Dies war die zentrale Frage des diesjährigen Rindertages im Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp. Die knapp 300 Besucherinnen und Besucher wurden von Bauernverbandspräsident Klaus-Peter Lucht im alten Kuhhaus begrüßt. In seinem Grußwort hob Lucht die Wichtigkeit solcher Veranstaltungen für Landwirtinnen und Landwirte zur Information und Vernetzung hervor und bedankte sich bei den organisierenden Verbänden.
In diesem Jahr hat sich die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein (LKSH) mit dem Landeskontrollverband (LKV) Schleswig-Holstein, der Milcherzeugervereinigung Schleswig-Holstein, dem Ökoring, dem Netzwerk Fokus Tierwohl und dem Kompetenzzentrum für klimaeffiziente Landwirtschaft des Ministeriums für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz (MLLEV) für die Organisation zusammengetan.
Unter dem Oberthema „Impulse“ wurden drei Fachforen zu wichtigen Fragen der Zukunft gestaltet und boten eine Bandbreite an verschiedenen Themen.
Forum 1: Gut beraten
Wenn die Entscheidung gefallen ist, dass auf automatisches Melken (AMS) umgestellt werden soll, gibt es einiges zu beachten. Wo fängt man an, wie setzt man das Geplante optimal um und welche Stellschrauben sollten berücksichtigt werden?
Zu diesen Fragen setzte Jan Hinnerk Alberti von der Agrarberatung Nord passende Impulse. Unter der Überschrift „Auf die Plätze! Fertig? Los! – Wie gelingt der Schritt aus dem Melkstand in den Melkroboter?“ wurden nicht nur die Treiber für die Umstellung auf AMS begründet, sondern auch Faktoren wie Fütterung und Kuhverkehr, die beim Einmelken berücksichtigt werden müssen, näher erläutert. Aber auch die Fütterung im laufenden Roboterbetrieb wurde unter die Lupe genommen.
Verschiedene Faktoren spielen in der Entscheidungsfindung und Planung zum AMS eine entscheidende Rolle. Die Arbeitszeiteinsparung, die Leistungssteigerung und die daraus resultierende Wirtschaftlichkeit sind hier wichtige Aspekte, die jeder Betrieb individuell betrachten muss. Durch die Umstellung auf AMS ist im Schnitt bei einem funktionierenden Konzept eine deutliche Leistungssteigerung, um die 1.000 kg Milch pro Tier im Jahr, zu realisieren. Das mehrmalige Melken und die stärkere oder angepasste Selektion in der Herde sind hier entscheidende Faktoren. Bei der Arbeitszeitersparnis spalten sich die Meinungen. Was jedoch oft nicht berücksichtigt wird, ist, dass die Effizienz pro Arbeitskraft bei steigender Milchleistung höher anzusetzen ist. Außerdem verändern sich häufig die Kernarbeitszeiten. Wurde im Melkstand um 4.30 Uhr mit der Stallarbeit gestartet, ist es oftmals möglich, mit dem Robotermelken später anzufangen. Die Arbeitszeit ist somit nur begrenzt an bestimmte Uhrzeiten gebunden. Beide Faktoren spielen bei der wirtschaftlichen Betrachtung eine wichtige Rolle. Auch Abschreibungen und Zinsansprüche müssen bei einem Vergleich mit bestehenden Melkstandsbetrieben berücksichtigt werden.
Beim Einmelken der Melkroboter sollten bestimmte Stellschrauben berücksichtigt werden, um Stress und Komplikationen am Anfang zu vermeiden. Die Fütterung spielt hier eine große Rolle. Wichtig ist aber zu berücksichtigen, dass die Melkstandskuh und die Roboterkuh sich in ihren grundlegenden Anforderungen nicht unterscheiden. Allein das Management muss angepasst werden. Damit die Kühe weiter gut laufen, sollte vor allem das Ziel sein, auch während des stressigen Einmelkens die Milchleistung hoch zu halten. Dadurch laufen die Tiere besser und werden nicht zu „Hol-Kühen“. Die Tiere wollen ihren Energiebedarf decken und brauchen dafür auch eine optimale Ration und hochwertiges Kraftfutter am Roboter. Vor allem ist hier die Pelletqualität für eine optimale Aufnahme wichtig. Beim Thema Tierverkehr während des Einmelkens wurde deutlich, dass eine begrenzte Tierzahl pro Roboter entscheidend ist und auch der Zeitpunkt der letzten Melkung nicht unterschätzt werden sollte.
Im zweiten Vortrag stellte Till Bauer, Praktiker von Hof Hanskamp, vor, wie die Planung, die Umsetzung und das Konzept sowie die Zukunft auf dem Betrieb ausgesehen haben und aussehen sollen.
2019 startete die Planung zur Umstellung auf AMS. Bis dahin hatte der Betrieb mit 90 melkenden Kühen gewirtschaftet. Zuerst war die Überlegung, ans Altgebäude anzubauen. Jedoch war hier keine Lösung zu 100 % passend und zufriedenstellend. Daher fiel der Entschluss zum Neubau eines Kuhstalls, einer Siloanlage und eines Güllebehälters. Am 18. September 2024 wurde dann eingemolken mit 180 Kühen und drei AMS. Mittlerweile ist der fünfte Melkroboter auch schon in Betrieb genommen. Nun sind es 250 melkende Kühe. Der Betrieb hat sich für GEA-Roboter entschieden, da hier sechs AMS in einer Reihe hintereinander in den Stall passen und alle in eine Selektion aussortieren können. Die Strohboxen und die Selektion wurden großzügig geplant und umgesetzt. Auch um die Liegeboxen machte man sich viele Gedanken. Diese sind 1,30 m breit und nach vorn sehr offen gestaltet. Das Nackenrohr besteht aus einem Band. Die Verletzungsgefahr ist hier sehr gering und der Kuhkomfort hoch. Da der Betrieb im Arla-Weideprogramm ist, muss trotz des Roboters eine Weidehaltung erfolgen. Der Betrieb hat sich dazu entschieden, den Tieren Tag und Nacht Zugang zur Weide zu gewähren. So stellt die Weide einen weiteren Teil des Stalls dar und Stoßzeiten an den Robotern werden beim Hineintreiben der gesamten Herde vermieden. Eine weitere Besonderheit sind die zwei 120 m langen Fahrsiloanlagen. Hier wird mit einer Sandwichsilage gearbeitet. Für die Zukunft sind weitere Anpassungsmaßnahmen im Stall geplant, zum Beispiel der Einbau von Ventilatoren. All diese Aspekte sollen es den Kühen ermöglichen, ihr volles Potenzial auszuschöpfen und die Leistung weiter zu steigern. Dies senkt auch die Kostenbelastung durch den Bau pro Kilogramm Milch und kommt der Finanzierung positiv entgegen.
Beide Vorträge ergänzten sich optimal und gaben einen guten Einblick in die Kniffe und Möglichkeiten des automatischen Melkens.
Forum 2: Ausgerechnet Klima
HAW Kiel. Foto: Isa-Maria Kuhn
Die Vorträge in Forum 2 begleiteten die Zuhörerinnen und Zuhörer vom Grünland in den Stall und schließlich zur Klimabilanzierung ins Büro. Zuerst sprach Prof. Dr. Tammo Peters von der Hochschule für angewandte Wissenschaft Kiel zum Thema „Grünlandmanagement im Klimawandel“ und ging dabei besonders auf den Punkt der Resilienz durch Vielfalt ein. Zu Beginn wies Peters auf einige Merkmale und Besonderheiten des Klimawandels hin und hob vor allem den Anstieg der Zahl von Trockentagen im Grünland hervor. Diese sind neben Extremwetterereignissen große Stressfaktoren für die Pflanzen, die im akuten Stressfall Schaden nehmen, sich aber auch erholen können. Hält der Stress jedoch an, erreicht die Pflanze die Erschöpfungsphase, die mit chronischen Schäden einhergeht. Um diesem Vorgang in den Grünlandbeständen vorzubeugen beziehungsweise entgegenzuwirken, werden resilientere Sorten gebraucht. Sie zeichnen sich durch Widerstandsfähigkeit gegenüber Stressfaktoren wie Trockenheit aus und sind zudem in der Lage, nach Ende des Stresses wieder in den ursprünglichen Zustand zurückzukehren. Geschädigte Grünlandbestände sind oft durch eine geschädigte Grasnarbe zu erkennen, die Platz für unerwünschte Arten macht. Arten wie der Stumpfblättrige Ampfer, die Gemeine Quecke sowie Disteln sind durch die Bildung tiefer Wurzeln weitaus trockenheitsresistenter als das gemeinhin genutzte Deutsche Weidelgras. Um die entstehenden Lücken sinnvoll zu schließen, empfiehlt Peters die Ansaat von resilienteren Sorten wie Rohrschwingel, der weitaus tiefer wurzelt als Weidelgras. Zu beachten ist jedoch der Futterwert des Rohrschwingels, der durch die deutlich frühere Lignifizierung einen frühen ersten Schnitt erfordert. Ansonsten steigt der Rohfasergehalt stark an und die Verdaulichkeit sinkt, was dem Bedarf der hochleistenden Tiere entgegensteht. Frühreife Sorten böten sich zudem an, da die Vegetationsperiode sich im Zuge des Klimawandels um rund zwölf Tage verlängert habe, so Peters. Aus dem Versuchswesen der LKSH berichtete Peters zudem, dass sich insbesondere Mischungen aus Gräsern und Leguminose beziehungsweise Kräutern positiv auf den Ertrag auswirkten und die größere Diversität die Bestände gleichzeitig stressresistenter mache. Die Artenvielfalt lässt sich durch gutes Management und regelmäßige Nachsaat beispielsweise mit Weißklee, Spitzwegerich, Zichorie oder Rohrschwingel fördern. Zusammenfassend weist Peters auf den akuten Handlungsbedarf zur Ertragssicherung hin und betont die wachsende Resilienz mit wachsender Diversität im Grünland.
Im zweiten Beitrag dieses Forums berichtete Dr. David Janke vom Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie zu verschiedenen stallbaulichen Maßnahmen mit Minderungspotenzialen für klimarelevante Emissionen. Den Schwerpunkt legte Janke zunächst auf Ammoniak. Ammoniak entsteht dann, wenn der Harnstoff aus dem Rinderurin mit Urease aus dem Kot der Tiere zusammentrifft. Die enzymatische Verarbeitung endet in Ammoniak, der in die Umwelt emittiert wird. Unter Berücksichtigung dieses Vorgangs lassen sich verschiedene Hebel für die Reduktion identifizieren. Eine Möglichkeit ist die Bodenbeschaffenheit im Tierbereich und das Streben nach einer zügigen Kot-Harn-Trennung. Im Rahmen des Projektes „EmiMin“ wurden zwei Möglichkeiten mit diesem Potenzial untersucht. Zunächst wurde ein planbefestigter Boden mit Rillen zur schnellen Ableitung des Urins und in Kombination mit einem speziellen Schieber untersucht. Die Untersuchungen wurden auf drei Milchviehbetrieben mit Böden von zwei verschiedenen Herstellern durchgeführt und förderten ernüchternde Ergebnisse zutage. Auf zwei der drei Betriebe wurde keine Veränderung beobachtet. Der dritte Betrieb verringerte seine Ammoniakemissionen durch den Rillenboden, hatte vorher aber im Vergleich zu den anderen Betrieben einen deutlich höheren Ausstoß. Ganz ähnlich sahen die Ergebnisse für Spaltenböden mit Klappen aus. Die Klappen trennen den Gasraum über der unterflur lagernden Gülle vom Stallraum und wurden in vier Betrieben getestet. Auch hier konnten die Erwartungen nicht erfüllt werden. Im Mittel wurde nur wenig Reduktion beobachtet. Abseits der Projektergebnisse verwies Janke auf weitere Maßnahmen auf betrieblicher, technischer beziehungsweise baulicher Ebene. Baulich sind planbefestigte Böden mit einer 3%igen Neigung zur Mitte in Kombination mit einem Schieber vielversprechend und haben ein nachgewiesenes Minderungspotenzial von 20 bis 50 %. Ebenso können erhöhte Fressstände durch Reduktion der verschmutzten und damit emittierenden Fläche wirksam Ammoniak einsparen und die Emissionen um bis zu 19 % reduzieren. Technisch lässt sich unter anderem mit Ureaseinhibitoren arbeiten, die die Umwandlung von Harnstoff zu Ammoniak hemmen und zum Beispiel mithilfe eines speziellen Mistschiebers ausgebracht werden können. Das Minderungspotenzial ist hier mit maximal 58 % beschrieben. Betrieblich sind vor allem die bedarfsgerechte Rationsgestaltung unter Berücksichtigung der Stickstoffgehalte und die konsequente Reinigung der Laufgänge zu nennen. Neben Ammoniak ist Methan auch immer wieder Thema im Bereich der Rinderhaltung. Ein wesentlicher Teil stamme aus der Verdauung der Rinder, so Janke. Außerdem wird Methan aus der Gülle freigesetzt und kann mithilfe verschiedener Maßnahmen beeinflusst werden. So wurde in dänischen Untersuchungen der positive Effekt der Gülleansäuerung nachgewiesen und ein Minderungspotenzial von rund 16 % beschrieben. Eine weitere Möglichkeit ergibt sich durch den Einsatz von Kalkstickstoff, der die bakterielle Methanogenese in der Gülle hemmt und bis zu 90 % der Methanemissionen mindert. Zum Abschluss wies Janke darauf hin, dass in Katalogen beschriebene Minderungspotenziale nicht immer zwingend auch so nachweisbar seien und Maßnahmen gewählt werden sollten, die wissenschaftlich bestätigt seien.
Zum Abschluss des Forums ging es um das Thema Klimabilanzierung. Dr. Hans Marten Paulsen vom Thünen-Institut für ökologischen Landbau berichtete allgemein zum Stand der Standardisierung und Digitalisierung im Bereich der Klimabilanzierung. Zunächst ging Paulsen auf den CO2-Fußabdruck von Betrieben auf verschiedenen Leistungsniveaus ein. Er stellte heraus, dass sowohl extensiv als auch intensiv wirtschaftende Betriebe niedrige CO2-Fußabdrücke erreichen könnten, da diese relativ zur Milchleistung dargestellt würden. Die Einflüsse auf die Klimabilanz sind zahlreich und wurden im Rahmen des Projektes „RindforNet SH“ mit dem Ziel der Digitalisierung für die fünf in Schleswig-Holstein angesiedelten Versuchsbetriebe zusammengetragen. Unter Nutzung verschiedener Tools wurden Milchproduktion und Futterbau der Betriebe bilanziert und dabei potenzielle digitale Datenflüsse aufgezeigt. Wesentlich, so Paulsen, sei ein transparenter Standard. Diesem Ziel widmen sich abseits des genannten Projektes Experten aus verschiedenen Bereichen, um den Berechnungsstandard für einzelbetriebliche Klimabilanzen so weiterzuentwickeln, dass standardisiert und transparent klimabilanziert werden kann. Eine aktuell nutzbare Version kann über die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft angefordert werden. Wichtige Emissionsquellen sind vor allem die Jungviehaufzucht, der Futterverbrauch und die Verdauung der Rinder. Für den Futterbau zeigte Paulsen anhand von Maissilage, dass vor allem CO2-Emissionen aus dem Boden und der Düngerbereitstellung mit über den CO2-Fußabdruck der Maissilage entscheiden. Für die Standardisierung und Digitalisierung sei jedoch entscheidend, dass Daten einfach zu erfassen seien und potenziell über Schnittstellen in den Klimarechner übertragen werden könnten. Bei einzelnen Elementen ist dies bereits einheitlich möglich, so können Daten aus HIT vergleichsweise einfach zusammengetragen und eingepflegt werden. Schwieriger wird es bei der Fütterung. Aktuell werden mitunter noch keine betriebsindividuellen Rationen hinterlegt und Mittelwerte angenommen, die keine ausreichende Aussagekraft haben. Die tatsächlichen Rationen und ausgefütterten beziehungsweise gefressenen Mengen sind wichtig, um eine realistische Klimabilanz zu erstellen. Hier fehlt es insbesondere noch an digitalen Datenflüssen. Ziel sollte es sein, Schnittstellen zu schaffen und so Datenflüsse zu automatisieren.
Forum 3: Langfristig fit
Das dritte Forum des Rindertages mit dem Motto „Langfristig fit“ befasste sich mit Themen der Rindergesundheit. Lennart Butz, stellvertretender Geschäftsführer des LKV Schleswig-Holstein, übernahm die Moderation des Forums und sorgte für eine koordinierte Diskussion.
Den Auftakt übernahm Dr. Andreas Steinbeck von der Firma Boehringer Ingelheim. Sein Vortrag „Das Kalb von heute ist die Kuh von morgen – Kälberaufzucht 4.0“ setzte sich mit der Fragestellung auseinander, wie Kälber aufzuziehen sind, damit aus ihnen leistungsbereite und gesunde Milchkühe werden. Grundsätzlich ist die Holsteinrasse genetisch auf einem Niveau, dass jedes Tier theoretisch eine 305-Tage-Leistung von mehr als 15.000 kg Milch vollbringen könnte. Jedoch kann dieses Potenzial nur erreicht werden, wenn ab dem ersten Atemzug des Kalbes alles richtig gemacht wird. Der wichtigste Punkt ist die Biestmilchversorgung, die laut Steinbeck in der ersten halben Stunde nach der Geburt stattfinden sollte. Die Menge sollte mindestens 10 % des Geburtsgewichts ausmachen und die Kolostrumqualität sollte 25 Brix nicht unterschreiten. Auch Impfungen sind ein wichtiges Hilfsmittel, um Kälber gesund zu erhalten und somit hohe Tageszunahmen zu generieren. Hier bezieht sich Steinbeck sowohl auf die doppelte Grippeimpfung mit Lebend- und Totimpfstoffen als auch auf die Mutterschutzimpfung gegen Durchfallerkrankungen. Auch stellte er Forschungsergebnisse vor, aus denen hervorging, dass eine frühe Paar- oder Gruppenhaltung sich positiv auf die Tageszunahmen und die Tiergesundheit auswirken könne.
Den zweiten Vortrag hielt Dr. Fabian Rau vom MLLEV. Er referierte zum Thema „Tierseuchen beim Rind“ und gab eine Einschätzung der aktuellen Lage sowie einen Ausblick auf den Verlauf verschiedener in Europa grassierender Tierseuchen. Zunächst ging es um die Blauzungenerkrankung, insbesondere um die Serotypen BTV-3 und BTV-8. Rau zeigte bildhaft die starke Ausbreitung im letzten Jahr auf und bemerkte, dass das Vorkommen in diesem Jahr aufgrund der hohen Impfbereitschaft stark zurückgegangen sei. Jedoch warnte er auch davor, aufgrund der ruhigen Lage nun nicht mehr zu impfen – das Thema Blauzunge werde uns in der nächsten Zeit weiter begleiten. Außerdem gab er eine Einschätzung zur Lumpy Skin Disease (LSD) und zur Epizootischen Hämorrhagie der Hirsche (EHDV-8), die momentan in Frankreich und Italien auftreten. Sofern sich die Maßnahmen zur Eindämmung in den beiden Ländern erfolgreich zeigen, ist das Risiko für Deutschland eher als gering einzuschätzen. Jedoch betonte er auch hier die Möglichkeit durch Sprungeinträge über Tiertransporte. Zuletzt erklärte er, wie erfolgreich die Tilgungsmaßnahmen bei BVD und BHV-1 in den letzten Jahren verlaufen seien. Hier gab es seit 2022 beziehungsweise 2017 nur je einen Fall in Schleswig-Holstein.
Abschließend stellte Dr. Jörg Willig vom Rindergesundheitsdienst Niedersachsen das niedersächsische Biosicherheitskonzept für Rinder haltende Betriebe vor. Ab 2027 wird es in Niedersachsen für alle Rinderhalter zur Pflicht, dieses Konzept zu bearbeiten, um die vollen Leistungen der Tierseuchenkasse zu beziehen. Konkret geht es darum, die Risikosituation für den individuellen Betrieb einzuschätzen sowie einen Maßnahmenplan zur Verbesserung der Biosicherheit zu erstellen und umzusetzen. Auf diese Weise sollen sich die Betriebe effektiver vor Tierseuchen und Infektionskrankheiten schützen. Mögliche Maßnahmen sind das Anlegen von Lieferwegen, die sich beispielsweise nicht mit der Fahrstrecke des Futtermischwagens kreuzen, das Einrichten geeigneter Kadaverlagerplätze oder das Bereitstellen von geeigneter betriebseigener Schutzkleidung für Mitarbeitende und betriebsfremde Personen. Zudem sollte auch mit Nachdruck darauf geachtet werden, dass diese Kleidung auch wirklich genutzt wird. Willig empfiehlt, mit Betriebstierärzten und Beratern individuelle Maßnahmen für jeden Betrieb zu entwickeln, denn jede Krankheit, die gar nicht erst in den Betrieb eingeschleppt wird, spart am Ende bares Geld.
Fazit
Der Rindertag 2025 war informativ und hielt vielfältige Themen bereit. Neben den Vorträgen war genug Raum für den fachlichen und persönlichen Austausch, untermalt von der einen oder anderen Tasse Punsch. Sich für die Zukunft gut aufzustellen, ist eine Herausforderung. Wir hoffen, dass der Rindertag hier ein paar Impulse liefern konnte, und freuen uns auf den Rindertag 2026 – bis nächstes Jahr!




