Die vorliegenden Buchführungsergebnisse aus dem Testbetriebsnetz der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein des Wirtschaftsjahres 2021/22 zeigen eine Einkommensverbesserung der Landwirtschaft in Schleswig-Holstein. Auch die Situation der Schweine haltenden Betriebe hat sich gegenüber dem Vorjahr etwas verbessert, auch wenn das Gewinn-Niveau unzureichend bleibt.
Nach den Daten der am Testbetriebsnetz teilnehmenden Betriebe ist zu erkennen, dass die Märkte für landwirtschaftliche Produkte von der Erholung der Nachfrage nach der Aufhebung der Corona-Restriktionen profitieren. Der Ausbruch des Krieges in der Ukraine hat diese Entwicklung noch forciert. Das fehlende Angebot an Getreide auf dem Weltmarkt hat die Kurse für Ackerfrüchte deutlich steigen lassen.
Doch auch Milch und Rindfleisch wurden deutlich teurer, dies auch vor dem Hintergrund rückläufiger Viehbestände. Die Kurse für Milchprodukte wurden bereits im Frühjahr stark erhöht. Gerade im Norden erzeugen viele Meiereien Vorprodukte, die stark gefragt sind. Die Auszahlungspreise sollten noch bis in den Winter hinein auf Rekordniveau bleiben. Die Rindfleischkurse profitieren von einem EU-weit rückläufigen Viehangebot und dem Überhang an Schlachtkapazitäten. Der Wettbewerb der Schlachtbetriebe ist sehr hoch. Die Kurse für Schlachtschweine und Ferkel konnten sich erst zum Ende des Wirtschaftsjahres nach oben bewegen.
Den höheren Erlösen standen jedoch deutliche Preisaufschläge für Betriebsmittel in allen Bereichen gegenüber. Der Preisanstieg für Energie begann bereits viele Monate vor dem Kriegsbeginn in der Ukraine, da viele Versorger den Energiebedarf und die Preisentwicklung in der Corona-Pandemie falsch kalkuliert hatten. Dazu kamen höhere Abgaben und Steuern. Dies hat zuerst die Treibstoff- und Heizungskosten in der Landwirtschaft steigen lassen.
Mitte des Jahres 2021 stiegen dann auch die Kurse für Erdgas deutlich an. Dies sorgte im Herbst 2021 für einen Preissprung bei Düngemitteln. Die Düngemittelkosten haben sich zum Teil vervielfacht. Die erhöhten Preise für Getreide und Ölfrüchte sorgten auch für einen Anstieg der Mischfutterkosten. Mit dem Kriegsbeginn kam es zum Teil zu einem Mangel an Ölschroten, der jedoch mittlerweile behoben werden konnte. Weitere Probleme ergaben sich durch die gestörten Lieferketten und die Einschränkungen in der Logistik. Zum Beispiel kamen Ersatzteile zu spät und wurden sehr teuer. Durch den leer gefegten Arbeitsmarkt haben gerade Vieh haltende Betriebe große Probleme, Arbeitskräfte zu gewinnen.
Bis auf die Schweinebetriebe konnten im abgelaufenen Wirtschaftsjahr die höheren Erlöse den Kostenanstieg für Betriebsmittel decken. Die Gewinne sind in allen Produktionsrichtungen gestiegen, im Bereich der Schweine haltenden Betriebe jedoch vor allem durch die ausgezahlten Corona-Hilfen. Der Absatz von Schweinefleisch leidet wegen der rückläufigen Nachfrage hierzulande und der Einschränkungen im Export durch die Afrikanische Schweinepest.
Die einzelbetrieblichen Ergebnisse schwanken in diesem Wirtschaftsjahr stark. Viel ist vom Zeitpunkt des Einkaufs der Betriebsmittel und dem Verkauf zum Beispiel der landwirtschaftlichen Ackerfrüchte abhängig. Die schwankenden Marktpreise erhöhen das Risiko. In der Vermarktung sind Geschäfte mit Teilmengen sinnvoll. Preisabsicherungsmöglichkeiten müssen genutzt werden. Eine Liquiditätsplanung und genaue Marktbeobachtung werden immer wichtiger.