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„Wir brauchen mehr Ehrlichkeit“

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Im vollen Saal diskutieren – das schien bei den Unwägbarkeiten durch Corona nicht sinnvoll für die traditionelle „Begegnung Dorf und Kirche“. So entschieden sich die Kreisbauernverbände (KBV) Stormarn und Segeberg und der Kirchenkreis Plön-Segeberg bei der Planung der 56. Folge für ein neues Format: Sie luden Landwirte und Kirchenleute zum Besuch auf landwirtschaftlichen Höfen ein.

Wie kann mehr Tierwohl bezahlbar werden? Sind wir Mitverursacher von Ernährungsnotständen in der Welt? Wie werden behördliche Auflagen kontrolliert? Was ist mit dem Insekten­sterben? Von solcher Vielfalt waren die Themen bei dem Hoftermin in Bad Oldesloe-Rethwischfeld bis hin zur Frage: „Wie können wir Sie als Landwirte unterstützen?“ Der Kreis der Teilnehmenden war mit 15 Leuten eher klein auf dem Hof von Johannes Scherrer, die Diskussion umso intensiver und mit hoher Detaildichte.

Schweine und Weizen in Rethwischfeld

„Fragen Sie nur weiter, umso mehr fällt mir ein!“, ermunterte der 35-jährige Landwirt die Runde, und das wurde rege genutzt, sodass der Marsch zum jeweils nächsten Besichtigungsort fast ins Hintertreffen geriet. Nacheinander besuchte man den gerade geleerten Schweinestall (Platz für 1.500 Mastschweine, 4.000 im Jahr), die Getreidesilos, die Maschinenhalle und das Weizenfeld (520 ha Acker). Friedrich Klose, Vorsitzender des KBV Stormarn, und Lennart Butz, Geschäftsführer des KBV Segeberg, ergänzten aus dem Fundus ihres Fachwissens und ihrer Erfahrungen.

„Im Moment bleibt etwas über, aber die Futterkosten werden weitersteigen“, gab Scherrer zur Situation der Schweinepreise bereitwillig Auskunft und wies darauf hin: „In Spanien haben sie einen Bruchteil der Auflagen.“ Propst Dr. Daniel Havemann wollte das so nicht stehen lassen: „Die Auflagen sind auch sinnvoll. Man kann nicht nur sagen: ,Lass uns mal machen!‘“ Ihm leuchte allerdings ein, dass der Landwirt Planbarkeit für sein Unternehmen brauche.

„Wäre es nicht sinnvoll, weniger Fleisch zu verzehren, aber mehr dafür zu bezahlen?“, fragte eine Pastorin. Friedrich Klose verneinte. „Das funktioniert nicht in der Breite. Der Tierwohlpreis wird schon jetzt nicht im Laden bezahlt.“ – „Die Menschen haben jetzt alle weniger Geld in der Tasche“, brachte es Scherrer auf den Punkt und prognostizierte: „Das Bedürfnis, satt zu werden, wird wieder stärker in den Fokus rücken.“

Das leitete über zum Thema Ernährungssicherheit, besonders angesichts des Ukraine-Krieges. Klose strich heraus, dass Getreideanbau in unserem Land den Weltmarkt entlaste. Deutschland habe im Trockenjahr 2018 „die Ukraine leer gekauft. Wenn wir uns erlauben, die Erträge hier zu reduzieren, schaden wir anderen Menschen auf der Welt, die dadurch hungern“. Scherrer ergänzte: „Mit weniger Auflagen könnten wir hier bis zu 20 Prozent mehr Weizen produzieren.“

„Das war ganz toll, weil man viel mehr ins Gespräch gekommen ist“, resümierte KBV-Vorsitzender Klose in der Abschlussrunde bei Kartoffelsuppe. Als „offene Diskussion ohne Rechtfertigungszwang“ empfand es ­Propst Havemann.

Rinder und Hühner in Bargteheide

Wohlfühlatmosphäre auf dem Betrieb von Hauke Ruge (34) in Bargteheide, den er gemeinsam mit Ehefrau, Vater und Bruder bewirtschaftet. Bei Sonnenschein zwischen Kühen und frei laufenden Hühnern auf der Weide fand der zweite Teil des Treffens „Dorf und Kirche“ statt. Die Realität auf dem Ökobetrieb ist aber weit entfernt von Bullerbü. 60 Milchkühe mit Nachzucht und rund 300 Legehennen werden auf dem Betrieb gehalten – am Stadtrand von Bargteheide sind ideale Bedingungen für Direktvermarktung. Davon konnten sich die Teilnehmer – Pastoren, LandFrauen, Verbrauchervertreter und Landwirte – einen Eindruck verschaffen. Der Kuhstall mit Melk­roboter, die Milchtankstelle und der Automat für den Verkauf von Eiern und Fleisch entsprechen allem, was sich der Verbraucher wünscht.

Hauke Ruge zwischen frei laufenden Hühnern und interessierten Zuhörern Foto: Peter Koll

In der Hochphase von Corona standen die Kunden nachmittags Schlange – der Einkauf war auch in Zeiten des Lockdowns ein willkommenes Event. Man sah frei laufende Hühner, Kälber bei der Ammenkuh und wie die Milch direkt aus dem Milchtank abgefüllt wurde. Doch der Boom scheint ein Ende zu haben. Die Kunden halten sich wieder merklich zurück. Die Anzahl der Legehennen wurde bereits reduziert. Und die Meierei holt nunmehr die Biomilch vom Hof ab. Inflationsangst und die wiedererlangten Freiheiten in der Freizeit haben zu einem deutlichen Umsatzrückgang geführt.

Warum stimmen Anspruch und Wirklichkeit des Verbraucherverhaltens nicht überein? „Wir brauchen mehr Ehrlichkeit in unseren Forderungen“, formulierte Pastor Wolfgang Stahnke von der Verwaltung des Kirchenkreises Plön-Segeberg. Wer nur fordere, ohne selbst entsprechend zu handeln, verhalte sich heuchlerisch. Landwirt Hauke Ruge stimmte dem zu. Immer mehr Auflagen und Dokumentationen ohne einen Mehrwert in der Produktion belasten den jungen Landwirt. Die Gesellschaft bestelle eine Leistung, für die sie nur bedingt bereit sei zu zahlen. „Selbst im Biobereich sollen wir unter deutschen Standards zu Weltmarktpreisen anbieten“, so Ruge. Das sei nicht möglich, und daher fordert er auch eine eindeutige Herkunftskennzeichnung für alle Produkte.

Neben dem ökonomischen Druck berichteten die anwesenden Landwirte auch von einem zunehmenden emotionalen Druck, der auf den Betriebsleitern und ihren Familien laste. Betriebliche Entscheidungen wie der Bau eines Schweinestalls, die vor zehn oder 15 Jahren noch als richtig und zukunftsweisend begrüßt wurden, würden heute infrage gestellt. Wer „nur“ den gesetzlichen Standard erfülle, bewege sich am Rande der Legalität, postulierte ein Teilnehmer. Was aber, wenn der Verbraucher nur Haltungsstufe 1 kauft, obwohl er Stufe 4 oder 5 fordert? „Wir brauchen mehr Ehrlichkeit im eigenen Handeln“, war dann auch der Schlusssatz des informativen Vormittags, der auch hier bei einem Teller Kartoffelsuppe endete.

Kilometerweiter Blick über Sand

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Seit dem 1. Juli ist der Sandstrand von Amrum einer der fünf schönsten Sandstrände der Welt. Der amerikanische Nachrichtensender CNN hat ihn ­nämlich für einen Monat dazu gekürt. Der längste in Europa bleibt er auch nach dem 31. Juli. Weißer, ­feiner Sand, so weit das Auge reicht. Schon dafür lohnt sich die ­Reise auf die viertgrößte Nord­friesische Insel.

Genau genommen ist dieser einzigartige Sandstrand – der Kniepsand – eine etwa 15 km lange und 1,5 km breite Sandbank, die durch die Jahrhunderte um die Küste herumgewandert ist. Noch bis in die 1960er Jahre hinein gab es zwischen Sandbank und Küste einen kleinen Priel. 10 km² feinster Sandstrand ziehen sonnen- und badehungrige Gäste schon sehr lange an. So schwärmte der dänische Dichter Hans Christian Andersen von der Nordsee vor dem Kniepsand: „Es ist das wundersamste Wasser, in dem ich je gewesen bin.“ Da es vom Strand sehr flach und sandig ins Wasser geht, ist der Strand auch bestens für Kinder geeignet. Einzelne Strandabschnitte sind für Hunde mit ihren Frauchen und für FKK-Liebhaber ausgewiesen.

In dieses kleine Paradies im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer gelangen die Gäste über den Amrumhafen Wittdün („weiße Düne”). Hier legen die Fähren vom Festland und den umliegenden Inseln an. Das eigene Auto kann mitgenommen werden, aber eigentlich braucht es niemand auf der 10 km langen und maximal 2,5 km breiten Insel. Der Inselbus, in dem auch das Neun-Euro-Ticket gültig ist, fährt im Stundentakt zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten und Ausgangspunkten von Wanderwegen. Ansonsten kann man sehr gut mit dem Fahrrad die Insel erkunden. Wer das eigene Rad nicht mitnehmen möchte, findet auf der Insel mehrere Fahrradausleihstationen.

In den Dünen

Einzigartig ist auch die Dünenlandschaft auf Amrum, die sich an den Traumstrand anschließt. Kilometerlange, gut gepflegte Holzbohlenwege führen durch das Naturschutzgebiet. Hinter jeder Wegbiegung eröffnen sich neue atemberaubende Blicke, die auf Fotos nur unzureichend einzufangen sind. An mehreren Stellen führen die Wege zu Aussichtspunkten, von denen man zum Teil zu den Nachbarinseln blicken kann.

Auf den sogenannten braunen – also den ältesten – Dünen hat sich längst eine Humusschicht gebildet. Noch bis zum Herbst stehen die Kartoffelrosen in voller Blüte. Im Herbst leuchten dann zusätzlich die roten Hagebutten, und im August blüht das Heidekraut. An den Wegen sind Bänke aufgestellt, die zum Verweilen, Abschalten und Genießen einladen.

Auf dem Weg durch die Dünen eröffnet sich plötzlich . . .
. . . einer der schönsten Sandstrände der Welt.

Drei aktive Leuchttürme

Gleich drei aktive Leuchttürme auf Amrum weisen den Schiffen den Weg. Der große Amrumer Leuchtturm gehört zu den Wahrzeichen der Insel und ist schon von Weitem zu sehen. 1875 wurde der 41,8 m hohe Turm eröffnet. Vom Fuß der Düne, auf der er steht, erreicht man den Balkon über 297 Stufen, davon 172 im Turm. Der kann in den Sommermonaten vormittags bestiegen werden. Von der Aussichtsplattform eröffnet sich ein weiter Blick über den Kniepsand, das Wattenmeer und die Nachbarinseln. Auf dem Leuchtturm kann auch geheiratet werden. Vom 27. bis 29. Juli finden dieses Jahr hier die Leuchtturmtage statt. Direkt am Turm befindet sich eine Bushaltestelle. Wer wenig Zeit hat, kann hier aussteigen und den Leuchtturm besteigen oder aber ihn rechts liegen lassen und die große, weiße Düne ansteuern, über die man direkt zum Strand kommt.

Der große Leuchtturm auf Amrum ist mit 41,8 m der höchste in Schleswig-Holstein.  

Das Quermarkenfeuer von 1906, das sich auf dem Gemeindegebiet von Norddorf befindet, ist gerade einmal 8 m hoch und gehört damit zu den Leuchtturmzwergen. Durch die Dünen führt ein Wanderweg zu ihm und von dort zum Strand.

Der Leuchtturm Nebel bei Süddorf wurde 1981 gebaut und ist damit der jüngste der drei Leuchttürme auf Amrum. Neben diesen dreien stehen noch weitere kleine Leuchttürme auf Amrum, die nicht mehr in Betrieb sind.

Paradies für Wasservögel

Ganz in der Nähe des großen Leuchtturms befindet sich der Dünensee Wriakhörn. Dieser Binnensee ist ein Paradies für Wasservögel. Ein Holzbohlenweg führt zum See und am Ufer entlang. Überhaupt ist Amrum ein Paradies für Ornithologen. So bietet der Verein Jordsand Amrum-Odde von Mai bis Oktober vogelkundliche Führungen auf der Nordspitze der Insel an. Weitere gute Plätze zur Vogelbeobachtung sind die Aussichtsdüne am Vogelwarthaus, die Aussichtsplattformen am Watt sowie am Beginn der Odde, das Quermarkenfeuer, die Aussichtsplattform an der Südspitze, die Vogelkoje Meeram (ehemalige Wildentenfanganlage). Amrum ist die vogelreichste Nordseeinsel. Bei einer Zählung 2021 wurden 37 Vogelarten und über 26.000 Vögel gezählt. Und Amrum ist außerdem die waldreichste Nordseeinsel.

Wattwanderungen sind entlang verschiedener Küstenabschnitte von Amrum aus möglich und von Amrum nach Föhr sowie in umgekehrter Richtung. Zeitgerechte Rückkehr mit Bus und Fähre sind dann organisiert.

Auch bei Regenwetter muss es auf Amrum nicht langweilig werden. So gibt es im Naturzentrum eine Menge über die Natur auf und um Amrum zu erfahren. Das Meerwasserschwimmbad Amrum Badeland mit Sauna sowie ein Kino laden ebenso zum Besuch ein wie ein Indoorspielplatz.

Wittdün – das Eingangstor

Die etwa 2.300 Inseleinwohner leben in drei Orten mit jeweils eigenem Charakter. Wittdün ist die jüngste Gemeinde, gegründet 1890. Dort kommen die Fähren ebenso an wie Krabbenkutter und Tonnenleger. Rettungsboot, Jollen und Jachten sind hier zu Hause. In Wittdün lässt es sich gut einkaufen und essen. Auf 2,61 km² leben in Wittdün 666 Menschen.

Nebel – der alte Kirchenort

Nebel mit seinen Ortsteilen Süddorf und Steenodde befindet sich mitten auf der Insel. Zirka 1.000 Einwohner leben hier auf etwa 12 km². In Nebel steht die größte Kirche der Insel, die St. Clemens-Kirche, die dem Schutzpatron der Seeleute geweiht wurde. Erbaut wurde sie wahrscheinlich im Jahr 1236. Erst im Jahr 1908 wurde der 36 m hohe Turm hinzugefügt. Bekannt ist die Kirche nicht zuletzt wegen der „sprechenden“ Grabsteine auf dem alten Seefahrerfriedhof. Rund 90 dieser aufwendig gestalteten Grabsteine aus der Zeit von 1670 bis 1830 stehen unter Denkmalschutz. Die Kirche selbst bietet eine Vielzahl an Kunstschätzen.

Die reetgedeckte Windmühle von 1771 gilt als die älteste von Schleswig-Holstein.
Die St. Clemens-Kirche in Nebel, erbaut 1236, ist dem Schutzpatron der Seeleute geweiht.

Ein weiteres Kleinod in Nebel ist die reetgedeckte Windmühle. Sie gilt als die älteste Windmühle von Schleswig-Holstein. 1770 bis 1771 wurde sie auf der höchsten Erhebung des Ortes gebaut. Bevor 1875 der Leuchtturm fertiggestellt wurde, diente die Windmühle auch als Seezeichen. Da die Insel damals noch nicht so stark bewaldet war wie heute, war die Mühle aus allen Richtungen zu sehen. Bis 1964 wurde sie als Mühle betrieben. Seitdem gehört sie dem Amrumer Mühlenverein, der sie als Heimatmuseum nutzt. Hier kann ebenfalls geheiratet werden.

1905 wurde gegenüber der Windmühle ein Heimatlosenfriedhof angelegt. Hier wurden unbekannte Tote bestattet, die an der Insel angespült wurden.

Norddorf – die Inselspitze

In Norddorf leben 584 Einwohner auf zirka 6 km². Norddorf und Süddorf sind die ältesten Orte auf der Insel. Aber erst 1925 wurde Norddorf selbstständig. Im gleichen Jahr gab es einen großen Brand im Ort, sodass heute – ganz im Gegensatz zu Nebel – kaum noch reetgedeckte Häuser existieren. Zu Norddorf gehört das große Vogelschutzgebiet an der Nordspitze der Insel. In Norddorf gibt es eine Mutter-Kind-Kurklinik der AOK. Seit 1973 gibt es in Norddorf erstmals nach der Reformation wieder eine katholische Kirche auf der Insel – die St. Elisabeth-Kirche.

Darüber hinaus kann man im Dünengürtel zwischen Norddorf und Nebel ein 2014 rekonstruiertes Haus aus der Eisenzeit und die alte Vogelkoje besichtigen. Im Osten Amrums ist ein Feld mit alten Hügelgräbern zu finden. Verschiedene Ausgrabungen historischer Anlagen gehen vermutlich bis in die Bronzezeit (2200 bis 800 vor Christus) zurück.

Die Landwirtschaft ist auf Amrum mittlerweile auf einen Vollerwerbsbetrieb mit Ackerbau, extensiver Rinderhaltung, Hühnermobil, Hofladen und Ferienwohnungen geschrumpft. Daneben gibt es noch ein paar Nebenerwerbsbetriebe.

Amrum ist eine Reise wert, für einen mehrwöchigen Urlaub ebenso wie für einen Tagesausflug und zu den unterschiedlichsten Jahreszeiten. Wasserratten kommen hier ebenso auf ihre Kosten wie naturkundlich, geschichtlich und kulinarisch interessierte Gäste.

Farbenfrohe Fuchsien

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Ob einfache, halb gefüllte oder gefüllte Blüten; einfarbig, zweifarbig oder mit panaschiertem Laub – Fuchsien präsentieren sich ungemein vielseitig. Die grazilen Glockenblüten peppen halbschattige und schattige Bereiche mit bunten Farbklecksen auf. Mit der Blüte von Mitte Mai bis weit in den Herbst hinein zählen Fuchsien zu den Dauerblühern auf Balkon und Terrasse.

Erst mit dem Rückschnitt und Einräumen ins Winterquartier verabschiedet sich die Farbenpracht für einige Monate. Weitere Pluspunkte: Fuchsien lassen sich leicht vermehren und problemlos überwintern. Mittlerweile gibt es auch Sorten, die einen Platz an der Sonne vertragen.

Aufrecht wachsende Fuchsien lassen sich unkompliziert zu einem Hochstämmchen heranziehen. Einfach den Haupttrieb aufleiten, die nicht benötigten Seitentriebe ausbrechen und mit Erreichen der gewünschten Höhe den Haupttrieb entspitzen, sodass sich durch Verzweigung eine Krone bilden kann. Schneller geht es mit einem vorgezogenen Exemplar aus dem Gartenmarkt.

Fuchsie ,Checkerboard' eignet sich zum Heranziehen für Hochstämmchen und kommt auch im Sommer ins Beet ausgepflanzt gut zurecht. Foto: Karin Stern

Im Laufe der Jahre wird die Krone immer umfangreicher und beeindruckt ungemein mit ihrer Blütenpracht. Die schnell wachsenden Sorten ‚Checkerboard’, ‚Deutsche Perle’, ‚Mission Bells’ und ‚Mrs. Lovell Swisher’ eignen sich sehr gut für diesen Zweck. Eine passende Unterpflanzung mit Lobelien, Blauem Gänseblümchen oder einer farblich harmonierenden Fuchsiensorte hebt die optische Wirkung des Hochstämmchens noch hervor. Hängende Züchtungen hingegen schmücken Balkonkästen oder Blumenampeln. Dank der üppigen Blütenpracht verwandeln sich Balkon oder Sitzplatz in ein farbenfrohes Paradies. Für etwas windigere Lagen eignen sich kompakt wachsende und reich blühende Sorten wie ‚Betty’, ‚Gene’ oder ‚Marcia’ aus der Serie Shadow Dancer.

Viele kennen Fuchsien vorwiegend als Kübel- oder Balkonpflanzen. Doch auch ausgepflanzt im Beet gedeihen einige Sorten prächtig. ‚Beacon Rosa’, ‚Checkerboard’ oder ‚Ortenburger Festival’ geben zusammen mit Studentenblumen, Hortensien oder Begonien ein ganz zauberhaftes, sommerliches Blütenmeer ab. Wer ein winterhartes Exemplar pflanzen möchte, wählt unter den Sorten ‚Tom Thumb’, ‚Margaret’ oder ‚Genii’. Wie bei Stauden sterben die oberirdischen Teile ab und treiben im Frühjahr erneut aus dem Wurzelstock aus.

Fuchsien gelten als Blütenpflanzen für halbschattige und schattige Bereiche. Dennoch kommen einige Hybridsorten wie ‚Cheerio’ aus der Serie ,Sun Angels’ sogar an sonnigen Standorten bestens zurecht. Auch die traubenblütigen Triphylla-Hybriden vertragen Sonne. Doch nicht nur die genetischen Eigenschaften der jeweiligen Sorten spielen bei der Sonnenverträglichkeit eine Rolle, sondern auch Nachbarpflanzen, Luftfeuchtigkeit sowie Wasser- und Nährstoffversorgung.

Tipp: Bei ausgepflanzten Exemplaren den Wurzelbereich schattieren, kühl und ausreichend feucht halten. Hilfreich sind dabei eine Bodenbedeckung mit Rindenmulch oder die Unterpflanzung mit Waldsteinie, Efeu, Immergrün oder Dickmännchen. Die Fuchsien wachsen dann etwas gedrungener, blühen aber reicher als an schattigen Standorten. Geeignete Pflanzpartner fürs Beet sind Akelei oder Zierlauch. Beide blühen sehr früh und geben im Anschluss die Bühne für die spät austreibende Fuchsie frei. Hübsch ist auch die Kombination mit Ziergräsern.

Die aufrecht wachsende ,General Monk rot weiß' bringt üppige Blüten hervor. Foto: Karin Stern

Fuchsien im Topf oder Balkonkasten hingegen reagieren empfindlich auf Mittagssonne und erhitzte Wurzelballen. Aufstellorte mit milder Vormittags- oder Nachmittagssonne gelten als ideal. Für üppige Blütenpracht ist die Wahl einer hochwertigen Blumenerde ebenso wichtig wie die gleichmäßige Wasserversorgung und die regelmäßige Düngung. Bewährt hat sich die Verabreichung eines Flüssigdüngers von März bis August einmal pro Woche nach Packungsanweisung. Wer lieber einen anderen Dünger verwendet, sollte diesen nicht auf trockene Erde oder bei großer Hitze verabreichen. Die Bildung neuer Blüten lässt sich mit dem regelmäßigen Ausputzen von Verblühtem und der Fruchtknoten anregen. Im Herbst schneidet man die Pflanzen etwas zurück und überwintert sie hell und kühl. Dabei verlieren die Fuchsien fast alle Blätter.

Tipp: Nur zurückhaltend gießen, aber nicht austrocknen lassen. Ab Ende Januar, wenn sich der erste Austrieb zeigt, erhalten die Pflanzen etwas mehr Wasser und einen weiteren Rückschnitt, der zum Verzweigen anregt. Im Laufe des Februars topft man bei Bedarf um.

Die Vermehrung gelingt bei Fuchsien ganz einfach über Stecklinge. Dafür schneidet man von Juni bis Anfang August Triebspitzen von 7 bis 10 cm Länge oberhalb eines Blattpaares ab. Die unteren Blätter des Stecklings dann entfernen und in ein Erde-Sand-Gemisch oder Anzuchterde stecken. Die Töpfe erhalten einen schattigen Aufstellplatz und das Substrat sollte immer feucht gehalten werden. Zeigt sich ein neuer Blattaustrieb, wartet man noch zwei Wochen mit dem Umpflanzen. Alternativ gelingt auch die Wurzelbildung im Wasserglas. Man stelle dafür die abgeschnittenen Triebe in Wasser und pflanze sie vorsichtig nach der Wurzelbildung in Anzuchterde um. 

Quelle: Karin Stern

Was ist eigentlich Mob Grazing?

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Enge Herdenführung mit Wiederkäuern auf kleinen Weidearealen, die jeweils nur kurz, dafür jedoch gleichmäßig intensiv beweidet werden und sich nach Nutzung lange erholen können: Könnte Mob Grazing die Antwort auf anhaltende Dürreperioden, Humusverlust und schwindende Artenvielfalt/Biodiversität sein?

Holistisches Weidemanagement, regenerative Rotationsweide, Mob Grazing – dies sind nur drei Begriffe für die gleiche Grundidee eines ganzheitlichen Weidesystems, das sich ganz nach Art der Permakultur an den natürlichen Bedingungen und Bedürfnissen der Weidetiere sowie der Weide selbst orientiert. Es wird eine Weideform beschrieben, bei der die Aspekte Klima- und Bodenschutz sowie artgerechte Tierhaltung vereint und zugleich die organische Bodensubstanz erhöht und verbessert werden sollen. Man kennt das Mob-Grazing-System aus trockeneren Regionen der Erde. Charakteristisch sind kurze, gleichmäßige Beweidungen von Kleinparzellen mit hohem Grasbewuchs mit anschließenden langen Ruhe- beziehungsweise Regenerationszeiten.

Strategie des Mob Grazing

Es geht um eine hohe Weidetierbesatzdichte auf kleinem Weideareal und um lange Ruhe- beziehungsweise Regenerationszeiten derselben. Die Herde wird täglich neu in bereits aufgewachsene Weideparzellen getrieben. Der obere Teil des Weideaufwuchses wird verbissen, der verbleibende Teil in den Boden getreten. Das nicht gefressene Pflanzenmaterial wird vom Vieh in die Bodenoberfläche eingearbeitet, welche als Mulchschicht und Nahrungsquelle für Bodenmikroorganismen dient und den Eintrag von organischer Substanz in den Boden fördert. Durch die Parzellierung wird eine gleichmäßige Verteilung von Weidedruck und Exkrementen erzielt. Der nicht gefressene Teil der Vegetation soll Pflanzenarten und deren Wurzelsystem fördern. Die lange Erholungszeit (20 bis 60 Tage je nach Witterung und Zuwachsvermögen) zwischen den Beweidungen soll zu einer hohen Menge an oberirdischem Futter (Ertragssteigerung) führen, die Biodiversität (Flora- und Faunavielfalt) steigern und die Bodenfunktion (zum Beispiel Wasserhaltekapazität – pF-Wert) und Bodenfruchtbarkeit erhöhen.

Strategie des Mob Grazing als Nachtweide im Sommer. Li.: zur Beweidung anstehende Parzelle; r.: Weideparzelle nach ein bis zwei Nachtweiden

Weidereste erwünscht

Konkret unterscheidet sich das Mob Grazing von herkömmlichen Weidesystemen vor allem im Umgang mit den Weideresten: In allen bekannten Weidesystemen sind diese unerwünscht, da Futterverluste hier als Nutzungskosten bewertet werden. Dagegen sind beim Mob Grazing Weidereste ausdrücklich erwünscht, da sie, systembedingt, organisches Material zur Förderung des Bodenlebens und der Bodenfruchtbarkeit zuführen.

Erste Erfahrungen

Die Weidestrategie Mob Grazing wird dem Weidesystem der Umtriebs- beziehungsweise Portionsweide zugeordnet und wird beschrieben mit einem Weidedruck von 100 t Lebendgewicht je ha Weidefläche. Im Ökobetrieb Haus Riswick wurden mit der 45-köpfigen Laktationsherde während der Weideperiode 2021 zirka 60 bis 100 t/ha im Rahmen der Halbtagsweide auf einer Gesamtfläche von 10,7 ha geweidet. Ziel war es, den höheren Aufwuchs in der Phase des zügigen Wachstums zu nutzen, um der Herde qualitativ hochwertigen Weideaufwuchs anbieten zu können. Im Frühjahr und Herbst wurde täglich ein zirka 5.000 m² großes Weideareal zugeteilt. Im Sommer wurden bei in diesem Jahr besonders guten Zuwächsen die zugeteilten Weideparzellen zweitägig geweidet, sodass rein rechnerisch während der sehr wüchsigen Zeiten der Herde täglich beziehungsweise halbtägig 2.500 m² Weidefläche zur Verfügung stand.

Insgesamt wurden 40 bis 70 % des Weideaufwuchses gefressen – somit verblieb zwischen 30 bis 60 % der organischen Pflanzensubstanz als Weiderest auf der Weidefläche und wurde von den Weidetieren in den Boden getreten. Es blieb also genügend Pflanzenmaterial für die Assimilationsleistung. Der systembedingte Weiderest bietet Schutz und Nahrung für das Bodenleben. Im Vergleich zur Kurzrasenweide verschwinden Geilstellen in der niedergetretenen Biomasse, die sich im Laufe der Vegetation in eine Mulchschicht verwandelt. Durch sie wächst während der Ruhezeit (25 bis 50 Tage) der junge Aufwuchs hindurch.

System für Wetterextreme

Im hohen schutzspendenden Aufwuchs dieses Weidesystems bildet sich ein Mikroklima, in dem in Hitzeperioden weniger Wasser verdunstet und bei starken Niederschlagsereignissen der Boden vor Erosion geschützt ist. Es geht also um ein Weidesystem besonders für extreme, trockenere Wetterlagen.

Infolge langer Ruhephasen bei der Mob-Grazing-Strategie findet man wieder den Hornklee, der eine intensive Kurzrasenweide nicht verträgt. Fotos: Anne Verhoeven

Low-Input-System

Beim Mob Grazing handelt es sich eigentlich um ein Low-Input-System. Nachsaaten, Unkrautbekämpfung und Weidepflegemaßnahmen sind nicht nötig; jedoch die tägliche beziehungsweise zweitägige neue Weideflächeneinzäunung mit der Weidespinne sowie das Wasserwagenmanagement gestalten sich arbeits- und zeitintensiv. Virtuelle Zaunsysteme sind noch in der Erprobungsphase und könnten hier einen wertvollen Beitrag leisten. Parasiten dürften in diesem Weidesystem wenig Chancen und Möglichkeiten haben, einen Wirt zu finden, da die Tiere oben weiden und sich in Bodennähe die Mulchschicht befindet, dort also seltener geweidet wird und die Weide lange Ruhe- und Erholungsphasen beinhaltet.

Bodenleben, Biodiversität/Artenvielfalt bei Flora und Fauna, Insekten und Artenschutz, tierische Leistungen und Wohlbefinden der Tiere sind in diesem System gleichrangig. Während der gesamten Vegetationsperiode mit täglichen beziehungsweise zweitägigen Umtrieben vermittelte die Milchviehherde einen stets ruhigen und ausgeglichenen sowie immer zufriedenen Eindruck auf der Weide. Die Weidetiere fanden täglich einen neuen qualitativ hochwertigen Weidefutterbestand vor mit dem Ziel der Nutzung während der zügigen Wachstumsphase. Strukturfutter war ebenso vorhanden.

Kontrovers diskutiert

Wiederkäuer beeinflussen durch ihre Methan- (CH4) und Lachgas­emissionen (N2O) den Klimawandel negativ. Auf der anderen Seite bietet Grünland unter einer angemessenen standortangepassten Bewirtschaftung jedoch zahlreiche Ökosystemleistungen, allen voran die Kohlenstoffspeicherung (Kohlenstoffsequestrierung). Auch wenn die ökologischen Vorteile und Leistungen von Mob Grazing umstritten und sicher noch nicht hinlänglich bekannt sind, trägt die Diskussion rund um dieses Weidesystem wesentlich dazu bei, die notwendigen Veränderungen in der Landwirtschaft in Richtung einer umwelt- und klimafreundlichen Bewirtschaftung voranzutreiben.

Vision für die Zukunft?

Dieses ganzheitliche nachhaltige Weidesystem fördert die Etablierung von stabilen Weidebeständen, die Verbesserung der Weideerträge sowie die Aktivierung des Bodenlebens mit der Folge der Erhöhung des Humusgehaltes im Boden. Das Ziel ist, besser durch trockene Sommer zu kommen und die Weidesaison zu verlängern. Auch wenn die Weideleistungen in diesem ersten Jahr nicht an die der wüchsigen Vorjahre (2016) heranreichen, wird hier mit diesem System versucht, in Bodenfruchtbarkeit, in Wasserhaltevermögen für trockene Jahre – letztendlich aktiv in Klimaschutz – zu investieren.

Zukünftige Untersuchungen müssen jedoch erst noch zeigen, ob die Mob-Grazing-Strategie in unserer Region eine geeignete Alternative in trockenen, heißen Sommern darstellt. Es muss sich zeigen, wie die Auswirkungen auf die Bodenfruchtbarkeit und die Kohlenstoffbindung im Boden sind, ob sich eine zunehmende biologische Vielfalt ergibt und welche Flächen- und Tierleistungen in diesem System erzielt werden können.

„Richtig stolzer“ Dirk Schrade

Ein Wochenende nach den Spring- und Dressurreitern trugen die Vielseitigkeitsreiter ihre Deutschen Meisterschaften (DM) aus. Auf der berühmten Geländestrecke in Luhmühlen bewiesen sie sich in einer CCI4*-S.

Auf den Rängen rund um den Springplatz in Luhmühlen herrschte Hochspannung. Denn die letzten Paare lagen nach Dressur und Geländeritt so dicht beieinander, dass im Springen selbst Zeitfehler für die Medaillenvergabe entscheidend sein konnten. Und die Zeit war knapp bemessen.

Dirk Schrade aus Heidmühlen, Kreis Segeberg, beendete den Stechparcours fehlerfrei und hatte damit eine Medaille sicher. Direkt hinter ihm lag Sandra Auffahrt. Jérôme Robiné verpasste nach einem Fehler das Treppchen. Der amtierende Deutsche Meister Michael Jung blieb fehlerfrei und holte sich erneut den Sieg. Schrade wurde mit 29,6 Minuspunkten Zweiter, mit genau vier Punkten Abstand von der Goldmedaille.

Er wäre in Luhmühlen gern Meister geworden, vor allem aber sollte sein Holsteiner Schimmel Casino hier nach Pech im polnischen Baborowko eine gute Vorstellung abliefern. „Das hat er fantastisch gemacht. Ich bin richtig stolz“, lobte Schrade. Zu weiteren Plänen wollte er sich noch nicht äußern. „Jetzt fahren wir nach Hause und genießen erst einmal unsere Silbermedaille. Über alles Weitere spreche ich dann mit dem Bundestrainer“, sagte er.

„Es war ein megaspannender Wettkampf bis zum letzten Sprung“, zog Bundestrainer Peter Thomsen aus Großenwiehe, Kreis Schleswig-Flensburg, sein Fazit des DM-Wochenendes. „Die alten Hasen haben sich durchgesetzt. Ich habe mich besonders gefreut, dass alle drei ihre Pferde selbst ausbilden und eben deswegen so lange da oben sind, weil sie immer wieder neue Pferde finden, sie bis in die Weltspitze entwickeln und ihnen dabei Zeit lassen. Das sollte auch Vorbild für andere sein, damit die Spitze wieder breiter wird und wir möglichst viele Pferde auf diesem Niveau haben. Mein Credo ist: Der längere Weg ist am Ende immer der kürzere“, sagte Thomsen. pm

Krisenfestere Grünlandbewirtschaftung mit Klee?

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Aktuell können die hohen Kaufpreise für eiweißreiche Importfuttermittel und Mineraldüngerpreise durch hohe Auszahlungspreise für Milch noch kompensiert werden. Um jedoch langfristig krisenfest eiweißreiches Futter zu produzieren, sollte eine möglichst hohe Eiweißproduktion von den eigenen Flächen angestrebt werden. Die Grünlandbewirtschaftung mit nennenswerten Anteilen an Leguminosen wie Weißklee oder Rotklee bietet hier großes Potenzial.

Für Milchviehbetriebe hat das Grünland eine große Bedeutung für die Eiweißbereitstellung der Kühe. Hierbei wird die Stickstoffdüngung (N-Düngung) häufig als maßgebende Steuerungsgröße gesehen. Doch ähnlich wie für Raps- oder Sojaschrot bleiben die Kaufpreise auch für N-Dünger aktuell auf hohem Niveau und sind zudem stark volatil, sodass keine langfristige Planungssicherheit gegeben ist. Vor diesem Hintergrund sollte über Alternativen nachgedacht werden. Im Vergleich zu anderen Pflanzenbausystemen, wie zum Beispiel der Qualitätsweizenerzeugung, ist es in der grünlandbasierten Futterwirtschaft vergleichsweise einfach, einen reduzierten N-Mineraldüngereinsatz zu kompensieren.

Leguminosen rücken in den Fokus

Der Anbau kleinkörniger Leguminosen wie Klee oder Luzerne rückt also zunehmend in den Fokus. Leguminosen gelten im Futterbau dabei als Alleskönner: Sie haben nicht nur hohe Proteingehalte (über 20 %), sondern sie leisten durch eine hohe Trockenheitstoleranz und ihrer Fähigkeit atmosphärischen Stickstoff zu binden auch einen wertvollen ökologischen Beitrag. Wissenschaftliche Arbeiten aus Deutschland konnten zeigen, dass je % Ertragsanteil Weißklee im Bestand zwischen 3 und 6 kg N/ ha fixiert werden (Benke, 2004). In der Schweiz konnte ermittelt werden, dass Gras-Leguminosen-Gemenge (Rot- oder Weißklee) bei einer Düngung mit 150 kg N/ ha und einem Leguminosenanteil ab 30 % im Bestand einen identischen Ertrag produzierten wie ein mit 450 kg N/ha gedüngter Grasbestand (Nyfeler, 2009) – siehe die Abbildung. Entsprechend der Düngebedarfsermittlung (DüV) müssen zum Beispiel bei einem 20%igen Leguminosen-Anteil 60 kg N/ha vom N-Bedarf des Bestands abgezogen werden. Im Vergleich zu einem Bestand ohne Leguminosenanteil kann so der Einsatz von mineralischem N um bis zu 40 % reduziert und Kosten gespart werden (siehe Beispiel in der Tabelle).

Nachsaat von Leguminosen bevorzugen

In vielen Studien ließ sich eine hohe Streuung der Menge an fixiertem N in Leguminosen nachweisen, da die Fixierungsleistung stark abhängig ist von Faktoren wie der Witterung, der Bodenart oder dem Nutzungs- und Düngungsmanagement. Besonders den letzten beiden Punkten sollte Beachtung geschenkt werden, um im Leguminosenanbau erfolgreich zu sein. Ein Umbruch der Grünlandflächen mit Neuansaat sollte möglichst vermieden werden, da dieser mit hohen Kosten verbunden ist und die Umwelt durch klimaschädliche Treibhausgase sowie durch die schnelle Mineralisierung das Grundwasser mit Nitrat belastet. Eine Nachsaat von Leguminosen im Dauergrünland sollte daher bevorzugt werden.

Die richtige Leguminosenwahl

Perserklee (Trifolium resupinatum), Alexandrinerklee (Trifolium alexandrinum) oder Inkarnatklee (Trifolium incarnatum) weisen sehr gute Futterqualitätseigenschaften auf, haben jedoch aufgrund einer teilweise geringen Winterhärte eine geringe Ausdauer und sind ein- oder überjährige Leguminosen, die hauptsächlich im Ackerfutterbau oder als Zwischenfrucht angebaut werden. Rotklee (Trifolium pratense) und Weißklee (Trifolium repens) sind die geläufigsten Leguminosen im Futterbau, wobei sich Rotklee aufgrund der schnelleren Jugendentwicklung und der stärkeren Konkurrenzkraft leichter etablieren lässt als Weißklee. Auch im Hinblick auf die Trockenheitstoleranz (kräftige Pfahlwurzel) und die Trockenmasseerträge ist Rotklee im Vorteil.

Ein Nachteil des Rotklees ist, dass er im Gegensatz zum Weißklee, nicht ausdauernd ist, da er sich nicht vegetativ vermehren kann und somit in der Regel nach drei Jahren schon aus dem Bestand verschwindet. Eine erneute Rotkleenachsaat empfiehlt sich in diesem Falle nicht, da dadurch Krankheiten wie Kleekrebs übertragen werden können. Der Anbau von Mattenklee kann die Ausdauer jedoch im Dauergrünland deutlich erhöhen. Somit empfiehlt sich der Rotkleeanbau als mittelfristige Maßnahme, um den Eiweißertrag vom Dauergrünland zu erhöhen – langfristig sollte jedoch auf den ausdauernden Weißklee gesetzt werden.

Weißklee hat eine hohe Nutzungselastizität, ist mineralstoffreich und gut verdaulich, wodurch die Futteraufnahme gesteigert werden kann. Wegen seiner geringen Wuchshöhe weist Weißklee aber eine geringe Lichtkonkurrenz auf und kann durch das Gras so verdrängt werden. Höhere Ertragsanteile des Klees sind vorrangig in der zweiten Hälfte der Vegetationsperiode zu erwarten, wenn die Konkurrenzkraft des Grases vermindert ist.

Vor Nachsaat auf Lücken kontrollieren

Vor der Nachsaat sollte kontrolliert werden, ob der Grasbestand ausreichend Lücken aufweist, um es den Leguminosen möglich zu machen, sich zu etablieren. Ist dies nicht der Fall, sollte zwei- bis dreimaliges Striegeln der Fläche bei trockenem Boden in Erwägung gezogen werden. Auch die Nachsaat über Schlitztechnik sowie enge Reihenabstände und ein gutes Saatbeet für die empfindlichen Kleesamen anlegen, können genutzt werden.

Richtigen Nachsaattermin wählen

Der Nachsaattermin muss gut abgepasst werden. Dieser ist in der Regel nach dem Ersten Schnitt oder im Spätsommer. Vor dem Ersten Schnitt sind die Gräser zu konkurrenzstark und könnten den Klee verdrängen. Außerdem fördert die Wärme des Frühsommers die Symbiose mit den bodenbürtigen Knöllchenbakterien. Hat über viele Jahre hinweg kein Leguminosenanbau stattgefunden, lohnt sich eine Impfung des Saatguts.

Wird im Spätsommer nachgesät, besteht der Vorteil darin, dass die Altnarbe konkurrenzschwächer ist und der Klee sich so besser etablieren kann. Weiterhin ist zu diesem Zeitpunkt in der Regel eine Wasserversorgung gesichert. Die Nachsaat sollte bis Mitte September durchgeführt werden. Die Kleenachsaat kann mit 2 bis 4 kg /ha im Gemenge mit Gräsern erfolgen. Im Hinblick auf die Intensität der Nachsaat des Gras-Klee-Gemenges empfiehlt sich eine Nachsaatstärke von 15 bis 20 kg/ha zur erstmaligen Verbesserung der Bestandeszusammensetzung, bei regelmäßiger Nachsaat in den Folgejahren verringert sich entsprechend die empfohlene Nachsaatintensität auf zirka 10 kg/ ha. Zur Sortenauswahl sollte immer die Empfehlung der Länderdienststellen, wie in Schleswig-Holstein der Landwirtschaftskammer, berücksichtigt werden, denn auch bei den Kleesorten gibt es große Unterschiede hinsichtlich Krankheitsresistenz, Winterhärte, Ausdauer oder Blühbeginn.

Der Anbau von Kleegras bietet ein enormes Potenzial, N-Düngerkosten einzusparen und krisensicher die Eiweißproduktion auf betriebseigenen Flächen zu erhöhen. Foto: Lena Itjen

Düngung: Weniger ist mehr!

Von besonderer Bedeutung für eine erfolgreiche Etablierung ist die N-Düngung des nachgesäten Bestandes, denn hier heißt es: „Weniger ist mehr“. Zwar schadet die Zugabe von Stickstoff den Leguminosen an sich nicht, sie sorgt jedoch dafür, dass die Gräser die Leguminosen im frühen Stadium verdrängen könnten. Zusätzlich kann sich der Anteil der Rhizobien verringern, sodass die N-Fixierung eingeschränkt ist. Auch die Phosphat- und Kaliumgehalte im Boden sollten bei der Nachsaat von Leguminosen im Auge behalten werden, denn diese sind wichtig für die Wurzelentwicklung und den Energiehaushalt der Pflanze. Weiterhin führt Phosphormangel, genauso wie ein Schwefel- oder Mangan-Mangel bei Leguminosen zu einer verringerten Stickstoffbindung der Rhizobien.

Generell sind Leguminosen auf einen angepassten pH-Wert von mindestens 5,5 bis 6 angewiesen, da sonst Feldaufgang und Ertragsleistung unbefriedigend sind, wie anhand von Versuchen an der Luzerne gezeigt wurde (Herrmann, 2015). Um vor allem auf leichten Böden mit geringem pH-Wert eine erfolgreiche Etablierung zu gewährleisten, ist einer Einarbeitung des Kalkes vor der Aussaat die größte Wirksamkeit zuzusprechen.

Fazit

In der vergangenen Dekade wurden in Deutschland jährlich durchschnittlich 26 % des Futteraufkommens an verdaulichem Eiweiß aus dem Ausland importiert. Es besteht also ein erheblicher Bedarf an Eiweiß, der aktuell nicht aus der inländischen Produktion gedeckt werden kann. Diese Eiweißlücke konnte zwar durch den vermehrten Anbau von heimischen Leguminosen im letzten Wirtschaftsjahr auf 18 % deutlich reduziert werden, doch nach wie vor besteht, vor allem für die Fütterung von Milchkühen im Hochleistungsbereich, eine hohe Abhängigkeit von importierten Futtermitteln. Die Preise für eiweißreiche Futtermittel sowie für mineralische N-Dünger sind hoch, stark volatil und erschweren eine langfristige Kostenplanung. Mit Hilfe des Einsatzes von Rot- und Weißklee im Grünland kann kostengünstig und krisensicher Eiweiß produziert und diesem Problem langfristig entgegengewirkt werden.

Alle Themen des Lebens

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Nahe dem Ort Albersdorf in Dithmarschen ist auf einer ehemaligen Schutt- und Abraumfläche eine besondere Gartenanlage entstanden: die Brahmkampsgärten, in denen sich 23 individuell gestaltete Einzelgärten mit den wesentlichen Themen des Lebens befassen.

Die philosophische Gartenanlage beschäftigt sich mit Aspekten wie Liebe, Zeit, Kindheit, Frieden, Begegnung, Trauer, Tod, Freude, Wahrheit und Alter und präsentiert die Themen mit charakteristischen Bepflanzungen, aber auch Skulpturen, Modellen, Gestaltungselementen und Sinnsprüchen. Im ruhigen Hinterland der Nordsee wurde hier eine Gartenanlage der Anregungen und zum Nachdenken und Erinnern entwickelt, aber auch mit der Möglichkeit für die Besucher, Ruhe, Besinnung und Kontemplation zu erfahren.

Über eine schattige Linden­allee von 1850 erreicht man den großen Platz, um den sich einige Hofgebäude, eine riesige Blutbuche, große Eschen und das Hauptgebäude im mecklenburgischen Landhausstil gruppieren. Das Haupthaus stammt in seiner heutigen Form ebenfalls aus dem Jahr 1850, allerdings ist die Hofanlage bereits 1700 urkundlich erstmalig erwähnt und existiert vermutlich bereits seit dem 15. Jahrhundert. Das ganze Gebiet war aber schon seit 4000 vor Christus besiedelt, wie Ausgrabungen und Reliktfunde belegen.

Die Brahmkampsgärten wurden von der Paderborner Allgemeinärztin Dr. Marianne Ortner, die auch promovierte Physikerin, Philosophin und Buchautorin ist, initiiert und mit viel Engagement entwickelt. Aus einer ehemaligen Schuttkuhle ist seit 2006/2007 mit den ersten Entwicklungs-, Gestaltungs- und Pflanzungsmaßnahmen so auf einer Fläche von 7.000 m² ein Garten des Lebens entstanden, wie ihn die Gründerin selbst gern bezeichnet.

Garten der Stille

Eine Birkenallee führt zum Ausstellungsareal, das man an einem kleinen Wetterunterstand erreicht und von einer bankbestandenen Anhöhe aus über eine Teichanlage durch die Säulen eines Tempelnachbaus erblickt.

Über einen Heckengang kann man direkt das Ende des Parks ansteuern und erreicht die Hofkapelle Brahmkamp „Maria in den Gärten“, wo sich der Garten der Stille befindet. Das 2017 errichtete Gebäude hat die Form eines Fisches als Symbol der Stille. Schweigen und Stille bewirken eine besondere Stimmung und öffnen den Geist für eine andere Welt, so wie es auch in allen Religionen bei Meditation und Gebet oder Trauerschweigen ein wichtiges Element ist. Bisweilen finden in der Kapelle Gottesdienste statt.

Garten der Ordnung

Sodann durchschreitet man den Garten der Ordnung, der durch eine rechteckige, mit Betonkanten gesäumte Rasenfläche und Reihen von Kugelakazienbäumen gekennzeichnet ist. „Ordnung ist das halbe Leben“ heißt es. Auch Gärten gelten als ein Stück geordneter und gebändigter Natur. Regeln, Gesetze, aber auch Harmonie sind Begriffe, die mit Ordnung zusammenhängen.

Geburt und Kindheit

Von der Kapelle kann man sich zum Gartenzimmer ​„Abrahams Schoß” oder „Garten vor der Zeit der Geburt” begeben. Dort geht es um die alte philosophische Frage des Anfangs, die bereits ein Kind bewegt, wenn es überlegt: „Wo war ich eigentlich vor der Geburt?“ Ein kleiner steinerner Durchgang aus Anröchter Dolomit führt in das Gartenzimmer der Kindheit mit vielen insektenfreundlichen Blumen, an denen sich Kinder so sehr erfreuen. Ein großer Ball, Märchenfiguren, die Marmorbüste eines kleinen Mädchens mit Puppe im Arm, eine Hüpfspielfläche erinnern an Elemente der Kindheit. Ein Frosch mit Fernglas symbolisiert den Entdeckergeist der Kinder. Schmetterlingssträucher locken im Sommer zahlreiche Falter an.

Der Frosch mit Fernglas im Gartenzimmer der Kindheit steht für den Entdeckergeist der Kinder. Foto: Hans-Dieter Reinke

Garten der Liebe

Es folgt der Garten der Liebe, die ein besonders bedeutsames Element ist, mit dem sich viele Philosophen, Dichter, Denker und Künstler auseinandergesetzt haben. Dort wachsen Rosen, die Blumen der Liebe, überragt von einer Frauen­skulptur, und anliegend findet sich ein Liebesknoten aus sternförmigen Buchsbaumhecken, wobei die Strahlen den Rahmen durchbrechen. Eine Bandeisenskulptur aus drei Herzen überragt die niedrigen Buchsbaumhecken.

Es folgen der Labyrinthgarten aus Hainbuchenhecken, die Irrwege und Orientierungsmöglichkeiten im Leben darstellen, und der Garten der Muße aus Eibenhecken, wo sich der Besucher etwas ausruhen und nachdenken kann.

Weitere Gartenzimmer beschäftigen sich mit besonderen Ereignissen, die das Leben der Menschen prägen. So gibt es die Gärten der Not und Angst, des Todes, der Fülle, des Maßhaltens, der Trennung, des Chaos und der Trauer.

Frauenskulptur über Rosensträuchern im Garten der Liebe. Foto: Hans-Dieter Reinke

Im Paradies

Im Paradiesgarten, der von einem Zaun aus gebogenen Eisen umgeben ist, wachsen besonders schöne Blumen wie Lilien, Rosen, Dahlien und Sommerblumen. Im Zentrum steht ein nachgebildetes Taufbecken, aus dem überquellendes Wasser in die vier Himmelsrichtungen abfließen kann. Anklänge an das für den Menschen verloren gegangene Paradies kann man in irdischen Gärten vielleicht ein wenig finden, so wie auch das Paradies selbst als Garten Eden dargestellt wird.

Der Paradiesgarten mit Taufstein und schönen Blumen ist durch gebogene Eisen abgetrennt und  nicht betretbar. Foto: Hans-Dieter Reinke

Die enge Lindenallee gehört zum nachfolgenden Garten der Begegnung und des Gespräches. Begegnungen prägen das Leben – im Guten wie im Schlechten. Fehlende Begegnung, mangelnde Kommunikation und Vereinsamung sind ein zunehmendes Problem unserer Zeit, ungeachtet der ausgefeilten modernen Kommunikationstechniken. Die Allee führt auf einen Platz, auf dem dreieckige Holzschemel zu Gesprächen individuell zusammengestellt werden können.

Im Alter muss man bereit sein Hilfe anzunehmen, hier durch eine helfende Hand im Garten des Alters symbolisiert. Foto: Hans-Dieter Reinke

Themen wie Freude, Frieden, Zeit, Alter und Weisheit werden in den nachfolgenden Gartenzimmern abgehandelt. Schließlich führt dieser Weg wieder zu dem kleinen, in einen Hang eingelassenen Theater sowie zum Tempelgarten. Die oberhalb der Theateranlage mit rankenden Weinreben bestandenen, aus Quadersteinen geformten Sitzreihen und die kleine zentrale Bühne dienen als Veranstaltungsort für Lesungen oder kleine Aufführungen. Durch die Säulen des kleinen Tempels kann man nochmals einen nachdenklichen Blick über die ruhige Wasserfläche des Weihers schweifen lassen, bevor es über die Birkenallee zurück zum Hofplatz geht.

Hofcafé Sophienlust

Hier kann man im Hofcafé Sophienlust in den gemütlichen Innenräumen oder bei geeignetem Wetter auf der Gartenterrasse bei selbst gemachten Kuchen und Torten und einer Tasse Kaffee nochmals die Eindrücke des Gartenbesuches Revue passieren lassen und verarbeiten. Wer noch weitere Hintergrundinformationen wünscht, kann die beiden Bücher von Marianne Ortner im Café erwerben. Die Brahmkampsgärten sind an Sonntagen vom Frühjahr bis zum Herbst geöffnet, Gruppen können sich auch außerhalb dieser Öffnungszeiten ­anmelden.



Rückmeldungen zum Bäuerinnenblatt

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Zur Bäuerinnen-Ausgabe haben uns zahlreiche Zuschriften erreicht, hier eine kleine Auswahl der Stimmen.

■ Zu meiner Zeit noch unvorstellbar! Bin nun gespannt, wie weit es in diese Richtung auch auf dem Bauerntag geht.

Dr. Erich Thiesen, ehemaliger Chefredakteur des Bauernblattes

■ Chapeau! Das finde ich eine super Aktion und vor allem mit den vielen Interviews und Gesprächspartnerinnen aus der Praxis auch noch so stark journalistisch verknüpft.

Stefanie Awater-Esper, Top-Agrar

■ Daumen ganz hoch für das Bäuerinnenblatt. Klasse!

Kirstin und Jürgen per SMS

■ Gibt es denn in diesem Jahr auch den Bäuerinneneimer in Pink auf der Norla? Wenn schon, denn schon …

Ute Mohr, Holtsee

■ Ich falle hier fast vom Stuhl. Was soll so ein Titel in einer Zeit, wo die Welt und auch Ihre „Bäuerinnen“ sicher andere Sorgen haben? Wenn schon dieses abgedroschene Thema, warum dann nicht eine wirkliche Bäuerin mit Gesicht und Namen und nicht wie hier die Hände einer Ihrer Kolleginnen. Ich habe überhaupt nichts gegen Frauen in der Landwirtschaft. Frauen sind da ein sehr gutes Thema. Aber viele dieser Frauen fühlen sich sicher nicht als „Bäuerinnen“.

Paul Bodig, Hamburg

■ 11 % der landwirtschaftlichen Betriebe werden von Frauen geleitet. An deren Sichtbarkeit mangelt es noch – Grund genug für eine besondere Ausgabe: Im Bäuerinnenblatt kommen jetzt viele Unternehmerinnen zu Wort. Glückwunsch zu dieser starken Idee!

Peter R. Müller, Bayer Crop Science

■ Megaidee und tolles Cover. Entdecke mich mit den lackierten Fingern gleich wieder.

Margret Homann

■ Der Satz von 11 % Betriebsleiterinnen ist nicht korrekt, da viele Frauen im Stillen den Betrieb leiten und den Männern das sichere Gefühl geben, dass sie die wahren „Macher“ sind. In den Vieh haltenden Betrieben wissen beide Geschlechter genau, wie wichtig die Teamleistung ist. Der Erfolg kommt nur dann, wenn jeder unabhängig vom Geschlecht seine Qualitäten integriert.

Amos Venema, Landwirt und Agrarblogger

■ Ich fand die Frauenausgabe sehr cool und habe mich gefreut, mit dem Ernteausblick dabei zu sein.

Caroline Hertell, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein

■ Wow! Ich bin megabegeistert! Ich gratuliere Euch und bin gespannt, wer Euch folgt.

Kirsten Müller, Geschäftsführerin Lohnunternehmerverband Schweiz

■ Kompliment! Habt Ihr auch ‘nen fb-Post? Denn dort sind noch viel mehr Frauen aus der Landwirtschaft vertreten, die das sicher interessiert.

Marietheres Förster, Andreas-Hermes-Akademie

■ Hot damn! Das ist ja eine Überraschung! Da ist ja unheimlich viel Inhalt! Werde es mir genau zu Gemüte führen!

Marlene Boersch, Mercantile Consulting Venture, Winnipeg, Kanada

■ Das ist so eine coole Idee! Frauen vor – auch in der Landwirtschaft!

Nikola Steinbock, Landwirtschaftliche Rentenbank

■ Ich bin erstaunt, wenn ich höre, dass ein Landwirt nicht über seinen Milchauszahlungspreis mit einer Frau sprechen kann, weil das ja nur eine „Tippse“ ist. Auch wenn beim Silobedecken die Anweisung ist, dass die „Aischen“ dies und jenes machen sollen, stellen sich mir die Nackenhaare auf. Weil es immer noch solche Landwirte gibt, ist es richtig, dass es auch mal ein Bäuerinnenblatt gibt, dass darüber geredet wird, wo Frauen benachteiligt werden. Gleichzeitig muss jeder aufpassen, nicht über das Ziel hinauszuschießen. Nur weil ich ein Mann bin, heißt das nicht, dass ich alles von Geburt an kann. Erfolge habe auch ich mir erarbeitet. Ich denke, dass es als Frau leichter ist, die gesellschaftlichen Erwartungen zu erfüllen. Als Beispiel: Von mir wird beim Landhandel erwartet, dass ich einen Drehschemel rückwärts über den Platz schieben kann, bei dir würde wohl eher ohne Aufforderung jemand zum Einweisen kommen. Daneben müssen Feministinnen und Feministen in ihrer Wortwahl darauf achten, uns Männer nicht unter Generalverdacht zu stellen. Das Gefühl hab ich häufig bei meiner Mutter. Wir hatten zu Hause eine Diskussion über die lackierten Fingernägel auf dem Titelblatt. Das ist laut meiner Mutter sexistisch, weil sie das ja nur mache, um Männern zu gefallen. Das ist nicht gut, erst recht für Jugendliche, die versuchen, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden.

Jörn Buhmann

■ Dickes Kompliment zum Cover! Echt stark mit dem Bäuerinnenblatt. Schon fast schade, dass Man(n) den Unterschied so betonen muss.

Heinz Breuer, Bayer Crop Science

■ Echt toll geworden! Habt was Mutiges gemacht!

Ulrike Amuroso-Eickhorn, Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter

■ Zwei Abonnementkün­digungen wegen des Bäuerinnenblatt-Titel­blattes

Marktkommentar, Marktlage und Markttendenz KW 2522

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Weltweit werden in diesem Jahr voraussichtlich 2.251 Mio. t Getreide und Mais geerntet. Ein Fünftel davon wird auf dem Weltmarkt gehandelt, der überwiegende Teil wird jeweils im Produktionsland verbraucht. Im Vorjahr führten Russland und die EU die Liste der größten Weizenexporteure an, auf dem fünften Platz landete die Ukraine. Die Liste beim Mais führten die USA und Brasilien an, auf dem vierten Platz folgte die Ukraine. Das wird so erst mal nicht wieder zu sehen sein. Die Warenströme müssen sich seit dem Krieg in der Ukraine neu ordnen. Viele Importländer sind auf der Suche nach neuen Herkünften. Das ist es auch, was die Rekordpreise am Terminmarkt stützt. Mit rund 4 % der globalen Weizenernte und 3 % der globalen Maisernte 2021/22 scheint der Anteil der Ukraine nicht so groß, wie man beim Blick auf die Preisexplosionen denken könnte. Doch der viel größere Exportanteil ist das Entscheidende und die Lieferausfälle das Preistreibende. In den jetzt schon zwei Jahre währenden Zeiten der Lieferengpässe bewegt das Thema Unsicherheit die (handelnden) Menschen und die Märkte ununterbrochen.

Wie viel kann die Ukraine liefern?

Im Süden der Ukraine laufen die Erntearbeiten in der Gerste. Kann die Getreideernte – unter Hindernissen – eingebracht werden, so fehlt es dennoch an Lagermöglichkeiten. Es liegen weiterhin rund 23 Mio. t Getreide und Ölsaaten im Land, die aus der vorigen Ernte stammen. Diese Kapazitäten fehlen zur Lagerung der neuen Ernte, andere wurden zerstört. In den Schätzungen zur ukrainischen Erntesaison 2022/23 durch den IGC und das USDA wurden die Auswirkungen des Krieges bisher wie folgt berücksichtigt: Weizenproduktion minus 35 bis 38 %, Export halbiert, der Anteil am Welthandelsvolumen halbiert sich. Maisproduktion um die Hälfte kleiner, Export je nach Schätzung bis zu minus 60 %, der Anteil am Weltmarkt halbiert sich mindestens. Diese Zahlen sind mit großer Unsicherheit behaftet, sie können sich noch deutlich ändern. Dennoch liefern sie schon eher nachvollziehbare Argumente für die Rekordpreislage fast aller Agrarrohstoffe. Im Prinzip bewirken relativ geringe Fehlmengen überproportionale Preissprünge an den Märkten, auch weil die Grundstimmung gereizt und angespannt ist nach den Ernteausfällen des Vorjahres. Die aktuell sehr unsicheren Prognosen wirken sich schon jetzt direkt auf die Preisbildung an den Terminmärkten aus, lange bevor sie sich bewahrheiten können. Planungssicherheit ist insgesamt teuer geworden, das Konstrukt der Weltmarktpreisbildung zeigt sich störanfällig und wackelig.

An der Nase herumgeführt

Bereits die Ankündigung der Exportsteuer in Russland hatte von Dezember 2020 an die Terminkurse steigen lassen. Der Grund: die Aussicht auf Lieferausfälle. Mittlerweile sind Begründungen der Preisentwicklung mit russischem Verhalten an der Tagesordnung. Zuletzt war da vor allem die Diskussion um mögliche Korridore für Getreideausfuhren aus ukrainischen Häfen. Dass die mögliche Ausfuhr ukrainischer Ware auf russische Rechnung zu einer Marktentspannung führt, ist auf sachlicher Ebene logisch, aber makaber. Dass dafür Bedingungen wie eine Entminung der angriffsgefährdeten Häfen durch die Ukraine gefordert werden oder ein Überlandtransport nach Belarus in Verbindung mit Sanktionslockerungen, ist dreist. Dass der russische Präsident gleichzeitig jegliche Verantwortung für Lieferausfälle in bedürftigen Importländern dementiert und trotzdem den großen Versorger gibt, ist unverschämt. Warum Russland ständig seine Produktions- und Exportschätzungen für die neue Saison anhebt, ist die nächste Frage mit einer potenziell empörenden Antwort. Und trotzdem hilft es nichts: Von den Entwicklungen rund um den Ukraine-Krieg hängen auch weiterhin die Kurse am Getreidemarkt ab, aus denen sich auf direktem Wege die hiesigen Preise ergeben.

Marktlage für die Woche vom 20. bis 26.6.2022

Getreide: Die Weizenterminkurse schrecken trotz Hitzeperiode in Frankreich vor der 400-€-Marke zurück.

Raps: Der Kurs trotzt den schwachen Vorgaben aus Übersee, Palm­öl und Sojaöl korrigieren durch den rückläufigen Rohölpreis.

Futtermittel: Während Sojaschrot wieder teurer wird, muss Rapsschrot weiter Federn lassen, das Angebot übersteigt die Nachfrage.

Kartoffeln: Importware drückt weiterhin auf die Preise, das heimische Angebot an Frühkartoffeln am Markt wächst langsam.

Schlachtrinder: Die Nachfrage belebt sich bei begrenztem Angebot etwas.

Schlachtschweine/-sauen: Feiertage in anderen Bundesländern verhinderten eine Ausweitung des Angebots, das Verhältnis zur Nachfrage bleibt daher relativ ausgeglichen.

Ferkel: Ferkel gehen recht zügig in den Markt, die Mäster sind unter den gegebenen preislichen Bedingungen jedoch kaum bereit, höhere Preise zu zahlen.

Milch: Der Saisongipfel stellt sich als Plateau dar, das Milchaufkommen bleibt dauerhaft unter dem Vorjahr.

Schlachtlämmer/-schafe: Bei steigendem Angebot und leicht belebter Nachfrage werden die Vorwochenkurse fortgeführt.

Markttendenz für die Woche vom 27.6. bis 3.7.2022

Getreide: Aus den frühen Erntegebieten der Nordhalbkugel drückt der Erntefortschritt auf die Kurse, besonders deutlich in den USA.

Raps: Die Handelsaktivitäten laufen auf Minimalniveau, die neue Ernte kommt voraussichtlich zum erwarteten Zeitpunkt.

Futtermittel: Der Bedarf auf den vorderen Terminen ist gering, die Kauflust sinkt zunächst mit den Rapsschrotpreisen.

Kartoffeln: Das Angebot an festschaligen Frühkartoffeln steigt weiter an, außer es kommt nochmals zu so hohen Temperaturen wie jüngst im Süden.

Schlachtrinder: Jungbullen werden preislich fester gesehen, bei Schlachtkühen gibt es keine Aussicht auf Veränderung.

Schlachtschweine/-sauen: Das Angebot ist gut bedarfsdeckend, die Preise sollten sich mindestens stabil halten.

Ferkel: Die Preise treten auf der Stelle, obwohl die Absatzmöglichkeiten gut sind. Die freundlichere Stimmung am Schlachtschweinemarkt setzt sich hier nicht durch.

Milch: Trotz steigender Verbraucherpreise ist die Nachfrage nach Butter und Käse weiterhin gut bei nur knapp gefüllten Lagern.

Schlachtlämmer/-schafe: Das anstehende Opferfest im Juli wird die Nachfrage nach und nach beleben, einhergehend mit einer Stabilisierung des Marktes.

Milchpreisvergleich KW 25

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Am Milchmarkt setzen sich die Preisanstiege fort. Für den Monat Mai wurden erneut deutlich höhere Milchgelder ausgezahlt. Im Durchschnitt wurde der Liter Milch mit rund 2,5 ct mehr als im April entlohnt. Im Mittel ergibt sich für Mai ein Auszahlungspreis von 52,81 ct/kg ECM. Einige Meiereien äußern Zuversicht für weitere Preiserhöhungen in den kommenden Monaten.

Die Milchanlieferung bewegt sich auf dem saisonalen Hoch. Nach einem ersten Rückgang der Anlieferungsmenge ging es doch noch einmal aufwärts. Der Rückstand zum Vorjahr springt durch diese Unregelmäßigkeit von –2,0 % kurzzeitig auf –0,9 %. Von jetzt an bis November geht das Milchaufkommen saisonal zurück. Die Milchinhaltsstoffe werden teilweise als saisonüblich, teilweise auch als niedriger wahrgenommen. Die Mineralstoffversorgung der Kühe kann unter den derzeit hohen Kosten für Mischfutter leiden. Für den weiteren Jahresverlauf wird eine fortgesetzte Unterschreitung der Vorjahreslinie erwartet. Auch auf globaler Skala wird die Produktionsfähigkeit der typischen großen Exportländer als verringert eingeschätzt. In den USA, Neuseeland und Australien liegt das Milchaufkommen bis zu 4 % niedriger als im Vorjahr. An der Global Dairy Trade in Neuseeland konnte nach mehreren Sitzungen im Minus wieder ein Plus realisiert werden. Auf der Auktion vom 7. Juni wurden für Butter, Molke- und Magermilchpulver sowie Butteröl höhere Preise geboten, sodass der Gesamtindex um 1,5 % stieg. In absoluten Zahlen bewegt sich dieser Preisindex nun auf dem Niveau vom Jahreswechsel 2021/22.

Die finanzielle Verwertung von flüssigem Rohstoff ist im Mai leicht zurückgegangen, nachdem in der Zeit nach Ostern die Nachfrage am Pulvermarkt zurückging und auf die Preise drückte. Der Kieler Rohstoffwert ab Hof wurde von 67,5 ct/kg im April auf 66,6 ct/ kg im Mai korrigiert. Der Nichtfettwert ging, entsprechend den Pulverpreisen, um 2,1 ct zurück auf 34,7 ct/kg. Der Fettwert steigerte sich währenddessen um 1,2 ct auf 33,5 ct/kg.

Am Markt für Verarbeitungsprodukte bleibt das Preisniveau hoch, es wird grundlegend gestützt von knappen Vorräten beziehungsweise Lagerbeständen. Zudem bestehen die Sorgen in den Bereichen Energie, Verpackung und Logistik fort. Preiserhöhungen auf Laden­ebene hatten eine Verringerung des Absatzes zur Folge. Von April auf Mai stiegen laut Verbraucherpreisindex die privaten Kosten für Energie um 38 % und für Lebensmittel um 11 %. Speziell bei Käse sind die Auswirkungen auf das Kaufverhalten im LEH bisher nicht so stark, auch Butter geht noch gut in den Markt. Im Weiteren werden eher stärkere Reaktionen auf die Preisanpassungen erwartet. An der Kemptener Börse werden stabile Preise notiert mit 5,40 bis 6,20 €/ kg für Emmentaler Käse und 7,20 bis 7,29 €/ kg für lose Butter. In der Hannoveraner Notierung zeigen sich steigende Tendenzen bei 5,20 bis 5,50 €/ kg für Käse im Block auf den vorderen Terminen und 4,30 bis 4,55 €/kg bei langfristigen Abschlüssen. Mit Beginn der Sommerferien könnte die Nachfrage am heimischen Markt zurückgehen. Hingegen haben die Lieferungen nach Südeuropa aus dem gleichen Grund zugenommen.

Am Pulvermarkt setzte im Nachgang zu Ostern eine Beruhigung der Nachfrage ein. Dennoch entstand kaum Verkaufsdruck, weil die Auftragslage bei den Herstellern weiterhin gut war. Die Pulverpreise wurden im Mai leicht korrigiert, seither entwickeln sich die Preise uneinheitlich und dabei in kleineren Spannen als zuvor. Vollmilchpulver notiert stabil bei rund 5.400 €/t. Magermilchpulver wurde zurückgenommen, die Futtermittelware stieg zuletzt wieder leicht auf jetzt 3.925 €/t im Mittel. Molkenpulver ist vermehrt verfügbar. Die europäische Industrie verhält sich abwartend, die Preisvorstellungen von Anbietern und Käufern gehen oftmals auseinander. Wegen bestehender Unsicherheit hinsichtlich der Transportkosten und Energie- beziehungsweise Trocknungskosten in der zweiten Jahreshälfte werden Sicherheitsaufschläge gefordert, aber nicht immer durchgesetzt. Aus EU-Nachbarländern kommen teilweise günstigere Angebote für den Exportmarkt.