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Milliardenminus beim Schweinefleischexport

Die Anteile am Auslandsabsatz innerhalb der EU sind in Bewegung und Absatzwege weggebrochen
Von Mechthilde Becker-Weigel
Der Schweinefleischexport aus Deutschland in Drittländer ist in den ersten neun Monaten um gut 123.000 t zurückgegangen. Foto: Imago

Die Erlöse durch Schweinefleischausfuhren in Drittländer sind in den ersten drei Quarten 2022 um 1,3 Mrd. € gesunken. Hauptgrund ist der Einbruch des China-Geschäfts. Die Absatzmenge fiel im Vorjahresvergleich um ein Fünftel geringer aus. Spanien kann dem Absatzrückgang weiter trotzen und bleibt Europameister im Export.

Der stark rückläufige Absatz in China hat den Schweinefleischexporteuren in der EU erhebliche Umsatzeinbußen beschert. Laut Daten der Brüsseler Kommission sind die Ausfuhrerlöse für Schweinefleisch und Nebenerzeugnisse im gesamten Drittlandshandel von Januar bis September 2022 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 1,33 Mrd. € oder 14,5 % auf 7,83 Mrd. € gesunken. Bei den Verkäufen nach China wurde dabei ein Umsatzrückgang von 2,03 Mrd. € oder 44,6 % auf 2,24 Mrd. € verzeichnet, was jedoch durch höhere Ausfuhrmengen und -erlöse in andere Staaten etwas abgemildert werden konnte.

EU-Schweinefleischexporte um 20 Prozent geringer

Insgesamt sind aus den EU-Mitgliedstaaten nach Kommissionsangaben in den ersten neun Monaten 2022 – gemessen in Schlachtgewicht – rund 3,32 Mio. t Schweinefleisch in Drittländer verkauft worden, was im Vorjahresvergleich einem Minus von 801.200 t oder 19,5 % entspricht. Nicht enthalten ist darin wegen fehlender aktueller Daten die Ausfuhr nach Großbritannien, dem zweitwichtigsten EU-Drittlandskunden. Die Lieferungen auf die Britische Insel lagen in den ersten acht Monaten 2022 mit knapp 579.000 t um 1,5 % unter der Vorjahresmenge. Wird dies berücksichtigt, fällt der Gesamtrückgang der EU-Exporte weniger stark aus.

Dennoch bleiben die internationalen Schweinefleischverkäufe klar hinter dem Vorjahresergebnis zurück. Verantwortlich dafür ist in erster Linie die Kaufzurückhaltung Chinas, die auch die Exporteure in den USA und in Brasilien zu spüren bekommen.

China fehlte als Großabnehmer

Die Schweinefleischlieferungen der EU nach China beliefen sich laut Kommission in den ersten drei Quartalen 2022 auf 1,06 Mio. t; das waren 1,11 Mio. t oder 51,1 % weniger als in der Vorjahresperiode. Nach deutlichen Rückgängen im ersten Halbjahr haben die Verkäufe in die Volksrepublik im dritten Quartal allerdings wieder etwas zugenommen. Eine strenge Corona-Politik mit umfassenden Lockdowns könnte laut Analysten den Anstieg der Schweinefleischimporte jedoch wieder ausbremsen. Der Schlachtschweinepreis in China ist in den vergangenen fünf Wochen im Landesdurchschnitt wegen der Marktschwäche bereits um gut 20 % gefallen.

Außer für China wurden nur für die Schweinefleischausfuhren nach Viet­nam mit einem Minus von 37,7 % auf 69.520 t sowie für Hongkong mit 55,6 % auf 59.040 t spürbare Rückgänge gemeldet. Für alle anderen Destinationen zeigen die Handelsdaten dagegen zumeist deutliche Zuwächse. So legten die EU-Schweinefleischausfuhren nach Japan gegenüber den ersten drei Quartalen 2021 um 30,9 % auf 358.100 t und auf die Philippinen um 34,8 % auf 366.800 t zu. Um jeweils gut 40 % stiegen die Lieferungen nach Südkorea, Australien und Taiwan. Hinter China blieb Japan mit einem Umsatzvolumen von 1,17 Mrd. € wertmäßig die wichtigste Absatzdestination. Der Durchschnittspreis einer dorthin verschifften Tonne Schweinefleisch lag mit 3.257 € fast doppelt so hoch wie der bei der Ausfuhr in die Ukraine mit 1.685 €.

Über alle Waren und Länder hinweg lag der mittlere Ausfuhrwert bei 2.362 €/t; das waren wegen gestiegener Preise gut 6 % mehr als in den ersten neun Monaten 2021. Im Vorjahresvergleich konnte bei den einzelnen Produktgruppen nur die EU-Ausfuhrmenge von Würsten gesteigert werden, und zwar um 6,9 % auf 68.500 t. Bei den Schlachtnebenerzeugnissen fiel der mengenmäßige Exportrückgang mit 9,7 % unterdurchschnittlich aus, bei gefrorenem Schweinefleisch mit 23,8 % sowie bei Schweinespeck mit 37,5 % dagegen besonders hoch. Größter Schweinefleischexpor­teur der EU blieb Spanien mit 1,21 Mio. t; das waren allerdings 20,6 % weniger als in den ersten drei Quartalen 2021. Die dänischen Ausfuhren sanken um 19,0 % auf 585.420 t, die niederländischen „nur“ um 5,9 % auf 523.560 t.

Drittlandsabsatz ging drastisch zurück

Für Deutschland wurde ein Minus im Drittlandsabsatz von 123.180 t oder 36,7 % auf lediglich noch 212.730 t ausgewiesen. Das war das geringste Niveau seit 15 Jahren. Relativ gesehen wurde dieser Rückgang nur von Italien mit einem Minus von 40,3 % auf 59.300 t übertroffen. Dort wurde Anfang 2022 erstmals die Afrikanische Schweinepest (ASP) festgestellt, woraufhin viele Drittländer Einfuhrsperren verhängten.

Auch in Österreich mussten die Schweinefleischexporteure einen Einbruch ihrer Drittlandsverkäufe verkraften; diese sanken gegenüber der Vorjahresperiode um 35,1 % auf 48.870 t. Lediglich zwei Mitgliedstaaten konnten im Berichtszeitraum nennenswerte Zuwächse ihrer Drittlandsausfuhren verbuchen. In Ungarn stieg die außerhalb der EU-Grenzen vermarktete Menge an Schweinefleisch um 4.320 t (30,3 %) auf 18.550 t und in Slowenien um 5.150 t (21,2 %) auf 29.480 t. Sie blieben dennoch eher kleine Anbieter. age

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