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Positive Effekte auf die Tiergesundheit beobachten

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Mutterkuhhalter sind aufgrund der geringen Erlössituation zu einer sparsamen Wirtschaftsweise gezwungen. Zusätzliche Kosten, wie zum Beispiel für die Getreidezufütterung der Kälber, sind nur bei einer Leistungssteigerung mit kostendeckenden Erlösen zu rechtfertigen. Für die Absicherung der Kosteneffizienz ist nicht nur entscheidend, ob, sondern auch ab welchem Zeitpunkt mit der Zufütterung begonnen wird.

Zur Prüfung der Effekte der Zufütterungsdauer wurde in der Lehr- und Versuchsanstalt für Tierzucht und Tierhaltung in Groß Kreutz (LVAT) in Brandenburg über drei Jahre eine Untersuchung mit Kühen der Rasse Uckermärker und ihrer weiblichen Nachzucht durchgeführt. Dazu wurde ein in der Nähe der Tränkwasserversorgung installierter elektronischer Kraftfutterautomat genutzt, der mit Getreideschrot bestückt wurde. Mit dem Auftrieb auf die Sommerweide wurden die Kälber nach Gewicht, Alter und Lebenstagszunahmen in zwei identische Gruppen eingeteilt und mit Transponderhalsbändern für den Kraftfutterabruf ausgestattet. Bei einem Durchschnittsalter von 86 Tagen begann die Zufütterung für die Kälber der Kontrollgruppe. Der Futteranspruch für die Kälber der Versuchsgruppe wurde zirka sechs Wochen später freigeschaltet.

Futteraufnahme individuell

Das einbezogene Tiermaterial und die Kennzahlen zur Futter­aufnahme sind in der Tabelle 1 zusammengestellt. Die maximale Getreideaufnahme pro Tag war auf 6 kg begrenzt. 30 Kälber nutzten das Futterangebot nicht oder sehr selten (Gesamtfutterabruf unter 10 kg) und wurden nicht in die Auswertung einbezogen. An den Schwankungsbreiten der abgerufenen Gesamtfuttermenge erkennt man große tierindividuelle Unterschiede. Der hohe Anteil von Tagen, an denen kein Automatenbesuch dokumentiert wurde, zeugt von einer unregelmäßigen Nutzung des Futterangebotes. Die Kälber suchten den Futterautomaten hauptsächlich auf, wenn sich die Herde in unmittelbarer Nähe der Tränke befand. In regenreichen Zeiten und auf weiter entfernten Flächen verkürzte sich der Aufenthalt an Tränkeinrichtung und Kraftfutterautomat. Der Weideumtrieb auf eine neue Teilfläche hatte ebenfalls einen verringerten Kraftfutterabruf zur Folge.

Der Kraftfutterabruf wird über Transponderhalsbänder gesteuert.

So war das Wachstum

Die Lebendmasseentwicklung der Kälber während der Weideperiode zeigt die Tabelle 2. Statistisch gesicherte Differenzen zwischen den beiden Gruppen wurden nur bei der täglichen Zunahme im Untersuchungszeitraum ermittelt. Daraus resultierte eine um 6 kg höhere Zuwachsleistung bei den Kälbern der Kontrollgruppe.

Von den 53 im Betrieb verbliebenen Tieren wurden 26 Färsen für die Reproduktion selektiert und 27 Färsen zur Weitermast aufgestallt. Die erfassten Merkmale der weiteren Entwicklung dieser Tiere sind den Tabellen 3 und 4 zu entnehmen.

Zwischen beiden Gruppen sind zum Zeitpunkt der Jährlingswägung keine Differenzen feststellbar. Auch das Erstkonzeptionsgewicht der Reproduktionsfärsen wurde von den Tieren beider Gruppen gleichzeitig erreicht. Das Erstkalbealter aller bisher abgekalbten Färsen lag bei 24 Monaten. Bei der Auswertung der zur Mast verwendeten Färsen erreichten die Tiere der Kontrollgruppe tendenziell geringfügig höhere Tageszunahmen und eine bessere Fleischklasseneinstufung.

Um zu erkennen, wie sich die 30 Kälber ohne Kraftfutteraufnahme entwickelt haben, wurden diese außerhalb der Versuchsauswertung gesondert betrachtet. Tabelle 5 gibt einen Überblick.

Beim Vergleich mit den Daten aus Tabelle 2 fällt auf, dass die Kälber ohne Kraftfutterabruf am Beginn der Untersuchung etwas schlechter entwickelt waren. Zum Ende der Weidesaison sind die Differenzen in der Gewichtsentwicklung zu den Kälbern mit Kraftfutterabruf deutlich erkennbar. In den ersten vier Wochen nach dem Absetztermin und der Aufstallung lagen die täglichen Zunahmen 150 g unter den Werten der Versuchsgruppe. Die Tiere waren häufiger von Erkrankungen des Atemwegssystems betroffen, was zu einem erhöhtem Behandlungs- und Betreuungsaufwand führte. Am Ergebnis dieser Auswertung ist erkennbar, dass eine Zufütterung der Saugkälber auf der Weide für die Tiergesundheit und Optimierung der Wachstumsleistung vorteilhaft ist.

Wirtschaftliche Betrachtung

Für 1 dt Kraftfutter wurden Kosten von 34 € kalkuliert. Diese setzen sich zusammen aus dem Getreide (inklusive Schroten), den Arbeitserledigungskosten und den Kosten für den Futterautomaten (siehe Abbildung).

Tabelle 6 gibt einen Überblick zum Futteraufwand und den ermittelten Kosten für die Zusatzfütterung der beiden Gruppen.

Die Differenz im Kraftfutterverbrauch der Kontrollgruppe von 18,3 kg pro Tier ergibt 6,23 € höhere Verfahrenskosten. Durch die um 6 kg höhere Zuwachsleistung der Tiere in der Kontrollgruppe mit einem Mehrerlös von 6 € pro Tier werden die Kosten knapp gedeckt. Ökonomisch sind beide Gruppen gleich zu bewerten. Für eine nachhaltige und ressourcensparende Produktion ist die kürzere Zufütterungsdauer zu bevorzugen. Die Effekte des Zufütterungsbeginns variierten aber zwischen den Untersuchungsjahren und sind immer abhängig vom Futterverbrauch und der Zuwachsdifferenz zwischen den Gruppen.

Bei der wirtschaftlichen Betrachtung der Kälber ohne Kraftfutterabruf wird Folgendes deutlich: Diese Kälber hätten infolge des geringeren Zuwachses während der Weideperiode 15 beziehungsweise 9 € weniger Verkaufserlös im Vergleich zur Kontroll- und Versuchsgruppe erzielt. Durch die Einsparung der Verfahrenskosten für das Getreideangebot wäre der Verzicht auf Zufütterung wirtschaftlicher. Das gelingt aber nur, wenn der Anteil untergewichtiger Kälber niedrig gehalten wird. Durch die angewandte Preisbildung beim Absetzkälberverkauf nach Gewichtsklassen sind die Einkommensverluste bei einem Gewicht unter 200 kg am höchsten. Von den 30 Kälbern ohne Kraftfutterabruf lag das Gewicht nur bei drei Kälbern (10 %) geringfügig unter 200 kg.

Fazit

Die Entscheidung, ob und ab wann eine Getreidezufütterung der Kälber auf der Weide vorteilhaft ist, hängt von den Standortbedingungen, Witterungsverhältnissen und dem Betriebsmanagement ab. Die Getreidezufütterung kann eine wirtschaftliche Option sein, wenn dadurch der Anteil zu leichter Kälber unter 200 kg zum Absetzzeitpunkt gesenkt wird. Das ist bei langen Abkalbezeiträumen mit nur einem Absetzzeitpunkt, einem hohen Jungkuhanteil, vielen Zwillingsgeburten, Futtermangel und schlechten Futterqualitäten zu erwarten. Bestätigt haben sich die positiven Effekte einer Zufütterung auf die Gesundheit der Tiere mit weniger Umstellungsproblemen nach dem Absetzen. Die Leistungsdefizite der nicht oder später zugefütterten Tiere während der Weideperiode wurden bei der Aufzucht und Mast im eigenen Betrieb weitestgehend kompensiert.

Gen-Orte für Züchtung virusresistenter Weizensorten

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Sticht die Wandersandzirpe (Psammotettix alienus) eine Weizenpflanze an, um Pflanzensaft zu trinken, kann das fatale Folgen haben: Zusammen mit ihrem Speichel kann die Zikade das Weizenverzwergungsvirus (­Wheat Dwarf Virus, WDV) übertragen. Je nach Alter der Pflanze zum Zeitpunkt der Infektion sinkt der Ertrag mindestens um 30 %, sogar ein Totalausfall ist möglich. Forschende des Julius-Kühn-Instituts (JKI) haben nun 500 Weizenvarianten, darunter Sorten, Genbank-Akzessionen und Wildarten, auf ihre Resistenz gegen das Virus untersucht.

Die Wildarten erwiesen sich dabei als ähnlich anfällig wie moderne Sorten, was darauf schließen lässt, dass die Züchtung keinen Verlust von Resistenzgenen bewirkt hat. Mehr als die Hälfte der untersuchten Varianten ging durch die Infektion ein. Zwei als resistent beschriebene ungarische Sorten zeigten mit einer Infektionsrate von 21,5 und 34,5 % lediglich eine gewisse quantitative Resistenz gegenüber der Viruserkrankung. Eine annähernd vollständige Resistenz entdeckten die Forschenden allerdings in der russischen Winterweizensorte ,Fisht‘, die lediglich zu 5,7 % infiziert wurde.

Die sogenannte genomweite Assoziationsstudie (GWAS) des JKI brachte aber noch mehr zum Vorschein: „Wir haben erstmals QTL bestimmen können, die mit geringen Ertragsverlusten durch das Virus assoziiert waren“, erklärt Anne-­Kathrin Pfrieme, die am JKI-Fach­institut für Resistenzforschung und Stresstoleranz ihre Doktorarbeit zum Thema anfertigt. QTL (Quantitative Trait Loci) sind Abschnitte im Genom, die mit quantitativen Merkmalen in Verbindung stehen – Eigenschaften wie Größe, Gewicht oder eben Krankheitsresistenz. Diese graduell messbaren Eigenschaften sind das Ergebnis des Zusammenspiels verschiedener Gene. Von den 35 zuerst identifizierten Gen-Orten blieben nach Tests 14 übrig, die sich konstant mit geringen Ertragsverlusten durch Infektionen mit dem Weizenverzwergungsvirus in Verbindung bringen ließen.

„Mithilfe genetischer Marker könnten diese QTL künftig in Eliteweizenlinien eingekreuzt werden, um so resistente Sorten zu erzeugen“, beschreibt Pfrieme die Bedeutung ihrer Forschungsergebnisse für die Praxis. Das Interesse verschiedener Züchtungsunternehmen, welche gemeinsam mit der Gesellschaft zur Förderung von Pflanzeninnovation an der Forschung beteiligt waren, sei groß, zumal das Virus nicht bekämpft werden kann und gegen die Zikade, die es überträgt, innerhalb der EU kein Pflanzenschutzmittel zugelassen ist.

Die Wandersandzirpe (Psammotettix alienus), eine Zwergzikade, die in Europa verbreitet ist, überträgt das Weizenverzwergungsvirus.
Foto: Edgar Schliephake/JKI

Viele Zikaden- und Blattlausarten profitieren vom Klimawandel, weil die höheren Temperaturen ihnen eine längere Aktivitätszeit und zum Teil eine zusätzliche Generation von Nachkommen ermöglichen. Das hat jüngst eine Erhebung mit einer Insektensaugfalle am JKI-Standort Quedlinburg erneut belegt. Gerade die Region des westlichen Sachsen-Anhalt ist hierbei besonders vom Klimawandel in Form von Temperaturanstieg und Trockenheit getroffen. In der Folge nehmen auch die von diesen Vektoren übertragenen Viruskrankheiten zu.

Das WDV breitet sich seit der Mitte des 20. Jahrhunderts in ganz Europa aus. Es befällt neben Weizen auch Gerste und andere Getreide. Heute zählt es zu den bedeutenden Getreidekrankheiten in Europa, Asien und Afrika. Übertragen wird es im Herbst durch erwachsene Wandersandzirpen. Eine Sekundärinfektion durch Nymphen der Zikade ist im Frühjahr möglich. Eine Infektion äußert sich durch eine gestreifte Einfärbung der Blätter, Chlorose, eine verringerte Zahl an Ähren, reduzierte Winterfestigkeit und das Absterben von Pflanzen in frühen Entwicklungsstadien.

Blattsymptome von WDV an Weizen. Foto: JKI

Da Viren sich nicht mit Pflanzenschutzmitteln bekämpfen lassen und zum Teil auch Wirkstoffe für einen umweltverträglichen Einsatz gegen die Vektoren fehlen, bekommt die Züchtung von Sorten, die resistent gegen die Krankheitserreger sind, eine zunehmende Bedeutung.

Wissenschaftliche Ansprechpartnerin dazu ist: Anne-Kathrin Pfrieme, Julius-Kühn-Institut, Fachinstitut für Resistenzforschung und Stresstoleranz, Erwin-Baur-Str. 27, 06484 Quedlinburg, Tel.: 0 39 46-47 36-71, anne-kathrin.pfrieme@julius-kuehn.de

Bestätigten Kommunikationskanal anlegen

Sammelanträge für die Direktzahlungen in Schleswig-Holstein konnten bis zum 16. Mai gestellt werden. Auch wenn diese Antragstellung in verlässlicher Regelmäßigkeit zu erfolgen hat, ist die erforderliche PIN-Nummer zur Betriebsinhabernummer (BNR-ZD) für die Onlineanmeldung oftmals nicht mehr griffbereit. Eine schnelle Lösung bietet der „Bestätigte Kommunikationskanal“.

Kurz nach der Antragstellung, wenn die aktuelle PIN noch präsent ist, wäre der richtige Zeitpunkt, den Bestätigten Kommunikationskanal einzurichten, um für die Antragstellung im kommenden Jahr vorbereitet zu sein.

PIN sichern

Im PIN-Wirrwarr des Onlinealltags kann das Passwort zur BNR-ZD schon mal abhandenkommen. Die zurückliegende Antragsphase hat gezeigt, dass diese Situation nur allzu schnell auftritt. Wer etwas zeitlichen Vorlauf hat, kann sich an die Landwirtschaftliche Kontroll- und Dienstleistungs GmbH (LKD) Kiel wenden. Dort wird dann unter Mitteilung der BNR-ZD eine neue Transport-PIN generiert und automatisch am folgenden Werktag per Post versendet. Dieses standardisierte Verfahren dient insbesondere dem Datenschutz, da so die PIN getrennt von der BNR-ZD-Nummer auf einem sicheren Weg zum Antragsteller gelangt. Die Transport-PIN hat eine Gültigkeitsdauer von 28 Tagen. Nach dem erstmaligen Anmelden ist dann eine individuelle und vom Nutzer persönlich festgelegte PIN anzulegen.

Als Alternative kann die Neuzuteilung einer Ersatz-PIN aber auch kurzfristig per E-Mail erfolgen. Die HIT-Datenbank sieht hierfür auch für die BRN-ZD-Nummer einen sogenannten Bestätigten Kommunikationskanal vor, über den die Zusendung einer Transponder-PIN per E-Mail ermöglicht wird. Voraussetzung für die Einrichtung dieses Kommunikationswegs ist, dass man seine aktuell gültige PIN für die BNR-ZD-Nummer kennt. Da die Antragsphase für 2022 gerade erst abgeschlossen ist, sollte die PIN bei den meisten noch schnell zur Hand beziehungsweise im Kopf sein. Mit Blick auf 2023 ist es sinnvoll, zeitnah den Bestätigten Kommunikationskanal einzurichten. Wer das versäumt, dem bleibt bei erneutem (Erinnerungs-)Verlust der PIN nur die erstgenannte Alternative der Postzustellung über die LKD.

Um die PIN-Anforderung für die BNR-ZD-Nummer per Mail nutzen zu können, muss man sich zunächst im Internet mit seiner BNR-ZD-Nummer bei der HIT-Datenbank anmelden: www.hi-tier.de

Bei der Eingabe der Benutzeranmeldung ist im Eingabefeld „Betrieb“ die BNR-ZD-Nummer (beginnend mit 019) mit der entsprechenden PIN zu verwenden. Wichtig ist, dass man sich hier nicht verunsichern lässt. Auch wenn sich insbesondere Tierhalter für gewöhnlich bei HIT mit ihrer VVVO-Nummer (beginnend mit 010) anmelden, ist in diesem Fall die BNR-ZD-Nummer zu nutzen. Auch diese Nummer ist als eigenständige Registriernummer in der HIT-Datenbank hinterlegt und ein eigenständiges Einloggen mit dieser Nummer möglich.

Kanal einrichten

Hat man sich mit der BNR-ZD-Nummer und der dazu passenden PIN bei HIT eingeloggt, ist unter dem Menüpunkt „Allgemeine Funktionen“ der Unterpunkt „Bestätigter Kommunikationskanal“ auszuwählen. In der darauffolgenden Eingabemaske ist zunächst die E-Mail-Adresse doppelt einzutragen. Danach ist die Option „PIN-Anforderung“ auf „Ja“ zu setzen . Im Anschluss ist die Auswahl mit „Einfügen“ zu bestätigen (siehe Grafik). Nach erfolgreicher Durchführung der Schritte erhält der Nutzer einen Bestätigungscode an die angegebene E-Mail-Adresse. Sollte die E-Mail nicht innerhalb weniger Minuten im Posteingang erscheinen, sollte der Spamordner kontrolliert werden.

Zur Bestätigung der eingetragenen E-Mail-Adresse als erlaubtem Kommunikationskanal muss der Bestätigungscode innerhalb von 24 Stunden im HIT-Meldeprogramm eingegeben werden. Hier ist darauf zu achten, dass man sich erneut mit seiner BNR-ZD-Nummer (beginnend mit 019) bei HIT anmeldet. In der Maske „Bestätigter Kommunikationskanal“ sind dann im passenden Feld der Bestätigungscode und die aktuelle PIN zu der passenden BNR-ZD-Nummer einzutragen. Im Anschluss ist der Button „Code prüfen“ zu drücken. Nachdem auf „Code prüfen“ geklickt wurde, erscheint eine Erfolgsmeldung. Der Kommunikationskanal ist nun bestätigt und kann genutzt werden.

Betriebe separat eintragen

Setzt der Antragsteller die PIN nun eigenständig zurück, so erhält er automatisch eine Transport-PIN an die hinterlegte und bestätigte E-Mail-Adresse. Die Transport-PIN hat eine Gültigkeitsdauer von 24 Stunden, welche beim ersten Anmelden in eine individuelle und vom Nutzer persönlich festgelegte PIN geändert werden muss.

Der bestätigte Kommunikationskanal muss für jede Betriebsnummer separat bei der HIT-Datenbank eingerichtet werden. Hat man also mehrere BNR-ZD-Nummern, ist die Einrichtung des bestätigten Kommunikationskanals mit jeder dieser Betriebsnummern nötig. Die Eintragung über Dritte ist nicht möglich.

Ein Erklär-Video finden Sie HIER

Grafik: Einrichtung des Bestätigten Kommunikationskanals in der HIT-Datenbank

Drohnen mit Wärmebildkameras erleichtern die Suche

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Es ist morgens 4.30 Uhr. In Luckrade zwischen Wittenberger Passau und Rastorfer Kreuz, Kreis Plön, soll auf 16 ha die erste Wiese in dieser Saison gemäht werden. Doch bevor Landwirt Christian Schüler das Mähwerk anschmeißt, ist die Wildtierrettung mit ihrer Drohne im Einsatz und sucht die Fläche nach Jungwild, vor allem den Rehkitzen, ab. Denn jetzt beginnt die Zeit, dass die Ricken ihre Kitze setzen, die nicht selten einem Mähwerk zum Opfer fallen.

Um die Gefahr des Mähtods zu minimieren, gibt es im Kreis Plön eine enge Zusammenarbeit von Jägern, Wildtierschützern und Landwirten. 16 Vereine mit insgesamt 14 Drohnen und reichlich engagierten Helfern stehen bereit, um die Kitze zu retten. Koordiniert wird das Netzwerk von Karsten Jacobs von der Kreisjägerschaft, selbst Vorsitzender des Vereins Wildtierrettung Wildenhorst.

Jedes Jahr, wenn im Mai der erste Wiesenschnitt ansteht, bangen Jäger, Tierschützer und Landwirte gleichermaßen um das Jungwild. Denn bei Rehkitzen und Junghasen ist in den ersten zwei Wochen der Flucht­instinkt noch nicht ausgeprägt, sodass sich die Tiere tief ins Gras ducken, um dem Schneidwerk zu entkommen. Doch so haben sie keine Chance und brauchen daher Hilfe.

Mit Menschenketten werden die Wiesen abgesucht. Vergrämungsmethoden wie Pieper, Rauchmelder oder Verstänkerung sollten die Ricken nervös machen, damit sie ihre Kitze selbst in Sicherheit bringen. Doch diese Maßnahmen bringen nur mäßigen Erfolg. Seit dem vergangenen Jahr greift man im Kreis Plön zu Drohnen mit Wärmebildgeräten. „Das ist die effektivste und sicherste Methode, die Kitze wirklich aufzuspüren und in Sicherheit bringen zu können“, erklärt Jacobs.

An diesem frühen Morgen herrschen für den ersten Drohneneinsatz der Saison optimale Bedingungen. Kein Wind, trockenes Wetter und vor allem: Der Morgen hat kühle 4 °C und damit herrschen die benötigten Temperaturunterschiede, die auf dem Monitor der Wärmebildkamera die Anzeige der Tiere erleichtern.

Jacobs baut die Drohne auf, die er zuvor bereits mit den Flächendaten programmiert hat. So kann es gleich losgehen, sowie die Läufer eintreffen. Revierjäger Stefan Velfe und Forstwirt Patrick Hahn stehen bereit. Sie nehmen den Kescher und zwei Kisten samt Einmalhandschuhen, damit im Falles eines Fundes gleich gehandelt werden kann. Denn wenn sich ein Kitz in der Fläche befindet, zeigt die Drohne es als hellen Fleck auf dem Monitor. Jacobs gibt über Funk Meldung an die Läufer, die das Kitz dann in Handschuhen mit viel Gras in die Kiste setzen und am Feld­rand abstellen. „Nach der Mahd holt die Ricke ihr Kitz einfach wieder ab, die beiden stehen in ständigem Kontakt, da passiert nichts“, erklärt Jacobs. Er ist selbst seit 25 Jahren Jäger und kennt sich mit der Biologie des Rehs gut aus – ein Vorteil bei der Kitzrettung. Denn so kann der Fachmann viele Dinge einschätzen und zielsicher handeln. „Wenn ich Ricke wäre, würde ich hier kein Kitz hineinsetzen“, sagt er mit Blick auf den niedrigen Wuchs der Wiese. Denn dort finde das Kitz noch nicht ausreichend Deckung vor dem Beutegreifer. So bleibt denn auch der erste Drohnenflug ohne Fund. Doch die Fläche ist noch nicht vollständig gescannt, aber der Akku der Drohne reicht nur etwa 20 min. Jacobs holt das Fluggerät zurück, tauscht den Akku und schickt es erneut in einer Höhe von 60 m in die Luft, damit es den Flug dort fortsetzt, wo er unterbrochen wurde. Doch auch die zweite Runde ist ohne Erfolg. Nach gut 40 min ist klar: Kein Kitz auf der gesamten Fläche, der Landwirt kann mähen.

Bei der Wildtierrettung ist eine Arbeit Hand in Hand von Landwirten, Jägern und Tierschützern erforderlich. Denn nur wenn unmittelbar nach der Kitzsuche die Mahd beginnt, kann ein gefundenes Tier so schnell wie möglich wieder zur Mutter. „Das ist für die Landwirte zwar eine kleine Umstellung, weil sie natürlich lieber mittags mähen, wenn das Gras trocken ist, aber Kitze totmähen will auch keiner“, so Jacobs. Und deshalb werden es auch immer mehr Landwirte, die sich für einen solchen Drohnenflug entscheiden. „Der ist für die Landwirte kostenlos, wir bitten allerdings im Anschluss um eine Spende für den Verein, um das Equipment refinanzieren zu können“, erklärt der Kreiskoordinator. Die Kosten für die vor Ort eingesetzte Flugtechnik beziffert er auf 12.500 €, drei Drohnen hat der Verein inzwischen angeschafft.

Die Drohnenteams sind während der Grasernte täglich im Einsatz. Wer vor der Mahd sichergehen will, dass ihm kein Jungwild in den Mäher gerät, kann sich im Internet informieren, welches Team sich in seiner Nähe befindet: www.kjs-ploen.de

Es gibt im Kreis Plön sechs Vereine und eine Einzelperson, die sich der Kitzrettung verschrieben haben. Ansprechpartner für alle Fragen rund um das Thema ist Karsten Jacobs, Tel.: 0171-3 53 35 96.

Im Gras versteckte Kitze lassen sich mithilfe von Wärmebildkameras gut lokalisieren. Fotos: Astrid Schmidt

Düngemittelproduzenten bei Gasengpass priorisieren

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Der Industrieverband Agrar (IVA) will sich aufgrund der unsicheren Entwicklung auf den Agrarmärkten breiter aufstellen. Wie IVA-Präsident Michael Wagner vergangene Woche Dienstag feststellte, habe der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine die „fast schon vergessenen“ Themen Ernährungssicherheit und Kampf gegen den Hunger mit Wucht wieder in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Um die Versorgung mit Nahrungsmitteln sicherzustellen und gleichzeitig Klima und Biodiversität zu schützen, braucht es nach seiner Überzeugung eine grundlegende Transformation der Landwirtschaft, bei der Produktivität und Ökologie gleichermaßen „intensiv betrieben“ werden.

Wagner kündigte an, dass der Verband nach der Etablierung des Fachbereichs Biostimulanzien im Jahr 2017 und dem neuen Zentralbereich Digitalisierung im vergangenen Jahr einen weiteren Fachbereich Pflanzenzüchtung gründen werde, der sich mit modernen Züchtungsmethoden befassen soll. Wagner sieht den Fachbereich dabei keinesfalls als Konkurrenz zum Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter (BDP). Man sei in diesem Bereich vielmehr verstärkt politisch tätig geworden und wolle dadurch auch beim Thema neue Züchtungstechnologien leichter Gehör finden.

ZKL fortsetzen

Der IVA-Präsident betonte bei der digitalen Jahrespressekonferenz des Verbandes, dass man angesichts sich gegenseitig verstärkender Krisen die Transformation der Landwirtschaft weiter vorantreiben müsse. Die Ziele der europäischen Farm-to-Fork-Strategie bezeichnete er als „außerordentlich ambitioniert, aber nicht unerreichbar“. Die Agrarindustrie wolle dazu ihren Beitrag leisten, vor allem durch Technologie, Züchtungsfortschritt, Innovationen und Präzisionslandwirtschaft mithilfe der Digitalisierung. Wagner sieht zudem die Empfehlungen der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) als „überzeugende Blaupause“ für die Weiterentwicklung des Agrarsektors. Er wünscht sich eine Fortsetzung des Formats, „idealerweise mit Mandat“ der Bundesregierung.

Risiken schrumpfen

Wie Wagner berichtete, meldete sich der über viele Jahre massiv geschrumpfte Markt für Pflanzenschutzmittel im vergangenen Jahr – vor allem bedingt durch eine feuchte Witterung – mit einem Wachstum von 5,1 % auf 1,205 Mrd. € im Vergleich zum Vorjahr zurück. Er lag damit aber immer noch deutlich unter dem bisherigen Höchstwert des Jahres 2014 von 1,60 Mrd. €. Laut dem IVA-Präsidenten zeigt der standardisierte Indikator „Harmonized Risk Indicator“ (HRI 1), an, dass die Risiken der jährlich abgesetzten Mengen an Pflanzenschutzmitteln in der EU weiter zurückgehen. Weiteres Potenzial zur Senkung des chemischen Pflanzenschutzeinsatzes sieht er in der Präzisionslandwirtschaft. Moderne Applikationstechnik wie die teilflächenspezifische Pflanzenschutzausbringung lasse sich bereits für weniger als 30 €/ha realisieren.

Ein weiterer Baustein für den nachhaltigen Pflanzenbau ist laut IVA-Vorstandsmitglied Dr. Thomas Räder die relativ neue Produktgruppe der Biostimulanzien. Ihm zufolge markiert das Inkrafttreten der europäischen Düngeprodukte-Verordnung im Juli 2022 den Startschuss für die offizielle Markteinführung dieser Substanzen, die in Landwirtschaft, Wissenschaft und Industrie auf stetig wachsendes Interesse stoßen. Nach einer internen Erhebung des Industrieverbandes wurden im vergangenen Jahr rund 7 Mio. € mit dieser jungen Produktgruppe umgesetzt. Alle Akteure gingen davon aus, dass der Markt wegen der politischen, regulatorischen und auch klimatischen Veränderungen rasch zulegen werde, so Räder.

Ein Problem für die breite Anwendung ist ihm zufolge, dass es ungeachtet der bald geltenden Düngeprodukte-Verordnung in Deutschland noch keine akkreditierte Konformitätsbewertungsstelle gibt. Eine solche unabhängige Einrichtung sei aber unerlässlich für den Marktzugang der Biostimulanzien, da nur diese das dafür notwendige Vertrauen in Qualität und Wirksamkeit der Wirkstoffe schaffen könne. Der IVA-Vorstand warb deshalb dafür, schnellstmöglich die notwendigen Rahmenbedingungen für eine Konformitätsbewertung in Deutschland zu schaffen.

Essenzielle Branche

Der Vorsitzende des IVA-Fachbereichs Pflanzenernährung, Marco Fleischmann, will bei einem möglichen Ausfall der russischen Gas­importe Engpässe am deutschen Düngermarkt nicht ausschließen. Er appellierte daher an die Bundesregierung, die Stickstoffdüngerproduktion wegen ihrer wesentlichen Bedeutung für die Ernährungssicherung als „essenzielle Branche“ einzustufen und bei einer Gasversorgungskrise vorrangig zu behandeln. Ansonsten sei die im Normalfall auskömmliche Inlandsproduktion von Stickstoffdünger nicht gewährleistet und die Abhängigkeit von Ammoniakimporten steige.

Fleischmann riet Landwirten angesichts der unbestreitbaren Unsicherheiten am Düngermarkt dazu, ihr Risiko zu splitten, also immer wieder Teilmengen zu kaufen und selbst einzulagern. Der Getreideverkauf nach der Ernte ist ihm zufolge eine Gelegenheit, gleichzeitig eine gewisse Menge Dünger zu „hatchen“ und so die eigene Versorgung in jedem Fall abzusichern.

Laut dem Experten verzeichnete der deutsche Düngemittelmarkt in den vergangenen Monaten starke Verwerfungen. Mit Beginn des Düngemitteljahres 2021/22 habe eine beispiellose Preisrallye für Stickstoffdünger und zeitlich verzögert auch für Phosphat- und Kaliprodukte begonnen. Stetig steigende Energiepreise und die Nachfrage-Hausse auf dem Weltmarkt seien die wesentlichen Treiber für diese Entwicklung gewesen, wobei der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine für eine weitere Verschärfung der Lage gesorgt habe.

Kurzfristig rechnet der Vorsitzende des IVA-Fachbereichs nicht mit einer wesentlichen Entspannung an den Energie- und Düngermärkten. Sollten die russischen Gasexporte in die EU tatsächlich gestoppt werden, könnte die Inlandsnachfrage nach seiner Einschätzung kaum durch andere Anbieter bedient werden. Fleischmann sprach sich deshalb für eine Transformation der europäischen Düngemittelindustrie aus, die ihre Energie- und Rohstoffabhängigkeit von Drittländern reduzieren müsse. Der Einsatz des Düngers müsse zudem über Präzisionslandwirtschaft, Inhibitoren oder ergänzende Biostimulanzien noch effizienter erfolgen. Eine bedarfsgerechte Nährstoffversorgung bleibe aber essenziell. age/rq

Michael Wagner. Fotos: IVA
Dr. Thomas Räder
Marco Fleischmann

Raps ist stark nachgefragt, knapp und teuer

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Die Präsidentin der Landwirtschaftskammer, Ute Volquardsen, hat Anfang Mai den Hof Witt­hohn in Norddeich im Kreis Dithmarschen besucht. Zentrale Themen waren die Rapsblüte, der Stand der Kultur, die gestiegenen Preise und Marktaussichten sowie die durch den Ukraine-Krieg gestiegene Nachfrage nach heimischen Ölsaaten und Ölen.

Maike und Carsten Witthohn zeigten den anwesenden Medienvertretern, wie aus der schwarzen Rapssaat Öl gepresst wird. Das Speiseöl besitzt rund 93 % einfach und mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Der Anteil von Omega-3-Fettsäuren liegt bei gut 10 %. Kalt gepresst enthält das Öl viele wertvolle Inhaltsstoffe wie E-Vitamine und sollte auch nur kalt verzehrt werden. Raffiniert eignet es sich als geschmacksneutrales Öl zum Braten und Kochen.

Rapsöl ist gesund und nachhaltiger als Palmöl. Es hat einen Ölgehalt von über 40 %, je nach Sorte. Von 1 ha Raps können je nach Ertrag bis zu 1.800 l Öl erzeugt werden. Der jetzt im Mai strahlend gelb blühende Raps ist aus dem Landschaftsbild von Schleswig-Holstein nicht wegzudenken, und die Blüte zieht sich dieses Jahr aufgrund der Wetterlage – erst sehr kalt und dann zu trocken – in die Länge.

In den vergangenen Jahren war der Anbau kontinuierlich gesunken, 2021 lag er bei rund 60.000 ha. Jetzt ist der Anbau erstmals wieder gestiegen. Wie sich die Preisentwicklungen und die starke Nachfrage auf die kommende Anbaufläche (2022/2023) auswirken werden, bleibt spannend und wird auch von den im Juli/August geernteten Erträgen abhängen.

Präsidentin Ute Volquardsen sagte dazu: „In Schleswig-Holstein ist der Anbauumfang von Raps laut Statistikamt Nord erstmals wieder gestiegen, und zwar auf 73.000 Hektar” (+18 % gegenüber dem Vorjahr). An das Niveau früherer Jahre mit rund 100.000 ha reicht die Anbaufläche aber bei Weitem nicht mehr heran. Doch Raps belegt nun wieder vom Anbauumfang Platz zwei der Marktfruchtkulturen hinter Winterweizen (150.300 ha, –4 % zum Vorjahr) und vor Wintergerste (69.400 ha, +1 %) in Schleswig-Holstein (Mais nicht mitgerechnet).

Vielversprechende Preise

Grund für die gestiegene Anbaufläche waren gute Preisaussichten. Auch wurden 2020 erstmals nach mehreren schlechten Rapsjahren passable Erträge verzeichnet. Raps ist eine sehr anspruchsvolle Kultur. Die Erträge haben sich im Vergleich zu früheren Jahren durch zu enge Fruchtfolgen, den Einfluss des Klimawandels auf das lokale Wettergeschehen und die veränderten gesetzlichen Rahmenbedingungen bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln spürbar reduziert.

Wie stark das Anbaurisiko und der Anspruch an die Kulturführung gestiegen sind, zeigt sich auch darin, dass es nahezu keinen Sommerraps und aufgrund der Schädlingssituation auch keinen nennenswerten Biorapsanbau in Schleswig-Holstein gibt. Dennoch ist Raps für die Landwirtschaft von Bedeutung:

• Als wichtige Blattfrucht in der Fruchtfolge (durch die lange Pfahlwurzel lockert Raps den Boden) und durch die positive Vorfruchtwirkung, die unter anderem durch die gute Bodengare erreicht wird, bringt Weizen, der nach Raps angebaut wird, mehr Ertrag im Gegensatz zu Weizen, der nach Getreide folgt.

• als wichtige Einnahmequelle (die Preise sind gut)

• nicht zuletzt als heimisches Futtermittel als Ersatz von Soja aus dem Ausland

Kammerreferent für Raps- und Ölsaaten Dr. Christian Kleimeier mit Landwirt Carsten Witthohn und dem Fachbereichsleiter Pflanzenbau, Henning Brogmus, im Fachgespräch über die in diesem Jahr durch Bodenverdichtung verkümmerte Pfahlwurzel auf diesem Schlag (v. li.)

Kammer prüft Rapssorten im Versuch

Die Landwirtschaftskammer prüft seit Jahren in ihren Versuchen jährlich an verschiedenen Standorten neue Rapssorten auf verschiedene Merkmale wie Ertrag, Ölgehalt, Krankheitsanfälligkeit, Standfestigkeit. Dabei handelt es sich um altbewährte und auch ganz neue Züchtungen. Neben dem Sortenmerkmal des Ertrags spielt die Pflanzengesundheit aufgrund der eingeschränkten Pflanzenschutzmittelpalette eine immer wichtigere Rolle. Auch das Kriterium der Nährstoffeffizienz – also wie die Pflanze die Nährstoffe verwertet – hat im Zuge der verschärften Düngeverordnung an Bedeutung gewonnen. Die Höhe des Ölgehaltes spielt ebenso eine Rolle. Die Ergebnisse der Sortenprüfung fließen in die Anbauberatung der Kammer direkt ein und dienen Landwirtinnen und Landwirten als Entscheidungsgrundlage für die nächste Aussaat. Grundsätzlich gilt es, das Risiko im Anbau durch verschiedene Früchte und Sorten zu minimieren, also nicht alles auf eine Karte zu setzen.

Moderne Rapssorten zeichnen sich dadurch aus, dass sie stress­tolerant sind und Höchsterträge auch bei reduziertem Pflanzenschutzmitteleinsatz und bedarfsgerechter Düngung erzielen.

Raps ist, wenn er blüht, zudem wichtig für die Honigbienen und andere Insekten als ergiebige Trachtpflanze. Er ist besonders reich an Nektar und Pollen. Der Schutz der Bienen hat beim Pflanzenschutz im Rapsanbau daher oberste Priorität.

Wertvolles Öl und hochwertiges Futtermittel

Eine weltweite Bedeutung hat die heimische Ölfrucht als wertvolles Öl im Bereich Biodiesel und in der Pflanzenölproduktion für technische Öle, Schmierstoffe und vor allem auch Margarine und Speiseöl. Der Rapskuchen, der nach dem Auspressen in der Ölmühle übrig bleibt, ist ein wichtiges Eiweißfuttermittel, gentechnikfrei und eine Ergänzung zu anderen heimischen Eiweißträgern wie Ackerbohnen und Erbsen. Dennoch kann allein damit Soja – aufgrund seiner günstigen Aminosäurezusammensetzung – in der Fütterung nicht vollständig substituiert werden (siehe Artikel „Blick auf den Rapsmarkt“ in dieser Ausgabe).

Hier fließt das goldene Rapsöl beim Pressen aus der Rapssaat. Übrig bleibt der Presskuchen – ein wertvolles Futtermittel vor allem für Milchkühe. ­Maike und Carsten Witthohn verkaufen beides regional in der Umgebung.

Leere Supermarktregale – Substitute gesucht

Familie Witthohn berichtete, dass die Nachfrage nach ihrem selbst gepressten Speiserapsöl trotz Preisanstieg sehr stark gewachsen sei. Viele Verbraucher standen zuletzt vor leeren Supermarktregalen ohne Sonnenblumenöl und wichen auf Rapsöl aus. Der Trend, vermehrt auf regionale Produkte zurückzugreifen, ist ungebrochen. Allerdings ist auch spürbar, dass viele Verbraucherinnen und Verbraucher den Gürtel enger schnallen (müssen) und verstärkt Sonderangebote nutzen, gerade bei den sogenannten Grundnahrungsmitteln wie etwa Butter.

Aus der Wirtschaft ist zu hören, dass Pflanzenfett, zum Beispiel zum Frittieren von Pommes frites, so manchen Imbiss unwirtschaftlich gemacht habe und man auf Kartoffelbeilagen statt Pommes frites auswich. Auch Mc Donald´s überlegt, auf Rapsöl umzusteigen, was die Nachfrage zusätzlich anheizen könnte. In Belgien werden die Pommes frites in tierischem Fett frittiert. 

Das noch ungefilterte Öl im Tank

Indonesien schließt Grenzen für Palmöl

Erst kürzlich schloss Indonesien die Grenzen für die Ausfuhren von Palmöl, was die Beliebtheit von Raps als Ersatzprodukt – noch dazu nachhaltiger als Palmöl – weiter steigern dürfte. Der Stopp der Lieferungen von Palmöl und anderen Rohstoffen hat die Kosten für Lebensmittel weltweit nochmals erhöht und könnte die Regierungen zwingen, sich bei Pflanzenölen verstärkt zwischen der Verwendung in Lebensmitteln oder als Biokraftstoff zu entscheiden (Tank, Trog oder Teller), sagen Marktexperten.

Hier wird es gefiltert und dann abgefüllt.

Kammerpräsidentin Ute Vol­quardsen betonte in diesem Zusammenhang, dass zur Nachhaltigkeit auch eine gewisse eigene Produktionsunabhängigkeit gehöre, also den Raps hier in Schleswig-Holstein anzubauen. Corona und auch der Krieg in der Ukraine ließen die Auswirkungen eingeschränkter globaler Lieferketten, Abhängigkeiten vom Ausland und verknüpfter Warenströme in stark gestiegenen Kosten und Mangel erfahrbar werden.

Gute Preise für die Erzeuger

Die Rapskurse liegen aktuell auf Rekordniveau. Grund dafür ist die weltweit gestiegene Nachfrage nach Biodiesel und Pflanzenöl. Nicht nur in Deutschland, auch in der EU hat sich die Rapsanbau­fläche in den vergangenen Jahren verringert. Damit steigt der Importbedarf.

Bereits im Frühjahr 2021 stiegen die Rapspreise deutlich an. Die Landwirte nutzten die attraktiven Kurse und verkauften die Erntemengen aus dem Jahr 2021. Der Kriegsbeginn in der Ukraine traf dann auf diesen knapp versorgten Markt. Die Kurse stiegen auf Rekordniveau. Davon konnten jedoch die Erzeuger nicht profitieren, da die Ernte meist bereits verkauft war. Zum Teil hatte man auch schon Kontrakte für die neue Ernte abgeschlossen. Dennoch wurden meist Kurse erzielt, die weit über dem Durchschnitt der Vorjahre lagen. Allerdings haben sich die Düngerpreise ebenfalls sehr stark erhöht wie auch die Energiekosten, zum Beispiel für Diesel.

Etikettiert und vermarktet wird das Öl von Hof Witthohn in nächster Umgebung. Rund 10.000 l kalt gepresstes Rapsöl produziert die Familie im Jahr.

Marktentspannung in Sicht?

Sollte die diesjährige Rapsernte in Kanada wieder ein mittleres Ergebnis erreichen, könnte sich die Lage bereits in diesem Herbst wieder entspannen, und die weltweiten Rapsvorräte könnten wieder steigen. Nach einer ersten Schätzung des Weltgetreiderates (IGC) werden dann auch die fehlenden Mengen aus dem Schwarzmeerraum ausgeglichen. In der EU sind zudem die Anbauflächen für Raps (aber auch Soja und Sonnenblumen) gestiegen (siehe Grafik).

Müssen wir uns auf Knappheit einstellen?

Im vergangen Jahr importierte Deutschland rund 900.000 t Rapssaaten aus der Ukraine. Es ist jetzt wegen des Krieges von geringeren Mengen im kommenden Jahr auszugehen. Dann dürften jedoch andere Marktteilnehmer wie Kanada einspringen. Ob mehr Speiseöl aus Raps produziert wird, hängt maßgeblich vom Markt ab und von den entsprechenden Substituten und Preisen dafür. Aktuell scheint es sich bei den leeren Regalen um ein Verteilungsproblem und nicht um ein Mangelproblem zu handeln. 60 % der deutschen Rapsernte gehen in Biodiesel et cetera. Durch Hamsterkäufe kam man in der Speiseölproduktion nicht so schnell mit dem Abfüllen nach.

Bewusstsein schaffen, egal in welchem Bereich

In den Schulferien sind es junge Familien, die Urlaub auf dem Bauernhof machen, außerhalb der Ferien vor allem Grundschulklassen, die für einige Tage den Naturerlebnishof Helle in der Gemeinde Thumby auf Schwansen bevölkern. Manchmal kommen Tagesgäste dazu. Kinder und Erwachsene haben hier die Gelegenheit, vieles über heimische Tiere und Pflanzen, gesunde Ernährung und nachhaltiges Bewusstsein zu lernen – und zu entschleunigen.

Die Eigentümerin des 12-ha-Hofes, die pensionierte Ärztin und Psychotherapeutin Dr. Monika von Rantzau, hat den Hof an den Verein „Naturerlebnishof Helle“ verpachtet. Sie wurde gerade pensioniert, als die damaligen Mitarbeiter des Vereins ihren Vertrag nicht verlängern wollten. Zur gleichen Zeit ging ihre Freundin, die frühere Heimat- und Sachkundelehrerin Traute Stein­horst, in Pension. Sie hatte den Hof vor vielen Jahren in ihrer Sabbatzeit kennengelernt und war sofort begeistert.

Die Chefinnen Traute Steinhorst (li.) und Dr. Monika von Rantzau

Seit zwei Jahren wird der Hof von den beiden 67-jährigen Powerfrauen geführt. Unterstützt werden die beiden Chefinnen, die sich noch eine dritte Frau im Stammteam wünschen – am liebsten eine Obstbäuerin mit Lust auf Wohngemeinschaft – von Jahrespraktikanten und Teilnehmern am Freiwilligen Ökologischen Jahr und manchmal von Ehrenamtlichen. Junge Erwachsene mit Fachabitur müssen vor ihrem Studium ein Jahrespraktikum absolvieren. Hier machen sie nicht nur erste Erfahrungen mit Landwirtschaft oder Gartenbau, hier lernen sie auch selbstständiges Leben. „Die jungen Leute kommen als unsichere Kinder und gehen als selbstbewusste junge Erwachsene“, fasst von Rantzau ihre Erfahrungen zusammen. Begehrt ist der Naturerlebnishof Helle als Einsatzstelle für das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ). Längst nicht alle Bewerberinnen bekommen einen Platz.

Keine Angst vor Hühnern

Die beiden FÖJlerinnen Lilli und Marie begleiten die Kinder bei der heutigen Hofrunde. Lilli möchte nach dem FÖJ Veterinärmedizin studieren und anschließend nach Afrika gehen, um in einem Nationalpark zu arbeiten. Marie möchte Gartenbau studieren. Mit den beiden jungen Frauen wartet auch der vierjährige Hofhund Odin mitten im Hof auf die Kinder, denn um 9 Uhr ist Start der Hofrunde. Die Tiere müssen versorgt werden.

Zuerst geht es zu den Hühnern. Wer keine Angst vor pickenden Schnäbeln hat, bekommt Futter in die Hände und darf die Vögel gleich aus der Hand fressen lassen. Dann wird die Luke des Stalles geöffnet. Die Hühner laufen zielgerichtet auf ihre zweibeinigen Futterquellen zu, manche lassen sich auch streicheln. Einige von ihnen haben sogar Namen. Die Hühnerschar ist bunt gemischt. Nur noch wenige Reinrassige gehören zu den Hofhühnern: zwei Brahma-Hennen, ein Italiener-Hahn und eine Araucana-Henne. Alle anderen sind freie Kreuzungsergebnisse.

Martin, Milka und Momo

Beim Füttern erfahren die Kinder manches über die Lebensgewohnheiten der ursprünglich aus Asien stammenden Haustiere und über die verschiedenen Eierfarben. Ihren Extrastall haben die Seidenhühner. Nach dem Füttern werden die Eier eingesammelt. Dann wird Martin aus seinem Stall gelassen. Der Höckerganter geht zurzeit allein auf die Gänseweide. Seine beiden Mädels brüten gerade. Mit Nachwuchs hat es bisher nicht geklappt, aber vielleicht in diesem Jahr? Dann geht es weiter zu den scheuen Laufenten, die in einem mobilen Stall leben.

Reden mit den Ohren

Liv kann die Esel Milka (li.) und Momo streicheln, ihre Ohren sind nicht nach hinten gerichtet.

Gekuschelt werden darf dann wieder mit den beiden Eseldamen Milka und Momo. Sie sind längst an ihre kleinen zweibeinigen Besucher gewöhnt und holen sich ihre Streicheleinheiten ab. Bevor gekuschelt werden darf, gibt es Grundinformationen zur Eselkommunikation. „Sind die Ohren nach hinten gerichtet, wollen sie nicht gestreichelt werden“, erklärt eine der FÖJlerinnen. „Sind sie Ohren nach vorn gerichtet, dann schon.“ Dann bekommen die beiden Eseldamen ihr Futter von den Kindern.

Die letzte Station der Morgenrunde sind die elf Schafe auf dem Hof, die nach dem Füttern auf die Weide gelassen werden. Manchmal kommt Hofhund Odin mit, der eines der Schafe, das nach der Geburt von seiner Mutter verstoßen worden war, großgezogen hat. Dann werden die Ställe der Esel und Schafe ausgemistet, der Mist auf den Misthaufen befördert und die Karren gesäubert.

Mischkulturen

Schulklassen kochen anschließend gemeinsam ihr Mittagessen und lernen viel über gesunde Ernährung und den Anbau und die Ernte von Nahrungsmitteln. Altes Wissen wird so ganz nebenbei weitergegeben, über Mischkulturen etwa, die Schädlinge fernhalten, und dass Kartoffeln größer werden, wenn sie zusammen mit Pfefferminze angebaut werden. Der Auslauf der Hühner befindet sich unter Holunderbüschen, die Hühner düngen den Starkzehrer Holunder, der sich dafür als fast komplette Haus­apotheke revanchiert. „Die Rinde wirkt schmerzlindernd, die Blätter sind fiebertreibend, die Pollen wirken antibakteriell, die Beeren haben mehr Vitamin C als Orangen“, so die Ärztin. Meist kommen dritte Klassen. „Die haben heimische Tiere und Pflanzen auf dem Lehrplan.“ Für Schulklassen stehen Matratzenlager und Seminarräume zur Verfügung, für Familien Ferienwohnungen. Werbung muss der Naturerlebnishof nicht mehr machen. „Wir sind für 2023 fast ausgebucht“, so von Rantzau.

Entschleunigung

Die Psychotherapeutin weiß um die vielen Überforderten, um Menschen, die mit dem in der Gesellschaft geforderten Tempo nicht mithalten können, die von Burn-out bedroht sind, die aussteigen wollen. Resthöfe könnten so für die Zukunft eine wichtige Anlaufstelle für diese Menschen sein – zum Runterkommen. Eine besonders gefährdete Gruppe seien die Hochsensiblen. Für sie bietet der Hof Helle inzwischen Seminare an. Die Betroffenen sollen lernen, ihre Begabung als Stärke und nicht als Defizit anzunehmen.

Aber auch Umweltbildung spielt eine große Rolle auf dem Hof. „Sie ist Teil unserer Fruchtfolge“, so von Rantzau. Die Landwirtschaftskammer führt Seminare für Permakultur auf dem Hof durch. Auch für Kreative gibt es Angebote wie Filzkurse mit Traute Steinhorst und der Wolle von den eigenen Schafen. Wer die besondere Verbindung zur Natur für ein ganzes Jahr sucht, kann eine Jahrespatenschaft für einen Obstbaum übernehmen und diesen Baum abernten – ein Geschenk, das besonders gern Großeltern für ihre Enkel wählen. „Oft verbinden sie diese Patenschaft mit einem gemeinsamen Ausflug auf unseren Hof.“

Verantwortlich handeln

Mit der realen Landwirtschaft des Jahres 2022 hat der Naturerlebnishof Helle wenig zu tun. Das weiß auch Monika von Rantzau. Ihr geht es um etwas anderes. Kinder sollen von der Emotion ins Handeln kommen. „Wer mitarbeitet, kommt heraus aus dem Besucherstatus, erlebt Selbstwirksamkeit.“ Ob die Kinder später Vegetarier werden, Biofleisch konsumieren oder in der konventionellen Landwirtschaft tätig werden, sei nicht entscheidend. Es gehe vielmehr um bewusstes und verantwortliches Handeln, egal in welchem Bereich. „Ich weiß, dass ein Landwirt Geld verdienen muss, damit er davon leben kann.“

Der Mist kommt auf den Misthaufen.

Intime Runde beim Großherzog

Porzellan wurde früher „weißes Gold“ genannt: 150 Objekte waren um 1700 so wertvoll wie 600 Soldaten. Einen Eindruck davon, wie Porzellan fürstliche Tafeln zierte, können Besucher jetzt im Speisezimmer des Schlosses Eutin bekommen.

Bis zu Beginn des 18. Jahrhunderts gab es in Europa Porzellan nur aus China, seine Herstellung war unbekannt. Dann kam der sächsische Kurfürst August der Starke hinter das Geheimnis der Fertigung – und der Siegeszug von Porzellan aus deutschen Manufakturen begann.

Für die Herstellung einer Tasse sind rund 60 Arbeitsschritte erforderlich.

Was jetzt im Speisezimmer im Schloss Eutin aufgetischt ist, ist neueren Datums, aber nach historischem Vorbild gefertigt: 209 Serviceteile der Kollektion „Rocaille“, der Königlichen Porzellan-Manufaktur (KPM) in Berlin, 1763 gegründet vom „Alten Fritz“. „Die Form stammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, die Bemalung ist typisch für das 19. Jahrhundert“, erklärt Dr. Sophie Borges, „es kamen heimische Blumenmotive auf, nachdem man vorher noch chinesische imitiert hatte.“ Ausstellungskuratorin Borges und Stiftungsvorsitzende Brigitta Herrmann sind dankbar für die Dauerleihgabe: „Solches Service wird nur auf Bestellung angefertigt. Weshalb wir es bekommen konnten, wissen wir gar nicht.“ Zwölf Sitzplätze sind eingedeckt, weitere Objekte stehen auf den Konsolen an den Wänden. Die Gedecke werden komplettiert durch Gläser der Manufaktur Theresienthal in Zwiesel, die die bayerischen Könige belieferte, und Leinendamast aus der Lausitz. Der runde Tisch mit 2,70 m Durchmesser – ausziehbar auf bis zu 18 Sitzplätze – ist eine Spezialanfertigung. Auch die Stühle sind historische Originale.

Platz nehmen und speisen kann man als Besucher also nicht, aber einen Eindruck gewinnen, wie man zu Großherzogs Zeiten Gäste empfing. „Das war hier eher eine intime Runde, bei der man sensible Angelegenheiten besprach“, erklärt Borges und zieht den Vergleich zur Konferenz der G7-Außenminister im ostholsteinischen Weissenhaus, die gerade stattfand. Auch da wurde ja zu schweren Themen fürstlich gespeist. „Essen und Trinken spielen eine große Rolle im Leben von jedem und auch im Rahmen eines Schlosses und seiner Politik“, sagt Kuratorin Borges.

Das Speisezimmer ist im Schlossmuseum zugänglich. 

Glasfaser bringt mehr!

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Das Bundeskabinett hat beschlossen, dass alle Haushalte in Deutschland einen Rechtsanspruch auf ein Mindestmaß an Internetzugang haben. Doch die Schwellenwerte dafür sind niedrig. „Die Auswirkungen in Schleswig-Holstein werden überschaubar sein“, meint das Breitbandkompetenzzentrum Schleswig-Holstein (BKZSH) – und setzt weiterhin auf Glasfaserausbau. Geschäftsführer Johannes Lüneberg erklärt die Situation:

Der Beschluss des Bundeskabinetts hat eine Vorgeschichte: Mit Inkrafttreten des neuen Telekommunikationsgesetzes am 1. Dezember 2021 haben Endnutzer gegenüber Unternehmen einen Anspruch auf Versorgung mit Telekommunikationsdiensten. Im Rahmen des Gesetzes wurden keine konkreten Aussagen zu den Mindestanforderungen gemacht. Lediglich „Sprachkommunikationsdienste“ und ein „schneller Internetzugangsdienst für eine angemessene soziale und wirtschaftliche Teilhabe“ wurden benannt. Näheres sollte eine Rechtsverordnung der Bundesnetzagentur (BNetzA) regeln. Der Entwurf dieser Rechtsverordnung wurde von der BNetzA erstellt und am 4. Mai vom Bundeskabinett gebilligt, muss aber noch im Digitalausschuss des Bundestages beraten werden und benötigt die Zustimmung des Bundesrates.

Niedrige Schwellenwerte

Inhaltlich hat die BNetzA in ihrem Entwurf folgende Schwellenwerte festgelegt, die bei Unterschreitung einen entsprechenden Rechtsanspruch auslösen können:

mindestens 10 Mbit/s im Download

mindestens 1,7 Mbit/s im Upload

Latenz von höchstens 150 ms

Aufgrund dieser Grenzwerte werden potenzielle Rechteinhaber nur in Außenlagen oder Außenbereichen von Städten und Gemeinden zu finden sein.

Die möglichen Anspruchsberechtigten haben ihren Anspruch im Rahmen eines standardisierten Verfahrens bei der Bundesnetzagentur nachzuweisen (mehrere Bandbreitenmessungen an unterschiedlichen Tagen zu unterschiedlichen Uhrzeiten). Die BNetzA prüft dann den Anspruch. Bei entsprechender Rechtmäßigkeit konsultiert sie den Markt, welches Unternehmen eine solche Versorgung aufbauen könnte, und verpflichtet bei Bedarf ein Unternehmen, den Anschluss herzustellen.

Da die benannten Schwellenwerte auch mit anderen Technologien als Glasfaserleitungen erreicht werden können, beinhaltet das Recht auf Versorgung mit Telekommunikationsdienstleistungen nicht das Recht auf einen Glasfaser­anschluss. Die Versorgung kann auch über niedrig fliegende Satelliten oder andere drahtlose Übertragungstechniken erfolgen.

Mögliche Auswirkungen

Schleswig-Holstein ist beim Glasfaserausbau auf einem bundesweiten Spitzenplatz. Mit einer Versorgung von 58 % der Hausadressen, an denen eine Glasfaserleitung vorbeiläuft und die einen Hausanschluss bekommen könnten, und 41 % aller Hausadressen, die bereits an das Glasfasernetz angeschlossen sind, liegt Schleswig-Holstein weit vor allen anderen Flächenländern. Aufgrund dieses fortgeschrittenen Glasfaserausbaus im ländlichen Raum und der niedrigen Bandbreitenschwelle werden nur wenige Einwohner einen Rechtsanspruch bekommen. Die Auswirkungen in Schleswig-Holstein werden also überschaubar sein. In anderen Bundesländern ist von mehr potenziellen Rechteinhabern auszugehen.

Fazit

Ziel muss es sein, das Recht auf Versorgung mit Telekommunikationsdienstleistungen über eine Glasfaserleitung herzustellen, die tatsächlich allen Bandbreitenanforderungen derzeitiger und zukünftiger Anwendungen genügt. Da die Durchsetzung des Rechtsanspruches auch mit einem deutlichen Zeitaufwand verbunden ist, erscheint es daher sinnvoll, unter kommunaler Federführung Förderprojekte aufzusetzen, um mit Geldern des Bundes und des Landes Glasfaserleitungen zu allen Einwohnern zu verlegen. Dies wäre ein weiterer Schritt zur Ziel­erreichung des weitgehenden Glasfaser­ausbaus bis zum Jahr 2025 und die Voraussetzung für eine vollwertige digitale Teilhabe.

Der Knick ist nicht nur ökologisch interessant

Das Landesnaturschutzgesetz (LNatSchG) legt fest, dass ein jeglicher Eingriff in Natur und Landschaft ökologisch ausgeglichen werden muss. Dies sollte zunächst am Ort des Eingriffs geschehen, beispielsweise bei einem Stallneubau dadurch, dass eine angrenzende Grünlandfläche in Extensivgrünland überführt wird. Als Ausgleich sind auch Knicks beliebt.

Häufig findet sich vor Ort keine geeignete Fläche, sodass die Kompensation des ökologischen Verlustes an anderer Stelle ohne Bezug zum Ort des Eingriffs geschieht. Lediglich der Naturraum der Ausgleichsfläche muss mit demjenigen des Eingriffs übereinstimmen. Hier werden häufig Ökokonten anderer Landeigentümer in Anspruch genommen. Diese haben landwirtschaftliche Flächen bereits früher nach einem eigens für diese Flächen erstellten und mit der Unteren Naturschutzbehörde abgestimmten Entwicklungskonzept ökologisch entwickelt. Je nach Ausgangssituation der Flächen und einer Reihe weiterer Faktoren werden die ökologischen Aufwertungsmaßnahmen mit sogenannten Ökopunkten bewertet. Ein Ökopunkt entspricht 1 m2 ausgleichspflichtiger Fläche. Wenn durch den besagten Stallneubau beispielsweise insgesamt 4.000 m2 Fläche versiegelt werden, ist von einem Ausgleichsbedarf im Verhältnis von mindestens eins zu eins auszugehen. Der Landwirt könnte demnach den Ausgleich durch den Erwerb von 4.000 Ökopunkten schaffen.

Arten- und Bodenschutz

Manche Maßnahmen beeinträchtigen nicht nur das Schutzgut Boden, wie im Beispiel der Flächenversiegelung gezeigt, sondern auch spezifische Artenschutzaspekte. Dies ist regelmäßig bei der Anlage von Windparks der Fall. Neben Fledermäusen sind häufig auch Greifvogelarten wie der Rotmilan betroffen. Als Ausgleich werden Nahrungshabitate (kurz gehaltenes Extensivgrünland) oder nutzungsbefreite Altwälder als Ruhe- beziehungsweise Bruthabitate gesucht.

Ein weiteres Schutzgut ist das Landschaftsbild. Dieses wird vor allem durch höhere Bauwerke beeinträchtigt. Der Stallneubau in Alleinlage kann häufig dadurch ausgeglichen werden, dass er durch die Anlage von Gehölzstreifen oder Knicks eingegrünt wird. Andere Bauwerke, wie Hochspannungsmasten oder Windkraftanlagen, können nicht durch geeignete Maßnahmen „unsichtbar“ gemacht werden. In solchen Fällen werden dann allgemeine Maßnahmen zu Verbesserung des Landschaftsbildes gesucht. Im Falle der Windkraftanlagen wird der Ausgleich durch die Zahlung eines Ersatzgeldes erreicht.

Als landschaftsbildende Maßnahmen gelten die Neuanlage von Knicks oder Alleestrukturen sowie die Schaffung artenreicher Wald­ränder.

Nachfrage übersteigt Angebot

Diese Maßnahmen haben in den vergangenen Jahren erheblich an Bedeutung zugenommen. Vor allem die Nachfrage nach Knickneuanlagen übersteigt mittlerweile das Angebot bei Weitem.

Auch diese Maßnahme muss bei der Unteren Naturschutzbehörde beantragt werden. In der Regel gibt es je nach Landkreis einzelne spezifische Bedingungen, die bei der Anlage zu beachten sind. In aller Regel werden trapezartige Wälle errichtet, die an der Basis 3 m breit sind. Zuzüglich der gesetzlich fixierten Abstandshaltung von beidseitig 0,5 m ergibt sich ein Flächenbedarf von 4 m2 je laufendem Meter (lfdm) Knick.

Die Kosten variieren je nachdem, wie hoch der Eigenleistungsanteil ist und ob das Material für die Wall­errichtung von der Fläche genommen werden kann oder angefahren werden muss. Der Tabelle ist eine grobe Kostenschätzung zu entnehmen.

Alle Kostensätze sind als Nettobeträge zuzüglich Umsatzsteuer zu verstehen. Insgesamt ist mit Kosten zwischen 60 und 70 €/lfdm zu rechnen, je nachdem wie der Wall errichtet wird. Die Entschädigungssätze liegen hingegen derzeit bei 120 bis 135 €/lfdm. Es ergibt sich also ein nicht unerheblicher Überschuss.

Dennoch ist die Anlage von Knicks nicht überall sinnvoll. Da es sich um ein geschütztes Biotop nach LNatSchG handelt, ist eine Neuanlage auch nicht mehr umkehrbar. Die Landeigentümer sollten sich in Absprache mit der zuständigen Unteren Naturschutzbehörde genau überlegen, wo Knicks sinnvollerweise angelegt werden können.

Die Forstabteilung der Landwirtschaftskammer verfügt bereits seit Jahren über einen eigenen Fachbereich Ökokonten und Kompensation, der landesweit Ökopunkte und Kompensationsmaßnahmen vermarktet.

Gerade in jüngster Zeit konnten nicht alle Anfragen zu Knickneuanlagen bedient werden, weil in den benannten Suchräumen nicht mehr ausreichend Knicks zur Vermarktung zur Verfügung standen. Die Kammer ist gern bereit, jeden interessierten Flächeneigentümer zu beraten und ihn bei der Antragstellung und Umsetzung tatkräftig zu unterstützen. Ansprechpartnerin ist Hannah Röhlig von der LC Landwirtschafts-Consulting (Tel.: 0 45 51-95 98-48. Mobil: 0151-51 78 59 44, Mail: hroehlig@lc-sh.de)