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Betriebe konnten ihre Einkommen verbessern

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Die vorliegenden Buchführungsergebnisse aus dem Testbetriebsnetz der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein des Wirtschaftsjahres 2021/22 zeigen eine Einkommensverbesserung der Landwirtschaft in Schleswig-­Holstein. Auch die Situation der Schweine haltenden Betriebe hat sich gegenüber dem Vorjahr ­etwas verbessert, auch wenn das Gewinn-Niveau unzureichend bleibt.

Nach den Daten der am Testbetriebsnetz teilnehmenden Betriebe ist zu erkennen, dass die Märkte für landwirtschaftliche Produkte von der Erholung der Nachfrage nach der Aufhebung der Corona-Restriktionen profitieren. Der Ausbruch des Krieges in der Ukraine hat diese Entwicklung noch forciert. Das fehlende Angebot an Getreide auf dem Weltmarkt hat die Kurse für Ackerfrüchte deutlich steigen lassen.

Doch auch Milch und Rindfleisch wurden deutlich teurer, dies auch vor dem Hintergrund rückläufiger Viehbestände. Die Kurse für Milchprodukte wurden bereits im Frühjahr stark erhöht. Gerade im Norden erzeugen viele Meiereien Vorprodukte, die stark gefragt sind. Die Auszahlungspreise sollten noch bis in den Winter hinein auf Rekordniveau bleiben. Die Rindfleischkurse profitieren von einem EU-weit rückläufigen Viehangebot und dem Überhang an Schlachtkapazitäten. Der Wettbewerb der Schlachtbetriebe ist sehr hoch. Die Kurse für Schlachtschweine und Ferkel konnten sich erst zum Ende des Wirtschaftsjahres nach oben bewegen.

Den höheren Erlösen standen jedoch deutliche Preisaufschläge für Betriebsmittel in allen Bereichen gegenüber. Der Preisanstieg für Energie begann bereits viele Monate vor dem Kriegsbeginn in der Ukraine, da viele Versorger den Energiebedarf und die Preisentwicklung in der Corona-Pandemie falsch kalkuliert hatten. Dazu kamen höhere Abgaben und Steuern. Dies hat zuerst die Treibstoff- und Heizungskosten in der Landwirtschaft steigen lassen.

Mitte des Jahres 2021 stiegen dann auch die Kurse für Erdgas deutlich an. Dies sorgte im Herbst 2021 für einen Preissprung bei Düngemitteln. Die Düngemittelkosten haben sich zum Teil vervielfacht. Die erhöhten Preise für Getreide und Ölfrüchte sorgten auch für einen Anstieg der Mischfutterkosten. Mit dem Kriegsbeginn kam es zum Teil zu einem Mangel an Ölschroten, der jedoch mittlerweile behoben werden konnte. Weitere Probleme ergaben sich durch die gestörten Lieferketten und die Einschränkungen in der Logistik. Zum Beispiel kamen Ersatzteile zu spät und wurden sehr teuer. Durch den leer gefegten Arbeitsmarkt haben gerade Vieh haltende Betriebe große Probleme, Arbeitskräfte zu gewinnen.

Bis auf die Schweinebetriebe konnten im abgelaufenen Wirtschaftsjahr die höheren Erlöse den Kostenanstieg für Betriebsmittel decken. Die Gewinne sind in allen Produktionsrichtungen gestiegen, im Bereich der Schweine haltenden Betriebe jedoch vor allem durch die ausgezahlten Corona-Hilfen. Der Absatz von Schweinefleisch leidet wegen der rückläufigen Nachfrage hierzulande und der Einschränkungen im Export durch die Afrikanische Schweinepest.

Die einzelbetrieblichen Ergebnisse schwanken in diesem Wirtschaftsjahr stark. Viel ist vom Zeitpunkt des Einkaufs der Betriebsmittel und dem Verkauf zum Beispiel der landwirtschaftlichen Ackerfrüchte abhängig. Die schwankenden Marktpreise erhöhen das Risiko. In der Vermarktung sind Geschäfte mit Teilmengen sinnvoll. Preisabsicherungsmöglichkeiten müssen genutzt werden. Eine Liquiditätsplanung und genaue Marktbeobachtung werden immer wichtiger.

Es landet immer weniger Getreide im Futtertrog

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In Deutschland wird aufgrund der zurückgehenden Tierzahlen weniger Getreide verfüttert. 2021/22 waren es noch 20,9 Mio. t, das bedeutet minus 16 % gegenüber dem Vorjahr. Der gesamte Inlandsverbrauch von Getreide sank um fast 4 Mio. t. Der Verbrauch an Getreide zu Nahrungszwecken nimmt weiter zu. Der Pro-Kopf-Verbrauch lag im vorigen Jahr bei 84 kg.

Der rückläufige Tierbestand in Deutschland macht sich auch in der Getreidebilanz bemerkbar. Laut vorläufigen Zahlen des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL) sank der Inlandsverbrauch von Getreide im vergangenen Wirtschaftsjahr 2021/22 um fast 4 Mio. t auf rund 39 Mio. t. Nahezu 54 % des Getreides wurden dabei als Futtermittel eingesetzt; das waren 4,6 %-Punkte weniger als im Vorjahr. Absolut betrachtet wanderten insgesamt 20,9 Mio. t Getreide in die Futtertröge und damit rund 16 % weniger als noch 2020/21. Im Einzelnen verfüttert wurden im Berichtsjahr laut BZL etwa 6,6 Mio. t Weizen sowie jeweils 5,1 Mio. t Gerste und Mais.

Mischfutterherstellung ist zurückgegangen

Der zurückgegangene Einsatz von Getreide als Futtermittel ist dem Zentrum zufolge unter anderem auf die geringere Mischfutterherstellung zurückzuführen. Schweinefutter als wichtigste Futtersorte nahm aufgrund des kleineren Schweinebestandes deutlich ab. Ein weiterer Grund für den Rückgang waren die gestiegenen Kosten der Futterkomponenten. Besonders deutlich fiel das Minus bei der Inlandsverwendung von Futtergerste mit 24 % aus.

Knapp 23 % des gesamten Getreideverbrauchs in Deutschland entfielen 2021/22 auf Nahrungsmittel und rund 18 % auf die industrielle und energetische Nutzung; gegenüber dem Vorjahr waren das 3 %-Punkte mehr beziehungsweise 1 %-Punkt weniger. Der Anteil von Saatgut und Verlusten lag zusammen bei knapp 6 %.

Pro-Kopf-Verbrauch an Getreidemehl steigt

Absolut betrachtet wurden in der vorigen Saison insgesamt rund 8,9 Mio. t Getreide für Nahrungszwecke verwendet, 3,4 % mehr im Vergleich zu 2020/21. Dabei bildeten Weich- und Hartweizen mit einem Verbrauch von zusammen fast 7,4 Mio. t mit Abstand das wichtigste Nahrungsgetreide. Roggen folgte mit 574.000 t und Hafer mit 499.000 t. Der mittlere Pro-Kopf-Verbrauch von Getreide ist im vergangenen Wirtschaftsjahr wieder gestiegen, laut BZL um 3,3 % auf 106,6 kg. Die Angaben beziehen sich auf den Getreidewert. Umgerechnet in den Mehlwert entsprach der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch 84 kg. Dabei verbrauchte statistisch gesehen jeder Bundesbürger im Mittel 70 kg Weizenmehl, 6 kg Roggenmehl, 4 kg Hafermehl und 3,5 kg Maismehl.

Ukraine-Krieg treibt Mehlverbrauch

Dem BZL zufolge könnte der Krieg in der Ukraine den Anstieg des Nahrungsverbrauchs von Getreide erklären. Zu Beginn des Krieges hätten die Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland aus Sorge vor Versorgungsengpässen deutlich mehr Mehl eingekauft. Zudem sei viel Getreide in Form von Fertigprodukten wie Mehl oder Nudeln als Lebensmittelspende in die Ukraine geliefert worden. Trotz einer geringeren Erntemenge gegenüber 2020 erhöhte sich im Wirtschaftsjahr 2021/22 aufgrund der stärker gesunkenen Inlandsverwendung der Selbstversorgungsgrad mit Getreide und Getreideerzeugnissen. In der Summe über alle Getreidearten deckte die Ernte den inländischen Bedarf zu 109 % ab, nach 101 % im Vorjahr. Der Selbstversorgungsgrad mit Weichweizen lag bei 126 %, mit Gerste bei 133 %. Der Inlandsverbrauch von Hartweizen konnte zu 17 % von der heimischen Landwirtschaft gedeckt werden, gegenüber 15 % im Vermarktungsjahr 2020/21. age

Das Land muss endlich den Turbo zünden

Weniger Bürokratie, Abbau von Hindernissen, beschleunigte Genehmigungsverfahren, bessere Kommunikation und ein schnellerer Ausbau der Erneuerbaren Energien in Schleswig-Holstein – das sind einige Appelle des Landesverbands Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein (LEE SH) und des Bundesverbands Windenergie, Landesverband Schleswig-Holstein (BWE SH) an das Land und den Bund, die nicht neu sind, aber angesichts der aktuellen Gas- und Energiekrise an Dringlichkeit nichts verloren haben.

Das machten die beiden Branchenverbände in einer gemeinsamen Pressekonferenz im Vorwege ihres parlamentarischen ­Herbstempfangs vergangene Woche in Kiel deutlich. Die Bilanz zum aktuellen Ausbaustatus der Erneuerbaren Energien in Schleswig-Holstein fiel dabei ernüchternd aus.

Gemeinsame Pressekonferenz der Branchenverbände LEE SH und BWE SH
Foto: Iris Jaeger

„Im Koalitionsvertrag hat sich die Landesregierung selbst das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis spätestens 2040 das erste klimaneutrale Industrieland zu werden. Und auch Bundestag und Bundesrat haben den Ausbau der Erneuerbaren Energien als überragendes öffentliches Interesse und der öffentlichen Sicherheit dienend gesetzlich festgeschrieben. Doch ist dieses überragende öffentliche Interesse bei uns im Land noch nicht angekommen“, resümierte LEE SH-Geschäftsführer Marcus Hrach. Diese vom Bund vorgegebene Maßgabe, den Vorrang von Erneuerbaren Energien auf allen Planungsebenen primär zu beachten, werde vom Land noch nicht umgesetzt, was angesichts der drängenden Krisenbewältigung nicht nachzuvollziehen sei. „Landeseigene Gesetze, Verordnungen und untergesetzliche Regelwerke müssen jetzt daraufhin geprüft und angepasst werden“, lautet eine Forderung der beiden Verbände. Des Weiteren habe sich das Land zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2030 40 bis 45 TWh Strom aus Erneuerbaren Energien einzuspeisen. Das sei positiv und ein richtiger Schritt in Richtung Klimaneutralität, aber wenig konkret. „Es fehlt die Zielvorgabe, wie viele Terrawattstunden jährlich erneuerbar produziert werden müssen, um 2040 klimaneutral zu sein“, so Hrach. Die Erneuerbare-Branche brauche jetzt dringend mehr Verlässlichkeit und Planbarkeit, um die definierten Ausbauziele zu erreichen. „Die Koalition muss jetzt endlich den Turbo für den Ausbau der Erneuerbaren zünden und ins Tun kommen“, forderte Hrach.

Ein Appell, den auch Wolfgang Stapelfeldt, neuer Vorsitzender und Sprecher im Vorstand des BWE SH, aus Sicht der Windenergie an das Land richtet. „Im neuen Koalitionsvertrag wurde vereinbart, bis 2030 das Dreifache an Windstrom zu produzieren wie heute. Doch um das zu schaffen, müssen vor allem die Genehmigungsverfahren dringend beschleunigt werden. Wir brauchen weniger Bürokratie, weniger Ballast auf den Schreibtischen der Behörden und erheblich schlankere Prozesse, um den Ausbau voranzubringen“, so Stapelfeldt.

Aktuell finde dieser Ausbau im Land nur auf einem niedrigen Niveau statt, wobei das fünfjährige Moratorium im Rahmen der Regionalplanaufstellung und -überarbeitung noch nachwirke. Aktuell warteten noch 360 Windkraftanlagen auf eine Genehmigung. In den ersten drei Quartalen 2022 seien 46 % weniger Genehmigungen als 2021 erteilt worden. Und auch der Nettozubau von nur sieben Anlagen 2021 sei besorgniserregend und viel zu wenig, wenn das Land seine im Koalitionsvertrag festgelegten Ziele erreichen wolle, erklärte Stapelfeldt. Auch brauche es neue Flächenvorschläge vom Land, um voranzukommen. „Wir haben festgestellt, dass die in dem Regionalplan ausgewiesenen zwei Prozent der Landesflächen als Vorranggebiet für den Bau von Windkraftanlagen nicht zur Verfügung stehen. Es sind effektiv auch nach Erstellen eines Gutachtens nur 1,1 Prozent der Landesfläche“, bemängelt Stapelfeldt. „Was auch daran liegt, dass die zur Verfügung stehenden Flächen unter anderem aufgrund der 3H-5H-Abstandsregeln nicht effektiv genutzt werden können und dadurch Fläche verloren geht“, ergänzt Hrach. Auch sei nicht nachzuvollziehen, warum in Gebieten, die bereits durch EE-Anlagen voll erschlossen seien, immer noch einmal für jede Änderung wieder neue Gutachten erstellt werden müssten, meint auch der LEE SH-Vorsitzende Reinhard Christiansen. Da in diesen Gebieten bereits alles erfasst und sämtliche Belange abgewägt worden seien, würde es enorm viel Zeit sparen, nicht immer wieder neue Prüfungen durchführen zu müssen.

Gleichzeitig forderte er das Land auf, den PV-Erlass zu überarbeiten, da die Regelungen nicht mehr den aktuellen gesetzlichen Anforderungen entsprächen. „Für die Photovoltaik fehlt ein definiertes, konkretes Ausbauziel, sowohl für Freiflächen als auch für PV auf den Dächern. Zudem werden im geltenden Solarerlass derzeit Flächen pauschal ausgeschlossen. Um die im Koalitionsvertrag angekündigte Solarpficht für Neubauten ab 2025 umzusetzen, muss zudem das landeseigene Energiewende- und Klimaschutzgesetz angepasst werden“, so Christiansen.

Biogas und Wasserstoff sind weitere Bereiche, für die die Landesverbände mehr Anerkennung sowie eine Forcierung von Ausbau, Genehmigungen und Einspeisung forderten. Hrach warnte davor, die Biogasanlagen mit der drohenden Übergewinnsteuer an die Wand zu fahren. Generell sollten, was die Erneuerbaren angehe, die Standortvorteile Schleswig-Holsteins genutzt werden, um Gewinner der aktuellen Transformation zu werden: „Wirtschaftlich ist es eine Chance, die nicht wiederkommen wird. Wenn wir jetzt nicht die Weichen stellen, zieht sie an uns vorbei.“

Beruf bietet vielseitige Möglichkeiten

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Milch, Butter, Joghurt, Quark und Käse gehören zu unseren leckersten Grundnahrungsmitteln – und es sind Sensibelchen! Milchwirtschaftliche Laborantinnen und Laboranten sorgen in Molkereien und Käsereien dafür, dass diese Produkte von ­einwandfreier Qualität sind.

Sie untersuchen und prüfen Milch, Milchprodukte und andere Lebensmittel, Wasser oder Zusatzstoffe. Dazu wenden sie moderne chemische, physikalische oder mikrobiologische Untersuchungsmethoden an. Außerdem entnehmen sie Proben, analysieren sie und führen sensorische Prüfungen durch. Das heißt, sie testen die Produkte mit allen ihren Sinnen. Letztendlich beurteilen sie natürlich auch die Ergebnisse ihrer Untersuchungen. Fachkräfte werden hier gesucht.

Junge Menschen, die es gern exakt und sauber mögen, die gern mit ein paar Zahlen jonglieren und voll Neugier ergründen wollen, wie die Grundlagen unseres Lebens – die Mikroorganismen – funktionieren, für die ist der Beruf „Milchwirtschaftli­che/-r Laborantin/Laborant“ interessant. Auch die Möglichkeit, später in andere Sektoren wie Pharmazie, Medizin oder in die Forschung zu wechseln, ist gegeben, man bleibt mit der Ausbildung flexibel. Denn Laboranten gibt es in vielen verschiedenen Berufssparten. Die Grundlagen in der Ausbildung und später im Beruf sind immer ähnlich. In Schleswig-Holstein gibt es 15 Ausbildungsbetriebe. Sie alle bilden gern aus. Die Ausbilderinnen und Ausbilder wünschen sich Bewerberinnen und Bewerber mit einer guten Beobachtungsgabe, Interesse an Chemie oder Mikrobiologie, Sorgfalt, Zuverlässigkeit und ohne Berührungsängste mit Zahlen und deren Interpretation. Die duale Ausbildung dauert drei Jahre. Mit (Fach-)Hochschulreife oder einer bereits abgeschlossenen anderen Berufsausbildung kann sie auf zwei Jahre verkürzt werden.

Kristin Liebau und Tabea Hansen, Auszubildende im 1. Lehrjahr untersuchen die Dichte von Milch mit einer Tauchspindel. Foto: Meike von Bergen


Die Berufsschule findet in den drei Ausbildungsjahren mit sieben Blöcken zu je fünf bis sechs Wochen an der Landesberufsschule des Kreises Ostholstein in Bad Malente statt, an die ein Internat angeschlossen ist. In diesen Schulwochen des Zusammenlebens auf Zeit ist es möglich, neue Freunde zu finden und Netzwerke zu knüpfen. Die Job-Chancen nach der Ausbildung sind glänzend. Oft übernehmen die Betriebe ihre Auszubildenden. Es sind Meiereien, milchwirtschaftliche Untersuchungsanstalten, die Lebensmittelüberwachung, Forschungs- und Entwicklungslabore oder Unternehmen, die Nahrungs-, Genussmittel oder Medikamente verarbeiten beziehungsweise herstellen. Auch die Fortbildungsmöglichkeiten sind gut. Wer sich weitere Wissens- und Jobfelder erschließen möchte, findet vielfältige Möglichkeiten über die Fortbildung zur/-m Milchwirtschaftlichen Labormeisterin/Labormeister über Studiengänge an Fachhochschulen oder Universitäten.

Warum also nicht einfach mal in den Beruf hineinschnuppern? Die Ausbildungsbetriebe sind offen für Praktika. Weitere Informationen zur Ausbildung in diesem Bereich erteilt die Autorin und sie finden sich unter lksh.de

Freiluftkonzert mit „vollem Haus“

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Bei Fackelschein, Lagerfeuer und kräftiger Kartoffelsuppe lauschten über 150 Menschen beim Freiluftkonzert auf dem Gönnebeker Dorfplatz den unterschiedlichen Jagdsignalen. Eingeladen hatte der OV Bornhöved und Umgebung aus Anlass der Gemeinschaftsaktion zum 75-jährigen Bestehen des LandFrauenverbandes.

„Ein Freiluftkonzert unter Kastanienbäumen ist ein sehr naturverbundenes Ereignis und entspricht dem jagdlichen Brauchtum“, sagte Christiane Stock, Leiterin von Hubertus Segeberg, zur Eröffnung des Freiluftkonzerts.

Das Jagdhornblasen gilt als Zeichen guten Waidwerks. Mit dem Klang der Hörner erweisen die Jäger dem erlegten Wild die letzte Ehre, indem sie am Ende eines erfolgreichen Jagdtages „die Strecke verblasen“.

Begeistert von diesem Abend äußerten sich auch Bürgermeister Knut Hamann, Peter Stoltenberg, Präsident des Schleswig-Holsteinischen Heimatbundes und erster Vorsitzender des Heimatvereins Kreis Segeberg, sowie Petra Fahje und Wiebke Bock, erste und zweite Vorsitzende des KreisLandFrauenverbandes Segeberg.

Sie betonten auch, dass die LandFrauen des OV Bornhöved und Umgebung mit der Vorsitzenden Sigrid Niels-Ronnau tolle Arbeit geleistet hätten, um diesen schönen Huberstusabend möglich zu machen.

Besondere Stimmung am Lagerfeuer auf dem Dorfplatz Gönnebek

Steigende Mitgliederzahlen und Run auf Vorstandsplätze

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Mit einem wunderschönen Blick auf die Eckernförder Bucht tagte der Landjugendverband Schleswig-Holstein vom 19. bis 20. November in der Jugendherberge der Stadt. Viel Zeit blieb allerdings nicht, um aufs Wasser zu schauen, denn die Tagesordnung hatte es in sich. Auf dem Programm standen unter anderem die Abstimmung über eine Beitragserhöhung, Abschiede, Wahlen, eine Betriebsbesichtigung bei der Norddeutschen Pflanzenzucht und eine Aktion mit Politikern.

Der Veranstaltungsort und die Gestaltung des Freizeit- und Bildungsprogramms wurde vom Kreislandjugendverband (KLV) Rendsburg-Eckernförde ausgewählt und vorbereitet. Die Delegierten kamen aus allen Teilen Schleswig-Holsteins. Je nach Mitgliederzahl können die Kreisverbände Delegierte entsenden. In einer lockeren, kurzen Einstiegsrunde stellten sich alle mit einem Weihnachtswunsch vor (siehe nächste Seite). Der wohl wichtigste war der Weltfrieden. Nach diesem Start wurde die Tagesordnung eröffnet. Es folgten eine Kartoffelsuppe und das Beziehen der Zimmer, dann wurden am Nachmittag weitere Geschäftsberichte des Landesvorstandes und der Geschäftsstelle vorgelegt. Besonders erfreulich war, dass der Landjugendverband Schleswig-Holstein bundesweit einer der wenigen ist, der einen Mitgliederzuwachs in der Corona-Zeit verzeichnen konnte.

Auf der Tagesordnung stand ebenfalls die Erhöhung der jährlichen Mitgliedsbeiträge der Ortsgruppenmitglieder an den Landesverband. Nach einer kontroversen Diskussion sprach sich eine deutliche Mehrheit für eine Satzungsänderung aus. Außerdem wurde in der Satzung vereinbart, den Agrarausschuss künftig mit vier statt bisher drei Personen zu besetzen (siehe Bauernblatt Ausgabe 47).

Im Nachmittagsprogramm ging es mit einer Autokolonne zur 15 min entfernten Norddeutschen Pflanzenzucht (NPZ) in Hohenlieth. Bei der Betriebsbesichtigung wurde zunächst die ereignisreiche Geschichte des großen und weltweit aktiven Unternehmens vorgestellt. Bei der anschließenden Führung waren die Jugendlichen überrascht von den peniblen und arbeitsintensiven Arbeitsmethoden. Zugleich waren sie von der Komplexität der Pflanzenzucht beeindruckt.

Den Kopf voll mit neuem Wissen ging es nach dem Abendbrot zum Austausch mit den Kreisen. Der KLV Rendsburg-Eckernförde gestaltete den Abend mit einer Verkostung regionaler Spezialitäten und einem Quiz.

Bevor am Sonntagmorgen die Ehrengäste von befreundeten Verbänden und Politiker eintrafen, stellte Wiebke Wendt die Agrararbeit vor. Nach einem kurzen Jahresrückblick und der Vorstellung der Pläne für 2023 wurde zu einer gemeinsamen Aktion eingeladen. Es galt, in fünf Gruppen aktuelle gesellschaftliche Themen wie ländliche Infrastruktur und Landwirte als Energieversorger zu diskutieren und als ein kurzes „Reel“ in pantomimischer Form vorzustellen. Die Zuschauer mussten das Thema erraten.

Nach dem Mittagessen berichtete der Vorsitzende des Bundes der Deutschen Landjugend, Jan Hägerling, über seine Arbeit in Berlin und übernahm nach dem Revisionsbericht von Felix Matz aus Nordfriesland und der Entlastung des Vorstandes zusammen mit Bildungsreferentin Michelle Delfs die Wahlleitung. Da die Vorstandsmitglieder Therese Thamsen, Christoph Stange, Hannes Bumann und Hanna Kühl nicht wieder kandidierten, gab es Neuwahlen. Es gab mehr Kandidaten als Posten, und so wurde in geheimer Wahl abgestimmt.

Bevor der neue Landesvorstand (siehe Bauernblatt KW 47) weiter durch die Tagesordnung führte, wurden Hanna Kühl und Hannes Bumann, die den Landesvorstand in ihrer langjährigen Tätigkeit sehr geprägt haben, mit viel Applaus und Standing Ovations verabschiedet. Großer Dank ging zudem an Mat­this Reimers und Wiebke Wendt, die aus dem Agrarausschuss ausschieden.

Zum Abschluss bedankten sich alle Teilnehmenden und insbesondere der Landesvorstand beim KLV Rendsburg-Eckernförde für eine klasse Organisation der Landesversammlung. Im nächsten Jahr übernimmt diese Aufgabe der KLV Plön. 

Jan Hägerling eröffnet den Wahlgang und sammelt die Stimmzettel.
Gruppenarbeit, hier mit Kianusch Stender, Landesvorsitzender der Jusos in SH (li.)Foto: kis
In der Lagerhalle der NPZ: Rund 15.000 t Raps, Ackernbohnen und Leinsamen können an den Standorten Hohenlieth und Poel gelagert werden.
Highlight des gemeinsamen Abends in der Jugendherberge war um Mitternacht das Hineinfeiern in den Geburtstag von Hannes Bumann.
Hannes Bumann überraschte Hanna Kühl zum Abschied von der gemeinsamen Arbeit an der Vorstandsspitze mit einer Bauernblatt-Sonderausgabe.
Gruppenarbeit mit Dr. Heiner Garg (FDP) und Claudia Jürgensen vom LandFrauenverband zum Thema ärztliche Versorgung auf dem Land

Drachenfest

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Im Rahmen der Aktionen zum 75-jährigen Bestehen des LandFrauenverbandes luden die Stapelholmer LandFrauen Schulkinder zu einem Drachenfest ein. An den Grundschulstandorten Bergenhusen und Stapel konnten sich Mädchen und Jungen ihren ganz individuellen Drachen bauen.

Doch davor hatte die LandFrauen mit jenen Problemen zu tun, die derzeit vielerorts auftreten. „Wir mussten das Drachenfest fast um einen Monat verschieben, weil es Lieferschwierigkeiten für die Rohlinge gab“, berichtet Anna Mumm, Vorsitzende der Stapelholmer LandFrauen. Der Aktion tat das keinen Abbruch. An beiden Standorten hatten sich mehr als 90 Kinder zum zweiten Termin angemeldet. Die Eltern unterstützten ihre Kinder beim Bau und für die Pausen hatten die LandFrauen Kaffee gekocht und Kuchen gebacken.

Mit viel Fantasie machten sich die Kinder an das Bemalen der Rohlinge und am Ende wurden in Bergenhusen 45 bunte Drachen an die Leine gehängt, bevor Kinder und Eltern auf dem Sportplatz die Flugtauglichkeit der Drachen testeten. Leider fehlte der Wind für kühne Drachenflüge. Die Kinder hatten trotzdem Spaß und rannten mit ihren Drachen an der Schnur über den Platz – jeder Lufthauch wurde genutzt und jeder Erfolg wurde bejubelt.

Das Drachenfest der Stapelholmer LandFrauen wurde von der VR Bank Schleswig-Mittelholstein mit einer Spende über 500 € unterstützt.

Positives Bild mit Luft nach oben

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Wie steht die Landwirtschaft in der Öffentlichkeit da? Dazu hat der Verein information.medien.agrar (i.m.a) jetzt bei 2.225 Teilnehmern ab 16 Jahren eine bundesweite repräsentative Befragung durchgeführt. Ein Ergebnis vorweg: Das Image der Landwirtschaft scheint besser zu sein, als man nach Medienberichten vermuten könnte. Allerdings bleibt aus Sicht vieler Bürger eine Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit.

Die Ergebnisse der Befragung, die die Agentur pollytix im Zeitraum August/September durchführte, stellte in weiten Teilen Patrik Simon von i.m.a vor. Im Interesse der Befragten standen vorrangig die Qualität der Nahrungsmittel sowie der Umgang mit Tieren und der Umwelt. An unterer Stelle standen der Alltag der Landwirte, Technik in der Landwirtschaft (eigenartig angesichts des Zustroms auf der Norla, fand Simon) und Urlaub auf dem Bauernhof, wobei hierzu das Interesse seit der vorigen Befragung stark zugenommen habe.

Landwirtschaft/Landwirte

Die Berichterstattung über die Landwirtschaft in den Medien wird überwiegend als ausgewogen empfunden (61 %). Die meisten informieren sich immer noch über das Fernsehen, erst an zweiter Stelle über das Internet.

Mehr als die Hälfte (56 %) glaubt, dass die Landwirtschaft in Deutschland auch in Krisenzeiten die Ernährungssicherheit gewährleisten kann – immerhin ein Drittel (30 %) glaubt das nicht. Um Ernährungssicherheit weiter zu gewährleisten, gestehen fast alle den Landwirten angemessene Preise zu (93 %) sowie mehr Freiheit bei der Nutzung von Flächen (83 %).

Bei der klassischen Frage nach der gesellschaftlichen Wichtigkeit rangieren die Landwirte an dritter Stelle (33 %) hinter Ärzten (59 %) und Pflegern (56 %) und fast gleichauf mit Polizisten und Lehrern. Ganz unten stehen Politiker und Rechtsanwälte (je 5 %) sowie Journalisten (2 %).

Als Probleme der Landwirtschaft werden vor allem Preisdruck durch den LEH (66 %), Preissteigerungen (60 %) und Klimawandel (59 %)empfunden, weniger eine mangelnde Wertschätzung in der Bevölkerung (allerdings beurteilen sich hier die Befragten im Grunde selbst).

Konsum und Ernährung

„Konsum und Ernährung“ titelte der zweite Block der Befragung. Wegen des Klimawandels verzichten würde man am ehesten auf Flugreisen (46 %), kaum auf Fleisch und Wurst, Urlaub und Autofahrten (je 15 oder 14 % – also so gut wie kaum jemand). Als Maßnahmen würden hingegen ergriffen: weniger Lebensmittel wegwerfen (77 %), Sonderangebote (70 %) und preiswertere Lebensmittel (62 %) kaufen und die Vorratshaltung anpassen (56 %).

Schulische Bildung

Zu wenig Landwirtschaft in der Schule vertreten? Das sehen 63 % so – „zu viel“ sagen nur 3 %. 78 % würden es begrüßen, wenn landwirtschaftliche Themen im Unterricht verpflichtend wären. Auch hier stehen gesunde Ernährung, Umweltschutz und Klimawandel sowie Erneuerbare Energien im Vordergrund. Besuche von Schulklassen auf Bauernhöfen wurden als sehr wichtig (61 %) oder wichtig (35 %) angesehen.

Erwartung/Wahrnehmung

Susanne Schulze-Bokeloh, Vizepräsidentin des Deutschen Bauernverbandes, oblag es, den Themenbereich „Erwartungen und Wahrnehmungen“ darzustellen. „Welche Eigenschaften wünschen Sie sich von den deutschen Landwirten?“ lautete die Frage. Verantwortungsvoller Umgang mit Tieren und Umwelt, Landschaftspflege sowie die Versorgung mit vor allem regionalen Lebensmitteln hoher Qualität standen auch hier auf der Wunschliste oben.

Bei der Einschätzung der Befragten, inwieweit Landwirte diese Wünsche gegenwärtig erfüllen, sieht es hingegen anders aus: Beim Umgang mit Tieren klafft eine Schere von Wunsch und gefühlter Wirklichkeit von 78 zu 31 % (47 % Differenz), beim Umgang mit Boden, Wasser und Luft von 71 zu 29 % (42 % Differenz). Weitere Themen weisen 20 bis 25 % Differenz aus, am geringsten bei der Versorgung der Verbraucher mit Produkten aus der Region (12 % Differenz). In Bereichen, wo wenig erwartet wird, wird dies auch in etwa erfüllt. Der einzige Punkt, der die Erwartungen übertraf, war das unternehmerische Verhalten der Landwirte.

Simon betonte gleichwohl, dass die Abstände zwischen Wunsch und Wirklichkeit gegenüber früheren Befragungen geringer geworden seien, „aber die Hausaufgaben sind klar“. – „Die Themen zeigen, dass wir bei Tierwohl, Umwelt und regionaler Vermarktung auf dem rechten Weg sind“, kommentierte Schulze-Bokeloh und verwies auf das Konzept „Zukunftsbauer“. Es genüge jedoch nicht, der Öffentlichkeit zu beteuern: „Ja, wir machen doch schon!“ „Wenn es wahr ist, dann müssen wir das besser kommunizieren“, so die DBV-Vize.

Wer Schmähungen und Angriffe in Medien, Politik und Öffentlichkeit vor Augen hat, mag verwundert sein über die relativ wohlwollende Sicht auf die Landwirtschaft. Auf Nachfrage beteuerte Rainer Faus von pollytix, dass die Kriterien für repräsentative Umfragen genau eingehalten worden seien. Ob 2.225 Teilnehmer eine genügend große Stichprobe darstellen, bleibt die Frage. Aber vielleicht steht die Landwirtschaft tatsächlich besser da, als es mitunter den Eindruck vermittelt. 

Die vollständigen Ergebnisse finden Sie auf der Startseite bauernblatt.com oder hier

Die Macht ist mit dir, Kunde!

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Vergleicht man die heutige Politik mit der vor wenigen Jahren, dann scheint Allzuständigkeit im Markt das neue Merkmal zu sein: Preisbremsen und Erlösabschöpfungen sollen den Bürger schützen. Funktioniert das nicht, kauft der Staat schwachbrüstige Unternehmen einfach auf. Der Preis als marktwirtschaftliches Regulativ hat ausgedient, die Politik übernimmt.

Nur in der Landwirtschaft ist die Denke eine andere. Nachdem die Politik dem Einzelhandel jahrelang nachgegeben und nahezu jede Fusion, oft gegen den Rat des Kartellamtes, genehmigt hat, beherrschen heute wenige Oligopole den „Markt“. Die Lenkungswirkung des Preises wurde zugunsten mächtiger Unternehmen ausgehebelt. In Diskussionsrunden wie der „Zentralen Koordination Handel-Landwirtschaft“ (ZKHL) wird seither über Lösungen geredet, aber nicht gehandelt – eine effektive Hinhaltetaktik des Handels, mit der Schlepper­demos vor den Auslieferungszentren beendet wurden. 

Immerhin: Im Ökolandbau setzt der Staat weiter Maßstäbe. 15, 20 oder 30 % Ökolandbau sind die Messlatte. Ob der Markt das aufnimmt? Egal. Inzwischen kann man sagen: Der Markt nimmt es nicht auf. Der Bio-Absatz ist stark rückläufig. Die Verbraucher wenden sich vom Hofladen ab und dem Discounter zu. Die Ökoverbände haben den Weg geebnet. 

Gleiches gilt für Tierwohlerzeugnisse. Der Markt macht nicht mit bei dem Plan, die Tierhaltung aufzuwerten, obwohl Politiker lauthals versichern, der Verbraucher wolle genau dies. Die Politik stört der Kundenwille nicht, Berlin plant munter weiter an Regelungen für mehr Öko, Klimaschutz und Tierwohl und führt den Markt – und die Betriebe – an der Nase herum.

Doch sollten wir gewarnt sein, denn der Preis hält sich nicht dauerhaft an politische Grenzen. Im Sozialismus wurde der Markt ausgeschaltet. Der Preis reagierte mit einem lebendigen Schwarzmarkt. Dort war der Preis höher, aber es gab auch mehr Produkte. 

Am Ende gilt: Die (Markt-)Macht ist mit dem Konsumenten. Er entscheidet, was er kauft. Die größte Überzeugungskraft übt der Preis aus, verbunden mit dem Wissen, dass unsere Lebensmittel gesund und sicher sind – trotz aller medialer Negativkampagnen. Am Ende ist der niedrige Preis ein indirektes Lob, das allerdings sehr weh tut. Wenn die Politik dauerhaft etwas erreichen will, muss sie das ins Kalkül ziehen.

Was tun? Einen funktionierenden Markt bekommen wir so schnell nicht wieder. Dabei war die Lage selten so unübersichtlich. Umso gravierender sind die Folgen, wenn man dem Lenkrad des Marktes, dem Preis, in die Speichen greift. Deshalb sind Instrumente wie der Borchert-Plan so wichtig: Zusätzliche Leistungen werden vertraglich abgesichert entgolten, das Grundprodukt Fleisch aber wird am Markt gehandelt. Die Politik und damit der Handel und vorgelagerte Stufen wie der Schlachtsektor müssen zum Markt zurückkehren. Und dies nicht als Preisdiktatoren, sondern als Teilnehmer in einem Markt, in dem der Preis knappe Ressourcen in die effektivste Verwendung lenkt. Nichts ist heute notwendiger. 

„Energiewirtschaftlich unsinnig“

Zu einer Korrektur der Pläne für eine Erlösabschöpfung auf Erneuerbare Energien hat der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, die Bundesregierung aufgefordert. „Die Bioenergiebranche eignet sich nicht für eine Abschöpfung“, so Rukwied vorige Woche bei der vom DBV, dem Bundesverband Bioenergie (BBE) und dem Fachverband Biogas (FvB) ausgerichteten Demonstration vor dem Bundestag.

Rukwieds Angaben zufolge würde eine Umsetzung des aktuellen Gesetzesentwurfes die Bioenergieanlagen aufgrund der stark gestiegenen Kosten ins Defizit treiben. Die stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Carina Konrad, signalisierte indes Bereitschaft zu Änderungen des Referentenentwurfs. Angesichts herber Kritik seitens der betroffenen Verbände stellte Konrad in Aussicht, dass der endgültige Gesetzesentwurf so gestaltet sein werde, dass „damit alle leben können“.

Der DBV besteht indes auf seiner Forderung, die Bioenergie komplett von der Erlösabschöpfung für Erneuerbare Energien auszunehmen. „Die Einführung einer Kostenmarge von sechs Cent pro Kilowattstunde für Biogasanlagen löst das Problem nicht“, warnte DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken. Seiner Einschätzung nach würden auch mit der zuletzt geplanten Regelung Bioenergieanlagen infolge hoher Erzeugungskosten in der Energiekrise heruntergefahren. Dagegen könne die Verstromung aus Erdgas und Kohle ohne Abschöpfung weiterlaufen.

Sicherheitszuschläge anheben

Auch der Präsident des Bauernverbandes Rheinland-Nassau, Michael Horper, forderte „jedwede Gewinnabschöpfung bei Biomasseanlagen“ aus dem Gesetzentwurf zu streichen. Für die Leiterin des Hauptstadtbüros Bioenergie (HBB), Sandra Rostek, zeigt der Entwurf des Wirtschaftsministeriums, „wie gering die Bereitschaft ist, sich auf die besondere Situation der Bioenergie einzulassen“. Sollte die Streichung der Erlösabschöpfung keine Option sein, müssten zumindest die Sicherheitszuschläge auf 12 ct/kWh für Biogas, 13 ct/kWh für Altholz und 9 ct/kWh für Frischholz angehoben werden, so Rostek. Es ist ihr zufolge energiewirtschaftlich unsinnig, die Erlöse aus der flexiblen Stromproduktion abzuschöpfen. Hierdurch gehe der Anreiz verloren, die Stromerzeugung auf die Zeiten mit den höchsten Börsenpreisen, also die Stunden mit dem höchsten Erdgasverbrauch zu verlagern. „Dies hätte unweigerlich den Verlust mehrerer Gigawatt flexibler Leistung im Stromnetz zur Folge“, warnte die HBB-Leiterin. Die Flexibilitätserlöse müssten daher von einer Abschöpfung komplett ausgenommen bleiben. Der Präsident des Fachverbandes Biogas (FvB), Horst Seide, verwarf indes auch die diskutierte Befreiung von kleineren Anlagen bis 1 MW installierter Leistung als unzureichend. Auf die geplante rückwirkende Abschöpfung bis zum 1. September müsse vollständig verzichtet werden.

Konrad betonte die Bedeutung der Bioenergieträger für die Strom- und Wärmeerzeugung. „Jede Kilowattstunde zählt“, so die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Liberalen vor den protestierenden Verbandsfunktionären und Landwirten. Dieses Bewusstsein ist ihr zufolge nicht nur in der FDP-Fraktion tief verankert, sondern wird „von allen Regierungsparteien geteilt“. Konrad rief in diesem Zusammenhang die bereits getroffenen Maßnahmen der Ampel-Regierung zur Unterstützung der Bioenergieerzeugung in Erinnerung. „Am Ende ist niemandem damit geholfen, wenn Biogasanlagen nicht mehr flexibilisiert gefahren werden oder wir Kilowattstunden vom Markt verlieren“, betonte die Liberale. Auch die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Dr. Julia Verlinden, versicherte gegenüber den Demonstrierenden, dass die Bundesregierung mit dem endgültigen Gesetzentwurf weder einen kostendeckenden Betrieb von Biogasanlagen gefährden noch die Investitionen in neue Anlagen hemmen wolle.

„Geradezu kommunistische Handschrift“

Der Agrarsprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Albert Stegemann, bezeichnete den aktuellen Kabinettsentwurf der Ampel-Regierung indes als „unfassbare Ungerechtigkeit“ gegenüber den Biogaserzeugern. Das Prinzip der Gewinnabschöpfung bei Biogas hat seinen Worten zufolge eine „geradezu kommunistische Handschrift“ und sei grundsätzlich nicht nachzuvollziehen, wenn andere Energieträger gleichzeitig „massiv im Gewinn sind“. Gemäß dem aktuellen Gesetzesentwurf würden diejenigen Betriebe leiden, die „das getan haben, was die Politik gefordert hat“ und in die Flexibilisierung ihrer Anlagen investiert hätten. Dennoch zeige sich, „dass Druck auch etwas verändern kann“, sagte Stegemann und verwies auf die Verdopplung des Gewinnzuschlages von 3 ct auf 6 ct/kWh.

Derweil zeigte sich der Zentralverband Gartenbau (ZVG) mit Blick auf die Pläne zur Strom- und Gaspreisbremse zufrieden darüber, dass auch die Gartenbaubetriebe von den Entlastungen profitieren sollen. Befürchtungen, dass diese nicht einbezogen würden, hätten sich als unbegründet erwiesen. ZVG-Generalsekretär Bertram Fleischer führt das nicht zuletzt auf den Einsatz seines Verbandes zurück. Die Sorge sei gewesen, dass die gärtnerischen Betriebe aufgrund der beilhilferechtlichen Regelungen der EU durch die Förderkulisse fielen, erläuterte Fleischer. Die bislang bekannt gewordenen Signale wertet er als positives Zeichen.