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Von Sylt nach Italien mit dem Pferd

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Die Morsumerin Claudia Nagel erfüllte sich einen Lebenstraum. Mit ihrem Pferd fuhr sie ins Allgäu, von wo aus sie 200 km durch die Alpen bis nach Italien ritt. Ein anspruchsvolles, aber mit guter Vorbereitung pferdekonform umsetzbares Unterfangen, das die Sylterin bis heute mit großen Emotionen und tiefer Dankbarkeit erfüllt.

Schon in ihrer Kindheit liebte Claudia Nagel alle Tiere. „Damit war ich ein Exot in meiner Familie“, erzählt die heute 54-Jährige lachend. Unbedingt wollte sie reiten lernen, doch das war teuer und ihre Eltern hatten Respekt vor den großen Tieren. Nach langem Sehnen setzte sie sich durch und durfte einmal die Woche Reitunterricht nehmen. „Für einen Ausritt musste ich dann einmal aussetzen, denn das waren zwei Stunden und dementsprechend teuer“, erinnert sie sich.

Mit 14 Jahren war es endlich so weit, dass sie zur Konfirmation ihr erstes Pony bekam. Allerdings hatte sie auf Pferden reiten gelernt und der nur 120 cm große Araber-Haflinger-Mix war schnell zu klein für sie. Bald musste sie sich wieder von ihm trennen.

Als Abiturientin arbeitete sie sich in ihrem Stall zur Reitlehrerin hoch, führte Ausritte und gab Kindern die ersten Stunden an der Longe. Zu dieser Zeit brachte ein berittener Polizist aus Berlin sein ausrangiertes Dienstpferd nach Sylt. „Das war eine Stute im besten Alter, aber die wollten nur noch Wallache“, erinnert sich Nagel. Der Polizist schenkte der damals 18-Jährigen das Pferd, nachdem sie sich ein halbes Jahr gut darum gekümmert hatte. Die Stute, eine Holsteinerin mit Staatsprämie, wurde 24 Jahre alt und wechselte nicht mehr den Besitzer. Nagel ließ sie decken und behielt auch das Fohlen Philou für seine 26 Lebensjahre bei sich.

„Mir wurde in der Zwischenzeit noch ein Pferd geschenkt“, erzählt sie. Einsteller und Reitschüler hatten zusammengelegt, um ihr zum Geburtstag eine kleine Stute zu kaufen, die in dem Reitstall zur Welt gekommen war. Ihre drei Pferde stellte sie im Sommer auf die Weide ihrer Großeltern und im Winter in den nahe gelegenen Reitstall in Keitum. Zehn Jahre lang handhabte sie das so. Inzwischen stehen Nagels Pferde das ganze Jahr über bei ihr am Haus.

Eine neue Aufgabe

Die Idee von der Alpenüberquerung hatte Claudia Nagel schon vor 20 Jahren, doch der richtige Zeitpunkt ließ auf sich warten. Sie bekam einen Sohn, arbeitete im familieneigenen Gastronomiebetrieb mit und betreut nun seit einigen Jahren ihre Eltern.

Am Strand und in den Dünen arbeitete Claudia Nagel mit ihrem Pferd Tizón an der Fitness. Foto: privat

Lange fehlte ihr auch ein Pferd, das fit genug für ihren Plan war. Doch sie hatte schon mit dem Distanzreiten begonnen und unternahm immer wieder Wanderritte auf der ganzen Welt, unter anderem in Amerika und Ägypten. In Spanien wurde ihr eines Tages ein junger Spanier für eine Pyrenäenüberquerung angeboten. „Er war sehr lieb, ich konnte aber noch gar nicht richtig auf ihn einwirken“, so Nagel. Dennoch verliebte sie sich schnell in Tizón. „Das war dann ein großes Hin und Her“, erinnert sie sich. Denn eigentlich wollte sie gar kein Pferd kaufen. Die Familie hatte gerade das Restaurant aufgegeben und in ihrem Leben war vieles im Wandel. Doch das junge Pferd ließ sie nicht los und so fuhr sie im gleichen Jahr noch zweimal nach Spanien.

„Es kristallisierte sich dann immer mehr heraus, dass ich eine neue Aufgabe wollte. Als er mir für einen fairen Preis angeboten wurde, gab es einen Handschlag und er war meiner. Eine Herzensangelegenheit“, berichtet Nagel. Erst als sie die Papiere in den Händen hielt, erfuhr sie, dass Tizón nur vier Jahre alt war. Nun hofft sie, dass er trotz der frühen Belastung lange gesund bleibt. Doch die Entscheidung hat sie nie bereut: „Er hat mir schon so viel Freude bereitet.“

Inzwischen ist Tizón seit acht Jahren bei Nagel zu Hause. Mit dem Wissen um seine Fähigkeiten in steinigem und bergigem Gelände kam der Traum der Alpenüberquerung wieder auf. „Doch immer sprach etwas dagegen und es war so viel zu bedenken. Ich wollte es nicht angehen“, gibt sie zu.

Viel zu organisieren

Schließlich war es ihre Horsemanship-Trainerin, die das Thema voranbrachte. Sie kannte die Reitlehrerin Barbara Ochotta, die sich auf Alpenritte von Gruppen spezialisiert hat. „Träume soll man doch nicht einfach aufgeben“, riet sie ihrer Schülerin und stellte den Kontakt her. In vielen Telefonaten planten Nagel und Ochotta, wie man die Reise von Sylt über die Alpen am besten umsetzen könnte. Die Vorbereitungen dauerten 16 Monate.

Der Ritt über die Alpen war schon lange ein großer Traum von Claudia Nagel. Foto: privat

In dieser Zeit arbeiteten Tizón und Nagel an ihrer Fitness. „Auf Sylt muss man viel spielen, um Strecke zu machen. Oft bin ich im Kreis geritten. Das, was es an Hügeln gab, habe ich immer mitgenommen“, erzählt Nagel. Immer waren sie vier bis fünf Stunden unterwegs, streckenweise führte sie ihr Pferd. Je nach Jahreszeit ging es an den Strand, Dünen hoch und hinunter, und sie machten viel Intervalltraining. Sie führte akribisch Buch. Am Ende war das Paar aus dem flachen Norden das fitteste bei der Alpenüberquerung.

Gemeinsam mit ihrer Horsemanship-Trainerin brach Nagel mit Auto und Hänger auf. Die ganze Nacht durch fuhren sie, 980 km bis ins bayerische Memmingen. Dort machten Pferd und Reiterin erst einmal fünf Tage Pause. „Wir mussten noch Papierkram regeln, immerhin ging es über zwei Landesgrenzen“, erklärt Nagel. Tizón brauchte außerdem einen Spezialbeschlag für die Alpen. Seine Besitzerin wählte Duplos und die bewährten sich. In Ruhe akklimatisierten sich Mensch und Pferd und machten schon erste kleine Ausflüge. Noch regnete es, doch der Wetterbericht versprach gutes Wetter für die Zeit der Alpenüberquerung.

Neben der Veranstalterin und ihrem Partner kamen acht Teilnehmer mit auf den Trip. Die meisten stammten aus der engeren Umgebung, eine aus Dresden und Nagel ganz aus dem Norden von der Insel Sylt. Mit Auto und Hänger ging es weiter nach Schwangau an den Fuß des Schlosses Neuschwanstein. Von dort holte ein Freund von Claudia Nagel das Gespann ab und fuhr damit schon einmal nach Italien vor. „Das musste ich im Vorfeld alles planen. Auch die Tatsache, dass mein Mann zwei Wochen lang ohne Auto klarkommen musste“, erklärt sie.

Heute weiß sie nicht mehr, wie lange sie allein am Equipment herumgefummelt hat. Dank ihrer Trailerfahrungen wusste sie, dass auf keinen Fall etwas scheuern darf. In den Bergen braucht man außerdem ein perfektes Vorderzeug, was sie auf der flachen Insel Sylt nicht testen konnte.

Bis zum Gipfelkreuz

Doch dann ging es endlich los: sechs reine Reittage über die Alpen. Täglich etwa 30 km, 200 km insgesamt, bei strahlend blauem Himmel. Jeden Abend kehrten die Reiter in einem Hotel ein, es gab leckeres Essen, weiche Betten und einmal sogar Sauna und Schwimmbad. Auch die Pferde waren sehr gut untergebracht.

Immer wieder hatten die Reiter fantastische Blicke über die Berge. Foto: privat

Für Nagel, die schon über verschiedene Berge geritten ist, war das hier alles, was sie sich erträumt hatte: Mit dem eigenen Pferd eine solche Aufgabe zu meistern. „Es ist so toll, was man zusammen mit seinem Pferd erreichen kann. Für mich war es wie ein kleiner Jakobsweg. Ich wollte es unbedingt gut machen und das hat geklappt. Es war einfach nur perfekt“, schwärmt sie. Jeden Tag wuchs sie mit ihrem Pferd enger zusammen. Morgens wartete Tizón schon neugierig auf sie, als sei er gespannt, was heute anstehe.

Dabei war der gesamte Trip nicht ganz ungefährlich. Der Weg führte an Abhängen vorbei, durch Geröllfelder und an Straßen entlang. Die Pferde mussten nicht nur trittsicher und fit sein, sondern auch gänzlich unerschrocken.

Der absolute Höhepunkt war das Ziel – in jeder Hinsicht. Das Gipfelkreuz auf dem italienischen Pass Timmelsjoch steht in 2.700 m Höhe. „Das rührt mich heute noch“, sagt Nagel mit erstickter Stimme. Die letzten Meter nach dem finalen, 45 min dauernden Anstieg seien einfach unfassbar gewesen. Oben angekommen seien alle erst einmal still geworden. Selbst die Pferde hätten in die Weite geguckt. „Ich musste furchtbar weinen. Ich kann das Gefühl selbst heute noch nicht in Worte fassen“, erzählt Nagel. Eigentlich seien sie nur einen Berg hochgeritten und oben angekommen, aber es sei einfach fantastisch gewesen. Alle Reiter ließen ihre Pferde los, die trotzdem zusammen stehen blieben. Eine Stunde verbrachte die Gruppe auf dem Berg und ließ alles auf sich wirken.

Auf der Reise hat Nagel „ganz tolle Menschen kennengelernt“. Vor allem mit der Veranstalterin verbinde sie inzwischen eine Freundschaft, die bestimmt länger halte. Zurück auf Sylt brauchte sie Zeit, um wieder richtig zu Hause anzukommen. „Die Rührung hat mich immer wieder überwältigt“, berichtet sie.

So viele Menschen haben sie bei der Umsetzung ihres Traums unterstützt: ihre Eltern, ihr Ehemann, ihr Sohn, ihr Chef, ihre Trainerin und natürlich die Veranstalterin. Besonders dankbar ist sie ihrer Horseman­ship-Trainerin und einem langjährigen Freund aus Österreich, die sie auf den langen Transportwegen als Fahrer begleitet haben. Alle fanden, Träume müsse man leben, und rieten ihr: „Sieh zu, dass du loskommst.“ Rückblickend findet Claudia Nagel: „Der Ausbruch aus dem normalen Leben war sehr groß, aber es hat sich gelohnt.“

Kleine Bäume ganz groß

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Als Kleinbäume bezeichnet man Gehölze mit einer Wuchshöhe zwischen 2 und maximal 10 m. In der Gartengestaltung stehen sie damit an der Grenze zu den Großsträuchern. Mit ihrer kompakten Wuchsform fügen sich Kleinbäume problemlos in jeden Gartenbereich ein. Dabei überzeugen sie optisch mit ganz unterschiedlichen Wuchsformen. Sie reichen von Kugelkronen über schlanken Säulenwuchs bis hin zu kaskadenartig herabhängenden Zweigen. Und natürlich schmückt sich so manches Exemplar mit attraktiven Blüten.

Kugelahorn ,Globosum‘ bildet eine dicht belaubte, kugelrunde Krone aus. Foto: Karin Stern

Das ganze Jahr über bilden Bäume das Grundgerüst des Gartens und gehören damit zu den unverzichtbaren Elementen auf dem Grundstück. Für die Gestaltung kleinerer Teilbereiche bieten Baumschulen eine breite Palette interessanter Bäume in kompakten Wuchsformen an. Sie finden im Gegensatz zu ihren großen Verwandten überall ein Plätzchen. Ein gutes Beispiel dafür sind die beliebten runden Kronen von Kugelahorn ‚Globosum‘ (Acer platanoides), der Kugelsteppenkirsche ‚Globosa‘ (Prunus fruticosa) und der Kugelakazie ‚Umbraculifera‘ (Robinia pseudoacacia). Manchmal wird Letztgenannte auch als Kugelrobinie angeboten. Alle drei Arten zeichnen sich nicht nur durch ihre platzsparende, attraktive Wuchsform aus, sondern sind zudem sehr pflegeleicht. Ihre Kronen bleiben auch ohne Schnitt gut in Form. Wer einen leichten Korrekturschnitt vornehmen oder die Kronen kompakter halten möchte, schneidet sie im Spätwinter zurück. Ein optisches Extra legt die Kugelsteppenkirsche mit ihrem reichen, leicht duftenden Blütenflor in Weiß noch obendrauf.

Die Säuleneibe bringt Grün in den dunklen, rotlaubigen Hintergrund.
Foto: Karin Stern

Die schlank wachsenden Säulenbäume sind wunderbare Gestaltungselemente. Von Natur aus zeichnen sie sich durch einen dichten Wuchs und straff aufrecht wachsende Äste aus. In Einzelstellung gepflanzt, ziehen sie den Blick auf sich, ohne dabei viel Schatten zu werfen. Die Reihenpflanzung bietet einen eindrucksvollen Anblick. Doch man sollte bedenken, dass Säulenförmige mit zunehmendem Alter ihre Gestalt verändern. Manche neigen nach vielen Jahren zu einer kegel- oder eiförmigen Krone. Immergrüne mit säulenförmigem Wuchs sorgen auch im Winter noch für viel Grün. Zu empfehlen sind hier Wacholder ‚Hibernica‘ (Juniperus communis), die Eibe ‚Fastigiata‘ (Taxus baccata) oder die kegelförmige Scheinzypresse ‚Ellwoodii‘ (Chamaecyparis lawsoniana). Sommerliches Grün in Verbindung mit frühjährlicher Blütenpracht und schlankem Wuchs bieten Zierkirsche ‚Amanogawa‘ (Prunus serrulata) mit einem fantastischen rosafarbenen Blütenmeer von April bis Mai und Eberesche ‚Fastigiata‘ (Sorbus aucuparia). Diese wirft zudem noch attraktiven herbstlichen Beerenschmuck in die Waagschale.

Hängende Kronen wie die der Weidenblättrigen Birne passen perfekt an den Teichrand. Foto: Karin Stern

Bäume mit hängenden Kronen setzen ruhige Blickpunkte im Garten. Solche Bäume werden manchmal als Trauer- oder Kaskadenbäume angeboten. Sie sind bei Weitem nicht so ausladend wie die Verwandten mit aufrechtem Wuchs. Gern gepflanzt wird in den vergangenen Jahren die Weidenblättrige Birne (Pyrus salicifolia). Ihre malerische Form erreicht im Alter etwa 5 m in Höhe und Breite. Bei doppelter Reihenpflanzung lassen sich mit diesem pflegeleichten Gehölz wunderschöne Laubengänge ziehen. Zur Blütezeit wirkt die Hänge-Zierkirsche ‚Pendula‘ (Prunus subhirtella) spektakulär. Auch unter den Zieräpfeln (Malus) findet sich mit ‚Red Jade‘ eine Sorte mit hängender Krone. Aus den im Mai erscheinenden weißen Blüten entwickeln sich im Laufe des Sommers leuchtend rote Äpfelchen. Sie zieren bis weit in den Winter hinein, sofern sie nicht geerntet und verarbeitet werden. Recht bekannt dürfte die Hängende Kätzchenweide ‚Pendula‘ (Salix caprea) sein. Das schnittverträgliche Gehölze zeigt sich tolerant gegenüber allen Gartenböden. Unter den Trauerbirken (Betula pendula) empfiehlt sich mit 4 bis 7 m Wuchshöhe die Sorte ‚Youngii‘.

Tipp: In der Baumschule sollte man sich von den jungen, noch zierlich wirkenden Gehölzen nicht täuschen lassen und sich besser nach der endgültigen Höhe und Breite der Kleinbäume erkundigen.

Die kugelförmigen Kronen übernehmen hier die Funktion eines Torpfostens. Foto: Karin Stern
Die Sternmagnolie blüht nicht minder attraktiv als die Tulpenmagnolie, kommt aber mit weniger Platz aus.
Foto: Karin Stern
Die als Kugelbaum veredelte Kletterspindel sorgt für Struktur zwischen den Blattschmuckpflanzen.
Foto: Karin Stern


Verbände begrüßen Initiative

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Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) begrüßt, dass das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMLEH) weiterhin an einer Agrarexportstrategie arbeitet. Kürzlich fand dazu ein Austausch zwischen Vertretern der Agrar- und Ernährungswirtschaft und dem Ministerium statt. Es sei positiv, dass Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) die Stimmen aus der Praxis anhöre, erklärte DRV-Präsident Franz-Josef Holzenkamp.

Union und SPD haben in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, eine Agrarexportstrategie zu entwerfen. CSU-Minister Rainer hatte mehrfach angekündigt, diese zeitnah vorlegen zu wollen. Dass dies aus Sicht der Branche auch dringend notwendig ist, betonte Holzenkamp: „Die deutsche Agrar- und Ernährungswirtschaft lebt in hohem Maße vom offenen und fairen Welthandel.“ Rund ein Drittel der Wertschöpfung des Sektors werde im Drittlandsexport erzielt. „Das entspricht etwa 18 Milliarden Euro jährlich und sichert rund 1,2 Millionen Arbeitsplätze“, so der DRV-Präsident.

Nach Ansicht des DRV ist es wegen des zuletzt gestiegenen Agraraußenhandelsdefizits notwendig, die Wettbewerbsfähigkeit der Branche zu stärken und neue Absatzmärkte zu erschließen. Das Defizit kletterte im vergangenen Jahr auf einen Rekordwert von mehr als 17 Mrd. €.

Laut Holzenkamp erwartet die Branche von der Agrarexportstrategie nicht, dass mehr finanzielle Unterstützungsleistungen gewährt werden. Vielmehr gehe es um eine bessere, zielorientierte Zusammenarbeit von Politik und Wirtschaft „im Sinne eines regelbasierten und fairen Handels“. Wichtig sei etwa, dass es auf Bundes- und Landesebene sowie in den deutschen Auslandsvertretungen eine angemessene Personalausstattung gebe. Dies sei Grundvoraussetzung, um Drittlandsmärkte zügig zu öffnen und dauerhaft bedienen zu können. Der DRV fordert zudem, dass die Rahmenbedingungen für exportorientierte Unternehmen in Deutschland verbessert werden müssten. „Bürokratische Hürden, hohe Energiepreise und überbordende Berichtspflichten gefährden unsere Wettbewerbsfähigkeit“, beklagte Holzenkamp. Er plädiert dafür, dass Nachhaltigkeitsanforderungen zwischen den Staaten harmonisiert werden sollten.

Auch der Deutsche Agrarhandel (DAH) forderte „praxisgerechte Regulierungen“, vor allem bei der EU-Entwaldungsrichtlinie, dem Grenzausgleichsmechanismus für Kohlenstoffemissionen und Außenhandelsverfahren. „Von einer starken Exportstrategie profitieren nicht nur Betriebe und Beschäftigte, sondern die gesamte deutsche Ernährungswirtschaft“, sagte DAH-Präsident Rainer Schuler. age

EU-US-Handelsdeal: Ratifizierung kann noch dauern

Bernd Lange Foto: EU

Eine schnelle Ratifizierung des EU-US-Handelsdeals wird es nicht geben. Das hat der Vorsitzende im Handelsausschuss des EU-Parlaments und zugleich Berichterstatter für das geplante Abkommen, Bernd Lange, klargestellt. Laut dem SPD-Politiker dürfte der Ausschuss über seine Position zu der Vereinbarung frühestens im Januar abstimmen. Das Plenum würde dann voraussichtlich im Februar oder März über den Verhandlungsstandpunkt entscheiden. Sobald der Rat seine Position gefunden hat, müsste dann noch der Trilog mit der EU-Kommission geführt werden. Die Gespräche dürften allerdings kontrovers verlaufen, da mindestens Lange eine Reihe von Änderungswünschen hat. Der Großteil des Europaparlaments teilt jedenfalls die grundsätzliche Kritik des einflussreichen Handelspolitikers.

Konkret fordert Lange klarere Regeln für zu verzollende Produkte. Kritik äußert er beispielsweise an einer US-Liste, die auf aktuell 407 Produkte teils drastische Sonderzölle erhebt. Die besagte Liste ist laut Lange im Wesentlichen nach dem Deal zwischen US-Präsident Donald Trump und Kommissionspräsidentin Dr. Ursula von der Leyen (CDU) erstellt worden. Viele Stahl- und Aluminiumprodukte seien betroffen, verdeutlicht der SPD-Politiker. Als besonders kritisch wertet er die Situation für europäische Landtechnikunternehmen. Für Exporte in die USA fielen aktuell Zölle von bis zu 70 % an. Dies sei für viele Unternehmen existenzbedrohend.

Darüber hinaus drängt Lange darauf, dass es starke Aussetzungsregeln geben müsse. Der Grund dafür: Sollten die USA nicht aufhören, sich in die politischen Angelegenheiten der EU und ihrer Mitgliedstaaten einzumischen, müsse es möglich sein, das Abkommen mindestens temporär nicht anzuwenden. Von der EU-Kommission fordert der Handelspolitiker ein starkes Sicherheitsnetz, um beispielsweise unerwartet hohe US-Einfuhren regulieren zu können und zugleich Hilfen an die betroffenen Sektoren zu ermöglichen. Dies gelte insbesondere für den Agrarsektor.

Des Weiteren drängt Lange darauf, eine sogenannte Sunset-Klausel in den Vertrag einzubauen. Das bedeutet: Die Übereinkunft soll zunächst zeitlich befristet in Kraft treten. Dem Berichterstatter zufolge könne dann leichter die Notbremse gezogen werden, wenn die Übereinkunft nicht die erhoffte Beruhigung in den Handelsbeziehungen mit sich bringe. age

Mut, praktische Hilfe und ein sicherer Ort

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Die Land-Grazien aus Schleswig-Holstein haben sich einer besonderen Mission verschrieben: Frauen und Kindern, die häusliche Gewalt erfahren, Schutz, Unterstützung und neue Perspektiven zu bieten. Was einst als kleine Initiative engagierter Frauen begann, ist heute ein starkes Netzwerk aus Mut, Empathie und praktischer Hilfe. Im Interview mit den LandFrauen spricht Miriam Peters, Begründerin der Land-Grazien, über ihre Arbeit, die Herausforderungen in ländlichen Regionen und darüber, warum es so schwierig ist, das Schweigen zu brechen und Betroffenen eine Stimme zu geben.

Miriam Peters, wie ist der Verein Land-Grazien entstanden und was steckt hinter dem Namen?

Miriam Peters: Die Land-Grazien sind ein Projekt des Vereins Frauen helfen Frauen Sandesneben und Umgebung e. V., der im Februar 2020 gegründet wurde. Er verfolgt das Ziel, sich aktiv gegen Gewalt an Frauen und Kindern einzusetzen.Ich habe einige Zeit in einem Frauenhaus gearbeitet und Soziale Arbeit studiert. Zu Hause, auf dem Dorf, wurde mir bewusst, dass es für die Betroffenen hier nahezu unmöglich ist, Unterstützung zu bekommen. Daraufhin habe ich mir überlegt, wo genau die Herausforderungen liegen und wie man sie angehen könnte. Deswegen habe ich die Land-Grazien ins Leben gerufen.

Welche Angebote stellt ihr für Frauen und Kinder konkret zur Verfügung?

Wir bieten ganz niedrigschwellig Beratung und Begleitung an, wenn eine gewaltbetroffene Frau sich bei uns meldet. Wir zeigen Lösungswege aus gewaltvollen Partnerschaften auf, unterstützen bei Anträgen, begleiten zum Beispiel zur Polizei oder zur Spurensicherung, nutzen unser Netzwerk für weitere Unterstützungsangebote.

Miriam Peters ist die Begründerin der Land-Grazien, einer Beratungsstelle bei Gewalt für Frauen und Kinder. 
Foto: Meike von der Goltz

Seit Mitte des Jahres gibt es außerdem die Land-Grazien Girls, die sich auf die Zielgruppe der 13-18-jährigen Mädchen konzentrieren.

Auf Social Media machen wir Content zu Gewaltprävention und Empowerment. Dort haben wir mittlerweile eine große Reichweite von über 23.000 Followern und ein sehr stabiles Netzwerk, in dem auch sehr große Influencer und Influencerinnen sind, die uns regelmäßig unterstützen. So erreichen wir wirklich viele potenziell betroffene Frauen.

Wie sieht ein typischer Tag bei den Land-Grazien aus?

Bei uns gibt es keine typischen Tage. Jeder Tag kann alles werden: super entspannt und ruhig, völliges Chaos und lauter spontane Termine – oder eben irgendetwas dazwischen. Planung ist immer gut und schön, aber wir haben uns abgewöhnt, uns darauf zu verlassen. Die Frauen und Kinder gehen immer vor und Krisen können schlecht geplant werden. Die Frauen melden sich und dann sind wir da. Manchmal heißt es dann fürs ganze Team: „Alles stehen und liegen lassen, wir haben etwas zu organisieren!”

Das ist aber auch genau das, was wir alle irgendwie lieben. Langweilig wird es bei uns nie und wir alle sind mit Herzblut dabei.

Welche gesellschaftlichen Strukturen oder Muster begünstigen häusliche Gewalt?

Traditionelle Rollenbilder sind ein großer Faktor: Er bringt das Geld heim, sie ist zu Hause. Das bringt die Frauen in eine gefährliche finanzielle Abhängigkeit und lässt ein großes Machtgefälle entstehen. Wenn er dann gewalttätig wird, hat sie große Schwierigkeiten, „einfach” zu gehen. Oft haben die Frauen, die sich bei uns melden, gar kein eigenes Konto.

In solchen Beziehungen schwingt ja auch oft mit, dass er „das Sagen hat“. Das spielt eben auch in das Machtgefälle hinein und erschwert es der Frau zu erkennen, dass dieses Gefüge nicht „normal” ist.

Wie verändert sich das Thema in ländlichen Regionen im Vergleich zu Städten?

In ländlichen Räumen gibt es schlichtweg kaum Beratungsangebote für Betroffene. Um Unterstützung zu bekommen, müssen oft sehr lange Strecken bewältigt werden. Mit dem kaum vorhandenen ÖPNV auf dem Dorf ist das eine Zumutung. Zwar haben viele Frauen in ländlichen Räumen ein Auto, aber oftmals werden sie digital überwacht und geortet. Oder der Fahrtweg zur nächsten Beratungsstelle in einer Stadt ist zu lang. Dazu kommen die oft sehr begrenzten Öffnungszeiten der meisten Beratungsstellen. Spontan und zeitnah einen Termin zu bekommen, ist furchtbar schwierig bis unmöglich.

Auch die sozialen Gefüge auf dem Dorf sind anders als in der Stadt. Jeder kennt jeden, man war zusammen in der Schule und spielt gemeinsam Fußball. Dass die Leute dann zum Täter halten, weil der doch „so nett ist“ und man sich schon so lange kennt, ist keine Seltenheit. Für Betroffene bedeutet das in aller Regel eine Isolierung. Sie trauen sich höchstwahrscheinlich gar nicht, etwas zu sagen, weil sie den Kürzeren ziehen werden.

Welche Rolle spielen Tabuisierungen und Schweigen im Umfeld der Betroffenen?

Das ist ein ganz wichtiger Punkt, denn Schweigen, obwohl man alles mitbekommt, signalisiert der Betroffenen, dass das, was ihr angetan wird, nicht wichtig genug ist. Sie erfährt keine Solidarität, keinen Rückhalt und wird daraus lernen, erst recht nichts mehr zu sagen. Dasselbe gilt für Tabuisierungen. „Darüber spricht man nicht“, hören wir sehr oft und wir sagen: „Ganz im Gegenteil! Sprecht über häusliche Gewalt, damit Täter wissen, dass ihr Verhalten nicht hingenommen wird und Betroffene sich trauen, den nächsten Schritt zu gehen.“

Welche präventiven Maßnahmen setzt ihr, um Gewalt gar nicht erst entstehen zu lassen?

Zum einen posten wir auf Instagram regelmäßig Content, der aufklärt. Also: Was ist überhaupt Gewalt, wie kann sie aussehen? Gleichzeitig versuchen wir, unsere Followerinnen zu stärken, ihnen Mut zu machen. Im besten Fall erkennen sie problematische Muster so schneller und fühlen sich em­powert, sich dagegenzustellen.

Zum anderen halten wir immer öfter auch Vorträge oder veranstalten Workshops.

Das Wichtige ist, dass das Thema präsent bleibt, denn die Tabuisierung bewirkt nur, dass niemand sich traut, etwas zu sagen.

Wie erreicht ihr Kinder und Jugendliche, um sie für dieses Thema zu sensibilisieren?

Unser Trägerverein veranstaltet in regelmäßigen Abständen Aktionen für Kids. Das können sportliche Selbstbehauptungs-Angebote sein. Aber auch unsere Happy Days, die schon zweimal stattgefunden haben, sind eine tolle Gelegenheit, Selbstwirksamkeit zu spüren. Die Happy Days sind ein Festival für und von Kids, bei dem die Kinder und Jugendlichen von Anfang an alles planen und bestimmen. Selbstwirksamkeit und Selbstbestimmung führen zu Selbstbewusstsein, und das ist ein wichtiger Faktor bei häuslicher Gewalt.

Unser neues Projekt Land-Grazien Girls spricht konkret junge Mädchen an, die in ihrer ersten Beziehung Gewalt erleben. Bei sehr jungen Mädchen kann sich das tatsächlich anders zeigen als bei erwachsenen Frauen, daher ist es wichtig, hierauf einen gesonderten Blick zu haben.

Wie können Frauen und Kinder, die betroffen sind, Hilfe bei euch finden?

Die Betroffenen können sich über Social Media, E-Mail oder Telefon bei uns melden, außerdem gibt es auf unserer Webseite ein gesichertes Online-Formular. Im Kreis Herzogtum Lauenburg bieten wir außerdem auch persönliche Beratung an. Wir haben einen umgebauten Handwerkerbus, der von außen aussieht wie ein Firmenauto, innen drin aber ein Büro hat. Mit diesem Beratungsmobil können wir die Frauen dort treffen, wo sie sich sicher fühlen und im Alltag aufhalten. Das kann ein wichtiger Punkt sein, wenn die Frau von ihrem Partner überwacht wird. Sie kann dann nicht einfach in die nächste Stadt zur Beratungsstelle fahren, sondern nur dorthin, wo er keinen Verdacht schöpft.

Welche Hürden erleben Betroffene am häufigsten, wenn sie Hilfe brauchen?

Leider wird Betroffenen oft schlichtweg nicht geglaubt. Und das kann fatal sein, denn so verlieren die Frauen verständlicherweise schnell das Vertrauen in die Instanz, an die sie sich gewendet haben. Oder sogar ganz allgemein: Sie erzählen nie wieder was.

Manchmal sind es auch bürokratische Hürden, die Betroffenen das Leben erschweren. Es dauert einfach zu lange, bis etwas passiert, bis Sanktionen durchgesetzt werden. In der Zwischenzeit kann furchtbar viel passieren.

Wie wichtig ist die Zusammenarbeit mit Polizei, Justiz und Sozialdiensten?

Die Zusammenarbeit ist für uns von sehr großer Bedeutung, da es ein sehr gutes Netzwerk benötigt, um möglichst gute Ergebnisse und gesamtheitliche Lösungen für die Betroffenen zu schaffen. Daher arbeiten wir sehr eng mit den unterschiedlichen Akteuren von Polizei, Gericht und Ämtern zusammen.

Was wünscht ihr euch von der Politik, um eure Arbeit langfristig zu stärken?

Wir wünschen uns von der Politik, dass die Istanbul-Konvention wirklich konsequent umgesetzt wird. Sie verpflichtet ja dazu, Gewalt gegen Frauen zu verhindern, Betroffene zu schützen und Täter zur Verantwortung zu ziehen. In der Praxis heißt das: genug finanzierte Schutz- und Beratungsstellen, mehr Präventionsarbeit, gut geschulte Fachkräfte bei Polizei und Justiz und eine klare politische Verantwortung. Es reicht nicht, die Konvention nur zu unterschreiben. Sie muss im Alltag spürbar werden, damit Frauen und Kinder wirklich sicher sind.

Wie kann jede/-r Einzelne im Alltag Betroffene unterstützen oder aufmerksam machen?

Postkarte der Land-GrazienIllustration: Lena Fitzner

Das Wichtigste ist: Niemals Druck ausüben. Sätze wie „Warum gehst du nicht einfach?” oder „Ich hätte mich längst getrennt, warum lässt du das mit dir machen?” sind weder hilfreich noch geben sie der Betroffenen das Gefühl, gehört zu werden. Ganz im Gegenteil, sie wird sich wahrscheinlich abwenden, weil sie sich verurteilt fühlt.

Zuhören und immer wieder signalisieren, dass man da ist, Hilfestellungen im Alltag anbieten – zum Beispiel auf die Kinder aufpassen, während die Betroffene sich beraten lässt – und Ähnliches, das sind Unterstützungen, die wirklich zielführend sind.

Und natürlich unbedingt von uns erzählen. Es gibt Betroffene, die zögern, sich beraten zu lassen, weil es so aufwendig ist. Wir versuchen, alles komplett niedrigschwellig zu halten. Keine, die sich bei uns meldet, verpflichtet sich zu irgendetwas. Vielleicht macht es das einigen Menschen leichter, sich Unterstützung zu holen.

Wie kann man euren Verein unterstützen?

Spenden sind unglaublich wichtig für uns, da wir keine öffentlichen Gelder bekommen beziehungsweise bekommen möchten. Wir sind gern unabhängig und frei in unserer Arbeit, daher finanzieren wir uns über Stiftungsgelder sowie Spenden.

Ansonsten wünschen wir uns, dass die Menschen von uns erzählen, damit möglichst viele gewaltbetroffene Frauen wissen, dass es uns gibt und sie bei uns Unterstützung bekommen können.

Info

Einmal im Monat stellen wir ab jetzt an dieser Stelle unsere Kooperationspartner vor, die mit uns LandFrauen für Gemeinschaft, Stärke und Zusammenhalt auf dem Land stehen.

Dünger – jetzt noch handeln?

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Im Vergleich zu den aktuell miserablen Getreidepreisen sind die Forderungen des Landhandels für Düngemittel vielen Landwirten zu hoch, entsprechend niedrig ist das Interesse in der Landwirtschaft, über das Mindestmaß hinaus Dünger vorzukaufen. Die Preise für Stickstoffdünger befinden sich aktuell wieder auf dem relativ niedrigen Mai-Niveau, nachdem sie den Sommer über deutlich angestiegen waren. Grund dafür war vor allem die sehr große Nachfrage Indiens auf dem Weltmarkt. Ähnlich groß ist die Nachfrage Indiens nach phosphathaltigen Düngemitteln. Diese sind bei uns im bisherigen Jahresverlauf bisher kontinuierlich im Preis gestiegen und haben sich in den vergangenen Wochen eher stabil seitwärts bewegt.

EU-Zölle bisher ohne Preiseinfluss

Seit dem 1. Juli dieses Jahres hat die EU Importzölle auf Düngemittel aus Russland und Belarus in Kraft gesetzt. Sie betragen 6,5 % des Warenwertes und zusätzlich einen Festzoll in Höhe von 45 €/t. Der Einfluss auf die Weltmarktpreise hält sich allerdings bis jetzt stark in Grenzen, da diese Zölle lediglich zu einem Umlenken der Warenströme geführt haben. Von den zwei Zielen, die diese Sanktionen erfüllen sollen, ist bisher also nur eins erfüllt. Die europäischen Düngerhersteller sind den Konkurrenzdruck durch Billigimporte aus Russland los. Das zweite Ziel, Russland den Geldhahn für seine Kriegskasse zuzudrehen, wurde nicht erreicht. Der russische Dünger findet nach wie vor unvermindert seine Kundschaft auf dem Weltmarkt, zwar nun nicht mehr in der EU, dafür aber aktuell zum Beispiel in Nordamerika. Die russische Regierung spricht sogar von einer Steigerung der Dünger­exporte im Vergleich zu den Vorjahren.

CBAM Stufe zwei

Dafür könnte aber eine bereits seit dem 1. Oktober 2023 bestehende EU-Verordnung erheblichen Einfluss auf die Düngerpreise bekommen. Die sogenannte CBAM-Verordnung (carbon border adjustment mechanism), auch CO2-Grenzausgleichssystem genannt, dient wieder dem Schutz der innereuropäischen Düngermittelindustrie. Diese muss für die bei der Düngermittelherstellung anfallenden Treibhausgasemissionen Zertifikate kaufen, was zu einer Benachteiligung gegenüber außereuropäischen Herstellern führt. Um dies zu verhindern, wurde CBAM eingeführt. Aktuell befindet sich dieses System in einer Übergangsphase, die am 31. Dezember 2025 endet. Ab Anfang nächsten Jahres müssen Düngerimporte ebenfalls mit Emissionsaufschlägen belastet werden. Das Problem ist aber, wie so oft, dass das Gesetz noch nicht zu Ende gedacht ist. Es fehlt zum Beispiel an einer ausreichenden Datengrundlage, wie diese Bepreisung ausgestaltet werden soll. Das verunsichert den Düngermarkt natürlich erheblich, sodass zunächst mit Risikoaufschlägen gerechnet werden muss. Diese werden von Marktteilnehmern aktuell auf zirka 80 €/t zumindest für das erste Quartal 2026 beziffert, danach wird von etwas niedrigeren Aufschlägen ausgegangen.

Ob diese Aufschläge dann tatsächlich zu höheren Düngerpreisen im Landhandel führen werden, ist allerdings nicht sicher, denn den größten Einfluss auf die Düngerpreise hat der Weltmarkt. Und dieser Preis wird ganz klassisch durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Da die Gefahr von deutlichen Preisaufschlägen aber durchaus gegeben ist, empfiehlt es sich, aktuell zumindest Teilmengen abzusichern.

Zwischen Fiktion und Fake News

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Die „Tatort“-Folge „Letzte Ernte“ vom vergangenen Sonntag hat Fiktion und Fake News in einer Form vermengt, die viele Landwirtinnen und Landwirte empört. In der TV-Sendung sprüht ein Obstbauer unter anderem Glyphosat auf seine Apfelbäume. Dadurch sei er an Krebs erkrankt und sein Sohn leide durch Kontakt mit dem Totalherbizid an Impotenz. So weit, so falsch. Auf Nachfrage des Bauernblattes erklärte der NDR, dass der „Tatort“ eine fiktionale Krimireihe sei, die aber kontrovers diskutierte Themen aufgreife.

Dieser Grundgedanke an sich ist löblich. Wenn Formate wie der „Tatort“ Raum für gesellschaftlich relevante Fragen bieten, kann das die Diskussion bereichern. Wer jedoch nachweislich Falschinformationen verbreitet – auch in der Fiktion –, produziert hingegen lediglich Unsicherheit und Vorurteile. Umso erstaunlicher ist es, dass der NDR auf der Hintergrundwebseite zur „Tatort“-Folge die Faktenlage korrekt darstellt.

Wie also kommt so ein Drehbuch zustande? Hat der Einfluss der Schauspielerin Maria Furtwängler ein Rolle gespielt? Die bekennende Umweltschützerin setzt ihre Prominenz gern für den Artenschutz ein, beteuert jedoch in einem Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: „Ich achte aber immer darauf, dass bestimmte Themen nicht schematisch oder verzerrt behandelt werden.“ In „Letzte Ernte“ ist das leider nicht gelungen.

Dr. Heike Müller, Foto Stefanie Lanin

NDR-Rundfunkrätin und Landwirtin Dr. Heike Müller schilderte gegenüber dem Bauernblatt ihre Verärgerung: „Nachdem Maria Furtwängler im vergangenen Jahr bereits als ,Insektenspezialistin‘ in einer NDR-Dokumentation ihre Theorien aktivistisch verbreiten durfte und publik wurde, dass es zu dem Thema einen ,Tatort‘ geben würde, ahnte man schon Schlimmes, und man wurde diesbezüglich nicht enttäuscht.“ Die Landwirtschaft komme (mal wieder) nicht gut weg. Die Bauern würden als rückständig und dumm dargestellt, die Höfe seien auf dem Stand der 1950er Jahre. „Wieder einmal zeigt der NDR, dass überhaupt nicht verstanden wurde, was Glyphosat überhaupt ist. Als Kampfbegriff taugt es allemal“, so Müller.

Bahnt sich hier der nächste große Streit im NDR an, nach der Ausbootung von Julia Ruhs? Heike Müller berichtet aus der jüngsten Rundfunkratssitzung Ende September: „Der Rundfunkrat vertritt gegenüber dem NDR die Allgemeinheit, und dementsprechend gab es von der eher linken Seite viel Kritik an der ersten Sendung des Formates ,Klar!‘. Jedoch wurde diese diesmal sehr umfangreich gekontert, denn auch die konservativ-liberale Seite des Rundfunkrates meldete sich deutlich zu Wort. Was bleibt, ist der Eindruck, dass man eine Kollegin ,ein bisschen ­rechtsextrem‘ nennen kann, wie Moderatorin Anja Reschke es tat, und eine halbherzige Entschuldigung der Redaktion auf der Plattform X ausreicht.“

Müller kritisiert außerdem, dass 250 Mitarbeiter (von 4.000) genügten, um ein unliebsames Format abzuschießen. Besonders habe sie erschreckt, dass der Vorsitzende des Personalrates den offenen Brief der Kritiker mitunterschrieben habe. Vermittlung? Ausgleich? Fehlanzeige. Ihr Fazit: Ein kommunikatives Desaster für eines der größten Kommunikationsunternehmen im Norden.

Die deutliche Empörung und klaren Worte von Müller sind wichtig. Sie fördern die kritische Auseinandersetzung von Medienschaffenden mit ihren Themen – sei es in Dokumentationen oder fiktiven Formaten. Gut, dass es im NDR-Rundfunkrat landwirtschaftliche Fachkompetenz gibt.

Dr. Robert Quakernack, Foto: bb

Hauterkrankung bei Milchkühen zunehmend verbreitet

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Eine Zwischeuterdermatitis (ZED) ist eine zunehmend verbreitete Hauterkrankung bei Milchkühen, die jedoch häufig erst spät – wenn bereits ein faulig-süßlicher Geruch wahrnehmbar ist – erkannt wird. Diese Erkrankung verursacht entzündliche Hautveränderungen (Läsionen) im Spalt zwischen den beiden Euterhälften, insbesondere zwischen den Vordervierteln und in Hautfalten vor dem Euter, dort, wo das Euter an der Bauchwand ansetzt. Die Läsionen können leichte bis schwere Ausmaße annehmen, werden jedoch aufgrund ihrer Lage oft erst bemerkt, wenn sie bereits sehr ausgedehnt sind. Wie bei jeder schmerzhaften Erkrankung beeinträchtigen sie nicht nur die Gesundheit und das Tierwohl, sondern haben auch negative Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit der betroffenen Tiere.

Eine Zwischeuterdermatitis beginnt meist mit kleinen entzündeten Hautstellen, die mit einem schmierigen, gelblich-rötlichen Belag bedeckt sind. Bleiben diese Läsionen unbehandelt, können sie sich zu großen, offenen Stellen bis hin zu tiefen geschwürartigen Wunden mit abgestorbenem Gewebe ausdehnen, die mit schwer zu entfernenden Krusten belegt sind. Bei Berührung reagieren die Kühe häufig mit Abwehrbewegungen, da die Läsionen sehr schmerzhaft sein können. In chronischen Fällen kann die bakterielle Infektion über die Eutervene in den Blutstrom gelangen und so zu einer Bakterienverbreitung im gesamten Organismus führen. Daraus können in der Folge beispielsweise Mastitis, Lungenentzündung und/oder Sepsis (Blutvergiftung) entstehen. Befinden sich tiefe Läsionen in der Nähe von Blutgefäßen, kann es zu erheblichen und sogar tödlichen Blutungen kommen, wenn sich die Läsion auf das Blutgefäß ausbreitet und dessen Wände zerstört.

Die Behandlung der Zwischeneuterdermatitis ist ein langer Prozess, der am Ende jedoch Erfolg versprechend ist.

Risikofaktoren

Eine einzige, klar definierte Ursache konnte bisher noch nicht gefunden werden, wahrscheinlich kommen mehrere Faktoren zusammen. Auf jeden Fall spielt das Mikrobiom, also alle in der betroffenen Hautregion vorkommenden Mikroorganismen, eine sehr wichtige Rolle. Ob die Veränderung im Mikrobiom die Ursache oder die Folge dieser Erkrankung ist, muss noch geklärt werden. Untersuchungen von Probenmaterial aus den Läsionen konnten keine spezifischen Bakterienarten als zugrunde liegende Ursache identifizieren, auch typische Mastitis-Bakterien waren in den Läsionen nicht so auffällig häufig vorhanden, als dass sie als auslösend eingestuft werden konnten. Festgestellt werden konnte allerdings, dass die mikrobielle Vielfalt vermindert ist und sich verändert. Dann kommt es zu einem erheblichen Verlust von „gutartigen Hautbewohnern” und zu einer Zunahme von möglicherweise krank machenden Bakterien. So gibt es Hinweise, dass neben anderen auch Treponema-Bakterien, die Erreger der Mortellaro’schen Krankheit, beteiligt sind. Auch die Euteranatomie spielt eine Rolle, bei betroffenen Tieren fallen oft ein tiefes Zentralband und/oder eine tiefe Falte vorn am Euteransatz an der Bauchdecke auf. Euterhautfalten und -vertiefungen stellen ein potenzielles Risiko dar, da sie, wenn hier Haut an Haut reibt, Mikroläsionen und die Entstehung eines feuchten, sauerstoffarmen Milieus begünstigen, das die Ansiedlung pathogener Erreger begünstigt. Im Gegensatz zu Zwischenschenkelekzemen, die insbesondere bei Färsen auftreten, tritt eine ZED eher bei Kühen mit einer hohen Laktationsnummer und einer hohen Milchleistung auf. Umweltfaktoren wie eine zu geringe Boxenlänge, ältere Boxenmatratzen sowie Klauenbäder (hier wird angenommen, dass die desinfizierende Flüssigkeit aus dem Klauenbad auf das Euter spritzt und dort empfindliche Hautpartien zusätzlich irritiert oder dass ein unzureichender Wechsel der Klauenbadflüssigkeit das Vorkommen von pathogenen Erregern erhöht) werden als Risikofaktoren für das Entstehen einer Zwischeneuterdermatitis gesehen.

Behandlung

Eine Behandlung ist aufwendig, aber umso erfolgreicher, je früher damit begonnen wird. Die Größe der Läsionen bestimmen die Heilungschancen. Kleinere Wunden heilen oft innerhalb von Wochen, größere innerhalb von Monaten. Ein frühzeitiges Erkennen erspart folglich viel Arbeit, denn wenn der faulig-süßliche Geruch wahrnehmbar ist, handelt es sich bereits um ausgeprägte Läsionen. Die beste Sicht und ideale Untersuchungs- und Therapiemöglichkeiten bietet ein Klauenstand mit Kippsystem, daher ist die Klauenpflege immer auch ein idealer Zeitpunkt für eine Kontrolle der Hautfalten am Euter. Alternativ kann man im Melkstand mit einem kleinen Spiegel an einem Selfiestick die betroffenen Hautregionen untersuchen.

Das Zwischenschenkelekzem tritt vorwiegend bei Färsen auf.

Eine Behandlung (am besten nach Absprache mit dem Hoftierarzt) umschließt eine regelmäßige Wundreinigung (möglichst zweimal täglich). Dafür eignen sich milde Desinfektionsmittel (zum Beispiel Jod-Seife, zur Wundreinigung geeignete Biozidprodukte auf Basis hypochloriger Säure), und das Trocknen der Wunde (zum Beispiel Trockentupfen mit Einmalpapier). Abschließend wird die Wunde mit einem Spray oder Gel abgedeckt (zum Beispiel Zinkspray, Wundgel auf Basis hypochloriger Säure), um einer zusätzlichen Infektion vorzubeugen und die Wundheilung zu fördern. Aggressive Desinfektions- oder Pflegemittel sollten vermieden werden, um die Haut nicht zusätzlich zu irritieren. Je nach Schweregrad der Hautveränderungen kann die Anwendung von Schmerzmitteln /Entzündungshemmern sinnvoll sein.

Prophylaxe

Auf Herdenebene kann das Risiko gesenkt werden, wenn die Umgebung der Tiere möglichst sauber und trocken ist, sodass das Euter weniger Feuchtigkeit und Bakterien ausgesetzt ist. Das Einstreumaterial sollte so wenig abrasiv wie möglich sein, um kleine Verletzungen am Euter und somit Eintrittspforten für Krankheitserreger zu vermeiden. Genau wie bei der Mortellaro’schen Krankheit ist das regelmäßige Reinigen der Boxen und Laufgänge ein Faktor, das Risiko zu senken. Eine angemessene Belüftung senkt die Luftfeuchtigkeit. Als Langzeit-Ansatz ist die Zucht auf eine gute Euterform mit einem straff aufgehängten Euter risikomindernd.

Fazit

Obwohl eine ZED häufig vorkommt, ist diese Erkrankung noch nicht so weit erforscht, dass alle Risikofaktoren bekannt sind, um eine allgemeingültige Präventionsmaßnahme entwickeln zu können. Bisher wurde keine primäre infektiöse Ursache identifiziert, am wahrscheinlichsten entsteht eine ZED durch eine opportunistische bakterielle Infektion in kleinen Läsionen, die durch das Aneinanderreiben von Hautfalten entstehen. Eine Heilung ist möglich, aber langwierig und umso erfolgversprechender, je eher die Erkrankung erkannt wird.

Spitzwegerich im Wirsingkohlanbau zur Lachgasreduktion

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Am 6. Oktober fand auf dem Biohof Thees in Mildstedt bei Husum ein Feldtag im Rahmen des EIP-Projekts „Spitzwegerich zur Lachgasreduktion“ statt. Zahlreiche Interessierte aus Landwirtschaft und Verwaltung, aber auch Verbraucherinnen und Verbraucher aus der Region nutzten die Gelegenheit, sich über aktuelle Ansätze zur Minderung von Lachgasemissionen im Gemüsebau zu informieren.

Das Projekt untersucht, inwieweit Spitzwegerich (Plantago lanceolata) im Gemüseanbau durch seine Wurzelexsudate die Nitrifikation im Boden hemmen kann. Auf diese Weise soll der im Boden verfügbare Stickstoff besser an den Bedarf der Kulturpflanzen angepasst werden. Ziel ist es, Stickstoffverluste in Form von Lachgas (N2O) und Nitrat (NO3) zu verringern und so die Stickstoffeffizienz insgesamt zu verbessern. Das Vorhaben wird vom Institut für Pflanzenernährung und Bodenkunde der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), dem Biohof Thees, dem Hof Överdiek in Groß Wittensee und dem Wurzelhof in Schinkel durchgeführt.

Besichtigung der hofeigenen Flächen mit Landwirt Heinrich Thees.

Zu Beginn der Veranstaltung stellte Maximilian Zimmermann von der CAU Kiel das Forschungsvorhaben in der Maschinenhalle von Heinrich Thees vor. Anhand wissenschaftlicher Poster wurden die Projektziele, der Versuchsaufbau und erste Ergebnisse erläutert. Im Anschluss ging es gemeinsam auf das Versuchsfeld, wo Wirsingkohl in Mischkultur mit Spitzwegerich angebaut wird.

Mithilfe solcher Wurzelfenster können regelmäßig Bodenproben gezielt aus der Wurzelumgebung (Rhizosphäre) entnommen werden.

Vor Ort wurden verschiedene Methoden der Datenerhebung vorgestellt. Anhand eines geschlossenen Kammersystems wurde die Messung der Lachgasemissionen aus dem Boden erläutert. Außerdem wurden Wurzelfenster gezeigt, über die regelmäßig Bodenproben gezielt aus der Wurzelumgebung (Rhizosphäre) entnommen werden können. Diese Proben dienen der Analyse unterschiedlicher Stickstoffbindungsformen im Boden sowie der Untersuchung der Aktivität und Zusammensetzung des Bodenmikrobioms. Zusätzlich werden die Stickstoffgehalte in Spross und Wurzeln der Pflanzen sowie die Nitratgehalte im Sickerwasser analysiert. So soll ein besseres Verständnis dafür entstehen, wie in diesem Anbausystem Pflanzen- und Bodenorganismen im Stickstoffkreislauf zusammenwirken.

Im Anschluss an die Projektvorstellung übernahm Heinrich Thees die Gruppe und führte die Teilnehmenden über seinen Betrieb. Dabei gab er Einblicke in den ökologischen Gemüsebau, seine Fruchtfolgen und betrieblichen Abläufe. Auch hier kommt es seit dem Projekt zu einem vermehrten Einsatz von Spitzwegerich, beispielsweise als Mischungspartner in Blühstreifen und Zwischenfrüchten. Die Gäste nutzten ebenfalls die Gelegenheit zum fachlichen Austausch und zur Diskussion praxisrelevanter Fragen. Das Projekt „Spitzwegerich zur Lachgasreduktion“ wird im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft (EIP Agri) Schleswig-Holstein durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (Eler) gefördert.

Sensationelle Gebote in Dätgen

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Vor dem Hintergrund der ­aktuellen Marktsituation ­blickte man mit gespannter Erwartung auf die Oktoberau­ktion der ­Rinderzucht Schleswig-­Holstein eG (RSH eG).

Aufgrund des gegenüber der Septemberauktion deutlich erhöhten Auftriebes und der vielerorts bereits beendeten Maisernte fanden sich erneut zahlreiche fachkundige Interessenten im Vermarktungszentrum Dätgen ein.

Spitzenpreise für Bullen und Färsen

Das Angebot der Bullen fiel erneut etwas geringer aus, war aber dafür qualitativ überragend besetzt. Teuerster rotbunter ­Bulle war ein homozygot hornloser Bulle aus der Zucht von Klaus-Jürgen Wichmann, Haby, den sich ein Käufer für 3.000 € sicherte. Bei den Schwarzbunten gab es eine Doppelspitze, angeboten von der Zuchtstätte Andresen Kattbek GbR, Ostseefjord-Holsteins, die für Furore sorgte. Der dunkel gezeichnete „OFH Edor“, ein „Comeback“-Sohn, mit enormer Länge und tadellosem Fundament wechselte bei einem Zuschlag von 4.700 € den Besitzer. Sein Stallgenosse „OFH Edul“, Vater „Canoso“, ebenfalls dunkel gezeichnet, sehr quellig, mit besten Übergängen und hohen Leistungen, wurde von Auktionator Claus-Peter Tordsen nach spannendem Bieterduell für 5.200 € zugeschlagen.

Das Kälber- und Jungrinderangebot konnte nicht komplett vermarktet werden, einige Tiere blieben im Überstand. Ein vielversprechendes Angler Kalb, eine Tochter von „Caisley“, vorgestellt von der Heidehof GbR, Timmaspe, Holsteins vom Heidehof, erzielte als teuerstes Kalb 800 €.

Das Angebot der Kühe und Färsen wurde durch zwei Betriebskollektionen der Betriebe Jan Hendrik Funck, Kropp, Geestland Holsteins sowie der Heidehof GbR aufgewertet. Alle Tiere dieser beiden Kollektionen konnten mit genomischen Zuchtwerte aufwarten. Die Gebote bei den Kühen und Färsen waren sehr qualitätsorientiert und resultierten naturgemäß in einer gewissen Preisdifferenzierung. Tiere mit kleineren Einschränkungen im Exterieur, insbesondere in Fundament- und Euterqualität sowie bereits etwas länger in der Laktation stehend, wurden mit Preisabschlägen bedacht.

Rekordpreis für „Daktari“-Schwester

Den sensationellen Tageshöchstpreis von 6.300 € und damit einen Preis, der auf einer Auktion der RSH eG für eine abgekalbte Färse erstmals erzielte wurde, erreichte „ELL Lilo“, gezogen und vorgestellt von Philipp Ellerbrock, Westerau, Ellerbrock Holsteins. In einem harten Bieterduell sicherte sich ein hiesiger Zuchtenthusiast diese schwarzbunte Zukunftsfärse. Die Vorzüge dieser „Sega P“-Tochter waren absolut überzeugend: tadelloses Exterieur, insbesondere ein Topeuter, homozygot hornlos und nicht zuletzt eine Mutterleistung von 15.000 kg mit sehr guten Inhaltsstoffen. Sie ist eine Schwester von „Schach“, des aktuellen Nummer-eins-Bullen nach RZG der deutschen Top-Liste und des sehr beliebten, ebenfalls homozygot hornlosen Topsellers der RSH, „Daktari“. Ein kürzlich in einer Fachzeitschrift erschienener Artikel würdigte diese Ausnahme-Kuhfamilie; Glückwunsch an Züchter und Käufer. Philipp Ellerbrock stellte mit 3.600 € auch die teuerste Kuh, eine „HulK P“- Tochter mit aktuell 48 kg Tagesgemelk. Der Durchschnittspreis der schwarzbunten Kühe und Färsen betrug 2.660 €. Bei den Rotbunten lag dieser bei 2.377 €, hier war die leistungsbereite „Freestyle“-Tochter „Claire“ von Lars Frohbös, Goosefeld, mit 3.100 € die teuerste. Der Durchschnittspreis der Angler Färsen betrug 2.180 €. Ein Käufer aus Niedersachsen legte 3.000 € für die von Jürgen Melchertsen, Steinberg, gezogenen „Zeisig“-Tochter „Chemnitz“ an, eine schicke Färse mit hoher Einsatzleistung und sehr korrektem Exterieur.

Eine rahmige Braunviehkreuzung mit ebenfalls sehr hoher Einsatzleistung, gezogen und vorgestellt von Uwe Hinz, Lindau, wurde mit 3.500 € honoriert.

Die nächste Auktion der RSH eG findet am 13. November im Vermarktungszentrum der RSH eG in Dätgen (direkt an der Autobahnabfahrt Bordesholm gelegen) statt. Angeboten werden Tiere, die ausschließlich aus BHV1- und BVD/MD-freien Betrieben stammen. Die Rinderzucht Schleswig-Holstein eG hofft auf zahlreiche Anmeldungen. Kaufinteressenten, denen ein Auktionstermin nicht in ihren Kalender passt, nutzen zunehmend die Möglichkeit, Tiere im Kaufauftrag ersteigern zu lassen. Die Mitarbeiter der RSH eG führen diesen gern verantwortungsvoll und zuverlässig aus.

Kenngrößen zum Controlling richtig nutzen

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Ist der Jahresabschluss die Grundlage für intensive Gespräche mit dem Berater und Arbeitskreis oder ein notwendiges Übel, das schnell im Regal verschwindet?

Zwei Herausforderungen gilt es zu meistern, um den Abschluss als Controlling-Instrument zu nutzen: Erstens: Er muss spätestens nach der Herbstbestellung vorliegen, um ihn für die Winterarbeit nutzen zu können. Zweitens: Es sollten Vergleichszahlen von ähnlich gelagerten Betrieben zur Verfügung stehen. Das ist das Salz in der Suppe der Abschlussanalyse.

Punkt eins sollten Landwirte mit ihrer Buchstelle klären. Für Punkt zwei, die Vergleichszahlen, lassen sich die Auswertungen des Testbetriebsnetzes heranziehen, wenn keine Zahlen aus Beratungsringen oder Arbeitskreisen vorliegen.

Tabelle 1 zeigt einige Kennzahlen aus dem Durchschnitt der drei Wirtschaftsjahre 2021/22 bis 2023/24. Sie stammen von Haupterwerbsbetrieben aus dem Testbetriebsnetz Niedersachsen. Wenn man diese Zahlen mit den eigenen vergleichen möchte, sind einige Punkte zu beachten.

Kostendegressionseffekte durch Größe

Der erste Blick fällt auf die Betriebsgröße, was für die Interpretation der Kennzahlen wichtig ist: Größere Betriebe haben Vorteile durch die sogenannte Kostendegression. Sie können ihre Festkosten auf mehr Fläche verteilen und eventuell auch günstiger ein- und verkaufen. Diese strukturellen Vorteile haben mit der Betriebsleiterfähigkeit unmittelbar nichts zu tun, ebenso der Anteil an Pachtfläche und das regionale Pachtpreisniveau, was vor allem für Acker- und Futterbaubetriebe bedeutend ist.

Gewinn als Erfolgskennzahl

Spätestens der zweite Blick landet beim Gewinn als zentraler Erfolgskennzahl. Die absolute Höhe ist nur bedingt aussagekräftig, da ebenfalls größenabhängig. Der Gewinn je Hektar sagt dann bei Acker- und Futterbaubetrieben mehr über die Rentabilität des Betriebes.

Wie sieht es aus mit Fremdkapital?

Und der dritte Blick könnte zum Fremdkapital gehen. Auch hier ist der Bezug auf die Fläche nur für die Betriebe mit flächengebundener Produktion sinnvoll, also für Ackerbau- und Futterbaubetriebe. Für die Stabilität aller Betriebsformen ist die Kennzahl „Fremdkapital je Hektar Eigentumsfläche“ relevant, die in der Testbetriebsstatistik leider nicht ausgewiesen ist. Zum Fremdkapital gehört der Zinsaufwand. In beiden Positionen zeigen sich Unterschiede zwischen den drei Gruppen der Testbetriebe. Wenn in Gebäude investiert werden muss, wie im Futterbau und der Veredelung, ist der Fremdkapitaleinsatz deutlich höher als im Ackerbau, wo der Investitionsschwerpunkt auf den Maschinen liegt.

Veränderung des Eigenkapitals

Was ist von dem erwirtschafteten Gewinn letztlich übrig geblieben? Die Veränderung des Eigenkapitals gibt Auskunft: Wurde der Gewinn komplett für die privaten Entnahmen verbraucht? Hat er vielleicht sogar nicht einmal dafür gereicht (negative Veränderung des Eigenkapitals)? Wurde ein Teil des Gewinns nicht entnommen und hat sich dadurch das Eigenkapital des Betriebes erhöht? Abzulesen ist diese Kennzahl direkt aus der Passivseite der Bilanz, auf der das Eigenkapital und das Fremdkapital stehen. Hier gibt es im standardisierten BMEL-Abschluss des Landwirtschaftsministeriums die Spalten „Geschäftsjahr“, „Vorjahr“ und „Veränderung“.

Alle bisher genannten Kennzahlen lassen sich ohne große Rechenoperationen direkt aus dem Abschluss ermitteln. Sie geben einen ersten Eindruck, wie der eigene Betrieb hinsichtlich Rentabilität und Stabilität im Vergleich zur Testbetriebsgruppe dasteht.

Liquidität und Cashflow II und III

Wichtig ist aber auch die Liquidität des Betriebes. Aus dem Saldo aller Einnahmen und Ausgaben des Wirtschaftsjahres mussten die kompletten Privatentnahmen bestritten werden (Lebenshaltung, private Versicherungen, private Steuern, Altenteil, Bildung von Privatvermögen und anderes). Gegebenenfalls haben Einlagen aus dem Privatbereich in den Betrieb die Liquidität erhöht. Weiterhin mussten die Tilgungen der betrieblichen Darlehen bezahlt werden. Der Betrag, der dann übrig bleibt, wird als Cashflow III bezeichnet. Er sollte positiv sein und kann zur Finanzierung von Investitionen eingesetzt werden. Ist er negativ, musste neues Fremdkapital für die Tilgung bestehender Kredite aufgenommen werden.

Wie lässt sich der Cashflow III ermitteln? Erfreulicherweise recht einfach: Gewinn plus Abschreibungen (diese Summe steht vereinfachend für den Saldo aller Einnahmen und Ausgaben) abzüglich der Differenz aus Privatentnahmen und Privateinlagen. Hiervon sind dann noch die Tilgungen abzuziehen. Zu prüfen ist, ob sich für den eigenen Betrieb ein positiver Cashflow III ergibt.

Besser als die Vergleichsgruppe?

Nach der Beurteilung der eigenen Betriebssituation kommt die Ursachenforschung. Wie hoch sind die Erträge und Aufwendungen in der Pflanzen- und Tierproduktion in Relation zur Vergleichsgruppe? Da der Jahresabschluss im Wesentlichen Eurobeträge und wenige Naturaldaten enthält, bleint die Ursachenforschung an der Oberfläche.

Tiefere Erkenntnisse liefert eine Betriebszweigabrechnung auf Vollkostenbasis. Auch hier ist der Jahresabschluss die Grundlage, die aber durch weitere Aufzeichnungen ergänzt wird (etwa Schlagkartei, Futterberechnungen). Man sollte seine Erzeugungskosten für 1 dt Weizen kennen. Ist dies nicht der Fall, hilft Tabelle 2. Sie zeigt das Ergebnis einer Betriebszweigabrechnung aus betriebswirtschaftlichen Arbeitskreisen. Kennt man seine Produktionskosten, fällt die Entscheidung für oder gegen ein Angebot zur Preisabsicherung der nächsten Ernte leichter. Im Vergleich mit den Berufskollegen werden die Stellschrauben sichtbar, die zu drehen sind, um die eigenen Ergebnisse weiter zu verbessern.

Die Unternehmensberatung der Landwirtschaftskammer SH findet sich unter: https://www.lksh.de/beratung/unternehmensberatung

Fazit

Es gibt viele Gründe, um sich mit den eigenen Zahlen intensiver auseinanderzusetzen. Da das allein nicht so viel Spaß macht wie in der Gruppe und auch der Erkenntnisgewinn in der Gruppe höher ist, spricht viel dafür, sich einem Arbeitskreis anzuschließen. Fragen dazu beantwortet die Dienststelle der Landwirtschaftskammer.