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Auf die Jüngsten kommt es an – Potenziale nutzen

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Endlich war es wieder so weit – der Rindertag fand wie gewohnt Ende November in Präsenz statt. Zahlreiche Besucherinnen und Besucher folgten der Einladung nach Rendsburg. Die Vortrags-Veranstaltung hatte das stets aktuelle Thema der Kälber- und Jungrinderaufzucht. Diesbezüglich haben viele Milchviehbetriebe noch Potenzial zur Optimierung. Um dieses aufdecken und nutzen zu können, haben die Referenten zu den speziellen Bedürfnissen von Kälbern beziehungsweise Jungtieren vorgetragen und daraus wichtige Aspekte für die Haltung, Fütterung und Tiergesundheit abgeleitet.

Thore Kühl von SVN Optipro guckt sich bei jedem Beratungstermin zuerst die Kälberaufzucht an.
Prof. Stefan Krüger von der Fachhochschule Kiel referierte darüber, wie beim Kalb die immunologische Lücke bestmöglich gemanagt werden kann.

Die Präsidentin der Landwirtschaftskammer, Ute Volquardsen, übernahm die Eröffnung und begrüßte anschließend Thore Kühl von SVN Optipro als ersten Redner. Dieser präsentierte die Ergebnisse zur Kälbergesundheit aus der Betriebsberatung. Das Ziel sind vitale, gut wachsende Kälber, die später als Milchkuh gesund und leistungsbereit möglichst lang in der Herde verbleiben. Die konkreten Zahlen für beispielsweise das Absetzgewicht oder Erstkalbealter, die hinter diesem Ziel stecken, sind hingegen sehr betriebs- und rasseindividuell. Folglich sollten auf jedem Betrieb individuelle und erreichbare Ziele definiert werden. Um sie zu erreichen, sollte zunächst die aktuelle Situation analysiert werden. Erst dann können Maßnahmen abgeleitet werden, um dem Ziel näherzukommen. Hierfür ist es empfehlenswert, Personen von außen miteinzubeziehen, da diese einen objektiveren Blick auf den Betrieb haben.

Wiegen ist wichtig

Mit die wichtigsten Kennzahlen der Kälberaufzucht sind die Tageszunahmen. Diese können nur ermittelt werden, wenn Kälber zu bestimmten Zeitpunkten gewogen werden. Dies ist auf den Betrieben nach wie vor selten der Fall. Doch wie sollen sinnvolle Maßnahmen ergriffen werden, wenn nicht einmal bekannt ist, wie die aktuelle Situation aussieht? Die Einflüsse auf die Gewichtsentwicklung sind vielfältig. Neben der Fütterung und Haltung hat das Management einen entscheidenden Einfluss.

Prof. Stefan Krüger von der Fachhochschule Kiel sprach über das richtige Management der immunologischen Lücke bei Kälbern. Es ist allgemein bekannt, dass Kälber so schnell wie möglich und so viel wie möglich an Kolostrum erhalten sollen.

Die Organisatorinnen des Rindertages, Hannah Lehrke (li.) und Dr. Luise Prokop (r.), nehmen die Eröffnungsrednerin, Kammerpräsidentin Ute Volquardsen, in ihre Mitte.

Nicht pasteurisieren

Neben den Immunglobulinen spielen auch die bioaktiven Sub­stanzen im Kolostrum eine wichtige Rolle für die Entwicklung des Kalbes. Diese werden durch die Pasteurisierung negativ beeinflusst, weshalb Kolostrum nicht pasteurisiert werden sollte. Die passive Immunität entsteht durch die Kolostrumaufnahme, während die aktive Immunität vom Kalb erst langsam aufgebaut wird.

Die immunologische Lücke entsteht am tiefsten Punkt der passiven und aktiven Immunität zwischen der dritten und sechsten Lebenswoche. Die Länge und der Zeitpunkt schwanken von Tier zu Tier und von Betrieb zu Betrieb. Die volle Leistungsfähigkeit des Immunsystems ist erst mit fünf bis acht Monaten erreicht und macht deutlich, wie wichtig das richtige Management für eine optimale Kälbergesundheit ist.

Immunologische Lücke

Das Immunsystem des Kalbes ist schon vor der Geburt aktiv. Während der Geburt kommt es zu einer immunsuppressiven Wirkung durch Steroidhormone, die von Kalb und Mutter zur Einleitung der Geburt produziert werden. Zu diesem Zeitpunkt besteht also ebenfalls eine immunologische Lücke. Kommt es dann noch zu einer Schwergeburt, hat dies massive negative Folgen wie zum Beispiel Stress, Trauma, Entzündungsreaktionen und Azidose für das Kalb. Das Schmerzmanagement nach Schwergeburten für Kalb und Kuh sollte im Blick behalten werden. Zu einer Ausschüttung von Steroidhormonen kommt es auch bei Stress, weshalb dieser das Immunsystem negativ beeinflusst. Am Ende dieses Vortrags war allen klar: Die Krankheit des Kalbes entscheidet über die Karriere der Kuh.

Dr. Ole Lamp (li.), Fachbereichsleiter Rind der Landwirtschaftskammer SH, und Dr. Heiner Kahle, Chef für Viehvermarktung und Marketing bei der RSH, moderierten gekonnt.

Ein Perspektivwechsel

Benito Weise von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen stellte anhand vieler Beispiele und auf eindrückliche Art und Weise das Hören und Sehen von Rindern dar. Rinder sind Fluchttiere und, um in der Natur zu überleben, auf eine ausgeprägte Sinneswahrnehmung angewiesen. Sie verlassen sich stark aufs Gehör und können sich darüber wahrscheinlich auch räumlich orientieren. Rinder können niedrige Frequenzen (Infraschall) und insbesondere hohe Frequenzen (Ultraschall) deutlich besser als der Mensch hören. Es ist daher ratsam, sich ein paar Minuten Zeit zu nehmen und seinen Stall anzuhören, denn was wir gerade noch hören können, ist für das Rind unter Umständen schon ein lautes Geräusch und kann zu Verhaltensänderungen wie zum Beispiel Meideverhalten führen. Ein Radio sollte, wenn überhaupt, täglich zu den gleichen Zeiten, leise und mit entspannter Musik (zum Beispiel Klassik) eingeschaltet werden.

Beleuchtung kontrollieren

Benito Weise von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen schilderte, wie stressfreier Umgang mit dem Rind funktioniert, wenn man weiß, wie das Fluchttier sieht und hört.
Sybille Möcklinghoff-Wicke vom Innovationsteam Milch Hessen stellte die Fortführung des Holsteiner Kälberstalls, den Kälbergesundheitsstall, in Rendsburg vor.

Rinder haben aufgrund der Anordnung ihrer Augen ein sehr weites Sehfeld, nur einen schmalen Bereich hinter sich können sie nicht einsehen. Nehmen Rinder ein Geräusch wahr, wenden sie ihr Sehfeld dem Geräusch zu und beobachten die Bewegung. Durch die starke Einzelbildwahrnehmung erkennen sie kleinste Bewegungen auf größere Entfernungen. Allerdings können sie Entfernungen sehr schlecht abschätzen, weswegen in der Nähe von Rindern keine schnellen Bewegungen gemacht oder gerannt werden sollte. Die Anpassung an veränderte Lichtverhältnisse ist bis zu fünf Mal langsamer als beim Menschen. Kommt ein Rind etwa tagsüber von der Weide in einen dunklen Stall, kann die Anpassung bis zu 30 min dauern, bis es wieder ausreichend sieht. Deshalb sollten Tiere möglichst vom Hellen ins Helle oder vom Dunklen ins Dunkle getrieben werden. Mit diesem Hintergrundwissen sollte die Beleuchtung in allen Bereichen kontrolliert werden.

Frühe Gruppenhaltung

Sybille Möcklinghoff-Wicke vom Innovationsteam Milch Hessen gab einen Ausblick auf die zukunftsfähige Kälberhaltung. Die Keimbelastung in der Umgebungsluft der Kälber zu minimieren, ist dabei eine der größten Herausforderungen. In den meisten Kälberställen ist die Keimbelastung viel zu hoch und führt zu dauernden, unterschwelligen Atemwegsproblemen. Um diese zu minimieren, sollten ein optimaler Luftaustausch, feste Trennwände und ausreichend Einstreu im Kälberbereich sein. Kälber sollten, wenn möglich, bis weit nach dem Absetzen nicht umgestallt und in festen, fixen Gruppen gehalten werden. Dies reduziert die Stressbelastung von Kälbern und bietet den Vorteil des Rein-Raus-Verfahrens. Eine paarweise oder Gruppenhaltung sollte möglichst früh durchgeführt werden. Dies fördert die kognitive Entwicklung und das Sozialverhalten von Kälbern. Sie können sich besser anpassen, sind neugieriger und dadurch stressresistenter.

Der Kälbergesundheitsstall

Als Weiterentwicklung des Holsteiner Kälberstalles wurde vom Innovationsteam Milch Hessen ein sogenannter Kälbergesundheitsstall entwickelt. Dabei standen ebenfalls das Minimieren von Kälbererkrankungen, ausreichend Platz, eine gute Luftqualität und die Arbeitserledigung im Vordergrund. Wie beim Holsteiner Kälberstall befinden sich die Kälberboxen auf der einen Seite und die Gruppenbuchten auf der anderen Seite des Stalles. Eine Schlauchlüftung garantiert auch bei windstillem Wetter einen ausreichenden Luftaustausch. Seitlich sind bewegliche Curtains angebracht. Ein Gefälle von etwa 1,5 % sollte sowohl unter den Einzelboxen als auch ein Längsgefälle über den gesamten Stall geplant werden, damit Flüssigkeiten und Waschwasser ablaufen können. Die Kosten eines Kälbergesundheitsstalles belaufen sich je nach Ausführung auf zirka 2.500 € pro Platz.

Das Zuchtziel von Landwirt Christof Kirst sind einwandfreie Fundamente und gute Klauen bei mittelrahmigen Kühen.
Volker Kaack von der Rinderzucht Schleswig-Holstein hielt das Schlusswort und fasste die Erkenntnisse des Rindertages zusammen.

Intensive Kälberaufzucht

Landwirt Christof Kirst aus Brande-Hörnerkirchen präsentierte seinen Betrieb und ging auf die Details seiner Kälberaufzucht ein. Im Nachfolgenden ausgesuchte Kennwerte zum Betrieb:

184 Kühe mit einer Leistung von 11.200 kg Milch

18 kg Lebenstagsleistung

26 % Remontierung

124 ha Landfläche

vier Arbeitskräfte

Alle Kälber erhalten innerhalb der ersten vier Lebensstunden Kolostrum. Anschließend werden sie intensiv aufgezogen und mit zweimal täglich 5 bis 6 l Milch getränkt. Dabei wird Vollmilch mit einem hochwertigen Milchaustauscher verschnitten. Außerdem steht den Kälbern immer frisches Wasser zur Verfügung. Nach drei Wochen werden die Kuhkälber in die Gruppenhaltung umgestallt. Die Einzeliglus werden gewaschen und desinfiziert.

Die vier bis sechs Kälber je Box werden restriktiv mit zweimal 4 l an Milkbars getränkt. Die Tränkephase dauert zwölf Wochen und währenddessen werden Kälbermüsli ad libitum und die Kuhration gefüttert. Von September bis April erhalten alle Kälber eine Grippe-Impfung. Diese intensive Kälberaufzucht führte zu einem reduzierten Erstkalbealter, einer höheren Einstiegsleistung der Färsen und die Abgangsleistung der Kühe erhöhte sich.

Fazit

Für eine erfolgreiche Kälber- und Jungviehaufzucht muss vieles beachtet werden. Das Leben des Kalbes startet mit einer immunologischen Lücke und die Kolos­trumversorgung sowie das richtige Management sind von zentraler Bedeutung. Aus dem Wissen um die Sinneswahrnehmung von Rindern lassen sich deren Bedürfnisse ableiten. Der Kälbergesundheitsstall kann ein Baustein für fittere Kälber sein, aus denen gesunde, leistungsbereite Kühe werden, die möglichst lang im Bestand bleiben. Für eine positive Betriebsentwicklung müssen zunächst Ziele definiert und der Istzustand analysiert werden. Es ist unerlässlich, Daten zu erfassen, um daraus Maßnahmen ableiten zu können.

Dino gegen Traktorhacke

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Wie erfolgreich jäten Feldroboter? Vergleichstests mit konventioneller Hacktechnik zeigten ermutigende Ergebnisse, aber auch weiteren Entwicklungsbedarf.

In einem kürzlich abgeschlossenen Forschungsprojekt zur herbizidfreien Beikrautregulierung an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) testeten Experten über zwei Jahre den Agrarroboter Dino des französischen Herstellers Naïo Technologies. „Die Einschränkungen beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und die Schwierigkeiten bei der Einstellung geeigneter Saisonarbeitskräfte für das manuelle Hacken sind für Landwirte riesige Herausforderungen“, nennt Projektmitarbeiterin Anna Maria Molitor als Motivation für das Vorhaben. Zwar gelinge es bereits, den Herbizideinsatz in Gemüsekulturen durch Mulchfolien zu reduzieren. Auf der Negativseite ständen hier jedoch Bodeneinträge von Mikroplastik und das problematische Recyceln der verunreinigten Folien. Der Test dieses Roboters basierte auf einem Ergebnisvergleich des autonomen Geräts mit herkömmlicher Hacktechnik auf parallel angelegten Gemüseflächen.

Blind hacken oder aktiv mit Kamera

Der etwa 800 kg schwere Hackroboter mit einer Arbeitsbreite zwischen 120 und 160 cm (je nach eingestellter Spurweite) nutzt die bei der Kulturbegründung durch GNSS/RTK-Technik mit einer Genauigkeit von 2 cm aufgezeichneten Spurlinien. Dies erfolgt durch das Anbringen des mobilen GPS-Moduls des Roboters an der zuvor eingesetzten Sä- beziehungsweise Pflanzmaschine. Vor dem Übertragen der Daten auf den Roboter müssen diese per E-Mail-Anhang an den Vertragshändler – in diesem Fall die BayWa – gesendet und dort aufbereitet werden.

Zur Ausstattung dieses Roboters gehören die Fernsteuerung (li.) für kurze Fahrten zum Feld und der ebenfalls per Funk bedienbare Not-Stopp-Taster. Foto: Carmen Rudolph

Die Basisversion folgt auf dem Feld lediglich der RTK-Spur und kann mit Fingerrädern, Gänsefußscharen und weiteren passiven Werkzeugen zum Hacken zwischen den Reihen ausgestattet werden. Darüber hinaus lässt sich der Roboter mit einer Kamera zur Identifizierung der Kulturpflanzen aufrüsten. Erkennt die Bildauswertungssoftware Abweichungen zur Reihe, sendet sie ein entsprechendes Korrektursignal an den Verschieberahmen. Die Kamera ist Voraussetzung für ein weiteres Ausstattungsmerkmal, die aktive Hacktechnik in Form ausschwenkender Sichelarme. Dies ermöglicht die Beikrautregulierung auch in der Reihe. Alle drei Optionen waren Bestandteil der Versuchsreihen auf den Gemüsefeldern der LWG.

Die fest eingebauten Akkus versorgen das Gerät über acht bis zehn Stunden mit der notwendigen Energie. Bei einer Geschwindigkeit von etwa 4 km/h ergibt sich daraus eine theoretische Arbeitsleistung von 5 ha am Tag. Über die Nacht benötigt die Maschine eine Steckdose zum Aufladen. Kürzere Wege zum Arbeitsort, die nicht über öffentliche Straßen führen, lassen sich per Fernsteuerung zurücklegen. Ansonsten erfolgt der Transport auf einem Anhänger.

Am Feld müssen die Werkzeuge eingestellt und die entsprechende Karte ausgewählt werden. Nach dem Start fährt der Roboter Reihe für Reihe ab, wendet automatisch und signalisiert, wenn er fertig ist. „Die Einrichtung auf einer klar umrissenen Fläche ist eigentlich simpel. Komplizierter wird es jedoch, wenn Hindernisse umfahren werden müssen“, berichtet die Agrarwissenschaftlerin.

Um während des autonomen Einsatzes die Sicherheit zu gewährleisten, ist der Roboter mit einem Laserscanner ausgestattet, der Hindernisse in der Umgebung erkennt und gegebenenfalls einen Not-Halt einleiten kann. Vor den Rädern befinden sich zudem Drucksen­soren, die bei Berührung ebenfalls zu einem Stopp führen. Darüber hinaus lässt sich das Gerät über einen Taster am Chassis sowie an der Fernbedienung schlagartig außer Betrieb setzen. Trotz dieser Sicherheitseinrichtungen darf die Maschine nicht gänzlich ohne Aufsicht agieren. Dies verbietet die EU-Maschinenrichtlinie (2006/42/EG). Sie fordert für die Fahrzeuglenkung zumindest eine menschliche Aufsicht vor Ort, während der allerdings nebenher andere Tätigkeiten ausgeführt werden können. Als Alternative strebt der Hersteller eine Video-Fernüberwachung an.

Je nach Ausstattung kostet der Dino beim Händler zwischen 100.000 und 160.000 €.

Beim Jäten zwischen den Reihen mit Gänsefußscharen und Fingerhacken zeigte der Farmroboter Dino auf den LWG-Versuchsparzellen ein gutes Hackergebnis. Foto: LWG/Anna Maria Molitor
Dank der vier lenkbaren Räder wendet der Feldroboter am Ende des Feldes nahezu auf der Stelle. Foto: Carmen Rudolph
Innovationen konventioneller Hackgeräte, wie die schneidenden Winkelmesserpaare am Robovator von K.U.L.T., kommen auch in autonomen Maschinen zum Einsatz. Die Herausforderung liegt in jedem Fall in der Schonung der Kulturpflanzen. Foto: Carmen Rudolph
Der Roboter Oz ist der kleine Bruder des Dino. Der autonom fahrende Geräteträger kann Hacken, Striegel oder Säaggregat aufnehmen und ist insbesondere für den Einsatz in Folientunneln konzipiert. Foto: Carmen Rudolph


Wurden gute Arbeitsergebnisse erreicht?

In den Versuchen mit Zwiebeln und Roter Bete verglichen die Wissenschaftler die Arbeitsergebnisse von konventioneller Hacktechnik am Traktor-Geräteträger mit dem des autonomen Systems von Naïo. Die Traktorhacke kam alle zwei Wochen zum Einsatz, der Hackroboter in einer Variante ebenfalls 14-täglich (Dino extensiv), aber auf einer parallelen Testfläche auch wöchentlich (Dino intensiv). Dazu wurden im Frühjahr 2021 für beide Kulturen und Varianten jeweils drei, also insgesamt 18 Beete angelegt. Die an allen Maschinen identische Werkzeugausstattung umfasste zunächst Gänsefußschare mit Hackschutzrollen und später eine Kombination aus Fingerhacken und Gänsefußscharen. „In den Zwiebelbeeten entwickelte sich das Beikraut Ende Juni sehr stark, sodass wir uns entschlossen, zusätzlich zu den Maschinenüberfahrten in allen Varianten mit der Handhacke durchzugehen“, merkte Molitor an.

Anfang August vergangenen Jahres startete eine zweite Phase, da nun ein Roboter in Vollausstattung mit Kamera und aktiver Hacke zur Verfügung stand. Angelehnt an den Versuchsaufbau in Phase 1 übernahm dieser im Wettbewerb mit konventioneller Hacktechnik die Beikrautregulierung in den Kulturen Salat und Kohlrabi.

Beim Jäten zwischen den Reihen zeigte der Dino in den Versuchskulturen Rote Bete und Zwiebeln ein gutes Hackergebnis bis nahe an die Pflanzen heran, so das Resümee der Agrarwissenschaftlerin nach den Exaktversuchen. Zumindest in den wöchentlich gehackten Beeten (Dino intensiv) habe man ähnlich viele Beikräuter gezählt wie auf den Flächen, auf denen die Traktorhacke alle zwei Wochen unterwegs war. Da aber der Roboterbetrieb einen deutlich geringeren Personaleinsatz erfordere, sei der Arbeitsaufwand also durchaus vergleichbar. Ebenso waren zwischen den Varianten weder bei der Roten Bete noch bei den Zwiebeln Unterschiede in der Kulturpflanzenentwicklung feststellbar. Der häufigere Einsatz des Roboters führe demnach nicht zu größeren Ernteverlusten als mit konventioneller Technik in weiteren Zeitabständen.

Tests verdeutlichten Entwicklungsbedarf

Als Nachteile der Roboterhacke nennt Molitor den zeitlichen Aufwand für die Fahrten mit 4 km/h und die Transporte auf dem Anhänger zum Feld und zurück an die Hofsteckdose. Auch das Einstellen und Austauschen der Werkzeuge sei umständlicher als bei einem Geräteträger am Traktor, da sie unter der Maschine verbaut sind und die Parallelogramme einzeln verschoben werden müssen. Verbesserungspotenzial sieht Molitor zudem bei der Fernbedienung, die öfter den Kontakt zum Gerät verliert, und beim Sicherheitslaser, der hoch gewachsene Beikräuter aber auch große Kultupflanzen, etwa Mais, auf angrenzenden Flächen als Hindernisse einstuft und entsprechende Fahrmanöver auslöst. Der technische Support beim Vertriebspartner habe gut geklappt. „Allerdings konnten die Servicemonteure nicht alle Fehler gleich beheben. Waren Rücksprachen mit dem Hersteller erforderlich, dauerte es dann doch länger“, so Molitor.

Als besonders problematisch habe sich der Einsatz der Dino-Variante erwiesen, in der zusätzlich eine kamerageführte Vorrichtung zum Hacken zwischen den Pflanzen innerhalb der Reihen fest verbaut ist. Beim Zusammenspiel zwischen Roboter und der Hackmechanik des englischen Herstellers Tillett & Hague Technology bestehe offensichtlich noch Entwicklungsbedarf. So habe die Kamera rotblättrigen Salat nicht erkannt und es seien hohe Verluste entstanden. Das Entfernen der aktiven Hacke könne aber nur vom Hersteller durchgeführt werden. Zwar lasse sich zum Hacken in eng stehenden Kulturen, etwa Zwiebeln, der Drehmechanismus der Sichelhacke ausschalten. Für andere Werkzeuge fehle dann aber der Platz. Im Anschlussprojekt „Innovative Methoden zur ökologischen Beikrautregulierung im Gartenbau“ werden die Tests und Exaktversuche bis Anfang 2025 fortgesetzt. Dann gehe es um einen Vergleich zwischen Hackrobotern unterschiedlicher Hersteller.

Fazit

Die Versuche der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau zeigen, dass der Hackroboter Dino mit der konventionellen Technik mithalten kann. In den nächsten Jahren werden sich die autonomen Maschinen weiterentwickeln und verbessern. Hoffentlich dürfen sie dann auch ohne menschliche Aufsicht ihre Feldarbeit verrichten. Darauf kann man warten. Aber auch jetzt schon ist für technikbegeisterte Landwirte zumindest im ökologischen und regenerativen Landbau und bei guter Integrationsmöglichkeit in den Betriebsablauf die Anschaffung von Robotern durchaus eine Überlegung wert. Wer sich einen Roboter für die Beikrautbeseitigung zulegen will, sollte sich beim jetzigen Entwicklungsstand jedoch überlegen, ob er die aktive Hacke wirklich braucht oder ob die einfache, aber exakt arbeitende passive Hacktechnik der Basisversion ausreicht.

Ein turbulentes Getreidemarktjahr

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Das Kalenderjahr geht zu Ende und damit die erste Hälfte der Vermarktungssaison. Der Löwenanteil der Ernte 2022 hat sich vom Erzeuger in die Hände von Verwertern und Händlern bewegt. Seit einigen Wochen ist es sehr ruhig am hiesigen Getreidemarkt. Landwirte haben ihre geplanten Verkäufe längst getätigt und wohl so manche zusätzliche Tonnage aus Preisgründen verkauft. Trotz jüngster Rückgänge bleibt das Preisniveau bemerkenswert. Brotweizen kostet derzeit „nur“ 18 €/t mehr als im Dezember des Vorjahres, aber immer noch 112 €/t mehr als im Schnitt der Jahre 2013 bis 2020. Das Jahresende bedeutet in nördlichen Breitengraden Winterruhe. Es besteht kein Verkaufsdruck, die Ernteergebnisse stehen fest. Man kann sich entweder näher mit den Geschehnissen des endenden Jahres beschäftigen oder davon Abstand nehmen. Auf der südlichen Hemisphäre hingegen ist jetzt Erntezeit und damit Hochbetrieb im Agrarsektor. Wie so oft in diesem Jahr türmen sich auch hier die Superlative: die kleinste argentinische Weizenernte seit Jahren, die größte brasilianische Sojaernte jemals, die erneute Rekordgetreideernte in Australien.

Preisvolatilität ist Alltag

Flüchtige Kurse am Getreidemarkt sind in diesem Jahr zur Normalität geworden. Man könnte „volatile Preise“ quasi zum Marktbegriff des Jahres wählen, nachdem „Zeitenwende“ schon das Wort des Jahres wurde. Die täglichen Schwankungen der Kurse waren groß, ein Blick auf die Börse ist fast jedes Mal überraschend. Waren die Kurse im Aufwind, konnte nicht wie in friedlichen Jahren die allgemeine Entwicklung abgewartet werden. Stattdessen lohnte sich in diesem Jahr manchmal ein flotter Anruf beim Landhändler, der richtige Verkaufszeitpunkt war teilweise eine Frage von Stunden. Einige Händler passten die Preislisten mehrmals täglich an. So mancher Preisspitze folgte in den vergangenen Monaten ein ebenso steiler Preisrückgang. Die Vermarktung der Ernte ähnelte damit eher dem (risikoreichen) Handel direkt an der Terminbörse als dem am lokalen Markt. Man brauchte Nervenstärke und auch Glück. Die Preiskapriolen ließen manche Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter mutiger werden, zum Beispiel um einen preislichen Aufschwung auszusitzen. Die Chance, unerwarteten Profit zu machen, ließ in manchen Phasen einen möglichen Preisrückgang verblassen. Das schon bestehende Plus zu Vorjahrespreisen rückte in der subjektiven Wahrnehmung in den Hintergrund. Hingegen beobachten Handelsunternehmen aber eine deutliche Zurückhaltung beim Thema Vorkontrakte. Solche Erzeuger, die mit Vorverkäufen von 2021 weit unter den möglichen Höchstpreisen bei Getreide und vor allem Raps lagen, lassen jetzt die Finger von Kontrakten. Fragt man derzeit nach Prognosen für das kommende Jahr, so rechnen die einen mit einem preisstarken Frühjahr, sicherlich geprägt von Schwankungen. Die anderen begnügen sich mit der vorsichtigen Prognose einer generell weiter festen Preistendenz.

Spannende Aussicht

Wie geht es jetzt tatsächlich weiter? Auf der Südhalbkugel hat die Sommer- und Erntesaison begonnen. In Australien läuft die Getreideernte und man rechnet mit einer Rekorderntemenge an Weizen und Raps zum dritten Mal in Folge. Dies trägt zum derzeitigen Kursrückgang dieser Ackerfrüchte bei. Jedoch haben frühere Starkregenereignisse und jetzige Überschwemmungen Einfluss auf die Qualität des Erntegutes. In Argentinien reduziert sich der Weizenertrag aufgrund von Dürre um fast die Hälfte von 22 Mio. t im Vorjahr auf 12,5 Mio. t. Diese beiden Länder und die weiteren großen Exportregionen EU, USA, Russland und Ukraine liefern sich vermutlich weiterhin ein Exportwettrennen rund um die Wechselkurse. Mit unvorhersehbaren Störungen des Marktgeschehens und politischer Steuerung von Teilmärkten muss 2023 gerechnet werden. Entsprechend spannend könnte die Preisentwicklung werden. Aber wie sagte der Komiker Karl Valentin einst: „Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.“

Veränderungen zu höheren Haltungsstufen in der Schweinehaltung digital unterstützen

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Engagierte Schweine haltende Betriebe in Schleswig-Holstein haben im September damit begonnen, zukünftige Dienstleistungsangebote für die Umstellung ihrer Haltungsform und ihres Betriebsmanagements auf die Haltungsstufen 3 und 4 mitzugestalten. Ziel ist eine noch stärkere digitale Vernetzung der Betriebe mit ihren Dienstleistern in der Beratung, Qualifizierung und Vermarktung, um die Herausforderungen und Risiken der Umstellung gemeinsam zu meistern.

Die Vermarktungsgemeinschaft für Zucht- und Nutzvieh ZNVG eG als Leadpartner, die Fachhochschule Kiel sowie die Education and Qualification Alliance SCE mbH – EQAsce haben sich zu diesem Zweck im EIP.Agri.SH-Projekt „Smart Service zur Unterstützung der Transformation der Schweinehaltung in Schleswig-Holstein“ zu einer sogenannten operationellen Gruppe (OG) zusammengeschlossen.

Am Beispiel von Pilotbetrieben in Schleswig-Holstein soll der Veränderungsprozess in der Schweinehaltung hin zu den Haltungsstufen 3 und 4 bewertet, digital gestaltet und erprobt werden. Im Vordergrund steht dabei die Entwicklung eines für die Bedürfnisse der Betriebe maßgeschneiderten digitalen Dienstleistungspaketes. Die Datenhoheit liegt dabei bei den landwirtschaftlichen Betrieben, sie entscheiden, welche produkt-, prozess- und personenbezogenen Daten mit welchen Marktpartnern zu von ihnen bestimmten Konditionen ausgetauscht werden. Die Betriebe in Schleswig-Holstein profitieren dabei von der Vorarbeit ihrer Berufskollegen und -kolleginnen aus dem EIP.Agri.NRW-Projekt ­„GeTie – Gemeinschaftsleistung Tierwohl“. In diesem Projekt wurde die Grundstruktur der ersten auf landwirtschaftliche Betriebe zentrierten Plattformgenossenschaft in Europa festgelegt, die im nun gestarteten Projekt „Smart Service Zukunft“ zum Nutzen insbesondere von Betrieben mit dem Produktionszweig tierische Veredlung weiterentwickelt wird.

Der bundesweite Erfahrungsaustausch ist allen Mitgliedern der OG besonders wichtig. Deshalb ist im ersten Arbeitspaket kurz nach Projektstart eine deutschlandweite Umfrage zu Zukunftsstrategien Schweine haltender Betriebe gestartet worden. Darüber hinaus hat sich die OG zunächst mit einem Kurzvideo am Gemeinschaftsstand der ZNVG eG auf der EuroTier in Hannover der Öffentlichkeit vorgestellt.

Die Zwischenergebnisse und die Auswertung der Umfrage zu dem EIP-Innovationsprojekt „Smart Service Zukunft“ wurden am 13. Dezember auf der ZNVG-Wintertagung in Nortorf präsentiert und anschließend in einem weiteren EQA-Band „Wissen kompakt“ veröffentlicht. Die Umfrage läuft noch bis Februar 2023 und ist unter https://t1p.de/qjift erreichbar.

Der nächste Schritt wird sein, gemeinsam mit den teilnehmenden Projektlandwirten zu evaluieren, welche Anforderungen sie und ihre Berufskollegen an das Projekt haben. Dies passiert in Vor-Ort-Workshops und Treffen in den angeschlossenen landwirtschaftlichen Betrieben der operationellen Gruppe.

Milliardenminus beim Schweinefleischexport

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Die Erlöse durch Schweinefleischausfuhren in Drittländer sind in den ersten drei Quarten 2022 um 1,3 Mrd. € gesunken. Hauptgrund ist der Einbruch des China-Geschäfts. Die Absatzmenge fiel im Vorjahresvergleich um ein Fünftel geringer aus. Spanien kann dem Absatzrückgang weiter trotzen und bleibt Europameister im Export.

Der stark rückläufige Absatz in China hat den Schweinefleischexporteuren in der EU erhebliche Umsatzeinbußen beschert. Laut Daten der Brüsseler Kommission sind die Ausfuhrerlöse für Schweinefleisch und Nebenerzeugnisse im gesamten Drittlandshandel von Januar bis September 2022 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 1,33 Mrd. € oder 14,5 % auf 7,83 Mrd. € gesunken. Bei den Verkäufen nach China wurde dabei ein Umsatzrückgang von 2,03 Mrd. € oder 44,6 % auf 2,24 Mrd. € verzeichnet, was jedoch durch höhere Ausfuhrmengen und -erlöse in andere Staaten etwas abgemildert werden konnte.

EU-Schweinefleischexporte um 20 Prozent geringer

Insgesamt sind aus den EU-Mitgliedstaaten nach Kommissionsangaben in den ersten neun Monaten 2022 – gemessen in Schlachtgewicht – rund 3,32 Mio. t Schweinefleisch in Drittländer verkauft worden, was im Vorjahresvergleich einem Minus von 801.200 t oder 19,5 % entspricht. Nicht enthalten ist darin wegen fehlender aktueller Daten die Ausfuhr nach Großbritannien, dem zweitwichtigsten EU-Drittlandskunden. Die Lieferungen auf die Britische Insel lagen in den ersten acht Monaten 2022 mit knapp 579.000 t um 1,5 % unter der Vorjahresmenge. Wird dies berücksichtigt, fällt der Gesamtrückgang der EU-Exporte weniger stark aus.

Dennoch bleiben die internationalen Schweinefleischverkäufe klar hinter dem Vorjahresergebnis zurück. Verantwortlich dafür ist in erster Linie die Kaufzurückhaltung Chinas, die auch die Exporteure in den USA und in Brasilien zu spüren bekommen.

China fehlte als Großabnehmer

Die Schweinefleischlieferungen der EU nach China beliefen sich laut Kommission in den ersten drei Quartalen 2022 auf 1,06 Mio. t; das waren 1,11 Mio. t oder 51,1 % weniger als in der Vorjahresperiode. Nach deutlichen Rückgängen im ersten Halbjahr haben die Verkäufe in die Volksrepublik im dritten Quartal allerdings wieder etwas zugenommen. Eine strenge Corona-Politik mit umfassenden Lockdowns könnte laut Analysten den Anstieg der Schweinefleischimporte jedoch wieder ausbremsen. Der Schlachtschweinepreis in China ist in den vergangenen fünf Wochen im Landesdurchschnitt wegen der Marktschwäche bereits um gut 20 % gefallen.

Außer für China wurden nur für die Schweinefleischausfuhren nach Viet­nam mit einem Minus von 37,7 % auf 69.520 t sowie für Hongkong mit 55,6 % auf 59.040 t spürbare Rückgänge gemeldet. Für alle anderen Destinationen zeigen die Handelsdaten dagegen zumeist deutliche Zuwächse. So legten die EU-Schweinefleischausfuhren nach Japan gegenüber den ersten drei Quartalen 2021 um 30,9 % auf 358.100 t und auf die Philippinen um 34,8 % auf 366.800 t zu. Um jeweils gut 40 % stiegen die Lieferungen nach Südkorea, Australien und Taiwan. Hinter China blieb Japan mit einem Umsatzvolumen von 1,17 Mrd. € wertmäßig die wichtigste Absatzdestination. Der Durchschnittspreis einer dorthin verschifften Tonne Schweinefleisch lag mit 3.257 € fast doppelt so hoch wie der bei der Ausfuhr in die Ukraine mit 1.685 €.

Über alle Waren und Länder hinweg lag der mittlere Ausfuhrwert bei 2.362 €/t; das waren wegen gestiegener Preise gut 6 % mehr als in den ersten neun Monaten 2021. Im Vorjahresvergleich konnte bei den einzelnen Produktgruppen nur die EU-Ausfuhrmenge von Würsten gesteigert werden, und zwar um 6,9 % auf 68.500 t. Bei den Schlachtnebenerzeugnissen fiel der mengenmäßige Exportrückgang mit 9,7 % unterdurchschnittlich aus, bei gefrorenem Schweinefleisch mit 23,8 % sowie bei Schweinespeck mit 37,5 % dagegen besonders hoch. Größter Schweinefleischexpor­teur der EU blieb Spanien mit 1,21 Mio. t; das waren allerdings 20,6 % weniger als in den ersten drei Quartalen 2021. Die dänischen Ausfuhren sanken um 19,0 % auf 585.420 t, die niederländischen „nur“ um 5,9 % auf 523.560 t.

Drittlandsabsatz ging drastisch zurück

Für Deutschland wurde ein Minus im Drittlandsabsatz von 123.180 t oder 36,7 % auf lediglich noch 212.730 t ausgewiesen. Das war das geringste Niveau seit 15 Jahren. Relativ gesehen wurde dieser Rückgang nur von Italien mit einem Minus von 40,3 % auf 59.300 t übertroffen. Dort wurde Anfang 2022 erstmals die Afrikanische Schweinepest (ASP) festgestellt, woraufhin viele Drittländer Einfuhrsperren verhängten.

Auch in Österreich mussten die Schweinefleischexporteure einen Einbruch ihrer Drittlandsverkäufe verkraften; diese sanken gegenüber der Vorjahresperiode um 35,1 % auf 48.870 t. Lediglich zwei Mitgliedstaaten konnten im Berichtszeitraum nennenswerte Zuwächse ihrer Drittlandsausfuhren verbuchen. In Ungarn stieg die außerhalb der EU-Grenzen vermarktete Menge an Schweinefleisch um 4.320 t (30,3 %) auf 18.550 t und in Slowenien um 5.150 t (21,2 %) auf 29.480 t. Sie blieben dennoch eher kleine Anbieter. age

Stromerzeugung  2021 witterungsbedingt rückläufig

Das Statistikamt Nord veröffentlichte am Dienstag die Zahlen zur Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien für Schleswig-Holstein und Hamburg für das vergangene Jahr.

2021 wurden in Schleswig-Holstein 23,2 Mio. MWh Strom aus Erneu­erbaren Energien erzeugt. Das sind 59,1 % der gesamten Stromproduktion. Rechnerisch konnte somit der Stromverbrauch in Schleswig-Holstein (etwa 16,3 Mio. MWh) zu rund 140 % gedeckt werden, so das Statistikamt Nord. Der Anteil der Stromerzeugung aus Kernenergie betrug 30,6 %, während fossile Energieträger auf 9,6 % kamen.

Die Stromerzeugung aus Windkraftanlagen an Land sank um 4,9 % auf gut 12,5 Mio. MWh. Die Stromerzeugung aus Windkraftanlagen auf See ging hingegen um 13,7 % auf rund 6 Mio. MWh zurück. Das Windjahr 2021 lag deutlich unter dem lang­jährigen Durchschnitt und ist damit als sehr windschwach anzusehen. Insgesamt war die Wind­kraft mit rund 18,6 Mio. MWh und einem Anteil von vier Fünfteln am regenerativ erzeugten Strom wichtigster Erneuerbarer Energieträger. An zweiter Stelle folgte Biogas mit rund 2,8 Mio. MWh und einer Zunahme von 1,7 % gegenüber dem Vorjahr. Die Stromerzeu­gung aus Photovoltaik sank aufgrund eher unterdurchschnittlicher Sonneneinstrahlung um 1,6 %.

Die Stromausspeisung aus Batteriespeichern belief sich auf rund 25.800 MWh und konnte da­mit gegenüber dem Vorjahr weitergesteigert werden. Insgesamt sind im vergangenen Jahr in Schleswig-Holstein rund 39,3 Mio. MWh Strom erzeugt worden, das sind 0,1 % mehr als im Vorjahr.

In Hamburg wurden 2021 2,8 Mio. MWh Strom erzeugt. Das entspricht einem Rückgang von 43,8 % gegenüber dem Vorjahr. Ursache hierfür ist die deutlich geringere Stromerzeugung aus Kohle aufgrund der Stilllegung des Kraftwerks Moor­burg, so das Statistikamt Nord. Trotzdem stammte mit 2,1 Mio. MWh und einem Anteil von 75,2 % der weitaus überwiegende Anteil des erzeugten Stroms aus fossilen Energie­trägern.

Rund 0,6 Mio. MWh Strom wurden aus Erneuerbaren Energien erzeugt. Das sind 6 % weniger als im Vorjahr und entspricht 21,1 % der gesamten Stromerzeugung. Gut ein Drittel davon stammte aus Windenergie, gefolgt von Biomasse mit einem Anteil von einem Viertel. Biogas liegt – nach Deponie-, Klärgas und Klärschlamm – mit einem Anteil von rund 14 % an vierter Stelle. Die aus Biogas gewonnene Strommenge lag bei rund 82.000 MWh. Die Stromausspeisung aus Batteriespeichern belief sich auf rund 170 MWh.

Nachwuchs für die ZKL

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Theresa Schmidt ist neues Mitglied der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL). Die Vorsitzende des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL) folgt dem Ruf von Bundesminister Cem Özdemir (Grüne). Gemeinsam mit dem ebenfalls berufenen Moritz Tapp von der BUNDjugend vertritt sie die junge Generation in dem Gremium. Sie folgt auf Kathrin Muus, deren Mitarbeit an den grundlegenden und zukunftsweisenden Empfehlungen für die Transformation des Agrar- und Ernährungssystems prägend war. bb, bdl

Moritz Tapp

Foto: bundjugend

Grüne Gentechnik im Gespräch

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Es war der Tag des Ehrenamts und des Bodens, als sich in Berlin 20 Landjugendliche aus ganz Deutschland trafen. Das Datum, 5. Dezember, war sehr passend, um sich mal wieder im Arbeitskreis Agrarpolitik des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL) auszutauschen. Aus Schleswig-Holstein hatten sich die Agrarausschusssprecher Malte Blöcker und Laura Stolley sowie Hannes Bumann auf den Weg nach Berlin gemacht.

Am Vorabend konnten sich alle Teilnehmer in entspannter Runde in einem Restaurant kennenlernen und anschließend wurde noch ein bisschen Berlin unsicher gemacht. Am Montagmorgen wurde die Arbeitskreissitzung im Haus der Land- und Ernährungswirtschaft abgehalten. Auf der Tagesordnung stand das Thema Grüne Gentechnik mit einem spannenden Impulsvortrag von Robert Hoffie vom Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung aus Gatersleben.

Im Anschluss an den Vortrag ging es in die Diskussion. Dabei gab es durchaus Pro und Kontra, aber im Großen und Ganzen wurde in der Gruppe für den Einsatz von Grüner Gentechnik gestimmt, lediglich Punkte wie Akzeptanz der Verbraucher und Gesellschaft wurden als negativ aufgeführt. Aus den gesammelten Argumenten soll in nächster Zeit ein Positionspapier entstehen, das nicht nur durch die Aussagen des agrarpolitischen Arbeitskreises geprägt sein wird, sondern auch die anderer Arbeitskreise des BLD wie die Jugendpolitik und die Jungwinzer einbeziehen wird.

Außerdem gab es in der Sitzung eine Abfrage über Neues aus den Landesverbänden. Dabei wurde schnell klar, dass sich die Landesverbände mit ähnlichen aktuellen Themen beschäftigen wie GAP, Düngeverordnung, PV-Anlagen auf Freiflächen und Moorschutz.

Am späten Nachmittag ging es mit vielen Eindrücken, neuen Ideen und der Vorfreude auf den nächsten Arbeitskreis im Gepäck wieder in Richtung Norddeutschland. Dieser Arbeitskreis findet vom 3. bis 5. Februar in Leipzig statt. Lajus, die gern in einem Arbeitskreis mitwirken, können sich gern in der Rendsburger Geschäftsstelle melden, Tel.: 0 43 31-14 58 30.

Für die Teilnehmer blieb auch Zeit, sich besser kennenzulernen und auszutauschen.
Grafik: agrar-press

Enkeltrick jetzt auch per Handy

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Immer wieder werden Senioren Opfer von Straftaten. Um an Geld oder Wertsachen älterer Menschen zu kommen, gehen die Täter mit einer Dreistigkeit und Skrupellosigkeit vor, die selbst Experten sprachlos macht. Sie locken mit dubiosen Schnäppchen am Telefon oder im Internet oder klingeln beispielsweise als falsche Polizisten oder Handwerker an der Haustür. Bei den Büsumer LandFrauen war ein „richtiger“ Polizist zu Gast, Günter Santjer, Polizeihauptkommissar a. D.

Santjer, ehemals Polizeibeamter in Büsum und im Stab der Polizeiinspektion Heide sowie zwischenzeitlich ehrenamtlich beim Weißen Ring tätig, sieht es als seine Aufgabe an, Senioren zum Thema Sicherheit aufzuklären. Durch die Lebenserfahrung und das hohe Sicherheitsbewusstsein seien Senioren zwar in der Kriminalstatistik nur mit einem geringen Anteil vertreten, dennoch sei die Gefahr groß, Opfer einer Straftat zu werden. Bei bestimmten Straftaten hätten es die Täter besonders auf die Senioren abgesehen, so Santjer.

Studien belegten: Senioren in Deutschland verfügen nach der Erwerbsphase nicht selten über beträchtliche Vermögenswerte – das locke Täter an. „Und Täter schlafen nicht, sie bilden sich immer weiter“, betonte Santjer. So fänden sie immer wieder neue Möglichkeiten, Menschen um ihr Vermögen zu bringen. Zum Beispiel als falscher Polizeibeamter, der erklärt, die Adresse des Angerufenen bei Einbrechern gefunden zu haben, und der nun Geld oder Schmuck bei der Polizei aufbewahren wolle. So etwas mache die Polizei grundsätzlich nie und unter der Nummer 110 werde man niemals angerufen. „Wenn bei Ihnen die 110 im Display erscheint, ist es ein Betrüger“, warnt der pensionierte Hauptkommissar.

Der Enkeltrick sei altbekannt, neu sei der Versuch, auch über WhatsApp, also über die Handynummer, an die vermeintlichen Opfer zu gelangen. Man werde bei all diesen Betrugsversuchen immer hingehalten und unter Druck gesetzt, sodass man kaum zum Nachdenken komme. Ähnlich sei es bei den sogenannten Schockanrufen, wenn das Enkelkind nach einem Unfall angeblich bei der Polizei sitze und „freigekauft“ werden müsse. Santjer warnte auch davor, auf falsche Gewinnversprechen einzugehen oder auf „Microsoft“-Anrufe, die zumeist in englischer Sprache erfolgten, zu reagieren. Um sich zu schützen, seien Firewall und Virenscanner sowie sichere Passwörter im Umgang mit dem Computer Grundvoraussetzung. Auf Haustürgeschäfte sollte man sich gar nicht einlassen und beim Einkaufen die Handtasche nicht im Einkaufswagen lassen, hob Günter Santjer hervor.

Viele dieser Dinge waren den LandFrauen durchaus bewusst, aber trotzdem empfanden sie den Vortrag als wichtige Auffrischung und als Aufforderung, auch im Umgang mit den digitalen Medien achtsam zu sein. Günter Santjer gab den LandFrauen zum Schluss mit auf den Weg: „Augen auf, kümmern Sie sich auch um Ihre Nachbarn und seien Sie aufmerksam.“ Die zweite Vorsitzende der Büsumer LandFrauen, Annemarie Blas, bedankte sich mit einer Spende für den Weißen Ring für den lehrreichen Vortrag.

Polizeihauptkommissar a. D. Günter Santjer Foto: WR

Warm anziehen und Gas sparen

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Warm anziehen und Gas sparen – unter diesem Motto trafen sich LandFrauen aus Lübeck und Umgebung, um Hausschuhe zu stricken und zu filzen. Aus den großen Filzpuschen wurden nach dem Waschen passende Hausschuhe. Außerdem wurden Dreieckstücher aus Mohair-Garn gestrickt, die wunderbar wärmen. Und weil es so viel Spaß machte, wollen sich die Frauen jetzt einmal im Monat treffen, denn sie haben noch viele weitere Ideen, um für Familie und Freunde Wärmendes für die kalte Jahreszeit herzustellen.

Für warme Füße