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EU-Kommission gibt Brachen frei – Das BMEL lehnt diese Pläne ab

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Aus ebenso traurigem wie aktuellem Anlass standen der Krieg in der Ukraine und das Thema der Versorungssicherung ganz oben auf der Agenda des EU-Agrarrats, der Anfang dieser Woche in Brüssel tagte. Der ukrainische Landwirtschaftsminister Roman Leschtschenko war eingeladen, zur Lage der Landwirtschaft in seinem Land zu sprechen. Zu den beschlossenen Maßnahmen zählen die Freigabe der Stilllegungsflächen, die Einführung der privaten Lagerhaltung im Schweinesektor und die Mobilisierung einer Krisenreserve. Die Kommission unterrichtete über den Stand ihrer Bewertung der Strategiepläne im Rahmen der GAP.

Die EU-Kommission gibt die Brachen frei und hat entschieden, dass, begrenzt auf das Jahr 2022, auf Stilllegungsflächen alle gewünschten Feldkulturen angebaut werden dürfen. Zunächst war nur von Eiweißpflanzen die Rede. Jetzt sollen auf Stilllegungsflächen alle Ackerkulturen zugelassen werden. In einem implementierten Rechtsakt will die EU-Kommission Ausnahmen für die ökologischen Vorrangflächen im Jahr 2022 zulassen. Ebenso wird die Verwendung von Düngemitteln und Pflanzenschutzmitteln auf den bisherigen Brachflächen zugelassen, da sonst die Maßnahme ins Leere laufen würde. Weiterhin will die EU-Kommission die Krisenreserve von knapp 500 Mio. € aus dem EU-Haushalt mobilisieren, um die hohen Energiekosten für die Landwirte auszugleichen. Auf Deutschland entfallen davon gut 60 Mio. €. Die Mitgliedstaaten können die Summe über eine Kofinanzierung um bis zu 200 % aufstocken. Dafür müssten die Maßnahmen bis Ende Juni der EU mitgeteilt werden. 

BMEL lehnt die Pläne der EU-Kommission ab

Das grün geführte Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) lehnt die Pläne der EU-Kommission, Ökologischen Vorrangflächen (ÖVF) in 2022 für den Einsatz von Pflanzenschutz und Dünger sowie den Anbau verschiedener Kulturarten freizugeben, ab. „Die von der Kommission geplante Freigabe zum Anbau von Futtermitteln inklusive des Einsatzes von Pestiziden steht unseren Biodiversitäts- und Nachhaltigkeitszielen entgegen“, teilte BMEL-Staatssekretärin Silvia Bender am Donnerstag mit.

Bis dahin hatte das BMEL Ökologische Vorrangflächen (ÖVF) der Kategorien „Zwischenfrüchte“ und „Brache“ im Jahr 2022 nur zur Futternutzung freigeben. Dabei wird es nun also bleiben. Dieses Vorgehen ist bekannt aus Dürrejahren, in denen Bund und Länder nationale Gestaltungsspielräume nutzten. Die EU-Kommission geht jetzt deutlich weiter mit der Gestattung, ÖVF für den Anbau aller Ackerkulturen zu nutzen, einschließlich Verwendung von Pflanzenschutz und Dünger. Deutschland wird diesen Spielraum mit der Entscheidung des BMEL nicht komplett nutzen. Diese Entscheidung stand zum Redaktionsschluss der Printausgabe noch nicht fest. mbw

Die EU-Mitgliedstaaten dürfen Direktzahlungen früher auszahlen. Deutschland hat davon allerdings noch nie Gebrauch gemacht. 

Die EU-Kommission hat am Mittwoch zudem Beihilfen zur privaten Lagerhaltung (PLH) für Schweinefleisch in ihr Maßnahmenpaket aufgenommen. Seit diesem Freitag können Marktteilnehmer Anträge stellen. Die Lagerfristen für die Sonderhilfen betragen 60, 90, 120 oder 150 Tage, die das Fleisch im Kühlhaus vom Markt ferngehalten werden muss. Diese Regelung stieß auf Widerstand bei der deutschen Delegation.

Leschtschenko berichtet über die Lage in der Ukraine

Der EU-Agrarrat hatte den ukrainischen Landwirtschaftsminister Roman Leschtschenko eingeladen, per Video über die Lage der Landwirtschaft und die Bedürfnisse in seinem Land zu sprechen. Anschließend berieten hierüber die Ministerinnen und Minister (siehe Seite 12). Die Ministerrunde führte ferner einen Gedankenaustausch durch über die Marktlage für Agrar- und Lebensmittelerzeugnisse und die Lage des EU-Agrarsektors angesichts der Auswirkungen der russischen Invasion in der Ukraine. Die Ministerinnen und Minister berieten über Maßnahmen, die ergriffen werden könnten, um nicht nur kurzfristig die Nahrungsmittelversorgung weiter zu sichern, sondern auch mittel- und langfristig die Ernährungssicherheit und die Nahrungsmittelsouveränität zu verbessern. In dem Gespräch wurden außerdem die möglichen Auswirkungen der Krise auf die Ernährungssicherheit von Nicht-EU-Ländern angesprochen. Die Möglichkeit, stillgelegte Flächen im Jahr 2022 zu bewirtschaften, wurde als Teil dieser Maßnahmen angekündigt.

Die EU-Kommission unterrichtete die Agrarminister über den Stand ihrer Bewertung der Strategiepläne im Rahmen der künftigen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). Dabei stellte EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski fest, dass die Strategiepläne in ihrer jetzigen Form noch einiges zu wünschen übrig ließen und häufig den umweltpolitischen Ambitionen der EU-Exekutive hinterherhinkten.

Bewertung der GAP- Strategiepläne

Die Stratgiepläne sind eine der wichtigsten Neuerungen der GAP-Reform ab 2023. Darin legen die EU-Länder dar, wie sie die Ziele der GAP-Reform erreichen wollen. Alle Mitgliedstaaten haben ihre Pläne nun offiziell bei der Kommission zur Genehmigung eingereicht, ein Verfahren, das derzeit noch läuft. Deutschland hatte erst verspätet im Februar geliefert und wird wahrscheinlich entsprechend länger auf die Genehmigung warten müssen.

Kritisch merkte Wojciechowski an, dass eine Reihe von Plänen nicht das „notwendige Maß an ökologischem Ehrgeiz“ aufweise und entsprechende Überarbeitungen erfordere. Demnach sieht er die Ziele der Farm-to-Fork-Strategie von 25 % ökologisch bewirtschafteter Flächen bis 2030 25 % so noch nicht erreichbar. Nach dem derzeitigen Stand der Pläne würde die EU nach Schätzungen des Kommissars am Ende des Finanzzeitraums 2027 nur 18 % erreichen. Deshalb müssten Schwachstellen in den Plänen ausgebessert werden. In einer gemeinsamen Aussprache stand die Notwendigkeit einer raschen Genehmigung der Pläne im Vordergrund, um sicherzustellen, dass die Landwirte über die neuen Vorschriften informiert sind. age/mbw/bb

Den Traum vom Ausstieg umsetzen, oder Restlaufzeit nutzen

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Der 16. Mai steht wahrscheinlich fett in nahezu jedem Landwirtekalender. Es ist das Fristende für die Einreichung des Sammelantrags der EU-Direktzahlungen für landwirtschaftliche Betriebe. Die Direktzahlungen sind bislang ein Kernelement der EU-Agrarförderung. Mit diesem Instrument soll die Einkommens- und Risikoabsicherung landwirtschaftlicher Betriebe in Form einer von der Produktion unabhängigen Zahlung unterstützt werden.

Der Sammelantrag und das korrekte Ausfüllen sind jedes Jahr für die meisten Landwirte viel Arbeit und ein Aufreger. Dass es Einiges zu beachten gibt, beweist die 139 Seiten starke Schrift des Kieler Landwirtschaftsministeriums (Melund), die Erläuterungen und Hinweise zum Sammelantrag 2022 enthält und auf der ersten Seite gleich den Rat gibt: „Lesen Sie die Hinweise sehr aufmerksam“. Eine ungeschriebene Regel bei den Sammelanträgen sind sinkende Prämien bei steigenden Auflagen. Das stärkt bei manchen den Gedanken, aus der EU-Agrarförderung auszusteigen. Wirtschaften ohne die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) wird gemeinhin als freies Wirtschaften interpretiert – ohne GAP-Auflagen, die die EU in Zukunft unter dem Begriff erweiterte Konditionalität zusammenfasst. An die Auflagen des landwirtschaftlichen Fachrechts wie Dünge- oder Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung müssen sich allerdings alle halten, auch die, die aus der GAP aussteigen.

In diesem Jahr kann der Traum vom Ausstieg aus dem EU-Prämienkarussell etwas lauter geträumt werden. Die Rechnung ist einfach: Übersteigen die Ausgaben, um die Auflagen der EU einzuhalten, die GAP-Prämien, liegt die Entscheidung näher, sich von der EU-Agrarpolitik zu verabschieden. Durch den Verzicht auf den Beitrag aus dem EU-Prämientopf, kann man sich vom Aufwand der Antragstellung und den Cross-Compliance-Kontrollen freikaufen. Aktuell müssen die Betriebe sich über den Daumen gepeilt auf Prämienrückgänge von bis zu einem Drittel einstellen. Auf der anderen Seite ist nach langer Stagnation eine Situation eingetreten durch den Krieg in der Ukraine, zusammenbrechende Warenströme und die dadurch hervorgerufene weltweite labile Versorgung, dass die Preise im Marktfruchtbau und der Veredelung einen noch nicht erlebten Höhenflug erleben. Allein seit Jahresbeginn sind die Kurse für Weizen an der europäischen Börse in Paris (Matif) um 37 % gestiegen und erreichten in der Spitze 400,5 €/t. Der Raps stieg um 22 % und erreichte ein Allzeithoch von 1021,75 €/t, die Maiskurse kletterten um 40 % und in der Spitze auf 368,75 €/t.

Jetzt bieten sich erstmals zwei Möglichkeiten und die Einstellungen in der Landwirtschaft gehen auseinander. So wird die Argumentation vorgetragen, den Staatshaushalt durch Prämienverzicht zu entlasten und gleichzeitig die Agrarproduktion und damit die Ernährungssicherung zu steigern und sich selbst vom Antragsdruck zu befreien. Dabei sollte in Kauf genommen werden, dass Preisentwicklungen und Anbausituationen sich auch wieder ändern können. Das zählt zu den Naturgesetzen. Zudem ist die Restlaufzeit vonseiten der Politik schon im Gespräch nämlich bis zur nächsten GAP-Runde 2028. Die Abkehr vom Prämiensystem, bedeutet in gewisser Weise aber auch eine Abkehr von gesellschaftlichen Wünschen und dem politischen Dialog der Landwirtschaft mit der Gesellschaft und würde eigene Signale setzen. Die andere Alternative bleibt, den 16. Mai im Kalender stehen zu lassen, das Antragssystem und die verbleibenden wirtschaftlichen Möglichkeiten weiter zu nutzen und parallel die Effizienzsteigerung des Betriebes zu fokussieren, um die Resillienz gegenüber der Politik, überspitzten Forderungen und Marktschwankungen zu stärken. 

Farbenfrohe Wertschätzung

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Schon das alte Bauernhaus in Jardelund strahlt sonnig gelb im Grau des Nieselregentages. Farben spielen im Leben von Claudia Wehner-Thomsen eine maßgebliche Rolle. Das wird auch gleich klar, wenn man in das Wohnzimmer der Künstlerin gebeten wird. Geschmackvoll bunt hat sie ihre Tischdekorationen, die Stuhlbezüge und sogar die Bücher im Regal dekoriert und angeordnet. Muster wechseln sich ab und ergänzen sich. Es entsteht eine farbenfrohe Harmonie und diese findet sich auch ganz deutlich in ihren Kunstwerken wieder.

Eigentlich wollte ich Kunst studieren“, erzählt die gebürtige Kielerin. „Aber das hat nicht geklappt. Weil ich mich auch für Fossilien interessierte, habe ich nach dem Abi­tur erst mal Geologie studiert. Währenddessen habe ich im Lebensmitteleinzelhandel gejobbt.“ Das scheint sie gut gemacht zu haben, denn man bot ihr eine duale Ausbildung in diesem Bereich an. Nun ist sie nicht nur Geologin, sondern auch Diplom-Betriebswirtin. Dann lernte sie ihren heutigen Mann kennen, einen fest verwurzelten Landwirt aus Jardelund. Und so war es die Liebe, die die Städterin in die einsame Gegend nahe der dänischen Grenze zog. Nachdem ihre Kinder auf der Welt waren, suchte Claudia Wehner-Thomsen nach einer neuen Beschäftigung, bei der sie zu Hause bleiben konnte.

lf portrait Claudia Wehner-Thomsen Künstlerin
Fotos Christiane Herrmann

Die vielen Schleifen, die ihr Lebensweg schon genommen hatte, brachten sie schließlich zur Kunst zurück. „Zunächst habe ich nur Porträts gemalt. Dann habe ich mit den Türschildern angefangen und diese auf Märkten verkauft.“ Heute lebt sie ihre Kreativität und ihre Kunst in wunderschönen Postkarten und Postern aus. Sie kreiert Türschilder für jede Gelegenheit und entwirft Emailletassen, die sie selbst mit Motiven bedruckt.

Da gibt es eine Hommage an die Dorfkindheit, das Campen und die Reiselust. Für Omas, Opas und auch Feuerwehrleute hat sie die richtige Postkarte. Für Hunde-, Katzenliebhaber, für Fußballspieler, Angler und Gartenfreunde hat sie besonderen Poster kreiert. Ihr ganz eigener Stil macht diese Karten und Prints zu Kunstwerken, die das Herz berühren. Claudia Wehner-Thomsen verbindet Bilder mit Worten, Sätzen und Assoziationsketten in Farben und Formen zu einem Gesamtkunstwerk. Das alles spricht von ganz viel Lebensfreude, Wertschätzung und Dankbarkeit. Gefühle, die man Menschen entgegenbringt, denen man diese Karten schicken oder die Bilder schenken möchte. Auch das Lebensgefühl, eine LandFrau zu sein, hat sie für den lokalen LandFrauenverein in Medelby zu einem Bild verarbeitet.

All ihre Bilder spiegeln auch ganz viel Einfühlungsvermögen. Denn natürlich ist Claudia Wehner-Thomsen nicht zugleich Fußballspielerin und Anglerin oder Camperin. Sie ist auch keine Krankenschwester und kein Opa. Doch sie hat die Fantasie und die Empathie, sich in all diese Menschen hineinzuversetzen. Sie schafft es, das Lebensgefühl und die Begeisterung für ein bestimmtes Hobby, einen Beruf oder einfach einen Menschen, den man liebt, einzufangen und zu visualisieren.

Dabei fließt die Kreativität aus ihrem Kopf in ihre Pinsel: „Wenn ich ein neues Thema habe, sammle ich erst mal die Worte.“ Das sind mal einzelne Schlagworte und manchmal Satzfragmente oder ganze Sätze. „Manchmal lasse ich auch noch einen Fachmann darübergucken, damit ich zum Beispiel bei einem Sport nicht den falschen Fachbegriff verwende.“

Dann macht die Künstlerin sich eine Skizze, auf der sie diese Worte zusammenträgt und anordnet: „Ich gruppiere die Wörter auch oft so, dass sie zueinander passen.“ Dann skizziert sie ihre Bilder zu den Worten. „Zum Schluss wähle ich die Farben aus und übertrage das Ganze in Aquarelltechnik. Dabei ist es wichtig, dass auch die Farben zum Thema, zu den Worten und Gefühlen passen.“ Wenn das Kunstwerk fertig ist, dann lässt sie es als Poster und Postkarte drucken.

Doch die Inspiration holt sie sich dort, wo ein bisschen mehr los ist als in ihrem Dorf. „Dafür fahre ich hin und wieder mit einer Freundin in die Stadt. Dort ziehe ich mir neue Eindrücke.“

Besonders gern geht sie auf Kunsthandwerkermärkte: „Ich liebe den Austausch mit den Kunden. Es ist natürlich schön, wenn man gut verkauft. Aber noch viel wichtiger ist es mir, wenn ich Lob und Zuspruch für meine Werke bekomme. Das tut so gut und ist so wichtig für die Seele. “ So kommt die Wertschätzung, die sie anderen Menschen gegenüber in ihren Werken ausdrückt, auch wieder zu ihr zurück.

Milchpreisvergleich KW 11

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Die Preisentwicklung für Milch und Milchprodukte zeigt weiterhin aufwärts. Der durchschnittlich in Schleswig-Holstein ausgezahlte Milchpreis für Februar lag um 3 % oder 1,13 ct höher als im Januar. Die Grundpreise der Meiereien lagen in der Spanne von 35 bis 47 ct/kg ECM, im Durchschnitt ergeben sich 44,53 ct/kg.

Mehrheitlich wurden im weiteren Bundesgebiet über 40 ct/ kg ausgezahlt, Schleswig-Holstein bleibt jedoch Spitzenreiter. In vielen anderen Bundesländern ist der Grundpreisvergleich nur bedingt aussagekräftig, da ein deutlich größerer Anteil an Molkereien mit Aufschlägen arbeitet. Biomilch liegt preislich um knapp 10 ct höher, für Januar wurde ein mittlerer deutscher Biomilchpreis von 52,8 ct/kg festgestellt. Aufgrund höherer Erlöse 2021 haben die Molkereikonzerne DMK und Arla mit der Februarabrechnung Nachzahlungen geleistet.

Das Milchaufkommen ist saisonal bedingt steigend, bleibt jedoch hinter dem Vorjahr zurück. In der letzten Februarwoche (KW 8) betrug der Rückstand 1,6 %.

Im europäischen Durchschnitt beläuft sich der Milchpreis im Februar auf 42,25 ct/kg. In den Niederlanden wird Spotmilch zuletzt mit 53,50 ct/ kg bewertet, im Februar schwankten die Kurse zwischen 51 und 55,5 ct kg. In Italien wird Milch am Spotmarkt Anfang März zu einem Kurs von 47 ct/kg gehandelt. Der Kieler Rohstoffwert Milch ab Hof ist im Februar von 54,3 auf 56,3 ct/ kg angestiegen. Der Nichtfettwert erhöhte sich dabei um 1,7 ct auf 31,5 ct/ kg, der Fettwert erhöhte sich um 0,3 ct auf 26,4 ct/kg.

Knappe Marktversorgung

Das Preisniveau steigt in allen Wirtschaftssektoren, so auch bei den Molkereiprodukten. Laut Europäischer Kommission lag die Menge an Verarbeitungsprodukten der weißen Linie in 2021 deutlich unter dem Vorjahr. Bis auf leichte Steigerungen bei Sahne (+2,7 %) und Käse (+1,9 %) können die einzelnen Produktgruppen nicht mit dem Vorjahr mithalten. Die negative Spanne reicht von –0,8 % bei Trinkmilch bis zu –12,1 % für Vollmilchpulver. Die verknappte Marktsituation begegnet nun einer erhöhten Nachfrage und Inflation, sodass sich fortlaufend Preissteigerungen ergeben. Bei Käse und Butter wird von knappen Vorräten und einer sehr guten Nachfrage berichtet. Bei aktuellen Kursen von 5,94 bis 6,14 €/ kg für Butter (Kempten) und 4,50 bis 4,70 €/ kg für Blockkäse (Hannover) bleibt die Tendenz fest, ein Umschwung ist noch nicht in Sicht. Auch Milchpulver steigt immer weiter, Vollmilchpulver touchiert in Kempten die Marke von 5.000 €/t. Magermilchpulver in Futtermittelqualität notiert mit rund 3.750 €/t um 1.500 € über dem Vorjahr. Für Milchdauerwaren sind der hohe Energiebedarf der Produktion und die internationalen Frachtraten für den Transport von Bedeutung, beides sind stark gestiegene und weiter steigende Posten. Dies wird auch in den Ergebnissen der GDT-Auktionen in Neuseeland sichtbar. Die Auktionen im Februar und Anfang März gingen jeweils mit Steigerungen des Preis­index um 4,1 bis 5,1 % zu Ende.

Gesteigerte Erzeugerkosten

Auch auf der Erzeugerseite steigen die Kosten. Seit dem Beginn des russischen Krieges in der Ukraine sind sowohl die Kosten für Energie und Diesel als auch die Kurse für Agrarrohstoffe stark gestiegen. Die hier ansässigen Landhandelsunternehmen haben die Preislisten für Mischfutter mehrheitlich ausgesetzt, weil die Offerten häufig nur minutenlang haltbar sind. Für kurzfristigen Bedarf an Kuhschrot werden auf Anfrage einzelne Preise genannt, eine Stichprobe am 15. März ergab Richtpreise im Bereich von 43 bis 47 €/dt für MLF 20/4. Die weitere Entwicklung ist schwer kalkulierbar, derzeit sind die Terminbörsen für Getreide und Ölsaaten höchst volatil. Besonders bei den Ölsaaten sowie Ölschroten ist die kurz- und mittelfristige Verfügbarkeit unklar.

Habeck will Ausbau forcieren

Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck (Grüne) will die Bundesrepublik zumindest beim elektrischen Strom möglichst schnell unabhängig von fossilen Energiequellen machen. Die heimische Stromversorgung soll deshalb nun schon im Jahr 2035 fast vollständig aus Erneuerbaren Energien erfolgen.

Das sieht der Referentenentwurf seines Hauses zur Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) vor, der vorige Woche die Verbändeanhörung durchlaufen hat. Damit wird die Energiewende im Stromsektor um 15 Jahre vorgezogen, denn das derzeit gültige EEG 2021 sieht als Zieljahr für eine treibhausgasneutrale Stromerzeugung 2050 vor. Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) begrüßte im Rahmen der vorgeschalteten Verbändeanhörung die grundsätzliche Stoßrichtung des Referenten­entwurfs, pochte aber auf substanzielle Änderungen auf dem Weg zum fertigen Gesetz. „Die schon seit Herbst 2021 bestehende Preiskrise der fossilen Energien wird durch den Ukraine-Krieg noch verschärft. Es braucht eine Entfesselung für alle Erneuerbaren Energien“, mahnte BEE-Präsidentin Dr. Simone Peter an. Der vorliegende Referentenentwurf bleibe deutlich hinter dem Möglichen und Notwendigen zurück.

„Energiepolitisch unnötig“

Das Hauptstadtbüro Bioenergie  verwies in seiner Stellungnahme zu der Vorlage auf die geo- und wirtschaftspolitische Notwendigkeit zur Reduzierung von fossilen Rohstoffimporten, das die im Hauptstadtbüro Bioenergie organisierten Verbände nicht ausreichend in der Vorlage abgebildet sehen.

„Während die Berücksichtigung der Bioenergie zu begrüßen ist, bleibt der Vorstoß aus dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hinter den großen Potenzialen der Branche zurück“, monierte Büroleiterin Sandra Rostek. Aus ihrer Sicht sind einige der geplanten Änderungen am Erneuerbare-Energien-Gesetz sogar energiepolitisch unnötig und teils kontraproduktiv.

Künftig weniger Biomasse?

Dazu zählt für Rostek insbesondere die beabsichtigte Fokussierung der Biomassevergütung auf Biomethan-Spitzenlastkraftwerke. Ein solcher Fokus sei energiewirtschaftlich unnötig, weil in einem flexiblen Energiesystem der Flexibilitätsbedarf effizienter und günstiger durch andere Optionen bereitgestellt werden könne, insbesondere auch durch flexible Biogasanlagen, Bio­methan­anlagen zur Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) sowie Holzheizkraftwerke. Dies könnte zu einem Abbau der Strom- und Wärmeerzeugung aus Biomasse führen, warnte das HBB, welches die Interessen des BBE, des Deutschen Bauernverbandes, des Fachverbandes Biogas und des Fachverbandes Holzenergie bündelt.

Die Landwirtschaft in Szene gesetzt

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28 Schüler der Höla waren in den vergangenen Wochen mit Video, Stativ und Drohne unterwegs, um einen Videoclip zu drehen, selbst zu schneiden und mit Texten und Musik zu unterlegen. Das Handwerkszeug dafür gab ihnen der erfahrene Videofilmer Matthias Süßen aus Kiel in einem Seminar. Unterstützt von Bauernverband und Bauernblatt werden am Ende die besten Videos prämiert. Vier Videofilmer haben uns berichtet, was sie beim Filmen erlebten, welches Equipment sie brauchten, aber auch dass sie anfangs den Aufwand unterschätzt hatten, der nötig ist, bis ein Clip steht. Gesprochen haben wir mit Marvin Wehde, Luise von Hollen, Henning Rathje und Tim Burmester.

Für ihre Videos bekommen die Schüler der Höla nicht nur Zensuren. Für die fünf besten Clips sind Preise ausgelobt. Ihr könnt mitentscheiden, wer die Preise bekommt. Wir werden die fünf besten Videos in der nächsten Woche für euer Voting online stellen, die zuvor von einer Jury unter den 28 Clips ausgewählt werden. Die Jurymitglieder mit Videofilmer Matthias Süßen, Sönke Holling vom Kreisbauernverband Rendsburg-Eckernförde, Sebastian Wulff, Leiter der Abteilung Landwirtschaft/Fischerei am BBZ NOK, und Dr. Robert Quakernack, stellvertretender Chefredakteur des Bauernblattes, haben auch beim abschließenden Voting je eine Stimme. Euer Voting wird die fünfte Stimme ergeben und kann sogar das Zünglein an der Waage sein. Weitere Infos dazu, wie ihr mitmachen könnt, in der nächsten Woche auf dieser Seite und auf dem Instragram-Account des Bauernblattes. 

Filmreif: Marvin beim Dreh Foto: Malte Wehde
Die Ziegen auf dem Hof erwiesen sich für Henning Rathje am „Set“ als talentierte Darsteller. Foto: Nils Rathje
Luise von Hollen auf dem elterlichen Betrieb in der Nähe von Rostock Foto: privat
Tim Burmester erstellte ein Imagevideo rund um die Milch. Foto: privat

ASP-Ernstfall vorbereiten

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Von der Afrikanischen Schweinepest (ASP) über Laborfleisch bis zu Coronahilfen reichte die Tagesordnung der Sitzung der Arbeitsgemeinschaft Schweinehaltung des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH) am Montag (21. März) in Rendsburg. Der Vorsitzende Dietrich Pritschau wies darauf hin, dass trotz kräftig steigender Schweinepreise viele Baustellen bleiben. Es werde nach 100 Tagen im Amt deutlich, dass die Landwirtschaft bei der Bundesregierung nicht an erster Stelle rangiere.

Karsten Hoeck, Marktexperte der Landwirtschaftskammer berichtete, dass der Fleischkonsum weiter rückläufig sei. Der Zuchtsauenbestand sei drastisch gesunken. So habe es in Schleswig-Holstein 2020 noch 750 Schweinehalter gegeben, im vorigen Jahr waren es nur noch 650, ein Minus von 13,5 %. Die Zahl der Mastschweine sei innerhalb eines Jahres um 5,6 % gesunken, die Zahl der Sauen um 7,2 %. Trotz eines deutlichen Preisanstiegs rechne sich die Schweinehaltung nicht, so Hoeck. Er sprach die Kostensteigerung bei Mischfutter an. Teilweise sei es schwierig, Futter zu bekommen, da Eiweißträger aus der Ukraine fehlten. Teilnehmer der Sitzung machten deutlich, dass der Mastschweinepreis bei 2,60 €/kg Schlachtgewicht liegen müsse, um rentabel zu sein.

Dr. Gabriele Wallner, Referentin für das Veterinärwesen im Kieler Landwirtschaftsministerium (Melund), berichtete zur Afrikanischen Schweinepest (ASP). Derzeit liege man bei etwa 3.600 ASP-Fällen bei Wildschweinen. In Brandenburg seien die Zäune nach Polen fertiggestellt, in Sachsen noch nicht. In den betroffenen Bundesländern setze man auf doppelte Festzäune im Kerngebiet. Damit komme das Geschehen offenbar zum Stillstand. In der weißen Zone zwischen den Zäunen werde eine stille Jagd durchgeführt. In Schleswig-Holstein lagerten 100 km Festzaun und 100 km Elektrozaun für den Ernstfall, versicherte Wallner. Bei einem Seuchenausbruch werde der E-Zaun schnell aufgebaut und nach Eingrenzung des Geschehens durch einen festen Zaun ersetzt.

Detailliert ging sie auf die Verbringung von Ferkeln aus einer Restriktionszone bei ASP im Hausschweinebereich ein. Ein ASP-freier Betrieb in Zone 3 könne in Zone 2 liefern. Betriebe müssten vor der Verbringung eine Betriebskontrolle zur Biosicherheit und eine virologische Untersuchung über sich ergehen lassen. Nach 15 Tagen sei bei Einhaltung der Biosicherheitskriterien und einem negativen virologischen Befund der Tiertransport möglich, jedoch nur zu einem Betrieb der Lieferkette. Nur bei Betrieben mit regelmäßiger amtlicher Kontrolle und Untersuchung verendeter Tiere sei eine Lieferung aus einer Restriktionszone ohne Zeitverzögerung möglich.

Pritschau forderte die Betriebe auf, weiter alle Schritte zur Einhaltung der Biosicherheit umzusetzen. Er weist darauf hin, dass die Lieferkette eine Möglichkeit sei, Tiere aus Sperrzonen abfließen zu lassen. Man müsse die Kette aber in „Friedenszeiten“ festlegen.

Achim Münster, Geschäftsführer der Vermarktungsgenossenschaft ZNVG, berichtete vom EIP-Projekt EQA Wissen, dass die ZNVG als Lead-Partner führt. Es geht um die Begleitung der Transformation der Schweinehaltung in die Haltungsstufen 2 bis 4 des Lebensmitteleinzelhandels. Das Projekt startet im Mai und soll ein digitales Dienstleistungspaket für Betriebe in Bezug auf Haltung, Fütterung und Ressourcenverbrauch entwickeln. Damit will man die Umstellungsrisiken mindern und die Einhaltung von Haltungsstandards digital nachweisbar machen.

Claas-Peter Petersen, Referent für Steuern und tierische Erzeugung beim Bauernverband, erläutert den aktuellen Stand zu Coronhilfen. Die Investitionsbank als bewilligende Stelle sehe Probleme, weil sie auf den Durchschnitt der Bewilligungsmonate abstelle. Wegen der Umdeutung der Härtefälle sehe sich die I-Bank derzeit außerstande, Bewilligungen auszusprechen. Der Bauernverband habe an Wirtschaftsminister Dr. Bernd Buchholtz (FDP) geschrieben und gefordert, Entscheidungen zu beschleunigen und Corona-Anträge gegebenenfalls als Härtefälle zu werten. Dann müsse die Obergrenze von 290.000 € je Betrieb und Zeitraum, die die EU ausdrücklich vorsehe, aber zwingend auch für Härtefälle gelten. Die Sitzungsteilnehmer kritisierten die Umsetzung in Schleswig-Holstein als unverhältnismäßig und wettbewerbsverzerrend. Laut Pritschau ist der Geduldsfaden der Landwirte deutlich strapaziert. Viele Betriebe seien nicht mehr in der Lage, ihre Futtermittel zu bezahlen.

Berichtet wurde von Gesprächen mit einem Start-Up, das sich mit der zellbasierten Fleischerzeugung beschäftigt. Das Start-Up stellt sich vor, dass Betriebe mit Tierhaltung Inkubatoren auf dem Hof betreiben, entweder in ehemaligen Ställen oder einem Containersystem. Die Tierhaltung soll dabei Teil des Systems bleiben. Die Ausschussmitglieder diskutierten diese Idee und waren sich einig, die Entwicklung zu begleiten. Es wurde allerdings davor gewarnt, dass die Landwirtschaft nur genutzt werde, um ein schwer zu erklärendes Produkt „salonfähig zu machen“.

Dr. Sophie Diers, Fachbereichsleitung Schweinehaltung der Landwirtschaftskammer, berichtete von dem Start einer Perspektivberatung für Sauen haltende Betriebe, finanziert durch das Land. Diers bezeichnet es als „Anstoßberatung“ mit zwei kostenfreien Modulen. Im ersten Modul geht es um die Erfassung der betrieblichen Situation, im zweiten werden erste planerische Überlegungen für einen Um- oder Neubau angestoßen, die den Planungsprozess aber nicht ersetzen.

Pritschau berichtete von Anstrengungen, Werbung für Schweinefleisch zu machen. Auch im Rahmen der Zentralen Koordination Handel Landwirtschaft (ZKHL) werde darüber diskutiert.

Dagmar Klingelhöller vom Netzwerk Sauenhaltung berichtete aus der Arbeitsgruppe Image in der ZKHL. Hier gehe es vor allem um die Aufklärung über Fleisch und dessen Produktion. Als Finanzansatz würden 5 bis 10 Mio. € diskutiert. Man werde neben dem Handel auch Großverbraucher einbeziehen. 

Die Mitglieder der AG Schweinehaltung trafen sich im Rendsburger Detlef-Struve-Haus. Foto: mbw
Dietrich Pritschau. Foto: mbw
Dr. Gabriele Wallner. Foto: mbw

Biostimulanzien ergänzen klassische Chemie

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Ob Saatgut, Pflanzenschutz oder digitale Lösungen – Syngenta sieht sich für die Herausforderungen auf dem Agrarmarkt gut aufgestellt. Auf der Frühjahrspressekonferenz am Dienstag (22. März) stellten die Geschäftsführerinnen, Dr. Anja Pires (Syngenta Agro) und Dr. Heike Köhler (Syngenta Seeds), Produkte und Dienstleistungen vor, die sie in den Markt einführen wollen. Eine wachsende Bedeutung bescheinigten sie dem Einsatz von Biostimulanzien.

Für Dr. Alexander Tokarz, Leiter Globale Strategie bei Syngenta, ist neben der Ernährung einer wachsenden Bevölkerung der Klimawandel die größte Herausforderung für die globale Landwirtschaft. Der Ackerboden werde dabei zunehmend zum wichtigsten Kapital. „Die Unterstützung und Entlohnung der Landwirte bei der Erhaltung beziehungsweise Verbesserung der Bodengesundheit und des Ökosystems ist entscheidend auch mit Blick auf die Erhaltung der Produktivität“, bekräftigte Tokarz.

Handlungsspielraum für die Landwirte

Der Ukraine-Krieg verdeutliche, wie sehr landwirtschaftliche Wertschöpfungsketten von weltweiter Produktion und Handel abhingen, aber auch wie verletzlich diese Systeme seien. In Europa sei mit dem Green Deal die kritische Haltung der Gesellschaften gegenüber der Agrarproduktion in ein politisches Programm gegossen worden. Als Antwort darauf müsse man Innovationshorizonte neu definieren, um das Ziel einer ressourcenschonenden und klimaneutralen Landwirtschaft zu erreichen. Laut Tokarz wird die Bedeutung der datengestützten Landbewirtschaftung deutlich zunehmen.

Köhler und Pires nahmen den Ukraine-Krieg zum Anlass, um auf die jetzt wieder sichtbare Bedeutung der Ernährungssouveränität und Versorgungssicherheit hinzuweisen. „Unsere Landwirte benötigen Handlungsspielraum, um produktiv und nachhaltig zu wirtschaften“, betonte Pires. Im laufenden Jahr setze Syngenta auf die Kombination eines starken Portfolios neuer Produkte und digitaler Services im Bereich Pflanzenschutz und Saatgut.

„Wir werden unter dem Motto ,Jeder Hektar zählt‘ den Züchtungsfortschritt beschleunigen“, schilderte Köhler. „Perspektivisch setzen wir auf die neuen Züchtungsmethoden, um unsere Sorten rasch an die neuen Herausforderungen anpassen zu können“, erläuterte die Syngenta-Seeds-Geschäftsführerin. Im Pflanzenschutz stünden Produkt- und Anbauoptimierung und besonders die Ertragssicherung bei den wichtigen Ackerbaukulturen im Mittelpunkt.

Pflanzenschutz und Saatgut für die Saison

„Vor dem Hintergrund der aktuellen Versorgungsengpässe rückt die Frage der Ertragsoptimierung und -sicherung wieder in den Mittelpunkt“, erklärte Marketingleiter Seeds Christian Wösthoff. Bei Getreide, Mais und Ölsaaten verzeichne man Preisrekorde. Für Raps und Sonnenblumen rechnet er mit einem deutlich steigenden Anbau. Syngenta lege hier besonderes Augenmerk auf die Züchtung robuster Sorten, gepaart mit einer guten Nährstoffeffizienz. Ein Beispiel sei die neue Rapssorte ,Glorietta‘. Bei Sonnenblumen stelle Syngenta mit ,NK Delfi‘ die marktführende Sorte und habe ,Suomi‘ erfolgreich eingeführt. „Unsere Powercell-Maissorten stehen für eine effiziente Fütterung, ,Liberty‘ und ,Amfora‘ für eine hohe Biogasausbeute und die Artesian-Genetik für Wassereffizienz bei Trockenstress“, sagte Wösthoff.

Im Pflanzenschutz stellt sich Syngenta auf die veränderten Rahmenbedingungen im Maisanbau ein. Aufgrund neuer Auflagen für den Wirkstoff Terbuthylazin und zunehmender Herbizidresistenzen von Hirsen müsse Pflanzenschutz neu gedacht werden. „Wir sind gerüstet und können mit Peak eine Terbuthyl­azin-Ersatzlösung ohne Auflagen anbieten“, sagte Dr. Thomas Räder, Marketingleiter Agro. Peak werde unter anderem in den neuen Komplettlösungen Callisto P Dual Pack und Callisto P Pack angeboten. Mit den Zintan- und Elumis-Produkten habe man weitere bewährte Herbizide im Angebot, die standortspezifisch eingesetzt werden könnten, um etwa ALS-Resistenzen vorzubeugen oder den Anforderungen des Grundwasserschutzes gerecht zu werden.

Mit Blick auf die bereits sichtbaren Folgen des Klimawandels setzt Syngenta bei Getreide weiter auf die Hybridzüchtung. „Die Eigenschaften von Hybridgerste bewirken eine überlegene Anbau- und CO2-Effizienz“, unterstrich Wösthoff. Mit Blick auf die Getreidekrankheiten hätten die vergangenen Jahre gezeigt, dass es keine dominierende Krankheit im Getreide mehr gebe. Mit Elatus Era stehe ein Basisfungizid zur Verfügung, das alle wichtigen Krankheiten in Getreide bekämpfe. „Gegen Ramularia können wir in dieser Saison wieder auf Basis einer Notfallgenehmigung die Kombination Elatus Era Max anbieten“, so Räder.

Biostimulanzien und digitale Helfer

Neben der klassischen Chemie ergänze Syngenta den landwirtschaftlichen Werkzeugkoffer mit weiteren Hilfsmitteln. Bei der Einführung der ersten Biostimulanzien nutze man die langjährige Erfahrung des Spezialisten Valagro aus Italien, den Syngenta im vergangenen Jahr übernommen hat. Die neuen Produkte Megafol und Quantis hülfen den Pflanzen im Umgang mit abiotischem Stress in Getreide und Kartoffeln.

Ein weiteres Werkzeug seien die digitalen Serviceangebote unter der Dachmarke Cropwise. In dieser Saison biete Syngenta neue digitale Helfer zur Sortenwahl und Aussaat an sowie Protector – einen Service zur Prognose wichtiger Getreidekrankheiten, der Landwirte unterstütze, den optimalen Applikationszeitpunkt zu finden. 

Dr. Anja Pires
Dr. Heike Köhler

Drei Ehndorfer holen vier Siege

Der Saisonauftakt im Islandpferdesport wurde in Stapelfeld mit der traditionellen Norddeutschen Hengstparade eingeläutet. Die Mischung aus Zucht- und Sportevent auf hohem Niveau ist seit jeher das Markenzeichen der Veranstaltung des Islandpferde Zucht- und Sportvereins (IPZV) Nord.

Einige Jahre wurde die Norddeutsche Hengstparade im niedersächsischen Luhmühlen veranstaltet, bis die Pandemie zur Pause zwang. In diesem Jahr fungierte der Islandpferdehof Vindhólar von Maren Junge und Einar Hermannson wieder einmal als routinierter Gastgeber. Bei frühlingshaftem Wetter bevölkerten am Sonnabendnachmittag bereits rund 200 Zuschauer das weitläufige Gelände.

Die Hengstparade startete mit der Materialprüfung für Jung­pferde, bei der neun Hengste und eine Stute vorgestellt wurden. Die beiden IPZV-Materialrichterinnen Barbara Frische und Suzan Beuk vergaben an acht der Hengste eine Note über 7,80. Mit diesem Ergebnis können sie beim jeweiligen Zuchtverband gekört werden.

Die höchste Gesamtnote des Tages (8,19) ging nach Niedersachsen, an den Rappen Appolló von Seppensen aus der Zucht von Marion und Sönke Müller. Der Graufalbe Vaskur von Godemoor aus der Zucht von Nina Venebrügge aus Großhansdorf, Kreis Stormarn, kam mit einer Note von 8,06 auf den vierten Platz und wurde damit bester Junghengst aus Schleswig-Holstein. Barbara Frische hob die „gute Qualität“ der gezeigten Hengste insgesamt sowie ihre „typliche Bandbreite“ hervor: Vom harmonischen Ponytyp bis hin zum langbeinig-eleganten Rassevertreter sei alles dabei gewesen, so die Zuchtrichterin.

Hochkarätiger Sport auf der Ovalbahn

Auf der Ovalbahn wurden am Sonnabend und Sonntag die Tölt- und Gangprüfungen ausgetragen. Das gut besetzte Starterfeld lieferte viele sehenswerte Ritte, die von den Richtern mit hohen Noten und von den Zuschauern mit viel Applaus bedacht wurden. Als spannend erwiesen sich einmal mehr die A-Finals, die ab Sonntagmittag auf dem Zeitplan standen.

Reiter aus Schleswig-Holstein konnten mit etlichen goldenen Schleifen im Gepäck die Heimreise antreten. Vier von zehn Siegen gingen allein an Reiter aus Ehndorf, Kreis Rendsburg-Eckernförde. Der kleine Ort bei Neumünster, in dem gleich mehrere Islandpferdehöfe ansässig sind, wird nicht ohne Grund „Island­pferdedorf“ genannt.

Die 13-jährige Mirja Schulz aus Ehndorf, Kreis Rendsburg-Eckernförde, gewann die Töltprüfung T2. Foto: Karen Diehn

Der Ehndorfer Johannes Pantelmann sicherte sich gleich zwei erste Plätze: Mit Blær frá Leirulæk siegte er in der Töltprüfung T4 und mit Edda frá Efra-Hvoli in der Töltprüfung T3. Weitere Siegesritte lieferten Daniel Schulz mit Jódís frá Kvistum im Töltpreis (T1) und seine Tochter Mirja Schulz mit Kopernikus vom Heesberg in der Töltprüfung T2. Damit war das goldene Ehndorfer Quartett komplett.

„Ich war stolz auf Kopernikus, er hat sich sehr schön und locker präsentiert“, freute sich Mirja Schulz nach dem Prüfungssieg, der sie sicherlich auch optimistisch auf die anstehende Saison blicken lässt. Die 13-Jährige ist seit 2021 Mitglied im U16-Kader des Island­pferde-Bundesverbandes, bei den „Futurity Kids“.

Erfolgreich mit der zweiten Generation

Ihr Kopernikus ist bei der Norddeutschen Hengstparade ein alter Bekannter, den viele Besucher wiedererkannt haben dürften. Wie sich sein Züchter Daniel Schulz erinnert, liegt Kopernikus‘ erster Auftritt auf der Bahn von Vindhólar genau 15 Jahre zurück. Inzwischen ist der 21-jährige Fuchshengst also schon mit der zweiten Generation der Familie Schulz im Sport unterwegs und dabei so erfolgreich wie früher.

Über den Sieg im Viergangpreis konnte sich Laura Steffens mit Bjartur vom Urstal freuen. Die Nordrhein-Westfälin verwies mit Sina Günther auf Manni vom Flókaberg und Marina Müller von Blumencron auf Gumi vom Störtal zwei Reiterinnen aus Schleswig-Holstein auf die Plätze.

Silber und Bronze im Fünfgangpreis gingen ebenfalls in schleswig-holsteinische Hände: Hinter Ronja Marie Müller aus Niedersachsen mit ihrem Gulltoppur frá Stað reihte sich Claudia Müller vom Hof Blumencron in Schulendorf, Kreis Herzogtum Lauenburg, auf Töfri von Blumencron ein. Es folgte Sina Müller, die seit einem halben Jahr einen Hof in Pinneberg betreibt. Für den Fünfgangpreis hatte sie Gear von der Igelsburg am Start, der 2017 bei der Weltmeisterschaft im niederländischen Oirschot für Deutschland in den Zuchtprüfungen gestartet ist.

Rückblickend sagte Sina Günther, sie sei besonders stolz auf das gute Abschneiden mit ihrem neunjährigen Farbwechslerhengst Manni: „Es war unser erster Viergangpreis und ich bin auf Sicherheit geritten, damit alles erst mal gut läuft.“ Nach der gelungenen Premiere habe sie nun für die nächsten Starts ein gutes Gefühl: „Da ist noch einiges mehr drin.“

Bodenstruktur jetzt ermitteln

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Die zentrale Rolle für fruchtbare und ertragsfähige Böden spielt die Bodenstruktur. Wegen der zahlreichen Einflüsse auf Wasser-, Luft-, Wärme- und Nährstoffhaushalte ist die Beurteilung ihres Zustands von besonderer Bedeutung. Um konkrete Aussagen zur Bodenstruktur tätigen zu können, ist der Zeitpunkt, der für die Beurteilung der Bodenstruktur gewählt wird, entscheidend.

Eingeschränktes Pflanzenwachstum, eine verminderte Durchwurzelung, reduzierte Drainung und Erosion oder ausbleibende kapillare Nachlieferungen können durch eine beeinträchtigte, nicht funktionale Bodenstruktur hervorgerufen werden. Daher müssen sich Landwirte sowie Berater kritisch und regelmäßig mit dem Zustand auseinandersetzen.

Beurteilung der Bodenstruktur im Frühjahr

Der Boden ist sowohl Witterungseinflüssen als auch der Bodenbearbeitung ausgesetzt, weshalb sich die Struktur im Verlauf eines Jahres mehrmals ändert. Besonders in der Krume treten diese Veränderungen häufig in Erscheinung, aber auch im Unterboden lassen sich Transformationsprozesse beobachten. Als besonders geeignet für eine Untersuchung der Bodenstruktur gilt das Frühjahr. Die herbstlich-winterliche Niederschlagsperiode ist überwunden, und der über diesen Zeitraum abgesetzte Boden konnte, insbesondere in den vergangenen zwei Monaten, einige Wasserreserven auffüllen.

Die Beurteilung sollte bei Feldkapazität durchgeführt werden. Im Fachjargon beschreibt dies denjenigen Zustand, bei dem der Boden noch leicht feucht, aber nicht zu trocken ist. Außer durch Niederschläge wird dieser Zustand aber auch vom Bedeckungsgrad des Bodens durch pflanzlichen Aufwuchs und dem Bodentyp beeinflusst, weshalb Regionen individuell betrachtet werden müssen, um den passenden Zeitpunkt für eine Beurteilung zu treffen. Von Ende März bis in den April hinein ist die Feldkapazität in der Regel auf allen schleswig-holsteinischen Böden vorzufinden.

Rückschlüsse auf die Bodenbearbeitung

Die Bodenruhe, die der Beurteilung im Frühjahr vorausgeht, hat dazu geführt, dass sich der Boden setzen konnte und bodeninterne Strukturierungsprozesse eingeläutet wurden. In dieser Zeit erfolgte keine Form der Bodenbearbeitung, weshalb die Beurteilung mehrere Zwecke erfüllen und Fragestellungen beantworten kann:

• Status quo des Bodens vor der Frühjahrsaussaat

• Erfolg der Bodenbearbeitung im Herbst

• Identifikation von Bodenschadverdichtungen

Das sind die Beurteilungskriterien

Für eine objektive Beurteilung der Bodenstruktur sind Beurteilungskriterien erforderlich, anhand derer auch eine abschließende Klassifizierung erfolgen kann. Hierzu sollte das einfach anzuwendende, international anerkannte System zur visuellen Bodenstrukturbeurteilung (VESS) herangezogen werden, welches in Abbildung 1 dargestellt ist. Bereits seit 2007 ist die Beurteilung nach VESS, die von renommierten, weltweit forschenden Wissenschaftlern erstellt wurde, verfügbar und kann sowohl auf den Unterboden (SubVESS) als auch auf Grünland (GrassVESS) angewendet werden. Die im App Store und im Google Play Store verfügbare App hilft bei der Beurteilung der Bodenstruktur und leitet den Anwender durch die aufeinander aufbauenden Schritte zu einer objektiven Beurteilung. Diese erfolgt nach dem Schulnotensystem (1 = sehr gut; 5 = sehr schlecht). Die in der Abbildung 2 dargestellte Grafik stellt die Korrelation zwischen der Bodenstrukturbeurteilung (VESS score) und der Luftkapazität an ausgewählten Standorten in Schleswig-Holstein dar. Die Luftkapazität ist ein wichtiger Funktionsparameter, der den Anteil der Grobporen eines Bodens bestimmt, über die der Luftaustausch und die schnelle Wasserleitung (Drainung) erfolgen. Sobald der kritische Grenz­wert von unter 5 ​Vol.-% unterschritten wird, gilt die Porenfunktion und damit auch die Bodenstruktur als gestört. Ab einem VESS score von rund 3,4 besteht anhand der Ergebnisse ein möglicher Hinweis auf gestörte Bodenfunktionen.

Fazit

Die regelmäßige Bodenstrukturbeurteilung erleichtert die Entscheidung über die Notwendigkeit nachfolgender Bearbeitungsschritte und zeigt mögliche Potenziale zur Verbesserung der Bodenstruktur auf. Wiederkehrende Überprüfungen im Zusammenhang mit Standortkenntnissen ermöglichen die Einordnung der Ergebnisse und zeigen individuelle Chancen zur Verbesserung und Entwicklung der Standorteigenschaften auf.