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Ernährungssicherheit trotz Energiewende gegeben

Der im Rahmen der Energiewende prognostizierte Bedarf an Solarstrom in Deutschland kann nach Einschätzung des Präsidenten des Thünen-Instituts, Prof. Folkhard Isermeyer, auf weniger Fläche erzeugt werden als derzeit für die Bioenergie aufgewendet wird. Die Energiewende stehe damit nicht in Konkurrenz zur Gewährleistung der Lebensmittelsicherheit in Deutschland, führte Isermeyer am Dienstag voriger Woche beim Strategischen Forum der Deutschen Agrarforschungsallianz zum Thema „Landnutzung im Wandel“ in Berlin aus.

Der ebenfalls als Redner eingeladene Abteilungsleiter für Klimaresilienz am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Prof. Hermann Lotze-Campen, mahnte indes an, dass die Einhaltung des Zwei-Grad-Zieles des Pariser Klimaabkommens nur bei einer Halbierung der Tierzahlen möglich sei. Ihm zufolge zeigten sämtliche langfristigen wissenschaftlichen Modellierungen, dass eine Reduzierung der Methanemissionen um 50 % und der Lachgasemissionen um 25 % notwendig sei, um die bereits beschlossenen Klimaziele bis 2050 zu erreichen.

Vervierfachung des Strombedarfs?

Die zunehmende Elektrifizierung der Wirtschaft und des Verkehrs werden laut Isermeyer eine Vervierfachung der aktuell erzeugten Strommenge in Deutschland auf bis zu 2.000 TWh im Jahr erfordern. Im vergangenen Kalenderjahr wurden in Deutschland laut amtlicher Statistik 518 TWh Stromenergie eingespeist, wobei 42,4 % davon aus Erneuerbaren Quellen stammten. Unter der Annahme, dass der zukünftige Strombedarf zu jeweils der Hälfte aus Wind- und aus Solarenergie gespeist würde, sei eine Gesamtleistung von 1.000 TWh Solarenergie pro Jahr notwendig, rechnete der Thünen-Präsident vor. Diese „Selbstversorgung mit Solarstrom“ könnte durch die Errichtung von Freiflächen-Photovoltaik (PV)-Anlagen auf etwa 1 Mio. ha erfüllt werden. Vor dem Hintergrund, dass derzeit rund 2,3 Mio. ha landwirtschaftliche Nutzfläche für die Bioenergie genutzt würden, sei dies ein relativ geringer Flächenverbrauch, betonte der Thünen-Präsident. Sofern Bioenergie in Zukunft nicht mehr in großen Mengen als Energieträger gebraucht werde, würden damit nach der Umstellung auf Wind- und Solarstrom sogar weniger Agrarflächen für die Energieerzeugung genutzt als heute.

Zwei Windräder pro Dorf

Die verbleibende Stromnachfrage könnte nach Ansicht von Isermeyer durch Windenergie gedeckt werden. Vorausgesetzt, dass 70 % des Windstroms onshore erzeugt würden, seien 70.000 Windenergieanlagen an Land mit jeweils 10 MWh Leistung im Jahr erforderlich. Diese Anzahl entspreche in etwa dem Bau von zwei Windrädern pro Dorf in Deutschland. Der Thünen-Präsident hält auf der Grundlage dieses Szenarios Landnutzungskonflikte im Landwirtschaftsbereich zwischen „Tank, Teller und Trog“ für lösbar. Von den heute 16,6 Mio. ha Agrarfläche seien großzügig gerechnet lediglich 10 Mio. ha notwendig, um die Bevölkerung in Deutschland zu ernähren, so der Agrarökonom.

Prof. Folkhard Isermeyer Foto: Imago

Lotze-Campen zufolge gehen zwei Drittel der Emissionen des Agrarsektors auf das Konto der Tierhaltung. Für den Abbau der Tierbestände seien daher die nächsten 30 Jahre entscheidend. Lotze-Campen verwies dabei auf mögliche Synergien zwischen Klima- und Gesundheitsschutz. So sei der derzeitige Fleischkonsum von durchschnittlich 1,2 kg pro Person und Woche angesichts der Ernährungsempfehlungen der EAT-Lancet-Kommission von lediglich 0,3 kg pro Woche viel zu hoch. Eine Reduzierung des Fleischkonsums hält Lotze-Campen für steuerbar, und zwar mittels wirtschaftlicher Anreize, Regulierungen oder einer Emissionsbepreisung. Alternativ dazu könnten auch technologische Lösungen, wie die Präzisionsfermentation, bei der Sub­stitution von tierischen Produkten eine Rolle spielen.

Bei der Präzisionsfermentation werden laut Lotze-Campen Organismen wie Hefe verwendet, um echte Ei- oder Milchproteine herzustellen. Dies könnte helfen, die tropische Entwaldung zu reduzieren. Der Klimaforscher betonte zugleich, dass neben den Klimazielen auch die Umkehr des Biodiversitätsverlustes und der Abbau von Stickstoffüberschüssen zentrale Herausforderungen für die Transformation des Agrarsektors seien. Sämtliche Maßnahmen müssten vor dem Hintergrund erfolgen, dass auch für den Schutz der Artenvielfalt Flächen bereitzustellen seien.

15 Jahre Engagement für Regionalität in der Gastronomie

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In Kiel waren jetzt zahlreiche Vereinsmitglieder im Gastraum der Lille-Brauerei zusammengekommen, um den Geburtstag des Zusammenschlusses zu feiern.

Der Verein wurde im Jahr 2007 mit Unterstützung des Landwirtschaftsministeriums gegründet, um eine genussvolle, nachhaltige und regional geprägte Esskultur zu fördern.

Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) lobte die hohe Motivation der Vereinsmitglieder: „Der Megatrend Regionalität wurde von dem Verein Feinheimisch frühzeitig erkannt. Regionale Wertschöpfung und kurze Lieferwege spielen gerade in aktuellen Zeiten eine immer größere Rolle. Umso mehr möchte ich den Vereinsmitgliedern, also Gastronominnen und Gastronomen, Produzentinnen und Produzenten sowie Förderinnen und Förderern, für ihr ehrenamtliches Engagement danken, das über die Landesgrenzen hinausstrahlt.“ Durch solche Initiativen rückten regionale Produkte, traditionelles Handwerk und lokale Kochkultur wieder stärker in das Bewusstsein. Auch die Aktionen des Vereins zur kulinarischen Bildung würdigte der Minister und kündigte an, zusammen mit dem Bildungsministerium eine Bildungsinitiative Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz für die Sekundarstufe I und II zeitnah auf den Weg zu bringen.

Vorsitzender Oliver Firla freute sich über das Netzwerk von Gastronomen, Produzenten, Fördermitgliedern und privaten Mitgliedern. Er betonte die Notwendigkeit zur weiteren Vernetzung mit anderen Vereinen und Organisationen. Auch auf der Direktvermarkterplattform „Gutes vom Hof.SH“ in Kooperation mit dem Fachbereich Gütezeichen der Landwirtschaftskammer präsentiert sich der Verein Feinheimisch mit zahlreichen Gastronomen und Produzenten.

Käse, Kälber, Kommunikation

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Ehrenamt? Ja gerne! In Schleswig-Holstein gibt es junge Landwirtinnen und Landwirte, die sich für den Berufsstand einsetzen und die Zukunft der Landwirtschaft gestalten wollen. Das Bauernblatt stellt sie in loser Reihenfolge vor.

Lina Butenschön ist 20 Jahre alt und kommt vom Milchviehbetrieb Henrik Butenschön in der Feldmark von Bargstedt bei Nortorf. Neben ihrem Agrarstudium im vierten Semester an der Fachhochschule (FH) in Osterrönfeld hat sie sich Ende Juni mit der Vermarktung regionaler Produkte des Familienbetriebes selbstständig gemacht. Im Bauernverband wurde sie jetzt als erste stellvertretende Vorsitzende im Bezirksvorstand Nortorf sowie in den Kreishauptausschuss Rendsburg-Eckernförde gewählt.

Frau Butenschön, wie läuft Ihre selbstständige Tätigkeit ab?

Ich kaufe Milch von unserem Betrieb und lasse sie von einer mobilen Käserei aus Nordfriesland verarbeiten. Heute Vormittag waren deren Mitarbeiter bei mir auf dem Hof und haben in fünf Stunden 1.200 l Milch zu 120 kg Käse verarbeitet. Den nehmen sie mit und pflegen ihn, er wird dort täglich gewendet, geputzt und mit Lauge eingerieben.

Nach sechs Wochen hole ich die erste Charge ab, schneide die Laibe zu in Stücke von 100 bis 500 g und verpacke sie. Zwei Wochen später hole ich die zweite Charge ab, die ist dann länger gereift und würziger, mehr in Richtung Gouda. Bei uns heißt er Hofkäse. Der jüngere Käse ist milder, eher wie Tilsiter, ihn gibt es auch mit Bockshornklee, ich habe also drei Sorten. Außerdem verkaufe ich Rindersalami und gefrorene Fleischprodukte wie Hackfleisch, Steaks oder Gulasch von unseren Tieren, die verarbeitet für uns eine Fleischerei in Negenharrie.

Wie läuft Ihr junger Betrieb bis jetzt?

Recht gut! Die Käserei war nun schon zum dritten Mal da, das vorige Mal vor zwei Monaten. Die letzte Charge habe ich schon bis auf sieben, acht Stück verkauft. Ich habe Flyer in der Region ausgelegt und werbe über unsere Instagram- und Facebook-Seiten, die ich auch für unseren Familienbetrieb pflege. Die Kunden rufen an, kommen nach Absprache und holen die Ware ab. Einen Laden dafür habe ich nicht.

Wie viel Zeit beansprucht das?

Das ist schwer zu sagen, weil es wechselt. Ich würde sagen, im Schnitt acht bis zehn Stunden die Woche, in Spitzenzeiten können es schon mal 20 Stunden sein.

Was haben Sie außerdem für Aufgaben auf dem elterlichen Hof

Ich helfe natürlich mit bei allem, was jeweils anfällt. Hauptsächlich bin ich für die Kälber zuständig und mache die Klauenpflege und wie gesagt die Öffentlichkeitsarbeit. Mein Bruder Tjark (22) wird den Hof übernehmen. Da habe ich mir vorgenommen, etwas Eigenständiges aufzubauen.

Studium, Selbstständigkeit, Mithilfe auf dem Hof und jetzt noch Ehrenamt: Wie kriegen Sie das auf die Reihe?

Ja, man muss es gut organisieren! (lacht dabei) Dann muss mal eine Abendveranstaltung ausfallen, oder ich fange morgens früher an. Ich habe gute Unterstützung von meiner Familie und von meinem Freund, wir arbeiten alle gut zusammen.

Haben Sie überhaupt noch Freizeit?

Ja, tatsächlich spiele ich Fußball, schon seit ich drei Jahre alt bin. Und ich habe drei Pferde stehen, von denen ich eines reite, aber nicht mehr auf Turnieren. Fußball und Reiten als Schwerpunkt haben sich bei mir immer abgewechselt.

Nun sind Sie im Bauernverband in den Bezirksvorstand und den Kreishauptausschuss gewählt worden. Haben Sie in der Verbandsarbeit schon Erfahrungen?

Im Ehrenamt des Bauernverbandes bisher noch nicht. Ich war vier Jahre im Vorstand des Ortsverbandes der Landjugend, das war eine gute Zeit, und bin in der FH in der Fachschaft aktiv. Im Bauernverband wurde ich angesprochen, ob ich für ein Amt kandidieren würde. Ich finde das wichtig, dafür nehme ich mir die Zeit.

Was ist Ihnen bei der berufsständigen Vertretung wichtig?

Die Kommunikation mit anderen Menschen. Viele, gerade aus dem städtischen Bereich verstehen die Landwirtschaft nicht mehr. Ich möchte ihnen das ländliche Leben und die aktuellen Probleme der Bauern näherbringen. Ich möchte mich im Verband in der Öffentlichkeitsarbeit engagieren und in Initiativen, noch mehr Schulklassen auf die Höfe zu bekommen.

Durch den Verkauf meiner Produkte bekomme ich mit, dass das viele Leute interessiert. Sie fragen nach und kommen auch gern einmal auf den Hof, um sich zu informieren. Auch in der Ausbildung merke ich, dass landwirtschaftliche Berufe gerade stark gefragt sind. Manche unterschätzen es, wie umfangreich der Beruf ist, was er alles beinhaltet. Hier ist Aufklärung angesagt.

Mit schlechtem Gerede über die Landwirtschaft war ich persönlich noch nicht konfrontiert, aber das bekommt man ja über die Medien und Social Media mit. Einmal war ich mit dem Bauernverband auf einem Stand im City Park in Kiel. Da konnten wir mit Leuten, die negativ gestimmt waren, einiges klären, indem wir mit ihnen ins Gespräch gekommen sind.

Im Bauernverband müssen Sie natürlich niemanden überzeugen …

Nein, das nicht, aber ich treffe Leute, die viel Erfahrung haben. Ich finde es immer interessant, andere Meinungen mitzubekommen und sich auszutauschen.

Und das kriegen Sie alles hin?

Ja, das kriege ich hin. (lacht) Ich freue mich darauf!

Wenn Stadt und Land zueinanderfinden

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Was zeichnet das Leben auf dem Land aus, und wie lebt es sich in der Stadt? Sind die Unterschiede und Gegensätze wirklich so groß? Gibt es Gemeinsamkeiten, oder verschwimmen die Grenzen beider Lebensformen immer mehr durch fortschreitende Digitalisierung und technologische Entwicklungen? Fragen, mit denen sich auch die Ausstellung „Stadt-Land-Vernetzung“ auf dem Wittkielhof in der Gemeinde Stoltebüll in Angeln noch bis zum 30. November beschäftigt.

Das Besondere: Die leidenschaftliche Kunstsammlerin und Gründerin des Vereins Kunst für Angeln, Ingrid Roosen-Trinks, hat für diese Ausstellung Exponate ihrer umfangreichen Sammlung mit Leihgaben junger Künstler vereint und lädt auch die ansonsten nicht so an Kunst Interessierten aus der Region auf eine individuelle Entdeckungsreise und zum Dialog ein.

Dabei gehe es nicht nur um die Gegensätze Stadt-Land, sondern ebenso um Chancen, Optionen, Ideen, Wünsche, die eigene Sichtweise und das Lebensgefühl sowie das Nachdenken über die unterschiedlichen Lebensmodelle. „Die ausgestellten Arbeiten schärfen die Wahrnehmung, zeigen unterschiedliche Perspektiven und erzählen Geschichten – vom Leben in den Städten und auf dem Land sowie in der Natur, aber auch davon, wie Eingriffe des Menschen die Umwelt verändern“, heißt es in der Ausstellungsbeschreibung. „Die Grenzen zwischen Stadt und Land verschwimmen immer mehr. Stadtränder versuchen, ländliches Ambiente zu pflegen, während Dörfer immer städtischer werden“, so die Erfahrung von Ingrid Roosen-Trinks. Warum also nicht die Fortschritte und Entwicklungen in beiden Segmenten nutzen und Stadt und Land zusammendenken?

Ingrid Roosen-Trinks

Die gebürtige Hamburgerin und bis vor Kurzem Wahlberlinerin kennt sowohl das Stadt- als auch das Landleben. Seit mehr als 31 Jahren haben sie und ihr Mann eine kleine Kate in Angeln, nahe der dänischen Grenze, in der sie Wochenenden, Ferien und Feiertage verbrachten und die nun ihr neues Zuhause ist. Die Liebe zur Kunst begleitet Ingrid Roosen-Trinks dabei fast schon ein Leben lang. 1973 erstand sie ihr erstes Bild und ist seitdem leidenschaftliche Kunstsammlerin, „man könnte auch sagen, dass ich süchtig nach Kunst bin“. Ihre Sammlung wuchs seitdem beständig an und feiert im kommenden Jahr 50-jähriges Bestehen. Sie umfasst mehr als 500 zeitgenössische Kunstwerke nationaler und internationaler Künstlerinnen und Künstler.

An ihrer Kunstleidenschaft ließ sie bereits in Berlin Interessierte teilhaben, indem sie ihre Sammlung in ihren Privaträumen zugänglich machte. Sie arbeitete unter anderem als Radiomoderatorin und gründete 1990 in Berlin das Klassik Radio mit dem Anspruch, niedrigschwellig, unverkrampft und unkompliziert Hörer anderer Sender und Musikstile an die Klassik heranzuführen. „Genauso möchte ich es mit meiner Kunst machen“, betont Roosen-Trinks. 1996 wechselte sie zu dem Schreibwarenhersteller Montblanc und leitete dort die Kulturstiftung. Mittlerweile im Ruhestand, hat sie dem Großstadtleben endgültig den Rücken gekehrt. „Corona kam und in Berlin ging nichts mehr“, erzählt die Kunstliebhaberin. „Wir hatten keinen Garten oder Balkon. Wir haben dann alles da eingelagert, inklusive der Sammlung, und sind hierhergekommen. Ich liebe diese Gegend hier sehr, insgesamt hat die Lebensqualität auf dem Land durch Corona erheblich gewonnen“, erzählt sie. In Angeln angekommen, überlegte sie, wie es weitergehen und was mit ihrer eingelagerten Kunst in Berlin werden sollte. Gleichzeitig stellte sie fest, dass es so hoch im Norden Schleswig-Holsteins nicht eine private Sammlung zeitgenössischer Kunst gab, die der Öffentlichkeit zugänglich war.

Die Idee von der Kunst im Grünen war geboren. So wie in Berlin sollen nun auch die Menschen in der Region Freude und Spaß an zeitgenössischer Kunst finden, in Projekte mit eingebunden werden, und das, wie schon beim Klassik Radio, unkompliziert, niedrigschwellig und in lockerer Umgebung. Für ihr Vorhaben schaute sie sich in Angeln nach einem passenden Gebäude um und fand es in Form einer Scheune auf dem Wittkielhof. „Dort miete ich mich jetzt zwei Mal im Jahr ein und präsentiere dort im Frühjahr und im Herbst meine Kunst“, erzählt Ingrid Roosen-Trinks. Viele der von ihr gesammelten Bilder, Skulpturen, Fotografien oder Installationen sind mehr als 25 Jahre alt. Was in ihre Sammlung kommt, entscheiden ihr Bauchgefühl und ihr Herz. „Es ist meist Liebe auf den ersten Blick. Es macht ,klick‘ und ich muss es dann unbedingt haben, wenn es denn bezahlbar ist“, erklärt sie. Für den Hofeigentümer und IT-Unternehmer Heiner Nissen sind die Kunstausstellungen eine Bereicherung der bereits vorhandenen Event-Angebote auf dem Wittkielhof. „Dadurch haben wir eine Nutzung für unsere alten Gebäude. Viele dieser Dreiseitenhöfe in Angeln haben ihren Charakter verloren, weil sie nicht mehr genutzt werden“, sagt er.

Eines der Bilder des noch jungen Künstlers Henrik Becker, in das sich Ingrid Roosen-Trinks auf Anhieb verliebte.

Getreu ihrem Anspruch möchte Ingrid Roosen-Trinks vor allem diejenigen mit ihren Ausstellungen ansprechen, die bislang kein oder wenig Interesse an Kunst haben. „Das hier ist keine Galerie, die Bilder kann man nicht kaufen und es hängen ja auch keine großen Werte hier“, erzählt sie. Deshalb nimmt sie auch keinen Eintritt und führt die Besucher nach Anmeldung persönlich durch die Ausstellung, um ihnen die Geschichten hinter ihren Bildern zu erklären. Und um einen Eindruck zu vermitteln, was Kunst alles sein kann: „Genuss, Entspannung, neue Eindrücke sammeln, für eine Weile den Kopf freibekommen, sich auf Neues einlassen. Dafür muss man keine Kunstkenntnisse haben oder wissen, wie der Künstler heißt. Wenn man sich neugierig darauf einlässt und eine Arbeit länger als drei Sekunden anschaut, dann macht es schon etwas mit einem, es löst Gefühle aus“, erläutert sie ihr Konzept. Passend dazu ist in der Ausstellung ein Zitat von Pablo Picasso zu finden: „Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele.“

Und auch mit dem von ihr gegründeten Verein Kunst für Angeln möchte sie die Menschen in der Region für Kunst, Musik und Kultur begeistern, indem sie unter anderem für Kinder, Schüler und Senioren Workshops anbietet, an denen auch Schöpfer der von ihr gesammelten Werke teilnehmen. „Es geht um Begegnungen, Austausch, Inspiration und das Teilen von Gedanken“, lautet die Vereinsbeschreibung. Gleichzeitig ist es der Kunstsammlerin wichtig, mit ihren Ausstellungen und Projekten jungen Künstlern eine Plattform zu bieten, wie auch in der aktuellen Ausstellung. Die jungen Talente finde sie durch Zufall, durch Freunde, durch Kontakte zu Kunsthochschulen und Galerien oder über ihre Netzwerke. „Auch wenn Angeln nicht so dicht besiedelt ist, ist man hier toll vernetzt. Irgendjemand kennt immer irgendeinen, das funktioniert“, erklärt sie. Auch die Nähe zu Dänemark finde sie super. „Die Dänen haben eine tolle Einstellung und sind sehr locker, das gefällt mir.“ Sie plant bereits für das nächste Frühjahr eine grenzüberschreitende Ausstellung ausschließlich mit Werken dänischer und schleswig-holsteinischer Künstler. Für die aktuelle Ausstellung sollten sich Besucher per Mail an ­visit@kunstfuerangeln.de anmelden. Weitere Informationen gibt es unter kunstfuerangeln.de

Stadt Land Vernetzung, Ausstellung aus der Sammlung von Ingrid Roosen-Trinks, Wittkielhof in Angeln
Fotos: Iris Jaeger
Stadt Land Vernetzung, Ausstellung aus der Sammlung von Ingrid Roosen-Trinks, Wittkielhof in Angeln
Fotos: Iris Jaeger
Stadt Land Vernetzung, Ausstellung aus der Sammlung von Ingrid Roosen-Trinks, Wittkielhof in Angeln
Fotos: Iris Jaeger
Stadt Land Vernetzung, Ausstellung aus der Sammlung von Ingrid Roosen-Trinks, Wittkielhof in Angeln
Fotos: Iris Jaeger
Stadt Land Vernetzung, Ausstellung aus der Sammlung von Ingrid Roosen-Trinks, Wittkielhof in Angeln
Fotos: Iris Jaeger
Stadt Land Vernetzung, Ausstellung aus der Sammlung von Ingrid Roosen-Trinks, Wittkielhof in Angeln
Fotos: Iris Jaeger
Stadt Land Vernetzung, Ausstellung aus der Sammlung von Ingrid Roosen-Trinks, Wittkielhof in Angeln
Fotos: Iris Jaeger
Stadt Land Vernetzung, Ausstellung aus der Sammlung von Ingrid Roosen-Trinks, Wittkielhof in Angeln
Fotos: Iris Jaeger


„Das Sahnehäubchen“

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In Bayern wurde der dies­jährige Deutsche Voltigierpokal aus­getragen. Der Wettkampf ist ­vergleichbar mit einer Deutschen Meisterschaft für M-Gruppen. Aus dem hohen Norden reisten gleich zwei Teams an und zeigten im Bundesvergleich hervorragende Leistungen. Das Team Breitenburg I holte den Gesamtsieg und gewann auch den Juniorenpreis. Das Team Hoisbüttel III kam auf den vierten Platz.

Anke Granow leitet die Voltigiersparte des Reitvereins Breitenburg und trainiert auf dem Hof Magens in Ottenbüttel, Kreis Steinburg, auch die acht Gruppen. „Dort haben wir beste Bedingungen“, freut sie sich, denn das sei nicht selbstverständlich. Viele Voltigiergruppen hätten es schwer, Hallen zu finden. Seit 19 Jahren ist die Hohenasperin, Kreis Steinburg, schon dabei und genießt es nach wie vor, die Kinder auf ihrem Weg ein Stück zu begleiten. Einige der Voltigierer kennt sie schon seit 15 Jahren.

Neben den Leistungsgruppen trainiert Granow auch die drei- bis vierjährigen Anfänger, und das mit Leidenschaft. „Bei mir ist jeder wichtig. Und jeder darf hier so sein, wie er mag. Keiner muss leistungsmäßig voltigieren“, sagt sie und fügt hinzu: „Ich denke, in diesem Sport kann man etwas fürs Leben lernen. Die Großen müssen sich um die Kleinen kümmern und die Kleinen sich auch mal an den Großen orientieren. Wenn die alle nicht zusammenarbeiten, wird das nichts.“

Das Team aus Breitenburg konnte voll überzeugen und gewann den Deutschen Voltigierpokal. Foto: Daniel Ellwanger, Vaulting World

Auch ein Besuch bei einem kleinen Turnier biete viel Lernpotenzial. „Oft reicht es zu merken, dass man trotz Aufregung oder Angst alles überlebt. Bei der nächsten Prüfung ist es dann vielleicht schon nicht mehr so schlimm“, erklärt sie ihren Ansatz. Dass sie mit ihrer Leistungsgruppe beim Deutschen Voltigierpokal so erfolgreich war, macht sie stolz und glücklich: „Der Pokal ist jetzt das Sahnehäubchen, auch wenn der Weg dahin genauso wichtig ist.“

Die Mannschaft wurde vom Landesverband für den Wettkampf nominiert. „Wir waren schon stolz über die Ehre, für Schleswig-Holstein an den Start gehen zu dürfen“, berichtet Granow. Die Umsetzung der Reise war dann aber gar nicht so einfach. Nach Bayern ist es weit und dort mussten auch alle unterkommen. „Zum Glück hatten wir schon Anfang des Jahres das Ziel ausgegeben und alle hatten lange genug Zeit, sich darauf vorzubereiten“, berichtet die Trainerin.

Das Landgestüt in Schwaiganger bot eine tolle Kulisse und alle waren sehr motiviert. „Die 26 besten Teams aus Deutschland waren da“, erklärt Granow. Eigentlich wollten die Breitenburger vor allem eine Runde weiterkommen. Doch Pflicht und Kür liefen mehr als gut und die Mannschaft holte sich den Sieg. Damit stieg Breitenburg I auch gleich in die Klasse S auf.

Stolz ist Anke Granow nicht nur auf das Team, sondern auch auf ihren achtjährigen Oldenburger Wallach. Southern Comfort hat sie selbst ausgebildet und er wurde in Bayern als bestes Pferd ausgezeichnet. Doch damit nicht genug: Ihr Juniordoppelteam schaffte es außerdem noch auf den sechsten Platz. „Die beiden haben sich super präsentiert, und das, obwohl sie erst in diesem Jahr zusammengekommen sind.“

Am Ende fiel das Resümee sehr positiv aus. „Das war ein Wochenende, da weiß man, warum man das alles macht“, sagt sie lachend. Es sei so schön, mit den Kindern zu arbeiten: „Was sind das für einzigartige Momente, wenn die Anspannung abfällt und reine Freude da ist.“

Neuer Wind in der Ausbildung der Landwirte

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In der landwirtschaftlichen Ausbildung können viele praktische Arbeiten und Maßnahmen oftmals nur direkt am Tier vermittelt werden. Auch in der überbetrieblichen Ausbildung liegt der Schwerpunkt auf einer praxisnahen Vermittlung von Tierwohl und Tiergesundheit. Dennoch gibt es Maßnahmen, wie zum Beispiel das Enthornen von Kälbern, die den Auszubildenden in Schulungssituationen nur in Einzelfällen oder theoretisch demonstriert werden. Hier setzt das Projekt „SilA“ an. Beteiligt ist auch das Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp.

Das Projektteam von „SilA“ entwickelt multimediale Lehreinheiten, in denen das Enthornen von Kälbern und das Nottöten von Schweinen an verschiedenen Stationen für die Auszubildenden ansprechend und vielfältig erläutert werden. Dabei kommen VR-Brillen mit interaktiven Lernmodulen aus 360°-Panoramen, ein Multifunktionstisch mit verschiedenen digitalen Modulen sowie sensorgestützte Demonstratoren zum Einsatz. Diesen realitätsnahen Modellen kommt eine besondere Bedeutung zu, da die Maßnahmen hier beliebig oft und ohne Einschränkungen durch Tier- und Arbeitsschutz durchgeführt werden können. So kann den Auszubildenden der richtige Umgang mit den Tieren und den Arbeitsmaterialien praktisch aufgezeigt werden.

Von Futterkamp bis nach Triesdorf

Die Projektbearbeitung erfolgt durch die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfahlen am Standort des Versuchs- und Bildungszentrums Haus Düsse. Um das Projekt auch anderen überbetrieblichen Ausbildungszentren zur Verfügung zu stellen, wurden drei Lern­ort-Kooperationen am Projekt beteiligt. Hierzu zählen das Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp in Schleswig-Holstein, das Lehr- und Versuchsgut Köllitsch in Sachsen sowie die landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf in Bayern.

Durch einen regelmäßigen fachlichen Austausch kann das Projektteam strukturelle Besonderheiten und unterschiedliche Anforderungen berücksichtigen. Alle beteiligten Lernort-Kooperationen haben das Ziel, diese multimedialen Lehreinheiten in Zukunft auch in ihrer überbetrieblichen Ausbildung einzusetzen. Um einen hohen Praxisbezug bei der Entwicklung der Demonstratoren und der Lehreinheiten sicherzustellen, hat das Projektteam zwei Praxisbeiräte ins Leben gerufen, einen für die Schweine- und einen für die Rinderhaltung. Die Beiräte setzen sich aus engagierten Betriebsleiterinnen und -leitern und Ausbilderinnen und Ausbildern zusammen.

Die Zusammenarbeit mit den Praktikern macht deutlich, dass in den Betrieben gute Standardroutinen zur Vermittlung der im Projekt adressierten tierschutzsensiblen Maßnahmen umgesetzt werden und eine umfangreiche theoretische und praktische Anleitung der Auszubildenden erfolgt. Um das Fachwissen und die Fertigkeiten der tierschutzsensiblen Arbeiten noch praxisnäher vermitteln zu können, sollen für die geplanten Lehreinheiten vor allem praktische Anschauungsmodelle und wie bisher eine angeleitete Demonstration in den Ställen der überbetrieblichen Ausbildungszentren zur Anwendung kommen.

Blick durch die Brille: Die Aufnahmen für die VR-Brillen wurden im Versuchs- und Bildungszentrum Haus Düsse aufgenommen. Foto: Stefan Johnigk

Virtuelle Realität im Klassenzimmer

Die Lehreinheiten im Projekt setzen sich aus drei Stationen zusammen. Zu Beginn werden die theoretischen Inhalte mithilfe eines interaktiven Displays vermittelt. Hier finden die Auszubildenden die Inhalte sortiert und thematisch aufbereitet, um sich in Gruppenarbeit oder selbstständig über das Thema zu informieren. Anschließend wird das Wissen mithilfe der VR-Brillen überprüft und gefestigt. Mit den VR-Brillen finden die Auszubildenden sich in einer virtuellen Realität (VR) wieder, die aus 360°-Panoramen besteht. Hier lernen sie interaktiv auf ganz unterschiedlichen Wegen. Sie bekommen Lerninhalte unter anderem über 360°-Videos vermittelt, müssen Fragen beantworten oder bewegen sich per „Point & Click“ durch den Raum. Durch diese unterschiedlichen Zugänge können die Lernenden selbstgesteuert und an ihre individuellen Bedürfnisse angepasst die Inhalte erarbeiten.

Lernen an lebensnahen Modellen

Nach dem Erlernen der theoretischen Inhalte probieren die Auszubildenden das Gelernte am Demonstrator aus. Dieser besteht aus drei Einheiten: dem Modellkopf, dem Demonstratorstab und einer App. Die Bewegungsabläufe der Enthornung oder des Nottötens können mit dem Demonstratorstab am Modellkopf trainiert werden. Für die Entwicklung des Stabes wurden die Eigenschaften verschiedener Enthornungs- und Bolzenschussgeräte untersucht und einbezogen. Eine Rückmeldung und Korrekturanweisungen der Bewegungen erfolgen über eine App. Dabei werden die erforderlichen Bewegungen grafisch dargestellt und Ampelsysteme genutzt. So lernen die Auszubildenden im Beisein des Ausbilders die richtigen Handgriffe und Bewegungsabläufe. Diese können wiederholt werden, bis der Auszubildende sie sicher beherrscht. Eventuell vorhandene Ängste der Auszubildenden können so abgebaut werden, da sie die Handgriffe am Modelltier richtig lernen können, bevor sie den Prozess der Enthornung am lebenden Tier durchführen.

Fazit

Durch den Demonstrator sowie die Unterrichtseinheit können die Auszubildenden eigenständig Fakten- und Sachwissen erwerben und die erworbenen Fähigkeiten in spezielle Praxissituationen übertragen. Anhand der neuen digitalen Technologien können sie noch besser auf ihren Berufsalltag vorbereitet werden.

Durch den Einsatz von Demonstratoren werden Eingriffe am Tier effetkiv erlernt und ihre Durchführung geübt. Die gewonnene Erfahrung kommt den Tieren in der landwirtschaftlichen Praxis zugute und verbessert den tierwohlgerechten Umgang mit ihnen. Trotzdem bleiben eine Anbindung an die praktische Umsetzung im Stall und eine gute Anleitung der Auszubildenden unerlässlich.

Demonstratoren halten geduldig still, verzeihen Fehler und stehen zeitunabhängig immer wieder zur Verfügung. Auf diese Weise lernen die Auszubildenen die Handhabung des Enthornungsgerätes sicher, bevor es das erste Mal unter Anleitung an das lebende Tier geht. Foto: Kathrin Asseburg

Kulturpilze wachsen auf Strohballen

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Die Kulturen lassen sich gut jetzt im Herbst von Mitte September bis Mitte Dezember anlegen; möglich ist auch ein Anbau von April bis Mai.

Braunkappen und Austernpilze wachsen am besten auf verrottetem Stroh von Roggen, Gerste oder Weizen. Die Strohballen werden in städtischen Regionen meist im Garten- oder Genossenschaftshandel angeboten, während es in ländlichen Gebieten kein Problem sein dürfte, einem Landwirt einen Ballen abzukaufen.

Der gepresste Strohballen wird zusätzlich mit Draht fest verschnürt, damit er bei der Kultur nicht aufplatzt und die Brut zerstört. Um eine Verrottung einzuleiten, ist ein Wässern von zwei Tagen notwendig; während dieser Zeit werden auch wachstumshindernde Stoffe ausgelaugt. Anschließend bekommt der Ballen einen wind- und sonnengeschützten Platz im Garten, am besten auf Gras oder auf der Erde. Zwecks Impfung mit der Pilzbrut sticht man mit dem Pflanzstock 15 cm tiefe Löcher in die Oberfläche des Ballens, am besten drei Reihen zu je fünf Löchern. Kastaniengroße Stücke des gekauften Pilzmyzels werden in die Löcher gefüllt, diese dann mit Stroh fest verschlossen. Außer einer gelegentlichen Bewässerung in trockenen Perioden ist keine Pflege notwendig, und mit Spannung kann auf das Erscheinen erster Pilze gewartet werden.

Alternativrouten schnell verbessern

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Russland unterstützt nun wieder den humanitären Korridor für den Export von Getreide aus der Ukraine über das Schwarze Meer. Dies hat das russische Verteidigungsministerium vergangene Woche Mittwoch in Moskau mitgeteilt.

Die Ukraine habe im Rahmen von Vermittlungen durch die Vereinten Nationen (UN) und die Türkei schriftlich zugesichert, dass der Seekorridor nur im Einklang mit den Bestimmungen der Schwarzmeerinitiative und der entsprechenden Verordnung des Koordinationszentrums in Istanbul genutzt wird, nicht aber für militärische Operationen gegen die Russische Föderation.

Verlängerung fraglich

Laut dem Präsidenten der Türkei, Recep Tayyip Erdogan, sollten die Getreideexporte über den Korridor im Schwarzen Meer ab sofort fortgesetzt werden. Vier Tage zuvor, am vorvergangenen Sonnabend, hatte Moskau seine Beteiligung am Getreideabkommen überraschend ausgesetzt und als Grund einen „terroristischen Angriff“ der Ukraine auf seine Schwarzmeerflotte und zivile Schiffe angeführt. Allerdings hatten während Russlands vorübergehendem Rückzug aus dem Abkommen mehrere Getreidefrachter die Route über das Schwarze Meer genommen.

Derweil ist weiterhin unsicher, ob das Abkommen, das am 19. November ausläuft, verlängert wird. Der Kreml betonte Ende vergangener Woche, er habe sich nicht verpflichtet, die Vereinbarung über das vereinbarte Auslaufdatum hinaus einzuhalten. Vor diesem Hintergrund dürften die betreffenden Verhandlungen mit den Vereinten Nationen fortgesetzt werden.

Das Leid der Ärmsten

Unterdessen warf der Geschäftsführer des Verbandes Der Agrarhandel (DAH), Martin Courbier, Russland wegen des vorübergehenden Ausstiegs aus dem Abkommen über den humanitären Exportkorridor für ukrainisches Getreide die „Instrumentalisierung von Nahrungsmitteln und Hungersnot als Druckmittel für Kriegsinteressen“ vor. „Dies ist nicht hinnehmbar“, betonte Courbier. Die Leidtragenden einer kalkulierten Destabilisierung der Getreidemärkte seien schließlich die ärmsten Menschen dieser Welt.

Der DAH-Geschäftsführer drängte zugleich darauf, die Lage schnell und unbürokratisch zu verbessern. Dazu seien dringend die vorhandenen Alternativrouten über den Landweg zu erhalten und deren Effizienz weiter zu steigern. Getreidetransporte per Schiene sollten in Deutschland und der Europäischen Union priorisiert werden, denn die Wartezeit der Schiffe – auf jeder Seite des Bosporus – betrage derzeit zwölf bis 15 Tage.

Zuladung für Lkw gefordert

Indes stellte DAH-Geschäftsführer Christof Buchholz fest, dass sich die Situation an der polnischen Grenze zwar etwas verbessert habe. Dort lägen die Wartezeiten für Lkw jetzt bei etwa zwei bis drei Tagen und nicht mehr bei mehr als einer Woche. „Aber insgesamt verläuft die Abwicklung zu schleppend“, stellte Buchholz klar. Der Verband bekräftigte seine Forderung an die Bundesregierung, alternative Transportwege zu stärken und effizienter zu gestalten. Angesichts der angespannten Lage sei es nicht verständlich, dass in Deutschland Lkw-Getreidetransporte weiterhin mit nur bis zu 40 t Gesamtgewicht erlaubt seien. Die Zuladung von 4 t Getreide würde in Kombination mit den Bahn- und Schiffstransporten einen Effizienzgewinn von unter dem Strich 15 % einbringen.

Begrüßt wurde vom DAH die Initiative der EU-Kommission, das Schienennetz in der EU und insbesondere den Transport per Zug aus der Ukraine auszubauen und zu restrukturieren. Gunststandorte für den Getreideanbau hätten eine Verantwortung gegenüber der Weltgemeinschaft und insbesondere gegenüber Ländern, die aufgrund von Standortnachteilen auf die Versorgung mit importierten Nahrungs- und Futtermitteln angewiesen seien. age

Deutsches Angebot knapp

Eierangebot zur Weihnachtszeit

Das Eierangebot aus deutscher Erzeugung in den Supermärkten wird zunehmend knapper. Für die nachfragestarke Weihnachtszeit sei die Versorgung mit Eiern deutscher Herkunft nicht mehr gewährleistet, warnte jüngst der Vorsitzende des Bundesverbandes Ei (BVEi), Henner Schönecke. Damit erfülle sich die Befürchtung, die der Verband bereits im März dieses Jahres mit einem „Weckruf“ formuliert habe. Drastisch gestiegene Warenbeschaffungskosten zwängen die Branche in die Knie und hätten massive Kurzarbeit in der Eiproduktion und Versorgungsengpässe im Lebensmitteleinzelhandel zur Folge, berichtete Schönecke.

Das bestätigte kürzlich auch die Eiervertriebsgesellschaft der Deutschen Eierunion (DEU). Nach ihren Angaben sind freie Eierpartien mittlerweile eine Rarität, für die teilweise horrende Summen aufgerufen werden. Eine dermaßen angespannte Lage beim Grundnahrungsmittel Ei habe es noch nicht gegeben, so die DEU.

Durch die Geflügelpest, die nun durch den Vogelzug an Fahrt aufnimmt, spitzt sich laut BVEi die bereits sehr enge Versorgungslage weiter zu. Das habe Auswirkungen auf die gesamte Wertschöpfungskette, die durch die vorsorglichen und unabdingbaren Restriktionsmaßnahmen in den betroffenen Gebieten komplett aus den Fugen gerate. Der Verband erneuerte mit Blick auf die sich abzeichnende Krise die Forderung, Vertragslaufzeiten anzupassen, um flexibler auf Preisschwankungen reagieren zu können. Die Eierwirtschaft sprach sich zudem geschlossen dafür aus, unter anderem eine sogenannte Gleitklausel zwischen Eierpreis und Futterpreis einzuführen. age

Alleinfutter für Mastschweine aus Schleswig-Holstein

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Von Januar bis Juni wurden in Schleswig-Holstein im Rahmen des vergleichenden Mischfuttertests insgesamt sechs Alleinfuttermittel für Mastschweine von drei Futtermittelherstellern beprobt und untersucht.

Der Verein Futtermitteltest (VFT) führt regelmäßig Warentests bei Mischfuttermitteln durch. Damit sollen eine objektive Prüfung und Bewertung von neutraler Stelle erfolgen. Durch die regelmäßigen Tests werden die Tierhalter über die Qualität der Mischfutter informiert, die zwischen den Produkten und im Zeitverlauf schwanken kann. Hinweise zur Vorgehensweise des VFT bei der Bewertung der Futtermittel, zu Anforderungen und fachlichen Vorgaben sind im Internet unter futtermitteltest.de zu finden. Über diese Seite ist ebenfalls ein Zugriff auf die Ergebnisse verschiedener Futtertypen in den einzelnen Regionen möglich.

Kommentierung der Ergebnisse

Aus den Futterprüfungen der letzten Jahre ist erkennbar, dass Namensbestandteile der Futter (zum Beispiel Vormast, Mast, VM, MM et cetera) und die Angaben zum Einsatzbereich zwischen den Herstellern differieren können. Wichtig für den passenden Einsatz sind Angaben zum Einsatzbeginn (x kg Lebendmasse (LM)) beziehungsweise zum Einsatzbereich (von x bis y kg LM). Sofern bei den Fütterungshinweisen für ein Futter kein Ende des Einsatzbereiches angegeben wird, kann natürlich trotzdem auch zu einem späteren Zeitpunkt ein Futterwechsel zu einem entsprechend nährstoffangepassten Mittel- oder Endmastfutter erfolgen.

Im vorliegenden Test soll ein Futter der HaGe Nord als Vormastfutter (am Ende der Ferkelaufzucht, beziehungsweise ab 28 kg LM) eingesetzt werden, das Mittelmastfutter von BAT Agrar ab 35 kg LM, das Mittelmastfutter der HaGe Nord ab 45 kg LM. Für das Mastfutter von Trede und von Pein sind 50 kg LM als Startgewicht ausgewiesen. Die zwei Endmastfutter der HaGe Nord können ab 70 beziehungsweise 90 kg LM verfüttert werden, bei allen Futtermitteln der HaGe Nord werden zusätzliche Hinweise zur Spezifikation gegeben. Für alle Futter sind Fütterungshinweise beziehungsweise Einsatzbereiche angegeben.

Bei der Deklarationskontrolle der wichtigsten Nährstoffangaben nach futtermittelrechtlichen Vorgaben wurden bei allen hier geprüften Futtermitteln die Angaben unter Berücksichtigung der amtlichen Toleranzen durch die Laboranalyse bestätigt.

In der fachlichen Bewertung wird die Übereinstimmung der tatsächlichen Gehalte mit fachlich abgeleiteten Empfehlungen (Richtwerten) bezüglich der Gehalte an Energie, Aminosäuren (hier Lysin) und Mineralstoffen (Kalzium, Phosphor) unter Berücksichtigung des vorgesehenen Einsatzzweckes (laut Bezeichnung und Fütterungshinweis) beurteilt.

Die deklarierten Energiegehalte der Futtermittel lagen, je nach Einsatzbereich, zwischen 12,6 und 13,2 MJ ME/kg bei Rohproteingehalten von 13,5 bis 16,0 % beziehungsweise Lysingehalten zwischen 0,85 und 1,12 %.

Fachlich wurden alle sechs Alleinfuttermittel mit der Note 1 bewertet. Auch ist positiv hervorzuheben, dass alle Futter Phytase enthielten und so höhere Brutto-P-Gehalte vermieden werden konnten und dass bei zwei Futtermitteln auf die Vorgaben zur stark N- und P-reduzierten Fütterung hingewiesen wird und diese eingehalten werden. Die vorliegenden Testergebnisse beziehen sich nur auf die geprüften Futterchargen.

Klimaschutz reicht von Kohle bis Pasta

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Den erhobenen Zeigefinger in Bezug auf den fortschreitenden Klimawandel sieht man derzeit bei vielen Spitzenpolitikern. Bei der Weltklimakonferenz, die aktuell im ägyptischen Sharm El-Sheikh stattfindet, erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD): „Jedes Zehntelgrad Erderwärmung weniger bedeutet zugleich weniger Dürren und Überschwemmungen, weniger Ressourcenkonflikte, weniger Hunger und Missernten – und damit mehr Sicherheit und Wohlstand für alle.“ 

Ziel sei, den globalen Trend steigender Emissionen bis spätestens 2025 umzukehren und die CO2-Emissionen bis 2030 zu halbieren. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine führe in Deutschland zwar dazu, für kurze Zeit notgedrungen auch wieder Kohlekraftwerke ans Netz zu nehmen. Doch Scholz betonte: „Wir stehen fest zum Kohleausstieg.“ Die Zukunft der Energiegewinnung gehöre Windkraft, Solarenergie und Grünem Wasserstoff. Der Kanzler unterstrich zudem, wie wichtig es sei, die Klima- und die Biodiversitätskrise gemeinsam anzugehen.

Nicht von ungefähr beschloss das Bundeskabinett am Mittwoch die Nationale Moorschutzstrategie. Kluge Moorbewirtschaftung ist ein Hebel in der Landnutzung, um Treibhausgasemissionen einzusparen. Wie vielschichtig dabei die Herausforderungen auf regionaler Ebene sind, zeigte eine Diskussionsrunde von Experten vergangene Woche in Rendsburg. Sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene heben alle Beteiligten hervor, dass Landwirte in Niederungsgebieten wirtschaftliche Anreize brauchten, um klima- und biodiversitätsfördernde Maßnahmen umzusetzen. Gut so! Denn kooperative Ansätze sind alternativlos.

Mit innovativen Lösungen, die alle Aspekte der Nachhaltigkeit vereinen, kann Deutschland eine Strahlwirkung auf Staaten entwickeln, die Klimaschutz bislang nachrangig behandeln. Wer soll hier sonst vorangehen, wenn nicht die westlichen Industriestaaten, die ohnehin selbst die Folgen der Erderwärmung immer stärker spüren? 

Italien beispielsweise – insbesondere der Süden – leidet gewaltig unter Trockenheit, Wasserknappheit und den drastisch gestiegenen Energiekosten. Und während in Deutschland diskutiert wird, wie lange man duschen solle und ob es ein Waschlappen nicht auch tue, ist in der eher ärmlichen süditalienischen Region Basilikata jedoch von solcher Sparsamkeit nichts zu bemerken. Davon überzeugte sich kürzlich ein Redakteurskollege auf einer Reise. Im Hotel werde der Flur geheizt, die Toi­lettenspülung habe keine Spartaste, die Klimaanlage röhre Tag und Nacht und lasse sich nicht einmal vom Gast abschalten.

Der italienische Physiker und Nobelpreisträger Giorgio Parisi hat jüngst seine Landsleute aufgerufen, zum Energiesparen die Pasta bei geringer Temperatur zu kochen und den Deckel auf dem Topf zu lassen. Mit diesem passiven Kochen könne man 350 Mio. kWh im Jahr sparen, genug, um alle großen Fußballstadien 24 Saisons lang zu beleuchten. Doch es steht zu befürchten, dass die Gewohnheiten mehr zählen als die Umwelt. Für viele ist das passive Kochen immer noch ein Sakrileg. Ist der Leidensdruck durch Erderwärmung womöglich noch nicht hoch genug?

Dr. Robert Quakernack. Foto: bb