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Das Interesse war ziemlich groß: Insgesamt 49 LandFrauen wollten sich unsere tolle Tagestour nicht entgehen lassen und so ging es Richtung Schenefeld im Kreis Steinburg, um den Landhandel Röschmann, die älteste Kirche Schleswig-Holsteins und den Altenjahner Kräutergarten in Grauel zu besichtigen.
Beim Futtermittelhersteller gab es nach einer herzlichen Begrüßung einen Rundgang durch die Produktions- und Lagerstätten. Der Betrieb wird seit 2015 von Kristin Röschmann geführt und hat sich im Zuge von Automatisierung und Digitalisierung unter anderem auf die Produktion von landwirtschaftlichen Nischenprodukten spezialisiert, zum Beispiel Kälberfutter oder individuell zusammengestelltes Pferdemüsli.
Ein volles Programm erfordert zwischendurch auch eine kleine Stärkung. Fotos:
LandFrauen Wankendorf u. U.
Zweiter Stopp unserer Tour war die Schenefelder Bonifatiuskirche, wo wir eine sehr interessante Führung über die Entstehung und Geschichte dieses Bauwerkes durch Reinhard Heesch von der Stiftung Krinkberg e. V. erhielten. Bei einem Mittagessen im nahe gelegenen Gasthof „Zum Nordpol“ konnten wir uns anschließend mit leckeren Schnitzeln und Beilagen wieder stärken. Danach ging es mit dem Bus zum Kräutergarten von Traute Struve. Auf einem 5.000 m² großen, hügeligen Gelände findet man einen der schönsten Gärten Norddeutschlands. Gegenüber dem Bauernhof, den sie gemeinsam mit Mann und Sohn bewirtschaftet, hat sie seit 2006 eine ehemalige Kuhkoppel in einen zauberhaften Ort verwandelt, der uns alle staunen ließ.
Nach dem Motto „Mein Garten ist mein Leben“ finden sich neben der riesigen Vielfalt an Blumen, Kräutern, Büschen und Gemüsepflanzen auch lauschige Plätze, Figuren, Steine und Wege. Traute Struve gab uns einen Einblick in ihr kreatives Schaffen und beantwortete ausführlich jede unserer Fragen zu der Entstehung dieses Gartens.
Im Anschluss konnten wir noch eine der vielen Sitzgelegenheiten aufsuchen und bei Kaffee und Kuchen eine Pause einlegen. Mit diesen vielen Eindrücken kehrten wir schließlich gegen 18 Uhr nach Wankendorf zurück.
Spaten und Spaß mit Sinn
LandFrauen packen an für die Baumpflanz-Challenge
Ninette Lüneberg, Geschäftsführerin des LandFrauenverbandes, hat die drei Bäume für unsere Baumpflanz-Challenge sorgsam ausgesucht.
Nominiert von den Jungen LandFrauen aus Rendsburg-Eckernförde, hat der Vorstand des LandFrauenverbandes Schleswig-Holstein natürlich nicht lange gefackelt: Challenge accepted!
Nach unserer Juli-Vorstandssitzung wurden die Gartengeräte geschultert und im fröhlichen Tross ging es zum neuen Veranstaltungsgelände der Deula in Rendsburg – im Gepäck hatten wir unsere drei sorgfältig ausgesuchten grünen Schützlinge – zwei Zieräpfel und einen wunderschönen Fliederbaum. Mit vereinten Kräften wurde gebuddelt, gelacht und gepflanzt, was das Zeug hält. Denn Bäume sind nicht nur schön, sondern sie sind auch echte Klimahelden. Die Baumpflanz-Challenge, ins Leben gerufen von der Landjugend für mehr Klimaschutz, verbindet Generationen und zeigt, wie gemeinsames Handeln nachhaltig Wirkung zeigen kann. Wir sagen: tolle Aktion, voller Energie und Engagement für unsere Umwelt. Meike von der Goltz
Vorstand und Geschäftsstelle haben mit angepackt und hoffen nun, dass die Bäume auf dem Deula-Gelände wachsen und gedeihen. Fotos: Meike von der Goltz
Der Aufbau artenreicher, stabiler Mischwälder ist das Ziel von „WeReforest“. Private und kommunale Wiederaufforstungsprojekte in Deutschland erfahren dabei Unterstützung. Sie können sich bis 31. August bewerben.
Das Projekt „WeReforest“ fördert die Wiederbewaldung und den klimaresilienten Umbau deutscher Wälder. Im Fokus stehen artenreiche, stabile Mischwälder mit hoher CO2-Bindung, ökologischer Vielfalt und wirtschaftlicher Tragfähigkeit. Ab sofort können sich kommunale sowie private Waldbesitzer um Unterstützung zur Wiederaufforstung ihrer Flächen in Deutschland bewerben. Unterstützt werden Projekte, die sich dem nachhaltigen Wiederaufbau von Waldflächen widmen und einen aktiven Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz leisten. Die Anträge werden online entgegengenommen, Bewerbungsschluss ist der 31. August.
Finanziert wird der gemeinnützige Verein durch Spendengelder. Zudem können auf den Messen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) sogenannte Green Tickets erworben werden. Das so generierte Geld wird gezielt für „WeReforest“ verwendet. Im Rahmen des ersten Wiederaufforstungsprogramms, das 2023 gestartet wurde, konnten bereits 10 ha Waldfläche mit Bäumen und Sträuchern aufgeforstet werden. Für 2025 sind weitere Pflanzungen in derselben Größenordnung geplant.
Aufgrund der Kalamitätsereignisse der letzten Jahre liegen in Deutschland rund 600.000 ha Wald brach, die nun wiederaufgeforstet werden müssen. „WeReforest“ hat sich zum Ziel gesetzt, Waldbesitzende bei dieser Mammutaufgabe zu unterstützen. Dazu werden Spendengelder gesammelt, mit denen die Wiederaufforstung auf Kalamitätsflächen finanziert wird. Als Hauptunterstützerin des Projekts bietet die DLG auch bei der diesjährigen Agritechnica erneut Green Tickets zum Verkauf an. 3 € pro Green Ticket fließen in das Wiederaufforstungsprogramm.
Fast 60.000 Bäume gepflanzt
Mit den bisher gesammelten Spendengeldern konnten bereits 58.450 Bäume und 3.600 Sträucher gepflanzt werden. Jetzt ist die nächste Bewerbungsrunde gestartet. Interessierte Besitzer von kommunalen oder privaten Waldflächen, die sich in Deutschland befinden, können ihre Bewerbungen bis zum 31. August hier: https://t1p.de/enyyr einreichen. Dort finden Waldbesitzende detaillierte Infos zum Bewerbungsverfahren. Eine unabhängige Expertenkommission wählt in einem anonymisierten Verfahren die Bewerbungen aus, die gefördert werden.
Green Tickets auf der Agritechnica 2025
Besucher der Agritechnica 2025 haben in diesem Jahr erneut die Möglichkeit, ein Green Ticket zu erwerben. Gegen einen Aufpreis von 3 € gegenüber dem regulären Ticket werden so die Wiederaufforstungsprojekte von „WeReforest“ unterstützt – lokal, regional und nachvollziehbar direkt in Deutschland.
Deutschland gilt als das Land des Brotes, 2014 wurde die deutsche Brotkultur von der Unesco sogar als immaterielles Kulturerbe anerkannt. Die Kunst des Brotbackens hat in Deutschland eine über Jahrhunderte bestehende Tradition und wurde in den vergangenen Jahrzehnten stetig weiterentwickelt. Traditionelle Verfahren, bei denen die Bäcker den Brotteig über mehrere Stadien hinweg zubereiten und längere Zeit ruhen lassen, werden allerdings immer seltener. Im deutschen Brotregister sind weit über 3.000 Brotsorten verzeichnet. Mischbrot liegt aktuell an der Spitze der beliebtesten Brotsorten. Dicht dahinter folgen Mehrkornbrot, Vollkornbrot und Schwarzbrot. Besonders stark im Trend liegt seit nunmehr sechs Jahren das Dinkelbrot. Alljährlich ermittelt das Marktforschungsunternehmen YouGov Daten für den Brotmarkt. In der letzten Erhebung wurde bestätigt, dass deutsche Bürger seltener zum Brot greifen als früher. 2024 kauften die etwa 41 Millionen privaten Haushalte in Deutschland je zirka 40,0 kg jährlich, insgesamt rund 1,55 Mio. t Brot. Dies entspricht einer Abnahme von etwa 10 % innerhalb der vorigen fünf Jahre. Auch wenn der Wandel der Gesellschaft weiter voranschreitet, es also immer mehr Ein- oder Zweipersonenhaushalte gibt und die drei Hauptmahlzeiten am heimischen Tisch längst durch viele kleine Snacks zwischendurch ersetzt worden sind, erfreut sich das Brot nach wie vor einer großen Beliebtheit bei den Konsumenten. Die Käuferreichweite für Brot lag bei 97,5 %, das heißt von 1.000 Haushalten in Deutschland kauften 975 im Jahr 2024 mindestens einmal Brot, allerdings immer weniger. Zudem verändern sich die Gewohnheiten der Bürger. Kunden greifen zu alternativen Produkten, frühstücken teils nicht mehr zu Hause und nehmen über den Tag eher kleinere Snacks zu sich. Yougov erfasst diese fertigen Waren wie belegte Brote, die Menschen außer Haus kaufen und verzehren, übrigens nicht. Klassische Mahlzeiten wie Frühstück, Pausen- oder Abendbrot finden immer seltener statt. Die Zahlen der Studie zeigen auch, dass Bürger ab 45 Jahren öfter Brot konsumieren als Menschen zwischen 18 und 34 Jahren.
Kunden zahlen im Supermarkt weniger als beim Bäcker
Gründe für die sinkende Einkaufsmenge, wobei der Rückgang die klassischen Bäckereien besonders stark trifft, sind aber auch Preisanstiege. Laut dem Statistischen Bundesamt kostet Brot 34 bis 37 % mehr als noch vor fünf Jahren. Der Preis für Mehl stieg sogar um 47 %, während die allgemeinen Verbraucherpreise in dem Zeitraum um 17,3 % zulegten.
Kostentreibend bei den Bäckern wirken auch die politikgetriebenen Energiekosten und die Bürokratie: Energiereports für jede Maschine durch teure Berater sowie „Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen durch Statistikpflichten“.
In Bäckereien zahlten Kunden zuletzt durchschnittlich 5,03 €/kg Brot. Bereits verpacktes Brot im Supermarkt kostete 3,19 € und Ware aus der Backstation 2,77 €, so die „Lebensmittel Praxis“. Die Preisschere zwischen Bäckereien und Handel ging immer weiter auf, weswegen die Supermärkte und Discounter von dem Wandel aktuell mengenmäßig profitieren. Für die Bürger, die ihr Brot trotzdem beim Bäcker um die Ecke kaufen, sind die Qualität und der Service wichtig.
Über 90 % der Käufer versorgen sich aus den Selbstbedienungsangeboten des Handels. Deutsche kaufen mehr als ein Drittel ihres Brotes, 34,9 %, an Frische-Backstationen in den Supermärkten.
Brot bleibt wichtiger Teil der Ernährung
Trotz des Rückgangs bleibt Brot für viele Deutsche ein wichtiger Teil der Ernährung. Die Yougov-Umfrage ergab, dass 14 % der Befragten mehrmals täglich und 30 % einmal pro Tag Brot oder Brötchen essen. Weitere 48 % greifen ein- oder mehrmals pro Woche zu diesen Backwaren.
Das älteste Königreich der Welt geht einen neuen Weg in der Umwelt- und Klimapolitik. Es ist nicht der erste Feldversuch, der das politische Risiko auf die Landwirtschaft verlagert. Zwei Jahrzehnte lang hatte das Land eine restriktive Düngepolitik gefahren. Weniger Nährstoffeinträge wurden mit einem Rückgang der Eiweißgehalte im Getreide auf 8,4 % erkauft. Vor zehn Jahren gab Dänemark den Sonderweg auf. Man hätte auch gleich auf die Bauern hören können. Denen ist der Zusammenhang zwischen Düngung und Ertrag seit Justus von Liebigs Minimum-Tonne klar.
Auch beim neuesten Versuch, die Welt von Dänemark aus zu retten, steht die Landwirtschaft im Fokus: Die weltweit erste CO2-Steuer für Landwirte, massive Aufforstungen und wieder einmal eine strikte Düngeregelung sollen Vorteile schaffen. Es wurde sogar ein neuer Ministerposten geschaffen für die grüne Gesetzgebung. Kopenhagen meint es ernst. Doch schon in der Umsetzung hapert es – und zwar dort, wo die Losung zur Weltrettung ausgegeben wurde: Der Staat schafft es nicht, alle notwendigen rechtlichen und finanziellen Voraussetzungen zu schaffen. Das zerstört das Vertrauen gerade bei denen, die die Hauptlast tragen sollen. Feldversuche am grünen Tisch sind selten von Erfolg gekrönt.
Seit dem 1. Juli hat Dänemark die EU-Ratspräsidentschaft inne. Es wird keine Kopie des dänischen Wegs geben, aber die Zielrichtung ist gleich: Klima- und Umweltschutz vorantreiben, Emissionsreduktionen erreichen und den ökologischen Fußabdruck verringern. Ebenfalls unter dänische Moderation fallen die Debatten rund um die Bürokratievereinfachung, die Planung des Mehrjährigen Finanzrahmens und das Chemikalienpaket. Eine Herkulesaufgabe.
Leitfrage: Müssen wir das wirklich regeln?
Etwas Pragmatismus hat sich Kopenhagen aber erhalten: Mehr Umweltschutz auf Kosten der Lebensmittelproduktion solle es nicht geben. Diese Lücke würde man gern über Biotechnologien schließen. Ob das mit Deutschland machbar ist? Als einer der weltweit größten Exporteure von Schweinefleisch kennt Dänemark die wirtschaftliche Bedeutung des Sektors. Dennoch wünscht sich der Kopenhagener Landwirtschaftsminister, dass Dänemarks Strategie für pflanzliche Lebensmittel in der EU Nachahmereffekte auslöst.
Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) und Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) sind sich nicht einig in der Bewertung des dänischen Wegs. Das war absehbar. Das Knirschen zwischen den Zahnrädern des Kieler Politikbetriebes, MLLEV und MEKUN, wird in den Interviews in der Bauernblattausgabe 31 offensichtlich. Pragmatismus ist dem Umweltminister ein Fremdwort, „I love Ordnungsrecht“ sein Motto. Werner Schwarz stellte seine Leitfrage „Müssen wir das wirklich regeln?“ auf dem Kreisbauerntag Steinburg (siehe Ausgabe 28). Anreize statt Ordnungsrecht nimmt die Landwirte mit. Doch die Bauern warten auf die Umsetzung in praktische Politik.
Wohin führt der dänische Weg? „Hyggelig“ – gemütlich wird es sicher nicht. Eine Umkehr ist nicht in Sicht. Vielleicht hilft es zumindest Deutschland, wenn das skandinavische Nachbarland das Versuchskaninchen gibt. Auch Politik kann aus Fehlern lernen – es müssen ja nicht immer die eigenen sein.
Der Grüne Weg Dänemarks (siehe Ausgaben 25 und 27) beschäftigt auch die Kieler Politik. Wie bewertet Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) die Politik der Nachbarn?
Dänemark wird grün: CO2-Abgabe für die Landwirte, Herausnahme von 10 % der Nutzflächen, Stickstoffreduktion: Sehen Sie das als Blaupause für Schleswig-Holstein?
Werner Schwarz: Dänemark geht einen sehr ambitionierten Weg. Für Schleswig-Holstein sehe ich aber eher einen Ansatz, der auf Kooperation, Praxistauglichkeit und wirtschaftliche Tragfähigkeit setzt. Klimaschutz darf nicht zur Überforderung führen. Entscheidend ist, dass Maßnahmen an der Realität der Betriebe anknüpfen. Wir brauchen Lösungen, die praktikabel, wirtschaftlich tragfähig und gemeinsam mit der Landwirtschaft entwickelt sind.
Was kann man auf Deutschland übertragen, was nicht? Wo sind wir besser als Dänemark?
Dänemark ist ein interessantes Beispiel – allerdings unterscheiden sich die Rahmenbedingungen deutlich. Als vergleichsweise kleines Land kann Dänemark zentral gesteuerte Maßnahmen schneller und einheitlicher umsetzen. Deutschland hingegen ist föderal strukturiert. Das macht Prozesse mitunter komplexer, eröffnet aber auch die Chance, gezielt regionale Lösungen zu entwickeln. Und genau darin sind wir stark: wissenschaftlich fundiert, praxisnah und angepasst an die Bedingungen vor Ort.
Ist es sinnvoll, Flächen aus der Erzeugung zu nehmen, oder bevorzugen Sie den produktionsintegrierten Naturschutz?
Naturschutz und Landwirtschaft dürfen kein Widerspruch sein. Ich halte klar abgegrenzte Schutzflächen, also eine segregative Herangehensweise, für wirksamer. So schaffen wir Raum für Artenvielfalt und ermöglichen zugleich eine effiziente landwirtschaftliche Produktion für unsere Ernährungssicherung. Beides braucht es!
Landwirtschaftsminister Werner Schwarz Foto: sh
Ist die CO2-Strafsteuer das richtige Prinzip oder können Sie sich sinnvolle Anreize vorstellen?
Wir brauchen einen Wandel durch Anreize. Betriebe, die in gesellschaftlich gewünschte Leistungen investieren, etwa in Umwelt- und Klimaschutz, müssen dafür angemessen honoriert werden. Das schafft Motivation und Akzeptanz. Genau dafür setze ich mich auch bei den aktuellen Verhandlungen zur Weiterentwicklung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ein.
Geht der Aktionsplan Ostsee in eine vergleichbare Richtung?
Mit dem Aktionsplan Ostseeschutz 2030 verfolgt Schleswig-Holstein einen eigenständigen, aber ambitionierten Weg. Im Zentrum steht die Reduzierung der Nährstoffeinträge – ein zentrales Ziel der Landesregierung. Wir setzen dabei auf einen kooperativen, praxisorientierten Ansatz: Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Landwirtschaft arbeiten gemeinsam an umsetzbaren Lösungen. Ein bundesweit einmaliger Rahmen ist die Zielvereinbarung zwischen Landesregierung und Landwirtschaftsverbänden. Sie schafft Verbindlichkeit, ohne auf pauschales Ordnungsrecht zu setzen. In fünf Modellregionen leisten Ostseebeiräte wertvolle Arbeit – sie entwickeln regionale Maßnahmen, die sich an den tatsächlichen Bedingungen in den Betrieben orientieren. Das stärkt die Umsetzbarkeit und die Bereitschaft zum Mitmachen.
Christian Kock, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Nordschleswig (LHN), hat seinen Betrieb wegen der drohenden CO2-Abgabe nach Jahrzehnten ökologischer Wirtschaftsweise rückumgestellt. Können Sie das nachvollziehen?
Ich kann die Sorgen gut nachvollziehen. Unsere Landwirtschaft steht derzeit vor großen Herausforderungen, ob beim Klimaschutz, im Tierwohl oder im Umgang mit zunehmend extremen Wetterlagen. Umso wichtiger ist es, dass wir als Politik stabile Rahmenbedingungen schaffen, die den Betrieben Planungssicherheit und Entwicklungsperspektiven bieten. Dazu zählen verlässliche Förderkulissen und ein gezielter Bürokratieabbau.
Kock meint: „Wir Landwirte wollen Verantwortung übernehmen und innovativ arbeiten, aber nur mit Lösungen, die realistisch und wirtschaftlich tragfähig sind.“ Betonung auf „nur“. Gehen Sie mit?
Wir brauchen ambitionierte, aber praxistaugliche Lösungen. Nur wenn Maßnahmen wirtschaftlich tragfähig sind, können sie sich flächendeckend durchsetzen und ihre Wirkung für Umwelt, Klima und Tierwohl tatsächlich entfalten. Dazu zählen etwa die Weiterentwicklung standortangepasster Bewirtschaftungsstrategien, der gezielte Einsatz von Digitalisierung und Technik oder die Förderung klima- und ressourcenschonender Fruchtfolgen.
In Schleswig-Holstein wurde im April der Dialogprozess zur Zukunft der Landwirtschaft abgeschlossen. Bis 2040 sei nachhaltige, ressourcenschonende, klima- und tierfreundliche Landwirtschaft möglich. Wie geht es jetzt weiter?
Der Dialogprozess hat gezeigt: Landwirtschaft und Umwelt können gemeinsam Lösungen finden – das ist ein starkes Signal. Jetzt gilt es, die im Dialog erarbeiteten Vorschläge konkret weiterzuentwickeln und Schritt für Schritt in die Praxis zu bringen. Erste Schritte sind etwa die Planung und Umsetzung von Modell- und Demonstrationsvorhaben, die gezielte Förderung innovativer Bewirtschaftungskonzepte sowie die enge Begleitung durch Beratung, Wissenschaft und Verwaltung.
Gleichzeitig stärken wir den Dialog mit der Gesellschaft, unter anderem durch unsere Bildungsoffensive zu Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz. Und wir machen gute Ideen sichtbar: Mit dem Zukunftspreis Landwirtschaft zeichnen wir innovative Projektkonzepte aus. Besonders Agrarstudierende an der FH Kiel und der Uni Kiel wollen wir damit ermutigen, kreative und praxistaugliche Lösungen für die Landwirtschaft von morgen zu entwickeln.
Was ist der Lösungsweg, um Klima- und Naturschutz mit Effizienz und Wirtschaftlichkeit zu verbinden?
Wir brauchen einen ausgewogenen Ansatz. Weder pauschale Reduktionen noch rein technologische Lösungen führen allein zum Ziel. Entscheidend sind Maßnahmen, die ökologisch wirksam, wirtschaftlich tragfähig und in der Praxis umsetzbar sind. Klar ist: Umwelt- und Klimaschutz gelingen nur im Schulterschluss mit der Landwirtschaft – und sie müssen sich für die Betriebe lohnen. Deshalb ist es richtig, diese Leistungen in der Weiterentwicklung der GAP ab 2028 gezielt zu honorieren. Dafür setze ich mich ein.
Ministerpräsident Daniel Günther sagte auf dem CDU-Parteitag im Herbst: CDU und Grüne haben im Naturschutz unterschiedliche Ansätze: Wir stehen eher für Freiwilligkeit, wollen die Menschen mitnehmen. Hat er recht?
Ja, die CDU steht für ein Miteinander. Freiwilligkeit und Dialog haben für uns einen hohen Stellenwert. Wenn wir die Menschen mitnehmen, erreichen wir unsere Ziele nachhaltiger – und in vielen Fällen auch schneller.
Der Grüne Weg Dänemarks (siehe Ausgaben 25 und 27) beschäftigt auch die Kieler Politik. Wie bewertet Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) die Politik der Nachbarn?
Dänemark wird grün: CO2-Steuer für Landwirte, Herausnahme von 10 % der Nutzflächen, weitere deutliche Stickstoffreduktion: Da kommt doch Begeisterung auf beim Landesumweltminister?
Tobias Goldschmidt: Dänemark ist schon lange grün und wird in Deutschland oft für Pragmatismus, zupackende Art und unbürokratisches Denken bewundert. Das dänische Dreierabkommen ist ein Beispiel dafür. Wir brauchen solch große Antworten für Menschheitsherausforderungen wie die eskalierende Klimakrise und den Zusammenbruch der Artenvielfalt. Ich habe den zuständigen dänischen Minister Jeppe Bruus vor einigen Monaten zum Gespräch getroffen und war beeindruckt von seiner klaren Agenda.
Was kann man auf Deutschland übertragen, was nicht? Wo sind wir besser als Dänemark?
Ich kann der dänischen Landwirtschaft zu ihrem Reformwillen nur gratulieren. Sie ist bereit, heute unbequeme Schritte zu gehen, damit sie gut für die Zukunft aufgestellt ist. In Dänemark scheint es gelungen zu sein, ein gemeinsames Verständnis zu entwickeln, dass alle in einem Boot sitzen. Jedes Kilo CO2, das in einer Branche nicht eingespart werden kann, muss ja von jemand anderem eingespart werden. Deshalb ist auch die Industrie Teil des Abkommens. Klimaschutz gelingt nur mit Gebermentalität und in dem Wissen, dass jede heutige Emission eine schwere Hypothek für künftige Generationen ist.
Umweltminister Tobias Goldschmidt Foto: sh
Ist es sinnvoll, Flächen aus der Erzeugung zu nehmen, oder bevorzugen Sie den produktionsintegrierten Naturschutz?
Ein Entweder-oder ergibt keinen Sinn. Jeden Tag gehen uns weltweit etwa 150 Arten unwiederbringlich verloren. Daher brauchen wir mehr Wildnis und unberührte Natur einerseits. Andererseits sind mehr als die Hälfte der bedrohten oder gefährdeten Tier- und Pflanzenarten in Deutschland an traditionelle Agrarlebensräume gebunden, die wir brauchen, um Nahrung zu produzieren. Unsere Heimat besteht aus abwechslungsreichen Landschaften mit offenen Feldern, Wiesen, aber auch Knicks, Hecken oder Wällen. All das haben Landwirtinnen und Landwirte über Jahrhunderte geschaffen. Wir brauchen also einen guten Mix aus Stilllegung von Flächen einerseits und produktionsintegrierten Naturschutzmaßnahmen andererseits. Die Landwirtschaft hat ja längst verinnerlicht, dass sie nur dann eine Zukunft hat, wenn sie mit der Natur wirtschaftet und nicht gegen sie.
Ist die CO2-Strafsteuer das richtige Prinzip oder können Sie sich sinnvolle Anreize vorstellen?
Das ist keine Strafsteuer, sondern ein marktwirtschaftlicher und bürokratiearmer Politikansatz. Es ist überparteilicher Konsens, dass auf dem Weg zur Klimaneutralität vor allem auf solche Preisanreize gesetzt werden soll. Dänemark zeigt uns nun, was schon in kleinen Regionen als nationale Lösung möglich ist. Wer Natur verbraucht und Treibhausgase freisetzt, erzeugt für die Gesellschaft Kosten. Diese Kosten zahlt in Dänemark künftig der jeweilige Verbraucher und nicht mehr die Allgemeinheit. Noch besser wäre natürlich eine EU-weite Lösung. Das Leitbild, alle Treibhausgase und Sektoren gleichmäßig der CO2-Bepreisung zu unterziehen, führt zu fairem Wettbewerb für alle, der natürlich sozial ausgestaltet werden muss. Dann gilt insgesamt: Preise sagen wieder etwas mehr die Wahrheit.
Geht der Aktionsplan Ostseeschutz in eine vergleichbare Richtung?
Die Ostsee ist eines der kränksten Meere der Welt. Wir haben mit dem Aktionsplan Ostseeschutz ein starkes Programm aufgestellt, um die Ostsee schnell und umfangreich zu schützen. Dazu gehört viel freiwilliges Engagement, etwa seitens der Landwirte, um den Eintrag von Nährstoffen zu reduzieren, aber auch klare Regeln in den neuen Meeresschutzgebieten.
Was ist der Lösungsweg, um Klima- und Naturschutz mit Effizienz und Wirtschaftlichkeit zu verbinden?
Ich gehöre nicht zur Bullerbü-Fraktion. Natürlich brauchen wir Technologien zur Lösung der Herausforderungen in der Landwirtschaft. Technik kann aber nicht alle Probleme lösen. Die Technisierung wird absehbar den Wettbewerbsdruck in der Landwirtschaft weiter erhöhen. Und nicht in allen Bereichen wird sie für intakte Agrarökosysteme sorgen können.
Deswegen brauchen wir auch Extensivierung. Die neue Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) muss das endlich honorieren – „öffentliches Geld für öffentliche Leistung“ muss das Motto der Zukunft sein. Die Subventionierung von Landbesitz mit Steuermitteln muss beendet werden. Ich fände es auch eine gute Idee, wenn Landwirtinnen und Landwirte zusätzlich zu den klassischen landwirtschaftlichen Erzeugnissen auch mit dem Produkt Naturschutz Geld verdienen könnten.
Ministerpräsident Daniel Günther sagte auf dem CDU-Parteitag im Herbst: CDU und Grüne haben im Naturschutz unterschiedliche Ansätze: Wir stehen eher für Freiwilligkeit, wollen die Menschen mitnehmen. Hat er recht?
Naturschutzpolitik ist immer Politik für die Menschen. Alle lieben ihre Heimat, alle genießen unberührte Natur, alle wollen saubere Luft atmen und gesundes Wasser trinken und alle wollen wirksame Medikamente, deren Wirkstoffe sich bis heute großteils aus dem Schatz der Natur speisen. Deshalb engagieren sich Millionen Menschen in Deutschland im Naturschutz.
Ich weiß, dass Verbote und Regeln politisch gerade nicht in Mode sind. Sie haben in Kombination mit Preisanreizen aber den Vorteil, dass man auf bürokratische Berichtspflichten und komplizierte Förderanträge verzichten könnte und viele Unternehmer weniger Zeit am Schreibtisch verbringen müssten. Meine Haltung ist daher klar: Wenn es um Sicherheitsfragen geht, und dazu zählen gesunde Lebensbedingungen, dann kann und darf Politik nicht allein auf Freiwilligkeit setzen. Es reicht nicht, sich auf die Organisation Runder Tische zu beschränken. Politik ist in der Demokratie dafür da, verbindliche Entscheidungen für die Gesellschaft als Ganzes zu treffen.
Der Vorschlag der EU-Kommission zur Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) nach 2027 wird von deutschen Agrarökonomen überwiegend skeptisch bewertet. Mehrere Wissenschaftler äußern deutliche Kritik daran, dass die Direktzahlungen weiter fortgeführt werden sollen. Dass den Mitgliedstaaten mehr Spielräume zur Politikgestaltung eingeräumt werden, werten sie dagegen tendenziell positiv.
Nach Ansicht des Direktors der Denkfabrik Agora Agrar, Prof. Harald Grethe, hat die Kommission mit ihrem ersten Aufschlag eine Chance verpasst. Anstatt die GAP auf die Honorierung gesellschaftlich gewünschter Leistungen auszurichten, halte sie am „Auslaufmodell“ der flächenbasierten Einkommensstützung fest. Damit falle sie hinter das Ergebnis der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) zurück, kritisiert Grethe. Ihm zufolge flössen aktuell zwei Drittel der GAP-Gelder in pauschale Zahlungen wie Flächenprämien, lediglich ein Drittel in Gemeinwohlleistungen. „Dieses Verhältnis sollte umgekehrt werden“, empfiehlt der Berliner Agrarökonom. Eine Chance sieht Grethe in der größeren Flexibilität, die den Mitgliedstaaten eingeräumt werden soll. Für Deutschland biete dies die Gelegenheit, „die Gelder gezielter einzusetzen und stärker an regionalen Prioritäten und Gegebenheiten zu orientieren“.
Zweifel an Legitimation der Zahlungen
Für Prof. Peter Feindt von der Berliner Humboldt-Universität kehrt die EU-Kommission mit ihrem Vorschlag zum alten Vorrang der Einkommensstützung zurück. Die bisherige Zweite Säule trete hingegen in einen Verteilungskampf im Rahmen der geplanten nationalen und regionalen Partnerschaftsfonds. Würden dann auch noch die Glöz-Standards wegfallen, werde die Begründung der Agrarzahlungen durch Leistungen für Umwelt und Nachhaltigkeit weitgehend aufgegeben, so Feindt. „Ob das zur Legitimation so gewaltiger Geldsummen ausreichen wird, ist eine offene Frage“, gibt der Wissenschaftler zu bedenken. Er weist darauf hin, dass die Direktzahlungen zudem in erheblichem Maße an Landbesitzer und den vor- und nachgelagerten Sektor durchgereicht würden und letztlich nicht in den Betrieben verblieben.
Der Professor für Agrarpolitik an der Universität Göttingen, Stephan von Cramon-Taubadel, begrüßt, dass in Brüssel über weitreichende Reformschritte nachgedacht werde: „Es ist gut, dass die Kommission eine grundsätzliche Diskussion über europäische Prioritäten und darüber, welche agrarpolitischen Zuständigkeiten in Brüssel und welche besser national und regional anzusiedeln sind, anstößt.“
Kommission im Blindflug
Von Cramon-Taubadel hält der Kommission zugleich vor, sie setze mit den Flächenprämien die falschen Prioritäten. Auch wenn durch Degression und Kappung eine Umverteilung hin zu kleineren Betrieben beschlossen werden sollte, bleibe die Einkommensstützung nicht ausreichend zielgerichtet. „Klein bedeutet nicht automatisch bedürftig“, gibt er zu bedenken. Der Europäische Rechnungshof (EuRH) habe mehrfach festgestellt, dass die Kommission über keine repräsentativen Daten zum verfügbaren Einkommen der landwirtschaftlichen Haushalte in der EU verfüge. Zwar gebe es Daten zu deren landwirtschaftlichen Einkommen, aber nicht über ihre „in vielen Fällen erheblichen nicht-landwirtschaftlichen Einkommen“. Laut dem Wissenschaftler befindet sich die Kommission in dieser Hinsicht „größtenteils im Blindflug“.
Etwas abgewinnen kann der Göttinger Agrarökonom dagegen dem Vorschlag, mehr Verantwortung auf die Mitgliedstaaten zu übertragen. Es sei angesichts der Heterogenität der Landwirtschaft „nicht unbedingt falsch, bestimmte Aufgaben stärker in nationale und regionale Verantwortung zu geben“. Die Kommission müsse allerdings wachsam bleiben, dass es auf dem Binnenmarkt nicht zu Wettbewerbsverzerrungen komme.
Zahlungen stärker an Klimaschutz koppeln
Der Leiter des Forschungsbereichs „Klimaresilienz“ am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Prof. Hermann Lotze-Campen, sieht im Entwurf für die GAP „einige interessante Ansätze“. So gebe es beispielsweise klare Bekenntnisse zu den übergeordneten EU-Zielen in den Bereichen Klimaschutz, Bodenschutz und dem Schutz von Gewässern, Feuchtgebieten und Mooren. Für Lotze-Campen bleibt allerdings abzuwarten, „wie die weiteren politischen Verhandlungen zu diesem Entwurf vorangehen und ob die Mitgliedstaaten ihre Spielräume tatsächlich nutzen, um zum Beispiel das Ambitionsniveau beim Klimaschutz hoch zu halten“.
„Für die Einhaltung der Klimaziele sind die nächsten 20 Jahre von größter Bedeutung, um zukünftige hohe klimabedingte Schäden zu vermeiden“, mahnt Lotze-Campen. Seinen Angaben zufolge wäre es daher wünschenswert, wenn die Direktzahlungen deutlich stärker an Klimaschutz, den Erhalt der Artenvielfalt und den Abbau von Stickstoffüberschüssen gekoppelt würden. Nach Ansicht des Wissenschaftlers wäre es zudem sinnvoll, die Einbindung der Agrar- und Ernährungswirtschaft in das europäische Emissionshandelssystem voranzutreiben. „Hier ergäbe sich die Chance, einen langfristig verlässlichen Politikrahmen für den Klimaschutz im Agrar- und Ernährungssektor zu schaffen“, so Lotze-Campen.
Umverteilung in Deutschland
Kritisch gegenüber den Vorschlägen der EU-Kommission hatte sich zuvor auch der Direktor des Leibniz-Instituts für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien, Prof. Alfons Balmann, gezeigt. Nach seiner Einschätzung droht durch Degression und Kappung der Direktzahlungen eine Umverteilung von Geldern vom ökonomisch schwachen Osten der Bundesrepublik in die wohlhabenderen südlichen Bundesländer. Zudem würden strukturelle Probleme der europäischen Landwirtschaft verfestigt anstatt gelöst.
Der Flensburger Hans Christiansen (1866-1945) ist nicht nur Namensgeber eines der beiden Ausstellungsgebäude auf dem Museumsberg Flensburg. Er war einer der bedeutendsten Künstler des Jugendstils, dessen Nachlass seit den 1950er Jahren auf dem Museumsberg bewahrt und ausgestellt wird. Durch eine glückliche Fügung fand nun auch der bislang unveröffentlichte Nachlass eines seiner wichtigsten Schüler, Robert Gercke, den Weg nach Flensburg. In der neuen Ausstellung „Jugendstil hoch zwei“ zeigt der Museumsberg Flensburg erstmals das Werk von Lehrer und Schüler gemeinsam, ergänzt um weitere Werke von Schülern und Schülerinnen Hans-Christiansens, der sich selbst nie als Lehrer sah.
Museumsleiter Michael Fuhr strahlt bei der Vorstellung der neuen Ausstellung, die er selbst für die wahrscheinlich schönste Ausstellung hält, die auf dem Museumsberg je gezeigt wurde. An seiner Seite, extra aus Aachen angereist, freut sich Irmgard Gercke, Enkelin von Robert Gercke, ebenfalls sehr, denn endlich erhält ihr Opa mit der Ausstellung die Aufmerksamkeit, die er immer verdient hatte: „Sie ist eine späte Homage an meinen Großvater, das hat mich sehr berührt.“ Gerckes Nachlass umfasst Gemälde, Zeichnungen und zahlreiche Entwürfe für Kunstgewerbe, Illustrationen und Plakate. Die Rose als Motiv zieht sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung, sowohl bei Hans Christiansen als auch bei Robert Gercke, „da war der Lehrer Vorbild“, so Fuhr. 
Die Rose als Motiv zieht sich durch die gesamte Ausstellung und durch die Werke beider Künstler. Foto: Iris Jaeger
Der neue Stil, benannt nach der Münchener Kulturzeitschrift „Jugend“, galt als mehr denn nur eine neue Stilrichtung oder Formensprache – „er war vielmehr die sichtbare Erscheinung einer grundsätzlichen ästhetischen Neuorientierung, verbunden mit der Hoffnung auf einen Neubeginn auf allen Gebieten: Technik, soziale Gerechtigkeit, Ästhetik“, schreibt Michael Fuhr in einem seiner Beiträge im aufwendig erarbeiteten Katalog zur Ausstellung. „Es sollte Schluss sein mit der Wiederholung traditioneller Formen und Motive, mit dem eklektischen Stilmischmasch der Gründerzeit.“ Der industrielle Fortschritt, die Begeisterung für moderne Technik, für eine reduzierte Formen- und Farbsprache prägten die Jugendstilkünstler. Die Künstler hatten die Idee, mit ihrer Arbeit die Welt zu verbessern. Man glaubte daran, dass eine schöne Umgebung bessere Menschen mache. „Wer sich mit schönen Dingen umgibt, wird kultivierter und der Charakter wird besser, davon war man überzeugt“, erklärt Fuhr.
Hans Christiansen gehörte zu den Darmstädter Sieben, einer Künstlerkolonie in der beginnenden Jugendstil-Epoche, die seinerzeit von Großherzog Ernst Ludwig Karl Albrecht Wilhelm von Hessen und bei Rhein auf Anregung des Kunstverlegers Alexander Koch 1899 beauftragt wurden, für eine Ausstellung als Objekte individuelleKünstlerhäuser im neuen Stil als neuzeitliche und zukunftsweisende Bau- und Wohnformen zu bauen. Dafür hatten sie ein Jahr Zeit.
Replik eines Dielenfensters aus dem „Haus in Rosen“, „Das Pfauenauge“ Foto: Iris Jaeger
Die Ausstellung unter dem Titel „Ein Dokument deutscher Kunst“ fand von Mai bis Oktober 1901 statt und verhalf dem Jugendstil in Darmstadt zu einem Aufschwung. Der Flensburger Hans Christiansen hatte, wie die anderen Jugendstilkünstler auch, Hilfe von Assistenten, denn allein war diese Aufgabe nicht zu schaffen, zumal Christiansen vom Gebäude über die Einrichtung bis hin zum Geschirr alles selbst entwarf: Möbel, Teppiche, Tapeten, Gläser, Teller, Fenster. Er war jedoch der Einzige, der das auch zugab und im Ausstellungskatalog aufschrieb. Einer seiner Assistenten war Robert Gercke, der zuvor bereits bei Christiansen in Hamburg eine Lehre zum Dekorationsmaler absolviert hatte. Die Häuser waren für Besucher der Ausstellung zugänglich, Christiansens Haus stach dabei gesondert heraus und sorgte für Furore allein schon durch die innige Farbigkeit im Innern. Das Haus wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, doch war Christiansen 1911 bereits ausgezogen und hatte vieles mitgenommen, was im Nachlass bewahrt wurde und nun gezeigt werden kann. Eine Reise durch spannende Biografien zweier Künstler und deren Familien, durch eine Zeit voller Veränderungen, eine Reise durch Farben, Formen, Ideen, Geschichten und Inspirationen. Weitere Informationen unter museumsberg.de
Christansen malte das „Haus in Rosen“ auf der Darmstädter Mathildenhöhe. Foto: Museumsberg FlensburgNachgenähtes Empfangskleid mit Rosenapplikation, dahinter ein Tapetenentwurf von Hans Christiansen Foto: Iris JaegerBlumenstillleben von Robert Gercke Foto: Iris JaegerTapetenmuster, entworfen von Hans Christiansen Foto: Iris JaegerBlumen-Illustrationen von Robert Gercke Foto: Iris JaegerAuch auf dem Essgeschirr befindet sich Rosen-Dekor. Foto: Iris JaegerEntwurf für ein Buntglasfenster von Robert Gercke Foto: Iris JaegerPorträts von Berta und Robert Gercke Foto: Iris JaegerEin von Hans Christiansen entworfener Spitzenkragen Foto: Iris JaegerNachgearbeitetes Reformkleid nach einem Entwurf von Berta oder Robert Gercke Foto: Iris JaegerSpeisezimmer, Haus in Rosen, von Hans Christiansen Foto: Iris Jaeger
Nach den vorläufigen Ergebnissen der diesjährigen Bodennutzungshaupterhebung des Statistikamts Nord wurden auf gut 652.000 ha Ackerfrüchte angebaut, darunter rund 245.700 ha Wintergetreide, dessen Anbaufläche sich im Vergleich zum Vorjahr um gut 11 % erhöht hat.
Eine Ausnahme stellte die Wintergerste dar, deren Anbaufläche mit gut 70.000 ha um mehr als 4 % gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen ist. Ein Grund hierfür waren geringe Marktpreise.
Die Zunahme an Anbauflächen für Wintergetreide ist vor allem auf bessere Aussaatbedingungen im Herbst im Vergleich zum Vorjahr zurückzuführen und geht mit einem Rückgang der Anbauflächen von Sommergetreide einher, das auf 40.300 ha angebaut wurde (−21 % gegenüber 2024). Gegenüber dem sechsjährigen Durchschnittswert konnte Sommergetreide um knapp 15 % zulegen, was unter anderem auf eine größere Anbaufläche von Hafer zurückzuführen ist (24.000 ha). Winterweizen steht in diesem Jahr auf 135.400 ha (+ 20 % gegenüber 2024)
Nach der ersten Ernteprognose, Stand Ende Juni, wird für Schleswig-Holstein eine Erntemenge für Getreide (ohne Körnermais) von knapp 2,3 Mio. t erwartet. Die Erntemenge für Getreide läge damit knapp 13 % über dem Vorjahr, jedoch knapp 5 % unter dem sechsjährigen Durchschnittswert.
Laut Prognose werden voraussichtlich rund 51 % der Erntemenge (1,2 Mio. t) auf den Winterweizen (einschließlich Dinkel) entfallen. Damit läge die Erntemenge an Winterweizen knapp 29 % über dem Vorjahresniveau. Der geschätzte Zuwachs der Erntemenge beruht neben der Ausweitung der Anbaufläche auch auf der derzeitigen höheren Ertragserwartung, die mit knapp 86 dt/ha gut 7 % über der des Vorjahres liegt. Im Vergleich zum sechsjährigen Mittel würde dies dennoch einen Rückgang des Durchschnittsertrags im Winterweizen von 3 % bedeuten.
Die Ertragsprognose für den Winterraps ist geprägt durch eine Reduzierung der Anbaufläche um 11 % auf 63.000 ha im Vergleich zum Vorjahr und eine um 13 % oberhalb des Vorjahresniveaus liegende Ertragserwartung. Beide Faktoren führen zu einer geschätzten Erntemenge von knapp 232.000 t, die etwa dem Vorjahresniveau entspräche, allerdings 15 % unter dem sechsjährigen Durchschnittswert liegen würde.
Für den Hafer wird eine Erntemenge von 144.000 t erwartet (+28 % gegenüber Vorjahr und +46 % gegenüber dem sechsjährigen Durchschnitt). Der Zuwachs gegenüber 2024 ist einerseits auf die um 20 % ausgeweitete Anbaufläche und andererseits auf die leicht gestiegene Ertragserwartung 2025 (knapp 60 dt/ha und somit ein Plus von 6 % gegenüber 2024) zurückzuführen.
In diesem Jahr wurden erstmalig in der Bodennutzungshaupterhebung auch die ökologisch landwirtschaftlich genutzten Flächen ausgewertet.
Diese Ergebnisse der Ernteprognose beruhen auf den Einschätzungen von 480 freiwillig Ernteberichterstattenden, Stand Ende Juni in Schleswig-Holstein. Zum Schätzzeitpunkt hatte die Erntephase noch nicht begonnen. Das endgültige Ernteergebnis wird quantitativ und qualitativ massiv durch den nachfolgenden Witterungsverlauf (zum Beispiel Regen, Sturm, Hagel und Trockenheit) beeinflusst, sodass die endgültigen Ergebnisse von den jetzt veröffentlichten Daten abweichen werden. Wer sich im kommenden Jahr als Ernteberichterstatter/-in an der Ermittlung der Ernteprognosen beteiligen möchten, kann sich melden unter ernte@statistik-nord.de
Drei Viertel aller Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter in der deutschen Landwirtschaft sind älter als 45 Jahre. „Nur ein Viertel ist unter 45. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen“, sagt Theresa Schmidt, Vorsitzende des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL). In vielen Familienbetrieben ist die Hofnachfolge ungeklärt. Ein Strukturwandel steht bevor – nicht nur auf den Höfen, auch in den agrarischen Verbänden.
Neben den wirtschaftlichen Herausforderungen sieht der BDL weiteren Handlungsbedarf. „Nachwuchs will gestalten und verändern. Junge Menschen bringen Ideen, Energie und Innovationskraft mit – sie wollen etwas bewegen. Doch dafür braucht es Strukturen, die Zutrauen statt Zurückhaltung signalisieren.“
Die Zukunft der Landwirtschaft entscheidet sich nicht allein auf dem Acker oder im Stall, sondern auch in den Verbänden. Hofnachfolge, betriebliche Entwicklung und politische Mitbestimmung gehören zusammen. Wer junge Menschen halten will, muss sie ernst nehmen – als Fachkräfte, als Unternehmerinnen und als Engagierte in der Grünen Branche.
Die Landjugend hat daher auf Grundlage der ersten beiden Teile der Junglandwirt/-innen-Studie ein eigenes Thesenpapier für Nachwuchs in der Landwirtschaft und Bauernverbänden entwickelt. „Who’s next? Landwirtschaft mit Zukunft“ soll Denkanstoß und Diskussionsgrundlage zugleich sein – für eine gemeinsame Strategie zur Zukunftssicherung der Landwirtschaft und ihrer Verbände.
„Um die junge Generation des Berufsstands zu fördern, braucht es echte Mitbestimmung und demokratisches Verständnis in Bauernverbänden“, zitiert die BDL-Bundesvorsitzende daraus. Denn nur wer tatsächlich mitentscheiden darf, findet Gehör. „Wir haben in einigen wenigen Fällen erlebt, dass Landjugend auf Kreis- und Landesebene übergangen wurde“, so Schmidt. Für den BDL ist klar: Symbolpolitik reicht nicht. Demokratie lebt von Beteiligung – auch auf dem Land und in den eigenen Reihen. Ein konkreter Vorschlag: Betriebshelferinnen und Betriebshelfer für ehrenamtlich engagierte Junglandwirtinnen und Junglandwirte. Ehrenamt kostet Zeit und Kraft. Gerade auf kleinen Familienbetrieben ist der Alltag eng getaktet. Wer Verantwortung übernimmt – im Betrieb und im Verband – braucht Entlastung. So bleibt Raum für Engagement, ohne dass die eigene Existenz auf dem Spiel steht.
Ein Blick zurück zeigt: Constantin Freiherr Heereman wurde mit 38 Jahren Präsident des Deutschen Bauernverbandes. Heute fehlt oft der Mut, junge Menschen an die Spitze zu lassen. Der BDL plädiert für einen früheren Einstieg als Präsident oder Präsidentin in Bauernverbänden. Wer führen will, muss die Praxis kennen und Zukunft denken.
Junge Menschen sind bereit. Der Berufswettbewerb der Deutschen Landjugend hat gezeigt, was die neue Generation leisten kann – fachlich und menschlich. Sie will gestalten, mitreden, Verantwortung übernehmen. „Wer wirklich junge Menschen in Landwirtschaft und Verbänden gewinnen will, muss bereit sein, sich auf sie einzulassen. Ansonsten bleibt es gut gemeint – aber wirkungslos. Bauern- und Landjugendverbände müssen Hand in Hand für die Zukunft der Landwirtschaft und Perspektiven des Nachwuchses Sorge tragen“, zitiert die Landjugend-Bundesvorsitzende Schmidt das BDL-Thesenpapier.