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Das Geschlecht sollte keine Rolle spielen

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Es stehen Wahlen an im Bauernverband Schleswig-Holstein – von der Orts- über die Bezirks- und Kreisebene bis zum Landesvorstand. Viele Amtsinhaber treten nicht mehr an. Deshalb werden vor allem junge Landwirtinnen und Landwirte gesucht, die bereit sind, sich im Ehrenamt des Verbandes zu engagieren. Das Bauernblatt hat die Kreisvorsitzenden nach ihren Erfahrungen befragt – und warum sich das Ehrenamt auch für einen selbt lohnt.

Karen Clausen-Franzen (60) führt in Sollerup im westlichen Kreis Schleswig-Flensburg einen Milchviehbetrieb mit 80 Kühen und weiblicher Nachzucht und fünf Galloways zur Weidepflege. 54 ha werden für Futterbau und Eigenversorgung bewirtschaftet. Clausen-Franzen ist seit 1997 im Bauernverband aktiv und war im Alter von 35 Jahren als Bezirksvorsitzende „gleich durchgestartet“, kam im selben Jahr in den Kreisvorstand. Seit zehn Jahren ist sie Kreisvorsitzende, und sie ist Mitglied im Landesvorstand.

„Ich bin von zu Hause vorgeprägt, dass man mit Politik und Verwaltung zu tun hat, die Politiker saßen bei uns auf dem Sofa“, erzählt sie. Auch Kultur wurde im Elternhaus großgeschrieben – Clausen-Franzen engagiert sich auch heute für Landeskultur und Öffentlichkeitsarbeit. Zum Beispiel organisierte sie mit dem Dorfmuseum Une­watt einen Austausch von deutschen und dänischen Auszubildenden in der Landwirtschaft mit anschließender Präsentation.

Was hat sie persönlich im Ehrenamt bereichert? „Man lernt Menschen kennen, die man sonst nicht getroffen hätte, – Kreisvorsitzende aus dem ganzen Bundesgebiet, Kollegen außerhalb Deutschlands“, sagt sie. „Man sieht zum Beispiel, wie in Berlin gearbeitet wird, und versteht dadurch Entscheidungen besser.“

Clausen-Franzen ist bisher die einzige Frau unter den Kreisvorsitzenden und im Landesvorstand des Bauernverbands Schleswig-Holstein. Sie arbeitet im Unternehmerinnenausschuss des DBV mit und setzt sich dafür ein, dass mehr Bäuerinnen im Verband vertreten sind. „Vor 15 Jahren gab es fünf Kreisvorsitzende im Bundesgebiet, in den vergangenen Jahren sind es zwischen 15 und 20 geworden, das möchte ich weiter bearbeiten.“

Kinder- und Altenbetreuung – eine klassische Frauenrolle – sollten in der Familie gemeinsam gelöst werden, wie es aber junge Leute heute auch vielfach täten. Spezielle frauenspezifische Themen in der Landwirtschaft sieht sie jedoch eher nicht. „Die Themen sind keine anderen als in männlich geprägten Runden. Es sollte einfach normal werden, dass das Geschlecht keine Rolle spielt, ob man einen Posten besetzt.“

Zum Zeitmanagement ist ihre Einstellung: „Der Betrieb darf nicht leiden, aber anderes kann auch mal liegen bleiben.“ Eine gewisse Reisefreudigkeit brauche man, und so ein Abend könne schon mal länger werden. Man müsse sich eben immer wieder entscheiden und Prioritäten setzen.

Ansonsten lautet ihr Appell an junge Männer und Frauen kurz und knapp: „Ran an den Speck!“

Der Input wiegt den Aufwand bei Weitem auf

Joachim Becker, KBV Steinburg

Joachim Becker   Foto: Ida Sieh, kbv

Joachim Becker (47) führt einen ökologisch wirtschaftenden Milchviehbetrieb mit 120 Kühen und Nachzucht und 140 ha Fläche für Getreide und Futterbau im Ortsteil Westermühlen von Ottenbüttel im Kreis Steinburg. „Das ist heute überhaupt kein Problem im Bauernverband, früher war das eher nicht so“, ist seine Erfahrung. Im landwirtschaftlich bezogenen Ehrenamt ist er seit seiner Lehrzeit tätig, etwa seit 20 Jahren. Seit fünf Jahren ist er Kreisvorsitzender im Bauernverband, er stellt sich wieder zur Wahl. Außerdem ist er Mitglied im erweiterten Landesvorstand.

„Mitgestalten und Neugier“ bringt Becker seine Motivation auf den Punkt. „Wenn man sich über etwas ärgert oder etwas kritisiert, nutzt es nichts, in einer Blockadehaltung zu verharren. Dann muss man auch in die Verantwortung gehen, und das kann man besser in einem frühen Zeitraum, wo man noch Möglichkeiten dazu hat.“

Dazu biete der Verband sehr gute Voraussetzungen, da man durch den Informationsfluss, den man dort erhalte, früher gesellschaftliche und politische Entwicklungen und Zusammenhänge erkennen könne. „Man kann Dinge besser verstehen, wenn man hinter die Kulissen guckt.“ Das bringe auch etwas für den eigenen Betrieb. Und man erhalte einen Weitblick, der dazu führt, „die eigene Blase zu verlassen, in der ich unterwegs bin“.

Becker begrüßt es, dass der Verband heute eine „Politik des Türenöffnens und Miteinanders“ betreibt und dabei eine klare Linie fährt, was für den Berufsstand wichtig ist. Als Beispiel nennt er die großen Bauprojekte in der Marsch mit schweren Eingriffen in die Böden, was Komplikationen für die landwirtschaftliche Bewirtschaftung nach sich ziehe. „Wir sind der Kreis mit dem höchsten Grünlandanteil.“

Die Sorge, dass unter dem Engagement für den Verband die Arbeit auf dem eigenen Betrieb leide, möchte er jungen Landwirten nehmen. „Der Input, den man dort erhält, ist gar nicht zu bezahlen, der wiegt den Aufwand bei Weitem auf.

„Wir müssen uns eingestehen, dass wir uns verändern müssen“

Thomas Hansen, KBV Husum-Eiderstedt

Thomas Hansen (58) hält in Viöl im südlichen Kreis Nordfriesland 70 Milchkühe mit Nachzucht und Bullenmast und bewirtschaftet gut 80 ha. Im Verband ist er seit mindestens 25 Jahren aktiv, angefangen als Ortsvertrauensmann, gleich darauf im Kreishauptausschuss. Kreisvorsitzender ist er seit etwa einem Jahr als Nachfolger von Melf Melfsen, der diesen Übergang wollte (siehe unten). Zusätzlich ist er stellvertretender Vorsteher im Wasser- und Bodenverband und Mitglied im Gesundheits- und Serviceausschuss der SVLFG. Hansen stellt sich wieder zur Wahl als Kreisvorsitzender – dann für den fusionierten Kreisbauernverband Nordfriesland. Die Fusion ist für ihn der richtige Schritt. „Es macht vieles einfacher. Wir haben ja nur eine Kreisverwaltung.“ Hansen ist auch Mitglied im Landesvorstand.

„Wenn ich ehrlich bin, bin ich damals ziemlich blauäugig eingestiegen“, sagt er. „Ich bin immer zu den Bezirksversammlungen gegangen, wurde vorgeschlagen, habe reingeschnuppert, es hat mir Spaß gemacht.“ Man habe viel Austausch mit Berufskollegen, könne Fragen stellen und bekomme einen kleinen Wissensvorsprung. Am Anfang sei das Ehrenamt noch zeitlich überschaubar, „es ist kein Zeitfresser“, sieht er es eher locker.

Thomas Hansen am Maisfeld   Foto: Tonio Keller

Verändert habe sich die Diskussionskultur im Verband. Früher sei man raubeiniger miteinerander umgegangen, nicht nur mit politischen Gegnern, sondern auch untereinander. „Wir brauchen sachliche Diskussionen, keine Verteidigungshaltung“, sagt er. „Wir müssen uns eingestehen, dass wir uns verändern müssen, wie wir es auch von anderen verlangen. Mit dem Finger auf andere zeigen, ist der falsche Weg.“

Dass man heute weniger persönlich miteinander rede, bedauert Hansen. Die Kommunikation über Soziale Medien falle zwar leichter, weil sie schneller und anonymer sei, aber „man braucht auch ein Gegenüber“. Regelmäßig gebe es deshalb im Kreisverband einen Klönschnackabend mit den Ortsvertrauensleuten, und Bezirksversammlungen werden auch auf Pellworm durchgeführt, um den Bauern dort gerecht zu werden.

Junge Leute sollten einfach mal reinschnuppern ins Ehrenamt. „Man bricht sich kein Bein dabei. Nach fünf Jahren weiß man, ob das was für einen ist.“

„Junge Leute sollen ran!“

Melf Melfsen, ehemaliger KBV-Vorsitzender Husum-Eiderstedt

Melf Melfsen (67) ist der älteste KBV-Vorsitzende dieser Serie und der einzige von ihnen, der nicht mehr im Amt ist. Doch da er erst vor einem Jahr zurücktrat, hat er die jetzige Wahlperiode entscheidend mitgeprägt. „Es war mir wichtig, dass rechtzeitig ein Nachfolger durch reguläre Wahl ins Amt kommt“, sagt er. Er war sechs Jahre Kreisvorsitzender – auch er kam unter ähnlichen Umständen während der Wahlperiode ins Amt: „Es ist guter Stil, wenn der Vorgänger den Nachfolger vorschlägt, anstatt zu sagen: ,Nun seht zu, dass ihr einen findet!‘“

Sein Betrieb als GbR liegt im Ortsteil Büttjebüll von Bordelum in Nordfriesland und umfasst 200 melkende Kühe und 200 ha Land, die Betriebsleitung hat ein Sohn. Eines seiner Hobbys ist sein schöner Garten. Aktiv im Bauernverband war Melfsen etwa 25 Jahre, ansonsten war er ehrenamtlicher Richter und im Gemeinderat.

„Mit 30 Jahren kam ich in den vlf, da war die fachliche Weiterbildung das Motiv“, erinnert er sich. „Ich stellte aber sehr bald fest, dass man sich auch politisch einbringen muss, und das geht nur über den Bauernverband.“

Viel liegt ihm daran, dass auch Naturschützer die Argumente der Bauern verstehen. „Ein Filmemacher fragte mal im Naturschutzverband nach einem Gewährsmann aus der Landwirtschaft. Sie sagten ihm dort: ,Reden Sie mit Melf Melfsen, der redet auch mit uns.‘ Das war für mich ein Zeichen, dass ich ernst genommen wurde.“ Versteht er umgekehrt auch die Argumente der Naturschützer? „Verstehen kann ich sie oft, aber teilen nicht immer.“

Melfsen blickt auf eine lange Zeit mit drastischen Veränderungen in der Landwirtschaft zurück. Die Freiheit seines Vaters, mit wenig Papier zu wirtschaften, sei nicht mehr da. Doch man solle nicht gegen die Vorschriften kämpfen, sondern sie „umdenken“, wie er es ausdrückt. Auch von massiven Protesten hält er nichts. „Sie wirken nicht. Das Mitleid der Öffentlichkeit hält nicht lange, und dann kippt es.“

Ein zeitliches Problem im Ehrenamt sieht er nicht, gerade mit digitaler Technik sei das zu händeln. „Junge Leute müssen ran. Sie denken anders als wir Alten, haben eine andere Wahrnehmung. Und nur sie halten den Berufsstand am Leben.“

Melf Melfsen pflegt seinen schönen Garten mit Wildblumen, das Tor hat er selbst gebaut.  Foto: Tonio Keller

Pferde und Reiterinnen in toller Form

Die deutschen Dressurreiterinnen haben bei der Nachwuchs-Europameisterschaft in Großbritannien zweimal Mannschaftsgold gewonnen. Sowohl das U18- als auch das U21-Team um Bundestrainer Hans-Heinrich Meyer zu Strohen sicherte sich den Sieg in der Mannschaftswertung, und das vor allem durch die starken Leistungen der Schwestern Allegra und Helena Schmitz-Morkramer, die außerdem eine weitere Goldmedaille in der Kür sowie jeweils Gold im Einzel holten.

„Das war überragend“, freute sich Hans-Heinrich Meyer zu Strohen, Bundestrainer der Junioren und Jungen Reiter. Mit einer starken Galopptour erkämpfte sich die Hamburgerin Allegra Schmitz-Morkramer mit ihrem Hannoveraner Libertad 75,758 % und damit das beste Ergebnis der Prüfung.

Das Paar hatte sich bereits beim Preis der Besten den Sieg gesichert, sich bei den Future Champions in Hagen in Topform gezeigt und diese auch bei der Europameisterschaft (EM) unter Beweis gestellt. „Die beiden sind in Topform und haben ein tolles Gesamtbild abgegeben. Vor Allegras Ritt war viel los am Viereckrand. Libertad war durch den Applaus und die Unruhe im Publikum kurz aufgeregt, aber Allegra hat unheimlich starke Nerven gezeigt und ihr Pferd toll durch die Prüfung geführt“, sagte der Bundestrainer.

Generell sei es eine Herausforderung, dass die beiden Altersklassen bei der EM ihre Prüfungen zeitgleich auf nebeneinander liegenden Vierecken absolvierten. Das bringe eben etwas mehr Unruhe mit sich, was aber alle ganz gut meisterten. Mit Allegra im Team war auch Rose Oatley, die bei ihrem ersten Championat in der Altersklasse der Junioren eine erfolgreiche Premiere feierte. Die Schülerin aus Lütjensee, Kreis Stormarn, war im vergangenen Jahr noch dreifache Pony-Europameisterin geworden. Nun saß sie im Sattel des zehnjährigen Hengstes Veneno. Die beiden erhielten hohe Noten für den Gesamteindruck und haben noch Potenzial im Schritt und Halten – 73,303 %.
Auch die U21-Mannschaft sicherte sich Mannschaftsgold. Dabei tat es Helena Schmitz-Morkramer ihrer jüngeren Schwester gleich: Mit DSP Lifestyle lieferte die Hamburgerin das beste Ergebnis der Mannschaftsaufgabe bei den Jungen Reitern ab. Das Paar gehörte bereits 2021 zum deutschen Team, das bei der U21-Europameisterschaft in Oliva Mannschaftssilber hinter den Niederlanden gewonnen hatte.

Für die Schwestern Helena und Allegra war es die erste Europameisterschaft, bei der sie gemeinsam an den Start gingen, wenn auch in unterschiedlichen Altersklassen. Und diese EM werden sie wohl in bester Erinnerung behalten, denn die beiden zeigten weiter Spitzenleistungen. Nach Mannschaftsgold bei den Junioren und Jungen Reitern sicherten sie sich auch die Goldmedaillen in der Einzelwertung ihrer jeweiligen Altersklassen.

Die 16-jährige Allegra und der zwölfjährige Libertad lieferten mit 77,030 % eine sehr überzeugende Vorstellung ab und sicherten sich damit den Sieg. Auch in ihre abschließende Kür starteten die beiden stark. Der Hannove­raner Wallach erschrak jedoch im Schulterherein, sodass hier wichtige Punkte fehlten. Mit 76,52 % wurde es Rang vier für das Paar aus Hamburg.

Die 20-jährige Helena Schmitz-­Morkramer erritt in Großbritannien ihre erste Einzelmedaille bei einem Championat, doch es sollte nicht die letzte sein. In der abschließenden Kür zeigte sie noch einmal, dass mit ihr und DSP Lifestyle gerechnet werden muss. Das Ergebnis lautete 80,419 %. Hohe Noten ernteten die beiden in den Punkten „Musik und Interpretation“ sowie „Harmonie zwischen Reiterin und Pferd“, die in der Kür sogar vierfach gewertet werden. Kleine Fehler in den Galoppwechseln kosteten noch ein paar Punkte, doch es reichte für den Sieg.
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Schwarze Früchtchen

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Säuerlich-süße, aromatische Brombeeren reifen derzeit am Waldrand und im Garten. Hier werden meist die stachellosen Kultursorten bevorzugt, die pflegeleicht an Spanndrähten oder Holzgerüsten wachsen. So mancher Gärtner schätzt jedoch die anspruchslosen, bestachelten Sorten, deren Früchte das beste Aroma aufweisen sollen. Diese individuelle Geschmacksfrage lässt sich mit dem Anbau beider Varianten leicht beantworten.

Es empfiehlt sich jedoch, mit der Neupflanzung bis zum Frühjahr zu warten, auch wenn im Gartenmarkt derzeit getopfte Sträucher angeboten werden. Frühjahrs­pflanzungen wachsen bis zum Winter gut ein. Ihre neuen Triebe sind bis dahin vollständig ausgereift, das schützt sie besser vor dem Frost. Wer jedoch nicht warten mag und noch in diesem Jahr pflanzen möchte, gibt sowohl dem Wurzelbereich als auch den Trieben etwas Winterschutz. Gut geeignet ist eine Abdeckung mit Nadelzweigen. Vor dem Kauf lohnt sich ein genauer Blick auf die Pflanze. Sie sollte mindestens drei gesunde Grundtriebe aufweisen. Auch eine Inspektion des Wurzelballens ist sinnvoll. Beim Herausziehen aus dem Topf sollte keine Erde abfallen, andererseits dürfen sich am Topfboden noch keine Drehwurzeln gebildet haben. Sie verlaufen unverzweigt um den Wurzelballen herum und weisen darauf hin, dass die Pflanze schon zu lange in diesem Topf steht.

Bei der Pflanzung kommen die Triebknospen am Wurzelhals unter die Erde und die vorhandenen Ruten werden auf 40 cm Länge gekürzt. Die Brombeere stellt deutlich geringere Ansprüche an den Boden als die Himbeere. Sie wächst auf leichtem und sogar etwas schwerem Boden, solange er eine tiefgründige, humose Beschaffenheit aufweist. Eine gute Versorgung mit Kompost und ein warmer, windgeschützter Standort sind von Vorteil. Beides begünstigt die Fruchtausreifung der späten Sorten und lässt frostempfindlichere Exemplare den Winter besser überstehen. Die Frosthärte ist zum einen sortenabhängig, andererseits müssen die neuen Triebe aber auch bis zum Winter ausreifen können. Daher dürfen ab Mitte Juli keine Nährstoffe mehr gegeben werden. Bewährt hat sich die einmalige Versorgung mit reifem Kompost oder einem Beerendünger nach Packungsanweisung im Frühjahr.

Erziehung und Schnitt der Brombeerruten erleichtern die Ernte. Foto: Karin Stern

Brombeeren pflanzt man an Zäunen oder Gerüsten mit quer gespannten, starken Drähten. Der Abstand zwischen den Spanndrähten sollte etwa 40 bis 50 cm betragen. Der erste Draht verläuft zirka 50 cm über dem Boden. Bei der sogenannten Fächererziehung sind kürzere Abstände von Vorteil, weil dann die Ruten nicht befestigt, sondern einfach durch die Drähte „gewebt“ werden. Im Laufe des Sommers bilden sich junge Triebe, an denen im nächsten Jahr die selbstfruchtbaren Blüten erscheinen. Besonders praktisch ist es, die jungen Ruten (nur die kräftigsten stehen lassen, fünf bis sieben genügen pro Pflanze) am Spalier nach links zu leiten und die bereits bei der Pflanzung vorhandenen Ruten nach rechts zu führen. Das erleichtert den notwendigen Schnitt. Dabei kürzt man die aus den Blattachseln wachsenden Seitentriebe auf zwei bis vier Knospen ein. Dies hält die Sträucher übersichtlich, verbessert die Fruchtqualität und verhindert ein heilloses Rankenwirrwarr. Die abgetragenen Ruten sind im Herbst dicht über dem Boden herauszuschneiden, sie sterben ohnehin ab. In der Reihe halten die rankenden Sorten je nach Wuchskraft einen Abstand von 2,5 bis 3,5 m. Bei straff aufrecht wachsenden Sorten genügen 0,75 m. Es ist ratsam, den Boden mit Rindenmulch zu bedecken. Ersatzweise eignet sich auch Rasenschnitt, wenn er laufend erneuert wird. Der Mulch hält die von den Brombeeren so geschätzte Feuchtigkeit im Boden.

Von der Brombeergallmücke befallene Beeren sind leider ungenießbar. Foto: Karin Stern

Probleme bereitet hin und wieder die Brombeergallmilbe. Dieser Schädling überwintert in den Blattachseln und sticht im Frühjahr die Blüten an. Befallene Früchte reifen ganz oder teilweise nicht aus, bleiben rot und sind ungenießbar. Die Bekämpfung mit einem zugelassenen Präparat auf Rapsölbasis ist fast unvermeidlich, da sich der Befall andernfalls von Jahr zu Jahr verschlimmert.

Abschließend ein Tipp für die Ernte: Schwarz gefärbte Brombeeren sind noch nicht unbedingt pflückreif. Das beste Aroma weisen Brombeeren auf, wenn sie sich beim Pflücken leicht lösen, sozusagen bei Berührung in die Hand fallen. 

BÖLW: Politik muss den Konsumenten bei Öko folgen

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Trotz Inflation, wirtschaftlicher Einbußen durch den Ukraine-Krieg und der noch immer anhaltendenden Corona-Pandemie macht der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) eine „ungebrochene Verbrauchertreue“ bei Bio aus. „Auch die Bauern, Herstellerinnen und der Lebensmittelhandel halten an Öko als wegweisende Landwirtschaft der Zukunft fest“, berichtete die BÖLW-Vorstandvorsitzende, Tina Andres, vergangene Woche bei der Eröffnungspressekonferenz der BioFach in Nürnberg.

An Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) appellierte Andres, jetzt die Weichen in Richtung Bio zu stellen. Die Kunden legten mit ihrem Konsumverhalten vor, und nun müsse die Politik mitziehen. Andres wies darauf hin, dass sich der deutsche Biomarkt in den aktuell unruhigen Zeiten sehr robust und zuverlässig zeige. In den ersten fünf Monaten 2022 hätten die Verbraucher rund 35 % mehr für Bio-Frischeprodukte ausgegeben als im gleichen Zeitraum von 2019, also vor der Corona-Pandemie. Allerdings seien die Umsätze des Lebensmittelhandels im ersten Halbjahr 2022 insgesamt rückläufig gewesen. Umso wichtiger sei es jetzt, dass die Verantwortlichen in EU, Bund und Ländern den Biosektor ebenso unterstützten wie Solar, Wind oder Wasser im Energiebereich.

Nach den Worten der BÖLW-Vorstandschefin zeigt der Blick auf 2022 und die vergangenen Jahre, dass das in der Farm-to-Fork-Strategie gesetzte 30-%-Bioziel bis 2030 erreichbar ist. Damit in Zukunft genügend Unternehmen die „Bio-Chance“ nutzen könnten, müsse die Politik die Signale entschieden auf Nachhaltigkeit stellen „Die grundsätzlich hohe Umstellungsbereitschaft auf Ökolandwirtschaft kann auch aufgrund der unklaren Rahmenbedingungen aktuell nicht ausreichend wirksam werden“, beklagte Andres. Deshalb müsse Özdemir dafür sorgen, dass bei der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) die erforderlichen Mittel eingeplant würden, um 30 % Ökolandbau zu erreichen.

„Dass die finanziellen Anreize zur Umstellung auf Bio erhöht werden, ist wichtig, um die Leistungen von Bio für Klima, Biodiversität und saubere Gewässer angemessen zu honorieren“, pflichtete BÖLW-Geschäftsführer Peter Röhrig bei. „Wichtig ist, dass die EU-Kommission gerade in dieser Zeit der multiplen Krisen an der Umsetzung der Farm-to-Fork-Strategie und den Zielen für die Pestizidreduktion im speziellen festhält“, forderte Röhrig. Mehr denn je zeigten die Klimakatastrophe, das rapide Artensterben wie auch die Folgen des Ukraine-Krieges, dass eine resiliente, umweltverträgliche und von chemisch-synthetischen Betriebsmitteln unabhängige Landwirtschaft gebraucht werde. age

Marktkommentar, Marktlage und Markttendenz KW 30

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Die Getreideernte ist in vollem Gange. Zum Teil sehr früh und regional zeitversetzt rollen die Mähdrescher durch den Norden Deutschlands. Die Gerstenernte hat für einen guten Start gesorgt, überwiegend ist von zufriedenstellenden Erträgen zu hören. Mancherorts werden dreistellige Erträge von bis zu 120 dt/ha realisiert. Die Sorge aus dem Vorjahr sitzt noch in den Knochen, doch es gibt keine Wiederholung der Hektoliterproblematik, die Mindestanforderungen werden nur selten verfehlt. Auch Weizen wird schon gedroschen, in Schleswig-­Holstein zunächst nur regional. In benachbarten Bundesländern wurde schon viel Weizen geerntet, dabei ist von heterogenen Erträgen und teilweise schwächeren Proteingehalten zu hören. Das entspricht den Erwartungen durch die vielerorts ausgebliebenen Regenfälle. Insbesondere im Rheinland gehen die hohen Erträge zulasten der Proteinwerte, im Osten fallen die Erträge eher niedrig aus während die Qualitäten passen. Auch Raps wird geerntet, selbst wenn die unteren Etagen noch nicht ganz so weit sind, treibt die Ungeduld hiesige Landwirte ins Feld. Allem Anschein nach sind die Ölgehalte zunächst ausreichend bis gut, quantitativ sind in diesem Jahr Ergebnisse über 40, teilweise über 50 dt/ha möglich.

Börsenstandorte weiter fortgeschritten

Auch in den Heimatländern der Getreidebörsen sieht es gut aus, in Frankreich und den USA. Dort, wo die Preise für den Weltmarkt gemacht werden, ist die Ernte schon weit fortgeschritten und bisher ohne negative Überraschungen verlaufen. In Frankreich geht die Ernte der Winterungen dem Ende entgegen, die Arbeiten in der Wintergerste sind abgeschlossen, Weizen ist auf der Zielgerade, die Sommerungen sind bereits in der zweiten Hälfte. Damit liegt Frankreich etwa zwei Wochen vor dem üblichen Zeitplan. Durch die hartnäckige Trockenheit wurde zunehmend mit Einbußen gerechnet, diese gibt es auch, doch die Fehlmengen zur Vorjahresernte begründen sich auch mit einer veränderten Anbaustruktur. So ist die Weizenfläche zugunsten von Gerste, vor allem aber Ölsaaten um 6 % geschrumpft. Stärkere Einbußen werden beim Mais erwartet und das ist auch in den USA so. Dort hat die überwiegend trockene Witterung genauso wie in Europa einen schnellen Fortgang der Ernte begünstigt, die Wintergetreideernte ist auf der Zielgeraden.

Preisdruck

Wichtige Getreideanbauregionen sind europa- und weltweit von Trockenheit und Dürre beeinträchtigt, doch ein Super-GAU ist ausgeblieben. Die guten Ergebnisse der neuen Ernte sind erfreulich und genau das, was der Weltmarkt braucht. Gleichzeitig reicht die Aussicht auf eine „nicht noch knappere“ Versorgung anscheinend aus, um viel Hitze aus den Terminkursen zu nehmen. Der globale Markt ist weiterhin nicht üppig versorgt, die globale Nachfrage könnte im Jahresverlauf gerade so gedeckt werden, dennoch poltern die Terminkurse abwärts. Knappheit am Markt ist ein diskutables Argument, das sich schwer in Relation setzen lässt. Bei den schwankenden Kursen geht es nicht zuletzt um die Konkurrenzfähigkeit der Exporteure. Dabei spielt besonders die Exportfähigkeit der Ukraine eine Rolle und somit das jüngst unter Vermittlung ausgehandelte Abkommen von Russland und der Ukraine. Lässt sich diese wiederherstellen, so wird die Nachfrage nach europäischem Getreide sinken. Dies sorgte schon für fallende Kurse in der Vorwoche. Nach dem russischen Angriff auf Odessa erhöht sich die Wahrscheinlichkeit einer verzögerten Umsetzung des Exportdeals und deshalb stiegen am Montagmorgen die Notierungen. Fundamentale Gründe für einen weiteren Rückgang des Preisniveaus gibt es wenige, die Importeure haben großen Bedarf. So kauften nordafrikanische Länder, aber auch China in der vorigen Woche beträchtliche Mengen an Getreide ein, unter anderem in Deutschland und Frankreich. Die Chancen, dass es wieder zu einem flotten Abverkauf der neuen Ernte kommt, sind groß. In den letzten zwei Jahren konnte man lernen, dass daraus eine Angebotslücke in der zweiten Hälfte der Vermarktungssaison folgt.

Marktlage für die Woche vom 25. bis 31.7.2022

Getreide: Aus vielen Regionen kommen Meldungen über gute Getreideerträge. Die Kurse sind weiter gefallen.

Raps: Auch die Ergebnisse der Rapsernte überraschen vielerorts positiv. Mit schwachen Roh- und Sojaölkursen geben die Rapskurse nach.

Futtermittel: Die US-Sojakurse haben in der Vorwoche deutlich an Wert verloren. Im Westen der USA gab es Regenfälle.

Kartoffeln: Frühware wird entsprechend der Nachfrage geerntet. Diese ist ferienbedingt nicht sehr hoch. Die Kurse geben nach.

Schlachtrinder: Das Angebot bleibt knapp. Selbst der aktuell geringe Bedarf kann nur knapp bedient werden.

Schlachtschweine/-sauen: Die Erzeuger haben den Vereinigungspreis in der Vorwoche unverändert gelassen. Die Schlachter antworten mit Hauspreisen.

Ferkel: Die reduzierten Sauenbestände verringern auch das Ferkelangebot. Die offiziellen Kurse blieben unverändert.

Milch: Die Anlieferungsmengen sind wieder auf das Vorjahresniveau gestiegen. Saisonbedingt sind Frischeprodukte gefragt.

Schlachtlämmer/-schafe: Bei einem begrenzten Angebot und einer belebten Nachfrage ziehen die Kurse erneut an.

Markttendenz für die Woche vom 1. bis 7.8.2022

Getreide: Trotz vieler Unsicherheiten sorgt die Möglichkeit eines Getreidedeals mit der Ukraine für Druck auf die Notierungen.

Raps: Auch die Rapskurse tendieren vorerst schwach, da mehr Ölsaaten aus der Schwarzmeerregion kommen können.

Futtermittel: Seit Erntebeginn tendieren die Mischfutterkurse schwächer. Weitere Preisabschläge sind möglich.

Kartoffeln: Vielerorts fehlt Regen. Die Ertragsprognosen der Haupternte werden laufend reduziert.

Schlachtrinder: Trotz der Klagen der Schlachter können sich reduzierte Kurse nicht durchsetzen.

Schlachtschweine/-sauen: Das rückläufige Angebot passt sich der ruhigen Nachfrage an. Stabile Kurse sind weiterhin möglich.

Ferkel: Am Spotmarkt bleibt die Nachfrage ruhig. Vereinzelt werden Preisabschläge im Ferkelabsatz gewährt.

Milch: Die hohen Preise für Milchprodukte haben die Nachfrage verringert. Die Kurse bleiben jedoch vorerst stabil.

Schlachtlämmer/-schafe: Lammfleisch ist auch als Grillartikel gefragt. Die Nachfrage übersteigt die Erwartungen.

Verschiebungen im Ölsaatenanbau

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Die diesjährige weltweite Ernte an Sonnenblumen wird deutlich kleiner als 2021/22 ausfallen. Dafür zeichnet sich für Raps ein kräftiger Zuwachs ab. Der Internationale Getreiderat (IGC) veranschlagt die globale Rapsproduktion auf 77,4 Mio. t. Im Juni waren 600.000 t mehr erwartet worden, aber dennoch würde mit der aktuellen Prognose ein neuer Rekord aufgestellt und das Vorjahresvolumen um 5,8 Mio. t oder 8,1 % übertroffen.

Ausschlaggebend für den globalen Rapsanstieg ist nach Einschätzung des IGC die voraussichtlich deutliche Erholung der Canolaerträge in Kanada. Allerdings dürfte der Canolanabau in Kanada mit schätzungsweise 8,7 Mio. ha das Vorjahresareal um 4 % verfehlen. Diese Daten sind aber nach Ansicht des Getreiderates mit großer Unsicherheit behaftet, da sie nur den Vierwochenzeitraum bis Mitte Juni abdecken. Vor allem in der Provinz Manitoba sei die Aussaat durch starke Regenfälle und Überschwemmungen behindert worden. Vor diesem Hintergrund beließ der IGC seine Produktionsprognose für das nordamerikanische Land bei 18 Mio. t Rapssaat; das wären 5,4 Mio. t oder 42,9 % mehr als im Vorjahr.

Deutsche Rapsernte
kleiner geschätzt

Mit Blick auf die diesjährige Raps­ernte in der Europäischen Union mehrten sich nach Angaben des IGC zuletzt Bedenken, dass die anhaltend heiße und trockene Witterung der vergangenen Wochen Ertragseinbußen in einigen Anbaugebieten verursachen könnte. Der Getreiderat korrigierte deshalb seine Prognose für die EU-Rapsernte um 200.000 t auf jetzt 17,8 Mio. t nach unten; dennoch würde damit das Vorjahresergebnis um 800.000 t oder 4,7 % übertroffen. Im Einzelnen wird für Deutschland – dies ist der größte Produzent unter den Mitgliedstaaten – im Vorjahresvergleich ein Zuwachs um 300.000 t oder 9,7 % auf 3,8 Mio. t Rapssaat erwartet. Im Juni hatten die Fachleute aber noch mit 100.000  t mehr gerechnet. Für Frankreich, den zweitwichtigsten ­Erzeuger, wurde die Ernteprognose bei 3,6 Mio. t Raps belassen; das wären 400.000 t oder 11 % mehr als im Vorjahr. Dagegen passten die Londoner Fachleute ihre Voraussage für das Rapsaufkommen in Polen – die Nummer drei auf der EU-Erzeugerrangliste – um 100.000 t auf 2,9 Mio. t nach unten an. Im vergangenen Jahr ernteten die Landwirte dort noch 3,2 Mio. t.

Die Farmer in den USA haben den Rapsanbau im Vorjahresvergleich um 9 % auf kaum 800.000 ha eingeschränkt. Dennoch sei dort mit einer Ernte von 1,6 Mio. t Rapssaat zu rechnen; gegenüber dem Vorjahr wären das 400.000 t oder 31,4 % mehr. Das Rapsaufkommen liegt im langjährigen Durchschnitt bei 1,5 Mio. t. Die australische Ernte wird auf 5,6 Mio. t veranschlagt. Dies wären zwar 900.000 t weniger als das Vorjahresaufkommen, aber immer noch gut 40 % mehr als der langjährige Durchschnitt.

Bessere Ernteaussichten für Sonnenblumen

Die globale Ernte an Sonnenblumensaat wird etwas größer ausfallen als bislang angenommen. Der IGC beziffert die Ernte auf 51 Mio. t. Trotz dieser nun optimistischeren Vorhersage würde damit der im Vorjahr erzielte Rekord von 56,7 Mio.t aber um 5,7 Mio. t oder 10,1 % verfehlt und der Dreijahresdurchschnitt um 2,4 Mio. t oder 4,5 %.

Die kriegsbedingt erheblich geringere Ernte in der Ukraine dürfte nur teilweise durch Zuwächse in anderen Ländern ausgeglichen werden. Die IGC-Analysten gehen davon aus, dass die Ukraine in diesem Jahr nur 9,5 Mio. t an Sonnenblumensaat ernten wird; einen Monat zuvor waren noch 10 Mio. t erwartet worden. Im vergangenen Jahr lag die Ernte bei 16,4 Mio. t. Die diesjährige Erzeugung von Sonnenblumensaat in Russland wird weiter bei 14,9 Mio. t gesehen.

Anbauausweitung in der EU und Argentinien

Der IGC korrigierte die EU-Sonnenblumenernte 2022/23 um 200.000 t auf eine Spitzenmenge von 11,1 Mio. t Sonnenblumensaat nach oben; das wären 7,8 % mehr als im Vorjahr. Die Anbaufläche wurde um 7 % auf einen Rekord von 4,7 Mio. ha ausgedehnt. Vor allem die Landwirte in den wichtigen Erzeugerländern Rumänien, Ungarn, Frankreich und Spanien hätten die Flächen vergrößert. Für Argentinien rechnet der Getreiderat für 2022/23 ebenfalls mit der größten Sonnenblumenfläche aller Zeiten. Damit dürften die Landwirte auf die hohen Preise für Verarbeitungsprodukte wie Sonnenblumenöl als Folge der deutlich rückläufigen Verfügbarkeit von Schwarzmeerprodukten für den Export reagieren. Der IGC prognostiziert für das südamerikanische Land eine Ernte von 4,5 Mio. t Sonnenblumensaat; im Juni waren noch 400.000 t weniger erwartet worden. Die Vorjahresmenge würde damit um 500.000 t oder 12,5 % übertroffen.

Kräftige Flächenausweitung in den USA

Der IGC hebt hervor, dass Argentinien zwar ein weniger bedeutender Exporteur von Sonnenblumenkernen sei, denn der größte Teil werde vielmehr in verarbeiteter Form im Ausland vermarktet. Die Gesamtlieferungen von argentinischem Sonnenblumenöl und -mehl hätten 2020/21 bei mehr als 1,5 Mio. t gelegen. Auch mit Blick auf das diesjährige Sonnenblumenaufkommen in den USA zeigte sich der IGC noch optimistischer als im Juni und korrigierte seine bisherige Prognose um 200.000 t auf 1,3 Mio. t nach oben. Im Vorjahr waren dort lediglich 900.000 t Sonnenblumensaat gedroschen worden. Als Begründung für die positive Entwicklung verweist der IGC auf aktuelle Daten des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA), denen zufolge die Farmer die Anbaufläche um fast 30 % ausgeweitet haben. 

„Das Gute wird siegen“

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Nach zweijähriger Corona-Pause tobt in der Freilichtarena am Kalkberg in Bad Segeberg wieder der Wilde Westen. Sascha Hehn ist „Der Ölprinz“ bei den Karl-May-Spielen 2022. Claudia Pless hat mit ihm gesprochen.

In der „Schwarzwaldklinik“ und auf dem „Traumschiff“ war er der der strahlende Sonnyboy, mit dem am Ende alles gut wird. Jetzt gibt Sascha Hehn bei den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg den Bösewicht – einen Schurken, der Teuflisches im Schilde führt. Mit grauem Bart, tiefer Stimme und finsterer Miene spielt er die Titelrolle des skrupellosen Ölprinzen im gleichnamigen Stück. Im Interview spricht der 67-jährige Schauspieler über seine Liebe zu Karl-May, sein früheres „Lotterleben“ und über Selbstironie. Außerdem verrät er, wovor er am Kalkberg am meisten Respekt hat.

Herr Hehn, Sie sollten schon vor zwei Jahren bei den Karl-May-Spielen die Titelrolle des Stücks „Der Ölprinz“ spielen. Doch dann kam Corona. Wie haben Sie die lange Zwangspause überbrückt?

Sascha Hehn: Ich lebe auf dem Land, da haben wir wenig von Corona mitbekommen. An unserer Lebensweise hatte sich fast nichts geändert. Ansonsten war ich jedes Jahr bereit dafür, loszulegen. Nun ist es endlich so weit, diese wunderbare Herausforderung anzunehmen.

Wie kam es überhaupt zu Ihrem Engagement?

Am Kalkberg hatte man schon viele Jahre probiert, mich zu engagieren, leider hatte es aus zeitlichen Gründen nie gepasst. Umso mehr freue ich mich, dass es nun endlich geklappt hat. Denn jetzt bin ich Rentner, und Rentner haben Zeit.

Kannten Sie die beeindruckende Kalkbergarena schon vorher?

Nur aus Youtube . . . eine gewaltige Arena. Wenn sie ausverkauft ist, wird das eine ganz besondere Erfahrung für mich sein. Momentan ist es also noch ein Sprung ins kalte Wasser.

Wie schnell haben Sie nach dem „Sprung ins kalte Wasser“ das Schwimmen gelernt?

Ich musste mich schon erst wieder daran gewöhnen, aus meinem Lotterleben herauszukommen (grinst). Aber es tut gut, es hält mich fit.

Sie spielen den Edelschurken Grinley, genannt der Ölprinz. Wie würden Sie diesen dunklen Charakter beschreiben?

Grinley ist ein skrupelloser Verbrecher, ein geldgieriger Betrüger und Mörder in Gestalt eines eleganten Geschäftsmanns mit tödlichem Charme. Keine leichte Rolle, aber solche Herausforderungen sind die Würze unseres Berufs.

In der satirischen ZDF-Sitcom „Lerchenberg“ haben Sie mit einer großen Portion Selbstironie überzeugt. Haben Sie Ihre Rolle als Ölprinz ähnlich ironisch angelegt?

Sascha Hehn als Edelschurke Grinley, der Ölprinz

Es gibt kein Augenzwinkern und keinen Humor. Grinley ist ein Teufel. Für ihn ist Öl dicker als Blut. Selbst für den eigenen Bruder hat dieser Mann auch nur Verachtung übrig. Er weiß, was er will, und wie er es um jeden Preis bekommt. Grinley weiß auch, was er nicht will, und sagt zum Beispiel: „Mich kriegen keine zehn Pferde auf ein Schiff.“

Was wird in der Kalkbergarena für Sie als Schauspieler die größte Herausforderung sein?

Dass Mensch und Tier alles heil überstehen und die Zuschauer ein tolles Spektakel genießen können. Bei den Proben jedenfalls ist schon ´ne Menge passiert, aber dafür sind ja Proben da. Für mich persönlich wird die größte Herausforderung sein, nicht vom Pferd zu fallen.

Konnten Sie vorher schon reiten, oder haben Sie für Ihre Rolle erst das Reiten lernen müssen?

Ich habe es reaktiviert, nach 20 Jahren Pause. Aber Reiten ist wie Skifahren, das verlernt man nicht. Ich bin froh, dieses wunderbare Pferd bekommen zu haben. Dieser Hengst – ein Schimmel – ist eine Klasse für sich, und er hat viel Geduld mit mir. Er ist ein echter Star. Ein größerer als ich. Uns beide verbindet eine Mischung aus Selbstbewusstsein und Respekt.

Was ist der größte Unterschied zwischen Film- und Bühnenarbeit?

Vor der Kamera kann ich alles so oft wiederholen, bis es perfekt ist. Im Theater oder in unserer Arena kann ich mich erst in der nächsten Vorstellung verbessern. Dazu mit Tieren zu arbeiten, ist dann noch einmal eine extra Herausforderung. Auf der Bühne gehst du raus und fängst an zu spielen. Am Kalkberg denkst du in erster Linie ans Pferd. Zum Glück hab ich hier großartige Kollegen, die mir Greenhorn zu Seite stehen.

Haben Sie als „alter Schauspielhase“ eigentlich immer noch Lampenfieber?

Ohne Lampenfieber würde ich mich auf keine Bühne trauen.

Sind Sie als Kind mit den Abenteuern von Karl May groß geworden?

Ich war schon immer ein großer Karl-May-Fan, hab die Abenteuer geliebt und die Karl-May-Bücher sogar als Klassiker gelesen. Und wenn wir als Kinder gespielt haben, war ich fast immer ein Indianer, nur ganz selten der Cowboy.

Welche Botschaft von Karl May passt besonders gut in unsere heutige Zeit?

Das Gute wird siegen, der Kampf gegen das Böse wird gewonnen. Mit Humor und vielen aktuellen Hintergründen. Winnetou ist einfach sehr weise und ein echtes Vorbild für unsere Gesellschaft. Natürlich bleibt es ein Märchen. Aber ich hoffe, die Zuschauer lassen sich inspirieren.

Die Karl-May-Spiele verbinden Generationen. Warum sind diese eigentlich „altmodischen“ Geschichten vom Wunsch nach einer „heilen Welt“ so zeitlos?

Weil das unser Leben bestimmt, wir sehnen uns jeden Tag danach. Leider leben wir in einem System, das vor Jahrtausenden geprägt worden ist und sich kaum verändert hat. Reicher, höher, weiter . . . In tausend Jahren werden die vielleicht Überlebenden sich fragen, warum man nicht schon viel früher damit angefangen hat, das zu ändern, diesen wunderbaren Planeten besser zu verwalten.

Im diesjährigen Stück geht es um kriegerische Handlungen und sehr viel Öl. Hatten Sie beim Lesen des Scripts das Gefühl, dass die fiktive Story vom echten Leben eingeholt wurde?

Ab und zu. Jedenfalls sollte man die Dinge viel öfters beim Namen nennen, auch wenn es für manche schwer zu ertragen ist.

786 Kilometer in vier Tagen für den guten Zweck

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Unter dem Motto „Gemeinsam sind wir stärker“ läuft seit Juni in ganz Schleswig-Holstein die Jahresaktion „Landjugend wettet“. Auch der Kreislandjugendverband Schleswig-Flensburg (KVL SL-FL) war mit von der Partie. Nach langer Überlegung und vielen tollen Ideen einigte man sich im Vorstand schließlich auf einen Spendentriathlon.

Das Geniale an dieser Wette war, dass alle Landjugendmitglieder im Kreis teilnehmen konnten, egal ob mit einer Runde Joggen, ein paar Bahnen im Schwimmbad oder einer Sonntagsfahrradtour. Jeder Kilometer konnte eingereicht werden und ein kleines Stück zum gemeinsamen Ziel beitragen. Das lautete Anfang Juli: 500 km in vier Tagen.

Im viertägigen Aktionszeitraum bot der Kreislandjugendverband Schleswig-Flensburg Anfang Juli einen Treffpunkt im Freibad Satrup an. Hier konnten die Teilnehmer ihre Bahnen für den guten Zweck ziehen, aber auch zum Laufen oder Radfahren starten. Foto: Laura Stolley

Als Wettpartner konnte der Kreisverband der Landjugend zwei Banken gewinnen: die Nord-Ostsee Sparkasse und auch die VR Bank Nord. Beide Geldinstitute erklärten sich bereit, für jeden zurückgelegten Kilometer Geld zu spenden. Das Kilometergeld sollte auf jeden Fall im Kreisgebiet bleiben, waren sich die Mitglieder des KLV-Vorstandes schnell einig. So gehen die Spenden an das Katharinen-Hospiz in Flensburg, damit dort Kinder und Jugendliche mit ihren Familien auf dem schwersten Weg des Lebens begleitet werden können. Zum anderen wird der Kreisjugendring unterstützt, damit dieser weiterhin erlebnisreiche Kinder- und Jugendfreizeiten anbieten kann.

Die mit Abstand aktivste Gruppe waren die Jübek-Friedrichsauer, die sich auf eine gemeinsame Fahrradtour nach Schleswig begaben. Dafür wurden rund 310 km gutgeschrieben. Die Einzelperson mit den meisten Kilometern war Lucas Möller aus der Landjugend Lütt Bembek. Er machte sich mit dem Fahrrad von Wohlde nach Schleswig auf den Weg zur Arbeit und fuhr abends die gleiche Strecke zurück. Das ergab ein Spitzenergebnis von 51 km.

Uta Henningsen sammelte in Slowenien Fahrradkilometer. Foto: privat

Es wurden allerdings nicht nur Kilometer im Kreis Schleswig-Flensburg gesammelt, sondern auch Strecken aus Kassel, Slowenien und Mallorca eingereicht.

Letztendlich konnten sage und schreibe 786,56 km erlaufen, erschwommen und mit Fahrrad zurückgelegt werden. Der Kreisvorstand ist verdammt stolz auf diese Superleistung der Teilnehmer. Diese hätten gezeigt, dass das Motto der Wettaktion absolut zur Landjugend passe, denn auf dem Rad, beim Joggen und Schwimmen waren die Lajus aus Schleswig-Flensburg stark.

Flashmob vor dem Möbelhaus

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Miteinander tanzen wollten die linedancebegeisterten LandFrauen aus dem Kreisverband Segeberg anlässlich des Jubiläumsjahres der LandFrauen in Schleswig-Holstein. Unter dem Motto „Miteinander. Füreinander. Für Schleswig-Holstein“ bieten LandFrauen im ganzen Land Aktionen an. Eine ganz besondere Idee hatte Gabi Döring, ehemalige Beisitzerin im Segeberger Kreisvorstand. Auf ihre Initiative hin wurde Anfang Juli zum Linedance-Flashmob auf dem Parkplatz eines Möbelhauses in Kaltenkirchen aufgerufen.

Die Idee fand großen Anklang und verbreitete sich schnell über verschiedene Soziale Netzwerke. „50 von überallher sind gekommen. Einfach toll! Damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet“, sagte Gabi Döring erfreut. Die 54-Jährige selbst ist in der Line OV Nahe und Umgebung aktiv, die bereits im September 2011 gegründet wurde. Zum Event in Kaltenkirchen kamen neben vielen spontanen Tänzern auch sechs verschiedene Gruppen sowie einzelne Tänzerinnen und Tänzer, auch aus anderen Kreisverbänden. Rüdiger Horeis, Trainer der „Wild Boots“, hatte die passende Musik zusammengestellt und für die erforderliche Technik gesorgt. So wurde zwei Stunden bei toller Stimmung in Reihen und Linien vor- und nebeneinander, meistens zu festen Schrittfolgen getanzt. Auch die Passanten waren begeistert, applaudierten und reihten sich immer wieder ein, um spontan mit zu tanzen – Flash­mob eben!

Das Möbelhaus hatte übrigens ebenfalls spontan positiv auf die Anfrage der LandFrauen zu dieser Veranstaltung reagiert und die Organisatorin in allen Fragen hilfsbereit unterstützt.

Wer diesen Formationstanz einmal ausprobieren oder nur zuschauen möchte, ist am Sonnabend, 3. September, in Schlamersdorf in der Gemeinde Seedorf richtig. Die Linedance-Gruppe des örtlichen LandFrauenvereins präsentiert sich um 14 Uhr auf dem Parkplatz der „Möbelkiste“.

Die Initiatorinnen des Flashmobs (v. li.): LandFrau Gabi Döring und aus dem Kreisvorstand Barbara Müller, Inge Wiedekamp, Britta Hamdorf und ­Petra Fahje

Der wichtigste Beruf der Welt

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Das ist keine Frage für die 378 Berufsabsolventinnen und -absolventen sowie 250 Fachschulabsolventinnen und -absolventen, die in den vorigen Wochen ihre Abschlussurkunden und Zeugnisse erhalten haben: Als Landwirtinnen und Landwirte werden sie nicht nur unsere Nahrungsmittel produzieren, sondern aktiv Klima- und Umweltschutz betreiben und durch ihre Arbeit auch einen lebenswerten, attraktiven ländlichen Raum mitprägen und einen essenziellen Beitrag für die Gesellschaft leisten.

Die Freisprechungen konnten nach zwei Corona-Jahren endlich wieder im gewohnten Rahmen stattfinden und gefeiert werden. Zwölf Freisprechungsfeiern der Landwirtschaftskammer und vier Zeugnisübergaben der Fachschulen waren für die Absolventinnen und Absolventen in den vergangenen Wochen der feierliche Höhepunkt ihrer Ausbildung (siehe Sonderteil Freisprechungen ab Seite 35). Das ist auch jedes Mal ein Höhepunkt für die Ausbilderinnen und Ausbilder, die ihre Kenntnisse und Erfahrungen mit Herzblut weitergeben an ihre Auszubildenden. Die Aussichten auf viel Arbeit sind gut. Qualifizierte Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind gefragt in der Landwirtschaft und den vor- und nachgelagerten Bereichen.

Die Bedingungen, unter denen die Landwirtschaft produziert, haben sich im Laufe der Jahrzehnte immer wieder verändert. Allein während der vergangenen drei Jahre, seitdem der jetzige Abschlussjahrgang die Ausbildung begann, wurde den Absolventinnen und Absolventen der Wandel vor Augen geführt. Das zeigten die Novelle der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung für die Schweinehaltung, die Verabschiedung der Düngeverordnung und der Abschluss der Verhandlungen zur Gemeinsamen Agrarpolitik, um nur einige Beispiele zu nennen. Der Angriffskrieg auf die Ukraine zeigt zudem, wie fragil die Versorgung mit Lebensmitteln und Betriebsmitteln plötzlich werden kann und wie volatil die Preise reagieren – für die Landwirtschaft und gleichermaßen für die Verbraucher.

Die heutigen Absolventinnen und Absolventen werden die Gestalter der zukünftigen Landwirtschaft und der angegliederten Bereiche sein. Sie werden stark unter Beobachtung stehen. Denn der Wirtschaftssektor Landwirtschaft hat große gesellschaftliche Relevanz, da er die elementare Aufgabe der Ernährungssicherung übernimmt und die Lebensgrundlage der Menschen sichert. Von daher tragen die Landwirtinnen und Landwirte gesellschaftliche und ökologische Verantwortung. Und die Gesellschaft verlangt für ihr Geld mehr als volle Regale und erschwingliche Lebensmittelpreise. Die Antwort darauf ist eine gute Ausbildung.