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Radeln gegen den Krebs und für CO2-Einsparung

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Nach zweijähriger Pause war es in diesem Jahr wieder so weit: Bei der Big Challenge traten insgesamt gut 70 Teilnehmer gemeinsam gegen den Krebs in die Pedale. Der OV Bordesholm war mit 17 LandFrauen und Gästen dabei.

In diesem Jahr war das Gestüt von Sophie und Christian Vogg in Tasdorf bei Neumünster Ausgangspunkt der Challenge. Also radelten die 17 LandFrauen und ihre Gäste zunächst nach Tasdorf. Nach der Begrüßung, Einweisung und Bekanntgabe des Tagesablaufes durch Dietrich Pritschau, der gemeinsam mit Klaus Dahmke zur Challenge eingeladen hatte, ging es los auf die 30 km lange Strecke. In Schipphorst hieß Landwirt Heiner Staggen mit seiner Familie die Radler willkommen und bot Erfrischungen an. Von dort führte die Tour über Rendswühren, die Bundesstraße B 430 und Bönebüttel zurück nach Tasdorf. Dort berichtete Dietrich Pritschau, wem die Spenden, die bei der Challenge gesammelt werden, zugutekommen. Sie gingen zu 100 % an das UKSH in Kiel. Mit den Spendengeldern würden dort sowohl die Krebsforschung als auch Therapiemöglichkeiten unterstützt. Die LandFrauen spendeten 250 € und brachten zudem eine Spende über 500 € von der Firma Denport aus Brügge mit.

Die geradelten Kilometer – im Schnitt 60 km pro Person – kamen auch noch einer anderen Sache zugute. Die Bordesholmer LandFrauen beteiligen sich in diesem Jahr zum ersten Mal an der Aktion „Stadtradeln“. In der Gemeinde Bordesholm führt das LandFrauenteam mit 60 aktiven Radlerinnen derzeit die Liste von 38 Teams an.

Erblindete Moderatorin berichtet über ihren Weg zurück ins Leben

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„Damals waren die ­Termine beim LandFrauenverein etwas Besonderes, diese Zeit hatten die Frauen nur für sich“, berichtete Heike Scharf in ihrer Begrüßungsrede. Zur Feier des 70-jährigen Bestehens des ­Vereins hieß die Vorsitzende des OV Pinneberg und Umgebung zahlreiche ­Mitglieder und Gäste im Saal des ­Hotels Cap Polonio in Pinneberg willkommen. Zugleich feierte der Kreisverband Pinneberg an diesem Tag seinen KreisLandFrauentag. Als Gastrednerin war Dörte Maack eingeladen.

Der Verein Pinneberg wurde im Februar 1952 an gleicher Stelle gegründet, an dem nun gefeiert wurde. „Er hat, wie der Hotelbetrieb, bis heute Bestand“, begann die Vereinsvorsitzende einen kurzen Exkurs in die Gründungszeit, in der „Frauen noch nicht oft allein unterwegs waren“. Das Vereinsleben habe mit Vorträgen über haus- und landwirtschaftliche Themen begonnen, später seien erste Ausfahrten hinzugekommen. „In den 1980er Jahren veränderte sich das Frauenbild“, erklärte Heike Scharf. Frauen versorgten nicht mehr nur Familie und Haushalt, sie gingen arbeiten, erlernten Berufe. So habe sich auch der Verein gewandelt. Heute gehörten ihm nicht nur Bäuerinnen und Hauswirtschafterinnen an, sondern auch Rechtsanwältinnen und Ärztinnen, genauso wie landwirtschaftliche Bürokräfte, die die Qualifizierung zur Büroagrarfachfrau absolvierten. Gerade im Zeitalter der Digitalisierung seien diese auf den Höfen zunehmend gefragt. „Trotzdem haben wir immer noch mit Klischees zu kämpfen – wir sind ein Verein für alle Frauen, die auf dem Land leben, und auch alle Stadtfrauen sind willkommen“, stellte Scharf klar.

Extra nach Pinneberg war die Präsidentin des LandFrauenverbandes Schleswig-Holstein, Ulrike Röhr, gekommen. Sie freute sich über wieder in Präsenz stattfindende Veranstaltungen und gratulierte dem Ortsverein. „Das Miteinander und Füreinander macht uns LandFrauen aus und die gemeinsame Feier zeigt die Verbundenheit untereinander.“ Zudem meinte Röhr:„Es ist wichtig, wieder zu feiern und zusammenzukommen, um Lebensfreude aufzutanken.“

lf pinneberg Kreislandfrauentag fotos sabine kolz

Auch Pinnebergs stellvertretende Kreis­präsidentin Elke Schreiber würdigte die LandFrauen: „Sie leisten wertvolle Arbeit, bleiben sie dabei.“

Der OV Pinneberg und Umgebung nutzte die Feier für Ehrungen langjähriger Mitglieder. Besonders viele Jahre dabei: Inge Hatje. Sie ist seit 68 Jahren Mitglied, hatte davon 16 Jahre den Vorsitz im Ortsverein Pinneberg inne und fungierte auch als Kreisvorsitzende. Ebenfalls für ihre langjährige Mitgliedschaft wurden Ursula Rütz (64 Jahre), Erna Benthien (56 Jahre), Lisa Glismann–Koschubs, Edeltraud Kaland und Frieda Meyer (alle 50 Jahre) geehrt.

Dann trat Dörte Maack auf die Bühne von kombiniertem KreisLandFrauentag und Vereinsgeburtstag. Die Trapezartistin studierte in Bristol/England, feierte mit ihrer Kirschkern Company Erfolge und erhielt mit 25 Jahren die Diagnose Retinitis pigmentosa. Dies ist eine Erkrankung der Netzhaut, die zur Erblindung führt und nicht heilbar ist. In ihrem Vortrag „Wie man aus Trümmern ein Schloss baut“ erzählte sie mit viel Humor, dass ihr Leben zum Zeitpunkt der Diagnose völlig aus der Bahn geriet, aber vor allem darüber, wie sie sich selbst wieder „in die Spur brachte“. „Wenn wir Kummer und Wut betäuben, betäuben wir auch Humor und Mut – das wollte ich nicht“, so die Moderatorin. Heute ist sie glücklich verheiratet, hat zwei Kinder im Teeniealter, die sie noch nie gesehen hat, und arbeitet mit Menschen aus Funk, Fernsehen und Politik zusammen. Sie leitet Seminare, ist Moderatorin und hat das Buch geschrieben „Du kannst kein Problem lösen, das du nicht bereit bist zu haben“. Nach diesem Motto hat sie ihr Leben in die Hand genommen.

Netzwerken bei Grillfleisch und Wikingerschach

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Am Donnerstagabend voriger Woche öffneten die Geschäftsstelle und der Pavillon des Landjugendverbandes Schleswig-Holstein ihre Türen. Zu Besuch kamen Landjugendliche und interessierte Gäste aus Schleswig- Holstein. Sie nutzen die Gelegenheit, um die Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle und den Landesvorstand kennenzulernen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.

Ein paar Stunden, bevor sich die Türen für die Besucher öffneten, wurden vor dem Landjugendpavillon noch der Rasen frisch gemäht, Tische aufgestellt und die letzten Salate angerichtet. Schon am Wochenende zuvor war das Gebäude beim Frühjahrsputz von den Mitgliedern des Landesvorstandes auf Vordermann gebracht worden. (Das Bauernblatt berichtete.)

Nun konnten die Gäste kommen und sich an Stellwänden über verschiedene Themen informieren. So wurde dort unter anderem um Norla-Helfer und für die Sommerexkursion (siehe nächste Seite) geworben. In den Räumen der Geschäftsstelle erhielten die Besucher Einblick in die Projektgruppe Norla und die Projektgruppe „Landjugend wettet“.

Ein großes Netzwerk an Freunden musste gepflegt und gut versorgt werden. So wurden ein großes Buffet mit Beilagen aufgetischt und auch der Grill gut bestückt. Diese Aufgabe übernahm der Landesvorstand gern. Beim Essen entstand ein anregender Austausch darüber, was gerade in den Kreisgruppen und Ortsgruppen der Landjugend los ist, welche Veranstaltungen bald anstehen und wo die Planung schon fleißig läuft. In der Runde wurden neue Kontakte geknüpft und viel gelacht. Treffsicherheit und Teamgeist waren dann bei einem Spiel auf der Wiese gefragt und in der schönen Abendsonne flammte der Ehrgeiz der Landjugendlichen auf.

Unter dem Dach des Pavillons traf sich die Projektgruppe zur Planung für den Landjugendstand bei der diesjährigen Landwirtschaftsmesse und es wurden viele Ideen für die Gestaltung des Landjugendbereichs auf der Norla gesammelt. So soll den Besuchern der Messe gezeigt werden, was Landjugend ausmacht. Das Programm dafür wächst auf jeden Fall.

Beim Wikingerschach waren Treffsicherheit und Teamgeist gefragt. Fotos: Lena Hagge

Wenn wir‘s doch  gewusst hätten!

In unserer krisengeschüttelten Zeit ist es heikel geworden, Entscheidungen zu treffen. Gar zu oft hängen schwerwiegende Konsequenzen daran, die wir nicht absehen können. Das geht Privatleuten so, besonders aber Politikern und anderen Verantwortlichen des öffentlichen Lebens. Hohe Kredite aufnehmen und als Förderungen ausschütten und damit den Staat verschulden oder stattdessen massenweise Betriebe bankrottgehen lassen? Schwere Waffen an die Ukraine liefern und riskieren, in einen Weltkrieg zu schlittern, oder die Ukraine ihrem Untergang überlassen mit der Folge, Putins Regime zu ermuntern, weitere Länder zu erobern?

Der Schriftsteller Christopher Ecker hat den Begriff Dilemma auf den Punkt gebracht: „Obwohl beide zur Wahl stehenden Optionen offenkundig falsch sind, musst du dich dennoch für eine von ihnen entscheiden.“ Kein Wunder, dass das Ergebnis immer falsch dasteht, vor allem hinterher und vor allem für außenstehende Betrachter, die das schon vorher gewusst haben – und die entsprechende Konsequenzen nicht selbst zu tragen und zu verantworten hätten.

Es schmerzt zu sehen, wie Teile der Öffentlichkeit auf Entscheidungsträger eindreschen, egal welche Entscheidungen sie fällen, und vor allem, wenn sie zurückhaltend, ja vielleicht zögernd mit schwerwiegenden Entscheidungen sind. Die Drohung mit künftigen Konsequenzen und künftigen Generationen, vor deren Gericht sich die Entscheidungsträger dereinst würden verantworten müssen, ist wohlfeil. Wer jetzt sagt: „Wie kann man nur dies und jenes unterlassen!“, sagt vielleicht in ein paar Jahren: „Wir konnten wir dies und jenes nur tun!“

Besonnenheit hat keine starke Stimme in Krisenzeiten. Lauter sind schnelle und eindeutige Lösungen. Da wird die Demokratie gerne als wankelmütig, gelähmt, entscheidungsunfähig geschmäht. Immerhin müssen in einer Demokratie Entscheidungen, egal welcher Art, erst die Widerstände der Opposition, mitunter noch die der eigenen Partei und zusätzlich die der öffentlichen Meinung überwinden. Zumindest kommen sie nicht darum herum, durch deren Spalier zu laufen. Autoritäre Regierungen sind da unbekümmerter bei der Hand. Dafür sind sie gründlich am Werk, Gegenstimmen mundtot zu machen – oder ganz tot. „Die westlichen Demokratien sind dekadent“ – der dies behauptet hat, war Adolf Hitler, und man weiß, was daraus geworden ist.

Durchgesetzt haben sich am Ende die Demokratien – in Europa und anderswo, wenn auch nicht überall und wenn auch nicht mit Samthandschuhen. Das macht Hoffnung, auch für die Ukraine. Warum soll unsere Demokratie so ma­rode sein, so korrupt und dekadent, wie man ihr von manchen Seiten unterstellt? Ohne Missstände bestreiten oder kleinreden zu wollen: Wer einmal einer Verbandsanhörung zu einer Gesetzesvorlage in einem Landtagsausschuss beigewohnt hat, kann sehen, wie ernsthaft sich viele demokratischen Politiker mit den Argumenten und Vorschlägen von Bürgervertretern auseinandersetzen. Dass die Entscheidungen am Ende nicht jedem passen, liegt in der Natur der Sache.

Besonnenheit und Abwägung, ja manchmal auch Zögerlichkeit, sind Eigenschaften, deren wir uns nicht schämen müssen, ja sie machen ein wesentliches Fundament fruchtbaren Zusammenlebens aus. Dies wird auch in Zukunft gelten, wie sie auch aussehen mag. Und nicht erst wenn die Stürme vorüber sind, werden besonnene Menschen gebraucht.

Gotteshaus im Herzen Husums

Schriftsteller Theodor Storm bezeichnete die 1833 fertiggestellte St. Marienkirche einst als ein „gelbes, hässliches Kaninchenhaus“. Lange blieb sie bei den Husumern ungeliebt. Heute ist das anders. Friedemann Magaard, Pastor im Bezirk St. Marien, beweist bei einem Rundgang, welch Zauber und tiefe Symbolik in ihr steckt – auch mit Blick auf das bevorstehende Pfingstfest.

Die 40 altehrwürdigen Linden, die das Gotteshaus zweireihig umrahmen, recken ihre zartgrünen Triebe gen Himmel. Einige Menschen haben auf den Stufen vor dem Kircheneingang Platz genommen und genießen das warme Frühlingswetter. Friedemann Magaard öffnet eine Nebentür und führt in den hellen und weiten Kircheninnenraum.

Pastor Friedemann Magaard erklärt die mitunter versteckten Symboliken in der St. Marienkirche.

Bäume entsprechen Säulen

Sofort fällt eine große Schlichtheit der Ausstattung ins Auge. Die weißen Wände sind kahl. Durch die unerwartet zahlreichen, transparenten Fensterfronten strahlen Sonne und üppiges Lindengrün herein und sorgen für ein bewegendes Schattenspiel. „Die Anordnung der Bäume in der Außenanlage korrespondiert mit der Innengestaltung“, erklärt der Pastor. „Die Bäume nehmen die architektonischen Linien des Innenraums außen wieder auf. So entsprechen die Stämme der Linden den Säulen, die Baumkronen den Halbbögen in der Kirche.“ Natur, Architektur und das städtische Leben würden so symbolisch miteinander verbunden.

Bevor die Marienkirche im klassizistischen Stil erbaut wurde, stand an ihrer Stelle eine spätgotische, reich mit Kunstschätzen ausgestattete imposante Kathedrale, gleichfalls Marienkirche genannt. Sie war 73 m lang, 23 m breit und 22 m hoch. „Der Turm, der auf Höhe des heutigen Tine-Brunnens stand, maß fast 100 m. Er zählte damals zu den zehn höchsten Kirchtürmen im deutschsprachigen Raum“, weiß Magaard.

Als das Gebäude, zwischen 1436 und 1510 errichtet, baufällig wurde, entschieden sich die Stadtväter für den Abriss – ein großer Verlust für die Architekturgeschichte Schleswig-Holsteins. Das wertvolle Inventar wurde fast komplett verkauft. Den Auftrag für einen erheblich kleineren Neubau – mit dem die Husumer erst fremdelten, weil er in einem deutlichen Kontrast zur Vorgängerin stand – erhielt der königlich-dänische Baumeister und Architekturprofessor Christian Frederik Hansen (1756-1845). Er war einer der bedeutendsten Baumeister des frühen 19. Jahrhunderts in Nordeuropa. So gilt „seine“ Marienkirche als Hauptwerk des Klassizismus in Norddeutschland.

Kanzel im Altar integriert

Den Rundgang beginnt der Pastor vorn in der Mitte. Hier steht ein sogenannter Kanzelaltar, in dem die Kanzel in den Altaraufbau integriert ist. „Das soll deutlich machen, dass die Verkündigung des Wortes Gottes im Zentrum des Gottesdienstes steht. Die Predigt und das Abendmahl am Altar bei der halbkreisförmigen Balustrade gehören zusammen.“

Die Kanzel ist in den Altaraufbau integriert. Ein solcher „Kanzelaltar“ ist an der Westküste einmalig. Predigt und Abendmahl bilden so eine Einheit.

Das Pfingstsymbol Taube, das vielerorts auf Kanzeln oder Kanzeldeckeln zu finden ist, fehlt. Stattdessen ziert die Kanzel ein goldenes Dreieck, das die Trinität Vater, Sohn und Heiliger Geist darstellt. In seiner Mitte befindet sich das wachsame Gottesauge, das von einem Strahlenkranz umgeben ist. Über der Kanzel wölbt sich ein Bogen, die Lünette, in dem ein vergoldetes Kreuz steht. „An der Westküste ist solch ein Kanzelaltar eine Seltenheit. Auch sonst ist er in Schleswig-Holstein nicht oft zu finden. Traditionell steht die Kanzel rechts vom Altar“, stellt Magaard heraus. Er selbst spreche meist dann auf der Kanzel, wenn die Kirche vollbesetzt sei. So werde er von allen gut gesehen. „Ansonsten stelle ich mich lieber unten davor, um näher bei den Menschen zu sein.“

Links vom Altar steht ein Taufstein aus Bronze aus dem Jahr 1643. Nur dieser sowie fünf Glocken und zwei Pastorengemälde wurden aus der alten in die neue Marienkirche hinübergerettet.

Schaut man von hier in den Kircheninnenraum, wirkt er wie ein Festsaal. Aus den Stuhlreihen ragen Säulen hervor, die an einen griechisch-römischen Tempel erinnern. Sie drücken aus, dass die Gemeinde die Kirche trägt, und haben daneben noch eine weitere Bedeutung: „Der Mittelgang mit den acht Säulenpaaren symbolisiert die Lebensphasen, die der Mensch von der Geburt auf dem Weg zum Lebensende und dem Übergang in die Ewigkeit durchschreitet. Über allem wölbt sich zudem der Himmel, angedeutet durch den Gewölbeansatz und die Sterne an der Decke“, führt Magaard aus.

Neue Orgel, alte Glocken

Jetzt lenkt er die Aufmerksamkeit auf die Westempore, auf der die neue Orgel der Bonner Orgelbaufirma Johannes Klais steht. Am zweiten Advent 2021 wurde sie eingeweiht. Die Kirchengemeinde Husum sowie Einheimische und Gäste waren froh, dass dieses Herzensprojekt nach einer Vorbereitungszeit von elf Jahren erfolgreich realisiert werden konnte. Finanzielle Unterstützung für die 1,2 Mio. € teure Orgel und notwendig gewordene Restaurierungsarbeiten gab es von der EU. Ebenfalls wurden öffentliche und kirchliche Mittel eingesetzt. Doch das reichte nicht. „Viele private Spender und aktive Förderer wie Altministerpräsident Peter Harry Carstensen zeigten, wie sehr sie sich mit der Marienkirche verbunden fühlen und wie wichtig es ihnen war, hier endlich wieder eine Orgel erklingen zu hören, nachdem die alte 2016 aus Sicherheitsgründen stillgelegt wurde“, unterstreicht er. Die neue Orgel sei fantastisch, majestätisch, habe einen wunderbaren Klang. „Optisch sieht sie so aus, als hätte sie schon immer dort gestanden“, schwärmt Magaard und weist auf ein kleines Detail hin: „Sehen Sie, wie schön sich die Sonnenstrahlen in den Orgelpfeifen brechen?“

Als Reminiszenz an die allererste Orgel der Marienkirche gelang es außerdem, zur Hauptorgel eine kleinere Echoorgel, ein sogenanntes Auxiliarwerk (Hilfswerk), aus Spenden zu finanzieren. Dieses wird von der Hauptorgel aus gespielt und befindet sich oben auf der gegenüberliegenden Seite im Osten.

Während der Pastor gerade ansetzt, das damit verbundene musikalische Klangerlebnis zu schildern, läuten die fünf Glocken von St. Marien den Sonntag ein. Ein sonorer, tiefer und mächtiger Sound erfüllt die Kirche. Die Luft scheint sanft zu vibrieren. „Was wir gerade hören, ist das einzige zusammenhängende mittelalterliche Geläut in Schleswig-Holstein. Zwei gotische Glocken von 1506 komplettieren eine Barockglocke sowie zwei Uhrenglocken. Das Geläut steht unter Denkmalschutz“, informiert er.

Klare Linien, helle Farben und viel Licht prägen den schlichten Innenraum.

„Komm, Tröster Geist!“

Zum Abschluss möchte der Pastor etwas zum bevorstehenden Pfingstfest sagen: „Nach Weihnachten und Ostern ist Pfingsten das dritte große Fest in unserem Kirchenjahr. Der Name geht auf das griechische Wort pentecoste (der Fünfzigste) zurück, weil Pfingsten immer 50 Tage nach Ostern begangen wird.“ Im Andenken an die in der Bibel geschilderte Ausgießung des Heiligen Geistes an die Apostel werde Pfingsten als Geburtsstunde der christlichen Kirche verstanden. Plötzlich konnten die Männer durch das „Pfingstwunder“ in fremden Sprachen sprechen und die frohe Botschaft des Glaubens weithin verbreiten.

„Für mich ist Pfingsten ein hochaktuelles Fest. In einer Zeit von Ukraine-Krieg und Corona-Pandemie, in der manche Menschen von den Geschehnissen irritiert sind und möglicherweise auch Angst verspüren, kann uns der Heilige Geist als eine göttliche Kraft innere Stärke, Glück, Freude und Trost schenken, wie damals den Jüngern Jesu in Jerusalem“, ist Friedemann Magaard überzeugt.

Durch die Obere Treenelandschaft

Der Ochsenweg ist eine uralte Handelsstraße durch Schleswig-Holstein. Wo früher riesige Herden getrieben wurden und Soldaten marschierten, bietet es sich heute an, zu wandern und das Land kennenzulernen. Bauernblattautorin Christiane Herrmann hat es getan und berichtet. Heute: Etappe zwei von Oeversee bis Lürschau.

Es ist kurz nach acht Uhr, und ich habe gut geschlafen und das frühste Frühstücksangebot in meinem Hotel in Anspruch genommen. So kann ich mich ausgeruht und gut gestärkt auf den Weg machen. Ich merke jedoch schnell, dass ich den ersten Wandertag noch in den Knochen habe. Aber nach einigen hundert Metern komme ich doch in die Gänge. Nicht zuletzt, weil mich mein Weg sofort von der Straße weg in das Naturschutzgebiet der Oberen Treenelandschaft und weiter in die Fröruper Berge führt.

Bei dem Erstellen meiner Route am Computer hatte ich nicht geahnt, wie schön diese Landschaften sind. Begleitet von einer umfassenden Ruhe, die von Vogelgezwitscher unterstrichen wird, genieße ich jeden Schritt auf diesem Waldboden. Die Schmerzen in meinen Füßen sind bald vergessen, und meine Augen, Nase und Ohren binden alle Aufmerksamkeit. Ich komme nur langsam voran, weil ich so viele Fotos mache.

Bevor die Fledermäuse Nachwuchs bekommen, sorgen Elise Dierking (oben) und Katja Keller für sichere Unterkunft.

Mitten im Wald treffe ich auf zwei Frauen, die hoch oben in den Bäumen Fledermauskästen aufhängen. Elise Dierking und Katja Keller erzählen mir, dass sie für den Naturschutzverein Obere Treenelandschaft arbeiten. Der Verein pflegt das gesamte Gebiet und bietet Führungen und Exkursionen an. Allein bei meinem kurzen Besuch sehe ich, dass hier tolle Arbeit geleistet wird. Was für ein Glück, dass mein Weg mich hier hindurchführte!

Leider verlasse ich bald diesen Wald und wandere durch Süderschmedeby und weiter nach Stenderupau. Hier werde ich von einem netten Herrn gefragt, ob ich auf Pilgerreise bin. Er gibt sich aber damit zufrieden, als ich ihm erzähle, dass ich ohne religiösen Hintergrund, aber auf der Suche nach den Spuren des alten Ochsenweges unterwegs bin. Seine guten Wünsche für einen sicheren Weg nehme ich gerne an.

Auf der Brücke über die Bollingstedter Au muss ich daran denken, wie es wohl ist, eine Herde Ochsen durch eine Furt zu treiben. Haben sich die Tiere gesträubt, durch das kalte Wasser zu waten, und wurden die Ochsentreiber dabei nass und kalt? Bestimmt gab es keine Wechselwäsche für sie!

Nach Stenderupau laufe ich eine Weile parallel zu Landstraße L 137, die später zur B 67 wird. Auch die Autobahn A 7 ist nicht fern, ich kann sie hören. Es ist nicht verwunderlich, dass genau hier, wo einst Ochsentreiber ihre Route durch das Land wählten, noch heute die Hauptverkehrsader in Richtung Dänemark und Skandinavien entlangführt. Geografisch macht es am meisten Sinn, diese Trasse zu wählen.

Ich bin jedoch froh, als mich der letzte Abschnitt des heutigen Wegs wieder durch einen wunderschönen Wald führt. Der Id­stedter Wald bietet mir Erholung von den Strecken, die ich auf Asphalt zurückgelegt habe. Hier kann ich noch einmal Kraft tanken und Waldluft atmen für die letzten 2 km bis zum Gasthaus „Ruhekrug“ in Lürschau, direkt vor den Toren Schleswigs. Mit fast 25 km war das die längste Etappe, die ich mir vorgenommen habe. Entsprechend froh bin ich, als ich abends meine Beine hoch und meinen Kopf auf ein weiches Kissen legen kann.

Der nächste Tag wird hoffentlich nicht ganz so hart aber mindestens genauso schön. Ich werde dann von Lürschau bis nach Kropp wandern und mir das Dannewerk ansehen. 

Der Weg führt über eine Sonnendurchflutete Lichtungn in den Fröruper Bergen.

Corona-Jahre fordern auch die Jäger

Die Hege des Wildes ist für die Jägerschaft nicht einfacher geworden, im Gegenteil. Das wurde kürzlich deutlich während der gut besuchten Jahreshauptversammlung des Hochwildringes Segeberger Heide in Hartenholm. 81 private Reviere rund um den Segeberger Forst und fünf Reviere der Landesforsten Schleswig-Holstein bilden die Hegegemeinschaft.

Walter Mahnert aus Großen­aspe-Eekholt leitete die Jahreshauptversammlung des Hochwildringes Segeberger Heide in Hartenholm als Vorsitzender. Fotos: Karsten Paulsen

Vorsitzender Walter Mahnert (Großenaspe-Eekholt) blickte vor rund 110 Mitgliedern und Gästen auf zwei fordernde Corona-Jahre zurück. Die seien in den Revieren des Hochwildringes – und nicht nur in diesen – nicht ohne Aus- und Nachwirkung geblieben. „Touristen und Erholungssuchende waren in allen Revieren in hoher Anzahl anzutreffen.“ Die vom Wild genutzten Wege würden zugeparkt und das Wild auf andere Weise beeinträchtigt und beunruhigt. Mahnert äußerte Verständnis für das Bedürfnis der Menschen, Erholung in der Natur zu suchen. Doch müsse dies unter Rücksichtnahme auf die Mitwelt geschehen.

Zudem seien, so Mahnert, die großen, revierübergreifenden Drückjagden zum Teil von der Anwesenheit des Wolfes geprägt gewesen. „Das Wild stand in Revierteilen, wo es sonst nicht anzutreffen war, und fehlte daher in den Teilen, wo wir es normalerweise erwartet haben.“ Der Vorsitzende verwies auf die von den Wolfsbetreuern des Landes veröffentlichte und stets aktualisierte Tabelle über Wolfnachweise. Danach wurden auch in den vergangenen Wochen wieder mehrere Sichtungen und Wolfsrisse bei Wild- und Nutztieren unter anderem in den Ämtern des Kreises Segeberg Bad Bramstedt-Land, Leezen und Bornhöved dokumentiert.

Extrem hoher Wildbestand

Außerdem sprach Mahnert die als bekannten Schwerpunkt bestehende Großrudelbildung des Rotwildes im Hochwildring an. „Dies wird für den jagdlichen Hegeauftrag in der Zukunft nicht weniger oder leichter.“ Die Hirschrudel hätten Stückzahlen erreicht, „wie wir es sonst nur beim weiblichen Rotwild kennen“.

Im Hinblick auf die Afrikanische Schweinepest (ASP) dürfe im Bereich der Bejagung des Schwarz­wildes nicht nachgelassen werden, forderte der Vorsitzende mit Nachdruck. Die Zahl der mit der ASP infizierten Wildschweine in Deutschland beträgt laut Landesjagdverband inzwischen bereits über 3.800 Tiere.

Zahlen zur Jagd

Im vergangenen Jagdjahr ist weniger Rotwild (184 Abschüsse und 23-mal Fallwild bei einem Planungsziel von 234 Stück) und Schwarzwild (343 Abschüsse und neunmal Fallwild; im Vorjahr 570 und davor fast 800 Tiere) zur Strecke gekommen. Besonders hoch ist die Zahl des Fallwildes (durch Verkehr und Krankheit) einschließlich Hegeabschüssen. Hirsche seien verstärkt im Brunftbetrieb oder unmittelbar danach verendet, so Mahnert. Beim Damwild sei das Ziel, auch aufgrund des Fallwildes und der Hegeabschüsse, übererfüllt worden (313 Abschüsse und Fallwild bei einer Freigabe von 300 Tieren).

Zu den Abschussrichtlinien für das Rot- und Damwild sagte Mahnert: „Wir haben mit deren Anpassung beim männlichen Wild den Schritt hin zu einer Bejagung nicht nach den Geweihmerkmalen, sondern nach der körperlichen Konstitution gemacht.“ Er verwies dabei auf die Richtlinien des Landes.

Kreisjägermeister Klaus Rathje (Groß Rönnau) bescheinigte den Mitgliedern des Hochwildringes wieder ein gutes hegerisches Waidwerken und die Umsetzung angepasster Richtlinien. Für jagdlichen Nachwuchs ist gesorgt. Laut Rathje haben bei der diesjährigen Jägerprüfung von 45 Bewerbern 42 Prüflinge bestanden.

Auszeichnungen

Der staatliche Revierleiter im Ruhestand bei den Landesforsten, Lutz Gohle (r.), zeichnete Jäger Sönke Mohr (Rickling-Fehrenbötel) mit der Hegemedaille für den besten Abschuss beim Rotwild aus. Förster Gohle war von 1981 bis 2008 Leiter des Reviers Buchholz und bis zur Pensionierung 2011 des Reviers Glashütte. Seit 25 Jahren hat Gohle beim Hochwildring die Hegeabschüsse beim Rot- und Damwild besprochen. Nun verabschiedete sich der Wild­experte auch hier in den Ruhestand.

Hegemedaillen für die besten Abschüsse im Jagdjahr 2021/2022 erhielten Sönke Mohr (Rickling-Fehrenbötel) beim Rotwild für den Abschuss eines 13-jährigen ungeraden 20-Enders mit einem Geweihgewicht von 11 kg, Werner Buch (Revier Wiesenhof/Hasenmoor) beim Damwild (Alter neun Jahre, Geweihgewicht knapp 4 kg) und Hans-Burkhard Fallmeier (Hartenholm) beim Schwarzwild.

Seit nunmehr 70 Jahren wird, so Vorsitzender Mahnert, in einem „freiwilligen Zusammenschluss das Privileg genossen und gepflegt, gemeinsam Jagd auf Hochwild zu betreiben, mit Achtung und Respekt Wildarten zu hegen, zu erhalten und deren Lebensraum zu fördern“. Dafür dankte Mahnert allen, „welche das mitgestaltet haben und vor uns hier waren“.

Vertragsnaturschutz im Privatwald noch aktiv

Mit dem Vertragsmuster „Privatwald“ hat das Land Schleswig-Holstein sein Angebot im Vertragsnaturschutz im vergangenen Jahr erweitert. Zum 1. Januar 2021 konnten erstmals auch Besitzerinnen und Besitzer von privaten Wäldern am Vertragsnaturschutz teilnehmen. Bislang wurde dieses Angebot in einem Umfang von 760 ha Waldfläche genutzt. Anträge sind auch in diesem Jahr möglich.

Diese Flächen stehen dann für einen Zeitraum von zehn Jahren für den Vertragsnaturschutz zur Verfügung. Damit leisten Privatwaldbesitzende auf freiwilliger Basis einen wichtigen Beitrag, um eine naturschutzorientierte Waldbewirtschaftung im europäischen Netz Natura2000 zu ermöglichen.

Ziel der Richtlinie Vertragsnaturschutz Privatwald ist die Förderung des Erhalts und der Entwicklung von verschiedenen Waldlebensraumtypen (Wald-LRT) innerhalb der schleswig-holsteinischen FFH-Gebiete. Um die einzelnen Wald-LRT zu erhalten und günstige Erhaltungszustände innerhalb der FFH-Gebiete zu erreichen, sind naturschutzfachlich wirksame Maßnahmen nötig, die in den Vertragsmustern „Naturnaher Wald“ und „Lebensraumtypische Baumarten“ formuliert werden.

Mit dem Einstiegsvertragsmuster „Naturnaher Wald“ fördert das Land die am Naturschutz orientierte Bewirtschaftung des Waldes, in der beispielsweise Schonzeiten von März bis August eingehalten und für den Lebensraum untypische Baumarten zurückgedrängt werden.

Das Vertragsmuster „Lebensraumtypische Baumarten“ zielt weiterführend auf eine Optimierung des Waldzustands ab – gemessen am Anteil lebensraumtypischer Gehölzarten durch gezielte Erhöhung des Anteils der für den jeweiligen Wald-LRT charakteristischen Baumarten.

Mit dem Vertragsmuster „Entwicklung eines Waldlebensraumtyps“ ist eine Förderung auf all jenen Waldflächen möglich, in denen Waldlebensraumtypen neu etabliert werden können.

Als Kompensation für daraus resultierende Einschränkungen, für wirtschaftliche Verluste oder zusätzliche Kosten erhalten Waldbesitzende je nach Vertragsmodell zwischen 58 und 200 €/ha Wald.

Das Land Schleswig-Holstein strebt an, die Fläche des Vertragsnaturschutzes im Wald kontinuierlich zu erhöhen, und weist darauf hin, dass auch in diesem Jahr bis zum 1. Juli Anträge für die Teilnahme gestellt werden können. Voraussetzung für die Teilnahme an diesem Programm ist der private Besitz von Waldflächen in einem FFH-Gebiet. Je nach Vertragsmuster müssen die Vertragsflächen in festgellten Wald-LRT oder in potenziellen Wald-LRT liegen. Die Erfassung der Wald-LRT wird durch das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) vorgenommen. Die Existenz von festgestellten Wald-LRT wird im Rahmen der Antragsprüfung durch die Landwirtschaftskammer kontrolliert.

Die Forstabteilung der Landwirtschaftskammer ist für die Umsetzung dieses Vertragsnaturschutzprogramms zuständig. Zunächst ist immer zu prüfen, wie umfangreich die tatsächlichen Flächen der Lebensraumtypen in den Betrieben vorkommen und wo sie liegen. Nach einer entsprechenden Beratung und Antragstellung gilt es, ausreichend viele Habitatbäume zu finden und zu markieren. Hierzu werden farbige, in der Regel weiße Ringe oder ähnlich unverwechselbare Zeichen angebracht. Des Weiteren werden die Bäume einzeln per GPS-Gerät eingemessen. Insgesamt wurden im Rahmen der bereits abgeschlossenen beziehungsweise noch in der Bearbeitung befindlichen Verträge mehr als 4.500 Habitatbäume ausgewiesen.

Die Forstabteilung der Landwirtschaftskammer sucht auch weiterhin interessierte Waldbesitzende mit geeigneten Flächen. Ob die erforderlichen Bedingungen jeweils vorliegen, wird auf Anfrage von der Landwirtschaftskammer geprüft werden.

Ansprechpartner sind die jeweils vor Ort tätigen Bezirksförster oder die Zentrale (Hans Jacobs, Tel.: 0 45 51-95 98-18, hjacobs@lksh.de).

Die Antragsformulare für Verträge mit einem Laufzeitbeginn ab dem 1. Januar 2023 befinden sich im Internet auf der Seite der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein unter https://www.lksh.de/foerderung/forstliche-foerderung

Antragsschluss ist der 1. Juli 2022.

Forstmesse rund um die Wiederbewaldung

Nach Sturmtief „Friederike” und ihren folgenden stürmischen Schwestern, Trockenjahren und Borkenkäfermassenvermehrungen bietet der Wald in vielen Regionen ein Bild des Jammers. Die aktuelle Lage gilt als größte Wiederaufbauaufgabe seit den Nachkriegsjahren. Es lag also auf der Hand, dass das Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik (KWF) seine sechsten Thementage unter das Motto von Wiederbewaldung und Waldumbau stellte.

An drei Tagen zeigten Forstverwaltungen, Unternehmen und Verbände in Jessen in Sachsen-Anhalt Lösungen für die Wälder von morgen. Ein 4,5 km langer Parcours bot die Möglichkeit, sich über die unterschiedlichen Ansätze zu informieren, mit Fachleuten der Branche ins Gespräch zu kommen und in den Foren zu diskutieren. 1.800 Forstleute, Unternehmer und Waldbesitzer nutzen die Möglichkeit, sich auf den Thementagen zu informieren.

Sonderschau klimaresilienter Wald

Am Anfang steht der Standort. Das gilt umso mehr für den Wald, wo eine vom Menschen gesetzte Pflanze nicht ein Jahr oder ein paar Jahre wächst wie in der Landwirtschaft, sondern für Jahrzehnte und Generationen. Daher ist die Kenntnis des Standorts immens wichtig beim Begründen einer neuen Waldgeneration. Sie ermöglicht eine Aussage, welche Baumarten und welche Waldentwicklungs- beziehungsweise Bestandeszieltypen (BZT) dort auf Grundlage der Standortwasserbilanz überhaupt infrage kommen. Das gilt umso mehr auf einem vergleichsweise armen Standort wie in Jessen, wo von Sanden beherrschte Bodentypen dominieren. Sowohl die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt (NW-FVA) als auch die Sonderschau „Klimaresilienter Wald und dessen Umsetzung“ griffen das Thema auf, wie vom Standort über die Planung bis zur konkreten Umsetzung der Waldumbau erfolgreich gestaltet werden kann. Anschaulich wurden die verschiedenen am Standort möglichen BZT wie Kiefer-Douglasie/Küstentanne-Buche oder Kiefer-Laubbäume vorgestellt, inklusive Darstellung der Kosten, der möglichen Pflanzverfahren, Zaunbauvarianten und Möglichkeiten der Bestandesvorbereitung.

Maschinelle Pflanzung

Was in Skandinavien bereits Standard ist, steckt in Deutschland noch in den Kinderschuhen: das maschinelle Setzen von Containerpflanzen durch Mobilbagger. In Finnland werden so beispielsweise Fichte, Douglasie, Kiefer, aber auch Birke gepflanzt. Die Pflanzung mit Wurzelballen im Container reduziert den Pflanzschock, reduziert Feinwurzelverluste bei der Pflanzung, reduziert auch deutlich die Gefahr der „falschen“ Pflanzung (gestauchte, geknickte, verdrehte Wurzeln) und erweitert deutlich das zeitliche Pflanzfenster weit in die Vegetationszeit hinein. Rund 1.000 Bäume schafft ein Bagger pro Tag. Er räumt dabei den Pflanzplatz von Schlagabraum und Gebüsch, legt anschließend den Mineralboden frei, drückt eine Containerpflanze in die Erde und den sie umgebenden Boden fest. Auf der Messe war die Rede von lediglich fünf Pflanzaggregaten, die es derzeit in Deutschland gebe, eines davon auf dem Hof eines Forstmaschinenanbieters. Im Einsatz zu sehen waren Aggregate von Bracke sowie der M-Planter. Benötigt wird für die Pflanzaggregate ein 15-t-Bagger mit 100 kW Leistung.

Händische, eintönige forstliche Tätigkeiten können ermüdend sein und zur Erschöpfung führen – wie die Wertästung, so auch die Pflanzung von Hand. Der Erschöpfung folgt die anhaltende Belastung des Bewegungsapparates bis zu dauerhaften Überlastungen, temporären Ausfällen, Gelenkverschleiß und schlimmstenfalls Invalidität.

In der Industrie ist daher die Verwendung von sogenannten Exo­skeletten (Außenskeletten) schon angekommen, also Vorrichtungen, die bestimmte Bewegungsabläufe unterstützen und zur Entlastung führen. Die Uni Göttingen untersucht, ob und wie sich diese Stützeinrichtungen auch für den Forst umsetzen lassen. Dazu wurde auf den Thementagen die händische Pflanzarbeit mithilfe eines „Paexo“ der Firma Ottobock demonstriert. Bis sich solche Exo­skelette in der Fläche verbreitet haben, dürfte es zwar noch ein Weilchen dauern, das in ihr steckende Potenzial zur Schonung der wertvollen und knappen Ressource Personal hat die Vorrichtung aber bereits gezeigt.

Waldbrandgefahr steigt

Die Waldbrandgefahr steigt mit zunehmender Trockenheit.

Von Kalamitäten betroffene Wälder bergen immer auch ein höheres generelles Risiko eines Waldbrandes, weil abgestorbenes, zum Teil am Boden liegendes Material dem Feuer mehr Futter bietet als lebende Biomasse. Die Sonderschau „Waldbrandmanagement” bot einen Überblick über Möglichkeiten der Waldbrandbekämpfung, aber auch Vorbeugung. Auffälliger Hingucker war das an einem landwirtschaftlichen Schlepper angebaute Wasserfass mit ausfahrbarem Turm, über den eine ferngesteuerte Spritze Wasser tief in brennende oder zu schützende Bestände hinein versprühen kann. Aber auch eine ferngesteuerte Mulchraupe kann bei einem Waldbrand gute Dienste leisten: Aus der Ferne gesteuert befreit sie den Mineralboden von brennbarer organischer Masse und kann so Barrieren anlegen, über die zumindest – abhängig von der Brandschneisenbreite – ein Bodenfeuer bei moderaten Windverhältnissen gestoppt werden kann. Um vor Ort eventuelle Brände schnell bekämpfen zu können, wurden auch spezielle, swimmingpoolähnliche Behälter der Firma Falt-Silo aufgestellt, die mit Fassungsvolumina von 500 bis 55.000 l erhältlich sind und innerhalb von 30 min aufgebaut werden können.

Auf Dienstleistungen rund um Waldbrände hat sich auch Christian Schmidt, Chef der Firma Euro-Waldbrand, spezialisiert. Er berät Kommunen und Organisationen, beschafft geeignetes Material wie Fahrzeuge, Pumpen, Schläuche und Werkzeuge und bildet Einsatzkräfte aus und weiter. Auf den KWF-Thementagen stellte er einen zum Einsatzfahrzeug umgebauten Pick-up vor, mit dem sogar dank Wasservorrat kleine Waldbrände direkt bekämpft werden können. Auch das kontrollierte Brennen von zum Beispiel Heideflächen gehört zum Aufgabenspektrum. Auf seiner Webseite www.euro-wald
brand.de stellt Schmidt kostenlos umfangreiches Wissen zur Waldbrandbekämpfung vor.

Das Gattern von Flächen ist teuer und zeitlich aufwendig, die anschließende Kontrolle ebenso. Wo angepasste Wildbestände allein nicht zum Schutz der Jungbäume ausreichen oder besonders verbissgefährdete Arten gepflanzt wurden, hat sich der Einzelschutz von Bäumen bewährt. Weit über 100 verschiedene Modelle und Varianten unterschiedlichster Materialien gibt es mittlerweile zu kaufen. Die Thementage boten in der wohl größten Schau dieser Art einen umfassenden Überblick. Der Trend geht vor dem Hintergrund des zunehmend kritisch gesehenen Plastikeinsatzes im Wald weg von Kunststoffen und hin zu natürlichen oder zumindest biologisch abbaubaren Materialien.

Interessengemeinschaft Zugpferde

Kaltblüter können nicht nur Holz rücken, sondern auch bestandes- und bodenschonend den Boden für Pflanzungen freilegen.

Nicht immer muss es der Einsatz von Maschinen zur Flächenvorbereitung für die Pflanzung sein. Anschaulich wurde das am Stand der Interessengemeinschaft Zugpferde gezeigt. Dabei bewiesen die Kaltblüter, dass sie weit mehr können als nur Holz rücken, sondern auch bestandes- und bodenschonend den Boden freilegen für die anschließende Pflanzung. Auch kombinierte Verfahren sind mithilfe der Pferdekraft möglich, also beispielsweise die Bodenverwundung mit anschließender Saat. Zum Einsatz kommen solche Verfahren nicht nur in Schutzgebieten, sondern auch dort, wo die Waldeigentümer hinter diesem besonders schonenden Verfahren stehen.

Der Umbau der Wälder wirft immer wieder die Frage auf, welche Baumarten denn überhaupt noch gepflanzt werden können, insbesondere weil es während der zurückliegenden Trockensommer in einigen Regionen Deutschlands nicht nur die Fichte, sondern auch die Buche und andere als Hoffnungsträger geltende Baumarten getroffen hat. Schnell werden in diesem Zusammenhang auch exotische Baumarten genannt, weil man ein trockeneres und wärmeres Klima für Mitteleuropa erwartet. Vergessen darf man aber dabei nicht, dass es trotz aller Anzeichen für Hitze und Dürre und generell mildere Winter auch weiterhin deutliche Frostperioden geben wird und sich spätestens dann die mediterranen Hoffnungsbaumarten verabschieden.

Statt vorschnell neue Baumarten in die Bestände zu pflanzen, ist in diesem Zusammenhang die Kenntnis der Ansprüche dieser Baumarten wichtig, aber auch deren Pflege und spätere Nutzung. Gleich mehrere Landesforstverwaltungen stellten auf den KWF-Thementagen dazu Informationen vor. Besonders hervorzuheben ist hier Nordrhein-Westfalen, das an seinem Stand „Waldbauliche Möglichkeiten in Zeiten des Klimawandels“ auf großen Tafeln und mit Zweigen und Holzmustern Baumarten wie Atlaszeder, Baumhasel, Edelkastanie, Küstentanne, Küstenmammutbaum, Lindenblättrige Birke, Pazifische Edeltanne, Riesenlebensbaum, Riesenmammutbaum, Robinie, Urweltmammutbaum und Westliche Hemlocktanne vorstellte. Nicht minder ansprechend ist das 240 Seiten umfassende Ringbuch „Artensteckbriefe 2.0“ der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA), das in über 33 Baum­artensteckbriefen teils bekannte, teils forstlich recht unbekannte Arten wie Orientbuche, Tulpenbaum und Türkische Tanne vorstellt sowie in einem Ranking für die forstliche Eignung einordnet. Erhältlich ist die Veröffentlichung kostenlos im Download (60 MB) auf der Webseite der FVA.

Ein Pilz schädigt die Eschen

Die heimische Esche (Fraxinus excelsior L.) gehört sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch zu den wertvollsten Baumarten in unseren Wäldern. Als Standort bevorzugt sie nährstoffreiche, feuchte und nasse Böden. Ein eingeschleppter Pilz bedroht derzeit Eschenbestände in ihrem gesamten natürlichen Verbreitungsgebiet, das große Teile Europas umfasst.

Der für den Baum oft tödliche Verlauf der Erkrankung hat zu einem massiven Eschensterben geführt und ist damit zu einem existenzbedrohenden Waldschutzproblem geworden. Da eine direkte Bekämpfung des Pilzes praktisch nicht möglich ist, sind zum Erhalt der Esche spezielle Projekte der Resistenzforschung sowie verschiedene Züchtungsinitiativen in den Vordergrund gerückt. Dazu zählt das im Zeitraum von 2016 bis 2021 durchgeführte Projekt ResEsche, welches hier vorgestellt wird. Res­Esche wurde als Verbundvorhaben des Landesforstes Mecklenburg-Vorpommern und des Thünen-Instituts für Forstgenetik durchgeführt und vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über den Projektträger FNR gefördert.

Schaderreger und Krankheitsbild

Bei dem Erreger des Eschentriebsterbens handelt es sich um einen aus Ostasien nach Europa eingeschleppten Schlauchpilz (Hymenoscyphus fraxineus). Die durch den Pilz verursachte Erkrankung der Esche wurde erstmals 1992 im Nordosten Polens beobachtet. In Deutschland ist die Krankheit erstmals in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 2002 wahrgenommen worden. Mittlerweile hat sich der Pilz rasant über weite Teile Europas ausgebreitet und in großem Umfang Eschenbestände zum Absterben gebracht (Foto 1).

Die nur wenige Millimeter großen, weißen Fruchtkörper des Pilzes entwickeln sich ab Anfang Juni auf den vorjährigen Eschenblattstielen. Sie produzieren enorme Mengen an Sporen, die mit dem Wind verbreitet auf die Blätter der Eschen gelangen und dort keimen. Bei pathogenem Verlauf dringt der Pilz weiter in Mark und Holz der Eschentriebe ein, sodass diese daraufhin meist absterben. Indem jährlich neue Infektionen stattfinden, stirbt die Krone der Esche schrittweise von außen nach innen ab. Neben den Kronenschäden ruft der Pilz nicht selten auch Nekrosen am Stamm und Wurzelhals der Eschen hervor. Außerdem treten bei den durch Pilzbefall geschwächten Eschen regelmäßig Folgeschädlinge auf (zum Beispiel Hallimascharten oder der Eschenbastkäfer), die das Absterben der Esche noch beschleunigen.

Foto 2: Einzelne auffallend vitale Eschen (Bildmitte) in direkter Nachbarschaft zu stark geschädigten oder bereits abgestorbenen Bäumen bilden die Grundlage für die Züchtungsarbeit im Projekt ResEsche.

In Mecklenburg-Vorpommern, dem Projektgebiet, haben Schadensanalysen bereits früh erkennen lassen, dass der Pilz Eschen aller Altersstufen befällt. Vom Standort her sind die vom Pilz verursachten Schäden in Beständen auf Nassstandorten deutlich größer als auf unvernässten Böden. Dies legt nahe, dass eine hohe Bodenfeuchte das Pilzvorkommen begünstigt und sich deshalb der Infektionsdruck erhöht. Weiterhin konnte beobachtet werden, dass sich das Ausmaß der Erkrankung von Jahr zu Jahr ändern kann, was einen Einfluss der Witterung auf das Infektionsgeschehen vermuten lässt. Von ganz besonderer Bedeutung ist die Feststellung, dass auch bei anhaltend hohem Infektionsdruck einige wenige Eschen (geschätzt 1 bis 2 % der Population) nur geringe oder keine eindeutigen Symptome des Eschentriebsterbens zeigen (Foto 2). Daraus leitete sich schon früh die Hoffnung ab, dass diese Bäume über eine zumindest partielle Resistenz gegenüber dem Krankheitserreger verfügen. Zwischenzeitlich konnten darauf ausgerichtete Untersuchungen belegen, dass die beobachtete hohe Widerstandsfähigkeit einzelner Eschen genetisch bedingt und auch vererbbar ist. An diese Erkenntnis knüpft das eingangs erwähnte Projekt ResEsche mit zwei Züchtungsinitiativen an, die mit methodisch unterschiedlichen Ansätzen den Erhalt der Esche zum Ziel haben.

Aufbau einer Samenplantage

Der Ansatz dieser Initiative besteht darin, vegetativ erzeugte Nachkommenschaften von gegenüber dem Pilzbefall widerstandsfähigen Eschen in einer sogenannten Samenplantage zusammenzuführen, um mit dieser in wenigen Jahrzehnten Vermehrungsgut (Saatgut und daraus angezogene Pflanzen) mit starken Resistenzeigenschaften zu erzeugen. Der erste Schritt dafür stellte ein mehrstufiges Auswahlverfahren dar, mit dem gezielt in den bereits länger unter starkem Infektionsdruck stehenden Eschenbeständen die wenigen erkennbar gesund gebliebenen Bäume identifiziert wurden.

Foto 3: Vegetativ vermehrte und auf Resistenz getestete Pfropflinge als Topfpflanzen vor dem Ausbringen auf der Samenplantage Tressow

Unter Berücksichtigung zusätzlicher forstlich relevanter Kriterien (zum Beispiel Qualitätsmerkmale) konnten insgesamt 144 Eschen als sogenannte Plusbäume für die weitere Züchtungsarbeit selektiert werden. Alle Plusbäume sind zunächst mit dem Ziel der Identitätssicherung und zur optimalen Nutzung des genetischen Potenzials mittels Kernmikrosatelliten genetisch charakterisiert worden. Danach wurden aus der Lichtkrone der ausgewählten Bäume jeweils etwa 20 Reiser geworben und diese in Form einer vegetativen Vermehrung auf Unterlagen gepfropft. In einem weiteren Schritt wurden die Pfropflinge vor dem Auspflanzen auf der Plantage mit verschiedenen Methoden (Sporen- und Holzchiptest) auf Pilzresistenz getestet. Dabei konnten 126 der selektierten Plusbäume als Genotyp ihre hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Triebsterben belegen.

Foto 4: Eschen-Samenplantage Tressow im zweiten Standjahr

Für die Anlage der Samenplantage wurde eine 6,7 ha große und bisher als Acker genutzte Fläche ausgewählt (Ort: Tressow, nördlich der Stadt Waren). Dort sind in einem Verband von 6 x 4 m in den Jahren von 2019 bis 2021 von den 126 selektierten Genotypen insgesamt 1.159 Pfropflinge gepflanzt worden (Fotos 3 und 4). Als besondere Schutzmaßnahme bei Spätfrostgefahr wurden den Pflanzen anfänglich Jutesäcke übergestülpt. Auch wurden die Pflanzen in Dürreperioden wiederholt einzeln bewässert. Jährlich findet im September ein wissenschaftliches Monitoring mit der Begutachtung jeder einzelnen Pflanze statt. Im Mittelpunkt dabei steht die Beurteilung ihres Gesundheitszustandes. Bislang musste nur ein Genotyp mit zehn Pflanzen wegen erkennbar unzureichender Pilzresistenz durch Pflanzen eines anderen Genotyps ersetzt werden. Es besteht somit weiterhin die berechtigte Hoffnung, mit der angelegten Plantage künftig Saatgut für gesunde neue Eschengenerationen zu erzeugen.

Anlage einer Nachkommenschaftsprüfung

Mit dieser Initiative wird der Ansatz verfolgt, generativ (das heißt aus Samen) erzeugte Nachkommenschaften von selektierten Plusbäumen im Feldversuch auf Resistenz gegenüber dem Eschentriebsterben zu prüfen. Konkret wurden dafür von 64 Samen tragenden (weiblichen) Plusbäumen jeweils eine kleine Menge an Saatgut (rund 300 Samen je Baum) in Form einer Grünernte geworben. Die Samen sind unmittelbar nach der Ernte getrennt nach den Mutterbäumen in der landeseigenen Forstbaumschule ausgesät worden. Die im Folgejahr gut aufgelaufenen Sämlinge wurden später in Container verschult und bereits in der Baumschule durch Ausstreuen von infektiösem Material zwischen den Anzuchtplatten dem Schaderreger ausgesetzt. Am Ende der Anzuchtphase standen in der Baumschule nahezu 12.000 Pflanzen für die Anlage der Nachkommenschaftsprüfung bereit.

Die für die Prüfung ausgewählte Versuchsfläche (zuvor Ackernutzung) liegt nahe dem Ort Schuenhagen im nördlichen Vorpommern. Bei der Auswahl der Fläche war deren Nähe zu vielen erkrankten Eschenbeständen ein wichtiges Kriterium, um so die zu prüfenden Nachkommenschaften stetig einem hohen Infektionsdruck auszusetzen. Auf der 3 ha großen Fläche wurden insgesamt 989 Parzellen mit jeweils zwölf Pflanzplätzen eingerichtet. In jeder dieser Parzellen finden sich nur Nachkommen eines Mutterbaums, sodass im Durchschnitt jede Nachkommenschaft mit 15 Wiederholungen auf der Fläche vorkommen kann (Fotos 5 und 6).

Die Anordnung des Versuchs bietet zunächst die Möglichkeit, die Resistenz oder Anfälligkeit der Nachkommenschaften tiefgründig zu erforschen und damit die Grundlage für überlegte weitere Züchtungsvorhaben zu schaffen. Darüber hinaus ist es zu einem späteren Zeitpunkt möglich, die Versuchsanlage selbst in eine Samenplantage oder einen Saatgutbestand zu überführen, um damit einen Beitrag für die Versorgung der im Norddeutschen Tiefland ansässigen Forstbetriebe mit krankheitsresistentem Vermehrungsgut zu leisten.

Foto 5: Nachkommenschaftsprüfung Schuenhagen mit über 11.800 Pflanzen, die aufgeteilt auf 989 Parzellen wichtige Erkenntnisse über das Resistenzverhalten der Esche gegenüber dem Schaderreger liefern werden
Foto 6: Eschenpflanze auf der Prüf­fläche Schuenhagen im ersten Standjahr. Mulchplatte und Roggen als Begleitvegetation helfen in der Anwuchsphase. Fotos: Dr. Peter Röhe