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Wie stellen wir uns für die Zukunft auf?

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Dies war die zentrale Frage des diesjährigen Rindertages im Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp. Die knapp 300 Besucherinnen und Besucher wurden von Bauernverbandspräsident Klaus-Peter Lucht im alten Kuhhaus begrüßt. In seinem Grußwort hob Lucht die Wichtigkeit solcher Veranstaltungen für Landwirtinnen und Landwirte zur Information und Vernetzung hervor und bedankte sich bei den organisierenden Verbänden.

In diesem Jahr hat sich die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein (LKSH) mit dem Landeskontrollverband (LKV) Schleswig-Holstein, der Milcherzeugervereinigung Schleswig-Holstein, dem Ökoring, dem Netzwerk Fokus Tierwohl und dem Kompetenzzentrum für klimaeffiziente Landwirtschaft des Ministeriums für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz (MLLEV) für die Organisation zusammengetan.

Unter dem Oberthema „Impulse“ wurden drei Fachforen zu wichtigen Fragen der Zukunft gestaltet und boten eine Bandbreite an verschiedenen Themen.

Forum 1: Gut beraten

Wenn die Entscheidung gefallen ist, dass auf automatisches Melken (AMS) umgestellt werden soll, gibt es einiges zu beachten. Wo fängt man an, wie setzt man das Geplante optimal um und welche Stellschrauben sollten berücksichtigt werden?

Jan Hinnerk Alberti, Agrarberatung Nord e. V.. Foto: Isa-Maria Kuhn

Zu diesen Fragen setzte Jan Hinnerk Alberti von der Agrarberatung Nord passende Impulse. Unter der Überschrift „Auf die Plätze! Fertig? Los! – Wie gelingt der Schritt aus dem Melkstand in den Melkroboter?“ wurden nicht nur die Treiber für die Umstellung auf AMS begründet, sondern auch Faktoren wie Fütterung und Kuhverkehr, die beim Einmelken berücksichtigt werden müssen, näher erläutert. Aber auch die Fütterung im laufenden Roboterbetrieb wurde unter die Lupe genommen.

Verschiedene Faktoren spielen in der Entscheidungsfindung und Planung zum AMS eine entscheidende Rolle. Die Arbeitszeiteinsparung, die Leistungssteigerung und die daraus resultierende Wirtschaftlichkeit sind hier wichtige Aspekte, die jeder Betrieb individuell betrachten muss. Durch die Umstellung auf AMS ist im Schnitt bei einem funktionierenden Konzept eine deutliche Leistungssteigerung, um die 1.000 kg Milch pro Tier im Jahr, zu realisieren. Das mehrmalige Melken und die stärkere oder angepasste Selektion in der Herde sind hier entscheidende Faktoren. Bei der Arbeitszeitersparnis spalten sich die Meinungen. Was jedoch oft nicht berücksichtigt wird, ist, dass die Effizienz pro Arbeitskraft bei steigender Milchleistung höher anzusetzen ist. Außerdem verändern sich häufig die Kernarbeitszeiten. Wurde im Melkstand um 4.30 Uhr mit der Stallarbeit gestartet, ist es oftmals möglich, mit dem Robotermelken später anzufangen. Die Arbeitszeit ist somit nur begrenzt an bestimmte Uhrzeiten gebunden. Beide Faktoren spielen bei der wirtschaftlichen Betrachtung eine wichtige Rolle. Auch Abschreibungen und Zinsansprüche müssen bei einem Vergleich mit bestehenden Melkstandsbetrieben berücksichtigt werden.

Beim Einmelken der Melkroboter sollten bestimmte Stellschrauben berücksichtigt werden, um Stress und Komplikationen am Anfang zu vermeiden. Die Fütterung spielt hier eine große Rolle. Wichtig ist aber zu berücksichtigen, dass die Melk­standskuh und die Roboterkuh sich in ihren grundlegenden Anforderungen nicht unterscheiden. Allein das Management muss angepasst werden. Damit die Kühe weiter gut laufen, sollte vor allem das Ziel sein, auch während des stressigen Einmelkens die Milchleistung hoch zu halten. Dadurch laufen die Tiere besser und werden nicht zu „Hol-Kühen“. Die Tiere wollen ihren Energiebedarf decken und brauchen dafür auch eine optimale Ration und hochwertiges Kraftfutter am Roboter. Vor allem ist hier die Pelletqualität für eine optimale Aufnahme wichtig. Beim Thema Tierverkehr während des Einmelkens wurde deutlich, dass eine begrenzte Tierzahl pro Roboter entscheidend ist und auch der Zeitpunkt der letzten Melkung nicht unterschätzt werden sollte.

Till Bauer, Hof Hanskamp. Foto: Isa-Maria Kuhn

Im zweiten Vortrag stellte Till Bauer, Praktiker von Hof Hanskamp, vor, wie die Planung, die Umsetzung und das Konzept sowie die Zukunft auf dem Betrieb ausgesehen haben und aussehen sollen.

2019 startete die Planung zur Umstellung auf AMS. Bis dahin hatte der Betrieb mit 90 melkenden Kühen gewirtschaftet. Zuerst war die Überlegung, ans Altgebäude anzubauen. Jedoch war hier keine Lösung zu 100 % passend und zufriedenstellend. Daher fiel der Entschluss zum Neubau eines Kuhstalls, einer Siloanlage und eines Güllebehälters. Am 18. September 2024 wurde dann eingemolken mit 180 Kühen und drei AMS. Mittlerweile ist der fünfte Melkroboter auch schon in Betrieb genommen. Nun sind es 250 melkende Kühe. Der Betrieb hat sich für GEA-Roboter entschieden, da hier sechs AMS in einer Reihe hintereinander in den Stall passen und alle in eine Selektion aussortieren können. Die Strohboxen und die Selektion wurden großzügig geplant und umgesetzt. Auch um die Liegeboxen machte man sich viele Gedanken. Diese sind 1,30 m breit und nach vorn sehr offen gestaltet. Das Nackenrohr besteht aus einem Band. Die Verletzungsgefahr ist hier sehr gering und der Kuhkomfort hoch. Da der Betrieb im Arla-Weideprogramm ist, muss trotz des Roboters eine Weidehaltung erfolgen. Der Betrieb hat sich dazu entschieden, den Tieren Tag und Nacht Zugang zur Weide zu gewähren. So stellt die Weide einen weiteren Teil des Stalls dar und Stoßzeiten an den Robotern werden beim Hineintreiben der gesamten Herde vermieden. Eine weitere Besonderheit sind die zwei 120 m langen Fahrsiloanlagen. Hier wird mit einer Sandwichsilage gearbeitet. Für die Zukunft sind weitere Anpassungsmaßnahmen im Stall geplant, zum Beispiel der Einbau von Ventilatoren. All diese Aspekte sollen es den Kühen ermöglichen, ihr volles Potenzial auszuschöpfen und die Leistung weiter zu steigern. Dies senkt auch die Kostenbelastung durch den Bau pro Kilogramm Milch und kommt der Finanzierung positiv entgegen.

Beide Vorträge ergänzten sich optimal und gaben einen guten Einblick in die Kniffe und Möglichkeiten des automatischen Melkens.

Forum 2: Ausgerechnet Klima

Prof. Tammo Peters,
HAW Kiel. Foto: Isa-Maria Kuhn

Die Vorträge in Forum 2 begleiteten die Zuhörerinnen und Zuhörer vom Grünland in den Stall und schließlich zur Klimabilanzierung ins Büro. Zuerst sprach Prof. Dr. Tammo Peters von der Hochschule für angewandte Wissenschaft Kiel zum Thema „Grünlandmanagement im Klimawandel“ und ging dabei besonders auf den Punkt der Resilienz durch Vielfalt ein. Zu Beginn wies Peters auf einige Merkmale und Besonderheiten des Klimawandels hin und hob vor allem den Anstieg der Zahl von Trockentagen im Grünland hervor. Diese sind neben Extremwetterereignissen große Stressfaktoren für die Pflanzen, die im akuten Stressfall Schaden nehmen, sich aber auch erholen können. Hält der Stress jedoch an, erreicht die Pflanze die Erschöpfungsphase, die mit chronischen Schäden einhergeht. Um diesem Vorgang in den Grünlandbeständen vorzubeugen beziehungsweise entgegenzuwirken, werden resilientere Sorten gebraucht. Sie zeichnen sich durch Widerstandsfähigkeit gegenüber Stressfaktoren wie Trockenheit aus und sind zudem in der Lage, nach Ende des Stresses wieder in den ursprünglichen Zustand zurückzukehren. Geschädigte Grünlandbestände sind oft durch eine geschädigte Grasnarbe zu erkennen, die Platz für unerwünschte Arten macht. Arten wie der Stumpfblättrige Ampfer, die Gemeine Quecke sowie Disteln sind durch die Bildung tiefer Wurzeln weitaus trockenheitsresistenter als das gemeinhin genutzte Deutsche Weidelgras. Um die entstehenden Lücken sinnvoll zu schließen, empfiehlt Peters die Ansaat von resilienteren Sorten wie Rohrschwingel, der weitaus tiefer wurzelt als Weidelgras. Zu beachten ist jedoch der Futterwert des Rohrschwingels, der durch die deutlich frühere Lignifizierung einen frühen ersten Schnitt erfordert. Ansonsten steigt der Rohfasergehalt stark an und die Verdaulichkeit sinkt, was dem Bedarf der hochleistenden Tiere entgegensteht. Frühreife Sorten böten sich zudem an, da die Vegetationsperiode sich im Zuge des Klimawandels um rund zwölf Tage verlängert habe, so Peters. Aus dem Versuchswesen der LKSH berichtete Peters zudem, dass sich insbesondere Mischungen aus Gräsern und Leguminose beziehungsweise Kräutern positiv auf den Ertrag auswirkten und die größere Diversität die Bestände gleichzeitig stressresistenter mache. Die Artenvielfalt lässt sich durch gutes Management und regelmäßige Nachsaat beispielsweise mit Weißklee, Spitzwegerich, Zichorie oder Rohrschwingel fördern. Zusammenfassend weist Peters auf den akuten Handlungsbedarf zur Ertragssicherung hin und betont die wachsende Resilienz mit wachsender Diversität im Grünland.

Dr. David Janke, ATB Potsdam. Foto: Isa-Maria Kuhn

Im zweiten Beitrag dieses Forums berichtete Dr. David Janke vom Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie zu verschiedenen stallbaulichen Maßnahmen mit Minderungspotenzialen für klimarelevante Emissionen. Den Schwerpunkt legte Janke zunächst auf Ammoniak. Ammoniak entsteht dann, wenn der Harnstoff aus dem Rinderurin mit Urease aus dem Kot der Tiere zusammentrifft. Die enzymatische Verarbeitung endet in Ammoniak, der in die Umwelt emittiert wird. Unter Berücksichtigung dieses Vorgangs lassen sich verschiedene Hebel für die Reduktion identifizieren. Eine Möglichkeit ist die Bodenbeschaffenheit im Tierbereich und das Streben nach einer zügigen Kot-Harn-Trennung. Im Rahmen des Projektes „EmiMin“ wurden zwei Möglichkeiten mit diesem Potenzial untersucht. Zunächst wurde ein planbefestigter Boden mit Rillen zur schnellen Ableitung des Urins und in Kombination mit einem speziellen Schieber untersucht. Die Untersuchungen wurden auf drei Milchviehbetrieben mit Böden von zwei verschiedenen Herstellern durchgeführt und förderten ernüchternde Ergebnisse zutage. Auf zwei der drei Betriebe wurde keine Veränderung beobachtet. Der dritte Betrieb verringerte seine Ammoniakemissionen durch den Rillenboden, hatte vorher aber im Vergleich zu den anderen Betrieben einen deutlich höheren Ausstoß. Ganz ähnlich sahen die Ergebnisse für Spaltenböden mit Klappen aus. Die Klappen trennen den Gasraum über der unterflur lagernden Gülle vom Stallraum und wurden in vier Betrieben getestet. Auch hier konnten die Erwartungen nicht erfüllt werden. Im Mittel wurde nur wenig Reduktion beobachtet. Abseits der Projektergebnisse verwies Janke auf weitere Maßnahmen auf betrieblicher, technischer beziehungsweise baulicher Ebene. Baulich sind planbefestigte Böden mit einer 3%igen Neigung zur Mitte in Kombination mit einem Schieber vielversprechend und haben ein nachgewiesenes Minderungspotenzial von 20 bis 50 %. Ebenso können erhöhte Fressstände durch Reduktion der verschmutzten und damit emittierenden Fläche wirksam Ammoniak einsparen und die Emissionen um bis zu 19 % reduzieren. Technisch lässt sich unter anderem mit Ureaseinhibitoren arbeiten, die die Umwandlung von Harnstoff zu Ammoniak hemmen und zum Beispiel mithilfe eines speziellen Mistschiebers ausgebracht werden können. Das Minderungspotenzial ist hier mit maximal 58 % beschrieben. Betrieblich sind vor allem die bedarfsgerechte Rationsgestaltung unter Berücksichtigung der Stickstoffgehalte und die konsequente Reinigung der Laufgänge zu nennen. Neben Ammoniak ist Methan auch immer wieder Thema im Bereich der Rinderhaltung. Ein wesentlicher Teil stamme aus der Verdauung der Rinder, so Janke. Außerdem wird Methan aus der Gülle freigesetzt und kann mithilfe verschiedener Maßnahmen beeinflusst werden. So wurde in dänischen Untersuchungen der positive Effekt der Gülleansäuerung nachgewiesen und ein Minderungspotenzial von rund 16 % beschrieben. Eine weitere Möglichkeit ergibt sich durch den Einsatz von Kalkstickstoff, der die bakterielle Methanogenese in der Gülle hemmt und bis zu 90 % der Methanemissionen mindert. Zum Abschluss wies Janke darauf hin, dass in Katalogen beschriebene Minderungspotenziale nicht immer zwingend auch so nachweisbar seien und Maßnahmen gewählt werden sollten, die wissenschaftlich bestätigt seien.

Dr. Hans Marten Paulsen, Thünen-Institut für ökologischen Landbau. Foto: Isa-Maria Kuhn

Zum Abschluss des Forums ging es um das Thema Klimabilanzierung. Dr. Hans Marten Paulsen vom Thünen-Institut für ökologischen Landbau berichtete allgemein zum Stand der Standardisierung und Digitalisierung im Bereich der Klimabilanzierung. Zunächst ging Paulsen auf den CO2-Fußabdruck von Betrieben auf verschiedenen Leistungsniveaus ein. Er stellte heraus, dass sowohl extensiv als auch intensiv wirtschaftende Betriebe niedrige CO2-Fußabdrücke erreichen könnten, da diese relativ zur Milchleistung dargestellt würden. Die Einflüsse auf die Klimabilanz sind zahlreich und wurden im Rahmen des Projektes „RindforNet SH“ mit dem Ziel der Digitalisierung für die fünf in Schleswig-Holstein angesiedelten Versuchsbetriebe zusammengetragen. Unter Nutzung verschiedener Tools wurden Milchproduktion und Futterbau der Betriebe bilanziert und dabei potenzielle digitale Datenflüsse aufgezeigt. Wesentlich, so Paulsen, sei ein transparenter Standard. Diesem Ziel widmen sich abseits des genannten Projektes Experten aus verschiedenen Bereichen, um den Berechnungsstandard für einzelbetriebliche Klimabilanzen so weiterzuentwickeln, dass standardisiert und transparent klimabilanziert werden kann. Eine aktuell nutzbare Version kann über die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft angefordert werden. Wichtige Emissionsquellen sind vor allem die Jungviehaufzucht, der Futterverbrauch und die Verdauung der Rinder. Für den Futterbau zeigte Paulsen anhand von Maissilage, dass vor allem CO2-Emissionen aus dem Boden und der Düngerbereitstellung mit über den CO2-Fußabdruck der Maissilage entscheiden. Für die Standardisierung und Digitalisierung sei jedoch entscheidend, dass Daten einfach zu erfassen seien und potenziell über Schnittstellen in den Klimarechner übertragen werden könnten. Bei einzelnen Elementen ist dies bereits einheitlich möglich, so können Daten aus HIT vergleichsweise einfach zusammengetragen und eingepflegt werden. Schwieriger wird es bei der Fütterung. Aktuell werden mitunter noch keine betriebsindividuellen Rationen hinterlegt und Mittelwerte angenommen, die keine ausreichende Aussagekraft haben. Die tatsächlichen Rationen und ausgefütterten beziehungsweise gefressenen Mengen sind wichtig, um eine realistische Klimabilanz zu erstellen. Hier fehlt es insbesondere noch an digitalen Datenflüssen. Ziel sollte es sein, Schnittstellen zu schaffen und so Datenflüsse zu automatisieren.

Forum 3: Langfristig fit

Das dritte Forum des Rindertages mit dem Motto „Langfristig fit“ befasste sich mit Themen der Rindergesundheit. Lennart Butz, stellvertretender Geschäftsführer des LKV Schleswig-Holstein, übernahm die Moderation des Forums und sorgte für eine koordinierte Diskussion.

Dr. Andreas Steinbeck, ­Boehringer Ingelheim. Foto: Isa-Maria Kuhn

Den Auftakt übernahm Dr. Andreas Steinbeck von der Firma Boehringer Ingelheim. Sein Vortrag „Das Kalb von heute ist die Kuh von morgen – Kälberaufzucht 4.0“ setzte sich mit der Fragestellung auseinander, wie Kälber aufzuziehen sind, damit aus ihnen leistungsbereite und gesunde Milchkühe werden. Grundsätzlich ist die Holsteinrasse genetisch auf einem Niveau, dass jedes Tier theoretisch eine 305-Tage-Leistung von mehr als 15.000 kg Milch vollbringen könnte. Jedoch kann dieses Potenzial nur erreicht werden, wenn ab dem ersten Atemzug des Kalbes alles richtig gemacht wird. Der wichtigste Punkt ist die Biestmilchversorgung, die laut Steinbeck in der ersten halben Stunde nach der Geburt stattfinden sollte. Die Menge sollte mindestens 10 % des Geburtsgewichts ausmachen und die Kolostrumqualität sollte 25 Brix nicht unterschreiten. Auch Impfungen sind ein wichtiges Hilfsmittel, um Kälber gesund zu erhalten und somit hohe Tageszunahmen zu generieren. Hier bezieht sich Steinbeck sowohl auf die doppelte Grippeimpfung mit Lebend- und Totimpfstoffen als auch auf die Mutterschutzimpfung gegen Durchfallerkrankungen. Auch stellte er Forschungsergebnisse vor, aus denen hervorging, dass eine frühe Paar- oder Gruppenhaltung sich positiv auf die Tageszunahmen und die Tiergesundheit auswirken könne.

Dr. Fabian Rau, MLLEV. Foto: Isa-Maria Kuhn

Den zweiten Vortrag hielt Dr. Fabian Rau vom MLLEV. Er referierte zum Thema „Tierseuchen beim Rind“ und gab eine Einschätzung der aktuellen Lage sowie einen Ausblick auf den Verlauf verschiedener in Europa grassierender Tierseuchen. Zunächst ging es um die Blauzungenerkrankung, insbesondere um die Serotypen BTV-3 und BTV-8. Rau zeigte bildhaft die starke Ausbreitung im letzten Jahr auf und bemerkte, dass das Vorkommen in diesem Jahr aufgrund der hohen Impfbereitschaft stark zurückgegangen sei. Jedoch warnte er auch davor, aufgrund der ruhigen Lage nun nicht mehr zu impfen – das Thema Blauzunge werde uns in der nächsten Zeit weiter begleiten. Außerdem gab er eine Einschätzung zur Lumpy Skin Disease (LSD) und zur Epizootischen Hämorrhagie der Hirsche (EHDV-8), die momentan in Frankreich und Italien auftreten. Sofern sich die Maßnahmen zur Eindämmung in den beiden Ländern erfolgreich zeigen, ist das Risiko für Deutschland eher als gering einzuschätzen. Jedoch betonte er auch hier die Möglichkeit durch Sprungeinträge über Tiertransporte. Zuletzt erklärte er, wie erfolgreich die Tilgungsmaßnahmen bei BVD und BHV-1 in den letzten Jahren verlaufen seien. Hier gab es seit 2022 beziehungsweise 2017 nur je einen Fall in Schleswig-Holstein.

Dr. Jörg Willig, Lufa Nord-West. Foto: Isa-Maria Kuhn

Abschließend stellte Dr. Jörg Willig vom Rindergesundheitsdienst Niedersachsen das niedersächsische Biosicherheitskonzept für Rinder haltende Betriebe vor. Ab 2027 wird es in Niedersachsen für alle Rinderhalter zur Pflicht, dieses Konzept zu bearbeiten, um die vollen Leistungen der Tierseuchenkasse zu beziehen. Konkret geht es darum, die Risikosituation für den individuellen Betrieb einzuschätzen sowie einen Maßnahmenplan zur Verbesserung der Biosicherheit zu erstellen und umzusetzen. Auf diese Weise sollen sich die Betriebe effektiver vor Tierseuchen und Infektionskrankheiten schützen. Mögliche Maßnahmen sind das Anlegen von Lieferwegen, die sich beispielsweise nicht mit der Fahrstrecke des Futtermischwagens kreuzen, das Einrichten geeigneter Kadaverlagerplätze oder das Bereitstellen von geeigneter betriebseigener Schutzkleidung für Mitarbeitende und betriebsfremde Personen. Zudem sollte auch mit Nachdruck darauf geachtet werden, dass diese Kleidung auch wirklich genutzt wird. Willig empfiehlt, mit Betriebstierärzten und Beratern individuelle Maßnahmen für jeden Betrieb zu entwickeln, denn jede Krankheit, die gar nicht erst in den Betrieb eingeschleppt wird, spart am Ende bares Geld.

Fazit

Der Rindertag 2025 war informativ und hielt vielfältige Themen bereit. Neben den Vorträgen war genug Raum für den fachlichen und persönlichen Austausch, untermalt von der einen oder anderen Tasse Punsch. Sich für die Zukunft gut aufzustellen, ist eine Herausforderung. Wir hoffen, dass der Rindertag hier ein paar Impulse liefern konnte, und freuen uns auf den Rindertag 2026 – bis nächstes Jahr!

Alles, außer gewöhnlich

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Daniel Richter ist alles, außer gewöhnlich. Genauso wie seine 67 ausgestellten Kunstwerke, die seit dieser Woche in der Reithalle Schloss Gottorf auf der Museumsinsel Schleswig in einer Werkschau mit dem Titel „Daniel Richter. Torf. Malerei zwischen Figuration und Abstraktion“ zu sehen sind. Anlass dieser Schau ist die Vergabe des Kunstpreises der Schleswig-Holsteinischen Wirtschaft durch die
Dr.-Dietrich-Schulz-Kunststiftung.

Lässig-leger in Cordhose und schwarzem Pulli kommt Daniel Richter beim Pressetermin daher – und wirkt fast ein bisschen bieder. Doch der Schein trügt und schnell wird klar: Im Herzen ist er immer noch Punk, unangepasst, widersprüchlich, mit einem unwiderstehlich charmant-schelmischen Humor.

Daniel Richter bei einem der kleinformatigen Bilder aus den ersten Jahren seiner Schaffenszeit
Foto: Iris Jaeger

So wie seine Bilder, die ebenfalls wild, unangepasst, irgendwie widersprüchlich und sehr farbintensiv daherkommen. Und doch ziehen sie einen, wie der Künstler selbst, in den Bann.

Die meisten der Gemälde sind ohne Titel. Wenn sie betitelt sind, dann so, dass sie auch nicht immer gleich Rückschlüsse auf das Gemalte ziehen lassen. Und von denen Richter selbst nicht mehr so genau weiß, warum er sie so gewählt hat. Gezeigt werden Werke aus 25 Jahren, neben einigen früheren Werken in erster Linie Gemälde aus den vergangenen zehn Jahren. Von figürlich, körperlich bis abstrakt-experimentell und konstrastreich reicht seine handwerkliche Bandbreite, basierend auf eigenen Beobachtungen. „Leuchtende Farben, starke Kontraste und emotionale Tiefe prägen seine Werke, die gesellschaftliche und politische Themen ebenso reflektieren wie persönliche und mythologische Motive. Er war nie interessiert an eindeutig lesbaren politischen Botschaften, gleichwohl ist er ein politischer Künstler im Sinne einer kritischen Zeitgenossenschaft“, lautet eine Version, die Richter-Kunst zu beschreiben. „Sein Werk zeugt von einem wachen, kritischen Geist, der sich bei allem Erfolg eine ironische Distanz zum Kunstmarkt und seine Vereinnahmungen bewahrt hat“, heißt es in der Ausstellungsbeschreibung.

„Mit Daniel Richter wird ein Künstler ausgezeichnet, der weit über das Land hinaus als einer der prägenden Maler seiner Generation wirksam geworden ist. Seine farbintensive, körperliche und widersprüchliche Malerei verweigert die glatte Geste und die eindeutigen Botschaften. Zwischen wilder Abstraktion, traumatisierten Figuren und Bildern, in denen sich menschliche Formen nur noch andeutungsweise zeigen, wie Geister einer Gesellschaft, die sich selbst verloren hat, spannt sich in seinen Werken eine Dramaturgie der Unruhe“, lautet die Begründung in der Verleihungsurkunde des Kunstpreises.

Schemenhafte Figuren, abstrakte Darstellungen, farbintensiv und wild – Daniel Richter probiert sich gern aus.
Foto: Iris Jaeger

„Letztlich ist es Aufgabe der Kunstwissenschaftler, nur Fragen zu stellen, aber nicht Antworten zu geben. Die Antworten müssen die Betrachterinnen und Betrachter sich selbst geben“, meint Daniel Richter selbst. „Man sucht sich ein Problem, dann löst man das Problem, das niemanden interessiert, dann hat man das Problem gelöst und aus dieser Lösung entwickelt sich dann ein neues Problem und dessen nimmt man sich dann an und so malt man einfach immer weiter“, so Richter. Oder aber man sucht sich ein Motiv, das einen auf verschiedenen Ebenen herausfordert. Bei ihm war es eine Postkarte mit zwei an Krücken gehenden Kriegsversehrten aus dem Ersten Weltkrieg, die er als Anlass für eine Gruppe von 20 Bildern genommen hat.

Und wie kam er darauf, die Ausstellung „Torf“ zu nennen? „Na ja, Torf steckt ja schon im Namen Got-torf. Außerdem sind Torf und Moor Orte des Unbewussten und Verdrängten, wo Schicht für Schicht Vergrabenes wieder zutage befördert wird. Und so ist es in der Malerei ja auch irgendwie“, so Richter. „Und die berühmtesten Exponate von Schloss Gottorf sind im Torf gefunden worden“, ergänzt der Kurator der Ausstellung, Dr. Carsten Fleischhauer, der zusammen mit dem Vorsitzenden der Dr.-Dietrich-Schulz-Kunststiftung, Martin Kayenburg, den Künstler, seine Werke sowie den Kunstpreis vorstellte. Eine weitere Besonderheit der Ausstellung ist, dass Daniel Richter einigen seiner Werke per QR-Code Musik zugeordnet hat, die er beim Arbeiten in seinem Berliner Atelier hört. Und auch diese Playlist ist widersprüchlich und unangepasst, abseits des Mainstream, von Klassik bis Punk, der ihn vor allem in seiner frühen Jugend geprägt hat.

Foto: Iris Jaeger

Geboren in Eutin, aufgewachsen in Lütjenburg und als „Dorfpunk“ politisch unterwegs, tummelte sich Daniel Richter in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren in der Hamburger Musik- und Subkulturszene, die ihn nachhaltig bis heute geprägt hat. Er gestaltete für das Label Buback Plattencover, T-Shirts und Plakate unter anderem für Bands wie die Goldenen Zitronen. Erst mit 29 Jahren begann er ein Studium an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. „Antiautoritäre Protestkultur, Punk als Lebensgefühl und antibürgerliches Rebellentum waren prägend für Richter, der nach seinem Studium einen kometenhaften Aufstieg in der Kunstwelt erlebte“, schreibt der leitende Direktor der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf in seinem Vorwort zum Ausstellungskatalog. Nach der ersten großen Einzelausstellung 2001 in der Kieler Kunsthalle ging es für Daniel Richter über Berlin, Hamburg und Wien in die große weite Kunstwelt samt Professur an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Nun ist er nach mehr als 20 Jahren wieder mit einer großen Werkschau im Norden zu erleben, und das bis zum 15. Februar 2026. Weitere Informationen, auch zu den geänderten Öffnungszeiten unter ­schloss-gottorf.de

Daniel Richter, Torf, Reithalle Schloss Gottorf
Foto: Iris Jaeger
Daniel Richter, Torf, Reithalle Schloss Gottorf
Foto: Iris Jaeger
Daniel Richter, Torf, Reithalle Schloss Gottorf
Foto: Iris Jaeger
Daniel Richter, Torf, Reithalle Schloss Gottorf
Foto: Iris Jaeger


Wenn der kurze Draht bei der langen Leitung fehlt

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Mit den Leitungsbauvorhaben Korridor B und SuedLink wird der Südwesten Schleswig-Holsteins abermals zum Austragungsort weitreichender Bauvorhaben im Rahmen der Energiewende. Zum Ende des Jahrzehnts sollen die neuen Kabeltrassen große Mengen Windstrom aus dem Norden gen Süden leiten.

Während die Energiewende für die meisten Bürger geräuschlos voranschreitet und zumindest in den Verlautbarungen von Landes- und Bundespolitik ein Meilenstein den nächsten jagt, sieht die Lage für manche der vor Ort betroffenen Flächeneigentümer dagegen weniger rosig aus. So sind die Erfahrungen von Eigentümern, Pächtern und Nutzungsberechtigten mit den Übertragungsnetzbetreibern in der tief gelegenen Wilstermarsch mit ihrem sensiblen Bodengefüge sehr unterschiedlich. Von einvernehmlichen Gesprächen auf Augenhöhe von Beginn an bis zur schnell ausgesprochenen Drohung einer Enteignung reicht der Erfahrungsschatz. Dabei geht es den Betroffenen nicht um Verweigerung, sondern um mehr Mit- und Rücksichtnahme durch Vorhabenträger, Politik und Gesellschaft. Für einen wertschätzenden Umgang könnten ein Anruf oder ein Termin vor Ort hilfreicher sein als das Einschreiben aus der Konzernzentrale.

Wird jedoch den Bedürfnissen der Beteiligten vor Ort nicht genügend Rechnung getragen, erweist dies nicht nur der Akzeptanz gegenüber der Energiewende einen Bärendienst, sondern es bietet auch denjenigen Angriffspunkte, die dem Umbau des Energiesystems ohnehin kritisch bis ablehnend gegenüberstehen. Sind die Regierungen in Kiel und in Berlin darüber hinaus nicht nur räumlich, sondern auch in der Wahrnehmung der Betroffenen weit weg,  droht ein Vertrauensverlust in die Politik generell.

Nicht nur durch die Politik, sondern auch durch die ausführenden Vorhabenträger als „Gesicht der Energiewende vor Ort“ besteht daher ab den ersten Schritten einer Planung eine besondere Sorgfaltspflicht den Bürgern vor Ort gegenüber. Dazu zählt auch ein angemessener Dialog auf Augenhöhe – dieser ist offenbar nicht selbstverständlich. 

Streitet man sich bei der Umsetzung von Milliardenprojekten der Energiewende mit den Landbesitzern auch noch um jeden Euro in Entschädigungsfragen, muss sich niemand wundern, wenn der Unmut in besonders strapazierten Regionen langsam, aber sicher wächst. Betroffenen Landeigentümern zufolge würde eine dauerhafte Durchleitungsprämie für mehr Akzeptanz der unterirdischen Trassen sorgen. Zudem wäre sie ein spürbares Zeichen der Wertschätzung.

Man muss kein Politikprofi sein, um sich vorstellen zu können, dass es nicht zuletzt ein zu rigoroses oder gar herablassendes Vorgehen ausführender Unternehmen sein kann, das einmal mehr für Verdruss im ländlichen Raum sorgt. Insbesondere bei einem emotional diskutierten Thema wie der Energiewende droht in letzter Konsequenz auch hier eine Orientierung hin zu Parteien abseits der politischen Mitte, die sich gern als Anwälte derer ausgeben, denen sonst anscheinend zu wenig Gehör geschenkt wird.

Der Leitungsbau als Vertrauensfrage

Mit den Leitungsbauvorhaben Korridor B und SuedLink werden Ausbaumaßnahmen im Rahmen der Energiewende einmal mehr zur Geduldsprobe für Landeigentümer in den Kreisen Steinburg und Dithmarschen. Der dringende Bedarf, ab dem Ende des Jahrzehnts Windstrom aus dem Norden in Richtung Süden transportieren zu können, hat für die Eigentümer und Bewirtschafter betroffener Flächen der Region einen teilweise faden Beigeschmack – auch, weil sie ihre Bedenken durch manche Vorhabenträger und ihre Sorgen von der Politik zu wenig berücksichtigt sehen. Ein Ortstermin in der Wilstermarsch.

Mit Brokdorfs Bürgermeister Jörg Schmidt (CDU), Marcel Woidt und Ralf Schade haben sich an diesem Vormittag Ende November drei betroffene Flächeneigentümer der Region Zeit für ein Gespräch über ihre bisherigen Erfahrungen mit den Leitungsbauprojekten vor ihrer Haustür genommen. Was sie eint, ist die Forderung nach einem fairen Umgang und angemessenen Entschädigungen durch die Vorhabenträger.

Sensibles Bodengefüge

„Wir haben hier 18 Meter nicht tragfähigen Boden“, verdeutlicht Jörg Schmidt die besonderen Bodenverhältnisse der Region hinter dem Elbdeich. Nach einer Information über den geplanten SuedLink-Leitungsbau durch TenneT habe man schnell das Gespräch mit dem Unternehmen gesucht: „Unsere Position war es, durch die Bodenverhältnisse einem offenen Ausbau nicht zuzustimmen. Über diese Schiene sind wir in ein gutes Gespräch gekommen“, blickt Schmidt zurück. Dabei beginne das Problem schon bei den Vorwegbeprobungen, aus denen gerade bei Hochwasser „artesische Brunnen“ würden, wie Marcel Woidt hinzufügt. Bis 3 km ins Land habe man die Feuerwehr-Bohrbrunnen abschiebern müssen, da diese sonst auslaufen würden. „Dazu haben wir uns als Landeigentümer zusammengeschlossen und gesagt, wir wollen einen Vertrag haben, dass die Unternehmen sich ein Leben lang darum kümmern, dass diese Brunnen wieder verschlossen werden“, schildert Woidt. So brächen Löcher auch aus früheren Bohrungen, zum Teil nach Jahrzehnten, immer mal wieder auf. Über diese Gespräche habe man TenneT überzeugen können, das meiste grabenlos zu bauen. „Wir haben hier das Problem, wenn wir die tragende Schicht wegnehmen, dass wir diesen anmoorigen Boden so nicht wieder eingebaut bekommen. Das ist, als würde man die Statik herausnehmen. Das wabert hier ja alles“, schildert Marcel Woidt. Mit schweren Maschinen könne anschließend nicht mehr auf diesem Streifen gefahren werden. Mit TenneT sei man inzwischen so weit, dass das allermeiste im – wenn auch teureren – Bohrspülverfahren gebaut werde.

Es geht auch einvernehmlich

Was die Entschädigung und die Dienstbarkeit angehe, sei man mit TenneT so weit im Reinen: „Das läuft und damit kann man leben“, ist Schmidts Eindruck. Entschädigungen, auch durch den im Grüppenland schwierigen Straßen- und Wegebau, seien durch das Unternehmen „immer vernünftig angeboten“ worden. Dabei habe es stets geheißen: „Kommt zu uns, schnackt mit uns, da haben wir einen Ansprechpartner.“ So habe man vernünftig mit Eigentümern und Bewirtschaftern reden können oder es sei jemand herausgekommen. „Das fanden wir unterm Strich sehr gut“, sagt Jörg Schmidt. Einige meinten zwar, sie könnten da noch mehr herausholen, „aber die große Masse von uns ist mit TenneT jedenfalls zufrieden“.

„Da wird vernünftig das Gespräch geführt und nicht gleich die Enteignungskeule herausgeholt“, ist auch Woidts Eindruck. Die meisten kämen mit dem Verhalten von TenneT klar. „Wir wissen, dass wir es nicht verhindern können, aber wir versuchen, dass wir einigermaßen gut dabei wegkommen“, sagt Marcel Woidt. Durch das Bohrspülverfahren würden die Flächen immerhin nicht mehr alle komplett durchgeschnitten. TenneT habe offenbar verstanden, sind sich die drei einig, dass die anschließenden Kosten beim offenen Ausbau umso höher seien. Entschädigt würden die Dienstbarkeit und die Zeit der baulichen Maßnahmen, die eine Nutzung der Flächen verhinderten. Flurstücke, die unzugänglich „hinter“ einer Baumaßnahme liegen, werden mitentschädigt. „Das kann teuer werden, ist denen aber auch bewusst“, sagt Jörg Schmidt. „Wenn ich dort nicht mähen kann, habe ich das Futter nicht und muss es zukaufen.“

Von „der ersten Sekunde an nicht gegangen“ sei es dagegen mit Amprion, erläutert Woidt. Schon auf den ersten Infoabenden hätten die Flächeneigentümer erklärt, dass sie sich „bei den Beprobungen nicht einfach in den Boden bohren lassen, ohne vorher darüber gesprochen zu haben“, sagt er. „Da gab es dann gleich Diskussion.“ Dabei habe man Amprion klar gesagt, das Unternehmen müsse mit den Besitzern sprechen, bevor irgendetwas passiere. „Kommt her, schnackt mit den Besitzern, geht da hin, wo ihr das machen wollt, und dann wird eine Entschädigung ausgehandelt“ – so hätte es laufen können. „Unser größtes Problem ist, dass hier studierte Leute kommen, die meinen, sie wüssten das alles. Aber die, die hier wohnen und die Gegebenheiten kennen und genau wissen, was Sache ist, denen wird nicht geglaubt. Da heißt es dann: ‚Das wird schon alles‘“, ärgert sich Jörg Schmidt.

Als ein unrühmliches Beispiel der Zusammenarbeit mit Amprion nennt Schmidt im Frühjahr für Probebohrungen gelegte Platten, die bis zum ersten Schnitt nicht wieder von der Fläche genommen worden seien. So habe er 4 ha Grünland stehen lassen müssen. Zuvor sei ihm gesagt worden, dass er den Schaden selbst zu tragen habe, wenn er seine Technik an den Platten beschädige. „Also bleibst du davon ab. Da es sich um Grüppenland handelt, kann ich mit meinen Maschinen nicht einfach drüberspringen. Das haben die nicht so akzeptiert, sondern gemeint, ich hätte das Mähwerk einfach anheben und darüberfahren sollen. Das geht aber nicht, da ich es ausmachen und anheben muss“, berichtet Schmidt und ergänzt: „Da muss nur eine Lunke sein und das Mähwerk schlägt gegen die Platten – schon habe ich 15.000 Euro Schaden.“ Zudem dauere es jedes Mal, bis das Mähwerk ein- und ausgeschaltet, angehoben und abgesenkt sei. Danach kämen noch der Kehrer, der Schwader und der Silowagen. Am Ende habe er dann Rundballen gepresst, die er eigentlich nicht haben wollte. Eine Rechnung über seine Arbeiten in Höhe von 675 € habe er eingereicht, doch habe man ihm bereits vor Ort gesagt, dass das Unternehmen Amprion diese nicht komplett bezahlen werde. „Nun wollen sie einen Teil bezahlen und haben mir den Häcksler, den ich ja gespart habe, abgezogen“, erzählt Schmidt. Dabei habe er die Ballen nach Hause fahren müssen und auch das Verfüttern sei arbeitsaufwendiger. Die Begründung für den Abzug bei der Kostenerstattung habe der Landwirt erst auf Nachfrage bekommen. Daraufhin habe Schmidt wiederum eine Rechnung über Anbau und Bereitmachen des Mähwerks und des Kehrers und den Transport der Ballen nach Hause sowie die durch den späteren Mähzeitpunkt schlechtere Qualität geschrieben.

Gemeinsam organisiert

Insgesamt schätzen die drei Betroffenen ihre Lage im Ringen mit den Vorhabenträgern realistisch ein: „Schon bei der ersten Vorstellung hat man uns gesagt, dass man gegen diese Projekte sowieso nicht ankommt, da sie im überragenden öffentlichen Interesse liegen“, blickt Ralf Schade zurück. Seitdem sei mit Amprion, was die Kommunikation angehe, klar der Eindruck entstanden, „dass die nicht mehr machen, als sie müssen“. Schades Fazit: „Im Rahmen der Möglichkeiten haben wir uns organisiert, aber richtig wehren kann man sich gar nicht.“ Jörg Schmidt resümiert: „Wir wollen niemanden ausquetschen und fordern nichts, das uns nicht zusteht.“

Für Schmidt hat die Organisierung der Betroffenen vor Ort vor allem geholfen, vernünftige Gespräche mit TenneT zu führen. Amprion habe davon gewusst, sie „aber ganz bewusst nicht zusammengeholt“. Auch unterschiedlich hohe Ernteentschädigungen hätten für Ärger gesorgt. „Sie kommen nicht, sondern schicken dir was“, sagt Jörg Schmidt, der 32 ct / m² Fläche bekommen sollte, während andere nur 12 ct bekommen haben, weil dort Platten für einen kürzeren Zeitraum gelegen hätten. Dabei sei die Dauer völlig egal, so Schmidt: „Ob die Platten vier oder acht Wochen da liegen, da wächst das ganze Jahr nichts mehr.“ Auch Marcel Woidt berichtet von abgestellten Plattenlegefahrzeugen auf seinem Land, ohne dass vorher mit ihm gesprochen worden sei.

Immer wieder taucht im Gespräch das niederländische Unternehmen Gasunie auf, das die 55 km lange LNG-Leitung von Brunsbüttel nach Hetlingen gelegt und dabei, trotz aller Schnelligkeit der Arbeiten, offenbar auch einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat. Von „verbrannter Erde“ sprechen Schmidt, Woidt und Schade dabei. „Wo jeder aufgehalten hätte, haben die ab Oktober in einem nassen Herbst an der tiefsten Stelle gearbeitet“, sagt Ralf Schade. Mit manchen Maschinen hätte man das Unternehmen gar nicht auf die Flächen fahren lassen dürfen, fügt Woidt, noch immer verwundert, hinzu und verweist auf den Fall eines Abbruchbaggers einer österreichischen Firma in einem Wilstermarscher Moorloch. Weiterhin sei beim Rammen einer Spundwand etwa die Leitung eines Windparks gekappt worden oder auch die fertiggestellte LNG-Leitung zum Teil wieder aufgeschwommen.

Doch zurück zu den Stromtrassen: „Durch die lange Bauzeit“, befürchtet Jörg Schmidt, werde der Strom nach der Fertigstellung der Trassen „da unten gar nicht mehr gebraucht“. Mit Blick auf das Aus der Kernkraft in Deutschland hätte der SuedLink schon seit zehn Jahren fertig sein müssen, ist auch Ralf Schades Eindruck: „Das kommt alles viel zu spät und hat bei uns auch die Akzeptanz der Windenergie stark behindert. Die Phantomstromkosten hätte man schon seit zehn Jahren los sein können.“

In der tief gelegenen Wilstermarsch wirkt sich der Bau unterirdischer Stromtrassen in besonderer Weise aus. Foto: Imago

„Die Zustimmung geht einfach stark zurück“, ist Schades Eindruck. Er, Marcel Woidt und Jörg Schmidt zeigen sich allgemein verärgert darüber, von der Gesellschaft nicht genügend mitgenommen zu werden, wie sie sagen. Dabei verweisen sie auf Energiewende-Staatssekretär Joschka Knuth (Grüne), der bei einer Amprion-Veranstaltung gesagt habe, die Landbesitzer sollten nicht über Gebühr belastet werden. „Jetzt kriegen wir hier zwei Leitungen durch, 100 Meter auseinander“, sagt Woidt. Jörg Schmidts Plan ist es nun, den CDU-Bundestagsabgeordneten Mark Helfrich über die Geschehnisse zu informieren und so Bewegung in die Sache zu bekommen. Marcel Woidt fürchtet, dass durch das Leitungsbündelungsgebot künftig noch mehr Vorhaben auf die Region zukommen könnten. Gehört von der Landes- und Bundespolitik fühlen sie sich insgesamt zu wenig.

Gebühren würden helfen

„Wir haben oft angemahnt, dass wir Durchleitungsgebühren haben müssen. Aber das ist politisch nicht gewollt und wird nicht durchgesetzt. Dabei würde das die Akzeptanz erhöhen“, sind sich Marcel Woidt, Ralf Schade und Jörg Schmidt sicher. Sie sprechen von einer geringen Summe pro durchgeleitetem Kilowatt, aufgeteilt auf die betroffenen Flächeneigentümer. „Diese Projekte kosten Milliarden von Euro und bei uns wird um die letzten paar Hundert Euro gestritten“, etwa wenn es um das Setzen von Pfählen mit dem Trecker oder Ziehen von Litzen gehe. „Wir wissen auch, dass es Leute gibt, die das ausnutzen wollen. Grundsätzlich diskutiert man mit denen aber über jeden Euro“, sagt Ralf Schade.

Vor allem durch Amprion würden sich die drei einen faireren Umgang wünschen. Dieser sei zum Teil unprofessionell oder auch arrogant gewesen. „Die gehen mit einem nicht vernünftig um, sondern kommen von oben herab. Da kommt immer nur: ‚Wir haben Ahnung und wir können alles‘“, pflichtet Marcel Woidt bei. TenneT habe gelernt, dass „das alles einfacher gehe“, wenn man die Landeigentümer mitnehme, sagt Ralf Schade. „Grundsätzlich wünschen wir uns, dass die Gesellschaft mehr mit uns redet und uns bei derartigen Bauvorhaben mehr mitnimmt. Dass „an den Menschen vorbeiregiert wird“, sieht Ralf Schade als Hauptproblem, warum die AfD so groß geworden ist.


Einschätzung des KBV-Steinburg: „Ohne Prüfung nichts unterzeichnen“

„Grundsätzlich stehen wir der Umsetzung der Leitungsvorhaben nicht entgegen, sondern begrüßen, dass Infrastruktur ausgebaut wird und der Strom seinen Nutzen findet“, sagt Ida Sieh. Die Geschäftsführerin des Kreisbauernverbandes (KBV) Steinburg gibt aber auch zu bedenken, dass die Leitungen in der Region in Böden verlegt würden, die dafür ungeeignet seien. „Wir wären dankbar, wenn die Diskussion wieder offener auch mit Blick auf Freileitungen geführt wird“, erkärte Sieh. Ihr Eindruck aus der Mitgliedschaft zeige, dass die verschiedenen Vorhabenträger sehr unterschiedlich wahrgenommen würden. Dabei komme es immer wieder vor, dass sich Landbesitzer nicht ernst genommen fühlten oder den Eindruck hätten, dass sich die Vorhabenträger nicht wie Gäste auf den Flächen verhielten, sondern diese „einnehmen“, ohne ausreichend zu kommunizieren oder vorab Rücksprache zu halten.

Ida Sieh Foto: privat

„Wir haben zudem aus vergangenen Leitungsbauprojekten die Erfahrung gemacht, dass sich nicht immer an Bodenschutzkonzepte gehalten wird oder auch bei schlechten Witterungsbedingungen Leitungen verlegt werden“, sagt Ida Sieh. Besonders die Kommunikation bei Amprion werfe jedoch Fragen auf, weshalb sich Mitglieder des KBV bei ihr beschwerten, woraufhin sie versuche, zwischen den Parteien zu vermitteln. Grundsätzlich hebt Ida Sieh hervor, stehe der KBV für jegliche Fragen in dieser Sache zur Verfügung. Sie rät dazu, bei allen Vorhabenträgern nichts zu unterzeichnen, bevor der Vertrag nicht geprüft wurde.

Knicks im Fokus: Wertsteigerung durch Kooperation

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Knapp 40 Personen nahmen kürzlich am ersten Runden Tisch zum Thema ­Knickpflege im Naturpark Hüttener ­Berge in Groß Wittensee teil. Eingeladen hatte – mit Unterstützung des ­Kreisbauernverbandes Rendsburg-Eckernförde – der ­Naturparkverein, der sich mit der Thematik im Rahmen seines zweijährigen Modellprojektes ­„Knickwert“ intensiv beschäftigt. Neben Informationen für Knickbesitzende und öffentlichen Veranstaltungen sollen im Rahmen des Projektes auch ein Knickwettbewerb und eine ­Knickmesse stattfinden.

„Wir wollen mit unserem Projekt die Knicks im Naturpark in Wert setzen – und zwar aus ökonomischer, ökologischer, kulturhistorischer und landschafts­ästhetischer Perspektive“, sagte der Naturparkvorsitzende Detlef Kroll im Rahmen seiner Begrüßung. Anschließend präsentierten Daniel Viain und Kerstin Ebke von der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein (LKSH) die aktuellen Rechtsgrundlagen zur Knickpflege.

Knickpflege und Holzernte

Die Holzernte – das traditionelle Auf-den-Stock-Setzen – ist alle zehn bis 15 Jahre in der Zeit vom 1. Oktober bis 28./29. Februar erlaubt. Dabei müssen Überhälter (ältere Einzelbäume) erhalten bleiben. Das Fällen von Überhältern unter einem Stammumfang von 2 m – gemessen in 1 m Höhe – ist zulässig, sofern in dem auf den Stock gesetzten Abschnitt mindestens ein Überhälter je 40 bis 60 m Knick­länge erhalten bleibt.

Mehrstämmige Überhälter

Relativ neu in der Gesetzgebung ist, dass unter bestimmten Voraussetzungen auch ein mehrstämmiger Baum einen Überhälter darstellen kann. Sind keine einstämmigen Überhälter auf der Knickstrecke vorhanden, können im Einzelfall auch mehrstämmige Bäume als Überhälter definiert werden. Voraussetzung ist, dass die Stämmlinge aus einem gemeinsamen Wurzelstock entspringen und eine gute Vitalität und Standfestigkeit vorhanden ist. Ergibt die Summe der zwei größten Stammumfänge mindestens 1 m – gemessen in 1 m Höhe –, ist der mehrstämmige Baum als Überhälter zu klassifizieren. Die Entnahme von zweistämmigen Überhältern mit einem Gesamtumfang von mehr als 2 m ist nicht zulässig.

Seitlicher Rückschnitt

In der Praxis der Knickpflege hat insbesondere der seitliche Rückschnitt des Knicks bestimmte Auflagen zu erfüllen, der alle drei Jahre vorgenommen werden kann bei Einhaltung eines Abstands von 1 m, gemessen vom Knickwallfuß, und bis maximal 4 m Höhe. Neu ist die Vorverlegung des Zeitraums: Der Rückschnitt ist nun bereits ab dem 17. September bis zum 15. beziehungsweise im Schaltjahr bis zum 16. Februar erlaubt. Artenschutzbelange sind zu beachten.

Knickschutzprogramm

Kristina Achilles von der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) des Kreises Rendsburg-Eckernförde referierte über das Thema Knickschutz im Kreisgebiet. Dabei ging sie unter anderem auf Genehmigungspflichten, Ausgleichsmaßnahmen bei Eingriffen sowie Verstöße bei nicht fachgerechter Knickpflege ein. Zudem stellte sie finanzielle Fördermöglichkeiten im Rahmen des Knickschutzprogramms vor. So werden im Rahmen von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen zum Beispiel Nachpflanzungen, die Schließung von Hecklöchern oder auch komplette Neuanlagen inklusive einmaliger Entschädigungszahlungen gefördert. Die Untere Naturschutzbehörde gibt bei unklarer Sachlage im Vorwege Auskunft, ob geplante Maßnahmen zulässig sind.

Vielschichtige Thematik

Die anschließende Diskussion sprach viele Detailprobleme von Knickbesitzenden an. Hierzu zählten Themen wie Erhaltung von Knicks in Wohngebieten, Ertragseinbußen und Prämienkürzungen bei Verstößen für Landwirte oder auch Wildverbiss. Die Beiträge machten deutlich, wie komplex das Thema in der Praxis ist. Detlef Kroll brachte es in seinen abschließenden Worten auf den Punkt: „Wir werden nicht für alle Knickbesitzenden die ideale Lösung finden können. Das setzt voraus, dass wir konstruktiv miteinander reden und kooperieren – ein Gegeneinander wirkt sich für alle Seiten nur kontraproduktiv aus.“

Projektakteure „Knickwert“

Träger des Projektes „Knickwert“ ist – zusammen mit den Kooperationspartnern AWR GmbH und Heckenretter e. V. – der Naturparkverein Hüttener Berge. Das Projekt wird von Bingo! – Die Umweltlotterie gefördert. Mehr Informationen finden sich auf www.naturpark-­huettenerberge.de unter der Rubrik „Der Naturpark/Projekte“.

Fazit

Auch wenn die Knickpflege in Einzelfällen für Knickbesitzende nicht immer einfach ist, stellen die Knicks einen vielseitigen regionalen Wert aus ökonomischer, ökologischer, kulturhistorischer und landschaftsästhetischer Perspektive dar. Wichtig im Rahmen der zukünftigen Knickbewirtschaftung und -entwicklung ist ein gemeinsames Vorgehen der vielen unterschiedlichen Akteure. Mehr Infos zum Thema: Projekt „Knickwert“ – Andreas Oeding/Jakob Gosch: knickwert@naturpark-huettenerberge.de; LKSH – Kerstin Ebke/Daniel Viain: knick@lksh.de; UNB Rendsburg-Eckernförde – Kristina Achilles: ­kristina.achilles@kreis-rd.de

Privilegierung von Batteriespeichern erneut angepasst

Die erst Mitte November eingeführte Privilegierung von Batteriespeichern sowie unterirdischen Wärme- oder Wasserstoffspeichern im Außenbereich ist erneut gesetzlich angepasst worden. Unter anderem wird bei Batteriespeichern die Privilegierung auf einen „räumlich-funktionalen Zusammenhang“ mit einer vorhandenen Anlage zur Nutzung Erneuerbarer Energien eingeschränkt. Zudem werden auch Geothermieanlagen damit baurechtlich privilegiert.

Die erneuten Anpassungen sind im sogenannten Geothermie-Beschleunigungsgesetz, besser gesagt in den Änderungen des Wirtschaftsausschusses enthalten. Der Bundestag hat am Donnerstag vergangener Woche den Entwurf der Bundesregierung für das Gesetz zur Beschleunigung des Ausbaus von Geothermieanlagen, Wärmepumpen und Wärmespeichern sowie zur Änderung weiterer rechtlicher Rahmenbedingungen für den klimaneutralen Ausbau der Wärmeversorgung in der vom Wirtschaftsausschuss geänderten Fassung mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen angenommen. Die Oppositionsfraktionen stimmten geschlossen dagegen.

Weitere Einschränkungen

Ist der räumlich-funktionale Zusammenhang nicht gegeben, ist der Batteriespeicher laut den neuerlichen Änderungen des Ausschusses dennoch privilegiert, wenn dieser höchstens 200 m entfernt von einem Umspannwerk oder an einem Kraftwerk von mindestens 50 MW steht. Diese Batteriespeicher müssen dann über eine Nennleistung von mindestens 4 MW verfügen. Zudem dürfen die Speicher in der Gemeinde maximal 0,5 % der Gemeindefläche und höchstens 5 ha einnehmen.

Bei unterirdischen Wärmespeichern besteht die Privilegierung daran angelehnt im räumlich-funktionalen Zusammenhang mit Wärmequellen und Wärmesenken. Die Privilegierung von unterirdischen Wasserstoffspeichern wurde wieder gestrichen. In einer zusätzlich gefassten Entschließung wird die Bundesregierung aufgefordert, einen Regelungsvorschlag zur Privilegierung dieser Speicher unter Berücksichtigung der kommunalen Planungshoheit vorzulegen und hierzu eine Anpassung des Baugesetzbuchs (BauGB) zu erarbeiten. „Der Gesetzgebungsprozess muss so ausgestaltet sein, dass das Gesetzgebungsverfahren im Deutschen Bundestag bis zum 30. Juni 2026 abgeschlossen wird“, heißt es darin.

Unterschiedliche Reaktionen

Der Bundesverband der gemeinnützigen Landgesellschaften (BLG) hält die Eingrenzung der baurechtlichen Privilegierung für Batteriespeicher auf den räumlich-funktionalen Zusammenhang zu bestehenden Anlagen für „vernünftig“, um einen baulichen Wildwuchs im Außenbereich zu vermeiden. Die Sorge teilten zuletzt auch die Länder, die in der jüngsten Sitzung des Bundesrats zur Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes in einer Entschließung erneute Änderungen am BauGB gefordert hatten.

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hält die neuen Regelungen zu Batteriespeichern im Außenbereich für „teilweise zu eng ausgestaltet“. „Insbesondere der vorgegebene Höchstabstand zu Umspannwerken von nur 200 Metern kann zu Flächenkonkurrenz führen, weil der engere Umkreis für mögliche Erweiterungen der Umspannwerke im Zuge des Netzausbaus verfügbar bleiben muss“, erläutert die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, Kerstin Andreae.

Nur die Getreidepreise steigen

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Die Weltmarktpreise für wichtige landwirtschaftliche Erzeugnisse sind im November den dritten Monat in Folge gefallen. Der von der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) berechnete Gesamtpreisindex lag bei 125,1 Punkten und damit 1,2 % unter dem revidierten Oktober-Wert. Das Niveau von November 2024 wurde um 2,1 % verfehlt, der Index-Höchststand von März 2022 um 21,9 %.

Von den einzelnen Teilindizes bewegte sich im November 2025 nur der Getreidepreisindex nach oben, alle anderen gaben nach. Besonders tief sackten die Indizes für Milch und Zucker ab.

Spannungen am Schwarzen Meer zeigen Wirkung

Der FAO-Getreidepreisindex legte im November um 1,8 % auf 105,5 Punkte zu. Die Weizenpreise stiegen trotz einer allgemein komfortablen Angebotslage und guter Ernteerwartungen in Argentinien und Australien. Als Gründe dafür nannte die FAO ein potenzielles Interesse Chinas an Lieferungen aus den USA, Sorgen über die anhaltenden Spannungen im Schwarzmeergebiet und die erwartete Verkleinerung der Anbauflächen in Russland. Auch die Weltmarktpreise für Mais, Gerste und Sorghum legten zu, während die Preise für Reis unter Druck gerieten.
Der FAO-Milchpreisindex lag mit 137,5 Punkten im November um 3,1 % niedriger als im Oktober. Die anhaltende Abschwächung zeigte sich bei allen Milchprodukten und resultierte laut der FAO aus der steigenden Milchproduktion und dem reichlichen Exportangebot in wichtigen Produktionsregionen. Hinzu kamen hohe Butter- und Magermilchpulverbestände in der EU sowie eine saisonbedingt höhere Produktion in Neuseeland. Für zusätzlichen Preisdruck sorgte die schwächere Importnachfrage nach Milchpulver in Teilen Asiens.

Große Angebote drücken die Preise

Für ihren Fleischpreisindex errechnete die FAO für November einen Wert von 124,6 Punkten; gegenüber dem Vormonat entsprach das einem Rückgang um 0,8 %. Die FAO führt dies unter anderem auf niedrigere Schweinefleischpreise in der EU zurück, die unter einem reichlichen Angebot und einer verhaltenen Nachfrage litten. Die Preise für Geflügelfleisch sanken, da Brasiliens Exportwerte angesichts reichlicher Exportmengen und verstärktem globalen Wettbewerb zurückgingen. Unterdessen blieben die Rindfleischpreise weitgehend stabil, wobei die Abschaffung der Zölle auf Rindfleischimporte in die USA den vorherigen Preisanstieg abbremste. Die Preise für Schaffleisch stiegen aufgrund einer robusten globalen Importnachfrage.

Der FAO-Zuckerpreisindex lag im November bei durchschnittlich 88,6 Punkten, was gegenüber Oktober einem Rückgang um 5,9 % und gegenüber dem Vorjahresmonat einem Minus von 29,9 % entsprach. Niedriger ist der Index zuletzt im Dezember 2020 gewesen. Für Preisdruck sorgt aktuell weiter die Erwartung eines reichlichen globalen Zuckerangebots in der laufenden Saison.

Der FAO-Pflanzenölpreisindex erreichte im November 165,0 Punkte, womit der Vormonatswert um 2,6 % unterschritten wurde. Die Preise für Palm-, Raps- und Sonnenblumenöl gingen aufgrund höherer Produktionsmengen oder -erwartungen zurück. Gleichzeitig stiegen die globalen Sojapreise leicht an, hauptsächlich gestützt durch die robuste Nachfrage aus dem Biodieselsektor. Dämpfend auf die Preise sämtlicher Pflanzenöle wirkten sich schließlich die sinkenden Rohölpreise aus. age

Rat unterstützt Kommissionsposition

EU-US-Handelsdeal

Die Mitgliedsländer der EU sind im Wesentlichen einverstanden mit dem Rahmen für den künftigen transatlantischen Handel, auf den sich EU-Kommission und US-Regierung in einer gemeinsamen Erklärung verständigt hatten. Ende November legte der Rat seine Position zu den beiden entsprechenden Gesetzesvorschlägen der EU-Kommission fest.

Die Mitgliedstaaten wollen trotz grundsätzlicher Unterstützung für die Kommissionsvorschläge, dass die Überwachung und der Schutz sensibler Sektoren ausgebaut werden. Sie pochen beispielsweise auf einen verstärkten bilateralen Schutzmechanismus. Dieser soll der EU die Möglichkeit geben zu reagieren, sollte es infolge der neuen Zollzugeständnisse zu einem deutlichen Anstieg der Importe oder ernsthaften Schäden für die inländischen Erzeuger kommen. Außerdem wollen die Mitgliedstaaten von der EU-Kommission bis zum 31. Dezember 2028 einen Bericht über die Umsetzung des Abkommens und der wirtschaftlichen Auswirkungen vorgelegt bekommen. Diese Änderungswünsche beziehen sich auf einen Gesetzesvorschlag, der unter anderem vorsieht, den USA bei vielen Agrarprodukten Zollsenkungen zu gewähren. Für die EU sensible Produkte wie Geflügelfleisch oder Ethanol sollen von diesen Plänen jedoch nicht betroffen sein. Ein zweiter Gesetzesvorschlag, der sich um den zollfreien Import von amerikanischen Hummern dreht, wurde vom Rat ohne Änderungswünsche unterstützt.

Damit sind die Mitgliedstaaten bereit für den Trilog mit dem Europäischen Parlament. Die Abgeordneten werden jedoch voraussichtlich noch einige Zeit brauchen, um sich auf eine Position zu einigen. Laut Bernd Lange (SPD), dem Vorsitzenden des Handelsausschusses des EU-Parlaments und Berichterstatter für das geplante Abkommen, wird der Ausschuss über seine Position frühestens im Januar abstimmen. Das Plenum würde dann voraussichtlich im Februar oder März über seinen Verhandlungsstandpunkt entscheiden. age

Lehr- und Versuchszentrum informiert Bundespolitikerin

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Beim Besuch der Bundestagsabgeordneten Sandra Carstensen (CDU) am Standort Futterkamp erhielt die Politikerin einen umfassenden Einblick in die zentrale Rolle der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein für die ­ Landwirtschaft.

Nach der Begrüßung durch Präsidentin Ute Volquardsen stellte Abteilungsleiter Claus-Peter Bo­yens die vielfältigen Aufgaben des Standortes vor – von der Aus- und Weiterbildung bis hin zur angewandten Forschung.

In einem ausführlichen Rundgang präsentierten Hannah Straky die bundesweit größte Baulehrschau sowie das bundesweit erste AgriSkills Lab, einen Trainingsraum, der es ermöglicht, tiergerechte und sichere Handgriffe rund um Rind und Schwein an modernen Simulatoren zu trainieren. Dr. Sophie Diers stellte die umgebaute Sauenhaltung vor und zeigte auf, wie Futterkamp Betriebe bei der Umsetzung zukunftsfähiger Haltungsverfahren begleitet. Abschließend stellte Dr. Imme Dittrich die Rinderhaltung vor, die praxisnahe Versuche und Beratungsimpulse für Milchviehbetriebe liefert.

Sandra Carstensen zeigte sich als stellvertretendes Mitglied des Ausschusses für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat im Bundestag beeindruckt von der Breite und Vielfalt der Aufgaben, dem hohen fachlichen Niveau und dem klaren Praxisbezug der Arbeiten.

Kaltkeimer jetzt aussäen

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Bärlauch (Allium ursinum) zählt wie die Christrose (Helleborus niger), verschiedene Enziane und die Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris) zu den Kaltkeimern. Diese sollten von Dezember bis spätestens Anfang Februar ausgesät werden. Die Samen brauchen zum Keimen Temperaturen von etwa 1 bis 5 °C. Am besten sät man die einzelnen Arten in Töpfen oder Schalen aus. Gründlich anfeuchten, ins Freie stellen oder halb in den Boden eingraben und nicht völlig austrocknen lassen. Je nach Witterung zeigt sich ab März das erste Grün. Die Jungpflanzen können dann für die Weiterkultur pikiert werden. Diesen Schritt erspart sich, wer die daumenhohen Setzlinge gleich ins Freiland pflanzt.

Ein Wochenende voller Nordseeluft und Austausch

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Die Spannung war riesig, als sich die 25 gut gelaunten LandFrauen aus dem Herzogtum Lauenburg auf die zweitägige Reise durch die besondere Landschaft Eiderstedts machten.

Gleich unterwegs sorgte eine Rast mit Sekt, belegten Brötchen, frischem Obst und kleinen Naschereien für einen wunderbaren Auftakt – genau das Richtige, um gemeinsam in fröhlicher Stimmung in den Tag zu starten.

Gut gestärkt erreichten wir das imposante Eidersperrwerk, wo uns eine erste kleine Informationsrunde erwartete. Eine kräftige Brise pustete uns ordentlich durch, bevor unsere Gästeführerin und LandFrau Maren Hansen zustieg. Mit einer Fülle spannender Geschichten und nordfriesischem Humor auf Plattdeutsch begleitete sie uns durch das gesamte Wochenende. Unser nächster Stopp war St. Peter-Ording. Bei herrlichem Wetter nutzten viele die freie Zeit für einen Spaziergang zur Seebrücke mit Blick auf Strand und Dünen. Anschließend erkundeten wir gemeinsam das Alte Dorf, eine charmante Ansammlung historischer Gebäude. Am späten Nachmittag erreichten wir die schöne Stadt Husum und bezogen unser Hotel. Bis zum gemeinsamen Abendessen nutzten einige die Gelegenheit zu einem Einkaufsbummel, während andere am Hafen bei einem erfrischenden Getränk die warmen Sonnenstrahlen genossen – ein perfekter Abend, der mit einem beeindruckenden Sonnenuntergang endete.

Für einen Spaß zu haben: Ilona Schütt (li.) und Nadja Koop aus dem Kreisvorstand der LandFrauen Herzogtum Lauenburg

Nach dem herzhaften Frühstück am Sonntagmorgen fuhr unsere unternehmenslustige Reisetruppe weiter zum beeindruckenden Roten Haubarg, einem typischen Bauernhaus der Eiderstedter Region. Anschließend ging es zum romantischen Hochdorfer Garten. Dort erhielten wir eine informative Führung von Hans-Georg Hostrup, der uns mit fachkundigen Erläuterungen durch die Anlage begleitete. Unsere charmante Reiseleiterin unterhielt uns das ganze Wochenende über mit spannenden Geschichten über die Köge und die Geschichte der Landschaft. Gemeinsam gingen wir zum windumtosten Deich mit Blick auf den Westerhever Leuchtturm, zum kleinen Kolonialwarenladen Haus Peters in Tetenbüll und als Highlight durften wir sogar dessen eigenen, wunderschön angelegten Garten besichtigen.

Bevor wir die Rückreise ins Herzogtum antraten, erwartete uns im „Theatrium“ in Tetenbüll noch ein kleiner Imbiss – genau die richtige Stärkung nach zwei ereignisreichen Tagen.

Es war ein wundervolles Wochenende, das uns lange in Erinnerung bleiben wird. Es gab den Vorständen genügend Raum und Zeit, uns untereinander besser kennenzulernen und uns rund um die Vorstandsarbeit auszutauschen. Mit Sicherheit war das nicht unsere letzte Reise mit Übernachtung.

Hohe Anerkennung fürs Ehrenamt

Anne Schmaljohann erhält Ehrennadel des Landes

LandFrauenpräsidentin Claudia Jürgensen (r.) überraschte Anne Schmaljohann bei der Verleihung im Landeshaus.
Foto: LandFrauenverband SH

Schleswig-Holstein hat LandFrau Anne Schmaljohann für ihr Engagement für Frauen auf dem Land ausgezeichnet. Die Auszeichnung würdigt ihr jahrzehntelanges Wirken in der Landwirtschaft und ihr unermüdliches Eintreten für frauenpolitische und gesellschaftliche Themen.

Besonders hervorzuheben ist ihr Einsatz für die Jungen LandFrauen in Schleswig-Holstein: Als eine der ersten Unterstützerinnen hat sie deren Entwicklung auf Kreis- und Ortsebene maßgeblich gefördert und damit die Zukunft der LandFrauenbewegung entschieden mitgestaltet. „Es gab für Anne eine Laudatio voller Wertschätzung, und es war eine wirklich tolle und ehrwürdige Verleihung“, freute sich Claudia Jürgensen, Präsidentin des LandFrauenverbandes Schleswig-Holstein. Sie kam ebenso als Überraschungsgast ins Landeshaus nach Kiel, wie auch der Bürgermeister von Bälau im Kreis Herzogtum Lauenburg, Anne Schmaljohanns Heimatgemeinde. Die Preisträgerin selbst hatte ihre ganze Familie an diesem besonderen Nachmittag an ihrer Seite und freute sich sichtlich über diese ganz besondere Auszeichnung.

Meike von der Goltz