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Appell der Sauenhalter an Özdemir

Gleich zu Beginn gab es klare Worte: Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Schweinehaltung im Bauernverband Schleswig-Holstein (BVSH), Dietrich Pritschau, kritisierte, dass nach Jahren der Diskussion und des Hinhaltens nun mit Cem Özdemir (Grüne) offenbar ein Nicht­entscheider im Bundeslandwirtschaftsministerium sitze. Inzwischen seien Entscheidungen so lange aufgeschoben worden, dass die seinerzeit gefundene Einigkeit zerbrösele, meinte der BVSH-Vizepräsident in Bezug auf die Diskussion zur Haltungskennzeichnung.

Pritschau verwies darauf, dass es neben der Haltungsstufe auf Basis der gesetzlichen Anforderungen unbedingt eine Stufe „Stallhaltung plus“ geben müsse, um die Errungenschaften der Initiative Tierwohl (ITW) zu erhalten. Dies allerdings wolle Minister Özdemir nicht.

Politische Rückendeckung für Schweinehaltung fehlt

Die Zukunft des Kompetenznetzwerkes Nutztierhaltung (Borchert-Kommission) für mehr Tierwohl wurde in der Arbeitsgemeinschaft intensiv diskutiert. Dass es Geld aus Berlin für die Umsetzung von mehr Tierwohl geben wird, wurde angesichts ausufernder Staatsausgaben deutlich angezweifelt. Zugleich könne man aber aufgrund der deutschen Gesetzgebung der vergangenen Jahre nicht mehr zu wettbewerbsfähigen Kosten erzeugen. Befürchtet wird, dass der massive Abbau der Schweinehaltung noch kein Ende gefunden hat und dies von Teilen der Politik durchaus billigend in Kauf genommen wird.

In Bezug auf die Abnehmer der Schweine wurde geklagt, dass ein wirkliches Bekenntnis zu deutschen Schweineproduktion fehle. So gebe es keine vernünftigen Angebote, Schweinefleisch deutscher Herkunft höher zu positionieren. Ernüchtert stellte ein Teilnehmer fest, dass auch die Einsortierung in Tierwohlstufen gerade angesichts ohnehin steigender Lebensmittelpreise keine verlässliche Rolle im Absatz spiele. Die Zentrale Koordination Handel-Landwirtschaft sei gegründet worden mit dem Vorsatz, eine verbesserte Wertschöpfung innerhalb der Kette zu erreichen. Doch passiert sei bisher nichts. Stattdessen baue der Handel sein Eigenmarkensortiment aus und übe Druck auf die Preise aus.

Vorgestellt wurde ein „Weckruf“ des Arbeitskreises der Sauenhalter der norddeutschen Bauernverbände an Özdemir. Es müsse sofort gehandelt werden, um den Zusammenbruch der Sauenhaltung zu verhindern. Neben dem Erhalt der Stallhaltung mit mehr Tierwohl, aber ohne Außenklimazugang als Haltungsformstufe (ITW-Standard) wurde der Umkehr der Haltungsstufennummerierung eine Absage erteilt. Zudem müsse die Haltungs- und Herkunftskennzeichnung für Fleisch verpflichtend werden und eine 5xD-Kennzeichnung ermöglichen. Tierwohlanforderungen über dem gesetzlichen Standard seien auszugleichen, um die Wertschöpfung im Land zu halten. Das Papier lenkt den Blick auf vorhandene Stallanlagen. Trotz drohender Verschärfungen im Bereich des Immissionsschutzes müssten Umbaumaßnahmen rechtlich möglich und auch förderfähig bleiben. Die Schweinehalter erkennen an, dass das Ministerium die Vorschläge des Kompetenznetzwerkes wieder aufgegriffen hat. Den Sauenhaltern gehe jedoch die Luft aus. Der Borchert-Plan müsse zeitnah umgesetzt werden. Eine weitere Verlagerung der Erzeugung ins Ausland würde dem Tierwohlgedanken nicht gerecht werden und sei daher zu verhindern.

Wettbewerbsverzerrungen kritisiert

Als „never ending story“ bezeichnete Pritschau die Umsetzung der Corona-Hilfen für die Schweinehaltung in Schleswig-Holstein. Eine kurzfristige Liquiditätshilfe, wie seinerzeit gedacht, sei es längst nicht mehr. Dennoch werde das Geld auf den Höfen dringend gebraucht. Pritschau kritisierte, man sei heute meilenweit von einer Gleichbehandlung in Deutschland entfernt, da Nachbarbundesländer im Gegensatz zu Schleswig-Holstein inzwischen erhebliche Hilfszahlungen geleistet hätten. Nach diversen Gesprächsrunden mit Beginn im Dezember des vorigen Jahres habe Wirtschaftsminister Dr. Bernd Buchholz (FDP) vor der Landtagswahl zugesagt, die Anträge in Härtefall­anträge umzudeuten und schnell sowie unkompliziert zu bescheiden (siehe Ausgabe 18).

Laut BVSH-Referent Claas Petersen gibt es immer noch erhebliche Unklarheiten in Bezug auf die Umsetzung; diese will der Verband schnell klären. Sitzungstteilnehmer kritisierten, das Land habe die Tür zur Corona-Überbrückungshilfe faktisch zugeschlagen. Dabei hätte man eine Umdeutung auch nach Auszahlung der Corona-Hilfen vornehmen können. Ob eine Zustimmung des Landwirtes zur Umdeutung erforderlich ist, wird noch geklärt. Einig waren sich die Teilnehmer, dass es nach der politischen Entscheidung an der Zeit sei, endgültig Abschied von Bedenkenträgertum zu nehmen. Die prüfenden Dritten müssten die neuen Anforderungen zügig abarbeiten, die Investitionbank die gestellten Anträge genehmigen, machten die Teilnehmer Druck. 


Info: Der Arbeitskreis Sauenhalter Norddeutschland (AKS) ist ein Verbund der Sauenhalter in den Landesbauernverbänden Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Westfalen-Lippe und Rheinland. Das AKS-Papier im Wortlaut:

Ein Weckruf an Cem Özdemir – Mehr realisierbares Tierwohl in Deutschland wagen!

1) Es wird positiv gesehen, dass das BMEL die Vorschläge seines Kompetenzwerks zur Nutztierstrategie wieder aufgegriffen hat. Um den Zusammenbruch der Sauenhaltung zu verhindern, muss sofort gehandelt werden!


2) Oberhalb des gesetzlichen Standards sollte eine Stufe Stallhaltung plus ausgewiesen werden, die ohne Außenklima durch kleine Umbauten im Stall möglich ist, anerkannt und gefördert wird. Andernfalls würden Betriebe, die sich im Rahmen der Initiative Tierwohl (ITW) für Tierwohl engagieren, nicht mehr gewürdigt. Bei Nichtausweisung dieser Haltungsform besteht die Gefahr, dass die hier mitwirkenden Betriebe wieder zum gesetzlichen Standard zurückkehren. Zudem werden viele Familienbetriebe aus Baurechts- und Immissionsschutzgründen, aber auch aufgrund von Förderbedingungen (AFP), nur in der vorhandenen Hülle Veränderungen vornehmen können (vgl. Ziffer 6).


3) Eine Nummerierung der verschiedenen Haltungsformen sollte nicht im Konflikt mit der Haltungsformkennzeichnung des Handels stehen – eine Ziffernreihenfolge von 0 (Bio/Premium) bis 3 (gesetzlicher Standard) würde im Nebeneinander mit der bei gutem Bekanntheitsgrad etablierten privatwirtschaftlichen Kennzeichnung von 1 (Stallhaltung) bis 4 (Premium) zu erheblicher Verwirrung unter den Verbrauchern führen. Entweder sollte die privatwirtschaftliche Ziffernreihenfolge von 1 bis 4 aufgegriffen werden oder ganz auf die Ausweisung einer alphanumerischen Ordnung verzichtet und stattdessen leicht einprägsame und verständliche Begriffe gewählt werden. Grundsätzliche Anmerkung: Bei der Eierkennzeichnung handelt es sich um eine EU-Vermarktungsnorm, die eine andere Zielsetzung verfolgt als eine Haltungskennzeichnung. Außerdem sind die Stallhaltungssysteme der Legehennenhaltung nicht 1/1 vergleichbar mit Ställen für Schweine und Rinder.


4) Die Haltungs- und Herkunftskennzeichnung muss verpflichtend für Fleisch- und Verarbeitungsprodukte sein und eine 5 mal D Kennzeichnung ermöglichen beziehungsweise voraussetzen. Sie muss sowohl die Mast als auch die Sauenhaltung umfassen.


5) Finanzierung: Ein Ergebnis der bisherigen Beratungen zur Nutztierstrategie war, dass sich der tierwohlbedingte Mehraufwand aufteilt: 20 % Investitionskosten für Um- beziehungsweise Neubauten, 80 % laufende Mehrkosten für Mehrarbeit etc.
Alle Tierwohlanforderungen der Haltungsstufen, die über den gesetzlichen Standard hinausgehen, sind finanziell auszugleichen. Sonst geht Wertschöpfung in Deutschland verloren und die Produkte, die hier weiterhin verzehrt werden, entsprechen nicht den deutschen Anforderungen. Das muss auch für die jüngsten Änderung der TSchNV, die in erster Linie die Sauenhaltung betreffen, gelten.


6) Bau- und Immissionsschutz: Gerade vor dem Hintergrund sich abzeichnender Verschärfungen im Bereich des Immissionsschutzes (siehe aktueller Vorschlag der EU-Kommission) sollten die Tierhaltungsstufen so formuliert werden, dass möglichst viele Umbaumaßnahmen in vorhandenen Ställen erfolgen können. Das Konzept muss auch in der Praxis realisiert werden können und die vorhandenen Standorte und Ställe der Schweinehaltenden, auch unter dem Aspekt der nachhaltigen Nutzung vorhandener Bausubstanzen, mitberücksichtigen (Vorteil: Ressourcenschonung, keine Flächenversiegelung, Klimaschutz)!

• Es braucht ein Gesamtpaket – mit einer Haltungs- und Herkunftskennzeichnung, einer Finanzierung der Tierwohlmaßnahmen auf den Betrieben und mit einer Anpassung des Bau- und Immissionsschutzrechts. Das Konzept muss auch in der Praxis realisiert werden können!
• Die Nutztierstrategie ist zeitnah umzusetzen. Die Sauenhalter müssen für das Deckzentrum bereits in spätestens zwei Jahren Betriebs- und Umbaukonzepte vorlegen. Hilfsweise sind die Fristen der TierSchNV anzupassen.


Seit zwei Jahren haben wir Sauenhalter versucht, die Verluste zu kompensieren. Leider geht uns mittlerweile die Luft aus. Viele Betriebe fahren im Moment vor die Wand. Schon jetzt werden nur noch ca. drei Viertel der Ferkel in Deutschland erzeugt. Wir warten dringend auf Perspektiven, die uns zum Weitermachen ermutigen.
Eine weitere Verlagerung der Erzeugung ins benachbarte Ausland würde dem Tierwohlgedanken nicht gerecht werden und ist zu verhindern.

Wenn die Lebensader zum Fallstrick wird

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Über die Nabelschnur erhält das Kalb während der Trächtigkeit alle wichtigen Nährstoffe und den nötigen Sauerstoff, zugleich werden Stoffwechselprodukte des Kalbes darüber zur Ausscheidung an das Blut der Kuh übergeben. Nach der Geburt reißt die Nabelschnur, und der Nabel stellt eine Wunde dar, die in den ersten Lebenstagen abheilen muss. Kommt es hier zu Störungen, können eine Nabelentzündung oder ein Nabelbruch entstehen.

Der Nabel des Kalbes ist eine Öffnung in der Bauchwand, durch die vier Gefäße aus der Bauchhöhle des Kalbes in die Nabelschnur übergehen. Diese Gefäße transportieren Blut und in der frühen Trächtigkeit auch den Harn des Kalbes. Während sich der harnleitende Gang (Urachus) bereits in der Hochträchtigkeit verschließt und zurückbildet, sind die Blutgefäße bis zum ersten Atemzug des Kalbes überlebenswichtig, da sie die Versorgung der sogenannten Rosen in der Plazenta sicherstellen, über die das Kalb Sauerstoff erhält und überschüssiges CO2 abgeben kann. Unter der Geburt reißt die Nabelschnur erst nach der Austreibung des Kalbes an einer „Sollbruchstelle“ zirka 10 bis 20 cm vor der Bauchwand des Kalbes ab. Dabei verschließen sich die Blutgefäße und ziehen sich gummibandartig in die Bauchwand zurück, sodass nahezu kein Blut austritt. Der Bauchnabel als ehemals wenige Zentimeter große Öffnung in der Bauchwand schließt sich zusehends und ist nach wenigen Tagen normalerweise nicht mehr zu fühlen.

Rückbildungsstörungen

Ein entzündeter Nabel ist geschwollen, wärmer und schmerzhaft bei Berührungen. Rötung und Sekretfluss sind wichtige Warnzeichen.

Durch verschiedene Faktoren kann es aber zu Störungen der Nabelrückbildung kommen. Finden Bakterien von außen ihren Weg in die Nabelschnur, kann eine eitrige Nabelentzündung entstehen. Kommt es zu einem unvollständigen Verschluss der Bauchwandöffnung, spricht man von einem Nabelbruch (Hernie). Störungen rund um den harnableitenden Urachus, sogenannte Fisteln oder Zysten, sind ebenfalls möglich, aber wesentlich seltener.

Die Nabelentzündung als das häufigste dieser Probleme betrifft rund 5 % aller Kälber und ist vorrangig ein Problem der ersten drei Lebenswochen. Dabei gelangen Schmutzkeime (Kolibakterien oder Eitererreger) von außen in die Nabelschnur und steigen von dort in die Nabelhaut oder in die Nabelgefäße auf. Dabei ist nicht nur die akute Entzündung für das Kalb schmerzhaft und führt zu Fieber und verminderten Zunahmen, sondern durch die Verbindung der Nabelgefäße mit der Leber und dem weiteren Blutkreislauf kann es zu lebensbedrohlichen Vereiterungen der inneren Organe kommen. Ebenso ist ein Streuen der Keime in die Lunge und Gelenke eine mögliche Folge einer Nabelentzündung, die praktisch nicht mehr zu behandeln ist, sodass Tierverluste drohen.

Beim Nabelbruch hingegen besteht die Gefahr, dass durch die bleibende Öffnung in der Bauchwand innere Organe wie Darmschlingen oder der Labmagen in den sogenannten Bruchsack nach außen rutschen und dort eingeklemmt werden. In schweren Fällen kann es so zu starken Bauchschmerzen kommen, sodass diese Kälber umgehend als Notfälle behandelt werden müssen.

Nabelentzündung erkennen

Bei der normalen Nabelrückbildung ist der Nabelschnurrest nur noch in den ersten vier Lebenstagen feucht und trocknet dann zügig ein. Ab dem Ende der zweiten Lebenswoche sollte der trockene Strang abgefallen sein. Dabei ist der Hautbereich um den Nabel flach und nicht schmerzhaft. Die Kontrolle des Nabels sollte dabei immer so erfolgen, dass der Nabelschnurrest und der Wundbereich des Hautnabels nicht berührt werden. Es gilt: Nur anschauen, nicht anfassen. Sind hingegen Schwellungen der Nabelschnur oder des Hautnabels sichtbar oder ist Eiter erkennbar, sollte die Haut im Bereich des Nabels abgetastet und auf Schmerzhaftigkeit sowie vermehrte Wärme geprüft werden. Kälber mit Nabelentzündungen haben oft erhöhte Temperatur über 39,5 °C, sind weniger aktiv und haben zumeist einen geringeren Appetit. Sie müssen umgehend tierärztlich untersucht und behandelt werden, um schwere Verläufe zu verhindern.

Vorgehen beim Nabelbruch

Der Nabelbruch muss nicht unbedingt schmerzhaft sein. Solange nur eine Hautaussackung und eine kleine Öffnung in der Bauchwand ohne Organvorfall vorhanden oder die vorgefallenen Organe nicht eingeklemmt sind, ist der Zustand nicht akut lebensbedrohlich. Kleinere Brüche stellen für das Einzeltier keine Gefahr dar, sollten aber zuvor tierärztlich abgeklärt werden, da es sich auch um einen eitrigen Abszess des Nabels handeln kann. Letztere treten öfter bei Kälbern zum Ende des ersten Lebensmonats auf und müssen chirurgisch behandelt werden. Gleiches gilt für auch eigentlich schmerzfreie Organvorfälle, die über längere Zeit bestehen bleiben. Hier kann es zu Verklebungen und Verwachsungen kommen, die mittels aufwendiger Operationen behoben werden müssen, um Folgeschäden zu vermeiden. In jedem Fall sollten Tiere mit Nabelbruch nicht zur Zucht verwendet werden, da das Risiko vererbt wird.

Ursachen und Vermeidung

Während der Nabelbruch hauptsächlich genetische Ursachen hat, ist die Nabelentzündung vor allem durch äußere Faktoren beeinflusst. An vorderster Stelle steht der Keimdruck in Abkalbe- und Kälberbox oder -iglu. Durch regelmäßiges Misten und reichlich hochwertige Einstreu kann hier das Risiko von bakteriellen Infektionen des Nabels schon deutlich gesenkt werden. So sollte jedes Kalb eine frisch gereinigte und gut gestreute Box erhalten und ausreichend oft nachgestreut werden. Dabei ist Sägemehl zu meiden, da es oft bereits ab Werk mit hohen Keimgehalten belastet ist und zudem stark am feuchten Nabel haftet. Bei der Erstversorgung des Kalbes sollte der Nabel nur angeschaut, aber nicht angefasst werden. Jegliches Hantieren am Nabel erhöht die Keimbelastung an dieser Wunde und begünstigt Entzündungen. Treten allerdings auch Stunden nach der Geburt noch frische Bluttropfen auf oder ist der Nabel sehr kurz, sollte das Kalb umgehend tierärztlich untersucht werden, da es sonst zum inneren oder äußeren Verbluten kommen kann.

Für die Nabelbehandlung eignen sich milde Desinfektions- oder austrocknende Pflegemittel in der Sprayanwendung.

Für die Desinfektion des Nabels eignen sich flüssige Mittel mit milder und austrocknender Wirkung. Ideal ist das Besprühen des Nabels am liegenden oder stehenden Tier von beiden Seiten. Hierfür eignen sich alkoholische Jodlösung oder austrocknende Pflegemittel. Antibiotikahaltiges Blauspray ist hier fehl am Platz, da es nicht vorbeugend eingesetzt werden darf, keine Tiefenwirkung hat und die Gefahr der Resistenzförderung besteht.

Ein weiterer unverzichtbarer Baustein für einen guten Start des Kalbes ist die Biestmilchversorgung. Ohne die frühe (in den ersten drei Stunden) und ausreichende (mindestens 3 l) Versorgung mit hochwertigem Kolostrum ist das Kalb auch am Nabel weitestgehend wehrlos allen Keimen ausgesetzt. Daher ist die frühe, kontrollierte Kolostrumgabe mittels Nuckel von zentraler Bedeutung.

Als Zeitpunkte für die weitere Nabelkontrolle eignen sich das Ende der ersten und der zweiten Lebenswoche. Oft erfolgen hier auch andere Maßnahmen am Kalb, sodass der Nabelcheck sich leicht in die Routine integrieren lässt. Der Nabelschnurrest sollte ab dem fünften Tag trocken und nach zwei Wochen abgefallen sein.

In der weiteren Kälberaufzucht ist das gegenseitige Besaugen ein häufiger Auslöser für späte Nabelentzündungen oder -schwellungen. Durch die ständige Reizung des be­saugten Gewebes und die Keimbelastung des Speichels können sich sowohl nichtinfizierte Schwellungen als auch eitrige Entzündungen des Nabels entwickeln. Daher sollten Sauger frühzeitig erkannt und mit Saugstopp versehen sowie besaugte Tiere intensiv kontrolliert werden. Zudem müssen die Ursachen für das Besaugen als Zeichen eines nicht befriedigten Saug­reflexes gesucht und abgestellt werden.

Fazit

Die Nabelentzündung ist neben Durchfällen ein typisches Problem der ersten Lebenswochen. Außer der akuten Entzündung mit Schwellung, Schmerz, Fieber und vermindertem Appetit sind auch die Folgeschäden durch Aufsteigen der Bakterien gefährlich für das Kalb. So können über die Nabelgefäße Keime in Leber, Lungen oder Gelenke gelangen und zu unheilbaren Schäden führen. Gute Haltungshygiene und regelmäßige Nabelkontrollen können das Risiko aber gering halten. Der Nabelbruch ist zumeist eine Folge von erblicher Vorbelastung und kann auch langfristig zur Gefahr für das Kalb oder Jungrind werden. Kompliziertere Fälle sollten rechtzeitig operiert werden, um die Nutzbarkeit des Rindes zu erhalten und schweren Verläufen vorzubeugen.

Fünf Tage, fünf Berufe

In fast allen Regionen Schleswig-­Holsteins startet jetzt ein neues Format der Berufsorientierung. Die Praktikumswoche bietet Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, fünf verschiedene Betriebe und Berufe durch Tagespraktika kennenzulernen.

Mit der digitalen Plattform „Praktikumswoche“ sollen Betriebe und interessierte Schülerinnen und Schüler zusammengebracht werden. Betriebe können sich seit Anfang Mai kostenlos unter www.praktikumswoche.sh registrieren und ihr Angebot veröffentlichen. In einem eintägigen Praktikum können die Betriebe ihr Berufsfeld vorstellen, und Schülerinnen und Schüler schnuppern über Tagespraktika in verschiedene Betriebe hinein – eine Woche lang jeden Tag in ein anderes Unternehmen. Viele junge Menschen, deren Schulzeit im Sommer endet, sind unentschlossen und ohne konkrete Anschlussperspektive. Und genau hier setzt die regionale Praktikumswoche an. Ziel ist zunächst die Berufsorientierung, aber auch das Knüpfen neuer Kontakte, ein längeres Praktikum oder Ausbildungsverträge können durch das Schnupperpraktikum entstehen.

Die Praktikumszeit startet am 23. Mai und geht bis zum Ende der Sommerferien. Betriebe können angeben, wann und für welche Berufsfelder Tagespraktika möglich sind. Die Vermittlungsplattform übernimmt dann die gesamte Kommunikation und bringt Betriebe und Praktikanten zusammen. Mehr Informationen und ein Erklärvideo können unter www.lksh.de – Bildung – Bildung aktuell – Praktikumswoche abgerufen werden oder bei der Autorin unter Tel.: 0 43 31-94 53-211.

Ökoregelungen genießen Vorrang

Das Kieler Landwirtschaftsministerium (Melund) informiert über Kombinationsmöglichkeiten der Zweite-Säule-Maßnahmen Vertragsnaturschutz (VNS), Natura-2000-Prämie, Erschwernis­ausgleich Verzicht auf Pflanzenschutz, Ökolandbauprämie und Ausgleichszulage für benachteiligte Gebiete, einerseits mit den Ökoregelungen der Ersten Säule und andererseits untereinander.

Die Ökoregelungen sind ein neues Instrument der Ersten Säule, das bundesweit angeboten wird. Mit den Ökoregelungen werden verschiedene einjährige Maßnahmen mit Umweltbezug gefördert. Die Teilnahme ist freiwillig. Insgesamt werden sieben verschiedene Ökoregelungen angeboten. Im Hinblick auf den Vertragsnaturschutz ist dabei Laut Melund Folgendes zu beachten:

Die Bewirtschaftungsauflagen der Ökoregelungen und des Vertragsnaturschutzes können sich überschneiden und damit eine EU-rechtlich nicht zulässige Doppelförderung auslösen. Da die Ökoregelungen immer Vorrang genießen, folgt daraus, dass bestimmte Vertragsnaturschutzmuster nicht auf der gleichen Fläche beantragt werden können. Die Teilnahme an einer Ökoregelung, die nicht mit einem laufenden Vertragsnaturschutzmuster kombinierbar ist, führt unweigerlich zur Auflösung des Vertragsnaturschutzvertrages und zur Anordnung der Rückzahlung aller bisher für diesen Vertrag erhaltenen Ausgleichszahlungen, unabhängig davon, ob es sich um neu abgeschlossene oder bereits laufende Verträge handelt.

Die Kombination von Ökoregelung 6 „Pflanzenschutzmittelverzicht“ mit dem Vertragsnaturschutzmuster „Ackerlebensräume“, welches den Pflanzenschutzmittelverzicht einschließt, ist beispielsweise ausgeschlossen. Die Kombination der Ökoregelung 5 „Kennarten“ mit den Grünland-Vertragsmustern ist hingegen beispielsweise möglich, da die Auflagen der Ökoregelung unterschiedlich zu denen des Vertragsnaturschutzes sind (siehe Tabelle 1).

Die Kombinationsmöglichkeiten beziehungsweise Ausschlüsse von Maßnahmen innerhalb der Zweiten Säule sind in Tabelle 2 dargestellt. Danach gilt allgemein: Eine Kombination der Ökolandbauförderung und des Vertragsnaturschutzes ist generell möglich. Bei Grünlandvertragsmustern mit Mineraldüngungsverbot werden die Ausgleichszahlungen des Vertragsnaturschutzes bei Kombination mit der Ökolandbauförderung reduziert. 


Info: In Ausgabe 12 des Bauernblattes hat das Melund die Grundzüge des Vertragsnaturschutz­angebotes ab 2023 erläutert. Dabei wurde besonders auf die zum Teil erhebliche Anhebung der Ausgleichszahlungen vor allem für Vertragsmuster mit einer hohen Wirkung für die Biodiversität hingewiesen. Die Kurzbeschreibungen der Vertragsmuster, in denen neben den Ausgleichszahlungen die wichtigsten Verpflichtungen erläutert werden, sind HIER zu finden.

Verbraucher sollten regional kaufen

Die Landwirtschaftskammer hat Anfang Mai auf dem Betrieb von Heinrich Mougin (im Kreis Ostholstein) in Lenste bei Grömitz die Erdbeersaison offiziell eröffnet. Nach einem nassen Februar gestalteten sich der März und April sonnig. Trotz der kalten Nächte im März und April konnte die Sonne die Erdbeeren in den begehbaren Folientunneln sehr gut erwärmen und die frühe Reife ermöglichen, sodass jetzt die ersten Früchte aus dem geschützten Anbau reif sind.

Kammerpräsidentin Ute Vol­quardsen sagte: „Wir rechnen in Schleswig-Holstein mit einem guten Ertrag. Aber natürlich bleibt immer noch ein Restrisiko, bezogen auf das Wetter. Wenn alles glattläuft, produzieren wir in Schleswig-Holstein rund 12.000 Tonnen Erdbeeren.“

Aufgrund der gestiegenen Energiekosten, Löhne und Logistikkosten ist mit rund 50 ct höheren Preisen pro Pfund Erdbeeren zu rechnen. Zum Beginn der Saison, wenn das Angebot noch klein ist, wird die 500-g-Schale mehr kosten als zur Hauptsaison im Juni.

Ab Ende Mai bieten viele Betriebe auch Erdbeeren zum Selbstpflücken an. Darüber hinaus lohnt es sich, den einen oder anderen Hofladen oder auch ein Bauernhofcafé anzusteuern, um die leckeren Köstlichkeiten aus den roten Beeren wie Marmeladen, Smoothies, Erdbeerwein und anderes mehr zu genießen.  Foto: Daniela Rixen

Erdbeeren wurden zuletzt von 82 Betrieben auf einer Freilandfläche von insgesamt 935 ha erzeugt. Die größten Flächen liegen in den Kreisen Herzogtum Lauenburg (200 ha), Plön und Ostholstein (200 ha).

Im Erhebungsjahr 2021 wurde aufgrund feuchtwarmer Witterung ein sehr niedriger Durchschnittsertrag erzielt. So konnten nur rund 5.950 t der beliebten Früchte geerntet werden.

Der Anbau von Erdbeeren unter Folientunneln nimmt beständig zu. So konnten bereits 75 ha ermittelt werden, auf denen diese ernteverlängernde Produktionsmethode zum Einsatz kam.

Kurze Wege durch Direktvermarktung

Der Vorteil der schleswig-holsteinischen Anbauer ist die Marktnähe: Kurze Transportwege ermöglichen besonders geschmacksstarke Sorten und vor allem ein spätes Pflücken reifer Früchte. Viele Erdbeererzeuger setzen auf die Direktvermarktung: In Hofläden oder Verkaufsständen an verbrauchernahen Standorten bieten sie die Früchte pflückfrisch an.

Die Empfehlung der Landwirtschaftskammer ist, Erdbeeren direkt vor der Haustür beim Erzeuger zu kaufen. Die Früchte schmecken, sind frisch und durch die kurzen Wege wird die Umwelt geschont.

Eine gängige Frühsorte für den Tunnel ist die Sorte ,Clery‘, die auch auf dem Betrieb Mougin angebaut wird. Sie ist ertragreich und früh reif, erklärt Heinrich Mougin den anwesenden Journalisten. Foto: Daniela Rixen

Dank der Folien und Folientunnel stehen Erdbeeren hierzulande nicht erst im Juni bereit. Und anders als beim Spargel hat die Erdbeersaison keinen Stichtag, wann sie endet. Eher im Gegenteil, mit sogenanntem Frigo-Anbau und mit tagneutralen Sorten, die den ganzen Sommer über blühen und fruchten, verlängern einige Betriebe die Erdbeersaison bis in den Herbst.

Süßes und gesundes Obst

Erdbeeren sind lecker und gesund: 100 g Erdbeeren haben lediglich 32 kcal. Sie haben einen hohen Gehalt an Fruchtsäuren, Mineralstoffen und Vitamin C. Fünf bis sechs Erdbeeren reichen, um den Tagesbedarf eines Erwachsenen an Vitamin C zu decken.
Unter www.lksh.de sowie bei Gutes vom Hof.SH findet sich ein Überblick über die Obstdirektvermarkter in Schleswig-Holstein. In allen Landesteilen lassen sich so Erdbeeren beziehen. 

Es lohnt sich überall im Land jetzt nach den regionalen Erdbeerbuden Ausschau zu halten. Regionale Produkte haben ihren Preis, schonen aber Umwelt und Klima und stärken die heimische Landwirtschaft. Foto: Daniela Rixen

Reiten aus der Ferne

An der Doppellonge kann man sowohl die Grundausbildung als auch Lektionen bis zur Versammlung erarbeiten. Reiterliche Hilfen werden verständlicher gemacht und die Zusammenarbeit sowie die Konzentration gefördert. Gezielt können Probleme bearbeitet oder bestimmte Muskelgruppen trainiert werden. Der FN-Ausbilder Karl-Friedrich von Holleuffer nennt die Arbeit an der Doppellonge auch „Reiten mit Fernbedienung“.

„Die Ausbildung an der Doppellonge benötigt ebenso viel Fachkenntnisse, Zeit und Geduld wie Reiten und Fahren“, sagt Karl-Friedrich von Holleuffer. Wer den Umgang mit der Doppellonge erlernen möchte, sollte das einfache Longieren sicher beherrschen. Dasselbe gilt auch für das Pferd, das schon an der einfachen Longe ausgebildet sein sollte. Das Pferd muss sich überall berühren lassen und an Trense, Gurt und Zügel gewöhnt sein. „Optimalerweise kennt entweder das Pferd die Arbeit an der Doppellonge oder der Longenführer“, erklärt der Fachmann.

Die fachgerechte Ausrüstung ist bei der Arbeit mit der Doppellonge ebenso wichtig wie beim Reiten und Fahren. Der Longiergurt sollte gut passen: Die Polster dürfen nicht auf die Wirbelkanäle drücken. „Der Longiergurt gehört mitten in die Sattellage. Er darf nicht von hinten gegen den Widerrist drücken, der Ellenbogen muss frei sein. Dafür sorgt beispielsweise ein Schweifriemen, der den Gurt in Position hält“, erklärt der Fachmann aus Neumünster. Außerdem müsse der Gurt auf jeder Seite mindestens drei große Ringe haben, einen im Schwerpunkt des Pferdes, einen oben und einen unten, damit die Doppellonge passend eingeschnallt werden kann. „Durch die Höhe der Ringe haben wir unterschiedliche Wirkungsweisen“, erklärt Holli, wie der Ausbilder meist genannt wird.

Das Pferd sollte außerdem mit Beinschutz, also mit Gamaschen oder Bandagen, ausgerüstet sein. Für junge Pferde empfiehlt der Ausbilder zu Beginn einen Kappzaum mit Nasenbügel, damit vorerst nur auf den Oberkiefer eingewirkt wird. Später könne auch eine Schenkeltrense oder ein Longiergebiss eingesetzt werden.

Die je nach Pferdegröße etwa 18 m lange Doppellonge sollte leicht und angenehm in der Hand liegen. Darüber hinaus wird eine sehr leichte, mindestens 3 m lange, Peitsche mit 2,5 m langem Schlag benötigt. Die Longierpeitsche muss so lang sein, dass man das Pferd an jeder beliebigen Stelle berühren könnte.

Ausstattung muss stimmen

Auch die Ausstattung des Menschen muss passen. „Ich empfehle festes Schuhwerk, eine anliegende Jacke, eine Kopfbedeckung und Handschuhe“, erklärt von Holleuffer. Natürlich muss auch die geeignete ungestörte Umgebung stimmen. Der Longierzirkel sollte einen Durchmesser von 16 bis 18 m sowie einen gut geeigneten, gepflegten Boden haben.

Wenn alles stimmt, kann es losgehen. Begonnen wird mit der korrekten Verschnallung. Es empfiehlt sich, die äußere Longe zu Beginn über den Pferderücken laufen zu lassen und erst später hinten um das Pferd herumzulegen. Die äußere Longe darf nicht unter der Schweifrübe klemmen. Sollte dies doch einmal passieren, muss sofort stark nachgegeben werden, damit die Longe zum Sprunggelenk herunterfällt. Die Außenlonge ist immer länger, daher schwerer und darf auch durchhängen.

An der Doppellonge wird der Longenführer beinahe zum Reiter. „Wir können stellen, biegen, parieren und treiben“, schwärmt ­Holli. „An der Doppellonge kann sich der Mensch gut in den Bewegungsrhythmus des Pferdes hineinsehen, -fühlen und -hören.“

Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, auf das Pferd einzuwirken. Die lautlose Peitsche wirkt auf die Haut des Pferdes, aber auch über die Augen. Die innere Longe wirkt im Pferdemaul, aber auch am Longiergurt wie eine Schenkelhilfe. Die Außenlonge wirkt im Pferdemaul und auf die Haut am äußeren Oberschenkel, das bewirkt als treibende Hilfe vermehrtes Untertreten. Die Stimmhilfe in verschiedenen Nuancen wirkt auf die Ohren. Eine deutliche Körpersprache des Longenführers wirkt über die Augen treibend, verwahrend oder bremsend auf das Pferd.

Holli sieht in der Arbeit an der Doppellonge „eine tolle Alternative, um unsere Pferde noch mehr zu bewegen und zu gymnastizieren“. So ließen sich mehr Durchlässigkeit, Verständigung und Harmonie mit dem Pferd erreichen. An der Longe laufen die Pferde in allen Gang­arten, je Stunde etwa 50 Runden. Das ergibt rund 2,8 km. Allerdings warnt von Holleuffer auch vor Fehlern, daher sollten jegliche Einwirkungen auf das Notwendigste beschränkt werden. Dazu gehöre auch, Pferde nicht in eine bestimmte Zwangshaltung zu binden. „Das führt nur zu Scheinerfolgen“, sagt er und bezieht sich damit auf die Arbeit mit zu harter Hand: „Unglücklich zusammengeschraubte Pferde können nicht tanzen. Genau das ist es aber, was wir wollen.“

Alles muss gelernt sein

Die äußere Longe ist, wie beim Reiten auch, der Schlüssel zum Erfolg. Sie begrenzt die Hinterhand und rahmt das Pferd ein. So kann das „Geraderichten“ gemäß der Skala der Ausbildung gefördert werden.

Ein weiterer Vorteil der Doppellonge sind die unkomplizierten Handwechsel, bei denen sich das Pferd über die Mitte vorsichtig muskelschonend stellen und biegen kann. Das nervige Umschnallen fällt weg. Doch auch ein korrekter Handwechsel muss geübt werden, anfangs nur im Schritt.

„Wir unterscheiden fachgerecht den Handwechsel innerhalb eines Zirkels und den Handwechsel in einen anderen Zirkel“, erklärt der Fachmann. Für den Wechsel innerhalb des Zirkels geht der Longenführer auf den Hufschlag, so kommt das Pferd in die Zirkelmitte. Dort wird durch Nachgeben der neuen äußeren Longe die Wendung eingeleitet. Auf diese Weise bekommt das Pferd eine nachgebende Hilfe und bleibt ungestört in seiner Vorwärtsbewegung mit Richtung auf den neuen Hufschlag.

An der Doppellonge muss wie beim Reiten oder Fahren die Zeit eingeteilt werden. Die ersten 20 min dienen als Lösungsphase, in der die Muskeln aufgewärmt werden. Es folgen 20 min konzentrierte Arbeit. Abschließend sollte sich das Pferd 20 min lang entspannen können.

Veggie-Produkte übertreffen Fleisch- und Wurstwaren

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Die Rügenwalder Mühle hat 2021 ihren Erfolgskurs auch Dank des florierenden Segments der vegetarischen und veganen Fleischersatzprodukte fortsetzen können. Wie das Familienunternehmen am mitteilte, stieg der Umsatz gegenüber 2020 um 29,6 Mio. € oder 12,7 % auf 263,3 Mio. €.

„Wir freuen uns, dass wir vor allem im Bereich der Fleischalternativen weiterhin auf Wachstumskurs sind. Jetzt gilt es, die Kapazitäten weiter auszubauen und die nächsten Ziele anzusteuern“, erklärte Geschäftsführer Michael Hähnel. Der Gesamtabsatz der Rügenwalder Mühle belief sich im vergangenen Jahr auf rund 35.000 t; das entsprach einem Zuwachs von 13,6 % im Vergleich mit 2020. Dabei verkaufte das Unternehmen erstmalig auf das Gesamtjahr gesehen mehr vegane und vegetarische (V+V) Produkte als klassische Fleisch- und Wurstwaren. Insgesamt steigerte die Rügenwalder Mühle den Absatz im V+V-Segment um 42 %, womit diese Produktkategorie stärker wuchs als der Gesamtmarkt mit 33,2 %. Hähnel rechnet auch zukünftig mit einer erhöhten Nachfrage nach vegetarischen und veganen Produkten angesichts der „Megatrends“ Tierwohl, Nachhaltigkeit und bewusster Konsum. Die Produktionskapazitäten werden deshalb vor allem im Bereich der pflanzlichen Proteine ausgebaut.

Den Trend zu Fleischersatzprodukten bestätigen auch Zahlen des Statitischen Bundesamtes. Demnach wurden im vergangenen Jahr in Deutschland 97.900 t solcher Produkte produziert; das waren 17,0 % mehr als 2020. Innerhalb von zwei Jahren hat die Erzeugung sogar um 37.500 t oder 62,2 % zugenommen. Die von insgesamt 44 Unternehmen hergestellten Fleischersatzprodukte hatten 2021 einen Wert von 458,2 Mio. €, was im Vorjahresvergleich einem Zuwachs von 83,3 Mio. € beziehungsweise 22,2 % entspricht. age

Marktkommentar, Marktlage und Markttendenz KW 18

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Vernunft versus Hamsterbacken

Eine Packung Mehl mit einer roten Schleife könnte derzeit ein ganz besonderes Gastgeschenk für eine Einladung sein. Dieser Gedanke beschleicht einen, wenn man die leeren Regale in den Lebensmittelgeschäften sieht. Produkte wie Nudeln, Mehl, Speiseöl und Klopapier, die eigentlich Massenware sind, werden in großen Mengen von den Verbrauchern gehortet. In Kellern, Garagen und Abseiten drohen diese Produkte dann zu verderben, anstatt der Versorgung aller zu dienen. Dieser künstlich gemachte Mangel ist ein Zeichen der großen Unsicherheit in diesen Krisenzeiten. Obwohl Experten immer wieder beteuern, dass es keinen Anlass zum Horten von Produkten gibt, handeln viele Bürger ignorant und unsozial. Ein solches Einkaufsverhalten sorgt für unnötige Engpässe und zerstört Lieferketten für lebensnotwendige Güter.

„German Angst”

Dies scheint offensichtlich vor allem ein deutsches Problem zu sein. In den Nachbarländern wie in Dänemark sind die Regale noch voll. In Deutschland ist man dagegen sehr empfänglich für negative Nachrichten. Man neigt hierzulande in Krisensituationen zu irrationalen Handlungen. Es zeigt sich eine Verunsicherung, die im Gegensatz zu den objektiven Daten steht. Und diese Daten sind gut: Schätzungen zufolge werden in Deutschland insgesamt ein Drittel mehr Nahrungsmittel produziert als benötigt. Der Export von Lebensmitteln und Agrargütern ist ein wichtiger Faktor der hiesigen Wirtschaft. Dies hat sich weder durch Corona noch durch den Krieg in der Ukraine gravierend verändert. Neu ist allerdings das Preisniveau. Vor allem durch Unsicherheit und Spekulation sind die Kurse deutlich gestiegen. Es agieren die Händler im Großhandel ähnlich vorratsbetont wie die Verbraucher im Supermarkt. Mittlerweile haben sich die Warenströme neu geordnet. Es ist genügend Angebot vorhanden, auch wenn die Preise stark gestiegen sind.

Zu wenig für die Ernährung?

Derzeit läuft die Diskussion, ob man die Feldfrüchte besser für die Energieproduktion, als Viehfutter oder für die Ernährung nutzen solle. Von der hiesigen Getreideernte gingen bislang 60 % in die Futtertröge der Tiere, 9 % wurden für die Energiegewinnung verwendet, 8 % gingen an die Industrie (unter anderem Braugerste und Stärke) und 2 % benötigt man als Saatgut. Damit bleiben 20 % für die menschliche Ernährung. Die rückläufigen Viehbestände (Schweine) haben die Mischfutterproduktion schon deutlich reduziert. Also steht bereits mehr Getreide für andere Verwendungszwecke zur Verfügung. Besonders wichtig für die Ernährung ist vor allem Weizen. Hier wird der hiesige Bedarf mehr als gedeckt. Auch wenn die Mühlen derzeit auf Hochtouren laufen, um den aktuell hohen Mehlbedarf zu decken, können 25 % der Weizenernte exportiert werden. Damit leistet man einen wichtigen Beitrag, um den Nahrungsmittelbedarf in anderen Regionen der Welt zu decken. Importiert wird dagegen vor allem Futtergetreide. Aus der Ukraine kamen zum Beispiel große Mengen an Körnermais nach Deutschland. Derzeit laufen die Lieferungen wieder an. Per Lkw und Bahn hofft man dort, noch einen Teil der sonst üblichen Mengen aus der Ukraine ausführen zu können.

60 Prozent Raps für Biodiesel

Besonders hoch schlagen die Wogen in der Diskussion um die Biodieselproduktion aus Raps. Angesichts der geräumten Bestände an Pflanzenölen im LEH und der entsprechenden Preisaufschläge gibt es Vorschläge, die Produktion von Biodiesel auf Basis von Raps und anderen Ölfrüchten zu begrenzen. In Deutschland geht bislang mehr als die Hälfte der Rapsernte in diesen Bereich. Mit dem Argument, dass Agrarflächen weltweit begrenzt seien, gibt es einen Vorschlag des Bundesumweltministeriums, den Einsatz von Biokraftstoffen aus Nahrungs- und Futtermittelpflanzen zu verringern. Die Befürworter des Einsatzes von Agrarprodukten als Energielieferanten betonen dagegen, dass man sich damit auch unabhängiger von fossiler Energie mache. Zwischen diesen beiden Positionen sollte sich jetzt ein Kompromiss finden lassen.

Meldungen über eine reduzierte Biodieselproduktion und ausreichende Getreide- und Mehlvorräte helfen jedoch gegen die Angst vor Knappheit und begrenzen die übertriebene Bevorratung. Frei nach dem Motto: „Es sind genug Hamster für alle da!”

Marktlage für die Woche vom 2. bis 8.5.2022

Getreide: Die Matif-Weizenkurse blieben auch in der Vorwoche auf hohem Niveau. Ein weiterer Anstieg konnte sich nicht behaupten.

Raps: In der vergangenen Woche gaben die Matif-Kurse etwas nach, blieben jedoch noch über 1.000 €/t. Die Kurse für Pflanzen­öle geben nach.

Futtermittel: Die Kurse für Sojaschrot gaben in der Vorwoche etwas nach. Die US-Sojanotierungen blieben bislang sehr hoch.

Kartoffeln: Der Handel ist ruhig und ausgeglichen. Die Kurse blieben unverändert. Die Pflanzungen schreiten gut voran.

Schlachtrinder: Der Markt hat sich in der Vorwoche wieder stabilisiert. Das Angebot ist erneut zu knapp ausgefallen.

Schlachtschweine/-sauen: Auch Ende April blieb der Vereinigungspreis unverändert. Der Unmut der Schlachter steigt jedoch.

Ferkel: In der Vorwoche blieben die offiziellen Kurse erneut unverändert. Importtiere und freie Ferkel gaben im Preis nach.

Milch: Am Weltmarkt und im hiesigen Großhandel sind die Kurse nicht weitergestiegen. Zum Teil geben die Notierungen schon nach.

Schlachtlämmer/-schafe: Die Kurse wurden in der Vorwoche leicht reduziert. Das Angebot war vergleichsweise reichlich.

Markttendenz für die Woche vom 9. bis 15.5.2022

Getreide: Regenfälle in Mitteleuropa und in den USA haben den Kursanstieg gebremst. Die Ukraine exportiert mit Bahn und Lkw.

Raps: Die Exporteinschränkungen von Palmölprodukten durch Indonesien haben die Rapskurse nur kurzfristig erhöht.

Futtermittel: Die Kurse geben etwas nach, bleiben jedoch auf einem vergleichsweise sehr hohen Preisniveau.

Kartoffeln: Das Angebot aus dem Vorjahr ist noch ausreichend. Hierzulande wird jetzt Regen benötigt.

Schlachtrinder: Sowohl die Kurse für Jungbullen als auch für Schlachtkühe zeigen eine wieder steigende Tendenz. Die Schlachtkapazitäten übersteigen das Angebot.

Schlachtschweine/-sauen: Durch reduzierte Schlachtungen steigen die Überhänge wieder an. Es sind umfangreiche Bestände an Grillware vorhanden.

Ferkel: Zum Wochenbeginn gab es zum Teil deutliche Preisabschläge. Damit soll der stockende Absatz belebt werden.

Milch: Die Erzeugerpreise sollten vorerst noch weiter steigen. Der LEH hat weitere Preisaufschläge für Milchprodukte angekündigt.

Schlachtlämmer/-schafe: Durch das Ende des Ramadans wird mit einer Nachfragebelebung gerechnet.

Der Weltmarkt für Schweinefleisch gerät ins Stocken

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Das US-Agrarministerium (USDA) geht in einer Analyse für 2022 von einem deutlichen Rückgang der internationalen Ein- und Ausfuhren von Schweinefleisch aus. Der Import Chinas solle um ein Fünftel sinken, wird als Hauptgrund genannt. Das Angebot der Haupt­exporteure USA und EU sinkt wegen Produktionsrückgang. Weltweit gesehen, sollen Erzeugung und Verbrauch von Schweinefleisch zunehmen, anders jedoch in der EU. Die EU-Kommission rechnet mit sinkender Erzeugung und Ausfuhr in den Mitgliedstaaten.

Die weltweite Produktion von Schweinefleisch und dessen Verbrauch sollen 2022 im Vorjahresvergleich moderat zunehmen, doch wird sich dabei die international gehandelte Menge deutlich verringern. So lautet zusammengefasst die aktuelle Prognose des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums für den Weltschweinefleischmarkt. Maßgeblich für diese Entwicklung ist laut den Analysten aus Washington das Geschehen beim dominierenden Marktakteur China. Dort soll nämlich aufgrund der gewachsenen Schweinebestände die Schweinefleischerzeugung gegenüber 2021 um 3,5 Mio. t oder rund 7 % auf 51 Mio. t wachsen, die dadurch weniger benötigten Einfuhren um 830.000 t beziehungsweise 19 % auf 3,5 Mio. t sinken.

Eigenversorgung steigt wieder nach ASP

Zudem erwartet das USDA für die auch von der Afrikanischen Schweinepest (ASP) betroffenen Länder Philippinen und Vietnam ebenfalls rückläufige Schweinefleischimporte, weil dort die Eigenversorgung wieder zunimmt und auf den Philippinen die Ermäßigung von Einfuhrzollsätzen ausläuft.

Ein höherer Einfuhrbedarf wird dagegen in Japan, Mexiko, dem Vereinigten Königreich und Südkorea gesehen, was jedoch nicht das Minus Chinas ausgleichen dürfte. Unter dem Strich wird für die vom USDA betrachteten Länder gegenüber 2021 insgesamt ein Importrückgang von 645.000 t oder 5,5 % auf knapp 11 Mio. t Schweinefleisch ausgewiesen. Entsprechend dürften sich auch die globalen Schweinefleischausfuhren im Vergleich zu 2021 schwächer entwickeln. Hierzu trägt laut USDA bei, dass bei den Hauptexporteuren die Schweinefleischerzeugung wegen rückläufiger Tierbestände und hoher Produktionskosten sinken wird.

Kleineres Schweine-aufkommen in der EU

Für die Europäische Union erwarten die Washingtoner Analysten einen Rückgang des Aufkommens um 2,4 % auf 23,2 Mio. t, was zu einem Exportminus von 4,7 % auf 4,75 Mio. t führen soll. In den USA selbst wird mit einer um 2,2 % auf knapp 12,3 Mio. t abnehmenden Produktion gerechnet; die Schweinefleischexporte sollen sogar um 6,2 % auf etwa 3 Mio. t sinken. Für Brasilien dürfte im Vergleich zu früheren Boomjahren nur ein sehr bescheidender Zuwachs bei Erzeugung und Ausfuhren von rund jeweils 1 % erfolgen.

EU-Schweinefleisch-verbrauch sinkt

Die EU-Kommission kam in ihrer Frühjahrsprognose zum Schweinemarkt für die Gemeinschaft zu ähnlichen Ergebnissen wie das USDA. Nach Einschätzung der Brüsseler Analysten werden der 2021 erfolgte Bestandsabbau und die derzeit sehr hohen Produktionskosten die Schweinefleischerzeugung in den 27 Mitgliedstaaten im laufenden Jahr gegenüber 2021 um rund 700.000 t oder 3 % auf 22,9 Mio. t sinken lassen. Vor allem in Ländern mit ASP, darunter Deutschland, Polen und Rumänien, dürfte der Produktionsrückgang deutlicher ausfallen, so die Schätzung. Für Dänemark wird eine stabile Erzeugung prognostiziert, für Spanien ein Zuwachs von 3 %. Erwartet wird zudem, dass aufgrund der hohen Futterkosten die Tiere früher und leichter an die Schlachthöfe geliefert werden. Beim EU-Schweinefleisch­export wird nach 2021 mit einer weiteren Abschwächung der Ausfuhren gerechnet; diese sollen um gut 100.000 t oder etwas mehr als 2 % auf 4,64 Mio. t sinken. Außer nach China dürfte wegen des Krieges auch weniger Ware in die Ukraine und nach Belarus geliefert werden. Die Ausfuhren nach Großbritannien sollen hingegen ihren Tiefpunkt überwunden haben und 2022 nach der Lösung von Logistikproblemen wieder zunehmen. Beim Verbrauch erwartet die Kommission eine Fortsetzung des Negativtrends und einen Rückgang von rund 3 %; der Pro-Kopf-Verzehr soll gegenüber 2021 um 1,1 kg auf durchschnittlich 32 kg sinken. Insgesamt sieht die Kommission den EU-Schweinemarkt 2022 in der Tendenz etwas stärker schrumpfen als das USDA; der Vergleich der absoluten Zahlen ist aufgrund statistischer Abweichungen, beispielsweise bei der Einbeziehung von Schlachtnebenerzeugnissen, eingeschränkt. age

Pioniere der bürgerlichen Landlust

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In Cottages lebten einst die einfachen Angestellten englischer Landgüter. Im zugehörigen Garten bauten sie Gemüse, Obst und Kräuter zur Selbstversorgung an. Wo daneben noch Platz war, durften pflegeleichte und widerstandsfähige Blumen wachsen, denn für aufwendige Pflege war schlichtweg keine Zeit.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde dieser bewährte Mix aus Stauden, Rosen, Einjährigen und Kletterpflanzen in die Gärten des nunmehr landlustbegeisterten Bürgertums importiert. Auch viele Künstler legten die angesagten Cottage-Gärten an. Schließlich inspirierte der Blütenreichtum dieser Beete englische Gartendesigner zu den klassischen englischen Staudenrabatten, den berühmten Mixed Borders. So viel zur Geschichte des Cottage-Gartens.

Wer sich nun selbst etwas Cottage-Atmosphäre aufs Grundstück holen möchte, muss nicht gleich den ganzen Garten umkrempeln. Denn für ein traumhaftes Extrabeet in Cottage-Tradition ist bestimmt noch Platz. Schon auf wenigen Quadratmetern lässt sich ein Stück Cottage-Garten verwirklichen.

So schön kann gut geplante „Wildheit“ aussehen. Foto: Karin Stern

Unverzichtbarer Bestandteil sind hohe und imposante Blütenpflanzen wie Stockrosen (Alcea), Rittersporn (Delphinium), Lupine (Lupinus) und Königskerze (Verbascum). Sie zeichnen sich durch Blühfreudigkeit und einen geringen Platzbedarf aus. Als Hintergrundpflanze, Wandverschönerung oder auch Mittelpunkt des Beetes leisten die hohen Schönheiten gute Dienste. Tipp: Bei den Stockrosen die Hybriden ‚Parkrondell‘, ‚Parkfrieden‘ oder ‚Parkallee‘ wählen, sie sind weniger anfällig für Rost. Stockrosen eignen sich hervorragend als „Zaungucker“. Für diesen Verwendungszweck bieten sich zudem kletternde oder windende Stauden wie Waldrebe (Clematis viticella) oder Hopfen (Humulus lupulus) an. Romantischer wird es mit Schleierkraut (Gypsophila), das mit rosafarbenen oder weißen Blüten angeboten wird.

Mit der Wahl der jeweiligen Clematis-Art lässt sich der Blühtermin steuern. Foto: Karin Stern

Die Blütenpracht in halber Höhe steuern Lavendel (Lavandula), Flammenblume (Phlox), Katzenminze (Nepeta), Steppensalbei (Salvia nemorosa), Glockenblume (Campanula persicifolia), Akelei (Aquilegia), Pfingstrose (Paeonia) und Türkischer Mohn (Papaver orientale) bei. Katzenminze ‚Superba‘ zeichnet sich durch besondere Standfestigkeit aus. Sie wächst etwa 30 cm hoch. Bei den Glockenblumen sind ‚Grandiflora Coerulea‘ mit blauen bis violettblauen Blüten und ‚Alba‘ mit weißen Blüten empfehlenswerte Sorten, die sich gerne selbst aussäen und über Ausläufer verbreiten, ohne dabei jedoch lästig zu werden. Zudem sehen die Stängel toll in der Vase aus. Hübsch ist auch der Zierliche Frauenmantel (Alchemilla epipsila), der filigraner und kompakter wächst als der oft verwendete Weiche Frauenmantel (Alchemilla mollis). Ausgesprochen standhaft, braucht sich der kleine Bruder wirklich nicht zu verstecken, zumal er kaum aussamt und selbst nach einem Regenguss aufrecht stehen bleibt. Für späte Blüten von August bis Oktober sorgt die Herbstanemone ‚Honorine Jobert‘ (Anemone-japonica-Hybride). Ihre große Beliebtheit verdankt diese Sorte neben den wunderschönen, reinweißen Blüten auch ihrer ausgezeichneten Standfestigkeit.

Höhengestaffelte Rabatten bringen jede einzelne Pflanze gut zur Geltung. Foto: Karin Stern

Diese Staudenpracht lässt sich mit Ein- und Zweijährigen wunderbar ergänzen. Ganz oben auf der Aussaatliste stehen Duftwicken (Lathyrus odoratus), Zinnie (Zinnia), Schmuckkörbchen (Cosmea), Löwenmäulchen (Antirrhinum), Ringelblume (Calendula) und Kapuzinerkresse (Tropaeolum). Die Blütenlücke zwischen den Frühjahrsblühern und dem etwas später einsetzenden Flor der Sommerstauden und Einjährigen füllen Goldlack (Erysimum cheiri) und Bartnelke (Dianthus barbatus). Wer Freude an der Kombination von Gemüse mit Blumen hat, setzt Mangold mit farbigen Stielen, Grünkohl mit grünen oder violetten Blättern und Artischocken ins Beet. Nicht fehlen sollten im Cottage-Garten Rosen, ganz gleich, ob sie am Klettergerüst, in Baumkronen oder am Rosenbogen ranken. Hier empfehlen sich insbesondere ADR-Rosen. Sie zeichnen sich durch Widerstandsfähigkeit gegenüber Blattkrankheiten und Blühfreudigkeit aus. Das Gütesiegel erhalten sie erst nach einer strengen, mehrjährigen Prüfung in elf verschiedenen Sichtungsgärten, die über ganz Deutschland verteilt sind.

Traditionell werden Beete im Cottage-Garten eingefasst. Das verleiht der überbordenden Blütenfülle bei aller Wildheit ein gewisses Maß an Struktur. Auch schmale Ziegelwege erfüllen die gleiche Funktion. Als Alternative zu Buchsbaum bieten sich für die Einfassung der Zwergliguster ‚Lodense‘ (Ligustrum vulgare), die Japanische Stechpalme (Ilex crenata) oder die Heckenkirsche (Lonicera nitida) an. Gerne werden Beete auch mit niedrigen Zäunen aus Weidenruten eingefasst.