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Im ganzen Land startete im Februar der Berufswettbewerb der deutschen Landjugend mit den Kreisentscheiden. Mit großem Einsatz hatten sich Vorstandsmitglieder der Kreislandjugenden um die Organisation des Berufswettbewerbs sowie attraktive Preise für die Besten gekümmert. Die Sieger der Kreiswettbewerbe messen sich beim Landesentscheid, bevor im Juni die Bundesfinals im niedersächsischen Echem beziehungsweise im rheinhessischen Essenheim ausgetragen werden. Einige Sieger stellen wir hier vor.
Die Sieger des Kreisentscheids des Berufswettbewerbs im Kreis Schleswig-Flensburg: Linus Hensen (erstes Lehrjahr), Robin Holst (zweites Lehrjahr), Lennard Rohr (drittes Lehrjahr) und Jan Lukas Hagen (drittes Lehrjahr, v. li.) flankiert von den Kreislandjugendvertretern John Gosch und Laura Stolley Foto: Johanna JessenMitglieder der Kreislandjugend Nordfriesland mit den drei Gewinnern Hannah Sophie Petersen, Jacob Jensen und Paul Janick Wieben (vorn M. v. l.) Vom Kreisvorstand dabei: (v. li.) Lisa Tedsen, Lisa Hoeg, Boyke Petersen, Svenja Carstensen, Tarik Jannsen, Felix Matz und Levke Wiebe Foto: Lena ZirpensBeim Kreisentscheid des Berufswettbewerbs in den Kreisen Pinneberg und Steinburg wurden die besten drei geehrt (v. li.): Lasse Bolten (dritter Platz), Finn Beutler (erster Platz) und Nico Strauch (zweiter Platz). Foto: Willem LüschowDie Sieger des Berufswettbewerb s im Herzogtum Lauenburg (v. li.): Leonard Piper, Magnus Koch, Vincent Schorbach, Bjarne Kistenmacher, Lasse Johann Staben und Nils Hagen Foto: Finja Aue
„Don‘t talk aneinander vorbei!“ – dieser Satz eines angeheiterten Tresenbruders zu seinen englischsprachigen Begleitern vor vielen Jahren ist mir durch seine Schrulligkeit im Gedächtnis geblieben. Doch abgesehen von der kuriosen Zweisprachigkeit kann er sehr wohl als Motto für jeden Dialog gelten.
In unserer Gesellschaft wird allenthalben vor Spaltungen gewarnt, wenn man sie nicht gar schon als eingetreten empfindet. Was die Landwirtschaft betrifft, so wird eine solche Spaltung zumeist zwischen städtischer und ländlicher Bevölkerung verortet, und vonseiten der Landbewohner gibt es gute Gründe, von den Städtern zu erwarten: Seht es ein, ihr braucht das Land, ihr braucht uns Bauern, wir ernähren euch, wir dienen eurem Wohlergehen, erhebt euch nicht über uns!
Die Autoren Juli Zeh und Simon Urban haben die Diskrepanz der Lebenswelten zwischen Stadt und Land in ihrem neuen Buch „Zwischen Welten“ tief ausgelotet. Eine Landwirtin und ein Journalist – alte Freunde, aber auseinanderentwickelt – versuchen hartnäckig, sich über ihre jeweils drängenden, ja existenziellen Nöte zu verständigen.
Streit kann furchtbar sein oder fruchtbar. Er ist nicht per se etwas Schlechtes. Die Auseinandersetzung mit einem Gegenüber, das nicht von Haus aus dieselbe Meinung hat und schulterklopfend beipflichtet, kann dazu anspornen, immer schärfer, pointierter, gründlicher zu argumentieren, berechtigte Einwände nicht wegzuwischen, sondern entweder einzuräumen oder zu widerlegen. Es ist noch nicht einmal nötig, sich dabei mit Samthandschuhen anzufassen, sofern man den menschlichen Respekt wahrt, vielleicht sogar die Freundschaft.
Und dennoch, die Kommunikation kann auch dann scheitern. Die Gefahr dazu ist größer, wenn sich der Austausch rein über die Sozialen Medien abspielt, wie es in dem oben genannten Roman – ganz auf der Höhe der Zeit – geschieht. Es spricht sich anders, direkter, mit einem leibhaftigen Gegenüber – am „gemeinsamen Lagerfeuer“, wie es der CDU-Politiker Thomas de Maizière formuliert hat.
Eine weitere Gefahr ist die Pauschalisierung von Bevölkerungsgruppen, in diesem Fall „die Städter“, „die Landbewohner“. Wohnen denn auf dem Land keine Ignoranten, in der Stadt nur Besserwisser? Jede größere Gruppe ist heterogen – auch die Bauern, die „Ökos“, sogar die Politiker!
Und schließlich: Wer fordert: „Wir müssen reden“, meint oft: „Dir muss ich etwas sagen, und das musst du akzeptieren.“ Dafür hat man gewiss gute Gründe. Die Gegenseite beansprucht allerdings ebenso gute.
Für ein Gespräch braucht es zwei Partner, und damit es auf der sprichwörtlichen Augenhöhe stattfindet, gehört das Zuhören dazu. Wer eine Spaltung beklagt und damit meint: „Ihr seid es, die spalten!“, hat das Wesen einer Spaltung nicht begriffen, nämlich dass sie – um im Bild zu bleiben – zwei Seiten besitzt, und man selbst steht auf einer Seite. Wird das nicht gesehen, kann es dahin kommen, dass man den Spalt vertieft, den man eigentlich auffüllen wollte.
Windig war es Ende vergangener Woche in Büsum, Kreis Dithmarschen, wo die Länderagrarminister gemeinsam mit Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) zur Agrarministerkonferenz (AMK) zusammenkamen. Einschließlich der Amtschefkonferenz am Mittwoch berieten sich die Politiker drei Tage lang zu fast allen Brennpunkten der Agrarbranche. Leider lautet das Resultat: viel heiße Luft!
Dabei gab es doch starken Rückenwind für die Belange der Landwirte. Mittels kreativer Aktionen, Demonstrationen und Kundgebungen machten sie auf die aktuellen Problemfelder aufmerksam. Flankiert von den Krabbenfischern, denen EU-seits ein Verbot ihrer Schleppnetze droht, war Büsum drei Tage lang fest in der Hand der Naturnutzer. Werner Schwarz (CDU), Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister und AMK-Vorsitzender, sprach noch am Donnerstag von einem „guten Geist von Büsum“ und zeigte sich hoffnungsvoll, Fortschritte insbesondere für den Umbau der Tierhaltung zu erreichen.
Die in der Abschlusspressekonferenz präsentierten Ergebnisse sind allerdings ernüchternd. Der einstimmige Beschluss der AMK strotzt vor Worthülsen und Willensbekundungen, ohne eine konkrete Richtung anzuzeigen. Die große Uneinigkeit der Minister belegen auch die vielen Protokollerklärungen, die zusätzlich abgegeben wurden. Strittig sind zum Beispiel die Finanzierung des Tierhaltungsumbaus, der Umgang mit dem Wolf und die Nutzung von Biokraftstoffen. Das Thema Moorschutz beziehungsweise Wiedervernässung, das vielen Schleswig-Holsteinern unter den Nägeln brennt, wurde gar nicht erst behandelt. Einzig und allein in einem Punkt waren sich die Ressortchefs einig, dass es kein pauschales Verbot von Schleppnetzen geben dürfe, welches die Krabbenfischer in ihrer Existenz massiv gefährden würde.
Natürlich weiß Werner Schwarz als ehemals hauptberuflicher Schweinehalter um die Probleme, vor allem in der Veredlungswirtschaft. Einen Hoffnungsschimmer bietet, dass die Bundesregierung zeitnah einen Vorschlag für ein Gesamtkonzept zum Umbau der Tierhaltung vorlegen will – mit Tierhaltungskennzeichen, Änderungen im Baugesetzbuch, Änderungen bei der TA Luft und einem Bundesprogramm, nicht nur zur Anschubfinanzierung, sondern auch um zehn Jahre lang die höheren laufenden Kosten abzudecken. Nach der Osterpause soll es eine Sonder-AMK zur Tierhaltung geben. Wenn hier ein Durchbruch gelänge, könnte die AMK in Büsum im Nachgang noch politisch als Erfolg verbucht werden.
Momentan muss der gute Geist von Büsum für die Demonstranten jedoch eher wie ein Schreckgespenst wirken. Die Landnutzer zeigten sich erschöpft von der zunehmenden Bürokratie und haben die Schwarzer-Peter-Spiele zwischen EU, Bund und Ländern satt. Die Landwirtinnen und Landwirte vor Ort forderten daher vor allem eins: Perspektive. Und genau diese Kernforderung können die aktuellen AMK-Beschlüsse nicht erfüllen. Hoffen wir, dass es Cem Özdemir mit dem Rückenwind der Gespräche und Eindrücke aus Büsum gelingt, die Tierwohlbremse zu lösen. Gerne schnell.
Im Einklang mit dem zuletzt kräftigen Abbau des Schweinebestandes zeichnet sich für 2022/23 eine erhebliche Einschränkung der Sojaschroteinfuhren der Europäischen Union ab. Der Internationale Getreiderat (IGC) beziffert die betreffende Menge in seiner aktuellen Prognose für die im Oktober vorigen Jahres gestartete Vermarktungssaison auf 17,9 Mio. t; das wären 1 Mio. t Sojaschrot oder 5,3 % weniger als 2021/22.
Der mittlere Sojaschrotimport in die EU der vergangenen vier Jahre würde mit dem jetzt verzeichneten Rückgang sogar um fast 2 Mio. t oder etwa 10 % unterschritten. Der IGC begründet seine Einschätzung vor allem mit den verzögerten Ankünften argentinischer Ware in den EU-Häfen. Außerdem sei für den restlichen Verlauf der aktuellen Saison mit deutlich schwächeren Sojaschrotbezügen aus Argentinien zu rechnen. Dieses Minus werde nicht durch umfangreichere Lieferungen aus Brasilien ausgeglichen. Nach Einschätzung des Getreiderates wird die Gemeinschaft 2022/23 ihre Einfuhren von Sojabohnen ebenfalls einschränken, nämlich im Vorjahresvergleich um 500.000 t auf 13,9 Mio. t.
Mehr Rapsschrot im Trog
Dagegen dürfte in der Nutztierfütterung mehr Rapsschrot eingesetzt werden. Dafür sprechen laut IGC die reichliche EU-Rapsernte 2022 und die zuletzt recht umfangreichen Rapsimporte der Ölmühlen. Außerdem deuteten aktuelle Marktdaten auf Rekordlieferungen an Sonnenblumensaat aus der Ukraine hin, nachdem die jüngste EU-Ernte dieser Ölsaat wegen des heißen und trockenen Wetters in wichtigen Anbauregionen enttäuschend ausgefallen sei.
Auch die EU-Kommission rechnet mit geringeren Sojaschroteinfuhren der Gemeinschaft. Die Brüsseler Experten sehen das betreffende Volumen für 2022/23 jetzt bei 16 Mio t. Das wären 665.000 t weniger als im Vorjahr. Beim Vergleich dieser Menge mit der IGC-Prognose ist zu berücksichtigen, dass die Fachleute der Kommission sich auf das von Juli bis Juni dauernde Wirtschaftsjahr beziehen.
Den Sojaschrotverbrauch der EU-27 veranschlagen sie für die laufende Saison auf 26,43 Mio. t, was im Vergleich zu 2021/22 einem Rückgang um 1,21 Mio. t oder 4,4 % entsprechen würde. Unterdessen erwartet der Getreiderat für 2022/23 auch eine kleinere globale Handelsmenge von Sojaschrot. Diese beziffern die Fachleute jetzt auf das Fünfjahrestief von 65,7 Mio. t; das wären 3,9 Mio. t oder 5,6 % weniger als im Vorjahr. Im November vergangenen Jahres lag die Prognose für den internationalen Sojaschrothandel noch bei 71,2 Mio. t. Begründet wird die Abwärtskorrektur vor allem mit den relativ hohen Weltmarktpreisen für das Eiweißfutter.
Dürre in Argentinien
Als Grund für das hohe Preisniveau des Proteinträgers führt der Getreiderat insbesondere die trockenheits- und hitzebedingt schlechten Aussichten für die argentinische Sojabohnenernte 2022/23 an. Das Aufkommen werde mit voraussichtlich nur 29 Mio. t das Vorjahresergebnis um 15 Mio. t oder 34 % verfehlen. In der Folge müssten die argentinischen Ölmühlen ihre Sojabohnenverarbeitung auf ein Elfjahrestief von 33,8 Mio. t zurückfahren.
Argentinien ist der weltgrößte Exporteur von Sojaschrot. Nachdem der IGC im November vorigen Jahres für 2022/23 noch eine Zunahme der argentinischen Sojaschrotausfuhren auf 30,3 Mio. t prognostiziert hatte, setzte er nun seine Voraussage auf 23,1 Mio. t herab. Das wäre die geringste Menge der vergangenen neun Jahre. In der Vermarktungssaison 2021/22 hatte das südamerikanische Land 28,7 Mio. t Sojaschrot exportiert.
Zwar rechnen die Londoner Fachleute mit einer Ausweitung der brasilianischen und US-amerikanischen Sojaschrotexporte um 1 Mio. t auf 21,3 Mio. t beziehungsweise 500.000 t auf 12,7 Mio. t. Damit würde das für Argentinien erwartete Minus aber bei Weitem nicht ausgeglichen.
Sojaölpreise sinken
Nach Berechnungen des IGC sind die Exportpreise für argentinisches Sojaschrot in sechs Monaten bis Mitte März 2023 um 16 % gestiegen. Gleichzeitig habe sich Ware aus Brasilien und den USA um fast 10 % verteuert. Dagegen hätten die Notierungen für argentinisches Sojaöl im Beobachtungszeitraum aber um mehr als ein Zehntel nachgegeben. Diese gegenläufigen Entwicklungen begründen die Londoner Marktexperten mit Preisdruck durch die Verbilligung von alternativen Pflanzenölen im Zuge eines reichlichen Weltmarktangebots.
Die Produktionserwartungen in Argentinien könnten weiter zurückgehen, wenn die Dürre im März zurückkehren sollte.Die argentinische Sojabohnenverarbeitung im Februar ist gegenüber Januar um 38 % niedriger, sie sank von 2,6 Mio. t auf 1,6 Mio t. Die Produktion von Sojaöl erreichte 301.800 t und die von Sojaschrot 1,1 Mio t. Die kleinere Sojaernte werde Argentiniens Angebot an Sojaöl und Sojaschrot auf dem Weltmarkt drastisch reduzieren, hieß es im Handel.age
Eernsthaftige Berichten över Klimawannel, den Krieg in de Ukraien oder dat Noordirland-Protokoll ok op Plattdüütsch to kriegen – dat hebbt Plattdüütschen Raat för Sleswig-Holsteen, Bunnsraat för Nedderdüütsch un Sleswig-Holsteenschen Heimatbund sik al lang wünscht för de plattdüütsche Sprekergrupp.
Vergangen Week hett de Sleswig-Holsteensche Landdag nu beslaten, dat de Lanneshuusholt för dat twete Halvjohr 2023 en Redakschoon mööglich maken warrt, de jüst düsse Arbeit leisten schall. „Wi sünd blied un verlichtert“, seggt Kirsten Maria Voß, Sprekersch vun den Plattdüütschen Raat för Sleswig-Holsteen. „Dat geiht üm en journalistisch Angebott, wat Plattdüütsch as Spraak respekteert un hölpt, dat se fit maakt warrt ok för Rebeten as Weertschop, Wetenschop oder Politik.“ En Spraak müss sik entwickeln, wenn se ok morgen noch snackt warrn schall, so Voß wieder.Na sien Statuten will de Sleswig-Holsteensche Heimatbund Plattdüütsch wohren as levennige Spraak. Op de letzte Versammeln vun de Liddmaten ist düt Maal konkretiseert worrn. Se hebbt beslaten, dat de Heimatbund dorför en spraakpolietsch Akschoonsprogramm opsetten schall. Mit dat Konzept för de Medienplattfoorm is de eerste wichtige Busteen dorför schapen worrn.
Dat Land Sleswig-Holsteen warrt düsse Medienplattfoorm in dat twete Halvjohr 2023 mit 125-dusend Euro betahlen. Plaant is, dat se vun Maandag bet Fredag jümmers an´n Morgen een Stüün live Höörfunk mit Narichten ut Welt un Region utstrahlt un ok en Nettsiet bedrifft mit plattdüütsche Informatschonen.
De Plattdüütsche Raat för Sleswig-Holsteen harr dat Vörhebben tohopen mit den Bunnsraat för Nedderdüütsch bi´t Land Sleswig-Holsteen vörstellt. De Sleswig-Holsteensche Heimatbund steiht praat, de Middel to verwalten. „Medien, de över Politik un Tietgeschicht in Welt un Region berichten doot, sünd bi veel Minnerheiden- un Regionalspraken in Europa al begäng“, so Benjamin Abel. De niege Geschäftsföhrer bi´n Heimatbund is toversichtlich, dat dat Konzept vun de Medienplattform noch vör den Summer 2023 präsenteert warrn kann. För en Medium, wat seriös op Plattdüütsch arbeit, harr de Heimatbund sik al siet Johren insett, so Abel.
Mitteilung (hochdeutsch): Land finanziert Niederdeutsche Medienplattform Ernsthafte Berichte über Klimawandel, den Krieg in der Ukraine oder das Nordirland-Protokoll auch in plattdeutscher Sprache erhalten zu können, ist seit langem Wunsch des Plattdeutschen Rates für Schleswig-Holstein, des Bundesrats für Niederdeutsch und des Schleswig-Holsteinischen Heimatbunds als Repräsentanten der plattdeutschen Sprechergruppe. Am Mittwoch, 22.03.2023, hat der Schleswig-Holsteinische Landtag beschlossen, dass der Landeshaushalt im zweiten Halbjahr 2023 eine Redaktion ermöglichen wird, die genau diese Arbeit leisten soll. „Wir sind froh und erleichtert“, sagt Kirsten Maria Voß, Sprecherin des Plattdeutschen Rates für Schleswig-Holstein. „Es geht um ein journalistisches Angebot, welches Plattdeutsch als Sprache respektiert und hilft, sie fit zu machen auch für Gebiete wie Wirtschaft, Wissenschaft oder Politik.“ Eine Sprache müsse sich entwickeln, wenn sie auch noch morgen gesprochen werden soll, so Voß weiter. Laut Satzung will der Schleswig-Holsteinische Heimatbund Plattdeutsch als lebendige Sprache erhalten. Auf seiner letzten Mitgliederversammlung wurde dieses Ziel konkretisiert und beschlossen, dafür ein sprachpolitisches Handlungsprogramm zu erarbeiten. Mit dem Konzept für eine Medienplattform wurde ein erster wichtiger Baustein dafür geschaffen. Das Land Schleswig-Holstein wird diese Medienplattform im zweiten Halbjahr 2023 mit 125 tausend Euro finanzieren. Geplant ist, dass sie montags bis freitags immer morgens eine Stunde Hörfunk live ausstrahlt mit Nachrichten aus Welt und Region. Außerdem wird sie eine Netzseite betreiben mit Informationen auf Plattdeutsch. Der Plattdeutsche Rat für Schleswig-Holstein hatte das Vorhaben gemeinsam mit dem Bundesrat für Niederdeutsch beim Land Schleswig-Holstein vorgestellt. Der Schleswig-Holsteinische Heimatbund steht als Zuwendungsempfänger bereit. „Medien, die über Politik und Zeitgeschichte in Welt und Region berichten, sind bei vielen Minderheiten- oder Regionalsprachen in Europa üblich“, so Benjamin Abel. Der neue Geschäftsführer des SHHB ist optimistisch, dass das Konzept für die niederdeutsche Medienplattform bis zum Sommer 2023 präsentiert werden kann. Für ein Medium, das seriös auf Platt arbeitet, hatte sich der Heimatbund bereits seit Jahren eingesetzt, so Abel.
„Herzlich willkommen“, Bienvenue“ und „Welcome“ – genießen Sie die Vorstellung. Seit einer Woche ist die Sandskulpturenausstellung in Travemünde geöffnet und lädt zu einer Reise durch die Geschichte der Kino-, Film- und Fernsehwelt ein. Das Bauernblatt durfte zwei Tage vor der Eröffnung noch bei den letzten Vorbereitungen dabei sein und den Künstlern über die Schulter schauen.
Zwei Tage vor Ausstellungsbeginn wurde noch fleißig an den Figuren gearbeitet.
Berge von Sand türmen sich in zwei Bootshallen direkt neben dem Fischereihafen von Travemünde. Einige dieser Berge haben sich schon in zauberhafte Figuren und Objeke verwandelt, andere lassen bereits ahnen, welcher Filmheld oder -ausschnitt sie werden sollen. Die diesjährige fünfte Sandskulpturen Travemünde hat das Thema „Film und Fernsehen“. Wie in einem Kino werden die Besucher in einem Foyer begrüßt und begeben sich dann auf einen Rundgang, bei dem sie in 44 Szenen gut 110 Sandskulpturen bestaunen können.
Neben Klassikern wie „Der blaue Engel“, „Der Pate“, „Charlie Chaplin“, „Das Dschungelbuch“ oder „Dick und Doof“ sind Ausschnitte und Darsteller aus aktuellen Darbietungen zu sehen, darunter auch diesjährige Oskargewinner wie „Im Westen nichts Neues“ und „Everything Everywhere All at Once“. „Harry Potter“ ist selbstverständlich ebenso mit von der Partie wie „Star Wars“, „Star Trek“, „Avatar“, „E.T.“ oder „James Bond“. Einige der Skulpturen sind bis zu imposanten 7 m hoch, wie die von DC und Marvel Universum mit Figuren aus „Guardians of the Galaxy“ oder auch der Marshmallow Man aus „Ghostbusters“. Mit Schaufeln, kleinen Spachteln, Spateln, Modellierwerkzeugen, wie man sie vom Töpfern kennt, sowie Wassersprühern und Schläuchen zum Pusten rückten die 27 Künstler aus 14 Ländern dem Spezialsand zu Leibe und modellierten daraus die Filmobjekte bis ins kleinste Detail. Fast bekommt man beim Anblick das Gefühl, dass die Figuren gleich lebendig werden und sich in Bewegung setzen.
Fast meint man, den Schrei von John Coffey (gespielt von Michael Clarke Duncan) aus „The Green Mile“ hören zu können.
Neben preisgekrönten Künstlern aus den USA, den Niederlanden, Tschechien und Ungarn wurden in diesem Jahr so viele Sandcarver aus der Ukraine eingeladen wie noch nie zuvor – acht Künstlerinnen und Künstler aus dem vom Krieg geschüttelten Land sind mit dabei. „Für sie ist diese Arbeit an den Skulpturen eine willkommene Abwechslung und sie sind froh, mit dabei sein zu können“, erzählt Ausstellungsleiter Oliver Hartmann. Auf 3.500 m2 Fläche wurden mehr als 10.000 m3 Sand verarbeitet. Insgesamt besteht die Sandskulpturen-Crew aus bis zu 60 Mitarbeitern unter der künstlerischen Leitung von Martin de Zoete.
Bei dem Material handelt es sich um speziellen Schlemmsand aus der Nähe von Lübeck. „Im Gegensatz zu Strandsand sind die Körner bei diesem Sand nicht rund, sondern kantig, damit sie sich gut ineinander verhaken und damit den Objekten Halt geben“, erklärt Oliver Hartmann. Bevor es an die feinen Modellierarbeiten geht, werden zunächst unterschiedlich große Holzrahmenkästen angefertigt. Der größte Kasten kommt als Basis nach unten, wird mit Sand befüllt, bevor die nächste kleinere Kastenform folgt, und so weiter. Zur Stabilisierung werden Bänder horizontal und vertikal um die Kästen gebunden. So wachsen die Sandberge zunächst wie eine Pyramide in die Höhe, bevor sie von oben nach unten bearbeitet und in Form gebracht werden. Noch bis zum 5. November kann die Ausstellung besucht werden.
Letzte Feinarbeiten für den Joker aus „Batman“
Weitere Informationen unter sandskulpturen-travemuende.de
Wie in einem Kinofoyer werden die Besucher in der Ausstellung begrüßt, bevor sie sich auf den Rundgang durch die Film- und Fernsehgeschichte machen. Fotos: Iris JaegerZwei Motive aus Lübeck sind in Travemünde ebenfalls mit vertreten, darunter „Die Buddenbrooks“Darstellung des Westernklassikers „Zwei glorreiche Halunken“ (internationaler Titel: „The Good, the Bad and the Ugly“) aus dem Jahr 1966Harry PotterDer Stummfilmhorrorfilm „Nosferatu“ aus dem Jahr 1922 wurde unter anderem in Lübeck gedreht. Marvel Universum unter anderem mit Darstellungen aus dem Film „Guardians of the Galaxy“Oscar-prämierte Filme wie „Avatar“, „Im Westen nichts Neues“ oder „Everything Everywhere All at Once“ sind ebenfalls in der Ausstellung zu sehen. „Der Zauberer von Oz“Eiskaltes Händchen aus der Netflix-Serie „Wednesday“Frida KahloSponge BobSzene aus „Die Verurteilten“
Das sonst eher beschauliche Nordseebad Büsum im Kreis Dithmarschen verwandelte sich in der vergangenen Woche für drei Tage in den gut gesicherten Austragungsort der Agrarministerkonferenz und zugleich in einen Schauplatz kleiner und großer, leiser und lauter Proteste an Land und auf dem Wasser. Neben dem Bauernverband Schleswig-Holstein (BVSH) in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Bauernverband hatten auch Land schafft Verbindung und weitere Verbände und Vereinigungen zu Demonstrationen und Kundgebungen aufgerufen. Ein besonderes Augenmerk lag auf den Krabbenfischern, die ihre Existenz aufgrund eines von der EU geplanten Verbotes von Grundschleppnetzen gefährdet sehen. Der zum Teil lautstarke und bildgewaltige Protest erreichte durch eine bundesweite Berichterstattung in den Medien hohe Aufmerksamkeit.
Eindrücke der Demonstrationen und Kundgebungen in Büsum finden Sie in unserer nachfolgenden Bildergalerie:
Strohschwein „Strohi“ des BVSH mahnt Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne), den Umbau der Tierhaltung voranzubringen. Foto: rqMehrere Hundert Teilnehmer kamen zur Kundgebung des BVSH an die Büsumer Hafenterrassen. Foto: jhDie Gänsefraßproblematik an der Westküste und die Bedrohung der Weidetierhaltung durch den Wolf waren ebenfalls Themen der Kundgebung. Foto: rqDer Protest vor Ort zeigte sich in kleinen und großen … (Foto: jh)… Aktionen – manche davon still, andere laut und bildgewaltig. Foto: jhAm Museumshafen versammelten sich die Teilnehmer zur Kundgebung von Land schafft Verbindung. Foto: Steinburger AgraractionSchlepper bis zum Horizont: Bereits am Mittwoch kamen Landwirte in langen Treckerkorsos nach Büsum. Foto: Steinburger AgraractionDer Bundesverband Deutscher Milchviehhalter machte im Watt auf die Situation der Branche aufmerksam. Foto: jhGemeinsame Protestausfahrt: Fischer aus zahlreichen Nordseehäfen kamen zur Demonstration nach Büsum. Foto: Ulrike BaerDer Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft machte auf die Notwendigkeit eines fairen Wettbewerbs aufmerksam. Foto: Ulrike BaerLandwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) im Interview Foto: jhAm Helgolandkai sammelten sich die Demonstrationsteilnehmer mit Traktoren, Lkw, Wohnmobilen und Privatwagen. Foto: Steinburger AgraractionKlaus-Jürgen Ick und Wiebke Heimann fordern für den Erhalt der Weidehaltung ein besseres Wolfsmanagement. Foto: rqUnzählige Polizisten sicherten den Tagungsort an Land und auf dem Wasser. Foto: jhDiese Infotafel am Hafen zeigte eine eindeutige Nachricht. Foto: Ulrike BaerLandwirte vor allem aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen versammelten sich vorige Woche in Büsum. Foto: Ulrike BaerManches Transparent war in seiner Botschaft überdeutlich, die Wortwahl wenig zimperlich. Foto: Ulrike Baer
Der Informationsbedarf ist groß bei den Sauenhaltern, das zeigte die mit 80 Zuhörern gut besuchte Mitgliederversammlung des Netzwerks Sauenhaltung Schleswig-Holstein am Freitag, 23. März, in Rendsburg. Neben der aktuellen politischen Lage wurde das Verhältnis der Branche zum Lebensmittelhandel angesprochen.
Die Ferkelpreise sind gestiegen, 83 € pro Ferkel gibt der Markt aktuell her, so viel wie noch nie, seit es darüber Aufzeichnungen gibt. Der Grund dafür ist eher unerfreulich. „Die Ferkel werden knapp. Wir haben 21 Mitglieder seit Gründung verloren: Betriebe, die aufgeben mussten“, sagte Dagmar Klingelhöller, Sprecherin und eine der drei Vorsitzenden des Netzwerkes Sauenhaltung Schleswig-Holstein. „Aktuell verdienen die Sauenhalter Geld und das ist gut so. Wir richten den Blick in die Zukunft“, so die Netzwerksprecherin.
Der Handel schießt quer
Auf dem Programm die Mitgliederversammlung standen der Rechenschaftsbericht und die Regularien. Die größten Sorgen machen nicht nur den Sauenhaltern, sondern den Schweinehaltern insgesamt die nach wie vor niedrigen Preise, die die großen Lebensmittelhandelsketten aufrufen und an die Erzeuger durchreichen. Hier zu Veränderungen zu kommen, ist mühsam. Ein hohes Maß an ehrenamtlicher Lobbyarbeit führt am Schluss oft nur zu minimalen Verbesserungen, etwa in der Zentralen Koordination Handel-Landwirtschaft (ZKHL), deren Vorstandsmitglied Klingelhöller ist. Zufrieden ist sie mit den Ergebnissen nicht. „Im geplanten neuen Lebensmittelkodex sind Selbstverständlichkeiten aufgelistet.“ Branchenvereinbarungen für eine freiwillige Selbstverpflichtung „Herkunft Deutschland“, auch für Schweinefleisch, stünden kurz vor dem Abschluss, so Klingelhöller. Trotz Kritik an der aktuellen Agrarpolitik gibt es auch kleine Hoffnungen. „Ich freue mich fast, dass das Bundeslandwirtschaftsministerium die verpflichtende Kennzeichnung für Mono-Produkte plant. Dem kann sich der Handel dann nicht mehr entziehen.“
Klingelhöller berichtete über Fachgespräche mit Agrarpolitikern der Landtagsfraktionen und zeigte sich enttäuscht über deren teilweise fehlendes Praxiswissen. Bei Presseterminen mit überregionalen Medien habe es positive Erfahrungen gegeben. Klingelhöller appellierte an die Mitglieder des Netzwerkes: „Öffnet eure Ställe.“ Das sei die beste Möglichkeit, um Vorurteilen gegen Massentierhaltung zu begegnen.
Inflation bringt Profit
„Brauchen wir in Deutschland noch eine landwirtschaftliche Tierhaltung?“ Dieser Frage ging Unternehmensberater Klaus Martin Fischer, Partner bei Ebner Stolz, Frankfurt, nach. Er begab sich mit den Zuhörern auf eine Zeitreise durch die letzten 100 Jahre. „Ich bin Jahrgang 1968. Es ging immer nur bergauf. Wir haben eine stabile Demokratie, aber jetzt Inflation. Es reihen sich Krisen an Krisen. Der Ukraine-Krieg ist noch nicht ganz in der Wirtschaft angekommen, da zeichnet sich ein Handelskonflikt mit China ab.“
Was die gegenwärtige Inflation bei den Lebensmitteln betrifft, so stellte Fischer eine eindeutige Diagnose: „Warum sind die Produkte immer teurer geworden? Wer verdient daran? Wenn wir über Inflation reden, reden wir eigentlich über mehr Profit des Handels.“ Erzeuger, Schlachter und Verarbeiter hätten daran nicht verdient.
Fischer wies auf die Krise der deutschen Fleischwirtschaft hin. „Weltweit steigt die Nachfrage nach Fleisch, in Deutschland ist die Tendenz gegenläufig. In Deutschland sind die Schlachtkapazitäten nicht ausgelastet. Die Ferkelproduktion sinkt, die Anzahl der Betriebe schrumpft. Die deutsche Fleischwirtschaft ist international abgemeldet. Schweinefleisch hat ein Imageproblem. Das Image von Hähnchenfleisch steigt nach oben.“ Als einen Grund machte er ein stärkeres Gesundheitsbewusstsein aus. Außerdem werde mehr außerhalb des Hauses gegessen und „die Speisekarte der Jungen hat sich verändert. Geflügel wird als das bessere Fleisch angesehen. Das Imageproblem ist fundamental und verschiebt die Essgewohnheiten. Alte weiße Männer und Frauen essen noch Steak, junge Leute eher vegetarisch.“ Es sei deshalb falsch, sich an der Politik abzuarbeiten. So könnten etwa die Grünen einfach abwarten, getreu den Mottos „Das Problem mit dem Fleisch löst sich von ganz allein“ und „Die eigentliche Macht liegt beim Handel“.
Die Frage, warum Schweinehalter stärker in der Kritik stünden als Geflügelhalter, stellte Dr. Willi Kremer-Schillings alias Bauer Willi. „Geflügelfleisch hat ein besseres Image. Rindfleisch wird eher als Abfallprodukt der Milchherstellung angesehen. Schweine werden mit Massentierhaltung in riesigen Ställen verbunden.“ Große Schlachtbetriebe hätten ein schlechtes Image. Es gebe keine sichtbare Lobby für Schweinefleisch. Es gelte als altmodisch und fantasielos. Auch der Zusammenhalt zwischen den Landwirten sei nicht besonders groß. „Wenn die Ferkel zu teuer sind, gehe ich woanders hin.“ Fortschritte seien zwar da, aber sie seien zu wenig bekannt. „Wir müssen dahin, wo es wehtut, es den Leuten erzählen, die keine Ahnung haben.“ Seit Jahren gebe es keine Werbung für Fleisch. Es fehle die Bereitschaft, sich zu engagieren. Für eine entsprechende Kampagne müsse man 50 Mio. € in die Hand nehmen.
Angriff auf Politik wagen
Er empfahl einen Frontalangriff auf die Politik. „Wir haben nichts mehr zu verlieren.“ Es brauche persönliche und Branchenziele sowie neue Preis- und Abrechnungsmodelle. Schweinehalter müssten herauskommen aus dem Modus: „Wir nehmen, was uns der Schlachter zahlen will.“ Eine „unbequeme Wahrheit“ gab er den Zuhörern mit auf den Weg: „Der Verbraucher ist nicht bereit, mehr zu bezahlen, wenn es optisch keinen Unterschied macht. Wenn eine höhere Haltungsform einen höheren Preis rechtfertigen soll, muss ich eine Geschichte erzählen.“
Schließlich brachte er einen Ausstieg aus der Tierhaltung ins Gespräch. Ein Ausstieg aus der Tierhaltung sei kein Versagen, sondern könne eine gute Lösung sein. Das müsse auch von den Verbänden so kommuniziert werden.
Auf dem DBV-Ackerbauforum am 23. März kritisierten Pflanzenzüchter die Orientierung des Handels am Proteingehalt von Weizen. Wissenschaftler machten auf die Baustelle Datenkompetenz aufmerksam und eröffneten Perspektiven für einen lukrativen Körnermaisanbau im Norden.
Deutliche Kritik am Festhalten des Handels und der Bäckereien am Proteingehalt bei der Auswahl des Weizens hat Dr. Stefan Streng von der Saatzucht Streng-Engelen GmbH & Co. KG geübt. Auf dem DBV-Ackerbaufourm in südbadischen Lahr-Kippenheimweiler sagte er, dass der Proteingehalt längst nicht mehr das wertbestimmende Merkmal für die Eingruppierung im Qualitätssegment sei. Zwar gebe es bei Neuzulassungen im A-Segment einen Ertragssprung, der Handel bezahle jedoch nach dem Proteingehalt des Winterweizens. Der ertragsstärkere A-Weizen schaffe aber aufgrund der Limitierung der Stickstoffdüngung den gewünschten Proteingehalt nicht. Dabei wäre seine Backqualität für den Bäcker ausreichend. „Hier wird Züchtungspotenzial verschenkt“, beklagte Streng. Einen ersten Schritt habe das Bundessortenamt (BSA) getan, indem der Rohproteingehalt nicht mehr entscheidend für die Qualitätseinstufung sei. Jetzt müssen laut dem Pflanzenzüchter die Abnehmer nachziehen. Streng berichtete, dass die Pflanzenzuchtunternehmen nun nach und nach neue Weizensorten auf den Markt brächten. Aus diesem Grund sei ein rechtssicheres System notwendig. „A-Weizen mit zwölf Prozent Proteingehalt bringt die Qualität“, so Streng.
Patente sind keine Lösung für Pflanzenzüchter
Nach seinen Worten beschäftigen die neuen Methoden der Pflanzenzüchtung die Branche sehr. Zugleich stehe diese angesichts der Transformation der Landwirtschaft vor sehr großen Herausforderungen. „Neue Züchtungsmethoden helfen für punktuelle Verbesserungen der Pflanzen. CrispR/Cas allein macht uns aber nicht glücklich“, sagte Streng. Die klassische Züchtung sei ebenso notwendig, wiewohl es dann sehr viel länger dauere, bis neue Sorten zur Verfügung stünden. Mit Blick auf den Sortenschutz und die neuen Züchtungsmethoden sprach sich Streng klar gegen ein Patent auf die Eigenschaften der Pflanzen aus. Die mit den neuen Methoden gezüchteten Sorten dürften nicht über das Patentrecht reguliert werden. Dies würde dem bisherigen Open-Source-Gedanken des Sortenschutzrechts widersprechen. Mittel- und langfristig würde es die züchterische Freiheit stark einschränken und hätte damit negative Folgen für die Vielfalt in der Pflanzenzüchtung. „Wir brauchen einen neuen Weg, der uns möglichst viel Freiheit gibt“, unterstrich der Pflanzenzüchter. Es werde eine Lösung für die Branche gebraucht. Da müsse auch der Bauernverband seinen Weg finden. Die Politik, insbesondere die Grünen, ermahnte Streng, dass Deutschland hier innerhalb der EU keinen Alleingang machen dürfe.
Nachholbedarf bei digitalen Systemen
Fortschritte bei der Entwicklung digitaler Systeme für die Landwirtschaft stellte Prof. Arno Ruckelshausen von der Hochschule Osnabrück vor. Der Wissenschaftler, der schwerpunktmäßig im Bereich innovativer Technologien in der Landwirtschaft forscht, forderte, die Systeme sollten in engerer Zusammenarbeit mit dem Berufsstand entwickelt werden. Zudem hält der Physiker eine massive Förderung digitaler Systeme für erforderlich. Eine große Baustelle sieht Ruckelshausen in der Datenkompetenz gerade junger Menschen. Diese könnten zwar mit dem Smartphone umgehen und Dateien verschicken, die Daten an sich aber nicht einordnen. Der Hochschullehrer sprach in dem Zusammenhang von einem „Bildungs-GAU“ und plädierte dafür, diese Thematik stärker in die Lehrinhalte zu integrieren.
Körnermaisanbau wird in den Norden wandern
Über die Ausdehnung des Körnermaisanbaus Richtung Norden sprach Dr. Hubert Sprich von der Cornexo GmbH. Er sieht Chancen für den Körnermaisanbau in Zukunft auch weiter im Norden und in höher gelegenen Regionen. Höhere Temperaturen durch den Klimawandel sowie die Entwicklung neuer Sorten machten das möglich. Sprich zufolge dürfte ein regional angebauter Körnermais aufgrund der zu erwartenden steigenden Transportkosten an Wirtschaftlichkeit gegenüber Importmais gewinnen. Er geht davon aus, dass die Nachfrage nach Mais in der Lebensmittelverarbeitung steigt, das mache einen höheren Erzeugerpreis möglich. Gleichzeitig stiegen die Qualitätsanforderungen hinsichtlich Glutenfreiheit und Mykotoxingehalt, gab Sprich zu bedenken. Einen Vorteil sieht der Experte in der Auflockerung der Halmgetreidefruchtfolge. Zudem würden Unkrautprobleme, etwa mit Ackerfuchsschwanz, verringert und Arbeitsspitzen gesenkt. Deutschlandweit liege der Körnermaisanteil bei 18,5 % und der von Silomais bei 81,5 %, so Sprich. age
Nach niederschlagsreichen Monaten zu Beginn des Jahres sind mit den abtrocknenden und sich erwärmenden Flächen die Aussaat und die Düngung von Mais zu planen. Vor dem Aufbringen von Düngemitteln mit wesentlichen Gehalten an Stickstoff und Phosphor ist stets eine Düngebedarfsermittlung (DBE) nach den Vorgaben der Düngeverordnung (DÜV) zu erstellen.
Für die Höhe des N-Düngebedarfs ist der Durchschnittsertrag der vergangenen fünf Jahre auf den betriebseigenen Flächen maßgeblich. Dieser wird mit dem Basisertrag für Silomais aus der DÜV abgeglichen und je nach Ertragsdifferenz durch Zu- oder Abschläge für den Düngebedarf ergänzt. Je 50 dt FM/ha Ertragsdifferenz zu dem Basisertrag sind maximale Zuschläge von 10 kg N/ha beziehungsweise mindestens Abschläge von 15 kg N/ha anzusetzen.
In dem Beispiel in Tabelle 1 ist die DBE für eine nach Angaben des Deutschen Maiskomitees für Schleswig-Holstein typische Ertragsannahme von 430 dt/ha aufgeführt. Von diesem ermittelten betriebsspezifischen Bedarfswert auf Basis des Ertrags sind in der N-DBE der Nmin-Wert (0 bis 90 cm), die anzurechnenden 10 % des Gesamt-N aus der organischen Düngung zu den Vorkulturen des Vorjahres sowie die Nachlieferung über den Humusgehalt des Bodens und die Abschläge für Vor- beziehungsweise Zwischenfrüchte abzuziehen, um den N-Düngebedarf der jeweiligen Fläche zu erhalten. Der errechnete Düngebedarf von 136 kg N/ha im Beispiel kann über mineralische oder organische Düngemittel gegeben werden und darf grundsätzlich nicht überschritten werden.
Besonderheiten in der N-Kulisse
Für Flächen, die innerhalb der N-Kulisse liegen, gelten ergänzend zu dem vorher erläuterten Vorgehen der DBE folgende Besonderheiten: Als Basisertrag wird für diese Flächen nicht das Mittel der vergangenen fünf Ertragsjahre herangezogen, sondern das fixe Ertragsmittel, welches sich aus den Jahren 2015 bis 2019 ergeben hat. Zudem wird der ermittelte N-Düngebedarf für Flächen in der N-Kulisse um 20 % reduziert.
In dem Beispiel in Tabelle 1 ergeben sich dementsprechend 109 kg N/ha. Sofern der reduzierte N-Gesamtdüngebedarf für die Flächen in der N-Kulisse und auch der schlagspezifisch ermittelte Bedarf ohne 20-%-Reduktion nicht überschritten wird, können N-Mengen zwischen Kulturarten und Flächen verschoben werden, um eine N-bedürftigere Kultur höher zu versorgen. Des Weiteren ist die 170-kg-N-Obergrenze innerhalb der N-Kulisse schlagspezifisch einzuhalten. Dies ist insbesondere in Fruchtfolgekombinationen wie Ein-Schnitt-Ackergrassystemen mit nachfolgendem Silomais zu bedenken oder bei kombinierter Festmist- und Gülledüngung zu Silomaisflächen.
Bei Aufbringung von Wirtschaftsdünger auf unbestelltem Ackerland gilt eine verkürzte Einarbeitungsfrist von einer Stunde. Wirtschaftsdünger müssen zudem jährlich auf die Gehalte von N und P analysiert werden (außer Festmist von Huf- oder Klauentieren). Auch muss zwingend eine Zwischenfrucht im vorangegangenen Herbst eingesät worden sein, wenn eine Sommerung wie beispielsweise Mais gedüngt werden soll. Eine Ausnahme besteht hier, wenn die Vorkultur mit der Ernte erst nach dem 1. Oktober das Feld räumt.
Zwischenfrüchte vor Silomais sorgen für eine optimale Bodendurchwurzelung mit hoher bodenmikrobieller Aktivität und geben wertvolle Nährstoffe wie N, K und Mg über die Vegetation frei, die so vor der Auswaschung über den Winter geschützt wurden.
Den Düngebedarf für Phosphat ermitteln
Insbesondere in der Jugendphase hat Mais einen hohen Bedarf an Phosphat. Je nach Durchschnittsertrag und Gehaltsklasse des Bodens variieren der Bedarf und auch die Vorgaben nach DÜV. Ab einer P-Bodenversorgung von 25 mg P2O5/100 g Boden (ermittelt nach DL-Methode) darf laut DÜV lediglich die in der DBE errechnete P-Abfuhr (siehe Tabelle 2) gedüngt werden. Möglich ist eine höhere Düngegabe ausschließlich über eine Fruchtfolgedüngung, bei der dann in den folgenden zwei Anbaujahren die P-Gaben entsprechend reduziert werden müssen. Besonders bei der Kombination von mineralischer Unterfußdüngung (UFD) und der Düngung über Gülle oder Gärsubstrat müssen die Bedarfswerte im Blick behalten werden.
Soll der N-Düngebedarf in dem gewählten Beispiel über 45 m³ Gärsubstrat (4 kg Gesamt-N, 2,3 kg NH4-N, 1,4 kg P2O5, 3,7 kg K2O, 0,6 kg MgO) und über 1 dt/ha NP 20+20 gedeckt werden, dann wird der P-Bedarf des Beispiels, gemessen an der Empfehlung der Landwirtschaftskammer, in Höhe von 58 kg P2O5/ha bereits um 25 kg überschritten. Nach DÜV ist die P-Düngung in Höhe der errechneten Abfuhr von 74 kg P2O5/ha möglich. Dementsprechend sind in den Folgejahren auf dieser Fläche nach DÜV die P-Gaben um diese Menge zu reduzieren oder ein anderer N-haltiger Dünger ohne Phosphat zu wählen.
Da Mais sich in der Jugendphase jedoch vergleichsweise schlecht Phosphat aneignen kann, sollte dieser Nährstoff in einer wasserlöslichen Form möglichst wurzelnah platziert werden. Neben der klassischen P-UFD erweist sich in Versuchen der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein auch der Einsatz von Mikrogranulaten als Bandapplikation in der Saatreihe als vorteilhaft, um P-Überschüsse durch eine reduzierte Nährstoffapplikation zu vermeiden. Auch eine UFD von flüssigen organischen Wirtschaftsdüngern hat sich in jahrelangen Feldversuchen als eine weitere Möglichkeit der Nährstoffversorgung gezeigt, denn die mit Nitrifikationshemmern versetzten Güllen oder Gärsubstrate können in dem Depotdüngungsverfahren den Nährstoffbedarf des Silomaises in vollem Umfang und ohne zusätzliche mineralische N-/P-UFD ohne Ertragsverluste decken.
Langjährig organisch gedüngte Böden
Langjährig organisch gedüngte Böden, wie sie auf typischen Maisstandorten häufig vorkommen, können je nach Standortbedingungen, Vor- und Zwischenfrüchten und Höhe der Wirtschaftsdüngergaben deutlich mehr N nachliefern, als über die DBE nach DÜV ermittelt wird. Mit der Bodenbearbeitung im Frühjahr und aufgrund der spät einsetzenden Beschattung durch die Maispflanzen sind die Mineralisationsbedingungen in der Regel auf diesen Flächen besonders günstig.
Zudem kann der Silomais über die lange Standzeit wie kaum eine andere Kulturart diese verfügbar werdenden Nährstoffmengen aufnehmen. Eine Anpassung im Düngebedarf ist daher durchaus empfehlenswert. Ein Großteil des Nährstoffbedarfs sollte vorrangig über den meist ohnehin vorhandenen Wirtschaftsdünger gedeckt werden. Aufgrund der nach DÜV geforderten Anrechnung der Mindestwirksamkeit, bezogen auf den Gesamtstickstoffgehalt im Jahr des Aufbringens von 60 % für Rindergülle und Gärsubstrate beziehungsweise 70 % für Schweinegülle, ist es zwingend notwendig, die enthaltenen Nährstoffe nicht über Ammoniakverluste aus dem System entweichen zu lassen. Eine große Bedeutung hat hier die unmittelbare Einarbeitung der breit verteilten Güllemengen (außerhalb der N-Kulisse innerhalb von vier Stunden, innerhalb der N-Kulisse innerhalb von einer Stunde). Insbesondere bei warmen und trockenen Witterungsbedingungen können durch die zeitnahe Einarbeitung die gasförmigen Ammoniakverluste reduziert werden. Um die Höhe der aufgebrachten Nährstoffmengen richtig einschätzen zu können, empfiehlt sich immer eine Wirtschaftsdüngeranalyse.
Grundnährstoffe und pH-Wert beachten
Neben den Nährstoffen N und P ist für hohe Erträge auch eine bedarfsgerechte Versorgung mit weiteren Nährstoffen zu beachten. Besonders auf leichten, trockenheitsgefährdeten Standorten ist eine Kaliumversorgung der Silomaisbestände von erheblicher Bedeutung, kann aber gut beziehungsweise anteilig über Gülle und Gärsubstrat abgedeckt werden. Über die Gärsubstratgabe von 45 m³ aus dem Beispiel oben wurden etwa 166 kg K2O gedüngt. Dies würde bei einer optimalen K-Bodenversorgung den Bedarf des Silomaises nicht vollständig decken. Der noch offene Kaliumbedarf könnte ergänzend über 1,75 dt/ha Korn-Kali gedeckt werden, wie auch der Schwefelbedarf.
Nicht zu vergessen ist der pH-Wert, welcher Nährstoffe in ihrer Verfügbarkeit beeinflusst und auf den Silomais besonders empfindlich reagiert. Über Kalkgaben lässt sich der pH-Wert in den optimalen Bereich bringen. Dies bietet bei der Wahl des entsprechenden Kalkes gleich die Möglichkeit, den Magnesiumbedarf zu berücksichtigen.
Fazit
Vor dem Aufbringen von Düngemitteln mit wesentlichen Nährstoffgehalten ist immer eine Düngebedarfsermittlung zu erstellen. Der Nährstoffbedarf von Silomais bezüglich N und P, aber auch an Grundnährstoffen lässt sich oftmals über die vorhandenen Wirtschaftsdünger decken. Aktuelle Versuchsergebnisse im Sinne des Gewässerschutzes finden sich im Bauernblatt 13/23 auf den Seiten 41 bis 44.
Düngeplanungsprogramm und Endo-SH
Über das Düngeplanungsprogramm der Landwirtschaftskammer https://t1p.de/wwps2 können unter anderem die rechtskonforme Düngebedarfsermittlung und die detaillierte Düngeplanung flächenspezifisch erstellt werden. Zudem können Landwirte über die Schnittstelle ihre meldepflichtigen Daten für das Düngejahr 2022 in Endo-SH importieren.