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Getreideabkommen um 120 Tage verlängert

Marktüberblick
Von Judith Wahl, LK-Markt
Foto: Imago

Seit vorigem Freitag steht es fest – das Abkommen über den Getreidetransport durch den humanitären Korridor im Schwarzen Meer geht in die Verlängerung. Immerhin liefen in Friedenszeiten mehr als 90 % der Exporte aus der Ukraine über diesen Seeweg. In der Saison 2022/23 lagen die Getreideexporte bei knapp 16,2 Mio. t, was einem Minus von 31,7 % im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt entspricht. Die rund sechsmonatige Blockade wurde Ende Juli aufgehoben und dies nun verlängert.

Unterstützend wirkten bei den langwierigen Verhandlungen die Vereinten Nationen (UN) und die Türkei. Dem Wunsch der Ukraine, den „Getreidedeal“ um ein ganzes Jahr zu verlängern, wurde nicht gefolgt. Auch ein zusätzlicher Hafen kam nicht dazu, so bleibt es zumindest vorerst bei den bisherigen drei Häfen Odessa, Tschornomorsk und Pivdennyi.

Export aus der Ukraine

Ukrainischen Berichten zufolge läuft der Export von Getreide und Ölsaaten aus der Ukraine in die Nachbarländer auf Hochtouren. Per Lkw wird die Ware vornehmlich nach Ungarn, Rumänien und in die Slowakei gefahren. Getreide oder Ölsaaten, die per Zug das Land verlassen, gelangen in die gesamte EU und zu Seehäfen. Dabei wird von hohen Transportkosten berichtet und die Logistik insgesamt als Nadelöhr bezeichnet. An den Grenzübergängen gibt es lange Wartezeiten. Zudem werden Staus bei der Bahn beanstandet. Im Westen der Ukraine, an der Grenze zur Slowakei beispielsweise, befördern mobile Verladegeräte das Getreide oder die Ölsaaten auf provisorische Art in die Züge. Dies steht im Gegensatz zu einer effizienten Verladung mittels Terminals.

Für mittlere Agrarunternehmen ist es teilweise schwierig, überhaupt Ware verkaufen zu können, da große, finanzstarke und einflussreiche Holding-Unternehmen die kleineren landwirtschaftlichen Betriebe bei der Verladung verdrängen.

Für die Ernte 2023 wurden in der Ukraine dem Vernehmen nach mehr Flächen mit Winterkulturen bestellt, speziell bei Raps wurde die Anbaufläche ausgedehnt. Grund hierfür sei die Transportwürdigkeit. Beim Weizen geht man von einem stabilen Anbauumfang aus.

Notierungen und Preise geben nach

Vor der Verlängerung des Transitabkommens erfreute sich russischer Weizen einer stabilen Nachfrage, denn im Preisvergleich mit den USA und der EU liegt dieser im Vorteil. Zudem konnte russische Ware zu unveränderten Preisen abgesetzt werden, während sich die Börsennotierungen in den USA und Paris rückläufig entwickelten und sich dadurch die Preisniveaus annäherten. Am Monatsanfang notierte die Börse in Paris 357,75 €/t, mit der Verlängerung des Abkommens liegen die Kurse nun bei rund 325 €/t. Hierzulande haben die Getreide-Erzeugerpreise im Laufe der vergangenen Woche nachgegeben. Dies führte, verbunden mit der Hoffnung auf wieder steigende Preise, zu einer zurückhaltenden Abgabebereitschaft.

Alternativen wären wichtig

Für die Länder, die auf Getreideimporte so dringend angewiesen sind, ist die Verlängerung des Getreideabkommens im Schwarzen Meer gut. Die Exporte können bis zum 19. März 2023 über den humanitären Korridor fortgesetzt werden. Im Gegenzug möchten sich die UN dafür einsetzen, dass russische Lebensmittel und Dünger einfacher exportiert werden können, was bei den Verhandlungen Hauptforderungen Russlands waren. Niemand weiß, wie lange der Krieg noch anhalten wird. Will man russische Exporte nachhaltig einschränken, wird man über kurz oder lang Alternativrouten einrichten müssen.

Aufgrund von Trockenheit in den US-Ebenen und Argentinien könnten die Getreidevorräte auch im Laufe der Saison knapp bleiben. Zudem könnten in Ostaustralien große Regenfälle die Getreidequalitäten mindern. Der Internationale Getreiderat veröffentlichte vergangenen Donnerstag eine neue Prognose, in der die Lager-Endbestände sowohl für Getreide allgemein als auch Weizen rückläufig eingeschätzt werden. Die Regierungschefs des kürzlich durchgeführten G20-Gipfels betonten die weltweite Bedeutung des Getreideabkommens einstimmig.

Marktlage für die Woche vom 21. bis 27.11.2022

Getreide: Die Ukraine liefert weiter. Der Rückgang der Matif-Weizenkurse hat sich in der Vorwoche weiter fortgesetzt.

Raps: Auch die Matif-Rapskurse haben ihre Vorwochengewinne wieder abgegeben. Die Ukraine liefert vorerst weiter.

Futtermittel: Die Kurse für Ölschrote und die Getreidekurse haben weiter nachgeben. Importe werden günstiger.

Kartoffeln: Die niedrigen Temperaturen begünstigen die Lagerung. Der Markt zeigt sich weiter ruhig.

Schlachtrinder: In der Vorwoche gerieten die Kurse für Schlachtkühe unter Druck. Hier nimmt die Nachfrage jetzt ab.

Schlachtschweine/-sauen: In der Vorwoche konnte sich der Basispreis erneut behaupten. Der Handel hat sich stabilisiert.

Ferkel: In der Vorwoche blieben die Kurse unverändert. In der laufenden Woche wurden die Forderungen erhöht.

Milch: Die Auszahlungspreise sind zuletzt nochmals gestiegen. Die Großhandelspreise tendieren seitwärts.

Schlachtlämmer/-schafe: Die Nachfrage bleibt ruhig. Das große Angebot findet nur zögernd Abnehmer.

Markttendenz für die Woche vom 28.11. bis 4.12.2022

Getreide: Die Nachfrage ist aktuell ruhig. Der Handel setzt auf weitere Preisabschläge. Aus Polen werden Lieferungen erwartet.

Raps: Die Ölmühlen können sich weiter mit Ware aus der Ukraine und aus Australien eindecken. Biodiesel bleibt gefragt.

Futtermittel: Die Nachfrage nach neuen Kontrakten ist etwas gestiegen, die Forderungen geben nur wenig nach.

Kartoffeln: Weiterhin wird mit einer ruhigen Nachfrage und behaupteten Preisen gerechnet.

Schlachtrinder: Die Notierungen für Jungbullen sollten sich behaupten. Die Ablieferungen nehmen etwas zu.

Schlachtschweine/-sauen: Die Fleischnachfrage nimmt zu und sorgt für Impulse für den Lebendhandel.

Ferkel: Es gibt kaum noch frei verfügbare Ferkel. Auch für Importferkel sind die Preise erhöht worden.

Milch: Der Preisanstieg für Milchprodukte wirkt noch nach und hält vorerst die Auszahlungspreise hoch.

Schlachtlämmer/-schafe: In dieser Woche blieben weitere Preisabschläge aus. Die Tendenz bleibt jedoch schwach.

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