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„Alte Traktoren und herrschaftliche Gutsbetriebe strahlen für uns heute Gemütlichkeit aus. Das Leben auf dem Lande war aber vor 100 Jahren alles andere als romantisch, und wir sollten uns immer bewusst sein, wie gut es uns heute geht“, beschreibt Lutz Christiansen sein Motiv für die von ihm organisierte Landarbeitertour.
Zusammen mit 30 Mitgliedern des Vereins „Alttraktorenfreunde Westküste“ zog Lutz Christiansen mit Traktoren von Baujahr 1936 bis 1974 und Wohnwagen eine Woche durch das Land – von Meldorf über Rendsburg, Schinkel, Probsteierhagen, Belau, Stockelsdorf, Steinhorst und Bad Bramstedt etwa 500 km bis zur Endstation Mehlbek im Kreis Steinburg. Bis auf einen Reifenplatzer hat alles gut geklappt, und jeder Tag war durch Besichtigungen und Vorträge mit einem Highlight versehen. Christiansen: „Die Tour sollte uns bewusst machen, wie beschwerlich das Leben für die Landarbeiter früher war. Auf den Gutshöfen herrschte eine strenge Hierarchie. Oft musste 14 Stunden hart körperlich gearbeitet werden, und man schlief häufig bei den Tieren, um etwas Wärme in der Nacht zu haben.“
Der 60-jährige Olaf Reese ist mit einem Lanz-Bulldog mit 58 PS und Baujahr 1954 mit auf der Tour. Seit 1977 hat der gelernte Landmaschinenmechaniker alte Trecker wieder „aufgeflitzt“. Seine Sammlung besteht heute noch aus sechs Fahrzeugen, aber seine drei Söhne sind inzwischen ebenfalls von der Sammelleidenschaft infiziert. Olaf Reese war als Kind oft bei seinem Onkel Otto Reese, der als Gutsverwalter 40 Jahre in Mehlbek beschäftigt war. Durch diese Verbindung wurde das Gut auch die Endstation der Treckertour. Es wurde 1530 als Rittergut von Johann Rantzau gegründet. Durch Landschenkungen des dänischen Königs und durch Zukauf wuchs der Besitz bis auf 2.000 ha. Im Laufe der Zeit wechselte das Eigentum an verschiedene Adelsfamilien, bevor die Familie von Rosenberg 1899 das Gut erwarb. Nach dem Zweiten Weltkrieg führte der Verwalter Karl Meints auf dem Hof eine Kreislaufwirtschaft ein. Mit der Verwendung von organischen Düngemitteln galt er damals als Pionier. Heute verwaltet Marius Austin (26) die noch 520 ha Land.
Seit über 30 Jahren führt Alexander von Rosenfeld den Betrieb in vierter Generation. „Als Otto Reese die Verwaltung 1956 übernahm, waren hier 24 Arbeitskräfte beschäftigt. Als ich 1986 den Betrieb übernahm, waren es noch neun, und heute sind gerade mal dreieinhalb Personen für uns tätig.“ Der Betrieb hat neben dem Ackerbau noch 2.000 Plätze für Mastschweine.
Die Idee für die Landarbeitertour kam Lutz Christiansen, der als Werkstattleiter im Landwirtschaftsmuseum in Meldorf beschäftigt ist, durch das Buch „Das Leben eines Landarbeiters“ von Franz Rehbein (1867 bis 1909). Rehbein wuchs in Hinterpommern in ärmlichen Verhältnissen auf, sein Vater starb früh an Tuberkulose. Bereits als Junge war er durch die Not der Familie gezwungen, im Dienst von Gutsherren auf dem Felde zu arbeiten. 1881 kam Rehbein als „Sachsengänger“ (Saisonarbeiter) nach Schleswig-Holstein und musste in einer Zuckerfabrik arbeiten. Er lief aber weg und wurde Knecht auf einem ostholsteinischen Gut. Nach dem dreijährigen Wehrdienst arbeitete er dann als Knecht und Großknecht auf Bauernhöfen in Dithmarschen, heiratete und wurde Tagelöhner an der Dreschmaschine. Lutz Christiansen zitiert aus dem Buch: „Die schwere Arbeit, die winterliche Arbeitslosigkeit, das kümmerliche Leben von der Hand in den Mund, und dann der Vergleich meines Tagelöhnerdaseins mit den meistens im Überfluss schwelgenden Hofbesitzern – das alles redete eine deutlichere Sprache zu mir, als wie es alle wissenschaftlichen Lehrbücher hätten tun können.“
Die Teilnehmer der Landarbeitertour mit einem Deutz F2M 417 aus dem Baujahr 1942 mit 30 PS.
Der Ackerbauausschuss der Landwirtschaftskammer unter dem Vorsitz von Heino Hansen traf sich kurz vor der Ernte in Krumstedt, Kreis Dithmarschen. Im Fokus standen diesmal der Maisanbau und die Versuchsarbeit der Kammer in diesem Bereich. Es ging um die organische Unterfußdüngung und die mechanische Unkrautbekämpfung, kombiniert mit Pflanzenschutz.
Peter Lausen, Düngeberater der Kammer, stellte den Versuch zu organischer Unterfußdüngung vor. Dabei machte er deutlich, dass es sich bei der Versuchsfragestellung um den effizienten Einsatz von Wirtschaftsdünger beim Maisanbau handelt. Dabei richtet sich der Blick nicht nur auf eine hohe Stickstoffausnutzung, sondern auch auf einen ressourcenschonenden Umgang mit Phosphat, was mit dem Verfahren ebenso erreicht werden kann.
Hier nach Aushub deutlich zu sehen ist das Gülleband, auf welches das Maiskorn dann abgelegt ist und die Nährstoffe so direkt aufnehmen kann.
Nährstoffe im Gülleband
Bei der organischen Unterfußdüngung (UFD) über das Strip-Till-Verfahren wird der gesamte Nährstoffbedarf über Wirtschaftsdünger in einem Band in einer Tiefe, die bei 12 cm beginnt, abgelegt. Nach dem Antrocknen wird ein paar Tage später das Maiskorn in einem Abstand zu dem Düngerband wie auch bei mineralischen UFD darüber abgelegt. Die richtige Ablage konnte durch Aufgraben beim Versuch gut gesehen werden (siehe Bild links). Da Stickstoff und Phosphat in dem Wirtschaftsdüngerband in ausreichendem Umfang für den Pflanzenstart in pflanzenverfügbarer Form vorliegen und nicht umgewandelt werden müssen, kann mit diesem Verfahren die mineralische UFD ersetzt werden.
Die durch die Landwirtschaftskammer in den vergangenen Jahren durchgeführten Versuche belegen, dass im Mittel der Jahre die organische UFD ohne mineralische UFD einer Breitverteilung des Wirtschaftsdüngers mit mineralischer UFD im Hinblick auf den Energieertrag überlegen war. Die durch die Einsparung des mineralischen UFD weniger ausgebrachten Stickstoff- und Phosphatmengen können durch eine höhere Güllemenge ausgeglichen werden, wobei zu bedenken ist, dass der organisch gebundene Stickstoff des Wirtschaftsdüngers im Strip-Till-Verfahren wegen geringerer Ammoniakverluste besser zur Wirkung kommt, als es bei der breitflächigen Ausbringung mit anschließender Einarbeitung der Fall ist. Peter Lausen bezifferte die Einsparung der mineralischen Düngemittel beim Einsatz von organischer UFD für ein Beispiel mit mittleren Erträgen bei den aktuellen Mineraldüngerpreisen auf 180 €/ ha.
Durch das Ersetzen des mineralischen UFD durch Wirtschaftsdünger beim Maisanbau kann mehr Wirtschaftsdünger umweltverträglich eingesetzt werden. Dies kann insbesondere in Betrieben, die in der Vergangenheit sehr viel Wirtschaftsdünger eingesetzt haben und bei denen die Bodengehalte 25 mg/100 g Boden (DL Methode) überschreiten, wichtig werden. Denn in dem Fall darf der Mais nicht höher mit Phosphat gedüngt werden, als es der Abfuhrmenge entspricht. So kann die organische UFD mitunter die abzugebende Güllemenge reduzieren.
Insbesondere auf Flächen in der N-Kulisse ist eine Wirtschaftsdünger-Anwendung, die eine deutlich bessere Stickstoffwirkung als die vorgeschriebene Mindestanrechnung ermöglicht, sehr erwägenswert, betonte Lausen.
Die Unterschiede im Wachstum der Pflanzen waren im Versuch sehr deutlich zu sehen. Teilweise war ein Zusammenhang zur UFD erkennbar. Entscheidend ist jedoch, welche Variante mit der jeweiligen N- und P-Bilanz dann welchen Ertrag aufweist. Es wurden Maschinenkosten der beiden Verfahren vorgestellt, aus denen hervorgeht, dass das Stip-Till-Verfahren kostengünstiger ist, da hier nur ein Arbeitsgang und keine extra Einarbeitung erforderlich ist. Das Strip-Till-Verfahren ist auch als pflugloses Verfahren einsetzbar. Dadurch reduzieren sich die Kosten erneut, so Lausen.
Mit dabei waren die Ausschussmitglieder Heinrich Mougin, Torsten Koop, Andreas Ringsleben, Gerhard Hansen, Jan Neelsen und Vorsitzender Heino Hansen (v. r.).
Striegel ergänzt Chemie
Nils Klein, Experte unter anderem für mechanische Unkrautbekämpfung bei der Landwirtschaftskammer, ging auf die Varianten der mechanischen Unkrautbekämpfung ein, damit stellte er verschiedene Varianten vor. Neben einem Versuch zur Reduzierung des Pflanzenschutzes in Kombination mit mechanischen Arbeitsgängen wurde auch ein Versuch ohne Pflanzenschutzmittel vorgestellt. Ein reduzierter Einsatz der Herbizidmaßnahmen konnte in einigen Varianten durch die Hacke oder den Striegel kompensiert werden. Eine Vorlage durch Herbizide mit einer folgenden Hackanwendung zeigte schon in den vergangenen Jahren eine gute Wirkung. Durch die Vorlage wird der Mais in seiner empfindlichen Jugendphase nicht gestört, erläuterte Nils Klein.
Auch der Einsatz einer Bandspritze biete eine gute Möglichkeit, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu reduzieren. Bei diesem Verfahren wird zwischen den Maisreihen gehackt und in der Maisreihe ein Herbizid appliziert. Das Einsparpotenzial kann je nach Reihenabstand bis zu 65 % betragen.
Wieviel Unkraut dulden?
Im zweiten Versuch stellte Nils Klein Varianten ohne Pflanzenschutzmittel vor. In allen Varianten konnten die Unkräuter nicht zu 100 % bekämpft werden. In diesem Zusammenhang wurde die Frage diskutiert, wie viel Unkraut geduldet werden kann. Einigkeit bei den Anwesenden herrschte in der differenzierten Betrachtung der Unkräuter und Ungräser. So könnte ein höherer Besatz beispielsweise der Einjährigen Rispe toleriert werden, jedoch schon eine geringe Pflanzenanzahl des Schwarzen Nachtschattens sei bereits zu viel.
Eine ausreichende Unterdrückung der Unkräuter sei ohne den chemischen Pflanzenschutz nur eingeschränkt möglich und eine intensive mechanische Bearbeitung mit mehreren Arbeitsgängen erforderlich. Neben dem Striegeln im Vorauflauf, ist das Hacken ab dem Dreiblattstadium unkompliziert möglich. Eine intensivere Bearbeitung ohne den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verursacht 20 bis 50 % höhere Kosten, so Klein.
Der Maisanbau mit Untersaat werde bezüglich der neuen GAP-Regelungen weiter an Bedeutung gewinnen. Die Kammer hat in diesem Jahr Versuche zur Verträglichkeit der Grasuntersaaten auf Pflanzenschutzmittel angelegt und die Gewässerschutzberatung der Kammer Versuche mit unterschiedlichen Untersaaten. Im Zusammenhang mit der Ausbringung der Grasuntersaaten wurde über Möglichkeiten gesprochen, diese effizienter im Bestand zu etablieren.
Mit einer Hacke kann die Grasuntersaat „eingehackt“ werden, durch die direkte Einarbeitung sind die Auflaufraten höher, und es kann weniger Saatgut verwendet werden. Bei der Ausbringung von Gülle in den Bestand können die N-Verluste durch eine zeitnahe Einarbeitung mit einer Hacke reduziert werden. Ob die Gülleausbringung, das Hacken und das Ausbringen einer Untersaat in einem Arbeitsgang durchgeführt werden kann, konnte noch nicht abschließend geklärt werden, sagt Klein.
Nach dem Praxisteil stellte der Abteilungsleiter Pflanzenbau, Pflanzenschutz, Umwelt, Dr. David Nannen, seine Strategie für das künftige Kammerversuchswesen vor. Die Schwerpunkte werden dabei durch die europäische Gesetzgebung vorgegeben. Das Versuchswesen richtet sich darauf aus. Klimawandel, sinkende Pflanzenschutzmittelpaletten und noch effizienteres Düngen bei Sicherung der Erträge sind hier wichtige Themen. Mittlerweile hat die Ernte der Landessortenversuche begonnen sowie auch die Getreide- und Rapsernte in der Praxis. Erste Prognosen sind in der Ausgabe 29 auf Kammer kompakt erschienen. Und online hier.
Trotz einer geschwächten Preisentwicklung bei Milchprodukten setzt sich die Preisrallye auf Erzeugerebene fort. Gegenüber dem Vormonat Mai haben sich die Auszahlungspreise der Meiereien in Schleswig-Holstein erneut erhöht. Rund 2,8 ct mehr wurden an die Landwirte ausgezahlt, der landesweite Durchschnittspreis steigt um 5 % auf 55,7 ct/kg ECM. Ein derart hohes Preisniveau wurde noch nie registriert.
Die Milchanlieferung ist saisontypisch rückläufig, sommerheiße Tage drücken die Produktion zusätzlich. Von KW 25 auf 26 verringerte sich das Milchaufkommen um 0,8 %, der Abstand zur Vorjahreslinie vergrößerte sich damit von 0,3 auf 1,3 %. Mit den steigenden Erzeugerpreisen erhöhen sich auf den Betrieben die Erlöse der Milchproduktion, jedoch steigen auch die Kosten weiter an. Betriebe, die den Großteil ihres Futterbedarfs selbst decken können, sind jetzt im Vorteil. Kraftfutter ist zwar preislich im Rückwärtsgang, kostet aber noch immer ein Drittel mehr als im Vorjahr und rund 60 % mehr als vor zwei Jahren. Die Milchauszahlungspreise im Norden heben sich deutlich vom restlichen Bundesgebiet ab. In den östlichen Bundesländern wurden in der Spitze 51,50 ct/kg Grundpreis ausgezahlt, im Westen der Republik waren es bis zu 53,04 ct/ kg, die Meiereien im Süden zahlten bis zu 53 ct/ kg aus. Für den weiteren Preisverlauf ist noch Luft nach oben, die 60 ct-Marke wird als realistisch eingeschätzt. Das IG-Milchbarometer steht Ende Juni bei 61,1 ct/ kg, der Kieler Rohstoffwert Milch bei 65,8 ct/ kg. Beide Indikatoren haben im Spannungsfeld von schwächeren Kursen für Butter- und Magermilchkontrakte sowie der fortschreitenden Inflation zuletzt nachgegeben. Stützende Argumente sind die Unsicherheit bezüglich der Gasversorgung und die dauerhaft geringeren Produktionsmengen in wichtigen Exportregionen der Welt. Der Kieler Index liegt derzeit um 75 % höher als im Juni 2021.
Nachfrage nach Käse reißt nicht ab
Die Nachfrage nach Butter und Käse ist weiterhin gut. Vor allem Käse wird im Inland wie auch aus den touristisch starken EU-Nachbarländern nachgefragt. Die Notierungen in Kempten und Hannover liegen dicht zusammen, die Hannoveraner Preise haben aufgeholt, nachdem sie in den letzten Jahren immer ein Drittel niedriger lagen. Viereckhartkäse liegt in Kempten preislich bei 5,40 bis 6,20 €/kg, Schnittkäse wird in Hannover mit 5,40 bis 5,80 €/ kg beziehungsweise 5,20 bis 5,50 €/kg für Blockware notiert. Hierzulande ist die Nachfrage der Verbraucher trotz der historisch hohen Inflation weiterhin gut bis sehr gut. Standardkäse gehen weiter gut in den Markt, teilweise sind die Bestände knapp. Bei Markenware ist jedoch eine größer werdende Zurückhaltung der Verbraucher zu beobachten, zudem fällt die Entscheidung vermehrt auf kleine Packungsgrößen. Industrielle Abnehmer ordern auf normalem Niveau, haben jedoch weniger Bedarf an Milchprodukten für den Convenience-Bereich, der während der beiden Corona-Sommer 2020 und 2021 stärker gefragt war. Der Buttermarkt tendiert weniger einheitlich, Päckchenbutter war bis zuletzt gut gefragt, während es bei Blockbutter ruhig zugeht. Die Geschäftsabschlüsse bewegen sich auf den vorderen Terminen. Bei Milchdauerwaren hingegen geht es um das letzte Quartal 2022 und den Jahresbeginn 2023.
Pulverpreise geben nach
Am Markt für Milchpulver fehlt es an Impulsen von der Nachfrageseite. Das geringe Kaufinteresse steht in Zusammenhang mit der unklaren wirtschaftlichen Entwicklung vor Ort wie auch in den Importländern. Die Auftragslage bei den Meiereien ist trotzdem gut, sie wickeln Altkontrakte ab. Für spätere Liefertermine werden aufgrund der Unsicherheiten in den Bereichen Energie und Transport Aufschläge verlangt, dies sorgt für Zurückhaltung bei den Käufern im In- und Ausland, vor allem bei Magermilchpulver. Preislich lagen Voll- und Magermilchpulver an der Kemptener Börse im Juni im Bereich des Vormonats, teilweise schwächer. Die aktuellen Preise liegen darunter, ebenso bei Molkenpulver. Im europäischen Vergleich tendieren die Notierungen uneinheitlich, der Markt sucht Orientierung.
Der Ende Juni auf 1,85 €/IP erhöhte Schlachtschweinekurs kann sich seit drei Wochen behaupten. Statt einer weiteren Preisentwicklung nach oben ist jetzt eine Korrektur nach unten möglich. Die Schlachtbranche hat ihre Drohungen wahr gemacht und rechnet fast flächendeckend die freien Schweine zu einem Hauspreis ab, der überwiegend bei 1,75 €/ kg SG liegt. Damit deutet sich auch für die laufende Woche eine lebhafte Diskussion über die weitere Entwicklung des Vereinigungspreises an. Begründet wird der Preisdruck mit den ferienbedingt ruhigen Fleischgeschäften. Eine erhöhte Nachfrage nach Grillartikeln vom Schwein kann die insgesamt ruhige Fleischnachfrage nicht ausgleichen. Die Schweinefleischnachfrage insgesamt geht seit Jahren zurück und Exporte nach China und in viele andere Länder sind nicht möglich, obwohl der günstige Eurokurs die Ausfuhren erleichtern würde. In den letzten Wochen sorgten zudem der Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest in Niedersachsen und die Preisrücknahmen für Fleischartikel im Discountgeschäft für Unsicherheit in der Branche.
Hoher Kostendruck
Neben den schleppenden Fleischgeschäften berichten die Schlachtereien von einem hohen Kostendruck in der Produktion. Die Erzeugerseite verweist dagegen auf einen geräumten Lebendmarkt. Der Absatz der Schlachtschweine läuft bislang problemlos. Die wöchentlichen Schlachtzahlen liegen bundesweit auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau. Im Jahresverlauf wurden bislang 7 % weniger Schweine als im Vorjahreszeitraum geschlachtet. Die von den Schlachtbetrieben angekündigte weitere Reduktion der Schlachtungen kann somit nur bedingt Wirkung zeigen. Günstige Angebote an lebenden Schweinen aus den EU-Nachbarländern liegen ebenfalls nicht vor. Die hohen Temperaturen haben die Zunahmen in der Schweinemast europaweit verringert. Somit hat die Erzeugerseite derzeit wenig Gründe, auf die reduzierten Gebote der Abnehmer einzugehen. Denn auch die Schweinemast läuft weiterhin nicht rund. Obwohl die Kosten für Schweinemischfutter zuletzt etwas reduziert wurden, ist man von einer Wirtschaftlichkeit immer noch weit entfernt. Die Schlachtbetriebe ziehen jedoch die Daumenschrauben an anderer Stelle weiter an. So werden für die vertraglich gebundenen Schweine die Zuschläge gekürzt beziehungsweise die Auflagen dafür erhöht (5xD).
Unkontrollierter Einbruch
Immer mehr Schweinebetriebe werfen das Handtuch. Nach der Auswertung der Mai-Viehzählung nahm die Zahl der gehaltenen Schweine in Schleswig-Holstein binnen Jahresfrist um 12,1 % ab. Die Bestände an Zuchtsauen sanken um 11.000 Tiere beziehungsweise 14,1 %. Zum Stichtag 3. Mai 2022 hielten hier nur noch 600 Betriebe Schweine, was einer Abnahme im Vergleich zum Vorjahr um 16,4 % entspricht. Auch andere Bundesländer nennen Bestandsrückgänge, die im zweistelligen Prozentbereich liegen. Und auch europaweit geht man von einem rückläufigen Schweinebestand aus. Aufgrund der bereits im Vorjahr um 3,6 % verringerten Sauenherde erwartet die EU-Kommission einen um 3 % geringeren Schweinebestand in diesem Jahr. Besonders sollen sich die Zahlen in Deutschland, Polen und in den Niederlanden verringern. In Spanien werden sich die Schweinezahlen nochmals etwas erhöhen. Es gibt jedoch auch Stimmen, die durch den hohen Kostendruck von einem noch deutlicheren Rückgang der EU-Bestände ausgehen.
Man hat oft den Eindruck, dass der Regierung die aktuelle Krise in der Schweinehaltung gerade recht kommt. Der Markt sorgt für den gewünschten Rückgang der Viehzahlen. Während in den Niederlanden mehr als 24 Mrd. € bereitgestellt werden, um die betroffenen Betriebe zu unterstützen, hat der hiesige Bundesfinanzminister gerade 1 Mrd. € für den Umbau der Tierhaltung in Aussicht gestellt. Die Regierung geht demnach davon aus, dass der Markt die Strukturbereinigung selbst regelt. Schon derzeit können die Schlachtkapazitäten in Deutschland nicht mehr ausgeschöpft werden. Dies stützt vorerst noch etwas die Erzeugerpreise, mittelfristig wird es jedoch auch in der Schlachtbranche Anpassungen geben. Die Schlachtschweinebranche steht vor einem unkontrollierten Einbruch. Am Ende ist man von Importen abhängig, bei denen man die Haltungsbedingungen nicht kennt.
Marktlage für die Woche vom 18. bis 24.7.2022
Getreide: Die Ernte ist durch die sommerliche Witterung gut vorrangekommen. Die Preise sind spürbar gefallen.
Raps: Die Pflanzenölmärkte verzeichneten einen Kurseinbruch, da auch die Rohölpreise deutlich gefallen sind.
Futtermittel: Nach dem deutlichen Sojapreiseinbruch konnten sich die Kurse zum Wochenbeginn leicht erholen.
Kartoffeln: Die Nachfrage ist ferien- und witterungsbedingt zurückgegangen. Der Handel hat auf heimische Frühware umgestellt.
Schlachtrinder: Ein knappes Angebot sorgte in der Vorwoche für wieder steigende Jungbullenkurse.
Schlachtschweine/-sauen: Während der Basispreis unverändert blieb, werden freie Schweine zu reduzierten Hauspreisen abgerechnet.
Ferkel: Während die offiziellen Basispreise unverändert blieben, werden freie Ferkel mit Preisabschlägen angeboten.
Milch: Die Auszahlungspreise erreichen laufend neue Rekordwerte. Die Produktpreise bleiben auf hohem Niveau.
Schlachtlämmer/-schafe: Auch nach dem Opferfest bleibt die Nachfrage rege. Bei kleinem Angebot ziehen die Kurse etwas an.
Markttendenz für die Woche vom 25. bis 31.7.2022
Getreide: Im Erntedruck schwanken die Kurse auf dem erreichten reduzierten Preisniveau. Wichtig bleibt die Entwicklung am Schwarzen Meer.
Raps: Die Rapsernte ist in SH angelaufen. Die Kurse bleiben auf dem Niveau vom Jahresbeginn, da auch der Sojapreis kaum steigt.
Futtermittel: Trotz der reduzierten US-Sojakurse bleibt Schrot hierzulande durch die Euroschwäche recht teuer.
Kartoffeln: Die Kurse tendieren schwächer, auch wenn das Niveau vergleichsweise hoch ist. Die Hitze schadet den späten Sorten.
Schlachtrinder: Bei geringer Fleischnachfrage sollten sich die Kurse behaupten, da das Angebot überschaubar bleibt.
Schlachtschweine/-sauen: Die Hitze bremst die Zunahmen, das Angebot ist knapp. Dennoch sind Preisrücknahmen möglich.
Ferkel: Auch durch die laufende Ernte ist die Nachfrage überschaubar. Immer mehr Mäster werfen das Handtuch.
Milch: Obwohl im Großhandel und im Export die Kurse nicht weiter steigen, haben die Auszahlungspreise noch Luft nach oben.
Schlachtlämmer/-schafe: Das reduzierte Inlandsangebot zeigt sich durch die bundesweit um 16 % geringeren Schlachtzahlen in diesem Jahr.
Die Null soll am Ende herauskommen – das ist das Ziel der aktuellen Klimapolitik von der lokalen bis zur europäischen Ebene. Das bedeutet, dass in 20 bis 30 Jahren eine Region oder ein Land netto keine Treibhausgase mehr in die Atmosphäre ausstoßen dürfte. Doch wie kann das umgesetzt werden?
An erster Stelle stehen die Reduktion und Vermeidung von Treibhausgasen in allen Bereichen. In der Landwirtschaft liegen große Potenziale für den Schutz des Klimas. Zum einen kann der Landwirtschaftssektor dabei unterstützen, die Treibhausgasemissionen zu verringen oder gar zu vermeiden. Alle Zukunftsszenarien zeigen jedoch, dass selbst bei rigoros betriebenem Klimaschutz zusätzlich Kohlendioxid, kurz CO2, aktiv aus der Luft entfernt werden muss, um das Netto-null-Ziel zu erreichen und die globale Erwärmung zu begrenzen. Der Landwirtschaftssektor kann als Senke für diese nicht vermeidbaren CO2-Emissionen dienen. Wie soll das ablaufen?
Dies kann beispielsweise durch die Förderung der natürlichen Kohlenstoffsenken der Böden, Moore und Wälder funktionieren. Aber auch in pflanzlichem Aufwuchs, zum Beispiel Dauergrünland, oder durch Aufforstung kann zusätzlich CO2 in Biomasse gebunden werden. Das sind sogenannte biologische Lösungen. Diese sind bereits im schleswig-holsteinischen Energiewende- und Klimaschutzgesetz festgeschrieben.
Es gibt weitere Ideen und Methoden für die CO2-Entnahme, beispielsweise die technische Abscheidung aus der Umgebungsluft. Dabei wird Luft über sogenannte Direct-Air-Capture-Anlagen eingesogen und das CO2 aus der Luft gefiltert. Es kann dann weiterverarbeitet oder geologisch gespeichert werden. Diese Maßnahmen befinden sich aber noch im frühen Stadium der Erforschung und Entwicklung.
Politisch wird erst seit Kurzem offensiv über CO2-Entnahme gesprochen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat zudem die neue Förderline „CDRterra“ etabliert. Insgesamt zehn Verbundprojekte deutschlandweit widmen sich Fragen, wie genau CO2 der Atmosphäre entnommen werden kann. Was sind die Potenziale, was sind die Risiken? Das Climate Service Center Germany, kurz Gerics, möchte herausfinden, welches Praxiswissen zu dem Thema in Schleswig-Holstein bereits vorhanden ist. Das Ziel ist, gemeinsam mit Akteuren aus der Landwirtschaft Wissen und Erfahrungen sowie Wissenslücken und Informationsbedarfe aufzudecken, aber auch Hemmnisse in Bezug auf CO2-Entnahmetechniken zu identifizieren.
Zu den Themen CO2-Entnahme und Carbon-Farming können Interessierte ihre Meinung und ihr Wissen in einer etwa dreiminütigen Umfrage teilen. Falls Interesse an einem intensiveren Austausch besteht, gibt es am Ende der Umfrage die Möglichkeit, die Kontaktdaten zu hinterlassen. Die Umfrage ist bis 31. August offen und zu finden unter surveyhero.com/c/inno
Wie kann die Rolle der Landwirtschaft bei der aktiven CO2-Entnahme aus der Atmosphäre aussehen? Foto: Agrar-Press
Auch wenn es nach wie vor keine endgültige Entscheidung über eine mögliche Aussetzung der Regeln zum Fruchtwechsel und zur Stilllegung gibt, liegen hierfür nun zumindest konkrete Pläne vor. Wie EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski am Montagabend, 18. Juli, im Rahmen des EU-Agrarrats in Brüssel berichtete, wurde bereits ein Entwurf für eine Durchführungsverordnung zur temporären Nichtanwendung der beiden Konditionalitätsstandards im Rahmen der ab dem kommenden Jahr geltenden Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) erarbeitet.
Geplant sei eine Aussetzung für genau ein Jahr, um die negativen Folgen des Krieges in der Ukraine für die Ernährungssicherheit abzufedern. Bevor die Regelungen allerdings zur Anwendung kommen können, müssen diese vom Kollegium der EU-Kommission angenommen werden. Wojciechowski unterstrich, dass er seine Kollegen in der Brüsseler Behörde von den Plänen überzeugen wolle. Dies solle „demnächst“ geschehen, so der Brüsseler Agrarchef. Auf die Frage, ob er mit Gegenwind des geschäftsführenden Vizepräsidenten Frans Timmermans rechne, reagierte er ausweichend.
Glöz befristet aufheben
Gleichzeitig betonte Wojciechowski die grundsätzliche Bedeutung der Konditionalitätsregelungen zum „guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand“ (Glöz) 7 und 8. Zur Eindämmung der Klima- und Biodiversitätskrise seien diese beiden Vorgaben wichtige Maßnahmen, die man jetzt angesichts einer verknappten Nahrungsmittelversorgung, unter anderem mit Weizen, befristet aufheben müsse. An ihrer langfristigen Sinnhaftigkeit gebe es allerdings keine Zweifel.
Schnelle Entscheidung nötig
Der amtierende EU-Agrarratspräsident, Tschechiens Landwirtschaftsminister Zdenek Nekula, drängte die EU-Kommission angesichts des bereits in wenigen Wochen bevorstehenden Starts der Herbstaussaat zu einer schnellen Entscheidung. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) unterstrich, dass eine Auflockerung der Fruchtfolgeregelungen – wie beispielsweise Weizen nach Weizen – angesichts der aktuellen Krise sinnvoll sein könne. Zugleich warnte er bezüglich der geplanten Aussetzung der Stilllegungsregeln davor, die Umweltziele der GAP gegen die Folgen des Ukraine-Krieges auszuspielen.
Gemäß dem Glöz-7-Standard in der Konditionalität müssen Betriebe, die 10 ha und mehr Ackerland bewirtschaften, auf ihren Schlägen einen Fruchtwechsel vornehmen. Der Anbau derselben Hauptkultur zwei Jahre hintereinander auf derselben Fläche ist mit Inkrafttreten der neuen GAP im Regelfall nicht mehr zulässig. Laut dem Glöz-8-Standard zur Stilllegung wären ebenfalls Betriebe mit mindestens 10 ha Ackerland gezwungen, 4 % ihrer Flächen stillzulegen. age
So schnell, wie die Agrarminister es gerne hätten, werden die Entscheidungen von der Kommission nicht getroffen, Aussaatplanung hin oder her. Eine Entscheidung der EU-Kommission über eine mögliche Aussetzung der Regelungen zur Stilllegung und zum Fruchtwechsel wird aller Voraussicht nach noch eine Weile auf sich warten lassen. Das lassen Äußerungen einer Kommissionssprecherin erwarten.
Zwar hatte EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski zu Beginn der Woche auf dem EU-Agrarratstreffen erklärt, dass ein entsprechender Entwurf für eine Durchführungsverordnung zur einjährigen Nichtanwendung der ab dem kommenden Jahr geltenden Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) vorliege. Eine Kommissionssprecherin teilte jetzt allerdings gegenüber dem Nachrichtendienst Agra-Europe mit, dass bei dem für Dienstag angesetzten Treffen des Kollegiums der Kommissare eine Entscheidung dazu nicht auf der Tagesordnung stehe.
Zudem scheint der von Wojciechowski angekündigte Entwurf dem Vernehmen nach noch nicht beschlussreif zu sein. So wurde vonseiten beteiligter Kommissionskreise auf Anfrage erklärt, dass das Kollegium „noch etwas Zeit braucht, um einen Text zu erarbeiten“. Wann es also in Brüssel zu einer beschlussreifen Entscheidung kommen kann, ist auch angesichts der jetzt beginnenden Sommerpause völlig unklar. Unterdessen scheint dem landwirtschaftlichen Berufsstand angesichts der bevorstehenden Herbstaussaat die Geduld auszugehen. Zuletzt hatte etwa der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, deutlich gemacht, dass die Landwirte jetzt dringend Klarheit über die Förderbedingungen der GAP benötigten, damit sie ihre Aussaat nach der Ernte planen könnten. „Jeder Tag zählt“, so die klare Ansage des Verbandspräsidenten. age
Pferde werden nicht geländesicher geboren, das wissen alle Reiter und Fahrer. Deshalb sollte man sich und sein Pferd auf alle möglichen Situationen vorbereiten. Das geht beispielsweise in sogenannten Gewöhnungskursen.
Häufig fällt ein Problem erst auf, wenn man mitten in einer gefährlichen Situation steckt. „Wir sind der Meinung, dass Vorsicht besser ist als Nachsicht. Daher haben wir eine Reihe von Gewöhnungskursen gegen mögliche Schreckmomente im Gelände geplant“, sagt Stacy Bradtke vom Verein Reit- und Fahrwege Schleswig-Holstein. Ziel ist es, Pferd und Reiter mehr Sicherheit und Selbstvertrauen zu geben.
Der erste Gewöhnungskurs fand in Dithmarschen auf dem Hof Islandpferde von der Holstenau bei Familie Iwannek statt. In dem Tageskurs „Kutschen versus Reiter“ drehte sich alles um das Schreckgespenst Kutsche. „Obwohl das Wetter nicht ganz auf unserer Seite war, erschienen trotzdem fast alle Teilnehmer hoch motiviert zum Training“, freute sich Bradtke.
In mehreren Phasen wurde alles geübt. Von der Kutsche, die nicht angespannt einfach mitten auf dem Platz stand, bis hin zur Kutsche, die auf unebenem Boden klappernd und in allen Gangarten von vorne und von hinten überholt werden sollte. „Die Abschnitte wurden immer im individuellen Tempo von Teilnehmer und Pferd absolviert“, betont Bradtke, der es wichtig ist, dass jeder die Zeit bekommt, die er braucht. Am Ende des Kurses waren alle Teilnehmer mit dem Ergebnis sehr zufrieden und haben jetzt mit Sicherheit weniger Angst, im Gelände auf eine Kutsche zu treffen. pm
Der erste EU-Agrarrat unter tschechischer Ratspräsidentschaft hat in Brüssel stattgefunden. Dabei hat das Land den Landwirtschaftsministern die Schwerpunkte seines Arbeitsprogramms präsentiert. Neuer Agrarratspräsident wird bis zum Jahresende Zdenek Nekula sein.
Die Landwirtschaftsminister der EU-Mitgliedstaaten wollen wissen, wie es weitergeht. Sie haben die Brüsseler Kommission aufgefordert, ihre eingereichten Strategiepläne für die im kommenden Jahr beginnende Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) zeitnah anzunehmen.
Der amtierende EU-Agrarratspräsident, Tschechiens Landwirtschaftsminister Zdenek Nekula, stellte allerdings nach dem EU-Agrarratstreffen klar, dass auch nach der offiziellen Genehmigung durch die Kommission in vielen Mitgliedstaaten zusätzliche Zeit für die endgültige Ratifizierung benötigt werde. Es sei aber für die Landwirte wichtig, weit vor dem 1. Januar 2023 Klarheit über die dann geltenden Regelungen zu erhalten, um ihre Anbauplanungen anzupassen.
EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski wies beim Agrarrat darauf hin, dass viele EU-Länder ihre Pläne zu spät eingereicht hätten und dies zu Verzögerungen im sogenannten strukturierten Dialog geführt habe. Bei fünf EU-Ländern – nämlich Frankreich, Polen, Spanien sowie Dänemark und Portugal – sei es aber zumindest informell bereits zu einer Einigung gekommen, so der Agrarkommissar. Daher könnten diese zeitnah mit einer Zustimmung durch die Brüsseler Behörde rechnen. Die entsprechenden endgültigen Bescheide werden laut Wojciechowski voraussichtlich Anfang September veröffentlicht.
Frankreichs Landwirtschaftsminister Marc Fesneau und sein spanischer Amtskollege Luis Planas drängten gegenüber der Kommission darauf, schnell die offiziellen Entscheidungen vorzulegen. Die Landwirte und die nationalen Zahlstellen brauchten zeitnah Klarheit über das weitere Vorgehen. Für Deutschland wird es nach der um zwei Monate verspäteten Abgabe des Strategieplans offenbar zusehends eng. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) kündigte an, die Bundesrepublik werde im September ihren überarbeiteten Strategieplan vorlegen. Er hoffe dann auf eine schnelle Bewilligung durch die EU-Kommission. Özdemir sprach von einem „äußerst engen Zeitplan“. Die rechtzeitige Umsetzung sei nur mit „größten Anstrengungen aller Beteiligter zu schaffen“. age
Die EU-Kommission hat eine deutliche Verschärfung der Regeln für Tiertransporte zugesichert. Der im kommenden Jahr dazu geplante Vorschlag werde die neuesten wissenschaftlichen Standards zum Tierwohl enthalten, kündigte die zuständige EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides beim Agrarrat in Brüssel an.
Die Gesundheitskommissarin erinnerte daran, dass die jüngste Überarbeitung der aktuellen Verordnung vor mehr als 15 Jahren erfolgt sei und daher dringend eine Anpassung vorgenommen werden müsse. Es sei beispielsweise vorgesehen, Langstreckentransporte in Drittstaaten zu verbieten und stärker auf digitale Kontrollinstrumente zu setzen. „Voll und ganz einverstanden“ zeigte sich Stella Kyriakides mit den Forderungen einer Gruppe von fünf EU-Mitgliedstaaten zu Tiertransporten. Anlässlich des Agrarrats forderte Deutschland zusammen mit Dänemark, Belgien, den Niederlanden und Schweden in einem Positionspapier unter anderem eine EU-weite Höchsttransportdauer von Schlachttieren ein. Verlangt wird, die maximale Transportdauer auf acht Stunden zu begrenzen.
Außerdem sollten Versorgungsstellen in Drittstaaten nach einheitlichen Standards zertifiziert werden, die dem EU-Recht entsprechen. Ferner wird darauf gedrängt, dass die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) prüft, ob das Mindestalter für den Transport von Kälbern gemäß der Europäischen Tierschutztransportverordnung aus wissenschaftlicher Sicht erhöht werden sollte. Im Weiteren sprechen sich die fünf Mitgliedstaaten dafür aus, künftig auch die Zeit von Straßentransporten auf einem Schiff als Beförderungs- und nicht als Ruhezeit einzustufen. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne): „Der europäische Weg muss wirksam zu mehr Tierschutz führen – und dafür braucht es bessere gemeinsame Regeln.“ age