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Hauptversammlung der Landwirtschaftskammer

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Mit deutlichen Signalen für Stabilität und Zukunftsorientierung hat die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein (LKSH) am 4. Dezember ihre Hauptversammlung in Rendsburg abgehalten.

Präsidentin Ute Volquardsen begrüßte Delegierte sowie Gäste aus Politik, Verwaltung, Berufsstand und Organisationen. Gleich zu Beginn überbrachte sie eine zentrale Botschaft: Die Zielvereinbarung mit dem Land sieht keine weiteren Kürzungen vor. Damit verfügt die Kammer für die kommenden Jahre über die notwendige Planungssicherheit, um Beratung, Bildung und Versuchswesen verlässlich fortzuführen – ein wesentlicher Stabilitätsfaktor für die landwirtschaftlichen Betriebe im Land.

Erstmals wurde im Rahmen der Hauptversammlung der Ausbildungsbetrieb des Jahres ausgezeichnet. Die Wahl fiel auf den Betrieb von Kai und Annika Doose in Gönnebek. Der Betrieb überzeugt durch hohe Ausbildungsqualität, vielfältige Einblicke und eine verlässliche Betreuung. Mehr dazu findet sich in der Weihnachtsausgabe. Foto: Dr. Laura Maxi Stange

Die Finanzen der Kammer sind derzeit solide und die Abstimmungen zu Umlage, Gebühren und Haushalt erfolgten allesamt einstimmig. Die Hauptversammlung zeigte eine Kammer, die trotz anspruchsvoller Rahmenbedingungen strategisch und finanziell stabil arbeitet, Modernisierungsschritte vorantreibt und sich klar zu ihrer Rolle als Partnerin der Landwirtschaft bekennt. Präsidentin Ute Volquardsen betonte, dass die LKSH auch 2026 intensiv daran arbeiten werde, Bürokratie abzubauen, Betriebe fachlich zu stärken und praxisnahe Lösungen in Beratung, Bildung und Versuchswesen bereitzustellen. Ein ausführlicher Bericht steht in der Folgeausgabe.

Otto Carstens, Staatssekretär für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz schätzt die LKSH als eine der tragenden Säulen der Agrar- und Ernährungswirtschaft. Er sieht sie Kammer als Partner der Betriebe und Brückenbauer zwischen Landwirtschaft, Gesellschaft und Politik. Die LKSH stehe für unabhängige Beratung und Praxisnähe. Die Kammer spielt eine Schlüsselrolle als zentraler Partner, sorgt dafür, dass das Wissen da ankommt, wo es gebraucht wird.
Foto: Dr. Laura Maxi Stange

Blick hinter die Kulissen eines Logistikzentrums

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Das Treffen des Agrarausschusses fand im November im Rewe-Logistikzentrum Henstedt-Ulzburg statt. Ziel des Besuchs war es, das Unternehmen und seine Strukturen besser kennenzulernen und zu verstehen, wie ein moderner Lebensmittelhandel regional und zuverlässig versorgt wird.

Zu Beginn erhielt der Agrarausschuss einen ausführlichen Einführungsvortrag. Dabei wurde deutlich, wie breit die Rewe Group aufgestellt ist. Zum Konzern gehören neben den Rewe-Supermärkten auch Penny, nahkauf, toom Baumarkt, ZooRoyal sowie die Fleischmarke Wilhelm Brandenburg. Deutschlandweit ist Rewe in mehrere Regionen gegliedert, die jeweils von einem eigenen Zentrallager versorgt werden. Für die Region Nord mit Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Niedersachsen und Teilen Nordrhein-Westfalens übernimmt Henstedt-Ulzburg eine zentrale Rolle. Der moderne Standort wurde 2022 fertiggestellt. Von hier aus werden täglich zahlreiche Märkte mit Waren beliefert. Diese logistische Aufgabe erfordert moderne Technik und exakt abgestimmte Prozesse.

Schwerpunkt Regionalität

Das Online-Geschäft ist inzwischen ein fester Bestandteil des Vertriebsmodells. Kundinnen und Kunden bestellen ihre Waren online und holen sie anschließend im Markt ab. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf Regionalität. Als regional gelten Produkte, die im Umkreis von 50 km um den jeweiligen Markt erzeugt werden. In Schleswig-Holstein arbeitet Rewe mit rund 150 regionalen Lieferanten zusammen, darunter Gemüsebaubetriebe, Meiereien sowie Fleisch- und Feinkostproduzenten.

Deutschlandweit existieren 681 Rewe-Märkte, davon 268 unter der Führung selbstständiger Kaufleute. Diese sind in der genossenschaftlichen Rewe-Struktur organisiert und verfügen dadurch über Mitspracherechte. Ein typischer Markt führt rund 15.000 verschiedene Artikel.

Enorme Größe und Automatisierung

Nach dem Vortrag besichtigte der Agrarausschuss das Logistikzentrum. Die Dimensionen beeindruckten sofort. Mit rund 234.000 m2 Lagerfläche und einer Gebäudebreite von 500 m zählt der Standort zu den größten in Norddeutschland. Das Lager ist in fünf Bereiche aufgeteilt: Frische, Tiefkühlkost, Obst und Gemüse, Fleisch und Trockenwaren. Viele Abläufe laufen teil- oder voll automatisiert.

In der Abteilung Tiefkühlkost werden Waren mithilfe elektrischer Mitfahrameisen zusammengestellt. Foto: Wiebke Wendt
Die Regale im Logistikzentrum haben eine Höhe von 30 m. Waren werden darin automatisch platziert. Foto: Wiebke Wendt
Mit einer Gebäudebreite von 500 m und einer Lagerfläche von 234.000 m2 zählt der Standort zu den größten Norddeutschlands. Foto: Wiebke Wendt


Besonders eindrucksvoll war das vollautomatische Trockenlager. Dort lagern Roboter und Fördertechnik die Waren selbstständig ein. Die Produkte werden in einem 30 m hohen Regal platziert. Das System kennt Maße und Gewicht jedes Artikels und ordnet zu, welche Waren häufiger und welche seltener ausgelagert werden. Bei einer Bestellung stellt es die Palette automatisch zusammen und nutzt den vorhandenen Platz optimal aus.

In Abteilungen wie der Tiefkühlkost werden die Bestellungen weiterhin von Mitarbeitenden kommissioniert. Hier herrscht reger Betrieb, da die Beschäftigten mit elektrischen Mitfahrameisen durch das Lager fahren und die Waren zügig zusammenstellen.

Der Besuch vermittelte anschaulich, wie komplex die Abläufe der täglichen Warenversorgung sind und welche Bedeutung automatisierten und auf Künstliche Intelligenz gestützten Prozessen zukommt. Für den Agrarausschuss ergaben sich zahlreiche neue Eindrücke und wertvolle Impulse für den weiteren Austausch. Auch die Teilnehmenden der Exkursion zeigten großes Interesse.

Die Plätze für die Besichtigung waren wie üblich schnell vergeben. Dies bestätigt den hohen Zuspruch und ist ein ermutigender Ausblick für die Planung weiterer Projekte im kommenden Jahr.

Erfolgreiche Feldtage zu Flugsaat

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Die Drohnensaat erlebt derzeit einen regelrechten Hype und zieht große Kreise. Doch in welchen Bereichen funktioniert sie tatsächlich – und an welchen Stellschrauben muss gedreht werden?

Auf den drei Feldtagen der Landwirtschaftskammer (LKSH) wurden erste Einblicke in das laufende EIP-Projekt „Flugsaat“ gegeben und die Ergebnisse des ersten Versuchsjahres vorgestellt.

Je nach Region standen unterschiedliche Schwerpunkte im Vordergrund. In der Ackerbauregion im Kreis Plön ging es vor allem um den Zwischenfruchtanbau. Die Drohnensaat zwei Wochen vor der Weizenernte wurde in Streifen der Aussaat per Striegel-Walzen-Kombination sowie dem klassischen Stoppelbruch mit anschließender Drillsaat gegenübergestellt. Auf einem weiteren Schlag wurde untersucht, wie stark die Wahl der Saatmischung den Erfolg der Flugsaat beeinflusst – verschiedene Mischungen wurden dazu per Drohne in Streifen ausgebracht.

Im Kreis Rendsburg-Eckernförde, einer von Futterbau und Energieerzeugung geprägten Region, lag der Fokus auf Untersaaten im Mais. Drei verschiedene Untersaat-/Zwischenfruchtmischungen wurden zu drei Terminen in den stehenden Maisbestand gestreut: zum Längenwachstum (9. Juli), zum Ende des Rispenschiebens (1. August) sowie zwei Wochen vor der Ernte (11. September). Ziel ist die Etablierung einer konkurrenzarmen Untersaat beziehungsweise die Anlage einer frühen Zwischenfrucht bei praxisüblichem Pflanzenschutz.

Auch im Kreis Pinneberg wurden Versuche sowohl im Getreide als auch im Mais angelegt. Im Winterroggen wurden verschiedene Zwischenfruchtmischungen zwei Wochen vor der Ernte per Drohne ausgebracht. Auf dem Silomaisschlag stand ein Vergleich der Drohnensaat zu zwei Zeitpunkten mit der Aussaat per Güllewagen im Fokus. Zudem wurde auf einer weiteren Fläche die Flugsaat ganzflächig durchgeführt, um Flächenleistung und Kosten zu erfassen.

Unterstützt wurden die Feldtage fachlich unter anderem durch die GWS Nord, die Saaten-Union, die Agrarberatung Südholstein und Ingus. Neben der Ergebnisdarstellung wurden Bodenanalysen durchgeführt, der Nutzen von Zwischenfrüchten und Untersaaten erläutert und die Herausforderungen im Anbau diskutiert.

Die Bandbreite der Ergebnisse des ersten Jahres könnte dabei kaum größer sein: von Musterbeständen bis hin zu Totalausfällen. Die LKSH informiert unabhängig über Erfolg und Misserfolg und benennt die wichtigsten Stellschrauben. Detaillierte Ergebnisse folgen in der ersten Ausgabe 2026 des Bauernblatts.

Pferdefamilientag in Neumünster

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Im Rahmen des Trakehner Hengstmarkts fand zum zweiten Mal ein Pferdefamilientag in den Holstenhallen statt. Gemeinsam mit den Veranstaltern der Messe Nordpferd waren viele Aussteller nach Neumünster gekommen und boten ein vorweihnachtliches Shopping-Erlebnis, eingerahmt von einem vielfältigen ­Programm.

„Wir hatten mehr Aussteller, schöne Stände und eine attraktive Shopping-Meile“, freute sich Birgit Wolf, Projektleiterin bei der veranstaltenden Messe & Marketing GmbH. Die Jüngsten hätten sich vor allem über das Ponyreiten, Hobby-Horsing, Pferdestreicheln und den Schmink-Clown gefreut.

Das Highlight am Sonntagnachmittag war das liebevoll inszenierte Pferde-Weihnachtsmärchen mit 60 Reitern und zahlreichen Statisten. Während die Kinder sich in den Märchenprinzen und die kleine Fee mit den leuchtenden Flügeln verliebten, staunten die Eltern über eine flotte Springquadrille, ein rasantes Kutschenbild und ein spektakuläres Gruppenbild. „Lichtgeschmückte Pferde und Kutschen, schöne Kostüme, funkelnde Tannenbäume und die stimmungsvolle Erzählung des Aschenputtel-Märchens rundeten die Show ab“, berichtete Wolf.

Sie und ihr Team sind sich sicher, dass die Veranstaltung gegenüber dem Vorjahr deutlich an Qualität zugelegt hat. „Für das kommende Jahr wünschen wir uns noch mehr Besucher, die sich daran erfreuen können“, sagte sie. Ergänzt wurde das Programm durch eine lehrreiche Praxisdemonstration des Vielseitigkeitsreiters Andreas Ostholt. Die auf Drei­sterneniveau erfolgreichen Schwestern Lea-Sophie und Melanie Klein zeigten einen Pas de deux.

Finale der Dressur

Sportlich wurde es auch im Finale des Kuschel Cups in Springen und Dressur. In der zurückliegenden Saison hatten die Junioren des Jahrgangs 2007 und jünger aus den Leistungsklassen vier und fünf aus Schleswig-Holstein und Hamburg an insgesamt fünf Stationen die Gelegenheit, sich für die Entscheidung in Neumünster zu qualifizieren.

Zuerst wurde das Viereck aufgebaut. In einer Dressurreiterprüfung der Klasse L setzte sich Jolina-Zoé Wolters vom Reit- und Fahrverein (RuFV) Wedel mit ihrer Oldenburger Fuchsstute WS Ramira durch. Die beiden hatten sich schon bei der ersten Etappe für den Start in Neumünster empfohlen. „Die Qualifikation für den Kuschel Cup war mein klares Saisonziel“, strahlte die 16-Jährige im Mai.

Im Dressurfinale setzten die Richter, Dr. Hans-Peter Karp und Gisela Gunia, das Paar mit der Note 8,6 an die Spitze. „Du hast einen sehr schönen Sitz und uns einen schwungvollen Ritt mit einem losgelassenen Pferd präsentiert, so wie wir uns das vorstellen“, lobte Karp. Für Wolters, die ihre Stute seit vier Jahren selbst ausbildet, war es der erste Start in den Holstenhallen. „Es war einfach unglaublich“, schwärmte sie.

Mit der silbernen Schleife (8,3) wurde Amy-Carlotta Reinfandt vom RuFV Höllnhof Schülp, Kreis Rendsburg-Eckernförde, mit Devil’s Coconut Dream ausgezeichnet. Dicht dahinter reihte sich Pauline Roskothen vom RuFV Großenwiehe, Kreis Schleswig-Flensburg, mit Daydream und der Wertnote 8,2 ein.

Finale im Springen

Alexander Kuschel und seine Ehefrau Katja Kuschel verfolgten alle Darbietungen mit großer Aufmerksamkeit. Der Initiator der Serie war nach dem Dressurauftakt glücklich: „Das war ein tolles Starterfeld für diese anspruchsvolle Aufgabe“, befand er.

Für die Springreiter stand als Finale eine Stilspringprüfung der Klasse L mit Stechen an. Im Umlauf des 20-köpfigen Teilnehmerfeldes ritt eine der Jüngsten an die Spitze: Pamina Caroline Bengtsson aus Itzehoe mit ihrem Holsteiner Wallach Chester. „Reiten lernt man nicht durch den Nachnamen. Reiten lernt man durch Talent, Gefühl für das Pferd und Parcoursintelligenz. Schöner konnte uns das hier heute nicht präsentiert werden“, lobte Christian Schacht die Vorstellung der elfjährigen Tochter des Olympiareiters Rolf-Göran Bengtsson und der erfolgreichen Reiterin Evi Bengtsson.

Mit der Note 8,5 stand Pamina im Ranking zunächst ganz oben, aber über den Gesamtsieg wurde im Stechen der besten acht entschieden. Und da brillierte der zwölfjährige Emil Meves vom RuFV Nutteln, Kreis Steinburg, mit seiner Holsteiner Stute Mevia. „Dieser erste Platz bedeutet mir sehr viel, schon allein aufgrund der Kulisse und des tollen Publikums“, sagte der glückliche Sieger. „Im vergangenen Jahr hatte ich im Finale einen Fehler. Jetzt wollte ich alles richtig machen, weil es auch das letzte Jahr ist, in dem ich hier starten kann.“

An zweiter Position rangierte Alena Prien vom RuFV Husberg und Umgebung, Kreis Plön, mit Lucky Leon (38,73) vor Henri Petruschke von der Turniergemeinschaft nach Maas mit seiner Stute Venezia (39,49).

Ohne ihre unermüdliche Unterstützung geht es nicht: Die Eltern der teilnehmenden Nachwuchsreiter wurden gesondert in die Bahn gebeten. Foto: RathmannVerlag/Malina Blunck

Zum Ende der Veranstaltung wurde es emotional. Moderator Christian Schacht bat die Eltern der teilnehmenden Jugendlichen in den Parcours, um ihnen die Wertschätzung entgegenzubringen, die sie für die Unterstützung des Sports ihrer Kinder verdienen. Alexander Kuschel war ebenfalls sichtlich gerührt und sagte: „Vielen Dank an alle, die zu diesem Erfolg beigetragen haben. Was den Fortbestand des Kuschel Cups anbelangt: Wenn die Bedingungen stimmen, habe ich sehr große Lust weiterzumachen.“ pm

Verkleidungskünstler Wilder Wein

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Wilder Wein ist von Mai bis Oktober ein wahres Schmuckstück im Garten. Seinen ganz großen Auftritt legt er mit leuchtend orangeroten Blättern im Herbst hin. Ob an der Pergola, Hauswand oder Mauer, ob mit weiß geaderten oder gelb-grünen Blättern oder gar ohne ­Haftscheiben – unter den variantenreichen Spielarten findet jeder seinen persönlichen Favoriten.

So wildromantisch kann nur der Wilde Mauerwein mit seinen hübschen Blättern das Mauerwerk umspielen. Foto: Karin Stern

Bei den verschiedenen Arten des Wilden Weins (Parthenocissus) handelt es sich um sogenannte Selbstklimmer. Als Klettersträucher halten sie sich mit speziellen Haftscheiben an Holzpfosten oder an Mauerwerk fest. Im Garten sind zwei sommergrüne Arten weit verbreitet: Der fünflappige Wilde Mauerwein (Parthenocissus quinquefolia) und die Dreispitzige Jungfernrebe (Parthenocissus tricuspidata). Beide Arten überbieten sich im Herbst gegenseitig mit der schönsten Laubfärbung. Auch an Wuchsfreude stehen sie einander nicht nach. Die Unterschiede liegen eher im Detail. Die Blätter von Parthenocissus quinquefolia, des Wilden Mauerweins, bestehen aus fünf Einzelblättern. Diese Art bildet mit reich verzweigten Trieben dichte, weit überhängende Laubvorhänge. Besonders zuverlässig klettert die Sorte ‚Engelmannii‘ mit einer Wuchsgeschwindigkeit von bis zu 100 cm pro Jahr. Im Laufe der Zeit kann die Kletterpflanze zwischen 15 und 20 m hoch werden. Mit einem regelmäßigen Schnitt lässt sich hier jedoch problemlos Einhalt gebieten. Wer mit Wildem Mauerwein Fassaden begrünt, muss regelmäßig Fenster und Dachrinnen frei halten. Auch bei der Begrünung von Zäunen oder Spalieren ist der Griff zur Heckenschere ein- bis zweimal pro Jahr sinnvoll.

Die dunklen Beeren des Wilden Mauerweins locken so manchen Vogel an. Foto: Karin Stern

Parthenocissus tricuspidata, die Dreispitzige Jungfernrebe, erklimmt selbst glatte Betonwände problemlos. Ihre Haftscheiben kleben sich förmlich an jedem Untergrund fest. Dieses Art bildet deutlich größere Blätter aus, die mit ihren markanten drei Spitzen ins Auge fallen. Ältere Blätter können bis zu 15 cm lang und breit werden. Die Sorte ‚Veitchii‘ wird ist ein Klassiker für die Fassadenbegrünung. Ihr Laubaustrieb zeigt eine hübsche bronzerote Färbung, die dann ins Grüne übergeht. Auch diese Art ist mit ihrem rasanten Jahreszuwachs eine Kandidatin für die Kategorie „Eroberer“.

Aufgrund ihrer Wuchskraft sollten beide Arten mit Bedacht verwendet werden. Man sollte Parthenocissus nur dann an eine Hauswand pflanzen, wenn er dort auf Dauer bleiben darf und die Schnittarbeit geleistet werden kann. Alternative Standorte, an der Sichtschutzwand, Gartenmauer oder Pergola, verwandelt die Kletterpflanze im Laufe des Jahres in ein einzigartiges Kunstwerk. Im Frühjahr leuchten die Blätter, im Sommer locken die unscheinbaren weißgrünen Blüten scharenweise Bienen an. Wenn sie im August zu Boden rieseln, erscheinen die zunächst grünen Beeren, die sich bis zum Herbst dunkelblau färben. Sie werden von Vögeln sehr geschätzt. Und im Herbst färben sich die Blätter zunächst orange und nehmen dann einen tiefes Rot an.

Große Blätter an langen Stielen sind typisch für die Dreispitzige Jungfernrebe (Parthenocissus tricuspidata). Foto: Karin Stern
Inmitten der grünen Blätterwand der Dreispitzigen Jungfernrebe leuchten die Blüten einer Clematis. Foto: Karin Stern

Problem Haftscheiben – es geht auch ohne

Die Dreispitzige Jungfernrebe bildet noch mehr Haftscheiben aus als der fünflappige Wilde Mauerwein. Die Haftscheiben sind tatsächlich kaum von der Fassade zu lösen. Kleiner Trost: Im Gegensatz zu Efeu kann die Dreispitzige Jungfernrebe ihre Haftscheiben wenigstens nicht in Wurzeln umwandeln und damit im schlimmsten Fall Putzfassaden aufsprengen. Wer die Haftscheiben von Mauerwerk entfernen möchte, muss sie mit der Drahtbürste abschaben beziehungsweise abflammen und anschließend neu streichen. Haftscheiben auf Holz lassen sich gut abschleifen, anschließend ist ebenfalls ein neuer Anstrich fällig.
Eine Alternative zur Haftscheiben bildenden Verwandtschaft bietet Parthenocissus inserta, die Gewöhnliche Jungfernrebe. Diese Art sieht dem fünflappigen Wilden Wein zum Verwechseln ähnlich. Sie klettert bis in eine Höhe von 8 m, indem sie sich mit ihren Ranken an Klettergerüsten festhält. Die Haftscheiben fehlen ganz oder sind nur schwach ausgebildet (Ausnahme: sehr schattige Standorte).

Besondere Varianten des Wilden Weins (Auswahl):

Parthenocissus henryana: Sie wird oft als Chinesische Jungfernrebe angeboten. Kletterpflanze mit prächtiger Herbstfärbung, wächst 5 m hoch mithilfe von Haftscheiben, keine Kletterhilfe notwendig. Handförmige Blätter, bestehend aus fünf Teilblättern mit auffälligen silbrigen Blattadern, die sehr edel wirken

Parthenocissus tricuspidata ‚Fenway Park‘: Dies ist eine nur selten angebotene Mutation mit gelbgrünem, dreispitzigem Blatt, das bis zur Herbstfärbung diese auffällige Farbe behält. Langsamer Wuchs, nach zehn Jahren etwa 2 bis 3 m hoch, vollkommen winterhart

Parthenocissus tricuspidata ‚Minutifolia‘: Sie zeichnet sich durch besonders kleine, dreispitzige Blätter aus, die im Herbst eine rote Färbung annehmen. Höhe nach zehn Jahren zirka 5 m

Parthenocissus quinquefolia ‚Star Showers‘: Diese Sorte besticht mit einem weißbunt gesprenkeltem Blatt. Wuchshöhe nach zehn Jahren zirka 3 m

Ab Juli treibt Parthenocissus noch einmal richtig aus. Foto: Karin Stern
Die Haftscheiben von Parthenocissus tricuspidata sind nur mit viel Aufwand wieder zu entfernen. Foto: Karin Stern
Wilder Mauerwein verwandelt die Pergola in ein Kunstwerk. Foto: Karin Stern
Die Dachrinnen sollten unbedingt frei von Bewuchs gehalten werden. Foto: Karin Stern


„Waffengleichheit“ für Erzeuger herstellen

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In der Europäischen Kommission scheint sich die grundsätzliche Skepsis gegenüber sogenannten Spiegelklauseln etwas abzuschwächen. Die Brüsseler Behörde hat eine Folgenabschätzung in Auftrag gegeben und lässt untersuchen, wie die europäischen Produktionsstandards im Pflanzenschutz besser in Einklang mit den Vorgaben für importierte Produkte gebracht werden können.

Ziel soll es sein, die wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Auswirkungen zu beleuchten. Insbesondere soll es um die Folgen für die Handelsströme, die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Landwirte und die Verbraucher gehen.

Im Fokus der Folgenabschätzung stehen in der EU verbotene Pflanzenschutzmittel. Die Brüsseler Behörde greift damit ein Versprechen aus dem Strategischen Dialog (SD) auf. „Die Kommission wird im Einklang mit den internationalen Vorschriften eine stärkere Angleichung der Produktionsstandards für eingeführte Erzeugnisse, insbesondere in Bezug auf Pestizide und Tierwohl, anstreben“, heißt es in der abschließenden Mitteilung. Konkret geht es darum, dass in der EU verbotene Wirkstoffe nicht über Importe wieder auf den Tellern der Verbraucher landen sollen und „Waffengleichheit“ für die Erzeuger hergestellt wird.

Die Folgenabschätzung soll die analytische Grundlage für das weitere Vorgehen legen. Neben einer „angemessenen“ Nachbesserung an bestehenden Regularien kann sich die EU-Kommission auch vorstellen, einen eigenen Gesetzesvorschlag auf den Weg zu bringen. Erste vorläufige Ergebnisse soll die Gemeinsame Forschungsstelle nach derzeitigem Stand im Sommer des kommenden Jahres vorlegen.

Für zusätzlichen Druck in Sachen Spiegelklauseln dürfte aktuell das Freihandelsabkommen zwischen der EU und den Mercosur-Staaten sorgen. Die französische Regierung hat angemessene Regelungen zum Schutz der Landwirte zu einer ihrer Bedingungen für eine Ratifizierung gemacht (siehe Kasten). Während die heimischen Produktionsstandards aus Sicht der Landwirtschaft idealerweise bei sämtlichen Importen angelegt werden sollten, stehen andere Akteure der Lebensmittelkette den Maßnahmen skeptischer gegenüber. Befürchtet werden beispielsweise zusätzliche Reibungsverluste im internationalen Handel. age

Klare Absage an Mercosur

Frankreich gegen Ratifizierung

In Frankreich hat die Nationalversammlung dem Handelsabkommen zwischen der EU und den Mercosur-Staaten eine eindeutige Absage erteilt. Mit nur einer Gegenstimme aus den Reihen der Sozialisten hat das Unterhaus die Regierung aufgefordert, sich der Ratifizierung der umstrittenen Vereinbarung entgegenzustellen. Dazu solle Paris im Rat eine Sperrminorität organisieren. Außerdem solle sich die Regierung darum bemühen, das Abkommen vor den Europäischen Gerichtshof zu bringen.

Wie aus der Entschließung hervorgeht, sind auch aus Sicht der französischen Abgeordneten mehrere Aspekte fraglich. Wie im Europaparlament ist man sich in der Nationalversammlung nicht sicher, ob die EU-Kommission entscheiden durfte, dass die künftige Partnerschaft in Form von zwei getrennten Verträgen zur Ratifizierung vorgelegt wird. Auf den Prüfstand müssen laut den Abgeordneten zudem der vorgesehene Ausgleichsmechanismus und die Vereinbarkeit mit dem Vorsorgeprinzip.

Zuletzt erklärte Europaminister Benjamin Haddad mit Blick auf die Entschließung, dass die vorgesehenen Schutzklauseln ein notwendiger und nützlicher Fortschritt seien, allerdings noch nicht ausreichten. Paris pocht auf die Durchsetzung der europäischen Standards für Importe über Spiegelklauseln und hält auch verstärkte Kontrollen für unverzichtbar. age

„Kein Agrarmonster“

Milchindustrie in der Ukraine

Die Ukraine sollte von bestimmten europäischen Politikern und Medien nicht länger als „Agrarmonster“ inszeniert werden, das die Europäische Union mit seinen Agrarprodukten überfluten will. Dagegen wehrt sich der geschäftsführende Direktor der ukrainischen Milchindustrie (SMPU), Arsen Didur. Er stößt sich an der Instrumentalisierung durch einige wenige EU-Politiker, die damit von Problemen im eigenen Land ablenken wollten. „Das hilft aber weder den Landwirten in der EU noch in der Ukraine“, erklärte er gegenüber dem Pressedienst Agra-Europe.

Der SMPU-Direktor verweist auf den desolaten Zustand der ukrainischen Energieinfrastruktur. Gerade die jüngsten Angriffe hätten auf die Unterbrechung der Stromversorgung und der Transportlogistik abgezielt. Gleichzeitig fänden auch weiterhin regelmäßig Raketenangriffe auf Wohngebäude statt. Das Stromnetz sei beschädigt und die Versorger dadurch gezwungen, das System durch Zwangsabschaltungen zu stabilisieren. Unter diesen Umständen sei jegliche Planung schwierig, und die Betriebe müssten ihre Arbeitspläne regelmäßig über den Haufen werfen.

Didur weist darauf hin, dass es schon seit Jahren Stromengpässe durch russischen Beschuss gebe. Dem SMPU-Direktor zufolge haben sich die Angriffe auf die Energieinfrastruktur in den vergangenen Wochen aber intensiviert und fallen noch gezielter aus. Die Auswirkungen auf die Milchverarbeitung in der Ukraine hielten sich aber bislang in Grenzen, da die meisten Meiereien über Notstromaggregate verfügten. age

„Gesundheit beginnt im Alltag“

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Immer mehr Frauen spüren, wie voll ihr Alltag geworden ist: Familie, Beruf, „nebenbei“ Care-Arbeit und Engagement im Dorf – da bleibt die Gesundheit oft als Erstes auf der Strecke. Genau hier setzt die neue Gesundheitskampagne „Risiko? Nein danke! Runter vom Sofa: Warum Vorbeugen besser ist als Heilen“ an, die der LandFrauenverband Schleswig-Holstein e. V. (lfv) in diesem Jahr gemeinsam mit der Ärztekammer Schleswig-Holstein gestartet hat. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie wir im täglichen Trubel kleine, aber wirkungsvolle Schritte für ein gesünderes Leben finden können. Dr. Gisa Andresen, ärztliche Geschäftsführerin der Ärztekammer Schleswig-Holstein, sprach mit dem lfv darüber, welche Risiken viele Frauen unterschätzen, warum Prävention kein Luxus ist und wie Frauen ihre Gesundheit mit einfachen Mitteln stärken können.

Im Titel unserer gemeinsamen, neuen Gesundheitskation heißt es „Vorbeugen ist besser als Heilen“ – was sind Ihrer Erfahrung nach die größten unterschätzen Gesundheitsrisiken im Alltag?

Dr. Gisa Andresen: Das sind die lieb gewonnenen Gewohnheiten, die 80 % der Deutschen unterschätzen: Fehlernährung, Bewegungsmangel und Rauchen. Solange es mir gut geht, muss ich ja nichts an meinem Lebensstil ändern. Die Hälfte der Personen, die rauchen oder regelmäßig Alkohol trinken, gibt an, sie lebten gesund.

Welche Rolle spielen Bewegung, Ernährung und Alltagsroutinen wirklich – und was wird häufig falsch eingeschätzt?

Positiv ausgedrückt: Wer sich gesund ernährt, kann bis zu zehn Lebensjahre gewinnen, wer es schafft, sich pro Woche 150 min moderat – das heißt ohne zu schwitzen – zu bewegen, kann seine Lebenszeit um bis zu vier Jahre verlängern. Und gut 40 % aller Krebserkrankungen ließen sich verhindern, wenn man die Risikofaktoren Rauchen, Alkohol, ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel und Übergewicht vermeidet.

Viele wissen, dass sie sich mehr bewegen sollten – und tun es trotzdem nicht. Was hilft nachweislich, den inneren Schweinehund zu überwinden?

Kleine, erreichbare Ziele setzen: nicht untrainiert versuchen, 10 km zu joggen, um nach 2 km entnervt aufzugeben; sich Gleichgesinnte suchen und gemeinsam auf den Weg machen, dann fällt es auch schwerer, Ausreden zu finden. Oder passende Angebote suchen für „Ältere“ oder „Pfundige“, damit der Vergleich mit jungen, fitten, schlanken Menschen einen nicht demotiviert.

Welche einfachen Maßnahmen können wir denn beispielsweise sofort in unseren Alltag einbauen? Gibt es typische Fehler, die man beim Neustart vermeiden sollte?

Treppensteigen statt Fahrstuhl, Fahrrad statt Auto, mit sich selbst in den Wettbewerb gehen, wie eine Kampagne aus Rheinland-Pfalz es vormacht nach dem Motto „Mach‘s zur Gewohnheit – Dein bewegter Mai“. Hier erinnerten die Karten eines Kartenspiels an tägliche kleine Übungen im Alltag, die später zur Gewohnheit wurden. Oder sinnlose Zeit wie das Warten vor dem Kaffeeautomaten, an der Supermarktkasse oder beim Zähneputzen dazu nutzen, auf einem Bein zu stehen. Und – auch das hilft nachweislich – mit sich selbst in den Wettbewerb gehen und auf einem „Challenge-Zettel“ am Kühlschrank Häkchen setzen für Bewegung, wie ein „Ärzteblatt“-Redakteur seine erfolgreiche Bewegungs-Challenge beschrieb.

Was sind aus Ihrer Sicht besondere gesundheitliche Herausforderungen für Frauen heutzutage?

Die „Sorge-Arbeit“, das Kümmern um alle anderen liegt immer noch hauptsächlich bei den Frauen, gefühlt noch stärker auf dem Land, wo dieser Einsatz traditionell erwartet wird. Das führt natürlich neben der inzwischen ebenfalls erwarteten Berufstätigkeit zur immer wieder beschriebenen Doppelbelastung – die Frauen tragen eine doppelte Last mit dem doppelten Risiko zu erkranken.

Wo haben LandFrauen/Frauen im ländlichen Raum sogar Vorteile – Stichwort frische Luft, Natur, Gemeinschaft?

Natur und Garten vor der Tür laden dazu ein, sich draußen zu bewegen. Für dieses Angebot müsste ich in der Stadt weit fahren, das wiederum ist vielen zu aufwendig.

Außerdem kann ich mich in Gemeinschaft begeben und bewegen. Man kennt sich, es gibt den LandFrauenverein, der regelmäßig zum Beispiel Fahrradtouren anbietet.

Welche Beschwerden oder Erkrankungen begegnen Ihnen in der Praxis am häufigsten, die klar vermeidbar wären?

Das sind die Rückenschmerzen – wir sitzen immer mehr und bewegen uns immer weniger, die Muskeln haben nichts mehr zu tun und verabschieden sich in den Ruhestand.

Alle zehn Jahre verlieren wir 5 % unserer Muskulatur, ab 70 geht‘s rapide „abwärts“. Das Resultat sind Schmerzen.

Da hilft der ergonomisch gestaltete Bürostuhl wenig. Was hilft, ist das Training der tiefen Rückenmuskulatur, die brauchen wir, um die Wirbelsäule zu stabilisieren und damit vor Rückenschmerzen zu bewahren.

Und da geht noch was, in jedem Alter kann man Muskulatur erhalten und wiederaufbauen. Dr. Dietrich Grönemeyer – unter anderem Spezialist für Wirbelsäulendiagnostik – hat es provokativ auf den Punkt gebracht mit seiner Aufforderung: Turne bis zur Urne!

Ab wann wird ein „harmloser“ Lebenstil wirklich gefährlich?

In diesem Zusammenhang haben mich folgende Zahlen tief beeindruckt: Auf vier Risikofaktoren, die mit dem „harmlosen“ Lebensstil zusammenhängen (Rauchen, Alkohol, ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel) lassen sich vier von zehn Todesfällen zurückführen. Allein Übergewicht, Tabak- und Alkoholkonsum verursachen im Jahr Kosten von mehr als 200 Mrd. €.

Bis zu 24 zusätzliche Lebensjahre sind möglich – das zeigt eine große amerikanische Studie –, wenn man ab dem 40. Lebensjahr gesunde Gewohnheiten pflegt, also nicht raucht, sich regelmäßig bewegt, ausgewogen ernährt, gut schläft und gelernt hat, mit Stress umzugehen.

Wie können Frauen lernen, besser auf sich selbst zu achten ohne schlechtes Gewissen?

Da hilft Mathematik: Mehr als neun Jahre ihres Lebens verbringen Frauen bei schlechter Gesundheit, das sind drei Jahre mehr als Männer. Wenn wir es schaffen könnten, diese Zahl zu senken, gewinnen wir persönlich nicht nur mehr gesunde Lebensjahre und -qualität, sondern die Gesellschaft weltweit durch Steigerung der Erwerbsfähigkeit bis zu 1 Bio. (zwölf Nullen!) US-$ pro Jahr – sagte das Weltwirtschaftsforum in Davos 2024.

Welche unterstützenden Angebote oder Strukturen gibt es bereits in Schleswig-Holstein, die zu wenig genutzt werden?

Bewegung und Bewusstsein können zu einem gesünderen Lebensstil führen. Foto: Meike von der Goltz

Fast jede Krankenkasse hat Angebote zur Prävention. Die Landesarbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung in Schleswig-Holstein (LVGFSH), deren Geschäftsführerin Svenja Langemack zu meiner großen Freude sich die Vorträge mit mir teilen wird, begleitet, fördert und unterstützt viele gesundheitsfördernde Projekte. Viele Arbeitgeber bieten im Rahmen ihres betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) ebenfalls gesundheitsfördernde Unterstützung an und die Sportvereine bieten Motivation, Anleitung und Gemeinschaft zur Bewegung.

Was wünschen Sie sich von Politik, Ärzten und Ärztinnen sowie den Organisationen, um Prävention stärker zu verankern?

Insgesamt wird leider viel zu wenig investiert in das Thema Prävention. Zum Vergleich: Für unser „Reparatursystem“ Gesundheitswesen geben wir pro Jahr und gesetzlich Versichertem zirka 5.000 € aus, für Präventionsmaßnahmen zur Vermeidung von Krankheiten 8,49 € pro Person.

Prävention muss in den politischen Fokus rücken, es muss allen klar sein oder erklärt werden, dass es sinnvoller ist, Krankheiten zu vermeiden und Lebensqualität zu verbessern, als auf teure Reparaturversuche zu setzen, indem man sich erst dann um Gesundheit kümmert, wenn die Krankheit da ist. Die Zahl der chronisch Kranken und damit die Krankheitslast wird sich erhöhen, der Versorgungsbedarf wird steigen. Setzte man mit Blick auf den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel nicht auf das Potenzial der Prävention, wäre das – nett ausgedrückt – unvernünftig!

Anfangen muss man mit der Steigerung des Wissens um Gesundheit, mit der Gesundheitskompetenz im Kindergarten beziehungsweise schon in der Schwangerschaft mit der Aufklärung der werdenden Mütter.

Welchen Maßnahmen empfehlen Sie, die wirkungsvoll und sofort umsetzbar sind?

Zum Tanzkurs anmelden, um effektive Sturz- und Demenzprophylaxe zu betreiben. Treppe statt Fahrstuhl, Spaziergang in der Mittagspause, Wurst ohne Pommes oder Pommes ohne Wurst …

Info

Einmal im Monat stellen wir ab jetzt an dieser Stelle unsere Kooperationspartner vor, die mit uns LandFrauen für Gemeinschaft, Stärke und Zusammenhalt auf dem Land stehen.

Im Dschungel von EU-Vorhaben und Verordnungen

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Die breite Anwesenheit von Waldbesitzern, Baumschulen, Holzhandel, Forstunternehmern, Sägewerkern und Behördenvertretern auf der MItgliederversammlung unterstreiche sowohl die Aktualität der EU-Themen als auch das geschlossene Agieren des Clusters Forst und Holz in Schleswig-Holstein, so Graf zu Rantzau. Der landesweite Cluster erwirtschaftet jährlich einen Umsatz von zirka 4,3 Mrd. € bei einer Brutto-Wertschöpfung von 1,3 Mrd. € und zirka 25.000 Arbeitsplätzen.

Redner Max Freiherr von Elverfeldt

Max Freiherr von Elverfeldt, Präsident der Familienbetriebe Land und Forst e. V., brachte in seinem eingängigen Vortrag zum Thema „Im Dschungel von EU-Vorhaben und Verordnungen“ Licht in das Dunkel der Entscheidungsabläufe der EU mit den derzeit ausufernden 82 Initiativen, die sich allein mit Forst und Holz beschäftigen. Dabei hat die EU im Grundsatz noch nicht einmal die Zuständigkeit für die Forstwirtschaft inne, wohl aber für die Themen Naturschutz und Klimaschutz, und diese Hintertür wird massiv genutzt. Hier liege der Hase im Pfeffer, so Freiherr von Elverfeldt. Der Forstsektor hat auf EU-Ebene nicht die personelle Power, um seine Themen intensiv, wiederkehrend und nachhaltig zu repräsentieren. Es braucht viel mehr personelle Ressourcen und somit auch finanzielle Mittel. Zusätzlich bedarf es größerer Geschlossenheit.

Damit schlug von Elverfeldt den Bogen zur EU-Entwaldungsverordnung (EUDR), der Verordnung über die Wiederherstellung der Natur (NRL) und somit auch zum Green Deal. Durch die EUDR sollen weltweit die illegale Holznutzung und Waldumwandlung verhindert werden. Die NRL verfolgt das Ziel der Wiederherstellung von Ökosystemen, die in einem schlechten Zustand sind. Die Grundziele beider Themen sind ehrenwert und auch zu unterstützen, entscheidend sind aber die Ausgestaltung, die Anforderungen, die Instrumente sowie die Differenzierung, mit der die Realisierung erfolgen soll.

Genau hier, so von Elverfeldt, verabschieden sich beide Vorhaben von einer praktisch umsetzbaren, nach Risiko differenzierten und die Realität berücksichtigenden Ausführung. Es entstünden Bürokratiemonster, die die Falschen bestraften, zu einer massiven wirtschaftlichen Benachteiligung führten und die ökologisch-klimatische Entwicklung ignorierten.

Gut gemeint ist nicht gut gemacht

Zum Schluss rief von Elverfeldt die Anwesenden sowie die Verbände auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene auf, sich gegen eine Umsetzung der Vorhaben in der aktuellen Fassung zu wehren und die politischen Entscheidungsträger über die einzelnen Inhalte detailliert aufzuklären.

Als Hintergrundwissen legte von Elverfeldt dar, dass auf EU-Ebene nur die EU-Kommission das Recht hat, Gesetzesentwürfe vorzulegen. Das EU-Parlament, der Europäische Rat und auch der Rat der EU können die Kommission auffordern, tätig zu werden. Beschlossen werden Gesetzesvorlagen durch das Parlament und den Rat.

Bei den wichtigsten Rechtsakten der EU muss zwischen Verordnungen, Richtlinien und Beschlüssen unterschieden werden. Verordnungen gelten direkt und verbindlich in jedem Mitgliedstaat. Bei Richtlinien müssen die Parlamente der Mitgliedstaaten diesen gesetzlichen Rahmen durch ein eigenes innerstaatliches Gesetz umsetzen. Beschlüsse sind ebenfalls verbindliche Rechtsakte, betreffen aber nur einen bestimmten Adressaten.

Statements der Politik

Seinem Vortrag vorangegangen waren die Grußworte des damaligen Forstministers Werner Schwarz (CDU), der CDU-, SPD- und FDP-Landtagsfraktionen sowie der Landwirtschaftskammer.

Schwarz stellte in seinem Grußwort die Bedeutung der aktiven Waldbewirtschaftung und der Bereitstellung des nachhaltigen Rohstoffes Holz heraus. Den Anwesenden rief er zu: „Sie alle leben den Generationenvertrag der Nachhaltigkeit. Der zentrale Motor für den Klimaschutz sind der Wald und die nachhaltige Waldbewirtschaftung.“ Er wolle sich weiterhin dafür einsetzen, dass die EUDR praxisnah, praxisgerecht und rechtssicher umgesetzt werden könne, sofern diese sich nicht aufheben lasse.

Schwarz unterstrich, dass die Verbesserung der Resilienz von Ökosystemen sowohl die ökologische, ökonomische wie die soziale Resilienz meine. Daher sei es wichtig, dass Schleswig-Holstein sich eine Waldstrategie verleihe, in der dieser Dreiklang dargelegt werde. Ebenso betonte der Minister die Bedeutung der Förderung des Kleinprivatwaldes und der Forstlichen Zusammenschlüsse über die Waldpflegeverträge.

Graf zu Rantzau stimmte dem Minister zu und bat ihn, sich weiterhin für die notwendigen Änderungen und oder die Aufhebung von EUDR und NRL einzusetzen, am besten im Schulterschluss mit den Landwirtschaftsministern der anderen Bundesländer.

Für die CDU-Landtagsfraktion stellte Rixa Kleinschmidt (MdL) in ihrem Grußwort auf das große Verantwortungsbewusstsein der Waldbesitzer ab. Ihr Handeln sei ein Versprechen für die nachfolgenden Generationen, und dies unter vielschichtigen Herausforderungen, so Kleinschmidt. Die Leistungen des Waldes (ökonomisch, ökologisch, sozial) seien nicht selbstverständlich und bedürften Weitsicht und Augenmaß, um dauerhaft erbracht zu werden.

Mehr als nur grüne Fläche auf einer Landkarte

Um die zukünftigen Herausforderungen gut bewältigen zu können, so nahm Graf zu Rantzau den Faden von Kleinschmidt auf, müsse die Politik die Möglichkeiten schaffen, die Wälder anpassen zu können.

Sandra Redmann (SPD, MdL) betonte, dass sie verstehen könne, dass Manche Verständnisprobleme bei der Vielzahl von EU-Verordnungen hätten. Sie sei aber Landespolitikerin. Nachfolgend dankte Redmann den Waldbesitzern, die der Jugend bei den jährlichen Waldjugendspielen die Natur und somit den Wald näherbrächten. So kämen die Generationen in den Austausch über Zusammenhänge und über den hohen Stellenwert des Waldes. Redmann forderte Forst- und Umweltministerium auf, stärker Hand in Hand zu arbeiten. In Bezug auf die Ministerien stimmt Graf zu Rantzau ihr zu, die Disharmonie zwischen den Häusern sei nicht nachhaltig.

Erstmalig anwesend war Anne Riecke (FDP) für die FPD-Landtagsfraktion. In Ihrem Grußwort betonte sie, dass Schleswig-Holstein geprägt sei von seiner Kulturlandschaft. Für diese müsse Verantwortung übernommen werden. Daher brauche es die Waldeigentümer und ihr Engagement in Zukunft noch stärker. Stilllegung könne nicht die Antwort sein, da diese zum Verfall der Kulturlandschaft führe. Des Weiteren regte Riecke an zu prüfen, wie die Vielzahl von Verordnungen verringert werden könne.

Graf zu Rantzau unterstrich die Aussagen von Anne Riecke und machte deutlich, dass Extensivierung und Stilllegung sowohl zur Bereicherung, aber eben auch zur Verarmung führten und die Kulturlandschaft nur durch aktives Bewirtschaften erhalten werden könne.

Der Vorsitzende konnte über 200 Gäste begrüßen, darunter auch die Präsidentin der Landwirtschaftskammer, Ute Volquardsen.

Für die Landwirtschaftskammer führte Präsidentin Ute Volquardsen aus, dass die Kammer fest an der Seite der Waldbesitzer stehe. Die Ergebnisse der IV. Bundeswaldinventur (BWI) seien vielfach sehr positiv, aber mit 43 % nicht bewirtschafteter Fläche im letzten Jahrzehnt ergebe sich auch ein hoher Beratungsbedarf. Im Bereich der forstlichen Förderung konnten im letzten Jahr insgesamt 4,5 Mio. € an die Wald­eigentümer ausgezahlt werden. Zukünftig soll hier die Digitalisierung weitere Optimierung erbringen. Im Bereich der Waldbestattungen seien mittlerweile über 30 Begräbniswälder etabliert worden. Wer sich zu bestimmten Themen fortbilden wolle, sei bei der Kammer ebenfalls am richtigen Platz, so Volquardsen.

Tätigkeitsbericht des Verbandes

In seinem Tätigkeitsbericht legte Graf zu Rantzau den Finger in die Wunde. Deutschland sei in der Vergangenheit Vorbild für andere Länder gewesen, mittlerweile nicht mehr. Jede weitere bürokratische Auflage oder Hürde führe zu weiteren Kostensteigerungen und Verzögerungen. Der Staat müsse verschlankt werden, um wieder dynamisch zu werden. Es existierten viele Widersprüche. Zum Beispiel solle der Rohstoff Holz mehr im Baugewerbe verwandt werden, gleichzeitig solle aber der inländische Einschlag stark reduziert werden, obwohl Deutschland das vorratsreichste Land in der EU sei, so Rantzau. Woher solle denn das Holz kommen? Wie passe das mit der Reduzierung von Transportwegen zusammen? Stilllegung ist nicht zielführend. Es braucht eine erfolgreiche Ökonomie, um soziale und ökologische Forderungen zu erfüllen.

Die Brics-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) stehen in den Startlöchern und gehen zügig vorwärts. Diese Staaten wollen, dass es ihnen besser geht, und erkennen wirtschaftliche Schwächen anderer Staaten sehr schnell. Graf zu Rantzau forderte daher die Politik auf, die politische Ausrichtung zu korrigieren und es mit dem Bürokratieabbau ernst zu meinen.

Geschäftsführer Hubertus Zirkel stellte den geprüften Jahresabschluss 2024 und die Jahresplanung 2025 vor. Vorstand und Geschäftsführung wurden nachfolgend einstimmig entlastet. Bei den anschließenden Vorstandswahlen schied aus Altersgründen Klaus Rühmann (Vorsitzender Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Mittlere Stör) aus. Christian Rühmann-Sierk (Vorsitzender FBG Dithmarschen) rückte nach einstimmiger Wahl nach. Die übrigen neun bisherigen Vorstände wurden einstimmig für weitere vier Jahre gewählt. Hans-Caspar Graf zu Rantzau bleibt Vorsitzender und Dietrich Ebeling sein Stellvertreter.

Klaus Rühmann (FBG Mittlere Stör; r.) wurde aus dem Vorstand verabschiedet. Graf zu Rantzau: „Wir sind ihm dankbar. Herr Rühmann hat unserer Runde immer bereichert.“

Graf zu Rantzau dankte Klaus Rühmann für seine langjährige Vorstandsarbeit und wünschte ihm für die Zukunft schöne Stunden im Kreise der Familie und im Wald.

Im Zusammenhang mit der geplanten finanziellen Beteiligung des Verbandes an der EU-Vertretung der deutschen Waldbesitzer in Brüssel sowie den erhöhten Beiträgen für die Vertretung in Berlin und den Bereich Social Media stellte Zirkel die geplante Erhöhung der Mitgliedsbeiträge ab dem Wirtschaftsjahr 2026 vor. Die Mitglieder stimmten mit einer Gegenstimme für die erstmalige Erhöhung der Beiträge seit 25 Jahren. Ab dem 1. Januar 2026 beträgt der Beitrag für Einzelmitglieder 1,75 €/ ha im Jahr sowie für forstliche Zusammenschlüsse 1,00 €/ha im Jahr.

Ein besonderer Moment der Versammlung war die Auszeichnung von Dr. Claus Laessing als Pionier im langjährigen Anbau klimatoleranter und schnell wachsender Baumarten. Seine bemerkenswerten praktischen Erkenntnisse sollte sich jeder Interessierte einmal vor Ort ansehen. Aus den Händen von Hans-Caspar Graf zu Rantzau erhielt Dr. Claus Laessing eine Holztafel mit Widmung sowie einen gehaltvollen Rotwein. In diesem Sinne freuen wir uns auf die nächste Mitgliederversammlung.

Der Vorstand des Waldbesitzerverbandes (v. li.): Dietrich Ebeling (zweiter Vorsitzender), Alexander Herzog von Oldenburg, Hinrich Baron Donner, Moritz Graf zu Rantzau, Christian Magnus Petersen, Hans-Caspar Graf zu Rantzau (erster Vorsitzender), Christian Rühmann-Sierk, Jochen Harder, Martin Baron Jenisch und Hubertus Zirkel (Geschäftsführer) Fotos: Isa-Maria Kuhn

Wasser – das günstigste Futtermittel auf dem Betrieb

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Wasser ist nicht nur lebensnotwendig für jedes Lebewesen, sondern auch das günstigste und gleichzeitig oft ein unterschätztes „Futter­mittel“ in der Milchviehfütterung. Sein Einfluss auf Leistung, Futteraufnahme und Tiergesundheit ist enorm. Jede Verbesserung in der Wasserversorgung – sei es Qualität, Zugang oder Temperatur – wirkt sich unmittelbar positiv auf den gesamten Betrieb aus. Deshalb sollte Wasser als zentrales Element im Fütterungs- und Kostenmanagement betrachtet werden und nicht als selbstverständlich vorhandene Ressource.

Durch viele Winkel und Kanten ist die Reinigung deutlich erschwert. Je umständlicher etwas ist, desto weniger wird es gemacht.

Wasser ist die Basis sämtlicher Lebensprozesse und erfüllt im Organismus des Rindes eine Vielzahl zentraler Funktionen. Es wird über die Tränken aufgenommen, aber auch über Futterbestandteile wie Silage oder Grünfutter. Besonders in der Milchviehhaltung spielt Wasser eine Schlüsselrolle, denn Milch besteht zu rund 87 % aus Wasser. Im Körper ist Wasser überall präsent: im Blut, in den Körperzellen und in den Zwischenräumen des Gewebes. Dort ermöglicht es den Transport von Nährstoffen, Hormonen und Stoffwechselprodukten. Gleichzeitig reguliert es die Körpertemperatur, unterstützt die Verdauung und ist entscheidend für Stoffwechselprozesse. Schon geringe Einschränkungen in der Wasseraufnahme können den gesamten Organismus aus dem Gleichgewicht bringen.

Der Wasserbedarf einer Milchkuh ist eng an ihre Leistung und Futteraufnahme gekoppelt. Eine Hochleistungskuh kann abhängig von Milchmenge, Umgebungstemperatur und Trockenmassegehalt des Futters zwischen 70 und 150 l Wasser pro Tag benötigen. Der Wasserbedarf einer Milchkuh beträgt somit 3 bis 6 l pro Kilogramm Trockenmasseaufnahme. Neben der Milchleistung beeinflussen weitere Faktoren den Bedarf:

Umgebungstemperatur: Je wärmer es wird, desto stärker steigt der Wasserverbrauch.

Salz- und Eiweißgehalt im Futter: Sie erhöhen den Bedarf, da mehr Stoffwechselendprodukte ausgeschieden werden müssen.

Fütterung mit Trockenfutter oder pelletierten Komponenten erhöht die Trinkmenge deutlich.

Entscheidend ist also nicht nur die Menge, sondern auch die Möglichkeit, jederzeit ohne Einschränkung sauberes Wasser trinken zu können.

Qualität ist das Stichwort

Sauberes, frisches und hygienisch einwandfreies Wasser ist elementar. Bereits leichte Verunreinigungen, niedrige Durchflussraten oder unangenehme Gerüche führen dazu, dass Kühe weniger trinken, mit direkten Folgen für Leistung und Gesundheit. Der Standort der Tränken sollte gut erreichbar für alle Tiere aus der Herde sein. Rutschfeste Laufwege und eine Platzierung direkt auf den natürlichen Laufwegen der Tiere unterstützen eine hohe Wasseraufnahme. Sind Tränken in Gassen oder abgelegen platziert, kann dies die Wasseraufnahme schon negativ beeinflussen. Auch Engpässe in Tränkenähe oder unruhige Standorte sollten vermieden werden.

Aber nicht nur der Standort beeinflusst die Wasseraufnahme, auch die Verfügbarkeit ist hier entscheidend. In Laufställen gilt die Faustregel: Mindestens eine Tränke pro 20 bis 25 Kühe, bei Hochleistungsgruppen mehr. Als Formel hierzu wird angesetzt:

Bei einer Herde mit 120 Milchkühen werden somit mindestens sieben Tränken benötigt.

Doch Tränke ist nicht gleich Tränke. Zum einen ist es wichtig, den Durchfluss an Wasser pro Minute zu berücksichtigen, damit Kühe zügig ausreichend große Mengen aufnehmen können. Hier sollten mindestens 10 bis 20 l/min erreicht werden. Aber auch die Form und Größe der Tränke beeinflussen die Wasseraufnahme. Großvolumige Trogtränken ermöglichen „soziales Trinken“ und stellen eine ausreichende Wasseraufnahme sicher. Vor allem im Abkalbebereich sollten Tränken vorhanden sein, die eine große Wasseroberfläche und einen großen Wasserdurchsatz haben, damit nach der Geburt eine ausreichende Wasserversorgung ermöglicht werden kann.

Die Sauberkeit ist neben der Art der Tränke und dem ausreichenden Wasserangebot ebenfalls ein wichtiger Aspekt, der oftmals nicht genügend Beachtung findet. Tränken sollten täglich kontrolliert und bei Bedarf gereinigt werden. Algen, Futterreste und Biofilme vermindern die Wasseraufnahme und gefährden die Gesundheit. Auch die Bauweise der Tränke beeinflusst die Sauberkeit. Ist diese schwer oder umständlich zu reinigen, ist die Hürde, dies jeden Tag zu tun, oftmals größer. Zusätzlich sollten genügend Bürsten im Stall verteilt sein, am besten bei den Tränken, um diese auch gründlich zu reinigen. Zum Beispiel kann hier eine ungebrauchte Klobürste umfunktioniert und in Tränkennähe außer Reichweite der Kühe angebracht werden.

Sommer und Winter – was berücksichtigen?

Im Sommer bei hohen Temperaturen sinkt oftmals die Futteraufnahme. Hier ist eine ausreichende Wasseraufnahme umso wichtiger für den Organismus. Kühe trinken somit bei hohen Temperaturen bis zu 30 % mehr. Damit das auch gewährleistet werden kann, sind Sauberkeit und ein ausreichendes Angebot essenziell. Zusätzlich sind Tränken, die in der Nähe der Fressplätze oder auf Laufwegen stehen, sinnvoll. Im Winter ist eher der Mangel an Wasser durch gefrorene Leitungen einer der häufigsten Gründe für Unterversorgung. Zu kaltes Wasser hemmt zusätzlich die Wasseraufnahme. Optimal wäre das Angebot an lauwarmem Wasser zwischen 10 und 15 °C. Dies verhindert auch das Einfrieren von Leitungen, ist jedoch oftmals nicht einfach und schnell umzusetzen.

Fazit

Eine unzureichende Wasserversorgung wirkt sich schnell und massiv aus und hat einen Rückgang der Milchleistung oft schon nach wenigen Stunden reduzierter Aufnahme zur Folge. Sauberkeit und die Durchflussmenge sollten regelmäßig kontrolliert werden und sind nicht zu unterschätzende Faktoren. Das Angebot und die Form der Tränken sollte zum Milchviehbestand und den Orten der Tränke passen. Schlechtes Wassermanagement ist einer der teuersten Fehler in der Rinderhaltung, auch wenn Wasser selbst nichts kostet.

Wir brauchen den Pflug nicht mehr

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Mark Dümichen wirtschaftet seit vielen Jahren in Direktsaat. Er nutzt ein ausgeklügeltes System, zu dem stetige Bodenbedeckung, Kompost und Komposttee sowie bio-algeen-Produkte gehören.

An einem warmen Tag Mitte August sitzen Landwirt Mark Dümichen aus Lichterfelde im Fläming und Armin Maaß, Außendienstberater für bio-algeen-Produkte von der Schulze & Hermsen GmbH, gemeinsam in Dümichens historischem Vierseithof. Dieser Hof ist – mit Unterbrechung während der DDR-Zeit, als hier die örtliche Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) saß – seit über 400 Jahren im Familienbesitz. An diesem Punkt sind wir schon mitten in Dümichens Kernproblem: „Wir hatten hier immer einmal schwierige Zeiten. Zu jeder Zeit aber hat der Hof mindestens 15 Familien ernährt. Heute muss meine Frau dazuverdienen und ich weiß wirklich nicht, ob ich meinem Sohn, der Agrarwissenschaften studiert, zur Übernahme raten soll.“

Auf dieser Fläche stehen, bevor hier demnächst Raps gedrillt wird, elf Arten Zwischenfrüchte. Trotz oberirdisch schlechter Entwicklung wegen der Trockenheit ist der Boden tief durchwurzelt.

Dümichen zählt auf: Alles wird teurer, nur die Getreidepreise sinken. Der Klimawandel macht die Produktion unsicher, zumal hier am Südhang des Fläming, wo Regen rar ist und die Böden leicht sind. Die Eigentumsstrukturen machen es ihm, der die Hälfte seiner Betriebsfläche pachtet, auch nicht leichter: „Soll ich meinen Boden in Ordnung bringen und dann gehen meine 20 Eigentümer los und verpachten an den Nächsten?“

Wie alles begann – der Abschied vom Pflug

Landwirt Mark Dümichen ­versteht die Politik nicht. „Ich rackere mich ab, um meinen Boden in Ordnung zu bringen, und dann kommt Enpal und bietet 5.000 Euro Pacht je Hektar für PV. Da kann ich doch einpacken!“

Dümichen hat seine Entscheidung vor vielen Jahren getroffen. Ja, er bringt seine Böden in Ordnung, denn er ist überzeugt: „Nur auf gesundem Boden kann ich gesunde Nahrungsmittel erzeugen.“

Pflügen, sagt er, sei für jeden Boden das Schlimmste: „Ich schichte ihn um, bringe Sauerstoff hinein und er geht kaputt. Allen, die jetzt sagen ,Das haben wir schon immer so gemacht‘, entgegne ich: Ja, weil wir keine Maschinen hatten, mit denen wir die Kulturen in den bewachsenen Boden bekommen haben. Jetzt haben wir sie. Die Technik ist so gut, dass wir den Pflug nicht mehr brauchen.“

Natürlich hat auch er es anders gelernt: „Wir alle haben zu viel über den Ertrag geredet und zu wenig über den Boden.“ Doch als er kurz nach Ende seiner Ausbildung, 1993 war das, gemeinsam mit seinem Vater als Wiedereinrichter zu wirtschaften begann, merkten beide schnell, dass die Kosten zu hoch waren. So begannen sie mit der Mulchsaat, Dümichen trat der Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung bei und lernte hinzu. Anfang des neuen Jahrtausends wechselte er zur Direktsaat und stieß alsbald auf die Drilltechnik des brasilianischen Herstellers Semeato. Heute besitzt er zwei Maschinen, eine 15 Jahre alte mit 4,50 m Arbeitsbreite und eine fünf Jahre alte mit 5,20 m. „Die sind robust, einfach zu handhaben und genau das, was ich brauche. Schließlich drille ich jede meiner Flächen zweimal im Jahr.“

Seit 2021 hat Dümichen auf zwei Flächen Agroforstsysteme gepflanzt. Die verschiedenen Baumarten, darunter Pappeln, Schwarznuss, Blauglockenbaum oder Robinie, sollen als Wertholz genutzt werden.

„Als ich diese Technik kennengelernt hatte, stand mein Weg fest“, sagt er schlicht und fasst in wenigen Sätzen zusammen, wie sich ihm das ganze System öffnete: „Es geht darum, die Böden wiederzubeleben und das Wasser zu halten. In meiner Fruchtfolge wechseln sich Blatt-, Halm- sowie Sommer- und Winterfrucht konsequent ab. Zwischenfruchtmischungen mit zehn und mehr Kulturen baue ich ein, wann immer ich kann. Und zu diesem Konzept gehören für mich weitere Maßnahmen, nämlich Kompost und Komposttee sowie bio-algeen-Produkte.“ Das Ergebnis: „Wir ernten nicht mehr, aber gleichbleibend. Mit deutlich weniger Kosten.“

Mark Dümichen bespricht mit bio-algeen-Außendienstberater Armin Maaß, wie er die Pflanzenhilfsmittel auf Algenbasis anwendet.

Die Wurzel macht den Unterschied

Diese Getreide-Leguminosen-Mischung reinigt und trennt er mit seiner Petkus-Anlage in die einzelnen Fraktionen.

Armin Maaß nickt. Er ist seit 1990 Berater bei Schulze & Hermsen und kennt Vater und Sohn Dümichen schon seit Jahrzehnten. In einem engen Vertrauensverhältnis hat er begleitet, wie sich die beiden in Versuchen an die bio-algeen-Produkte herangetastet haben: „Sie haben mit Raps angefangen und immer Vergleiche von unbehandelten und behandelten Parzellen angestellt.“ Mark Dümichen nickt und ergänzt: „Der Raps kommt besser durch den Winter. Die Wurzel sieht deutlich anders aus, auch wenn man oberirdisch vielleicht erst einmal nichts davon sieht. Auf so einem Standort hier macht das aber den Unterschied.“ Und das ist dringend nötig, denn der Südhang des Fläming hat es wirklich in sich. In diesem Jahr, in dem alle genug oder sogar zu viel Niederschläge im Sommer hatten, regnete es in Lichterfelde gerade einmal 40 l.

Auch das Getreide bekomme eine ganz andere Wurzel, fährt Dümichen fort: „Das bio-algeen bringt die Bakterien dazu, die Wurzel zu versorgen. Die bekommt dann so einen richtigen Mantel aus Boden.“ Und noch einen Vorteil habe es, wenn er Raps und Getreide nur mit bio-algeen beize: „So könnte ich eventuelle Reste an meine 150 Schweine verfüttern.“

Beim Mais, ergänzt Maaß, sei das Resultat eine bis oben hin mit Körnern besetzte Spindel. Mehr Wurzel bedeutet mehr Photosynthese, die Pflanze steht länger, außerdem erreichen mehr Feinwurzeln mehr von dem immobilen Phosphat.

Alles, was Biologie und Bodenfruchtbarkeit herstellt

Nachdem er eine ganze Reihe von Biostimulanzien ausprobiert habe, sagt Dümichen, gehörten zu seinem Produktionssystem heute die Produkte von bio-algeen und Karner sowie selbst erzeugter Kompost und Komposttee. Damit unterstützt er seine vier Hauptkulturen, darunter 180 ha Getreide, und weitere 180 ha Vermehrungsfläche verschiedenster Kulturen, wie Erbse, Ölrettich, Leindotter, Winterrübse, Buchweizen, Phacelia, Peluschke oder Serradella. Gebeizt wird mit der BZ-5-Beize, Raps und Getreide erhalten das Pflanzenhilfsmittel S90 plus 2 aufs Blatt.

Dümichen schwört auf seine beiden Semeato-Drillen: „Die sind haltbar, einfach zu handhaben und außerdem günstig in der Wartung.“

„Alles, was Biologie und Bodenfruchtbarkeit erzeugt, gehört in mein Direktsaatsystem“, erzählt der Landwirt weiter. „Ich bringe jedes Jahr elf Tonnen Zwischenfrüchte in meinen Boden, größtenteils selbst angebaute, ein paar Arten kaufe ich zu.“

Den bereits erwähnten Kompost erzeugt er nach dem Prinzip der gelenkten Kompostierung. Dafür wird das Ausgangsmaterial – 25 Strohballen als Unterlage, 1 % Lehm sowie verschiedene organische Materialien – bei 55 °C kompostiert und täglich gewendet. Nach sechs Wochen ist der Kompost fertig. Die 300 t, die er in diesem Jahr herstellt, kommen ausschließlich seinen Agroforstschlägen zugute. Die anderen Flächen werden mit Komposttee versorgt. Hierfür kommen 35 kg Kompost und 10 kg Honig „für die Mikroorganismen“ in ein 7.000-l-Fass, in das bei exakt 25 °C Wassertemperatur zwei Tage lang Luft eingeblasen wird. Eine Füllung reicht für 40 ha: „Die bringe ich zwei- bis dreimal aufs Blatt, abwechselnd mit bio-algeen.“

In diesem 7.000-l-Fass mischt Dümichen Komposttee an, ein Fass reicht bei 175 l/ha für 40 ha. Zwei- bis dreimal im Jahr behandelt er seine komplette Ackerfläche.

Ein ausgeklügeltes System, mit dem er dem Klimawandel auf seinem schwierigen Standort trotzen könne. Dümichen gibt seine Erkenntnisse freimütig an die vielen Interessierten weiter, die sich seinen Betrieb anschauen. Doch damit er seinem Sohn eines Tages guten Gewissens den Betrieb übergibt, braucht es mehr: nämlich das Gefühl, von Politik und Gesellschaft verstanden und unterstützt zu werden.