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Erstkalbealter beeinflusst die Kosten der Aufzucht

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Dass mit der Kälber- und Jungrinderaufzucht ein wesentlicher Grundstein für die Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Langlebigkeit der gesamten Milchkuhherde der Zukunft gelegt wird, dürfte jedem Milchkuhhalter bewusst sein. Gleiches gilt für die Tatsache, dass die Aufzucht der Jungrinder mit erheblichen Kosten verbunden ist. Spätestens der Blick in den jährlich von der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein publizierten Rinderreport auf Basis der von den Rinderspezialberatungsringen gelieferten Produktions- und betriebswirtschaftlichen Daten der Mitgliedsbetriebe offenbart die Kosten. Diese betrugen 2020 im Durchschnitt der 352 ausgewerteten Betriebe 2.229 € je Färse.

Die Kostenspanne lag 2020 zwischen 1.769 € bei den 25 % betriebswirtschaftlich erfolgreicheren Betrieben und 2.843 € bei den 25 % weniger erfolgreichen Betrieben und war im Vergleich zu den Vorjahren weiter auseinandergegangen.

Erstkalbealter nimmt großen Einfluss

Färsenaufzuchtkosten können unter anderem dadurch in Grenzen gehalten werden, dass die Tiere früher, und zwar ihrem tatsächlichen Wachstumspotenzial angemessen, das erste Mal abkalben. Dass dieses mit einer entsprechenden körperlichen Entwicklung der Tiere einhergehen muss, versteht sich von selbst. So gilt nach wie vor das Ziel für Deutsch-Holstein-Färsen, ein Gewicht von zirka 630 kg unmittelbar vor der ersten Abkalbung zu erreichen.

Wie sich das Erstkalbealter (EKA) auf die Färsenaufzuchtkosten in den schleswig-holsteinischen Betrieben auswirkt, wurde anhand des Datenmaterials aus dem Rinderreport der Jahre 2018, 2019 und 2020 berechnet. Hierbei wurden im Jahr 2018 394 Betriebe, im Jahr 2019 377 und im Jahr 2020 352 Betriebe ausgewertet. Dabei erfolgte eine Klasseneinteilung entsprechend dem Erstkalbealter der Färsen auf Betriebsebene.

Wie der Tabelle 1 zu entnehmen ist, sind die EKA-Klassen 26 bis 27 und 27 bis 28 Monate am stärksten besetzt, während nur maximal ein Fünftel der Betriebe ein EKA bei den Färsen von weniger als 26 Monaten aufweist.

Hingegen ist noch in zirka 30 % der Betriebe ein sehr hohes EKA von über 29 Monaten zu verzeichnen. Tendenziell handelt es sich dabei eher um die etwas kleiner strukturierten Betriebe (siehe Anzahl im Jahr erzeugter Färsen und Anzahl an GV Jungvieh), während, zumindest über alle drei ausgewerteten Jahre hinweg, bei den tierstärkeren Betrieben eher ein geringeres EKA zu finden ist. Statistisch signifikant ist der Unterschied in jedem Jahr besonders zwischen den Betrieben mit einem EKA unter 26 Monaten und denen mit über 30 Monaten.

Höhe der Produktionskosten

Wie eingangs bereits erwähnt, betrugen nach Angaben des Tierreports 2020 die mittleren Färsenaufzuchtkosten 2.229 € und sind im Vergleich zu den Vorjahren nochmals gestiegen (2019: 2.191 €, 2018: 2.007 €). Es zeigt sich die Tendenz, und bestätigt damit zahlreiche Aussagen aus der wissenschaftlichen Literatur, dass allgemein mit steigendem EKA die Produktionskosten zunehmen, auch wenn der betriebliche Einfluss hierbei eine sehr große Rolle spielt (Tabelle 2).

Futterkosten – der größte Kostenblock

Den größten Kostenblock mit durchschnittlich 58 % an den gesamten Produktionskosten stellt hierbei das Futter (und die Fütterung) dar. Das gilt gleichermaßen für die 25 % betriebswirtschaftlich erfolgreicheren Betriebe (rangiert nach Betriebszweigergebnis der Jungrinderaufzucht) wie für die 25 % derjenigen Betriebe mit den höchsten Färsenaufzuchtkosten. Tabelle 3 lässt die Schlussfolgerung zu, dass im letzten Jahrzehnt hauptsächlich die gestiegenen Futterkosten für die höheren Produktionskosten verantwortlich zu machen sind.

Auch wenn die Ausprägung in den einzelnen Jahren etwas unterschiedlich ist, so wird in der Grafik 1 deutlich, dass Betriebe mit einem höheren EKA einen größeren Kraftfuttereinsatz je Jungrind während der gesamten Färsenaufzucht haben, bedingt durch die längere Aufzuchtdauer. Dass aber auch Betriebe mit geringerem EKA (unter 26 Monaten) eine größere Kraftfuttermenge je Jungrind aufweisen, liegt in der dort intensiveren Aufzucht der Tiere begründet, die in der Regel einen größeren Kraftfuttereinsatz in den ersten Lebensmonaten der Jungrinder einschließt.

Die Futterkosten je Färse, die im Durchschnitt der ausgewerteten Betriebe in den Jahren 2018, 2019 beziehungsweise 2020 1.150, 1.285 und 1.290 € je Färse betrugen, erhöhen sich bis auf wenige Ausnahmen stetig mit steigender EKA-Klasse (Grafik 2).

Das ist hauptsächlich durch die Grundfutterkosten begründet, welche 72 % der Gesamtfutterkosten ausmachen (Tabelle 4).

Nur wer die Gewichtsentwicklung der Jungrinder genau bestimmt, kann die Fütterungsintensität dem Futteraufnahme- und Wachstumsvermögen der Tiere anpassen – auch eine Voraussetzung, um die Färsenaufzuchtkosten zu begrenzen.

Potenziale in der Praxis

Eine in der Vergangenheit im Rahmen einer Masterthesis an der Fachhochschule Kiel durchgeführte Erhebung in Praxisbetrieben offenbarte, dass zahlreiche Jungrinder bereits im zwölften Lebensmonat ein Gewicht von mehr als 400 kg und folglich bis zu diesem Zeitpunkt Lebendmassezunahmen über 1.000 g aufwiesen, zumindest in Betrieben mit einem allgemein hohen Leistungsniveau (Jensen, 2018). Die realisierten sehr hohen Gewichtszunahmen waren den Landwirten oftmals aber nicht bewusst. Dieses verdeutlicht zum einen das enorme Wachstumspotenzial der Tiere und zum anderen, dass die Fütterungsintensität, insbesondere bei guten Haltungs- und Fütterungsbedingungen, bereits vor Ablauf der ersten zwölf Lebensmonate deutlich abgesenkt werden kann beziehungsweise sogar muss. Auf jeden Fall ist es wichtig, für solche konkreten Entscheidungen die Jungrinder stärker in Augenschein zu nehmen, besonders hinsichtlich ihres Gewichts und der Körperkondition.

Letztlich gilt es, die Fütterungsintensität dem Futteraufnahme- und Wachstumsvermögen der Tiere anzupassen. Das aber geht nur, wenn Gewichtszunahmen der Jungrinder erfasst werden. Nur so können ein „punktgenaues“ Wachstum, eine allzeit bedarfsgerechtere Versorgung, eine bessere Futtereffizienz und in vielen Betrieben eben auch eine Senkung des EKA ermöglicht werden, was letztlich Kosten reduziert.

Fazit

Auch unter ökonomischen Gesichtspunkten ist es sinnvoll, sich mit der Jungrinderaufzucht und dem realisierten Wachstum der Jungrinder auseinanderzusetzen. Investitionen in diesem Bereich, insbesondere auch in die Haltungsbedingungen, erschließen ein weitreichendes Potenzial, um die Färsenaufzucht insgesamt zu verkürzen.

Eiweißversorgung mit behandelten Ackerbohnen

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Im August 2019 wurde das Projekt „Heimische Eiweißpflanzen“, ein EIP-Projekt der Fachhochschule Kiel, durch die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel übernommen. Das Folgeprojekt namens MobiHeat fokussiert sich nun auf die Entwicklung einer mobilen Extruderanlage zur Hitze- und Druckbehandlung. Auf diese Weise sollen lokal angebaute Eiweißpflanzen direkt auf den landwirtschaftlichen Betrieben nutritiv aufgewertet werden. Übergeordnetes Projektziel ist es, den inländischen Anbau von Proteinträgern zu unterstützen. Erste Ergebnisse liegen jetzt vor.

Anhand der technischen Umsetzbarkeit, der Effekte auf die Futtereigenschaften sowie der Wirtschaftlichkeit sollte eine umfassende Bewertung der mobilen Extruderanlage durchgeführt werden. In diesem Beitrag werden die Grundlagen der Extruderbehandlung von Körnerleguminosen sowie die Ergebnisse eines Fütterungsversuchs mit Mastschweinen auf der Basis von rohen sowie behandelten Ackerbohnen vorgestellt. Die Finanzierung des Projektes erfolgt durch die Deutsche Innovationspartnerschaft Agrar (DIP). Projektpartner sind das Institut für Tierzucht und Tierhaltung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), die Landwirtschaftliche Service GmbH Mittelholstein in Nienborstel und das Maschinenbauunternehmen Elko Nagel Mecan-Systeme GmbH, Breiholz.

Verdaulichkeit und Nährwert erhöhen – geht das?

Der Anbau und die damit verbundene Aufbereitung heimischer Körnerleguminosen sind in den vergangenen Jahren ein wichtiges Thema für Politik, Handel und Landwirtschaft geworden. Infolge fragwürdiger Anbaubedingungen und genetischer Modifikationen steht der Import von Sojaprodukten zunehmend in der Kritik, sodass die Nutzung heimischer Körnerleguminosen an Bedeutung gewinnt.

Deren Einsatz im Nutztierbereich ist jedoch mit einigen Herausforderungen verbunden. Vor allem die Gehalte antinutritiver (verdauungshemmender) Inhaltsstoffe sowie die Versorgung mit essenziellen Aminosäuren stellen – abhängig von Konzentration, Tierart und Rationsbeschaffenheit – eine Herausforderung dar. Tannine, Vicin/Convicin sowie Enzyminhibitoren wirken sich größtenteils negativ auf den Futterwert aus. Die Aminosäurezusammensetzung heimischer Körnerleguminosen erfordert in der Regel eine Substitution von Lysin und/oder Methionin, da diese in entsprechenden Rationen häufig im Mangel sind.

Um eine Verbesserung der Verdaulichkeit durch die Reduzierung antinutritiver Inhaltsstoffe zu erzielen, kommt in der Praxis regelmäßig die Extrudertechnologie zum Einsatz, welche das Kernelement des Projekts MobiHeat darstellt.

Durch das Extrudieren von Eiweißfuttermitteln wird eine Steigerung des Futterwertes erwartet, welche durch eine Optimierung der Verdaulichkeit, Verbesserung der Schmackhaftigkeit, Reduzierung antinutritiver Inhaltsstoffe sowie eine Erhöhung der Futterhygiene durch Keimabtötung erreicht werden soll.

Die Innovation von MobiHeat liegt vor allem in der Mobilität der Aufbereitung sowie den breiten Einsatzmöglichkeiten in Bezug auf die Futtermittel und die Variabilität des Produktionsprozesses. Auf diese Weise soll der Anbau von Leguminosen für Landwirtinnen und Landwirte attraktiver werden.

Nach Zuführung des geschroteten Rohmaterials durch den Einfülltrichter wird dieses mittels Dampfzugabe im Vorkonditionierer auf Temperaturen von bis zu 100 °C erwärmt. Anschließend fällt das Gut in den Extruder, bestehend aus einem Rohrschuss mit innen liegender Schnecke, welche sich zum Ende hin verjüngt. Das Material verlässt den Extruder durch eine gelochte Matrize am sogenannten Auslaufkopf. Schneckenbewegungen, Widerstände in Form von Bolzen in den Schneckenwindungen und das Pressen des Materials durch die Extrudermatrize bewirken Temperaturen von maximal 170 °C sowie Drücke von bis zu 40 bar im Extruder. Aufgrund des plötzlichen Druck- und Temperaturabfalls beim Austreten aus der Matrize expandiert das Material und erhält seine typische Struktur. Nach der Extrusion wird das Gut durch die Zudosierung von Säure auf dem Abförderband konserviert. Eine Anpassung der Prozess­parameter erfolgt maßgeblich durch die Variation der Fördermenge, der Dampfzugabe sowie durch die Wahl der passenden Matrize.

Aufbau des Mastschweineversuchs

Im Februar 2021 startete ein Fütterungsversuch mit 144 Mastschweinen in der ehemaligen Mastprüfungsanstalt des Instituts für Tierzucht und Tierhaltung der CAU am Standort Achterwehr. Zielsetzung des Versuches war die Untersuchung der Extrusion als Einflussfaktor auf die Mastleistung. Für die Versuchsanstellung standen 72 Doppelbuchten mit Stroheinstreu und Trockenfutterautomat sowie Nippeltränke zur Verfügung.

Die Mastläufer setzten sich aus Sauen und Borgen zusammen. Es waren sowohl reinrassige Linien als auch Hybriden der reinen Linien und Masthybriden vertreten. Die Fütterung wurde zweiphasig durchgeführt: Bis zu einem Lebendgewicht von zirka 60 kg erhielten die Tiere Vormast-, ab diesem Zeitpunkt Endmastfutter. Für den Versuch wurden die Tiere in zwei Gruppen eingeteilt. Die Mastfuttersorten der Kontrollgruppe enthielten rohe, die der Versuchsgruppe extrudierte Ackerbohnen. Unabhängig davon waren die Futtermischungen jeweils isonitrogen und isoenergetisch. Für die Bereitstellung des Versuchsfutters sind im Vorwege Ackerbohnen mithilfe der eigens entwickelten Anlage extrudiert worden.

Ergebnis: Veränderung durch die Extrusion

Durch die Extrusion der Ackerbohne konnte eine Reduktion der Tannine und der Trypsininhibitor­aktivität (TIA) erzielt werden. Der Tanningehalt konnte durch die Behandlung um 15,61 % verringert werden, bei der TIA wurde eine Reduktion um 55 % erreicht. Durch die Verwendung des Extruders konnte eine Steigerung des Stärkeaufschlussgrades um 43,10 % realisiert werden. Zur Beurteilung des Behandlungserfolges wurde als Maß die Eiweißlöslichkeit in Kaliumhydroxid (KOH) herangezogen. Hier lag der Wert nach der Behandlung mit 34 % im optimalen Bereich, sodass eine Proteinschädigung durch die Hitzebehandlung auszuschließen ist.

Die Zusammensetzung der verabreichten Rationen ist Tabelle 2 zu entnehmen.

Die Tiere wurden je Bucht randomisiert auf die Versuchsgruppe sowie die Kontrollgruppe aufgeteilt.

Die Nährstoffgehalte der ad libitum verabreichten Rationen sind in Tabelle 3 dargestellt.

Die Mastdauer erstrecke sich über durchschnittlich 105 Tage, die sich wiederum in 42 Tage Vormastdauer und 63 Tage Endmastdauer gliederten. Die Schlachtung erfolgte bei einem mittleren Lebendgewicht von 122,8 kg. Die Schweine wurden wöchentlich gewogen. Während des Versuches konnten die in Tablle 4 genannten Mastleistungen ermittelt werden.

Sowohl Einstallgewichte als auch Lebendendgewichte beider Gruppen unterschieden sich nicht voneinander. Bei fast gleichem Futteraufwand konnten die Tiere der Versuchsgruppe eine tendenziell höhere Zunahme während der gesamten Mastperiode erreichen (siehe Tabelle 4). Die Differenz lag bei annähernd 20 g pro Tag. Die tendenzielle Überlegenheit der Versuchsgruppe gegenüber der Kontrollgruppe setzt sich nach Aufgliederung der täglichen Zunahmen in Vor- und Endmast fort. Die Differenzen aller wirtschaftlich wichtigen Parameter zwischen den Gruppen konnten statistisch nicht abgesichert werden, ließen jedoch einen positiven Einfluss der mit extrudierten Ackerbohnen versetzten Futtermischungen vermuten.

Fazit

Der Prozess des Extrudierens hat eine Veränderung des Ausgangsmaterials durch Druck- und Hitzeeinwirkung zur Folge. Dieser Effekt sorgt bei Körnerleguminosen für einen verbesserten Futterwert, insbesondere durch die Zerstörung antinutritiver Inhaltsstoffe. Mithilfe der in diesem Projekt entwickelten Extruderanlage MobiHeat soll die Behandlung heimischer Eiweißträger direkt auf den landwirtschaftlichen Betrieben ermöglicht werden, um deren Anbau und Verwertung interessanter zu gestalten.

Wie bereits gezeigt werden konnte, ist die Idee eines mobilen Extruders technisch umsetzbar. In einem ersten Fütterungsversuch mit Mastschweinen wurden mit extrudierten Ackerbohnen tendenziell bessere Leistungen erzielt als mit rohen Bohnen. Weitere Fütterungsversuche mit Milchkühen und Mastschweinen folgen in den kommenden Monaten, um eine breite Datengrundlage zu schaffen.

Stetige ­Prozessoptimierungen werden die Zuverlässigkeit der Anlage langfristig verbessern, und die ersten Trends bei Schweinen lassen auf weitere positive Ergebnisse hoffen.

Schäden durch Wetterextreme versichern?

Durch die Erwärmung der Erdatmosphäre ist nach Aussage von Meteorologen eine Zunahme von extremen Wetterlagen zu erwarten. Hierzu zählen unter anderem Starkregen, Hagelschläge, längere Trockenzeiten und orkanartige Stürme. Versichert sind aber meistens nur Sturmschäden an Gebäuden und Hagelschäden im Ackerbau. Ob ein weitergehender Versicherungsschutz notwendig ist, sollte einzelbetrieblich geprüft und entschieden werden.

In Wohngebäude- und Hausratversicherungen sind unter anderem Schäden durch Feuer, Sturm und Leitungswasser versichert. Elementarschäden sind nicht automatisch mitversichert. Sie müssen extra vereinbart werden. Der Begriff „Elementarschäden“ umfasst Schäden durch Naturgefahren wie Erdbeben, Erdrutsche, Lawinen, Schneedruck oder Überschwemmungen. Bei uns in Schleswig-Holstein geht es vor allem um Überschwemmungen durch Starkregen oder Hochwasser. Diese kommen durch den Klimawandel immer häufiger vor und können erhebliche Schäden verursachen. Bei Starkregen können natürliche Gewässer über die Ufer treten und ganze Häuser überfluten. Kanalnetze können extreme Niederschlagsmengen nicht abführen und es kommt zum Rückstau in den Abwasserleitungen. Ausgeschlossen vom Versicherungsumfang sind die Gefahren Sturmflut und ins Gebäude unterirdisch eindringendes Grundwasser. Nur bei einem Versicherer kann auch für Sturmflut Versicherungsschutz vereinbart werden.

Wie groß das Risiko ist, von einem Überschwemmungsschaden betroffen zu werden, ist im Wesentlichen von der Lage eines Gebäudes abhängig. In Senken und in Gewässernähe ist die Gefahr am größten. Entsprechend der Einstufung in Risikogebiete betragen die Aufschläge 10 bis 50 % auf die Versicherungsprämien.

Welche Kosten übernimmt die Versicherung?

Eine Elementarschadenversicherung übernimmt sowohl die Wiederherstellungskosten als auch die Kosten zur Feststellung des Schadens. Grundlage dafür ist der im Vertrag vereinbarte Versicherungswert. Eine regelmäßige Überprüfung der Versicherungssummen ist, auch unabhängig von dem Zusatz „Elementarschäden“, sinnvoll, um eine Unterversicherung im Schadensfall zu vermeiden.

Mit der Wohngebäude- und Hausratversicherung werden unter anderem Schäden durch Feuer, Sturm und Leitungswasser versichert.

Mehrgefahrenversicherungen im Ackerbau

Durch die Erwärmung der Atmosphäre ist nach Aussagen von Meteorologen eine Zunahme von extremen Wetterlagen wie Starkregen, Trockenheiten, Stürmen und Hagelschlägen zu erwarten. Für die Ackerkulturen besteht die Gefahr, Ertragseinbußen bis hin zu Totalausfällen zu erleiden. Die Absicherung von Ernteausfällen wird daher in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Das Risiko, Ernteschäden zu erleiden, ist je nach Kultur und Region unterschiedlich hoch. Die größten Ernteschäden sind in Deutschland bisher mit 62 % auf Trockenheiten zurückzuführen. Es folgen Hagel mit 22 %, Starkregen mit 11 %, Frost mit 4 % und Sturm mit 1 %. In Schleswig-Holstein liegt der Anteil der Sturmschäden allerdings deutlich höher.

Die Notwendigkeit eines Versicherungsschutzes gegen Ertragsausfälle hängt neben der Eintrittswahrscheinlichkeit von Extremwetter von der einzelbetrieblichen Situation ab. Die Höhe eines möglichen Ertragsausfalls und die Fähigkeit, dieses Risiko selbst zu tragen, sind von Betrieb zu Betrieb sehr unterschiedlich ausgeprägt. Die potenzielle Schadenshöhe ergibt sich aus der Art und dem Umfang der angebauten Kulturen. Eine erhöhte Gefahr durch Starkregen gibt es besonders für Mais, Rüben und Kartoffeln. Von Sturmschäden können besonders Raps und Mais getroffen werden. Eine Absicherung gegen Frostschäden kann bei Raps und Rüben sinnvoll sein.

Die Fähigkeit, das Risiko eines Ernteausfalls selbst zu tragen, hängt von der potenziellen Schadenshöhe und den finanziellen Rücklagen ab. Immer dann, wenn aufgrund eines möglichen Ertragsschadens ein existenzgefährdender Liquiditätsengpass zu erwarten ist, sollte Versicherungsschutz vereinbart werden.

Die Versicherer bieten umfassende Versicherungspakete an, die neben Schäden durch Hagel auch Schäden durch Sturm, Starkregen, Frost oder Trockenheit abdecken. Schäden aufgrund von Trockenheit wurden bisher kaum versichert. Die Schadensdefinition ist in den Versicherungsbedingungen nicht einheitlich. Beispielsweise leisten einige Versicherungen erst bei Schäden durch Starkregen ab einer Regenmenge von mehr als 50 l/m2 innerhalb von 24 h. Trockenschäden werden entschädigt, wenn die Niederschlagsmenge in einem bestimmten Zeitraum einen definierten Grenzwert an einer zugewiesenen Wetterstation unterschreitet.

Die Versicherungsprämien für Mehrgefahrenversicherungen sind recht hoch. In Deutschland gibt es im Gegensatz zu anderen EU-Mitgliedstaaten bisher keine staatlichen Zuschüsse. Die Versicherungsprämien variieren je nach Kultur, Region und versicherten Risiken sehr stark. In der Hagelversicherung beträgt die Prämie für Getreide und Mais zirka 3 bis 4 € je 1.000 € Versicherungssumme. Für Raps werden zirka 8 € veranschlagt. Die kulturunabhängigen Zuschläge betragen in etwa für Sturm 1 €, für Frost 2 €, für Starkregen 6 € und für Trockenheit 20 € je 1.000 € Versicherungssumme.

Fazit

Schäden durch die Zunahme von extremen Wetterereignissen (unter anderem Starkregen) können erhebliche finanzielle Auswirkungen verursachen. Gefährdet sind vor allem Wohngebäude, Hausrat und Ackerkulturen. Wohngebäude und Hausrat können über eine Elementarschadenversicherung abgesichert werden. Für Ackerkulturen werden Mehrgefahrenversicherungen angeboten. Die Entscheidung für die Vereinbarung von Versicherungsschutz sollte anhand der Risikolage, den potenziellen Schadenshöhen und der finanziellen Rücklagen eines Betriebes getroffen werden.

Marktkommentar, Marktlage und Markttendenz KW 2422

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Die Lage der Schweine haltenden Betriebe ist weiterhin kritisch. Die Schweinemast bleibt unrentabel, da die Kosten für Mischfutter zu hoch sind. Die wirtschaftliche Lage in der Sauenhaltung hat sich aufgrund der reduzierten Ferkelpreise noch einmal zugespitzt. Der Bestandsabbau setzt sich weiter fort. Viele Ställe werden vorübergehend oder für immer geschlossen. Das Inlandsangebot hat dadurch bereits deutlich abgenommen. Von Januar bis April dieses Jahres wurden in Deutschland 11 % weniger Schweine als im Vorjahreszeitraum geschlachtet. Auch bei den Schlachtgewichten zeigt sich eine Abnahme um 1,4 kg pro Tier.

Trotz der kleinen Angebotsmengen und der laufenden Grillsaison treten die Schlachtschweinekurse auf der Stelle. In der Vorwoche blieb der Vereinigungspreis erneut bei 1,80 €/IP. Damit wurde diese Notierung seit fünf Wochen nicht verändert. Obwohl der Kurs über den Erlösen der Vorjahre liegt, können die derzeitigen Kosten der Schweinemast damit nicht gedeckt werden. Notwendig wäre ein Basispreis von deutlich über 2 €/kg SG. Die Schlachtbetriebe berichten weiterhin von hohen Lagerbeständen an Schweinefleisch in den Kühlhäusern. Dazu kommt die ruhige Exportnachfrage aus Drittländern. Selbst EU-Länder ohne Fälle von Afrikanischer Schweinepest können deutlich weniger Schweinefleisch auf dem Weltmarkt verkaufen als zuvor. Da sich auch die Witterung bislang wenig grilltauglich gezeigt hat, gab es in den vergangenen Wochen sogar Bestrebungen der Abnehmer, die Schweinepreise zu reduzieren. Zwischenzeitliche Bestrebungen, Hauspreise zu veröffentlichen, konnten jedoch von der Erzeugerseite abgewehrt werden.

Preise treten auf der Stelle

Mittlerweile hat sich jedoch der Handel wieder ausgeglichen. Durch die fehlenden Schlachttage in den vergangenen Wochen haben sich kaum neue Angebotsüberhänge aufgebaut. Auch der europäische Schlachtschweinemarkt zeigt sich ausgewogen. Die Notierungen in den Niederlanden, Dänemark und Frankreich sind seit Anfang Mai überwiegend unverändert. Hier lassen Impulse am Fleischmarkt weiter auf sich warten.

Hierzulande werden als Grund für die schwache Fleischnachfrage die gestiegenen Verbraucherpreise genannt. Zu den hohen Spritpreisen an den Tankstellen kommen noch Preisaufschläge für Heizung und Strom dazu. Auch viele Lebensmittel sind teurer geworden. Dies sorgt für eine reduzierte Nachfrage nach höherwertigen Artikeln, wie eben Grillprodukten vom Schwein. Trotz der hohen Preise will man ja auch noch in den Urlaub fahren.

Markt vor der Trendwende?

Zuletzt blieben Diskussionen um mögliche Preisabschläge im Schweinehandel aus. Vereinzelt sieht die Erzeugerseite bereits wieder Anzeichen einer Marktbelebung. Bislang waren frei gehandelte Schweine noch nicht gefragt. Die ISN-Schweinebörse verzeichnete bis in die Vorwoche noch keine Umsätze. Im Fleischgeschäft sorgen jedoch der Monatswechsel und die sonnige Wetterprognose für verbesserte Geschäftsabschlüsse. Insbesondere Grillartikel wie Nacken sind gefragt und erzielen moderate Aufgelder. Auch bei anderen Artikeln konnten die Handelsspannen leicht verbessert werden. In einigen europäischen Nachbarländern werden bereits höhere Schweinepreise gezahlt. In Spanien und Italien sorgt die anlaufende Urlaubssaison für leichte Preisaufschläge. Die Notierung in Polen zieht ebenfalls an, da das Angebot nicht für die belebte Nachfrage ausreicht. Davon profitiert auch der Versand von Schweinehälften aus Belgien nach Polen. In Belgien wurde die Notierung ebenfalls erhöht. Es wird auch von zunehmenden Lieferungen von deutschen Schweinen an Schlachtereien in Polen berichtet.

Hierzulande wird damit gerechnet, dass die Überhänge an Schlachtschweinen stetig abnehmen, während sich die Nachfrage zaghaft belebt. Wie im Frühjahr könnte dann der Überhang an Schlachthaken zu einem stärkeren Wettbewerb der Abnehmer um Schweine führen. Viel Zeit für eine Marktbelebung bleibt jedoch nicht. Bereits Anfang Juli beginnen in vielen Bundesländern die Sommerferien.

Marktlage für die Woche vom 13. bis 19.6.2022

Getreide: In den USA haben verringerte Ernteprognosen zu wieder steigenden Kursen geführt. Durch den schwachen Wechselkurs schlägt sich das ebenso im Euroraum nieder.

Raps: Bei guten Ernteaussichten und hohen Vorverkäufen bleibt der Rapskurs unter 800 €/t. Nach USDA-Schätzung wird im neuen Wirtschaftsjahr mehr Raps produziert als verbraucht.

Futtermittel: Die Kurse für Sojaschrot ziehen nach oben, Rapsschrot fällt unter 400 €/t.

Kartoffeln: Regionale losschalige Frühkartoffeln sind im LEH verfügbar. Parallel werden letzte Mengen der alten Ernte abgesetzt.

Schlachtrinder: Geringere Stückzahlen führen zu mindestens stabilen bis leicht höheren Kursen.

Schlachtschweine/-sauen: Angebot und Nachfrage stehen sich nahezu ausgeglichen gegenüber. Es wird von einer etwas belebteren Nachfrage berichtet.

Ferkel: Sinkendes Angebot und bessere Nachfrage der Mäster führen nach und nach zu einem nahezu ausgeglichenen Markt.

Milch: Die Milchanlieferung ist nach Erreichen der Saisonspitze bereits wieder rückläufig. Das stützt die Preise am Markt.

Schlachtlämmer/-schafe: Das Angebot an schlachtreifen Lämmern steigt, Nachfrage und Preisspanne entwickeln sich uneinheitlich.

Markttendenz für die Woche vom 20. bis 26.6.2022

Getreide: Weil die Aussicht auf Lieferungen vom Schwarzmeer unsicher ist, nutzen Importländer jede Kaufmöglichkeit. Das hohe Interesse stützt die Preise.

Raps: Die Erholung der kanadischen Canolaernte und eine mögliche Erhöhung des Palm­ölangebots drücken auf die Kurse.

Futtermittel: Die Preise bewegen sich vorsichtig abwärts, im hiesigen Handel ist man gut mit Rohstoffen eingedeckt.

Kartoffeln: Mit erfolgter Reifeförderung werden hiesige festschalige Frühkartoffeln ab Ende Juni im LEH erwartet. Die Bestände entwickeln sich gut, wobei Produzenten die Zunahme von Krautfäule im Blick haben sollten.

Schlachtrinder: Durch die Annäherung zwischen Angebot und Nachfrage sollte eine Stabilisierung der Kurse folgen.

Schlachtschweine/-sauen: Hoffnung besteht auch im Absatzanstieg für Grillfleisch, sodass eine Kurserhöhung nicht auszuschließen ist.

Ferkel: In der Tendenz sehen Marktteilnehmer gerade wegen der erhöhten Einstallbereitschaft stabile Ferkelkurse.

Milch: Der Abwärtstrend scheint vorerst gestoppt, Milchdauerwaren sind wieder mehr gefragt.

Schlachtlämmer/-schafe: Ein steigendes Angebot könnte bei ruhiger Nachfrage erneute Preiskorrekturen nach sich ziehen.

USDA schätzt globale Weizenernte knapp unter Vorjahr

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Der jüngste Monatsreport des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) zum Weltgetreidemarkt hat aus Sicht der Marktteilnehmer keine Überraschungen gebracht. Das globale Weizenaufkommen in der Saison 2022/23 veranschlagt das USDA in seinem am vergangenen Freitagabend veröffentlichten Report auf 773,4 Mio. t (Vorjahr: 779 Mio. t). Das sind lediglich 1,4 Mio. t weniger, als die Washing­toner Experten bei ihrer Erstschätzung im Mai für möglich gehalten hatten.

Die hohe Ernteprognose für Weizen in Indien wurde wieder zurückgefahren. Im Vergleich zur Vormonatsschätzung wurde die Ernteerwartung um 2,5 Mio. t auf 106,0 Mio. t gekürzt, da extreme Temperaturen im März und April dort keine gute Kornfüllung zuließen.

Umgekehrt sind die Witterungsbedingungen in Russland bisher nahezu ideal, weshalb das USDA seine Vorhersage für die dortige Weizenernte von bisher 80 Mio. t auf 81 Mio. t heraufgesetzt hat. Seine Prognose für die EU-27 hat das US-Agrarressort gegenüber Mitte Mai nur um 0,4 Mio. t auf 136,10 Mio. t zurückgenommen, obwohl sich die französischen Weizenbestände in einem ungewöhnlich schlechten Zustand befinden. Aus Nordafrika bewegt sich aktuell eine Hitzewelle auf Europa zu. Deren Auswirkungen auf die Weizenerträge werden sich erst im Julibericht aus Washington ablesen lassen.

Da die Ukraine kriegsbedingt nicht im gewohnten Umfang Weizen exportieren kann, ist der Weltmarkt 2022/23 noch mehr als sonst auf Weizenlieferungen aus der EU angewiesen. Diese sieht das USDA im Monatsvergleich unverändert bei 36 Mio. t. Ganz entscheidend für das EU-Exportvolumen in der nächsten Kampagne wird sein, wie groß die diesjährige Weizenernte in Frankreich ausfällt, denn das Land ist der größte Weizen­erzeuger in der EU und ein wichtiger Anbieter auf dem Weltmarkt.

Der globale Weizenbedarf 2022/23 wird sich nicht vollständig aus der laufenden Produktion decken lassen. Das USDA geht deshalb davon aus, dass die globalen Weizenreserven im Saisonverlauf um weitere 12,5 Mio. t abgebaut werden, und zwar auf ein Sechsjahrestief von 266,9 Mio. t.

Da der USDA-Report weitgehend im Rahmen der Erwartungen lag, sind stärkere Kursbewegungen nach der Ernte- und Bilanzschätzung ausgeblieben. An den täglichen Kursveränderungen der europäischen Leitbörse Matif lässt sich derzeit vor allem der aktuelle Verhandlungsstand zur Öffnung der ukrainischen Schwarzmeerhäfen ablesen. Zuletzt hat es in den diversen Verhandlungsrunden keine substanziellen Fortschritte gegeben, was für einen bullischen Grundton sorgte. age

Gerstenernte im Süden der Ukraine hat begonnen

In der Ukraine hat die Getreideernte in der vorigen Woche (23. Kalenderwoche) unter Kriegsbedingungen begonnen. Nach Angaben des Nachrichtendienstes Ukrinform wurden die ersten Wintergerstenbestände in der Region Odessa und im ukrainischen Teil Bessarabiens geborgen.

Beim Ukrainischen Agrarrat (VAR), der landesweit etwa 1.100 Unternehmen mit insgesamt rund 3,5 Mio. ha Anbaufläche vertritt, wächst unterdessen die Sorge, was die Lagerung der neuen Ernte betrifft. Der Verbandsvorsitzende Andriy Dykun schätzt die aktuellen Bestände an Getreide und Ölsaaten aus der Ernte 2021 immer noch auf bis zu 23 Mio. t. Er wies darauf hin, dass die Agrar­exporte im Mai wegen der russischen Blockade der ukrainischen Schwarzmeerhäfen mit 1,7 Mio. t nicht einmal ein Drittel der sonst üblichen Ausfuhrmengen erreicht hätten. Damit sei klar, dass die vorjährigen Lagerbestände bis zur Haupternte in zwei bis drei Wochen nicht mehr geräumt werden könnten.

Dykun geht davon aus, dass im Herbst für mindestens 10 Mio. t kein professioneller Lagerraum zur Verfügung stehen wird. Er regt deshalb an, jetzt schnellstmöglich die Voraussetzungen für provisorische Lagermöglichkeiten zu schaffen und Kunststoffschläuche oder Silobags in möglichst großer Zahl zu importieren. Ungeachtet dessen drängt der Agrarratsvorsitzende darauf, alles für die Aufhebung der Hafenblockade und die Wiederaufnahme der Exporte über die Seehäfen zu unternehmen. Ansonsten drohe der Verlust großer Mengen an Getreide, da Provisorien nur für eine kurze Lagerzeit geeignet seien.

Derzeit sieht es trotz der in der vergangenen Woche erfolgten russischen Offerte zur Freigabe der Schwarzmeerhäfen nicht nach einer schnellen Lösung aus. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj stellte noch einmal klar, dass man nur dann der Minenräumung der Hafengebiete und der Schaffung eines Transitkorridors im Schwarzen Meer zustimmen werde, wenn dieser von „Staaten, denen wir vertrauen können“, gesichert werde. Den russischen Vorschlägen traue er nicht, betonte Selenskyj. Er will daher weiter an alternativen Transportrouten arbeiten und die Kapazitäten für den Export per Bahn, Lkw oder Schiff über die Donau ausbauen. age

Ab in die Zukunft!

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Die Delegierten und Gäste des Deutschen Bauerntages, der am Dienstag und Mittwoch diese Woche in Lübeck stattfand, haben bewegende Momente erlebt. Es war der erste Bauerntag mit offener Diskussion über den Bauern der Zukunft und wie er den Weg wieder mehr in die Mitte der Gesellschaft gehen kann. Es war der erste Bauerntag für Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) und der letzte Bauerntag für Werner Schwarz als Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV). Für Dr. Holger Hennies und für Susanne Schulze Bockeloh war es der erste Bauerntag als neugewählter Vizepräsident und als zukünftige Vizepräsidentin.

Agrarminister Özdemir präsentierte sich als Kämpfer für den Agrarsektor und als Bauernschutzbeauftragter und ließ gerne durchblicken, dass er sich intensiv in sein Amt als Bundeslandwirtschaftsminister eingearbeitet habe. Regelrecht brilliert haben die jungen Vertreter der Branche: die jungen Landwirte, die engagiert die Diskussion zum Zukunftsbauer prägten, dem Motto des Bauerntages. Das merkte auch der Landwirtschaftsminister.

Bei der Ehrung zum Ausbildungsbetrieb des Jahres kam der Betriebsleiter Friedrich Klose mit der Auszubildenden Lina Machnik auf die Bühne, um die höfliche Gratulation des Ministers abzuholen. Diese bedankte sich nicht nur bei Özdemir, sondern erklärte dem Minister dezidiert, wo den jungen Landwirten der Schuh drückt und dass das Thema Zukunft unter den aktuellen politischen Rahmenbedingungen gar nicht lustig sei. Der Grad ihrer Darstellung überstieg das Antwortvermögen des Politprofis – für die Probleme aus dem Alltag und der Praxis taugte der politische Sprechzettel offensichtlich nicht. Solch couragierte und gut aufgestellte junge Menschen in der Landwirtschaft machen Mut und Hoffnung, und genau sie braucht es, wenn der Verband sich zukunftsfest aufstellen will.

Bewegend war im wahrsten Sinne des Wortes der Beschluss der Satzungsänderung des DBV, der den Weg frei macht für die erste Frau im Präsidium. Susanne Schulze Bockeloh, Landwirtin eines Ackerbaubetriebs und Kreisverbandsvorsitzende in Münster beim Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband (WLV), wurde mit rauschendem Applaus begrüßt. Sie ließ in ihrer Ansprache keinen Zweifel an ihrem Einsatz- und Gestaltungswillen.

Werner Schwarz, der Vorsitzende des Schleswig-Holsteinischen Bauernverbandes, legte sein Amt als erster DBV-Vizepräsident nieder und verabschiedete sich mit knappen und präzisen Worten. So still ließen die Delegierten den Macher, Wegbereiter und Verhandlungsführer nach zehn Jahren im Amt nicht gehen und dankten ihm mit stehenden Ovationen. Zum neuen Vizepräsidenten wurde Dr. Holger Hennies, Präsident des Landvolks Niedersachsen, gewählt, der im Raum Hannover seinen Ackerbau und Veredelungsbetrieb in einer Betriebsgemeinschaft führt. Er sprach sich in seiner Antrittsrede dafür aus, mit dem Konzept des Zukunftsbauern mehr Glaubwürdigkeit und Wahrnehmung für den Verband erreichen zu wollen, wofür er sich mit „seinem ganzen Gewicht“ einsetzen werde.

Die so offen und mehrstimmig über alle Ebenen geführte Diskussion über das Bild des Zukunftsbauern stellt in der Tradition des Bauernverbands eine regelrechte Zeitenwende dar und zeugt vom Mut der Selbstreflektion. „Es braucht die Erkenntnis, dass sich Dinge ändern müssen, um die Zukunft zu gewinnen“, sagte Werner Schwarz.

Mechthilde Becker-Weigel Foto: Archiv

Agrarforst für die Hühner

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Eigene landwirtschaftliche Erzeugnisse selbst zu verarbeiten und sie dann direkt zu vermarkten – wie funktioniert das und wie sieht eigentlich ein Agroforst aus und wie wird er bewirtschaftet? Antworten auf diese Fragen und Einblicke in die Praxis fanden die Teilnehmenden des Agrarausschusstreffens des Landjugendverbandes auf dem Hof Fuhlreit in Kropp.

Der Hof hat seit 2009 eine hof­eigene Meierei, im vergangenen Jahr wurde der erste Agroforst gepflanzt und in diesem Jahr folgte der zweite. Außerdem sind Legehennen ein neuer Betriebszweig von Arne und Hauke Sierck. Die beiden Brüder werden den Hof in nächster Zeit von ihren Eltern übernehmen. Hauke ist für den landwirtschaftlichen Bereich und die Legehennen zuständig und Arne kümmert sich um die Meierei. Zusammen beschäftigen sie mittlerweile 24 Mitarbeiter.

Fruchtfolge und Naturdünger

Regenerative Landwirtschaft liegt ihnen sehr am Herzen, zum Beispiel auch bei der Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit auf der Geest. So entstand auch die Idee, durch den Agroforst auf den Flächen keine Reinkulturen mehr wachsen zu lassen. So wird mehr CO2 gebunden und es entsteht ein neuer Lebensraum für Flora und Fauna. Die Gehölzreihen werden in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet, um tagsüber so viel Sonnen­einstrahlung wie möglich zu haben. Zudem wird durch diese Ausrichtung der Pflanzungen auch der Wind gebrochen, um Verdunstung und Winderosion zu hemmen. So soll mehr Wasser in der Fläche gehalten werden, damit die Pflanzen besser wachsen können. Im zweiten Agroforst wurden auf 15 ha zirka 3.500 Pappelruten in Doppel- oder Dreifachreihe gepflanzt. Einige der Pappeln können in wenigen Jahren schon geerntet werden, um dann Hackschnitzel aus ihnen zu machen. Der erste Agroforst wurde für die Legehennenhaltung mit einem Hühnermobil angelegt, denn die beiden Brüder wollen im Hofladen auch Freilandeier anbieten, die in der Region nicht zu bekommen waren. Der Forst hat dort eine Heckenstruktur und soll den Hühnern als Schutz dienen, außerdem können Beeren und andere Früchte von den Sträuchern geerntet werden, um sie dann in der Meierei mitzuverarbeiten. Die Hühner sollen auf ihrer Fläche nun mit in die Fruchtfolge eingebunden werden. Die Fläche wurde dazu in drei Parzellen geteilt. Die Hühner wechseln jedes Jahr ihre Parzelle und die nachfolgende Frucht kann dann die Nährstoffe nutzen, um so die Auswaschung von Nährstoffen zu minimieren.

Betriebsbesichtigung Hof Fuhlreit Fotos Hannes Bumann

Wiederverwendbare Behältnisse

In der hofeigenen Meierei werden Joghurt, Quark, Butter, Sahne, Molke, Eis und Trinkmilch hergestellt. Dazu wird die Milch zuerst pasteurisiert, dann zu dem jeweiligen Produkt weiterverarbeitet und später abgefüllt. Die Produkte werden teilweise noch mit Früchten wie Erdbeeren verfeinert. Dabei ist es Arne sehr wichtig, dass diese, wenn möglich, aus der Region kommen. Käse wird auch aus der eigenen Milch hergestellt. Dafür nutzen die Landwirte eine mobile Käserei.

Nachhaltigkeit wird auf dem Hof großgeschrieben. Fast alle Produkte werden in wiederverwendbare Behältnisse gefüllt. Alle Produkte kann man auf dem Hof im Hofladen kaufen oder bequem online bestellen, wenn man im Umkreis von 35 km wohnt, geliefert wird an die Haustür.

Neben den Produkten aus der Meierei und den Eiern gibt es im Hofladen auch Fleisch von den eigenen Rindern und veredelte Produkte aus der Bruderhahnhaltung. Mit dem Kauf der Küken verpflichtet sich der Hof, die Brüderhähne mitaufzuziehen. Dies übernimmt ein Betrieb in Nordrhein-Westfalen für sie, von dem sie auch die Küken bekommen. Das A und O der Direktvermarktung sind für Arne und Hauke Sierck gute Werbung, guter Umgang mit den Kunden und die Mitarbeiterführung. Bei allen Projekten zieht die ganze Familie an einem Strang und neue Projekte wie die Erweiterung des Agroforstes und die Modernisierung der Meierei sind in Planung.

Die Legehennen finden im Agrarforst Schutz und werden zugleich in die Fruchtfolge eingebunden.

Sehen, Riechen, Schmecken 

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Der Tag des offenen Hofes (TdoH) ermöglicht es Verbrauchern, Landwirtschaft zu erleben. „Wir können zeigen, was uns als Bauern ausmacht“, erklärte Joachim ­Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), bei der TdoH-Eröffnungsveranstaltung auf dem Betrieb Löding in Buchholz, Kreis Herzogtum Lauenburg.

Aus Sicht von Betriebsleiter Andreas Löding ist der Abstand zwischen der Gesellschaft und Landwirten größer geworden. Früher habe jeder einen Bauern in der Familie gehabt. „Das ist nicht mehr so, weil wir immer weniger werden“, so Löding. Wenn er Besuchern seine Arbeit erkläre, gingen diese mit einem anderen Verständnis von Landwirtschaft vom Hof – und mit mehr Verständnis dafür, was Landwirte machen. Mit Blick auf den Ukraine-Krieg und die wachsende Versorgungsunsicherheit betonte Löding: „Wir sind eine Gunstregion und könnten mehr produzieren. Ich bin der Ansicht, wir sollten Verantwortung annehmen und dort, wo wir der Umwelt nicht nachhaltig schaden, unseren Teil zur Versorgungssicherheit beitragen.“ Löding hat auf seinem Betrieb drei Standbeine: Spargel, Himbeeren und Seeluftschweine.

Er sprach die schwierige Preissitutation an. Nach seiner Einschätzung entscheiden derzeit die großen Lebensmitteleinzelhändler, ob ein deutscher Landwirt Geld verdiene oder nicht. Er appellierte an die Politik, die Konkurrenzfähigkeit der Landwirte nicht weiter zu verschlechtern, und forderte eine Nachfragestützung. Rahmenbedingungen müssten so sein, dass Landwirte überleben könnten. „Mit einer gesicherten Nachfrage könnten wir Direktvermarkter funktionierende Logistikketten aufbauen“, so der Betriebsleiter. Sorgen bereite ihm hingegen die Erhöhung des Mindestlohns in Deutschland auf 12 €, was für ihn eine Personalkostensteigerung von 25 % bedeute. Zum Ausgleich forderte er eine Senkung des Mehrwertsteuersatzes auf Obst und Gemüse auf 0 %. Dr. Manuela Rottmann, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium, erklärte: „Wir müssen Möglichkeiten nutzen, die Gemeinschaftsverpflegung regional zu beziehen.“ Das könne zu einer stabilen Abnahme regionaler Ware am Lebensmitteleinzelhandel vorbei führen. Sie stellte fest, dass viele Produkte über die heimische Saison hinaus in den Regalen verfügbar seien. Was heimische Produktion bedeute, könne dem Verbraucher beim Tag des offenen Hofes kommuniziert werden. Dieser Aktionstag sei Werbung und Anerkennung für die Arbeit der Landwirte zugleich. Sie warnte davor, für die Bekämpfung der aktuellen Versorgungskrise auf die Stilllegung im Rahmen der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik zu verzichten. „Das wäre wie Feuer mit Benzin zu löschen“, so Rottmann. Intensivere Produktion würde nach ihrer Argumentation mehr Treibhausgase produzieren, was wiederum Dürren in der Welt anheize und ebenfalls zu Versorgungsengpässen führe.

Aus Sicht von DBV-Präsident Rukwied könnten die deutschen Landwirte einen Beitrag leisten. Er erklärte: „Da, wo es Sinn macht, könnte man Lebensmittel anbauen. Zum Beispiel auf ökologischen Vorrangflächen.“ Dabei unterstrich er, dass die Branche zur Transformation stehe, zum Umbau der Tierhaltung und zur Stärkung der Artenvielfalt.Dr. Dorit Kuhnt, Staatsskretärin im Kieler Landwirtschaftsministerium, mahnte: „Auf Uferrandstreifen oder auf Blühflächen zu verzichten kann nicht die Lösung sein.“ Neben der Ernährungskrise bestehe weiterhin eine Biodiversitätskrise. Diese dürfe man nicht gegeneinander ausspielen. Um mehr Geld auf die Höfe zu bekommen, gelte es, die Nachfrage nach regionalen Produkten zu steigern. Sie sieht dafür Möglichkeiten, hält aber nichts davon, etwas vorzuschreiben. Wichtig ist aus ihrer Sicht, die Verbraucher aufzuklären und den Lebensmitteleinzelhandel mitzunehmen. 

Betriebsleiter Hartmut Stegemann beantwortete auf dem Hühnerhof Postkamp in Altenholz, Kreis Rendsburg-Eckernförde, alle Fragen rund um das Ei. Tag des offenen Hofes 2022, Foto: rq
Tag des offenen Hofes 2022, Foto: rq
Einhorn Maggie auf dem Hühnerhof Postkamp in Altenholz, Kreis Rendsburg-Eckernförde, Tag des offenen Hofes 2022, Foto: rq
Tag des offenen Hofes 2022, Löding, Eröffnung, Bei der Auftaktveranstaltung erklärte Betriebsleiter Andreas Löding die Besonderheiten der Haltung seiner Seeluftschweine, deren Stall direkt am Ratzeburger See steht. Foto: rq
Gruppenfoto zum Tag des offenen Hofes 2022, Löding, Eröffnung, v. lil: Kuh Karla, Theresa Schmidt, Dr. Manuela Rottmann, Andreas Löding, Petra Bentkämper, Joachim Rukwied, Dr. Dorit Kunt und Ludwig Hirschberg, Foto. rq
Seeluftschweine genießen den Außenstall auf Lödings Bauernhof am See in Buchholz, Kreis Herzogtum Lauenburg, Tag des offenen Hofes 2022, Löding, Eröffnung, Foto. rq
Leonard Löding erklärt DBV-Präsident Joachim Rukwied, wie man richtig Spargel sticht. Tag des offenen Hofes 2022, Löding, Eröffnung, Foto. rq
Auf dem Gut Perdoel, Kreis Plön, wurde der moderne Ackerbau präsentiert. Foto: jh
Auf dem Gut Perdoel, Kreis Plön, wurde der moderne Ackerbau präsentiert. Foto: jh
Modernen Ackerbau, schwere Technik, Oldtimer und Dekoratives gab es auf dem Gut Perdoel in Belau, Kreis Plön, zu bestaunen. Bei einem „Felder-Kiek“ konnten die Besucher zudem Silphie, Raps und Hafer kennenlernen. Foto: jh
Der Ingenhof in Malkwitz, Kreis Ostholstein, ist einer der wenigen, die in Schleswig-Holstein Wein anbauen. Foto: Tonio Keller
Viel los war auf dem Betrieb Jess und Marco Hansen GbR Goldelund, Kreis Nordfriesland Foto: Thomas Hansen
Bei Jess und Marco Hansen in Goldelund, Kreis Nordfriesland, gab es Einblicke in den modernen Milchviehstall, wo unter anderem ein Roboter dafür zuständig ist, das Futter für die Kühe heranzuschieben. Foto: Thomas Hansen
Wer ist neugieriger? Keine Berührungsängste bei den Kälbern. Foto: kel
Kälber üben einen große Anziehung aus, so auch in Langensteinbrook in Sasel, Kreis Plön. Foto: kel
Thea und Ole-Peter untersuchen Futterkomponenten auf Hof Langensteinbrook in Sasel, Kreis Plön. Foto: kel
Hof Schramm, Ortsteil Schwien­kuhlen von Ahrensbök, Kreis Ostholstein. Foto: kel
Riesiger Andrang herrschte auf dem Hof Schramm, Ortsteil Schwien­kuhlen von Ahrensbök, Kreis Ostholstein. Allein am Trecker-Shuttle über das Gelände bildeten sich lange Schlangen. Foto: kel
Die Herden des Welsh-Black-Zuchtbetriebes Ammerland konnten bei der Rundfahrt um Alt Bennebek, Kreis Schleswig-Flensburg, angeschaut und die Burger auf dem Hof probiert werden. Foto: akg
Großer Andrang beim Lämmer füttern per Flasche auf dem Hof des Welsh-Black-Zuchtbetriebes Ammerland, Alt Bennebek, Kreis RD-Eck Foto: akg
Auf dem Hof Schmörholm in Leck, Kreis Nordfriesland, konnten frische Erdbeeren genossen werden. In einem Viehtransporthänger gab es Einblicke in die moderne Tierhaltung und den Transport. Foto: Armin Reiche
Im Landladen Kühl Kirchspielkrug Garding, Kreis Nordfriesland, wurde das Hühnermobil präsentiert. Foto: Boris Fridriszik
Auf dem Obstanbaubetrieb Landladen Kühl im Kirchspiel Garding, Kreis Nordfriesland, drehte sich alles um die ersten frischen Erdbeeren vom Feld und es konnten regionale Lammprodukte verkostet werden. Foto: Boris Fridriszik
Beim Landladen Kühl, Kirchspielkrug Garding, Kreis Nordfriesland, durften Schafe und Hühner auch gestreichelt werden. Foto: Boris Fridriszik
Großer Andrang auf dem Hoffest der Familie Martinen auf Amrum, Kreis Nordfriesland. Foto: Oke Martinen
Mastbullen auf dem Hof von Familie Martinen. Foto: Oke Martinen
Technik in allen Varianten konnten die Besucher des Betriebes von Irk und Oke Martinen auf der Insel Amrum, Kreis Nordfriesland, bestaunen. Foto: Oke Martinen
80 Pferde und knapp 100 Mutterkühe mit ihren Kälbern leben auf der Reitanlage Pfeiffer am Radelsweg in Escheburg. Pferdewirtschaftsmeisterin Miriam Pfeiffer betreibt den Hof gemeinsam mit ihren Eltern Britta und Heinz-Martin Pfeiffer. „Wir bewirtschaften 200 Hektar Grünland und produzieren fast das gesamte Futter für unsere Tiere selbst“, berichtet Miriam Pfeiffer. Foto: Timo Jann
Pony reiten und Ponys streicheln auf der Reitanlage Pfeiffer. Foto: Timo Jann
In Helse, Kreis Dithmarschen, baut Eric Müller auf zirka 100 ha Rosenkohl an. Er berichtete über Anbau, Ernte und Vermarktung und zeigte mit kleinen Kartoffeln das Verpacken. Foto: Sabine Kolz
 In Helse baut Eric Müller auf zirka 100 ha Rosenkohl an. Er berichtete bei seinen Hofführungen über Anbau, Ernte und Vermarktung. Dabei standen die Erntemaschine und die Verpackung im Vordergrund, die Müller mit kleinen Kartoffeln in 500-Gramm-Netzen anschaulich vorführte. Seine Frau Dagmar produziert seit drei Jahren Saatgut für Blühmischungen und beschäftigt sich gerade besonders mit der Aufzucht der Sumpfschwertlilie. Foto: Sabine Kolz 
Familie Mette aus Ellerau, Kreis Segeberg, bot auf ihrem Milchviehbetrieb ein buntes Programm. Sie öffnet ihren Hof regelmäßig für Kindergarten- und Schulkinder der Umgebung, um ihnen die Landwirtschaft näherzubringen. Foto: Natascha Thölen
Familie Lützen präsentierte in „Unserem kleinen Hofladen“ in Oeversee, Kreis Schleswig-Flensburg, ihre Galloway-Rinder und bot die hauseigenen Produkte von den Tieren an. v.li.: Lukas (11), Matthias (44), Petra (45), Laura (9) und Felix (14) Foto: Doris Ambrosius


Beschleunigter Ausbau der Windkraft

Die Bundesregierung macht beim Ausbau der Windkraft Ernst: Am Mittwoch hat das Bundeskabinett den umstrittenen Entwurf für ein „Gesetz zur Erhöhung und Beschleunigung des Ausbaus von Windenergieanlagen an Land“ beschlossen.

Dieses sieht bekanntlich vor, 2 % der deutschen Landesfläche für Windkraftanlagen zu reservieren, wobei der Anteil je nach Bundesland differiert. Insgesamt entsprechen die 2 % einer Fläche von gut 715.000 ha. Um Planungszeiten zu verkürzen, plant der Bund außerdem Änderungen am Bundesnaturschutzgesetz (BNatG).

„Wir teilen den Ausbau regional fair auf, berücksichtigen dabei die Windbedingungen, den Natur- und Artenschutz und die räumlichen Ordnungen“, konterte Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck (Grüne) in der Bundespressekonferenz im Vorfeld geäußerte Kritik aus den Ländern. Laut seinen Ausführungen bleibt es deren Sache zu entscheiden, wie sie ihre Flächenziele erfüllen. „Eine Verhinderungsplanung aber schließen wir aus“, stellte der Vizekanzler klar.

Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) zufolge soll die planerische Steuerung von Windenergieanlagen mit den vorliegenden Gesetzentwürfen auf eine Positivplanung umgestellt werden. Voraussetzung für die Zulassung von Windenergieanlagen sei eine vorhergehende Planung, entweder im Regional- oder im Flächennutzungsplan. In diesen Planungen würden alle öffentlichen und privaten Belange, die für oder gegen die Anlagen sprechen würden, berücksichtigt. Auch landesgesetzliche Mindestabstände blieben damit weiter möglich. Diese dürften aber der Erreichung der Flächenziele in den einzelnen Ländern nicht entgegenstehen.

Nach Überzeugung von Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) machen die geplanten Änderungen am Bundesnaturschutzgesetz straffere, schnellere und rechtssichere Verfahren zum Ausbau der Windenergie möglich. „Gleichzeitig wahren wir hohe ökologische Schutzstandards und unterstützen gefährdete Arten langfristig durch ein neues Artenhilfsprogramm“, erklärte Lemke. Sie hält den Ausbau der Windenergie für entscheidend, um sowohl die Unabhängigkeit von fossilen Importen zu stärken als auch die Klimaziele zu erreichen. Mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2023 würden deshalb die Ausbaupfade für die Windenergie an Land deutlich angehoben.

Gleichzeitig werde im Bundesnaturschutzgesetz rechtlich sichergestellt, dass auch Landschaftsschutzgebiete (LSG) in die Suche nach Flächen für den Windenergieausbau einbezogen werden könnten, sagte Lemke. Dabei würden jedoch Schutzzonen für bedrohte Arten definiert und hohe ökologische Standards garantiert.

Ponypark feiert 50-jähriges Bestehen

Schon lange ist es Tradition in Padenstedt, Kreis Rendsburg-Eckernförde: Am Pfingstmontag öffnet der Ponypark seine Tore für Groß und Klein. Ferienkinder zeigen Ausschnitte aus ihrem täglichen Programm, ein Streichelzoo lädt zum Kuscheln ein und Besucher können auf einem Kamel reiten, einen Ritt auf der Wilden Hilde wagen oder einfach das vielseitige Showprogramm genießen. Das Highlight ist die Fohlenschau, bei der das Publikum selbst mitrichten darf und sogar ein Fohlen gewonnen werden kann.

Nach zwei Jahren Corona-Pause konnte das Pfingstfest pünktlich zum 50-jährigen Bestehen des Ponyparks wieder stattfinden. „Wir sind sehr zufrieden mit dem Tag. Es kamen sogar noch mehr Menschen, als wir erwartet hatten“, freute sich Wolfgang Kreikenbohm, Chef des Ponyparks. Rund 7.500 Menschen kamen zu Besuch.

Unter den Gästen waren auch zahlreiche ehemalige Ferienkinder und Gruppenführerinnen. Zu diesen zählen die „Oldies“: Sie haben den Ponypark in seinen Anfängen erlebt, kannten das erste Shetlandpony persönlich und waren dabei, als aus der Idee, bei Neumünster einen Ferienreiterhof mit Haflingern zu gründen, einer der beliebtesten Ferienhöfe Deutschlands wurde. Zum 50. Geburtstag des Ponyparks schenkten sie einen Baum mit dazugehöriger Bank, die in Zukunft ein Treffpunkt für alle „Ponypark-Oldies“ werden soll. Natürlich durfte auch ein Geburtstagsständchen in Form eines umgedichteten Ponyparkliedes nicht fehlen – die Oldies kennen schließlich alle Traditionen.

Ein Fohlen gewonnen

Zu diesen zählt beim Pfingstfest auch das Mitrichten des Publikums bei der Fohlenschau: Neben den professionellen Richtern dürfen auch die Zuschauer ihre Wertungszettel ausfüllen und entscheiden, welches Fohlen es ihnen am meisten angetan hat. Wer der Wertung der Richter am nächsten kommt, bekommt ein Fohlen des Ponyparks geschenkt. Die diesjährige Siegerin stammt aus Tönning­stedt, Kreis Segeberg. „Die Dame war ganz überrascht und glücklich, als wir sie informiert haben“, erzählte Pferdewirtschaftsmeisterin Ute Rohwäder.

Vor vollbesetzten Rängen wurden die diesjährigen Fohlen vorgestellt. Foto: Helke Rüder

Aber auch die anderen Attraktionen sorgten für viel Begeisterung bei den Gästen. Ob geführte Ausritte um den See, Kamelreiten auf der Trampeltierstute Bärbel, Ponyfußball auf Shetlandponys oder das Kuchenbuffet in der Reithalle, für das Susanne Kreikenbohm zahlreiche Kuchen gebacken hatte – überall sammelten sich Besucher. „Das war wirklich ein voller Erfolg“, freute sich Rohwäder. „Das Wetter ist rechtzeitig gut geworden und alle Leute haben gestrahlt, das war wirklich schön.“

Sie freute sich besonders über die vielen ehemaligen „Ponyparker“, aber auch über viele Käufer von Fohlen und Pferden der vergangenen Jahre: „Mir wurden so viele Fotos gezeigt von Pferden, die wir vor 20 Jahren als Fohlen verkauft haben, oder von ehemaligen Ponyparkpferden, die noch immer topfit ihr Leben bei ihren neuen Besitzern verbringen. Das freut mich immer ganz besonders.“

Einige ehemalige „Parkpferde“ oder Nachkommen von Paden­stedter Hengsten fanden am Pfingstmontag sogar selbst ihren Weg zurück: Im Schauprogramm wurde die Vielseitigkeit des Haflingers unter Beweis gestellt.

Vielseitige Haflinger

So wurde Liz. Abendwind, einer der Deckhengste des Ponyparks, von Rania Wipprecht aus Niedersachsen geritten. Der Wallach Magnus bewies, dass Haflinger auch vor der Kutsche eine gute Figur machen, der Hanseatische Damensattel Club zeigte gemeinsam mit der Reitschule Nornenhof eine Quadrille unter dem Motto „Piraten zu Pferde“ und die Voltigiererinnen des Pferdesportvereins Dreikronen zeigten ihre Kunststücke auf der Stute Rosa.

Den Auftakt zum Schauprogramm lieferte traditionell die Quadrille des Haflinger Freundeskreises Schleswig-Holstein und Hamburg (HFK), für die der Auftritt am Pfingstmontag der erste seit Beginn der Corona-Pandemie war. Seit vielen Jahren bestehen enge Verbindungen zwischen dem Ponypark und dem HFK, dessen Mitglieder auch auf dem Pfingstfest regelmäßig große Teile des Schauprogramms stellen und dessen Veranstaltungen regelmäßig im Ponypark stattfinden.

In den vergangenen Jahren mussten die meisten Veranstaltungen online abgehalten werden, was jedoch als Chance genutzt wurde: Inzwischen ist der HFK international vernetzt. In diesem Sommer gibt es wieder verstärkt Veranstaltungen in Präsenz: Am Sonnabend, 25. Juni, findet bereits die nächste Fohlenschau im Ponypark statt und im August folgt ein Haflingerturnier.