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Seitenwechsel und Brückenbau

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Es könnte die Geschichte werden von einem klugen oder gar schlauen Ministerpräsidenten und einem mutigen Landwirtschaftsminister. Die Landwirte in Schleswig-Holstein freuen sich, die Umweltverbände und Mitstreiter aus der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) gratulieren voller Hochachtung (siehe Seite 11) und die Grünen sind enttäuscht. Werner Schwarz, seit zwölf Jahren und bis Dienstag dieser Woche Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, ist der neue Minister für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz im schwarz-grünen Kabinett von Daniel Günther (CDU).

Günther musste sich gleich zum Start der neuen politischen Partnerschaft etwas einfallen lassen, um zwei wichtige Partner zufriedenzustellen. Die Landwirte, die vertrauensvoll für ihn gestimmt haben und denen er im Wort steht, und die grünen Koalitionspartner. Dafür musste nun das zuletzt grün geführte Ressort mit dem sperrigen Titel Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung, kurz Melund, herhalten. Es wurde nicht nur fachlich geteilt in die beiden Ressorts Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur und in das Ministerium für Landwirtschaft, sondern auch parteipolitisch geteilt in Schwarz und Grün, ganz so wie in Berlin.

Es heißt, dass die CDU das eigenständige Landwirtschaftsministerium gegen das Plädoyer der Grünen durchgesetzt habe. Tobias Goldschmidt (Grüne), der neue Umweltminister und ehemalige Staatssekretär im Melund, machte klar, dass die Grünen beide Bereiche gern in einem Ministerium gehalten hätten. „Ich bin jemand, der Landwirtschaft und Naturschutz zusammendenkt“, sagte er bereits in einem Interview. Das muss aber nicht zwangsläufig ein Hinderungsgrund für eine Männerfreundschaft werden. Mit Werner Schwarz hat Günther einen Minister der besonnenen Art berufen. Einen Spezialisten für schwierige Aufgaben, der Diskussionen nicht aus dem Weg geht, sondern sie beginnt und einfordert wie im Dialogprozess zur Zukunft der Landwirtschaft, der sich nicht scheut, Wahrheiten auszusprechen, sowie Veränderungswillen besitzt und verlangt. Dass er dazu in der Lage ist, ideologische Gräben zu überwinden, ergebnisorientiert zu moderieren und zu vermitteln, hat er beeindruckend als Mitglied der ZKL bewiesen, wo er eine Vermittlerrolle zwischen den verschiedenen Interessen- und Gesellschaftsgruppen eingenommen hat.

Daniel Günther versteht sein Handwerk. Er hat das Landwirtschaftsressort fachlich hervorragend besetzt, genau so, wie Landwirte und Bauernverband es seit Jahren gefordert haben. Werner Schwarz beweist Mut durch seinen Seitenwechsel. An ihn wird in seiner neuen Rolle die Aufgabe fallen, auch schwierige Wahrheiten gegenüber dem Berufsstand zu vertreten und durchzusetzen. Das gehört zum Geschäftsmodell eines Ministeramtes. Schwarz‘ Großvater gleichen Namens war in den 1960er Jahren unter Konrad Adenauer (CDU) Bundeslandwirtschaftsminister. In seiner Amtszeit ging es um die Frage, ob die Bundesrepublik bereit sei, die deutschen Getreidepreise – die höchsten auf dem damaligen Gemeinsamen Markt – zu senken, wie es der Mansholt-Plan vorsah. Die Getreidepreise in der damaligen Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) sollten auf einen gemeinsamen Mittelpegel reguliert werden. Und auch Dr. Robert Habeck (Grüne) hat wahrscheinlich nicht gedacht, dass er irgendwann Flüssiggas einkaufen muss. Es gibt viel zu tun für den Brückenbauer. Viel Erfolg und immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel!

Schweinehaltung ist massiv auf dem Rückgang

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Die Ergebnisse der Viehzählung für den Monat Mai zeigen in den ersten Bundesländern rückläufige Zahlen. Sowohl bei den Tierzahlen wie bei den Tierhaltern findet ein fortgesetzt starker Rückgang statt. Die Schweinehaltung in Deutschland hat den niedrigsten Stand seit 1990 erreicht, berichtet das Statistische Bundesamt (Destatis).

Zum Stichtag 3. Mai 2022 wurden nach vorläufigen Ergebnissen in Deutschland 22,3 Millionen Schweine gehalten. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, ist das der niedrigste Schweinebestand seit der deutschen Vereinigung im Jahr 1990. Damals wurden noch 30,8 Millionen Schweine gehalten. Gegenüber der Viehbestands­erhebung zum Stichtag 3. November 2021 sank die Zahl der Schweine um 6,2 % oder 1,48 Millionen Tiere. Dies ist der dritte deutliche Rückgang in Folge. Verglichen mit dem Vorjahreswert vom 3. Mai 2021 ist der Bestand um 9,8 % oder 2,42 Millionen Tiere zurückgegangen.

Für die einzelnen Tierkategorien der Schweinehaltung ergibt sich folgendes Bild: Zum Stichtag 3. Mai 2022 wurden 10,3 Millionen Mastschweine in Deutschland gehalten, das waren 6,7 % beziehungsweise 735.800 Tiere weniger als ein halbes Jahr zuvor. Auch die Zahl der Jungschweine bis unter 50 kg Lebendgewicht ging deutlich um 10,1 % (423.000 Tiere) auf 3,8 Millionen Tiere zurück. Die Zahl der Zuchtsauen verringerte sich im Vergleich zu November 2021 um 6,2 % beziehungsweise 98.700 auf 1,5 Millionen Tiere.

Neben den Beständen war auch die Zahl der Schweine haltenden Betriebe rückläufig. Zum 3. Mai 2022 gab es 17.900 Schweine haltende Betriebe. Das waren 5,2 % oder 1.000 Betriebe weniger als noch im November 2021. Der deutsche Schweinebestand ging damit im vergangenen Halbjahr prozentual stärker zurück als die Zahl der Betriebe. Im Vergleich zum Vorjahr lag der Rückgang der Schweine haltenden Betriebe bei 9,6 % (1.900 Betriebe).

Auch der Zehnjahresvergleich zeigt die abnehmenden Tendenzen bei den gehaltenen Schweinen und Betrieben: Die Zahl der Schweine sank seit 2012 um 20,8 % oder 5,8 Millionen Tiere, während die Zahl der Betriebe sogar um 41,0 % (12.400 Betriebe) abnahm. Da die Zahl der Betriebe stärker abnahm als die Zahl der gehaltenen Schweine, erhöhte sich der durchschnittliche Schweinebestand in den vergangenen zehn Jahren von 929 auf 1.248 Schweine je Betrieb.

Somit ist die Anzahl der Schweine haltenden Betriebe als auch die Zahl der gehaltenen Schweine stark zurückgegangen. Trotz der zuletzt deutlich gestiegenen Preise für Schlachtschweine bleibt die wirtschaftliche Lage vieler landwirtschaftlicher Betriebe unter anderem aufgrund von gesteigerten Energie-, Düngemittel- und Futterkosten und damit höheren Produktionskosten weiterhin schwierig. bb

Prognose für Weltgetreideernte nach oben korrigiert

IGC-Bericht verstärkt schwächeren Grundton an den Terminbörsen

Die Weltgetreideernte 2022/23 wird voraussichtlich etwas größer ausfallen als bislang prognostiziert. Der Internationale Getreiderat (IGC) hat jetzt die betreffende Vorhersage um 4 Mio. t auf 2,255 Mrd. t Getreide heraufgesetzt. Die Rekordmenge aus der noch laufenden Kampagne 2021/22 von 2,290 ​Mio. ​t wird damit aber immer noch um 35 Mio. t verfehlt. Im Einzelnen sieht der IGC die globale Maiserzeugung im nächsten Wirtschaftsjahr aktuell bei 1,19 Mio. t; die Mai-Prognose lag 6 Mio. t darunter. Dagegen wurde die Schätzung für das globale Weizenaufkommen unverändert bei 769 Mio. t belassen. Die weltweite Getreidenachfrage 2022/23 veranschlagt der Getreiderat auf im Monatsvergleich praktisch unveränderte 2,28 Mrd. t. Beim Weizen liegt der Verbrauch mit geschätzt 779 Mio. t um 10 Mio. t unter der laufenden Produktion. Dadurch schmelzen die Reserven beim weltweit wichtigsten Nahrungsgetreide im Saisonverlauf auf 263 Mio. t ab, womit der Weizenmarkt alles andere als komfortabel versorgt ist. In den wichtigsten Weizenexportländern – neben der EU sind dies Argentinien, Australien, Kanada, die USA, Kasachstan, Russland und die Ukraine – sollen am Ende der Saison 2022/23 nur noch 62 Mio. t Weizen lagern. Beim Mais kann der globale Verbrauch in Höhe von 1,204 Mrd. t ebenfalls nicht vollständig aus der für 2022/23 erwarteten Erzeugung gedeckt werden, sodass die Lagerbestände bei diesem Grobgetreide im Saisonverlauf um 14 Mio. t auf 271 Mio. t abgebaut werden dürften. Den zuletzt bärischen Grundton an den internationalen Getreidemärkten dürfte der neueste IGC-Bericht weiter verstärken: Seit der vordere Terminweizen zur Abrechnung im September 2022 an der Matif vor Monatsfrist bei 440,50 €/t sein bisheriges Jahreshoch markierte, haben die Notierungen um gut 80 €/t nachgegeben. Am 24. Juni ging der Frontmonat in Paris mit 358,75 €/t aus dem Handel. Verantwortlich war der frühe Start des Weizendruschs in Frankreich und den USA, beides große Exportländer. Hinzu kam, dass die Wiederaufnahme der Agrarexporte über die ukrainischen Schwarzmeerhäfen laut einer Regierungsmitteilung aus der Türkei immer näher rückt. Dann könnten auch wieder größere Weizenmengen aus der Ukraine auf den Weltmarkt gelangen.

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Klaus-Peter Lucht kommissarischer Präsident

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Werner Schwarz wurde am Mittwoch als neuer Landwirtschaftsminister in Schleswig-Holstein vereidigt. Vor diesem Hintergrund hat er sein Amt als Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH) am Dienstag niederlegt.

Der BVSH-Landesvorstand und die Kreisvorsitzenden haben sich in ihrer Sitzung am Mittwoch einstimmig dafür ausgesprochen, dass Klaus-Peter Lucht (Foto) als 1. Vizepräsident satzungsgemäß die Aufgaben des Präsidenten bis zum regulären Neuwahltermin wahrnehmen soll. Diese Vorgehensweise werde dem Landeshauptausschuss vorgeschlagen. Der Vorteil seien unbeeinflusste Wahlgänge auf Orts-, Bezirks-, Kreis- und Landesebene. Eine Nachbesetzung des Präsidentenamtes und Ergänzung des Landesvorstandes bis September würden laut BVSH nicht von der vollständigen Neuwahl im Januar 2023 entbinden, hätte also nur wenige Monate Gültigkeit. Bereits Anfang Oktober beginnen im Verband reguläre turnusgemäße Wahlen auf Orts-, Bezirks- und Kreisebene. 

Vom Moderator zum Minister

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Werner Schwarz nimmt die Herausforderung eines Seitenwechsels in die Landespolitik an. Er stand 14 Jahre als Präsident an der Spitze des Bauernverbandes Schleswig-Holstein und war zehn Jahre Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV). Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) hat den Landwirt als Minister für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz in das neue Kabinett berufen.

Herr Schwarz, wie wurde die Frage, Minister im neuen Kabinett zu werden, an Sie herangetragen?

Werner Schwarz: Ministerpräsident Daniel Günther hat mich angesprochen, ob ich mir vorstellen könne, dieses Amt zu übernehmen.

Wie fühlen Sie sich?

Aufgeregt. Das ist eine riesige Aufgabe. Ich bin gespannt auf die kommende Tätigkeit.

Sie standen bis jetzt auf der anderen Seite. Welche Konflikte sehen Sie zu Ihrer bisherigen Tätigkeit als Bauernpräsident?

Das ist ein 100%iger Seitenwechsel. Ich war als Präsident des Landesbauernverbandes Interessenvertreter für die Landwirtschaft. Ich werde weiter auch die Interessen der Landwirtschaft vertreten, aber aus einer anderen Sicht, und zwar aus der Sicht der Gesellschaft. Denn eine Regierung ist das Abbild der Gesellschaft und hat auch gesellschaftliche Ansprüche zu verfolgen.

Meine Nähe zum Bauernverband ist sicherlich für viele eine Herausforderung, aber ich bin dem Parlament verantwortlich und zukünftig auch dem Kabinett. Insofern werde ich mich sehr schnell von dem lösen, was der Bauernverband in der Vergangenheit an Forderungen gehabt hat. Für mich ist es grundsätzlich wichtig, Schutz und Nutzen zusammenzubringen und nicht einseitige Klientelpolitik zu betreiben.

Wie werden Sie Ihre bisherigen Erfahrungen aus Dialogprozess und der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) umsetzen?

Diese Erfahrungen werden mit Sicherheit nutzen. Ich werde offen auf diejenigen zugehen, die andere Herausforderungen in der Landwirtschaft sehen, als es vielleicht die Landwirtschaft selbst sieht. Das erfordert durchaus auch eine Mediatorenrolle. Die Aufgabe endet nicht bei Mediation oder Moderation, sondern Politik steht auch in der Verantwortung der  Entscheidungsfindung. Ich bin zuversichtlich, dass das möglich ist.

Wie glücklich sind Sie mit dem neuen Zuschnitt des Ministeriums und der Trennung von Landwirtschaft und Umwelt?

Schon seit der Wahl und davor habe ich und hat ebenso der Bauernverband die Position vertreten, dass Landwirtschaft und Umwelt zusammenbleiben sollten. Mit dieser Einstellung sind wir nicht allein gewesen. Sowohl die Bioanbauverbände wie die Umweltorganisationen hatten erklärt, sie sähen ein gemeinsames Haus als sinnvoll an. Nun ist es anders gekommen. Das hängt mit dem Koalitionsproporz zusammen. Ich bin aber zuversichtlich, denn der Koalitionsvertrag ist ziemlich klar in der Kompetenzverteilung, und ich denke, dass wir einen einvernehmlichen Weg für die Zukunft der Landwirtschaft, der Umwelt und des Naturschutzes finden.

Haben Sie keine Sorgen, dass es in Schleswig-Holstein zu ähnlichen Blockbildungen oder Haltungen zwischen den Ressorts Landwirtschaft und Umwelt kommen könnte, wie wir das vor allem in der letzten Legislaturperiode in Berlin gesehen haben?

Eine solche Situation werden wir aus meiner Sicht nicht wieder bekommen, denn wir haben Erfahrungen aus dem Zukunftsdialog in Schleswig-Holstein und aus der Zukunftskommission auf Bundesebene, und diese Blockadehaltung war eben vor der Zukunftskommission. Wir, und ich ganz persönlich, haben eine ganze Menge daraus gelernt, und ich bin mir sicher, dass wird sich auch in der Regierungsarbeit abbilden.

Sehen Sie keine Ressortüberschneidungen bei Umwelt-, Natur- und Klimafragen?

Diese Themen liegen eindeutig im zukünftigen Ministerium für Umwelt- und Klimaschutz, Naturschutz. Und ich werde natürlich auf den Minister zugehen, um zu sehen, wie wir gemeinsam gestalten können. Wir wollen ja nicht verhindern oder Druck ausüben, sondern ich halte es für wichtig, dass wir gerade in einem Flächenland und einem agrarisch geprägten Land wie Schleswig-Holstein Lösungen finden. Und ich bin zuversichtlich, dass wir das hinkriegen.

Der neue Zuschnitt des Ministeriums beinhaltet auch ländliche Räume und Europa. Welche Schwerpunkte wollen Sie in diesem Bereich setzen?

Die Landwirtschaft zählt zu den Kernelementen im ländlichen Raum mit ihrem vor- und nachgelagerten Bereichen. Hier wird es um die Stärkung der Wirtschaftsleistung, die Eigenständigkeit und Funktionsfähigkeit gehen auch mit Blick auf die Arbeitsplätze. Die Europapolitik spielt für Schleswig-Holstein eine große Rolle mit Themen wie dem ökologischen, digitalen und demografischen Wandel und seinen wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen gerade für die junge Generation.

Welche Ziele nehmen Sie mit ins Ministerium?

Die Landwirte brauchen eine wirtschaftliche Perspektive, ebenso wie Perspektiven für ihre Zukunftsgestaltung auf den Betrieben. Wir haben große Herausforderungen in der Wirtschaft zwischen Nutzen und Schutz. Ich würde mich freuen, wenn die Differenzen kleiner oder gänzlich aufgelöst würden. Und drittens freue ich mich, wenn wir nicht nur die Landwirte und Nichtregierungsorganisationen einbinden, sondern auch die Gesellschaft mit in diesen Prozess einschließen können. Interview: mbw

Werner Schwarz wechselt die Seiten

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Die Mitglieder des neuen Kabinetts wurden am Mittwoch vereidigt. Die CDU stellt außer dem Ministerpräsidenten und dem Staatskanzleichef fünf Ministerinnen und Minister. Eine der Neubesetzungen im Kabinett ist der jetzt ehemalige Präsident des Landesbauernverbandes, ­Werner Schwarz, als Landwirtschafts­minister.

Am Montag dieser Woche haben beide Partner des schwarz-grünen Bündnisses dem Koaltionsvertrag auf Parteitagen in Neumünster zugestimmt. Am Mittwoch wurde Daniel Günther (CDU) im Landtag wieder zum Ministerpräsidenten gewählt und die Minister vereidigt. Jetzt kann die Arbeit der ersten schwarz-grünen Landesregierung starten. Es wird einige Veränderungen geben, denn die Zuständigkeiten der Ministerien wurden neu zugeschnitten. Zu den großen Umgestaltungen zählt, dass Landwirtschaft und Umwelt getrennt werden. Das ist ein Resultat aus dem Parteienproporz. Für ihn gehe es darum, kluge Schnittstellen zum Umweltressort zu schaffen, sagte Ministerpräsident Günther dazu gegenüber Medien und verteidigte die Trennung der beiden Abteilungen.

Zukünftig wird es unter Minister Tobias Goldschmidt (Grüne), dem ehemaligen Staatssekretär im Umweltministerium (Melund), das Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur geben und unter Minister Werner Schwarz das Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz. Staatssekretärin unter Schwarz wird Anne Benett-Sturies. Sie leitete zuletzt die Abteilung „Ländliche Entwicklung“ im Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume. Das Landwirtschaftsministerium wird in das ehemalige Gebäude der Investitionsbank in Kiel einziehen.

Sein Amt als Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein hat Werner Schwarz am Dienstag dieser Woche niedergelegt. Auf dem Grünen-Parteitag wurde die Personalie Schwarz durchaus kritisiert mit der Befürchtung, der Tier- und Umweltschutz könne leiden, weil Schwarz die Interessen der Bauern vertreten werde.

Wie bereits bekannt wurde, sollen in Zukunft Entscheidungen, die die Landwirtschaft betreffen, aber in der Zuständigkeit des Umweltressorts liegen, wie der Artenschutz – zum Beispiel im Bereich Gänsemanagement und Wolf – sowie die Biodiversität, im Sinne der gegenseitigen Information und Abstimmung vom Agrarressort mitgezeichnet werden.


Lob und Erwartung begleiten Schwarz ins Ministerium

Herzliche Glückwünsche des Vorstandes und der Kreisvorsitzenden des Bauernverbandes Schleswig-Holstein begleiten Werner Schwarz in das Amt des Landwirtschaftsministers. Vizepräsident Klaus-Peter Lucht betonte: „Es erfüllt uns mit Stolz, dass Werner Schwarz als Landwirt und Vertreter des Berufsstandes dieses hohe Amt angetragen wird.“ Schwarz bringe nicht nur den erforderlichen Sachverstand mit, sondern habe durch seine Arbeit im Dialogprozess zur Zukunft der Landwirtschaft in Schleswig-Holstein und vor allem in der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) bewiesen, dass er die Fähigkeit habe, auf Kritiker zuzugehen und Konsense zu erreichen. Damit habe er es verstanden, den Prozess der Modernisierung und Transformation der Landwirtschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit entscheidend voranzubringen.

„Wenn Werner Schwarz sein Ministeramt so lebt, wie ich ihn in der ZKL kennenlernte, kann er ein Gewinn für uns alle sein“, sagte der Präsident des Deutschen Naturschutzrings (DNR), Prof. Kai Niebert. Es sei nicht unkritisch, wenn Spitzenvertreter von Lobbyorganisationen in Regierungsämter wechselten. Doch Schwarz habe den Reformbedarf im Ernährungssystem nicht nur erkannt, sondern in der ZKL auch deutlich gemacht, „dass er ihn angehen will“. BUND-Chef Olaf Bandt verwies auf die Rolle von Schwarz in der ZKL: Er sei dort „ein wichtiger Brückenbauer zu Umwelt- und Naturschutzverbänden für neue Zukunftsperspektiven der Landwirtschaft mit ökonomischen und ökologischen Lösungen“ gewesen.

„Es ist absolut begrüßenswert, dass ein ausgewiesener Fachmann dieses Amt zukünftig bekleidet“, sagt Thilo von Donner, Vorsitzender des LSV Schleswig-Holstein und Hamburg. Sicher werde es eine große Herausforderung für den neuen Landwirtschaftsminister, dem Trend des Strukturbruchs im ländlichen Raum entgegenzuwirken. Andererseits sei es eine einmalige Chance, die eigenen Forderungen aus der Zeit als Bauernpräsident nun im Ministerium umsetzen zu können.

Dass Schwarz seine Positionen im Sinne einer zukunftsfähigen Landwirtschaft auch umsetzen könne, wünschte Oliver Kumbartzky, Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Landtagsfraktion. Schwarz komme aus der Praxis und kenne die Sorgen und Nöte seiner Berufskollegen. Entsprechend hoch seien die Erwartungen an ihn. „Wir werden ihn an seinen Taten messen und regelmäßig an frühere Aussagen erinnern“, so Kumbartzky. bb

Ein Leitfaden für sichere und artgerechte Lösungen

Die Vorgaben und Empfehlungen für den Zaunbau in der Pferdehaltung waren bisher sehr überschaubar. Die Umsetzung in der Praxis sieht hingegen anders aus und weist eine Vielzahl an Zaunvariationen auf, von denen viele als unzureichend einzuordnen sind. Im schlimmsten Fall sind Verletzungen vorprogrammiert. Die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) hat nun mit Unterstützung einer Expertengruppe ein Merkblatt zu diesem Thema erarbeitet.

Das DLG-Merkblatt 476 vermittelt dem praktischen Pferdehalter die notwendigen Grundlagen, um Pferde so einzufrieden, dass sie sicher untergebracht sind. Denn als Tierhalter ist man in der Verantwortung für eine verhaltensgerechte Unterbringung, wozu auch die Einzäunung der von Pferden genutzten Flächen gehört. Für das Pferd als Fluchttier muss die Einzäunung gut sichtbar, stabil und möglichst ausbruchsicher sein.

Die Anforderungen an einen Zaun unterscheiden sich je nach Einsatzbereich und Standort der Umzäunung. Der Außenzaun muss besondere Beachtung finden, da er die Begrenzung zur Außenseite einer Pferdehaltung darstellt, beispielsweise zu einer Straße. Der Innenzaun unterteilt die Fläche, die von einem Außenzaun umgrenzt ist.

Die Anforderungen an die Ausbruchsicherheit von Außen- und Innenzäunen unterscheiden sich deutlich, vor allem hinsichtlich der Zaunhöhe und der Anzahl der Querverbindungen. Auch spielt die Entfernung zu Risikobereichen eine entscheidende Rolle: Befindet sich der Aufenthaltsort der Pferde in weniger als 1 km Entfernung zu einem Risikobereich, muss der Außenzaun höhere Anforderungen erfüllen. Risikobereiche sind etwa Autobahnen, stark befahrene Straßen, Bahnlinien oder Flugplätze.

Hier sind als Außenzäune Elektro­festzäune mit mindestens dreireihigen Querverbindungen notwendig. Abhängig von der Größe der Tiere, die auf der Weide gehalten werden, werden die Höhen der Querverbindungen ausgewählt. Für Hengste und Springpferde liegen diese beispielsweise bei 160 cm, 110 cm und 60 cm (siehe Tabelle).

Zäune müssen den Pferden angepasst sein. Ein Hengst oder ein Springpferd braucht einen anderen Zaun als ein Pony. Foto: Imago

Für Weiden abseits von Risikogebieten sowie für Innenzäune sind zweireihige Querverbindungen ausreichend. Die unterste Strom führende Reihe sollte für Pferde nicht tiefer als 60 cm (45 cm bei Ponys) verlaufen, da dies den Kontakt des Pferdes mit dem Zaun minimiert.

Holzzäune haben sich bewährt

Um bei der Vielfalt an Material eine Auswahl treffen zu können, müssen vorab die Anforderungen an die Umzäunung und auch die Möglichkeiten des Geldbeutels berücksichtigt werden. Im Zaunbau trifft mit Sicherheit immer zu: Wer billig kauft, kauft mindestens zweimal.

Ein Holzzaun mit behandelten Pfosten und Halbrundriegeln hat sich bisher auf allen Standorten bewährt und bietet je nach Verarbeitung und Bodenbeschaffenheit eine stabile Umzäunung für zehn bis 15 Jahre. Holzpfosten aus gespaltenem Holz sind haltbarer, da die Fasern nicht beschädigt wurden. Als heimische Harthölzer können Robinie, europäische Eiche und Edelkastanie verwendet werden. Weichholz sollte kesseldruckimprägniert sein. Teerölsubstanzen sollten aus Umweltschutzgründen nicht verwendet werden.

Für Holzpfähle sowie für witterungs-, frost- und UV-beständige Recyclingkunststoffpfähle haben praktische Erfahrungen gezeigt, dass sie als Streckenpfosten einen Durchmesser von mindestens 10 cm haben und mindestens zu einem Drittel ihrer Länge im Boden versenkt werden sollten. Daraus ergeben sich Pfahlhöhen von 1,60 bis 2,20 m. Bei Eck- und Torpfosten ist sogar eine Mindestdicke von 12 cm empfehlenswert. Zusätzlich sollte der Pfosten zu mindestens 40 % seiner Gesamtlänge in den Boden eingelassen werden.

Auch dicke Metallpfähle können zum Einsatz kommen. Von Baustahl-, Federstahl- oder Winkelstahlpfählen wird wegen ihrer geringen Dicke abgeraten. Sie sollten nur in der Rinderhaltung verwendet werden, in der Pferdehaltung besteht eine große Verletzungsgefahr.

Verletzungsrisiko minimieren

Die Pfostenabstände hängen vom Material der Querverbindungen sowie von der Wind- und Schneelast ab. So kann bei einem Elektrofestzaun mit kunststoffummantelten Drähten ein Abstand von 6 bis 8 m gewählt werden, bei einem Elektrofestzaun mit Breitband nur von 3 bis 6 m. Bei Zäunen mit breiten Bändern müssen auch die Streckenpfähle in der Lage sein, Kräften durch Wind oder Schnee standzuhalten. In vielen Regionen Schleswig-Holsteins wird von der Verwendung von Breitbändern abgeraten, da die Windanfälligkeit zu stark ist. Hier werden stattdessen Elektroseile (ab 6 mm) oder kunststoffummantelte Drähte empfohlen.

Häufige Schwachstellen im Zaun sind Tore, daher gilt hier: so viele wie nötig, so wenige wie möglich. Sie sollten möglichst nicht in Ecken oder bei Richtungsänderungen angebracht werden, da sonst die Stabilität des Zaunes reduziert wird. Das Tor muss so schließen, dass es keine Zwischenräume zu den Torpfosten gibt, in denen die Tiere mit ihren Gliedmaßen hängen bleiben können. Eventuell kann es sinnvoll sein, auf der Torinnenseite eine Litze anzubringen, zum Beispiel ein Expanderseil, um die Pferde vom Tor fernzuhalten. Torverschlüsse müssen immer abgerundet oder verdeckt sein, um das Verletzungsrisiko zu minimieren.

Aus Sicht der Menschen ist es wichtig, dass sich das Tor möglichst mit einer Hand leicht öffnen und schließen lässt. Dafür bieten sich breite Stahltore mit pferdegerechten Gitterabständen an, die nach innen zur Koppelseite zu öffnen und vorzugsweise mit einer stromführenden Litze auf Abstandsisolatoren versehen sein sollten. Torgriffe müssen griffsicher und isoliert sein. Spiralfedern dürfen in der Pferdehaltung keine Verwendung finden, sie sind tierschutzwidrig und somit verboten. Das Pferd kann sich mit seinem Langhaar darin verfangen und es kann zu Panikreaktionen kommen.

Zaunkontrolle dokumentieren

Die Auswahl der Weidezaungeräte richtet sich nach der Zaunlänge, dem Bewuchs, der Notwendigkeit einer permanenten Zaunkontrolle und dem Vorhandensein eines festen Elektroanschlusses. Das arttypische Verhalten eines Pferdes erfordert über die gesamte Zaunstrecke ausreichend hohe und gleichmäßige Zaunspannung.

Es gibt eine Reihe von Geboten und Verboten beim Elektrozaunbetrieb, die sich an den Vorgaben der DIN VDE 0131 orientieren:

Elektrozaungeräte nie in feuergefährdeten Räumen wie Scheunen und Stallungen unterbringen

Einbau einer Blitzschutzeinrichtung zur Verhütung von Blitzschäden

keine Verwendung von Stacheldraht als Elektrozaun

Versorgung eines Elektrozauns nur durch ein Elektrozaungerät

Kennzeichnung durch Warnschilder „Vorsicht Elektrozaun“ alle 100 m an Elektrozäunen, die an öffentlichen Straßen oder Wegen errichtet werden

Die Zaunkontrolle muss täglich erfolgen. Es wird empfohlen, diese gemeinsam mit der Prüfung der Zaunspannung zu dokumentieren, beispielsweise im Zauntagebuch. Dies erleichtert im Schadensfall den Nachweis darüber, dass die geforderte Sorgfaltspflicht erfüllt wurde. Bei der Sichtprüfung sollte darauf geachtet werden, dass der Zaun auf seiner gesamten Länge unbeschädigt ist, die Weidetore in Ordnung sind, keine Zaunleiter durchhängen und die Stromführung nicht durch Bewuchs behindert ist. Zuletzt sollte auch geprüft werden, ob das Weidezaungerät funktionstüchtig und der Zaunanschluss sowie die Erdung gesichert sind.

Baurechtliche Aspekte beachten

Viele Faktoren müssen beim Bau eines ausbruchsicheren und stabilen Zauns berücksichtigt werden: Materialauswahl, Nutzung, räumliche Lage, Besatzdichte, Aufenthaltsdauer und natürlich die auf der Weide zu haltenden Pferde. Ponys brauchen eine andere Einzäunung als Springpferde oder Hengste. Jede einzelne Komponente einer Zaunanlage muss zur Sicherheit des Weidezauns bei­tragen.

Kommt es doch zum Ausbruch oder einer Verletzung, muss sich der Tierhalter auch mit der Haftung oder im schlimmsten Fall mit strafrechtlichen Konsequenzen auseinandersetzen. Auch darüber gibt das DLG-Merkblatt 476 Auskunft, ebenso wie über baurechtliche Anforderungen. Im Außenbereich dürfen nur privilegierte Landwirte nach § 201 Baugesetzbuch „offene, sockellose Einfriedungen, ohne Höhenbegrenzung“ genehmigungsfrei errichten. Für Hobbytierhalter und gewerbliche Betriebe bedeutet das, dass sie einen Bauantrag stellen müssen.

Das Merkblatt kann bei der  DLG unter „Publikationen“ gelesen und heruntergeladen werden.

Projekt „Schulklassen auf dem Bauernhof“

Der Lernort Bauernhof kommt gut an, dies zeigen Ergebnisse einer Befragung unter Lehrkräften im Rahmen des Projektes „Schulklassen auf dem Bauernhof“. Dabei wurden Lerneinheiten auf Höfen, die beim Projekt registriert sind, evaluiert. Die Ergebnisse sind ermutigend und zeigen das Potenzial des Lernortes Bauernhof.

Die Befragung wurde über das Evaluationsportal Lehrkräfte­Onlinedienst für Schleswig-Holstein (LeOniE.SH), das das Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holsteins (IQSH) anbietet, durchgeführt. Befragt wurden Lehrkräfte, die mit ihren Klassen 2021 eine Lerneinheit am Lernort Bauernhof (LoB) wahrgenommen haben. Sie wurden gebeten, zwölf Fragen zur inhaltlichen Ausgestaltung und Organisation des Besuchs am LoB zu beantworten. 60 Lehrkräfte äußerten sich. Im Folgenden werden Teile der Ergebnisse vorgestellt.

Insgesamt fanden im Jahr 2021 165 Besuche am LoB statt. Der Großteil lag in den Sommermonaten, das Frühjahr konnte aufgrund der Corona-Beschränkungen kaum genutzt werden. Es war eine besondere Leistung der Betriebe, während der arbeitsintensiven Monate zusätzlich Schulklassen zu empfangen.

Durchweg positive Wahrnehmung

Es wurden vier Fragen zur inhaltlichen Gestaltung der Lerneinheiten am Lernort Bauernhof gestellt.

90 % der Lerneinheiten knüpften nach Einschätzung der Lehrkräfte gut an den Lehrplan an. Es sei wichtig, detaillierte Absprachen mit den Lehrkräften zu treffen, damit der Besuch am LoB den Unterricht in der Schule optimal ergänzt (Abbildung 1).

Das Ergebnis zeigt, dass der Ansatz „Lernen durch Erleben“ in bester Weise im Rahmen der Lerneinheiten auf den Höfen umgesetzt wurde (Abbildung 2).

Insgesamt wird das außerschulische Lernangebot sehr positiv bewertet. Die Aussage lässt darauf schließen, dass die Lerneinheiten einen guten Mix aus Wissensvermittlung, Kompetenzförderung und Spaß beim Lernen boten – wichtige Elemente zur Förderung der Bildung für nachhaltige Entwicklung (Abbildung 3).

Da das Projekt Schulklassen auf dem Bauernhof auch das Ziel verfolgt, nicht nur einmalige Besuche am Lernort Bauernhof zu fördern, sondern am besten kleine Projekte mit mehrmaligen Besuchen, ist das Ergebnis der diesjährigen Umfrage besonders erfreulich. Denn 93 % der Lehrkräfte haben laut Umfrage Interesse, den Lernort Bauernhof häufiger in den Unterricht einzubinden. In den kommenden Jahren sind dafür entsprechende Strukturen zu fördern wie mehr Höfe in der Nähe von Schulen, Zuschüsse für Fahrten zu außerschulischen Lernorten wie im Kreis Rendsburg-Eckernförde, damit das grundsätzliche Interesse der Lehrkräfte auch in die Tat umgesetzt werden kann (Abbildung 4).

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Lernangebote in Inhalten und Form sehr hoch geschätzt werden.

Themenspektrum der Lerneinheiten

Das Themenspektrum der Lern­einheiten, die am LoB angeboten wurden, war breit gefächert. Das Thema Milchviehhaltung wurde am häufigsten bearbeitet (31 %), gefolgt von Gemüse- und Obstanbau (19 %) sowie Getreideanbau (14 %). Verarbeitung und Vermarktung wurden mit 7 % angegeben und der Vergleich konventionelle Landwirtschaft und biologische Landwirtschaft mit 5 %. Hoch war mit 18 % der Anteil Sonstiges. Betrachtet man sich diese Nennungen näher, dann gehören dazu unter anderem Lern­einheiten zum Thema Wald, Vertiefung des Unterrichtsstoffes Naturwissenschaften (NaWi), „Vom Schaf zum Wollpullover”, Kartoffeltag, „Der Knick”, „Kunst und Kuh“ sowie „Wie ich wurde, wer ich bin – Hofladen/Tourismus“.

Rahmenbedingungen der Besuche am LoB

Die Fragen zum Lerninhalt wurden von Fragen zur Organisation der Besuche auf den Höfen begleitet. Es zeigte sich, dass die meisten Schulen aus den Kreisen Rendsburg-Eckernförde und Schleswig-Flensburg den außerschulischen Lernort Bauernhof aufgesucht haben. In diesen beiden Kreisen sind auch relativ viele Höfe in der Kartei des Projektes „Schulklassen auf dem Bauernhof“ gelistet (Rendsburg-Eckernförde 15 Betriebe, Schleswig-Flensburg zwölf Betriebe; Stand Dezember 2021). Auf dem Gebiet der kreisfreien Städte Kiel und Flensburg gibt es noch keinen gelisteten Betrieb. Insgesamt wurden zum Ende des Jahres 2021 in der Höfekartei des Projektes 81 Betriebe geführt – ein deutlicher Anstieg zum Jahr 2020, als 65 Höfe in der Kartei registriert waren.

Es ist ein schöner Erfolg, dass trotz Corona Betriebe ins Projekt eingestiegen sind.

Es fällt auf, wie hoch der Anteil der Klassen ist, die mit einem gemieteten Bus auf den Hof kamen (30 %). Das zeugt von großem Engagement der Lehrkräfte, den Besuch auf dem Hof umzusetzen. Die Variante Fahrgemeinschaft wurde von 14 % der Schulklassen gewählt. Gut ein Drittel kam zu Fuß (35 %). Das lässt auf eine geringere Distanz zwischen Schule und Hof schließen. Damit sind auch häufigere Besuche am LoB pro Jahr möglich. Kooperationen zwischen Schulen und Höfen können sich leichter bilden.

Häufigere Besuche einer Klasse am LoB im Verlauf des Jahres sind ein erklärtes Projektziel. Die gute Erreichbarkeit des Hofes ist eine wichtige Voraussetzung dafür.

Der Lernort Bauernhof hat in der Befragung der Lehrkäfte gut abgeschnitten. Foto: iStock

Großes Potenzial des Lernortes Bauernhof

Die Ergebnisse sind in jeder Hinsicht bestärkend und machen Lust auf mehr. „Mehr“ meint, die Wirkungsfähigkeit des LoB noch zu verstärken. So nimmt der Lernort Bauernhof eine besondere Stellung unter den Lernorten ein, da hier die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Ökologie, Ökonomie und Soziales – gleichermaßen mit Aufgabenstellungen für die Schüler unterfüttert werden können. Als Beispiele sind zu nennen: Aufgaben zum Thema Tierhaltung, zur Milchpreisbildung oder zum Beruf Landwirtin/Landwirt.

Anknüpfungspunkte für unterschiedliche Fächer

Der LoB bietet viele Anknüpfungspunkte an verschiedene Fächer, wie hier dargestellt:

Biologie ➔ Tierhaltung, Stoffkreisläufe

Chemie ➔ Bodenproben

Geografie ➔ Heimat-/Kultur- und Naturraum

Mathematik ➔ Längen, Flächen, Gewichte

Geschichte ➔ Strukturwandel

Wirtschaft/Politik ➔ Agrar-/Strukturpolitik, Preise

Ethik/Deutsch ➔ Fair Trade/Schilderungen

Kunst ➔ Landart

Die Vielfalt der Fächer und Themen zeigt auch, dass der landwirtschaftliche Betrieb für alle Klassenstufen Interessantes zu bieten hat.

Kompetenzen werden gezielt gefördert

Neben Wissen können insbesondere auch Kompetenzen am LoB gefördert werden: selbstentdeckendes Lernen, Offenheit und neue Perspektiven berücksichtigender Wissensaufbau, der Erwerb von Urteilskompetenz, gemeinsam und vorausblickend eine Aufgabe zu erledigen, Mut zu haben, etwas Neues auszuprobieren – um nur einige Beispiele zu nennen.

Hier gibt es noch viele Entwicklungsmöglichkeiten bei der Ausgestaltung der Lerneinheiten.

Um dieses Potenzial optimal ausschöpfen zu können, bietet die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein verschiedene Fortbildungsmöglichkeiten an: zum einen den mehrmoduligen Bauernhofpädagogikkurs sowie zum anderen den eineinhalbtägigen Kurs „Eine Schulklasse kommt – was nun?”

Termine sollten schon vorgemerkt werden: Der nächste ist am 27./28. Oktober in Bad Oldesloe. Für diejenigen, die schon länger dabei sind, gibt es zahlreiche Aufbaukurse.

Das gute Abschneiden des LoB bei der Bewertung der inhaltlichen Fragen der Evaluation fußt auf der stark ausgeprägten Fortbildungsbereitschaft der Projektbetriebe und ihrem großen Engagement, den Lernort Bauernhof fortzuentwickeln. Das Projektteam hofft auch dieses Jahr auf ein Anwachsen der Höfekartei und freut sich über jeden Betrieb, der zum Projekt dazustößt. Weiter Infos dazu unter lernendurcherleben.de

Ansprechpartnerin ist die Autorin; cwellensiek@lksh.de

Tolle Resonanz bei Treffen ehrenamtlicher Richter

Im Juni trafen sich die ehrenamtlichen Landwirtschaftsrichter der Kreise Nordfriesland und Schleswig-Flensburg im Grünen Zentrum der Landwirtschaftskammer in Bredstedt, um sich auszutauschen und untereinander kennenzulernen. Die ehrenamtlichen Landwirtschaftsrichter aus dem Kreis Dithmarschen kamen ebenfalls kürzlich im Agrarzentrum in Heide zusammen.

Für die Kreise Nordfriesland und Schleswig-Flensburg wurden insgesamt 48 Kandidatinnen und Kandidaten durch die Repräsentanten der Landwirtschaftskammer, Thomas Kühl (für den Wahlbezirk Nordfriesland) und Ute Matthiesen (für den Wahlbezirk Schleswig-Flensburg), für das Amt des ehrenamtlichen Landwirtschaftsrichters an den Amtsgerichten Schleswig, Flensburg, Husum und Niebüll vorgeschlagen. Ernannt wurden für die Amtsperiode 1. Januar 2022 bis 31. Dezember 2026 für diese vier Gerichte insgesamt 36 ehrenamtliche Landwirtschaftrichterinnen und -richter.

Für den Kreis Dithmarschen schlug Eike Brandt (Repräsentantin für den Wahlbezirk Dithmarschen) für das Amtsgericht Meldorf 24 Kandidatinnen und Kandidaten vor, von denen 16 zu ehrenamtlichen Landwirtschaftsrichtern ernannt wurden.

Der Vizepräsident der Landwirtschaftskammer, Arno Carstensen, Thomas Hansen (Kreisvorsitzender Kreisbauernverband Husum-Eiderstedt) und Thies Hadenfeldt (Kreisvorsitzender Kreisbauernverband Dithmarschen) fanden in ihren Grußworten lobende Worte für den ehrenamtlichen Einsatz der Richterinnen und Richter und hoben hervor, wie wichtig die Besetzung dieser Posten für den landwirtschaftlichen Berufsstand ist.

Bereichert wurden die Richtertreffen durch Vorträge über die Aufgabe der ehrenamtlichen Landwirtschaftsrichter von Christoph Salamon, Direktor des Amtsgerichts Niebüll, und Dr. Sebastian Günther, Richter am Amtsgericht Meldorf. In Heide begrüßte auch Sönke Harders (sozioökonomischer Berater der Landwirtschaftskammer) die Gäste und berichtete über das Beratungsangebot des Kammerstandortes Heide. Unter den Gästen waren außerdem die haupt- und ehrenamtlichen Vertreter der Kreisbauernverbände Schleswig, Flensburg, Husum-Eiderstedt, Südtondern und Dithmarschen. Die ebenfalls sehr informativen Vorträge des Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) von den Referenten Thomas Lorenzen-Post und Carlos Hasen­pusch in Bredstedt und Matthias Tiemann in Heide über die Aufgaben des LLUR und das Thema Höfeordnung ergaben jeweils rege Gespräche unter den Teilnehmern.

Verabschiedung der ehrenamtlichen Landwirtschaftsrichter in Bredstedt v. li. n. r. Melf Melfsen, Repräsentantin Ute Matthiesen, Repräsentant Thomas Kühl, Heinz Clausen Hansen (vorne), Vorsitzender Kreisbauernverband Husum-Eiderstedt Thomas Hansen, Vizepräsident Landwirtschaftskammer Arno Carstensen, Wilhelm Horstmann, Uwe Stolley (hinten). Foto: Ulrike Petter

Auf dem Bredstedter Richtertreffen wurden aus ihrem Ehrenamt als ehrenamtliche Landwirtschaftsrichter feierlich verabschiedet Wilhelm Horstmann aus Twedt, Heinz Clausen-Hansen aus Schwabstedt, Melf Mefsen aus Bordelum und Thomas Kühl aus Ostenfeld. Für sein langjähriges ehrenamtliches Engagement als Landwirtschaftsrichter wurde zudem Uwe Stolley aus Selk geehrt. Alle fünf sind über mehrere Amtsperioden als ehrenamtliche Richter im Einsatz gewesen und haben ihre Fachexpertise in landwirtschaftsgerichtliche Streitfälle eingebracht.

Viele Schritte für soziale Projekte

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Seit 2016 engagieren sich die Landfrauen im Landfrauenverband Hamburg für soziale Projekte. Eines davon ist die Aktion „Schritte zählen“. Vom 1. März bis zum 30. Juni wird jeder Schritt gezählt. Das Ziel: möglichst viele Schritte, mit denen das Projekt „Bergedorfer Engel“ unterstützt wird. Netter Nebeneffekt für die Teilnehmerinnen: Gesundheit, Fitness und jede Menge Spaß

Barbara Froh, Vorsitzende des LandFrauenverbandes Hamburg und engagiert im OV Allermöhe-Moorfleet-Reitbrook, gehört zu den Aktiven, die sich am Projekt „Schritte zählen“ beteiligen. Zusammen mit einer Freundin oder auch mal allein dreht die 63-Jährige ihre regelmäßigen Walking-Runden und zählt Schritte.

Barbara Froh hat das Walken als Sport für sich entdeckt und beteiligt sich mit 30 Frauen des OV Allermöhe-Moorfleet-Reitbrook an der Aktion.  

„Mich spornt das Schritte zählen an“, erzählt die ehemalige Kriminalbeamtin, die sich seit 1996 bei den LandFrauen engagiert. „Mein Ziel sind täglich 10.000 Schritte“, sagt sie. Und die sind oft erstaunlich schnell erreicht: An einem durchschnittlichen Tag sind es 9.488 Schritte, die Barbara Froh im wahrsten Sinn des Wortes „auf der Uhr hat“. Sie erfährt dank einer Smartwatch und der dazugehörigen App ganz genau, wie es um ihre Fitness steht.

Zu den täglich sowieso gelaufenen Schritten kommen bei Barbara Froh mit der regelmäßigen Walkingrunde in Begleitung einer Freundin noch 5.000 Schritte dazu. „Wir walken meist 30 Minuten lang, die Strecke beträgt knapp drei Kilometer“, sagt sie. Auch wenn das nicht allzu viel zu sein scheint – es ist genau die richtige Portion Bewegung für die Frauen. „Genau so tut es uns gut“, erklärt Froh.

„Wir starten meist morgens um 8.30 Uhr zu unserer Runde“, erzählt sie. „Dann ist noch nicht so viel los.“ Und noch einen großen Vorteil hat das Walken: „Man wird fit und kann dabei klönen“, freut sich Barbara Froh.

Für die diesjährige Aktion haben sich 30 Frauen aus dem OV Allermöhe-Moorfleet-Reitbrook angemeldet – fast die Hälfte der Mitglieder. „Wir haben vom Ortsverein einige Schrittzähler gekauft“, so Froh, denn nicht jede der Teilnehmerinnen hat eine Smartwatch oder ein Smartphone. Jede Teilnehmerin zahlt ein Startgeld von fünf € und meldet ihre gezählten Schritte bis zum 15. Juli in der Geschäftsstelle. Der Förderkreis rundet dann das Spendenergebnis auf.In diesem Jahr soll das Geld an die „Bergedorfer Engel“ gespendet werden. Der Verein hat sich 2014 aus einer privaten Initiative gegründet und engagiert sich in der Obdachlosenhilfe. Ganzjährig werden Obdachlose mit dem Nötigsten versorgt. „Hier kommt die Hilfe konkret den Menschen zu Gute, die sie benötigen“, sagt Barbara Froh. Ihr gefällt, dass die Spende an eine konkrete Kampagne geht. So lernen die LandFrauen immer wieder neue Hilfsprojekte kennen.

Einen weiteren positiven Nebeneffekt hat die Aktion „Schritte zählen“: „Durch den Fokus auf des ein bestimmtes Projekt, an das gespendet wird, ist es mir gelungen, einige Frauen zum Mitmachen zu motivieren“, erklärt Barbara Froh.

Fahrende Kunstwerke

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Das mittlerweile in Landjugendkreisen legendäre Bettenrennen des Kreislandjugendverbandes Schleswig-Flensburg wurde Mitte Juni in Jagel ausgetragen. Es war zugleich die dritte Kreisausschusssitzung in diesem Jahr. Am Start waren fünf hoch motivierte Teams, die sich aus jeweils vier Ortsgruppen zusammensetzten. Jede Gruppe hatte ein rollendes Bett dabei und so waren 20 fahrende Kunstwerke unterwegs, denn es ist immer wieder aufs Neue spannend, was die Ortsgruppen aus alten Materialien und mit viel Fantasie bauen.

Nicht so leicht zu lenken, aber fantasievoll waren viele der rollenden „Betten“.

Am Feuerwehrhaus in Jagel wurden die Gruppen mit einem Fragebogen ausgestattet, dann nacheinander auf die Strecke geschickt. Auf der gab es verschiedene Stationen mit Aufgaben, die als Gruppe gemeistert werden mussten. Beim Kistenstapeln wurde das Gleichgewicht der Lajus auf die Probe gestellt, wobei auch eine gute Kommunikation unerlässlich war, um die Aufgabe zu lösen.

Beim Ringreiten sitzt der Reiter mit der Lanze auf dem Pferd. Bei der Laju zielt der „Reiter“ von einer Schubkarre aus auf den Ring.

An der folgenden Station ging es beim Ringstechen darum, mit einer Lanze einen Ring zu treffen, der zwischen zwei Bäumen aufgehängt war. Im Zweierteam musste man sich dabei gut abstimmen, denn der Schütze wurde von einem Teamkollegen in einer Schubkarre geschoben. Um Fahrtüchtigkeit ging es bei einem anderen Spiel, bei dem ein Parcours mit einem Bobbycar bewältigt werden musste. Bis alle Teams an allen Stationen um Punkte gekämpft hatten und zurückkehrten, war es bereits dunkel. Aber das war kein Problem, denn die Stärkung, die die Landjugend Haddeby vorbereitet hatte – es gab Wurst vom Grill und kalte Getränke –, tat auch in der Abenddämmerung gut. Währenddessen hatte die Jury die Ergebnisse. Bei der Siegerehrung konnte die Landjugend Haddeby zum dritten Mal in Folge aufs oberste Treppchen steigen. Die Landjugend aus Erfde durfte sich über den zweiten Platz freuen und lud zum Bettenrennen im nächsten Jahr ein. Es kann also mit dem Bau der rollenden Kunstwerke bald wieder begonnen werden.