick auf den Bürokratieabbau „müssen wir feststellen, wo wir überreguliert haben“. Klar sei für den SPD-Fraktionsvorsitzenden, dass ein landwirtschaftlicher Betrieb keine mehrfache Datenabgabe machen sollte, nur weil die öffentliche Hand nicht in der Lage sei, diese Daten vernünftig zu teilen. „Einmal Daten abgeben muss reichen“, so Miersch.
Verlässlich finanzieren
1,5 Mrd. € stehen jährlich für den Umbau der Tierhaltung im Haushalt zur Verfügung. „Ich glaube, wir sind auf einem guten Weg“, sagte Miersch. Verlässliche Finanzierungquellen seien wichtig, auch neben den 1,5 Mrd. €. Zur Ehrlichkeit gehöre aber auch, dass ein Parlament nur für vier Jahre gewählt werde und sich die Positionen in zukünftigen Konstellationen auch ändern könnten.
Dr. Matthias Miersch
Die Streichung der Agrardiesel-Rückvergütung durch die Ampel-Koalition hält Miersch nach wie vor für richtig. Aber die Rückabwicklung sei Ergebnis der Koalitionsverhandlungen. Dies sei ein Kompromiss, obwohl ihm Ökonomen sagten, dass pauschale Steuersenkungen nicht unbedingt zu mehr Investitionen führten. Miersch erklärte: „Der Investitionsbooster erscheint mir hier wirkungsvoller.“
Der SPD-Fraktionschef versprach, sich für mehr Planungssicherheit einzusetzen, nicht nur für landwirtschaftliche Unternehmen. Er stellte fest: „Wir haben teilweise einen Genehmigungsdschungel und brauchen bessere Abtimmungen mit den Kommunen und Bundesländern, um zusammen an Vereinfachungen zu arbeiten.“ Er gestand zu, dass der Koalitionsvertrag an vielen Stellen nicht über eine Absichtserklärung hinausgehe, aber er trage den Geist, dass sich wirklich etwas ändern solle, damit das Leben für alle einfacher werde. Er bat die Delegierten um Vertrauensvorschuss.
Bezüglich der Mindestlohn-Diskussion vertraut Miersch auf die Entscheidung der Mindestlohn-Kommission. Die SPD glaube, dass ein Mindestlohn in Höhe von 15 € möglich sei. „Eine Ausnahme wäre meines Erachtens aufgrund des Diskriminierungsverbots auch europarechtlich nicht möglich“, erklärte der Fraktionsvorsitzende. Er gehe davon aus, dass ein Großteil der Betriebe dazu in der Lage sei, die Empfehlung der Mindestlohnkommission umzusetzen, auch wenn es auf 15 € hinauslaufe.
Vertrauen und Strafen
Bilger bezeichnete es als erschütternd, wenn ihm Landwirte schrieben, dass sie bei einem Mindestlohn in Höhe von 15 € ihren Betrieb dichtmachen müssten. „Ich gehe mit meinen Kindern gern auf den Erdbeerhof“, so der Fraktions-Geschäftsführer. Die Zahl der Erbeerhöfe aber schrumpfe. Das sei auch Folge von Politik. Mit einem Selbstversorgungsgrad bei Obst und Gemüse von 20 % stehe Deutschland nicht besonders gut da. Bilger betonte: „Wir müssen daher die Rahmenbedingungen so gestalten, dass regionaler Anbau möglich ist.“ Die Union halte es für sinnvoll, eine Ausnahme vom Mindestlohn für Saisonarbeitskräfte zu machen, wie es Landwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) derzeit prüfe.
Steffen Bilger
Grundsätzlich stellte Bilger „zu viel Spaltung in unserem Land“ fest. Die Bauernproteste im vorvergangenen Winter seien ein Symptom dessen gewesen. Die Wegnahme der Agrardiesel-Rückvergütung habe damals nur das Fass zum Überlaufen gebracht. Um von Überbürokratisierung wegzukommen, könne es sinnvoll sein, den Bürgern und Unternehmen mehr Vertrauen zu schenken. Dafür könne es im Fall der Fälle harte Sanktionen geben, so Bilger.
Der Investitionsbooster sei nun ein erster guter Schritt für bessere Rahmenbedingungen. Die Union sehe laut Bilger auch gute Argumente für eine steuerfreie Risikoausgleichsrücklage. Er wolle sich für weitere Entlastungen einsetzen.
„In der Ampel-Koalition hatte ich den Eindruck, dass die Agrarpolitik aus dem Umweltministerium gesteuert wurde“, beschrieb der Geschäftsführer. Jetzt habe er das Gefühl, dass es besser passe. Umweltminister Carsten Schneider (SPD) bescheinigte er pragmatische Ansätze bei agrarpolitischen Themen.
Er zeigte sich froh, dass im Koalitionsvertrag festgeschrieben worden sei, dass EU-Vorgaben nur noch eins zu eins umzusetzen seien. „Die Realität in Deutschland sah zuletzt anders aus“, so Bilger. Aus seiner Sicht wehe auch in Brüssel „frischer Wind“. Explizit lobte er den neuen Agrarkommissar Christophe Hansen. Allerdings stehe das Budget der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) unter Druck. Bilger unterstrich: „Wir haben gute Erfahrungen mit der GAP gemacht. Diesen Topf sollten wir nicht für andere Politikbereiche anzapfen.“