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Höchste Zeit für tragfähiges Finanzierungskonzept

Angesichts der langen Krise in der deutschen Schweinehaltung hat der Deutsche Bauernverband (DBV) von Politik und Handel schnelle und umfassende Lösungen gefordert. „Unsere Schweinehalter haben derzeit den Eindruck, dass es Teilen der Politik weniger um den schnellen Umbau als vielmehr um die Beschleunigung des Ausstiegs aus der Schweinehaltung geht“, moniert der Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV) und DBV-Veredlungspräsident, Hubertus Beringmeier.

„Gute Absichten allein reichen nicht, den Ankündigungen müssen endlich Taten folgen“, betonte Beringmeier vergangene Woche anlässlich einer Krisensitzung des DBV-Fachausschusses Schweinefleisch. Der Fachausschuss hält unter anderem die Einführung einer verpflichtenden Haltungs- und Herkunftskennzeichnung für Schweinefleisch einschließlich der Ferkelerzeugung für dringend erforderlich. Dafür sollte es bis zum Jahreswechsel auch einen verbindlichen Fahrplan zur Einbeziehung von Fleischwaren und sämtlichen Absatzkanälen geben. Gefordert wird zudem die zügige Umsetzung der vom Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung empfohlenen Maßnahmen, insbesondere ein Tierwohlvorrang im Bau- und Immissionsschutzrecht sowie ein tragfähiges Finanzierungskonzept für den Umbau.

Der DBV rief zudem Fleischverarbeitung, Lebensmitteleinzelhandel, Gastronomie und Großverbraucherinnen auf, die angekündigte Herkunftskennzeichnung im Sinne von 5xD endlich in der Fläche umzusetzen. Aktuell sei nämlich zu beobachten, dass deutsches Schweinefleisch durch billigeres aus anderen Ländern ersetzt werde. Zudem sollte es verstärkte gemeinsame Aktionen der Marktpartnerinnen zur Bewerbung der heimischen Schweinefleischerzeugnisse mit ihren hohen Standards geben. Nötig wäre darüber hinaus laut Bauernverband ein Aussetzen anstehender gesetzlicher Verschärfungen für die Schweinehaltung, die zu einer Verlagerung der Erzeugung ins Ausland mit geringeren Standards führten.

Wie dramatisch die Lage in der deutschen Schweinhaltung ist, belegt eine aktuelle Studie der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN). Bei der Vorstellung der Ergebnisse gab Dr. Karl-Heinz Tölle, Geschäftsführer der ISN-Projekt GmbH, vergangene Woche Mittwoch zu bedenken, dass die Studie bereits im Januar fertiggestellt worden sei und sich somit auf den Zeitraum bis zum Jahresende 2021 beziehe. Die grundsätzlichen Ergebnisse der Studie hätten aber weiter Gültigkeit.

Angesichts der exorbitant gestiegenen Futterkosten bei längst nicht ausreichenden Erlösen werde die katastrophal schlechte finanzielle Lage der deutschen Schweinehalterinnen und -halter täglich schlimmer. Immer mehr Betriebe stiegen aus. Durch zahlreiche Betriebsaufgaben sei inzwischen der niedrigste Schweinebestand seit 25 Jahren in Deutschland erreicht, so die Studie. Die lang anhaltende „Multi­krise“ verschärfe die finanzielle Situation der Betriebe immer weiter und beschleunige den Strukturbruch erheblich. Das Zusammentreffen der Corona-Pandemie und der Afrikanischen Schweinepest in Deutschland habe deutlich gemacht, was für eine Verbesserung der Resilienz in der Schweinehaltung notwendig sei. Dazu gehöre, neben primär auskömmlichen Erlösen, insbesondere auch das stärkere „Denken in Lieferketten“ bei allen Beteiligten. Die größte Gefahr für die Resilienz der Schweinehaltung sei zum einen das überhastete und gleichzeitig das verzögerte Handeln der öffentlichen Hand. So seien zum Beispiel Änderungen im Arbeitsschutzgesetz sehr schnell umgesetzt, wichtige und drängende Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Lieferkette auf der anderen Seite dagegen verzögert worden. age

Die komplette ISN-Studie mit Grafiken und Tabellen zur Entwicklung der Schweinehaltung finden Sie in der Schriftenreihe der Rentenbank, die die Studie unterstützt hat.

Coole Preise für Videofilmerinnen

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Die Idee zu einem Videowettbewerb von Klassenlehrerin Claudia Pfalzgraf vom Berufsbildungszentrum (BBZ) am Nord-Ostsee-Kanal fand jetzt in der Höla mit der Preisverleihung ihren Abschluss.

Mit dabei die Gewinnerinnen und Gewinner, aber auch die Unterstützenden der Aktion. So war unter den Gästen Klaus-Peter Lucht, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Rendsburg-Eckernförde, der sofort von der Idee begeistert war und den Wettbewerb zusammen mit dem Bäuerinnenblatt initiierte. Bei der Preisübergabe erhielten die Gewinnerinnen und die Gewinner Jonas Doepner (1.), Larissa Jürgensen (2.) und Felix Schwartz (3.) Zubehör wie Stativ und Kopfhörer fürs Filmen mit dem Smartphone. Für die Plätze vier und fünf, die an Tim Burmester und Luise von Hollen gingen, hatte Videofilmer und Workshopleiter Matthias Süßen das „Insider-Stativ”, eine Weinflasche mit Gummi mitgebracht. Neben den Stimmen der Jury hatte auch eine Abstimmung auf dem YouTube-Kanal des Bäuerinnenblattes über die Sieger entschieden.

Bei der Preisverleihung wurde mehrfach betont, dass junge Landwirtschaftsschülerinnen und -schüler gern häufiger kurze Videoclips nutzen sollten, um darzustellen, was die Landwirtschaft bedeutet. Anregung bieten die prämierten Videos, zu finden auf dem Bauernblatt-YouTube-Kanal.

Plädoyer für das Leben auf dem Land

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Vom Leben auf dem Land ist Steffi Fock aus Rodenbek im Kreis Rendsburg-Eckernförde schon immer begeistert. Der Masterstudentin der Agrarwissenschaften, die an der FH in Rendsburg studiert, geht es aber um mehr als um stimmungsvolle Motive für Instagram und Co.: Die 25-Jährige setzt sich mit ihrem Engagement tatkräftig für den ländlichen Raum ein: Ob bei der Landjugend, der freiwilligen Feuerwehr, der plattdeutschen Theatergruppe oder in der Gemeindevertretung.

Dass das Engagement für den ländlichen Raum viele Facetten hat und ganz offenbar glücklich macht, merkt man Steffi Fock sofort an. Gemeinsam mit ihrem Vater, der zudem ein Lohnunternehmen betreibt, hat sie eine GbR gegründet und bewirtschaftet südwestlich der Landeshauptstadt Kiel rund 100 ha Acker- und 20 ha Grünland im Voll­erwerb. Dazu kommt die Haltung von Mastrindern, ein Hühnermobil mit aktuell 250 Hühnern und ein Hofladen. „Vorige Woche waren es noch 350 Hühner“, sagt Steffi und deutet auf den Hofladen, mit dem sie selbst auf dem Betrieb eine Direktvermarktung etabliert hat. Nach dem Abitur entschied sich Steffi zunächst für ein duales Studium der Betriebswirtschaftslehre in Hamburg, stellte aber schnell fest, dass reine Betriebswirtschaft und das Leben in der Großstadt nicht das Richtige sind. Also sattelte sie auf Agrarwissenschaften um. Während des Bachelorstudiums konnte die Rodenbekerin auf einem Milchviehbetrieb in Neuseeland bereits eine Menge praktischer Erfahrung sammeln. An der Arbeit in der Landwirtschaft schätzt sie besonders die abwechslungsreiche Tätigkeit und die –zumeist – freie Zeiteinteilung. „Und natürlich hat die ländliche Gemeinschaft einfach ihren gewissen, manchmal etwas raubeinigen Charme“ sagt sie. Zu zart besaitet dürfe man da manchmal eben nicht sein.

Leben und Arbeiten geht oft mit Ehrenamt einher

Das Leben und Arbeiten auf dem Land gehe oft einher mit ehrenamtlichen Tätigkeiten, erklärt sie. Zwei Jahre war Steffi Mitglied im Vorstand der Landjugend Flintbek. Ob demokratische Entscheidungsfindung, die Übernahme von Verantwortung, das Zulassen anderer Meinungen oder der fachliche Austausch – all das hat Landwirtin dort in einer großartigen Gemeinschaft mitnehmen können. Aktuell engagiert sie sich in einer landesweiten Projektgruppe mit dem Ziel, den Landjugendgedanken besser nach außen zu transportieren.

Daneben ist Steffi Mitglied in der der Freiwilligen Feuerwehr Rodenbek, spielt – wenn es die Zeit zulässt – in der örtlichen plattdeutschen Theatergruppe „Theoterlüüd vun Rodenbek“ mit und ist bürgerliches Mitglied im Gemeinderat. „Das Dorfleben zu unterstützen, gehört für mich einfach zum Leben hier dazu“, erklärt sie. Etwas selbstkritisch sagt Steffi aber auch: „Wenn man an vielen Stellen mitmischt, kann man nicht überall ganz vorne mit dabei sein.“

Über die Landwirtschaft zu informieren ist Steffi Fock ebenfalls ein Anliegen: „Das Image der Branche zu verbessern bekommt man meiner Meinung nach nur hin, wenn man die Leute mit ins Boot holt und sich nicht rechtfertigt, sondern erklärt, was wir machen.“ Bereitwillig informiert sie daher auch Kundinnen und Kunden ihres Hofladens über die Zusammenhänge in der Landwirtschaft oder lässt sich bei Instagram in die Karten gucken.

Dass junge Frauen in der Branche voll akzeptiert werden, davon ist Steffi überzeugt. Unschöne Situationen habe sie selbst noch keine erlebt. Wenn auf dem Hof mal jemand nach dem Chef fragt, entgegnet sie taff: „Steht vor Ihnen“. Die meisten reagierten interessiert und angetan, manche auch etwas erstaunt. An junge Frauen, die sich für einen Beruf in der Landwirtschaft interessieren, appelliert sie: „Seid selbstbewusst und macht was draus! Ihr könnt was – und darauf müsst ihr euch verlassen.“ Dennoch solle frau auch bereit sein, Hilfe anzunehmen und offen zu bleiben.

Den vollständigen Beitrag lest ihr in der aktuellen Bauernblattausgabe 23/2022. 

Nach der Ernte ist vor der Ernte

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Wer liebt sie nicht, die leckeren roten Früchtchen, die hierzulande die Beerensaison eröffnen? Botanisch gesehen handelt es sich bei der Erdbeere um eine Sammelscheinfrucht. Sie trägt die eigentlichen Früchte der Pflanze: die kleinen, grünen Samenkörner auf der Außenhaut. Damit es auch im nächsten Jahr wieder mit einer guten Ernte klappt, gilt es einige Dinge zu beachten.

Augenmerk sollte man auf die optimale Düngung der Pflanzen legen. Erdbeeren lieben einen lockeren, humosen und tiefgründigen Boden. Da humos nicht mit nährstoffreich gleichzusetzen ist, empfiehlt sich eine vorsichtige Verwendung von Stickstoff. Dies gilt auch für überreichliche Kompostgaben, denn das „schwarze Gold“ kann je nach Ausgangsmaterial zu nährstoffreich für Erdbeeren sein. Aufgrund dessen können die Pflanzen ins Kraut schießen und die Blütenbildung vernachlässigen. Optimal hingegen ist ein spezieller Beerendünger mit einem erhöhten Kaliumgehalt. Er wirkt sich positiv auf die Fruchtbildung aus. Die Dosierung erfolgt nach Packungsanweisung, bei einmal tragenden Erdbeeren in der Regel im Frühjahr beim Austrieb und nach der Ernte. Immer tragende und andere, sogenannte remontierende Erdbeeren im Topf oder Balkonkasten erhalten alle zwei Wochen einen flüssigen organischen Blühpflanzendünger. Tipp: Für die Topfkultur Kräutererde verwenden, sie ist nicht so stark mit mineralischem Dünger versetzt. Erdbeerwurzeln können empfindlich auf Düngersalze reagieren. Wer ein Erdbeerbeet im Sommer neu anlegt, wartet mit der Düngung, bis die Pflanzen junge Blätter austreiben. Die neu gebildeten Wurzeln können dann den Dünger aufnehmen.

Nach der Ernte schneidet man die Erdbeeren mit der Gartenschere zurück, so dass das Herz unverletzt bleibt. Foto: Karin Stern

Eine sehr wichtige Pflegearbeit besteht in dem Entfernen der alten Blätter und nicht benötigten Ranken nach der Ernte. Dabei ist darauf zu achten, dass das Herz der Pflanze stehen bleibt. Da das Laub nach der Ernte häufig bereits von Pilzen befallen ist, sollte es über die Biotonne entsorgt werden. Der frische Austrieb erscheint nun gesund und die Pflanzen legen dank der guten Kaliumversorgung reichlich mikroskopisch kleine Blütenansätze für das kommende Jahr an. Während des Neuaustriebs ist eine gleichmäßige und ausreichende Wasserversorgung sehr wichtig. Tipp: Vom Frühjahr bis zum Herbst generell kranke Blätter ausputzen, insbesondere bei den immer tragenden Sorten.

Für Erdbeeren ist das Ausbreiten einer Mulchschicht aus Stroh gleich in doppelter Hinsicht wertvoll. Die Früchte liegen trocken und sauber, sodass die Gefahr von Grauschimmel reduziert ist. Außerdem lieben Erdbeeren die Sonne von oben, schätzen jedoch schattige Füße. Die Strohschicht hält den Wurzelbereich schön feucht. Man breitet sie am besten während der Blüte aus, dann ist der Boden ausreichend erwärmt. Nach der Ernte wird sie beiseite geräumt, um Rückschnitt und Düngung zu erleichtern.

Die kleinen grünen Nüsschen auf der Haut der Früchte sind die Samen der Erdbeeren. Foto: Karin Stern

Für eine ertragreiche Ernte schmackhafter, großer und saftiger Früchte ist eine gute und gleichmäßige Wasserversorgung entscheidend. Dies gilt vor allem vom Austrieb der Blütenknospen bis zum Ausreifen der Früchte. Beim Gießen sollte das Benetzen der Blätter möglichst vermieden werden, um nicht noch zusätzlich Pilzkrankheiten zu fördern. Manche Gärtnerinnen mit großen Beeten legen eine Tröpfchenbewässerung. Einmal im Frühjahr installiert, sorgt sie dafür, dass die optimale Wassermenge an die richtige Stelle kommt.

Für regelmäßigen, hohen Ertrag muss der Erdbeerbestand immer wieder verjüngt werden. Die Stauden sind zwar langlebig, verlieren jedoch ab dem dritten Standjahr an Vitalität. In der Folge bilden sich nur noch wenige und sehr kleine Früchte. Daher wird es nach zwei Ernten Zeit zum Austausch der Pflanzen. Entweder kauft man von Juli bis spätestens Mitte August Setzlinge im Gartenhandel oder man zieht seine Jungpflanzen selbst aus Ablegern heran. Alle paar Jahre sollte der Bestand jedoch durch frische, gesunde Pflanzen aus dem Gartenhandel ersetzt werden. Das mindert das Risiko, Krankheiten und Schädlinge über die vegetative Vermehrung weiterzugeben. Außerdem können so immer mal wieder neue Sorten ausprobiert werden. Tipp: Die Ableger in kleinen, mit Gartenerde gefüllten Töpfchen direkt neben der Mutterpflanze bewurzeln lassen und abtrennen, sobald sich der neue Blattaustrieb zeigt. Je früher die Jungpflanzen aufs neue Beet kommen, desto besser fällt im nächsten Jahr die Ernte aus. Wichtig ist ein ausreichender Pflanzabstand von etwa 25 bis 30 cm in der Reihe, die Reihen zueinander halten etwa 50 cm Abstand. Während der Anwachsphase ist auf eine ausreichende Bodenfeuchtigkeit zu achten. Außerdem empfehlen sich die Gabe eines Beerendüngers und regelmäßiges Entfernen von Unkraut. Immer tragende oder sogenannte remontierende Sorten pflanzt man dagegen am besten im Frühjahr. 

Weniger Mais, mehr Sommergetreide

Hohe Bodentemperaturen und aufkommende Niederschläge im Mai ließen den Mais zunächst zügig davonwachsen, Schäden durch Fritfliegen sind kaum auszumachen. Die kühle Witterung Ende Mai ließ den Mais vielerorts etwas vergilben, Sturm und Hagel verletzten junge Maispflanzen. Nach wie vor ist Silomais die Nummer eins der Pflanzen in der Milchviehfütterung und in der Biogaserzeugung. Die Anbaufläche liegt 2022 nach ersten Schätzungen der Ernteberichterstatter und -berichterstatterinnen des Statistikamtes Nord aus dem April bei rund 170.600 ha, demnach ist die Maisanbaufläche leicht gesunken (–4 %), dagegen ist der Anbau von Sommerweizen und Sommergerste deutlich ausgedehnt worden. Weitere Infos dazu unter www.statistik-nord.de => Statistische Berichte: Ernte Feldfrüchte und Grünland.

Mit viel Herz für Kind und Pferd

Pferdewiehern, Kinderlachen, Vogelgezwitscher und Bienen­summen – das ist der Sound, der Andrea Block-Stoltenberg glücklich macht. Die Reitpädagogin lebt auf einem alteingesessenen Hof in Schönkirchen vor den Toren Kiels. Mit dem Bäuerinnenblatt sprach sie über ihre Arbeit und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Die Sonne scheint und die 24 Pferde und Ponys im Offenstall wollen an diesem Morgen nur eins: raus auf die Weide. Andrea Block-Stoltenberg öffnet die Tore und im Pulk rennen ihre Lieblinge über den Hofplatz hinaus ins Grüne. Lebensfreude pur! Die Reitpädagogin steht mittendrin und lächelt zufrieden. Nun kann sie sich Zeit für einen Hofrundgang nehmen. Los geht’s!

Auf dem Ackerbaubetrieb, der seit Generationen in Besitz der Familie ihres Mannes Hans-Jürgen Stoltenberg ist, hat die Mutter einer 15-jährigen Tochter und eines 18-jährigen Sohnes 2006 eine Reitschule eingerichtet. Ab 2018 baute sie den Bereich Bauernhofpädagogik auf. Zudem wurde sie im gleichen Jahr Gründungsmitglied und Vorsitzende des Fördervereins Land­erleben, der Kindern aus prekären Verhältnissen die Teilnahme an Natur- und Tierprojekten ermöglicht.

Schon immer sei sie eine echte Pferdenärrin gewesen, verrät die 49-Jährige. „Mein erstes eigenes Shetlandpony bekam ich im Grundschulalter. Es hieß Monika“, blickt sie zurück. Später ritt sie Turniere, Schwerpunkt Dressur, und machte den Trainerinnenschein. Nachdem sie eine Ausbildung zur Steuerfachgehilfin absolviert hatte, stand die Familiengründung auf dem Plan. Leander und Annabelle kamen zur Welt. Eines war klar: Auch sie sollten von klein auf mit Pferden aufwachsen und reiten lernen. „Doch da das allein nur halb so viel Spaß macht, hatte ich die Idee, mehr Kinder auf den Hof zu holen, damit sie in einer Gemeinschaft tolle Pferdeabenteuer erleben können“, erzählt Block-Stoltenberg.

Die eigene Reitschule

Da traf es sich gut, dass ihr Schwiegervater, der früher aktiver Springreiter war, die Maschinenhalle auf dem Betrieb bereits bei der Errichtung so konzipiert hatte, dass sie mit ihren Maßen auch als Reithalle taugte. „Nachdem er die Tierhaltung aufgegeben hatte, wurde die Halle nicht mehr gebraucht. So konnte ich sie kurzerhand umfunktionieren.“ Schnell scharte sie einen Kreis von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen um sich, die regelmäßig zum Reitunterricht kamen. Mittendrin wuselte ihr eigener Nachwuchs.

„Mit der Familienphase hatte ich zunächst meine Tätigkeit aufgegeben. Nun baute ich mir mit der Reitschule eine neue berufliche Existenz auf“, erklärt die zweifache Mutter. Während eines reitpädagogischen Lehrgangs lernte sie eine andere Teilnehmerin kennen, die mit in das Vorhaben einstieg. Von Vorteil sei gewesen, dass sie bei ihrer Arbeit in der Nähe ihrer Kinder sein konnte und für diese stets greif- und ansprechbar war. „Abends, wenn sie schliefen, gymnastizierte ich unsere Pferde, das Babyphon immer dabei“, erinnert sie sich schmunzelnd.

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie gelang ihr auch deshalb, weil Ehemann Hans-Jürgen, der auf dem Hof als Landwirt für den Ackerbau verantwortlich ist, sie nach Kräften unterstützte. „Wir lebten unseren Kindern von Anfang an ein modernes Rollenbild vor, teilten uns solidarisch die Haushaltspflichten“, stellt sie heraus.

Andrea Block-Stoltenberg (2. v. li) freut sich über ihr engagiertes Team, bestehend aus Katharina Pries (v. li.), Julia Möller und Leah Müller mit Hofhund Henry und Pferd Smoky. Foto: Hof Stoltenberg

Heute sei sie froh und dankbar, dass sie außerdem ein wunderbares Team von drei Mitarbeiterinnen an ihrer Seite habe. „Allein könnte ich die vielfältigen Aufgabenfelder nicht wuppen. Ich bin eine absolute Teamplayerin“, sagt sie voller Überzeugung und fügt hinzu: „Wenn in unserem Frauenteam mal was mit unseren Kindern ist, wenn sie krank sind, die Schule ausfällt oder ein Ärztinnenbesuch ansteht, haben wir untereinander Verständnis. Zusammen organisieren und schaffen wir das.“

Landleben entdecken

„In der Reitschule fiel auf, wie sehr die Kinder es genossen, auf unserem Hof zu sein. Viele blieben nach der Reitstunde noch den ganzen Nachmittag, spielten mit den Katzen oder im Stroh und halfen bei den täglichen Erledigungen im Stall. Also beschloss ich 2018, den Bereich Bauernhofpädagogik mit ins Hofangebot aufzunehmen, und besuchte entsprechende Fortbildungen“, erklärt Andrea Block-Stoltenberg.

Im sogenannten Jahreszeitenkurs können Kinder aus der Umgebung einmal monatlich den Hof besuchen und in die Welt des Landlebens eintauchen. Beim Angebot „Komm mit aufs Land“ lernen sie während eines dreistündigen Besuchs den Lernort Bauernhof näher kennen. Kindergärten, Grundschulen und Familien nutzen diese Gelegenheit gern.

Mittlerweile sind wir beim Rundgang durch das weitläufige Gelände am Trainingsparcours und dem Gemüsegarten angekommen. Nur ein paar Schritte entfernt stehen Bienenkästen, vor denen es leise summt und schwirrt. Ein Teich liegt idyllisch dahinter. Der Hahn kräht, der Hofhund liegt dösend im Gras, die Kaninchen im Gehege an der nahe gelegenen Spiel- und Werkscheune knabbern am frischen Löwenzahn. Wir halten einen Moment inne, während der Blick über die Felder nebenan schweift. Einfach schön! „Was meinen Sie, wie spannend es die Kinder finden, wenn wir mit den Ponys einen Ausritt durch unsere blühenden Rapsfelder machen. Ein unvergessliches Erlebnis!“, schwärmt Block-Stoltenberg.

Naturerleben für alle

Doch dann wird sie ernst und berichtet von der Erzieherin eines Kindergartens im sozialen Brennpunkt Kiel-Gaarden, die vor knapp vier Jahren mit einem Wunsch zu ihr kam. Wie gern würde sie ihren Kindergartenkindern aus prekären Familien heilsame Erlebnisse auf einem Bauernhof mit Pferden ermöglichen. Deren Eltern könnten für derlei Freizeitaktivitäten aber meist nichts vom knappen Familienbudget abzweigen, bedauerte sie.

Andrea Block-Stoltenberg dachte nach und handelte: Die Idee des Fördervereins Landerleben war geboren. „Natur- und Tierprojekte für alle Kinder und Jugendlichen anzubieten, unabhängig von Herkunft und Geldbeutel der Eltern, diese Motivation vereinte die Gründungsmitglieder. Gerade in dieser schnelllebigen Zeit, in der die Medien den Alltag bestimmen, wollten wir einen Gegenpol setzen, sie mit Natur und Tieren vertraut machen“, erklärt sie. Die Erfahrung zeige, dass dadurch schon nach kurzer Zeit überraschende Entwicklungsfortschritte bei den Kindern zu beobachten seien, dass sie an Selbstvertrauen hinzugewännen, ihre Motorik und Sinne schulten, zur inneren Ruhe fänden und Fähigkeiten entdeckten, die bis dahin oft unbemerkt in ihnen schlummerten.

Übrigens: Die acht Gründungsmitglieder des Fördervereins waren ausschließlich Frauen, die in den vergangenen Jahren zu einer unschlagbaren Gemeinschaft zusammengewachsen sind. Bei Festen und Dorfereignissen im Amt Schrevenborn sind sie häufig mit einem Infostand und Spielangeboten vertreten, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen und Spenden zu sammeln. „Wir fördern nicht nur eigene Projekte. Alle Menschen in der Region, die förderfähige Natur- und Tierprojekte anbieten, auch Kindergärten oder Schulen, können sich für eine finanzielle Unterstützung bei uns melden“, macht sie deutlich. Spender seien ebenfalls willkommen.

Was sie an ihrer Arbeit besonders schätzt? Da muss die quirlige Reitpädagogin keine Sekunde überlegen: „Es ist für mich ein Geschenk, tagtäglich solch eine sinnhafte Arbeit mit Menschen und Tieren machen zu dürfen. Mit Kindern in die Welt der Pferde und des Landlebens einzusteigen, ihnen für ihr eigenes Leben etwas Positives mitzugeben, macht mich glücklich.“

Marktkommentar, Marktlage und Markttendenz KW 22

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Die mittlerweile fast abgelaufene Düngesaison werden die Landwirte lange in Erinnerung behalten. Während sich die Preise für Kalkammonsalpeter in den Vorjahren im Bereich von 150 bis 250 €/t bewegten, stiegen in diesem Frühjahr die Forderungen über 1.000 €/t. Für Harnstoff, der sonst zwischen 200 und 300 €/t gekostet hat, mussten plötzlich 1.250 €/t bezahlt werden. Nachdem der Hauptbedarf an Düngemitteln für das laufende Jahr ausgebracht wurde, können sich diese Preisforderungen nicht mehr durchsetzen. Aktuell werden für KAS etwa 650 €/t und für Harnstoff zirka 850 bis 900 €/t verlangt. Damit liegen die Forderung zwar unter den jüngsten Preisspitzen, bleiben jedoch mit Blick auf die Vergangenheit sehr hoch. Die übrigen Düngemittelsorten zeigen dagegen wenig Preisschwäche. Dies gilt vor allem für phosphat- und schwefelhaltige Düngemittel. Die Forderungen für Kali sind in den vergangenen Wochen sogar weitergestiegen.

Preise überzogen?

Viele Düngemittelhersteller weisen in ihren jüngsten Quartalsmeldungen sehr hohe Gewinne aus. Dies sorgt bei den Landwirten für Unmut. Man fordert eine Überprüfung der Preisaufschläge durch das Kartellamt.

Die hohen Preise haben mittlerweile die Nachfrage nach Harnstoff und KAS deutlich reduziert. Um den Absatz wieder in Schwung zu bringen, mussten die Düngemittelhersteller die Preise spürbar verringern. Dazu kommt, dass auch die Preise für Erdgas, den wichtigsten Kostenfaktor in der Düngemittelproduktion, gefallen sind. Dennoch bleibt die Nachfrage in dieser Situation verhalten. Sowohl die Landhandelsunternehmen als auch die Landwirte beobachten die Kurs­entwicklung der Ware für die kommende Saison. Zuletzt wurde KAS, der bereits jetzt abgenommen wird, besonders günstig angeboten.

Die Kurse für Erdgas sind Ende Mai mit knapp 90 €/MWh nicht einmal halb so hoch wie der Spitzenwert von 230 €/MWh Mitte März. Doch obwohl dies im langfristigen Vergleich immer noch teuer ist, gibt es Spielraum für weitere Preisabschläge für N-haltige Düngemittel. Gegen einen stärkeren Rückgang der Preise spricht jedoch ein anderer Aspekt: nämlich der extrem schwache Euro, der die in Dollar abgewickelten Importe erheblich verteuert.

Die Notierung für KAS frei Ostseehafen lag Mitte April noch bei zirka 950 €/t und hat dann wöchentlich etwa 70 €/t verloren. Besonders deutlich ist der Importpreis für Harnstoff gefallen. So kostet Harnstoff in den USA mittlerweile nur noch 570 US-$/t. Das sind 300 US-$ weniger als Mitte März. Ägypten bietet seinen Harnstoff derzeit für 750 € an und damit 250 US-$ günstiger als im März. Indien hat Mitte Mai eine große Menge Harnstoff am Weltmarkt gekauft. Damit dürfte die Nachfrage aus dieser Weltregion etwas abnehmen.

Phosphat, Kali und Schwefel bleiben teuer

Dagegen wurden für den wichtigsten Phosphordünger – Diammoniumphosphat (DAP) – unverändert knapp 1.000 €/t verlangt. Die Preise für Kornkali bleiben ebenfalls unverändert hoch bei rund 610 €/t. Sie sind seit März sogar um 200 € gestiegen, obwohl gerade Kali in Deutschland nicht besonders knapp ist. Doch auch hier machen der Weltmarkt und das Exportembargo gegen Weißrussland und Russland die Preise.

Neben den hohen Energiepreisen zeigen auch die fehlenden Düngemittellieferungen aus dem Schwarzmeerraum Wirkung. Russland als einer der weltweit größten Exporteure von Düngemitteln versucht jetzt, trotz der westlichen Sanktionen seine Lieferungen wieder aufzunehmen. Es gibt einen Vorschlag aus dem Kreml, Weizenlieferungen aus den Häfen der Ukraine wieder zuzulassen, wenn im Gegenzug russische Düngerexporte erlaubt würden. Schon jetzt erhalten hiesige Landhändler dubiose Offerten jenseits der üblichen Vermarktungswege. Dahinter wird oftmals Dünger aus Russland vermutet, der über Drittländer angeboten wird. Anscheinend versucht man auch am Weltmarkt, noch schnell Verkäufe zu tätigen, bevor die Preise für Stickstoffdünger weiterfallen.

Marktlage für die Woche vom 30.5. bis 5.6.2022

Getreide: Die Weizen-Matif-Kurse haben ihre jüngsten Höchststände wieder verlassen, liegen jedoch noch über der Marke von 400 €/t.

Raps: Der Handel mit alterntiger Ware ist kaum noch Thema. Die Kurse für die neue Ernte steigen mit höheren Roh- und Pflanzenölpreisen.

Futtermittel: Die US-Sojakurse haben zuletzt ein Dreimonatshoch erreicht. Regenfälle behindern die US-Sojabohnenaussaat.

Kartoffeln: Der Handel mit alt­erntiger Ware läuft aus. Die Kurse können sich behaupten. Die Frühkartoffelimporte nehmen zu.

Schlachtrinder: Auch in der Vorwoche hat sich die Talfahrt der Schlachtrinderkurse fortgesetzt. Die Fleischnachfrage bleibt ruhig.

Schlachtschweine/-sauen: Trotz fehlender Impulse vom Fleischmarkt konnte sich der Erzeugerpreis erneut behaupten.

Ferkel: In der Vorwoche wurden die offiziellen Ferkelkurse um 5 €/Stk reduziert. Dazu kommen oft weitere Preisabschläge.

Milch: Bei steigender Milchanlieferung bewegen sich die Kurse für Butter und Käse weiter nach oben. MMP wird etwas günstiger.

Schlachtlämmer/-schafe: In der Vorwoche wurden die Lämmerpreise erneut etwas reduziert. Die Nachfrage bleibt sehr ruhig.

Markttendenz für die Woche vom 6. bis 12.6.2022

Getreide: Die europäische Getreideerntemenge wurde zuletzt wieder etwas höher geschätzt als bisher erwartet wurde.

Raps: Die mögliche Einschränkung der Biodieselproduktion und das geplante Ende des Palmölexportverbotes durch Indonesien dämpfen die Preiserwartung bei Raps.

Futtermittel: Aufgrund der weiterhin hohen Preise für Futtermittelkomponenten bleiben auch die Forderungen für Mischfutter sehr hoch.

Kartoffeln: Erste Frühware aus dem Unterfolienanbau wird ab Hof oder auf Wochenmärkten angeboten.

Schlachtrinder: Die Nachfrage bleibt ruhig. Eine neue Preisbasis wird wohl erst nach der kurzen Pfingstwoche erreicht werden.

Schlachtschweine/-sauen: Die kurzen Schlachtwochen sorgen für erhöhte Angebotsmengen. Die Schlachter erhöhen den Preisdruck.

Ferkel: Die jüngsten Preisabschläge haben die Nachfrage nur wenig belebt. Die Nachfrage der Mäster bleibt abwartend.

Milch: Hierzulande und EU-weit bleiben die Notierungen hoch. Am Weltmarkt zeigt sich eine preisliche Trendwende nach unten.

Schlachtlämmer/-schafe: Viele Schlachter nehmen nur begrenzte Stückzahlen ab. Weitere Preisabschläge sind möglich.

Zeichen stehen auf Konsolidierung

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Nachdem die gesamte Schweinefleischbranche bereits 2020 vor großen Herausforderungen stand, hielt diese Situation auch im vergangenen Jahr 2021 an. Sowohl die Zahl der in Deutschland gehaltenen Schweine als auch die Zahl der Schlachtstandorte befinden sich weiterhin im Abwärtstrend. Die Fleischbranche sieht sich selbst am Beginn einer Konsolidierungsphase, um sich auf die Veränderungen auf den Absatzmärkten einzustellen.

Die Schweineschlachter in Deutschland hatten 2021 das zweite Jahr in Folge mit einem abnehmenden Lebendangebot zu kämpfen und konnten ihre Kapazitäten nicht voll ausschöpfen. Wie die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) mitteilte, waren davon auch die Großschlachter betroffen. Laut dem ISN-Schlachthofranking kamen bei den Top Ten der Branche insgesamt 42,04 Millionen Schweine an die Haken; das waren 1,73 Millionen Stück oder 4,0 % weniger als im Vorjahr. Ihr Marktanteil sank von 82,2 auf 81,1 %, weil die Gesamtschlachtungen in Deutschland laut ISN „nur“ um 2,7 % auf 51,85 Millionen Tiere zurückgingen.

Das Unternehmen Tönnies blieb mit 15,99 Millionen zerlegten Schweinen klarer Marktführer in Deutschland, obwohl das Aufkommen gegenüber 2020 um 1,9 % rückläufig war. Dies war allerdings weniger als im Bundesmittel, weshalb der Marktanteil des Branchenprimus um 0,2 Prozentpunkte auf 30,8 % wuchs. Auf den zweiten Platz des ISN-Rankings schob sich die Westfleisch vor. Zwar kamen bei den Genossen aus Westfalen im Vorjahresvergleich mit 7,26 Millionen Schweinen 2,8 % weniger Tiere an die Haken, doch war der Rückgang ebenfalls geringer als bei den Wettbewerbern. Der Marktanteil blieb konstant bei 14,0 %.

Weniger Schlachtungen

Zu den Verlierern gehörte die Vion, an deren deutschen Standorten die Anlieferung von Schlachtschweinen gegenüber 2020 um 7,9 % auf 7,0 Millionen Stück abnahm. Der Anteil an den bundesdeutschen Gesamtschlachtungen fiel von 14,3 auf 13,5 %. Auf dem vierten Platz landete Danish Crown mit seinem Standort Essen/Oldenburg, wo das Schlachtaufkommen um 5,2 % auf 2,94 Millionen Stück zurückging.

Auch die mittelständischen Schlachtbetriebe auf den Rängen fünf bis zehn im Ranking waren von dem kleineren Lebendangebot betroffen; in der Summe gingen deren Schlachtungen um rund 450.000 Tiere auf 8,85 Millionen Stück zurück. Während dabei die Müller-Gruppe und Tummel laut ISN-Umfrage auf dem Vorjahresniveau schlachten konnten, werden bei Steinemann und bei Willms Fleisch deutliche Rückgange von 8,9 % beziehungsweise 20,1 % verzeichnet.

Absatzmärkte verschoben

Nach eigenen Angaben hatten die Schlachtunternehmen ähnlich wie die Schweine haltenden Betriebe mit gestiegenen Kosten zu tun, zum Beispiel für Energie, Personal oder Corona-Sonderausgaben. Gleichzeitig fiel die Fleischnachfrage 2021 an den deutlich verschobenen Absatzmärkten insgesamt verhalten aus. Ursachen waren unter anderem der coronabedingt geringere Absatz im Außer-Haus-Bereich, jedoch auch der anhaltende Trend zu einem allgemein geringeren Fleischkonsum. Deutschlandweit sank nämlich der Pro-Kopf-Verzehr von Schweinefleisch im Vergleich zum Vorjahr um 1,3 kg auf 31 kg. Allerdings haben die begrenzten Absatzmöglichkeiten von Nebenprodukten in Drittländer wegen der Afrikanischen Schweinepest in Deutschland laut Aussage der Schlachtunternehmen die Kalkulationen ebenso deutlich belastet.

„Nach den vergangenen zwei Krisenjahren stehen die Zeichen in der Schlachtbranche auf Konsolidierung – man befindet sich am Anfang einer elementaren Umbauphase, um sich neu aufzustellen“, erläuterte ISN-Marktanalyst Klaus Kessing. Der heimische Markt rücke nach dem Wegfall wichtiger Exportmärkte weiter in den Vordergrund; die größeren Schlachtunternehmen stellten sich auf eine schwächere Nachfrage und die zielgenauere Bedienung der Marktsegmente mit besonderen Anforderungen ein. Am Ende werde dies wohl bedeuten, so Kessing, dass die Zahl der Schlachthaken weiter verringert werde und auch weitere Zusammenschlüsse kleinerer und mittlerer Betriebe denkbar seien.

ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack mahnte an, trotz schwieriger Situation der ebenfalls kostenbelasteten Schlachtbetriebe die desaströse Lage der Schweinehalter zu verbessern. „Das bedeutet zwangsläufig, dass die Ferkel­erzeuger und Schweinemäster dringendst auskömmliche Preise erhalten müssen, damit die Grundpfeiler der gesamten Kette nicht komplett aus dem Boden gerissen werden“, so Staack. Die Schlachter müssten die höheren Kosten stärker an die Fleischabnehmer weitergeben. AgE

Knickpflege soll Kulturerbe werden

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„Die Tradition der Knickpflege in Schleswig-Holstein“ soll als immaterielles Kulturerbe (IKE) anerkannt werden. Einen entsprechenden Antrag hat das Kulturministerium des Landes (Bimi) im Bewerbungsverfahren der Deutschen Unesco-Kommission (DUK) bei der Kultusministerkonferenz eingereicht. „Knicks prägen seit Jahrhunderten die schleswig-holsteinische Landschaft. Die Tradition der Knickpflege gehört deshalb auf die Liste des immateriellen Kultur­erbes“, sagt Kulturministerin Karin Prien (CDU).

In der Antragsbegründung heißt es: „Knicks sind historisch über mehrere Jahrhunderte gewachsene Natur­elemente, die nur aufgrund einer traditionellen Form der Pflege in ihrer gewachsenen Struktur erhalten geblieben sind. Das Wissen um die Knickpflege ist über Generationen weitergegeben worden und wird auch heute noch aktiv an alle Akteure, die daran mitwirken, gezielt vermittelt.

Die Knicks in Schleswig-Holstein wurden im Zuge einer Agrarreform der dänischen Regierung im 18. Jahrhundert angelegt. Dabei wurden zuvor gemeinschaftlich genutzte Flurstücke „verkoppelt“, also persönlich zugeordnet. Die Knicks dienten den Bauern als Weidebegrenzungen und Brennholzvorrat. Heute liegt ihre Bedeutung mehr im Erosionsschutz und Biotop­erhalt. Der Name kommt daher, dass die Hölzer regelmäßig auf den Stock gesetzt – „geknickt“ werden. Die Gesamtlänge der Knicks in Schleswig-Holstein wird auf rund 55.000 km geschätzt. 

Auch wenn sich die Funktion der Knicks verändert und erweitert haben mag, erfüllen sie bis heute wichtige ökologische und wirtschaftliche Aufgaben und dienen wegen ihrer landschaftsprägenden und als typisch für Schleswig-Holstein wahrgenommenen Erscheinung als wichtige Identitätsmarker der grünen Infrastruktur des Landes.“ Im Herbst entscheidet das Expertenkomitee der DUK, ob der Antrag empfohlen wird.

Für Blütenflor im nächsten Jahr

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Zweijährige Sommerblumen brauchen von der Keimung bis zur Samenbildung zwei Vegetationsperioden. Sie bilden im ersten Jahr die Blätter aus, und nach dem Winter entwickeln sich die Blüten. Im Frühjahr und Sommer füllen sie mit einer überwältigenden Farbenpracht die Blütenlücke zwischen Frühjahrs- und Sommerstauden. Zu den typischen Zweijährigen gehören Hornveilchen, Bellis, Islandmohn, Bartnelken, Fingerhut und Königskerze. Jetzt beginnt die Aussaatzeit, die sich von Juni bis Anfang Juli erstreckt.

Hornveilchen eignen sich perfekt für die Kübelpflanzung.

Früh genug ausgesät, kommen manche Zweijährige wie Stiefmütterchen oder Hornveilchen sogar noch im Jahr der Aussaat in die Blüte. Ab dem Spätherbst zeigen sich die ersten Farbtupfer und bleiben den Winter über erhalten, sofern Frost und Schnee nicht dazwischenkommen. Der Hauptflor zeigt sich anschließend im Frühjahr. Bei der Aussaat sind zwei Faktoren wichtig: die auf der Samentüte angegebene Keimtemperatur und der Zeitpunkt der Aussaat. Bei zu heißem Wetter erhalten die Aussaatschalen und -töpfe einen hellen und kühlen Platz im Haus, bis sich das erste Grün zeigt. Dann dürfen die Keimlinge ins Freie, jedoch zunächst nicht in die pralle Mittagssonne. Der beste Zeitpunkt für die Aussaat ist der Juni. Dennoch gelingt die Aussaat auch noch im Juli und August. Entscheidend ist, dass die Pflanzen kräftig entwickelt in den Winter gehen.

Für die Aussaat kommt neben der Vorkultur in Schalen und Töpfen auch die Direktsaat im Freiland infrage. Wer die Vorkultur bevorzugt, sät in Aussaaterde aus und hält das Substrat bis zur Keimung ausreichend feucht. Sobald die Keimlinge zwei Laubblätter entwickelt haben, pikiert man sie in hochwertige Blumenerde. In diesen Töpfen bleiben die Zweijährigen, bis sie groß genug für das Umpflanzen an den gewünschten Standort sind. Empfehlenswert ist zudem die Aussaat in Reihen auf dem Jungpflanzenbeet mit späterem Umpflanzen.

Stockrosen wirken in der Gruppe oder vor einer Mauer besonders imposant.

Bei der Aussaat an Ort und Stelle muss meist nach dem Auflaufen ausgedünnt werden. So erhalten die Rosetten und Blattbüschel genügend Raum für ihre Entwicklung. Als Faustregel brauchen hohe Arten wie Stockrosen etwa 30 cm Abstand, mittelhohe Arten wie Bartnelken etwa 20 cm Abstand und niedrige Zweijährige wie Stiefmütterchen etwa 10 cm Abstand voneinander. Das Um­pflanzen sollte bis Ende August abgeschlossen sein, damit die Pflanzen noch vor dem Winter gut einwurzeln können.

Im kommenden Jahr beschränkt sich die Pflege der Zweijährigen auf das Abschneiden der welken Blütenstände noch vor der Samenbildung. Damit wird die erneute Blütenbildung angeregt und der Blütenflor verlängert. Naturnahe Gärtner lassen die Blütenstände gerne stehen und überlassen die Vermehrung der Natur. Diese Form der Selbstaussaat klappt in den meisten Fällen gut. Allerdings lassen sich so weder Standort noch Anzahl der Keimlinge beeinflussen. Alternativ zur eigenen Aussaat bietet der Handel im Frühjahr vorgezogene Pflanzen an.

Hohe Zweijährige

Muskatellersalbei ist eine beeindruckende Schönheit.

Die Nachtviole (Hesperis ma­tronalis) zeichnet sich durch hübsche Blüten aus, die von Mai bis Juli in den Abend- und Nachtstunden einen angenehmen Duft verströmen. Sie bevorzugt halbschattige bis schattige Standorte mit frischem bis mäßig feuchtem Boden. Die Königskerze (Verbascum) mag einen vollsonnigen Platz mit magerem und trockenem Boden. Die meisten Arten blühen hellgelb von Mai bis August. Auch die Nachtkerze (Oenothera biennis) fühlt sich auf jedem sonnigen Plätzchen wohl. Ihre zitronengelben Blüten locken am Abend viele Nachtfalter an. Fingerhut (Digitalis) mag es dagegen lieber halbschattig bis schattig. Besonders schön wirken die schmalen Blütenkerzen vor einem dunklen Heckenhintergrund.

Die Marienglockenblume (Campanula medium) sollte in keinem Garten fehlen, der einen sonnigen Standort mit kalk- und nährstoffreicher Erde bietet. Sie schließt Lücken in Beeten und Rabatten und ist mit ihren verschiedenfarbigen Blüten von Juni bis Juli eine beliebte Schnittblume. Die Stockrose (Alcea rosea) wirkt besonders imposant als Gruppe vor Mauern oder Zäunen. Die bis zu 2 m hohen Pflanzen blühen unermüdlich von Juli bis September. Leider erkranken sie häufig an Malvenrost. Manche Gärtner entfernen die befallenen Blätter, andere greifen zu Pflanzenschutz oder sie ertragen den Anblick.

Die Königskerze beeindruckt mit ihrem Habitus.

Farbenfrohe Mittelhohe und Niedrige

Tausendschön (Bellis perennis), Vergissmeinnicht (Myosotis), Goldlack (Erysimum cheiri), Stiefmütterchen (Viola x wittrockiana) und Hornveilchen (Viola cornuta) sind gleichermaßen bekannte wie beliebte Vertreter der Zweijährigen. Sie bringen viel Farbe in den Frühlingsgarten und machen sich gut als Beeteinfassung oder Lückenfüller zwischen Zwiebelblumen. Vergissmeinnicht wirken besonders schön in Begleitung von Tausendschön, Tulpen und Narzissen. Der wärmebedürftige Goldlack braucht einen sonnigen, geschützten Platz. Dies gilt auch für den Muskatellersalbei (Salvia sclarea) mit seinen auffälligen Blütenrispen in Weiß, Rosa oder Violett. Während der Blüte von Juni bis August verströmen sie einen starken Duft.

Zweijährige für Kübel und Kästen

Für diesen Zweck eignen sich besonders die niedrig bleibenden Arten der frühlingsblühenden Zweijährigen. Handhoch wachsende Vergissmeinnicht, Stiefmütterchen, Hornveilchen und Tausendschön machen eine gute Figur im Kasten. Attraktiv wirkt auch die Bartnelke ‚Indianerteppich‘ mit ihren nur 25 cm Wuchshöhe.