Das Kloster Cismar, nahe der Ostsee bei Grömitz gelegen, gehört zu den bedeutendsten Bauwerken lübischer Frühgotik im Lande. Die umliegende Parkanlage lädt zu einem kleinen Spaziergang ein und lässt sich zudem auf einem Naturlehrpfad erkunden. Ein Abstecher ins nahe gelegene Haus der Natur ist ebenfalls lohnend. Neben der größten Schnecken- und Muschelsammlung Deutschlands finden wir dort einen nach historischen Vorbildern angelegten Klostergarten.
Die mittelalterlichen Klostergärten dienten den Mönchen nicht nur zur Selbstversorgung mit Gemüse und Obst, sondern gewiss auch für kontemplative und meditative Rundgänge. Die Unabhängigkeit von außen hinsichtlich Nahrung, Pflanzenmaterialien, aber auch medizinischen Heilpflanzen spielte eine große Rolle. Allerdings gibt es nur wenige archäologische Funde und auch kaum erhaltene schriftliche Aufzeichnungen über die Klostergärten. Bekannt ist aber, dass die Klöster viele Kontakte untereinander hatten. Sie pflegten einen regen Austausch von Samen, Pflanzenteilen, Büchern und Schriften, und es verbreitete sich auf diese Weise auch so manches Wissen über Pflanz- und Anbaumethoden sowie die erfolgreiche Kultur von Gemüse-, Obst-, Gewürz- und Heilkräutern. Ihre Erfahrungen und ihr Wissen haben die Mönche vor allem in den anliegenden Klostergartenanlagen erlangt.
Das Kloster
1231 wurden die Benediktinermönche aus dem Lübecker Johanniskloster in die Einöde von Cismar verbannt – es wurde ihnen vorgeworfen, in dem Lübecker Doppelkloster allzu eng mit den Nonnen zusammenzuleben. 1238 begannen sie in Cismar mit dem Bau des Klosters, heute als bedeutendes Bauwerk der Frühgotik bekannt. Der geschnitzte Flügelaltarschrein (1310/1320) gilt als der älteste, den die Kunstgeschichte kennt.
Als die wechselvolle Klosterzeit, unter anderem als bedeutender Pilgerort, vor 450 Jahren zu Ende ging, wurde das Kloster säkularisiert und war 400 Jahre Amtssitz, also Landratsamt. In dieser Zeit wurde mit der Umsiedlung von David Reinhold von Sievers von St. Petersburg als Amtmann nach Cismar das Laienschiff des eigentlichen Klostergebäudes zum Schloss umgebaut. Die Frau von Amtmann von Sievers entstammte der Familie des schleswig-holsteinischen Landesherren, Herzog Karl-Friedrich, und damit auch der Familie des russischen Zaren. Heute gehört das Kloster zu den Landesmuseen Schleswig-Holstein und zeigt wechselnde Kunstausstellungen. Die Kirche und die innere Klosteranlage sind im Rahmen von Führungen zu besichtigen, lediglich der Vorraum der Kirche ist während der Saison zu betreten. Es finden Gottesdienste, Feste, Kirchenmusiken, Konzerte, Kunst- und Kulturtage statt.
Der Klosterpark
Der Klosterpark in Cismar ist ein ungefähr 5 ha großes Areal mit schönem alten Baumbestand. Er bietet Erholungs- und Beobachtungsmöglichkeiten rund um das ehemalige Benediktinerkloster. Die Anlage umfasst vor allem die historischen Backsteingebäude auf der Halbinsel, die von einem Graben- und Ringwallsystem umschlossen sind. Der innere Ringwall ist ein beliebter Spazierweg. Die meisten pflanzlichen Bewohner des Parks sind typische Organismen der kalkreichen Buchenwaldstandorte des Östlichen Hügellandes wie das Gelbe Windröschen oder der Mittlere Lerchensporn, die als ursprüngliche Bewohner des Klosterparks gelten. Die Parkanlagen gehörten später zum Sitz des Amtmanns, und vielleicht entstammen dieser Zeit die Ansiedlungen von Schnee- und Hasenglöckchen und Nickendem Milchstern. Die großen Bestände des Milchsterns waren in der Umgebung so bekannt, dass die Art von den älteren Einheimischen liebevoll „Klosterblume“ genannt wurde.
Auf den Tafeln des vom Haus der Natur eingerichteten Naturlehrpfades werden nicht nur die genannten Frühjahrsblüher dargestellt, sondern auch weitere Organismengruppen wie Reptilien und Amphibien, Totholz bewohnende Insekten oder Wasser- und Singvögel des Gebietes. Wichtige Baumarten sind Rotbuche, Esche, Hainbuche, Bergulme, Feldahorn und Stieleiche, von denen die größte in der Südwestecke des Parks steht und etwa 400 Jahre alt sein dürfte. Noch älter sind nur die auf dem anliegenden Friedhof stehenden, als Naturdenkmal geschützten Eiben. Von den Sträuchern seien Weißdorn, Hasel, Holunder, Schneebeere, Kartoffelrose und Roter Hartriegel erwähnt. Im Park machen vor allem die Baumbewohner wie Buntspecht, Kleiber oder Gartenbaumläufer auf sich aufmerksam, denn der alte Baumbestand weist vielfältige Höhlungen und Löcher auf. Außerdem wurden zahlreiche Nisthilfen aufgehängt, um den Park noch attraktiver für Tiere zu machen.
Zu einer kleinen Stärkung kann man sich ins Klostercafé begeben, das sich in einem Nebengebäude des Klosters befindet, in dem dereinst die Mönche schon zu speisen pflegten.
Der Mühlenteich
Naturkundlich interessant ist auch der dem Kloster gegenüber auf der anderen Seite der Bundesstraße liegende gestaute Mühlenteich. Er hieß bei den Mönchen Küchenteich, denn sein Fischbestand wurde für die Küche genutzt. Das Gewässer kann man von der Straßenseite aus gut beobachten. Vor allem Enten, Gänse, Rallen und Reiher sind häufig zu sehen, Kormorane übernachten am Mühlenteich, Rohrweihen brüten hier, und der Seeadler sucht seine Nahrung. Gelegentlich ist der farbenprächtige Eisvogel zu bewundern.
Haus der Natur
Nicht weit vom Klostergelände entfernt befindet sich das sehenswerte Haus der Natur, ein mit viel Engagement privat betriebenes Museum, das vor allem durch seine umfängliche Sammlung an Weichtieren, also Schnecken, Muscheln und Tintenfischen, weit über die Region hinaus bekannt ist. Hier kann man die ganze Vielfalt der bizarren Formen, faszinierenden Farbgestaltungen und zahlreichen ökologischen Besonderheiten des artenreichen Tierstammes erleben. Im Außenbereich wurde ein kleiner Kräutergarten nach historischem Vorbild angelegt. Der Rechteckaufbau der Beete dieses kleinen „Herbularius“ lässt mit der Ziegelsteineinfassung und der den Garten umschließenden Hecke noch ein bisschen Klostergartengefühl aufkommen. Heute werden natürlich neben den klassischen ungefähr 20 Klostergartenkräutern zahlreiche weitere und auch modernere Kräuter für die Küche kultiviert. Ein paar Heilkräuter sind auch dabei. Die Beschilderung liefert kurze Angaben zur Verwendung und zur Geschichte der Pflanzen.
Kunst und Kultur
Im Umkreis des Klosters kann man zahlreiche Ateliers und Werkstätten der Künstler und Kunsthandwerker aufsuchen, beispielsweise die Kleine Werkstatt im ehemaligen Jägerhaus auf dem Klostergelände, wo Gaby Marschall Kreatives aus Holz und Stoff sowie Dekoratives für Haus und Garten anfertigt. Es gibt im Dorf aber auch Skulpturen und Plastiken, japanische Keramiken von Jan Kollwitz, Enkel der Künstlerin Käthe Kollwitz (Termin vereinbaren unter Tel.: 0 43 66-614, info@jankollwitz.de), Fotografien, Malkurse und Bildausstellungen, kunstvoll gefaltete Papiere, Vintage-Möbeldesign, maritime Skulpturen aus der Pottery-Werkstatt, alte Schriftkunst und manches mehr.
Wenige Kilometer vom Kloster entfernt in Grönwohldshorst liegt der biologisch-dynamisch bewirtschaftete Hof Klostersee, in dessen Hofladen Brote und Gebäck aus der eigenen Bäckerei, Käse wie die pikanten Rotschmiere-Käsesorten und Milchprodukte aus der eigenen Hofkäserei erworben werden können. In dem kleinen Café mit Terrasse gibt es dann, weil der Besuch des Klostercafés bereits so lange zurückliegt, nochmals Kaffee und hausgemachten Kuchen.