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Zahllose Bücher und Videos befassen sich mit dem Thema Ausbildung und Training von Pferden. Doch wie sieht es mit den Reitern aus? Gerade hat die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) drei Lehrfilme mit Fitness-Workouts veröffentlicht. Über die Hintergründe spricht Christina Fercher, Trainingswissenschaftlerin im Olympiastützpunkt Warendorf, im Interview.
Christina Fercher, wie ist es denn generell um die Reiterfitness bestellt?
Christina Fercher: Seit 2015 betreuen wir am Olympiastützpunkt in Warendorf die Reiter, vor allem die Nachwuchsreiter zwischen U18 und U25. Im Rahmen der Leistungsdiagnostik machen wir uns ein genaues Bild, testen wie kräftig und beweglich jemand ist, und erstellen individuelle Trainingsprogramme. Wir wünschen uns natürlich gesunde und leistungsfähige Athleten. Zunehmend müssen wir heute beobachten, dass auch schon bei jungen Leuten beispielsweise Haltungsschwächen auftreten. Unsere Reiter machen da leider keine Ausnahme. Das wirkt sich auch auf das Reiten aus, denn unser Körper ist das Sprachrohr, mit dem wir uns mit dem Pferd verständigen. Wenn jemand aufgrund von körperlichen Dysbalancen falsche Hilfen gibt – wie soll ein Pferd das denn verstehen und richtig machen? Man kennt das: Viele Reiter habe eine „Schokoladenseite“, auf der es besser klappt als auf der anderen. Wir müssen also nicht nur daran arbeiten, unser Pferd geradezurichten, sondern auch uns selbst.
Es geht also um Ausgleichstraining?
Ausgleichstraining ist eher präventiv und soll gezielt einer einseitigen Beanspruchung durch die Hauptsportart entgegenwirken. Reiter haben meistens eine starke Rückenmuskulatur und starke Adduktoren, also die Muskeln an der Oberschenkelinnenseite. Um gesundheitlichen Problemen vorzubeugen, sollte man daher auch Bauchmuskulatur und die Abduktoren – also immer die Muskeln auf der anderen Seite – gezielt trainieren. Die FN-Fitness-Workouts, wie wir sie jetzt zusammengestellt haben, dienen vor allem dazu, über die Kraft und Beweglichkeit athletischer zu werden, um generell die eigene Leistungsfähigkeit zu steigern und gesund zu bleiben.
Wer Pferde hat, weiß, wie zeitaufwendig das oft ist. Das wird oft auch als Grund genannt, warum keine Zeit für das eigene Training bleibt. Warum lohnt es sich dennoch?
Wir wissen, dass alle viel zu tun haben und die Zeit knapp ist. Um fitter zu werden, reichen jedoch auch schon kurze, aber regelmäßige Workouts. Dafür braucht es auch keine Geräte und man muss auch nicht unbedingt ins Fitnessstudio, wenn man dafür keine Zeit hat. Schon kleine, gezielte Übungen wirken sich positiv aus. Dazu gehört, sich die eigene Körperhaltung immer wieder bewusst zu machen, sich zu stabilisieren und bestimmte Muskeln gezielt anzuspannen und loszulassen. Je automatisierter solche Abläufe sind, desto leichter lassen sie sich auch im Sattel abrufen. Die Belohnung für den kleinen Aufwand ist nicht nur mehr Sicherheit. Als fitter Reiter kann ich mein sportliches Potenzial noch besser ausschöpfen und tue vor allem auch meinem Pferd etwas Gutes.
Wie verbreitet ist solches Athletiktraining denn schon im Pferdesport?
Generell hinkt der Pferdesport etwas hinterher, wenn es um sportwissenschaftliche Methoden geht, aber die seit einigen Jahren eingeführte Leistungsdiagnostik zeigt bereits Erfolge. Bestes Beispiel für eine fitte Reiterin ist Olympiasiegerin Julia Krajewski, die schon seit Jahren aktiv an sich arbeitet und den Nutzen auch schon vielen ihrer Nachwuchsreiter vermitteln konnte.
Fitness-Workouts für den sicheren Sitz
Die Trainingswissenschaftler Matthias Warnck und Christina Fercher vom Olympiastützpunkt in Warendorf haben Fitness-Workouts konzipiert. Sie eignen sich für alle Reiter, die an sich arbeiten und sich verbessern möchten. Zu finden sind die Videos unter: www.pferd-aktuell.de/reiterfitness
Nur ein trainierter Reiter mit einem guten Körperbewusstsein kann optimal auf sein Pferd einwirken und es in jeder Situation angemessen unterstützen. Foto: FN/Tina Keller
Im Zentrum Schleswig-Holsteins, in dem Ort Nortorf, befindet sich ein Landschaftspark, in dem im öffentlichen Außenraum Werke zeitgenössischer Künstler unterschiedlicher Stilrichtungen zu besichtigen sind. Neben diesem Skulpturenpark gibt es nicht weit entfernt in Warder den Steinpark mit Kunstwerken von Ben Siebenrock. Die Anlage kann im Zusammenhang mit Führungen besucht werden.
Die 5 m hohe Großskulptur „Lichtblick“ von Ben Siebenrock im Steinpark Warder Foto: Bernd Perlbach
Nortorf liegt in der Mitte Schleswig-Holsteins. Und das ist wörtlich zu nehmen, denn der vom Landesvermessungsamt exakt errechnete geografische Mittelpunkt des Landes befindet sich im Nortorfer Ortsteil Thienbüttel, an der Straße von Nortorf nach Brammer.
Die Idee und Entwicklung der 1953 bis 1956 als Stadtpark östlich des Zentrums angelegten Grünanlage geht auf den Nortorfer Gärtner Erwin Rumpf zurück, an den im Park eine kleine Sitzgruppe erinnert. An den damals noch weitgehend von Wiesen und Feldern umgebenen Park rückte im Laufe der Jahre die Bebauung immer näher heran, sodass man die Grünanlage heute als innerstädtische Parkanlage betrachten kann.
Seit 1987 mit der Aufstellung der ersten Skulpturen wird der Stadtpark auch als Skulpturenpark bezeichnet. Diese Parkbereicherung mit Kunstwerken geht auf die Initiative des Nortorfer Politikers und Kunstkenners Kurt Hamer zurück, dem die Idee hierzu während eines Urlaubs in Dänemark kam, als er Kunstmuseen besichtigte, die auch einen Skulpturenpark besaßen. Auf Rasenflächen und in Heckennischen wurden die Kunstwerke dänischer Künstlerinnen und Künstler präsentiert. „Da lag die Überlegung nahe: Könnte man nicht Werke schleswig-holsteinischer Bildhauerinnen und Bildhauer im Nortorfer Landschaftspark präsentieren?“, erinnerte sich Hamer. Es begann mit zunächst elf aufgestellten Skulpturen, heute sind es 22 von 21 Künstlern, die im Nortorfer Park gezeigt werden. Gelegentlich werden Exponate aus unterschiedlichen Gründen entfernt oder es werden auch neue Werke ergänzt.
Der Skulpturenpark Nortorf ist ein Landschaftspark mit ausgestellten Kunstwerken.
Die Skulpturen des Parks
Nahe dem westlichen Eingang des Skulpturenparks steht das Kunstwerk „Kopf“.
Aus Richtung der Nortorfer Innenstadt gelangt man über den Eingang Parkstraße in den Skulpturenpark, wo den Besucher sogleich die erste Skulptur anblickt: Der „Kopf“ des in Delmenhorst geborenen Künstlers Klaus Kützemeier zeigt in rotem glatt polierten Granit keine bestimmte Person, sondern einen idealisierten Kopf auf einem Sockel. Weitere figürliche Skulpturen im hinteren Teil des Parks sind beispielsweise „Stehende mit erhobenen Armen“ des Hamburger Bildhauers Hans Martin Ruwoldt, eine bronzene Frauen-Skulptur, die mit beiden Armen aufrecht ihr langes Haar hält, „Sitzende“ von Jutta Reichelt, eine torsoartige bronzene Frauenfigur mit üppigen, formalisierten und überzeichneten weiblichen Formen, oder „Weiblicher Torso“ von dem Hamburger Jörg Plickat mit einer sehr vereinfachten weiblichen Figur aus schwedischen Granit. Nur eine aus Eichenholz gefertigte, in die Luft ragende linke Hand zeigt „Griff“ von dem in Bokel lebenden Künstler Thomas Jaspert, wobei unklar bleibt, ob es eine Hilfe suchende, grüßende oder greifende Hand ist.
Der sitzende „Ikarus“ aus Aluminiumguss ist eine der bekanntesten Skulpturen des Parks.
Auch Tiermotive sind vertreten. Neben dem „Sich leckenden Gepard“, ebenfalls von Ruwoldt, der damit als einziger Künstler mit zwei Werken im Skulpturenpark vertreten ist, einem aufrecht sitzenden, schlanken und eine gewisse Ruhe ausstrahlenden Raubtier, findet man den „Vogel“ von dem Flensburger Ulrich Beier, der einen sitzenden Vogel aus Bronze mit extrem vereinfachten Formen konstruiert hat.
Eines der auffälligsten und oft im Zusammenhang mit dem Skulpturenpark fotografierten Kunstwerke ist der „Ikarus“ des aus Uetersen stammenden Künstlers Hermann Stehr. Bei sonnigem Wetter glitzert und funkelt die aus Aluminiumguss gefertigte, sitzende, behelmte Figur bereits aus der Ferne. Etwas niedergeschlagen scheint der aus der griechischen Mythologie bekannte Ikarus mit dem zerbrochenen Flügel auf dem Schoß.
Eine ganze Reihe der Skulpturen ist aus Natursteinen oder bearbeiteten Steinblöcken gestaltet, wie die „Annäherung“ von Bernd-Dietrich Stolte, bei der ein Marmorpfeiler an einen Marmorblock angelehnt ist, die allerdings durch eine Metallkappe getrennt sind. „Großes Oberes Fragment“ von Tom Müller ist eine mächtige Gneisplatte mit spiegelnder Oberfläche auf der Unterseite, oder das „Wegkreuz“, der Husumer Künstlerin Anke Bunt, deren Gesteinsquader aus Anröchter Dolomit an einer Kreuzung im Skulpturenpark liegen und Kreuzwege des Lebens darstellen. Einen kleinen Bogen in der Landschaft zeigen die „Neun Kreissegmente“ aus Granit von Dieter Kosswig, während der tschechische Künstler Jan Koblassa „Fünf Arbeitstage“ mit seinen fünf in Reihe angeordneten Granitfindlingen zum Thema hat. Ursprünglich waren diese noch je mit einer Stahlantenne und einem kleinen, daran befestigten Steinstück ausgestattet. Wie die bekannten Menhire in der Bretagne stehen die aus schwedischem Diabas bestehenden, größer werdenden Steine, deren größte am Ende ein Tor bilden, auf der Rasenfläche in Nortorf. Mit Bezug auf die germanische Göttin des Totenreiches Hel nannte die Hamburgerin Susann Walke ihr Kunstwerk „Helweg“. Die „Lebenssäule“ aus Anröchter Dolomit des in Mölln geborenen Künstlers Ulrich Lindow zeigt mit ihren sieben Einkerbungen, die den sieben Wochentagen entsprechen, und weiteren Abnutzungen Lebensläufe der Menschen, aber auch generelle Abnutzungen und Vergänglichkeiten in der Zeit.
Der aus Stahl konstruierte abgeknickte „Halm“ des Kielers Uwe Gripp hat das Werden und Vergehen zum Thema und zeigt einen zerstörten Grashalm, der eigentlich das Sinnbild elastischer Stabilität ist. Weitere zu entdeckende Skulpturen sind die „Landschaft“ von Uwe Appold, „Viereck und Viereck“ von Hans-Dieter Schrader, die „Stele“ von Manfred Sihle-Wissel, die „Bodenskulptur“ von Hans Otto Lehnert und „Drei Bögen“ von Karl August Ohrt.
Die Bronzeskulptur „Phönix“ von dem aus Gnutz, wenige Kilometer von Nortorf, stammenden Heinrich Rohwedder stiftete Erwin Rumpf zu seinem 90. Geburtstag am 21. September 2006. Er war der eingangs erwähnte Gründer und Entwickler des Stadtparks in Nortorf. Der Phönix steht für die Auferstehung und die Verwandlung in eine neue Form. Rohwedder zeigt eine gedrungene, kompakte Mittelform mit zwei flügelartigen Ansätzen. Vielleicht stellt sie die gerade stattfindende Verwandlung in eine neue Form dar?

Idee und Bauausführung des Stadtparks in Nortorf gehen auf Erwin Rumpf zurück. Eine kleine Sitzgruppe erinnert an ihn.
Die meisten der in Nortorf präsentierten Exponate stammen aus den 1980er und -90er Jahren, einige aus den Jahrzehnten davor, wobei das älteste aus dem Jahre 1932 von Hans Martin Ruwoldt („Stehende mit erhobenen Armen“) ist. Bei der Suche nach einem geeigneten Standort im Park wurden die Künstler in der Regel beteiligt, sodass man davon ausgehen kann, dass die Standplätze der Skulpturen wohlüberlegt sind. Hierbei spielen auch die Wegführungen und die flankierenden Beete sowie Baum- und Strauchgruppen eine Rolle. Neben den Rasenfreiflächen gibt es in dem 18.000 m² großen Park einige gesetzte Gehölzgruppen und Baumsolitäre von Eichen, Birken, Kiefern, Fichten, Platanen, Rosskastanien und Lärchen. Einige, wie Silberahorn, Rotblättriger Spitzahorn, Roteiche, Ginkgo, Blutbuche und andere stammen aus neuerer Zeit.
Im Westen schließt sich ein Waldareal an die Parkfreifläche mit den Skulpturen an, wo neben einem Teich, einem Spielplatz und Sportanlagen auch einige interessante Sträucher und Bäume wie Mahonie, Ilex, Spierstrauch, Pfaffenhüttchen, Erlen, Rotbuchen, Vogelkirschen, Fichten und Weißtannen den Weg säumen. Daran schließt sich die Niederung der Bellerbek an, durch die man bis zum Borgdorfer See wandern kann.
Der Steinpark Warder
Etwa 10 min Autofahrt von Nortorf in Richtung Norden entfernt befindet sich in dem Ort Warder nahe der Autobahn A 7 der Steinpark Warder. Hier lassen sich seit 2009 auf Gut Seehof am Wardersee Steinskulpturen des 2018 verstorbenen Künstlers Ben Siebenrock besichtigen. Aktuell ist das Areal, das sich auf dem Gelände der Kiesabbaufirma Glindemann befindet, für den Publikumsverkehr geschlossen. Zu einigen Terminen und nach Absprache für Gruppen werden allerdings öffentliche Führungen von der Künstlerin und langjährigen Begleiterin von Ben Siebenrock, Britta Hansen, im Steinpark Warder angeboten.
Am Rande des großen Kiesabbaugebietes liegt die sogenannte Open-Air-Galerie der Firma Glindemann, mit der Ben Siebenrock seit 1996 zusammengearbeitet hat. Hier solle gezeigt werden, so Lars Glindemann, der Sohn des Firmengründers, dass „aus den Abbauprodukten einer Kiesgrube nicht nur Beton und Straßen entstehen können, sondern auch Kunst“. Siebenrock beschäftigte sich seit 1985 mit Findlingen als Bildhauermaterial, das die Eiszeiten in Schleswig-Holstein in großer Menge quasi vor die Haustür transportiert haben.
Ein aufrecht sitzendes, friedliches Raubtier: „Sich leckender Gepard“
Fotos (7): Hans-Dieter ReinkeDie Skulptur „Phönix“ wurde von dem Entwickler des Parks, Erwin Rumpf, gestiftet.
In der parkähnlichen Grünanlage des Steinparks sind rund 30 teils monumentale Kunstwerke ausgestellt, so beispielsweise der 5,5 m hohe „Lichtblick“, der als Grundstein des Parks im Jahre 2008 gelten kann, verschiedene Skulpturen aus dem Themenblock mit Handabrücken, der Granitfindling „Balou“, der „Urfaust“ oder die „Turbowachteln“. Von Ben Siebenrock gibt es in Schleswig-Holstein insgesamt um die 30 weitere Kunstwerke, die im öffentlichen Raum gezeigt werden.
In Warder können natur- und landwirtschaftlich Interessierte nach dem Kunstgenus der Arche Warder, einem Schutzzentrum gefährdeter und seltener Haus- und Nutztierrassen, einen Besuch abstatten. Vom Angler Sattelschwein bis zum Zwergesel sind etwa 80 unterschiedliche Rassen zu bestaunen. Einkehren kann man im Restaurant Farmküche zu saisonalen und regionalen Spezialitäten.
In Nortorf können sich Musikfreunde im Deutschen Schallplattenmuseum mit der Geschichte der Schelllack- und Vinylscheiben befassen. Es befindet sich im Kesselhaus der ehemaligen Schallplattenfabrik Teldec. Das Schallplattenarchiv des NDR Hamburg und Kiel ist ebenfalls in dem Museum untergebracht.
Die Ampel-Koalition hat sich nach monatelangen Verhandlungen in Teilen über den Umbau der Tierhaltung geeinigt. Die Verständigung umfasst die Tierhaltungskennzeichnung, die Änderung des Baurechts sowie das weitere Vorgehen beim Immissionsschutzrecht. Die Frage der Finanzierung ist allerdings immer noch nicht geklärt.
Bei der Haltungskennzeichnung entspricht der Kompromiss dem geänderten Gesetzentwurf, den das Bundeslandwirtschaftsministerium bereits zur Notifizierung nach Brüssel übermittelt hat und der in der Branche auf breite Ablehnung gestoßen ist.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) begrüßte das Einvernehmen. Er bot der Union an, in den anstehenden Gesetzgebungsverfahren mit der Koalition zusammenzuarbeiten. Der Umbau der Tierhaltung könne nur parteiübergreifend gelingen.
Dagegen ist es den Vertretern der Ampel-Koalition bei den geplanten baurechtlichen Neuregelungen offenbar gelungen, wesentliche Kritikpunkte am Regierungsentwurf zur Änderung des Baugesetzbuchs auszuräumen. Verkündet wurde die weitgehende Verständigung am vergangenen Freitag, 31. März von den stellvertretenden Vorsitzenden der Koalitionsfraktionen von SPD, Grünen und FDP, Dr. Matthias Miersch, Julia Verlinden und Carina Konrad. Offenbar hatten sich die agrarpolitischen Sprecher Susanne Mittag (SPD), Renate Künast (Grüne) und Dr. Gero Hocker (FDP) bei den Verhandlungen verhakt, dass die Stellvertreter übernommen haben. So ist durchgedrungen, dass sowohl SPD wie Grüne gegenüber der FDP Zugeständnisse gemacht haben. Zu den Ergebnissen zählt, sodass die Bestimmungen für die Haltungsstufe „Stall plus Platz“ gelockert wurden und 12,5 % mehr Platz vorsehen, anstelle von 20 % wie im ursprünglichen Entwurf.
Ersatzneubau an anderer Stelle möglich
Das Thema Bestandsverringerung sei ebenfalls vom Tisch, wenn ein Tierhalter eine höhere Tierhaltungsstufe erreichen wolle, hieß es zu der Vereinbarung im Baurecht. Man habe auch erreicht, dass ein Ersatzneubau an anderer Stelle ermöglicht werde, sodass Landwirte ihre Produktion ununterbrochen fortsetzen könnten, so die FDP. Bislang sollte ein Ersatzbau an gleicher Stelle wie der bestehende Stall errichtet werden müssen. Eine moderate Vergrößerung sowie die Schaffung eines Auslaufs sollen möglich sein.
Schließlich ist man übereingekommen, dass höhere Haltungsstufen zusätzlich im Baugesetzbuch privilegiert werden. „Wir reprivilegieren alle Ställe, die nicht ausreichend Fläche hatten und einen neuen Bebauungsplan bräuchten, wenn in dem Zuge Außenklimaställe gebaut werden, die den Tieren mehr Licht, Luft und Platz bieten, wenn sie einen Auslauf anbauen oder auf Bio umstellen“, erklärte dazu die baupolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Christina-Johanne Schröder. Die Baugesetzbuchnovelle beziehe sich auf das Tierhaltungskennzeichnungsgesetz und werde entsprechend perspektivisch für immer mehr Tierarten gelten.
Über Immissionsschutz spricht die Sonder-AMK
Keine Einigung wurde offenbar über die von der FDP geforderte Verankerung einer Privilegierung im Bundesimmissionsschutzgesetz erzielt. Dem Vernehmen nach hat sich das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) in diesem Punkt nicht gegenüber dem Umweltressort durchsetzen können. Eine solche Regelung soll nun durch Beschlüsse bei der geplanten Sonder-Agrarministerkonferenz (AMK) und bei der Umweltministerkonferenz (UMK) in die Technische Anleitung zur Reinhaltung der Luft (TA-Luft) aufgenommen werden. Dadurch soll erreicht werden, dass ein Stall mit deutlich verringertem Bürokratie- und Genehmigungsaufwand umgebaut werden kann, wenn ein Betrieb sich in eine höhere Haltungskategorie eingruppieren lassen möchte und dafür ein Umbau erforderlich ist. In diesem Fall soll es auch zulässig sein, höhere als ursprünglich zulässige Immissionen zu verursachen, beispielsweise durch die Schaffung eines Auslaufs.
„Stall plus Platz“ mit weniger Platz
Bei der geplanten verbindlichen Tierhaltungskennzeichnung soll es nach wie vor keine Kennzeichnungspflicht für ausländische Ware geben. Zudem soll die Ferkelerzeugung zunächst nicht einbezogen werden. Wichtige Absatzwege für das Fleisch wie etwa die Gastronomie und die Fleischverarbeitung bleiben auch im überarbeiteten Gesetzentwurf außen vor. Vorgesehen ist, dass die Haltungsstufe „Auslauf/Freiland“ in „Auslauf/Weide“ umbenannt wird.
Geändert wurden die Kriterien in der Haltungsstufe „Stall plus Platz“. Statt 20 % mehr Platz sind nun 12,5 % vorgegeben. Zusätzlich wird in dieser Haltungsstufe die Bereitstellung von Raufutter vorgeschrieben.
Bei Mischpartien aus den ersten vier Haltungsstufen soll nun doch eine Herabstufung möglich sein. Weiterhin soll eine Mischpartie nur noch mit einer Hauptstufe gekennzeichnet werden, wenn mehr als 80 % aus einer Haltungsstufe kommen und der Rest aus den jeweils darüberliegenden Stufen. Einzelne Prozentangaben sollen nicht mehr gemacht werden müssen. Sind diese Bedingungen nicht gegeben, soll es bei der Anteilsangabe der einzelnen Stufen bleiben. An verschiedenen Stellen wurden Präzisierungen eingebracht, etwa bei den Dokumentationspflichten.
„Mit dem vorliegenden Tierhaltungskennzeichnungsgesetz gelingt der Koalition der Durchbruch für mehr Transparenz, fairen Wettbewerb und mehr Tierwohl“, erklärte SPD-Fraktionsvize Miersch. Die Tierhaltungskennzeichnung für Mastschweine sei „ein erster wichtiger Schritt auf dem Weg hin zu mehr Tierwohl“. Jetzt komme es darauf an, für den Umbau der Tierhaltung eine verlässliche Finanzierung zu sichern.
Marktwirtschaftliche Weiterentwicklung
Die stellvertretende FDP-Fraktionschefin Konrad sieht in den Änderungen am Regierungsentwurf zum Tierhaltungskennzeichnungsgesetz „den Grundstein für die marktwirtschaftliche Weiterentwicklung der Tierhaltung“. Gleichzeitig schaffe man Transparenz für selbstbestimmte Kaufentscheidungen. Laut Konrad orientiert sich das Kennzeichen an schon bestehenden privatwirtschaftlichen Labeln. „Die Agrar- und Umweltminister der Länder werden anhand dieses Rahmens verlässliche Wege aufzeigen, immissionsschutzrechtliche Erleichterungen auf den Weg zu bringen“, versicherte die FDP-Politikerin.
Für die Grünen nannte deren stellvertretende Fraktionsvorsitzende Verlinden die verpflichtende Tierhaltungskennzeichnung „einen großen Erfolg und starken Anfang für die Ampel“. Perspektivisch werde dieser Fortschritt vollständige Transparenz bei den tierischen Erzeugnissen bieten. Die Kennzeichnung sei Teil einer Gesamtstrategie des Umbaus zu einer tier- und klimagerechten, zukunftsfähigen Tierhaltung.
„Wir stellen die Tierhaltung in Deutschland zukunftsfest auf und der dringend notwendige Umbau startet jetzt“, betonte Özdemir. Der Grünen-Politiker appellierte an die Opposition, sich in den Umbau der Tierhaltung einzubringen: „Höfe, Tiere und Klima brauchen jetzt Zusammenarbeit statt Parteipolitik.“age
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Völlig offen war in der Woche vor Ostern weiterhin, wann sich die Arbeitsgruppe der Ampel-Fraktionen auf die Finanzierung einigen wird. Medienberichten zufolge, soll sich die Arbeitsgruppe darin einig sein, dass keine Variante, die die Borchert-Kommission aufgezeigt hat, umsetzbar sei. Das Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung, die sogenannte Borchert-Kommission, hatte Zukunftsperspektiven für die Tierhaltung bis 2040 in Deutschland entwickelt und unter anderem eine Sonderabgabe, höhere Mehrwertsteuer oder Haushaltsmittel empfohlen, um die Finanzierung langfristig sicherzustellen.
Der Finanzbedarf wurde im Abschlussbericht 2020 auf 4 Mrd. € jährlich veranschlagt. Nach bisherigen Beschlüssen bekommt Agrarminister Özdemir bis 2026 rund 1 Mrd. € aus dem Bundeshaushalt, um den Umbau der Tierhaltung anzuschieben. Laut Özdemir soll das Geld für die ersten Jahre ausreichen.
Aus SPD-Kreisen verlautete, der geänderte Entwurf zum Tierhaltungskennzeichen solle am 19. April im Agrarausschuss behandelt werden.bb
Viele Landwirte haben zunehmend den Eindruck es interessiert keine Sau, was mit der Tierhaltung passiert. Foto: agrar-press
Kritik von allen Seiten
Die seit Monaten andauernden und immer noch nur teilweise abgeschlossenen Verhandlungen innerhalb der Koalition haben in der Agrarbranche für großen Unmut und wachsende Zweifel am Umbau der Tierhaltung gesorgt.
DBV: Die Zeit drängt angesichts der Betriebsaufgaben
Der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Bernhard Krüsken, sprach von einer großen Gefahr, „dass dieses zentrale Vorhaben der Ampel-Koalition im Agrarbereich scheitert“. „Ohne ein überzeugendes Gesamtkonzept werden sich die Betriebe nicht auf eine Neuausrichtung der Tierhaltung einlassen“, warnte er. Angesichts der steigenden Zahl von Betriebsaufgaben dränge die Zeit. Krüsken zeigte sich verärgert, dass der geänderte Entwurf zur neuerlichen Notifizierung der Tierhaltungskennzeichnungsgesetzes nach Brüssel übermittelt wurde, ohne zuvor die Verbände erneut einzubeziehen.
ISN: Ignoranz gegenüber Einwänden der Verbände
Der Geschäftsführer der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN), Dr. Torsten Staack, sprach von Ignoranz gegenüber den Einwänden von Verbänden und Ländern. Der Bundesverband Rind und Schwein (BRS) monierte, dass die Verbände nur unzureichend in die Arbeit einbezogen würden. Für Verbandsgeschäftsführerin Dr. Nora Hammer ist nicht nachvollziehbar, dass die Haltungskennzeichnung weiterhin lediglich für 20 % des Fleisches gelten solle.
Tierschutzbund: Taktisches Spielfeld der Koalitionäre
Die Korrektur des Platzangebots Haltungsstufe „Stall plus Platz“ rief Tierschützer auf den Plan. Der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder, bezeichnete die Änderung als Skandal. Schon die 20 % seien wissenschaftlich nicht begründbar gewesen, und die 12,5 % seien es noch weniger. Aus seiner Sicht ist der Tierschutz zu einem taktischen Spielfeld der Koalitionäre geworden.
Provieh: Haltungskennzeichnung ist ungeeignet
Für Provieh ist die gesetzlich verpflichtende Haltungskennzeichnung in der geplanten Form als Orientierungsgrundlage beim Einkauf und als Anreiz für den Umbau von Tierhaltung „gänzlich ungeeignet“. Zwingend notwendig seien Anpassungen der Haltungsformen, Kriterien und Bezeichnungen. Das jetzt geplante, zusätzliche Platzangebot der Haltungsstufe „Stall plus Platz“ sei völlig unzureichend, die Haltungsform „Frischluftstall“ sei verschlechtert worden. Bislang wurde für jede Bucht eine geöffnete Stallseite gefordert, mit denen die Tiere einen echten Zugang zum Außenklima hätten, jetzt soll im Frischluftstall lediglich Außenklimaeinfluss im Stall herrschen.
Bundestagsernährungsausschusses: Sehr Ungerecht
Hermann Färber (CDU), Vorsitzender des Bundesernährungsausschusses, irritiert der Umgang mit den Empfehlungen der Borchert-Kommission, die auch von der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) mitgetragen wurden. Wenn der Gesetzgeber diese ablehne, müsse er einen „tragfähigen Gegenvorschlag“ vorlegen, der dem komplexen Thema und den vielen Stakeholdern gerecht werde.age
Der Markt für Fleisch- und Milchalternativen auf Pflanzenbasis wächst weiter stark. Im Jahr 2022 ist der Umsatz mit derartigen Produkten in Deutschland um 11 % auf 1,91 Mrd. € gewachsen, heißt es in einer vom Good Food Institute Europe veröffentlichten Untersuchung.
Der Umsatz mit Fleischersatzprodukten auf pflanzlicher Basis ist im Jahr 2022 auf rund 2 Mrd. € angestiegen, was 6 % des gesamten Marktes für vorverpacktes Fleisch entspricht. Das berichtet die Nichtregierungsorganisation (NGO) Good Food Institute Europe (GFI Europe), die Daten des Marktforschungsunternehmends NielsenIQ analysierte. Die analysierten Länder waren Österreich, Belgien, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Italien, die Niederlande, Polen, Portugal, Rumänien, Spanien, Schweden und das Vereinigte Königreich. Der Bericht zeigt, dass der Absatz von Fleischersatzprodukten auf pflanzlicher Basis von 2020 bis 2022 um 21 % gestiegen ist, während der Absatz von konventionellem Fleisch im gleichen Zeitraum um 8 % zurückgegangen ist.
Der Wert der Verkäufe von Fleisch auf pflanzlicher Basis stieg im vergangenen Jahr um 3 %, das bedeutete eine Verlangsamung der Wachstumsrate nach einem starken Jahr 2021, als der Umsatz um 16 % auf 1,96 Mrd. € stieg.
Milchersatzprodukte sind weit entwickelte Kategorie
Dem Bericht zufolge sind Milchersatzprodukte auf pflanzlicher Basis die am weitesten entwickelte Kategorie, die jetzt 11 % des gesamten Milchmarkts ausmacht, wobei der Umsatz zwischen 2020 und 2022 um 19 % gewachsen ist – fast doppelt so stark wie bei herkömmlicher Milch – und im vergangenen Jahr 2,21 Mrd. € erreichte.
Während der Absatz pflanzlicher Milchersatzprodukte zwischen 2020 und 2022 um 20 % anstieg, ging der Absatz konventioneller Milch im gleichen Zeitraum um 9 % zurück. Diese Kategorie war weniger stark von der Inflation betroffen, da die Preise für pflanzliche Produkte im vergangenen Jahr um 1 % stiegen, während konventionelle Milch 17 % mehr kostete.
Der Umsatz mit pflanzlichen Käseersatzprodukten stieg zwischen 2020 und 2022 in den Ländern, in denen Daten verfügbar waren, um 102 % und erreichte eine Umsatzhöhe von 144 Mio. €. Während der Absatz von Käseersatz auf pflanzlicher Basis in diesem Zeitraum um 153 % anstieg, ging der Absatz von konventionellem Käse um 4 % zurück. Dies war eine weitere Kategorie, die weniger stark von der Inflation betroffen war, wobei die Preise für pflanzenbasierten Käse im vergangenen Jahr um 3 % zurückgingen, während herkömmlicher Käse 12 % mehr kostete.
Der Absatz von pflanzlichen Joghurtersatzprodukten stieg zwischen 2020 und 2022 um 16 %, während der Absatz von konventionellem Joghurt um 4 % zurückging. Der Durchschnittspreis für pflanzlichen Joghurt stieg um 2 %, während die Preise für konventionellen Joghurt im vergangenen Jahr um 10 % stiegen.
Nachfrage nach Ersatz für Meeresfrüchte wächst
Fisch und Meeresfrüchte auf pflanzlicher Basis gehören zu den am wenigsten entwickelten Bereichen im heimischen Lebensmittelhandel. Der Absatz von Meeresfrüchte-Ersatzprodukten auf pflanzlicher Basis stieg in diesem Zeitraum um über 300 %. Obwohl dies die am schnellsten wachsende Kategorie ist, bleibt sie mit einem Umsatz von nur 43 Mio. € im Jahr 2022 die am wenigsten entwickelte – aber der durchschnittliche Preis pro Einheit ist im vergangenen Jahr um 4 % gesunken.
Fortschritte gab es auch in Kategorien wie Sahnersatz auf pflanzlicher Basis, Eiscreme und Fertiggerichte – die Verkaufswerte stiegen von 2020 bis 2022 um 79 %.
„Dass der Markt wächst, liegt vor allem daran, dass Unternehmen mehr pflanzenbasierte Produkte entwickelt und auf den Markt gebracht haben“, so Carlotte Lucas von GFI Europe. Um dieses Wachstum aufrechtzuerhalten, brauche es aber weitere Innovationen, um pflanzliche Produkte zu entwickeln, die den Erwartungen der Verbraucherinnen und Verbraucher in Bezug auf Geschmack, Preis und Verfügbarkeit entsprechen.
Das Good Food Institute Europe ist eine internationale Nichtregierungsorganisation (NGO), die sich für den Aufbau eines nachhaltigen Lebensmittelsystems mit Alternativen zu Fleisch-, Ei-, Milch- und Meeresprodukten auf Pflanzenbasis oder aus Zellkulturen einsetzt. bb
Unterschiedliche Besteuerung in der EU
In Österreich ist pflanzliche Milch mit 20 % doppelt so hoch besteuert wie herkömmliche Milch. In sieben anderen EU-Ländern, darunter Frankreich, Irland und die Niederlande, werden Kuh- und Pflanzenmilch gleich hoch besteuert. In Italien ist der Unterschied am größten mit einem Steuersatz von 4 % auf Kuhmilch und 22 % auf Sojamilch, geht aus dem „ProVeg Plant Milk Report“ hervor. bb
Die Umsetzung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union sieht vor, dass Antragstellende für ihren Antrag von der Verwaltung unterstützt werden sollen, um den individuellen Antrag möglichst gut zur Auszahlung zu bringen. Laut Kieler Landwirtschaftministerium (MLLEV) ist das Ziel, die Antragstellenden rechtzeitig über Auffälligkeiten und Hinweise zum Antrag zu informieren, damit anschließend bis zum 30. September eines Jahres noch sanktionsfrei Änderungen vorgenommen werden können. Hierzu sind Nachweise zu bestimmten Vorgaben zu erbringen.
Um diese Nachweise erbringen zu können, ist in Schleswig-Holstein nun eine innovative Lösung eingeführt: die Verwendung der App „Profil SH“ zur Erstellung von sogenannten geotagged Fotos.
Fotos mit der App erstellen
Der Antragstellende erhält bei der Nutzung dieser App Aufträge von der Verwaltung, bestimmte Flächen oder Orte fotografisch zu dokumentieren. Diese Fotos dienen dann als Nachweis dafür, dass die Vorgaben der GAP erfüllt werden. Sollte der Antragstellende diese Aufträge nicht abarbeiten, muss die Verwaltung davon ausgehen, dass die Vorgaben nicht erfüllt sind. Dies kann zu Kürzungen und Sanktionen der Beihilfe führen.
Die Verwendung der App bietet viele Vorteile für den Antragstellenden. So ist die Erstellung von Fotos per App schneller und einfacher sowie freier planbar als das manuelle Ausfüllen von Formularen. Die Übertragung der Bilder an die Verwaltung erfolgt automatisch und fehlerfrei, was die Bearbeitung der Anträge beschleunigt. Zusätzlich werden Kontrollen vor Ort für diese Nachweise nicht mehr erforderlich. Damit entfällt das mitunter zeitaufwendige Begleiten einer Vor-Ort-Kontrolle.
Die Verwendung der App ist laut MLLEV eine moderne und effiziente Methode, um die Vorgaben der GAP zu erfüllen und um sicherzustellen, dass die Beihilfe nicht gekürzt oder sanktioniert wird.
Mit der App Profil SH können geotagged Fotos erstellt werden. Dies bedeutet, dass jedes Foto automatisch mit Informationen über den Aufnahmestandort und die Uhrzeit versehen wird. Dies ermöglicht es der Verwaltung, die Korrektheit der Angaben im Antrag zu überprüfen und eventuelle Fehler schneller zu erkennen. Sollten Fehler erkannt werden, dann bekommt der Antragstellende eine Mitteilung zu dieser Feststellung. Der Antrag kann durch diese Mitteilungen korrigiert oder angepasst werden, sodass eine Sanktionierung nicht mehr angerechnet wird.
Die App kann zeitlich flexibel eingesetzt und Fotos können von mehreren Flächen direkt nacheinander erstellt werden. So können beispielsweise bei einem Rundgang durch die Felder Fotos von den betroffenen Flächen aufgenommen und diese dann als Gesamtpaket an die Verwaltung übertragen werden. Es können sogar schon Bilder direkt beim Mähen oder Mulchen von Grünland oder Brachen erstellt werden. Grade die Fragen nach der landwirtschaftlichen Tätigkeit oder der Mindesttätigkeit werden tendenziell häufiger gestellt werden, sodass ein Vorhalten dieser Bilder vorteilhaft ist. Das spart Zeit und Anstrengungen und sichert den Antrag ab.
Bilder von Flächen
Sollte kein Smartphone vorhanden sein, sollte eine dritte Person beauftragt werden, regelmäßig die App zu öffnen und mögliche neue Aufträge abzurufen. Ob neue Aufträge vorliegen, kann über die Aktualisierung der Aufgaben geprüft werden. Grundsätzlich ist es auch möglich, dass sich mehrere Nutzer die Aufträge zu einem Antragstellenden aufrufen und Bilder zu einem Auftrag aufnehmen – diese Funktion wird erst zum Start der Auftragserteilung nutzbar sein. Sobald ein Auftrag als eingereicht gekennzeichnet ist, ist das Einreichen weiterer Bilder zu dem Auftrag nicht mehr möglich. Mit der App sollen auch Bilder ohne einen Auftrag erstellt werden, um beispielsweise die für die Öko-Regelung 5 geforderten Nachweise von Kennarten zu dokumentieren.
Bei der Aufnahme von Bildern ohne konkreten Auftrag sollte die aktive Abmeldung aus der App vermieden werden. Dies kann je nach installierter App-Version dazu führen, dass alle nicht eingereichten Bilder gelöscht werden. Bei der Abmeldung erscheint ein entsprechender Hinweis. Es empfiehlt sich, die App immer auf dem aktuellen Stand zu halten, beispielsweise durch die Nutzung von automatischen Updates in den jeweiligen Appstores. Gleiches gilt, falls das Endgerät defekt ist und durch ein anderes Gerät ersetzt werden muss. Die App selbst kann zwar wieder installiert werden, jedoch sind die bis dahin gesicherten, aber nicht eingereichten Bilder nicht wiederherstellbar. Bei der App werden die Bilder in einer gesicherten Umgebung gespeichert. Die Verwendung von Bildern aus der eigenen Galerie ist daher nicht möglich. Bei aktiv veränderten Bilddaten oder wenn auf dem Smartphone ein nicht originales Betriebssystem installiert wurde, wird es einen entsprechenden Hinweis an die Verwaltung geben. Unter Umständen werden dann die Nachweise nicht akzeptiert.
Für Android-Nutzer wird mindestens die Version 10 empfohlen. Das Apple-Gerät sollte mindestens die iOS-Version 15.3.1 (iOS 15.3.1) haben. Außerdem sollten mindestens 50 MB freier Speicher auf dem Smartphone vorhanden sein, zusätzlich ist Speicher für die erstellten Bilder vorzuhalten.
App herunterladen
Die App kann im Google Play-Store für Android heruntergeladen werden und ist über folgenden Link zu finden: https://t1p.de/9ntx4
Nutzer von Apple-Geräten finden die App nicht über die Suchfunktion im App-Store, sondern unter: https://t1p.de/epqv6
Kurzanleitung zur Verwendung von Profil SH
1. Laden Sie die App „profil – sh“ aus dem App Store oder von Google Play herunter und installieren Sie diese auf Ihrem Gerät. Das Icon der App ist das weiße P auf grünem Grund.
2. Stellen Sie sicher, dass Sie über WLAN mit dem Internet verbunden sind oder die mobile Datennutzung eingeschaltet ist.
3. Öffnen Sie die App und drücken Sie den Button für die Aktualisierung . Geben Sie Ihre Anmeldedaten (BNRZD und PIN) auf der Anmeldeseite ein. Die Anmeldung mit BNRZD und PIN ist dieselbe, die beispielsweise zur Anmeldung in Profil Inet verwendet wird.
4. Stellen Sie sicher, dass die GPS-Funktion Ihres Geräts aktiviert ist, damit die App Ihren aktuellen Standort erkennen kann. Andernfalls erscheint ein Hinweis. Ein Foto ohne GPS-Daten kann nicht aufgenommen werden und würde als Nachweis nicht anerkannt werden.
5. Wählen Sie einen Auftrag zu einer Fläche aus. Bei mehreren Aufträgen hilft die Filterfunktion um den Auswahlbereich übersichtlich zu halten.
6. Mit langem Drücken auf eine Fläche öffnet sich ein Dialog zur Navigation zu der Fläche. Dazu wird die Standard-Navigations-App genutzt.
7. Öffnen Sie die Kamera-Funktion innerhalb der App, um ein Foto aufzunehmen. Dafür sollten Sie innerhalb der Fläche stehen. Sollten Sie ihre GPS-Funktion erst wenige Augenblicke zuvor aktiviert haben, kann die Ortung und Funktionalität weiterer Sensoren verbessert werden, wenn Sie eine „Acht“ (8) mit dem Gerät in die Luft zeichnen.
8. Wenn Sie das Foto aufgenommen haben, wird es in der App-eigenen Galerie abgelegt. Das Foto ist nicht in der üblichen Galerie zu finden, in der andere Bilder liegen.
9. In den Fotos werden automatisch die GPS-Daten des Ortes und weitere Daten hinterlegt (geotagged).
10. Sie können Ihre geotagged Fotos in der Galerie der App aufrufen, zur Versendung als Nachweis zu einem Auftrag auswählen und anschließend einreichen.
11. Versandte Bilder können nicht mehr gelöscht werden.
Anmerkung: Je nach installierter App (Android oder iOS und teilweise je nach Gerät) können die Schritte und Funktionen etwas variieren.
Hinweis: Mit dem aktiven Abmelden werden sämtliche erstellte Bilder gelöscht, die noch nicht eingereicht sind.
Aufnehmen von Fotos mit der App Profil SH
Um gute Ergebnisse zu erzielen, sollten die nachfolgenden Hinweise bei der Verwendung der App beachtet werden.
1. Qualität der Fotos: Beinhaltet die Fragestellung an der Fläche die Erkennung von Pflanzen, so sollten Sie die Qualität des Fotos zunächst mit einer Erkennungssoftware testen. Z. B. mit der kostenlosen App Flora Incognita. Wird die Pflanze korrekt erkannt, so sollten Sie ein möglichst gleichwertiges Foto aufnehmen und mit der App Profil SH einreichen.
2. Zeitpunkt wählen: Versuchen Sie, Pflanzen bei idealen Lichtbedingungen zu fotografieren, um die besten Ergebnisse zu erzielen. Zudem sollten sich die Pflanzen in einem Stadium befinden, in dem sie leicht zu bestimmen sind (z. B. Blüte).
3. Ausrüstung: Achten Sie bei der Nutzung der Smartphone-Kamera darauf, dass die Linse sauber ist und keine Schutzfolie mit eingeschlossenen Blasen auf der Kamera angebracht ist, um hochwertige Bilder zu erhalten.
4. Vergrößerung einstellen: Stellen Sie sicher, dass Sie einen ausreichenden Zoom eingestellt haben, um die wichtigsten Merkmale der Pflanzen klar erkennen zu können.
5. Passender Hintergrund: Die zu fotografierende Pflanze muss gut zu erkennen sein und sich klar vom Hintergrund abheben.
6. Daten prüfen: Überprüfen Sie Ihre Daten sorgfältig, bevor Sie diese hochladen, um sicherzustellen, dass alle Informationen korrekt sind.
Ob Pflanzenextrakte, Mikroorganismen oder Amino- und Huminsäuren – die Anwendung von Biostimulanzien kann positiv auf das Pflanzenwachstum wirken. Über Potenziale und Grenzen dieser Produktklasse sprach Dr. Marina Mellenthin, Leiterin Technik bei Syngenta Agro, mit dem Bauernblatt.
Warum sind Biostimulanzien ein wichtiger Teil der Wachstumsstrategie von Syngenta?
In dem schwierigen Umfeld, in dem Landwirte jetzt produzieren müssen, sind Stimulanzien neu im Werkzeugkasten. Ziel ist es, die klimatischen und von den Böden her guten Voraussetzungen zur Nahrungsmittelproduktion weiter auszuschöpfen. In der Vergangenheit haben Pflanzenschutz und Düngung zu einem sehr hohen und auch sicheren Produktionsniveau beigetragen. Aber je enger diese Stellschrauben jetzt gedreht werden oder je mehr sie wegfallen, umso wichtiger wird es, nach neuen Möglichkeiten zu suchen.
Wieso sind Biostimulanzien in Südeuropa schon länger am Markt etabliert?
Es geht dort vor allem um die Produktion von Obst und Gemüse. Das sind Lebensmittelprodukte mit hoher Wertschöpfung und bei denen die Qualität eine wichtige Rolle spielt. Hier können Biostimulanzien ihr Potenzial zeigen, wenn es um die Verbesserung der Qualität geht.
Unter welchen Bedingungen bietet sich der Einsatz von Biostimulanzien in Deutschland an?
Wir sehen großes Potenzial in der konventionellen, aber auch in der ökologischen Landwirtschaft. Viel wichtiger ist aber der regionale Ansatz. Je nach Region gibt es unterschiedliche Anforderungen. In den Roten Gebieten geht es um Nährstoffeffizienz. In Regionen wie der Magdeburger Börde werden eher Produkte zum Einsatz kommen, die die Toleranz gegenüber Trockenheit oder Hitze verbessern. Es ist absehbar, dass Trockenperioden aufgrund des Klimawandels häufiger und stärker auftreten. Landwirte werden sich daher mit diesen neuen Produkten beschäftigen.
Welche Empfehlung würden Sie einem schleswig-holsteinischen Ackerbauern geben, der überlegt, Biostimulanzien einzusetzen?
Standardempfehlungen wären hier nicht angebracht. Es kommt auf die Situation vor Ort an. Welche Kultur steht in dem Jahr auf dem Schlag? Und tritt dort wirklich starker abiotischer Stress auf? Das kann auch Kälte sein, die vielleicht das Auflaufen verzögert, zum Beispiel bei früh gedrilltem Mais. Mit unserem Produkt Megafol, das in Situationen von abiotischem Stress eingesetzt werden kann, sind Pflanzen dann eher dazu in der Lage, unbequeme Umweltbedingungen zu tolerieren. In Roten Gebieten ist es einfacher, eine Standardempfehlung zu geben. Dort bietet sich zum Beispiel der Einsatz von Nutribio N an. Die darin enthaltenen Mikroorganismen siedeln sich in und an den Pflanzen an und fixieren 30 bis 40 kg Stickstoff aus der Luft und machen ihn verfügbar.
Wie funktioniert die Applikation?
Beim Nutribio N empfehlen wir eine Gabe von 50 g/ha, unabhängig von der Kultur. Die Mischbarkeit von Nutribio N ist ähnlich flexibel wie die von Megafol. Wir haben eine breite Produktpalette auf physikalisch-chemische Mischbarkeit getestet. Bei Mikroorganismen ist wichtig, dass sie die Mischung im Tank auch überleben. Bei Kombination mit Kupfer wäre ich beispielsweise vorsichtig. Kupfer ist toxisch und kann dazu führen, dass die Funktionsfähigkeit des Bakteriums in Nutribio N leidet.
Zu welchem Düngungszeitpunkt in Getreide wirkt Nutribio N am besten?
Wir empfehlen einen Einsatz in den Stadien BBCH 21 bis 31. Da die enthaltenen Bakterien sehr kälteunempfindlich sind, kann man schon sehr zeitig applizieren. Wir führen aktuell auch Versuche mit Herbstanwendung durch und sind auf die Ergebnisse gespannt. Sollte der Landwirt die N-Düngung reduzieren wollen, macht eine Reduktion zur zweiten Gabe am meisten Sinn.
Zum Einsatz von Biostimulanzien besteht noch großer Forschungsbedarf. Wie ist der Stand?
Das Thema ist in Universitäten und Fachhochschulen angekommen. Wir bekommen eine ganze Reihe von Anfragen für Master- und Doktorarbeiten mit der Bitte um Unterstützung. Es gibt Interesse, die Wirkungsweisen einzelner Biostimulanzien zu prüfen und mit verschiedenen Methoden im Labor nachzuweisen. Grundlagenforschung ist wichtig, damit Empfehlungen so optimiert werden, dass sie sich zu einem zuverlässigeren Mehrwert entwickeln. Landwirte werden kein Geld in die Hand nehmen für ein Produkt, ohne zu wissen, ob es auch wirkt.
Worauf liegt der Forschungsfokus bei Syngenta?
Wir haben seit mehr als einem Jahrzehnt in diesem Bereich eine eigene Forschungsabteilung und befinden uns weiter im Aufbau. Vergangenes Jahr haben wir eine Plattform gegründet, in der wir uns global vernetzen mit Start-ups, Instituten und Universitäten. Es gibt viele kleine Firmen, die an Produkten arbeiten, von denen sie sich erhoffen, dass sie als Biostimulanzien im Markt einen Mehrwert bieten können. Diese Firmen suchen dann oft einen Partner, der im Markt etabliert ist, um dem Produkt auf die Beine zu helfen. Wir glauben, dass es bald kaum noch einen Markt geben wird, in dem diese Produktgruppe nicht ihren Platz gefunden hat.
Welche neuen Biostimulanzien können die Landwirte in nächster Zeit aus Ihrem Hause erwarten?
Jede Menge. Wir haben fast zu viele Wirkstoffe, sodass für uns die größte Herausforderung darin besteht, uns auf diejenigen zu fokussieren, die den größten Mehrwert für Landwirte bieten. Wenn ein Produkt in Spanien im Tomatenanbau große Marktanteile hält, heißt das noch lange nicht, dass wir dieses Produkt in Deutschland beispielsweise im Ackerbau einsetzten können. Es gilt daher, Schritt für Schritt die Produkte unter unseren Bedingungen zu testen, zu beschreiben und dann zu selektieren, mit welchen wir in welches Segment gehen können. Konkret ansprechen möchte ich das Produkt YieldON. Das ist für Schleswig-Holstein besonders interessant, weil wir es im Raps positionieren möchten. YieldON hat gezeigt, dass es beim Einsatz zur Rapsblüte sowohl den Rapsertrag als auch den Ölgehalt positiv beeinflussen kann. Wir planen die Markteinführung 2024. Wenn man noch ein bisschen weiter in die Zukunft schaut, wird es weitere Biostimulanzien geben, zum Beispiel im Bereich Bodengesundheit. Das ist ein spannendes Gebiet, auf dem Stimulanzien definitiv etwas leisten können.
Die Europäische Kommission, das Europäische Parlament und der Europäische Rat haben sich vorige Woche nach fast zweijährigen Verhandlungen auf eine umfassende Neugestaltung der EU-Erneuerbare-Richtlinie (RED III) geeinigt. Das europäische Ziel für Erneuerbare Energien wird damit von 32,5 % auf 45 % 2030 deutlich angehoben, mit verbindlichen Zielen für die jeweiligen Sektoren. Zusätzlich werden durch die Anpassungen auch auf europäischer Ebene Genehmigungsverfahren deutlich und dauerhaft beschleunigt.
Weiterhin findet keine Anrechnung von Wasserstoff aus Atomstrom auf EU-Ziele statt – die RED rechnet ausschließlich Erneuerbare Energien auf die Ziele an. Die informelle Trilogeinigung muss jetzt noch vom Europäischen Parlament und Rat formal angenommen werden.
Die nun erfolgte Einigung auf eine Novelle der EU-Erneuerbare-Richtlinie sieht vor, dass das EU-2030-Ziel für Erneuerbare Energien (EE) auf insgesamt 45 % des gesamten Energieverbrauchs (Bruttoenergieverbrauch) steigt. 42,5 % sind wie bisher verbindlich durch die Mitgliedsländer zu erbringen. Hinzu kommt ein indikatives zusätzliches Ziel von 2,5 %. Dieses „Top-up“ soll durch weitergehende freiwillige Beiträge der Mitgliedstaaten oder durch gesamteuropäische Maßnahmen erreicht werden. Damit verdoppelt die EU ihre Ambition beim Ausbau der Erneuerbaren Energien: Bisher war vereinbart, den Anteil Erneuerbarer Energien am Gesamtenergieverbrauch von 20 % im Jahr 2020 auf 32,5 % im Jahr 2030 zu steigern. Nun soll der Anteil durch die Maßnahmen der Mitgliedstaaten bis 2030 auf mindestens 42,5 % anwachsen.
Verbindliche Sektorziele für 2030 sorgen dafür, dass Erneuerbare Energien nicht nur im Stromsektor zum Einsatz kommen. Das bisher indikative Ziel für den Wärmebereich wird verbindlich und auf 1,1 Prozentpunkte Steigerung pro Jahr festgelegt. Hinzu kommt ein neues, indikatives Gebäudeziel von 49 % Erneuerbare Energien des Wärmebedarfs in Gebäuden.
Im Verkehrssektor erhöht sich das bereits verbindliche Ziel von 14 % auf 29 %. Ein neues verbindliches Unterziel im Verkehr umfasst eine Kombination von strombasierten Erneuerbaren Kraftstoffen (RFNBO) und fortschrittlichen Biokraftstoffen. Dieses Unterziel liegt bei 5,5 %, davon soll 1 % durch RFNBO abgedeckt werden.
Im Industriesektor wird ein neues verbindliches Ziel beim Einsatz von Wasserstoff und anderen strombasierten Brennstoffen vorgegeben. 42 % des 2030 verbrauchten Wasserstoffs in der Industrie müssen aus Erneuerbaren Energiequellen stammen, 2035 sollen es 60 % sein. Als neues indikatives Ziel ist vorgesehen, dass der Anteil von Erneuerbaren Energien am Gesamtenergieverbrauch in der Industrie jedes Jahr um 1,6 % steigen soll.
Regelungen entfristet
Die Regelungen zur Beschleunigung der Genehmigungsverfahren für den Ausbau von Erneuerbaren Energien und Netzen, die in der Notfallverordnung beschlossen wurden, werden weitestgehend festgeschrieben. Beispielsweise liegt der EE- und Netzausbau im überragenden öffentlichen Interesse und es kann in den Vorranggebieten auf zeitaufwendige Prüfschritte verzichtet werden (keine zweite Umwelt- und Artenschutzprüfung auf Projektebene, wenn es auf der Planungsebene bereits eine Prüfung gab). Das gilt aber nur, wenn angemessene Vermeidungs- oder Ausgleichsmaßnamen getroffen wurden, das Naturschutzniveau also hoch bleibt.
Hinzu kommt neuer Schwung für grenzüberschreitende EE-Projekte: jeder Mitgliedstaat muss mindestens ein grenzüberschreitendes Kooperationsprojekt angehen; damit die gemeinsame Zusammenarbeit gestärkt wird. Zu solchen Kooperationsprojekten gehören etwa gemeinsame Offshore-Projekte.
In der bis zuletzt strittigen Frage der Anrechnung von kohlenstoffarmen Brenn- und Kraftstoffen (sogenannten Low-Carbon Fuels), wie zum Beispiel Wasserstoff auf Basis von Atomstrom, wurde ebenfalls ein Kompromiss gefunden. Low-Carbon Fuels werden nicht auf die EE-Ziele angerechnet. Es wird also weiterhin klar zwischen Grünem H2 und Low-Carbon-H2 unterschieden. Dafür hatte sich die Bundesregierung im Vorfeld mit Nachdruck eingesetzt. Mitgliedstaaten, die ihren nationalen Zielbeitrag zum EU-2030-Ziel erfüllen und deren Industrie nahezu ausschließlich dekarbonisierte Brennstoffe nutzt, erhalten einen Abschlag auf das Wasserstoff-Unterziel in der Industrie und damit mehr Flexibilität.
Brennholz weiter nachhaltig
Die europäische Holzindustrie dürfte über die in Brüssel getroffene politische Übereinkunft im Trilog aus Kommission, Rat und EU-Parlament zur Novellierung der Richtlinie über Erneuerbare Energien erleichtert sein. Anders als vom Europäischen Parlament zunächst gefordert, soll es bei der Nutzung von Brennholz kaum Einschränkungen geben. Wie Verhandlungsteilnehmer berichteten, heißt dies konkret, dass Brennholz auch weiterhin als Erneuerbare Energie eingestuft wird und deren Nutzung weiterhin subventioniert werden darf. Ausgenommen davon ist dem Vernehmen nach lediglich Rundholz in höherer Qualität.
Mit Erleichterung hat auch die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW) – Die Waldeigentümer auf die Beibehaltung von Holz als Erneuerbarer Energie reagiert. „Das Schlimmste ist gerade noch vermieden worden“, sagte AGDW-Präsident Prof. Andreas Bitter. Für die zwei Millionen privaten Waldeigentümer sei die Anerkennung der Holzenergie als Erneuerbar „ein zentrales Element der nachhaltigen Forstwirtschaft“, hob Bitter hervor. Gleichzeitig erinnerte er daran, dass das Trilog-Ergebnis zahlreiche Detailregelungen enthalte, die noch in nationales Recht umgesetzt werden müssten.
Bisher ist Ostholstein noch einer der wenigen weißen Flecken in Schleswig-Holstein, wenn es um die Jungen LandFrauen geht. Das soll sich nun ändern. Am Donnerstag, 20. April, lädt das Orgateam um 19 Uhr im Landhaus/Lachsbach Lunaus Events in Schönwalde am Bungsberg zur Auftaktversammlung ein.
Anfang des Jahres hatte Ingrid Schumacher eine Idee: Wie wäre es, einen Knotenpunkt in Ostholstein zu schaffen, an dem junge Menschen in den Austausch kommen und gemeinsam neue Erfahrungen sammeln? Für die Gründung der Jungen LandFrauen, Kreisverband Ostholstein begeisterte sie Lisa Meyer und Hannah Kluvetasch. Allesamt in Ostholstein verwurzelt und davon überzeugt, dass sie ihren Horizont vor Ort erweitern möchten.
Nun laden sie alle ein, die ebenfalls Lust haben, Neues auszuprobieren, sei es Klettern, Kunstmuseum oder Kränzebinden, oder die ein Thema im Kopf haben, zu dem sie gern einen Speaker hören oder diskutieren würden. Zur Auftaktveranstaltung sind alle willkommen. Bei Fragen ist das Orgateam zu erreichen unter jlf.ost holstein@gmail.com
Alles neu – so lautet die Kurzfassung der Wahlen zum Landesvorstand des LandFrauenverbandes Schleswig-Holstein. Fast alle Posten standen am vergangenen Sonnabend auf der Vertreterinnenversammlung in den Holstenhallen Neumünster zur Wahl. Mit großer Mehrheit wurde Claudia Jürgensen zur neuen Präsidentin gewählt. Neue Vizepräsidentin ist Sylke Messer-Radtke.
Magret Albrecht, erfahrene Kreisvorsitzende aus Nordfriesland, führte souverän durch das umfangreiche Regularium. Als Erste trat Claudia Jürgensen ans Mikrofon. Seit acht Jahren arbeitet sie im Präsidium des Landesvorstandes, war bisher Vizepräsidentin an der Seite der scheidenden Präsidentin Ulrike Röhr. Mit einer frischen und enthusiastischen Rede empfahl sich die 50-Jährige aus Jübek im Kreis Schleswig-Flensburg für das höchste Amt im LandFrauenverband Schleswig-Holstein. Durch ihre Arbeit im Präsidium und an der Seite von Ulrike Röhr habe sie einen umfassenden Blick dafür bekommen, was LandFrauen auf Landesebene bewirken könnten und wie wichtig es sei, dass es engagierte Frauen gebe, die sich für den Verband und die Frauen im ländlichen Raum starkmachten. Ihre „Herzensthemen“ seien die zukunftsweisende Ausrichtung der Verbandsstrukturen, die Einbeziehung der Jungen LandFrauen und der Dialog zwischen Landwirtschaft und Verbraucher.
Ihre inzwischen 30-jährige LandFrauenkarriere begann für die „Berufesammlerin“ im Ortsverein Mittlere Treene. – Jürgensen ist gelernte Tischlerin, studierte Bauingenieurwesen und machte, als sie ihren Mann kennenlernte und auf dessen Hof einheiratete, noch die Ausbildung zur Hauswirtschafterin. „Ich brauchte Infos rund um Garten und Haus“, so Jürgensen. Bei den LandFrauen habe sie mehr gelernt als das. „Vor allem habe ich gespürt, dass der LandFrauenverein eine tolle Begegnungsstätte ist, um mit Frauen ins Gespräch zu kommen, aber auch, dass die Ortsvereine in den Gemeinden prägend für das Zusammensein, für die Gestaltung und Bildung sind.“ Deshalb engagierte sie sich im Ortsvorstand.
Ihr Ziel als Präsidentin sei es, den Verband für die Zukunft weiter gut aufzustellen und „ein Wir-Gefühl zu entwickeln, das uns alle das sein lässt, was wir gut können“, so Jürgensen.
Up Platt hielt Sylke Messer-Radtke ihre Bewerbungsrede für das Amt der Vizepräsidentin. Ihr Herz schlage schon seit vielen Jahren für die LandFrauenarbeit, so die 61-jährige Hauswirtschaftsmeisterin. Durch ihre Arbeit als Ortsvorsitzende in Tetenhusen und später als Kreisvorsitzende im Kreisteil Schleswig habe sie als Beisitzerin die Gremienarbeit auf Landesebene kennengelernt. „Das hat mich gepackt“, so Messer-Radtke, die in den vergangenen Jahren als Präsidiumsmitglied im Facharbeitskreis Hauswirtschaft und Verbraucherbildung auf Landes- und Bundesebene arbeitete sowie im Vorstand der Akademie für ländliche Räume und im Landesfrauenrat.
Neu ins Präsidium wurden Lena Haase (38) aus Dithmarschen und Heidi Thamsen (55) aus Nordfriesland gewählt.
Neue Beisitzerinnen sind Frauke Krohn aus dem Kreis Pinneberg und Inge Carstensen aus dem Kreis Nordfriesland. Zum Team der Beisitzerinnen gehören zudem Ilona Schütt aus dem Kreis Herzogtum Lauenburg und Petra Heide aus dem Kreis Schleswig-Flensburg.
Der neue Landesvorstand mit (v. li.) Frauke Krohn und Ilona Schütt (Beisitzerinnen) Lena Haase (Präsidiumsmitglied), Claudia Jürgensen (Präsidentin), Sylke Messer-Radtke (Vizepräsidentin), Heidi Thamsen (Präsidiumsmitglied) sowie Inge Carstensen und Petra Heide (Beisitzerinnen)
Sie waren alle gekommen zur Verabschiedung von Ulrike Röhr. Es war ein Stelldichein der Politik, der Verbandslandschaft und der Macher im ländlichen Raum Schleswig-Holsteins, allen voran Ministerpräsident Daniel Günther (CDU).
Die Geschichte der Präsidentin begann weit vor dem Jahr ihrer Wahl 2017. Es war ein Märztag 2009. Damals tagte die Vertreterinnenversammlung der schleswig-holsteinischen LandFrauen noch im ehrwürdigen Saal des Kieler Schlosses. Vier Kandidatinnen bewarben sich um einen Platz im Präsidium. Eine Kampfabstimmung, eine große Sache! Eine zierliche Stormarnerin trat ans Rednerpult. Ohne Zettel. Jedes Wort saß, jeder Satz war wohldurchdacht. Ulrike Röhr wurde gewählt.
Gerechtigkeitssinn, Empathie, das Respektieren anderer Meinungen, Organisationstalent und Strukturiertheit – so beschrieb die spätere Präsidentschaftskandidatin ihre wichtigsten Eigenschaften. Sie brauchte sie alle, um eine von außergewöhnlichen Umständen begleitete Präsidentschaft zu meistern. Unter ihrer Führung entwickelte sich aus einer notwendigen Umstrukturierung in der Geschäftsstelle ein im gesamten Deutschen LandFrauenverband noch immer einmaliges Modell, dass sich zwei Geschäftsführerinnen eine Stelle teilen.
2018 gründete sich im Kreis Stormarn die erste Projektgruppe der Jungen LandFrauen. Die Präsidentin unterstützte die Idee, den Initiatorinnen dafür Freiraum und Eigenständigkeit zu gewähren. Die Bewegung erfasste das ganze Land.
Zum Tag der Deutschen Einheit in Kiel im Oktober 2019 durfte der LandFrauenverband eine der Fürbitten vortragen. Ulrike Röhr ließ ihrer Vizepräsidentin Claudia Jürgensen den Vortritt: „Du kannst einfach besser Platt sprechen.“
Dann kam die Covid-Pandemie, die wohl größte Herausforderung ihrer Amtszeit. Die digitale Verbandsarbeit bis hin zu einem digitalen LandFrauentag mit Erdbeerkuchennetzwerk etablierte sich. Aber live war einfach besser. Nach der Pandemie wurde erstmals bei einem LandFrauentag getanzt.
Sie sei „großkariert“, bescheiden und doch bestimmt, aber vor allem eine sehr kommunikative Netzwerkerin und gute Rednerin, wurde Ulrike Röhr zum Abschied bescheinigt. Abschied? Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) freut sich, dass Ulrike Röhr weiter im Dialogprozess „Zukunft der Landwirtschaft in Schleswig-Holstein“ mitarbeitet. Auch als Vorstandsmitglied der Landwirtschaftskammer wird sie weiterhin tätig sein.
Nach dem langen Tag in den Holstenhallen gönnte sich Ulrike Röhr ein kleine Reise mit ihrem Mann. Drei Tage. Aber dann habe sie so einige Projekte, verriet sie. Wer Ulrike Röhr kennt, weiß: Die Geschichte ihres Engagements ist noch lange nicht zu Ende.
Zitate
„Ich werde dich in Berlin als zuverlässige, konstruktive und starke Partnerin vermissen. Dass der Deutsche LandFrauentag 2024 in Kiel stattfindet, daran hast du einen wesentlichen Anteil.“
Petra Bentkämper, Präsidentin des Deutschen LandFrauenverbandes
„Du hältst alle und alles zusammen, bist der Fels in der Brandung, mutig und bescheiden. Du kämpfst unaufgeregt, leise und trotzdem bestimmt. Ich freu mich sehr auf unsere zukünftige Zusammenarbeit.“
Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein
„Für den Ruhestand wünschen wir dir: Ruhe dich aus, erkunde die Welt, steh spät auf, nutze die Freizeit für Familie und Freunde, tanze durchs Leben und angle dir ein neues Hobby!“
Jessica Bruhn, Vorsitzende des Landjugendverbandes Schleswig-Holstein
„Als Präsidentin des LandFrauenverbandes waren Sie das Gesicht einer zukunftsoffenen Ausrichtung und des Wandels der LandFrauen. Sie haben damit an einer ganz entscheidenden Stelle an den Lebensmöglichkeiten für den ländlichen Raum mitgewirkt.
Bischof Gothardt Magaard
Bauernpräsident Klaus-Peter Lucht bedankte sich mit einem Foto von H. D. Habbe bei Ulrike Röhr. Die Präsidentin kennt sich aus mit großen Tieren und betreute lange ihre eigene Mutterkuhherde. Fotos: Ulrike BaerSven Zimmermann, Songwriter, Fotograf, Schriftsteller und ehemaliger Gitarrist und Sänger von „Godewind“, spielte zum Abschied Songs, die sich Wegbegleiterinnen für Ulrike Röhr gewünscht hatten.