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Eine Hamburger Deern schreibt Geschichte

Als fünfte Frau in der mehr als 100-jährigen Geschichte der Veranstaltung hat die Hamburgerin Cassandra Orschel im Sattel der Holsteiner Stute Dacara E das Deutsche Spring-Derby gewonnen. Im Deutschen Dressur-Derby holte sich Kathleen Kröncke mit Hampton Court bereits zum zweiten Mal den Titel der Derby-Siegerin.

Das hat es seit 1975 nicht mehr gegeben: eine Frau als Siegerin im Deutschen Spring-Derby, präsentiert von Idee Kaffee. Absolut überwältigt, überglücklich und auch ein bisschen fassungslos stand Cassandra Orschel im Einritt, als von allen Seiten die Glückwünsche auf sie einstürmten.

Mit der elfjährigen Holsteiner Stute Dacara E hatte sie im Umlauf nur einen Springfehler verbucht und war mit drei weiteren Reitern im Stechen angetreten. Dort traf sie auf den Europameister und dreifachen Derby-Sieger André Thieme mit Contadur, der zwar die schnellste Zeit lieferte, aber bei hohem Risiko zwei Springfehler hinnehmen musste und letztlich auf Rang drei landete. Platz zwei ging an Frederic Tillmann – Bruder von Derby-Sieger Gilbert Tillmann – mit dem achtjährigen Comanche. Auf Platz vier erreichte Sandra Auffarth mit Nupafeed‘s La Vista erneut ein tolles Ergebnis. Ihr hervorragender Stil wurde mit dem Anrecht-Investment-Stilpreis belohnt.

Nun reiht sich die gebürtige Hamburgerin Cassandra Orschel, die allerdings für Polen startet, in die Riege der Derby-Sieger ein. Das haben in der mehr als 100-jährigen Derby-Geschichte vor ihr erst vier Frauen geschafft: 1934 Irmgard von Opel, 1949 Käthe Schmidt-Metzger, 1970 Marion Mould und 1975 Caroline Bradley. „Wenn man das erste Mal beim Derby dabei ist und vor so einer Kulisse reiten darf, ist man mit so einer Runde – ganz gleich mit welchem Ergebnis – glücklich“, strahlte die 29-Jährige immer noch ungläubig über das blaue Band der Derby-Siegerin, das über ihre Schultern gelegt wurde.

Die Holsteiner Stute Dacara E aus der Zucht von Gerd Eggers aus Stadum, Kreis Nordfriesland, war fünfjährig über die Holsteiner Auktion in den Stall von Cassandra Orschel gewechselt, zeigte sich anfangs allerdings schwierig. „Aber ich habe mich trotzdem in sie verliebt und wollte sie unbedingt haben“, erinnert sich Orschel. „Ich habe sie dann behutsam aufgebaut und ausgebildet. Ich wollte hier eigentlich ein anderes Pferd reiten, aber im Training zeigte sich, dass Dacara E diese Aufgaben ‚mit dem Finger in der Nase‘ löst“, lachte Orschel. „Und da wollte ich es unbedingt hier probieren.“

Zweiter Derby-Sieg für Kathleen Kröncke

Etwas überrascht war Frederic Tillmann von seinem zweiten Platz: „Comanche ist sehr unerfahren. Das war schon ein bisschen gewagt, mit ihm hier zu starten, aber er hat eine super Einstellung, sehr viel Vermögen, ist sehr brav und will alles richtig machen. Das hat er heute auch gezeigt.“

André Thieme war im Umlauf sehr nah an einer Nullfehlerrunde, doch eine Unsicherheit am Buschoxer ließ diesen Traum platzen. „Contadur ist ein tolles, vorsichtiges Pferd, aber an diesem einen Sprung stehen ihm seine Qualität und Vorsichtigkeit leider etwas im Weg. Den Rest des Parcours hat er gekämpft wie ein Löwe und hat sich für mich echt zerrissen“, resümierte der Reiter.

Albert Darboven freute sich sehr, „dass endlich eine junge Dame gewonnen hat. Ihr Ritt hat mir sehr gut gefallen und ihr Pferd hat mir sehr gut gefallen“, lautete das Lob. Der Hamburger Sport- und Innensenator Andy Grote (SPD) hatte selbst zu Pferd die Siegerin in die Arena eskortiert und genoss die Atmosphäre in Klein Flottbek sehr: „Ich freue mich, dass das Derby wieder gestartet ist, dass es hier voll war, dass wir diese Atmosphäre hatten, dass alle begeistert waren“, schwärmte er. „Da geht einem als Sportsenator schon das Herz auf.“

Kathleen Kröncke genoss die Ehrenrunde nach ihrem bereits zweiten Sieg im Deutschen Dressur-Derby.  Foto: Thomas Hellmann

Kathleen Kröncke – vielen besser bekannt als Kathleen Keller – hat sich nach 2011 erneut das blaue Band für den Sieg im Almased 62. Deutschen Dressur-Derby gesichert. Ihr eigener Sportpartner war Hampton Court und auch die Pferde ihrer Konkurrenten wusste die 32-Jährige in Szene zu setzen. Im Finale verwies sie Frederic Wan­dres, der Dom Perignon mit in den Pferdewechsel brachte, und Hendrik Lochthowe auf die Plätze. „Ich habe wirklich nicht damit gerechnet“, strahlte Kröncke nach ihrem Triumph. „Freddy und Hendrik sind so gute Reiter. Die Pferde der beiden waren toll zu reiten und haben es mir sehr leicht gemacht.“

Bestes Pferd war Bricco Brione von Hendrik Lochthowe, der mit allen drei Reitern Ergebnisse über 70 % lieferte. „Er hat mit den beiden gezeigt, wie gut er zu reiten ist und er war dieses Wochenende wirklich motiviert und auf den Punkt vorbereitet“, schwärmte Lochthowe von seinem langjährigen Sportpartner. „Ich freue mich riesig, dass die beiden so gut mit ihm zurechtgekommen sind.“

Christian Ahlmann gewinnt den Großen Preis

Strahlende Siegerin im Deutschen Pony-Dressur-Derby wurde Viktoria von Braunmühl vor Sophie Luisa Duen und Coralie Zumbansen. „Es war eine tolle Herausforderung“, erzählte Viktoria von Braunmühl. Mit ihren Ponys NK Cyrill, Cosmopolitan NRW und Amicelli lieferten die drei U16-Reiterinnen ein tolles Finale mit Ponywechsel, aus dem NK Cyrill als bestes Pony hervorging. Auch im Finale des U25-Dressur-Derbys war der Pferdewechsel zu meistern. Der Sieg ging hier an Alina Schrader vor Lilli Richter und Vivien Koecher. Als bestes Pferd ging Vivien Koechers Reine Freude aus der Prüfung hervor.

Neben den Derby-Entscheidungen waren auch der Longines Global Champions Tour Grand Prix of Hamburg und das CG Elementum Championat von Hamburg Highlights der Veranstaltung. Im Großen Preis von Hamburg flog Dominator 2000 Z mit seinem Reiter Christian Ahlmann zum Sieg. „Den Namen hat ihm sein Züchter gegeben und der passt. Er ist sehr selbstbewusst, das war er sicher schon als Fohlen“, lachte Ahlmann im Interview mit dem NDR. Dominator 2000 Z kam bereits vierjährig in seinen Stall: „Er ist einfach ein Traumpferd. Er ist zwar jetzt schon zwölf, aber er hatte noch nicht so oft die Chance, sich zu zeigen. Das ist unser erster richtig großer Sieg und ich hoffe, dass uns jetzt nichts mehr dazwischenkommt, um seine sportliche Karriere noch genießen zu können.“

Zwei Paaren gelang ein fehlerfreies Stechen mit exakt derselben Zeit und so teilten sich Europameister André Thieme mit DSP Chakaria und der Ire Michael Pender mit HHS Calais die silberne Schleife.

Hans-Dieter Dreher in seinem Element

Ein packendes Stechen lieferte die Entscheidung im CG Elementum Championat von Hamburg. Nach einer ständig wechselnden Führung setzte sich schließlich Hans-Dieter Dreher mit Vestmalle Des Cotis an die Spitze der Konkurrenz. „Es war ein wahnsinnig schnelles Stechen mit langen Wegen, wir mussten alles riskieren. Mein Pferd ist sehr sensibel und ehrgeizig. Ich bin froh, dass es heute für den Sieg gereicht hat“, freute sich der 50-Jährige. Wie ein Sieg fühlte sich hingegen der zweite Platz für Janne Friederike Meyer-Zimmermann an, die sich mit Chesmu KJ nur knapp hinter Dreher einreihen musste: „Chesmu springt immer ein bisschen höher als er muss und er weiß, was er kann. Ich bin beeindruckt, wie er die Aufgaben im Parcours gelöst hat“, strahlte die Pinnebergerin. Überglücklich war auch Mario Stevens. Mit seinem erst neunjährigen Wallach Starissa hat er offensichtlich einen Hochkaräter unter dem Sattel, der ihn auf Platz drei trug: „Er ist ein ganz besonderes Pferd. Er springt in der Halle, auf Sand, auch hier auf Gras und vor dieser Kulisse. Ich bin beeindruckt, wie er das gemacht hat.“

Rund 90.000 Zuschauer fanden nach den coronabedingten Ausfällen 2020 und 2021 den Weg in den Derby-Park – und das, obwohl das Wetter alles andere als einladend war. „Das macht mich sehr glücklich“, so Derby-Chef Volker Wulff. „Ich habe das Derby noch nie so verregnet erlebt, aber die Hamburger kommen trotzdem. Wir hatten fast genauso viele Zuschauer wie 2019, da hatten wir sehr schönes Wetter.“ Nun soll das Warten nicht wieder so lange dauern: Das nächste Deutsche Spring- und Dressur-Derby wird vom 17. bis 21. Mai 2023 stattfinden. Tickets sind ab sofort buchbar. 

Austausch, Inspiration und Power

Mehr als 100 strahlende Gesichter und eine tolle Gemeinschaft: Nach zwei Jahren Corona-Pause fand in diesem Jahr der sechste Landesjugendtag auf der Anlage des Holsteiner Verbandes in Elmshorn statt, organisiert vom Jugendteam des Pferdesportverbandes Schleswig-Holstein (PSH).

Lang war die Pause, doch die Geduld hatte sich gelohnt, denn unter dem Motto „Junges Ehrenamt – fit für die Zukunft“ hatten Jugendliche aus Schleswig-Holstein und Hamburg beim Landesjugendtag die Möglichkeit, sich in vielen verschiedenen Workshops fortzubilden und Ideen für ein Ehrenamt in ihrem Verein zu sammeln. So war bei der Reiterfitness oder beim Hob­by Horsing sportliche Aktivität gefragt, aber auch der kreativen Ader konnte bei der Gestaltung eines Jugendteamhindernisses oder beim Thema Fotografie Raum gegeben werden.

Die Notfallversorgung von Pferden war Thema eines Workshops.

Was beim Miteinander mit dem Partner Pferd am Boden zu beachten ist und welche Elemente in den Abzeichenprüfungen abgefragt werden, lernten die Teilnehmer ebenso wie das Vorstellen und Mustern eines Pferdes. Notfälle können immer passieren, darum ist es gut, wenn dann alle wichtigen Handgriffe zur Versorgung des Pferdes sitzen. So erfuhren die Jugendlichen in Theorie und Praxis, wie Puls, Atmung und Temperatur beim Pferd gemessen werden, aber auch wie ein Verband richtig angelegt wird.

Um die Anatomie des Pferdekopfes und die richtige Zäumung ging es im Workshop „Passt das Gebiss eigentlich meinem Pferd oder Pony?“. Die Teilnehmenden konnten selbst erfahren, wie sich der Druck eines Gebisses auf verschiedenste Punkte des Pferdekopfes auswirkt und wie ein passendes Gebiss liegen muss. Ohne Social Media geht in der heutigen Zeit nichts mehr, daher bekamen die Jugendlichen Tipps und Ideen für ihre eigenen Accounts und durften unter anderem eigene Reels erstellen. Im Workshop der Sportjugend Schleswig-Holstein waren sie mit viel Spaß in den Gruppenspielen aktiv.

„Es macht Freude, in die strahlenden Augen zu schauen. Die Jugendlichen hatten alle gemeinsam viel Spaß und es war für jeden etwas dabei. Sie konnten viel lernen und viele haben neue Freunde gefunden“, sagte Dörte Kühl, stellvertretende Landesjugendwartin des PSH. Es sei toll, welch umfangreiches Programm das PSH-Jugendteam auch in diesem Jahr wieder zusammengestellt habe. Natürlich sei das nicht ohne das ehrenamtliche Engagement der Referenten und Veranstalter möglich gewesen.

Hövelmann und von Czettritz folgen auf Grandke

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Bei der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) kommt es in der Geschäftsführung zum Wechsel. Der langjährige Hauptgeschäftsführer Dr. Reinhard Grandke verlässt die DLG auf eigenen Wunsch zum 30. September. Zur Nachfolge sollen auf der Gesamtausschusssitzung am 5. September Dr. Lothar Hövelmann und Freya von Czettritz als neues hauptamtliches Führungsduo vorgeschlagen werden.

Der DLG zufolge soll Hövelmann neben seiner Funktion als Geschäftsführer des Fachzentrums Landwirtschaft zum Hauptgeschäftsführer der DLG berufen werden. Von Czettritz soll als Vorstandsvorsitzende der DLG-Holding GmbH die wirtschaftlichen Aktivitäten der Landwirtschafts-Gesellschaft verantworten. Für ihre bisherigen Funktionen werde eine Nachfolge zum nächstmöglichen Zeitpunkt gesucht, so die DLG. Bis dahin bleibe von Czettritz Bereichsleiterin und Projektleiterin der Agritechnica. Grandke werde den Übergang gemeinsam mit Hövelmann und von Czettritz gestalten.

Hövelmann studierte Agrarwissenschaften in Bonn und promovierte dort. Bei der DLG stieg er 1998 als Projektleiter Pflanzenproduktion ein, 2003 übernahm er die Leitung des Fachgebiets Nachhaltige Landwirtschaft, 2008 die Geschäftsführung des DLG-Fachzentrums Landwirtschaft. In den Vorstand wurde Hövelmann 2015 berufen. 

Von Czettritz stammt von einem Saatzuchtbetrieb. Die studierte Betriebswirtin verantwortet seit 2009 die Landtechnikausstellung Agritechnica, seit 2016 leitet sie den Bereich Messen Pflanzenbau bei der DLG mit den internationalen Leitmarken Agritechnica, DLG-Feldtage, DLG-Waldtage, PotatoEurope und Agritechnica Asia. age

Dr. Reinhard Grandke, Foto: DLG

Beste Zuchtqualität aus neun Rassen

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Über 70 aufgetriebene Fleischrinder aus neun Rassen und sehr viele gespannte Besucher – das zeugte von einem wirklich regen Interesse auf allen Seiten: Der Fleischrinderzuchtverband Schleswig-Holstein (FRZ) scheint mit dieser erstmalig im Mai auf dem Messegelände in Rendsburg ausgerichteten Schau den Nerv derjenigen getroffen zu haben, die für die Fleischrinderzucht brennen oder an Mutterkuhhaltung interessiert sind.

Über 70 schicke Jungtiere aus neun Rassen stellten sich dem Publikum bei optimalem Wetter zur Präsentation.

Neben den hervorragenden Vertretern der Intensivrassen Blonde d’Aquitaine, Charolais und Limousin zeigten sich die mittelintensiven Angus und Hereford, die Robustrassen Galloway und Highland Cattle sowie das Rind der seltenen Rasse White Park in bester Qualität. Bei den Dextern ging es sogar um einen Bundeswettbewerb: Hier waren Züchterinnen und Züchter aus fünf Bundesländern angereist, um ihre Jungbullen und Färsen zu zeigen.

Als Preisrichter konnte Paul Bierstedt von der Rinderzucht Berlin-Brandenburg (RBB) gewonnen werden.

Angus

Ein Bulle war aufgetrieben: Der gut entwickelte „AM Alister“ von André Martens aus Schackendorf wurde gleich nach der Schau von seinem neuen Käufer übernommen und in den Deckeinsatz geschickt.

In der ersten Gruppe dominierte bei den Färsen „AM Rosalie“ (1a) von André Martens aus Schackendorf, Kreis Segeberg, ein schickes, funktionales Rind, vor der brillant vorgeführten „Pineta” von Familie Kühl aus Fockbek, Kreis Rendsburg-Eckernförde. So blieben für die jüngeren Färsen aus Tüttendorf-Blickstedt, Kreis Rendsburg-Eckernförde, „Sonne“ und „Mary“, nur der 1c- und 1d-Platz. Bei der zweiten Gruppe hatte der Richter, der sonst sein Urteil immer noch einmal überprüfte, ehe er es verkündete, von Anfang an keine Zweifel: „Pialotta“ von Hof Kamerun, Hennstedt im Kreis Steinburg, war hier die Kompletteste, gefolgt von „Fabienne20“ von Hof Christelhoi in Mittelangeln. ­„Unica“ von Hof Kamerun (1c) und „AM Blümi“ von Schackendorf (1d) rundeten das Bild ab. Bei der Siegerauswahl zwischen den 1a- und 1b-Tieren beider Gruppen wurde die kompakte „Pialotta“ an die Spitze gesetzt und errang den Landessieg; der Titel der Landesresevesiegerin ging an „AM Rosalie“ von Schackendorf – ein toller Erfolg für die beiden Betriebe.

Blonde d‘Aquitaine

Da müssen sich die Gratulanten ganz schön strecken, damit sie auf dem Bild zu sehen sind: Martin Rockel präsentierte seinen eineinhalbjährigen Blonde-d‘Aquitaine-Bullen „Rahm“, der zum Mr. Schleswig-Holstein gekürt wurde.

„Rahm“, ein „Loubart“-Nachkomme und der einzige Bulle seiner Klasse, zeigte sich in seinen Vorzügen so hervorragend, dass der Richter ihn zum Mr. Schleswig-Holstein kürte.

Charolais

Mit der sehr schönen „Jakobus“-CH-Tochter „Maja“ von der Albrecht GbR aus Tetenhusen, Kreis Schleswig-Flensburg, freute sich der Richter, eine gelungene Nachzucht eines Besamungsbullen aus seinem Zuchtgebiet zu sehen.

Dexter

In der ersten Bullengruppe erschienen die knapp einjährigen Bullen. Der kompakte „Barney“ aus der Zucht von Dähmlow aus Lindholz und im Besitz von Familie Grot aus Sanitz (beide Mecklenburg-Vorpommern) mit viel Rasse­typ machte hier das Rennen und setzte sich vor den mächtigeren „Festus“ von Gerald Stumpf aus Satow (Mecklenburg-Vorpommern). Den 1c-Platz eroberte „Carlson“ von Familie Reinsch aus Bispingen (Niedersachsen), der nach der Schau seinen Besitzer wechselte. „Idris“ von Jörn Rundshagen aus Ahrensburg (Schleswig-Holstein) landete so auf 1d. In der zweiten Bullengruppe setze sich „Maximus Grossensee“ aufgrund der guten Beinstellung vor die typvollen Bullen „Pepe“ (1b) und „Pirat“ (1c) der Familie Projahn aus Arendsee (Sachsen-Anhalt), sodass „Neptun“ vom Kronwald aus der Zucht von Klingberg, Nossendorf, und im Besitz von Familie Grot (beide Meckenburg-Vorpommern) auf dem 1d-Platz landete.

In der dritten Bullengruppe wurden die älteren Bullen (zirka 21 Monate) aufgetrieben: Der „Große Fritz“ von Gerald Stumpf aus Satow erhielt hier den 1c-Platz hinter „Kenni“ (1b) von Familie Reinsch aus Bispingen. Dominieren konnte „Karl von der Landwehr“ von Familie Wünnemann aus Bergkamen (Nordrhein-Westfalen), ein korrekter Bulle mit genügend Masse, der in dieser Gruppe vom Richter auf den 1a-Platz gestellt wurde und bei der Endausscheidung vor „Maximus Grossensee“ sogar den Bundessieg errang.

Bei den Dexterfärsen fand ein Wettbewerb auf Bundesebene statt, an dem elf Züchterinnen und Züchter aus fünf Bundesländern beteiligt waren. Zuerst starteten die fünf jüngsten Färsen: zwei erst acht Monate alte Färsen von Familie von Marées aus Bleckede (Niedersachsen), von denen die anmutige „Clara“ aufgrund ihres Rassetyps und ihrer Breite und Tiefe bei sehr femininem Ausdruck vor der Kielerin „Kiara vom Wellsee“ (1b) den 1a-Platz errang. So blieb für „Pia aus Bleckede“ der 1c-Platz vor „Bailey“ und ­„Bella“ von der Schäfers Ranch aus Klappholz, Kreis Schleswig-Flensburg, die sich trotz ihrer soliden Qualität in dieser Gruppe nicht durchsetzen konnten.

In der zweiten Gruppe war ein Rind, das zunächst gar nicht hervorstach, bei genauerem Hinsehen nach Auskunft des Richters das korrekteste: „Labine Grossensee“ aus der Zucht von Hundsdoerfer-Pokupic erfreute ihren Besitzer Walter Reulecke mit dem 1a-Platz. In dieser Gruppe errangen die Floreks aus Kosel mit „Lara van de Beek Wischen“ den 1b-Platz vor „Line vom Wellsee“ (1c) und „Themis Grossensee“ (1d).

In der dritten Gruppe der Dexterfärsen konnten sich die älteren Färsen „Hyazinth Grossensee“ (1d), „Lexi“ (1c) und „Pocahontas“ (1b) (beide Familie Projahn, Arendsee, Sachsen-Anhalt) nicht durchsetzen gegen „Taiga van de Beek Wischen“ von Familie Florek aus Kosel, Kreis Rendsburg-Eckernförde: Diese breite, tiefe und trotzdem feminine Färse war hier die kompletteste und errang nicht nur vor „Labine Grossensee“ den Landessieg, sondern am Ende den Bundesreservesieg gleich hinter der jungen „Clara“ von Familie von Mareés, die sich zur Bundessiegerin krönte.

Galloway

Von den zwei Jungbullen der Familie Danker aus Bothkamp setzte sich der dunfarbige „Hannes“ vor den schwarzen „Hein“; beide Bullen sind etwa ein Jahr alt und werden sicher später noch auf Schauen zu sehen sein.

Die etwa einjährigen Färsen starteten zu viert: Die soliden Dithmarscher Färsen „Lieselotte vom Lindenhof“ der Zuchtgemeinschaft (ZG) Haalck (1d) und „Joanna“ von der ZG Plähn (1c) hatten es hier schwer gegen die weiße „Underwood vom Bebensee“ von Mechthild Bening (1b) und die fast perfekte „Cosima von der Fuhlenau“ der Zuchtstätte Harder aus Groß Vollstedt, Kreis Rendsburg-Eckernförde; 1a und später Landessiegerin – mehr geht nicht!

Als Siegerin der zweiten Gallowayfärsengruppe wurde sofort „Tiffany vom Bebensee“ ausgemacht, die mit ihren Vorzügen bei der Ausscheidung zum Landessieg später den Reservesiegertitel erhielt. Den 1b-Platz in dieser Gruppe belegte „Natascha“ von der ZG Plähn vor „Hera vom Fieler Moor“ (1c) von Christoph Rohrmoser aus Hemmingstedt, Kreis Dithmarschen, und den Färsen „Mira“ und „Mara“ aus dem Besitz von Familie Dirks aus Duvensee, Kreis Herzogtum Lauenburg. In der dritten Gruppe der Gallowayfärsen war Dithmarschen vorn: „Conny vom Lindenhof“(1a) und „Line vom Lindenhof“ (1b) belohnten die stetige Ausstellungsbereitschaft von Carsten Haalck aus Linden mit den vordersten Plätzen, gefolgt von „Corona von der Fuhlenau“ (1c; Familie Harder, Groß Vollstedt) und „Biene vom Fieler Moor“ (1d; Familie Rohrmoser, Hemmingstedt).

Hereford

Zwei sehr gut entwickelte Färsen aus dem Betrieb von André Rusch aus Lütjenwestedt-Königswill, Kreis Rendsburg-Eckernförde, wurden in den Boxen präsentiert: Auch wenn sie aufgrund einer Verletzung des Züchters nicht in den Ring gingen, kann man stolz sein auf solche Nachzucht!

Highland Cattle

Die erste Gruppe der Highlandbullen wurde angeführt von „Duncan vom Großsolter Moor“, einem breiten, korrekten Tier aus dem Betrieb Springholz, das schon mit gut einem Jahr eine tolle Ausstrahlung zeigte und den 1a-Platz belegte; dicht gefolgt von „Dadou von Dreimühlen“, der ihm nur wenig nachstand. Den 1c-Platz belegte der jüngere „Boyd vom Marienkoog“. In der zweiten Gruppe lief ebenfalls ein „Dreimühlen“-Bulle, der aber zurückstehen musste (1b) hinter „Piet ut Heidbarg“ (1a), der etwas mehr Tiefe aufwies und insgesamt harmonischer wirkte. Dieser Bulle wurde in der folgenden Ausscheidung Landesreservesieger, nur noch getoppt von dem Großsolter „Duncan“ aus der ersten Gruppe, der damit den Titel des Landessiegers errang.

Die Highland-Cattle-Züchter traten mit zwei Färsengruppen an: Der 1a-Preis der ersten Färsengruppe ging an die sehr gut entwickelte „Sobhrach 1. vom Bestethal“ der Hahn und Lange GbR, Rümpel, und zwar noch vor „Ginetta von Dreimühlen“ vom Betrieb Rohrmoser aus Tetenbüll, Kreis Nordfriesland, (1b) und „Magaidh 1. vom Beste­thal“. In der zweiten Gruppe dominierte die bestechend schöne, äußerst korrekte „Anna vom Lütten Diek“ aus der Zucht des „Baron von Buchholtz“ von Heiko Krause aus Norderstedt – hier belegten die Bestethal-Färsen „Bean 3.“ und „Elisabeth“ den 1b- und 1c-Platz vor „Havanna von Dreimühlen“ (1d; Rohrmoser) und „Gala vom Marienkoog“ von Martin Kluge aus Galmsbüll, Kreis Nordfriesland, (1e). Der überaus gute Entwicklungszustand der beiden 1a-Färsen führte am Ende dazu, dass sie den Landessieg („Anna vom Lütten Diek“) und den Landesreservesieg („Sobhrach vom Bestethal“) der Highland-Cattle-Färsen insgesamt errangen.

Limousin

Die beiden Bullen aus der Lucanus Rockel GbR aus Fargau-Pratjau, Kreis Plön, wurden hochgelobt; hier rangierte der größere „Jupiter” vor dem kleineren „Ludwig”. Der Betrieb Hahn aus Kiel zeigte drei richtig gut entwickelte Färsen unterschiedlicher Altersstufen: Nach diesem Kriterium wurden sie jedoch nicht rangiert, sondern sogar umgekehrt: Die jüngste „Elisa“ bekam den 1a-Platz, die zweit­älteste „Erle“ den 1b- und die älteste „Drossel“ den 1c-Platz.

White Park

Die Rasse White Park war würdig auf der Flora vertreten und wurde von Horst Derjong aus Brinjahe, Kreis Rendsburg-Eckernförde, präsentiert. Seine dreijährige Färse „Ela von der Wisbeker Dreangel“ zeigte sich gut gezeichnet und absolut ruhig dem Publikum. Bleibt zu hoffen, dass diese vom Aussterben bedrohte Rasse weitere Freunde findet.

Bestes Rind und bester Bulle

Ein weiteres Highlight war der rasseübergreifende Wettbewerb zur Kür von Miss und Mr. Schleswig-Holstein: Der Titel Miss Schleswig-Holstein wurde an die Highland-Cattle-Färse „Anna vom Lütten Diek“ (Heiko Krause, Norderstedt) vergeben.

Besonders beeindruckte der enorme Blonde-d‘Aquitaine-Bulle „Rahm“ von der Lucanus-Rockel GbR und sicherte sich so den Titel Mr. Schleswig-Holstein.

Die neue Landessiegerin der Highland-Färsen „Anna vom Lütten Diek“ und Besitzer Heiko Krause (r.) aus Norderstedt freuten sich zusätzlich über den Titel Miss Schleswig-Holstein, v. li.: Dr. Walter Reulecke, Zuchtleiter und Geschäftsführer FRZ, Richter Paul Bierstedt (RBB), Bernd Irps, stellvertretender Geschäftsführer der Landwirtschaftskammer SH, Lothar Möhding, stellvertretender Bürgermeister der Stadt Rendsburg Foto: Karen Grot

Fazit

Die Wettbewerbe dieser Schau waren auf hohem Niveau. Auch in diesem Jahr haben die Fleischrinderzüchterinnen und -züchter wieder Bullen, Kühe und Färsen in hervorragender Qualität aufgetrieben, um diese Schau gemeinsam auszurichten. Das Konzept ist aufgegangen, und die Schau war ein voller Erfolg. Ganz besonders erfreulich aber war die Teilnahme so vieler Jungzüchterinnen und Jungzüchter, die mit Begeisterung dabei waren und der Schau ein wirklich junges Gesicht gaben. Eine detaillierte Tabelle der prämierten Tiere findet sich im Internet unter www.lksh.de unter Aktuelles.

Was NIR-Sensoren können

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Die Nahinfrarotspektroskopie (NIRS) vereinfacht die Nährstoff­ermittlung bei Wirtschaftsdüngern. Außerdem besteht das Potenzial für eine exakte und gleichzeitig unkomplizierte Ausbringung. Jedoch fehlt der Technik in einigen Bundesländern die düngerechtliche Anerkennung. In Schleswig-Holstein ist das NIRS-Verfahren als Alternative zur Laboranalyse bei Wirtschaftsdüngern zugelassen.

Ein Landwirt darf nicht frei entscheiden, wie viel Gülle er auf seine Flächen ausbringt. Es gilt, die flächenspezifischen Nährstoffvorgaben zu befolgen und alle Düngevorgänge zu dokumentieren. Um unter diesen Umständen maximale Ernteerträge erzielen zu können, müssen die verfügbaren Nährstoffe möglichst effizient, bedarfsgerecht und in der Regel gleichmäßig ausgebracht werden. Auf diese Weise wird eine abwechselnde Über- und Unterdüngung vermieden. Üblicherweise werden deshalb die Nährstoffgehalte der Gülle ermittelt, indem Proben genommen oder Richtwerte verwendet werden. Jedoch können in beiden Fällen deutliche Abweichungen zu den tatsächlichen Werten auftreten. Beispielsweise können die Nährstoffgehalte in Abhängigkeit von der Gülleart, der Fütterung und der Homogenität extrem schwanken.

Vor diesem Hintergrund ist eine exakte Nährstoffausbringung mit organischen Düngern schwer realisierbar. Das Ertragspotenzial wird nicht ausgeschöpft, und Umweltbelastungen können hervorgerufen werden. Ein Einsatz der NIRS könnte deutliche Verbesserungen herbeiführen: Die Nährstoffermittlung könnte vereinfacht, eine exaktere Ausbringung ermöglicht, der überbetriebliche Nährstoffaustausch gefördert und der Dokumentationsaufwand minimiert werden.

Ablauf einer NIRS- Nährstoffmessung

Die Nährstoffe, die in einer Gülle enthalten sind, können mit der NIRS-Technik während der üblichen Pumpvorgänge bestimmt werden. Dabei werden die Messkomponenten in die Förderleitungen integriert oder über eine mobile Station mit den vorhandenen Rohren oder Schläuchen verbunden. Eine mobile NIRS-Station kann beim Befüllen eines Güllefasses zur Nährstoffmessung zwischengeschaltet werden. Sie besteht im Wesentlichen aus der Nah­infraroteinheit (NIR-Einheit), dem Durchflussmengenmesser sowie dem Bedienterminal (siehe Abbildung 1). Sobald Gülle gefördert wird, werden die Gehalte an Stickstoff (N2), Ammonium (NH4), Phosphor (P2O5), Kali (K2O) und Trockensubstanz ermittelt und über das Terminal ausgegeben. Zudem besteht die Möglichkeit, ein Ausbringziel für einen Nährstoff festzulegen. In diesem Fall wurden 60 kg N/ha gewählt. Daraufhin wird dem Anwender aufgezeigt, dass dafür 13 m3 der vorhandenen Gülle pro Hektar ausgebracht werden müssen.

Funktionsweise der NIRS- Technik

Bei einer NIRS-Messung wird die vorbeifließende Gülle durch ein Fenster in der Rohrleitung mit nah­infrarotem Licht bestrahlt (siehe Abbildung 2). Das einfallende Licht wird von den unterschiedlichen Inhaltsstoffen teilweise absorbiert und reflektiert. Dabei entstehen spezielle Reflektionen. Diese werden vom Sensor erfasst und zum NIR-Detektor weitergeleitet. Durch einen Vergleich mit hinterlegten Daten sowie eine vom Hersteller entwickelte Kalibrierung können die Nährstoffgehalte der Gülle abgeschätzt werden.

Vorteile der NIRS-Technik

Die wesentlichen Vorteile der NIRS-Technik bestehen darin, dass die Nährstoffmessung durchgängig, live und aufwandlos erfolgt. Das bedeutet zum einen, dass ein deutlich größerer Anteil der jeweils relevanten Gülle als bei einer einzelnen Probeentnahme berücksichtigt wird. Außerdem liegen die Nährstoffgehalte direkt vor, sodass sie für eine sofortige Ausbringung oder einen überbetrieblichen Nährstoffaustausch verwendet werden können. Zum anderen entfällt der Aufwand für eine umständliche Probeentnahme.

Darüber hinaus bietet die NIRS-Technik die Möglichkeit, den Güllestrom bei der Ausbringung auf Basis eines Nährstoffwertes zu regeln (siehe Abbildung 3). In diesem Fall liefern ein am Güllefass verbauter Durchflussmengenmesser und die NIR-Einheit Messwerte, auf deren Grundlage die Fahrgeschwindigkeit geregelt wird. Beispielsweise könnte der Fahrer durch eine Eingabe am Isobusterminal festlegen, dass 60 kg N/ha ausgebracht werden sollen. Daraufhin würde während der Ausbringung eine automatisierte Anpassung der Fahrgeschwindigkeit erfolgen. Alternativ kann eine Regelung des Güllestroms über die Pumpendrehzahl oder ein Drosselventil herbeigeführt werden. Während der Ausbringung erfolgt eine automatisierte Dokumentation der verteilten Nährstoffe. In Verbindung mit GPS können Applikationskarten erstellt werden. Auf diese Weise könnte eine nährstoffbasierte und bedarfsgerechte Ausbringung inklusive der Dokumentation nahezu aufwandlos realisiert werden.

Kritische Betrachtung der NIRS-Technik

Für eine Akzeptanz der NIRS-Technik in der Praxis müssen die gemessenen Nährstoffgehalte in einer ausreichenden Genauigkeit vorliegen. Ansonsten kann keine exakte Ausbringung realisiert werden. Vor diesem Hintergrund hat die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) die Genauigkeit von verschiedenen NIR-Sensoren untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass die Messgenauigkeit von den unterschiedlichen Nährstoffen, der Gülleart und den Höhen der Nährstoffgehalte abhängt. Deshalb werden Zertifizierungen einzeln für Stickstoff, Ammonium, Phosphor, Kali und Trockensubstanz bei Rinder-, Schweine-, Mischgülle und Gärresten vergeben. Die jeweilige Zertifizierung erfolgt, wenn drei von fünf Messungen eine maximale Abweichung von 25 % zu einem Referenzwert aufweisen und ansonsten keine Abweichung über 35 % auftritt. Gegenwärtig erreichen NIR-Sensoren für die meisten Inhaltsstoffe eine Zertifikation. Dabei können beim Stickstoffgehalt in der Regel höhere Genauigkeiten erzielt werden.

Im Vergleich dazu können bei Laboranalysen Schwankungen von zirka 15 % auftreten. Jedoch sind die Abweichungen aus den vorangestellten Prozessschritten unbekannt. Dabei bietet insbesondere die Probeentnahme ein großes Fehlerpotenzial. Außerdem ist zu berücksichtigen, dass Veränderungen der Gülle bis zum Start der Ausbringung nicht erfasst werden.

Vor diesem Hintergrund wird die Genauigkeit von Nährstoffgehalten, die mit zertifizierten NIR-Sensoren ermittelt wurden, bei üblichen Güllearten und unter Praxisbedingungen von der DLG als gleichwertig eingeschätzt. Jedoch ist zu berücksichtigen, dass bei ungewöhnlichen Güllearten, die von der üblichen Kalibrierung nicht abgedeckt werden, größere Messfehler auftreten können. Außerdem wird die NIRS-Technik nicht als wissenschaftliches Verfahren anerkannt und es sind keine Bedingungen definiert, die den Ablauf, die Genauigkeit und die gleichbleibende Qualität einer Messung sicherstellen. Daher wird eine Dokumentation auf NIRS-Basis in einigen Bundesländern düngerechtlich nicht anerkannt.

Kaufentscheidung und Anschaffungskosten

Aktuell werden NIR-Sensoren für Gülleanwendungen unter anderem von Zunhammer, John Deere, Kotte, m-u-t, Kaweco, Dinamica Generale, Topcon und BSA angeboten. Bei der Kaufentscheidung ist zu berücksichtigen, dass unterschiedliche Messgenauigkeiten bei unterschiedlichen Güllearten sowie Nährstoffen vorliegen können. Daher sollte im Einzelfall entschieden werden, welcher Sensor sich am besten für die betrieblichen Anwendungen eignet.

Für den Erwerb und den Anbau am Güllewagen fallen in der Regel Kosten von zirka 35.000 € an. Dabei besteht unter Umständen eine Förderfähigkeit von zirka 40 %. Die Betriebs- und Wartungskosten liegen schätzungsweise bei 1.000 bis 2.000 € pro Jahr. Vor einem Kauf ist unbedingt sicherzustellen, dass Schlepper, Güllewagen und NIRS-Technik synchronisiert werden können.

Die NIR-Einheit ist in diesem Fall mittig am Verteilrohr des Güllewagens verbaut.

Fazit

Die NIRS-Technik optimiert die Nährstoffermittlung, indem die Nährstoffgehalte flüssiger Wirtschaftsdünger durchgängig und live bestimmt werden. Zudem entfällt der Aufwand für eine Probeentnahme und eine automatisierte Dokumentation wird ermöglicht. Eine exaktere Ausbringung wird herbeigeführt, indem Nährstoffgehalte fuhrenbezogen ermittelt werden, sofort vorliegen und eine nährstoffbasierte Regelung des Güllestroms erfolgen kann. Der überbetriebliche Nährstoffaustausch wird gefördert, indem die Nährstoff­ermittlung einfach, schnell und speziell für ein relevantes Güllevolumen vorgenommen werden kann. Die Messgenauigkeit wird bei üblichen Güllearten und unter Praxisbedingungen von der DLG als gleichwertig eingeschätzt. Ungewöhnliche Güllearten, welche abseits der üblichen Kalibrationen liegen, können zu größeren Messfehlern führen.

Zuckerrüben unterschiedlich entwickelt

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Der Entwicklungsstand der Zuckerrüben in Schleswig-Holstein variiert momentan sehr stark. Viele Bestände im Raum Lübeck und im Naturraum Lauenburg/Stormarn werden in den nächsten Tagen die Reihen schließen. Dagegen haben spät und neu gelegte Rüben im Norden und Westen des Landes erst das zweite Laubblattpaar ausgebildet. Dazu kommt, dass die Rüben, die das zweite Mal gelegt wurden, innerhalb der Fläche sehr unterschiedlich aufgelaufen sind. Häufig fehlte das notwendige Wasser zum Keimen und sogenannte Etagenrüben sind die Folge.

Während die weit entwickelten Bestände überwiegend frei von Beikräutern sind, werden in den kleinen Rüben noch Behandlungen notwendig werden.

Da die Witterung jetzt wieder Splittinganwendungen erlaubt, sollten diese auch konsequent durchgeführt werden.

Eine Maßnahme gegen eine breite Mischverunkrautung, die zweimal im Abstand von zwei bis vier Tagen in entgegengesetzter Fahrt­richtung gefahren werden sollte, könnte folgendermaßen aussehen:

Belvedere Duo kann, wie mehrfach beschrieben, durch Produkte mit Einzelwirkstoffen ersetzt werden. Hat der Windenknöterich bereits Laubblätter, ist ein Zusatz von 0,2 l/ha Vivendi 100 je Teilsplit ratsam. Disteln im Rübenschlag sollten vor dem Erscheinen der Blütenknospen bei wüchsigem Wetter mit 1,2 l/ha Vivendi 100 oder 0,20 l/ha Lontrel 600 beziehungsweise 167 g/ha Lontrel 720 SG behandelt werden. Der Zusatz von 0,5 l/ha Hasten ist zwingend erforderlich. Die Disteln dürfen, um den Wirkstoff aufzunehmen, bei der Behandlung nicht von Debut vorgeschädigt sein.

Erfreulicherweise waren bis Anfang dieser Woche in den Rübenbeständen kaum tierische Schädlinge zu finden, sodass Behandlungen bisher nur selten erforderlich waren. Die Bekämpfungsschwelle, die eine Behandlung erforderlich macht, liegt momentan für die Schwarze Bohnenlaus bei 30 % befallener Pflanzen und für die Grüne Pfirsichblattlaus bei 10 % befallener Pflanzen. Miniergänge der Rübenfliegenlarven waren ebenfalls kaum vorhanden. Der aktuelle Befall ist weiterhin im AgriPortal Consult und in der App Agri­Portal mobile zu finden. Sollte wider Erwarten doch ein Insektizid erforderlich werden, könnten gegen Läuse 300 g/ha Pirimor-Granulat oder ab dem Achtblattstadium der Rüben das systemisch wirkende und ebenfalls die Nützlinge schonende Teppeki mit 140 g/ha in 300 bis 400 l Wasser eingesetzt werden. Gegen die Larven der Rübenfliege ist der Einsatz eines Pyrethroides in der zugelassenen Aufwandmenge sinnvoll. Bitte an die Zeichnung des Zuckerrübenlieferungsvertrages für 2023 denken.

Wenn die Zinsen steigen

Der Zinsmarkt ist in den vergangenen Monaten stark in Bewegung gekommen. So ist die Rendite der zehnjährigen
Bundesanleihen von –0,49 % im August 2021 auf +0,21 % im Februar 2022 um 0,7 %-Punkte angestiegen. Diese Entwicklung spiegeln auch die Kreditzinsen wider, da die am Kapitalmarkt realisierbaren Zinsen die Basis für deren Kalkulation sind.

In die Vergabepraxis für Kredite ist in den vergangenen Jahren viel Bewegung gekommen. Insgesamt sind die Banken heute flexibler, und damit können die Kredite stärker auf die Bedürfnisse des jeweiligen Kunden zugeschnitten werden. So ist es heute unter anderem möglich, unter bestimmten Voraussetzungen die Kreditzinsen bei einem Rentenbankdarlehen für 20 Jahre festzuschreiben und bis zu drei tilgungsfreie Jahre zu vereinbaren. Für den Kreditnehmer heißt dies aber auch, sich mehr Gedanken über die Gestaltung seines individuellen Kredits machen zu müssen und dies entsprechend mit der Bank zu verhandeln.

Mehr Optionen zu haben bedeutet leider immer auch, dass die Komplexität der individuellen Entscheidungssituation zunimmt. Eine Frage, die sich für nahezu jeden Kreditnehmer stellt – ob Investition in einen Stall, Hauskauf oder Errichtung eines Bürgerwindparks –, ist die nach der „richtigen“ Zinsbindungsdauer. Dabei weiß jeder Kreditnehmer, dass die Kreditzinsen bei kürzerer Zinsbindungsdauer niedriger sind als bei längerer Festlegung. Allerdings sind die Zinsaufschläge auf die längeren Kreditlaufzeiten über die Zeit nicht konstant, sondern hängen vom Anstieg der Zinsstrukturkurve auf den Kapitalmärkten ab.

Rechnen statt Bauchgefühl

Da niemand den Zinsverlauf in den nächsten 20 Jahren vorhersagen kann, ist bei der Entscheidung über die Zinsbindungsdauer eher das Bauchgefühl gefragt. Dabei lässt sich für jede Kreditkonstellation ein Grenzzins für die Anschlussfinanzierung berechnen, bei dem die Summe der an die Bank gezahlten Kapitaldienste gleich groß ist. Der Kapitaldienst beinhaltet dabei stets die Zins- und Tilgungszahlungen an die Bank. Ein solcher Grenzzins verbessert die Entscheidungsgrundlage und dürfte zumindest für ein besseres Bauchgefühl sorgen.

Ein vereinfachtes Beispiel soll die Aussagefähigkeit des Grenzzinses verdeutlichen: Für die Finanzierung eines Bürgerwindparks muss ein Kredit in zweistelliger Millionenhöhe aufgenommen werden. Es gibt eine Finanzierungszusage der Bank mit einer Laufzeit von 20 Jahren mit 3,05 % Zinsen und einer Zinsbindungsdauer von zehn Jahren mit 2,3 %. Vermutlich würden sich die Leser mehrheitlich für die 20-jährige Zinsbindungsdauer entscheiden, denn wir stehen wahrscheinlich am Anfang einer Periode von Zinserhöhungen, und wer weiß schon, wie der Kapitalmarkt in zehn Jahren aussieht. In Tabelle 1 sind die weiteren Konditionen der Kreditvarianten dargestellt.

Die folgenden Berechnungen basieren auf einer Kreditsumme von 1.000.000 €. Es handelt sich jeweils um ein Annuitätendarlehen. Bei einer 20-jährigen Zinsbindung (Kredit A) mit 3,05 % und jährlichem Kapitaldienst sind in den nächsten 20 Jahren jeweils am Jahresende 67.526,81 € an die Bank zu zahlen. Bei einer zehnjährigen Zinsbindung (Kredit B) mit 2,3 % reduziert sich der jährliche Kapitaldienst auf 62.941,51 €. Allerdings soll mit dem Einverständnis der Bank die Differenz der Kapitaldienste (Zeile 9) zusätzlich in die Tilgung fließen, sodass in beiden Varianten jeweils ein Kapitaldienst in Höhe von 67.526,81 € zu leisten ist. Damit ist in beiden Zinsvarianten die Liquiditätsbelastung des Kreditnehmers in den ersten zehn Jahren identisch (Zeile 10 + 11). Nach zehn Jahren weisen die Kredite jedoch einen unterschiedlichen Schuldenstand aus (Zeile 12) Bei Kredit B ist der Schuldenstand um zirka 65.000 € niedriger. Dies ist darauf zurückführen, dass in der Variante B die jeweils eingesparten Zinsen zusätzlich in die Tilgung gesteckt wurden und die Darlehensschulden somit schneller reduziert werden.

Für den Kredit B stellt sich nun die Frage, wie hoch der Zinssatz ist, der bei der Anschlussfinanzierung zum gleichen Kapitaldienst führt wie bei Kredit A, der mit 67.526,81 vom ersten bis zum 20. Jahr konstant ist. Dieser Zinssatz kann über ein iteratives Verfahren ermittelt werden und beträgt im hier diskutierten Beispiel 5,63 %. Mit anderen Worten: Zahlt man für den Anschlusskredit 5,63 % Zinsen, so ist der gesamte Kapitaldienst in den 20 Jahren in beiden Kreditvarianten identisch und führt auch in jedem einzelnen Jahr zur gleichen liquiden Belastung des Kreditnehmers. Allerdings hat man am Ende der zehnjährigen Zinsbindungsfrist mehr Optionen als nur die Prolongation mit wiederum zehn Jahren Zinsbindung. Werden zu diesem Zeitpunkt sinkende Zinsen am Markt erwartet, so kann der Kredit mit einer kürzeren Zinsbindungsdauer fortgesetzt oder in ein Euribordarlehen umgewandelt werden.

Wie hoch die finanziellen Vor- beziehungsweise Nachteile bei Unter- oder Überschreiten dieses Zinssatzes sind, zeigt Tabelle 2. Die angegebenen Werte sind „Nominalwerte“, das heißt es erfolgt keine Umrechnung in einen Barwert. Sollte der Kreditnehmer das Glück haben, den Kredit nach zehn Jahren zum gleichen Zinssatz von 2,3 % verlängern zu können, spart er in den nächsten zehn Jahren insgesamt 103.413,45 €. Dies sind zirka 10 % des ursprünglichen Darlehensbetrags. Bei einem Anschlusszins von 6 % kostet die Finanzierung zirka 12.000 € mehr als in der Variante A mit dem durchgängigen Zinssatz von 3,05 %.

Info

Prolongation (lateinisch „Verlängerung“) bedeutet die Stundung fälliger Leistungen oder die Verlängerung einer Kreditfrist. (Gabler Wirtschaftslexikon)

Grenzzinssatz individuell berechnen

Der Grenzzins muss für jede Kreditkonstellation individuell berechnet werden, da neben der Zinsbindungsdauer sowohl das Zinsniveau als auch die Zinsdifferenzen einen deutlichen Einfluss auf dessen Höhe haben. In Tabelle 3 sind für einige ausgewählte Konstellationen die Grenzzinssätze dargestellt. In Spalte 1 sind die zum Zeitpunkt der Kreditaufnahme gültigen Zinssätze für eine zehnjährige Zinsbindungsdauer notiert. Da die Kreditzinsen für eine 20-jährige Bindung höher sind, der Unterschied aber nicht konstant ist, werden die 20-jährigen Kreditzinsen in der Zeile 1 als Aufpreis auf die zehnjährigen Kreditzinsen variiert. Die Ergebnisse zeigen, dass der Grenzzins mit steigendem Zinsniveau und steigender Zinsdifferenz überproportional ansteigt. Bei einer Zinskonstellation von 5 % bei zehnjähriger Bindung mit einem Aufpreis von zwei Prozentpunkten und somit 7 % bei 20-jähriger Zinsbindung (Tabelle 3, Zeile 6, Spalte 3) liegt der Grenzzinssatz bei stolzen 16,88 % und damit außerhalb der historischen Zinserfahrungen der Bundesrepublik Deutschland.

Risiko und Liquidität beachten

Der Grenzzins kann nur ein Faktor bei der Entscheidung über die Zinsbindungsdauer sein. Wichtig ist, dass der Finanzierungszeitraum zum erwarteten Cashflow der Investition und/oder zum freien Cash­flow des Betriebes passt. Auch der Risikograd der Investition ist zu berücksichtigen. Möglicherweise verbietet es sich, zusätzliche Zinsrisiken einzugehen, wenn man es mit sehr volatilen Märkten zu tun hat. 

Fazit

Am Ende ist wie immer der Unternehmer gefragt, der seine persönliche Risikobereitschaft und die Risikotragfähigkeit des Betriebes ausbalancieren muss.

Fachverband Biogas kritisiert Pläne des BMU

Beim Fachverband Biogas (FvB) stößt das vom Bundesumweltministerium (BMU) geplante Aus für Biokraftstoffe vom Acker auf harsche Kritik.

„Der Anbau von Energiepflanzen ist kein Irrweg, sondern eine sinnvolle Möglichkeit, Energie verlässlich und nachhaltig bereitzustellen“, betonte FvB-Hauptgeschäftsführer Dr. Claudius da Costa Gomez zum Auftakt der Weltleitmesse für Wasser-, Abwasser-, Abfall- und Rohstoffwirtschaft (Ifat) in München. Er erinnerte bei der Pressekonferenz an die Ursprünge des Energiepflanzenanbaus in den 1990er Jahren, als eine sinnvolle Verwertung struktureller Überschüsse im Vordergrund gestanden habe. Heute sei die gesellschaftliche Diskussion eine völlig andere. Gefragt sei mehr Artenvielfalt, der Anbau von Mais auch zur Biogasgewinnung deshalb in die Kritik geraten: „Die Biogasbranche kann aber auch Artenvielfalt, wenn ein anderer Aufwuchs auf den Flächen gewünscht wird.“

So könnten Biogas­anlagen alternativ auch mit Zwischenfrüchten gefüttert werden, die verstärkt im Biolandbau zur Stickstoffbindung aus Leguminosen angebaut würden, so da Costa Gomez. Sollte mehr Artenvielfalt auf dem Acker gewünscht sein, sei die Biogastechnologie genau die richtige zur energetischen Verwertung des dann vielfältigeren Kulturen­spektrums. Notwendig sei dazu allerdings die entsprechende rechtliche Rahmensetzung. „Wir würden uns freuen, wenn Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) rasch die dafür notwendigen politischen Weichen stellt, statt sich weiter hinter der lange geplanten Biomassestrategie zu verstecken“, so da Costa Gomez. Der FvB-Hauptgeschäftsführer nutzte den Ifat-Auftakt, um die aufgebrandete Teller-Tank-Diskussion in die aus Fachverbandssicht richtige Richtung zu lenken. In Europa gibt es nach seiner Einschätzung nicht zu wenige Lebensmittel. Umgekehrt könne aus Deutschland heraus nicht die ganze Welt ernährt werden. „Für den aktuellen Preisanstieg sind andere Faktoren maßgeblich, auch die Spekulation mit Nahrungsmitteln“, ist da Costa Gomez überzeugt. Er empfindet die aktuelle Teller-Tank-Debatte daher als „ausgesprochen überzogen und in der jetzigen Situation nicht richtig“.

Landwirte laden ein

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Landwirtschaft zeigen, wie sie wirklich ist. Darum geht es am Wochenende vom 11. bis 12. Juni beim bundesweiten Tag des offenen Hofes. Dieser Aktionstag ist eine gemeinsame Initiative des Deutschen Bauernverbandes (DBV), des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL), des Deutschen LandFrauenverbandes (dlv) und ihrer jeweiligen Landesverbände.

Der Tag des offenen Hofes bietet die Gelegenheit, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und für die Landwirtschaft zu werben.

Laut DBV sagt die Medienwissenschaft: „Der Tag des offenen Hofes ist ein enorm wichtiges Instrument für die landwirtschaftliche Öffentlichkeitsarbeit und eine Marke in den ländlichen Regionen. Im Schulterschluss beweisen Landwirte, LandFrauen und Landjugend Dialogbereitschaft, Transparenz und Offenheit. Gleichzeitig informieren sie ihre Gäste direkt und persönlich über die Landwirtschaft.“

Durch den Austausch zwischen Landwirten und Verbrauchern lassen sich Brücken bauen. Wissen wird vermittelt und Vertrauen geschaffen. Die Pandemie lässt die Tage des offenen Hofes glücklicherweise wieder zu. Egal ob großes Hoffest oder kleine Feldführung – jede Aktion ist willkommen, um Menschen aus der Stadt auf dem Land neue Ein- und Ansichten zur heutigen Landwirtschaft zu vermitteln. Mehr Informationen und alle bundesweit teilnehmenden Betriebe sind im Internet zu finden: siehe QR-Code (rechts) und www.offener-hof.de

In Schleswig-Holstein findet der Tag des offenen Hofes am Sonntag, 12. Juni, statt. Das nördlichste Bundesland ist zudem Gastgeber für den Bundesauftakt. Dieser beginnt am 10. Juni um 10 Uhr auf Lödings Bauernhof am See in Buchholz, Kreis Herzogtum Lauenburg. 

Tabelle der teilnehmenden Betriebe

Hoffen auf isolierten Punkteintrag

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist erstmals auch im Westen Deutschlands aufgetreten, und zwar in Baden-Württemberg. Betroffen ist ein Betrieb mit 35 Tieren in Freilandhaltung in der Gemeinde Forchheim im Landkreis Emmendingen, nahe der französischen Grenze. Wie das Bundeslandwirtschaftsministerium mitteilte, hat das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) vergangene Woche am späten Mittwochabend den Nachweis des ASP-Virus bestätigt, nachdem zuvor mehrere Tiere verendet waren.

Mittlerweile wurde der gesamte Bestand getötet und fachgerecht beseitigt. „Es war nur eine Frage der Zeit, bis die ASP Baden-Württemberg erreicht. Wir sind gut vorbereitet, alle notwendigen Maßnahmen wurden umgehend ergriffen“, erklärte Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU).

Zur konkreten Eintragsursache könnten noch keine Angaben gemacht werden. Eine Gensequenzierung des Erregers soll weiteren Aufschluss über dessen Herkunft geben. „Wir müssen aktuell davon ausgehen, dass der Eintrag durch menschliches Handeln verursacht wurde“, so der Minister. Die bisherigen Ausbruchsgebiete im Osten Deutschlands sind mehr als 600 km Luftlinie entfernt.

Sperrzonen eingerichtet

Die Behörden haben um den betroffenen Betrieb umgehend eine Sperrzone eingerichtet. Diese besteht aus einer Schutzzone mit einem Mindestradius von 3 km und einer sich daran nach außen anschließenden Überwachungszone mit einem Radius von mindestens 10 km um den Ausbruchsort. In der gesamten Sperrzone ist das Verbringen von Schweinen in beziehungsweise aus den Betrieben verboten. Dies gilt auch für das Verbringen von frischem Fleisch und Fleischerzeugnissen von Schweinen aus Schlachthöfen oder Wildverarbeitungsbetrieben. Tierische Nebenprodukte sowie Gülle, Mist und Einstreu von Schweinen dürfen ebenfalls nicht aus den Betrieben transportiert werden. Ausnahmen sind nur unter strengen Auflagen möglich. Außerdem müssen alle Schweinehalter strengste Biosicherheitsmaßnahmen einhalten und ihre Tiere dem Veterinäramt melden.

Kadaversuche mit Priorität

Weil es sich bisher nur um einen Seuchenausbruch bei Hausschweinen handelt, gibt es laut Hauk keine Beschränkungen für pflanzliche Produkte wie Futtermittel, Stroh oder andere landwirtschaftliche Produkte wie Rindfleisch, Obst und Gemüse. Diese dürfen weiterhin verbracht werden. Dem Minister zufolge kommt es nun entscheidend auf das Monitoring und die Fallwildsuche an, um abzuklären, ob es sich um ein lokales Geschehen im Betrieb handele und keine Wildschweine betroffen seien. Die Suche nach Wildschweinen beziehungsweise deren Kadavern begann mit mehreren Teams und Hunden. Außerhalb von Waldflächen kamen auch Drohnen mit Wärmebildkameras zum Einsatz. Zudem sollen in den Kreisen Offenburg, Emmendingen und Breisgau-Hochschwarzwald alle geschossenen und gefallenen Schwarzkittel serologisch untersucht werden. Sollten keine ASP-Wildschweine gefunden werden, wäre die Gefahr eines flächendeckenden Ausbruchs wohl gebannt. Es würde sich dann wie Mitte November 2021 in einem Mastbetrieb im Kreis Rostock um einen isolierten Punkteintrag handeln.

Bereits vor dem Bekanntwerden des ASP-Falls hatte der Landesbauernverband in Baden-Württemberg (LBV) ein düsteres Bild von der Schweinehaltung in dem Bundesland gezeichnet. „Die Schweinehalter in Baden-Württemberg stehen mit dem Rücken zur Wand; die Frustration ist hoch. Zukunftsperspektiven sind schwer erkennbar“, hatte LBV-Präsident Joachim Rukwied auf der Vorstandssitzung des Verbandes in Denkendorf beklagt. Der Strukturbruch gehe unvermindert weiter. Ein einst starker und traditioneller Betriebszweig stehe vor dem Aus.

Hauk appelliere an die Verbraucher und insbesondere an den Handel, die Schweinehalter zu unterstützen und regionales Schweinefleisch zu kaufen. Es gebe wegen der ASP keinen Grund, dies nicht zu tun; das Fleisch sei uneingeschränkt verzehrtauglich. age