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Leuchtturm Friedrichsort am Falckensteiner Strand

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Der Leuchtturm Friedrichsort  thront an der mit nur 1,9 km engsten Stelle der Kieler Förde und weist den Schiffen den Weg. Je nach Wasserstand ist er trockenen Fußes zu erreichen oder steht auf einer Insel. Nirgends kommt man den vorbei fahrenden Schiffen so nah wie hier.

Hier müssen sie alle durch, die die Nord-Ostsee-Kanal passieren wollen oder von dort kommen: Tanker und Frachtschiffe. Dazu kommen die Skandinavien-Fähren und die Kreuzfahrtschiffe, die in Kiel anlegen. Nicht zu vergessen die viele Freizeitsegler und von Mai bis Anfang September die Fähren der Förde-Fährlinie – dem schwimmenden öffentlichen Kieler Nahverkehr. Ein besonderer Höhepunkt für „Schiffegucker“ ist die Kieler Woche. Die Traditionssegler, die an der Windjammerparade teilnehmen, müssen hier zweimal durch. Jeder einzelne von ihnen ist ein Hingucker.
Der jetzige voll automatisierte Leuchtturm Friedrichsort am Falckensteiner Strand ist seit dem 29. Oktober 1971 in Betrieb. Er ist 31,75 m hoch. Zwölf bis 36 m lange Stahlbetonbohrpfähle auf einer 1.500 m² großen Sandinsel  halten den Leuchtturm an seinem Standort. Seine Feuerhöhe ist 32,60 m. Er dient als Leit-, Quermarken- und Orientierungsfeuer für die Einfahrt in den Kieler Hafen sowie zu den Nord-Ostsee-Kanal Schleusen.  Ausgestattet ist der Turm mit einer Gürtellinse F (250 mm). Sein Vorgänger wurde am 1. Dezember 1866 in Betrieb genommen. Sein Fundament neben dem jetzigen Leuchtturm ist erhalten. Die Laterne des alten Leuchtturms steht nach einigen Zwischenstationen seit dem 3. Juli 2003 in der Fußgängerzone von Friedrichsort. Das allererste Leuchtfeuer an dieser Stelle wurde bereits 1815 als hölzerne Leuchtbarke errichtet und später durch eine eiserne Leuchtbarke ersetzt. Der jetzige Leuchtturm ist demnach bereits das vierte Leuchtfeuer an dieser Stelle.
Der Falckensteiner Strand ist der längste Strand von Kiel und auch im Winter einen Besuch wert. Hier lassen sich nicht nur Schiffe, sondern auch Möwen, Schwäne und andere Wasservögel beobachten. In der Saison warten am Falckensteiner Strand 1.860 Meter bewachter Badestrand, 660 Meter unbewachter Strand und 300 Meter Hundestrand auf die Badegäste. Es gibt einen rollstuhlgerechten Steg. Strandrollstühle können bei der Wasserwacht am Hauptturm ausgeliehen werden. Neben gastronomischen Einrichtungen laden auch verschiedene Freizeiteinrichtungen zum Besuch ein, wie ein Kletterwald, eine Mini-Golf-Anlage, ein Grillplatz, ein Kinderspielplatz und ein Beachvolleyballfeld.
Im Waldstreifen hinter dem Strand gibt es viele Wander- und Radwege, die zum Spazierengehen, Wandern und Radfahren das ganze Jahr über einladen. Auch der Ostseeküstenradweg führt hier entlang. Im Winter findet man hier auch garantiert einen Parkplatz. Im Sommer kann es auf den Pkw-Parkplätzen schon einmal eng werden. Wer kann, sollte deshalb im Sommer auf das Fahrrad umsteigen. Inzwischen gibt es am Strand einige Fahrradparkplätze. Ganz entspannt und ohne Parkplatzsuchprobleme kommt man von Mai bis Anfang September mit öffentlichen Verkehrsmitteln an den Falckensteiner Strand: Bis Kiel mit Bus oder Bahn und in Kiel umsteigen in die Fördefähre. Der Fähranleger Falckenstein befindet sich direkt am Falckensteiner Strand.

Fotos: Sigrid Querhammer


Gegenüber dem Leuchtturm Friedrichsort befindet sich die Seefestung Friedrichsort. Hinter einem hohen Deich und dichtem Gestrüpp sind für den Betrachter im Winter nur ein paar Dächer und wenige Gebäudeteile sichtbar. Im Sommer versperrt das Laub von Bäumen und Sträuchern auch diesen Blick weitestgehend. Die Festung Friedrichsort gilt als größte noch erhaltene Seefestung Europas und die letzte Seefestung Deutschlands aus dem 17. Jahrhundert. Nach dem 2. Weltkrieg waren hier Flüchtlinge untergebracht. 1956 übernahm die Bundeswehr die Festung. 1966 wurde sie unter Denkmalschutz gestellt. 1993 öffnete die Festung anlässlich des „Tages des offenen Denkmals zum ersten Mal für die Öffentlichkeit. Es kamen 3.500 Besucher. Im Jahr 2004 wurde der Verein der Freunde der Festung Friedrichsort“ gegründet. Die Bundeswehr verließ die Festung bis auf kleine Teile. Die Festung befindet sich weitestgehend in Privatbesitz und wird zum Teil gewerblich genutzt. Junge Denkmalschützer der Jugendaufbauhütte der Deutschen Stiftung Denkmalschutz haben vor einigen Jahren Sicherungs- und Sanierungsarbeiten vorgenommen. Die Ratsversammlung der Stadt Kiel hat sich zuletzt im November 2019 mit der Festung befasst und bei dieser Gelegenheit „das im Rahmen der Voruntersuchung erstellte integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept als Grundlage für die weitere, gestufte Entwicklung beschlossen“ und ihr „Ziel bekräftigt die geschichtsträchtige Festung Friedrichsort in städtisches Eigentum zu übernehmen, denkmalgerecht wiederherzustellen und der Öffentlichkeit mindestens in Teilen zugänglich zu machen.“
Der  „Verein der Freunde der Festung Friedrichsort“ öffnet Teile der Festung zu besonderen Anlässen. So haben in den vergangenen Jahren u.a. ein Musikfestival und ein Kunsthandwerkermarkt stattgefunden. Außerdem war die Festung zum „Tag des offenen Denkmals“ geöffnet. Konkrete Öffnungstermine für 2022 sind noch nicht bekannt. Gruppen können nach Auskunft des Vereins individuelle Besichtigungstermine vereinbaren. Mehr Informationen über die Festung gibt es unter: http://www.festung-friedrichsort.org

Tourismusschätze heben

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Als sich am 13. Februar 1992 Marianne Budach und Hans Hensen im heutigen Trauzimmer in der Tarper Mühle trafen ging es darum, „wie können Tarp, das Treenetal, die Umgebung und weitere schöne Objekte touristisch vermarktet werden“. Beiden war klar, dass hier ein großes Potenzial lag und dass der Tourismusschatz nur gehoben werden musste. „Als erstes gründeten wir die Gebietsgemeinschaft Grünes Binnenland“, erzählt der heute 86jährige Hans Hensen.

Die Ämter Böklund, Eggebek, Silberstedt, Oeversee und Schafflund waren schnell überzeugt und dabei. Heute gehören das Amt Kropp-Stapelholm sowie die Gemeinden Handewitt und Sörup dazu.

Beinahe 15 Jahre war die Tarper Mühle die Heimat und Adresse für das Grüne Binnenland. 2007 wurde ein neu gebautes Domizil in Tarp bezogen. Waren am Anfang Hans Hensen und Marianne Budach mit insgesamt 12 Wochenstunden angestellt, sind heute drei Mitarbeiter mit je 20 Stunden und drei weitere auf 450 €-Basis beschäftigt, „Und das nicht zu knapp“, lacht Dörte Lohf, die im vergangenen Jahr Marianne Budach als Geschäftsführerin abgelöst hat.

Ein besonderes Merkmal der arbeitenden Menschen im Grünen Binnenland ist ihre Kreativität und ihr Sinn für neue Ideen. Da gab es vor einigen Jahren schon mal die „Schön-Wetter-Garantie“. Dies und viele andere Projekte wie „Wissen, bei wem man wach wird“ oder „Toller Service –voll regional“ wurden überregional bekannt und mit Preisen ausgezeichnet.

Besondere Aufmerksamkeit erhielt das Probekochen in Schwabstedt. Hier wurden eingereichte regionale Rezepte von einer Jury bewertet und in einem Fernsehbericht gezeigt. Auch für andere Marketingprojekte wurden Film­aufnahmen und Fotoshootings veranstaltet. Und im Gegensatz zu anderen Destinationen brauchte das Grüne Binnenland nie Geld für teure Models ausgeben. Die Kollegen und deren Familien waren immer bereit und haben sich für die verschiedensten Themen zur Verfügung gestellt, zum Beispiel Übernachtungen in einem Fass oder Standup-Paddeling auf der Treene

Aktuell besteht das Kollegenteam aus Angelika Bahnsen, Marianne Budach, Dörte Lohf, Sandra Lachs, Conny Pioch und Catharin Rathje. Ein trauriger Moment war im Juni 2015, als der langjährige Vorsitzende Gerhard Bockholt unerwartet verstarb. Im vergangenen Jahr verstarb mit Ingeline Petersen eine weitere langjährige Kollegin.

Momentan sind viele Aktivitäten von Corona geprägt und alle hoffen auf Normalität im Frühling und Sommer. Im Verlauf des Frühjahrs soll eine geförderte Personalstelle geschaffen werden. Zu Ostern ist eine neue Wanderbroschüre geplant, die verschiedene Rundtouren im Bereich des Grünen Binnenlandes enthält. 

„Dans op de Deel“ sorgt bis heute für gute Laune

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Leser der älteren Jahrgänge mögen Sven Jenssen noch aus der ZDF-Hitparade kennen. Dort stellte er 1971 als erster Interpret die deutsche Version der „Schicksalsmelodie“ aus dem Kinofilm „Love Story“ vor und errang sofort den dritten Platz. Weniger bekannt ist, dass er mit „Dans op de Deel“ auch einen plattdeutschen Party-Klassiker landete. Heute genießt der 87-Jährige seinen Ruhestand. Das Bauernblatt lud er zu einer musikalischen Zeitreise ein.

Früher haben sie ihn den großen Blonden aus dem Norden genannt. Heute ist er zwar nicht mehr blond, dafür aber ein putzmunterer Silberschopf. Auf einem weitläufigen Hof mit herrlichem Blick über die Kieler Förde, lebt er mit seiner Frau Linda sowie drei Hühnern und drei Schafen, die bei ihm ihr Gnadenbrot bekommen. Schon von draußen ist Musik zu hören. Die Liebe zu ihr begleitet den Sänger, Komponisten und Entertainer noch immer. „Das fing ganz früh als kleiner Junge an. Meine Omi brachte mir das schöne, niederdeutsche Liedgut und Platt bei“, verrät der agile Senior bei einer Tasse Kaffee am Kamin.

Ein Leben lang ist er, der auch in Amerika mit englischen Songs Karriere machte, der heimeligen Sprache seiner Kindheit treu geblieben. Mit großer Freude hat er unzählige plattdeutsche Lieder komponiert. Stolz ist er darauf, in den 1960er Jahren den Schleswig-Holsteiner-Heimat-Kompositionswettbewerb ins Leben gerufen und ihn mit seinem Freund Gerd Hausotto über zehn Jahre ausgerichtet zu haben. Nach einer langen Pause erlebte die Veranstaltung sogar 2004 ein Revival im Kieler Schloss. „Es war damals mein Anliegen, das brachliegende plattdeutsche Liedgut bei uns Nordlichtern nicht sterben zu lassen. Ich wollte die Pflege der regionalen Musik und somit den Erhalt und die Erneuerung des heimischen Liedgutes fördern“, blickt er zurück.

Erfolg mit Hindernissen

Hier kommt nun ein Lied ins Spiel, das wohl sein populärstes ist und inzwischen fast zum Volksgut gehört: Dans op de Deel. Der eingängige Refrain: „Ja dann is Dans op de Deel, Dans op de Deel, dans mit mi noch mol dweer so övern Saal…“

Sven Jenssen schrieb es Ende der 1970er Jahre. Der Hamburger Musiker und „Teufelsgeiger“ Lonzo Westphal steuerte das Arrangement bei. Doch zunächst biss keine Plattenfirma an. Für derlei Musik gäbe es keinen Absatzmarkt, hieß es knapp. Sven Jenssen glaubte an den Erfolg und offerierte das Lied daraufhin mit 17 anderen Liedern aus seiner Feder dem Travemünder Passat Chor. Dieser widmet sich dem Erhalt seines Patenschiffs, der Viermastbark Passat. Die Mitglieder singen also hauptsächlich traditionelle Seemannslieder und Shantys. Deshalb war man auch hier nicht auf Anhieb vom Gute-Laune-Lied überzeugt. „Es war ja kein typisches, maritimes Lied wie aus dem sonstigen Repertoire“, erklärt Jenssen die anfängliche Zurückhaltung. Aber da der Passat Chor zu dieser Zeit eine neue Langspielplatte plante, kamen seine stimmungsvollen Kompositionen gerade recht. Schließlich sang man gemeinsam „Dans op de Deel“ ein. „Später wurde das sogar der Titel der LP“, erzählt er und zeigt das in Rot- und Gelbtönen gehaltene Plattencover aus dem Jahr 1979.

Das Wunderbare geschah. Das schwungvolle, mitreißende Lied kam prima beim Publikum an, sprengte regionale Grenzen, wurde in 16 Sprachen übersetzt und in unterschiedlichen Versionen gesungen und gespielt. Eine Reggae-Aufnahme mit der Gruppe Chi Kale aus Ghana soll auf Platz eins der dortigen Charts gewesen sein.

Sven Jenssen brachte sein Lied ebenfalls oft zur Aufführung. So trat er damit 1991 im Musikantenstadl von Karl Moik auf, als dieser mit der bekannten TV-Sendung in der früheren Kieler Ostseehalle zu Gast war. Im Jahr 2008 fand es, gespielt von der Filmband Tiffanys, Eingang in den Original-Sound­track zum Kino-Kassenschlager „Fleisch ist mein Gemüse“. Auch heute fehlt der Hit auf kaum einer Feier im Norden, wenn ordentlich Stimmung angesagt ist.

Schicksalsmelodie

Im Rückblick auf die weit mehr als 200 Titel seiner Karriere, gibt der Künstler jedoch tief in seinem Herzen einem anderen Lied den Vorzug: der Schicksalsmelodie von Komponist Francis Lai. Sie erklang erstmals 1970 im Kultfilm „Love Story“. Ryan O‘ Neal und Ali MacGraw spielten in diesem Liebesdrama die Hauptrollen. Für die Musik zum Film gab es einen Oscar.

„Mir gefiel die Schicksalsmelodie so gut, dass ich sie für den deutschen Markt singen wollte. Der Song lag den Musikverlagen zwar schon als Angebot in Englisch vor, aber niemand traute sich an die deutsche Version. Romantische Schnulzen waren damals gerade nicht angesagt, sondern Rock ’n Roll“, schmunzelt Jenssen. Also schnappte er sich kurzerhand befreundete Musiker und produzierte die Aufnahme in Eigenregie. Für die Finanzierung verkaufte er sogar sein Auto. Der Text stammte vom renommierten Schlagerproduzenten Kurt Feltz, der ihn 1963 als Schlagersänger entdeckt hatte. Nach längerer Suche fand sich auch ein Vertrieb für die Single.

Jenssen trat mit ihr erstmals am 15. Mai 1971 in der ZDF-Hitparade von Dieter Thomas Heck auf und wurde von den Zuschauern auf Platz drei gewählt. „Im selben Jahr erhielt ich aus den Händen von Francis Lai einen speziellen Love Story-Preis für die beste europäische Interpretation des Songs“, berichtet er. Ein Highlight war für ihn außerdem das Treffen mit Erich Segal, der die literarische Vorlage zum Filmklassiker lieferte. Jenssen hat ein Schwarzweißfoto bereitgelegt, das ihn und den Drehbuchautor beim Small Talk in Köln zeigt. „Segal flog extra von New York nach Europa/Deutschland, um mich, den Menschen hinter der Stimme, persönlich kennenzulernen“, bemerkt er.

Bewegtes Künstlerleben

Stundenlang könnte man dem Urgestein der Unterhaltung noch zuhören. Wie er, der eigentlich Kfz-Mechaniker, medizinischer Fußpfleger, Masseur und Heilpraktiker war, ins kunterbunte Showbiz kam, wie er ab 1969 in den USA acht Jahre mit einem Dinner-Show-Programm gastierte, wie er Frank Sinatra, Elvis Presley, Dean Martin, Siegfried und Roy oder Michael Jackson hautnah erlebte, wie er mit Sänger Peter Alexander im Duett „Eine Lederhose braucht keine Bügelfalten“ sang – aber für all das, würde der Tag nicht reichen.

Nur so viel: Bis 2005 war Sven Jenssen regelmäßig auf der Bühne präsent. Nach seiner Zeit als Schlagersänger, verlegte er sich mehr auf‘ s Maritime und Heimatliche. Einen letzten Auftritt hatte er anlässlich des 90. Geburtstags der NDR-Sendung „Hamburger Hafenkonzert“, die er als ständiger Solist über viele Jahre mit seinen Auftritten bereicherte. „Bei einer Gala in der Komödie Winterhuder Fährhaus am 3. Juni 2019 trat ich ermutigt durch die Gruppe Godewind noch einmal auf. Es gab Standing Ovations“, freut er sich und strahlt über beide Ohren.

Silke Bromm-Krieger

Sven Jenssen war ein vielseitiger Künstler und begeisterte sein Publikum auch mit einer One-Man-Show. Fotos (2): Privat
Sven Jenssen landete 1963 im Duett mit Peter Alexander den Hit „Eine Lederhose braucht keine Bügelfalten“. Auch die LP Piccolo Party nahm er damals mit ihm auf.

Fotos (3): Silke Bromm-Krieger
Für den Passat Chor war Sven Jenssen Entdecker, Produzent und Liedschreiber. Etliche seiner Kompositionen sind auf dieser LP enthalten.

Auf Erholungskurs

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Der niederländische Meiereikonzern Royal FrieslandCampina hat trotz anhaltender Corona-Pandemie 2021 ein kräftiges Ergebnisplus verzeichnet. Wie das Unternehmen in Amersfoort mitteilte, erhöhte sich der Jahresüberschuss im Vergleich zu 2020 um 117,7 % auf 172 Mio. €.

Die Konzernleitung führte das Ergebnis vor allem auf niedrigere Restrukturierungsaufwendungen, die verhaltene Erholung der Außerhausmärkte in Europa sowie die höheren Preise für die Basismeiereiprodukte zurück. Außerdem sei die Steuerbelastung geringer ausgefallen. Allerdings war 2019 – also vor der Corona-Pandemie – noch ein Jahresüberschuss in Höhe von 278 Mio. € erzielt worden. Der Umsatz stieg 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 3,2 % auf rund 11,5 Mrd. €.

Der Erzeugerpreis für die angeschlossenen Lieferanten belief sich dem genossenschaftlich strukturierten Unternehmen zufolge im vergangenen Geschäftsjahr auf 39,23 ct/ kg Milch ohne Mehrwertsteuer (bei 3,57 % Eiweiß sowie 4,42 % Fett und 4,53 % Laktose). Dieser Preis umfasst auch eine Barnachzahlung in Höhe von 0,14 ct/kg Milch. Zuzüglich Zinsen für Mitgliederobligationen und einer Zuführung zur Gewinnrücklage ergab sich laut Konzernangaben ein Leistungspreis von 39,88 ct/kg Milch.

Laut FrieslandCampina lieferten 10.564 Mitglieds-Milchviehbetriebe in den Niederlanden, Deutschland und Belgien im vergangenen Jahr insgesamt 9,745 Mrd. kg Rohmilch an; das waren allerdings 3,2 % weniger als 2020. Als Grund für den Rückgang nannte die Geschäftsführung vor allem das relativ kalte Wetter in den ersten Monaten des Jahres und hohe Transportkosten.

Wie Geschäftsführer Hein Schumacher mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr erklärte, sind Inflation und Kostensteigerungen die größten Herausforderungen. „Verhalten optimistisch“ äußerte er sich zur voraussichtlichen Preisentwicklung des Milchproduktesortiments für professionelle Küchen, Bäckereien und Restaurants sowie für Basismeiereiprodukte. „In Kombination mit einem leicht verbesserten Markt für Kindernahrung erwarten wir für das ganze Jahr gegenüber 2021 eine Umsatzsteigerung in Höhe von 2 % bis 4 % bei konstanten Gewinnspannen“, sagte Schumacher. 

„Rechtzeitig ausgestiegen“

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Den Schlachtkonzern Tönnies treffen die von der EU gegen Russland verhängten Sanktionen nicht direkt, da das Unternehmen sein dortiges Geschäft zum Jahresende 2021 abgewickelt und verkauft hat. „Der Rückzug ist aber nicht erfolgt, weil wir schlechte Erfahrungen in Russland gemacht hätten“, stellte der Leiter des Hauptstadtbüros der Tönnies-Unternehmensgruppe, Thomas Dosch, im Gespräch mit Vertretern der Landesgruppe Berlin-Brandenburg des Verbandes Deutscher Agrarjournalisten klar.

Dass der Grenzkonflikt mit der Ukraine so dramatisch eskalieren könnte, habe Dosch selbst bis vor wenigen Tagen nicht für möglich gehalten. Mit Blick auf die zu erwartende Sanktionsspirale habe sich Tönnies „gerade noch rechtzeitig“ aus dem russischen Markt zurückgezogen.

Der Tönnies-Manager gewährte den Journalisten bei dem Fachgespräch einen Einblick in die Expansionsstrategie des deutschen Branchenprimus. In der Regel folge Tönnies auf Auslandsmärkten dem Einzelhandel. „Wenn sich einer unserer Discounter neu in einem Markt außerhalb Deutschlands engagiert, dann hat dieser dort einen Qualitätsanspruch an bestimmte Produkte“, berichtete Dosch. Und Tönnies sei eben in der Lage, diese Qualitäten in ausreichender Menge zu liefern. Dabei greife der Großschlachter in der Regel auf Rohstoffe aus dem jeweiligen Markt zurück, beispielsweise auf Schlachtschweine aus Spanien, um daraus dann Wurst und Fleischerzeugnisse herzustellen. „Wenn man so will, sind wir Teil des Zirkus, wenn Aldi, Lidl und Co. neue Auslandsmärkte erschließen. Dann ziehen wir mit und schlachten und produzieren vor Ort“, so der Tönnies-Manager.

Deutschlands größter Fleischkonzern hat seine russische Niederlassung APK Don zum Jahreswechsel an einen thailändischen Lebensmittelkonzern verkauft. Zuvor hatte Tönnies in Russland über zehn Jahre an einer vertikal integrierten Schweinefleischproduktions-Holding gearbeitet, die zuletzt mehrere zehntausend Hektar Getreide- und Rübenanbau, ein eigenes Futtermittelwerk und rund ein Dutzend Standorte zur Aufzucht und Mast von Schweinen umfasste, strategisch günstig gelegen in den Veredlungshochburgen Belgorod und Woronesh im Südwesten Moskaus. 

Umsatzplus dank starker Marken

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Der europäische Meiereikonzern Arla Foods hat im vergangenen Jahr erneut ein Umsatzplus verbuchen können und sieht sich „trotz volatiler Marktbedingungen auf Wachstumskurs“. Der Gesamtumsatz der Arla-Gruppe stieg 2021 bei einer Milchanlieferungsmenge von 13,6 Mrd. kg im Vergleich zum Vorjahr um 5,6 % auf rund 11,2 Mrd. €.

Maßgeblich für die Umsatzsteigerung waren laut Arla vor allem höhere Verkaufspreise und ein mengenbasiertes Umsatzwachstum von 4,5 % im Bereich der Markenprodukte. Dabei hätten die Marken Arla, Castello und die Lizenzmarke Starbucks ihr „beispielloses Markenwachstum“ des Jahres 2020 fortgesetzt.

Einfluss der Inflation

„Unsere strategisch wichtigen Marken haben 2021 außerordentlich gut abgeschnitten. Zurückzuführen ist dies auf die anhaltend hohe Verbrauchernachfrage nach hochwertigen, natürlichen und nahrhaften Milchprodukten“, resümierte Arla-Vorstandschef Peder Tuborgh. Ihm zufolge waren die wegen der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie von Monat zu Monat wechselnden Rahmenbedingungen auch für den Meiereiriesen eine Herausforderung, die man aber durch eine konsequente Angebotssteuerung gut bewältigt habe.

Arla erwartet, dass sich die Inflation und die Volatilität bis weit in das Jahr 2022 hinein auf das eigene Geschäft und andere Sektoren auswirken werden. Nach Einschätzung von Tuborgh dürften sich die anhaltenden Marktschwankungen und die hohe Inflation auf das Verbraucherverhalten auswirken. Er will eine Verlangsamung des Markenwachstums nicht ausschließen. Gleichwohl liegt das Umsatzziel für 2022 zwischen 11,8 Mrd. € und 12,4 Mrd. €. Der Gewinnanteil am Umsatz soll im Bereich von 2,8 % bis 3,2 % liegen.

Das Arla-Management plant für das Jahr 2022 Investitionen in Gesamthöhe von 600 Mio. €. Ein Teil davon soll in die Fertigstellung der Produktionsanlage zur Herstellung von Milchpulver im rheinland-pfälzischen Pronsfeld fließen.

Umkämpfter Markt

Wie Arla-Deutschland-Chef Patrik Hansson mit Blick auf die Jahresbilanz feststellte, hat das Ende der harten Lockdown-Maßnahmen 2021 in der Bundesrepublik zu einem leicht rückläufigen Konsum von Milchprodukten in Privathaushalten im Vergleich zum starken Vorjahr geführt. Dennoch habe Arla auch auf dem hart umkämpften deutschen Markt sein Markengeschäft mit einem mengenbasierten Umsatzzuwachs von 1,7 % in diesem Segment erneut ausgebaut. Am stärksten zugelegt hat nach den Angaben des Konzerns die Marke Starbucks, gefolgt von Arla Bio und Arla Buko.

Als erfolgreich wertet Hansson zudem die Einführung von Arla Kærgården Bio und den Deutschlandstart der Arla-Dachmarkenkampagne, mit der das Unternehmen die Bekanntheit seiner Marken weitersteigern und Marktanteile hinzugewinnen will.

Mit Blick auf das laufende Jahr hielt Hansson fest, dass die anhaltend hohe Inflation auch für die deutschen Landwirte und für das lokale Geschäft von Arla eine enorme Herausforderung darstelle. Dies müsse sich in den Abschlüssen mit dem Einzelhandel widerspiegeln, da nur so eine nachhaltige Landwirtschaft mit hervorragenden Standards sicherzustellen sei.

Hohe Wertschöpfung

Laut dem stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden von Arla, Manfred Graff, war 2021 für die landwirtschaftlichen Betriebe „ein hartes Jahr“. Sowohl die Genossenschaftsmitglieder von Arla als auch der Milchverarbeiter selbst seien von den anhaltenden Auswirkungen der Pandemie und den enorm steigenden Produktionskosten betroffen gewesen. Graff begrüßte deshalb, dass Arla dennoch „einen wettbewerbsfähigen Milchpreis“ erzielt habe.

In Deutschland habe dieser für konventionelle Milch im Durchschnitt bei 36,31 ct/kg und damit um 2,59 ct über dem Wert von 2020 gelegen. Darüber hinaus sei die im Rahmen der neuen Konsolidierungspolitik vorgesehene jährliche Nachzahlung um 50 % erhöht worden. „Dank der gezielten Anstrengungen unserer Landwirte, Mitarbeiter und des Managements hat Arla das schwierige Umfeld 2021 gemeistert und eine hohe Wertschöpfung für unsere Milch erzielt“, so Graff, der in der Eifel einen Milchviehbetrieb leitet. 

Peder Tuborgh
Patrik Hansson
Manfred Graff

Freilebende Katzen kastrieren

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Das Land Schleswig-Holstein unterstützt auch in diesem Jahr die Kastration von freilebenden Katzen. Seit dem 14. Februar kann die Kastration von freilebenden Tieren über einen von der Tierärztekammer Schleswig-Holstein verwalteten Fonds abgerechnet werden. Voraussetzung ist, dass sich die Tiere nicht in fester menschlicher Obhut befinden. Das Angebot richtet sich insbesondere an Tierschutzvereine und ist ein Gemeinschaftsprojekt von Tierschutzverbänden, Tierärzteschaft, Kommunaler Familie, Landesjagdverband und dem Land Schleswig-Holstein.

Voraussetzung für die Teilnahme an der Aktion und der damit verbundenen Übernahme der Behandlungskosten ist, dass die Katzen in einer der teilnehmenden Gemeinden gefangen wurden und dass von denjenigen, die eine Katze zur Kastration bringen, ein dafür vorbereiteter Vordruck ausgefüllt und unterschrieben wird. Der Vordruck bestätigt, dass es sich tatsächlich um eine freilebende Katze handelt. Alle erforderlichen Dokumente befinden sich auf folgender Webseite: gegenkatzenelend.schleswig-holstein.de 

Kormorane übertreffen Fangquote

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Dass Kormorane Fische fressen, ist bekannt. Über die täglichen Mengen und die Zusammen­setzung hingegen gibt es nach Angaben des Deutschen Fischerei-Verbandes (DFV) unterschiedliche Auffassungen. Eine aktuelle Studie zeige nun, dass die Mengen größer sind, als bisher geschätzt.

In einer Studie des Instituts für Binnenfischerei in Potsdam wurden laut DFV an drei Standorten insgesamt 1.093 Speiballen analysiert, um eine Bestimmung der gefressenen Fischarten und Mengen vorzunehmen. Die aufgenommene Fischbiomasse pro Vogel und Tag betrug demnach 455 g, 494 g und 787 g an den Standorten Schlei, Güsdorfer Teich und Dassower See. Die Kormorane fraßen während mancher Monate hauptsächlich Dorsch und Hering. Besonders gravierend war das laut DFV am Dassower See zu beobachten. In dieser Brackwasser-Bucht der Trave an der Grenze zwischen Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein hatte der Dorsch mit Werten zwischen 25,1 % und 96,1 % die größten Anteile an der monatlichen Gesamtfischbiomasse. Das ergebe eine Gesamtdorsch­entnahme von etwa 100 t bis 120 t im Jahr, was alleine an dem Standort in der Lübecker Bucht mehr entspreche, als die gesamte deutsche Dorschquote für das laufende Jahr in der westlichen Ostsee. 

Schweinehalter stellen Betriebe um

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Die Situation am Schweinemarkt führt derzeit dazu, dass sich viele Betriebe, die bisher Sauenhaltung und Schweinemast betrieben haben, anders orientieren, neue Standbeine aufbauen und sich wirtschaftlich neu aufstellen. Die Bandbreite reicht vom Obstbau, der touristischen Nutzung über Immobilien bis hin zum Hofcafé und der Gastronomie. Glück haben die Betriebe, in denen ein Generationswechsel mit dem Strukturwechsel einhergeht. Zwei Beispiele in der Probstei, Kreis Plön, zeigen, wie sich die Betriebe und damit auch das ländliche Bild in ländlichen Regionen verändern.

Auf dem Hof Moorhörn in Passade gab es in den 1970er-Jahren noch Milchvieh und Schweinemast, dazu Ackerbau – ein klassischer landwirtschaftlicher Betrieb. Doch dann schwand bereits die Milchvielhaltung zugunsten der Ferkelproduktion. 1997 probierte es Hagen Klindt bereits mit Himbeeren, die im eigenen Hofcafé verarbeitet und angeboten wurden. Als Hauke Klindt den Betrieb von seinen Eltern 2004 übernahm, hatte er 80 Sauen im geschlossenen System. Dann gab er Vollgas, entwickelte die Produktion, stockte auf 400 Sauen auf und baute 2010 einen neuen Maststall. Doch seit einigen Jahren schon sei die Situation am Schweinemarkt dauerhaft schlecht, so Klindt. Er erklärt: „Es gab immer Höhen und Tiefen, aber seit Langem ist es dauerhaft schlecht und absehbar wird es sich nicht verbessern.“

Standbein Obstbau

Die Afrikanische Schweinepest setzte den „I-Punkt“ auf eine lange schon in den Köpfen bewegte Überlegung: Hauke und Gaby Klindt schafften im vergangenen Jahr alle 400 Sauen ab. „Der Maststall bleibt, der ist noch in der Finanzierung“, berichtet der Landwirt. Er bezieht die Ferkel nun nicht mehr aus der eigenen Zucht, sondern von der Schweinevermarktungsgesellschaft Schleswig-Holstein (SVG), deren Vorstandsmitglied er ist. 9.000 Mastschweine produzert er im Jahr.

Der Obstbau als zweites Standbein hat sich für Klindt als genau richtig für die betriebliche Konstellation herausgestellt. Er hat die ursprüngliche Fläche von 4 ha für Beerenobst auf mittlerweile 20 ha erweitert. Jahr für Jahr kamen mehr Flächen und neue Obstsorten hinzu.

2017 begann Klindt mit Erdbeeren, experimentierte mit verschiedenen Sorten, baute Folientunnel auf, um die Saison zu verlängern. Einheimische und Touristen freuen sich über Selbstpflückangebote. Die Fläche für die Himbeeren wurde vergrößert, Heidelbeeren kamen hinzu – all das ging nicht ohne Lehrgeld zu zahlen. So wurde zum Beispiel die erste Heidelbeerernte ein „Fest für die Stare“. Klindt schildert: „Binnen zwei Tagen war alles kahl.“ In diesem Jahr hat Klindt die Flächen unter Folientunneln für Erdbeeren und Himbeeren erweitert. „Zum ersten Mal habe ich die Erdbeeren im Substrat überwintern lassen, sodass es eine zweite Ernte gibt“, nennt Klindt ein Beispiel. Das permanente Ausprobieren mit neuen Sorten und Anbautechniken erfordere viel Fingerspitzengefühl. Das Neueste: Erbeeren werden in Stellagen gepflanzt – eine kostspielige Methode. Doch mit Blick auf die Arbeitskräfte und den steigenden Mindestlohn sieht Klindt darin durchaus eine Wirtschaftlichkeit.

Den Sauenstall hat er bereits im vergangenen Jahr entkernt. Dort können nun auf 100 m Länge und 25 m Breite neue Angebote entstehen. Neben den „dringend benötigen“ Werkstatt- und Lagerräumen werde vor allem der Hofladen aus dem Hofcafé herausgenommen und könne dadurch deutlich vergrößert werden. Damit einher gehe die Ausweitung des Angebotes in Zusammenarbeit mit anderen regionalen Erzeugern. „Ein Angebot, das die Kunden dankbar annehmen“, wie Gaby Klindt aus erster Erfahrung weiß.

„Ein Teil des Bereiches wird als Unterkünfte für unsere Saisonarbeitskräfte umgebaut“, berichtet Hauke Klindt. Zwischen 20 und 25 Mitarbeitende sind auf dem Hof Moorhörn in der Ernte tätig.

Doch es gibt noch mehr Pläne für das hofnahe Gebäude. Der Landwirt kann sich die Vermietung als Lagerfläche oder aber als Bürofläche vorstellen. Doch erst einmal gilt es zu investieren. Umgesetzt sollen die Pläne bis zur Saison 2023 sein. Eine Motivation für die Investition in einen zukunftssicheren Betrieb seinen auch seine Söhne, die beide Lust auf Landwirtschaft haben. Der erste lernt bereits im zweiten Lehrjahr den Beruf des Landwirts, der zweite ist zwar erst 14, aber schon mit viel Herzblut dabei. „Das macht auch Mut“, sagte Klindt.

Touristische Angebote

Auch Timm Heuer aus Neuschönberg hat seinen Sauenstall leer laufen lassen, nachdem die Afrikanische Schweinepest sehr schnell näher gerückt war. 200 Sauen und 2.000 Mastplätze hatte Heuer. Natürlich sei auch eine gehörige Portion Wehmut mit dabei, schließlich sei die Schweineproduktion über Jahrzehnte sein Handwerk gewesen. Doch der 56-Jährige ist überzeugt: „Es wird absehbar nicht mehr besser. Es gab schon immer Höhen und Tiefen in der Schweinehaltung, aber diese anhaltende Lage ist ruinös.“ Natürlich habe es auch gute Zeiten gegeben, in denen gutes Geld verdient wurde, aber das sei schon lange nicht mehr so. Heuer unterstreicht: „Die Wettbewerbsspirale hat zu immer größeren Einheiten geführt. Die Schlachtbetriebe und Discounter diktieren die Preise und wir sitzen am Ende der Kette und haben keine Macht.“

Tochter Christine bestätigt: „1,20 €/kg Schwein – davon kann man einen Betrieb nicht halten.“ Seit sie 2019 zurück auf den elterlichen Hof gekommen ist, habe sich viel verändert. Damals hatte die Familie ihre historische Auffahrtsscheune zum Hof-Café ausgebaut und einen Kaffee-Garten unter den knorrigen Linden eingerichtet, der von den Gästen gut angenommen werde.

Den Betrieb öffnen Heuers ganzjährig von April bis Ende Oktober, darüber hinaus gönnen sie sich zumindest zwei Ruhetage in der Woche, ansonsten ist das Café geöffnet. In diesem Winter kommt ein neues Angebot hinzu: Heuers herzhafte Hütte soll vor allem Tagesausflügler und Einheimische ansprechen. Sie wird von Timms Bruder Carsten Heuer betrieben. Die Brüder hatten die Landwirtschaft von ihrem Vater übernommen. Doch nun gibt’s vor allem Leckereien auf dem Hof: eine Kartoffelsuppe, ein Rundstück mit Rindfleisch und die Hofstulle. Auf diese drei Gerichte will sich Carsten Heuer zunächst beschränken. Im Sommer allerdings soll es dann Folienkartoffeln in verschiedenen Varianten und Flammkuchen geben.

Einen vor allem emotionalen Aspekt nennen die Landwirte zusätzlich: „Wir bekommen endlich einmal positive Rückmeldung und sind nicht mehr die Prügelknaben der Nation, die für alles verantwortlich gemacht werden, das ist ein ganz neues Gefühl, da macht die Arbeit wieder Spaß“, sagt Timm Heuer.

Timm Heuer und seine Tochter Tochter Christine betreiben ihr Hof-Café in der historischen Auffahrtsscheune an.
Vom Landwirt zum Gastwirt: Timm (links) und Carsten Heuer bieten auf ihrem Hof in Neuschönberg ein Hof-Café und neuerdings auch „Heuers herzhafte Hütte“ an.
Vom Landwirt zum Gastwirt: Timm (links) und Carsten Heuer bieten auf ihrem Hof in Neuschönberg ein Hof-Café und neuerdings auch „Heuers herzhafte Hütte“ an.

Gesamtes Land betroffen

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Die Niederschlagsmengen im ­Februar überstiegen die im langjährigen Mittel zu erwartenden Mengen in Schleswig-Holstein deutlich. Fast im gesamten Land wurde laut Kieler Landwirtschaftsministerium (Melund) die eineinhalbfache Monatsniederschlagsmenge innerhalb nur weniger Tage erreicht. Der Schwerpunkt der Niederschläge im Zeitraum vom 18. bis 21. Februar lag insbesondere in den Kreisen Schleswig-Flensburg, Rendsburg-Eckernförde, Neumünster und Steinburg.

Betrachtet man den gesam­ten Februar, sind nach Angaben des Melund bis zum Dreieinhalbfachen der durchschnittlichen Monats­summe des Niederschlags gefallen. Auf gut einem Viertel der Landesfläche betrug die Niederschlagssumme das Dreifache des langjährigen Mittels und auf rund drei Vierteln der Landesfläche das Zweieinhalbfache.

Die Niederschläge fielen auf bereits sehr feuchte oder durchnässte Böden und sorgten für erhöhte Abflüsse und Hochwasserstände im gesamten Land. Schwerpunktbereiche lagen an den Gewässern Treene, Stör, Lecker Au, Bille, Krückau, obere Eider, Trave sowie Beste. Durch die starken Westwinde und damit verbundenes er­höhtes Tideniedrigwasser konnte an der Westküste beziehungsweise in die Tideelbe teilweise nur einge­schränkt entwässert werden, was zu einem langsamen Abfluss der Wassermengen führte.

Die Landesregierung hat frühzeitig angekündigt, nach den Sturm- und Orkantiefs insgesamt bis zu 2,5 Mio. € zur Verfügung stellen. Dies teilte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) Anfang vergangener Woche mit. „Wir werden die Kommunen bei der Beseitigung der Sturmschäden nicht im Stich lassen und hierfür bis zu zwei Millionen Euro bereitstellen. Weitere bis zu 500.000 Euro können für Küstenschutzmaßnahmen eingesetzt werden“, so Günther. 

Sturm und ergiebige Niederschläge prägten den Februar 2022 und verwandelten viele Flächen in Seenlandschaften, wie hier bei Bornstein, Kreis Rendsburg-Eckernförde. Foto: Ulrike Baer
Die sehr dynamisch Wetterlage mit Sturm und ergiebigen Niederschlägen ließ den kleinen Goossee bei Eckernförde weit über seine Ufer treten. Foto: Ulrike Baer
Gemeinde Föhrden Barl an der Bramau Kreis Segeberg. Foto: Steinburger Agraraction
Störmündung mit dem imposanten Spülsaum am Deich in der Blomeschen Wildnis. Foto: Steinburger Agraraction
In Kellinghusen wurde zwischenzeitlich die Innenstadt gesperrt. Foto: Steinburger Agraraction
Alle Pferde Reit- und Fahrschule Kellinghusen mussten umziehen, weil das Wasser bis zu 50 cm hoch in den Boxen stand. Foto: Steinburger Agraraction