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Bereits jetzt ist Schleswig-Holstein eine treibende Kraft beim Aufbau einer Grünen Wasserstoffwirtschaft in Deutschland. Die Landesregierung beschreitet diesen Weg nun weiter. In der vergangenen Woche stellte Energiewende- und Klimaschutzminister Tobias Goldschmidt (Grüne) bei der Landeskoordinierungsstelle Wasserstoffwirtschaft in Neumünster erste Eckpunkte der neuen Wasserstoffstrategie des Landes vor. Die Vorstellung der Eckpunkte ist Teil des 100-Tage-Programms der Landesregierung.
Goldschmidt suchte dabei den Austausch mit Akteuren aus Wirtschaft, Industrie, Verbänden und Wissenschaft. Die Veranstaltung markiert den Auftakt eines umfangreichen Konsultationsprozesses, an dessen Ende die Neufassung der Landeswasserstoffstrategie steht. „Hier macht sich eine ganze Region auf den Weg, Klimatechnologiestandort zu werden. Deshalb diskutieren wir die Strategie offen mit allen relevanten Akteuren“, so der Minister. Als eines der ersten Bundesländer überhaupt hatte die vorherige Landesregierung bereits 2020 eine Wasserstoffstrategie verabschiedet.
„Schleswig-Holstein soll ein Powerhouse für Grünen Wasserstoff werden. Dafür sind wir so gut positioniert wie kaum ein anderes Bundesland. Hier im Norden kommen günstige Standortfaktoren und eine hohe Akzeptanz für die Energiewende zusammen. Wir werden den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft aus heimischer Erzeugung mit Hochdruck vorantreiben und auch die Sichtbarkeit des Landes erhöhen. Denn unser festes Vorhaben lautet, uns frühzeitig als Marktführer dieser so wichtigen Zukunftstechnologie zu etablieren“, betonte Goldschmidt.
Damit alle Sektoren und Verbrauchsstellen zügig klimaneutral werden können, benötigt es neben Strom aus Erneuerbaren Energien und Energieeinsparungen zukünftig auch Energieträger in gasförmiger und flüssiger Form. Wasserstoff aus Erneuerbaren Energien und auch daraus synthetisierte Kohlenwasserstoffe sind daher ein Schlüsselinstrument für den Klimaschutz.
Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine werde Wasserstoff ein zentraler Baustein dafür sein, dass das Land einen bedeutenden Beitrag zur Energiesicherheit Deutschlands leistet. Längerfristig geht es darum, sich komplett aus der fossilen Abhängigkeit autokratischer Staaten zu befreien.
„Grünem Wasserstoff gehört die Zukunft, denn er ist klimaneutral und demokratisch. Ich verstehe es als meine Aufgabe, alles dafür zu tun, dass in Schleswig-Holstein eine Grüne Wasserstoffwirtschaft entsteht und hier im Land für Wertschöpfung, Arbeitsplätze und Wohlstand sorgt. Klimaschutztechnologien wie diese können zu einem Magneten für viele neue Ansiedlungen in unserem Land werden“, so Goldschmidt.
Die Getreideexporte der Ukraine dürften im August eine Gesamtmenge von rund 4 Mio. t erreichen. Davon geht der stellvertretende Vorsitzende des ukrainischen Agrarrats, Denys Martschuk, aus. Gegenüber der Nachrichtenagentur Ukrinform erklärte Martschuk, die Ukraine müsste ihre Getreideausfuhren auf 5 Mio. t bis 6 Mio. t pro Monat erhöhen, um wieder die Vorkriegsmenge zu erreichen. Dazu müssten allerdings monatlich 80 bis 100 Schiffe die Schwarzmeerhäfen des Landes anlaufen.
Im Juli hatte die Ukraine eine Gesamtmenge von 2,66 Mio. t an Getreide, Hülsenfrüchten sowie Ölfrüchten und deren Verarbeitungsprodukten exportiert; das waren 23 % mehr als im Monat davor. Im März kurz nach Kriegsbeginn waren nur 200.000 t Getreide ausgeführt worden. Anfang August waren mit der offiziellen Freigabe der ukrainischen Schwarzmeerhäfen Odessa, Tschornomorsk und Pivdennyj die Exportaktivitäten der Ukraine wieder in Gang gekommen. Von Regierungsseite wurde das Ziel ausgegeben, monatlich bis zu 3 Mio. t Getreide umzuschlagen. Der Vorsitzende des ukrainischen Agrarrats, Andriy Dykun, wies darauf hin, dass seit dem Ende der russischen Seeblockade bereits 33 Schiffe mit etwa 720.000 t an Agrarprodukten an Bord aus den Schwarzmeerhäfen ausgelaufen seien; weitere 18 Schiffe seien beladen und stünden zum Auslaufen bereit. Je länger die Getreideexporte ohne Zwischenfälle über den „grünen Korridor“ verliefen, desto mehr Reeder würden ukrainische Häfen anlaufen, erklärte Dykun. Mit den steigenden Ausfuhren kämen wieder Devisen ins Land, und die Landwirte könnten die neue Ernte und Altbestände verkaufen. Damit würden die Grundlagen für die Aussaat im kommenden Frühjahr gelegt.
Nach Angaben des Ukrainischen Getreideverbandes (UGA) liegen die Preise für Weizen in den Häfen von Odessa, Tschornomorsk und Pivdennyj derzeit bei etwa 190 US-$/t (190 €) bis 205 US-$/t (205 €). Das entspreche dem Preisniveau in den Donauhäfen, sei aber für die Landwirte angesichts der niedrigeren Transportkosten vorteilhafter.
Alternativrouten gesucht
Trotz der Öffnung der Schwarzmeerrouten für die Getreideexporte wird weiter an Alternativrouten über Land gearbeitet. Vorige Woche erreichte ein erster Zug mit rund 1.200 t Mais aus der Ukraine das Getreideterminal Rostock (GTR). Der Futtermais war an der ukrainisch-polnischen Grenze umgeladen und dann von der DB Cargo über Polen nach Rostock gebracht worden. Künftig soll vom Rostocker Hafen aus ukrainisches Getreide weltweit exportiert werden.
Unterdessen korrigierte der Getreideverband UGA seine Schätzung für die diesjährige Getreide- und Ölsaatenernte nach unten. Der Verband geht aktuell von einem Aufkommen in Höhe von insgesamt64,5 Mio. t aus; das sind 4,9 Mio. t weniger als bei der Prognose Anfang Juli. Zur Begründung führt der Verband an, dass die Anbaufläche um 1 Mio. ha auf 18 Mio. ha verkleinert worden sei und die Ernte weiter durch Kriegshandlungen behindert werde. Für die ukrainischen Exporte an Getreide und Ölsaaten peilt der Verband für 2022/23 jetzt eine Gesamtmenge von 32,8 Mio. t an, nach 48,5 Mio. t im vergangenen Vermarktungsjahr. Dafür müssten allerdings der Seeweg für die Ausfuhr erhalten bleiben und die Kapazitäten der ukrainischen Grenzübergänge erweitert werden. Die Weizenernte wird vom Getreideverband jetzt bei 19 Mio. t gesehen, 14 Mio. t weniger als 2021. Wegen der noch großen Bestände aus der Vorjahresernte wird für das Wirtschaftsjahr 2022/23 mit Weizenausfuhren von etwa 10 Mio. t gerechnet.
Kleinere Körnermaisernte
Die zu erwartende Körnermaisernte beziffert der Verband auf 24 Mio. t; bei der vorherigen Schätzung waren es 27,3 Mio. t (Vorjahr 37,6 Mio. t). Das aktuelle Ausfuhrpotenzial für Körnermais beziffert der UGA ebenfalls auf etwa 10 Mio. t. Unverändert zur Juli-Prognose wird die Sonnenblumenernte bei 9 Mio. t gesehen. In den Export könnten rund 6 Mio. t Sonnenblumenkerne gehen, wovon allerdings 5,8 Mio. t aus Vorjahresbeständen stammen sollen. Die Verarbeitung der Sonnenblumensaat zu Öl dürfte sich auf 7 Mio. t belaufen (Vorjahr 10 Mio. t).
Die Rapsernte wird mit 3 Mio. t erwartet. Die Rapsausfuhren im Wirtschaftsjahr 2022/23 werden auf 2,8 Mio. t geschätzt. Für Sojabohnen rechnet der UGA mit einem Aufkommen von 2,2 Mio. t; rund 1,8 Mio. t könnten in den Export gehen. age
Das diesjährige Kartoffelaufkommen in der Bundesrepublik wird nach Einschätzung der Union der Deutschen Kartoffelwirtschaft (Unika) wegen der lang anhaltenden Hitze und Trockenheit knapp unterdurchschnittlich ausfallen. Wie der Unika-Vorstandsvorsitzende Olaf Feuerborn vorige Woche in Berlin berichtete, wurden während der am 10. August beendeten Frühkartoffelsaison aber gute Qualitäten gerodet. Diese positive Tendenz setze sich in der laufenden Haupternte fort. „Auf vielen Flächen ist die Ernte gar nicht möglich, da die Knollen bei diesen heißen und trocknen Wetterbedingungen unter Stress leiden und sehr beschädigungsempfindlich sind“, erklärte Feuerborn. Deshalb müsse dort in den Morgen- und Abendstunden geerntet und, wo möglich, vorher beregnet werden.
Die Pflanzbedingungen im Frühjahr 2022 waren überwiegend gut. Regional gab es Frost und Schnee nach der Pflanzung sowie vereinzelt starke Niederschläge. Die Bestände seien meist gut aufgelaufen und hätten überwiegend ordentliche Knollen angesetzt. Der Sommer ist bislang zu trocken mit der Folge von Trockenschäden in nicht beregneten Kartoffelbeständen. Derweil macht sich auch in beregneten Beständen Hitzestress bemerkbar und die Pflanzen reifen auch dort früh ab. age
Am 19. Juli 2022 stand der Waldbrandgefahrenindex in Deutschland auf den Stufen vier bis fünf, also hoch bis sehr hoch. In folgendem Betrag, zuerst in der Zeitung „Die Welt“ veröffentlicht, hat der Autor die Situation in Schleswig-Holstein in Betracht gezogen.
Selbst in Schleswig-Holstein, von größeren Waldbränden bisher verschont, bestand erhöhte Waldbrandgefahr. Wobei ein erhöhtes Risiko nicht heißt, dass es mehr und intensiver brennt. Treten Waldbrände bei uns künftig so häufig und verheerend auf wie im Mittelmeergebiet?
Hitzeperioden sind weltweit häufiger geworden. 1976, 1982 und 1992 waren extrem trockene Jahre, 2003 und 2010 wurde der 500-jährige Sommertemperaturrekord gebrochen, die Sommer 2018, 2019 und 2020 waren extrem trocken. Offenbar wurden diese Hitzetrends in Westeuropa bisher eher unterschätzt. Und es geht weiter so. Mit 8,3 °C lag der Frühling 2022 auch in Schleswig-Holstein um 1,2 °K über dem Durchschnitt, es fielen 20 mm Niederschlag weniger, und die Sonne schien fast 200 Stunden länger als normal. Im Juli 2022 wurden auch im nördlichsten Bundesland Hitzerekorde gebrochen.
Das bedeutet nichts Gutes für unseren Wald. Hohe Verdunstungsraten bei riesigem Wasserdampfhunger der Luft und gleichzeitigem Mangel an Bodenfeuchtigkeit schränken die pflanzliche Produktion ein. Dürre, Hitze und hohe Strahlungsintensität lassen Oberboden und Waldvegetation verwelken, Bäume sterben an Wasser- und Hitzestress und nachfolgenden Sekundärerkrankungen.
Beste klimatische Voraussetzungen also für erhöhte Waldbrandrisiken. Tage hoher Feuergefahr werden häufiger, und die Feuersaison dauert länger. Deshalb wird in den nächsten Jahrzehnten ein weiter stark steigendes Waldbrandrisiko prognostiziert. Der Süden und Osten Deutschlands werden heftiger betroffen sein als Schleswig-Holstein, auch weil die hiesigen Waldböden meist viel Wasser speichern können. Jahrzehntelang schienen riesige Waldbrände eher ein Problem der Mittelmeerländer zu sein, doch inzwischen rückt die Bedrohung näher. Ergo gilt es, die vegetationsbürtigen Waldbrandrisiken zu reduzieren.
Kiefernwälder besonders gefährdet
Kiefern, die in Schleswig-Holstein nur etwa 8 % der Waldfläche ausmachen, sind besonders gefährdet, weil Holz und Nadeln reichlich ätherische Öle und Harz enthalten. Kiefernwälder sind zudem licht mit einem trockenen Waldinnenklima. Stehen sie auf trockenen Sandböden, bildet sich oft eine Schicht aus Nadeln über dem Boden, die zusammen mit ausgetrockneter Bodenvegetation eine zündanfällige Streuauflage darstellt, die unglaublich leicht entflammbar und meistens der Ort der Initialzündung ist. Einmal entfacht, breitet sich das Feuer rasend schnell aus. Vor allem in jungen Altersstadien springen die Flammen leicht vom Boden auf die Baumkronen und dann von Krone zu Krone. Geht es um Größe und Ausbreitung der Brände, kommt Wind als alles entscheidender Faktor hinzu.
Zu den am meisten waldbrandgefährdeten Gebieten Deutschlands zählen das Nordostdeutsche und das östliche Nordwestdeutsche Tiefland. Reinbestände aus Kiefern existieren aus historischen Gründen insbesondere im niederschlagsarmen Brandenburg, wo im Juni dieses Jahres bei Treuenbrietzen 200 ha abbrannten. Die Flammen kamen den Wohnhäusern so nahe, dass Evakuierungsmaßnahmen nötig waren. Noch im Boden vorhandene Kampfmittel kamen erschwerend hinzu. Die größte Waldbrandkatastrophe im Nachkriegsdeutschland ereignete sich im August 1975 in der Lüneburger Heide, wo nach dem Sturm vom 13. November 1972 große Mengen an harzreichem Totholz der Kiefern eine hohe Brandlast bildeten. Nach einer langen trockenheißen Witterungsphase verbrannten dort 8.000 ha Wald.
Strukturreiche Mischwälder, wie hier im Ostholsteinischen, mit hohem Anteil klimastabiler Laubbäume widerstehen der zunehmenden Trockenheit besser als reine Nadelwälder. Fotos: Isa-Maria Kuhn
Waldboden spielt eine Rolle
Solcherlei Vollbrände nehmen schnell große Dimensionen an, insbesondere wenn Totholz am Boden das Feuer im Kronenbereich dauerhaft nährt. Brandgefährdet sind auch Fichtenwälder; Buchen- und Laubmischwälder sind bisher weniger betroffen, da sie auch im Frühjahr und Sommer eher kühl und feucht sind. Der Unterschied liegt jedoch nicht nur in den Baumarten selbst, sondern ganz wesentlich auch an den Böden, auf denen sie wachsen. Weniger zündanfällige Laubwälder wachsen eher auf lehmigen Böden, die mehr Wasser speichern können und deshalb nicht so schnell austrocknen.
Für Waldbrände braucht es Biomasse, die unsere Wälder in unglaublich hoher Menge enthalten. Mit einem mittleren Vorrat von 358 m3/ha Derbholz – insgesamt sind dies 3,9 Mrd. m3 – liegt Deutschland an der Spitze der EU. Das Holz von Bäumen ab 7 cm Durchmesser in Brusthöhe mit Rinde sowie Äste dieser Dimension werden Derbholz genannt. Überließe man unseren Wald der Natur, könnten die im Wald akkumulierten Holzmengen kaum größer sein. Die Brandlast der deutschen Wälder ist insofern mehrfach höher als die der Wälder Südeuropas. Es ist noch nicht in unserem Bewusstsein angekommen, dass sich durch Trockenheit und Borkenkäfer ein Teil der Biomasse unserer Wälder mehr und mehr in Brennstoff verwandeln wird, der Feuer in einem Ausmaß ermöglicht, das unser Vorstellungsvermögen übersteigt und unsere Siedlungen gefährden kann.
Strukturreiche Mischwälder mit hohem Anteil klimastabiler Laubbäume widerstehen der zunehmenden Trockenheit eher und haben ein feuchteres Waldinnenklima, solange die Bodenfeuchtigkeit eine Transpiration erlaubt. Waldumbau heißt deshalb die Zauberformel zum präventiven Waldbrandschutz dort, wo noch Nadelreinbestände existieren. Buchen und Traubeneichen, die ursprünglich dort wuchsen, Linden, Ahorne, Hainbuchen oder Roteichen werden dabei in die Nadelbaumbestände gepflanzt. Gelingt dies, isoliert das grüne Laub der gepflanzten Bäume den Brennstoff am Boden von jenem im Kronenraum.
Die Zeit drängt zum Handeln
Eine genügende Portion Ausdauer und eine geringe Rehwildpopulation vorausgesetzt, wird Waldumbau mittelfristig gelingen. Aber Rehe sind Feinschmecker, und zu viele davon sorgen dafür, dass am Ende doch wieder nur Kiefern oder Fichten übrig bleiben. Nur eine intensive Bejagung macht den Waldumbau zum Erfolgsprogramm. Waldumbau muss aktiv erfolgen, denn wir befinden uns in einem Wettlauf mit der Zeit. Zwar könnte man diesen Prozess auch der Natur überlassen, aber das würde lange dauern mit weiterhin erhöhten Waldbrandrisiken für Jahrzehnte.
Allein auf die Selbstheilung der Waldökosysteme zu hoffen, können wir uns in einem dicht besiedelten Land mit vielfältigen Ansprüchen an die Ökosystemleistungen des Waldes wie Grundwasserschutz und Erholungsfunktion nicht erlauben. Wald in Deutschland ist Teil der Kulturlandschaft und braucht die Hand des Försters. Man sollte sich allerdings keine Illusion machen, denn bei anhaltender Trockenheit werden auch Laub- und Mischwälder brennen, hoffentlich eher nur am Boden, weil dicke Stämme kaum Feuer fangen.
Wälder haben eine vom Klima vorgegebene natürliche Dichte, was darüber hinausgeht, stirbt. Je trockener das Klima wird, desto lichter werden auch unbewirtschaftete Wälder. Bäume erst in höherem Alter als heute üblich zu ernten und Wälder dichter werden zu lassen, um das Waldinnenklima zu kühlen, hieße, Risikovorräte aufzubauen. Deshalb ist das ein denkbar schlechter Ratschlag. Denn mit zunehmendem Alter der Bäume steigt ihr Risiko, Dürreperioden nicht zu überleben. Naturnahe Waldwirtschaft sorgt dagegen für eine Reduktion der Brandlast, indem Bäume geerntet werden, bevor sie vertrocknen, und das Holz in Häusern verbaut wird, bevor es im Wald verbrennt.
In Deutschland wird auf 6 % der Waldfläche kein Holz geerntet, auf 10 % der nutzbaren Holzmenge wird überdies zugunsten einer Totholzanreicherung verzichtet, und das Nichtderbholz bleibt zusätzlich zurück im Wald. Die massiven Waldschäden der vergangenen Jahre haben die Brandlast darüber hinaus erhöht. Halb zersetztes Totholz kann zwar beachtliche Mengen an Wasser aufnehmen, in Zeiten der Dürre trocknet aber auch das Totholz aus. Je größer die Menge des verfügbaren Brennstoffs, umso höher sind Intensität und Schwere des Feuers und damit Hitzeentwicklung und die Folgen eines Brandes. So kommt es zum Beispiel im Mittelmeerraum in jüngster Zeit verstärkt zu großen Waldbränden, weil infolge von Landflucht und aus Naturschutzgründen viele Wälder nicht mehr genutzt werden. Was früher als Brennholz zum Kochen und Heizen diente, liegt jetzt im Wald und bietet Nahrung für die Feuer. Waldwildnisstrategien sind in diesen Zeiten keine wirklich gute Idee.
Der aktuelle Waldzustand in Mitteleuropa wird zum Ende des Jahrhunderts Geschichte sein. Es ist eine universell geltende Regel, dass mit zunehmender Hitze und Trockenheit die Biomassevorräte abnehmen, die hohen Holzvorräte in unseren Wäldern werden deshalb absehbar zu Risikovorräten. Wälder sind wegen ihrer Langlebigkeit und Ortsgebundenheit klimasensitiv, vor allem in höherem Alter. Der Abbau von Biomasse kann langsam vonstattengehen, indem Bäume nach und nach absterben, ihr Holz langsam verrottet und neue Baumarten an ihrer Stelle wachsen. Oder es greifen katastrophale Waldbrände um sich. Beides feuert den Klimawandel weiter an, weil in beiden Fällen riesige Mengen an Kohlendioxid in die Atmosphäre gelangen. Waldbrandschutz ist deshalb auch Klimaschutz.
Nachhaltige Bewirtschaftung auf akzeptablem Holzvorratsniveau kann diese Szenarien verhindern, fachgerechte Waldpflege ist in der Lage, katastrophale Brände weitgehend zu unterbinden. Offenbar ist das Wissen um diese Zusammenhänge aber noch nicht in der Politik angekommen, denn Berlin wie Brüssel setzen auf noch mehr Biomasseanreicherung im Wald als Strategie des Klimaschutzes. Dabei ist weitere Akkumulation von Biomasse im Wald alles andere als Klimaschutz. Das Versprechen, unsere Wälder als Kohlenstoffsenken auszubauen, täuscht die Bevölkerung, es hat lediglich eine Alibifunktion, weil eine biogene Senke wie eine vermiedene Emission behandelt und die Öffentlichkeit so über die tatsächliche Höhe der fossilen Emissionen im Ungewissen gelassen wird. Wälder sind dann eine Kohlenstoffsenke, wenn ihre Biomasse größer wird, ein Wald also mehr Kohlenstoff aufnimmt, als er abgibt, umgekehrt sind sie eine Kohlenstoffquelle.
Über die Ursachen von Waldbränden
Waldbrände sind in Deutschland wie im Mittelmeergebiet nur vereinzelt natürlichen Ursprungs, Blitzschlag als Ursache ist selten. Waldbrände werden meist vorsätzlich oder fahrlässig verursacht. Ein Großteil wird durch Lagerfeuer, Rauchen, weggeworfene Streichhölzer und vergleichbare Unachtsamkeit ausgelöst. Auch ein heißer Autokatalysator kann dürres Gras entflammen, entlang von Schienen kann es durch erhitzte Radsatzlager, sogenannte „Heißläufer“, zu einer Zündung kommen. Funkenflug und schnell drehende Maschinenteile von forst- oder landwirtschaftlichen Maschinen bergen ein weiteres Risikopotenzial.
Andererseits muss ein erhöhtes Waldbrandrisiko nicht notwendigerweise bedeuten, dass es mehr Brände und größere Brandflächen gibt. Ob die steigenden klimatischen Potenziale für Waldbrände tatsächlich zu mehr Waldbränden führen, hängt in erster Linie vom Umweltverhalten der Menschen ab und vom Management der Wälder zur Verringerung der Brandlasten. Durch Waldumbau ändert sich die Zusammensetzung der Wälder, allerdings werden wir damit mindestens bis zum Ende des Jahrhunderts beschäftigt sein.
Fazit
Im schlimmsten Fall führt der Klimawandel zum Totalverlust der akkumulierten Biomasse durch Waldbrand, aber auch ohne Feuer wird die zunehmende Trockenheit das Baumwachstum bremsen und einzelne Bäume und ganze Wälder absterben lassen. In beiden Fällen entstehen gewaltige „Kohlenstoffschulden“, denn der in der Biomasse akkumulierte Kohlenstoff geht als CO2 in die Luft. Es ist das krasse Gegenteil von Nachhaltigkeit, wenn unsere Enkel diese Schuldenhypothek wieder abtragen müssen.
Gute Ernten mit guten Qualitäten und kaum Trocknungskosten – die Bauern im Norden können zufrieden auf die Getreide- und Rapsernte zurückblicken. Insbesondere im Vergleich zu den anderen Bundesländern hat sich Schleswig-Holstein wieder einmal als landwirtschaftlicher Gunststandort präsentiert. Die Potenziale des Standorts müssen allerdings erst gehoben werden. „Dazu gehören sowohl eine exzellente Ausbildung als auch ein gut strukturierter vor- und nachgelagerter Bereich“, betonte Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, auf der Landeserntepressekonferenz vergangene Woche auf Gut Rosenkrantz. Er mahnte allerdings, dass die aktuelle Trockenheit noch problematisch für die Herbstkulturen wie Zuckerrüben und Mais sowie die Futtergewinnung auf Grünland werden könne.
Viele Regionen in Deutschland ächzten unter dem Hitzesommer. Der Deutsche Wetterdienst berichtet von einem Temperaturplus von 2,9 K im Vergleich zum vieljährigen Mittel. 2022 sei der sechsttrockenste Sommer seit 1881 gewesen und mit 820 Stunden der sonnenscheinreichste. Die Trockenheit hatte darüber hinaus niedrige Pegelstände in den Flüssen und eine Rekordwaldbrandsaison zur Folge.
Als Betroffene des Klimawandels muss sich die Landwirtschaft insgesamt klimafester aufstellen. Die Branche ist als Verursacherin ebenso in der Pflicht, ihrerseits den Ausstoß von Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) kündigte zu diesem Zweck den Aufbau eines Kompetenzzentrums für klimaeffiziente Landwirtschaft an. Ein sinnvoller Schritt!
Die Grünen sehen vor allem im Ausbau des Ökolandbaus eine Erfolg versprechende Anpassungsstrategie, sowohl mit Blick auf den Klimawandel als auch auf die Stärkung der Biodiversität. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) bezeichnet den Ökolandbau sogar als Leitbild für eine nachhaltige Landwirtschaft. Zur Nachhaltigkeit gehört aber auch die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln, und hier stellt die erhebliche Ertragslücke zum klassischen Landbau ein großes Problem dar. Es ist zudem falsch zu behaupten, dass Ökolandbau grundsätzlich nachhaltig sei und konventionelle Landwirtschaft nicht. Beide Systeme haben ihre Stärken. Durch einen guten Austausch kann es gelingen, im Ökolandbau die Erträge zu steigern und die klassische Landwirtschaft möglichst ohne Ertragseinbußen nachhaltiger zu machen.
Weiteres Potenzial, die Landwirtschaft klimafester zu machen, bieten robuste Sorten, die mit langen Trockenphasen umgehen können. Moderne Züchtungstechniken könnten die Entwicklung solcher Sorten beschleunigen. Doch die EU hält an ihrem sehr strengen Gentechnikrecht fest, sodass beispielsweise die Genschere CrispR/Cas im Werkzeugkoffer begraben bleibt. Dass das De-facto-Verbot für neue Züchtungstechniken wissenschaftlich nicht begründet sei und somit der Nachhaltigkeit schade, betonte jüngst auch Prof. Matin Qaim von der Universität Bonn.
Fest steht: Einfache Lösungen wird es bei der Bekämpfung des Klimawandels und bei der Anpassung an seine Folgen nicht geben. Umso wichtiger ist es, ohne ideologische Scheuklappen nach Lösungen zu suchen und Ernährungssicherheit global zu denken. Denn Ernährungssicherheit ist ein entscheidender Faktor für die Sicherung von Frieden.
Anfang des 20. Jahrhunderts ist mit dem Stadtpark in Hamburg eine der bedeutendsten Volksparkanlagen Europas entstanden.
Das 149 ha große Parkareal, das Freiflächen, architektonisch konzipierte Gartenareale, verstreute Kunstwerke, Parklandschaften, Sportanlagen, Gebäude, Waldareale, Einkehrmöglichkeiten und Weiteres vereint, ist ein Gartenkunstwerk und Naherholungsareal Hamburgs, das über ein weites Wegenetz erwandert und erkundet werden kann.
Hamburgs rasante industrielle und städtische Entwicklung zur vorletzten Jahrhundertwende veranlasste den damaligen Leiter der Hamburger Kunsthalle, Alfred Lichtwark, bereits 1897 zu der viel zitierten Aussage: „Der Hamburger fragt sich, ob seine Vaterstadt, wenn nicht ein großer Stadtpark geschaffen wird, auf die Dauer bewohnbar bleibt.“ Er gilt damit als einer der wichtigen Vordenker und Visionäre zur Entwicklung eines Stadtparks in Hamburg.
Musterbeispiel eines reformierten Volksparks
Nach dem Erwerb des Sierich‘schen Gehölzes ergab sich für die Stadt die Möglichkeit, einen Park zu entwickeln, dessen Planungen nach einigem Hin und Her und mehrjährigen Aufbau- und Entwicklungsarbeiten 1914 in der Eröffnung der ersten Parkareale mündeten. Verbunden ist die Entwicklung vor allem mit den Namen Fritz Schumacher, der als genialer Baumeister von 1908 bis 1933 Baudirektor in Hamburg war, Fritz Sperber, dem Leiter des Ingenieurwesens, und dem ersten Gartenbaudirektor Hamburgs (bis 1933), Otto Armand Linne. Der Hamburger Stadtpark galt bereits seit seiner Eröffnung als Musterbeispiel des reformierten Volksparks, als Kunst- und Kulturwerk von nationaler Bedeutung und als europäische Sehenswürdigkeit.
Der 64 m hohe Wasserturm, 1913 bis 1915 nach Entwürfen des Architekten Oskar Menzel errichtet, ergab in der Sichtachse zusammen mit dem angelegten Stadtparksee und der dazwischen liegenden Freifläche, der Spielwiese, bereits zur Eröffnung das heutige Grundgerüst des Parks. Viele der damals und in den nachfolgenden Jahren errichteten Gebäude, Anlagen und Parkeinrichtungen sind heute noch im Parkgelände zu entdecken. Andere der in ortsüblichem Klinker errichteten Parkbauten, wie die repräsentative Stadthalle, die Kaskaden am Stadtparksee oder die Milchwirtschaft wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. 2014 wurde das 100-jährige Bestehen des Parks gebührend gefeiert.
Sichtachsen wie der Blick über den Stadtparksee bilden das Gerüst des Parks. Foto: Hans-Dieter Reinke
Eine Tour durch den Stadtpark in westöstlicher Richtung kann man gut vom Wasserturm aus beginnen, in dem sich seit 1930 das Hamburger Planetarium befindet. Von der in 42 m Höhe gelegenen Aussichtsplattform hat man einen schönen Überblick über das Gesamtgelände mit Sichtachse über die Spielwiese, den Stadtparksee und das Freibad. Vom Planetarium aus erreicht man das Freiareal, das bei Besuchern für Freizeitaktivitäten, zum Ausruhen und als Treffpunkt äußerst beliebt ist. Der anschließende Stadtparksee mit dem Naturbad bietet sich nicht nur zum Baden, sondern auch zum Umwandern, zum Bootsfahren oder Touren mit den dort ausleihbaren Stand-up-Paddling (SUP)-Boards an. Besonderer und romantischer Anziehungspunkt ist die etwas abseits gelegene Liebesinsel, und das nicht nur im Frühling zur Blüte der Japanischen Zierkirschen.
Auf Erkundungstour durch die Sondergärten
Nördlich des Stadtparksees lassen sich einige Sondergärten des Stadtparks erkunden, wie beispielsweise der Diana-Garten, der durch die Bronzeskulptur „Diana auf der Hirschkuh“ von Georg Wrba geprägt ist, oder der Heckengarten, in dem man wie durch Fenster eines Raumes in benachbarte Gärten blicken kann.
Der durch Pergolen begrenzte Rosengarten ist geometrisch angelegt und besteht aus vier Arealen, in deren Mitte sich jeweils ein runder oder quadratischer kleiner Teich mit Springbrunnen befindet, die farbenfroh von mit Rosen bewachsenen Beeten umgeben sind. Neben der Königin der Blumen sind auch andere Sommerblumen wie Lavendel oder Lilien in den Beeten vertreten. Eine Platanenallee führt vorbei am Lesecafé und verschiedenen Sportplätzen zur Freilichtbühne, wo Veranstaltungen unterschiedlichster Art stattfinden.
Die Skulptur „Diana auf der Hirschkuh“ steht am Diana-Garten, einem der Sondergärten im Park. Foto: Hans-Dieter Reinke
Der 1925 von August Gaul gefertigte Pinguinbrunnen ist eines der Wahrzeichen des Parks und liegt etwas versteckt abseits vom Rosengarten. Er ist umgeben von einem mächtigen Rondell von Blutbuchen. Die sechs Pinguine am Beckenrand waren ursprünglich in Bronze gefertigt, heute sind sie wegen mehrfacher Diebstähle durch Nachbildungen aus Galvanoplastik ersetzt. Weitere Sondergärten befinden sich im südlichen Teil des Parks nahe dem Landhaus Walter. Daneben liegt bis zum roten O‘Swald‘schen Pavillon der Steingarten, der, 1928 als botanischer Sondergarten angelegt, um die 500 Pflanzenarten der Heide- und Steingärten beherbergte. Zum Jubiläum im Jahr 2014 wurde der Garten teilweise in seiner alten Pracht wiederhergestellt. Auf der anderen Seite der Otto-Wels-Straße ist noch der Kurgarten zu finden.
Baumlehrpfad und Parkökologie
Der Stadtpark lässt sich auch auf ausgearbeiteten Pilgerwegen erkunden oder man folgt dem angelegten Baumlehrpfad, der verschiedene Baumgattungen mit wichtigen vorhandenen Baumgestalten und Neupflanzungen vorstellt. So sind im Stadtpark beispielsweise Stein-, Zerr- und Sumpfeichen sowie Kastanienblättrige, Algerische, Wintergrüne und Schindeleiche zu finden; insgesamt 14 unterschiedliche Eichenarten wurden angepflanzt. Hinzu kommen verschiedene Zypressengewächse. Auch Ziergehölze aus anderen Pflanzenfamilien, wie Tulpenbaum, Taschentuchbaum, Trompetenbaum, Blauglockenbaum, Ginkgo, Himalajabirke, Robinie, Zaubernuss, Magnolien, Rhododendren, Pfaffenhüttchen und viele andere sind im Stadtpark zu entdecken.Ebenso kann man auf ökologischen Pfaden den Stadtpark erkunden, der sich als ein Refugium für Tiere und Pflanzen erweist. Das Projekt „Ökologie im Stadtpark“ sorgt dafür, dass Blumenwiesen für Insekten geschaffen werden, Artenvielfalt sich in den Waldarealen wie dem 37 ha großen Sierich‘schen Gehölz entwickeln kann, Biotope angelegt, Flächen gepflegt und invasive Neophyten in Schach gehalten werden.
Der 1925 gestiftete Pinguinbrunnen gehört zu den Wahrzeichen des Stadtparks. Foto: Hans-Dieter Reinke
Der Stadtpark ist ein wichtiges Erholungs-, Natur-, Kultur- und Freizeitareal der Hamburger und der Gäste ihrer Stadt. So schreibt der 2014 verstorbene, dem Stadtpark verbundene Journalist, Schriftsteller und Publizist Ralph Giordano in einer Würdigung in der Jubiläumsschrift des Stadtparks: „Wer den Stadtpark kartografisch vor sich sieht, entdeckt einen in hundert Jahren gewachsenen Topos von Natur und Kultur, der immer höchst volksverbunden war. Eine Erholungsstätte, die mit Fug und Recht klassisch genannt werden kann.“
Markt und Meinung standen bei der Milchwirtschaftlichen Kundgebung am Mittwoch in Rendsburg auf dem Programm. Neugierig waren die Besucher vor allem auf die Aktivitäten der Initiative Milch (IM), die vergangenes Jahr an den Start gegangen ist.
„Wir wollen alle wissen, was passiert ist und wie sich die Initiative weiterentwickelt hat“, betonte Klaus-Peter Lucht, Vorsitzender der Milcherzeugervereinigung Schleswig-Holstein (MEV).
Aha-Effekte
Mareike Jens, Projektkoordinatorin der Initiative Milch, erinnerte an das Hauptziel: höhere Wertschätzung für die Milch. Die Milchbäuerin erklärte: „Wir kriegen auf dem Land nicht viel mit, zum Beispiel wie stark Hafer- oder Mandeldrinks in Städten als klimaschonend beworben werden.“ Die Stimme der Kuhmilch sei im urbanen Bereich bisher sehr leise gewesen. Das ändere sich gerade.
Die IM will die Milch digitaler machen und Fakten sprechen lassen, aber auch Empathie erzeugen. „Wir gucken uns an, was vor allem junge Menschen begeistert, und klinken uns da ein“, beschrieb Jens. Zielgruppe sei vor allem die Generation Z (Jahrgänge 1995 bis 2010). Diese Gruppe halte Milch nicht mehr für ein besonders wichtiges Lebensmittel. Dabei besitze Milch ein hohes Potenzial in Sachen Gesundheit, Vielfalt und Genuss. Um dieses Potenzial bei der jungen Stadtbevölkerung zu heben, nutzt die IM die Social-Media-Kanäle Instagram, TikTok und YouTube. Dort würden positive Botschaften zur Milch verbreitet. Jens schilderte, dass die IM zusätzlich ein Netzwerk von Influencern bilde.
Für Schmunzeln sorgte ihr Bericht vom begehbaren Kühlschrank der Initiative. Um Selfie-Fotos in diesem Kühlschrank zu machen, würden Menschen sogar Geld bezahlen. Die IM richte außerdem Livetalk-Veranstaltungen aus und produziere Podcasts. „Der Kreislauf in der Milchwirtschaft ist zwar trivial, aber er führt immer wieder zu Aha-Effekten bei der Zielgruppe“, so Jens. Kritische Beiträge zur Milch ignoriert die IM, um diesen nicht noch mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Jens und IM-Geschäftsführerin Kerstin Wriedt verwenden ihre Ressourcen lieber dafür, die positiven Botschaften rund um die Milch hervorzuholen und immer wieder neu zu platzieren.
Jürgen Rühmann, zweiter MEV-Vorsitzender, erklärte: „Ich kann mich gut an die Diskussionen erinnern, bevor wir die Initiative Milch ins Leben riefen. Heute bin froh, dass wir das Projekt auf den Weg bringen konnten und dass viele aus Schleswig-Holstein mitmachen.“
Prof. Holger D. Thiele von der Fachhochschule Kiel berichtete, dass Schleswig-Holstein beim Auszahlungspreis für Milch im Bundesländervergleich aktuell die Nase vorn habe. Das sei eher untypisch und auf die Kaufzurückhaltung bei hochpreisigen Milchen – unter anderem der Markenhersteller – zurückzuführen, die vor allem im Süden der Republik stark seien. Das grundsätzlich hohe Milchpreisniveau basiere auf den ebenfalls hochpreisigen Alternativen. Zudem hänge die Milchanlieferung mengenmäßig noch hinter dem Vorjahr zurück. Das liege wiederum an schlechten Grundfutterqualitäten und hohen Kraftfutterpreisen.
Thiehle berichtete, dass sich konventionelle und Biomilchpreise stark angenähert hätten. Der Unterschied betrage nur noch rund 4 ct/kg. In den Jahren 2018 bis 2021 habe der Unterschied hingegen noch durchschnittlich 14 ct/kg betragen. „Anscheinend sind unsere Verbraucher ab einem gewissen Niveau preissensibel und zeigen, dass sie nicht jeden Preis mitgehen“, schlussfolgerte Thiele. Die Biokonsummilchabsatzmenge sei im ersten Halbjahr 2022 im Vergleich zu 2021 entsprechend um 2,7 % gesunken. Daraus lasse sich aber noch nicht eine generelle Trendumkehr weg von Biomilch ableiten Die Absatzflaute betreffe allerdings auch Milch mit anderen Sonderqualitäten wie Tierwohlmilch.
Der Hochschullehrer geht davon aus, dass hohe Energiekosten und Kaufkraftverluste der Verbraucher wieder zu sinkenden Milchpreisen führen werden. Der Kieler Rohstoffwert sei ein guter Anzeiger für die Milchpreisentwicklung. Dieser zeige nach einem Höchststand im April eine moderat sinkende Tendenz, aber auf einem weiterhin hohen Niveau.
Antibiotika, GAP und Kennzeichnung
Klaus-Peter Lucht erklärte zum Einsatz von Antibiotika: „Wir sollten darauf achten, dass es uns um Tierwohl und Tiergesundheit geht. Stumpfe Reduktionsziele lehne ich aber ab.“ Verständnis zeigte er für die Forderung, keine Reserveantibiotika in der Tierhaltung einzusetzen. Das unterstütze er.
Wenig erfreut zeigte er sich von der Ausgestaltung der Eco-Schemes in der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik. Da sei nichts Attraktives für intensiv wirtschaftende Milchviehbetriebe dabei. Aus dem System der Prämienzahlungen auszusteigen, könnte allerdings zu schärferem Ordnungsrecht führen, mahnte Lucht. Sein Urteil: „Wir müssen in ein anderes System kommen.“ Er sieht Potenzial im Punktesystem des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege.
Kritisch beurteilt der MEV-Vorsitzende die Pläne zur staatlichen Haltungskennzeichnung des Berliner Agrarressorts. Aus seiner Sicht sind die bestehenden Systeme in das staatliche zu integrieren.
78 kg Lebensmittelabfälle landen pro Kopf und Jahr in Deutschland im Müll. Weggeworfen werden vor allem Obst und Gemüse, gefolgt von Brot und Backwaren sowie zubereiteten Speisen. Alarmierende Fakten. 2019 verabschiedete das Bundeskabinett eine „Nationale Strategie zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung“. Um die Verbraucher weiter für das Thema zu sensibilisieren, startet Ende September auf Initiative des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sowie der Ministerien der Länder eine bundesweite Aktionswoche unter dem Motto „Deutschland rettet Lebensmittel!“. Auch in Schleswig-Holstein sind vom 29. September bis 6. Oktober verschiedene Aktivitäten geplant.
Das Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur des Landes Schleswig-Holstein (Mekun) hat dafür Kooperationspartner gewonnen. Dazu zählen der Bauernverband Schleswig-Holstein, der LandFrauenverband Schleswig-Holstein, der Landjugendverband Schleswig-Holstein und das Bauernblatt. Im aktuellen Bauernblatt gehen die Kooperationspartner der Aktionswoche auf wichtige und auch ganz unterschiedliche Aspekte des verantwortungsvollen Umgangs mit Lebensmitteln ein.
In der Aktionswoche wird es unter anderem um die Frage gehen: Was tun mit Lebensmittelresten? Mitmachen kann jede und jeder und es gibt tolle Preise zu gewinnen. https://www.landfrauen-sh.de
Im Rahmen des Arbeitskreises „Jugend macht Politik“ des Bundes der deutschen Landjugend trafen sich kürzlich Vertreter aus mehreren Landesverbänden zu einem aktiven Austausch über aktuelle Themen in Hannover. Für den Landjugendverband Schleswig-Holstein machten sich Lena Hagge, Tajo Lass, Christoph Stange und Hannes Bumann auf die Reise Richtung Süden.
Die erlebnisreiche Tour startete bereits mit der Anreise. Um auch als Landjugendliche einmal in den Genuss des 9-€-Tickets zu kommen, entschieden sich die vier, für die Anreise ausschließlich den Regionalverkehr zu nutzen. Die Reise startete in einem völlig überfüllten Zug nach Hamburg. Von dort erreichte das Quartett ohne Verspätung den Anschlusszug und – nun ohne Konservendosenfeeling – Hannover. Angekommen in der Jugendherberge startete der Arbeitskreis mit einem lockeren Austausch beim Abendessen. Im Anschluss daran wurde entschieden, aufgrund der vielen neuen Gesichter eine ausführliche Vorstellungsrunde zu machen. Der restliche Abend klang in gemütlicher Runde aus.
Nach dem Frühstück stiegen die Teilnehmenden zum Beginn des Wochenendes dann direkt in die inhaltliche Arbeit ein. Da in den vergangenen zwei Jahren pandemiebedingt alle Arbeitskreise lediglich online stattgefunden hatten, berichteten alle Landesverbände zunächst über die Themen, die sie aktuell beschäftigen. Dabei wurde vor allem klar, dass die Corona-Pandemie in allen Jugendverbänden deutliche Spuren hinterlassen hat. In der Diskussion machten die jungen Ehrenamtler deutlich, dass die Landjugendarbeit eine unbürokratische Förderung brauche und die Wertschätzung des Engagements ein wichtiger Teil der erfolgreichen Jugendarbeit sei. Auch die aktuell stark steigenden Kosten und deren Auswirkung auf das Leben junger Menschen wurden kurz diskutiert. Alle waren sich einig, dass das Thema Jugendarmut angesichts der derzeitigen Situation beim nächsten Arbeitskreis tiefergehend erörtert werden solle.
Nach dem sehr intensiven Austausch und einem gemeinsamen Mittagessen machten sich die Vertreter aus den Landjugendverbänden wieder auf die Heimreise. Trotz kleinerer Verspätungen verlief die Tour mit dem 9-€-Ticket überraschenderweise ohne größere Probleme. Im Zug blieb Zeit, die Themen des Wochenendes noch einmal Revue passieren zu lassen. Das Fazit: „Es macht auf jeden Fall Spaß, sich mit Gleichgesinnten zu treffen und auszutauschen.“ Wer auch Lust auf solche Treffen mit spannenden Diskussionen und Lust auf Jugendpolitik hat, kann sich gern in der Geschäftsstelle oder beim Landesvorstand melden. Kontaktadressen unter landjugend-sh.ddns.net
Noch einfacher ist es an diesem Wochenende, denn die Laju ist auf der Norla mit vielen Aktionen vertreten. Siehe auch Seite 75.
Der Kreis Herzogtum Lauenburg ist auf ganzer Länge von Lübeck bis Lauenburg vom Elbe-Lübeck-Kanal durchzogen. Die gut gepflegten, ausgebauten Wirtschaftswege des Wasser- und Schifffahrtsverbandes bieten eine Möglichkeit, den Kreis fernab vom Straßenverkehr zu erwandern. Genau das machten LandFrauen aus allen neun Ortsvereinen und die Jungen LandFrauen beim Staffellauf im Rahmen der Aktionstage zum 75-jährigen Bestehen des LandFrauenverbandes Schleswig-Holstein.
Die Idee war begeistert aufgenommen worden und so startete am vergangenen Sonnabend an einem erfrischend kühlen Morgen je eine Gruppe ganz im Norden und eine Gruppe ganz im Süden mit dem Staffelholz. Vor ihnen lagen ingesamt zirka 60 km malerischer Weg direkt am Wasser zwischen Lübeck und Lauenburg.
Zum Staffelholz gehörte für jeden der neun Ortsvereine und die Jungen LandFrauen jeweils ein Bollerwagen mit Proviant, der an jeder Etappe von der nächsten Gruppe wieder aufgefüllt und bei den Übergaben gern zum gemeinsamen Picknick genutzt wurde. Während die eine Gruppe walkte, entschieden sich andere für einen Spaziergang mit mehreren Stopps und wieder andere radelten und befestigten den Bollerwagen mit Tüddelband am Rad. Die Teilnehmerinnen hielten über eine eigens eingerichtete WhatsApp-Gruppe Kontakt und konnten sich so sehr gut zeitlich abstimmen. Vor allem aber wurden schon unterwegs motivierende Fotos von der Aktion geteilt. Die Jungen LandFrauen würzten ihre Etappe mit Spielen wie Sackhüpfen und Eierlaufen, was den Spaßfaktor enorm erhöhte. Nach zirka fünf Stunden erreichten die ersten LandFrauenvereine am Nachmittag fröhlich das Ziel, die geografische Mitte in Mölln. Dort wurden die Staffelhölzer an die Organisatorin aus dem Kreisvorstand, Ilona Schütt, übergeben. Die tolle gemeinsame Outdooraktion ließen die LandFrauen mit einem Picknick direkt am Kanal gut gelaunt ausklingen.
Mitunter wurde die Strecke anstrengend, denn bei den Jungen LandFrauen war auch Sackhüpfen angesagt.Frische Blumen im Staffelstab der Jungen LandFrauen
Am 25. August wurden bei der Landeserntepressekonferenz auf Gut Rosenkrantz, Schinkel, Kreis Rendsburg-Eckernförde, vom Landwirtschaftsministerium, dem Bauernverband und der Landwirtschaftskammer die vorläufigen Ergebnisse der diesjährigen Getreide- und Rapsernte vorgestellt. Sie basieren auf den Schätzungen des Statistikamtes Nord.
Die Marktschwankungen, die guten Erträge und hohen Preise standen diesmal im Fokus. Sie ließen die Wetterextremlagen, von denen Schleswig-Holstein im Vergleich zu anderen Bundesländern weitgehend verschont blieb, aber die es auch gab, in den Hintergrund rücken. Sowohl die Getreideernte als auch die Rapsernte konnten trocken eingefahren werden. Die Qualitäten sind überwiegend gut. Die Erzeugerpreise sind deutlich höher als im Vorjahr, das gilt auch für Ökogetreide.
Die Preise sind aber nicht mehr auf dem Rekordniveau wie noch vor einigen Monaten, auch sind die Kosten für Diesel und Dünger sowie andere Betriebsmittel stark gestiegen. Für Vieh haltende Betriebe bedeuten die hohen Getreide- und Rapspreise höhere Futterkosten, insbesondere Schweinebetriebe können schon seit Längerem nicht mehr kostendeckend wirtschaften. Die Aussichten für die Maisernte sind maßgeblich abhängig davon, ob in den nächsten Tagen weiterer Regel fällt, und von der Güte des Standortes. Sowohl Mais als auch Grünland benötigen dringend weiteren Regen. Noch sind aber ausreichend Futtervorräte in Schleswig-Holstein vorhanden. Insgesamt zeichnet sich für die Landwirtinnen und Landwirte, was die Erträge von Getreide und Raps betrifft, ein überdurchschnittliches Anbaujahr ab.
Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) sagte: „Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges und möglicher Nahrungsmittelknappheit bin ich froh, dass wir in Schleswig-Holstein auf eine gute Erntebilanz in diesem Jahr blicken können. Auch wenn sich Schleswig-Holstein aktuell klimatisch als Gunstregion erweist, machen auch unseren Landwirtinnen und Landwirten Wetterextreme wie Starkregen, Hagel und Hitze zu schaffen. Der Klimawandel kommt auf unseren Äckern an. Als Landesregierung wollen wir unsere Landwirtschaft dabei unterstützen, sie fit für die Anpassungen an die Folgen des Klimawandels zu machen. Aus diesem Grund wollen wir ein Kompetenzzentrum für klimaeffiziente Landwirtschaft aufbauen. Dieses soll unter anderem die Landwirtschaft dabei unterstützen, langfristig Treibhausgasemissionen zu reduzieren.“
Schwarz kündigte an, den Dialogprozess in seinem Ministerium weiter vorantreiben zu wollen: „Wir brauchen intelligente Lösungen im Moorschutz, bei den Düngemitteln, bezüglich der hohen Kosten und im Bereich des Pflanzenschutzes.“
Die Erntebilanz fällt positiv aus, sowohl im konventionellen als auch im Ökolandbau. Landwirtschaftsminister Werner Schwarz, Präsidentin der Landwirtschaftskammer Ute Volquardsen, Tilman von Münchhausen und Ernst-Friedemann von Münchhausen, Gut Rosenkrantz, sowie Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes SH (v. r.). Foto: Daniela Rixen
Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer, ließ wissen, dass man bei diesem Kompetenzzentrum gern mitmache. „Die Ernte 2022 ist gut ausgefallen“, sagte sie. „Der Regen kam in der Wachstumsphase immer noch rechtzeitig, und auch die Sonne war in der richtigen Dosierung vorhanden. Kombiniert mit unseren fruchtbaren Böden konnten vielerorts gute Erträge und Qualitäten eingefahren werden. Die Preise sind nach einer turbulenten Marktentwicklung im Frühjahr erfreulich, die Betriebsmittelkostensteigerungen weniger. Größter Unsicherheitsfaktor an den Märkten sind im Moment der Ukraine-Krieg und seine Folgen, Lieferschwierigkeiten, Inflation – angetrieben durch hohe Energiepreise und Lebensmittelpreise – nicht zu vergessen.
Ein weiterer Risikofaktor ist das Wetter. Anbau- und Marktrisiken gilt auf unseren Betrieben daher große Aufmerksamkeit. Die Devise ist hier, nicht alles auf eine Karte zu setzen, sondern das Risiko zu streuen. Dort setzt auch die Beratung der Landwirtschaftskammer an, sowohl im Pflanzenbau als auch betriebswirtschaftlich und in der Vermarktung“, so die Kammerpräsidentin.
Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, sagte: „Die Dünger- und Dieselkosten sind explodiert, die Unsicherheit ist groß, sodass wir schlecht abschätzen können, wie es nun weitergeht. Bei einer Gasknappheit brauchen wir einen Vorrang der Düngemittelproduktion. Wirtschaftsdünger wird noch wertvoller. Über allem aber steht die moralische Verpflichtung, unseren Beitrag zur Welternährung zu leisten. Diese Erkenntnis muss Einfluss haben auf die Agrarpolitik aller Ebenen. Pauschale Reduktionen der Farm-to-Fork-Strategie müssen an die Notsituation angepasst werden. Wir können die Krise bewältigen und setzen dafür auf die Unterstützung der Politik.“
Rotklee: N-Dünger im Bioanbau. Foto: Daniela Rixen
Ernst-Friedemann und Tilman von Münchhausen stellten ihr Unternehmen vor, den Ackerbau und auch den Handels- und Vermarktungsbetrieb mit eigener Mühle und Futtermischwerk bis hin zu einem weiteren Ackerbaubetrieb in Sachsen-Anhalt. Insgesamt zeigten auch sie sich mit der Ernte im ökologischen Landbau zufrieden, allerdings wurde betont, dass Schleswig-Holstein zwar ein Gunststandort sei, es aber dennoch Wetterextreme gegeben habe. Die Sommer würden trockener und heißer, die Winter eher nasser.
Die geernteten Ackerbohnen von Gut Rosenkrantz. Foto: Daniela Rixen
Mit der Ernte der Ackerbohnen zeigte sich Tilman von Münchhausen nicht so zufrieden: „Wenn es im Juli nicht so lange so heiß gewesen wäre, hätten wir mehr geerntet.“ So seien die Bohnen notreif geworden. In anderen Bereichen habe man dagegen auch im Ökolandbau so viel gedroschen wie noch nie und durchweg Speisequalität.
Ernst-Friedemann von Münchhausen erklärte die Besonderheiten seiner ökologischen Fruchtfolge mit Kleegras für die Stickstoffanreicherung im Boden, gefolgt von Dinkel, Hafer, Braugerste/Roggen, Ackerbohnen und Dinkel. Der Betrieb ist bestrebt, nach Getreide wieder eine Kleeuntersaat zu etablieren. „Auf dem Gut Rosenkrantz haben wir uns auf die Produktion von Qualitätsgetreide wie Dinkel, Speisehafer, Brotroggen, Braugerste und Ackerbohnen nach Bioland-Kriterien spezialisiert. Es wird mit Getreidehacke und Striegel eine intensive mechanische Beikrautunterdrückung durchgeführt. Zudem betreiben wir eine Dinkelschälung von eigener, aber auch von Fremdware für die Mühle der Handelsgesellschaft Gut Rosenkrantz in Neumünster.“
Erntestatistik der Kulturen
Nach Angaben des Statistikamtes Nord stand in Schleswig-Holstein Getreide insgesamt in diesem Jahr mit 303.100 ha (ohne Körnermais und CCM) auf einer ähnlich großen Flächewie im vergangenen Jahr, das sind rund 46 % der Ackerfläche. Es wird voraussichtlich eine Erntemenge von rund 2,6 Mio. t Getreide (ohne Körnermais) erwartet, 5 % mehr als im Vorjahr, darunter 1,4 Mio. t Weizen, das sind rund 2 % mehr als im Vorjahr.
Vor dem Herrenhaus Gut Rosenkrantz wartete das Ackertaxi. Damit ging es dann aufs Feld …… vorbei an der für den Ökolandbau typischen Kultur Rotklee, die den so wichtigen Stickstoff für die nachfolgende Kultur wie zum Beispiel Dinkel liefert weiter bis zum Ackerbohnenfeld, wo schon der Mähdrescher dabei war, die letzten Hektare Ackerbohnen zu ernten. Fotos: Daniela Rixen
Winterweizen: Erntemenge konstant
Die Winterweizenerträge liegen mit geschätzt rund 92,2 dt/ha rund 4 % über dem Vorjahresniveau und sogar 5 % über dem langjährigen Durchschnitt (87,7 dt/ ha). Die Anbaufläche ist mit 150.900 ha um 4 % eingeschränkt worden gegenüber dem Vorjahr, hier wurde stattdessen mehr Raps gesät. Winterweizen ist nach wie vor die wichtigste Marktfrucht im Ackerbau hierzulande. Die Erntemenge fiel mit rund 1,39 Mio. t annähernd konstant zum Vorjahr aus. Gegenüber dem langjährigen Durchschnitt war sie 1 % geringer. Die trocken geernteten Qualitäten waren meist überzeugend, teils wurden etwas niedrigere Proteinwerte gemessen. Trocknungskosten fielen meist nicht an. Die aktuellen Preise finden sich auf den Marktseiten. Bei Redaktionsschluss lagen sie zuletzt rund 50 % über dem Vorjahr, wobei gilt, dass mindestens ein Drittel des geernteten Getreides schon zu im Vorwege verhandelten Preisen aus der Ernte heraus verkauft wurde.
Raps: Endlich höhere Erträge
Die Rapsernte in Schleswig-Holstein fällt nach Angaben des Statistikamtes Nord mit 324.500 t deutlich höher aus als im Vorjahr (+43 %). Der langjährige Durchschnitt wird um 21 % überschritten. Grund dafür ist die gestiegene Anbaufläche. Sie ist gegenüber dem rekordniedrigen Vorjahr (62.000 ha) um 20 % auf 74.700 ha gestiegen. Zudem sind diesmal im Schnitt erfreulich gute Erträge beim Raps geerntet worden, im Schnitt 43,4 dt/ ha, das sind 18 % mehr als im Vorjahr und sogar 23 % mehr als der langjährige Durchschnitt. Auch die Ölgehalte sind sehr gut. Die Gründe dafür liegen vermutlich in sehr guten Wachstumsbedingungen, kaum Stress für die Pflanzen vor allem in der Schotenbildungs- und Füllphase.
Nach vielen schwächeren Rapsjahren macht dieses Ertragsergebnis auch betriebswirtschaftlich wieder Spaß. Raps ist mittlerweile wieder die zweitwichtigste Marktfrucht im Ackerbau nach Winterweizen in Schleswig-Holstein. Aktuell läuft die Rapsaussaat. Es ist zu erwarten, dass auch aufgrund der hohen Preise der Rapsanbau 2022/23 weiter ausgedehnt werden könnte. Die Erzeugerpreise lagen zuletzt deutlich unter dem Preishoch vom Mai ungefähr auf Vorjahresniveau, was immer noch 75 % höher als 2020 liegt.
Gerste brachte mehr als im Vorjahr
Wintergerste konnte in diesem Jahr die Winterweizenerträge sogar noch toppen. Die Qualität der Körner war gut. Mit 93,1 dt/ ha im Durchschnitt (Winterweizen 92,2 dt/ ha) brachte sie 10 % mehr Ertrag als im Vorjahr und 12 % mehr als der langjährige Durchschnitt, so die Schätzung des Statistikamtes Nord.
Die Erntemenge liegt im Zusammenhang mit der Anbaufläche, die sich auf 68.200 ha um 1 % verringert hat, bei rund 634.400 t, das sind rund 10 % mehr als im Vorjahr. Gerste kostete zuletzt 24 bis 26 €/ dt (Vorjahr 20 €/dt).
Weniger Roggen, mehr Triticale
Roggen verzeichnet laut Schätzung Erträge von 75,5 dt/ha, das sind 3 % mehr als im Vorjahr in Schleswig-Holstein. Triticale legte mit 81,3 dt/ha ertraglich ebenfalls im Mittel zu, und zwar um 2 %. Roggen stand dieses Jahr auf rund 34.300 ha (–8 %) und Triticale auf 9.300 ha (+14 %). Das Statistikamt Nord schätzt eine Erntemenge bei Roggen von rund 259.000 t (–4 % wegen Flächenrückgang) und bei Triticale von 75.500 t (+16 %). Die Brotroggenpreise liegen ebenfalls über dem Vorjahresniveau. Triticale und Roggen kosten rund 25 €/dt.
Mehr Hafer geerntet, weniger angebaut
Gegenüber dem Vorjahr wurden rund 2 % weniger Hafer angebaut (18.600 ha). Als Gesundungsfrucht in der Fruchtfolge und ökonomisch ist er für die Betriebe interessant. Im Ökolandbau spielt er sogar noch eine bedeutendere Rolle.
Der Haferertrag wird landesweit im Schnitt auf 67 dt/ha geschätzt (5 % mehr als 2021). Die Hafererntemenge liegt schätzungsweise bei 124.800 t, das sind 3 % mehr als im Vorjahr.
Sommerungen im Überblick
Sommergerste wurde auf einer Fläche von 13.700 ha angebaut, der Anbauumfang ist damit rund 6 % höher als der langjährige Durchschnitt. Sommerweizen stand auf rund 7.600 ha. Die Sommergerstenerträge werden mit 65 dt/ha rund 29 % beziehungsweise mit 72,1 dt/ha bei Sommerweizen 12 % höher geschätzt als im Vorjahr. Die Preise für Sommerweizen und insbesondere Braugerste waren vielfach sehr interessant für die Erzeuger.
Ackerbohnen halten ihren Platz in der Fruchtfolge
Die Ackerbohne konnte 2022 mit rund 11.400 ha gegenüber 9.800 ha 2021 deutlich zulegen. Sie hat ihren festen Platz in den schleswig-holsteinischen Fruchtfolgen behauptet. Auch im Ökolandbau ist sie eine wichtige Eiweißfrucht in der Fruchtfolge beziehungsweise als Tierfutter in der eigenen betrieblichen Verwendung.
Genügend Futter verfügbar?
Futterreserven sind auf vielen Betrieben durch das gute vorige Erntejahr in Schleswig-Holstein, anders als in anderen Bundesländern, noch vorhanden. Zudem waren die ersten beiden Grasschnitte gut, aber vielfach ist der dritte Schnitt aufgrund mangelnden Aufwuchses nicht eingefahren worden. Schnitt drei bis fünf werden je nach Niederschlägen entscheiden, ob genug Futter für den Winter bereitstehen wird oder teuer zugekauft werden muss. Dies hängt jetzt regional von den kommenden Niederschlägen und dem Standort ab.
Stroh zu Futterzwecken und als Einstreu ist in guter Qualität in diesem Jahr vorhanden. Die Forderungen für Stroh sind deutlich gestiegen. Dies ist auf die aktuelle Trockenheit und auf die hohen Preise für Düngemittel zurückzuführen, denn auf dem Acker verbleibendes Stroh besitzt auch einen gewissen Düngewert.
Wie wird die Maisernte?
Es wird nach jetzigem Stand – es hat mittlerweile vielerorts geregnet, muss aber noch mehr regnen – eine durchschnittliche Maisernte erwartet. Die Anbaufläche beläuft sich auf rund 163.800 ha, das sind 8 % weniger Mais als im Vorjahr.
In der Bauernblatt-Ausgabe 36 startet die Reifeprüfung Mais der Landwirtschaftskammer in der Rubrik Kammer kompakt.
Wie war der Vegetationsverlauf?
Die Bestellung der Getreidekulturen erfolgte im vergangenen Herbst unter guten Bedingungen. Früh gesäte Rapsbestände konnten mit ausreichend Blattmasse in den Winter gehen, späte Bestände dagegen schlecht, auch konnten zum Teil große Schäden durch den Rapserdfloh nicht kompensiert werden. Größere Auswinterungsschäden durch Kahlfröste über den Winter gab es nicht. Das Frühjahr war bis Mitte Februar für alle Kulturen sehr förderlich. Kräftige Niederschläge in der zweiten Februarhälfte führten teils zu starken Nässeschäden, und Flächen konnten wochenlang nicht befahren werden. Dennoch gut, dass es so viel geregnet hat in dieser Zeit – so wurden die Grundwasserbestände zunächst wieder aufgefüllt.
Der März war gekennzeichnet durch kalte Nächte und trockene, strahlungsintensive Tage. Für Sommergetreide waren die Aussaatbedingungen ab Mitte März optimal mit ausreichender Bodenfeuchte sowie ebenfalls Mitte April für die Ackerbohnen. Die Trockenheit bis Mitte Mai sorgte auf leichten Standorten für erste Trockenschäden, jedoch glichen die Niederschläge in der zweiten Maihälfte dies aus. Vor allem Mais konnte sich dann etablieren. Im Weizen wurde durch den Regen die Bildung der Nebentriebe gefördert, sodass die Bestände kompensieren konnten. Schleswig-Holstein war im Juni bis auf den südöstlichen Teil des Landes ausreichend mit Niederschlag versorgt. Erst im Juli traten trockene Wetterlagen ein, unterbrochen nur durch lokale Gewitterschauer. Die Ernte verlief reibungslos zu optimalen Bedingungen.
Ebenfalls gute Ernte im Ökolandbau
Die Ergebnisse der Landessortenversuche im Ökolandbau, ausgewertet von der Landwirtschaftskammer, verzeichnen ebenso gute Erträge bei Winterweizen, Wintergerste, Roggen und Triticale – daraus lässt sich schließen, dass auch in der Praxis im Ökobereich eine gute Getreideernte eingefahren werden konnte. Amtliche Zahlen liegen hier nicht vor. Einzelmeldungen wie auf Gut Rosenkrantz sprechen für eine ebenso überdurchschnittliche Getreideernte im Ökolandbau wie im konventionellen Anbau.
Im Ökolandbau sind die Preise stabiler und Kostensteigerungen geringer ausgefallen – Grund dafür ist die geringere Abhängigkeit von den globalen Märkten. Während sich die Preise für konventionelles Getreide am Weltmarkt orientieren, geht es bei Biogetreide mehr um den innerdeutschen Handel. Zuletzt war die Vorzüglichkeit vom Ökoackerbau wegen der leicht gesunkenen konventionellen Preise wieder etwas gestiegen. Einige Ökobetriebe und Verarbeiter spüren allerdings momentan, dass ihre Produkte von den Verbrauchern weniger nachgefragt werden, genauso wie auch bei regionalen Lebensmitteln, da durch die Preissteigerungen viele Verbraucher mehr aufs Geld achten (müssen) – und sich Prioritäten mitunter auch verschoben haben (so wird zum Beispiel am Essen gespart, weniger dagegen beim Urlaub).
Ökoanteil in Schleswig-Holstein
In den vergangenen fünf Jahren (2016 bis 2021) hat sich die ökologisch bewirtschaftete landwirtschaftliche Fläche nach Angaben des damaligen Melund in Schleswig-Holstein im Durchschnitt um rund 4.800 ha jährlich erhöht und ist von 49.641 ha auf 73.771 ha angewachsen. Der Anteil an der gesamten landwirtschaftlichen Fläche stieg von 5,0 % auf 7,5 %. Der bundesweite Wert lag Ende 2021 bei 10,9 %. Die Entwicklung in Schleswig-Holstein liegt im bundesweiten Trend, aber auf niedrigerem Niveau. Von 2016 bis 2021 hat sich die Anzahl der ökologischen landwirtschaftlichen Betriebe im Durchschnitt um 57 pro Jahr erhöht, von 594 auf 880. Der Anteil an der Gesamtzahl der Betriebe stieg von 5,0 % auf 7,3 %. Der bundesweite Wert lag Ende 2021 bei 14,0 %.