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Die Prachtkerze bezaubert mit lockeren Blütentrauben an elegant überhängenden Trieben. Der unermüdliche Dauerblüher macht sich gut im sonnigen Beet, ist aber auch ein wunderbarer Akzent im Balkonkasten oder Topf. Dafür eignen sich vor allem die niedrigen Varianten. Neue Sorten erweitern die Gestaltungsmöglichkeiten.
Die Prachtkerze (Gaura lindheimeri), manchmal aufgrund ihrer nordamerikanischen Herkunft auch Präriekerze genannt, ist eine sommerblühende Staude. Ähnlich wie bei der Taglilie öffnet sich jede Einzelblüte nur für einen Tag. Da sich jedoch ständig neue Blüten bilden, kann die Blütezeit im besten Fall von Juli bis in den Oktober hinein andauern. Die eher kurzlebige Staude wächst aufrecht in Horsten. Die gebogenen Blütenstiele können je nach Sorte eine Länge von 50 bis 150 cm erreichen. Die Blütenrispen sind besetzt mit kleinen, weißen oder rosafarbenen Blüten, die sich von unten nach oben öffnen. Wichtig ist ein sonniger Standort mit durchlässigem, trockenem und nicht zu nährstoffreichem Boden. An solchen Stellen erhält sich die Prachtkerze über Selbstaussaat. Auf Winternässe reagiert sie empfindlich. Tipp: Etwas schwereren Boden mit Kies oder Sand durchlässiger machen, das verbessert die Frosthärte. Optimal sind zudem etwas windgeschützte Standorte, damit die zarten Blütenstängel nicht umknicken.
,Compact Pink' ist mit 50 cm Höhe sehr standfest. Foto: Karin Stern
Bei einer Neupflanzung rechnet man etwa sechs Pflanzen pro Quadratmeter. Containerpflanzen können zwar die ganze Gartensaison hindurch in den Boden kommen, dennoch empfiehlt sich für die Prachtkerze das Frühjahr als optimaler Pflanztermin. Bis zum Winter wurzelt die Staude gut ein. Bei Kahlfrost sollten die Pflanzen abgedeckt werden. Im Frühjahr, vor dem Neuaustrieb, schneidet man die alten Pflanzenteile komplett zurück. Die Teilung zur Verjüngung ist weder möglich noch, wegen der zuverlässigen Selbstaussaat, nötig.
Der Dauerblüher lässt sich im Garten vielseitig einsetzen. Mit dem filigranen Wuchs bringt die Prachtkerze große Leichtigkeit in jede Pflanzung. Als weitere positive Eigenschaft kommt die lange Blütezeit hinzu. Hübsch wirkt der Blütenflor im Kiesbeet, der sonnigen Rabatte und naturhaften Pflanzungen mit Präriecharakter. Hier sieht die Prachtkerze in der Fläche eingesetzt mit standorttypischen Nachbarn ganz apart aus. Die Liste der passenden Begleiter im Beet ist lang. Damit ergeben sich viele wunderbare Kombinationen. Hübsch wirken die Blaue Sommeraster (Aster amellus) und der Gelbe Sonnenhut (Rudbeckia) in unmittelbarer Nachbarschaft der Prachtkerze. Auch der hochwüchsige Steppensalbei ‚Amethyst‘ (Salvia nemorosa) oder die an langen Stängeln schwebenden, weinroten bis violetten Blüten der Witwenblume (Knautia macedonia) machen in der Nachbarschaft eine gute Figur. Storchschnabel ‚Rozanne‘ (Geranium wallichianum) blüht ebenso unermüdlich wie die Prachtkerze und empfiehlt sich damit als perfekter Begleiter. Die Dunkle Blaunessel ‚Black Adder‘ (Agastache-rugosa-Hybride), das Patagonische Eisenkraut (Verbena bonariensis) und der Oktobersonnenhut (Rudbeckia triloba) dürfen als Pflanzpartner neben dem Federgras (Stipa) nicht unerwähnt bleiben.
Reinweiß blühende Sorten versprühen einen besonderen Charme. Foto: Karin Stern
Im Handel findet sich mittlerweile eine breite Sortenauswahl neben der reinen Art. Die Unterschiede liegen vor allem in der Blütenfarbe und der Wuchshöhe. Als Faustregel gilt, dass die weiß blühenden Sorten etwas frostfester sind als die rosa blühenden Varianten. Für den Topf empfehlen sich vor allem die niedrigeren Sorten wie ‚Sunset Dreams‘, ‚Lillipop Pink‘ oder die reinweiß blühende ‚Snowbird‘. Als Partner sind hier die weiß oder hellblau blühende Schneeflockenblume (Sutera cordata) und niedrige Schmuckkörbchen (Cosmea) zu empfehlen.
Es stehen Wahlen an im Bauernverband Schleswig-Holstein – von der Orts- über die Bezirks- und Kreisebene bis zum Landesvorstand. Viele Amtsinhaber treten nicht mehr an. Deshalb werden vor allem junge Landwirtinnen und Landwirte gesucht, die bereit sind, sich im Ehrenamt des Verbandes zu engagieren. Das Bauernblatt hat die Kreisvorsitzenden nach ihren Erfahrungen befragt – und warum sich das Ehrenamt auch für einen selbt lohnt.
Klaus-Peter Lucht (61) hält in Mörel im südlichen Kreis Rendsburg-Eckernförde in einer Familien-GbR 200 Kühe mit weiblicher Nachzucht. Bewirtschaftet werden 65 ha Grünland. Ortsvertrauensmann im Verband wurde er schon 1985 nach der Lehre. Seit 15 Jahren ist er Kreisvorsitzender und tritt auch gerne wieder an. Er ist Vizepräsident im Landesverband und kandidiert bei der Wahl des Präsidenten. 20 Jahre lang war er Bürgermeister von Mörel, das gab er ab, sitzt aber noch im Gemeinderat. „Die kommunalpolitische Arbeit hat mich geprägt, ich weiß, wie Verwaltung funktioniert“, sagt er.
Eine Initialzündung für sein Engagement sei für ihn damals die BSE-Krise gewesen. „Das Keulen der Tiere ohne wissenschaftliche Erkenntnisse hat mich auf die Palme gebracht.“ Seine Schlussfolgerung: „Ich kann zwar demonstrieren, aber nur was verändern, wenn ich auf Verbandsebene aktiv werde.“ Und da habe er immer wieder etwas erreichen können, etwa dass die Baugenehmigungen für Folientunnel nicht verschärft wurden oder bei der Abschaffung der Milchquote. Durch den Verband sei er gut vernetzt in alle politischen Parteien und Amtsverwaltungen. „Ich brenne für die politische Arbeit“, sagt er. Die Wertschätzung, die er von Menschen erfahre, für die er etwas tue, sei für ihn der größte Lohn. „Das spornt mich an!“
Die Leute müssten aber auch wissen, was der Bauernverband tut. Transparenz sei da immens wichtig. Bei den Versammlungen der zehn Bezirke im Kreis sei er immer dabei. Das sei nur möglich, weil sein Sohn zu Hause die Betriebsleitung hat. „Ich melke morgens und mache die Dokumentation.“ Man brauche für das Amt den Rückhalt der Familie, das könne man nicht nebenbei machen.
Der Kreis Rendsburg-Eckernförde ist der größte im Land und zentral gelegen, „dadurch haben wir in der Landwirtschaft alles“. Das zusammenzubinden, verlange Teamplay. Die digitalen Medien machen das zwar leichter, es werden aber auch schnellere Entscheidungen erwartet. Manchmal sei nicht die Zeit, Themen ordentlich abzuarbeiten. Auch die Politik werde dadurch getrieben. „Es muss wieder sachlicher werden, das ist die größte Herausforderung.“
Was braucht man als junger Mensch im Ehrenamt des Verbandes? „Ein gesundes Selbstvertrauen. Lust auf Politik, Lust auf Menschen und Auseinandersetzung. Wir sind eine offene Gesellschaft. Ich gehe auch dahin, wo die Leute anders denken“, sagt Lucht.
„Den Nerv der Zuhörer treffen, das setzt Energie frei“
Jens-Walter Bohnenkamp, KBV Segeberg
Jens-Walter Bohnenkamp (64) hält am südwestlichen Stadtrand von Norderstedt im Kreis Segeberg 80 Sauen im geschlossenen System mit Mast der eigenen Ferkel. Das Ackerland beträgt 35 ha. Seit gut 20 Jahren ist er im Bauernverband aktiv. Das Amt des Kreisvorsitzenden hat er vor zehn Jahren übernommen. Davor war er zwölf Jahre lang auch im vlf Segeberg aktiv. Noch einmal zur Wahl antreten darf er wegen der Altersschranke nicht.
Die Schweine von Jens-Walter Bohnenkamp fühlen sich sauwohl.
„Schon bei der Landjugend habe ich festgestellt, dass man als Vorsitzender eine Menge gestalten kann“, erzählt Bohnenkamp. In die Posten sei er aber meist überraschend „reingeholt“ worden, auch damals als KBV-Vorsitzender. Die Familie gab ihm dann grünes Licht. „Es ist ein großes Gut, aus dem Berufsstand heraus für den Berufsstand Fortbildung anzubieten“, findet er. „Man kann Wege aufzeigen, die von den Landwirten im Alltag umgesetzt werden können.“
Wenn er dann etwa bei einer Veranstaltung merke, dass er den Nerv der Zuhörer treffe, dann setze das bei ihm viel Energie frei. „Man hat das Ohr am Puls der Zeit, das bringt auch Vorteile für den eigenen Betrieb. Man ist dichter dran.“ Besonderheiten im Kreis Segeberg: Er ist der geflügelreichste Kreis im Land, und es gibt ein starkes Strukturgefälle zum Hamburger Speckgürtel.
Was hat sich im Laufe der Zeit verändert? Die Zeittakte, sich mit neuen Dingen zu beschäftigen, seien viel kürzer geworden, die Neuerungen viel umfangreicher. Dafür habe man mit den neuen Medien ganz andere Kommunikationsmöglichkeiten.
Um ins Ehrenamt gut hineinzukommen, rät Bohnenkamp jungen Landwirtinnen und Landwirten, sich objektiv mit der anstehenden Arbeit zu beschäftigen, auch mal mitzulaufen und zuzuschauen. „Wir Alten müssen die Neuen da abholen, wo sie stehen und ehrlich sagen, wie viel Zeit das Amt erfordert.“ Auf Orts- und Bezirksebene sei das noch nicht so wild. Als Kreisvorsitzender habe es etwa eineinhalb Tage die Woche erfordert. Mehr als zwei Ehrenämter zur selben Zeit würde er nicht empfehlen. kel
Nicht alles alleine machen
Thies Hadenfeldt, KBV Dithmarschen
Thies Hadenfeldt (59) hat in Altenfähre, zur Gemeinde Wrohm im östlichen Kreis Dithmarschen gehörig, 250 Milchkühe mit weiblicher Nachzucht und bewirtschaftet 200 ha, davon zwei Drittel Grünland und ein Drittel Acker. Vor zwei Jahren hat er den Betriebs an seine Tochter und den Schwiegersohn abgegeben. Hadenfeldt ist seit etwa 25 Jahren im Bauernverband aktiv, seit 15 Jahren im Kreisvorstand und seit fünf Jahren Kreisvorsitzender. Zur nächsten Wahl wird er nicht mehr antreten. Außerdem ist er Delegierter im Landwirtschaftlichen Buchführungsverband.
Thies Hadenfeldt bei einem der Kälbchen, die die beiden Schwarzbunten geboren haben.
„Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, und ich habe persönlich viel profitiert“, blickt Hadenfeldt auf sein Ehrenamt im Verband zurück. „Ich habe viele Leute kennengelernt und Beziehungen knüpfen können, die mir auch bei meiner Betriebsführung geholfen haben. Man kennt sich jetzt, das ist ein großer Vorteil!“ Durch das Netzwerk im Verband bekomme man einen Blick über den Tellerrand hinaus, könne vorausschauend agieren und bessere Entscheidungen treffen. Auch in der Rhetorik habe ihn das Amt weitergebracht.
Der Kreis Dithmarschen teilt sich etwa zur Hälfte in Marsch und Geest, in der Marsch habe der Verband leider nicht so viele Mitglieder. Auf der Geest sei der Kohlanbau prägend. Viele Betriebe hätten aktuell keine Nachfolger. „Im Ort gibt es noch vier Bauern, von denen wahrscheinlich noch zwei aufhalten. Es waren mal über 20.“
„Es ist immer ratsam, sich zu beteiligen“, rät Hadenfeldt jungen Leuten. Schon auf Bezirksebene bekomme man viel mit, erst recht auf Kreis- und Landesebene. Man müsse gut planen, wie sich die Arbeit auf dem Betrieb und im Ehrenamt gestalten kann, im Ehrenamt die Aufgaben teilen, nicht alles alleine machen wollen.kel
Eine Initialzündung für sein Engagement sei für ihn damals die BSE-Krise gewesen. „Das Keulen der Tiere ohne wissenschaftliche Erkenntnisse hat mich auf die Palme gebracht.“ Seine Schlussfolgerung: „Ich kann zwar demonstrieren, aber nur was verändern, wenn ich auf Verbandsebene aktiv werde.“ Und da habe er immer wieder etwas erreichen können, etwa dass die Baugenehmigungen für Folientunnel nicht verschärft wurden oder bei der Abschaffung der Milchquote. Durch den Verband sei er gut vernetzt in alle politischen Parteien und Amtsverwaltungen. „Ich brenne für die politische Arbeit“, sagt er. Die Wertschätzung, die er von Menschen erfahre, für die er etwas tue, sei für ihn der größte Lohn. „Das spornt mich an!“
Die Leute müssten aber auch wissen, was der Bauernverband tut. Transparenz sei da immens wichtig. Bei den Versammlungen der zehn Bezirke im Kreis sei er immer dabei. Das sei nur möglich, weil sein Sohn zu Hause die Betriebsleitung hat. „Ich melke morgens und mache die Dokumentation.“ Man brauche für das Amt den Rückhalt der Familie, das könne man nicht nebenbei machen.
Der Kreis Rendsburg-Eckernförde ist der größte im Land und zentral gelegen, „dadurch haben wir in der Landwirtschaft alles“. Das zusammenzubinden, verlange Teamplay. Die digitalen Medien machen das zwar leichter, es werden aber auch schnellere Entscheidungen erwartet. Manchmal sei nicht die Zeit, Themen ordentlich abzuarbeiten. Auch die Politik werde dadurch getrieben. „Es muss wieder sachlicher werden, das ist die größte Herausforderung.“
Was braucht man als junger Mensch im Ehrenamt des Verbandes? „Ein gesundes Selbstvertrauen. Lust auf Politik, Lust auf Menschen und Auseinandersetzung. Wir sind eine offene Gesellschaft. Ich gehe auch dahin, wo die Leute anders denken“, sagt Lucht. kel
Mitgestalten, statt sich gestalten zu lassen
Georg Kleinwort, KBV Pinneberg
Georg Kleinwort (66) führt das Obstgut Deekenhörn in Haselau im Kreis Pinneberg mit 80 ha, davon 65 ha Obstanbau: Kirschen, Birnen, Äpfel, die er selbst vermarktet bis ins Rheinland. Ehenamtlich tätig ist er „sein Leben lang“, seit 20 Jahren im Kreisvorstand, seit acht Jahren Kreisvorsitzender nach dem Rücktritt seines Vorgängers – antreten darf er nun nicht mehr. Rund 50 Jahre ist Kleinwort in der Feuerwehr. 20 Jahre war er engagiert im Obstbauberatungsring.
Georg Kleinwort in der Kirschplantage
„Es hat mir immer Spaß gemacht, etwas zu organisieren“, sagt Kleinwort. „So kann ich Dinge mitgestalten, anstatt sie durch andere gestalten zu lassen.“ Er habe viele Menschen und Betriebe und alle Arten von Landwirtschaft kennengelernt. „Man ist immer einen Sprung voraus und bekommt Tipps für den eigenen Betrieb, zum Beispiel zu geeigneter Förderung oder Krediten“, sagt er. Und es gebe immer wieder schöne Momente bei den Treffen.
Der Kreis Pinneberg beherbergt mit 350 ha mehr als die Hälfte des Obstbaus in Schleswig-Holstein, aber es waren schon mal 2.000 ha. Prägend im Kreis sind auch die Baumschulen und Pferdehaltung. Der Kreis ist klein strukturiert, besonders im Südkreis gibt es viele Flächen unter 1 ha, die oft gar nicht mehr bewirtschaftet werden. „Wir haben viel Deichfläche mit Vorland als Naturschutzgebiet, zum Beispiel Ausgleichsflächen für den Elbeaushub“, erklärt Kleinwort. „Das sind die besten Böden, die werden extensiviert, während man auf den leichten Böden der Holmer Sandberge für Getreideanbau bewässern muss.“
Die Landwirtschaft habe einen riesigen Strukturwandel erfahren. „Ich habe noch miterlebt, dass mit dem Pferd gearbeitet wurde“, erinnert er sich. Einen solchen Wandel in diesem Tempo habe noch keine Generation vorher mitgemacht. Die neue Kommunikationstechnik habe viele Vorteile, aber auch Nachteile – „WhatsApp statt Stammtisch“ habe Einzug gehalten. „Wir Landwirte müssen wieder mehr persönlich miteinander reden. Wie sollten umdenken in Richtung mehr Lebensqualität und etwas weniger Masse.“
Jungen Leuten rät er: „Gestaltet mit im Verband! Trotz Arbeit und Zeitaufwand lohnt es sich!“kel
Am Westufer der Lübecker Bucht zwischen Neustadt in Holstein und Travemünde liegt der kleine, malerische Hafen Niendorf. Hier befindet sich das Reich von Hafenmeister Burkhard Hein. Jetzt in der Hochsaison hat er alle Hände voll zu tun, damit alles rund läuft.
Blauer Himmel, strahlender Sonnenschein, 25 °C Lufttemperatur, Wellen plätschern an Bootswände, Möwen kreischen. Hafenmeister Burkhard Hein sitzt mit einem Becher Kaffee vor seinem rot-weißen Bürohäuschen an der Steganlage des Seglervereins Niendorf/Ostsee (SVNO). Ein junges Pärchen kommt bepackt mit Müllbeuteln und Flaschen auf ihn zu. Soeben hat es mit seinem Boot festgemacht und will nun die Liegeplatzgebühren für eine Nacht entrichten. „Moin, Mülleimer stehen gleich links, dahinter werdet ihr die Flaschen los“, ruft Hein den beiden freundlich zu.
In der Zwischenzeit nahen drei Segler, die aus Frankfurt angereist sind. Man kennt sich. Das Trio bleibt kurz stehen. „Herzlichen Glückwunsch zum 66. Geburtstag“, meint Hein zu einem der Skipper. – „Jetzt sind wir nicht mehr gleich alt“, erwidert dieser und schiebt noch einen flotten Spruch hinterher. Seemannsgarn. Alle lachen.
Vor vier Jahren hat der selbstständige Holzkaufmann den Job vom alten Hafenmeister Gerd-Uwe Beythien, der in Rente ging, übernommen und seine Entscheidung bisher keine Minute bereut. Lernen könne man den Beruf des Hafenmeisters übrigens nicht. Der Hafenalltag mit seinen großen und kleinen Herausforderungen sei Schulung genug. Speziell der sehr persönliche Kontakt zu den Wassersportlern sowie das Arbeiten in dieser herrlichen Umgebung machten für ihn den Reiz der Tätigkeit aus.
Fragen über Fragen
Im Hafen Niendorf, der insgesamt vier Steganlagen hat, ist Hein für den kommunalen Hafen und die Steganlage des SVNO zuständig. In der Saison von April bis Oktober ist er meist von 8 bis 10 Uhr und 16 bis 18 Uhr, oft auch länger, erster Ansprechpartner bei Fragen und Wünschen der Skipper. Fragen, mit den sie den gebürtigen Schwartauer regelmäßig löchern, sind beispielsweise: Wo sind die Sanitäranlagen? Wo kann man gut essen gehen? „Ich wurde sogar schon gefragt, wo es zum Strand geht, dabei liegt der gleich nebenan“, schmunzelt er. Für den Notfall hält der umsichtige Hafenmeister Gerätschaften und Werkzeuge für kleinere Reparaturen an Bord bereit. Zudem sorgt er für die nötigen Wasser- und Stromanschlüsse. Auf Wunsch gibt er gern Ausflugs- und Veranstaltungstipps.
„Wir haben 58 Liegeplätze im Kommunalhafen und 65 beim Seglerverein. Die sind Dauerliegeplätze. Das heißt, für Gastlieger gibt es nur freie Plätze, wenn die Boote auf den Dauerliegeplätzen draußen auf Törn sind und die Eigner die Plätze freigegeben haben“, erklärt er. Hier kommt Dennis Schlehahn ins Spiel. Er ist bei der Gemeinde Timmendorfer Strand, zu der Niendorf gehört, seit zwei Jahren als Sachbearbeiter im Kurbetrieb beschäftigt und gerade auf einen Klönschnack beim Hafenmeister. „Meine Aufgaben sind die Liegeplatzvergabe und die Gebührenabrechnungen im kommunalen Hafen. Dafür arbeite ich vertrauensvoll mit Herrn Hein zusammen, der für uns zum Beispiel die Gebühren von den Gastliegern kassiert“, berichtet der 39-Jährige.
Geschaffen vor 100 Jahren
„Der Hafen wurde in den Jahren 1920 bis 1922 durch die Verbreiterung des einmündenden Flüsschens Aalbek künstlich geschaffen“, informiert Hein. Anders als die Lübecker Fischer hatten die Fischer aus Niendorf anno dazumal lange keinen eigenen Hafen. Bei rauen Winden mussten sie ihre größeren Boote in den Travemünder Hafen bringen, um sie vor Beschädigungen oder Verlust zu schützen. Kleinere Boote zogen sie einfach auf den Strand.
Wegen des Strandes kam es später zu einem Interessenkonflikt. Die Fischer landeten hier mit ihren Booten an, verkauften Fischfänge und hingen Netze zum Trocknen auf. Als Niendorf als Badeort immer mehr Gäste und Sommerfrischler anzog, befürchteten die Akteure der Fremdenverkehrswirtschaft, dass derlei Aktivitäten störend für die Urlauber sein könnten, verbreiteten die Netze doch speziell in der warmen Jahreszeit einen unangenehmen Fischgeruch. Also beschloss die Gemeinde, einen Hafen für die Fischer zu bauen.
Schöne Momente
Wenn der Hafenmeister auf seine vergangenen Jahre im Amt zurückschaut, ist da etwas besonders in Erinnerung geblieben? Hein überlegt und erzählt dann, dass er im vorigen Jahr unabsichtlich im Hafenbecken landete. „Ich war auf dem Schiff eines Gastliegers und wollte wieder von Bord gehen. Dabei rutschte ich so unglücklich aus, dass ich ins Wasser fiel und mir schmerzhaft die Rippen prellte. Mein Handy war auch kaputt.“ Das werde ihm kein zweites Mal passieren, versichert er. Aber es gebe ebenfalls viele schöne Momente. Vor der Küste sichtete er schon einen Seehund und Schweinswale.
Nach einer typischen Situation im Hafen gefragt, muss er lächeln. „Bei den An- und Ablegemanövern kriegen sich Paare oft in die Wolle. Dann steht die Ehe am Scheideweg, und es wird laut. Ich halte mich in solchen Augenblicken lieber raus und verzieh mich hinter meine Bude“, meint er augenzwinkernd. Wie lange er seinen Nebenjob noch machen will? Drei Worte reichen für die Antwort. „Bis zum Umfallen.“
Der Niendorfer Fischerei- und Yachthafen wurde künstlich angelegt und feiert in diesem Jahr seinen 100. Geburtstag.
„Alte Traktoren und herrschaftliche Gutsbetriebe strahlen für uns heute Gemütlichkeit aus. Das Leben auf dem Lande war aber vor 100 Jahren alles andere als romantisch, und wir sollten uns immer bewusst sein, wie gut es uns heute geht“, beschreibt Lutz Christiansen sein Motiv für die von ihm organisierte Landarbeitertour.
Zusammen mit 30 Mitgliedern des Vereins „Alttraktorenfreunde Westküste“ zog Lutz Christiansen mit Traktoren von Baujahr 1936 bis 1974 und Wohnwagen eine Woche durch das Land – von Meldorf über Rendsburg, Schinkel, Probsteierhagen, Belau, Stockelsdorf, Steinhorst und Bad Bramstedt etwa 500 km bis zur Endstation Mehlbek im Kreis Steinburg. Bis auf einen Reifenplatzer hat alles gut geklappt, und jeder Tag war durch Besichtigungen und Vorträge mit einem Highlight versehen. Christiansen: „Die Tour sollte uns bewusst machen, wie beschwerlich das Leben für die Landarbeiter früher war. Auf den Gutshöfen herrschte eine strenge Hierarchie. Oft musste 14 Stunden hart körperlich gearbeitet werden, und man schlief häufig bei den Tieren, um etwas Wärme in der Nacht zu haben.“
Der 60-jährige Olaf Reese ist mit einem Lanz-Bulldog mit 58 PS und Baujahr 1954 mit auf der Tour. Seit 1977 hat der gelernte Landmaschinenmechaniker alte Trecker wieder „aufgeflitzt“. Seine Sammlung besteht heute noch aus sechs Fahrzeugen, aber seine drei Söhne sind inzwischen ebenfalls von der Sammelleidenschaft infiziert. Olaf Reese war als Kind oft bei seinem Onkel Otto Reese, der als Gutsverwalter 40 Jahre in Mehlbek beschäftigt war. Durch diese Verbindung wurde das Gut auch die Endstation der Treckertour. Es wurde 1530 als Rittergut von Johann Rantzau gegründet. Durch Landschenkungen des dänischen Königs und durch Zukauf wuchs der Besitz bis auf 2.000 ha. Im Laufe der Zeit wechselte das Eigentum an verschiedene Adelsfamilien, bevor die Familie von Rosenberg 1899 das Gut erwarb. Nach dem Zweiten Weltkrieg führte der Verwalter Karl Meints auf dem Hof eine Kreislaufwirtschaft ein. Mit der Verwendung von organischen Düngemitteln galt er damals als Pionier. Heute verwaltet Marius Austin (26) die noch 520 ha Land.
Seit über 30 Jahren führt Alexander von Rosenfeld den Betrieb in vierter Generation. „Als Otto Reese die Verwaltung 1956 übernahm, waren hier 24 Arbeitskräfte beschäftigt. Als ich 1986 den Betrieb übernahm, waren es noch neun, und heute sind gerade mal dreieinhalb Personen für uns tätig.“ Der Betrieb hat neben dem Ackerbau noch 2.000 Plätze für Mastschweine.
Die Idee für die Landarbeitertour kam Lutz Christiansen, der als Werkstattleiter im Landwirtschaftsmuseum in Meldorf beschäftigt ist, durch das Buch „Das Leben eines Landarbeiters“ von Franz Rehbein (1867 bis 1909). Rehbein wuchs in Hinterpommern in ärmlichen Verhältnissen auf, sein Vater starb früh an Tuberkulose. Bereits als Junge war er durch die Not der Familie gezwungen, im Dienst von Gutsherren auf dem Felde zu arbeiten. 1881 kam Rehbein als „Sachsengänger“ (Saisonarbeiter) nach Schleswig-Holstein und musste in einer Zuckerfabrik arbeiten. Er lief aber weg und wurde Knecht auf einem ostholsteinischen Gut. Nach dem dreijährigen Wehrdienst arbeitete er dann als Knecht und Großknecht auf Bauernhöfen in Dithmarschen, heiratete und wurde Tagelöhner an der Dreschmaschine. Lutz Christiansen zitiert aus dem Buch: „Die schwere Arbeit, die winterliche Arbeitslosigkeit, das kümmerliche Leben von der Hand in den Mund, und dann der Vergleich meines Tagelöhnerdaseins mit den meistens im Überfluss schwelgenden Hofbesitzern – das alles redete eine deutlichere Sprache zu mir, als wie es alle wissenschaftlichen Lehrbücher hätten tun können.“
Die Teilnehmer der Landarbeitertour mit einem Deutz F2M 417 aus dem Baujahr 1942 mit 30 PS.
Der Ackerbauausschuss der Landwirtschaftskammer unter dem Vorsitz von Heino Hansen traf sich kurz vor der Ernte in Krumstedt, Kreis Dithmarschen. Im Fokus standen diesmal der Maisanbau und die Versuchsarbeit der Kammer in diesem Bereich. Es ging um die organische Unterfußdüngung und die mechanische Unkrautbekämpfung, kombiniert mit Pflanzenschutz.
Peter Lausen, Düngeberater der Kammer, stellte den Versuch zu organischer Unterfußdüngung vor. Dabei machte er deutlich, dass es sich bei der Versuchsfragestellung um den effizienten Einsatz von Wirtschaftsdünger beim Maisanbau handelt. Dabei richtet sich der Blick nicht nur auf eine hohe Stickstoffausnutzung, sondern auch auf einen ressourcenschonenden Umgang mit Phosphat, was mit dem Verfahren ebenso erreicht werden kann.
Hier nach Aushub deutlich zu sehen ist das Gülleband, auf welches das Maiskorn dann abgelegt ist und die Nährstoffe so direkt aufnehmen kann.
Nährstoffe im Gülleband
Bei der organischen Unterfußdüngung (UFD) über das Strip-Till-Verfahren wird der gesamte Nährstoffbedarf über Wirtschaftsdünger in einem Band in einer Tiefe, die bei 12 cm beginnt, abgelegt. Nach dem Antrocknen wird ein paar Tage später das Maiskorn in einem Abstand zu dem Düngerband wie auch bei mineralischen UFD darüber abgelegt. Die richtige Ablage konnte durch Aufgraben beim Versuch gut gesehen werden (siehe Bild links). Da Stickstoff und Phosphat in dem Wirtschaftsdüngerband in ausreichendem Umfang für den Pflanzenstart in pflanzenverfügbarer Form vorliegen und nicht umgewandelt werden müssen, kann mit diesem Verfahren die mineralische UFD ersetzt werden.
Die durch die Landwirtschaftskammer in den vergangenen Jahren durchgeführten Versuche belegen, dass im Mittel der Jahre die organische UFD ohne mineralische UFD einer Breitverteilung des Wirtschaftsdüngers mit mineralischer UFD im Hinblick auf den Energieertrag überlegen war. Die durch die Einsparung des mineralischen UFD weniger ausgebrachten Stickstoff- und Phosphatmengen können durch eine höhere Güllemenge ausgeglichen werden, wobei zu bedenken ist, dass der organisch gebundene Stickstoff des Wirtschaftsdüngers im Strip-Till-Verfahren wegen geringerer Ammoniakverluste besser zur Wirkung kommt, als es bei der breitflächigen Ausbringung mit anschließender Einarbeitung der Fall ist. Peter Lausen bezifferte die Einsparung der mineralischen Düngemittel beim Einsatz von organischer UFD für ein Beispiel mit mittleren Erträgen bei den aktuellen Mineraldüngerpreisen auf 180 €/ ha.
Durch das Ersetzen des mineralischen UFD durch Wirtschaftsdünger beim Maisanbau kann mehr Wirtschaftsdünger umweltverträglich eingesetzt werden. Dies kann insbesondere in Betrieben, die in der Vergangenheit sehr viel Wirtschaftsdünger eingesetzt haben und bei denen die Bodengehalte 25 mg/100 g Boden (DL Methode) überschreiten, wichtig werden. Denn in dem Fall darf der Mais nicht höher mit Phosphat gedüngt werden, als es der Abfuhrmenge entspricht. So kann die organische UFD mitunter die abzugebende Güllemenge reduzieren.
Insbesondere auf Flächen in der N-Kulisse ist eine Wirtschaftsdünger-Anwendung, die eine deutlich bessere Stickstoffwirkung als die vorgeschriebene Mindestanrechnung ermöglicht, sehr erwägenswert, betonte Lausen.
Die Unterschiede im Wachstum der Pflanzen waren im Versuch sehr deutlich zu sehen. Teilweise war ein Zusammenhang zur UFD erkennbar. Entscheidend ist jedoch, welche Variante mit der jeweiligen N- und P-Bilanz dann welchen Ertrag aufweist. Es wurden Maschinenkosten der beiden Verfahren vorgestellt, aus denen hervorgeht, dass das Stip-Till-Verfahren kostengünstiger ist, da hier nur ein Arbeitsgang und keine extra Einarbeitung erforderlich ist. Das Strip-Till-Verfahren ist auch als pflugloses Verfahren einsetzbar. Dadurch reduzieren sich die Kosten erneut, so Lausen.
Mit dabei waren die Ausschussmitglieder Heinrich Mougin, Torsten Koop, Andreas Ringsleben, Gerhard Hansen, Jan Neelsen und Vorsitzender Heino Hansen (v. r.).
Striegel ergänzt Chemie
Nils Klein, Experte unter anderem für mechanische Unkrautbekämpfung bei der Landwirtschaftskammer, ging auf die Varianten der mechanischen Unkrautbekämpfung ein, damit stellte er verschiedene Varianten vor. Neben einem Versuch zur Reduzierung des Pflanzenschutzes in Kombination mit mechanischen Arbeitsgängen wurde auch ein Versuch ohne Pflanzenschutzmittel vorgestellt. Ein reduzierter Einsatz der Herbizidmaßnahmen konnte in einigen Varianten durch die Hacke oder den Striegel kompensiert werden. Eine Vorlage durch Herbizide mit einer folgenden Hackanwendung zeigte schon in den vergangenen Jahren eine gute Wirkung. Durch die Vorlage wird der Mais in seiner empfindlichen Jugendphase nicht gestört, erläuterte Nils Klein.
Auch der Einsatz einer Bandspritze biete eine gute Möglichkeit, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren. Bei diesem Verfahren wird zwischen den Maisreihen gehackt und in der Maisreihe ein Herbizid appliziert. Das Einsparpotenzial kann je nach Reihenabstand bis zu 65 % betragen.
Wieviel Unkraut dulden?
Im zweiten Versuch stellte Nils Klein Varianten ohne Pflanzenschutzmittel vor. In allen Varianten konnten die Unkräuter nicht zu 100 % bekämpft werden. In diesem Zusammenhang wurde die Frage diskutiert, wie viel Unkraut geduldet werden kann. Einigkeit bei den Anwesenden herrschte in der differenzierten Betrachtung der Unkräuter und Ungräser. So könnte ein höherer Besatz beispielsweise der Einjährigen Rispe toleriert werden, jedoch schon eine geringe Pflanzenanzahl des Schwarzen Nachtschattens sei bereits zu viel.
Eine ausreichende Unterdrückung der Unkräuter sei ohne den chemischen Pflanzenschutz nur eingeschränkt möglich und eine intensive mechanische Bearbeitung mit mehreren Arbeitsgängen erforderlich. Neben dem Striegeln im Vorauflauf, ist das Hacken ab dem Dreiblattstadium unkompliziert möglich. Eine intensivere Bearbeitung ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verursacht 20 bis 50 % höhere Kosten, so Klein.
Der Maisanbau mit Untersaat werde bezüglich der neuen GAP-Regelungen weiter an Bedeutung gewinnen. Die Kammer hat in diesem Jahr Versuche zur Verträglichkeit der Grasuntersaaten auf Pflanzenschutzmittel angelegt und die Gewässerschutzberatung der Kammer Versuche mit unterschiedlichen Untersaaten. Im Zusammenhang mit der Ausbringung der Grasuntersaaten wurde über Möglichkeiten gesprochen, diese effizienter im Bestand zu etablieren.
Mit einer Hacke kann die Grasuntersaat „eingehackt“ werden, durch die direkte Einarbeitung sind die Auflaufraten höher, und es kann weniger Saatgut verwendet werden. Bei der Ausbringung von Gülle in den Bestand können die N-Verluste durch eine zeitnahe Einarbeitung mit einer Hacke reduziert werden. Ob die Gülleausbringung, das Hacken und das Ausbringen einer Untersaat in einem Arbeitsgang durchgeführt werden kann, konnte noch nicht abschließend geklärt werden, sagt Klein.
Nach dem Praxisteil stellte der Abteilungsleiter Pflanzenbau, Pflanzenschutz, Umwelt, Dr. David Nannen, seine Strategie für das künftige Kammerversuchswesen vor. Die Schwerpunkte werden dabei durch die europäische Gesetzgebung vorgegeben. Das Versuchswesen richtet sich darauf aus. Klimawandel, sinkende Pflanzenschutzmittelpaletten und noch effizienteres Düngen bei Sicherung der Erträge sind hier wichtige Themen. Mittlerweile hat die Ernte der Landessortenversuche begonnen sowie auch die Getreide- und Rapsernte in der Praxis. Erste Prognosen sind in der Ausgabe 29 auf Kammer kompakt erschienen. Und online hier.
Trotz einer geschwächten Preisentwicklung bei Milchprodukten setzt sich die Preisrallye auf Erzeugerebene fort. Gegenüber dem Vormonat Mai haben sich die Auszahlungspreise der Meiereien in Schleswig-Holstein erneut erhöht. Rund 2,8 ct mehr wurden an die Landwirte ausgezahlt, der landesweite Durchschnittspreis steigt um 5 % auf 55,7 ct/kg ECM. Ein derart hohes Preisniveau wurde noch nie registriert.
Die Milchanlieferung ist saisontypisch rückläufig, sommerheiße Tage drücken die Produktion zusätzlich. Von KW 25 auf 26 verringerte sich das Milchaufkommen um 0,8 %, der Abstand zur Vorjahreslinie vergrößerte sich damit von 0,3 auf 1,3 %. Mit den steigenden Erzeugerpreisen erhöhen sich auf den Betrieben die Erlöse der Milchproduktion, jedoch steigen auch die Kosten weiter an. Betriebe, die den Großteil ihres Futterbedarfs selbst decken können, sind jetzt im Vorteil. Kraftfutter ist zwar preislich im Rückwärtsgang, kostet aber noch immer ein Drittel mehr als im Vorjahr und rund 60 % mehr als vor zwei Jahren. Die Milchauszahlungspreise im Norden heben sich deutlich vom restlichen Bundesgebiet ab. In den östlichen Bundesländern wurden in der Spitze 51,50 ct/kg Grundpreis ausgezahlt, im Westen der Republik waren es bis zu 53,04 ct/ kg, die Meiereien im Süden zahlten bis zu 53 ct/ kg aus. Für den weiteren Preisverlauf ist noch Luft nach oben, die 60 ct-Marke wird als realistisch eingeschätzt. Das IG-Milchbarometer steht Ende Juni bei 61,1 ct/ kg, der Kieler Rohstoffwert Milch bei 65,8 ct/ kg. Beide Indikatoren haben im Spannungsfeld von schwächeren Kursen für Butter- und Magermilchkontrakte sowie der fortschreitenden Inflation zuletzt nachgegeben. Stützende Argumente sind die Unsicherheit bezüglich der Gasversorgung und die dauerhaft geringeren Produktionsmengen in wichtigen Exportregionen der Welt. Der Kieler Index liegt derzeit um 75 % höher als im Juni 2021.
Nachfrage nach Käse reißt nicht ab
Die Nachfrage nach Butter und Käse ist weiterhin gut. Vor allem Käse wird im Inland wie auch aus den touristisch starken EU-Nachbarländern nachgefragt. Die Notierungen in Kempten und Hannover liegen dicht zusammen, die Hannoveraner Preise haben aufgeholt, nachdem sie in den letzten Jahren immer ein Drittel niedriger lagen. Viereckhartkäse liegt in Kempten preislich bei 5,40 bis 6,20 €/kg, Schnittkäse wird in Hannover mit 5,40 bis 5,80 €/ kg beziehungsweise 5,20 bis 5,50 €/kg für Blockware notiert. Hierzulande ist die Nachfrage der Verbraucher trotz der historisch hohen Inflation weiterhin gut bis sehr gut. Standardkäse gehen weiter gut in den Markt, teilweise sind die Bestände knapp. Bei Markenware ist jedoch eine größer werdende Zurückhaltung der Verbraucher zu beobachten, zudem fällt die Entscheidung vermehrt auf kleine Packungsgrößen. Industrielle Abnehmer ordern auf normalem Niveau, haben jedoch weniger Bedarf an Milchprodukten für den Convenience-Bereich, der während der beiden Corona-Sommer 2020 und 2021 stärker gefragt war. Der Buttermarkt tendiert weniger einheitlich, Päckchenbutter war bis zuletzt gut gefragt, während es bei Blockbutter ruhig zugeht. Die Geschäftsabschlüsse bewegen sich auf den vorderen Terminen. Bei Milchdauerwaren hingegen geht es um das letzte Quartal 2022 und den Jahresbeginn 2023.
Pulverpreise geben nach
Am Markt für Milchpulver fehlt es an Impulsen von der Nachfrageseite. Das geringe Kaufinteresse steht in Zusammenhang mit der unklaren wirtschaftlichen Entwicklung vor Ort wie auch in den Importländern. Die Auftragslage bei den Meiereien ist trotzdem gut, sie wickeln Altkontrakte ab. Für spätere Liefertermine werden aufgrund der Unsicherheiten in den Bereichen Energie und Transport Aufschläge verlangt, dies sorgt für Zurückhaltung bei den Käufern im In- und Ausland, vor allem bei Magermilchpulver. Preislich lagen Voll- und Magermilchpulver an der Kemptener Börse im Juni im Bereich des Vormonats, teilweise schwächer. Die aktuellen Preise liegen darunter, ebenso bei Molkenpulver. Im europäischen Vergleich tendieren die Notierungen uneinheitlich, der Markt sucht Orientierung.
Der Ende Juni auf 1,85 €/IP erhöhte Schlachtschweinekurs kann sich seit drei Wochen behaupten. Statt einer weiteren Preisentwicklung nach oben ist jetzt eine Korrektur nach unten möglich. Die Schlachtbranche hat ihre Drohungen wahr gemacht und rechnet fast flächendeckend die freien Schweine zu einem Hauspreis ab, der überwiegend bei 1,75 €/ kg SG liegt. Damit deutet sich auch für die laufende Woche eine lebhafte Diskussion über die weitere Entwicklung des Vereinigungspreises an. Begründet wird der Preisdruck mit den ferienbedingt ruhigen Fleischgeschäften. Eine erhöhte Nachfrage nach Grillartikeln vom Schwein kann die insgesamt ruhige Fleischnachfrage nicht ausgleichen. Die Schweinefleischnachfrage insgesamt geht seit Jahren zurück und Exporte nach China und in viele andere Länder sind nicht möglich, obwohl der günstige Eurokurs die Ausfuhren erleichtern würde. In den letzten Wochen sorgten zudem der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest in Niedersachsen und die Preisrücknahmen für Fleischartikel im Discountgeschäft für Unsicherheit in der Branche.
Hoher Kostendruck
Neben den schleppenden Fleischgeschäften berichten die Schlachtereien von einem hohen Kostendruck in der Produktion. Die Erzeugerseite verweist dagegen auf einen geräumten Lebendmarkt. Der Absatz der Schlachtschweine läuft bislang problemlos. Die wöchentlichen Schlachtzahlen liegen bundesweit auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Im Jahresverlauf wurden bislang 7 % weniger Schweine als im Vorjahreszeitraum geschlachtet. Die von den Schlachtbetrieben angekündigte weitere Reduktion der Schlachtungen kann somit nur bedingt Wirkung zeigen. Günstige Angebote an lebenden Schweinen aus den EU-Nachbarländern liegen ebenfalls nicht vor. Die hohen Temperaturen haben die Zunahmen in der Schweinemast europaweit verringert. Somit hat die Erzeugerseite derzeit wenig Gründe, auf die reduzierten Gebote der Abnehmer einzugehen. Denn auch die Schweinemast läuft weiterhin nicht rund. Obwohl die Kosten für Schweinemischfutter zuletzt etwas reduziert wurden, ist man von einer Wirtschaftlichkeit immer noch weit entfernt. Die Schlachtbetriebe ziehen jedoch die Daumenschrauben an anderer Stelle weiter an. So werden für die vertraglich gebundenen Schweine die Zuschläge gekürzt beziehungsweise die Auflagen dafür erhöht (5xD).
Unkontrollierter Einbruch
Immer mehr Schweinebetriebe werfen das Handtuch. Nach der Auswertung der Mai-Viehzählung nahm die Zahl der gehaltenen Schweine in Schleswig-Holstein binnen Jahresfrist um 12,1 % ab. Die Bestände an Zuchtsauen sanken um 11.000 Tiere beziehungsweise 14,1 %. Zum Stichtag 3. Mai 2022 hielten hier nur noch 600 Betriebe Schweine, was einer Abnahme im Vergleich zum Vorjahr um 16,4 % entspricht. Auch andere Bundesländer nennen Bestandsrückgänge, die im zweistelligen Prozentbereich liegen. Und auch europaweit geht man von einem rückläufigen Schweinebestand aus. Aufgrund der bereits im Vorjahr um 3,6 % verringerten Sauenherde erwartet die EU-Kommission einen um 3 % geringeren Schweinebestand in diesem Jahr. Besonders sollen sich die Zahlen in Deutschland, Polen und in den Niederlanden verringern. In Spanien werden sich die Schweinezahlen nochmals etwas erhöhen. Es gibt jedoch auch Stimmen, die durch den hohen Kostendruck von einem noch deutlicheren Rückgang der EU-Bestände ausgehen.
Man hat oft den Eindruck, dass der Regierung die aktuelle Krise in der Schweinehaltung gerade recht kommt. Der Markt sorgt für den gewünschten Rückgang der Viehzahlen. Während in den Niederlanden mehr als 24 Mrd. € bereitgestellt werden, um die betroffenen Betriebe zu unterstützen, hat der hiesige Bundesfinanzminister gerade 1 Mrd. € für den Umbau der Tierhaltung in Aussicht gestellt. Die Regierung geht demnach davon aus, dass der Markt die Strukturbereinigung selbst regelt. Schon derzeit können die Schlachtkapazitäten in Deutschland nicht mehr ausgeschöpft werden. Dies stützt vorerst noch etwas die Erzeugerpreise, mittelfristig wird es jedoch auch in der Schlachtbranche Anpassungen geben. Die Schlachtschweinebranche steht vor einem unkontrollierten Einbruch. Am Ende ist man von Importen abhängig, bei denen man die Haltungsbedingungen nicht kennt.
Marktlage für die Woche vom 18. bis 24.7.2022
Getreide: Die Ernte ist durch die sommerliche Witterung gut vorrangekommen. Die Preise sind spürbar gefallen.
Raps: Die Pflanzenölmärkte verzeichneten einen Kurseinbruch, da auch die Rohölpreise deutlich gefallen sind.
Futtermittel: Nach dem deutlichen Sojapreiseinbruch konnten sich die Kurse zum Wochenbeginn leicht erholen.
Kartoffeln: Die Nachfrage ist ferien- und witterungsbedingt zurückgegangen. Der Handel hat auf heimische Frühware umgestellt.
Schlachtrinder: Ein knappes Angebot sorgte in der Vorwoche für wieder steigende Jungbullenkurse.
Schlachtschweine/-sauen: Während der Basispreis unverändert blieb, werden freie Schweine zu reduzierten Hauspreisen abgerechnet.
Ferkel: Während die offiziellen Basispreise unverändert blieben, werden freie Ferkel mit Preisabschlägen angeboten.
Milch: Die Auszahlungspreise erreichen laufend neue Rekordwerte. Die Produktpreise bleiben auf hohem Niveau.
Schlachtlämmer/-schafe: Auch nach dem Opferfest bleibt die Nachfrage rege. Bei kleinem Angebot ziehen die Kurse etwas an.
Markttendenz für die Woche vom 25. bis 31.7.2022
Getreide: Im Erntedruck schwanken die Kurse auf dem erreichten reduzierten Preisniveau. Wichtig bleibt die Entwicklung am Schwarzen Meer.
Raps: Die Rapsernte ist in SH angelaufen. Die Kurse bleiben auf dem Niveau vom Jahresbeginn, da auch der Sojapreis kaum steigt.
Futtermittel: Trotz der reduzierten US-Sojakurse bleibt Schrot hierzulande durch die Euroschwäche recht teuer.
Kartoffeln: Die Kurse tendieren schwächer, auch wenn das Niveau vergleichsweise hoch ist. Die Hitze schadet den späten Sorten.
Schlachtrinder: Bei geringer Fleischnachfrage sollten sich die Kurse behaupten, da das Angebot überschaubar bleibt.
Schlachtschweine/-sauen: Die Hitze bremst die Zunahmen, das Angebot ist knapp. Dennoch sind Preisrücknahmen möglich.
Ferkel: Auch durch die laufende Ernte ist die Nachfrage überschaubar. Immer mehr Mäster werfen das Handtuch.
Milch: Obwohl im Großhandel und im Export die Kurse nicht weiter steigen, haben die Auszahlungspreise noch Luft nach oben.
Schlachtlämmer/-schafe: Das reduzierte Inlandsangebot zeigt sich durch die bundesweit um 16 % geringeren Schlachtzahlen in diesem Jahr.
Die Null soll am Ende herauskommen – das ist das Ziel der aktuellen Klimapolitik von der lokalen bis zur europäischen Ebene. Das bedeutet, dass in 20 bis 30 Jahren eine Region oder ein Land netto keine Treibhausgase mehr in die Atmosphäre ausstoßen dürfte. Doch wie kann das umgesetzt werden?
An erster Stelle stehen die Reduktion und Vermeidung von Treibhausgasen in allen Bereichen. In der Landwirtschaft liegen große Potenziale für den Schutz des Klimas. Zum einen kann der Landwirtschaftssektor dabei unterstützen, die Treibhausgasemissionen zu verringen oder gar zu vermeiden. Alle Zukunftsszenarien zeigen jedoch, dass selbst bei rigoros betriebenem Klimaschutz zusätzlich Kohlendioxid, kurz CO2, aktiv aus der Luft entfernt werden muss, um das Netto-null-Ziel zu erreichen und die globale Erwärmung zu begrenzen. Der Landwirtschaftssektor kann als Senke für diese nicht vermeidbaren CO2-Emissionen dienen. Wie soll das ablaufen?
Dies kann beispielsweise durch die Förderung der natürlichen Kohlenstoffsenken der Böden, Moore und Wälder funktionieren. Aber auch in pflanzlichem Aufwuchs, zum Beispiel Dauergrünland, oder durch Aufforstung kann zusätzlich CO2 in Biomasse gebunden werden. Das sind sogenannte biologische Lösungen. Diese sind bereits im schleswig-holsteinischen Energiewende- und Klimaschutzgesetz festgeschrieben.
Es gibt weitere Ideen und Methoden für die CO2-Entnahme, beispielsweise die technische Abscheidung aus der Umgebungsluft. Dabei wird Luft über sogenannte Direct-Air-Capture-Anlagen eingesogen und das CO2 aus der Luft gefiltert. Es kann dann weiterverarbeitet oder geologisch gespeichert werden. Diese Maßnahmen befinden sich aber noch im frühen Stadium der Erforschung und Entwicklung.
Politisch wird erst seit Kurzem offensiv über CO2-Entnahme gesprochen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat zudem die neue Förderline „CDRterra“ etabliert. Insgesamt zehn Verbundprojekte deutschlandweit widmen sich Fragen, wie genau CO2 der Atmosphäre entnommen werden kann. Was sind die Potenziale, was sind die Risiken? Das Climate Service Center Germany, kurz Gerics, möchte herausfinden, welches Praxiswissen zu dem Thema in Schleswig-Holstein bereits vorhanden ist. Das Ziel ist, gemeinsam mit Akteuren aus der Landwirtschaft Wissen und Erfahrungen sowie Wissenslücken und Informationsbedarfe aufzudecken, aber auch Hemmnisse in Bezug auf CO2-Entnahmetechniken zu identifizieren.
Zu den Themen CO2-Entnahme und Carbon-Farming können Interessierte ihre Meinung und ihr Wissen in einer etwa dreiminütigen Umfrage teilen. Falls Interesse an einem intensiveren Austausch besteht, gibt es am Ende der Umfrage die Möglichkeit, die Kontaktdaten zu hinterlassen. Die Umfrage ist bis 31. August offen und zu finden unter surveyhero.com/c/inno
Wie kann die Rolle der Landwirtschaft bei der aktiven CO2-Entnahme aus der Atmosphäre aussehen? Foto: Agrar-Press
Auch wenn es nach wie vor keine endgültige Entscheidung über eine mögliche Aussetzung der Regeln zum Fruchtwechsel und zur Stilllegung gibt, liegen hierfür nun zumindest konkrete Pläne vor. Wie EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski am Montagabend, 18. Juli, im Rahmen des EU-Agrarrats in Brüssel berichtete, wurde bereits ein Entwurf für eine Durchführungsverordnung zur temporären Nichtanwendung der beiden Konditionalitätsstandards im Rahmen der ab dem kommenden Jahr geltenden Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) erarbeitet.
Geplant sei eine Aussetzung für genau ein Jahr, um die negativen Folgen des Krieges in der Ukraine für die Ernährungssicherheit abzufedern. Bevor die Regelungen allerdings zur Anwendung kommen können, müssen diese vom Kollegium der EU-Kommission angenommen werden. Wojciechowski unterstrich, dass er seine Kollegen in der Brüsseler Behörde von den Plänen überzeugen wolle. Dies solle „demnächst“ geschehen, so der Brüsseler Agrarchef. Auf die Frage, ob er mit Gegenwind des geschäftsführenden Vizepräsidenten Frans Timmermans rechne, reagierte er ausweichend.
Glöz befristet aufheben
Gleichzeitig betonte Wojciechowski die grundsätzliche Bedeutung der Konditionalitätsregelungen zum „guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand“ (Glöz) 7 und 8. Zur Eindämmung der Klima- und Biodiversitätskrise seien diese beiden Vorgaben wichtige Maßnahmen, die man jetzt angesichts einer verknappten Nahrungsmittelversorgung, unter anderem mit Weizen, befristet aufheben müsse. An ihrer langfristigen Sinnhaftigkeit gebe es allerdings keine Zweifel.
Schnelle Entscheidung nötig
Der amtierende EU-Agrarratspräsident, Tschechiens Landwirtschaftsminister Zdenek Nekula, drängte die EU-Kommission angesichts des bereits in wenigen Wochen bevorstehenden Starts der Herbstaussaat zu einer schnellen Entscheidung. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) unterstrich, dass eine Auflockerung der Fruchtfolgeregelungen – wie beispielsweise Weizen nach Weizen – angesichts der aktuellen Krise sinnvoll sein könne. Zugleich warnte er bezüglich der geplanten Aussetzung der Stilllegungsregeln davor, die Umweltziele der GAP gegen die Folgen des Ukraine-Krieges auszuspielen.
Gemäß dem Glöz-7-Standard in der Konditionalität müssen Betriebe, die 10 ha und mehr Ackerland bewirtschaften, auf ihren Schlägen einen Fruchtwechsel vornehmen. Der Anbau derselben Hauptkultur zwei Jahre hintereinander auf derselben Fläche ist mit Inkrafttreten der neuen GAP im Regelfall nicht mehr zulässig. Laut dem Glöz-8-Standard zur Stilllegung wären ebenfalls Betriebe mit mindestens 10 ha Ackerland gezwungen, 4 % ihrer Flächen stillzulegen. age
So schnell, wie die Agrarminister es gerne hätten, werden die Entscheidungen von der Kommission nicht getroffen, Aussaatplanung hin oder her. Eine Entscheidung der EU-Kommission über eine mögliche Aussetzung der Regelungen zur Stilllegung und zum Fruchtwechsel wird aller Voraussicht nach noch eine Weile auf sich warten lassen. Das lassen Äußerungen einer Kommissionssprecherin erwarten.
Zwar hatte EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski zu Beginn der Woche auf dem EU-Agrarratstreffen erklärt, dass ein entsprechender Entwurf für eine Durchführungsverordnung zur einjährigen Nichtanwendung der ab dem kommenden Jahr geltenden Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) vorliege. Eine Kommissionssprecherin teilte jetzt allerdings gegenüber dem Nachrichtendienst Agra-Europe mit, dass bei dem für Dienstag angesetzten Treffen des Kollegiums der Kommissare eine Entscheidung dazu nicht auf der Tagesordnung stehe.
Zudem scheint der von Wojciechowski angekündigte Entwurf dem Vernehmen nach noch nicht beschlussreif zu sein. So wurde vonseiten beteiligter Kommissionskreise auf Anfrage erklärt, dass das Kollegium „noch etwas Zeit braucht, um einen Text zu erarbeiten“. Wann es also in Brüssel zu einer beschlussreifen Entscheidung kommen kann, ist auch angesichts der jetzt beginnenden Sommerpause völlig unklar. Unterdessen scheint dem landwirtschaftlichen Berufsstand angesichts der bevorstehenden Herbstaussaat die Geduld auszugehen. Zuletzt hatte etwa der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, deutlich gemacht, dass die Landwirte jetzt dringend Klarheit über die Förderbedingungen der GAP benötigten, damit sie ihre Aussaat nach der Ernte planen könnten. „Jeder Tag zählt“, so die klare Ansage des Verbandspräsidenten. age