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Großes Fest für eine starke Kraft im ländlichen Raum

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Die Verjüngung eines Verbandes passiere überall dort, wo man es zulasse. Diese Worte der Präsidentin des Deutschen LandFrauenverbandes, Petra Bentkämper, bestätigte der LandFrauenverband Schleswig-Holstein am vergangenen Freitag mit der Festveranstaltung zum 75-jährigen Bestehen in den Holstenhallen in Neumünster. Es sollte zum ersten Mal eine große Feier mit Party­stimmung für die LandFrauen und Gäste sein nach dem Motto „Feiern. Schnacken. Tanzen“. Ein Wagnis. Die Idee kam von den Jungen LandFrauen – und sie ging auf. Die LandFrauen feierten und wurden gefeiert.

Bevor die Gäste an festlich gedeckten Tischen Platz nahmen, trafen sie sich auf dem Markt der Möglichkeiten mit Informations- und Verkaufsständen. Schon das war für viele LandFrauen und Gäste nach der langen Corona-Pause ein Genuss.

Der Verband war mit zwei digitalen LandFrauentagen neue Wege gegangen, „aber wir haben es uns sehnlichst gewünscht, den LandFrauentag wieder mit allen hier vor Ort in Neumünster zu feiern“, eröffnete die Präsidentin des Verbandes, Ulrike Röhr, im Festsaal das offizielle Programm vor gut 1.000 LandFrauen und Gästen, darunter viele Männer (in Schuhen mit Tanzsohle).

Blick in die festlich geschmückte Holstenhalle

In ihrer Begrüßungsrede erinnerte Röhr an Elisabet Boehm und Cäcy Krey. Erstere hatte 1898 den Grundstein für die spätere LandFrauenbewegung gelegt, als sie im damaligen Ostpreußen den ersten landwirtschaftlichen Hausfrauenverein mit 15 Mitgliedern gründete. Das Ziel: Bildung und Förderung von auf dem Land tätigen Frauen. Unter der Leitung von Cäci Krey aus dem Kreis Steinburg wurde 1947 der schleswig-holsteinische LandFrauenverband in Rendsburg mit etwa 1.100 Mitgliedern gegründet. Heute sei daraus eine starke Gemeinschaft mit 30.000 LandFrauen für die Interessenvertretung aller Frauen im ländlichen Raum gewachsen, schlug die Gastgeberin den Bogen in die Gegenwart. Der Verband sei heute eine zukunftsfähige und generationsübergreifende Gemeinschaft. Dazu trügen auch die zwölf Projektgruppen der Jungen LandFrauen in den Kreisverbänden bei. „Das ist unsere Zukunft.“ Der Verband sei trotz seiner 75 Jahre aber auch deshalb jung geblieben, weil von allen LandFrauen Impulse für die wichtigen Themen der Zeit kämen. Dieses ehrenamtliche Engagement sei großartig und wichtig für Gemeinschaft, Zusammenhalt sowie soziale und kulturelle Angebote im ländlichen Raum, so die Präsidentin.

Die Landjugend brachte ein besonderes Geschenk mit, eine Tonne mit Sitzkissen zum Ausruhen.

Glückwünsche, Anerkennung und Bestätigung der LandFrauen als starke Kraft im Land kamen von den Grußwortrednern  Dorit Kuhnt, Staatssekretärin im Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein, Got­hard Magaard, Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein,  dlv-Präsidentin Petra Bentkämper, dem schleswig-holsteinischen Bauernpräsidenten Werner Schwarz und  von der Landjugend Schleswig-Holstein.

Dann kam Yared Dibaba, NDR-Moderator und Musiker, mit seinen „Schlickrutschern“ auf die Bühne. Es dauerte nur ein paar Songs vom aktuellen Album „Kuddelmuddel“, bis alle Gäste auf der Tanzfläche standen, up Platt mitsangen und sich schließlich zum Flashmob einladen ließen und eine Choreografie tanzten, die Stimmungskanone Dibaba vorgab. Danach war noch lange nicht Schluss und die Party mit der Coverband Tin Lizzy ging bis nach Mitternacht.

Ausführlicher Bericht in der aktuellen Bauernblattausgabe.

Yared Dibaba und die Schlickrutschter heizten die Party ordentlich an.

LandFrauen auf der Sonneninsel Bornholm

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Vor zwei Jahren hatten die Schleswiger LandFrauen die Insel Bornholm als Reiseziel ausgesucht. Dann kam Corona. Aber nun war es endlich so weit und 33 LandFrauen und Gäste starteten zu einer wunderschönen Reise mit Bus und Fähre auf die dänische Ostseeinsel, die näher an Schweden liegt als an Dänemark. Die Felseninsel ist eine Welt für sich, die auf rund 588 km2 alle Landschaftsformen Skandinaviens vereint: schroffe und felsige Steilküsten im Norden und Osten, weiße Sandstrände im Süden und dazwischen tiefe Täler mit üppigen Wäldern, Heideflächen, Mooren, kleinen Seen und Wasserfällen. Mit durchschnittlich 1.580 Sonnenstunden im Jahr scheint die Sonne hier weitaus häufiger als im Rest des Landes. Mit Reiseleiter Ingolf ging es auf der großen Inselrundfahrt, um viele Sehenswürdigkeiten der Insel zu entdecken, als Erstes in den Hafenort Gudhjem, der sich an einen steil zum Meer abfallenden Hang schmiegt. Mit dem beschaulichen Hafen, von wo die Ausflugsboote zu den Erbseninseln aufbrechen, den schmucken Häuschen mit den roten Ziegeldächern atmet das Städtchen beinahe italienisches Flair. Dieser Ort hat seit jeher Künstler aus ganz Skandinavien angezogen. Das Künstlerstädtchen Svaneke, zugleich der östlichste Ort der Insel, ist der Hotspot schlechthin. 2013 wurde Svaneke zur schönsten Kleinstadt Dänemarks gekürt. Das Ortsbild ist geprägt von Kaufmannshöfen und Fachwerkhäusern in warmen Gelbtönen und blühenden Rosensträuchern.

Salomons Kapel

Dueodde, an der äußersten Südspitze, ist eine gigantische Dünenlandschaft von über 12 km Länge. Die Dünen erreichen hier eine Höhe von bis zu 12 m. Sie bestehen aus extrem feinem Quarzsand, der früher für Sanduhren verwendet wurde.

Bei der Rundfahrt wurden auch zwei der vier Rundkirchen, die zu den Wahrzeichen Bornholms gehören, besichtigt. Die Kirchen (großes Foto: Ny Kirke) wurden zwischen 1150 und 1250 aus Bornholmer Granit errichtet. Alle vier Rundkirchen leuchten in einem strahlenden Weiß. Damit das auch so bleibt, müssen sie nach altem Brauch jedes Jahr vor Pfingsten neu gestrichen werden. Auf Hammeren an der Nordspitze der dänischen Insel besichtigte die Gruppe auch Salomons Kapel, eine mittelalterliche Kirchenruine (kleines Foto unten).

Ein besonderes Highlight war der Besuch der Erbseninseln Christiansø und Frederiksø. Die östlichste Inselgruppe Dänemarks befindet sich im Besitz des dänischen Verteidigungsministeriums. Bis 1855 dienten die Inseln als Gefängnisinseln. Eine Wanderung rings um Christiansø schafft man in einer Stunde, es sind nicht einmal 1,5 km.

Bornholm: schroffe und felsige Steilküsten im Norden und Osten und weiße Sandstrände wie hier im Süden

LandFrauen reden mit

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“Bereits heute engagieren sich LandFrauen in fast allen Bereichen der Landwirtschaft, leider oft noch zu sehr im Hintergrund. Sie halten Vorträge, besuchen Weiterbildungen und vernetzen sich. Nur wird es zukünftig wichtig sein, dass ihre Stimme auch auf der politischen Ebene gehört und beachtet wird. Oft sind es gerade die Frauen, die die Fäden zusammenhalten und neue Ideen voranbringen können.“

Jana Siemers (36), Gewässerschutzberatung/M. Sc. agr. aus Fuhlenhagen, Kreis Herzogtum Lauenburg, Junge LandFrau und Baff-Absolventin


Uns Kieler „Stadt“-LandFrauen mit bunter Alters- und Berufsmischung vereint die Idee, Brücke zwischen Stadt und Land zu sein. Stadtleben und Landleben bedingen einander, brauchen einander. Wir beschäftigen uns daher unter anderem mit Strategien und Initiativen, mit denen uns ein Aufbruch in eine nachhaltige und achtsame Zukunft gelingen möge bei Themen wie Ernährung, Schutz von Ressourcen und Reduzierung von CO2-Emissionen. Es gilt, dafür Zuhörerinnen zu sensibilisieren und für Vorträge Akteurinnen und Akteure des Aufbruchs aus der Wirtschaft, von der Universität zu Kiel oder aus den Kieler Ministerien zu gewinnen.

Andrea Taube (65), Diplom-Ökotrophologin und Oberstudienrätin aus Kiel, seit Juni 2021 Ortsvorsitzende des OV Kiel


Als Bürgermeisterin von Wankendorf kann ich auf jeden Fall mitreden. Das ist gut für eines unserer wichtigen Anliegen, eine familienfreundliche Gemeinde zu sein, um Frauen ein selbstbestimmtes Leben und den Kindern eine gute Betreuung in Krippe, Kindergarten und Ganztagsschule zu ermöglichen. Das Gemeindemotto „Lebenslang, lebenswert, Wankendorf und Umland“ passt gut zum Motto der LandFrauen „Miteinander, füreinander“. Mit den LandFrauen bin ich gut vernetzt und bekomme Anregungen und praktische Unterstützung bei allen Themen, die das Leben im ländlichen Raum betreffen. Für die Zukunft brauchen wir unbedingt noch mehr Frauen in den Gemeindevertretungen.

Silke Roßmann (60), seit 2008 Bürgermeisterin (CDU) in Wankendorf, Kreis Plön, LandFrau im OV Wankendorf und Umgebung.


Die LandFrauen sind der Motor des ländlichen Raumes. Sie vernetzen die Gemeinschaft, formen die Persönlichkeitsbildung und stärken den Zusammenhalt. Zukünftig müssen die Zusammenarbeit zwischen den Jungen LandFrauen und den Ortsvereinen optimiert und das Miteinander noch mehr gestärkt werden. Die Jungen LandFrauen sollten viel öfter als Antreiberinnen und auch als eine Art Chance angesehen werden, denn sie sind die Ortsvereine von morgen. Wichtig ist, dass die Arbeit und Qualität der LandFrauen geschätzt und anerkannt werden, damit so wichtige Gemeinschaften erhalten bleiben und es nicht wieder passiert, dass sich Ortsvereine auflösen müssen.“

Kathrin Volquardsen, 30 Jahre, Verwaltungsfachangestellte und Agrarbloggerin, betreibt mit ihrem Mann den Marienhof im Sönke-Nissen-Koog/ Reußenköge


LandFrauen haben die Chance, bei der Gestaltung der eigenen Region mitzureden, wir sollten sie nutzen. Gerade die nachhaltige Daseinsvorsorge liegt uns am Herzen. Der Schwerpunkt unseres Engagements für die Zukunft ist das Fortführen der LandFrauenarbeit in eine neue Zeit mit generationsübergreifenden Strukturen. Wir müssen unser Alleinstellungsmerkmal neu definieren.

Magret Albrecht (61), Hauswirtschaftsleiterin, Altenteilerin, seit 2014 Vorsitzende des KLFV Nordfriesland


LandFrauen reden schon heute mit als Botschafterinnen für heimische Produkte, Kräuterexperertinnen, Streitschlichterinnen, beim Ernährungsführerschein für Grundschülerinnen und als Büroagrarfachfrauen (Baff) auch auf den eigenen Betrieben. Viele sind politisch engagiert oder auch bei der Wahrung regionaler Traditionen beteiligt. In der Zukunft wünsche ich mir ein Mitspracherecht in der Verbraucherinnenbildung, das wir LandFrauen schon fordern, seit ich denken kann. Durch das verbindliche Fach Verbraucherinnenbildung schon an den Grundschulen würde die kleinste Basis der Gesellschaft sehr gestärkt: die Familie.

Kathrin Dehn-Schumacher, (55), Bäuerin, hauswirtschaftliche Betriebsleiterin eines Ferienhofs, im Teamvorstand des OV Malente und des KLFV Ostholstein


LandFrauen haben ein großes, starkes und strukturiertes Netzwerk. Aus diesem Grund sind wir gefragte Multiplikatorinnen. Ob es um soziale und wirtschaftliche Teilhabe geht, um Bildung oder Lebensqualität im ländlichen Raum, LandFrauen übernehmen gesellschaftliche Verantwortung und sind Mitgestalterinnen. Das ist sehr kostbar! Der Fokus der Zukunft sollte darauf liegen, dem Wandel der Zeit entsprechend Engagement zu fördern sowie das Ehrenamt und vor allem unsere Gemeinschaft zu stärken. 

Claudia Jürgensen (50) aus Friedrichsau, seit 2017 Vizepräsidentin der LandFrauenverbandes, LandFrau im OV Mittlere Treene

Özdemir will Gesamtpaket für die Tierhaltung

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Der erste Auftritt von Cem Özdemir (Grüne) bei einem Deutschen Bauerntag löste unter den Delegierten keine Begeisterungsstürme aus. Der Landwirtschaftsminister zeigte sich offen für konstruktive Kritik und und erläuterte am Dienstag in Lübeck seine Vorstellungen von einer nachhaltigeren Landwirtschaft.

Özdemir erklärte: „Wir können es uns nicht mehr leisten, in Gewinnen von heute auf Kosten von morgen zu denken.“ Der Krieg in der Ukraine habe die Herausforderungen für die Landwirtschaft noch vergrößert. Laut Özdemir ist der Hunger auf der Welt dort am größten, wo die Klimakrise schon jetzt am stärksten ihre Spuren hinterlasse. „Verantwortlich handelt Agrarpolitik dann, wenn wir über den nationalen Tellerrand hinausblicken“, unterstrich der Minister. Investitionen in Ernährungssicherheit seien auch immer Investitionen in den Frieden.

Zur Frage, ob es sinnvoll ist, landwirtschaftliche Flächen der Nutzung zu entziehen, während die Ernährungsunsicherheit wächst, erklärte Özdemir: „Wir können jetzt nicht in der Produktion Vollgas geben und so tun, als wenn es die Klimakrise nicht gäbe.“ Das sei unverantwortliches Handeln gegenüber den nächsten Generationen. „Wir haben es aber jetzt selbst noch in der Hand, die Produktion umzustellen“, so der Minister. Er wolle nicht mit der Bekämpfung einer Krise eine andere verschärfen und nannte drei Hauptziele für sein politischen Handeln:

– Ernährungssicherheit in Deutschland und der Welt

– Klimaschutz

– Höfe mit Zukunft

Als Beleg für Pragmatismus und  Kompromissfähigkeit sieht er seinen Vorschlag, die Fruchtwechselvorgaben im Rahmen der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik (GAP) um ein Jahr zu verschieben, sodass noch ein weiteres Jahr Weizen auf Weizen angebaut werden könne. Er lehne es aber ab, Stilllegungsflächen für die Bewirtschaftung freizugeben. „Nur wenn wir schützen, was wir nutzen, können wir unsere Ernährung nachhaltig sichern. Das ist keine Spinnerei eines grünen Ministers, sondern das, was uns die Wissenschaft sagt“, unterstrich Özdemir.

Ob für die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen 30 % Ökolandbau notwendig seien, darüber lasse sich streiten. Spannend sei aber, über die anderen 70 % zu diskutieren, also wie man die Landwirtschaft in ihrer gesamten Breite fördern könne. Özdemir kündigte an, die Tierhaltung auf neue, stärkere Beine zu stellen. Er erklärte: „Ich will, dass es auch in Zukunft heißt: Gutes Fleisch aus Deutschland kommt bei uns auf den Tisch.“ Um bessere Haltungsformen zu gewährleisten, benötige es weniger Tiere, die besser verteilt seien, und eine staatliche Unterstützung. Klimaschutz und Tierwohl kosteten ihren Preis. Sein Konzept für eine konkurrenzfähige Tierhaltung in Deutschland basiere auf vier Punkten: einer klaren Kennzeichnung, einer sicheren und zuverlässigen Finanzierung, besseren Tierschutzregelungen und Anpassungen im Bau- und Genehmigungsrecht.

Der Anfang sei mit der staatlichen Haltungskennzeichnung für Schweine gemacht (das Bauernblatt berichtete in Ausgabe 23). Damit würden Verbraucher besser informiert und Landwirte könnten ihre Leistungen transparent machen, sodass die Honorierung für diese zusätzlichen Leistungen an Zuverlässigkeit gewinne. „Darüber hinaus müssen Investitionen in eine tiergerechtere Haltung staatlich gefördert werden“, so Özdemir. Dafür brauche es zwingend ein wirksames Finanzierungskonzept. Vorschläge lägen dank der Arbeit der Borchert-Kommission auf dem Tisch. Jetzt müssten Entscheidungen getroffen werden. „Wer Nein zur Finanzierung sagt, sagt Nein zur Tierhaltung in Deutschland“, verdeutlichte der Minister.

Friedrich Klose, Betriebsleiter der Klose-Köhler KG in Trittau, Kreis Stormarn, erhielt in Lübeck die Auszeichnung zum Ausbildungsbetrieb des Jahres. Er erklärte: „Ich stehe hier stellvertretend für viele ausgezeichnete Ausbildungsbetriebe im gesamten Bundesgebiet.“ Bereits 61 junge Menschen  haben bei Klose den Beruf Landwirt erlernt, darunter 17 Frauen. Lina Machnik befindet sich aktuell im zweiten Lehrjahr auf dem Betrieb. Sie forderte in einem deutlichen Statement mehr Planungssicherheit vom Bundeslandwirtschaftsminister und erhielt dafür stehende Ovationen (v. li.): BVSH-Präsident Werner Schwarz, Cem Özdemir, Lina Machnik und Friedrich Klose  Foto: rq

Fachlicher Austausch im Fokus

Die Saison schreitet zügig voran und die wüchsige Witterung der zurückliegenden Wochen hat die Praxisbestände, so auch die Versuchsflächen der Landwirtschaftskammer, positiv beeinflusst. Damit präsentieren sich die Sorten-, die Pflanzenschutz- und auch die produktionstechnischen Versuche in guter Konstitution.

Wie jedes Jahr finden in diesem Jahr wieder die Hauptfeldführungen statt, wo einerseits die Versuche vorgestellt, aber auch fachlich vertiefte Gespräche geführt werden. Folgende Termine sind hierfür angesetzt:

Kastorf: 23. Juni, 9 Uhr und 13 Uhr; Treffpunkt Feldhalle

Futterkamp: 28. Juni, 9 Uhr; Treffpunkt Reithalle

Loit: 30. Juni, 9 Uhr; Treffpunkt Pultdachhalle Betrieb Krog

Sönke-Nissen-Koog: 4. Juli, 18 Uhr; Treffpunkt Versuchsstation

Barlt: 5. Juli, 9 Uhr; Treffpunkt Versuchsfläche Süderhafenweg

Kuschelige Wollknäuel

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Wie kaum eine andere Hühnerrasse zeichnen sich die Seidenhühner durch Besonderheiten aus. Das betrifft ihre sehr weit zurückreichende Bekanntheit, ihre außergewöhnliche Gefiederstruktur, ihre Helmhauben sowie die ungewöhnliche Hautfarbe.

Eine erste Beschreibung findet sich bereits beim griechischen Philosophen Aristoteles, rund 380 Jahre vor Christus, wenn er von „schwarzen und weißen Hühnern mit Katzenhaaren aus dem Reich von Manpi“ in China berichtet. Es wurde dort ein „ordentlicher Schafspelz“ von der Damenwelt gewünscht. Ähnlich ausführlich berichtet später der venezianische Kaufmann und Reiseschriftsteller Marco Polo Anfang des 13. Jahrhunderts von „katzenhaarigen Hühnern“, die er auf seinen Fahrten nach China und in die Mongolei angetroffen habe. Andere Quellen sehen den Rasseursprung im persischen Raum. Allen Angaben ist gemeinsam, dass die Seidenhühner ohne Zweifel zu den ältesten Hühnerrassen der Welt zählen.

In England fassten sie aufgrund alter Reisebeschreibungen um 1780 fälschlicherweise als „Japanische Seidenhühner“ zuerst fest Fuß, in Deutschland wegen ihrer Zuverlässigkeit in der Naturbrut zunächst in der Ziergeflügelzucht. In den 1950er Jahren wurde bei uns auch eine Musterbeschreibung für die Ausstellungszucht aufgestellt.

Gar nicht „hühnernormal“

Bei der ersten Begegnung mit Seidenhühnern überrascht und fasziniert sicher zunächst ihr besonderes Gefieder. So gar nicht „hühnernormal“, sondern weich und seidig über den gesamten Körper hinweg eine abgerundete Würfelform bildend, die den Körper größer erscheinen lässt, als er ist. Die die Gestalt formenden Hauptfedern sind ähnlich weich wie die Daunenfedern, eine spitze Schwanzpartie ist unerwünscht. Alle Federschäfte sind sehr dünn ausgebildet, auch die seitlichen Äste, die sich vielfach gabeln und nicht – wie sonst normale Hühnerfedern – in einer Ebene stehen, ebenso die Federstrahlen, denen zudem die Festigkeit gebenden Häkchen ganz fehlen.

In den 1960er Jahren wurde, zunächst in den Niederlanden, eine Verkleinerung der Seidenhühner eingeleitet, und die bisherigen Typen wurden zur Unterscheidung als „Große“ figürlich deutlich stärker gezüchtet. Aktuell nimmt die Beliebtheit der Zwergseidenhühner gegenüber den „Großen“ deutlich zu. Über deren Varianten wird in einem späteren Beitrag im Bauernblatt berichtet.

„Wollknäuel aus Fernost“, „Hühner mit dem Katzenfell“ oder „Hühner mit Haaren“, so überschrieben Fachautoren gern ihre Seidenhühnerartikel. Auf Jahrmärkten führten Gaukler die Seidenhühner als eine Kreuzung zwischen Hühnern und Kaninchen vor.

Auch mit Bart

Ebenso ein besonderes Rassemerkmal ist die Hautfarbe der Seidenhühner. Am gesamten Körper schwärzlichblau, findet sich diese Pigmentierung auch in der Muskulatur, der Knochenhaut und den inneren Organen. Besonders in den Kopfmerkmalen nach außen deutlich, sorgt sie im Kontrast zu den schwarzbraunen Augen und den bläulichen Ohrscheiben für eine aparte Rasseausstrahlung. Ähnlich auffällig sind die helmartigen Hauben als attraktiver Kopfschmuck: Bei den Hähnen ein „Schopf“ durch nach hinten hängende, seidenfiedrige Federn, bei den Hennen einer vollen Puderquaste ähnlich, die seitlich die Augen zum einwandfreien Sehen frei lassen muss.

Seidenhühner sind auch mit „Bart“ zugelassen, der voll und ungeteilt Backen und Kehle bedeckt. Der Kamm ist ein kurzer, schwarzblauer Rosenkamm ohne Dorn. Er gleicht einer halben Walnuss und ist in der Mitte von einer Querfalte durchzogen. Nicht alltäglich im Hühnerreich sind die ebenso blauschwarz gefärbten Läufe der Seidenhühner. An der Außenseite kurz befiedert, die Schenkel verdeckend, tragen sie zur vollen Figur bei.

Fünf Zehen

Zehen mit Fußbefiederung

Seidenhühner haben fünf statt der sonst üblichen vier Zehen. Sie sind bisher in zehn Farbenschlägen zugelassen. Am beliebtesten sind Weiß, Schwarz, Blau, Gelb, Perl­grau, Wildfarbig und Silber-Wildfarbig. Dazu gibt es die apart gezeichneten Varianten Gesperbert, Weiß-Schwarz-Gefleckt und Splash, Letztere als neueste Zulassung mit einer hellblaugrauen Gefiederfarbe, darauf unterschiedlich große, dunkelblaue bis schwarze Flecken, körperweit möglichst gleichmäßig verteilt.

Die Haltung der Seidenhühner ist problemlos. Flugfähig bis zu einer einen halben Meter hoch angebrachten Sitzstange, bevorzugen sie doch zumeist zum Nächtigen den Stallboden. Für den Auslauf reicht eine 1 m hohe Einzäunung völlig für die keinerlei Fluglust verspürenden „Nichtflieger“. Im Winter fühlen sie sich bei trockener Kälte wohl; allein ein durchgenässtes Gefieder sollte vermieden werden. Das Gewicht der Hähne beträgt 1,4 bis 1,7 kg, das der Hennen 1,1 bis 1,4 kg. Die Eier sind hellbraun und wiegen rund 40 g. Die Legeleistung im Jahr liegt bei 100 bis 120 Eiern.

Manfred Gaeversen mit einem weißen Seidenhuhn

Die Seidenhühner gehören nicht zu den weitverbreiteten Rassen. Wer sie jedoch einmal als die Seinige ausgewählt hat, wird sie in der Regel nie mehr missen wollen. Ihr überaus zutrauliches, dem Menschen zugewandtes Wesen führt rasch zu einer fast familiären Bindung.

Dunkle Fleischfarbe

Die nicht so große Verbreitung ist wohl auf zwei Gründe zurückzuführen: Einmal ist nach der Schlachtung für viele die dunkle Fleischfarbe gewöhnungsbedürftig, selbst wenn feststeht, dass es geschmacklich keinerlei Einbußen gibt. Zum zweiten ist für Ausstellungszüchter das Waschen der Hühner vor der Schau in 35 bis 37 °C warmem Wasser mit einem Wollwaschmittel notwendig. Die Seidenhühner werden, gut eingeweicht, in Richtung der Federlage gewaschen. Zunächst in ein Frottiertuch eingewickelt, erfolgt das endgültige Trocknen per Fön.

Auf der wegen der Corona- beziehungsweise Vogelgrippe-Pandemien zuletzt im Dezember 2019 in Hannover abgehaltenen größten Deutschen Junggeflügelschau Norddeutschlands fanden sich 55 Seidenhühner von acht Züchtern, gleich verteilt mit und ohne Bart in sechs Farben, überwiegend in Weiß.

Die Seidenhühner werden deutschlandweit im Sonderverein der Züchter der Seidenhühner und Zwerg-Haubenhühner betreut. Erster Vorsitzender ist Norbert Niemeyer, Uhlandstraße 46 b, 48341 Rheine, Tel.: 0 59 71-1 23 27, norbert-niemeyer@osnanet.de

In Schleswig-Holstein hat Manfred Gaeversen die führende Zucht in Weiß, Schwarz, Gelb und Splash inne. Die Anschrift lautet: Güderott 3, 24392 Boren bei Süderbrarup, Tel.: 0 46 41-4 62 99 32.

In Wildfarbig züchtet die Seidenhühner Siegfried Sievertsen in Behrendorf bei Husum.

Staunen, Schnacken, Stauden schenken

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Was gibt es für Gartenbegeisterte Schöneres, als anderer Leute Garten anzugucken, zu fachsimpeln, Ideen zu bekommen und neue Pflanzen zu entdecken? Bereits im 23. Jahr öffnen private Gärten ihre Pforten für interessierte Besucher, und das nicht nur zum Hauptaktionswochenende am 18. und 19. Juni. Da aber sind alle der etwa 200 teilnehmenden Gärten geöffnet.

Der Austausch mit anderen Garteninteressierten ist es, was fast 190 Gartenbesitzer in Schleswig-Holstein und Hamburg motiviert, ein Wochenende lang draußen hin und her zu laufen, sich den Mund fusselig zu reden und unendliche Mengen von Fragen zu beantworten. Sie haben keine Zeit für die Mittagspause, bekommen dafür aber so viel Lob und positives Feedback, dass es ihnen eine Freude ist. In Norddeutschlands Gärten finden an diesem Wochenende viele anregende Gespräche statt, und es entstehen Freundschaften.

Es gibt in Schleswig-Holstein und Hamburg Rosengärten, Naturgärten, Staudengärten, ganz kleine Stadtgärten, aber auch sehr große parkähnliche Gärten anzuschauen. Mancher Gartenbesitzer hat Ableger abzugeben, woanders kann man einen Kaffee bekommen oder eine Ausstellung bestaunen. Aber überall sind motivierte Gartenbesitzer, die sich über Besuch freuen und gerne ihre grünen Paradiese zeigen möchten.

Auch der Garten der Familie Reese in Rendsburg nimmt zum ersten Mal teil.

In diesem Jahr sind besonders viele neue Gärten dabei, es gibt also einiges zu entdecken. Manche Besucher berichten jedoch auch, dass sie jedes Jahr dieselben Gärten anschauen, weil es ihnen Freude macht, die Entwicklung zu beobachten.

Viele Gärten öffnen auch an den ersten Sonntagen in jedem Monat bis Oktober – je nach Schwerpunkt der Bepflanzung. Ein Highlight ist wie immer die Lange Nacht der Gärten am 6. August von 19 bis 23 Uhr. Gärten in der Dämmerung zu entdecken ist noch einmal etwas ganz Besonderes, und viele Gartenbesitzer machen diesen Abend zu einem echten Erlebnis mit Beleuchtung und nachtduftenden Pflanzen.

Der gesamte Plan mit Beschreibungen der einzelnen Gärten, Öffnungszeiten und Zusatzterminen findet sich auf der Homepage der Aktion (siehe unten) oder in dem gedruckten Gartenführer.

Dieses Heft ist in allen teilnehmenden Gärten und auf großen Pflanzen- und Gartenmärkten im Norden gegen eine Schutzgebühr von 1 € zu erhalten. Es kann auch auch per Post bestellt werden – alle Informationen dazu ebenfalls auf der Homepage.

Es empfiehlt sich allerdings, vor dem Besuch die Termine auf der Homepage aktuell abzugleichen, da es auch in diesem Jahr zu kurzfristigen Änderungen kommen kann. 

Hochkarätiger Sport und züchterische Brillanz

In Elmshorn gab es ein fünftägiges Traumprogramm für alle Züchter, Reiter, Besitzer und Liebhaber von Holsteiner Pferden. Bei den Holsteiner Pferdetagen war für jeden etwas dabei: Youngsters und Altbewährte in Dressur- und Springprüfungen, eine Fohlenauktion, ein Freispringcup für dreijährige Stuten und die Verbandsstutenschau.

Schon am Donnerstag wurden in Elmshorn die ersten Landes­champions gekürt. Den Auftakt machten die Dressurpferde. Dabei konnte Familie Ellerbrock aus Kayhude, Kreis Segeberg, einen Doppelerfolg feiern: Nicht nur bei den Fünfjährigen, sondern auch bei den Sechsjährigen ritt Sonja Marie Ellerbrock die Pferde aus der Familienzucht zum Titel. Im Klassement der Fünfjährigen war es die Holsteiner Dressursiegerstute des Jahres 2020, Kaviera von Zack-Aljano, die sich mit einer 7,8 den Sieg sicherte. Die Silbermedaille (7,5) ging an Kesse Franzi von Franziskus-Aljano. Im Sattel der Stute von Züchter (Z.) Thomas Horns aus Bredenbekshorst, Kreis Segeberg, saß Sabrina Sievertsen-Nissen. Platz drei ging an Vasall von Voltaire-Cascari (Z.: Kersten Kühl, Seester), den Johanna Tabea Henze vorstellte (7,4).

Aus derselben Zuchtstätte wie Kaviera und ebenfalls aus einer Aljano-Mutter geht die frisch gekürte Holsteiner Landeschampionesse der Sechsjährigen hervor, Lissara von Lissaro van de Helle. 7,8 lautete das Gesamtergebnis. Damit wiederholte Lissara ihren Triumph aus dem vergangenen Jahr, als sie bereits mit der Siegerschärpe im Landeschampionat dekoriert wurde. Nur knapp dahinter rangierte Christina Ellendt im Sattel der Oldenburgerin Bella Rouge H von Bordeaux-Don Primero (7,7). Der Hannoveraner Duke of Ellington von Dante Weltino-Alabaster (7,4) kam unter Janet Maas auf den dritten Platz.

Am Freitag waren die Jüngsten dran: Bei der Auktion im Hybridformat wurden 26 Holsteiner Fohlen versteigert. „Das Konzept, die Auktion auf den Freitagnachmittag zu verlegen, ist wie erhofft aufgegangen. Nicht nur zahlreiche Zuschauer, sondern auch viele Kunden sind nach Elmshorn gekommen“, resümierte Geschäftsführer Roland Metz zufrieden.

Die Preisspitze sicherten sich Käufer aus Argentinien für 15.500 €. Dabei handelt es sich um eine Crack-Corrado-Tochter (Z.: Joachim Jürgens, Bollbrügge), die nicht umsonst auf den Namen Countess getauft wurde. Denn auch Mylene Nagels gleichnamiges Erfolgspferd Countess geht aus dieser Mutterlinie hervor.

Ein Titel für Caillan

Am Sonnabend wurden die ersten Champions im Parcours gekürt. Mit einer überragenden Wertnote von 9,2 gewann die Uriko-Newton-Tochter United b (Z.: Wolfgang Heller, Nordrhein-Westfalen) das Landeschampionat der Vierjährigen, eine Springpferdeprüfung der Klasse A*. Im Sattel saß Birgit Gärtner-Döller, die mit der Stute bereits in der Einlaufprüfung eine 8,3 erreicht hatte. Rang zwei ging an den gekörten Stakkadetto von Stakkato Gold-Acodetto I (Z.: Kersten Lutzke, Pronstorf) und Claudia Wähling mit der Wertnote 9,0. Dritter wurde der Wallach Doolittle RL von Diarado-Carthago (8,6). Im Sattel saß sein Züchter und Besitzer, Rasmus Lüneburg aus Hetlingen, Kreis Pinneberg.

Die siebenjährigen Springpferde waren in einer Springprüfung der Klasse S* am Start. Der Wallach Caillan von Casall-Carry (Z.: Gerd Ohlsen, Föhr) war mit Antonia Brinkop bereits im vergangenen Jahr Zweiter im Landeschampionat der sechsjährigen Springpferde geworden und sprang nun unter seinem neuen Reiter Rolf-Göran Bengtsson bei den Siebenjährigen zum Titel. Auf die Silberposition kamen Antonia Brinkop und Historia R von Crunch-Calato (Z.: Züchtergemeinschaft Redderberg, Ahrensbök). Bronze sicherte sich Ciselle von Cascadello I-Quidam de Revel (Z.: Reimer Detlef Hennings, Bendorf), pilotiert von Linn Hamann.

Mit Topsport im Rahmenprogramm punkteten die Holsteiner Pferdetage auch über die Landes­championate hinaus. Aus dem S**-Springen mit Stechen ging der für den Grönwohldhof von Manfred von Allwörden reitende Diarmuid Howley als Sieger hervor. Er hatte die Clarimo-Concerto II-Tochter Be Aperle VA aus der Zucht seines Arbeitgebers gesattelt und flog pfeilschnell durch den Stechparcours.

Spannung im Stechen

Einen Tag später zeigte sich der Ire immer noch gut in Form. Mit den Wertnoten 9,0 und 9,2 in den beiden Umläufen der finalen Springpferdeprüfung Klasse M stellte Howley den Fuchshengst Valenzano (Z.: Kai Wullweber, Todesfelde) als deutlichen Sieger heraus. Der Sohn des Vagabond de la Pomme-Christian überzeugte die Richter: „Genau solche Runden möchten wir sehen“, lobte die Jury. Die Silbermedaille im Championat ging ebenfalls an Diarmuid Howley mit einem Pferd vom Grönwohldhof, Kreis Stormarn: Quintino LMK von Quintago-Clearway (Z.: Loenie Kock, Hamburg) sprang auf Rang zwei. Dritter wurde das ehemalige Holsteiner Auktionspferd Davis von Diarado-Casall (Z.: Timm Peters, Bargenstedt, Kreis Dithmarschen) mit Thibaut Huyvaert im Sattel, der für Rolf-Göran Bengtsson reitet.

Tiepolo von Toulon-Cassini I und Hannes Ahlmann flogen zum Sieg im Klassement der sechsjährigen Springpferde. Foto: Janne Bugtrup

Die sechsjährigen Springpferde zeigten in der Finalprüfung, einer Spezialspringpferdeprüfung der Klasse M** mit Stechen, schon einmal, welche Qualitäten sie für die schwierigeren Aufgaben vorzuweisen haben. Nachdem sie im Umlauf eine Wertnote erhielten, folgte ein Stechen um Sieg und Platzierungen. Als Führender ging der Hengst Duplexx ins Stechen. Seine große Fangemeinde war nicht zu überhören, als der Holsteiner Hengst von Diarado eine 9,0 im ersten Umlauf bekam. Umso größer war dann die Enttäuschung, als er mit Michael Grimm vier Fehler in Kauf nehmen musste. Fehlerfrei und pfeilschnell waren hingegen Tiepolo von Toulon-Cassini I (Z.: Jürgen Böge, Bunsoh) und Hannes Ahlmann. Der Holsteiner Hengst hatte unter seinem jungen Reiter schon im ersten Umlauf mit einer 8,6 auf sich aufmerksam gemacht. Nun bewies das Paar, dass es nicht nur schön, sondern auch schnell kann.

Platz zwei ging an Iowa von Barcley-Cassilano (Z.: Hans-Adolf Witthöft, Preetz) und Jesse Luther. Die Stute wurde im ersten Umlauf mit einer 8,3 bewertet. Joachim Jürgens aus Bollbrügge, Kreis Ostholstein, ist Züchter der Holsteiner Stute Carlesta von Casall-Corrado I. Sie wurde unter Sven Gero Hünicke an dritter Stelle platziert.

Junge Stuten im Fokus

Im Freispringchampionat für dreijährige Holsteiner Stuten wurde My Dream von Del ’Arko d’Henvet-Carnute (Z.: Bernhard Hobe, Kollmar) mit der Siegerschärpe ausgezeichnet. Sie erhielt für ihre Vorstellung die Wertnote 9,2. Nur knapp dahinter rangierte mit einer 9,0 Minett (Z.: Niko Detlef, Fehmarn). Die Stute ist ebenfalls eine Tochter des ursprünglich französischen Vererbers und hat eine Mutter von Connor.

Melypsa von Barcley-Armand xx aus der Zucht von Sönke Eggers trägt fortan den Titel Holsteiner Siegerstute 2022. Foto: Janne Bugtrup

Auch am Sonntag waren die dreijährigen Stuten gefragt: 35 Vertreterinnen des Jahrgangs 2019 traten zur Verbandsstutenschau an. Elf von ihnen gelang der Sprung in den Endring. Als Siegerin verließ die bereits leistungsgeprüfte Melypsa von Barcley-Armand xx-Calypso I-Ladalco aus dem berühmten Holsteiner Stamm 223B den Herbert-Blöcker-Platz. Züchterisch verantwortlich für die typvolle Dunkelbraune ist Sönke Eggers aus Struvenhütten, Kreis Segeberg. „Wir haben hier heute ein Pferd mit einem ganz wachen Auge und viel Aufsatz gesehen“, lobte Zuchtleiter Stephan Haarhoff.

Zur Reservesiegerin kürte die Kommission Mia von Clarksville-­Stanfour-Canterburry-Quinar. Zur Welt gekommen ist sie bei Ernst Otto Christiansen in Struckum, Kreis Nordfriesland, der Mia auch ausstellte. Als „wahrhaftes Ausnahmepferd mit exquisiten Grundgangarten“ bezeichnete Haarhoff die Stute, die einst den dritten Platz beim Landesfohlenchampionat in Bad Segeberg belegte. Auch die Reservesiegerin ist bereits leistungsgeprüft und fiel beim Stutentest mit einem sehr guten Ergebnis auf.

Im Dressurring wurde ebenfalls die beste Stute herausgestellt, nämlich My Romanciera von Fürst Romancier-Aljano. Sie schloss ihre Leistungsprüfung mit der Wertnote 8,98 ab und wurde zudem Siegerstute im Körbezirk Segeberg. Der Spitze des Dressurrings attestierte Stephan Haarhoff „ganz besondere Qualitäten“. Die typvolle Rappstute stammt wie die Landeschampionessen in der Dressur aus der Zucht von Sonja und Nina Ellerbrock. Damit machte die Züchterfamilie ihr Wochenende komplett: „Viermal angetreten und viermal gewonnen“, freute sich Sonja Ellerbrock. Denn auch der Sieg von Christina Ellendt und Rob­by Brown in der Qualifikation für das Bundes­championat der vierjährigen Holsteiner Reitpferde ging auf das Konto der Schwestern: Der Rock Forever I-Aljetto-Sohn stammt ebenfalls aus ihrer Zucht.

Als „ganz auffällig“ bezeichnete Haarhoff darüber hinaus die Reservesiegerin der Dressurstuten, Mariendal’s Pari-Al von Almoretto-Loran-Astaire DK-Raimondo (Z.: Karen Kappel, Dänemark). Auch sie wurde mit der Staatsprämie ausgezeichnet. pm

Hoch hinaus

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Mehrjährige Kletterpflanzen bereichern den Garten mit vielseitigen Verwendungsmöglichkeiten. Sie geben der Pergola ein schattiges Dach, schmücken stimmungsvoll Fassaden und warten mit schönen Blüten oder gar süßen Früchten auf.

Clematis erobern auch gerne Rosenbögen. Foto: Karin Stern

Unter den blühenden Kletterpflanzen ist die Clematis eine Art Multitalent. Die blühfreudigen Wildarten gelten als besonders robust und langlebig. Die Blütezeit hängt von der jeweiligen Art ab. Clematis alpina blüht von Mai bis Juni, Clematis montana von Juni bis Juli und Clematis vitalba schließt den Blütenreigen von Juli bis September ab. Die Wildarten erreichen spielend eine Höhe von 5 bis 8 m und brauchen keinen regelmäßigen Schnitt. Die Blüten sind kleiner als die der modernen Hybridzüchtungen. Diese wachsen etwa 2 bis 3 m hoch. Sie zeigen zweimal im Jahr ihre Blüten, einmal von Mai bis Juni und dann wieder von August bis September, den richtigen Schnitt vorausgesetzt. Der erste Rückschnitt erfolgt vor dem Austrieb auf etwa 1 m Höhe. Wer nach der ersten Blüte alle Fruchtstände mitsamt dem darunterliegenden Blattpaar entfernt, kann sich bald darauf über den zweiten Flor freuen. Clematis begrünen Zäune sowie Pergolen und klettern hoch hinauf in Baumkronen. Die großblumigen Hybriden passen toll an Sichtschutzwände, Rosenbögen oder Obelisken im Staudenbeet, gerne auch gemeinsam mit Kletterrosen. Kompaktere Sorten wie ‚Königskind‘, ‚Nelly Moser‘ oder ‚Ville de Lyon‘ eignen sich für den Kübel.

Die Kletterhortensie (Hydrangea petiolaris) erklimmt Wände und Mauern bis in eine Höhe von 6 m. Von Juni bis Juli zeigt sie ihre schirmförmigen, weißen Blütenrispen. Kletterhortensien wachsen zunächst recht langsam. Mit einer ersten Blüte ist fünf Jahre nach der Pflanzung zu rechnen. Der frostharte Kletterer fühlt sich im kühlen Schatten am wohlsten. Sofern die Wände nicht zu glatt sind, finden die Haftwurzeln ausreichend Halt, ähnlich wie bei Efeu und Wildem Wein. Tipp: Beim späteren Entfernen bleiben deutlich sichtbare Spuren an der Hauswand zurück, Putz und Anstrich können Schaden nehmen. Daher Selbstklimmer wohlüberlegt für Fassaden verwenden. Das Problem kann durch eine Rankhilfe entschärft werden.

Nur weibliche Pflanzen schmücken sich mit den attraktiven Hopfenzapfen. Foto: Karin Stern

Hopfen (Humulus lupulus) zählt im Gegensatz zu den meisten mehrjährigen Kletterpflanzen nicht zu den Gehölzen, sondern ist eine Staude. Jeden Winter sterben die langen Triebe ab. Sie werden kurz vor dem Neuaustrieb im Frühjahr zurückgeschnitten. Die Sorte ‚Hallertauer Tradition‘ bringt zierende und duftende Zäpfchen in der Zeit von August bis Oktober hervor. Sie sind leicht zu pflücken und zu trocknen. Das Wachstum lässt sich über den Schnitt steuern. Bleiben nur wenige Triebe stehen, schlingen sie sich in 8 bis 12 m Höhe hinauf. Dürfen alle Triebe wachsen, bliebt die Pflanze kompakter und breitwüchsiger bei einer Höhe von 3 bis 5 m. Tipp: Da nur die weiblichen Pflanzen Zapfen tragen, kauft man besser vegetativ vermehrte Exemplare. Das vermeidet Fehlkäufe. Auch die Echte Weinrebe verbindet Schönes mit Nützlichem. Für den Erfolg ist die Wahl der richtigen Sorte entscheidend. Sie sollte sich auch für Regionen außerhalb des Weinbauklimas eignen und nicht anfällig für Pilzkrankheiten sein. Rebschulen beraten entsprechend.

Als echte Himmelsstürmer können Trompetenblume (Campsis radicans), Blauregen (Wisteria) und der Schling­knöterich (Fallopia baldschuanica) bezeichnet werden. Die Trompetenblume gilt als etwas frostempfindlich, obwohl sie durchaus ausreichend winterhart ist. Sie gedeiht jedoch in kühleren Regionen weniger üppig. Da der schnellwüchsige Klimmer in Windeseile ganze Fassaden erobert, kann dies durchaus im Interesse des Gärtners liegen. Die Trompetenblume erhält einen vollsonnigen, warmen und windgeschützten Platz. Hier zeigen sich die auffälligen orangefarbenen, glockenförmigen Blüten von Juli bis September. Auch der Blauregen mag einen geschützten, sonnigen Standort mit durchlässigem, nährstoffreichem Boden. Auf ärmeren Böden fällt der Blütenflor schwächer aus. Schwerer oder zu kalkhaltiger Boden führt zu Blattaufhellungen, den sogenannten Chlorosen. Als Schlingpflanze braucht der Blauregen ein stabiles Gerüst. Dünne Spaliere oder Drähte sind ungeeignet. Sie können einwachsen oder das Gewicht auf Dauer nicht tragen. Wichtig ist zudem ein ausreichender Abstand von Regenfallrohen, um Beschädigungen zu vermeiden. Tipp: ‚Amethyst Falls‘ (Wisteria frutescens) wächst weniger stark als Wisteria floribunda sowie Wisteria sinensis und trägt bereits ein bis zwei Jahre nach der Pflanzung die ersten Blüten. Wer eine Wand oder Pergola schnell begrünen möchte, trifft mit dem Schlingknöterich eine gute Wahl. Er übertrumpft in Sachen Wuchskraft Trompetenblume und Blauregen, indem er in wenigen Jahren bis zu 15 m Höhe erreicht. Nur der häufige Griff zur Schere bändigt die reich blühende Pflanze. Ohnehin sollte man bei den starkwüchsigen Arten die Stabilität der Rankhilfen unbedingt beachten. Die langen, belaubten Triebe bieten Wind eine große Angriffsfläche, die nicht zu unterschätzen ist.

Absetzen ist ein kritischer Zeitpunkt

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Klauen-und Fundamentprobleme rechtzeitig zu erkennen und zu vermeiden, ist ein wichtiger Baustein im Tierschutz. Schmerzen und Leistungsdepressionen als Folge sind vermeidbar, wenn geeignete Maßnahmen gegen die einzelnen Ursachen ergriffen werden. Daher hat das Netzwerk Fokus Tierwohl dazu kürzlich ein Onlineseminar angeboten. Im Folgenden die wichtigsten Erkenntnisse.

In dem Onlineseminar „Klauengesundheit bei Schweinen“ referierte Mirjam Lechner. Sie ist Mitarbeiterin bei der unabhängigen Erzeugergemeinschaft Hohenlohe-Franken und Projektleiterin der Schweine-Signal-App Fit for Pigs. In ihrem Vortrag wurden unterschiedliche Klauenerkrankungen in verschiedenen Altersstufen und Haltungsformen gezeigt.

Im zweiten Teil des Seminars erläuterte Prof. Christoph Mülling von der Universität Leipzig Ursachen und Entstehung von Klauen­erkrankungen beim Schwein und Möglichkeiten, wie man Erkenntnisse zu den Ursachen von Klauen­erkrankungen zur erfolgreichen Verbesserung der Klauengesundheit nutzen kann. „Schweine sind Beutetiere und können Schmerzen gut verstecken, darum sollte man immer genau und ganzheitlich hinschauen.“

Anhand von Video- und Bildmaterialien erläuterte Mirjam Lechner den Beginn der Klauenproblematik bereits in der Abferkelbucht. Sie betonte dabei, dass die Klauenbefunde sowohl im Outdoorbereich als auch auf konventionellen Spalten gleichermaßen festzustellen sind und die genetische Komponente bei der Betrachtung der Klauengesundheit stets berücksichtigt werden sollte. Bereits bei wenige Tage alten Ferkeln können Verfärbungen im Ballenbereich auftreten, die auf eine Entzündung hinweisen können.

Ein besonders kritischer Zeitpunkt sei das Absetzen, so Lechner. Mit zunehmendem Alter zeigen die Tiere mehr Symptome. Dabei sind sie nicht immer zwangsläufig lahm, sondern klappen beispielsweise ihren Hintern ab und es fällt auf, dass das Schwein sich „zwischen den Schultern fallen lässt und eine Art Rinne entsteht“. Ebenso kann beobachtet werden, dass die Tiere ungern aufstehen. Ein Tippeln oder Abknien beim Koten und auch das Anziehen der Beine können ein Hinweis auf Lahmheit sein.

Dabei sagte Lechner aber auch, dass die Ursache der Lahmheit nicht immer die Klaue sein müsse. Vor allem in der Endphase der Mast konnten vermehrt Knorpelfehlbildungen in den Gelenken festgestellt werden.

Fütterung einbeziehen in Ursachenforschung

Wenn Klauenprobleme häufig auftreten, sollte bereits bei den Muttersauen und Saugferkeln die Fütterung genauer betrachtet werden.

So sollten Mykotoxinschäden durch eingehende Kontrolle des Futtergetreides auf Mutterkorn ausgeschlossen werden. Toxinbinder können helfen, die Belastung der Tiere zu reduzieren.

Ebenso sollten die Gehalte an Getreide im Futter beachtet werden. Lechner empfiehlt, nicht mehr als 15 bis 20 % Weizen im Ferkelaufzuchtfutter I und II und in der Vormast nicht mehr als 30 % Weizen mit mindestens 5 % Rohfaser einzusetzen. Ebenso sei auf eine ausreichende Versorgung mit Vitamin E und Selen zu achten, um den oxidativen Stress zu minimieren.

Bei der Fütterung der Jungsauen, so Lechner, ist darauf zu achten, dass das Wachstum der Tiere nicht zu schnell sein darf. So muss ausgeschlossen werden, dass Knochen und Klauen zu früh mit einem zu hohen Gewicht belastet werden.

Um ausreichend Hornsubstanz, das Protein Keratin, bilden zu können, müssen die Tiere ausreichende Mengen der Aminosäure Methionin über das Futter aufnehmen, da dieses nicht selbst im Körper aufgebaut werden kann. Auch die Umstellung der Fütterung und das Wechseln der Haltungssysteme und auch des Wasserangebots können in die Ursachenforschung bei Klauenproblematiken mit einbezogen werden.

Das Schwein ist ein Weichbodenläufer

Prof. Christoph Mülling erläuterte im zweiten Vortrag die Ursachen und die Entstehung von Klauenerkrankungen. Das Bewusstsein um die ursprüngliche Beschaffenheit der Klaue ist dabei unerlässlich.

Die Anatomie der Schweineklaue ist sehr gut für das Laufen auf weichem, variablem Untergrund geeignet. Die langen Afterklauen mit ihrem vollständigen Zehenskelett dienen ursprünglich als Unterstützung auf weichem Boden. Beim Laufen auf harten, nicht nachgebenden Böden verstärkt sich der Druck auf die Hauptklauen und stimuliert die Hornproduktion. Diese vermehrte Hornproduktion könne, so Mülling, zur Asymmetrie und Hornwucherung führen, welche weiterführend durch vermehrten Druck eine nachhaltige Schädigung der Horn bildenden Zellen und Blutkapillaren zur Folge haben können. Schwachpunkte der Klaue bilden insbesondere der Übergang von harten Sohlen in das sehr weiche, elastische Ballenhorn und die Weiße Linie. Veränderungen und Schädigungen der Weißen Linie verursachen bei Sauen mit höherer Wahrscheinlichkeit Lahmheiten als andere Klauenerkrankungen.

Grundsätzlich werden die Ursachen von Klauenerkrankungen und die daraus resultierenden Schädigungen der Klauen in drei Kategorien unterteilt.

Gangbild erheben und dokumentieren

Die Klauenbeschaffenheit der Tiere sollte im eigenen Betrieb mindestens halbjährig zum Sommer- und Winterhalbjahr erhoben und ausgewertet werden. Dabei geht es primär um das Erkennen der Lahmheit, also von Störungen des Gangbildes. Werden diese nicht erkannt, können Schmerzen nicht rechtzeitig behandelt werden und somit zu erhöhten Behandlungskosten, Arbeitsaufwand, verringerter Fruchtbarkeit und vermehrten Abgängen führen.

Einer von vielen Indikatoren für Klauenprobleme sind überlange Klauen und Afterklauen. Bei einer gesunden Klaue beträgt der Winkel zwischen Vorderwand und Hauptklaue 50 bis 60° und die Afterklaue berührt beim Stand auf festem Untergrund nicht den Boden.

Ein weiterer Indikator für Klauenveränderungen sind zum Beispiel sichtbare blutige Abschürfungen des Wandhorns, deutlich sichtbare Hornspalten und lange oder tiefe Risse entlang des Übergangs zwischen Ballen- und Sohlenhorn. Sind bei der regelmäßigen Bestandskontrolle diese oder andere Indikatoren festzustellen, sollte die Bodengestaltung im Liegebereich (zu hart oder nicht sauber) und im Aktivitätsbereich (rutschig und verschmutzt) überprüft und optimiert werden.