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Pflanzen halten Stechinsekten fern

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Laue Sommernächte stehen vor der Tür und laden dazu ein, den Abend auf der Terrasse zu verbringen. Leider wird die Harmonie oft von surrenden Blutsaugern zerstört. Angelockt werden Mückenweibchen von ausgeatmetem Kohlendioxid und verschiedenen Duftstoffen auf unserer Haut. Doch die ätherischen Öle einiger Pflanzen sind in der Lage, die menschlichen Gerüche zu überdecken, und helfen dabei, den Blutsaugern zu entkommen.

So enthalten die Blätter und Blüten des Echten Lavendels (Lavandula angustifolia) ätherische Öle, die Mücken, Fliegen, Wespen und Motten fernhalten. Als eine Art natürliche Barriere bietet sich daher die Pflanzung einer niedrigen Lavendelhecke rund um den Sitzplatz an. Alternativ lassen sich vielleicht Kübelpflanzen aufstellen. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, Lavendelöl in eine Duftlampe zu geben oder getrockneten Lavendel zu verwenden. Dieser wurde früher gern in Duftkissen gefüllt und in den Wäscheschrank gelegt – vorbeugend gegen Motten. Um die Blüten zu trocknen, schneidet man blühende Stiele ab und hängt die Sträuße einfach kopfüber an einem schattigen, luftigen Ort auf. So bleibt der Duft am besten erhalten. In der Sonne oder gar im Backofen sollten Blätter und Blüten nicht getrocknet werden.

Blätter und Blüten des Echten Lavendels verströmen einen intensiven Geruch. Foto: Karin Stern
Die blühenden Stiele können geschnitten und getrocknet werden. Auch die trockenen Blüten duften intensiv. Foto: Karin Stern


Das Basilikum (Ocimum basilicum) gehört ebenfalls zu den Pflanzen, deren Duft Mücken überhaupt nicht leiden können. Am besten holt man getopfte Pflanzen bei Bedarf auf den Terrassentisch. In hübschen Übertöpfen machen sie sich zudem gut als Tischdeko. Im Haus hält Basilikum auf der Fensterbank lästige Mücken fern. Für die Kübelkultur im Freien empfiehlt sich das robuste, mehrjährige Strauchbasilikum ‚Magic Blue‘. Man pflanzt das Kraut in ein nährstoffreiches Sub­strat und achtet auf ausreichende Feuchtigkeit. ‚Magic Blue‘ bildet dunkelgrünes, violett überhauchtes Laub und wächst üppig mit langen Stängeln. Natürlich dürfen die Triebspitzen auch für die Küche abgeschnitten werden. Das Strauchbasilikum bevorzugt einen vollsonnigen Standort. Im Juni zeigt sich die violette Blüte. Der aromatische Geruch des Basilikums wird durch den hohen Gehalt an ätherischen Ölen verursacht. Tipp: ‚Magic Blue‘ bei 5 bis 15 °C hell im Haus überwintern oder über Stecklinge vermehren. Einjährige Sorten werden für den Nachschub an Topfpflanzen im dreiwöchigen Abstand ab Mai ausgesät.

Strauchbasilikum ist eine mehrjährige Art, die im Kübel hell und kühl überwintert. Foto: Karin Stern
Die ätherischen Öle in den Nadeln des Rosmarins halten Stechmücken fern. Foto: Karin Stern

Mit Rosmarin (Rosmarinus officinalis) hält ein weiterer Klassiker aus dem Kräutergarten Stechinsekten fern. Im Freien ist der Halbstrauch leider nicht sicher winterhart. Einige wenige Sorten wie ‚Blue Winter‘ haben jedoch gute Chancen, an einem geschützten Standort mit durchlässigem Boden und Schutz vor der Wintersonne die kalte Jahreszeit unbeschadet zu überstehen. Für die „Vertreibungstaktik“ empfehlen sich daher wie beim Basilikum eher kleine Topfpflanzen, die bei Bedarf in die gesellige Runde geholt werden.

Klein geschnittenes Laub von Tomaten vertreibt Stechmücken und Wespen. Es verströmt einen starken Geruch. Foto: Karin Stern

Das Laub der Tomaten verströmt einen Geruch, der nicht nur Stechmücken abschreckt, sondern auch Schnaken und Wespen vertreibt. Sehr zielgerichtet wirkt es daher, wenn Tomatenblätter klein geschnitten auf die Kaffeetafel im Freien gestellt werden. Mit Gewürz-Salbei (Salvia officinalis) klappt das ebenfalls sehr gut. Wer dagegen mit Zierpflanzen lästige Plagegeister vertreiben möchte, setzt auf Duftgeranien (Pelargonium). Sie blühen zwar nicht so reichlich wie ihre Verwandtschaft, dafür verströmen die Blätter aber ganz unterschiedliche, intensive Gerüche. Sie reichen von fruchtig-herb über zitrusartig bis hin zu minzig. Neben Mücken machen auch Wespen, Bremsen, Motten und Ameisen einen Bogen um Duftpelargonien.

Abgepflückte Blätter und Triebe von Echtem Salbei halten Wespen von der Kaffeetafel im Freien fern. Foto: Karin Stern
Duftpelargonien bringen kleinere Blüten hervor als andere Pelargonien. Dafür verströmen ihre Blätter ganz unterschiedliche Duftnoten. Foto: Karin Stern
Duftpelargonien bringen kleinere Blüten hervor als andere Pelargonien. Dafür verströmen ihre Blätter ganz unterschiedliche Duftnoten.
Foto: Karin Stern


Das Zitronengras (Cymbopogon citratus) wird in Asien zur Abwehr von Moskitos verwendet. In unseren Breiten ist es nicht sicher winterhart. In einen Topf gepflanzt und in der Nähe von Türen und Fenstern positioniert, entfaltet es seine Wirkung. Das mehrjährige Würzkraut ist aus der asiatischen Küche nicht wegzudenken. Wer das Aroma testen möchte, schneidet mit einem scharfen Messer die Stängel direkt oberhalb der Wurzel ab. Verwendet werden jedoch nur die weißen Teilstücke im unteren Bereich, da der obere Teil des Stängels sehr faserig ist. In den Sommermonaten schiebt die Pflanze ständig neue Stängel nach. Tipp: Zitronengras kühl und hell überwintern.

Der Koala ist bekannt dafür, sich ausschließlich von Blättern des Eukalyptusbaumes zu ernähren. Sie sind reich an ätherischen Ölen und schon bei einem leichten Luftzug verströmt das Gehölz einen intensiven Duft. Im Handel ist die Sorte ‚Azura‘ als Kübelpflanze erhältlich. Sie wird zwar als winterhart bis −20 °C angeboten, dennoch ist etwas Vorsicht angesagt. Auf Nummer sicher geht man, wenn ‚Azura‘ den Winter an einem hellen Standort bei etwa 10 °C verbringt. Tipp: Nur mit kalkarmem Wasser gießen, nie austrocknen lassen, zwischen April und August mit Flüssigdünger versorgen. Im Frühjahr und Sommer kann man die oberen Pflanzenteile zurückschneiden, um einen Neuaustrieb anzuregen.

Eukalyptus Foto: Imago

Gemeinsam stark – auf zwei Rädern

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Die Big Challenge – für die LandFrauen eine Herzenssache

Mit jeder Umdrehung einen Schritt näher: Radeln für die Krebsforschung und eine hoffnungsvolle Zukunft. In Schleswig-Holstein fand die diesjährige Big Challenge am 1. Juni statt.

Die Aktion, die ein schwer an Krebs erkrankter Niederländer bereits im Jahr 2010 ins Leben rief, wird hier bei uns nun schon seit einigen Jahren sehr erfolgreich von Landwirt Dietrich Pritschau aus Westerrade organisiert. Bei der jährlich stattfindenden Radtour durch Schleswig-Holstein wird ebenfalls Geld für die Krebsforschung gesammelt. Und die diesjährige Tour hat sich wieder ordentlich gelohnt: Rund 17.000 € Spendengelder kamen bei der großen Fahrrad-Challenge zusammen, zu der auch 120 LandFrauen aus den Ortsvereinen Pronstorf, Schlamersdorf, Bordesholm sowie vom LandFrauenkreisverband Segeberg an den Start gingen.

Auf rund 35 km verlief die Strecke durch den östlichen Kreis Segeberg, Nordstormarn und das südliche Ostholstein – viele Kilometer, ein Ziel: Hoffnung schenken durch Forschung.

FAO-Agrarpreisindex ist im Mai gesunken

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Laut dem Agrarpreisindex der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) sanken die Weltmarktpreise für wichtige landwirtschaftliche Erzeugnisse im Mai. Verglichen mit dem Monat zuvor fiel der Preisindex um 0,8 % auf 127,7 Punkte. Stark rückläufige Pflanzenöl- und Getreidepreise kompensierten Steigerungen bei Fleisch und Milch über.

Laut den am Freitag voriger Woche veröffentlichten Zahlen konnten rückläufige Preise bei Mais und Palmöl historisch hohe Butter- und Rindfleischpreise mehr als ausgleichen.

Am stärksten fiel laut FAO der Preisindex für Pflanzenöl, ausgehend vom Aprilniveau um 3,7 %. Den Analysten zufolge ist der Verfall der Palmölpreise auf saisonale Effekte in Südostasien zurückzuführen. Der Weltmarktpreis für Sojaöl sei wiederum wegen eines erhöhten Angebots aus Südamerika im Sinkflug.

Die Rapsölpreise hätten aufgrund besserer Ernteaussichten in Europa abgenommen, und für Sonnenblumenöl sei eine geringere globale Importnachfrage verzeichnet worden, die das Preisniveau entsprechend gedrückt habe.

Gute Ernteaussichten für Mais

Der Getreidepreisindex sank im Mai zum Vormonat um 1,8 %. Auch im Vergleich zum Mai 2024 waren die Preise niedrig: Das Niveau lag um 8,2 % darunter.

Rapide gesunken sind vor allem die Maispreise aufgrund guter Ernten in Brasilien und Argentinien sowie guter Prognosen für die Vereinigten Staaten.

Die Weizenpreise tendieren wegen verbesserter Bedingungen auf der Nordhalbkugel nach unten. Lediglich der FAO-Reispreisindex stieg um 1,4 %. Zurückzuführen sei das auf eine anhaltend hohe Nachfrage, höhere Preise für indischen Reis sowie Währungseffekte.

Zuckerindex fällt wegen Nachfrageunsicherheit

Der FAO-Zucker-Index fiel im Mai um 2,6 %. Ursächlich seien die unsicheren Aussichten für die Weltwirtschaft und damit womöglich eine niedrigere Nachfrage aus der Getränke- und Lebensmittelverarbeitungsindustrie.

Fleisch und Milch wurden teurer

Teurer wurden dagegen Fleischprodukte: Der FAO-Fleischpreisindex stieg im Vergleich zum April um 1,3 %. Der Preis nahm vor allem zu für Schaf- und Schweinefleisch, Rindfleisch erreichte sogar ein neues historisches Hoch. Im Kontrast dazu sanken die Preise für Geflügelfleisch weltweit.

Auch der Preisindex für Milchprodukte sank um 0,8 %. Die FAO-Analysten verweisen auf eine hohe Nachfrage aus Asien, die die weltweiten Butterpreise in die Höhe treibe. Nach oben ging es auch mit den Preisen für Käse und Vollmilchpulver. age

NGO-gate in Brüssel

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Kommentar: Ist das, was als unabhängige NGO-Kritik verkauft wird, in Wahrheit bezahlte Kampagne, die von der EU-Kommission bestellt und finanziert wurde?

NGO ist die Abkürzung für Nichtregierungsorganisation (im Englischen non-governmental organization) oder auch nichtstaatliche Organisation. Das sind zivilgesellschaftlich zustande gekommene Interessenverbände, die nicht gewinnorientiert arbeiten und nicht durch ein öffentliches Mandat legitimiert sind, aber zum Teil staatlich finanziert sein können. Grundsätzlich sollen NGO unabhängig sein. Ihre Arbeit hat eine Bedeutung, sie sorgen dafür, dass Kritik und Protest aus der Zivilgesellschaft gehört werden. In den letzten Wochen wurde deutlich, wie eng – und teils fragwürdig – das Verhältnis zwischen NGO und der EU-Kommission ist.

Es ist wahrscheinlich noch nicht das Watergate der EU-Kommission, aber der jetzt öffentlich gewordene bezahlte Umwelt-Lobbyismus wirft einen Schatten Richtung Brüssel und ebenfalls auf die Arbeits- und Finanzierungsmethoden mancher NGO. Bekannt wurde, dass die EU-Kommission offenbar Umweltorganisationen gezielt und mit Vertrag dafür bezahlt hat, öffentlich für ihre Klimapolitik zu werben (siehe Seite 10 und 11). Dafür sind Steuergelder in Millionenhöhe gezahlt worden, bis zu 700.000 € sollen einzelne NGO erhalten haben. Erste Meldungen gab es im Januar, als die niederländische Zeitung „De Telegraaf“ berichtete, dass die Generaldirektion Umwelt unter Führung des niederländischen Sozialdemokraten Frans Timmermans Subventionen aus dem EU-Programm zur Unterstützung von Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen (LIFE) an NGO vergeben habe. Das erweckt den Eindruck von gesteuerter Meinungsmache.

Was wir gerade erleben, ist ein kommunikativer GAU – mit Folgen für alle Beteiligten. Das Vertrauen der Öffentlichkeit erleidet schweren Schaden. Die EU-Institutionen – von der Kommission bis zu den Kontrollorganen – stehen unter Rechtfertigungsdruck. Solche Fälle nähren das Misstrauen gegenüber der EU, besonders gegenüber der Kommission. Und das zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt: Wie glaubwürdig ist der Kampf gegen Desinformation noch, wenn eigene Strukturen intransparent agieren? Gerade jetzt, in einer geopolitisch hochsensiblen Lage, ist Vertrauen kein Luxus, sondern Voraussetzung für Stabilität.

Auch die NGO stehen vor einem massiven Imageverlust. So sehr alle beschwichtigen – mal ehrlich: Wie soll die Öffentlichkeit Vertrauen in ihre Arbeit und Unabhängigkeit gewinnen, wenn solche fragwürdigen Methoden ans Licht kommen? Die zentrale Aufgabe, die dieser Fall hinterlässt, ist eine zügige und transparente Aufklärung innerhalb der EU-Kommission – verbunden mit der konsequenten Nutzung der vorhandenen Kontrollmechanismen. Nur so lässt sich weiterer Vertrauensverlust verhindern und die Glaubwürdigkeit der EU-Institutionen wieder stärken.

DBV kritisiert sogenannte Erntegut-Bescheinigungen

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Der Deutsche Bauernverband (DBV) kritisiert das Vorgehen der Saatgut-Treuhandverwaltungs GmbH (STV), die unverändert den Agrarhandel und damit auch Landwirte mit überzogenen und übergriffigen Abmahnungen unter Druck zu setzen versucht und in das sogenannte Erntegut-System der STV zwingen will.

DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken nennt das Vorgehen „übergriffig“ und warnt vor einer Diskreditierung des Bildes der mittelständischen Pflanzenzüchter, die für sich eine besondere Schutzbedürftigkeit beanspruchen.

Besonders problematisch sei laut DBV, dass auch korrekt nachbauende Betriebe sowie Nutzer von Z-Saatgut mit überzogenen Anforderungen und datenschutzrechtlich fragwürdigen Verfahren belastet würden. Agrarhändler gäben diesen Druck teils ungefiltert weiter und verlangten bei Lieferungen STV-Bescheinigungen, obwohl dafür keine rechtliche Grundlage bestehe.

Aus Sicht des DBV hat der Bundesgerichtshof im sogenannten Erntegut-Urteil lediglich eine allgemeine Erkundigungspflicht des Handels festgestellt, jedoch keinerlei Vorgaben zur konkreten Ausgestaltung gemacht. Eine rechtliche Verpflichtung zur Nutzung der STV-Erntegutbescheinigung ist daraus nicht abzuleiten. Das Urteil des Bundesgerichtshofes werde hier bewusst falsch interpretiert und als Druckmittel gegen die Landwirte missbraucht. Der DBV zeigt grundsätzliches Verständnis für die Lage, in der sich Agrarhändler durch das Vorgehen der Saatgut-Treuhandverwaltungsgesellschaft STV befinden. „Wir verstehen, dass auch die Händler Rechtssicherheit benötigen“, so Krüsken.

Der Verband ruft Landwirte auf, Benachteiligungen in Lieferbeziehungen nicht einfach hinzunehmen, und fordert Agrarhändler zu fairen, transparenten Verfahren auf. Die STV-Methoden seien nach DBV-Einschätzung kartellund wettbewerbsrechtlich bedenklich. Der DBV verlangt daher ein Ende irreführender Kommunikation und ein faires Miteinander in der Agrarwirtschaft. DBV

Geopolitische Spannungen treffen Landwirtschaft

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Beim 11. Außenwirtschaftstag der Agrar- und Ernährungswirtschaft hat der Bundesminister für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat, Alois Rainer (CSU), die Bedeutung einer starken Agrarund Ernährungswirtschaft als Wirtschaftsfaktor betont.

Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer hat erneut eine moderne Agrarexportstrategie angekündigt. „Mein Ziel ist eine starke Position für unsere heimischen Betriebe im internationalen Agrarhandel, die ökonomischen Realitäten und geopolitischen Interessen gleichermaßen gerecht wird“, sagte Rainer am Dienstag voriger Woche. Für kleine und mittlere Unternehmen sei der Eintritt in Exportmärkte oft schwer. Vor allem diesen Betrieben solle mit der Strategie geholfen werden.

Jeder dritte Euro der Branche, die zuletzt insgesamt 250 Mrd. € Umsatz verbuchte, werde im Export erlöst, betonte Rainer bei der Eröffnung des 11. Außenwirtschaftstags der Agrar- und Ernährungswirtschaft im Auswärtigen Amt. Gleichzeitig spüre Deutschland im Außenhandel, dass der Wind sich mittlerweile gedreht habe: Geopolitische Spannungen, Handelskonflikte und Kriege träfen auch den Landwirtschaftssektor stark.

Rainer plädiert für regelbasierten Handel und eine stärkere Diversifizierung durch Freihandelsabkommen. In Brüssel will er sich für fairen Marktzugang und gegenseitige Standards einsetzen.

Die Pläne stießen beim Vorsitzenden der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), Dr. Christian von Boetticher, auf Zustimmung. „Wir brauchen eine Stärkung des Außenhandels“, betonte er. Besonders bei internationalen Messeauftritten bestehe noch Aufholbedarf – hier könne man von Frankreich lernen. Bundesaußenminister Johann Wadepfuhl (CDU) schlug in seiner Rede einen strategischen Ton an: Kein Land auf der Erde profitiere so sehr von offenen Märkten wie Deutschland. Deshalb bleibe er Anwalt einer freien Handelspolitik, die Deutschland zu den Weltmärkten hin öffne. Wadephul betonte, dass der freie Handel auch der heimischen Agrar- und Ernährungswirtschaft zugutekomme. Etwa seien durch die Handelsabkommen mit Kanada und Vietnam die deutschen Agrarausfuhren in diese Länder gestiegen – „und zwar ohne Abstriche bei den heimischen Standards“. Das noch ausstehende Mercosur-Abkommen garantiere dies ebenfalls, betonte Wadephul.

Herausfordernd nannte er den aktuellen Konflikt mit den Vereinigten Staaten. Die deutsche Ernährungswirtschaft exportiere jährlich für mehr als 2,5  Mrd.  € in die USA, umgekehrt würden Agrarwaren im Wert von rund 3 Mrd. € eingeführt. Es gebe daher ein „überragendes Interesse, dass der Zollkonflikt nicht eskaliert, sondern beigelegt wird“, sagte der CDU-Politiker.

Der Ökonom Gabriel Felbermayr, Direktor des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) in Wien, analysierte die globale Handelssituation – und plädierte für strategisches Handeln statt Klagen. „Volatilität ist das neue Normal“, sagte er, „aber sie lässt sich managen – wenn Politik und Unternehmen gemeinsam vorausdenken.“ Mit Blick auf die USA, China und Indien forderte er mehr außenwirtschaftliche Resilienz Europas und betonte, dass Freihandelsabkommen wie Mercosur nicht nur wirtschaftlich, sondern auch geopolitisch bedeutsam seien.

Pflanzenschutzsituation spiegelt sich im Rapsanbau

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Zur diesjährigen Vermehrertagung lud die Norddeutsche Pflanzenzucht (NPZ) am Dienstag voriger Woche nach Malchow auf die Insel Poel ein. Die 50 Teilnehmenden konnten sich vor Ort über neue Sorten informieren. Die Saatgutbehandlung und der zunehmende Schädlingsdruck wurden in Fachvorträgen erörtert.

Am Stammsitz des Unternehmens auf der Insel Poel begrüßte Dietmar Brauer, geschäftsführender Gesellschafter der NPZ, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Vermehrertagung. Brauer sprach die aktuelle Stagnation im Rapsanbau in der EU an und dass es mittlerweile einer Anstrengung bedürfe, die Fläche zu halten. Das führt er auch auf die prekäre Lage bei der Pflanzenschutzmittelverfügbarkeit zurück. Wachstumspotenzial für den Rapsanbau zeige sich dagegen in Nordafrika und Südamerika, wo Raps als zweite Frucht interessant sein könnte, auch als Teil der Lösung für die menschliche Ernährung, als Protein- und Energielieferant.

Ertragreich und resistent

Als neue Leistungsspitze im Ölertrag bundesweit stellte Andreas Baer, Abteilungsleiter Fachberatung und Marketing der NZP, die Rapssorte ,Detlef‘ vor, die ein neues Niveau der Ertragsstabilität zeige. In ähnlicher Weise biete ,Churchill‘ ein neues Niveau an Pilzwiderstand durch drei Resistenzgene gegen Pilzkrankheiten und eine Wasserrübenvergilbungs (TuY)-Virusresistenz. „Erstmals werden die zwei Phoma-Resistenzgene zu einem neuen ,Phoma-Blocker‘ kombiniert und mit einem neuen Resistenzgen gegen Cylindrosporium ausgestattet“, so Baer. Im Kohlherniesegment sei ,Credo‘ zweijährig die leistungsstärkste Sorte in der Kohlhernie (KH)-Leistungsprüfung der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein und der Landesforschung Mecklenburg-Vorpommern. Die Besonderheit einer erweiterten KH-Resistenz werde durch die Bezeichnung „Kohlhernie-Blocker“ hervorgehoben.

Baer betonte, dass mit neuen Sortenkandidaten eine neue Variation von Sorten- und Wuchstypen bereitstehe, die noch spezieller auf Witterungssprünge und Ertragssicherheit ausgerichtet seien. Eine neue Phoma-Resistenz werde den Pilzwiderstand (PiWi) weiter erhöhen und das PiWi-Niveau der aktuellen Sorten weiter bereichern. Anhand der historischen Rapssorten konnte gezeigt werden, dass seit ,Visby‘ der Ertragsfortschritt pro Jahr 0,7 dt/ha beträgt und die Züchtung gegen sinkende Praxiserträge regelrecht ankämpft.

Nils Christiansen, Produktmanager Leguminosen international, stellte das Zuchtprogramm für Ackerbohnen vor, das sich auf ein stabiles und hohes Ertragsniveau in Kombination mit einem hohen Proteingehalt konzentriert. Er betonte die Standfestigkeit, verbesserte Trockentoleranz, frühe Abreife und Krankheitsresistenzen. Die Selektion von Tannin- und Vicin-Armut sei ein Ziel der Qualitätszüchtung. Im Leguminosenanbau sehen die Züchter einen Aufwärtstrend der Ackerbohne, deren Fläche auf nunmehr 74.600 ha deutlich angestiegen sei, auch wachse die Erbsenfläche. Seit 2006 züchtet die NPZ aktiv Körnererbsen. Neue Ertragsmaßstäbe peilt das Unternehmen mit den Neuzulassungen ,Symbios‘ und ,Iconic‘ an.

Wirkstoffe fehlen

Auf den steigenden Schädlingsdruck durch Rapserdfloh, Keimlingsinfektionen durch Falschen Mehltau und frühen Phomabefall beim Winterraps ging Simon Goertz, Leiter Saatguttechnologie der NPZ Innovation GmbH, ein. Die NPZ teste verschiedene Behandlungsstrategien, um praxistaugliche Lösungen zu entwickeln. Im Herbst 2024 wurden auf NPZ-Winterraps-Versuchsflächen Beizvarianten getestet. Dabei zeige premiumgebeiztes Saatgut einen um 12  % verbesserten Feldaufgang und vitalere Pflanzen im Vergleich zur nur mit Fungizid behandelten Kontrolle.

Goertz sprach die schwierige Zulassungssituation bei Pflanzenschutzmitteln an: „1993 standen in der EU noch über 700 chemische Wirkstoffe zur Verfügung. Bis 2030 erwarten wir einen Rückgang auf rund 150.“ Bei biologischen Wirkstoffen stagniere die Anzahl der Wirkstoffe seit über 20 Jahren. Alternativen zu chemischen Produkten seien politisch zwar gewollt, dennoch vermisst der Experte einen Durchbruch in der Zulassungspraxis. NPZ, mbw

Holzenkamp erwartet echten Politikwechsel

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Der Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), Franz-Josef Holzenkamp, hat darauf gedrängt, dass der Koalitionsvertrag von Union und SPD rasch umgesetzt werden müsse. Die vereinbarten Maßnahmen schürten in der Branche Hoffnung auf einen echten Politikwechsel, sagte Holzenkamp auf der Mitgliederversammlung des DRV beim Deutschen Raiffeisentag am Donnerstag vergangener Woche in Berlin.

Holzenkamp erneuerte seine Forderung nach einem ambitionierten Bürokratieabbau. Die in den vergangenen Jahren umfangreicher gewordenen Regularien und Berichtspflichten müssten ausgemistet werden: „Und zwar schnell und deutlich“, so Holzenkamp. Konkret will der DRV-Präsident das Tierhaltungskennzeichnungsgesetz novelliert, die Regeln zu den Arbeitszeiten flexibilisiert und das Genehmigungsrecht für den Stallbau vereinfacht sehen. Dass Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) zuletzt in Brüssel klare Kante bei den Reformplänen zur Gemeinsamen Marktorganisation (GMO) gezeigt habe, begrüßte Holzenkamp.

Deutlich machte der DRV-Präsident vor der Rekordbesucherzahl von 350 Führungskräften der genossenschaftlichen Agrar- und Ernährungswirtschaft, dass er die aktuelle Legislaturperiode als letzte Chance ansehe, um Wähler von den politischen Rändern zurückzugewinnen.

Rainer lehnt GMO-Pläne ab

Bundeslandwirtschaftsminister Rainer nahm die Vorlage an und ging auf die Gemeinsame Marktorganisation ein, die er weiter kritisch sieht. Eine Umsetzung führe im Ergebnis vor allem zu mehr Bürokratie. Nach Auffassung des CSUPolitikers sei es am besten, die Anwendung der Artikel 148 und 168 auch in Zukunft den Mitgliedstaaten zu überlassen. Vor allem deshalb habe Deutschland im Rat gegen den GMO-Vorschlag gestimmt. Durch die breite Ablehnung des Kommissionsvorschlags in Deutschland und nicht zuletzt bei den Genossenschaften sehe er sich bestätigt, so der Minister. Für Rainer passt der Ansatz der EU-Kommission nicht zum angestrebten Politikwechsel der Bundesregierung: „Wir wollen hin zu einer Kultur des Vertrauens, in der Eigenverantwortung wieder die zentrale Rolle spielen soll.“ Es gehe darum, Freiräume zu schaffen, „wo heute noch Blockaden sind“. Die Regierung bekenne sich zur Land- und Ernährungswirtschaft als wichtigem Wirtschaftsfaktor: „Deshalb wollen wir unternehmerisches Handeln fördern, nicht ausbremsen.“ Ähnlich äußerte sich der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied. Ein Fokus müsse auch auf die Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Wirtschaft gelegt werden. Das bedeute, bei der Anwendung von Artikel 148 GMO eine nationale Opt-outRegelung einzuführen. Auch müssten die Bedingungen der EU-Taxonomie für die Anforderungen aus den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESGRisiken) für die Landwirtschaft verbessert werden, so Rukwied.

Wiese wirbt für Booster

Dirk Wiese, erster Parlamentarischer Geschäftsführer der SPDBundestagsfraktion, versprach wichtige Weichenstellungen für mehr Planbarkeit und Entlastung der Branche noch vor der Sommerpause. Der Innovationsbooster solle ebenso angegangen werden wie die Senkung der Energiekosten. Er machte aber deutlich, dass die SPD es weiterhin ablehne, Saisonbeschäftigte in der Landwirtschaft vom gesetzlichen Mindestlohn auszunehmen. Ausnahmeregelungen wären mit zusätzlicher Bürokratie verbunden. Er betonte, dass die Festlegung des Mindestlohns allein in der Entscheidung der unabhängigen Mindestlohnkommission liege, die sich Ende Juni treffe. Wiese erwartet, dass sich die Kommission auf einen Wert von 15 € pro Stunde einigen wird. Auf dieses Ziel hätten sich SPD und Union im Koalitionsvertrag verständigt.

Wertschätzung unterlaufen

Die gegenwärtigen Preissenkungen von Lebensmitteln stoßen beim DRV auf völliges Unverständnis. „Wir sind maximal irritiert“, sagte DRV-Hauptgeschäftsführer Jörg Migende im Vorfeld des Raiffeisentages. Migende warf den beteiligten Unternehmen vor, sie unterliefen die gemeinsamen Bemühungen der Wertschöpfungskette, die Wertschätzung insbesondere für heimische Lebensmittel zu erhöhen. Diese höhere Wertschätzung müsse auch im Preis ihren Ausdruck finden. Beim DRV hoffe man, dass diese Aktionen keine generelle Abkehr von der bisherigen Linie darstellten.

Infrastruktur schützen

Deutschland befinde sich formal nicht im Krieg, aber auch nicht mehr im Frieden, stellte André Johannes Bodemann, Befehlshaber des Operativen Führungskommandos der Bundeswehr und Kommandeur Territoriale Aufgaben, fest und appellierte aufgrund der geopolitischen Situation: „Wir müssen uns und unsere kritischen Infrastrukturen resilienter aufstellen.“ Er bezog dies auf die Agrarund Ernährungswirtschaft und warnte vor hybriden Bedrohungen. Cyberangriffe beträfen auch den technisch aufgestellten Agrarsektor. Sowohl die Bevölkerung als auch eigene oder alliierte Truppen seien auf eine ausreichende Versorgung mit Lebensmitteln und Frischwasser angewiesen. Dafür bedürfe es funktionierender Lieferketten. DRV, age

Die Anzahl der DRV-Mitgliedsunternehmen blieb mit 1.635 gegenüber 2023 nahezu konstant – ebenso die Zahl der Beschäftigten in den Unternehmen, die weiterhin bei rund 110.000 liegt. Übergreifend liegt die Bilanzsumme der Genossenschaften bei 1,46 Bio. €. Damit erwirtschaften sie ein Drittel des gesamten BIP in Deutschland. Es gibt in Deutschland mehr als 7.000 Genossenschaften und Kooperationen, die von 22  Millionen Mitgliedern getragen werden. DRV

Erster Hof mit neuer Melkautomation

Bei der Rütz-Spogis Milch KG in Linau, Kreis Herzogtum Lauenburg, werden 300 Kühe in einem steilen 2x16er Fischgrätenmelkstand gemolken. Die Betriebsleiter Kevin Spogis und Thomas Rütz stellen den Betrieb an einem Hoftag am Sonnabend, 21. Juni, vor.

Der Melkstand wurde 2023 in Betrieb genommen. „Wir melken zweimal am Tag rund 300 Kühe und schaffen zu zweit etwa 120 bis 130 Tiere in der Stunde“, berichtet Betriebsleiter Kevin Spogis. Er ist für die gesamte Sparte des Milchviehs zuständig, während der KG-Partner sich um die Außenwirtschaft und gemeinsam mit dem Sohn um den Futterbau kümmert.

„Ich habe mich aus verschiedenen Gründen für einen konventionellen Fischgrätenmelkstand entschieden. Zum einen habe ich die Domäne auf 30 Jahre vom Herzogtum Lauenburg gepachtet und hätte bei rund 300 Kühen einen sehr hohen Invest in automatische Melksysteme und den Stallumbau gehabt, der sich nicht amortisiert hätte. Außerdem melke ich sehr gern und zum anderen haben wir keine Probleme, Angestellte zu bekommen“, erklärt Spogis. Er melkt jeden Morgen mit einem weiteren Mitarbeiter, nachmittags sind zwei Mitarbeiter im Melkstand. Insgesamt arbeiten fünf Festangestellte, zwei Lehrlinge und drei Minijobber auf dem Betrieb. „Wir haben es im Schichtbetrieb aufgeteilt, sodass alle vier Wochen jeder einmal Frühschicht hat“, so Spogis weiter.

Der Melkstand bietet den Kühen durch den zusätzlichen Personalgang auf beiden Seiten viel Kopffreiheit. Durch den breiten Lichtfirst ist er hell und luftig.
Fotos (3): DeLaval

Kühe kommen gern

Auch die Kühe kommen gern in den neuen Melkstand, der hell und luftig gestaltet wurde. Der Vorwartehof ist mit einem massiven Nachtreiber mit Gummischieber ausgerüstet. Ein breiter Lichtfirst sorgt für genug Tageslicht und die mit Gummimatten ausgestatteten Standflächen sorgen für Rutschfestigkeit während des Melkens. Durch eingeplante schmale Laufgänge für die Mitarbeiter im Kopfbereich des Melkstandes haben die Kühe viel Kopffreiheit. Ein Nachwartehof sorgt dafür, dass die Tiere Platz zum Zurücklaufen haben. Dort sind zudem zwei Ventilatoren angebracht, um die Luftigkeit des Raumes zu erhöhen. Auch ein Rolltor kann bei Bedarf geöffnet werden.

Im Nachwartebereich sind zwei große Ventilatoren DDF1200S und ein Rolltor für die optimale Luftzufuhr während des Melkens installiert.

Im Melkstand ist das erste Mal in Schleswig-Holstein die neue Melkautomation MA500 IC (im Einzelkabinett) eingebaut worden. „Kevin Spogis ist unser deutscher Pilotbetrieb, auf dem es außerhalb der Versuchsbetriebe von DeLaval getestet wurde“, hebt Jessica Kramp, Gebietsverkaufsleiterin DeLaval, hervor. Im Melkgebäude sind die Technikräume und die Milchtanks untergebracht. Frequenzgesteuerte Vakuum- sowie Milchpumpen und der Plattenkühler gehören zur Ausstattung.

An Bedürfnisse angepasst

Der Hubboden ist höhenverstellbar, um den Arbeitsplatz anpassen zu können.
Die beidseitigen Portalantennen erkennen die Kühe über Ohrmarken.

„Die neue Serie der Melkautomation wurde entwickelt, um Milchviehhaltern Konnektivität, Flexibilität und Leistung zu bieten und eine effizientere Steuerung auf Knopfdruck zu ermöglichen. Mit DeLaval Flow-Responsive Milking richtet es sich leicht auf die individuellen Bedürfnisse jeder Kuh aus und passt automatisch die Melkgeschwindigkeit und -intensität an, um den Milchertrag zu optimieren und gleichzeitig die Eutergesundheit zu gewährleisten. Mit ihrer benutzerfreundlichen Oberfläche und dem Design ist die Automation für die zukünftige Entwicklung des Betriebes gerüstet und bietet die Möglichkeit, mit dem Betrieb mitzuwachsen“, so Kramp weiter. Die Geräte verfügen über eine Ein-Tasten-Steuerung, mit der die Landwirte einfach zwischen den Melkfunktionen wechseln können, zum Beispiel zwischen manueller Abnahme, manuellem Modus, Stimulation, Hochvakuum und Kuhsortierung. Dieses Ein-Tasten-System vereinfacht den Betrieb, reduziert den manuellen Aufwand und rationalisiert die Arbeitsabläufe durch schnelle Anpassungen. Eine farbkodierte LED hilft den Landwirten außerdem zu erkennen, wann ein Eingreifen erforderlich ist. Das Melkzeug verfügt über konkave Zitzengummis und ermöglicht so ein schonendes Melken. „Wir haben einen Herdendurchschnitt von 10.200 Kilogramm bei 4,1 Prozent Fett und 3,5 Prozent Eiweiß“, berichtet Kevin Spogis. Er füttert zurzeit nur eine Rationsmischung aus Gras, Mais, Roggen- und Rapsschrot sowie Körnermais und melkt Tiere aus fünf verschiedenen Betrieben. „Wir haben in den vergangenen Jahren die Herden übernommen von den Betrieben, die in der Umgebung aufgehört haben. Deswegen stehen unsere Milchkühe und die zu tränkenden Kälber auf diesem Standort und auf den anderen Betriebsstellen sind die Trockensteher, die tragenden und die zu besamenden Färsen sowie die Masttiere verteilt. Von den rund 600 Kopf Vieh haben etwa 500 Tiere Weidezugang“, erzählt Spogis weiter. In der Herde sind neben Rot- und Schwarzbunten auch noch Braunvieh, Fleckvieh und Jersey vertreten.

Das Harmony-Plus-Melkzeug ist mit den Zitzengummis Clover ausgestattet.

Gesamtkonzept passt

„Als wir anfingen, den Melkstand zu planen, haben wir mit verschiedenen Firmen zusammengesessen. Mir war es wichtig, dass wir jemanden aus der Region nehmen, damit auch die Betreuung hinterher gewährleistet ist. So fiel außer wegen der überzeugenden Technik deswegen die Entscheidung auf DeLaval, weil wir mit der Lüdemann und Sohn Agrar Dienst GmbH aus Börnsen einen verlässlichen Partner vor Ort haben. Das Gesamtkonzept hat zu uns gepasst“, hebt Kevin Spogis hervor.

Bei der Rütz-Spogis Milch KG haben die rund 300 Kühe Zugang zu einer Joggingweide, die sie gern nutzen. Foto: Kevin Spogis

Der gelernte Landwirt und Höla-Absolvent hat den Betrieb von seinem Lehrherren Johannes Weißleder 2019 übernommen. „Da es ein Pachtbetrieb ist, musste ich mir die Investitionen genau überlegen, aber wir sind sehr zufrieden mit unseren Entscheidungen und freuen uns, den Betrieb am Hoftag vorstellen zu können. Gern können die Besucher auch beim Melken am Nachmittag zuschauen“, betont Kevin Spogis. 

Die Melkautomation MA500 lässt sich über Ein-Tasten-Kombination steuern.

Hoftag

Am Sonnabend, 21. Juni, findet ab 10 Uhr bei der Rütz-Spogis Milch KG ein Hoftag statt. Die am Bau beteiligten Firmen stehen für Fragen und Informationen zur Verfügung. Beim Melken am Nachmittag ab etwa 15 Uhr im steilen Fischgrätenmelkstand kann zugeschaut werden. Die Freiwillige Feuerwehr Linau wird für Grillgut und Getränke sorgen. Auch die Landjugend und die LandFrauen werden das Fest mitgestalten. Der Parkplatz direkt am Betrieb ist ausgeschildert, die Zufahrtsstraße muss frei bleiben, bitte nicht auf dem Randstreifen parken! Adresse: Rütz-Spogis KG, Linau Busch 5, 22959 Linau. akg

Genug Protein im Weizen?

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Die zentrale Herausforderung in der Qualitätsweizenerzeugung besteht darin, die vom Landhandel geforderten Rohproteingehalte im Erntegut zu erreichen. Der Rohproteingehalt wird durch bewirtschaftungsbedingte und natürliche Einflussfaktoren bestimmt – er unterliegt weit mehr Einflussgrößen als allein der Düngung. Der folgende Artikel beschreibt die Zusammenhänge.

Der Proteingehalt wird zu zirka 33 % durch die Sortenwahl und zu zirka 32 % durch die Düngung beeinflusst. Studien zeigen jedoch, dass 29 bis 50 % der jährlichen Schwankungen im Proteingehalt durch Witterungsfaktoren wie Temperatur, Niederschlag und Strahlung erklärt werden können (siehe Abbildung 2). Dabei weist die Temperatur den größten Einfluss auf.

Der Proteingehalt gibt den prozentualen Anteil des Proteins bezogen auf das Ernteprodukt an. Der Proteinertrag hingegen ergibt sich aus dem Produkt des Proteingehaltes und des Kornertrages und gibt die absolute Menge an Rohprotein an, die pro Hektar geerntet wird.

Temperatur

Die Temperatur hat innerhalb der Witterungsparameter einen erheblichen Einfluss auf die Bildung des Proteins im Weizen. Wachstumsfördernde Temperaturen im März und Mai (je nach Entwicklungsstadium 10 bis 25 °C) begünstigen die Ertragsentwicklung, senken jedoch aufgrund des Verdünnungseffektes tendenziell den Proteingehalt. Der wichtigste Zeitpunkt für die Proteinbildung ist die Kornfüllungsphase – hier werden 70 bis 80 % des Proteins gebildet. Hohe Temperaturen (bis 30 °C) in dieser Phase wirken tendenziell qualitätsfördernd. Sehr hohe Temperaturen (Lufttemperatur mindestens 30 °C) hingegen können in der hitzesensitiven Blüh- und Kornfüllungsphase potenziell ein vorzeitiges Ende der Kornfüllung bewirken. Dabei ist der Zeitpunkt, zu dem die Entwicklungsphase der Kornfüllung abgebrochen wird, entscheidend:

Wird die Kornfüllungsphase während der zuerst ablaufenden Eiweißeinlagerung unterbrochen, wirkt sich dies negativ auf den Proteingehalt des Weizens aus.

Sofern die Kornfüllung in der danach folgenden Stärkeeinlagerung beendet wird, steigt der Proteingehalt. Durch eine geringere Verdünnung verschiebt sich das Protein-Stärke-Verhältnis dann zugunsten des Proteingehaltes.

Niederschlag

Auch wenn die jährliche Niederschlagsmenge in Deutschland seit 1881 im Mittel um 64,7 mm gestiegen ist, erweist sich weniger die Jahresniederschlagsmenge als vielmehr deren saisonale Verteilung als entscheidend für den Proteingehalt des Getreides.

Übermäßige Niederschläge im Winter und zeitigen Frühjahr können zu einer erhöhten Stickstoffauswaschung und Sauerstoffmangel im Boden führen, wodurch die Ausbildung eines gesunden Wurzelsystems und eine effiziente Nährstoffaufnahme erschwert werden. Eine reduzierte Bestandesentwicklung mindert die spätere Proteinbildung.

Demgegenüber kann eine ausreichende Wasserverfügbarkeit zu Beginn der Kornfüllungsphase, insbesondere im Juni, proteingehaltssteigernd wirken. Sie ermöglicht durch Transpiration eine temperaturregulierende Wirkung im Bestand, wodurch einem vorzeitigen Ende der Kornfüllungsphase vorgebeugt werden kann.

Sonnenscheindauer

Insgesamt ist keine einheitliche Wirkrichtung der Sonnenscheindauer auf den Proteingehalt feststellbar, dennoch zeigen sich Tendenzen:

Im April, während der vegetativen Phase, verbessert eine erhöhte Strahlung tendenziell die Photosyntheseleistung sowie die Stickstoffaufnahme und -verwertung. Dies begünstigt die spätere Bildung des Proteins im Korn.

Im Juni hingegen, in der Phase der Kornfüllung, kann intensive Sonneneinstrahlung in Verbindung mit hohen Temperaturen und Wassermangel zu Trockenstress führen. Dies kann eine vorzeitige Abreife verursachen, wodurch sowohl die Tausendkornmasse als auch der Proteingehalt negativ beeinflusst werden.

Klimawandel

Wie beeinflussen die bereits zu beobachtenden klimatischen Veränderungen die Qualitätsweizenerzeugung?

Für das Frühjahr in Deutschland ist ein langfristiger Temperaturanstieg zu verzeichnen, der tendenziell ertragssteigernd, jedoch qualitätsmindernd wirkt. Im Juni – der entscheidenden Phase der Kornfüllung – ist die Durchschnittstemperatur um 1,5 Grad, bei einem langjährigen Mittelwert von 15,7 °C (1981 bis 2010), gestiegen, was grundsätzlich als qualitätsfördernd eingestuft werden kann. Gleichzeitig hat jedoch auch die Zahl heißer Tage (Tage mit Temperaturen von mindestens 30 °C) im Jahresverlauf um 8,8 Tage im Vergleich zum langjährigen Mittelwert von 6,6 Tagen zugenommen. Dies erhöht das Risiko eines vorzeitigen Abschlusses der Kornfüllungsphase während der kritischen Phase der Proteineinlagerung.

Der leichte Rückgang der mittleren Niederschläge im Frühjahr sowie ein leichter Anstieg der mittleren Niederschlagsmenge im Juni um 3,3 mm im Vergleich zum langjährigen Mittelwert von 77,7 mm deuten auf tendenziell qualitätsfördernde Bedingungen hin.

Kohlenstoffdioxid

Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Einflussfaktor auf die Weizenqualität ist die steigende CO2-Konzentration in der Atmosphäre (aktuell 419 ppm, vorindustriell: 280 ppm). Ein höherer CO2-Gehalt stimuliert die Photosynthese, was die Produktion der Kohlenhydrate steigert. Durch den verstärkten Kohlenhydrataufbau werden insbesondere Kohlenhydrate wie Stärke in das Korn eingelagert und der Kornertrag erhöht. So sinkt der relative Anteil des Proteins im Korn, da die Stickstoffaufnahme aus dem Boden nicht proportional zunimmt.

Welche Reaktion ist nötig?

Im Gegensatz zu den Umweltfaktoren, die nicht beeinflussbar sind, zählen zu den beeinflussbaren Faktoren Düngung und Sortenwahl sowie die Stabilisierung des Produktionssystems insgesamt.

Resiliente Anbausysteme sind notwendig, um auch in Zukunft Herausforderungen wie veränderten Umweltbedingungen zu begegnen. Unerlässlich dafür ist die Steigerung der Bodenfruchtbarkeit, um die Folgen der Veränderungen abzupuffern. Sie lässt sich durch die Wahl einer weiten, diversen Fruchtfolge mit dem Anbau von Zwischenfrüchten, dem Verbleib und der Einarbeitung von Ernteresten und einem optimalen pH-Wert im Boden erzielen.

Die Düngung ist durch gesetzliche Vorgaben und Anforderungen an die Ressourcenschonung limitiert. Überzogene Sicherheitszuschläge verbieten sich – auch aus Sicht des Gewässerschutzes. Dagegen sollte die Effizienz der N-Düngung erhöht werden durch Maßnahmen wie eine angepasste Terminierung und Menge der Düngungsmaßnahmen, Verlustminimierung und eine optimale Schwefelversorgung. Wichtig hierfür ist zudem eine klare Ausrichtung der Produktion zwischen Ertrag und Qualität. Damit verbunden ist die Entscheidung zwischen einer ertrags- oder proteinbetonten Düngestrategie sowie der entsprechenden Sortenwahl. Der Rohproteingehalt wird zwar seit 2019 aufgrund des vergleichsweise hohen Umwelteinflusses in der Sortenklassifizierung nicht mehr als Qualitätsmerkmal herangezogen, dennoch ist und bleibt er neben dem Hektolitergewicht und der Fallzahl ein wesentlicher Vermarktungsfaktor.

Ein Anstoß für langfristige Anpassungen sind Alternativen in der Vermarktung, wie etwa die Initiative „Wasserschutzbrot“, die bereits im süddeutschen Raum etabliert ist. Hierbei werden gezielt Sorten angebaut, die auch mit niedrigerem Proteingehalt eine gute Backqualität erreichen. Trotz eingeschränkter Düngung kann so ein Backweizen-Preis erzielt werden.

Fazit

Umwelteinflüsse haben einen wesentlichen und unterschätzten Einfluss von 29 % bis 50 % auf den Proteingehalt des Weizens. Vor dem Hintergrund aktueller Umweltveränderungen ist mit tendenziell zunehmenden Herausforderungen für die Qualitätsweizenerzeugung zu rechnen. Diesen ist mit der Förderung resilienter Produktionssysteme durch eine hohe Bodenfruchtbarkeit zu begegnen. Die Effizienz der Stickstoffnutzung ist mithilfe einer konsequenten Definition der Produktionsausrichtung und der damit verbundenen Düngestrategie und Sortenwahl zu erhöhen.