Start Blog Seite 311

Landwirtschafts-Consulting GmbH unter neuer Leitung

Nach dem altersbedingten Ausscheiden des langjährigen Geschäftsführers, Prof. Hans-Jürgen Block, haben die leitenden Mitarbeiterinnen Christine Matt und Nicole Langebeck zum 1. August die regionale Zertifizierungsgesellschaft Landwirtschafts-Consulting (LC) GmbH in Rendsburg als Gesellschafterinnen und Geschäftsführerinnen übernommen.

Die Landwirtschaftskammer hat ihre Tochtergesellschaft Ende Juli verkauft. Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer, sagte dazu: „Wir freuen uns, diese renommierte Zertifizierungsgesellschaft in neue Hände zu geben. Wir sind sicher, dass so die Dienstleistungen für die Kunden der LC GmbH noch besser erbracht werden.“

Die beiden neuen Gesellschafterinnen übernehmen die Gesellschaft nach langjähriger Tätigkeit als Auditorinnen, Bewerterinnen und Zertifiziererinnen in der Geschäftsstelle der LC GmbH.

Christine Matt (40) hat nach ihrem Agrarstudium an der Universität Kiel die Ausbildung zur Auditorin für Qualitätssicherung (QS) Landwirtschaft und zur Ökokontrolleurin gemacht und leitet seit 2017 die Ökokontrollstelle der LC GmbH, seit März 2021 auch die gesamte Zertifizierungsstelle.

Nicole Langebeck (41) hatte nach Agrarstudium in Kiel, Managementpraxis in der Schweineproduktion und Ausbildung zur QS-Auditorin und Ökokontrolleurin zuletzt die Stellvertretung für die Ökokontrollstellenleitung und das Qualitätsmanagement der LC GmbH inne.

„Wir freuen uns auf alle Aufgaben und Herausforderungen und bedanken uns bei der Landwirtschaftskammer für das entgegengebrachte Vertrauen. Mit unserem motivierten Team aus Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen und Auditoren und Auditorinnen bleiben wir in gewohnter Weise kompetenter Ansprechpartner für unsere Kunden vor Ort. Wir freuen uns auch auf weiterhin gute Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein“, so Christine Matt und Nicole Langebeck.

Auch künftig wird die LC GmbH mit ihrem eingespielten Team aus angestellten und freiberuflichen Auditoren und Autorinnen in gewohnter Weise die marktgängigen Dienstleistungen für die Zertifizierung konventionell und ökologisch erzeugter und verarbeiteter Agrarprodukte anbieten.

Die LC GmbH hatte zuletzt einen Jahresumsatz von 1,2 Mio. €. Insgesamt werden von der LC GmbH zirka 2.500 Audits pro Jahr durchgeführt. Die LC GmbH bleibt weiter am Standort Agrarzentrum Grüner Kamp im Gebäude der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein beheimatet.

Gütezeichen auf dem Wacken Open Air

0

Auch beim diesjährigen Wacken Open Air (WOA) erfreute sich der Gütezeichen-Stand bei den „Metalheads“ größter Beliebtheit. Die frischen Pellkartoffeln konnten wahlweise mit Holsteiner Katenschinken g. g. A. (geschützte geografische Angabe) oder Glückstädter Matjes g. g. A. genossen werden. Das Sortiment aus heimischen EU-Herkunftsschutzprodukten wurde ergänzt durch Käsespieße vom Holsteiner Tilsiter g. g. A.

Die Metalfans (erste Reihe, sitzend) waren sich einig, dass es am Gütezeichenstand das beste Essen des Festivals gab. Zubereitet wurden die leckeren Gerichte von den Wackener Landfrauen Vanessa Timm, Annika Stücker, Merle Luthe, Carola Stücker und Gertrud Hansen (zweite Reihe, stehend, v.li.) Foto: Sandra van Hoorn

Mit der Einführung des neuen „Farmers Market“ setzten die Veranstalter Holger Hübner und Thomas Jensen (ICS) zusätzlich verstärkt auf regionale Produkte. Auf dem Wochenmarktareal waren neben dem Pfannenbrot der breadonauts auch leckere Hareico-Grillspezialitäten, frisches Gemüse vom Westhof und Meiereiprodukte vom Meyn-Hof bei den Metalfans sehr gefragt.

Nach zweijähriger Pause hatten gut 80.000 begeisterte Hardrocker das beschauliche Dorf erneut für knapp eine Woche zum Zentrum des Heavy Metal gemacht. Für die musikalische Nachwuchsförderung setzt sich die Wacken Foundation ein. Auch Einnahmen des Gütezeichenstandes werden zugunsten talentierter Nachwuchskünstler an die Foundation gespendet. Ein internationales Projekt mit Schwerpunkt Frauenförderung hat Miriam Hensel (Wacken Open Air) mit „Let women do the talking“ ins Leben gerufen. Bei der diesjährigen Scheckübergabe stellte Kammerpräsidentin Ute Volquardsen fest: „Die Corona-Jahre haben die Veranstaltungsbranche und damit auch die Künstler besonders hart getroffen. Wir freuen uns, dass wir mit unserer Spende die wichtige Arbeit der Wacken Foundation unterstützen können.“

Kammerpräsidentin Ute Volquardsen freute sich mit Miriam Hensel (WOA) und Arne Blaschke (Wacken Foundation) über die erfolgreichen Projekte der Foundation (v.li). Foto: Sandra van Hoorn

„Janne, das ist der Hammer“

Janne Friederike Meyer-Zimmermann und Christoph Zimmermann hatten zum CSI Hof Waterkant nach Pinneberg geladen. Es war das erste Viersterne-CSI in Schleswig-Holstein überhaupt und das höchstdotierte Turnier in Europa an diesem Wochenende. Das Preisgeld belief sich auf 300.000 €, allein im Großen Preis gab es 100.000 € zu verdienen. Kein Wunder also, dass die Welt­elite im Parcours auf Hof Waterkant zu Gast war.

Doch auf dem Turnier waren nicht nur Prüfungen der ganz schweren Klasse im Angebot: Auch der zwei- und vierbeinige Nachwuchs hatte die Chance, sich über den Stangen zu messen, ebenso wie die Amateure. Und dazu gab es das passende Ambiente mit vielen besonderen Extras. „Wir wollen ein großes Fest veranstalten, bei dem sich die ganze Familie wohlfühlt“, erklärte Janne Friederike Meyer-Zimmermann ihre Veranstalterambitionen.

Am ersten von fünf Turniertagen strahlte die Sonne vom Himmel und drei Prüfungen standen auf dem Programm. Als Erstes ging es in eine Springprüfung nach Fehlern und Zeit in der CSI**-Tour. Der seit 2005 in Deutschland lebende Italiener Emanuele Gaudiano pilotierte seinen belgischen Wallach O’Malley Van De Bucxtale von Coriano am schnellsten und tadellos über die Hindernisse.

Patrick Stühlmeyer, Gewinner der Riders Tour 2021/2022 und Bereiter im Stall von Paul Schockemöhle, dominierte die zweite CSI**-Prüfung. Für seine fehlerfreien 62,95 s mit dem Oldenburger Wallach Conblue wurde der 32-Jährige verdient mit der goldenen Schleife geehrt.

Ein sportlicher Hochkaräter des ersten Turniertags war die erste Prüfung der internationalen Viersternetour. Die 95 Starter kamen aus 16 Nationen. Fehlerfrei und mit der besten Zeit gewann Felix Hassmann aus Nordrhein-Westfalen mit seinem Oldenburger GSI Pit Perigueux. Und Hausherrin Jan­ne Friederike Meyer-Zimmermann, die auf der eigenen Anlage natürlich stark ins Veranstaltungsgeschehen eingebunden war, erklärte: „Sportlich möchte ich aber schon gerne etwas mitmischen.“ Und das tat sie: Mit dem Hannove­raner Büttner’s Minimax platzierte sie sich auf Rang fünf.

Schreckmoment im Großen Preis

Am nächsten Tag lief es noch besser. In der Youngstertour für sieben- und achtjährige Nachwuchspferde kam sie mit Eyecatcher BB Z von Emerald van’t Ruytershof am schnellsten ins Ziel. „Eyecatcher ist erst seit einem halben Jahr bei uns und wir zwei sind gerade noch in der Kennenlernphase“, berichtet die Springreiterin gut gelaunt von ihrem Newcomer.

Die Jugend im Sattel betrat am Morgen des zweiten Turniertags als Erstes die Bühne. In der U25-Tour ritt der Fehmaraner Sven Gero Hünicke mit seinem elfjährigen Cedric zum Sieg. Mehr als 2 s Vorsprung nahmen der 25-Jährige und sein Holsteiner Wallach der Konkurrenz ab. Für das Turnier hatte sich Hünicke extra Urlaub genommen: „Eigentlich sind wir in der Ernte und ich müsste jetzt auf dem Trecker sitzen. Aber das Turnier von Janne und Christoph ist sicher das schönste, das ich je besucht habe.“ Krönender Abschluss des Donnerstags war der große Liveauftritt von Popstar Johannes Oerding, den Hunderte Besucher bei endlich gesunkenen Temperaturen sichtlich genossen.

An Tag drei stand unter anderem die zweite Qualifikation zum Großen Preis an. Der gebürtige Schleswig-Holsteiner Philip Rüping, Bereiter im Stall von Paul Schockemöhle, flog mit seinem Holsteiner Hengst Casallco von Casall pfeilschnell über die Hindernisse des Stechparcours und machte mit seinem fokussierten Ritt den Sieg fest. Er wurde als erfolgreichster Reiter des Turniers ausgezeichnet, doch am Sonntag lief es für das Paar nicht gut. Sie sorgten im Stechen des Großen Preises für einen Schreckmoment, als sie stürzten. Der Tierarzt gab anschließend vorsichtig Entwarnung. Casallco gehe es wieder gut, zur Sicherheit werde er aber zur endgültigen Diagnose in die nächstliegende Klinik gebracht.

Rüpings Kollege im Stall Schockemöhle, Patrick Stühlmeyer, machte es in der Springprüfung für sieben- und achtjährige Nachwuchspferde am besten. Sportlicher Partner des 32-Jährigen war Ograndos PS, siebenjähriger Wallach von Ogano Sitte. Das Paar gewann auch das Finale der Youngstertour am Sonntag.

Zwei goldene Reitabzeichen

Höhepunkt am Abend war die Auktion der Holsteiner Fohlen, bei der 14 Fohlen und drei hochkarätige Embryonen verkauft wurden. Gleich drei Fohlen wurden für mehr als 30.000 € verauktioniert. Zur Preisspitze avancierte Pina Tobaga von Emerald van’t Ruytershof-Mr.Blue. Für 35.000 € sicherten sich belgische Mäzene die Halbschwester zu Daniel Deußers Tobago Z. Im Schnitt kostete ein Fohlen 20.071 € und die drei Embryonen 35.600 €.

Auch die Versteigerung einer von Sänger Udo Lindenberg künstlerisch gestalteten Pferdeplastik, die für 100.000 € einen neuen Besitzer fand, interessierte viele Zuschauer. Das Geld kommt Kindern in der Ukraine und der Welthungerhilfe zugute.

Am vierten Tag bekamen in der CSI-U25-Tour die Nachwuchsstars ihre Bühne. Es traten fast alle an, die in dem Alter in der Republik Rang und Namen haben. Mit Johanna Beckmann, Henrike Ostermann und Hannes Ahlmann waren immerhin drei Mitglieder der deutschen Equipe dabei, die erst vor wenigen Wochen bei den Europameisterschaften im spanischen Oliva die Mannschaftssilbermedaille gewonnen hat. Den Pokal sicherte sich allerdings ein Reiter, der bereits am Donnerstag eine Prüfung der U25-Tour für sich entschieden hatte: Sven Gero Hünicke mit seinem Holsteiner Wallach Cedric. Nach der letzten Prüfung im Parcours wurden zwei besondere Auszeichnungen an Henrike Ostermann, die momentan ihre Ausbildung auf Hof Waterkant absolviert, und die für Schleswig-Holstein reitende Johanna Beckmann verliehen. Beide erhielten für ihre Erfolge im Parcours das goldene Reitabzeichen.

„Das Ganze erst mal sacken lassen“

Am Sonntag standen dann verschiedene Finale an. So starteten die Amateure zum letzten Mal in ihrer Tour. Lea Paulinski vom Reit- und Fahrverein Gettorf/Eckernförde/Dänischer Wohld wurde mit Baloufino Beste in der Small Tour, Victoria Schumacher aus Bayern setzte sich in der Medium Tour an die Spitze und Emmy Pauline Kröger vom Norddeutschen und Flottbeker Reiterverein siegte mit Dacento H in der Large Tour.

Janne Friederike Meyer-Zimmermann veranstaltete auf ihrem Hof Waterkant in Pinneberg das erste Vier-Sterne-CSI in Schleswig-Holstein. Foto: RathmannVerlag

Doch nun fieberten Reiter und Besucher dem sportlichen Höhepunkt entgegen. Für den Großen Preis hatten sich 50 Teilnehmer qualifiziert, zehn schafften es mit tadellosen Darbietungen in das Stechen. Und einer von ihnen flog kurz nach seinem finalen Ritt Gastgeberin Janne Friederike Meyer-Zimmermann noch auf dem Abreiteplatz um den Hals und jubelte: „Janne, das ist der Hammer, ich habe den Großen Preis bei deinem Turnier gewonnen!“ Das war Patrick Stühlmeyer. Mit dem Selle-Français-Hengst Drako de Maugre von Kannan unterbot er die Topzeit des Italieners Emanuele Gaudiano mit dem Wallach Chalou um sieben Hundertstel. „Null Fehler in 39,21 s” war auf der Anzeigetafel zu lesen. Hinter dem Zweitplatzierten Emanuele Gaudiano reihte sich die Deutsche Meisterin der Spring­reiterinnen, Katrin Eckermann aus Nordrhein-Westfalen, mit ihrer neunjährigen Rheinländer Stute Chao Lee von Comme il faut ein.

„Jetzt werden wir das Ganze erst mal sacken lassen. Vom vergangenen zu diesem Jahr haben wir einen Stern mehr gemacht. Das ist schon viel. Wir haben einiges vergrößert, aber wie wir es im nächsten Jahr organisieren, werden wir sehen“, sagte Janne Friederike Meyer-Zimmermann abschließend. Nach einem Fehler im Stechen war die Gastgeberin mit Büttner‘s Minimax auf den sechsten Platz gekommen. pm

Bodenpflege für Gemüsebeete

0

Gründüngungspflanzen bewirken viel Gutes für den Boden im Gemüsegarten. Die Wurzeln einiger Arten lockern tiefgreifend, die oberirdischen Pflanzenteile schützen die Erde vor Verschlämmung und Austrocknung. Abgestorbene Wurzelreste und Pflanzenteile reichern den Boden mit wertvollem Humus an. Dies wirkt sich positiv auf Bodengare und Wachstum von Kulturpflanzen aus. Und nicht zuletzt bekämpfen einige Pflanzenarten sogar unliebsame Schädlinge wie Nematoden.

Geräumte Beete im Gemüsegarten profitieren ganz besonders von einer Aussaat mit Gründüngung. Nach der Keimung beschatten die Pflanzen schnell den Boden und durchdringen ihn tief mit ihren Wurzeln. Diese verrotten später zu wertvollem Humus und erhalten die Fruchtbarkeit des Bodens. Die Vielzahl der infrage kommenden Pflanzen (siehe Tabelle unten) lässt sich je nach Bodenart und angebauten Kulturen geschickt einsetzen. So empfiehlt sich bei lehmigen Böden die tiefe Durchwurzelung durch Gelbsenf oder die Leguminosen Lupine und Luzerne. Die kräftigen Wurzeln lockern den Boden besonders gut. Wurzelgemüse und Kartoffeln profitieren im nachfolgenden Anbau ganz besonders davon. Für leichte Böden sind einjährige Gründüngungspflanzen von Vorteil. Tipp: Im Frühjahr die oberirdischen, erfrorenen Pflanzenteile in den Boden einarbeiten. Diese Humusanreicherung verbessert im Laufe der Jahre die Wasserhaltefähigkeit des Bodens und erleichtert die frühjährliche Beetvorbereitung. Für diesen Zweck empfehlen sich Erbsen, Phacelia und Ackerbohnen. Nicht zuletzt verhindern Gründüngungspflanzen ein Auswaschen der Bodennährstoffe, weil diese durch den Bewuchs in Form von organischer Substanz gebunden werden.

Die attraktiven Phaceliablüten bieten Bienen eine späte Weide, daher auch der deutsche Name „Bienenfreund“. Foto: Karin Stern

Wer regelmäßig Kohl oder andere Gemüsearten aus der Familie der Kreuzblütler im Gemüsegarten anbaut, verzichtet zur Vermeidung von Fruchtfolgeproblemen besser auf Raps, Ölrettich oder Senf. Alternativ eignet sich die fruchtfolgeneutrale Phacelia, die zu der Familie der Wasserblattgewächse zählt.
Mit Ausnahme von Phacelia sollte die Gründüngung bis Ende August gesät werden. Es empfiehlt sich die breitwürfige Aussaat auf gelockertem Boden, in den die Samen leicht eingeharkt werden. Ende Juli/Anfang August gesäte Phacelia kommt noch in die Blüte. Sie bietet Bienen eine wertvolle späte Weide. Einjährige, nicht winterfeste Arten erfrieren im Winter. Ihre Reste werden im Frühjahr bei der Beetvorbereitung eingearbeitet. Winterharte Arten arbeitet man durch Umgraben noch vor dem Winter ein, ansonsten treiben die Pflanzen im Frühjahr durch. Für die erfolgreiche Bekämpfung von Nematoden müssen die geeigneten Pflanzen drei bis vier Monate lang das Beet bedecken. Manche Saatgutlieferanten bieten spezielle „Nematodenkiller“- oder „Gartendoktor“-Mischungen an, die den gleichen Zweck erfüllen.

Im Frühjahr werden Gründüngungspflanzen häufig als Vorbereitung für die Neuanlage eines Blumenbeetes oder einer Rasenfläche ausgebracht. Die schnell keimenden Pflanzen bedecken zügig die nackte Erde und unterdrücken unerwünschtes Unkraut. Wer dabei auf Leguminosen zurückgreift (Erbsen, Ackerbohnen, Lupinen, Wicken, Kleearten), versorgt die nachfolgenden Kulturen mit einer natürlichen Stickstoffdüngung. Leguminosen leben mit sogenannten Knöllchenbakterien in einer für beide Partner vorteilhaften Gemeinschaft, auch als Symbiose bezeichnet. Bei genauem Hinschauen entdeckt man beispielsweise an den Wurzeln abgeernteter Zucker- oder Markerbsen die kleinen, weißen, namensgebenden Knöllchen. Diese Bakterien machen den in der Luft enthaltenen Stickstoff pflanzenverfügbar und erhöhen damit den Stickstoffgehalt im Boden. Im Gegensatz zu mineralischen Stickstoffverbindungen wird diese Variante nicht so leicht über Regen ins Grundwasser ausgewaschen. Auch nach dem Abschluss von Bauarbeiten ist die flächige Aussaat einer Gründüngung sinnvoll, um Bodenverdichtungen aufzubrechen. Dafür empfehlen sich tief wurzelnde Pflanzen wie Sonnenblume, Senf, Ölrettich und Lupine. 

Quelle: Karin Stern

Ohne Ehrenamt funktioniert die Gesellschaft nicht

0

Es stehen Wahlen an im Bauernverband Schleswig-Holstein – von der Orts- über die Bezirks- und Kreisebene bis zum Landesvorstand. Viele Amtsinhaber treten nicht mehr an. Deshalb werden vor allem junge Landwirtinnen und Landwirte gesucht, die bereit sind, sich im Ehrenamt des Verbandes zu engagieren. Das Bauernblatt hat die Kreisvorsitzenden nach ihren Erfahrungen befragt – und warum sich das Ehrenamt auch für einen selbt lohnt. Hier die letzte Folge der Bauernblattserie.

Wolfgang Stapelfeldt (60) ist mit 20 Jahren Amtszeit der dienstälteste KBV-Vorsitzende, davor war er schon 14 Jahre im Verband aktiv, „mein ganzes Berufsleben“. Er tritt dieses Jahr nicht mehr zur Wahl an. Zehn Jahre lang war er auch Mitglied im Landesvorstanddes Bauernverbandes. Stapelfeldt bewirtschaftet 60 ha mit Ackerbau im Ortsteil Hoddebüll von Emmelsbüll-Horsbüll nahe dem Deich in Nordfriesland. Außerdem ist er Geschäftsführer von zwei Bürgerwindparks.

„Als junger Bezirksvorsitzender bin ich ins kalte Wasser gesprungen“, erzählt er. Er war damals Sprecher der jungen Landwirte, einer losen Gruppe im KBV, die auch mitreden wollten, und so kam er zu dem Amt. Er war dann bald im Kreisvorstand, und schließlich wurde wegen Krankheit für den Vorsitz schnell jemand gebraucht. Da sah er sich in der Verantwortung.

Verbandsarbeit ist für ihn ganz klar Lobbyarbeit. „Wir wollen Politik und Gesellschaft dahingehend beeinflussen, dass wir vernünftig wirtschaften können.“ Zu Beginn seiner Amtszeit sei es zunächst um den Aufbau eines Netzwerkes gegangen, das habe zwei bis drei Jahre gedauert. Direkte Vorteile für seinen Betrieb habe er durch das Ehrenamt nicht gehabt, aber sehr wohl persönlich. „Ich habe eine Persönlichkeitsentwicklung durchgemacht, die mein ganzes Berufsleben bestimmt hat.“

Die Betriebe im Land hätten sich sehr in die Zukunft entwickelt, findet er – positiv durch Spezialisierung, etwa in Form von Veredelung oder Erneuerbaren Energien – in Südtondern gebe es viele Biogasanlagen. Auch sei in seinem Kreisbauernverband die Landwirtschaft sehr intensiv, kaum extensiv. Negativ sieht Stapelfeldt den immensen Arbeitsdruck durch die zunehmende Größe der Betriebe und die Bürokratie, an der Küste komme das Gänsefraßproblem dazu.

In der Bevölkerung gebe es wenig Verständnis für die Landwirte, „und die Politik läuft hinterher“. Öffentlichkeitsarbeit ist ihm da sehr wichtig, er hat Schulkinder auf Bauernhöfe vermittelt und in einer Schule in Niebüll Landwirtschaft erklärt.

„Ehrenamt ist eine wichtige Sache“, sagt er, „ohne Ehrenamt funktionert die Gesellschaft nicht und nicht die Demokratie.“ 

„Was habe ich für ein schönes Leben!“

Klaus-Peter Dau, KBV Schleswig

Klaus-Peter Dau (61) hält in Tetenhusen im südwestlichen Kreis Schleswig-Flensburg 150 Kühe mit Nachzucht und Bullenmast. Von den bewirtschafteten 150 ha sind 80 ha Grünland. Dau ist seit rund 25 Jahren im Verband aktiv, ist Mitglied im Landesvorstand, seit zehn Jahren Kreisvorsitzender, davor fünf Jahre Stellvertreter. Er wird wieder zur Wahl antreten. Außerdem ist er Vorsitzender des Sielverbandes Mittlere Sorge und führt von daher den Titel „Deichgraf“

Klaus-Peter Dau bei seinen Rotbunten

„Ich kam damals gleich in den Bezirksvorstand“, erinnert er sich. „Ich hatte Lust, mich für die Kollegen zu engagieren. Der Bauernverband ist imgrunde das einzige Sprachrohr gegenüber den Behörden. Ich weiß, wo der Schuh drückt, und kann es weitertragen.“ Im Ehrenamt lerne er auch Menschen außerhalb des Berufsstandes und andere Sichtweisen auf das dörfliche Leben und Beweggründe der Dorfgemeinschaft kennen. „Man wird gefragt, wie man seine Kühe hält, auch wenn man gleich nebenan wohnt. Wir müssen eben immer wieder unsere Arbeit erklären.“

Der KBV Schleswig liegt zum großen Teil in der Eider-Treene-Sorge-Niederung mit vielen Moorflächen, die schwer zu bewirtschaften sind. „Da können wir nicht einfach losfahren und mähen.“ Ganz nasse Moore könne man zur CO2-Einsparung aufgeben, aber die Bauern bräuchten auch Sicherheit, weiter wirtschaften zu können, eventuell durch Landtausch. Da seien seine Verbindungen zu den Wasserwirtschaftsverbänden wichtig. Die Betriebe seinen größer geworden und weniger. „Früher haben wir bei Bezirksversammlungen Säle vollgemacht, heute müssen wir sie zusammenlegen.“

Insgesamt bereichert ihn das Ehrenamt sehr. „Ich nehme viel mit, schließe Freundschaften im ganzen Land. Was habe ich für ein schönes Leben!“

Das Essen und die Esser

0

Der Ochsenweg ist eine uralte Handelsstraße durch Schleswig-Holstein. Wo früher riesige Herden getrieben wurden und Soldaten marschierten, bietet es sich heute an, zu wandern und das Land kennenzulernen. Christiane Herrmann hat es getan und in einer Bauernblattserie darüber berichtet. Als Ergänzung erzählt sie hier von einer Expedition auf der westlichen Teilstrecke.

Der Ochsenweg fesselt mich noch immer. Das Thema der Lebensmittelbeschaffung in heutigen und früheren Zeiten fasziniert mich. Aber was haben die Menschen, vor allem die Ochsentreiber damals eigentlich selber gegessen? Es versteht sich, dass ein armer Bauernbursche, der bei den Ochsentriften einen kleinen Lohn erwirtschaftete, das Ochsenfleisch selber wohl nie im Kochtopf hatte. Ich suchte Auskunft und fand sie bei Marion Wick. Die Expertin für Kräuter und alte Gemüsesorten schreibt darüber und gibt auch regelmäßig Kurse zum Thema Kräuter und Pilze.

Marion Wick machte den Vorschlag, dass wir uns zu einem Gespräch gleich auf dem westlichen Teil des Ochsenweges verabreden. Was ich bei meiner ersten Wanderung nicht einbezogen hatte, war die Tatsache, dass auch auf der Westseite des Landes, auf der Geest zwischen Tondern und Husum, Ochsen getrieben wurden.

Marion Wick leitet Exkursionen und gibt Kräuterseminare.

Wir treffen uns an der B 199 auf einem Wanderparkplatz und gehen in den Wald zwischen Leck und Enge-Sande. Plötzlich öffnet sich der schmale Pfad. An einer kleinen Wegkreuzung bleibt sie stehen: „Das ist der Ochsenweg!“

Ein etwa 4 km langes Stück des originalen Ochsenweges ist hier erhalten. Ich bin beeindruckt von dem Sandweg, gesäumt von Heidekraut, der sich in einer breiten Schneise durch den Mischwald schlängelt. „Man kann heute noch nachweisen, dass die Erde hier durch die Ochsentriebe verdichtet ist“, erklärt mir Marion Wick.

Bei unserer kleinen Wanderung durch diese wunderschöne Landschaft unterhalten wir uns über den Speiseplan der Menschen im 16. Jahrhundert in Schleswig und Holstein. „Alles weiß man natürlich nicht genau. Aber die ärmeren Menschen haben auf jeden Fall viel Grütze gegessen. Und wenn die Hafer-, Roggen- oder Buchweizen­ernte für den Winter nicht reichte, wurden Mehlbeeren gesammelt und getrocknet.“ Diese stärkehaltigen Beeren waren beliebt, um damit Brotteig oder auch Grütze zu strecken. In den Gärten gab es wohl die ersten Zuchtformen der Karotte und auf jeden Fall Pastinaken und Bohnen, erzählt Marion Wick, die vieles auch in ihrer eigenen Küche ausprobiert. „Man darf sich aber nicht vorstellen, dass man sich damals einen Salat machte. Gemüse und Kräuter wurden zu Mus verkocht.“ Aus der Natur bediente man sich an den Himbeeren, Brombeeren, Hagebutten und Pilzen.

Als Ziel dieses informativen Spaziergangs hat Marion Wick passend den Picknickplatz gewählt, an dem früher einmal die Petersburg stand, ein Krug, in dem einst die Ochsentreiber einkehrten. Die Informationstafel gibt Auskunft dazu, womit die Treiber nach ihren harten Arbeitstagen auf dem Viehtrieb am Abend ihren eigenen Bauch füllen konnten. Es gab Eintöpfe, vermutlich meistens Bohnen mit Speck. Die daraus entstehende Flatulenz dürfte die Treiber, die im Freien bei den Ochsen übernachteten, wohl kaum gestört haben.

Marktentwicklung und neue Ideen

Über 100 Landwirte, Berater und Vermarkter aus ganz Deutschland sowie den Niederlanden und Österreich diskutierten aktuelle Entwicklungen am Bioschweinemarkt auf einer Tagung Ende Juni, die gemeinsam vom Aktionsbündnis Bioschweinehalter Deutschland sowie der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen und der Arbeitsgemeinschaft ökologischer Landbau Baden-Württemberg organisiert wurde.

Im Vergleich zu konventionellen Lebensmitteln fielen die Teuerungsraten bei den meisten Biolebensmitteln geringer aus, erklärte Diana Schaack von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI). Der Rückgang des Umsatzes setzte bei Biolebensmitteln Anfang des Jahres ein und stieg bis Mai auf 14 %. „Der Umsatzrückgang ist jedoch auch auf die Anteile der einzelnen Einkaufsstätten zurückzuführen“, betonte Schaack.

Während insbesondere der Naturkosthandel ein Minus von 22 % zu verzeichnen hat, konnten die Discounter mit 12,5 % zulegen. „Der Umsatzrückgang muss aber auch zeitlich eingeordnet werden“, hob Schaack hervor. Betrugen in den Jahren 2020 und 2021 die Wachstumsraten teilweise bis zu 40 % gegenüber 2019, also vor der Pandemie, so liegt der Umsatz mit Biolebensmitteln aktuell immer noch etwa 9 % höher. Schaack analysierte auch die Einkaufsmengen und stellte fest, dass die Rückgänge bei Bioprodukten dem Gesamtmarkt folgen.

Biofleischabsatz weniger stark eingebrochen

Preisbewusste Biokunden kaufen vermehrt beim Discounter ein und nutzen dort das wachsende Angebot an Biofleisch.

Bei Fleisch besteht jedoch ein deutlicher Unterschied: Während konventionell die Einkaufsmengen privater Haushalte im Zeitraum Januar bis Mai um 19 % sanken, lag dieser Wert bei Biofleisch bei unter 10 %. „Biofleisch hat beim Discounter einen hohen Umsatzanteil“, begründete Schaack diesen Unterschied.

Zum Abschluss gab sie einen Überblick über den Bioschweinemarkt. Die höhere Nachfrage der vergangenen Jahre wurde häufig mit Importen gedeckt. Mit 4,26 € für Handelsklasse E und 4,17 €/kg SG für pauschal abgerechnete Bio­schweine hat sich der Bioschweinemarkt seit vielen Jahren von der Preisentwicklung am konventionellen Markt losgelöst. Bioferkel erzielen im Schnitt 164 €.

Heinrich Rülfing, Vorsitzer des Aktionsbündnisses Bioschweinehalter Deutschland, stellte das Projekt „Markttransparenz durch Europäisches Bioschweineforum“ vor, dessen Ziel es ist, Veränderungen der Bioschweinebestände möglichst frühzeitig vorhersagen zu können, um insbesondere eine Überversorgung, aber auch eine Unterversorgung des Marktes zu verhindern. Dabei meldeten 26 Bioferkelerzeuger monatlich die Zahl der abgesetzten Ferkel an die AMI. Im Jahr 2021 setzten die Betriebe 3,2 % mehr Ferkel ab als im Jahr 2020. Hochgerechnet auf ganz Deutschland müssten somit 2021 etwa 7.000 Biomastschweine mehr erzeugt worden sein, ohne dass sich die Tierbestände vergrößert hätten.

„Bio und die Transformation der Tierhaltung sind wichtige Themen bei Tönnies“, erklärte Thomas Dosch, Geschäftsführer der Tönnies Bio GmbH & Co. KG. Man strebe im Unternehmen die Verwertung des gesamten Schlachtkörpers an, wenngleich es bei Bioschweinen nicht möglich sei, alle Teile des Tieres auch als Bio zu vermarkten. „Unser Ziel sind Bioschweine aus Deutschland“, betonte Dosch, aber vielfach seien nicht genug deutsche Bio­schweine beziehungsweise Bioferkel verfügbar gewesen.

Tomás Sonntag von der Marktgesellschaft der Naturlandbauern zeigte auf, wie man das Naturland-Warenzeichen im Handel etabliert habe. „Im Naturkosthandel wird das Zeichen schon lange genutzt, und im Jahr 2009 konnten wir mit Rewe einen langjährigen Kooperationsvertrag schließen“, stellte Sonntag vor. Bis Anfang des Jahres habe man viele Kunden nicht ausreichend mit Ware bedienen können, sodass es jetzt durch den Umsatzrückgang mit Biofleisch gerade gut passe. Bei allen aktuell bestehenden Unsicherheiten ist er sich aber sicher: „Der Trend zu mehr Bio bleibt.“

Bio bleibt weiter im Trend

„Jede Handelskette hat mittlerweile ihre eigene Biomarke, aber Bio allein reicht häufig nicht mehr aus“, erklärte Irina Michler vom Bioland-Verband. „Der Handel sucht nach Profilierungsmöglichkeiten, und die Marke Bioland wird dabei der Erwartungshaltung der Verbraucher im Hinblick auf Tierschutz, Biodiversität und Herkunft gerecht.“ Die seit mehreren Jahren bestehende Zusammenarbeit mit Lidl wird grundsätzlich positiv bewertet. Bioland-Fleisch ist momentan noch nicht Teil dessen, aber es laufen intensive Gespräche mit den Partnern.

Dr. Eva-Maria Görtz vom Bildungs- und Wissenszentrum Boxberg berichtete von Erfahrungen mit 6 m2 großen Abferkelbuchten, in denen die Sauen ohne Fixierung abferkeln. Im vollständig überdachten, 4 m2 großen Außenklimabereich befindet sich auch der Futtertrog. Mittels Videoaufzeichnungen 24 Stunden vor dem Abferkeltermin bis zehn Tage nach Abferkelbeginn wurde erfasst, an welchen Stellen in der Bucht Ferkel erdrückt werden. 43 % der Ferkel wurden in der Buchtenmitte erdrückt.

Rohstoffknappheit ist Herausforderung

Die Bio-Eichenmühle, die Carsten Pohl als Geschäftsführer leitet, produziert jährlich etwa 40.000 t Biofutter. Auch ihn bewegen neben der 100-%-Biofütterung, die Anfang des Jahres umgesetzt wurde und wegen der Krisenlage seit April bis Ende des Jahres ausgesetzt ist, die Rohstoffknappheit und die hohen Energiepreise. „Als Ersatz für konventionelles Kartoffeleiweiß benötigen wir die doppelte Menge an Biosojakuchen“, erklärte Pohl. „Durch die geringeren Aminosäurengehalte erhöht sich der Proteingehalt, sodass diese Vorschriften nicht effizient und nachhaltig sind“, warnte Pohl. Zur Abmilderung der Preissteigerungen setzt er auf den Einsatz anderer konventioneller Eiweißträger, wie Fischmehl und Bierhefe, und einen Verzicht auf die energieintensive Pelletierung.

Sojaanbau in Deutschland steigt deutlich

„Ich habe auch gute Nachrichten in der Tasche“, machte Hans-Albrecht Müller, Geschäftsführer der Saatbau Deutschland GmbH, den Zuhörern Mut. „Der Sojaanbau weitet sich immer weiter aus. In Österreich ist die Sojabohne mittlerweile die viertwichtigste Kultur“, berichtete Müller. Von 2015 bis 2021 hat sich die Sojaanbaufläche in Deutschland auf 35.000 ha verdoppelt. Für 2022 erwartet Müller bis zu 50.000 ha Anbaufläche. In einer neuen unternehmenseigenen Biosojamühle können jährlich bis zu 20.000 t schonend aufbereitet werden. „Wir unterstützen die Landwirte vom Anbau bis zum Verkauf als Service aus einer Hand“, bot Müller abschließend an.

Ihren 2007 auf Naturland-Richtlinien umgestellten Betrieb bewirtschaftet Adelheid Zinner zusammen mit ihren Eltern und ihrem Bruder. Aktuell werden 140 Sauen gehalten und 47 ha Fläche bewirtschaftet. Mit zwei in der Region liegenden Biobetrieben besteht eine gut funktionierende Futter-Mist-Kooperation. Die hof­eigenen beziehungsweise über die Kooperation zugekauften Komponenten Gerste, Weizen, Triticale, Hafer, Roggen und Gerste sowie Heu werden durch zwei Eiweißergänzer aufgewertet.

Um die Auswirkungen der 100-%-Biofütterung in der Mast beurteilen zu können, hat Zinner für Sauen und Ferkel in Kooperation mit einer Futtermühle und einem Handelsunternehmen schon im vergangenen Jahr ökologisches Kartoffeleiweiß zugekauft, sodass sich an der Versorgung ihrer eigenen Tiere nichts geändert hat und Veränderungen am Schlachtkörper oder bei den Leistungen nur in der Mast zu suchen sind. Hier liegen aber noch keine Ergebnisse vor. Zinner wies darauf hin, dass es wichtig sei, das richtige Mineralfutter einzusetzen. „Viele Biomineralfutter sind auf die Versorgung von 20 Ferkeln ausgelegt. Wir setzen aber mehr als 23 Ferkel ab“, berichtete sie. Die Anpassung des Mineralfutters an den höheren Bedarf der Sauen verbesserte die Tiergesundheit deutlich.

Nach einem Audit durch die EU war es in Österreich erforderlich, den Umfang des überdachten Anteils der Auslaufüberdachung anzupassen, wie Dr. Werner Hagmüller, Leiter der Abteilung Bioschweine bei der HBLFA Raumberg-Gumpenstein, vorstellte. Vor dem Audit mussten mindestens 10 % der Mindestauslauffläche in Österreich unüberdacht sein, die EU legte als Wert 50 % fest, wobei bei Ferkel führenden Sauen und in der Ferkelaufzucht mindestens 25 % unüberdacht sein müssen. Bestehende Ausläufe müssen bis 2031 angepasst werden.

Und wie läuft es in Dänemark?

Wie es um die Bioschweinehaltung in Dänemark bestellt ist, konnte man von Simme Eriksen erfahren, der dort das Center für Frilandsdyr leitet. 12 % der dänischen Betriebe und damit etwas mehr als in Deutschland wirtschaften ökologisch. Im vergangenen Jahr wurden 240.000 Bioschweine erzeugt. „Grundlage in Dänemark ist wie in Deutschland die EU-Bio-Verordnung, aber fast alle Betriebe folgen einer freiwilligen Branchenempfehlung“, berichtete Eriksen. Dazu gehören das freie Abferkeln in Hütten im Freiland, ein Beschattungsangebot auf der Fläche und eine Säugezeit von mindestens sieben Wochen. Neben der Stallhaltung gibt es bei Biomastschweinen auch die Haltung in größeren Mobilställen.

Traditionell endete die Bioschweinetagung mit einem Blick über den Tellerrand, dieses Mal mit dem Thema „Ein ganzheitliches Wirtschafts- und Qualitätsverständnis für eine Welt im Umbruch“, vorgestellt von Dr. Alexander Gerber vom Verband Demeter. „Mit unserer heutigen Landbewirtschaftung ist eine dramatische Verringerung der Biodiversität verbunden, und wir verbrennen uns gewissermaßen selbst“, stellte Gerber fest. Das europäische System der Tierernährung beruhe auf Futtermittel­importen von anderen Kontinenten. Ökolandbau als Alternative setze auf eine Flächenbindung der Tierhaltung und die Versorgung mit Stickstoff aus der Luft. „Der ideale Ökobetrieb ist ein individueller, weitgehend in sich geschlossener Betriebsorganismus, der standortangepasst wirtschaftet“, so Gerber.

Optimale Einstreu für Liegeboxen: Gibt es das?

Die Wahl des idealen Einstreumaterials für Liegeboxen ist von vielen Faktoren abhängig. Der Kuhkomfort sollte an erster Stelle stehen, aber auch der Komfort für den Landwirt (Stichwort Arbeitsaufwand) sollte nicht außer Acht gelassen werden. Eine große Rolle spielen die Art der Liegeboxen sowie die lokalen Kosten und die Verfügbarkeit der jeweiligen Einstreuprodukte.

Oftmals stehen verschiedene Ziele im Widerspruch zueinander, so kann beispielsweise die beste Einstreumethode zur Bekämpfung von Lahmheiten der Sauberkeit des Euters abträglich sein. Es wird also immer ein Kompromiss zwischen Kuhkomfort, Hygiene und Arbeitsaufwand notwendig sein, um das jeweils zum Betrieb passende Einstreumaterial zu finden.

Warum Liegen nicht zu unterschätzen ist

Für Milchviehbetriebe steht zunächst einmal die Eutergesundheit im Vordergrund, und die Haltungshygiene ist ein wichtiges Kriterium bei der Entstehung von Euterentzündungen. Aber natürlich erreicht man keine hohen Leistungen, wenn sich die Tiere nicht wohlfühlen und nicht lange genug hinlegen können oder wollen. Die Liegebox ist sozusagen der Arbeitsplatz der Kuh, nur wenn die Kühe lange liegen, können sie viel Milch bilden. Das hat mehrere Gründe:

Die Durchblutung des Euters steigt bei längeren Liegezeiten, dies erhöht die Milchleistung und verbessert die Infektionsabwehr im Euter.

Während der Liegephasen werden die Gliedmaßen entlastet, die Klauen können abtrocknen, damit nimmt die Häufigkeit von Klauenproblemen in einer Herde mit langen Liegezeiten ab.

Im Liegen ist die Wiederkauaktivität effektiver, dies erhöht die Futterverwertung; einer Übersäuerung wird durch die höhere Speichelbildung vorgebeugt.

Worauf ist bei der Liegebox zu achten?

Zunächst einmal unabhängig von der Art des Einstreumaterials sollten die Abmessungen der Liegeboxen an die Größe der Kühe angepasst sein, das Ziel ist ein möglichst niedriger Keimdruck durch eine perfekte Boxengestaltung. Die Liegeboxen müssen in ihren Abmessungen zur Größe der Kuh passen, da sich die Kühe ansonsten fehlerhaft ablegen und die Liegeflächen, insbesondere die Abschnitte der Box, die mit dem Euter in Kontakt kommen, mit Kot und Harn verschmutzen. Die Kühe sollten über die Hinterkante der Box hinaus koten und harnen, um das Kontaminationsrisiko durch umweltassoziierte Mastitiserreger möglichst gering zu halten. Planungs- und Abmessungshinweise zur Liegeboxengestaltung für Milchkühe sind im DLG-Merkblatt 379 zu finden.

Merkmale optimaler Einstreu im Überblick

Die Einstreu spielt eine Schlüsselrolle für den Komfort und die Hygiene der Liegefläche. Anforderungen an das Einstreumaterial sind:

· weich, minimale Reibungseffekte

· verformbar

· trocken und feuchtigkeitsbindend, hohes Wasseraufnahmevermögen

· keimarm

· alkalisch (pH-Wert > 9)

· ausreichende Wärmedämmung

· kostengünstig

· arbeitswirtschaftlich, leicht zu handhaben

· nicht staubend, nicht reizend

· sowohl arbeitsmedizinisch als auch in Bezug auf Rückstände unbedenklich

· passend zum Betriebskonzept (Haltungssystem, Verfügbarkeit, Entmistungssystem)

Eine sorgfältige Liegeboxenpflege ist für jedes Einstreumaterial Pflicht.

Worauf bei Tiefboxen zu achten ist

Haben sie die Wahl, legen sich Kühe häufiger und länger in mit viel Material eingestreuten Boxen hin als auf weiche Gummimatten. Sie bevorzugen Tiefboxen. Dazu kommt, dass in Tiefboxen Sprunggelenksverletzungen weniger häufig vorkommen und weniger schwer verlaufen. Bei Tiefboxen müssen zunächst die Matratzen aus organischem Material aufgebaut werden, sie entstehen nicht mit der Zeit von selbst. Wird dies nicht beachtet, kann es leicht zu Schäden, beispielsweise an den Karpalgelenken kommen. Zur Auswahl stehen verschiedene Materialien, die zum Teil auch kombiniert werden können. Dabei ist wichtig, dass verschiedene Materialien gleichmäßig vermischt und vor allem effektiv verdichtet sind. Dies gelingt beispielsweise mit Rüttelplatten.

Sand bietet einen hohen Kuhkomfort, setzt aber baulich besondere Anforderungen voraus.

Wie sieht es mit Stroh aus?

Stroh bietet einen hohen Liegekomfort. Die alleinige Verwendung von Stroh für die Matratze birgt allerdings das Risiko, dass die Kühe viel Material aus der Box herauswühlen, da es sehr schwierig zu verdichten ist. In der Folge muss viel Stroh nachgestreut werden. Im Hinblick auf die Eutergesundheit ist Stroh vergleichsweise unproblematisch, da der pH-Wert meist über sechs liegt und damit die Keimflora ausgeglichen ist (keine alleinige Vermehrung von umweltassoziierten Mastitiserregern).

Um eine bessere Verdichtung zu erzielen, bietet sich die Kombination von Kalk und Stroh an. Die Matratzenschicht wird aus einer Mischung aus einem Teil Stroh, einem Teil Wasser und drei Teilen Kalk hergestellt (nach Gewicht) und anschließend sehr gut verdichtet. Damit die Tiere nicht mit dem Kalk in Kontakt kommen und zu stark verschmutzen, wird über die Matratze eine Deckschicht Stroh gestreut (auch gehäckseltes Stroh ist möglich). Der Kalk in der Matratzenmischung kann Feuchtigkeit binden, zusätzlich wird durch die Alkalität eine Vermehrung von Keimen erschwert. Weiterhin besteht die Möglichkeit, auch Sägespäne oder Sägemehl in diese Mischung mit einzubeziehen.

Auch eine Mischung aus Stroh und Rinder- beziehungsweise Pferdemist für die Matratzen ist möglich. Nach gleichmäßiger Vermengung von festem Mist mit trockenem Stroh wird diese Mischung in den Boxen stark verdichtet und abschließend mit einer Schicht aus reinem Stroh abgedeckt, damit keine direkte Berührung mit dem Mist möglich ist. Es sollte nur Mist von gesunden Tieren eingesetzt werden. Mist aus Abkalbeställen sowie Kälbermist eignet sich nicht, da zu viele Erreger enthalten sein könnten.

Tiefboxen müssen täglich gereinigt werden (Entfernung von Kot oder anderen Verschmutzungen), feuchte oder sogar nasse Stellen sollten entfernt oder mit trockenem Material abgestreut werden. Liegemulden sollten eingeebnet werden. Es empfiehlt sich, einmal wöchentlich Stroh nachzustreuen und alle sechs Wochen die Grundmaterialien aufzufüllen und ausreichend zu verdichten. Das alleinige Nachstreuen mit Stroh führt zu keiner belastbaren Verbindung mit der Matratze, es wird dadurch wieder sehr schnell von den Kühen aus der Box herausgedrängt. In der Folge würden die Liegeboxen un­eben und hart werden.

Der verringerte Liegekomfort wird von den Kühen durch vermehrtes Stehen in den Boxen bis zum Abliegen und durch insgesamt verkürzte Liegephasen angezeigt. Bei unzureichend gepflegten Tiefboxen treten häufig Schäden an den Karpalgelenken auf, da sich das gesamte Gewicht der Kühe sowohl beim Ablegen als auch beim Aufstehen auf die Karpalgelenke konzentriert. Ist zu wenig Einstreu vorhanden, stützen sich die Kühe jedes Mal direkt auf Beton und belasten die Karpalgelenke übermäßig.

Wann kann man Sand einsetzen?

Die Verwendung von Sand muss bereits bei der Betriebsplanung berücksichtigt werden, da sie baulich besondere Anforderungen stellt. Sand bietet einen hohen Kuhkomfort, in den USA wird er in vielen Betrieben als Einstreu in Tiefboxen eingesetzt. Mithilfe von Spülenmistungssystemen wird der Sand später aus dem Flüssigmist wieder abgetrennt. Es wird die gesamte Liegebox bis zur nötigen Höhe der Liegefläche (15 bis 20 cm) allein mit Sand befüllt. Neben der täglichen Reinigung ist zu beachten, dass auch täglich erhebliche Mengen an Sand (bis 15 kg je Box) nachgefüllt werden müssen. Ist die Einstreuhöhe zu gering (unter 10 cm), steigt die Gefahr von Sprunggelenksschäden. Die Vorteile der Sandeinstreu liegen in der sehr guten Verformbarkeit und der Hygiene, da dieses anorganische Material Mikroorganismen keine Lebensgrundlage ­bietet.

Sägespäne/-mehl oder lose Schüttungen?

Diese Art von Boxen werden sehr gut von den Kühen angenommen, bei richtiger Boxenpflege sind die Tiere aufgrund der Materialstruktur sehr sauber. Das Material hat eine sehr hohe Fähigkeit, Wasser zu binden, und kann beispielsweise das Schwitzwasser der Kühe gut aufnehmen. Es muss allerdings darauf geachtet werden, dass die Schütthöhe an der dünnsten Stelle nicht unter 10 cm liegt. Es wird durch die Späne keine Matratze gebildet und somit durch die Bewegungen der Tiere viel aus der Box herausgetragen. Der Materialverbrauch und der Arbeitseinsatz sind dadurch recht hoch (arbeits- und kostenintensiv). Wird aber zu wenig nachgestreut, steigt die Gefahr von Verletzungen, insbesondere an den Sprunggelenken, deutlich an.

Sägespäne beziehungsweise -mehl können je nach Trocknungsgrad einen hohen Keimgehalt aufweisen. Die große Oberfläche dieses organischen Materials mit einem sauren Milieu (pH-Wert unter sechs) bietet coliformen Erregern optimale Vermehrungsbedingungen. Deshalb muss es unbedingt trocken und sauber gelagert werden (der Bezug in Folienballen ist eine gute Option), um einen möglichst niedrigen Ausgangskeimgehalt zu gewährleisten.

Besonders im Sommer kann eine Nasslagerung zu einer erhöhten Mastitisrate führen. Die Verschmutzung durch Harn und die Feuchtigkeit in der Stallluft haben einen großen Einfluss auf den Keimgehalt, es muss also stets darauf geachtet werden, dass die Einstreu möglichst trocken ist. Durch die Zumischung von Kalk und die damit einhergehende Austrocknung und Erhöhung des pH-Wertes können coliforme Keime reduziert werden.

Sägespäne müssen immer gut nachgestreut werden, damit die Schicht nicht zu dünn ist.

Was ist bei Hochboxen zu beachten?

Eine Hochbox, bestehend aus einem Betonsockel und einer darauf liegenden weich-elastischen Matratze, benötigt auch immer Einstreu, die Flüssigkeiten (Milch, Kot, Harn und Schweiß der Kuh) binden kann. Wird die Flüssigkeit nicht aufgenommen, so kommt es zu Haarausfall und Irritationen der Haut, die damit ihre natürliche Schutzfunktion nicht mehr wahrnehmen kann. In der Folge kommt es insbesondere an den Gelenken zu Verletzungen. Häufig verwendete und bewährte Materialien sind gehäckseltes Stroh, Sägemehl oder Kalkgemische. Auch Strohmehl oder gemahlene Strohpellets sind eine mögliche Option.

Hochboxen sollten mindestens zwei Mal pro Tag gepflegt werden. Zum einen ist hierbei die Entfernung von Kothaufen wichtig, zum anderen ist das Einstreuen der gesamten Liegefläche (100 %) von großer Bedeutung. Da die meisten Einstreumaterialien schlecht an den Boxenbelägen haften, kann dadurch ein- bis zweimal tägliches Einstreuen notwendig sein.

Je nach Härte, Feinheitsgrad und Feuchtigkeitsgehalt des jeweiligen Einstreumaterials kommt es in Kombination mit den synthetischen Belägen zu Schmirgelwirkungen, insbesondere an den Gelenken. Zur Überprüfung kann man eine Reibeprobe mit Einstreumaterial auf dem eigenen Handrücken durchführen. Sägespäne haben einen extremen Schmirgeleffekt, daher sind Produkte aus Weichhölzern (meist Nadelhölzer) besser geeignet als solche aus Harthölzern (zum Beispiel aus Buche oder Eiche). Da reiner Kalk leicht zu Hautirritationen führt (er trocknet die Haut aus, es kommt zum Haarausfall), ist eine Mischung mit anderen Materialien notwendig.

Fazit

Neben dem Kuhkomfort und dem Arbeitsaufwand ist die hygienische Beschaffenheit ein wichtiges Kriterium bei der Wahl des optimalen Einstreumaterials, denn diese hat einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Eutergesundheit. Eine Reduzierung von Mastitisfällen durch die Senkung des Keimdrucks ist ein nicht zu unterschätzender Beitrag zur Minimierung des Antibiotikaeinsatzes in der Tierhaltung.

Erfreulich gute Erträge, zufriedenstellende Qualitäten

Die Wintergerste in Schleswig-Holstein ist in diesem Anbaujahr laut Statistikamt Nord auf einer Fläche von 68.200 ha angebaut worden, was mit minus 1% etwa der Vorjahresfläche entspricht. Die Bedeutung der Gerste bleibt weiterhin hoch, da sie als früh räumende Feldfrucht zu Winterraps und zur Entzerrung der Ernte eine wesentliche Rolle spielt. Zudem drischt sie in vielen Jahren auf demselben Niveau, teils auch stärker als der Winterweizen. Auch in diesem Jahr wurde aus der Praxis von teilweise sehr hohen Erträgen berichtet. Dies trägt in Summe zur aktiven Risikoabsicherung bei und festigt ihre Bedeutung in der Frucht­folge. Der folgende Artikel beschreibt, wie
die einzelnen Sorten abgeschnitten haben.

Die Aussaat der Wintergerste lief in den meisten Regionen bis auf kurze Pausen durch Niederschläge für normale Saattermine Mitte bis Ende September unter insgesamt guten Bedingungen ab. Der Krankheitsdruck im Frühjahr war insgesamt moderat, Mehltau spielte jedoch eine Rolle, wobei zu beachten ist, dass dieser in Wintergerste relativ gut zu kontrollieren ist. In den Versuchen wie auch in der Praxis trat teilweise Rhynchosporium auf, vorwiegend jedoch in tendenziell anfälligeren Sorten. Zwerg­rost spielte in diesem Jahr eine insgesamt geringere Rolle als in Vorjahren, trat aber regelmäßig auf. Witterungsbedingt von Norden her beginnend, spielte Ramularia, wenn auch zu einem recht späten Zeitpunkt, eine Rolle.

Bodenbürtiges Virus – neues Problem?

In der Vergangenheit konnte am Standort Kastorf, ebenso wie in der umliegenden Region, regelmäßig das Auftreten von Gelbmosaikviren in der Wintergerste beobachtet werden. Entsprechend ist der Standort hinsichtlich des Auftretens der Gelbmosaikviren als repräsentativ zu betrachten. Dabei sind die Symptome in der Regel das Aufhellen des Blattapparates, schlechtere Bestockung und Wuchsdepression. Diese Viren sind bodenbürtig und werden durch den Pilz Polymyxa graminis übertragen. Hier gilt es, zwischen den verschiedenen Virusarten und -typen zu differenzieren. Das Gerstengelbmosaikvirus (BaYMV) kommt in Form von Typ 1 und Typ 2 vor. Zudem kann das Milde Gerstenmosaikvirus (BaMMV, zwei Stämme bekannt) eine Rolle spielen. Dabei gilt es zu beachten, dass durch intensive züchterische Bearbeitung der letzten Jahre alle im Sortiment geprüften Wintergersten mit der Bezeichnung „G“ gegenüber dem Gerstengelbmosaikvirus Typ 1 und dem Milden Gerstenmosaikvirus resistent sind. Die Sorten, die mit „2 G“ bezeichnet sind, weisen eine Resistenz gegen Gerstengelbmosaikvirus Typ 1 und Typ 2 sowie gegen das Milde Gerstenmosaikvirus auf. Hierunter fallen die Sorten ‚KWS Memphis‘, ‚SU Midnight‘, ‚SU Hetti‘ und ‚Sensation‘. Die Sorten ‚Avantasia‘ und ‚Julia‘ weisen hingegen eine Resistenz gegen das Gerstengelbmosaikvirus Typ 1 und Typ 2, jedoch ohne die Resistenz gegen das Milde Gerstenmosaikvirus auf.

Sehr häufig hat das Auftreten neben den optischen Symptomen keine deutlichen Auswirkungen auf den Ertrag. Auch im Vorjahr konnte eine durch Virustyp 2 bedingte unterschiedliche Verfärbung der Sorten beobachtet werden, jedoch keine klare Ertragsdifferenzierung. In diesem Jahr kam es auf dem hohen Ertragsniveau zu einer deutlichen Differenzierung zwischen den gegen das Gelbmosaikvirus Typ 2 resistenten und den nicht gegen Typ 2 resistenten Sorten. Hintergrund ist dabei, dass die Stresseinwirkung aus dem kühlen, trockenen Frühjahr mit später Nährstoffverfügbarkeit und die hohen Einstrahlungswerte eine höhere Relevanz der Virusausprägung begünstigt haben dürften.

Aufbau der Landessortenversuche

Die Landessortenversuche Wintergerste werden in den drei Naturräumen Marsch, Geest und Östliches Hügelland an jeweils repräsentativen Standorten angelegt. Der Pflanzenschutz erfolgt bei den Herbiziden und Insektiziden versuchseinheitlich nach guter fachlicher Praxis. Ebenso erfolgt die Grundnährstoff- und Stickstoffdüngung versuchseinheitlich DÜV-konform nach entsprechender Bedarfs­ermittlung. Stickstoff wird in der Wintergerste in einer Zweigabenstrategie appliziert, wobei zu Vegetationsbeginn der Schwefelbedarf der Pflanze mit rund 30 kg S/ha abgesichert wird. In der unbehandelten Stufe 1 wird auf einen Einsatz von Fungiziden gezielt verzichtet, um die Sortengesundheit beurteilen können. Ebenso wird je nach Lagerdruck lediglich eine deutlich reduzierte Wachstumsreglerapplikation durchgeführt, um die Lager­anfälligkeit beurteilen zu können, ohne dabei die Beerntbarkeit durch Lager zu gefährden. In der behandelten Stufe 2 wird ein ortsüblicher Fungizid- und Wachstumsreglereinsatz durchgeführt. In diesem Jahr wurde von der Ausnahmegenehmigung, Folpan gegen einen Ramulariabefall einzusetzen, nicht Gebrauch gemacht, sodass auch Ramularia spät in den Versuchen auftrat.

In der linken Bildhälfte der Wintergersten-Landessortenversuch in Kastorf, bereits durchgegrünt am 31. März 2021, und rechts im Bild direkt nach dem Winter am 11. Februar 2022. 
Die anfälligen und resistenten Sorten variieren deutlich in der Blattfärbung. Die optischen Symptome durch Gelbmosaikvirus Typ 2 sind regelmäßig zu beobachten, jedoch ertragswirksam wurden sie in dieser Ernte deutlich. Fotos (2): Manja Landschreiber

Erträge in den
Versuchen

Der Ertrag der Stufe 2 im Mittel der Bezugssorten befand sich in der Marsch auf einem hohen Niveau von 108,7 dt/ha in Barlt und 116,1 dt/ha im Sönke-Nissen-Koog (Tabelle 1). Dabei muss berücksichtigt werden, dass die zweizeiligen Sorten ‚KWS Moselle’, ‚Bordeaux’ und ‚Laubella’ sowie ‚SY Dakoota’ am Standort Sönke-Nissen-Koog aufgrund von Vogelfraß nicht gewertet werden konnten.

Für die Geest stand in der Auswertung 2022 nur der Standort Schuby zur Verfügung. Hier konnte ein für diesen Standort sehr hohes Ertragsniveau von 96,4 dt/ha erreicht werden (Tabelle 2). Über die anteilige Berücksichtigung der Nachbargebiete und die mehrjährige Verrechnung mittels der Hohenheimer Verrechnungsmethode steht mit dem mehrjährigen Ertragsergebnis eine belastbare Datengrundlage zur Verfügung.

Von den Standorten des Östlichen Hügellandes wurde in Loit mit 132,2 dt/ha das höchste Ertragsniveau erreicht. In Futterkamp lag der Ertrag im Mittel über die Bezugssorten bei 121 dt/ha und in Kastorf bei 128,2 dt/ha (Tabelle 3).

Qualitäten im Versuch

Das wichtigste Kriterium für die Vermarktung von Wintergerste ist üblicherweise das Hektolitergewicht. Die Basis wird hier vom Handel in der Regel mit 63 kg/hl angegeben. Im Vorjahr lagen die Werte in der Praxis und teils in den Versuchen auch deutlich unter diesem Wert, was auf die Hitze im Juni des vergangenen Jahres zurückzuführen war. In diesem Jahr erreichten die Sorten an allen Standorten den geforderten Wert sicher. Das diesjährig hohe Niveau von Hektolitergewicht und Ertrag verdeutlicht, dass in der Phase der Kornfüllung kein deutlicher Stress für die Pflanzen geherrscht hat. Insbesondere die zweizeiligen Sorten ‚KWS Moselle’, ‚Bordeaux’ und ‚Laubella’ erreichten hier Spitzenwerte. Aber auch die mehrzeiligen Sorten ‚Jule’, ‚KWS Memphis’ und ‚SY Baracooda’ erreichten Werte von mindestens 70 kg/hl (Übersicht 4).

Die Gerstenernte konnte in diesem Jahr unter insgesamt guten Bedingungen durchgeführt werden, wie hier bei Hohenlieth im Kreis Rendsburg-Eckernförde.

Sortenempfehlung der Landwirtschaftskammer

In den Anbau sollen in der Praxis solche Sorten kommen, mit denen entweder sehr gute Erfahrungen gemacht wurden oder die sich aufgrund ihrer Ertragsleistung und der weiteren Eigenschaften für die Anbaubedingungen im Betrieb eignen. Hierzu zählen ebenso Sorten, die in den aktuellen Versuchsjahren nicht mehr berücksichtigt werden können, sich aber aufgrund ihrer Leistung empfohlen haben. Auch neue Sorten dürfen bei entsprechender Eignung gern in den Probeanbau aufgenommen werden. Ein wichtiger Aspekt ist aber grundsätzlich, ausreichend große Anbaufläche vorausgesetzt, das Risiko auf mehrere Sorten zu verteilen. Hier stellen die regionalen Landessortenversuche eine wichtige Entscheidungsgrundlage dar.

Für alle Standorte erhält die Sorte ‚KWS Orbit‘ eine Empfehlung, die ertraglich nicht mehr ganz den Anschluss an neuere Sorten hält, sich aber aufgrund ihrer Agronomie und guten Kornqualität auszeichnet. Gegenüber der noch stark im Anbau befindlichen und etwas ertragsstärkeren ‚KWS Higgins‘ (nicht mehr aktuell geprüft) ist sie etwas blattgesünder. Ebenso ist für alle Standorte die ertragsstarke ‚Esprit‘ voll empfohlen, die eine ausgewogene Blattgesundheit und gute Agronomie, jedoch leichte Schwächen beim Zwergrost aufweist. Zusätzlich ausschließlich für die Marsch empfiehlt sich ‚Viola‘ aufgrund ihrer dort stabileren hohen Erträge und der sehr guten Standfestigkeit. Für die Geest wie auch das Östliche Hügelland empfiehlt sich die gesunde Sorte ‚Teuto‘. Weiterhin für das Östliche Hügelland bleiben die Sorten ‚Melia‘ und ‚SU Jule‘ in der Empfehlung.

Von den Hybriden haben alle geprüften Sorten im Östlichen Hügelland durch ihre Ertragsleistung überzeugt. Insbesondere die jüngste Hybride ‚SY Dakoota‘ überzeugt durch eine sehr gute Agronomie und gute Gesundheit bei gleichzeitig guter Kornqualität und hohem Ertragsniveau. Sie ist dabei tendenziell früher reif. In der Marsch empfehlen sich ‚SY Galileoo‘ und ‚Jettoo‘ für einen Anbau, wobei hier insbesondere auf die tendenziell höhere Lagerneigung zu achten ist. Daher kann hier ‚SY Dakoota‘ aufgrund ihres Profils sehr interessant sein und ist vorläufig empfohlen. Für die Geest ist insbesondere ‚Galileoo‘, ‚Jettoo‘ und ‚SY Dakoota‘ Augenmerk zu schenken.

Wie bereits beschrieben bietet es sich an, bei Gelbmosaikvirus-Typ-2-Flächen auf resistente Genetik zu setzen, da es ansonsten immer wieder zu Ertragsdepression kommen kann. Zudem ist es so, dass die gegen Typ 2 resistenten Sorten mittlerweile ein hohes Ertragsniveau erreicht haben und sich daher auch auf Nicht-Typ-2-Flächen anbieten können. Daher erhält ‚KWS Memphis‘ die volle Empfehlung, auch aufgrund ausgewogener Gesundheit, guter Agronomie und sehr guter Kornqualität. ‚SU Midnight‘ empfiehlt sich insbesondere aufgrund des hohen Ertragsniveaus an allen Standorten.

Probeanbau
neuer Sorten

Von den neu in den LSV geprüften Sorten zeigte ‚Winnie‘ solide Erträge und überzeugte mit einer guten Blattgesundheit. Hier sollte insbesondere die Standfestigkeit gut abgesichert werden. Die Sorten ‚Avantasia‘ und ‚Julia‘ zeigten gute, teilweise auch sehr gute Erträge in Kastorf durch die Gelbmosaikvirus-Typ-2-Resistenz. Insbesondere ‚Avantasia‘ benötigt jedoch aufgrund der hohen Zwerg­rostanfälligkeit einen intensiveren Fungizideinsatz. ‚SU Hetti‘ zeigte ein geringeres Ertragsniveau, ist aber aufgrund bester Einstufung in der Lageranfälligkeit und Gelbmosaikvirus-Typ-2-Resistenz interessant. ‚KWS Exquis‘ zeigte teilweise überdurchschnittliche Erträge und ist insbesondere bei Druck durch Gelbverzwergungsvirus (Blattläuse und Zikaden im Herbst!) interessant. ‚Sensation‘ hat ein bislang einmaliges Profil mit der vollen Gelbmosaikvirus-Typ-1- und -Typ-2-Resistenz und gleichzeitiger Gelbverzwergungsvirusresistenz. Jedoch ist die Sorte etwas früher reif, was unter Schleswig-Holsteiner Bedingungen ein geringeres Ertragspotenzial bedeuten kann. Diese noch jungen Sorten müssen im nächsten Versuchsjahr ihre Leistung noch einmal unter Beweis stellen, sollen jedoch bereits gern im Test­anbau eingesetz werden.

Fazit

Die Wintergerste zeigte in den Versuchen hohe Erträge und gute Qualitäten. Hinsichtlich der Sortenwahl gilt es den eigenen Standort einzuschätzen, auch hinsichtlich der Anfälligkeit gegenüber dem Gerstengelbmosaikvirus Typ 2. Auch dürfen weder die Sortengesundheit noch agronomische Eigenschaften wie Strohstabilität sowie die Vermarktungseigenschaften aus dem Blick verloren werden, wie das Jahr 2021 bereits gezeigt hat.

Änderungen zum nationalen Strategieplan nehmen Glöz-Punkte ins Visier

0

Einvernehmen erzielte die AMK über die noch offenen Punkte im nationalen Strategieplan zur Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). So sollen die vorgesehenen Prämienhöchstbeträge für die freiwilligen Eco-Schemes (Öko-Regelungen) auf bis zu 130 % im ersten Jahr statt auf 110 % angehoben werden können. Für die Ökoregelung 2 „Vielfältige Kulturen im Ackerbau“ soll die Prämienhöhe von 30 auf 45 €/ha erhöht werden. Im Gegenzug ist eine Kürzung der Mittel für die Ökoregelung 7 zur Anwendung von bestimmten Methoden auf landwirtschaftlichen Flächen in Natura-2000-Gebieten um 25 % vorgesehen.

Inhaltliche Änderungen sind für eine Reihe von Standards zum guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand (Glöz) geplant.

Bei Glöz 2 „Regelungen zum Schutz von Feuchtgebieten und Mooren“ soll die Errichtung neuer Entwässerungsanlagen wie die Instandsetzung bestehender nur nach Genehmigung erfolgen dürfen.

Bei Glöz 4 „Regelung von Pufferstreifen entlang von Wasserläufen“ bleiben kleine Gewässer ausgenommen. Noch geklärt werden soll, ob Be- und Entwässerungsgräben in die Regelung einbezogen werden können, wie es die Kommission fordert.

Bei Glöz 5 „Regelung zur Bodenbearbeitung zur Begrenzung von Erosion“ sollen Ackerflächen nicht länger von Erosionsgefährdungsklassen ausgenommen werden, wenn sie in eine Maßnahme zum Erosionsschutz einbezogen sind.

Änderungen soll es auch zum Glöz 6 „Regelungen zur Mindestbodenbedeckung“ geben. Für Dauerkulturen soll eine Begrünung zwischen den Reihen im Zeitraum 1. Dezember bis 15. Januar verpflichtend werden. Im Hinblick auf Ackerflächen begrüßt die Agrarministerkonferenz die von der EU-Kommission vorgeschlagene Regelung, wonach die geforderte Mindestbodenbedeckung nur auf 80 % der Ackerflächen eingehalten werden muss, wofür aber landesspezifische Ausnahmemöglichkeiten gestrichen werden. Die Regelung kann aber nur dann zur Anwendung kommen, wenn fachrechtlich begründete Ausnahmen (zum Beispiel für frühe Sommerkulturen, auf schweren Böden, im Ökolandbau) berücksichtigt werden.

Zum Glöz 7 „Regelungen zum Fruchtwechsel auf Ackerland“ sollen die Landesregierungen Ausnahmen festlegen können für den Anbau von Mais zur Herstellung von anerkanntem Saatgut, von Tabak und von Roggen. Im Gemüseanbau soll der Fruchtwechsel auch durch den Anbau einer Zweitkultur erfolgen können. Auf mindestens 35 % der verbleibenden Ackerflächen eines Betriebes muss ein Wechsel der Hauptkultur erfolgen. Auf den restlichen Ackerflächen genügt ein Hauptkulturwechsel im dritten Jahr.

Zu Glöz 8 „Regelungen zum Mindestanteil nichtproduktiver Flächen“ soll der Termin für die frühestmögliche Wiederaufnahme der Erzeugung vom 15. August auf den 1. September verschoben werden. Zuvor hatte sich die Amts­chefkonferenz bereits darauf verständigt, die aktive Begrünung von nichtproduktiven Flächen zu erlauben. age