Der Club der Springreiter (CdS) hat den Herbst wieder mit einem Springturnier in den Holstenhallen spannender gemacht, in diesem Jahr allerdings exklusiv für Mitglieder und die Teilnehmer einiger Touren. Die Prüfungen waren trotzdem voll, und die Stimmung war gut.
„Die Startplätze haben wir ohne Probleme vergeben. Wir haben sogar extra einen Tag früher angefangen, weil wir so viele Nennungen hatten“, freute sich Jesse Luther. Vor nicht ganz zwei Jahren hat er gemeinsam mit Philipp Battermann-Voss den Vorsitz des Clubs der Springreiter übernommen. Auch die Vorstandsmitglieder Christian Riedinger, Jan Meves und Fabian Kühl gehören zum inneren Kreis des Veranstalterteams. Nun organisierten sie schon das vierte Turnier in Neumünster. Mit diesem und den knapp 30 weiteren Turniertagen pro Jahr haben sie den CdS so interessant gemacht, dass die Anzahl der Mitglieder von 160 auf 400 Reiter stieg. „Das macht uns schon stolz“, sagte der 28-jährige Luther aus Wittmoldt, Kreis Plön.
Das Hauptanliegen des CdS ist die Jungpferdeausbildung. Dafür sei der Club entstanden. Doch die Veranstalter wollen auch etwas für den Turniersport im Land tun. Ein nationales Turnier in den Holstenhallen sei ein Muss. „Nicht nur für die meisten unserer Schüler ist ein Start in Neumünster der Traum“, erklärte Luther. Die Holstenhallen seien weiterhin das Mekka für Turnierreiter im Norden. Hier wollten sie auch Amateuren einen Start ermöglichen. Das hat in diesem Jahr schon zweimal geklappt: einmal im Februar und jetzt im November.
Die finanziellen Herausforderungen seien enorm: „Ohne Sponsoren und die hohe Anzahl an Teilnehmern könnten wir dieses Turnier überhaupt nicht veranstalten“, so Luther. „Der zusätzliche Tag hat die Kosten noch einmal erhöht, aber wir wollten allen gerecht werden.“
Prüfungen für alle
Fünf Tage ging das diesjährige Herbstturnier. Am Mittwoch wurde ganz klassisch mit den Springpferdeprüfungen begonnen. Hier holte sich Johanna Kühl die erste Schleife ab. Mit einer 9,0 überzeugten die Stute Paris U.P. und die Reiterin aus Ehlersdorf, Kreis Rendsburg-Eckernförde. Das anschließende L-Springen gewann der sechsjährige Dumbledore. Den Holsteiner Hengst pilotierte Tjade Carstensen zu einer 8,5. Am Donnerstag starteten die Profis und Amateure in L- und M-Springen, bevor es am Freitag in den Youngster-Touren weiterging. Der dritte Turniertag gipfelte im ersten S*-Springen, das Paula de Boer-Schwarz mit ihrer My Miss Marpel für sich entscheiden konnte.
Das erste Springen am Sonnabend brachte gleich einen Doppelsieg. Elina Meves drehte mit Petit Hermine und Queens Creek zwei fehlerfreie Runden und belegte die Plätze eins und zwei. Die Tochter von Jan Meves aus Mehlbek, Kreis Steinburg, ging mit ihrem Vater auch im Familienspringen an den Start. Dort holten die beiden ebenfalls die goldene Schleife. Die Idee zu dieser Prüfung hatte Jan Meves selbst. Die Erwachsenen ritten ein Stilspringen, die Kinder absolvierten an ihre Leistungen angepasste Parcours auf Zeit. Das beste Gesamtergebnis gewann. Für Familie Meves reichte das noch nicht: Elinas Bruder Emil gewann mit Mevia am Sonntag noch das M*-Springen.
Immer wieder mit dabei waren auch die Turnierveranstalter. Jesse Luther steuerte am Sonntag im Großen Preis ebenfalls eine goldene Schleife an. Das sah zunächst auch gut aus, denn nach einer fehlerfreien Runde im Parcours ging es für ihn und sein Herzenspferd Kruimel ins Stechen. Der 14-jährige KWPN-Wallach von Namelus R ist bei Luther, seitdem er sieben Jahre alt war, und „sehr erfahren“.
Großer Preis im Blick
So griff das Paar direkt an und übernahm fehlerfrei in 38,44 s die Führung von Johanna Kühl (38,66 s). Allerdings hatten sich 16 Reiter für das Stechen qualifiziert. Fast hätte Hannes Ahlmann sich mit seinem zweiten Pferd, dem Holsteiner Hengst Madness, in einer sehr schnellen Runde an die Spitze gesetzt. Aber am letzten Oxer fielen die Stangen. Also war Luther weiter in Führung. Daran konnte auch Kai Rüder nichts ändern. Der Olympiareiter von der Insel Fehmarn bereitete dem Publikum einen kleinen Schreck, als sein Laquero und er fast getrennte Wege gegangen wären. Das kostete natürlich Zeit, und so landete das Paar am Ende auf dem siebten Platz. Luther konnte sich weiter über die Führung freuen.
Doch dann kam Diarmuid Howley. Der Bereiter vom Grönwohldhof, Kreis Stormarn, saß im Sattel der Holsteiner Stute Fina VA, einer Quintago-Casall-Tochter, und fegte in 35,96 s durch den Stechparcours. Damit holte sich der Ire den Sieg im Großen Preis, einem S**-Springen. Für Jesse Luther war der zweite Platz „auch in Ordnung“. So sei das eben. Alle wollten gewinnen. Dritte wurde Johanna Kühl. Hannes Ahlmann, der bei diesem Turnier 32 Starts hatte, holte sich die Schleifen Nummer 13 und 14: den vierten Platz mit Madness und den achten mit dem Holsteiner Hengst Tiepolo.
Das Resümee von Luther fiel positiv aus: „Es gab keine Unfälle und der Parcourschef Ralf Stehr und sein Team haben für wirklich guten Sport und super Abläufe gesorgt.“ Leider seien in diesem Herbst zu wenig Zuschauer da gewesen.
Ob es vor den VR Classics im Februar noch ein Turnier geben wird, ist noch nicht klar. Eine Hengstschau wie in diesem Jahr wird definitiv nicht stattfinden. „Wir können die Stallungen nicht nutzen, weil eine Woche vorher die Rinder in der Halle sind“, erklärte Luther. Das Turnier würden er und seine Kollegen gern stattfinden lassen, auch als Qualifikation für die VR Classics. „Der Kostenfaktor ist relativ groß. Wir sind natürlich abhängig davon, dass wir auch Sponsoren und die nötigen Starterzahlen haben. Aber wir sind dran“, versprach er, bevor er wieder in den Sattel musste.




