Die im Süden Schleswig-Holsteins und somit auch im Beratungsgebiet 6 des Ingenieurbüros Geries weit verbreiteten, oft engen Fruchtfolgen, wie zum Beispiel Raps-Weizen-Gerste oder reine Maisfruchtfolgen, wurden schon oft hinterfragt. Doch wo liegen die Alternativen und Vorteile einer weiten Fruchtfolge? Ab 2023 treten die Maßnahmen der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) in Kraft. Mit ihnen kommt voraussichtlich die jährliche Fruchtwechselregelung (Glöz 7).
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, Spezialisierungen der Betriebe und die unterschiedlichen Standortgegebenheiten (Hügelland und Sander) im Beratungsgebiet haben dazu geführt, dass ein- bis dreigliedrige Fruchtfolgen dominieren. Für 2016 bis 2021 wurden die Fruchtfolgen der beratenen Landwirtinnen und Landwirte ausgewertet. Sie wurden nach den in der Legende der Abbildung 1 genannten Kriterien gruppiert und nach ihren weiteren Fruchtfolgegliedern, beispielsweise „Getreideanteil von bis zu 40 %“, sortiert.
Die klassischen Getreide-Raps-Fruchtfolgen nehmen mit 45 % den größten Anteil ein. In den zurückliegenden Jahren wurde auf rund 23 % der Fläche überwiegend Getreide angebaut. Die Maisfruchtfolgen machten 20 % der landwirtschaftlichen Ackerfläche aus. Vielfältigere, weitere Fruchtfolgen machten immer den geringsten Anteil aus.
Eigener Standort ist entscheidend
Für eine Erweiterung dieser klassischen Fruchtfolge ist eine individuelle Betrachtung des eigenen Standorts entscheidend. Es gilt, pH-Wert, Bodenart, Humusbilanz und Wasserhaushalt zu bewerten und Anbauansprüche (Halm- und Blattfruchtanteil, Humusmehrer sowie Humuszehrer, Anbaupausen, Vorfruchteffekte et cetera) zu berücksichtigen und abzuwägen, wie die angebauten Kulturen genutzt werden können. Neben der Vermarktung kann auch die eigene Veredelung an Bedeutung gewinnen.
Durch Fruchtfolgen Herbst-Nmin beeinflussen
Ein steigender Mineraldüngerpreis sowie verschärfte düngerechtliche Regelungen stellen die Landwirtschaft vor Herausforderungen. Sie erfordern rein ökonomisch gesehen einen effizienteren Düngereinsatz in der Fruchtfolge.
Bekanntermaßen zeigen sich hohe Herbst-Nmin-Werte nach Winterraps und Winterweizen. Brachen und Sommerungen wie die Zuckerrübe und Ackergras hingegen weisen niedrigere Herbst-Nmin-Gehalte auf. In Abbildung 2 sind die mittleren Herbst-Nmin-Werte der Jahre 2012 bis 2021 dargestellt. Durch eine entsprechende Kombination profitiert so auch der Gewässerschutz von dem effizienteren Düngereinsatz.
Sommerungen lockern N-Salden auf
Durch die Erweiterung enger Fruchtfolgen kann das Nährstoffmanagement insgesamt verbessert werden. Tabelle 1 zeigt einige Beispiele von gewässerschonenderen Fruchtfolgen in Acker- sowie Futterbaubetrieben. Basierend auf den mittleren N-Salden der Schlagbilanzen 2016 bis 2021 werden hier mögliche durchschnittliche N-Salden aufgezeigt. Im Getreideanbau wird oft von dem Anbau der ertragsschwächeren Sommerungen abgesehen, doch bieten diese Kulturen sinkende N-Salden und niedrigere HerbstNmin-Werte im Vergleich zu Standardfruchtfolgen mit vorwiegend Winterungen.
Eine Alternative zu Raps-Weizen-Gerste ist die Änderung der Reihenfolge. Wird Wintergerste nach Raps angebaut, kann diese durch den N-Überschuss nach Winterraps (durchschnittlich 56 kg/ha) auch ohne Herbstdüngung zu einem kräftigen Bestand im Herbst bestocken. Demgegenüber nimmt der Winterweizen im Herbst keine größeren Stickstoffmengen auf. Mit der Hinzunahme einer Sommerung wird der Anbau einer Zwischenfrucht mit ausreichender Vegetationszeit ermöglicht. Die Etablierung von N-effizienteren Kulturen (zum Beispiel Zuckerrüben, Mais) in der Fruchtfolge bietet Potenzial zur Düngereinsparung und optimierten Verteilung des verfügbaren N-Kontingents innerhalb der Fruchtfolge. Der Mais ist in den mineralisationsstarken Sommermonaten dazu in der Lage, viel Stickstoff aufzunehmen, und weist durch die Ernte als Ganzpflanze häufig einen negativen N-Saldo auf.
Durch den Anbau von Körnerleguminosen (Ackerbohnen, Körnererbsen und Lupinen), welche durch die Stickstofffixierung keinen zusätzlichen N-Düngebedarf aufweisen, fällt zudem der Stickstoffdüngereinkauf für diese Kulturen weg. Die Integration von Sommerungen in die Fruchtfolge spiegelt sich ebenfalls im Mineraldüngereinkauf wider, da diese auch einen geringeren Düngebedarf aufweisen als Winterungen.
Um in Futterbaubetrieben die Mais-Selbstfolge aufzulockern, ohne den Grundfutteranteil zu dezimieren, bietet sich eine Integration von Ackergras oder Ganzpflanzensilage (GPS)-Getreide an, wie in Tabelle 1 dargestellt. In allen Beispielen spielt die Etablierung von Zwischenfrüchten beziehungsweise einer Winterbegrünung eine wichtige Rolle und wird durch den Anbau von Sommerungen ermöglicht.
Erfahrungsgemäß sind die Herbst-Nmin-Werte bei Zwischenfruchtanbau mindestens um 20 bis 40 kg/ha niedriger. Die konservierten Nährstoffe bieten bei der Düngung zur Folgekultur ein erhöhtes Düngeeinsparpotenzial. Eigene Versuche haben gezeigt, dass eine gut etablierte Zwischenfrucht aus vielseitigen Mischungspartnern etwa 70 bis 80 kg N/ha nachliefert.
Zwischenfrüchte und Untersaaten integrieren
Eine wichtige Mischungskomponente im Zwischenfruchtanbau sind beziehungsweise werden in Zukunft die Leguminosen sein, welche durch die Symbiose mit Knöllchenbakterien den Luftstickstoff im Boden binden und somit ohne N-Düngung gute Aufwüchse generieren können. Auch durch die Berücksichtigung der N-Nachlieferung können Mineraldünger eingespart und eine beschränkte N-Düngung (zum Beispiel in der N-Kulisse) kompensiert werden. Zwischenfruchtmischungen bereichern die Artenvielfalt und erschließen durch die verschiedenen Wurzelsysteme auch größere Bereiche des Bodens, sodass sich der Nährstoffaufnahmeradius und der Durchwurzelungsbereich der Folgekultur erhöhen. Einige Mischungspartner (zum Beispiel Buchweizen, Phacelia) schaffen es, festgelegte Nährstoffe wie Phosphor aufzuschließen und auf diese Weise die Nährstoffverfügbarkeit zu verbessern. Ein gut etablierter Zwischenfruchtbestand im Herbst leistet außerdem einen großen Beitrag zum Erosionsschutz, sodass der Phosphoreintrag in Oberflächengewässer reduziert werden kann.
Zudem gilt es, auf Futterbaubetrieben in den Maisanbau auch Untersaaten zu integrieren, da sie eine bessere Bestandsentwicklung nach einer späten Maisernte erzielen können als eine spät gedrillte Zwischenfrucht. Auf diese Weise kann sowohl während als auch nach der Maisvegetationszeit maßgeblich zum Erosionsschutz und der Nährstoffkonservierung beitragen werden.
Bei der Wahl der Zwischenfrüchte und Untersaaten sollte darauf geachtet werden, dass diese zum einen nicht zum Zwischenwirt für Pathogene werden und zum anderen nach Möglichkeit Schädlinge (zum Beispiel Nematoden) unterdrücken.
Ackerhygiene durch Fruchtwechsel
Gemäß dem Integrierten Pflanzenschutz gilt es, die Pflanzengesundheit durch pflanzenbauliche Kulturmaßnahmen und eine angepasste Anbaustrategie zu fördern. Je vielgliedriger die Fruchtfolge, desto geringer ist die Anreicherung wirtspflanzenspezifischer Überdauerungsorgane im Boden. Phytopathologisch gesehen führt ein Wechsel wirtsspezifischer Kulturarten zur Unterbrechung der biologischen Brücke, reduziert somit den Infektionsdruck und unterbricht Infektionszyklen, sodass Fruchtfolgekrankheiten gemindert werden. Außerdem mindert ein Fruchtwechsel die Selektion kulturspezifischer Verunkrautung und trägt somit zur Bekämpfung von Problemunkräutern bei. Auch hinsichtlich der immer stärkeren Ackerfuchsschwanzproblematik sollten Sommerungen unbedingt integriert werden, da der Ackerfuchsschwanz aufgrund seiner Hauptauflaufzeit im Herbst im Frühjahr eine wesentlich geringere Auflaufrate aufweist.
Je mehr sich ein Wirkstoffeinsatz zweier Kulturen unterscheidet, desto einfacher ist es, einen Wirkstoffwechsel durchzuführen. Fruchtwechselbedingter Wirkstoffwechsel, Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (PSM) mit vielseitigen Wirkmechanismen und Wirkstoffkombinationen können bei sinkender PSM-Verfügbarkeit Resistenzen entgegenwirken. Ein durch enge Fruchtfolgen bedingter, jahrelanger einseitiger Einsatz von Pflanzenschutzmitteln führt zur Selektion von bestimmten Biotypen bei den Schadpflanzen, die weitreichende Wirkstoffresistenzen entwickeln (zum Beispiel Sulfonylharnstoffe).
Fazit
In Getreidefruchtfolgen lässt sich leicht eine Sommerung (zum Beispiel Mais, Zuckerrübe, Hafer, Ackerbohne) in Verbindung mit einer Zwischenfrucht integrieren. Unterschiedliche Kulturen helfen bei der Herbizideinsparung und auch der Düngereinsatz lässt sich kulturübergreifend optimieren. Futterbaubetriebe stoßen hinsichtlich ihrer Anforderung der ausreichend vorzuhaltenden Grundfuttermenge auf andere Herausforderungen. Hier bieten sich die Erhöhung des Ackergrasanteils, GPS sowie der Mischkulturanbau und Untersaatanbau an. In Hinsicht auf die künftig neu hinzukommenden Anforderungen der GAP ab 2023 wäre als Denkanstoß auch eine Anbaukooperation mit anderen Landwirtinnen und Landwirten einzugehen, um das Anbauspektrum und die Fruchtfolgegestaltung weiter zu optimieren.




