Sie werden bei Login in den Shop auch automatisch auf der Bauernblatt-Website eingeloggt und können sich dann zukünftig mit dem gleichen Passwort auf beiden Websites anmelden.
Der Schleswig-Holsteinische Heimatbund strebt mit der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft die Eintragung der traditionellen Knickpflege als immaterielles Kulturerbe (IKE) an. Einen Antrag hat das Kulturministerium Schleswig-Holstein im Bewerbungsverfahren der Deutschen Unesco-Kommission mittlerweile bei der Kultusministerkonferenz eingereicht (siehe Ausgabe 22, Seite 56). Landwirte und Bauernverband haben Bedenken bei diesem Vorhaben.
Im Vorfeld der Bewerbung war auch der Bauernverband Schleswig-Holstein (BVSH) um Unterstützung nachgesucht worden. Als Interessenvertretung der Bäuerinnen und Bauern in Schleswig-Holstein hat der BVSH dieser Bitte nicht entsprochen und die Bewerbung nicht unterstützt. Dies war das Ergebnis ausführlicher Beratungen in den Gremien des Verbandes und Inhalt eines Beschlusses des Landesvorstandes im August 2021.
Vorausgegangen war diesem Beschluss unter anderem intensive Auseinandersetzung des Umweltausschusses mit dem Thema im Juni 2021, in welcher der Landesnaturschutzbeauftragte, Prof. Holger Gerth, als Initiator der Bewerbung Gelegenheit hatte, die Kernpunkte des Anliegens vorzutragen.
Hintergrund für die Entscheidung des BVSH waren folgende Aspekte: Die Pflege von Knicks stellt eine wichtige Naturschutzmaßnahme dar, die ein fester Bestandteil des alljährlichen Betriebsablaufs bei unseren Landwirten ist. Bäuerinnen und Bauern tragen so bereits über Generationen hinweg zum Erhalt unserer Knicklandschaft bei und sorgen auf ihren Flächen freiwillig für den Schutz und Erhalt des Knicks. Unabhängig von einem Weltkulturerbestatus und im landwirtschaftlichen Selbstverständnis fest verankert, stehen die Landwirte zu dieser Tradition und ihrer Verantwortung für diese Landschaftselemente.
Ein geflochtener Urknick war zunächst ohne Wall um die Hauskoppel herum aufgezogen worden, um zumindest im Winter die Wölfe fernzuhalten. Das Knicken per Hand war eine mühselige Arbeit.
Wie der Name „Knick“, der von „Knicken“ kommt, schon sagt, wurden diese Landschaftselemente immer schon gepflegt. Allerdings wurde die Pflege früher in Handarbeit vorgenommen, was heute arbeitswirtschaftlich nicht mehr darstellbar ist. Wichtig ist deshalb, dass im Falle der Anerkennung als Kulturerbe die gesamte Entwicklung der Knickpflege Bestandteil wird und die heutige Ausprägungsform mit maschineller Hilfe einschließt.
Bedenken bestehen bei den Landwirten auch deshalb, weil befürchtet wird, für fehlerhafte Knickpflegemaßnahmen zukünftig mit Blick auf ein besonderes Kulturerbesiegel an den Pranger gestellt zu werden. Zudem kam der Vorstoß für die Erlangung des Status aufgrund der erst vor Kurzem erfolgten Verschärfungen bei den ohnehin unverhältnismäßig streng regulierten Knickschutzvorgaben zur Unzeit. Schon wegen dieser allgemein angespannten Situation standen die Zeichen aus Sicht vieler Betriebsleiter für die Erteilung „höherer Weihen“ der Knickpflege eher auf Rot. Von großer Bedeutung war in diesem Zusammenhang daher die mittlerweile auch noch einmal öffentlich erfolgte Klarstellung und das politische Bekenntnis der Initiatoren, dass ein IKE-Status als Begründung für schärfere Auflagen ausscheidet.
Bilderklärung für schreibunkundige Bauern zum Knickanbau Fotos (2): Archiv Hans Hermann Storm
Beschlossene Sache ist die Anerkennung noch nicht: Im jetzigen Verfahrensschritt prüft und bewertet das Expertenkomitee Immaterielles Kulturerbe bei der Deutschen Unesco-Kommission die Bewerbungsdossiers nach den Kriterien für das immaterielle Kulturerbe und empfiehlt Kulturformen oder Modellprogramme zur Aufnahme in das Verzeichnis. Die Kulturministerkonferenz und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien bestätigen abschließend die Auswahlempfehlungen des Expertenkomitees. Über Neuaufnahmen in das bundesweite Verzeichnis wird im Frühjahr 2023 entschieden.
Was für Großmutter oft noch zum Gartenalltag dazugehörte, ist heute wieder in den Fokus mancher Gärtner gerückt: eigenes Saatgut gewinnen. Damit dabei nichts schiefgeht, sollten einige Punkte beachtet werden.
Im Prinzip können sowohl von Gemüse als auch von Blumen Samen gewonnen werden. Jedoch eignen sich dafür nur samenfeste Sorten. Sie bilden auch in der nächsten Generation Blüten und Früchte aus, die aussehen wie die der Eltern. Anders verhält es sich bei F1-Hybriden. Ihr besonderer Vorteil liegt darin, dass sie bestimmte Merkmale in Form, Aussehen, Blühdauer, Krankheitsresistenzen, Geschmack oder Duft aufweisen. Aus deren Samen entwickeln sich die sogenannten F2-Hybriden. Welche Eigenschaften sich bei diesen Nachkommen durchsetzen, lässt sich nicht vorhersagen.
So können sich aus den Samen der wunderschönen rosafarbenen Akelei blau blühende Nachfahren entwickeln oder die leckeren Datteltomaten vom vegangenen Jahr bringen nur kleine, fade Minifrüchte hervor. Daher ist von der Verwendung der Samen von F1-Hybriden abzuraten. Sie müssen tatsächlich alljährlich neu gekauft werden, wenn man Wert auf deren besondere Eigenschaften legt. Zudem gilt es, zwischen ein- und zweijährigen Pflanzen zu unterscheiden. Einjährige produzieren gleich nach der Blüte viele Samen. Zweijährige Pflanzen überwintern und gehen erst im nächsten Jahr in die Blüte. Dazu gehören viele Gemüsearten wie Rote Bete, Pastinaken, Mangold und Möhren.
Für die Samengewinnung eignen sich wüchsige, blühfreudige Pflanzen, die frei von Krankheiten und Schädlingen sind. Die Entwicklung der Samenstände behält man gut im Auge. Wenn sie sich braun färben, beginnt die Ernte. Ideal sind sonnige, windstille Tage. Die trockenen Blütenstände schneidet man am besten so ab, dass sie in ein leeres Marmeladenglas oder einen Briefumschlag fallen. Hier trocknen sie bei Bedarf nach. Nach ein paar Tagen fallen die Samen von allein heraus, ansonsten hilft man über einem Teller etwas nach.
Solche Gazehüllen leisten beim Auffangen der reifen Samen gute Dienste. Foto: Karin Stern
Was mit Jungfer im Grünen, Ringelblumen und Bartnelken noch ganz unkompliziert klappt, erfordert bei den sogenannten Streufrüchten etwas mehr Aufwand. Ihre Kapseln, Schoten oder Balgfrüchte öffnen sich bei Samenreife teils sehr plötzlich und schleudern ihre Samen heraus. Typische Beispiele dafür sind Mohn, Rittersporn, Stiefmütterchen und Akelei. Für die Ernte ihrer reifen Früchte hat es sich bewährt, die Samenstände mit Pergamentpapier, dünnem Vlies oder Gardinenstoff zu umwickeln und das Material am Stängel zusammenzubinden. Nach dem Aufplatzen schneidet man den Blütenstiel ab und öffnet die „Auffangkonstruktion“ über einem Teller.
Für die Lagerung empfehlen sich Papiertüten oder leere Samentüten. Tipp: Pflanzenart, Sortenname und das Jahr der Ernte vermerken. Nur gut ausgereifte, trockene und richtig gelagerte Samen behalten ihre Keimfähigkeit. Optimal lagern Samen in einer kühlen, dunklen und trockenen Umgebung mit gleichmäßiger Temperatur. Je nach Art bleiben sie zwei bis fünf Jahre lang keimfähig. Gut geeignet für erste Sammelversuche bei einjährigen Sommerblumen sind Tagetes, Schmuckkörbchen, Ringelblumen, Sonnenblumen, Wicken, Kapuzinerkresse, Mohn, Löwenmäulchen und Jungfer im Grünen.
Stangenbohne ,Blauhilde' ist eine samenfeste Sorte. Foto: Karin Stern
Bei einjährigen Gemüse- und Kräuterarten wie Erbsen, Bohnen, Tomaten, Dill und Fenchel ist die Samengewinnung unkompliziert. Die Samenstände reifen an der Pflanze aus und werden nach der Ernte getrocknet. Tomatensamen müssen vorher von anhaftendem Fruchtfleisch gereinigt werden. Vorsicht ist bei der Samenernte von Gurken, Zucchini und Speisekürbis angeraten. Wer diese Arten nebeneinander anbaut, muss mit Fremdbestäubung und Verkreuzungen rechnen. In der nächsten Generation können herausgezüchete gesundheitsschädliche Bitterstoffe daher wieder auftreten. Ganz unproblematisch hingegen ist die Gewinnung von Samen aus Zierkürbissen.
Zweijährige Gemüsearten wie Möhren, Zwiebel, Pastinake, Rettich, Mangold, Kohl oder Rote Bete gehen erst im zweiten Standjahr in die Blüte. Wer ihre Samen ernten möchte, wählt unter mehreren Methoden aus. Mangold, Rote Bete und Möhren bleiben den Winter über auf dem Beet und starten im Frühjahr in die Blüte. Alternativ erntet man Wurzelgemüse wie Möhren, Pastinaken oder Schwarzwurzeln im Spätherbst. Ein Stück des Strunks verbleibt an den Wurzeln, die in einer Kiste in Gartenerde eingeschlagen im Schuppen den Winter verbringen. Im zeitigen Frühjahr wieder an die gewünschte Stelle gepflanzt, treiben sie aus und bilden ihren Blütenstand. Bei Zwiebeln empfiehlt es sich, geerntete und getrocknete Exemplare im Frühjahr auszupflanzen, sobald sich im Lager das erste Grün zeigt. Sie entwickeln zügig einen überaus dekorativen Blütenstand.
Bei einem Spiel denkt man an etwas Heiteres, Unbeschwertes, bei dem es um nichts geht als um Spaß und Freude. Es kann aber auch ein Spiel mit dem Feuer sein – oder es wird etwas Wichtiges aufs Spiel gesetzt. Das Motto „Spiel“ des diesjährigen Skulpturensommers in Bissee bei Bordesholm drückt sich in beiden Aspekten aus.
Ein Freilandschachspiel, wie man es aus vielen Parks kennt, lädt zum Spielen ein. Erst auf den zweiten Blick (oder gar nicht) bemerkt man, dass alle Figuren dieselbe grüne Farbe tragen. Damit eine Partie zu gewinnen, ist nahezu unmöglich, denn die „Gegner“ unterscheiden sich nicht, und genau das hat die Künstlerin Tina Schwichtenberg beabsichtigt – ein aktueller Denkanstoß, wenn man es auf den Krieg in der Ukraine (oder jeden Krieg) überträgt. Auch das Spiel „Nicht ärgern, Mensch!“ von Ida Büssing lässt infolge veränderter Regeln keine Sieger und Verlierer entstehen.
Klang ohne Geräusch
Spielen darf in Bissee auch der Wind. In den Farben Gelb und Blau ist die „Klangform“ aus Hölzern bemalt, die Anna und Michael Rofka dort vor Ort gesammelt haben – Anna stammt aus der Ukraine. Wie ein übergroßer Mückenschwarm schweben die Elemente in der Luft. Einen Klang würden sie nur hervorrufen, wenn ein Sturm sie packte. So ist es ein Klang, der nur im Kopf entsteht. Wind- und Klangspiele, die sich bewegen, gibt es mehrere entlang der Straße, etwa die von Peter Bergmann. Er hat außerdem noch ein „Augenspiel“ gefertigt: Verführerisch und bedrohlich zugleich blickt es auf den Betrachter herab.
Manchmal muss man nur ein klassisches Spielequipment in Groß bauen, um eine Idee zu transportieren. Arno Neufeld hat dies getan mit seinem Ensemble von Mikadostäben. Sie scheinen sich gerade im Fallen zu befinden, und so, wie sie der Zufall zu liegen bringt, werden sie das weitere Spiel bestimmen. Noch ist die Situation unbestimmt, doch im nächsten Augenblick schon gibt es kein Zurück mehr, die Spieler müssen mit dem Gegebenen klarkommen.
Neuronale Riesennetze: Strumpfhosen, mit Styroporkugeln gefüllt. Irene Anton spinnt das Gebilde an jedem Ort anders weiter.
„Point of no return“ hat Johann Heinrich Behrends sein Spinnennetz aus Zinkdraht genannt, in einen Baum gespannt wie ein echtes, wenn auch (wie alles hier) in Übergröße. Eine kleine Spinne sitzt im Zentrum. Doch was hat sich da im Netz verfangen? Es sind Fledermäuse, aus Keramik gefertigt. Eine absurde Situation: Von den Proportionen her wären die Flugtiere viel zu groß, um als Spinnenopfer zu taugen. Und überhaupt: Fledermäuse würden sich aufgrund ihres Ultraschallecholots niemals irgendwo verfangen! Vielleicht ist der „Punkt ohne Wiederkehr“ nur eine Fiktion, eine gedankliche Fessel, die sich leicht zerreißen ließe – wie hauchdünne Spinnweben.
Das ist nicht das Ende!
Für andere das Ende, für Timna das Paradies – Gleb Dusavitskiy hat die Figur nach seiner Tochter gestaltet.
Die Betonung der Sichtweise hat Gleb Dusavitskiy auf die Spitze getrieben. „Timna – not the end of the world“ ist der Titel seines Werkes. Zunächst sieht es eher aus wie eine klassische Gartenschnitzerei, doch seine Aussage hat es in sich: Das Mädchen Timna (ersichtlich hat Glebs Tochter für sie Modell gestanden) thront auf dem Rücken einer Giraffe und freut sich des Lebens. Der gebürtige Russe Dusavitskiy, der in Dänemark lebt, erklärt die zugrunde liegende Idee: Timna ist die Tochter Noahs (die in der Bibel nicht genannt wird), und während die Sintflut für andere Menschen eine Katastrophe ist, ist es für sie das Paradies. Sie kann mit all den Tieren auf der Arche spielen (nun gut, vielleicht nicht mit allen). Dusavitskiy lädt dazu ein, die Perspektive zu wechseln: „In den Augen von jemand anderem erscheint auch das Schlimme als etwas Gutes.“ Oder anders gesagt: Das scheinbare Ende ist nicht das Ende.
Quelle der Hoffnung
Eine „Überforderungsbewältigungskompetenz“ könne Kunst vermitteln, findet Markus Sander vom Vorstand des Vereins „Skulptur in Bissee“, dem es Gleb Dusavitskiys Botschaft besonders angetan hat: nicht etwa Ablenkung schaffen in diesen bedrückenden Zeiten, sondern neue Erfahrungsräume und dadurch eine authentische Quelle der Hoffnung.
Karin Russ vom Vorstand bringt einen anderen Aspekt des Spiels zur Sprache: „Spielen kann ich schlecht alleine.“ Der Mensch ist auf den anderen Menschen bezogen, gewiss in der Gruppe, aber auch als Einzelner.
Halt oder Sturz
„Crash“ – die Einradfahrer von Georg Engst versuchen, die Balance zu halten, könnten jederzeit stürzen.
Besonders deutlich hat dies Georg Engst zum Ausdruck gebracht. Der im Dezember im Alter von 91 Jahren verstorbene Künstler aus Hamburg-Jersbek erhält in Bissee diesen Sommer ein besonderes Gedenken in Gestalt von sieben ausgestellten Bronzeplastiken. Der Mensch im Spannungsfeld und in Balance mit der Gruppe ist sein immer wiederkehrendes Thema – als „Gruppe mit Anführer“, „Menschengruppe Absturz“ oder „Formen im Gleichgewicht“. Die Balance steht auf der Kippe bei den Einradfahrern – dem größten Exponat überhaupt auf der Ausstellung. Halten sie einander aufrecht oder bringen sie sich gegenseitig zu Fall? Engst selbst hat sich mit dem Titel „Crash“ wohl für Letzteres entschieden. Dem Betrachter bleiben beide Varianten offen.
27 Arbeiten von 19 Künstlern zeigt die Freilichtausstellung in Bissee diesen Sommer. Sie ist bis zum 15. Oktober jederzeit und kostenlos zugänglich. Am Sonnabend, 25. Juni, gibt es ab 17 Uhr ein Sommerfest mit Musik und Essen.
Klangform von Anna und Michael Rofka aus Holz, in der Umgebung gesammelt und in den Farben der Ukraine
Dass mit der Kälber- und Jungrinderaufzucht ein wesentlicher Grundstein für die Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Langlebigkeit der gesamten Milchkuhherde der Zukunft gelegt wird, dürfte jedem Milchkuhhalter bewusst sein. Gleiches gilt für die Tatsache, dass die Aufzucht der Jungrinder mit erheblichen Kosten verbunden ist. Spätestens der Blick in den jährlich von der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein publizierten Rinderreport auf Basis der von den Rinderspezialberatungsringen gelieferten Produktions- und betriebswirtschaftlichen Daten der Mitgliedsbetriebe offenbart die Kosten. Diese betrugen 2020 im Durchschnitt der 352 ausgewerteten Betriebe 2.229 € je Färse.
Die Kostenspanne lag 2020 zwischen 1.769 € bei den 25 % betriebswirtschaftlich erfolgreicheren Betrieben und 2.843 € bei den 25 % weniger erfolgreichen Betrieben und war im Vergleich zu den Vorjahren weiter auseinandergegangen.
Erstkalbealter nimmt großen Einfluss
Färsenaufzuchtkosten können unter anderem dadurch in Grenzen gehalten werden, dass die Tiere früher, und zwar ihrem tatsächlichen Wachstumspotenzial angemessen, das erste Mal abkalben. Dass dieses mit einer entsprechenden körperlichen Entwicklung der Tiere einhergehen muss, versteht sich von selbst. So gilt nach wie vor das Ziel für Deutsch-Holstein-Färsen, ein Gewicht von zirka 630 kg unmittelbar vor der ersten Abkalbung zu erreichen.
Wie sich das Erstkalbealter (EKA) auf die Färsenaufzuchtkosten in den schleswig-holsteinischen Betrieben auswirkt, wurde anhand des Datenmaterials aus dem Rinderreport der Jahre 2018, 2019 und 2020 berechnet. Hierbei wurden im Jahr 2018 394 Betriebe, im Jahr 2019 377 und im Jahr 2020 352 Betriebe ausgewertet. Dabei erfolgte eine Klasseneinteilung entsprechend dem Erstkalbealter der Färsen auf Betriebsebene.
Wie der Tabelle 1 zu entnehmen ist, sind die EKA-Klassen 26 bis 27 und 27 bis 28 Monate am stärksten besetzt, während nur maximal ein Fünftel der Betriebe ein EKA bei den Färsen von weniger als 26 Monaten aufweist.
Hingegen ist noch in zirka 30 % der Betriebe ein sehr hohes EKA von über 29 Monaten zu verzeichnen. Tendenziell handelt es sich dabei eher um die etwas kleiner strukturierten Betriebe (siehe Anzahl im Jahr erzeugter Färsen und Anzahl an GV Jungvieh), während, zumindest über alle drei ausgewerteten Jahre hinweg, bei den tierstärkeren Betrieben eher ein geringeres EKA zu finden ist. Statistisch signifikant ist der Unterschied in jedem Jahr besonders zwischen den Betrieben mit einem EKA unter 26 Monaten und denen mit über 30 Monaten.
Höhe der Produktionskosten
Wie eingangs bereits erwähnt, betrugen nach Angaben des Tierreports 2020 die mittleren Färsenaufzuchtkosten 2.229 € und sind im Vergleich zu den Vorjahren nochmals gestiegen (2019: 2.191 €, 2018: 2.007 €). Es zeigt sich die Tendenz, und bestätigt damit zahlreiche Aussagen aus der wissenschaftlichen Literatur, dass allgemein mit steigendem EKA die Produktionskosten zunehmen, auch wenn der betriebliche Einfluss hierbei eine sehr große Rolle spielt (Tabelle 2).
Futterkosten – der größte Kostenblock
Den größten Kostenblock mit durchschnittlich 58 % an den gesamten Produktionskosten stellt hierbei das Futter (und die Fütterung) dar. Das gilt gleichermaßen für die 25 % betriebswirtschaftlich erfolgreicheren Betriebe (rangiert nach Betriebszweigergebnis der Jungrinderaufzucht) wie für die 25 % derjenigen Betriebe mit den höchsten Färsenaufzuchtkosten. Tabelle 3 lässt die Schlussfolgerung zu, dass im letzten Jahrzehnt hauptsächlich die gestiegenen Futterkosten für die höheren Produktionskosten verantwortlich zu machen sind.
Auch wenn die Ausprägung in den einzelnen Jahren etwas unterschiedlich ist, so wird in der Grafik 1 deutlich, dass Betriebe mit einem höheren EKA einen größeren Kraftfuttereinsatz je Jungrind während der gesamten Färsenaufzucht haben, bedingt durch die längere Aufzuchtdauer. Dass aber auch Betriebe mit geringerem EKA (unter 26 Monaten) eine größere Kraftfuttermenge je Jungrind aufweisen, liegt in der dort intensiveren Aufzucht der Tiere begründet, die in der Regel einen größeren Kraftfuttereinsatz in den ersten Lebensmonaten der Jungrinder einschließt.
Die Futterkosten je Färse, die im Durchschnitt der ausgewerteten Betriebe in den Jahren 2018, 2019 beziehungsweise 2020 1.150, 1.285 und 1.290 € je Färse betrugen, erhöhen sich bis auf wenige Ausnahmen stetig mit steigender EKA-Klasse (Grafik 2).
Das ist hauptsächlich durch die Grundfutterkosten begründet, welche 72 % der Gesamtfutterkosten ausmachen (Tabelle 4).
Nur wer die Gewichtsentwicklung der Jungrinder genau bestimmt, kann die Fütterungsintensität dem Futteraufnahme- und Wachstumsvermögen der Tiere anpassen – auch eine Voraussetzung, um die Färsenaufzuchtkosten zu begrenzen.
Potenziale in der Praxis
Eine in der Vergangenheit im Rahmen einer Masterthesis an der Fachhochschule Kiel durchgeführte Erhebung in Praxisbetrieben offenbarte, dass zahlreiche Jungrinder bereits im zwölften Lebensmonat ein Gewicht von mehr als 400 kg und folglich bis zu diesem Zeitpunkt Lebendmassezunahmen über 1.000 g aufwiesen, zumindest in Betrieben mit einem allgemein hohen Leistungsniveau (Jensen, 2018). Die realisierten sehr hohen Gewichtszunahmen waren den Landwirten oftmals aber nicht bewusst. Dieses verdeutlicht zum einen das enorme Wachstumspotenzial der Tiere und zum anderen, dass die Fütterungsintensität, insbesondere bei guten Haltungs- und Fütterungsbedingungen, bereits vor Ablauf der ersten zwölf Lebensmonate deutlich abgesenkt werden kann beziehungsweise sogar muss. Auf jeden Fall ist es wichtig, für solche konkreten Entscheidungen die Jungrinder stärker in Augenschein zu nehmen, besonders hinsichtlich ihres Gewichts und der Körperkondition.
Letztlich gilt es, die Fütterungsintensität dem Futteraufnahme- und Wachstumsvermögen der Tiere anzupassen. Das aber geht nur, wenn Gewichtszunahmen der Jungrinder erfasst werden. Nur so können ein „punktgenaues“ Wachstum, eine allzeit bedarfsgerechtere Versorgung, eine bessere Futtereffizienz und in vielen Betrieben eben auch eine Senkung des EKA ermöglicht werden, was letztlich Kosten reduziert.
Fazit
Auch unter ökonomischen Gesichtspunkten ist es sinnvoll, sich mit der Jungrinderaufzucht und dem realisierten Wachstum der Jungrinder auseinanderzusetzen. Investitionen in diesem Bereich, insbesondere auch in die Haltungsbedingungen, erschließen ein weitreichendes Potenzial, um die Färsenaufzucht insgesamt zu verkürzen.
Im August 2019 wurde das Projekt „Heimische Eiweißpflanzen“, ein EIP-Projekt der Fachhochschule Kiel, durch die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel übernommen. Das Folgeprojekt namens MobiHeat fokussiert sich nun auf die Entwicklung einer mobilen Extruderanlage zur Hitze- und Druckbehandlung. Auf diese Weise sollen lokal angebaute Eiweißpflanzen direkt auf den landwirtschaftlichen Betrieben nutritiv aufgewertet werden. Übergeordnetes Projektziel ist es, den inländischen Anbau von Proteinträgern zu unterstützen. Erste Ergebnisse liegen jetzt vor.
Anhand der technischen Umsetzbarkeit, der Effekte auf die Futtereigenschaften sowie der Wirtschaftlichkeit sollte eine umfassende Bewertung der mobilen Extruderanlage durchgeführt werden. In diesem Beitrag werden die Grundlagen der Extruderbehandlung von Körnerleguminosen sowie die Ergebnisse eines Fütterungsversuchs mit Mastschweinen auf der Basis von rohen sowie behandelten Ackerbohnen vorgestellt. Die Finanzierung des Projektes erfolgt durch die Deutsche Innovationspartnerschaft Agrar (DIP). Projektpartner sind das Institut für Tierzucht und Tierhaltung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), die Landwirtschaftliche Service GmbH Mittelholstein in Nienborstel und das Maschinenbauunternehmen Elko Nagel Mecan-Systeme GmbH, Breiholz.
Verdaulichkeit und Nährwert erhöhen – geht das?
Der Anbau und die damit verbundene Aufbereitung heimischer Körnerleguminosen sind in den vergangenen Jahren ein wichtiges Thema für Politik, Handel und Landwirtschaft geworden. Infolge fragwürdiger Anbaubedingungen und genetischer Modifikationen steht der Import von Sojaprodukten zunehmend in der Kritik, sodass die Nutzung heimischer Körnerleguminosen an Bedeutung gewinnt.
Deren Einsatz im Nutztierbereich ist jedoch mit einigen Herausforderungen verbunden. Vor allem die Gehalte antinutritiver (verdauungshemmender) Inhaltsstoffe sowie die Versorgung mit essenziellen Aminosäuren stellen – abhängig von Konzentration, Tierart und Rationsbeschaffenheit – eine Herausforderung dar. Tannine, Vicin/Convicin sowie Enzyminhibitoren wirken sich größtenteils negativ auf den Futterwert aus. Die Aminosäurezusammensetzung heimischer Körnerleguminosen erfordert in der Regel eine Substitution von Lysin und/oder Methionin, da diese in entsprechenden Rationen häufig im Mangel sind.
Um eine Verbesserung der Verdaulichkeit durch die Reduzierung antinutritiver Inhaltsstoffe zu erzielen, kommt in der Praxis regelmäßig die Extrudertechnologie zum Einsatz, welche das Kernelement des Projekts MobiHeat darstellt.
Durch das Extrudieren von Eiweißfuttermitteln wird eine Steigerung des Futterwertes erwartet, welche durch eine Optimierung der Verdaulichkeit, Verbesserung der Schmackhaftigkeit, Reduzierung antinutritiver Inhaltsstoffe sowie eine Erhöhung der Futterhygiene durch Keimabtötung erreicht werden soll.
Die Innovation von MobiHeat liegt vor allem in der Mobilität der Aufbereitung sowie den breiten Einsatzmöglichkeiten in Bezug auf die Futtermittel und die Variabilität des Produktionsprozesses. Auf diese Weise soll der Anbau von Leguminosen für Landwirtinnen und Landwirte attraktiver werden.
Nach Zuführung des geschroteten Rohmaterials durch den Einfülltrichter wird dieses mittels Dampfzugabe im Vorkonditionierer auf Temperaturen von bis zu 100 °C erwärmt. Anschließend fällt das Gut in den Extruder, bestehend aus einem Rohrschuss mit innen liegender Schnecke, welche sich zum Ende hin verjüngt. Das Material verlässt den Extruder durch eine gelochte Matrize am sogenannten Auslaufkopf. Schneckenbewegungen, Widerstände in Form von Bolzen in den Schneckenwindungen und das Pressen des Materials durch die Extrudermatrize bewirken Temperaturen von maximal 170 °C sowie Drücke von bis zu 40 bar im Extruder. Aufgrund des plötzlichen Druck- und Temperaturabfalls beim Austreten aus der Matrize expandiert das Material und erhält seine typische Struktur. Nach der Extrusion wird das Gut durch die Zudosierung von Säure auf dem Abförderband konserviert. Eine Anpassung der Prozessparameter erfolgt maßgeblich durch die Variation der Fördermenge, der Dampfzugabe sowie durch die Wahl der passenden Matrize.
Aufbau des Mastschweineversuchs
Im Februar 2021 startete ein Fütterungsversuch mit 144 Mastschweinen in der ehemaligen Mastprüfungsanstalt des Instituts für Tierzucht und Tierhaltung der CAU am Standort Achterwehr. Zielsetzung des Versuches war die Untersuchung der Extrusion als Einflussfaktor auf die Mastleistung. Für die Versuchsanstellung standen 72 Doppelbuchten mit Stroheinstreu und Trockenfutterautomat sowie Nippeltränke zur Verfügung.
Die Mastläufer setzten sich aus Sauen und Borgen zusammen. Es waren sowohl reinrassige Linien als auch Hybriden der reinen Linien und Masthybriden vertreten. Die Fütterung wurde zweiphasig durchgeführt: Bis zu einem Lebendgewicht von zirka 60 kg erhielten die Tiere Vormast-, ab diesem Zeitpunkt Endmastfutter. Für den Versuch wurden die Tiere in zwei Gruppen eingeteilt. Die Mastfuttersorten der Kontrollgruppe enthielten rohe, die der Versuchsgruppe extrudierte Ackerbohnen. Unabhängig davon waren die Futtermischungen jeweils isonitrogen und isoenergetisch. Für die Bereitstellung des Versuchsfutters sind im Vorwege Ackerbohnen mithilfe der eigens entwickelten Anlage extrudiert worden.
Ergebnis: Veränderung durch die Extrusion
Durch die Extrusion der Ackerbohne konnte eine Reduktion der Tannine und der Trypsininhibitoraktivität (TIA) erzielt werden. Der Tanningehalt konnte durch die Behandlung um 15,61 % verringert werden, bei der TIA wurde eine Reduktion um 55 % erreicht. Durch die Verwendung des Extruders konnte eine Steigerung des Stärkeaufschlussgrades um 43,10 % realisiert werden. Zur Beurteilung des Behandlungserfolges wurde als Maß die Eiweißlöslichkeit in Kaliumhydroxid (KOH) herangezogen. Hier lag der Wert nach der Behandlung mit 34 % im optimalen Bereich, sodass eine Proteinschädigung durch die Hitzebehandlung auszuschließen ist.
Die Zusammensetzung der verabreichten Rationen ist Tabelle 2 zu entnehmen.
Die Tiere wurden je Bucht randomisiert auf die Versuchsgruppe sowie die Kontrollgruppe aufgeteilt.
Die Nährstoffgehalte der ad libitum verabreichten Rationen sind in Tabelle 3 dargestellt.
Die Mastdauer erstrecke sich über durchschnittlich 105 Tage, die sich wiederum in 42 Tage Vormastdauer und 63 Tage Endmastdauer gliederten. Die Schlachtung erfolgte bei einem mittleren Lebendgewicht von 122,8 kg. Die Schweine wurden wöchentlich gewogen. Während des Versuches konnten die in Tablle 4 genannten Mastleistungen ermittelt werden.
Sowohl Einstallgewichte als auch Lebendendgewichte beider Gruppen unterschieden sich nicht voneinander. Bei fast gleichem Futteraufwand konnten die Tiere der Versuchsgruppe eine tendenziell höhere Zunahme während der gesamten Mastperiode erreichen (siehe Tabelle 4). Die Differenz lag bei annähernd 20 g pro Tag. Die tendenzielle Überlegenheit der Versuchsgruppe gegenüber der Kontrollgruppe setzt sich nach Aufgliederung der täglichen Zunahmen in Vor- und Endmast fort. Die Differenzen aller wirtschaftlich wichtigen Parameter zwischen den Gruppen konnten statistisch nicht abgesichert werden, ließen jedoch einen positiven Einfluss der mit extrudierten Ackerbohnen versetzten Futtermischungen vermuten.
Fazit
Der Prozess des Extrudierens hat eine Veränderung des Ausgangsmaterials durch Druck- und Hitzeeinwirkung zur Folge. Dieser Effekt sorgt bei Körnerleguminosen für einen verbesserten Futterwert, insbesondere durch die Zerstörung antinutritiver Inhaltsstoffe. Mithilfe der in diesem Projekt entwickelten Extruderanlage MobiHeat soll die Behandlung heimischer Eiweißträger direkt auf den landwirtschaftlichen Betrieben ermöglicht werden, um deren Anbau und Verwertung interessanter zu gestalten.
Wie bereits gezeigt werden konnte, ist die Idee eines mobilen Extruders technisch umsetzbar. In einem ersten Fütterungsversuch mit Mastschweinen wurden mit extrudierten Ackerbohnen tendenziell bessere Leistungen erzielt als mit rohen Bohnen. Weitere Fütterungsversuche mit Milchkühen und Mastschweinen folgen in den kommenden Monaten, um eine breite Datengrundlage zu schaffen.
Stetige Prozessoptimierungen werden die Zuverlässigkeit der Anlage langfristig verbessern, und die ersten Trends bei Schweinen lassen auf weitere positive Ergebnisse hoffen.
Durch die Erwärmung der Erdatmosphäre ist nach Aussage von Meteorologen eine Zunahme von extremen Wetterlagen zu erwarten. Hierzu zählen unter anderem Starkregen, Hagelschläge, längere Trockenzeiten und orkanartige Stürme. Versichert sind aber meistens nur Sturmschäden an Gebäuden und Hagelschäden im Ackerbau. Ob ein weitergehender Versicherungsschutz notwendig ist, sollte einzelbetrieblich geprüft und entschieden werden.
In Wohngebäude- und Hausratversicherungen sind unter anderem Schäden durch Feuer, Sturm und Leitungswasser versichert. Elementarschäden sind nicht automatisch mitversichert. Sie müssen extra vereinbart werden. Der Begriff „Elementarschäden“ umfasst Schäden durch Naturgefahren wie Erdbeben, Erdrutsche, Lawinen, Schneedruck oder Überschwemmungen. Bei uns in Schleswig-Holstein geht es vor allem um Überschwemmungen durch Starkregen oder Hochwasser. Diese kommen durch den Klimawandel immer häufiger vor und können erhebliche Schäden verursachen. Bei Starkregen können natürliche Gewässer über die Ufer treten und ganze Häuser überfluten. Kanalnetze können extreme Niederschlagsmengen nicht abführen und es kommt zum Rückstau in den Abwasserleitungen. Ausgeschlossen vom Versicherungsumfang sind die Gefahren Sturmflut und ins Gebäude unterirdisch eindringendes Grundwasser. Nur bei einem Versicherer kann auch für Sturmflut Versicherungsschutz vereinbart werden.
Wie groß das Risiko ist, von einem Überschwemmungsschaden betroffen zu werden, ist im Wesentlichen von der Lage eines Gebäudes abhängig. In Senken und in Gewässernähe ist die Gefahr am größten. Entsprechend der Einstufung in Risikogebiete betragen die Aufschläge 10 bis 50 % auf die Versicherungsprämien.
Welche Kosten übernimmt die Versicherung?
Eine Elementarschadenversicherung übernimmt sowohl die Wiederherstellungskosten als auch die Kosten zur Feststellung des Schadens. Grundlage dafür ist der im Vertrag vereinbarte Versicherungswert. Eine regelmäßige Überprüfung der Versicherungssummen ist, auch unabhängig von dem Zusatz „Elementarschäden“, sinnvoll, um eine Unterversicherung im Schadensfall zu vermeiden.
Mit der Wohngebäude- und Hausratversicherung werden unter anderem Schäden durch Feuer, Sturm und Leitungswasser versichert.
Mehrgefahrenversicherungen im Ackerbau
Durch die Erwärmung der Atmosphäre ist nach Aussagen von Meteorologen eine Zunahme von extremen Wetterlagen wie Starkregen, Trockenheiten, Stürmen und Hagelschlägen zu erwarten. Für die Ackerkulturen besteht die Gefahr, Ertragseinbußen bis hin zu Totalausfällen zu erleiden. Die Absicherung von Ernteausfällen wird daher in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Das Risiko, Ernteschäden zu erleiden, ist je nach Kultur und Region unterschiedlich hoch. Die größten Ernteschäden sind in Deutschland bisher mit 62 % auf Trockenheiten zurückzuführen. Es folgen Hagel mit 22 %, Starkregen mit 11 %, Frost mit 4 % und Sturm mit 1 %. In Schleswig-Holstein liegt der Anteil der Sturmschäden allerdings deutlich höher.
Die Notwendigkeit eines Versicherungsschutzes gegen Ertragsausfälle hängt neben der Eintrittswahrscheinlichkeit von Extremwetter von der einzelbetrieblichen Situation ab. Die Höhe eines möglichen Ertragsausfalls und die Fähigkeit, dieses Risiko selbst zu tragen, sind von Betrieb zu Betrieb sehr unterschiedlich ausgeprägt. Die potenzielle Schadenshöhe ergibt sich aus der Art und dem Umfang der angebauten Kulturen. Eine erhöhte Gefahr durch Starkregen gibt es besonders für Mais, Rüben und Kartoffeln. Von Sturmschäden können besonders Raps und Mais getroffen werden. Eine Absicherung gegen Frostschäden kann bei Raps und Rüben sinnvoll sein.
Die Fähigkeit, das Risiko eines Ernteausfalls selbst zu tragen, hängt von der potenziellen Schadenshöhe und den finanziellen Rücklagen ab. Immer dann, wenn aufgrund eines möglichen Ertragsschadens ein existenzgefährdender Liquiditätsengpass zu erwarten ist, sollte Versicherungsschutz vereinbart werden.
Die Versicherer bieten umfassende Versicherungspakete an, die neben Schäden durch Hagel auch Schäden durch Sturm, Starkregen, Frost oder Trockenheit abdecken. Schäden aufgrund von Trockenheit wurden bisher kaum versichert. Die Schadensdefinition ist in den Versicherungsbedingungen nicht einheitlich. Beispielsweise leisten einige Versicherungen erst bei Schäden durch Starkregen ab einer Regenmenge von mehr als 50 l/m2 innerhalb von 24 h. Trockenschäden werden entschädigt, wenn die Niederschlagsmenge in einem bestimmten Zeitraum einen definierten Grenzwert an einer zugewiesenen Wetterstation unterschreitet.
Die Versicherungsprämien für Mehrgefahrenversicherungen sind recht hoch. In Deutschland gibt es im Gegensatz zu anderen EU-Mitgliedstaaten bisher keine staatlichen Zuschüsse. Die Versicherungsprämien variieren je nach Kultur, Region und versicherten Risiken sehr stark. In der Hagelversicherung beträgt die Prämie für Getreide und Mais zirka 3 bis 4 € je 1.000 € Versicherungssumme. Für Raps werden zirka 8 € veranschlagt. Die kulturunabhängigen Zuschläge betragen in etwa für Sturm 1 €, für Frost 2 €, für Starkregen 6 € und für Trockenheit 20 € je 1.000 € Versicherungssumme.
Fazit
Schäden durch die Zunahme von extremen Wetterereignissen (unter anderem Starkregen) können erhebliche finanzielle Auswirkungen verursachen. Gefährdet sind vor allem Wohngebäude, Hausrat und Ackerkulturen. Wohngebäude und Hausrat können über eine Elementarschadenversicherung abgesichert werden. Für Ackerkulturen werden Mehrgefahrenversicherungen angeboten. Die Entscheidung für die Vereinbarung von Versicherungsschutz sollte anhand der Risikolage, den potenziellen Schadenshöhen und der finanziellen Rücklagen eines Betriebes getroffen werden.
Die Lage der Schweine haltenden Betriebe ist weiterhin kritisch. Die Schweinemast bleibt unrentabel, da die Kosten für Mischfutter zu hoch sind. Die wirtschaftliche Lage in der Sauenhaltung hat sich aufgrund der reduzierten Ferkelpreise noch einmal zugespitzt. Der Bestandsabbau setzt sich weiter fort. Viele Ställe werden vorübergehend oder für immer geschlossen. Das Inlandsangebot hat dadurch bereits deutlich abgenommen. Von Januar bis April dieses Jahres wurden in Deutschland 11 % weniger Schweine als im Vorjahreszeitraum geschlachtet. Auch bei den Schlachtgewichten zeigt sich eine Abnahme um 1,4 kg pro Tier.
Trotz der kleinen Angebotsmengen und der laufenden Grillsaison treten die Schlachtschweinekurse auf der Stelle. In der Vorwoche blieb der Vereinigungspreis erneut bei 1,80 €/IP. Damit wurde diese Notierung seit fünf Wochen nicht verändert. Obwohl der Kurs über den Erlösen der Vorjahre liegt, können die derzeitigen Kosten der Schweinemast damit nicht gedeckt werden. Notwendig wäre ein Basispreis von deutlich über 2 €/kg SG. Die Schlachtbetriebe berichten weiterhin von hohen Lagerbeständen an Schweinefleisch in den Kühlhäusern. Dazu kommt die ruhige Exportnachfrage aus Drittländern. Selbst EU-Länder ohne Fälle von Afrikanischer Schweinepest können deutlich weniger Schweinefleisch auf dem Weltmarkt verkaufen als zuvor. Da sich auch die Witterung bislang wenig grilltauglich gezeigt hat, gab es in den vergangenen Wochen sogar Bestrebungen der Abnehmer, die Schweinepreise zu reduzieren. Zwischenzeitliche Bestrebungen, Hauspreise zu veröffentlichen, konnten jedoch von der Erzeugerseite abgewehrt werden.
Preise treten auf der Stelle
Mittlerweile hat sich jedoch der Handel wieder ausgeglichen. Durch die fehlenden Schlachttage in den vergangenen Wochen haben sich kaum neue Angebotsüberhänge aufgebaut. Auch der europäische Schlachtschweinemarkt zeigt sich ausgewogen. Die Notierungen in den Niederlanden, Dänemark und Frankreich sind seit Anfang Mai überwiegend unverändert. Hier lassen Impulse am Fleischmarkt weiter auf sich warten.
Hierzulande werden als Grund für die schwache Fleischnachfrage die gestiegenen Verbraucherpreise genannt. Zu den hohen Spritpreisen an den Tankstellen kommen noch Preisaufschläge für Heizung und Strom dazu. Auch viele Lebensmittel sind teurer geworden. Dies sorgt für eine reduzierte Nachfrage nach höherwertigen Artikeln, wie eben Grillprodukten vom Schwein. Trotz der hohen Preise will man ja auch noch in den Urlaub fahren.
Markt vor der Trendwende?
Zuletzt blieben Diskussionen um mögliche Preisabschläge im Schweinehandel aus. Vereinzelt sieht die Erzeugerseite bereits wieder Anzeichen einer Marktbelebung. Bislang waren frei gehandelte Schweine noch nicht gefragt. Die ISN-Schweinebörse verzeichnete bis in die Vorwoche noch keine Umsätze. Im Fleischgeschäft sorgen jedoch der Monatswechsel und die sonnige Wetterprognose für verbesserte Geschäftsabschlüsse. Insbesondere Grillartikel wie Nacken sind gefragt und erzielen moderate Aufgelder. Auch bei anderen Artikeln konnten die Handelsspannen leicht verbessert werden. In einigen europäischen Nachbarländern werden bereits höhere Schweinepreise gezahlt. In Spanien und Italien sorgt die anlaufende Urlaubssaison für leichte Preisaufschläge. Die Notierung in Polen zieht ebenfalls an, da das Angebot nicht für die belebte Nachfrage ausreicht. Davon profitiert auch der Versand von Schweinehälften aus Belgien nach Polen. In Belgien wurde die Notierung ebenfalls erhöht. Es wird auch von zunehmenden Lieferungen von deutschen Schweinen an Schlachtereien in Polen berichtet.
Hierzulande wird damit gerechnet, dass die Überhänge an Schlachtschweinen stetig abnehmen, während sich die Nachfrage zaghaft belebt. Wie im Frühjahr könnte dann der Überhang an Schlachthaken zu einem stärkeren Wettbewerb der Abnehmer um Schweine führen. Viel Zeit für eine Marktbelebung bleibt jedoch nicht. Bereits Anfang Juli beginnen in vielen Bundesländern die Sommerferien.
Marktlage für die Woche vom 13. bis 19.6.2022
Getreide: In den USA haben verringerte Ernteprognosen zu wieder steigenden Kursen geführt. Durch den schwachen Wechselkurs schlägt sich das ebenso im Euroraum nieder.
Raps: Bei guten Ernteaussichten und hohen Vorverkäufen bleibt der Rapskurs unter 800 €/t. Nach USDA-Schätzung wird im neuen Wirtschaftsjahr mehr Raps produziert als verbraucht.
Futtermittel: Die Kurse für Sojaschrot ziehen nach oben, Rapsschrot fällt unter 400 €/t.
Kartoffeln: Regionale losschalige Frühkartoffeln sind im LEH verfügbar. Parallel werden letzte Mengen der alten Ernte abgesetzt.
Schlachtrinder: Geringere Stückzahlen führen zu mindestens stabilen bis leicht höheren Kursen.
Schlachtschweine/-sauen: Angebot und Nachfrage stehen sich nahezu ausgeglichen gegenüber. Es wird von einer etwas belebteren Nachfrage berichtet.
Ferkel: Sinkendes Angebot und bessere Nachfrage der Mäster führen nach und nach zu einem nahezu ausgeglichenen Markt.
Milch: Die Milchanlieferung ist nach Erreichen der Saisonspitze bereits wieder rückläufig. Das stützt die Preise am Markt.
Schlachtlämmer/-schafe: Das Angebot an schlachtreifen Lämmern steigt, Nachfrage und Preisspanne entwickeln sich uneinheitlich.
Markttendenz für die Woche vom 20. bis 26.6.2022
Getreide: Weil die Aussicht auf Lieferungen vom Schwarzmeer unsicher ist, nutzen Importländer jede Kaufmöglichkeit. Das hohe Interesse stützt die Preise.
Raps: Die Erholung der kanadischen Canolaernte und eine mögliche Erhöhung des Palmölangebots drücken auf die Kurse.
Futtermittel: Die Preise bewegen sich vorsichtig abwärts, im hiesigen Handel ist man gut mit Rohstoffen eingedeckt.
Kartoffeln: Mit erfolgter Reifeförderung werden hiesige festschalige Frühkartoffeln ab Ende Juni im LEH erwartet. Die Bestände entwickeln sich gut, wobei Produzenten die Zunahme von Krautfäule im Blick haben sollten.
Schlachtrinder: Durch die Annäherung zwischen Angebot und Nachfrage sollte eine Stabilisierung der Kurse folgen.
Schlachtschweine/-sauen: Hoffnung besteht auch im Absatzanstieg für Grillfleisch, sodass eine Kurserhöhung nicht auszuschließen ist.
Ferkel: In der Tendenz sehen Marktteilnehmer gerade wegen der erhöhten Einstallbereitschaft stabile Ferkelkurse.
Milch: Der Abwärtstrend scheint vorerst gestoppt, Milchdauerwaren sind wieder mehr gefragt.
Schlachtlämmer/-schafe: Ein steigendes Angebot könnte bei ruhiger Nachfrage erneute Preiskorrekturen nach sich ziehen.
Der jüngste Monatsreport des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA) zum Weltgetreidemarkt hat aus Sicht der Marktteilnehmer keine Überraschungen gebracht. Das globale Weizenaufkommen in der Saison 2022/23 veranschlagt das USDA in seinem am vergangenen Freitagabend veröffentlichten Report auf 773,4 Mio. t (Vorjahr: 779 Mio. t). Das sind lediglich 1,4 Mio. t weniger, als die Washingtoner Experten bei ihrer Erstschätzung im Mai für möglich gehalten hatten.
Die hohe Ernteprognose für Weizen in Indien wurde wieder zurückgefahren. Im Vergleich zur Vormonatsschätzung wurde die Ernteerwartung um 2,5 Mio. t auf 106,0 Mio. t gekürzt, da extreme Temperaturen im März und April dort keine gute Kornfüllung zuließen.
Umgekehrt sind die Witterungsbedingungen in Russland bisher nahezu ideal, weshalb das USDA seine Vorhersage für die dortige Weizenernte von bisher 80 Mio. t auf 81 Mio. t heraufgesetzt hat. Seine Prognose für die EU-27 hat das US-Agrarressort gegenüber Mitte Mai nur um 0,4 Mio. t auf 136,10 Mio. t zurückgenommen, obwohl sich die französischen Weizenbestände in einem ungewöhnlich schlechten Zustand befinden. Aus Nordafrika bewegt sich aktuell eine Hitzewelle auf Europa zu. Deren Auswirkungen auf die Weizenerträge werden sich erst im Julibericht aus Washington ablesen lassen.
Da die Ukraine kriegsbedingt nicht im gewohnten Umfang Weizen exportieren kann, ist der Weltmarkt 2022/23 noch mehr als sonst auf Weizenlieferungen aus der EU angewiesen. Diese sieht das USDA im Monatsvergleich unverändert bei 36 Mio. t. Ganz entscheidend für das EU-Exportvolumen in der nächsten Kampagne wird sein, wie groß die diesjährige Weizenernte in Frankreich ausfällt, denn das Land ist der größte Weizenerzeuger in der EU und ein wichtiger Anbieter auf dem Weltmarkt.
Der globale Weizenbedarf 2022/23 wird sich nicht vollständig aus der laufenden Produktion decken lassen. Das USDA geht deshalb davon aus, dass die globalen Weizenreserven im Saisonverlauf um weitere 12,5 Mio. t abgebaut werden, und zwar auf ein Sechsjahrestief von 266,9 Mio. t.
Da der USDA-Report weitgehend im Rahmen der Erwartungen lag, sind stärkere Kursbewegungen nach der Ernte- und Bilanzschätzung ausgeblieben. An den täglichen Kursveränderungen der europäischen Leitbörse Matif lässt sich derzeit vor allem der aktuelle Verhandlungsstand zur Öffnung der ukrainischen Schwarzmeerhäfen ablesen. Zuletzt hat es in den diversen Verhandlungsrunden keine substanziellen Fortschritte gegeben, was für einen bullischen Grundton sorgte. age
Gerstenernte im Süden der Ukraine hat begonnen
In der Ukraine hat die Getreideernte in der vorigen Woche (23. Kalenderwoche) unter Kriegsbedingungen begonnen. Nach Angaben des Nachrichtendienstes Ukrinform wurden die ersten Wintergerstenbestände in der Region Odessa und im ukrainischen Teil Bessarabiens geborgen.
Beim Ukrainischen Agrarrat (VAR), der landesweit etwa 1.100 Unternehmen mit insgesamt rund 3,5 Mio. ha Anbaufläche vertritt, wächst unterdessen die Sorge, was die Lagerung der neuen Ernte betrifft. Der Verbandsvorsitzende Andriy Dykun schätzt die aktuellen Bestände an Getreide und Ölsaaten aus der Ernte 2021 immer noch auf bis zu 23 Mio. t. Er wies darauf hin, dass die Agrarexporte im Mai wegen der russischen Blockade der ukrainischen Schwarzmeerhäfen mit 1,7 Mio. t nicht einmal ein Drittel der sonst üblichen Ausfuhrmengen erreicht hätten. Damit sei klar, dass die vorjährigen Lagerbestände bis zur Haupternte in zwei bis drei Wochen nicht mehr geräumt werden könnten.
Dykun geht davon aus, dass im Herbst für mindestens 10 Mio. t kein professioneller Lagerraum zur Verfügung stehen wird. Er regt deshalb an, jetzt schnellstmöglich die Voraussetzungen für provisorische Lagermöglichkeiten zu schaffen und Kunststoffschläuche oder Silobags in möglichst großer Zahl zu importieren. Ungeachtet dessen drängt der Agrarratsvorsitzende darauf, alles für die Aufhebung der Hafenblockade und die Wiederaufnahme der Exporte über die Seehäfen zu unternehmen. Ansonsten drohe der Verlust großer Mengen an Getreide, da Provisorien nur für eine kurze Lagerzeit geeignet seien.
Derzeit sieht es trotz der in der vergangenen Woche erfolgten russischen Offerte zur Freigabe der Schwarzmeerhäfen nicht nach einer schnellen Lösung aus. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj stellte noch einmal klar, dass man nur dann der Minenräumung der Hafengebiete und der Schaffung eines Transitkorridors im Schwarzen Meer zustimmen werde, wenn dieser von „Staaten, denen wir vertrauen können“, gesichert werde. Den russischen Vorschlägen traue er nicht, betonte Selenskyj. Er will daher weiter an alternativen Transportrouten arbeiten und die Kapazitäten für den Export per Bahn, Lkw oder Schiff über die Donau ausbauen.age
Die Delegierten und Gäste des Deutschen Bauerntages, der am Dienstag und Mittwoch diese Woche in Lübeck stattfand, haben bewegende Momente erlebt. Es war der erste Bauerntag mit offener Diskussion über den Bauern der Zukunft und wie er den Weg wieder mehr in die Mitte der Gesellschaft gehen kann. Es war der erste Bauerntag für Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) und der letzte Bauerntag für Werner Schwarz als Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV). Für Dr. Holger Hennies und für Susanne Schulze Bockeloh war es der erste Bauerntag als neugewählter Vizepräsident und als zukünftige Vizepräsidentin.
Agrarminister Özdemir präsentierte sich als Kämpfer für den Agrarsektor und als Bauernschutzbeauftragter und ließ gerne durchblicken, dass er sich intensiv in sein Amt als Bundeslandwirtschaftsminister eingearbeitet habe. Regelrecht brilliert haben die jungen Vertreter der Branche: die jungen Landwirte, die engagiert die Diskussion zum Zukunftsbauer prägten, dem Motto des Bauerntages. Das merkte auch der Landwirtschaftsminister.
Bei der Ehrung zum Ausbildungsbetrieb des Jahres kam der Betriebsleiter Friedrich Klose mit der Auszubildenden Lina Machnik auf die Bühne, um die höfliche Gratulation des Ministers abzuholen. Diese bedankte sich nicht nur bei Özdemir, sondern erklärte dem Minister dezidiert, wo den jungen Landwirten der Schuh drückt und dass das Thema Zukunft unter den aktuellen politischen Rahmenbedingungen gar nicht lustig sei. Der Grad ihrer Darstellung überstieg das Antwortvermögen des Politprofis – für die Probleme aus dem Alltag und der Praxis taugte der politische Sprechzettel offensichtlich nicht. Solch couragierte und gut aufgestellte junge Menschen in der Landwirtschaft machen Mut und Hoffnung, und genau sie braucht es, wenn der Verband sich zukunftsfest aufstellen will.
Bewegend war im wahrsten Sinne des Wortes der Beschluss der Satzungsänderung des DBV, der den Weg frei macht für die erste Frau im Präsidium. Susanne Schulze Bockeloh, Landwirtin eines Ackerbaubetriebs und Kreisverbandsvorsitzende in Münster beim Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband (WLV), wurde mit rauschendem Applaus begrüßt. Sie ließ in ihrer Ansprache keinen Zweifel an ihrem Einsatz- und Gestaltungswillen.
Werner Schwarz, der Vorsitzende des Schleswig-Holsteinischen Bauernverbandes, legte sein Amt als erster DBV-Vizepräsident nieder und verabschiedete sich mit knappen und präzisen Worten. So still ließen die Delegierten den Macher, Wegbereiter und Verhandlungsführer nach zehn Jahren im Amt nicht gehen und dankten ihm mit stehenden Ovationen. Zum neuen Vizepräsidenten wurde Dr. Holger Hennies, Präsident des Landvolks Niedersachsen, gewählt, der im Raum Hannover seinen Ackerbau und Veredelungsbetrieb in einer Betriebsgemeinschaft führt. Er sprach sich in seiner Antrittsrede dafür aus, mit dem Konzept des Zukunftsbauern mehr Glaubwürdigkeit und Wahrnehmung für den Verband erreichen zu wollen, wofür er sich mit „seinem ganzen Gewicht“ einsetzen werde.
Die so offen und mehrstimmig über alle Ebenen geführte Diskussion über das Bild des Zukunftsbauern stellt in der Tradition des Bauernverbands eine regelrechte Zeitenwende dar und zeugt vom Mut der Selbstreflektion. „Es braucht die Erkenntnis, dass sich Dinge ändern müssen, um die Zukunft zu gewinnen“, sagte Werner Schwarz.
Eigene landwirtschaftliche Erzeugnisse selbst zu verarbeiten und sie dann direkt zu vermarkten – wie funktioniert das und wie sieht eigentlich ein Agroforst aus und wie wird er bewirtschaftet? Antworten auf diese Fragen und Einblicke in die Praxis fanden die Teilnehmenden des Agrarausschusstreffens des Landjugendverbandes auf dem Hof Fuhlreit in Kropp.
Der Hof hat seit 2009 eine hofeigene Meierei, im vergangenen Jahr wurde der erste Agroforst gepflanzt und in diesem Jahr folgte der zweite. Außerdem sind Legehennen ein neuer Betriebszweig von Arne und Hauke Sierck. Die beiden Brüder werden den Hof in nächster Zeit von ihren Eltern übernehmen. Hauke ist für den landwirtschaftlichen Bereich und die Legehennen zuständig und Arne kümmert sich um die Meierei. Zusammen beschäftigen sie mittlerweile 24 Mitarbeiter.
Fruchtfolge und Naturdünger
Regenerative Landwirtschaft liegt ihnen sehr am Herzen, zum Beispiel auch bei der Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit auf der Geest. So entstand auch die Idee, durch den Agroforst auf den Flächen keine Reinkulturen mehr wachsen zu lassen. So wird mehr CO2 gebunden und es entsteht ein neuer Lebensraum für Flora und Fauna. Die Gehölzreihen werden in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet, um tagsüber so viel Sonneneinstrahlung wie möglich zu haben. Zudem wird durch diese Ausrichtung der Pflanzungen auch der Wind gebrochen, um Verdunstung und Winderosion zu hemmen. So soll mehr Wasser in der Fläche gehalten werden, damit die Pflanzen besser wachsen können. Im zweiten Agroforst wurden auf 15 ha zirka 3.500 Pappelruten in Doppel- oder Dreifachreihe gepflanzt. Einige der Pappeln können in wenigen Jahren schon geerntet werden, um dann Hackschnitzel aus ihnen zu machen. Der erste Agroforst wurde für die Legehennenhaltung mit einem Hühnermobil angelegt, denn die beiden Brüder wollen im Hofladen auch Freilandeier anbieten, die in der Region nicht zu bekommen waren. Der Forst hat dort eine Heckenstruktur und soll den Hühnern als Schutz dienen, außerdem können Beeren und andere Früchte von den Sträuchern geerntet werden, um sie dann in der Meierei mitzuverarbeiten. Die Hühner sollen auf ihrer Fläche nun mit in die Fruchtfolge eingebunden werden. Die Fläche wurde dazu in drei Parzellen geteilt. Die Hühner wechseln jedes Jahr ihre Parzelle und die nachfolgende Frucht kann dann die Nährstoffe nutzen, um so die Auswaschung von Nährstoffen zu minimieren.
Betriebsbesichtigung Hof Fuhlreit Fotos Hannes Bumann
Wiederverwendbare Behältnisse
In der hofeigenen Meierei werden Joghurt, Quark, Butter, Sahne, Molke, Eis und Trinkmilch hergestellt. Dazu wird die Milch zuerst pasteurisiert, dann zu dem jeweiligen Produkt weiterverarbeitet und später abgefüllt. Die Produkte werden teilweise noch mit Früchten wie Erdbeeren verfeinert. Dabei ist es Arne sehr wichtig, dass diese, wenn möglich, aus der Region kommen. Käse wird auch aus der eigenen Milch hergestellt. Dafür nutzen die Landwirte eine mobile Käserei.
Nachhaltigkeit wird auf dem Hof großgeschrieben. Fast alle Produkte werden in wiederverwendbare Behältnisse gefüllt. Alle Produkte kann man auf dem Hof im Hofladen kaufen oder bequem online bestellen, wenn man im Umkreis von 35 km wohnt, geliefert wird an die Haustür.
Neben den Produkten aus der Meierei und den Eiern gibt es im Hofladen auch Fleisch von den eigenen Rindern und veredelte Produkte aus der Bruderhahnhaltung. Mit dem Kauf der Küken verpflichtet sich der Hof, die Brüderhähne mitaufzuziehen. Dies übernimmt ein Betrieb in Nordrhein-Westfalen für sie, von dem sie auch die Küken bekommen. Das A und O der Direktvermarktung sind für Arne und Hauke Sierck gute Werbung, guter Umgang mit den Kunden und die Mitarbeiterführung. Bei allen Projekten zieht die ganze Familie an einem Strang und neue Projekte wie die Erweiterung des Agroforstes und die Modernisierung der Meierei sind in Planung.
Die Legehennen finden im Agrarforst Schutz und werden zugleich in die Fruchtfolge eingebunden.