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Das Klimapunktemodell macht es Eigentümern von Moorflächen möglich, Geld zu verdienen und gleichzeitig etwas für den Klimaschutz zu tun. Dieses Instrument zur Bewertung und Vergütung von Flächen nach ihrem Klimaschutzpotenzial sei deutschlandweit einzigartig und „made in Schleswig-Holstein“, teilt die Stiftung Naturschutz mit.
Das Klimapunktemodell funktioniert so: In einem ersten Schritt wird für das trockengelegte Moor die mögliche CO2-Einsparung durch Vernässung bewertet und berechnet. Das ergibt die Klimapunkte für die Fläche. Stimmt ein Flächeneigentümer der Vernässung zu, wird das über die Klimapunkte ermittelte Klimaschutzpotenzial in einem zweiten Schritt vergütet. Die Eigentümer verkaufen die Vernässungsrechte, können jedoch Eigentümer der Fläche bleiben. Die Vergütung richtet sich nach den berechneten Klimapunkten der Gesamtfläche, dem CO2-Preis und berücksichtigt einen Zeitraum von dreißig Jahren. In der Regel wird der Preis für den Ankauf über das Klimapunktemodell höher liegen als der Kaufpreis am Flächenmarkt.
Ein Klimapunkt entspricht 1 t Treibhausgas pro Jahr (in CO2-Äquivalenten), die auf einer Moorfläche durch Vernässung eingespart werden kann. Stößt also 1 ha tief entwässerter Maisacker auf Moor heute jedes Jahr 30 t CO2 aus, etwa so viel wie drei Bundesbürger, und könnte das durch Vernässung auf 10 t pro Jahr gesenkt werden, bekäme der Eigentümer dafür 20 Klimapunkte. Das ist das Klimaschutzpotenzial der Fläche. Es ist stark abhängig vom aktuellen Zustand und wird mithilfe des Gest-Modells der Uni Greifswald berechnet.
Dieses neue Instrument folgt dem Trend, Leistungen von Ökosystemen in Wert zu setzen. Das Modell wird seit 2021 in Schleswig-Holstein getestet und nun auf weitere moorreiche Regionen ausgeweitet. Bisher konnten in sechs Pilotgebieten sowohl Eigentümer als auch das Klima vom Klimapunktemodell profitieren. In der nun beginnenden zweiten Phase kommen weitere Gebiete dazu, nach einer erfolgreichen Evaluierung soll das Vergütungsmodell auf ganz Schleswig-Holstein ausgeweitet werden.
– Pilotgebiete Phase I (ab 2021): Stecknitz-Delvenau-Niederung, Duvenseer Moor, Schönberger Niederung, Bargteheider Moor, Miele-Niederung, Teile der Eider-Treene-Sorge-Niederung
– neue Pilotgebiete Phase II (ab 2022): Vaaler Moor, Oberalster-Niederung und Nienwohlder Moor, Seelandmoor, Bokelseßer Moor, Haselunder Moor
Hintergrund
Moore sind die effektivsten Kohlenstoffspeicher der Welt. Sie bedecken nur 3 % der Erdoberfläche, speichern aber doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder zusammen. Das funktioniert allerdings nur, wenn die Moorböden nass sind, sodass die Torfmoose wachsen und CO2 aus der Luft binden können. Heute sind zirka 90 % der deutschen Moore entwässert, um die Flächen zu nutzen. Legt man Moorböden aber trocken, werden sie von Kohlenstoffspeichern zu echten Klimakillern und geben laufend CO2 ab. Ist der gespeicherte Kohlenstoff nicht mehr vom Wasser luftdicht abgeschlossen, verbindet er sich mit dem Sauerstoff der Luft zum Treibhausgas CO2. So kommen fast 7 % der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen aus entwässerten Moorböden. Die Moore in Schleswig-Holstein geben jedes Jahr zirka 2,8 Mio. t CO2-Äquivalente in die Atmosphäre ab, so viel wie der gesamte Pkw-Verkehr im Land. Mit der Umsetzung der Moorvernässungen ist hierzulande die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein betraut worden.
Sind die gegenwärtigen Zeiten schon schlimm, so kommen wohl noch Zeiten auf uns zu, die gar nicht drastisch genug ausgemalt werden können: Gasknappheit, Frieren im Winter, Stromausfall, Hyperinflation, Schuldenberge, Mangel an diesem und jenem und der Rest unbezahlbar. Ein Nachbar hat jetzt 20 Päckchen Salz als Notvorrat gekauft – warum gerade Salz, habe ich nicht verstanden. Dazu kommen Klimawandel und Corona als Dauergefahr. Und als wäre das alles nicht mindestens eine Krise zu viel, wird als Folge von all dem das Auseinanderfallen der Gesellschaft an die Wand gemalt. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) machte den Begriff „Meta-Krise“ publik und befürchtete einen „Volksaufstand“.
Ich glaube, wenn der russische Präsident Wladimir Putin diese Hiobsbotschaften in deutschen Zeitungen liest – und auf irgendeine Weise wird er sie auch lesen –, muss er sich doch sagen: „Wunderbar! So habe ich mir das vorgestellt! Setzen wir noch eins drauf!“
Es liegt mir fern, diese Probleme kleinzureden. Kluge Vorsorge und Strategien sind allemal vonnöten. Und die Menschen in unserem Land, die schon bisher nicht auf Rosen gebettet waren, müssen durch die Solidarität aller in die Lage versetzt werden, ihre gesteigerten Nöte zu bewältigen. Aber bereits im Voraus ein kollektives Untergangsszenario zu zelebrieren, hilft nicht nur nicht weiter, es ist kontraproduktiv.
Die Journalistin Lara Fritzsche schrieb im Magazin der Süddeutschen Zeitung beispielhaft über die Corona-Krise: „Die Warnungen und Vorkehrungen waren inhaltlich nicht falsch, aber ich finde, irgendwann hätte man den Sensiblen und Ängstlicheren mal sagen müssen, dass eine Infektion kein Todesurteil ist.“ Das kann man gut auf Krisen allgemein übertragen.
Szenenwechsel. Als Kind war ich ein leidenschaftlicher Fan der Fix-und-Foxi-Hefte. Sie kamen bei uns meist am Dienstag heraus, manchmal aber Tage später. Wenn ich am Dienstag zum Kaufladen ging, sagte ich mir, um nicht enttäuscht zu sein, das neue Heft sei bestimmt nicht da. Wenn es dann aber so war, war die Enttäuschung unvermindert groß. Die vorsorgliche Erwartung des Schlimmen entlastete die Kinderseele kein Stück.
Lassen wir den Exilrussen und Putin-Kritiker Wladimir Kaminer zu Wort kommen. In seiner Kolumne in den Kieler Nachrichten erinnerte er sich, wie er als junger Geflüchteter in Deutschland von Versicherungsvertretern besucht wurde. „Wir lachten über sie. Wir waren damit beschäftigt, unsere Gegenwart aufzubauen, wir hatten keine Zeit, an die Zukunft zu denken.“ Und weiter: „Die Zukunftsangst ist eine Volkskrankheit der Deutschen. Sie kann leicht gegen das Land verwendet werden.“ In einer anderen Kolumne beschreibt er, wie ukrainische Bürger im Meer bei Odessa baden gehen, obwohl der Hafen vermint ist. „Die Menschen wollen ins Wasser, sie wollen leben.“ Nicht dass das zum Nachmachen anregen soll, aber wir wissen doch: Viele Menschen auf der Welt leben in viel schlimmeren Zuständen als wir. Sollten wir von ihrer oft dennoch starken Hoffnung, ihrem Lebenswillen noch etwas zu lernen haben?
Klug und besonnen vorsorgen, aber nicht Bange machen lassen und die Lebensfreude nicht verlieren, das sollte unsere grundlegende Haltung sein. Nicht alles Befürchtete tritt ein, und manches tritt anders ein als erwartet und verlangt ungeplante Reaktion. Und vor allem: Halten wir zusammen, als Gesellschaft und als Gemeinschaft! Die Zukunft ist offen. Erwarten wir sie, statt sie zu fürchten!
Stilllegung ja oder nein? Die Sonder-AMK (Agrarministerkonferenz) endete vorige Woche mit verschiedenen Protokollerklärungen und offenen Fragen zur temporären Ausnahme bei den Umweltstandards GLÖZ 7 und 8. Das komplette Interview gibt es ab morgen in der Bauernblatt-App und auf bauernblatt.com
An dieser Stelle gibt es bereits ein Kurzinterview mit Minister Werner Schwarz:
Rund 70 Leute kamen in die Mehrzweckhalle in Merkendorf, um sich auf die Spenderliegen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) zu legen und mit jeweils einem halben Liter Blut Patienten lebenswichtige Unterstützung in der Region zu leisten. Die Initiative zu dieser besonderen Aktion kam von den Mitgliedern der Landjugend Neustadt in Holstein und Umgebung.
Marlow Deckert, Vorstandsmitglied der LJG Neustadt, half beim Aufbau der Spendenstation und war erster Spender des Tages.
Das Team um Vorstandsmitglied Jenny Suhr organisierte nicht nur die Location für die Aktion, es unterstützte auch beim Aufbau der Spendenstation und besetzte die Spenderanmeldung und die Ausgabe der Imbissbeutel nach der Blutspende. Die Werbung für den Termin ließ die Landjugend zu einem großen Teil über die Sozialen Medien und per WhatsApp laufen. „Wir haben erfreulicherweise auch sehr viele Erstspender mit unserem Aufruf erreicht“, freut sich Jenny Suhr. „Gemeinnütziges Engagement ist uns wichtig, denn wir können viel mehr als Partys feiern.“
Sarah-Sophie Thun (li.) und Swantje Kloth von der Landjugend Neustadt halfen bei der Imbissausgabe.
Die 23-Jährige bedankte sich nicht nur bei allen Spendern des Tages, sondern auch bei Merkendorfs Bürgermeister Rainer Holz, der der Nutzung der Halle für die Aktion sofort zugestimmt hatte. „Dafür möchten wir der Gemeinde gern etwas zurückgeben. Der Betrag, den das DRK zur Deckung der Kosten pro Blutspender zahlt, geht von uns als Spende an den Kindergarten Merkendorf. Wir freuen uns, dass wir auf diese Weise doppelt Gutes tun können“, so Jenny Suhr. Wichtig war den Landjugendlichen, den Termin vor die Erntezeit zu legen. Eine große Zahl von Spendenneulingen kam aus den Reihen der Landjugend selbst.
Dass der Termin gleichzeitig vor Beginn der Sommerferien lag, brachte auch für das DRK einen wichtigen Vorteil. „Bevor viele potenzielle Spender urlaubsbedingt nicht mehr vor Ort sind, müssen wir unsere Depots, so gut es geht, mit den teilweise nur wenige Tage haltbaren Blutpräparaten füllen“, erklärte Till Quint, Referent für Öffentlichkeitsarbeit beim DRK-Blutspendedienst. Er hat zudem wichtig Hinweise für alle, die auch gern mit einer Blutspende helfen wollen: Vier Wochen nach der Genesung von einer durchgemachten Corona-Infektion sei wieder eine Blutspende möglich, bei einem leichten Krankheitsverlauf ohne Fieber bereits sieben Tage nach Symptomfreiheit. Wer Spendentermine in seiner Region suche, könne sich unter der kostenlosen Hotline 08 00-1 19 49 11 melden.
Bereits zum zehnten Mal fanden die Pellwormer Rosen- und Gartentage statt. Der Termin passte perfekt, denn die Insel war praktisch ein Rosenblütenmeer. Die Pellwormer LandFrauen beteiligten sich an der Gestaltung des Rahmenprogramms und boten eine Rosenkochkurs an.
Für die Garten- und Rosentage engagieren sich viele Einwohner der Insel, hier (v. li.) Trachtentänzerin Martina Edlefsen, Sinje Lucht, Vorsitzende des LandFrauenvereins, Diana Johns, Mitarbeiterin des Kur- und Tourismusservices, Bürgermeisterin Astrid Korth sowie Steffi und Ernst-August Thams vom Hofladen Thams. Foto: Leah Marie Thams
Rosen wachsen gerne auf der Insel Pellworm, denn der Wind hält die Pflanzen trocken, sodass es wenig Pilz- und Ungezieferprobleme gibt. Und die vielen Sonnenstunden tun ihr Übriges. Die Pellwormer, darunter viele LandFrauen, öffnen deshalb gern ihre prächtigen Rosengärten und empfingen die Besucher bei wunderschönem Wetter aber auch in ihren Nutz- und Mensagärten. Letztere luden zum Verweilen und auch zu kleinen Erfrischungen ein.
Die sechstägige Veranstaltung wurde von einem Rahmenprogramm mit Vorträgen, Kino, informativen Fahrradtouren und Autorenlesungen begleitet. Außerdem öffnete Familie Thams ihren Hof für den großen Rosenmarkt mit Rosenverlosung. Viele kleine Verkaufsstände – außen und in den Scheunen –, Trachtentanz, Oldtimerlandmaschinen, Ponyreiten und Bernsteinschleifen, eine Dixieland-Jazzband sowie Kaffee und Kuchen von den LandFrauen, Insel-Eis, Fischbrötchen, Grillwurst und selbst gemachte Limo bereicherten das Angebot.
Die diesjährige Rose ,Pellwormer Landfruuns‘ wurde den LandFrauen nachträglich zum 50-jährigen Bestehen des Vereins gewidmet. Sie zeichnet sich durch Sonnenfarbe und Maracujaduft aus und wird von Bienen und anderen Insekten fleißig besucht. Wegen ihres besonderen Aromas, das an die Passionsfrucht erinnert, sind die Blüten der Edelrose sehr gut für die Zubereitung von Rosendesserts, Likören und Rosengelees geeignet.
„Sommerzeitzeit ist Grillzeit und sorgt für steigende Schweinepreise“ – diese einfache Formel war in der Vor-Corona-Zeit noch eine gültige Regel.
Von Februar bis Oktober waren in der Marktberichterstattung das Wetter und mögliche Umsätze mit Nackensteaks und Bratwurst ein festes Thema. Mittlerweile sind jedoch weitere dazugekommen: Neue Haltungsvorschriften, Afrikanische Schweinepest, Exporteinschränkungen, der Ukraine-Krieg, Kostenexplosion und eine rückläufige Schweinefleischnachfrage haben die Lage zu einer Multikrise ausgeweitet. Die Auswirkungen sind drastisch. Nach den Zahlen der Mai-Viehzählung ist die Zahl der Schweine haltenden Betriebe in Schleswig-Holstein binnen Jahresfrist von 710 auf 600 Unternehmen gesunken.
Die Zahl der gehaltenen Schweine sank in diesem Zeitraum um 12 %, der Sauenbestand im Land hat sich um 14 % verringert. Auch wenn viele Ställe eventuell nur vorübergehend leer stehen, deutet sich ein Strukturbruch an. Dieser hat Einfluss auch auf andere Bereiche wie Futtermittelfirmen, Viehhandel und Schlachtereien. Im Schlachtschweinehandel bewegt sich der Basispreis seit März in einem Bereich zwischen 1,75 und 1,95 €/kg SG. Dies ist ein vergleichsweise hohes Preisniveau. Angesichts der deutlich gestiegenen Produktionskosten, vor allem für Mischfutter, reicht dieser Kurs jedoch bei Weitem nicht für eine rentable Schweinemast aus. Bei nahezu verdoppelten Mischfutterpreisen ist eigentlich ein Basispreis für Schweine von über 2 €/kg SG notwendig. Zuletzt haben die Schlachtbetriebe jedoch eher noch versucht, den Erlös zu drücken, und haben Schweine oft nur zu reduzierten Hauspreisen eingekauft.
Die rückläufigen Schweinebestände zeigen jedoch mittlerweile Wirkung. Das Angebot ist mittlerweile so gering, dass die Schlachtbetriebe oft nur mit geringer Auslastung arbeiten. Obwohl die Fleischgeschäfte weiter zäh laufen, werden seit der letzten Juliwoche keine reduzierten Hauspreise mehr genannt.
Die verbliebenen Idealisten der Schweinehaltung hoffen jetzt, dass der Basispreis demnächst wieder steigt. Dazu kommt, dass durch die neue Getreideernte auch die Mischfutterkurse wieder sinken. Damit wäre eine wenigstens zum Teil kostendeckende Schweinemast möglich.
Es stehen Wahlen an im Bauernverband Schleswig-Holstein – von der Orts- über die Bezirks- und Kreisebene bis zum Landesvorstand. Viele Amtsinhaber treten nicht mehr an. Deshalb werden vor allem junge Landwirtinnen und Landwirte gesucht, die bereit sind, sich im Ehrenamt des Verbandes zu engagieren. Das Bauernblatt hat die Kreisvorsitzenden nach ihren Erfahrungen befragt – und warum sich das Ehrenamt auch für einen selbt lohnt.
Karen Clausen-Franzen (60) führt in Sollerup im westlichen Kreis Schleswig-Flensburg einen Milchviehbetrieb mit 80 Kühen und weiblicher Nachzucht und fünf Galloways zur Weidepflege. 54 ha werden für Futterbau und Eigenversorgung bewirtschaftet. Clausen-Franzen ist seit 1997 im Bauernverband aktiv und war im Alter von 35 Jahren als Bezirksvorsitzende „gleich durchgestartet“, kam im selben Jahr in den Kreisvorstand. Seit zehn Jahren ist sie Kreisvorsitzende, und sie ist Mitglied im Landesvorstand.
„Ich bin von zu Hause vorgeprägt, dass man mit Politik und Verwaltung zu tun hat, die Politiker saßen bei uns auf dem Sofa“, erzählt sie. Auch Kultur wurde im Elternhaus großgeschrieben – Clausen-Franzen engagiert sich auch heute für Landeskultur und Öffentlichkeitsarbeit. Zum Beispiel organisierte sie mit dem Dorfmuseum Unewatt einen Austausch von deutschen und dänischen Auszubildenden in der Landwirtschaft mit anschließender Präsentation.
Was hat sie persönlich im Ehrenamt bereichert? „Man lernt Menschen kennen, die man sonst nicht getroffen hätte, – Kreisvorsitzende aus dem ganzen Bundesgebiet, Kollegen außerhalb Deutschlands“, sagt sie. „Man sieht zum Beispiel, wie in Berlin gearbeitet wird, und versteht dadurch Entscheidungen besser.“
Clausen-Franzen ist bisher die einzige Frau unter den Kreisvorsitzenden und im Landesvorstand des Bauernverbands Schleswig-Holstein. Sie arbeitet im Unternehmerinnenausschuss des DBV mit und setzt sich dafür ein, dass mehr Bäuerinnen im Verband vertreten sind. „Vor 15 Jahren gab es fünf Kreisvorsitzende im Bundesgebiet, in den vergangenen Jahren sind es zwischen 15 und 20 geworden, das möchte ich weiter bearbeiten.“
Kinder- und Altenbetreuung – eine klassische Frauenrolle – sollten in der Familie gemeinsam gelöst werden, wie es aber junge Leute heute auch vielfach täten. Spezielle frauenspezifische Themen in der Landwirtschaft sieht sie jedoch eher nicht. „Die Themen sind keine anderen als in männlich geprägten Runden. Es sollte einfach normal werden, dass das Geschlecht keine Rolle spielt, ob man einen Posten besetzt.“
Zum Zeitmanagement ist ihre Einstellung: „Der Betrieb darf nicht leiden, aber anderes kann auch mal liegen bleiben.“ Eine gewisse Reisefreudigkeit brauche man, und so ein Abend könne schon mal länger werden. Man müsse sich eben immer wieder entscheiden und Prioritäten setzen.
Ansonsten lautet ihr Appell an junge Männer und Frauen kurz und knapp: „Ran an den Speck!“
Der Input wiegt den Aufwand bei Weitem auf
Joachim Becker, KBV Steinburg
Joachim Becker Foto: Ida Sieh, kbv
Joachim Becker (47) führt einen ökologisch wirtschaftenden Milchviehbetrieb mit 120 Kühen und Nachzucht und 140 ha Fläche für Getreide und Futterbau im Ortsteil Westermühlen von Ottenbüttel im Kreis Steinburg. „Das ist heute überhaupt kein Problem im Bauernverband, früher war das eher nicht so“, ist seine Erfahrung. Im landwirtschaftlich bezogenen Ehrenamt ist er seit seiner Lehrzeit tätig, etwa seit 20 Jahren. Seit fünf Jahren ist er Kreisvorsitzender im Bauernverband, er stellt sich wieder zur Wahl. Außerdem ist er Mitglied im erweiterten Landesvorstand.
„Mitgestalten und Neugier“ bringt Becker seine Motivation auf den Punkt. „Wenn man sich über etwas ärgert oder etwas kritisiert, nutzt es nichts, in einer Blockadehaltung zu verharren. Dann muss man auch in die Verantwortung gehen, und das kann man besser in einem frühen Zeitraum, wo man noch Möglichkeiten dazu hat.“
Dazu biete der Verband sehr gute Voraussetzungen, da man durch den Informationsfluss, den man dort erhalte, früher gesellschaftliche und politische Entwicklungen und Zusammenhänge erkennen könne. „Man kann Dinge besser verstehen, wenn man hinter die Kulissen guckt.“ Das bringe auch etwas für den eigenen Betrieb. Und man erhalte einen Weitblick, der dazu führt, „die eigene Blase zu verlassen, in der ich unterwegs bin“.
Becker begrüßt es, dass der Verband heute eine „Politik des Türenöffnens und Miteinanders“ betreibt und dabei eine klare Linie fährt, was für den Berufsstand wichtig ist. Als Beispiel nennt er die großen Bauprojekte in der Marsch mit schweren Eingriffen in die Böden, was Komplikationen für die landwirtschaftliche Bewirtschaftung nach sich ziehe. „Wir sind der Kreis mit dem höchsten Grünlandanteil.“
Die Sorge, dass unter dem Engagement für den Verband die Arbeit auf dem eigenen Betrieb leide, möchte er jungen Landwirten nehmen. „Der Input, den man dort erhält, ist gar nicht zu bezahlen, der wiegt den Aufwand bei Weitem auf.
„Wir müssen uns eingestehen, dass wir uns verändern müssen“
Thomas Hansen, KBV Husum-Eiderstedt
Thomas Hansen (58) hält in Viöl im südlichen Kreis Nordfriesland 70 Milchkühe mit Nachzucht und Bullenmast und bewirtschaftet gut 80 ha. Im Verband ist er seit mindestens 25 Jahren aktiv, angefangen als Ortsvertrauensmann, gleich darauf im Kreishauptausschuss. Kreisvorsitzender ist er seit etwa einem Jahr als Nachfolger von Melf Melfsen, der diesen Übergang wollte (siehe unten). Zusätzlich ist er stellvertretender Vorsteher im Wasser- und Bodenverband und Mitglied im Gesundheits- und Serviceausschuss der SVLFG. Hansen stellt sich wieder zur Wahl als Kreisvorsitzender – dann für den fusionierten Kreisbauernverband Nordfriesland. Die Fusion ist für ihn der richtige Schritt. „Es macht vieles einfacher. Wir haben ja nur eine Kreisverwaltung.“ Hansen ist auch Mitglied im Landesvorstand.
„Wenn ich ehrlich bin, bin ich damals ziemlich blauäugig eingestiegen“, sagt er. „Ich bin immer zu den Bezirksversammlungen gegangen, wurde vorgeschlagen, habe reingeschnuppert, es hat mir Spaß gemacht.“ Man habe viel Austausch mit Berufskollegen, könne Fragen stellen und bekomme einen kleinen Wissensvorsprung. Am Anfang sei das Ehrenamt noch zeitlich überschaubar, „es ist kein Zeitfresser“, sieht er es eher locker.
Thomas Hansen am Maisfeld Foto: Tonio Keller
Verändert habe sich die Diskussionskultur im Verband. Früher sei man raubeiniger miteinerander umgegangen, nicht nur mit politischen Gegnern, sondern auch untereinander. „Wir brauchen sachliche Diskussionen, keine Verteidigungshaltung“, sagt er. „Wir müssen uns eingestehen, dass wir uns verändern müssen, wie wir es auch von anderen verlangen. Mit dem Finger auf andere zeigen, ist der falsche Weg.“
Dass man heute weniger persönlich miteinander rede, bedauert Hansen. Die Kommunikation über Soziale Medien falle zwar leichter, weil sie schneller und anonymer sei, aber „man braucht auch ein Gegenüber“. Regelmäßig gebe es deshalb im Kreisverband einen Klönschnackabend mit den Ortsvertrauensleuten, und Bezirksversammlungen werden auch auf Pellworm durchgeführt, um den Bauern dort gerecht zu werden.
Junge Leute sollten einfach mal reinschnuppern ins Ehrenamt. „Man bricht sich kein Bein dabei. Nach fünf Jahren weiß man, ob das was für einen ist.“
Melf Melfsen (67) ist der älteste KBV-Vorsitzende dieser Serie und der einzige von ihnen, der nicht mehr im Amt ist. Doch da er erst vor einem Jahr zurücktrat, hat er die jetzige Wahlperiode entscheidend mitgeprägt. „Es war mir wichtig, dass rechtzeitig ein Nachfolger durch reguläre Wahl ins Amt kommt“, sagt er. Er war sechs Jahre Kreisvorsitzender – auch er kam unter ähnlichen Umständen während der Wahlperiode ins Amt: „Es ist guter Stil, wenn der Vorgänger den Nachfolger vorschlägt, anstatt zu sagen: ,Nun seht zu, dass ihr einen findet!‘“
Sein Betrieb als GbR liegt im Ortsteil Büttjebüll von Bordelum in Nordfriesland und umfasst 200 melkende Kühe und 200 ha Land, die Betriebsleitung hat ein Sohn. Eines seiner Hobbys ist sein schöner Garten. Aktiv im Bauernverband war Melfsen etwa 25 Jahre, ansonsten war er ehrenamtlicher Richter und im Gemeinderat.
„Mit 30 Jahren kam ich in den vlf, da war die fachliche Weiterbildung das Motiv“, erinnert er sich. „Ich stellte aber sehr bald fest, dass man sich auch politisch einbringen muss, und das geht nur über den Bauernverband.“
Viel liegt ihm daran, dass auch Naturschützer die Argumente der Bauern verstehen. „Ein Filmemacher fragte mal im Naturschutzverband nach einem Gewährsmann aus der Landwirtschaft. Sie sagten ihm dort: ,Reden Sie mit Melf Melfsen, der redet auch mit uns.‘ Das war für mich ein Zeichen, dass ich ernst genommen wurde.“ Versteht er umgekehrt auch die Argumente der Naturschützer? „Verstehen kann ich sie oft, aber teilen nicht immer.“
Melfsen blickt auf eine lange Zeit mit drastischen Veränderungen in der Landwirtschaft zurück. Die Freiheit seines Vaters, mit wenig Papier zu wirtschaften, sei nicht mehr da. Doch man solle nicht gegen die Vorschriften kämpfen, sondern sie „umdenken“, wie er es ausdrückt. Auch von massiven Protesten hält er nichts. „Sie wirken nicht. Das Mitleid der Öffentlichkeit hält nicht lange, und dann kippt es.“
Ein zeitliches Problem im Ehrenamt sieht er nicht, gerade mit digitaler Technik sei das zu händeln. „Junge Leute müssen ran. Sie denken anders als wir Alten, haben eine andere Wahrnehmung. Und nur sie halten den Berufsstand am Leben.“
Melf Melfsen pflegt seinen schönen Garten mit Wildblumen, das Tor hat er selbst gebaut. Foto: Tonio Keller
Die deutschen Dressurreiterinnen haben bei der Nachwuchs-Europameisterschaft in Großbritannien zweimal Mannschaftsgold gewonnen. Sowohl das U18- als auch das U21-Team um Bundestrainer Hans-Heinrich Meyer zu Strohen sicherte sich den Sieg in der Mannschaftswertung, und das vor allem durch die starken Leistungen der Schwestern Allegra und Helena Schmitz-Morkramer, die außerdem eine weitere Goldmedaille in der Kür sowie jeweils Gold im Einzel holten.
„Das war überragend“, freute sich Hans-Heinrich Meyer zu Strohen, Bundestrainer der Junioren und Jungen Reiter. Mit einer starken Galopptour erkämpfte sich die Hamburgerin Allegra Schmitz-Morkramer mit ihrem Hannoveraner Libertad 75,758 % und damit das beste Ergebnis der Prüfung.
Das Paar hatte sich bereits beim Preis der Besten den Sieg gesichert, sich bei den Future Champions in Hagen in Topform gezeigt und diese auch bei der Europameisterschaft (EM) unter Beweis gestellt. „Die beiden sind in Topform und haben ein tolles Gesamtbild abgegeben. Vor Allegras Ritt war viel los am Viereckrand. Libertad war durch den Applaus und die Unruhe im Publikum kurz aufgeregt, aber Allegra hat unheimlich starke Nerven gezeigt und ihr Pferd toll durch die Prüfung geführt“, sagte der Bundestrainer.
Generell sei es eine Herausforderung, dass die beiden Altersklassen bei der EM ihre Prüfungen zeitgleich auf nebeneinander liegenden Vierecken absolvierten. Das bringe eben etwas mehr Unruhe mit sich, was aber alle ganz gut meisterten. Mit Allegra im Team war auch Rose Oatley, die bei ihrem ersten Championat in der Altersklasse der Junioren eine erfolgreiche Premiere feierte. Die Schülerin aus Lütjensee, Kreis Stormarn, war im vergangenen Jahr noch dreifache Pony-Europameisterin geworden. Nun saß sie im Sattel des zehnjährigen Hengstes Veneno. Die beiden erhielten hohe Noten für den Gesamteindruck und haben noch Potenzial im Schritt und Halten – 73,303 %. Auch die U21-Mannschaft sicherte sich Mannschaftsgold. Dabei tat es Helena Schmitz-Morkramer ihrer jüngeren Schwester gleich: Mit DSP Lifestyle lieferte die Hamburgerin das beste Ergebnis der Mannschaftsaufgabe bei den Jungen Reitern ab. Das Paar gehörte bereits 2021 zum deutschen Team, das bei der U21-Europameisterschaft in Oliva Mannschaftssilber hinter den Niederlanden gewonnen hatte.
Für die Schwestern Helena und Allegra war es die erste Europameisterschaft, bei der sie gemeinsam an den Start gingen, wenn auch in unterschiedlichen Altersklassen. Und diese EM werden sie wohl in bester Erinnerung behalten, denn die beiden zeigten weiter Spitzenleistungen. Nach Mannschaftsgold bei den Junioren und Jungen Reitern sicherten sie sich auch die Goldmedaillen in der Einzelwertung ihrer jeweiligen Altersklassen.
Die 16-jährige Allegra und der zwölfjährige Libertad lieferten mit 77,030 % eine sehr überzeugende Vorstellung ab und sicherten sich damit den Sieg. Auch in ihre abschließende Kür starteten die beiden stark. Der Hannoveraner Wallach erschrak jedoch im Schulterherein, sodass hier wichtige Punkte fehlten. Mit 76,52 % wurde es Rang vier für das Paar aus Hamburg.
Die 20-jährige Helena Schmitz-Morkramer erritt in Großbritannien ihre erste Einzelmedaille bei einem Championat, doch es sollte nicht die letzte sein. In der abschließenden Kür zeigte sie noch einmal, dass mit ihr und DSP Lifestyle gerechnet werden muss. Das Ergebnis lautete 80,419 %. Hohe Noten ernteten die beiden in den Punkten „Musik und Interpretation“ sowie „Harmonie zwischen Reiterin und Pferd“, die in der Kür sogar vierfach gewertet werden. Kleine Fehler in den Galoppwechseln kosteten noch ein paar Punkte, doch es reichte für den Sieg.
fn
Säuerlich-süße, aromatische Brombeeren reifen derzeit am Waldrand und im Garten. Hier werden meist die stachellosen Kultursorten bevorzugt, die pflegeleicht an Spanndrähten oder Holzgerüsten wachsen. So mancher Gärtner schätzt jedoch die anspruchslosen, bestachelten Sorten, deren Früchte das beste Aroma aufweisen sollen. Diese individuelle Geschmacksfrage lässt sich mit dem Anbau beider Varianten leicht beantworten.
Es empfiehlt sich jedoch, mit der Neupflanzung bis zum Frühjahr zu warten, auch wenn im Gartenmarkt derzeit getopfte Sträucher angeboten werden. Frühjahrspflanzungen wachsen bis zum Winter gut ein. Ihre neuen Triebe sind bis dahin vollständig ausgereift, das schützt sie besser vor dem Frost. Wer jedoch nicht warten mag und noch in diesem Jahr pflanzen möchte, gibt sowohl dem Wurzelbereich als auch den Trieben etwas Winterschutz. Gut geeignet ist eine Abdeckung mit Nadelzweigen. Vor dem Kauf lohnt sich ein genauer Blick auf die Pflanze. Sie sollte mindestens drei gesunde Grundtriebe aufweisen. Auch eine Inspektion des Wurzelballens ist sinnvoll. Beim Herausziehen aus dem Topf sollte keine Erde abfallen, andererseits dürfen sich am Topfboden noch keine Drehwurzeln gebildet haben. Sie verlaufen unverzweigt um den Wurzelballen herum und weisen darauf hin, dass die Pflanze schon zu lange in diesem Topf steht.
Bei der Pflanzung kommen die Triebknospen am Wurzelhals unter die Erde und die vorhandenen Ruten werden auf 40 cm Länge gekürzt. Die Brombeere stellt deutlich geringere Ansprüche an den Boden als die Himbeere. Sie wächst auf leichtem und sogar etwas schwerem Boden, solange er eine tiefgründige, humose Beschaffenheit aufweist. Eine gute Versorgung mit Kompost und ein warmer, windgeschützter Standort sind von Vorteil. Beides begünstigt die Fruchtausreifung der späten Sorten und lässt frostempfindlichere Exemplare den Winter besser überstehen. Die Frosthärte ist zum einen sortenabhängig, andererseits müssen die neuen Triebe aber auch bis zum Winter ausreifen können. Daher dürfen ab Mitte Juli keine Nährstoffe mehr gegeben werden. Bewährt hat sich die einmalige Versorgung mit reifem Kompost oder einem Beerendünger nach Packungsanweisung im Frühjahr.
Erziehung und Schnitt der Brombeerruten erleichtern die Ernte. Foto: Karin Stern
Brombeeren pflanzt man an Zäunen oder Gerüsten mit quer gespannten, starken Drähten. Der Abstand zwischen den Spanndrähten sollte etwa 40 bis 50 cm betragen. Der erste Draht verläuft zirka 50 cm über dem Boden. Bei der sogenannten Fächererziehung sind kürzere Abstände von Vorteil, weil dann die Ruten nicht befestigt, sondern einfach durch die Drähte „gewebt“ werden. Im Laufe des Sommers bilden sich junge Triebe, an denen im nächsten Jahr die selbstfruchtbaren Blüten erscheinen. Besonders praktisch ist es, die jungen Ruten (nur die kräftigsten stehen lassen, fünf bis sieben genügen pro Pflanze) am Spalier nach links zu leiten und die bereits bei der Pflanzung vorhandenen Ruten nach rechts zu führen. Das erleichtert den notwendigen Schnitt. Dabei kürzt man die aus den Blattachseln wachsenden Seitentriebe auf zwei bis vier Knospen ein. Dies hält die Sträucher übersichtlich, verbessert die Fruchtqualität und verhindert ein heilloses Rankenwirrwarr. Die abgetragenen Ruten sind im Herbst dicht über dem Boden herauszuschneiden, sie sterben ohnehin ab. In der Reihe halten die rankenden Sorten je nach Wuchskraft einen Abstand von 2,5 bis 3,5 m. Bei straff aufrecht wachsenden Sorten genügen 0,75 m. Es ist ratsam, den Boden mit Rindenmulch zu bedecken. Ersatzweise eignet sich auch Rasenschnitt, wenn er laufend erneuert wird. Der Mulch hält die von den Brombeeren so geschätzte Feuchtigkeit im Boden.
Von der Brombeergallmücke befallene Beeren sind leider ungenießbar. Foto: Karin Stern
Probleme bereitet hin und wieder die Brombeergallmilbe. Dieser Schädling überwintert in den Blattachseln und sticht im Frühjahr die Blüten an. Befallene Früchte reifen ganz oder teilweise nicht aus, bleiben rot und sind ungenießbar. Die Bekämpfung mit einem zugelassenen Präparat auf Rapsölbasis ist fast unvermeidlich, da sich der Befall andernfalls von Jahr zu Jahr verschlimmert.
Abschließend ein Tipp für die Ernte: Schwarz gefärbte Brombeeren sind noch nicht unbedingt pflückreif. Das beste Aroma weisen Brombeeren auf, wenn sie sich beim Pflücken leicht lösen, sozusagen bei Berührung in die Hand fallen.
Trotz Inflation, wirtschaftlicher Einbußen durch den Ukraine-Krieg und der noch immer anhaltendenden Corona-Pandemie macht der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) eine „ungebrochene Verbrauchertreue“ bei Bio aus. „Auch die Bauern, Herstellerinnen und der Lebensmittelhandel halten an Öko als wegweisende Landwirtschaft der Zukunft fest“, berichtete die BÖLW-Vorstandvorsitzende, Tina Andres, vergangene Woche bei der Eröffnungspressekonferenz der BioFach in Nürnberg.
An Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) appellierte Andres, jetzt die Weichen in Richtung Bio zu stellen. Die Kunden legten mit ihrem Konsumverhalten vor, und nun müsse die Politik mitziehen. Andres wies darauf hin, dass sich der deutsche Biomarkt in den aktuell unruhigen Zeiten sehr robust und zuverlässig zeige. In den ersten fünf Monaten 2022 hätten die Verbraucher rund 35 % mehr für Bio-Frischeprodukte ausgegeben als im gleichen Zeitraum von 2019, also vor der Corona-Pandemie. Allerdings seien die Umsätze des Lebensmittelhandels im ersten Halbjahr 2022 insgesamt rückläufig gewesen. Umso wichtiger sei es jetzt, dass die Verantwortlichen in EU, Bund und Ländern den Biosektor ebenso unterstützten wie Solar, Wind oder Wasser im Energiebereich.
Nach den Worten der BÖLW-Vorstandschefin zeigt der Blick auf 2022 und die vergangenen Jahre, dass das in der Farm-to-Fork-Strategie gesetzte 30-%-Bioziel bis 2030 erreichbar ist. Damit in Zukunft genügend Unternehmen die „Bio-Chance“ nutzen könnten, müsse die Politik die Signale entschieden auf Nachhaltigkeit stellen „Die grundsätzlich hohe Umstellungsbereitschaft auf Ökolandwirtschaft kann auch aufgrund der unklaren Rahmenbedingungen aktuell nicht ausreichend wirksam werden“, beklagte Andres. Deshalb müsse Özdemir dafür sorgen, dass bei der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) die erforderlichen Mittel eingeplant würden, um 30 % Ökolandbau zu erreichen.
„Dass die finanziellen Anreize zur Umstellung auf Bio erhöht werden, ist wichtig, um die Leistungen von Bio für Klima, Biodiversität und saubere Gewässer angemessen zu honorieren“, pflichtete BÖLW-Geschäftsführer Peter Röhrig bei. „Wichtig ist, dass die EU-Kommission gerade in dieser Zeit der multiplen Krisen an der Umsetzung der Farm-to-Fork-Strategie und den Zielen für die Pestizidreduktion im speziellen festhält“, forderte Röhrig. Mehr denn je zeigten die Klimakatastrophe, das rapide Artensterben wie auch die Folgen des Ukraine-Krieges, dass eine resiliente, umweltverträgliche und von chemisch-synthetischen Betriebsmitteln unabhängige Landwirtschaft gebraucht werde. age