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Der Weltmarkt für Schweinefleisch gerät ins Stocken

Der Importbedarf Chinas sinkt wieder und die großen Exporteure USA und EU produzieren weniger
Von Mechthilde Becker-Weigel
Schweine inspizieren Beschäftigungsmaterial im Tierwohlstall. Foto: Landpixel

Das US-Agrarministerium (USDA) geht in einer Analyse für 2022 von einem deutlichen Rückgang der internationalen Ein- und Ausfuhren von Schweinefleisch aus. Der Import Chinas solle um ein Fünftel sinken, wird als Hauptgrund genannt. Das Angebot der Haupt­exporteure USA und EU sinkt wegen Produktionsrückgang. Weltweit gesehen, sollen Erzeugung und Verbrauch von Schweinefleisch zunehmen, anders jedoch in der EU. Die EU-Kommission rechnet mit sinkender Erzeugung und Ausfuhr in den Mitgliedstaaten.

Die weltweite Produktion von Schweinefleisch und dessen Verbrauch sollen 2022 im Vorjahresvergleich moderat zunehmen, doch wird sich dabei die international gehandelte Menge deutlich verringern. So lautet zusammengefasst die aktuelle Prognose des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums für den Weltschweinefleischmarkt. Maßgeblich für diese Entwicklung ist laut den Analysten aus Washington das Geschehen beim dominierenden Marktakteur China. Dort soll nämlich aufgrund der gewachsenen Schweinebestände die Schweinefleischerzeugung gegenüber 2021 um 3,5 Mio. t oder rund 7 % auf 51 Mio. t wachsen, die dadurch weniger benötigten Einfuhren um 830.000 t beziehungsweise 19 % auf 3,5 Mio. t sinken.

Eigenversorgung steigt wieder nach ASP

Zudem erwartet das USDA für die auch von der Afrikanischen Schweinepest (ASP) betroffenen Länder Philippinen und Vietnam ebenfalls rückläufige Schweinefleischimporte, weil dort die Eigenversorgung wieder zunimmt und auf den Philippinen die Ermäßigung von Einfuhrzollsätzen ausläuft.

Ein höherer Einfuhrbedarf wird dagegen in Japan, Mexiko, dem Vereinigten Königreich und Südkorea gesehen, was jedoch nicht das Minus Chinas ausgleichen dürfte. Unter dem Strich wird für die vom USDA betrachteten Länder gegenüber 2021 insgesamt ein Importrückgang von 645.000 t oder 5,5 % auf knapp 11 Mio. t Schweinefleisch ausgewiesen. Entsprechend dürften sich auch die globalen Schweinefleischausfuhren im Vergleich zu 2021 schwächer entwickeln. Hierzu trägt laut USDA bei, dass bei den Hauptexporteuren die Schweinefleischerzeugung wegen rückläufiger Tierbestände und hoher Produktionskosten sinken wird.

Kleineres Schweine-aufkommen in der EU

Für die Europäische Union erwarten die Washingtoner Analysten einen Rückgang des Aufkommens um 2,4 % auf 23,2 Mio. t, was zu einem Exportminus von 4,7 % auf 4,75 Mio. t führen soll. In den USA selbst wird mit einer um 2,2 % auf knapp 12,3 Mio. t abnehmenden Produktion gerechnet; die Schweinefleischexporte sollen sogar um 6,2 % auf etwa 3 Mio. t sinken. Für Brasilien dürfte im Vergleich zu früheren Boomjahren nur ein sehr bescheidender Zuwachs bei Erzeugung und Ausfuhren von rund jeweils 1 % erfolgen.

EU-Schweinefleisch-verbrauch sinkt

Die EU-Kommission kam in ihrer Frühjahrsprognose zum Schweinemarkt für die Gemeinschaft zu ähnlichen Ergebnissen wie das USDA. Nach Einschätzung der Brüsseler Analysten werden der 2021 erfolgte Bestandsabbau und die derzeit sehr hohen Produktionskosten die Schweinefleischerzeugung in den 27 Mitgliedstaaten im laufenden Jahr gegenüber 2021 um rund 700.000 t oder 3 % auf 22,9 Mio. t sinken lassen. Vor allem in Ländern mit ASP, darunter Deutschland, Polen und Rumänien, dürfte der Produktionsrückgang deutlicher ausfallen, so die Schätzung. Für Dänemark wird eine stabile Erzeugung prognostiziert, für Spanien ein Zuwachs von 3 %. Erwartet wird zudem, dass aufgrund der hohen Futterkosten die Tiere früher und leichter an die Schlachthöfe geliefert werden. Beim EU-Schweinefleisch­export wird nach 2021 mit einer weiteren Abschwächung der Ausfuhren gerechnet; diese sollen um gut 100.000 t oder etwas mehr als 2 % auf 4,64 Mio. t sinken. Außer nach China dürfte wegen des Krieges auch weniger Ware in die Ukraine und nach Belarus geliefert werden. Die Ausfuhren nach Großbritannien sollen hingegen ihren Tiefpunkt überwunden haben und 2022 nach der Lösung von Logistikproblemen wieder zunehmen. Beim Verbrauch erwartet die Kommission eine Fortsetzung des Negativtrends und einen Rückgang von rund 3 %; der Pro-Kopf-Verzehr soll gegenüber 2021 um 1,1 kg auf durchschnittlich 32 kg sinken. Insgesamt sieht die Kommission den EU-Schweinemarkt 2022 in der Tendenz etwas stärker schrumpfen als das USDA; der Vergleich der absoluten Zahlen ist aufgrund statistischer Abweichungen, beispielsweise bei der Einbeziehung von Schlachtnebenerzeugnissen, eingeschränkt. age

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