Viele Pferdebesitzer stehen insbesondere im Winter vor einem kniffligen Problem: Wie wird das nassgeschwitzte Pferd möglichst schnell wieder trocken? Es gibt ein paar einfache Tricks und praktische Hilfsmittel, die den Trocknungsprozess beschleunigen.
Eines vorweg: Schwitzen ist keinesfalls etwas Schlechtes. Durch Muskelarbeit entsteht Wärme, und das Schwitzen dient dazu, mithilfe der Verdunstungskälte die Körpertemperatur im idealen Bereich zu halten. Im Sommer ist das anschließende Trocknen der Pferde in der Regel kein Problem, doch im Herbst und Winter kann es zur echten Geduldsprobe werden, bis das dichte Winterfell in feuchtkalter Umgebung wieder vollständig getrocknet ist. Genau das ist aber wichtig, bevor das Pferd zurück in den Offenstall, auf die Weide, den Paddock oder in die Box darf. Denn verklebtes, nasses Fell kann seine wärmende, schützende Funktion nicht mehr erfüllen und es drohen Erkältungen. Was können Pferdebesitzer also tun, wenn ihr Vierbeiner im Winter schweißnass ist, etwa nach einer anstrengenden Reitstunde oder wenn sich das Tier während des Reitens aufgeregt hat?
Es ist immer sinnvoll, dem Pferd nach dem eigentlichen Training eine ausreichend lange Entspannungsphase zu gönnen, egal ob in der Reithalle oder im Gelände. Dieses Trockenreiten im Schritt am langen Zügel für mindestens 15 bis 20 min trägt dazu bei, dass sich Puls und Atmung normalisieren. Leider reicht dieses „Ausklingenlassen der Arbeit“ allein oft nicht aus, und das Pferd ist danach immer noch verschwitzt, wenn auch hoffentlich weniger. Damit der Vierbeiner schneller wieder trocknet, kann man ihn auf trockenem, saugfähigem Material wälzen lassen oder mit Stroh beziehungsweise einem Handtuch abrubbeln. Danach sollte dem Pferd eine Abschwitzdecke aufgelegt werden.
Trocken dank Kunstfaser
Abschwitzdecken bestehen in den meisten Fällen aus Fleece, genauer gesagt aus Polyesterfasern. Anders als Baumwolle saugen die Kunstfasern keine Feuchtigkeit auf, sondern transportieren sie von der Innenseite der Decke nach außen. Der Schweiß wird also vom Pferdekörper durch die Decke an die Außenseite geleitet, entsprechend feucht fühlt sich die Oberfläche der Decke bereits nach kurzer Zeit an. Unter der Decke kühlt das Pferd jedoch nicht aus. Eine Schicht Stroh unter der Decke sorgt für ein Luftpolster und kann die Trocknung noch beschleunigen.
Von außen sollte übrigens keine Feuchtigkeit an die Decke kommen. Das bedeutet, dass die Pferde bei Regenwetter unter einem Dach stehen müssen, solange sie die Abschwitzdecke aufhaben. Sollte das nicht möglich sein, können wasserdichte Regendecken verwendet werden. Diese schützen vor Regen, lassen Feuchtigkeit aber von innen nach außen durch.
Einfache Abschwitzdecken sollten nur für eine bestimmte Zeit auf dem Pferd bleiben, sonst besteht die Gefahr, dass die Decke verrutscht und das Pferd darauf tritt. Auch die Offenstallkollegen beißen mitunter gerne in solche Decken und können ihnen ordentlich Schaden zufügen.
Es ist sinnvoll, nicht nur eine Abschwitzdecke zu besitzen, da bei hoher Schweißproduktion bis zur vollständigen Trocknung des Pferdes durchaus ein oder mehrere Deckenwechsel notwendig sind. Erfreulich ist daher, dass Abschwitzdecken nicht teuer sein müssen, sie sind bereits ab etwa 30 € im Fachhandel erhältlich. Wasserdichte Modelle sind entsprechend teurer.
Unter der Haube
Eine andere Möglichkeit, Pferde schnell zu trocknen, ist eine Decke, die ein wenig an Trockenhauben für die menschliche Haarpracht erinnert: Den „Trocken-Max Pferdefön“ gibt es bereits seit mehr als 40 Jahren. Das Funktionsprinzip ist schnell erklärt: Der Pferdeföhn besteht aus einem leistungsstarken Föhn, einem Schlauch und einer Decke. Über einen trittfesten Schlauch gelangt die wahlweise warme oder kalte Luft in die Decke aus faserverstärkter doppelwandiger Fallschirmseide, die den gesamten Pferdekörper inklusive Halspartie umschließt. Durch die eingearbeiteten Löcher auf der Innenseite der Decke strömt die Luft an den Pferdekörper.
Angeschlossen wird der Schlauch entweder oben am Rücken – dann kann sich das Pferd während des Föhnens zum Beispiel in der Box bewegen – oder unten am Bauch. Sollte das Pferd aus Versehen auf den Schlauch treten, löst sich dieser am Föhnanschluss. Während des Föhnens sollte das Pferd dennoch immer im Auge behalten werden.
Wie lange es dauert, bis das Pferd trocken ist, hängt unter anderem von der Felllänge ab. Michael Schmid, der vor zwölf Jahren die Firma übernommen hat, berichtet: „Ich habe Kunden in der Schweiz, die haben Pferde mit einer Felllänge von 15 Zentimetern und freuen sich über eine Trocknungszeit von 45 Minuten, im Vergleich zum immer wieder Umdecken mit Abschwitzdecken von bis zu vier Stunden.“ Normalerweise dauere eine Trocknung je nach Felllänge jedoch etwa zwischen 15 und 25 min.
„Nach der Trocknung decke ich meine Pferde auf dem Weg in den Offenstall noch kurz mit einer Abschwitzdecke ein, aber in den Stall selbst gehen meine Pferde ohne Decke. Es sei denn, ich habe ein Pferd wegen eines Turnierstarts geschoren, dann kommt zum Beispiel eine Winterdecke drauf“, so Schmid. Auch punktuelles Föhnen sei möglich: „Steht das Pferd nass im Stall oder auf der Weide, kann vor dem Reiten auch nur die Sattellage geföhnt werden.“
Künstliche Sonne
Eventuelle Folgekosten seien überschaubar, erklärt Schmid: „Je nach Standfläche des Föhns muss der Filter mal gewechselt werden. Deshalb empfehle ich, sollte der Föhn am Boden stehen, die Fläche kurz vorher mit dem Föhn mal anzublasen und so den Staub auf dem Boden zu entfernen.“ Außerdem solle die Decke „nach spätestens 100 Anwendungen auch mal bei 30 Grad Celsius ohne Waschpulver und ohne Weichspüler gewaschen und nach dem Waschen zum Trocknen für einige Minuten an den Föhn angeschlossen werden.“
In vielen Ställen werden im Winter Solarien eingesetzt, meist um die Muskeln zu lockern, die Durchblutung zu fördern oder dem Pferd einfach ein wenig Wellness zu gönnen. Doch auch für das schnellere Trocknen werden Solarien verwendet.
Hierbei sind einige Regeln zu beachten: Das Pferd darf nicht direkt nach einem anstrengenden Training unter das Solarium gestellt werden. Das gilt vor allem dann, wenn es stark schwitzt und der Puls noch erhöht ist, denn durch die Infrarotstrahlung des Solariums könnte der Kreislauf zu sehr belastet werden. Der Abstand zwischen Höhensonne und Pferd sollte in der Regel etwa 60 bis 80 cm betragen (Angaben der Hersteller beachten). Meist sind Solarien höhenverstellbar, sodass sie von unterschiedlich großen Pferden genutzt werden können, im Idealfall vom Shetty bis zum Shire. Etwa 10 bis 20 min Aufenthalt im Solarium reichen aus. Auch hierbei sollten die Empfehlungen des Herstellers befolgt werden.
Manche Solarien arbeiten zusätzlich mit Luftstrom, der die Trocknung unterstützen soll. Einfache Solarien sind je nach Modell und Größe ab etwa 1.500 € erhältlich, Solarien mit integriertem „Ganzkörperföhn“ beginnen bei etwa 2.000 €.
Nach der Höhensonne muss sich der Vierbeiner noch akklimatisieren, bevor er hinaus auf den Auslauf oder in den Offenstall darf, andernfalls ist der Temperaturunterschied zwischen Solarium und Winterluft zu groß. Beispielsweise kann eine Abschwitzdecke aufgelegt werden, bis sich die Temperatur angeglichen hat.