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Lebhaftes Neugeschäft mit Programmkrediten

Das Interesse an den Programmkrediten der Landwirtschaftlichen Rentenbank ist im ersten Halbjahr 2022 deutlich gestiegen. Wie die Förderbank mitteilte, ist das Neugeschäft gegenüber dem Vorjahreszeitraum um nahezu ein Drittel auf 3,782 Mrd. € gewachsen. Besonders kräftig legte die Fördersparte Erneuerbare Energien zu, und zwar um 126 % auf 1 Mrd. €. Den stärksten Nachfrageschub gab es hier im Neugeschäft mit Finanzierungen für Windkraftanlagen; sie erhöhten sich von 291 Mio. € auf 750 Mio. €. Die Biogasfinanzierungen verdoppelten sich auf rund 105 Mio. €.

Der Rentenbank zufolge macht sich bei den Erneuerbaren Energien weiterhin die Einführung einer Darlehensvariante mit Zinsbindung über zehn Jahre im September 2020 bemerkbar. Seit Anfang April 2022 bietet das Frankfurter Finanz­institut die langfristigen Zinsbindungen in allen Fördersparten an. Aufgrund der höheren Nachfrage nach Maschinen- und Betriebsmittelfinanzierungen stieg im Berichtszeitraum das Neugeschäft in der Fördersparte Agrar- und Ernährungswirtschaft um 42 % auf 432 Mio. €. Ebenfalls sehr dynamisch entwickelte sich die Förderung in der Sparte ländliche Entwicklung; das Neugeschäft erhöhte sich hier um 56 % auf 914 Mio. €. Zurückzuführen ist dies nach Angaben der Rentenbank auf die stärkere Nachfrage der Landesförderinstitute nach Globaldarlehen.

Rückläufig war dagegen im ersten Halbjahr 2022 das Neugeschäft in der Fördersparte Landwirtschaft; hier wurde ein Minus von 15 % auf 1,104 Mrd. € verzeichnet. Weniger nachgefragt wurden von den Betrieben insbesondere Programmkredite für Wirtschaftsgebäude. Rückläufig war in der ersten Jahreshälfte auch das Betriebsergebnis vor Risikovorsorge und Bewertung. Mit 74,3 Mio. € bewegte sich dieses um 21 % unter dem entsprechenden Vorjahresniveau von 94,1 Mio. €. Ausschlaggebend dafür waren laut Rentenbank insbesondere die höheren Zinszuschüsse, die im Rahmen der Fördertätigkeit bei den Programmkrediten gewährt wurden. Zudem erhöhten sich die Verwaltungsaufwendungen auf 45,6 Mio. € (42,6 Mio. €), hauptsächlich aufgrund gestiegener IT-Investitionen.

Hilfe bei der Frühfinanzierung

Die Rentenbank fördert nach eigenen Angaben auch Innovationen, und zwar von der Entwicklung über die Praxiseinführung bis hin zur Verbreitung zukunftsweisender Verfahren und Produkte. Aus dem Zweckvermögen des Bundes bei der Landwirtschaftlichen Rentenbank würden dabei speziell agrarnahe Start-ups in der Frühfinanzierungsphase unterstützt. Im ersten Halbjahr hätten beispielsweise zwei Start-ups Nachrangdarlehen über insgesamt 1,3 Mio. € sowie 100.000 € in Form von Innovationsgutscheinen erhalten. Darüber hinaus seien sieben Projektpartner aus dem Innovationsfonds mit Zuschüssen in Höhe von 1,6 Mio. € gefördert worden. Zudem hat sich die Rentenbank im Februar mit 25 Mio. € am European Circular Bio­economy Fund beteiligt. Der von der EU-Kommission initiierte Fonds investiere in innovative Wachstumsunternehmen der Bioökonomie mit dem Ziel, den Verbrauch fossiler Rohstoffe zu verringern, eine biobasierte Kreislaufwirtschaft zu fördern und zu einer klimaneutralen Entwicklung beizutragen. Bis Ende Juni seien bereits Mittel in Höhe von 3,6 Mio. € abgerufen worden.

Refinanzierung vorangetrieben

Zur Refinanzierung ihres För­dergeschäfts hat die Rentenbank im ersten Halbjahr 2022 insgesamt 8,2 Mrd. € mit Laufzeiten von mehr als zwei Jahren an den Kapitalmärkten aufgenommen. Damit wurden bereits drei Viertel des für dieses Jahr geplanten Emissionsvolumens von 11 Mrd. € erreicht. Die wichtigste Emissionswährung war der Euro, dessen Anteil an der Mittelaufnahme auf 70 % gestiegen ist. Darin enthalten ist eine fünfjährige Anleihe über 2 Mrd. €, die bisher größte Euro-Benchmark-Anleihe der Förderbank. Der Anteil des US-Dollars sank auf 12 %. Mit einem Anteil von 69 % des Emissionsvolumens blieben Geschäftsbanken die wichtigsten Investoren. Bei Zentralbanken platzierte die Rentenbank 15 % ihrer Anleihen. Auch zum Ende des ersten Halbjahres 2022 kann die Förderbank mit hohen Kapitalquoten auf Basis der EU-Bankenverordnung glänzen. Die Kernkapitalquote lag bei 30,6 %, die Gesamtkapitalquote bei 30,7 %.

Bewertung von Ferkelfutter und Alleinfutter für Sauen

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Von Januar bis März 2022 wurden in Schleswig-Holstein Alleinfutter für tragende und säugende Sauen und Ferkelaufzuchtfutter vom Verein Futtermitteltest (VFT) beprobt, überprüft und bewertet. Die Ergebnisse im Folgenden.

Durch Mitarbeiter der Schweinespezialberatung Schleswig-Holstein und der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein wurden die Proben direkt bei Anlieferung des Futters auf den Betrieben gezogen. Nach Untersuchung im Labor der Agrolab Lufa Kiel erfolgte die Bewertung beim VFT. Sobald hier eine Abweichung von der Deklaration oder den Vorgaben und Richtwerten festgestellt wird, wird das Futter durch ein zweites Labor überprüft. Dadurch wird die Gefahr von Analysefehlern minimiert und tatsächliche Abweichungen werden abgesichert.

Hinweise zur Vorgehensweise des VFT bei der Bewertung der Futtermittel, zu Anforderungen und fachlichen Vorgaben sind im Internet unter www.futtermitteltest.de zu finden. Über diese Seite ist ebenfalls ein Zugriff auf die Ergebnisse verschiedener Futtertypen in den einzelnen Regionen möglich.

Alleinfutter für Sauen aus Schleswig-Holstein

Untersucht wurden vier Alleinfutter (AF), zwei für tragende Sauen und zwei für säugende Sauen, von drei verschiedenen Herstellern.

Die AF für tragende Sauen waren mit 12,0 MJ ME/kg beziehungsweise 11,8 MJ ME/kg bei 14,0 % und 13,5 % Rohprotein mit 0,60 % und 0,70 % Lysin, 0,24 % Methioninäquivalent beziehungsweise 0,21 % Methionin, jeweils 0,70 % Kalzium und 0,50 % Phosphor deklariert.

Die AF für säugende Sauen waren mit 13,2 MJ ME/kg und 13,0 MJ ME/kg bei 17,0 % und 16,5 % Rohprotein mit jeweils 0,95 % Lysin, 0,31 % Methioninäquivalent beziehungsweise 0,28 % Methionin, 0,85 % und 0,80 % Kalzium sowie 0,55 % beziehungsweise 0,58 % Phosphor deklariert.

Kommentierung der Alleinfutter für Sauen

Bezüglich der Genauigkeit der Nährstoffangaben der Hersteller (Deklarationseinhaltung) wurden die angegebenen Gehalte an Energie und den wesentlichen Nährstoffen mit den Laborbefunden verglichen (Tabelle 1). Dabei gab es drei Futter mit Unterschreitung des Energiegehaltes. Die anderen Deklarationswerte wurden bestätigt.

Lediglich das AF für tragende Sauen von der Firma Stöfen hielt die Vorgaben im Rahmen der engen Toleranzen des VFT ein und erreichte eine sehr gute Bewertung – Note 1.

Die drei weiteren untersuchten AF mussten wegen der oben genannten Energieuntergehalte mit der Note 3 bewertet werden. Niedrigere Energiegehalte im Futter führen bei fester Zuteilung zu einer unzureichenden Energiezufuhr, die vor allem in der Laktation wegen des hohen Energiebedarfs bei der Milchbildung zu verstärktem Substanzabbau führt, was nachteilig für die folgenden Reproduktionszyklen sein kann. Bei Ad-libitum-Fütterung und gegebenenfalls Anpassung der Futteraufnahme wäre das Energiedefizit kleiner, es resultierte aber ein höherer Futteraufwand.

Bei der fachlichen Bewertung (Tabelle 2) wird die Übereinstimmung der tatsächlichen Gehalte mit fachlich abgeleiteten Richtwerten bezüglich des Energieniveaus und der Aminosäuren- sowie Mineralstoffversorgung unter Berücksichtigung des vorgesehenen Einsatzzweckes beurteilt. Dieser wird dabei dem Fütterungshinweis beziehungsweise der Bezeichnung des Futters entnommen. Die Aussagefähigkeit des Fütterungshinweises wird mit beurteilt.

Alle beprobten Futter enthielten einen Phytasezusatz, was die Verdaulichkeit von Phosphor und Kalzium erhöht und eine Reduzierung der Mineralergänzung ermöglicht – so sind bei entsprechendem Zusatz die Richtwerte für Kalzium und Phosphor um 0,08 g/MJ ME niedriger.

Ferkelfutter aus Schleswig- Holstein

Die untersuchten Ferkelfutter stammten aus einem Mischfutterwerk. Es handelt sich um ein Ferkel­aufzuchtfutter I (FAZ I) für früh abgesetzte Ferkel bis 20 kg Lebendmasse (LM), bis vier Wochen nach dem Absetzen. Zwei Futter wurden als Ferkelaufzuchtfutter II (FAZ II) bis 35 kg LM erfasst. Zusätzlich wurde ein Ergänzungsfutter für Ferkel bis vier Wochen nach dem Absetzen untersucht.

Alle getesteten Aufzuchtfutter enthielten einen Phytasezusatz. Die deklarierten Energie- und Proteingehalte der Futter lagen bei 14,4 MJ ME/kg für das FAZ I und 13,4 MJ ME/kg beziehungsweise 13,6 MJ ME/kg für die FAZ II, bei Rohproteingehalten von 16,8 % für das FAZ I und 17,0 % beziehungsweise 17,5 % für die FAZ II. Die in der Schweinefütterung zuerst limitierend wirkenden Aminosäuren wurden mit 1,35 % Lysin für das FAZ I beziehungsweise 1,20 % und 1,30 % Lysin für die FAZ II angegeben und mit 0,42 % Methionin (FAZ I) beziehungsweise 0,35 % und 0,39 % Methionin (FAZ II). Die deklarierten Kalziumgehalte lagen bei 0,55 % für das FAZ I beziehungsweise 0,70 % und 0,65 % Kalzium für die FAZ II. Das FAZ I wies einen Phosphorgehalt von 0,50 % auf. Die FAZ II zeigten Gehalte von 0,50 % und 0,55 % (Tabelle 1).

Das Ergänzungsfutter (EF) hat­te einen Energiegehalt von 14,3 MJ ME/kg, 17,0 % Rohprotein, 1,35 % Lysin, 0,40 % Methionin, 0,60 % Kalzium und 0,46 % Phosphor.

Kommentierung der Ferkelaufzuchtfutter

Bei der Überprüfung der Deklarationen nach futtermittelrechtlichen Vorgaben konnten durch die Laboranalysen nur zwei Futter (ein FAZ II und das EF) die deklarierten Werte im Rahmen der Toleranzen einhalten.

Das FAZ I und das zweite FAZ II wiesen Energieuntergehalte auf und wurden daher mit der Note 3 bewertet (Tabelle 2). Das erste FAZ II der Firma Stöfen enthielt einen Threoninuntergehalt und wird daher mit der Note 2 bewertet. Eine ausreichende Versorgung mit Energie und allen wichtigen Aminosäuren ist für eine gute Gesundheit und Zunahme wichtig.
Nur das Ergänzungsfutter hielt alle Vorgaben ein und wurde daher mit der Note 1 bewertet.

Da die Bezeichnung FAZ I beziehungsweise II nicht eindeutig ist, sind generell Hinweise auf den Einsatzbeginn (x kg Lebendgewicht) notwendig. Ein Einsatzbeginn mit entsprechender Gewichtsangabe wird leider von keinem Hersteller mit aufgeführt.

Die vorliegenden Testergebnisse beziehen sich ausschließlich auf die geprüften Futterchargen und dürfen nicht generell für die Beurteilung der Futtertypen herangezogen werden. Sie lassen ebenfalls keine Rückschlüsse auf die übrigen Produkte der beteiligten Mischfutterhersteller zu.

Die Prüfung von Mischfutter durch den VFT wird insbesondere durch Zuschüsse des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert.

„Dafür muss man brennen“

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Thordis Thoroe und Selena Brummund starteten für das US-amerikanische Team bei den Weltmeisterschaften im Voltigieren im dänischen Herning. Als Longenführerinnen verhalfen die beiden Schleswig-Holsteinerinnen mit ihren Pferden den Turnern aus Übersee zu guten Platzierungen und freuten sich über die Möglichkeit, bei einem solchen Turnier zu starten.

Als Kind voltigierte Thordis Thoroe selbst, doch der ganz große Erfolg blieb aus. Als sie alt genug war, fing sie als Trainerin und Longenführerin an. „Damit bin ich erfolgreicher“, sagt die 28-jährige Kielerin und lacht. Ihr Pferd, der 15-jährige Holsteiner Jack, steht im Reitverein Rossgarten. Wenn sie nicht gerade den Nachwuchs trainiert, reitet sie ihn selbst.

Im vergangenen Jahr bekam sie einen spannenden Anruf: „Jemand hatte mich dem amerikanischen Voltigierteam als Longenführerin empfohlen und die wollten sich mit mir treffen“, berichtet sie. Alle größeren Voltigierturniere seien in Europa und damit die Turner aus Übersee nicht jedes Mal ihr Pferd mitbringen müssten, suchten sie sich vor Ort Pferde und Longenführer. Denn für Voltigierer gibt es kaum Sponsoren, sie müssen meist alles selbst bezahlen. Nun suchte das US-amerikanische Team Verstärkung für die Weltmeisterschaften (WM).

„Ich habe sofort gesagt, dass ich das mache. So eine Chance kriegt man nicht so oft“, berichtet Thoroe. Auch ihre Freundin Selena Brummund aus Joldelund, Kreis Nordfriesland, wurde auf Tho­roes Empfehlung hin angefragt. Beide trafen sich mit den Voltigierern, die mehrere Pferde ausprobierten, und wurden am Ende ausgewählt. „Es ist wichtig, dass es mit dem Pferd, den Turnern und dem Longenführer harmoniert“, erklärt Thoroe, die im vergangenen Jahr schon einmal für das amerikanische Juniorteam bei der WM an der Longe stand.

Als Testlauf trafen sich alle für ein Turnier in Schweden. Todd Griffiths und Calle Davis waren gleich begeistert. Die beiden wollten auf Tho­roes Pferd im Pas de deux starten. Die Mannschaft entschied sich für Selena Brummund und Drillian. Das Pferd gehört dem Reitclub Blau-Weiß Löwenstedt, Kreis Nordfriesland. Thoroe freute sich: „Die US-Amerikaner reisen mit einem großen Team aus Turnern, Trainern, Pferdepflegern und sogar Physiotherapeuten und alle sind sehr nett.“

Zu diesem Team gehörten bei den Weltmeisterschaften in Herning auch die beiden Schleswig-Holsteinerinnen. Thoroe und Brummund nahmen sich Urlaub und reisten gegen einen kleinen Unkostenbeitrag mit ihren Pferden nach Dänemark. „Die Kosten sind nur im Ansatz gedeckt. Dafür muss man brennen“, verriet die hauptberufliche Krankenschwester im Vorweg.

Doch es hat sich gelohnt und die beiden Schleswig-Holsteinerinnen hatten spannende Tage: „Es ist schon etwas Besonderes, in eine solche Arena einzulaufen“, berichtet Thoroe. Auch die Zusammenarbeit mit den beiden Amerikanern war sehr gut: „Die beiden sind es gewöhnt, auf unterschiedlichen Pferden zu voltigieren, und waren mir sehr dankbar.“ Am Ende kam das Team US/SH auf Platz sechs, sowohl im Pas de deux als auch mit der Mannschaft. „Ein wirklich gutes Ergebnis“, freut sich Thoroe, die auch auf ihren Jack sehr stolz ist: „Er hat sich toll präsentiert und sich von der Atmosphäre nicht beeindrucken lassen.“

Die Medaillenplätze hatten die deutschen Starter für sich reserviert. Zweimal Gold, zweimal Silber und eine Bronzemedaille nahmen sie mit nach Hause. Lediglich der Nationenpreis zum Abschluss lief nicht ganz wunschgemäß, hier verpasste die deutsche Mannschaft knapp eine weitere Medaille und kam auf Platz vier.

Rund 50 Prozent der Rapsflächen betroffen

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In den Anbaugebieten, in denen Raps ab Anfang der 2000er Jahre intensiver angebaut worden ist, ist die Kohlhernie zur bedeutendsten Fruchtfolgekrankheit geworden. Heute tritt sie auf mehr als der Hälfte der Rapsanbaufläche auf. Welche Sorten kommen beim Anbau in Schleswig-Holstein infrage?

Kohlhernie ist kein Pilz, sondern ein parasitisch lebender Einzeller. Die Dauerstadien dieses Einzellers können auch nach mehr als 20-jähriger Anbaupause im Boden nachgewiesen werden. Kohlhernie befällt nicht nur Raps, sondern auch viele andere Kreuzblütengewächse wie Hederich, Rauke, Hirtentäschel. Auch Zwischenfrüchte wie Senf und Rettich kann der Einzeller zur Vermehrung nutzen. Die Zoosporen der Kohlhernie bewegen sich in der Bodenlösung schwimmend fort und werden durch Wurzelausscheidungen angezogen. In trockenen Jahren ist daher der Infektionsdruck geringer, sodass Kohlhernie nicht in jedem Jahr auftritt.

20 Jahre Züchtungsfortschritt

Mit der Sorte ‚Mendel‘ kam 2002 die erste kohlhernieresistente Sorte auf den Markt. Bis dato ist die ‚Mendel’-Resistenz immer noch die einzige vorhandene Resistenz gegen den Erreger und wird von allen Züchtern eingesetzt.

Dabei zeigte sich anfänglich, dass die Ausprägung der Resistenz durch Bildung von Abwehrstoffen dazu führt, dass dies die Pflanze Energie und somit Ertrag kostet. Dass die Kohlherniesorten den Normalhybriden ertraglich unterlegen waren, dauerte etwa bis 2017. Bis dahin hatte man die Wahl, auf den von Kohlhernie befallenen Flächen auf etwas Ertrag oder eben ganz auf Raps zu verzichten.

Die grüne Brücke – hier Durchwuchsraps aus einem Maisbestand: Ausfallraps und kreuzblütige Unkräuter sorgen dafür, dass sich die Kohlhernie auch auf Flächen hält, auf denen Jahrzehnte kein Raps angebaut worden ist. Foto: Christoph Algermissen, 2016

Mit der Sorte ‚Crome‘ gelang es dann 2017, die Ertragslücke zu den nichtresistenten Vergleichssorten – damals unter anderem die Sorte ‚Penn‘ – zu schließen. Weitere Sorten mit kombinierter Resistenz- und Hochertragsgenetik folgten aus den Häusern NPZ und DSV im Rapool-Ring, der in diesem Jahr die 20-jährige Markteinführung von ‚Mendel’ feiern kann. Typischerweise beginnen die Namen dieser Sorten mit Cr – dem Akronym für „Clubroot”, dem englischen Wort für Kohlhernie.

Die ‚Mendel’-Resistenz selbst bildet nach wie vor das Rückgrat aller kohlhernieresistenten Sorten. In der neuesten Züchtungsgeneration ist sie an mehreren Orten im Genom platziert, sodass die Ausbildung der Abwehrstoffe beim Transkribieren der DNA auf einem gesteigerten Niveau stattfindet und die Resistenz somit deutlich stärker ist. Der neue Resistenztyp wird vom Züchter Cr1e genannt.

Am beschleunigten Züchtungsfortschritt haben auch moderne Selektionsmethoden wie das Next Generation Genome Sequencing einen hohen Anteil. Das automatisierte Lesen der Gene ermöglicht es, die Resultate der Züchtungsarbeit bereits an sehr jungen Keim­pflanzen zu untersuchen. Man muss nicht mehr bis zum Feldtest warten, um die Leistungsfähigkeit einer Sorte abschätzen zu können.

Nach und nach ist es auch den anderen Züchterhäusern gelungen, ihre spezifische Hochertragsgenetik mit der ‚Mendel’-Resistenz zu kombinieren. Dadurch konnte das gesamte Ertragsniveau der Leistungsprüfung in den vergangenen Jahren auf das der Landessortenversuche gesteigert werden.

Leistungsprüfung der Kohlherniesorten

Die Leistungsprüfung der Kohlherniesorten wurde 2021/2022 an vier Orten angelegt, wovon nur zwei Orte statistisch auswertbar waren. Die Prüfung in Kastorf ist bereits im Herbst so stark durch den Erdfloh geschädigt worden, dass sich der Bestand nur mit halber Pflanzenzahl etablieren konnte. Der Bestand in Elskop wurde im Herbst vom Erdfloh befallen und zudem von Tauben geschädigt, die mittleren beiden Wiederholungen wiesen nur den halben Ertrag auf im Vergleich zu den beiden äußeren Wiederholungen. Der Versuch wurde zwar beerntet, nach der Auswertung war aber klar, dass anhand der Zahlen keine Beurteilung der Sortenleistung möglich war.

Aufgrund des noch überschaubaren Sortenumfangs wurde die Leistungsprüfung im vergangenen Jahr zweifaktoriell angelegt und wird einmal nach den Richtlinien des Bundessortenamtes unbehandelt, also ohne Wachstumsregler und Fungizide, geführt und einmal, entsprechend den örtlichen Gegebenheiten, mit beidem behandelt. Insektizidmaßnahmen und Unkrautbekämpfung finden jedoch im gesamten Versuch analog zur Praxis statt. Die Ergebnisse sind in den Tabellen 1, 2 und 3 dargestellt. Die Ertragsunterschiede zwischen der unbehandelten und ortsüblichen Variante sind signifikant. Es zeigt sich aber, dass die besten Sorten sowohl in der behandelten als auch in der unbehandelten Variante vorn liegen.

Ergebnisse und Sortenempfehlung

Die Sorte ‚Crossfit‘ scheint am wenigsten auf das Weglassen der Fungizide zu reagieren. Ihre ­absoluten Kornerträge sind in beiden Varianten identisch, und das bei dem ansprechenden Leistungsniveau der anfälligen Vergleichssorten ‚Ambassador‘ und ‚Smaragd‘.

Die Marktführer ‚Croozer‘ und ‚Crocodile‘ haben wieder einmal ihr Leistungsniveau bestätigt, reagieren aber deutlich besser unter praxisnahen Bedingungen. Die Sorten ‚Creed‘ und ‚Cromat‘, die in die gleiche Genetik haben, sind noch zu jung, um sie voll zu empfehlen, aber besonders ‚Cromat‘ scheint sich ertraglich vor ‚Crocodile‘ zu positionieren.

‚LG Alledor‘ scheint in diesem Jahr ihrem Nachfolger ‚LG Scorpion‘ überlegen zu sein. Die Ertragsgenetik der Firma Limagrain ist jedoch auf leichten und zu Trockenheit neigenden Standorten ungeschlagen. Das erkennt man besonders an der Sorte ‚Ambassador‘ in Futterkamp. Unter optimalen Bedingungen mit lokaler Genetik erreicht die Sorte immer noch sehr gute Erträge, wird aber überholt. Im kommenden Jahr wird es wieder einen Geeststandort im Rapsversuch geben, wo sich diese Einschätzung hoffentlich erneut bestätigen wird.

Interessant ist auch das Sortenmerkmal „Schotenplatzfestigkeit“, welches besonders auf verschießenden Standorten mit ungleichmäßiger Abreife Bedeutung hat. Unter der Schotenplatzfestigkeit leidet jedoch der Ölgehalt einer Sorte, sodass schotenplatzfeste Sorten selten in der Marktleitung prozentual gegenüber den Kornerträgen zulegen.

Was ist bei der Aussaat 2022 zu beachten?

Die Sorten ‚DK Placid‘, ‚SY Alitop‘ und ‚SY Aliwin‘ werden von den Züchtern nicht weiterverfolgt. Sie werden bereits zur anstehenden Aussaat durch vielversprechende Nachfolgerinnen ersetzt. Neu in den Versuch der Landwirtschaftskammer mit aufgenommen werden die ersten resistenten Sorten von der KWS. Das gesamte Sortiment in der Kohlhernieprüfung umfasst zur Aussaat 2022 bereits 16 Sorten.

Da die Leistungsprüfung der Kohlherniesorten außerhalb des amtlichen Prüfwesens steht, ist das Sortiment in diesem Marktsegment sehr jung und voll auf der Höhe des Züchtungsfortschrittes. Mit der Sorte ‚LG Alledor‘ wurde im gesamten Prüfwesen vor drei Jahren die erste multiresistente Sorte aufgenommen. Die Voraussetzung für die Aufnahme in diesen Versuch ist, dass zur Ernte bereits Saatgut, sei es über eine EU-Zulassung oder unter deutsch-orangefarbenem amtlichen Etikett, im Handel verfügbar ist.

Die Ergebnisse Landessortenversuche Raps finden sich hier.

Teamtraining auf der Treene

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Wind und die Gefahr, in die recht kühle Treene zu fallen, schreckten eine Gruppe von zwölf Landjugendlichen nicht ab, beim diesjährigen Teamtraining an den Start zu gehen. Sie wurden nicht nur mit vielen neuen Erkenntnissen, sondern auch mit Sonne und einem aufregenden Wochenende in Friedrichstadt belohnt.

Nachdem am Sonnabendmorgen alle Teilnehmer aus den unterschiedlichsten Ecken des Landes angereist waren, hieß es erst einmal, sich kennenzulernen und als Gruppe zusammenzuwachsen. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde ging es direkt los mit ein paar Gruppenübungen, bei denen die Teilnehmenden bereits lernen konnten, als Gruppe zusammenzuarbeiten und ohne viele Worte zu kommunizieren.

Gegenwind

Dann machten sich alle auf den Weg zum Kanuverleih. Nach einer kleinen Übungsrunde durch die Grachten von Friedrichstadt ging es hinaus auf die Treene in Richtung Schwabstedt. Bei kräftigem Rückenwind waren die Kilometer flussaufwärts schnell geschafft. Kurz vor Schwabstedt hieß es zu wenden, um flussabwärts auf dem Weg Richtung Friedrichstadt einen geeigneten Rastplatz zu finden. Dies gestaltete sich dann allerdings sehr schwierig und erst kurz vor Friedrichstadt fanden die Paddler eine Wiese, auf der sie die gemeinsame Mittagspause mit vorbereiteten Lunchpakten einlegen konnten. Es tat gut, sich dabei etwas auszuruhen, denn der Rückweg gegen den Wind war ziemlich anstrengend.

Nach der Pause ging es wieder darum, die Teamfähigkeit unter Beweis zu stellen. Bei der Überquerung eines Moores durften die Schollen, auf denen die Teams standen, nicht verlassen werden. Nach kurzen Anlaufschwierigkeiten absolvierten alle diese Übung ohne größere Probleme. Dann ging es mit den Kanus weiter in Richtung Friedrichstadt. Als das letzte Stück gegen den Wind geschafft und die Kanus wieder abgegeben waren, bezogen alle ihre Zimmer in der Jugendherberge.

Nach der anstrengenden Tour hatten alle Lust, ohne Kanu und die Gefahr zu kentern an der Badestelle zu chillen und sich im kühlen Nass der Treene zu erfrischen. Nach einer Stärkung am Grill waren die Lajus bereit für das Abendprogramm, das auf der Wiese vor der Jugendherberge mit einer Runde „Schere, Stein, Papier extrem“ scheinbar harmlos begann. Doch weit gefehlt. Alle kamen noch einmal richtig ins Schwitzen. Bei dem kleinen Wettkampf in zwei Teams galt es, mit zwei Scheren und ein wenig Klebeband aus einem Stück Pappe einen möglichst hohen Turm zu bauen. Dabei war neben Kreativität auch der Sinn fürs Technische gefragt. Danach war er angenehm, den restlichen Abend in gemütlicher Runde und gutem Austausch ausklingen zu lassen.

Wasserschlacht

Den Sonntagmorgen starteten wir nach dem Frühstück wieder mit ein paar kleinen Warm-up-Spielen. Da noch alle lahme Arme vom Kanufahren hatten, entschieden wir uns spontan dafür, lieber mit Tretbooten Friedrichstadt zu erkunden. Es war sehr schön, durch die kleinen Grachten zu fahren und ein wenig den Ort kennenzulernen. Danach zog es alle noch mal hinaus auf die Treene und als ein Tretbootteam eine Wasserspritze an seinem Gefährt entdeckt hatte, musste sie natürlich ausprobiert werden. Es dauerte nicht lange, bis auch die anderen Teams das technische Accessoire gefunden hatten, und die Wasserschlacht war in vollem Gange. Schließlich wurde die Schlacht mit einem „Wasserstillstand“ beendet und als die Tretboote wieder abgegeben waren, nahte auch schon das Ende des Teamtrainings.

Zum Abschluss machten sich alle auf den Weg zum Marktplatz von Friedrichstadt und ließen das Wochenende bei einem leckeren Eis noch einmal Revue passieren. Mit vielen tollen Erinnerungen, neuen Freundschaften, dem einen oder anderen kleinen Sonnenbrand und Muskelkater in Armen und Beinen machten sich alle auf den Heimweg.

Liveparty für Singles im Karolinenkoog

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Am 23. September laden die JungenLandFrauen Dithmarschen zur Singleparty ein. An diesem Freitag sind alle Singles zwischen zirka 20 und 40 Jahren in der Festscheune im Karolinenkoog willkommen. Aktuell sind bereits 30 Anmeldungen vorhanden. Das Bauernblatt sprach mit Mitorganisatorin Katharina Timmermann über Dresscode und gute Alternativen zu Tinder.

Wie ist die Idee zur Singleparty entstanden?

Katharina Timmermann: In Corona-Zeiten war ja nicht so viel möglich, weil sehr viele Veranstaltungen ausfielen, und so saßen viele Singles allein zu Hause und es gab wenige Möglichkeiten, jemanden kennenzulernen. In dieser Zeit kam mir die Idee, dass es eigentlich schön wäre, einen Rahmen zu schaffen, in dem nur Singles feiern. Deshalb habe ich die Singleparty vorgeschlagen, denn man kennt das ja vielleicht: Bei einer bunt gemischten Feier ist es schwierig, jemanden anzusprechen, weil man nicht weiß, ob derjenige vergeben ist oder nicht. Bei einer Singleparty ist das entspannter. 

Landfru kiekt Kunst

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„Landfru kiekt Kunst“ hieß es am Aktionstag des OV Bordesholm anlässlich des 75-jährigen Bestehens des LandesFrauenverbandes Schleswig-Holstein. Der Verein hatte an einem Sonntag zu einer Veranstaltung auf dem Hof von Steffi und Klaus Reese in Bissee und zur Skulpturenausstellung „Spiel“ eingeladen.

Eine Arbeitsgruppe um Maike Mäusling und Elsbeth Drechsel hatte ein umfangreiches Programm für diesen Tag vorbereitet und die Bordesholmer LandFrau Karina Gloyer-Köpke führte fachkundig durch die Ausstellung im Dorf.

Kulinarisch gab es auf der geschmückten Diele von Familie Reese so manche Leckerei wie Pellkartoffeln mit Kräuterquark und Käsespieße mit Erdbeeren. Beliebt waren auch das Kuchenangebot sowie heiße, aber auch kalte Getränke, denn die Sonne meinte es gut, sodass kurzerhand Tische und Bänke auf den Hof gestellt wurden. Das lud zum Verweilen ein und es fanden viele interessante Gesprächsrunden statt. Eine gelungene Veranstaltung, deren Erlös, das war den Bordesholmer LandFrauen wichtig, direkt im Umland gespendet werden sollte.

Die Entscheidung fiel dieses Mal für die Bordesholmer Tafel im Lüttparten. Der Erlös, 267 €, wurde von Maike Mäusling und Elsbeth Drechsel an Beate Kälbert, Leiterin der Bordesholmer Tafel, überreicht. Die nahm die Spende sichtlich erfreut und dankend zur Aufstockung der Tafelvorräte entgegen.

Beate Kälber berichtete, dass derzeit 35 ehrenamtliche Personen aktiv an der Lebensmittelausgabe beteiligt seien. Die Ausgabe erfolge immer freitags an zirka 100 Haushalte mit insgesamt 179 Erwachsenen und 106 Kindern. Das sei eine logistische Herausforderung und jede Spende helfe hier wirklich direkt, betonte die Leiterin der Tafel.

Elsbeth Drechsel (r.) bei der Spendenübergabe an Beate Kälbert

Foto: Olaf Köppe

Silomais-Versuchsstandorte zur Besichtigung bereit

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Auch in diesem Jahr gibt es ­wieder die Möglichkeit, sich ­frühzeitig über Silomaissorten zu informieren. Bereits zur Aussaat hat die Landwirtschaftskammer vier Versuchsstandorte mit entsprechendem ­Besuchergang für die ­Sortendemos geplant: ­S­chwesing (NF), Barkhorn (RD), Hemdingen (PI) und Krumstedt (HEI).

Auf den Versuchsstandorten Schwesing (NF) und Barkhorn (RD) wurde eine Auswahl des frühen Maissortiments (S 200 bis S 220) aus den Landessortenversuchen an den Besuchergang gestellt.

In Hemdingen (PI), Krumstedt (HEI) und auch Barkhorn (RD) sind mittelfrühe Maissorten (S 230 bis S 250) der diesjährigen Landessortenversuche in der Sortendemo zu finden. Pflanzen und Kolben dürfen aus den Sortendemos entnommen werden.

Der Eingang ins jeweilige Versuchsfeld ist ausgeschildert. In den Besuchergängen der Sortendemos befindet sich eine wetterfeste Kiste, in der sich neben der „Sortenempfehlung für den Frühbezug Mais zur Aussaat 2023“ auch abgedruckte Lagepläne zu den Sortenversuchen des Standortes befinden.

Die zu beerntenden Versuche der Landwirtschaftskammer befinden sich direkt hinter den Sortendemos, ausgeschildert mit kleinen Etiketten links am Parzellenanfang. Zu einer Parzelle gehören vier Reihen Mais. In den Versuchen ist unbedingt auf das Pflücken von Kolben und das Entnehmen von Maispflanzen zu verzichten.

Quelle: Dr. Elke Grimme

Saatgutbehandlung im Getreide

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Heute spielen Krankheiten, die über das Saatgut übertragen werden, in der Wahrnehmung der landwirtschaftlichen Praxis eine untergeordnete Rolle. Dabei sollte nicht in Vergessenheit geraten, dass eine Reihe dieser Krankheiten erhebliche Schäden anrichten kann und in der Vergangenheit eine herausragende Bedeutung hatte. Im ökologischen Landbau haben die Krankheiten immer noch einen höheren Stellenwert.

Eine hohe Hygiene in der Saatgutvermehrung in Verbindung mit einem professionellen Kontrollwesen sowie moderne Beizverfahren haben diese Krankheiten in den Hintergrund gedrängt. Neue Anwendungsbestimmungen chemischer Präparate erhöhen jedoch auch die Anforderungen an den Einsatz von gebeiztem Saatgut auf dem Feld.

Die Brandpilze bilden die prominenteste Gruppe samenbürtiger Erreger im Getreide. Häufig werden die Sporenlager (Brandbutten) an der Blüte gebildet, welche Basidiosporen enthalten und am oder im Saatkorn übertragen werden.

Wichtige Brandpilze im Getreide

Sporen des Gerstenflugbrandes (nur in Gerste) und des Weizenflugbrandes (Weizen, Dinkel, Triticale und Roggen) verbreiten sich windbürtig während der Blüte und haften an gesunden Ähren. Während der Entwicklung des Getreidekorns wird der Keimling infiziert, sodass sich der Flugbranderreger im Saatkorn befindet. Symptome treten dann jedoch erst mit der Ähren­entwicklung der neuen Getreidepflanze auf. Statt Kornanlagen enthält die Ähre Brandbutten.

In den vergangenen Jahren war der Gerstenflugbrand vermehrt in der Praxis zu beobachten. Der Steinbrand im Weizen sowie der Roggenstängelbrand verbreiten sich mit am Saatkorn anhaftenden Sporen. Die Verbreitung der Sporen erfolgt beim Mähdrusch und teilweise über den Boden. Diese keimen dann zeitgleich mit dem Saatkorn und infizieren die junge Getreidepflanze. Es treten beim Weizensteinbrand Blattaufhellungen und Wuchsdepressionen in der Schoss­phase auf. Die Brandbutten bilden sich innerhalb der von außen nahezu intakt scheinenden Kornhülle in der Fruchtbildungsphase. Im Unterschied dazu bildet der Roggenstängelbrand bereits an den Blattscheiden Brandbutten. Das Ährenschieben kranker Pflanzen bleibt aus. Der Zwergsteinbrand kommt nur in den Höhenlagen Süddeutschlands vor.

Streifenkrankheit und Auflaufkrankheiten

Die Streifenkrankheit der Gerste hatte in der Vergangenheit aufgrund der enormen Ertragseffekte einen hohen Stellenwert. Symp­tomatisch sind streifenförmige Blattnekrosen in der Schossphase der Gerste. Die Entwicklung der Ähre häufig aus oder bleibt im Halm stecken. Die Sporenlager bilden sich an den Blattnekrosen und haften über Sporenflug an Ähren gesunder Pflanzen. Pilzmyzel bildet sich an dem sich entwickelnden Korn und wird so mit dem Saatgut verbreitet. Keimt die Saat, wird der junge Keimling durch das anhaftende Myzel infiziert.

Fusariumarten, Schneeschimmel sind unspezifische Erreger, die verschiedene Krankheiten vom Keimling über Halmbasis- und Blatt- bis Ährenbefall im Getreide auslösen können. Treten Befallssymptome am Keimling auf, ist dies in der Regel auf am Korn haftendes Pilzmyzel zurückzuführen.

Keimlingsbefall des Schneeschimmels zeigt sich durch typische korkenzieherartige Wuchsdepressionen. Bodenbürtiger Befall des Schneeschimmels kann ausgehend von infiziertem Stroh unter einer geschlossenen Schneedecke oder unter sehr kühlfeuchten Bedingungen erfolgen. Die jungen Getreidepflanzen nehmen eine rötliche Färbung an und sterben ab.

Ähnliche Symptome gehen von der Typhulafäule aus. Die Wintergerste zeigt sich hier besonders anfällig. Sklerotien überdauern viele Jahre im Boden und keimen unter kühlen Bedingungen bei lang anhaltend hoher Luftfeuchte. Eine hohe Bestandesdichte der Gerste eingangs Winter fördert die Infektion. Nesterartig treten abgestorbene Pflanzen oder Pflanzenteile mit dem Beginn des Frühjahrs zutage, welche rotbraune Sklerotien enthalten.

Fruchtfolgekrankheit Schwarzbeinigkeit

Die Schwarzbeinigkeit ist eine typische Fruchtfolgekrankheit des Getreides, wobei der Winterweizen eine besondere Anfälligkeit zeigt. Infizierte Stoppelreste befallen mithilfe von Pilzmyzel die Wurzel und die Halmbasis. Feuchte und milde Witterung im Herbst und Winter fördern die Entwicklung. Symptomatisch sind eine dunkel verbräunte und morsche Halmbasis sowie schwarze degenerierte Wurzeln. Auf leichteren Böden sind die Symptome und Ertragswirkungen häufig stärker ausgeprägt.

Welches Beizmittel wählen?

Die Vielfalt chemischer Beizprodukte nimmt mit dem Zulassungsende vieler Produkte (zum Beispiel EfA, Rubin TT, Orius Universal) spätestens zur kommenden Saison 2023 deutlich ab. Die neuen carboxamidhaltigen Präparate Rubin Plus und Vibrance Trio bieten aufgrund der Wirkstoffzusammensetzungen den umfangreichsten Schutz insbesondere gegen Flugbrand. Außerdem liegt eine Indikation gegen Typhulafäule vor. Damit sind diese Produkte in der Wintergerste sehr interessant. Ist die Flugbrandgefahr in Winterweizen, Triticale und Winterroggen geringer einzuschätzen (Z-Saatgut und bekannte Herkunft), stellen die Produkte Landor CT, Arena C und Seedron eine Alternative mit breitem Wirkspektrum dar. Auf bekannten Befallsflächen der Schwarzbeinigkeit ist der Einsatz der Spezialbeize Latitude (XL) vor allem im Winterweizen sinnvoll.

Eine insektizide Beize auf Basis des Wirkstoffes Cypermethrin ist seit dem vergangenen Jahr im Getreide zugelassen. Das Produkt Signal 300 ES besitzt eine Indikation gegen Drahtwurm sowie zur Befallsminderung gegen die Getreidebrachfliege.

Schärfere Bestimmungen für chemische Beizung

Seit dem 1. Juni sind für einige Produkte professionelle und zertifizierte Saatguteinrichtungen zur Behandlung von Saatgut vorgeschrieben. Diese Einrichtungen müssen nachweisen, dass nach der Heubach-Methode Grenzwerte für Abriebfestigkeit und Wirkstoffgehalte in Stäuben eingehalten werden (Auflagen NT699, NT714, NT715, NT716). Für die Präparate Rubin Plus und Vibrance Trio begrenzt die Anwendungsbestimmung NH684 außerdem die maximal mögliche Aussaatmenge gebeiztem Saatgutes je Hektar. Saatgut, welches mit den Produkten Prepper, Latitude XL und Signal 300 behandelt wurde, darf nur bei einer Windgeschwindigkeit unter 5 m/s ausgesät werden (Auflage NH681). Weiterhin ist bei der Aussaat und dem Umgang mit der Saat dafür Sorge zu tragen, dass kein Saatgut oberirdisch verbleibt oder in Gewässer gelangen kann (Auflagen NH677, NH678, NH679, NH680).

Der Roggenstängelbrand kommt sowohl im Roggen als auch im Triticale vor. Typische Brandsporenlager werden am Blatt und Halm gebildet. Symptomatisch ist ebenfalls ein Steckenbleiben der Ähren im Halm. Bei der Ernte haften Sporen an gesunden Körnern und werden so mit dem Saatgut übertragen.

Wirksamkeit alternativer Beizverfahren

Die Behandlung des Saatkorns mithilfe von niederenergetischen Elektronen ist eine nichtchemische Beizmethode. Um den Keimling zu schützen, werden ausschließlich Sporen und Pilzmyzel am Saatkorn kontrolliert. Dies beinhaltet Weizensteinbrand, Roggenstängelbrand, Hartbrand, Streifenkrankheit der Gerste sowie samenbürtigen Befall von Schneeschimmel und Fusarien. Flugbrand wird damit jedoch nicht erfasst. Daher muss bei diesem Verfahren ein besonderes Augenmerk auf die Saatguthygiene und Herkunft gelegt werden. Eine Bekämpfung bodenbürtiger Erreger ist ebenfalls nicht möglich. Hier sind die Gefahren sowohl gegenüber Typhula in der Gerste als auch allgemein in Spätsaaten mit langsamerer Entwicklung des Keimlings höher.

Weitere nichtchemische Optionen bieten die Bakterienpräparate Cedomon und Cerall sowie das aus Mehl verschiedener einheimischer Pflanzen bestehende Produkt Tillecur. Analog der Elektronenbehandlung beschränkt sich das Wirkungsspektrum auf am Saatkorn haftende Erreger. Bei den Bakterienpräparaten ist eher von einer Befallsminderung auszugehen. Das Produkt Tillecur zeigt besonders gegen den Steinbrand gute Wirkungsgrade.

Fazit

Breit wirksame chemische Beizpräparate bieten den umfangreichsten Schutz vor samen- und bodenbürtigen Krankheiten. Allerdings sind die Anforderungen an das Beizverfahren und für den Anwender in der Handhabung von Saatgut deutlich gestiegen. Auch ist die Produktvielfalt stark eingeschränkt. Als nichtchemische Verfahren bilden insbesondere die Elektronenbehandlung sowie im Weizen und Dinkel das Produkt Tillecur hierzu eine Alternative. Die Saatguthygiene muss jedoch in Bezug auf Flugbrandbefall noch mehr Beachtung finden. Auch verbleibt ein höheres Risiko bodenbürtiger Erreger gerade in Spätsaaten.

Das „Spiel“ beginnt von Neuem

Auch wenn das Jahr 2022 noch nicht zu Ende ist und es bisher mit vielen unliebsamen Überraschungen aufwartete, das kommende Jahr wirft dennoch ersten Schatten voraus. Alle Landwirte, die im Herbst 2021 Vorkontrakte abgeschlossen hatten – sei es auf Diesel, Kraftfutter oder Dünger –, hatten in diesem Jahr permanent ein leichtes Lächeln im Gesicht. Sollten sie also angesichts der zu erwartenden Entwicklung neue Vorkontrakte abschließen?

Hohe Verkaufspreise für Getreide, Raps und Milch, gepaart mit niedrigen Kosten bezüglich der eingesetzten Betriebsmittel – die Kalkulation ging auf. Aber nun laufen sukzessiv die Kontrakte aus, und es stellt sich die Frage: Was tun? Zurzeit werden nur sehr zögernd Kontrakte für das kommende Jahr vereinbart.

Düngemittel haben sich alle bis auf Kalk um mindestens das Dreifache verteuert (siehe Abbildung 1), für Kraftfutter (siehe Abbildung 2) liegt der Aufschlag bei etwa 50 %, und auch die Dieselpreise liegen deutlich über Vorjahresniveau. Der erste Impuls ist somit, bei solch einem Niveau keine Vorkontrakte zu zeichnen. Es stellt sich jedoch die Frage: Was spricht dafür, dass die Preise fallen, und was spricht dafür, dass eine weitere Preissteigerung zu erwarten ist?

Für Kraftfutter Vorkontrakte abschließen?

Die Preise für Kraftfutter werden bestimmt vom Angebot an Rohware und der Nachfrage nach Kraftfutter. Die Preise für Rohware – Futtergerste und Futterweizen – sind mittlerweile weit von ihren Höchstständen entfernt. Zurzeit zeigt der Trend nach unten. Der Preisverfall hängt sicherlich wesentlich vom Ukraine-Krieg und seinem weiteren Verlauf ab. Die Ukraine und Russland haben sich auf dem Papier auf einen Getreidekorridor geeinigt. Demnach könnten die Lagerbestände in der Ukraine – es ist die Rede von 30 Mio. t – nun abfließen. Die neue Ernte ist in diesen Zahlen noch nicht eingerechnet. Die Lagerräumung würde somit zu weiterem Preisverfall führen.

Für eine Preisabschwächung sprechen zudem:

• die zum Teil drastische Reduzierung der Tierbestände in Teilen Europas,
• eine weltweit geringere Nachfrage bei hohen Preisen und
• eine zunehmende Intensität des Anbaus bei hohen Preisen.

Für eine Preisstabilisierung spricht jedoch die nicht vorhersehbare Kriegsentwicklung. Wie umfangreich wird die Herbstaussaat sein? Mit welcher Intensität werden die Felder bewirtschaftet, da nicht alle Produktionsmittel in der Ukraine überall verfügbar sind? Ist die Ukraine erst der Anfang einer russischen Imperialismusstrategie? Wie werden sich der Klimawandel beziehungsweise die augenblicklich in vielen Teilen der Erde vorherrschende Dürre auf die jetzigen Erträge und die des kommenden Jahres auswirken?

In diesem Fall ist eine Prognose gleichzusetzen mit einem Blick in die Glaskugel. Dennoch wird einem weiteren Preisverfall an dieser Stelle eine hohe Wahrscheinlichkeit eingeräumt.


Folglich ist die Empfehlung: Abwarten, den Markt, das Wetter (weltweit) und die politische Lage beobachten und vorerst keine Vorkontrakte für Kraftfutter zeichnen.

Die Düngerpreise sind stark gestiegen. Aussicht auf einen sub­stan­ziellen Preisverfall bei Düngemitteln ist wohl eher nicht vorhanden. Foto: Peter Lausen

Für Dünger Vorkontrakte abschließen?

Schossen die Preise für Kraftfutter schon in die Höhe, so explodierten die Preise auf dem Düngermarkt regelrecht. Allerdings zeigt sich auch hier, dass es zu einer Konsolidierung gekommen ist, zum Teil sind die Preise schon rückläufig (zum Beispiel KAS und NHL). Auch der Düngermarkt wird zu einem erheblichen Teil vom Ukraine-Krieg determiniert, daneben jedoch auch vom Öl- und Gaspreis und auch vom Preis für Marktfrüchte. Generell gilt – das zeigte die Vergangenheit: Je höher die Preise der Marktfrüchte, desto höher war auch der Düngerpreis.

Wesentliche Einflussfaktoren sind aber die Öl- und Gaspreise. Der Rohölpreis bewegt sich: Von den Höchstpreisen im März liegt dieser jetzt schon 30 US-$/bbl entfernt bei um die 100 US-$/bbl. Russisches Öl wird darauf mit einem Abschlag von zirka 30 US-$/bbl gehandelt. Hinzu kommt aber die ausgewiesene Schwäche des Euro gegenüber dem Dollar, welche die hiesigen Energiepreise verteuert. Auf absehbare Zeit werden die Energiepreise somit um ein hohes Niveau schwanken, mit einer fundamentalen Änderung kann nicht gerechnet werden. Aussichten auf einen substanziellen Preisverfall bei Düngemitteln sind nicht vorhanden. Erschwerend kommt hinzu, dass aufgrund eines möglichen Gaslieferstopps vonseiten Russlands die Produktion von Düngemitteln zum Teil zum Erliegen kommen könnte. Freie Ware am Markt wäre somit „nicht“ vorhanden, da die Händler als Erstes die Kontrakte glattstellen müssten.

Die Empfehlung für Dünger lautet folglich: Sollte der Handel Vorkontrakte für Raps, Weizen oder Gerste auf einem hohen Preisniveau für das kommende Jahr anbieten, sollten – trotz hoher Preise – Düngemittelvorkontrakte über zumindest den überwiegenden Bedarf abgeschlossen werden, um eine ansprechende Ernte verwirklichen zu können und um der Sicherheit willen, vom Handel bedient oder zumindest als Erstes bedient zu werden.

Für Diesel Vorkontrakte abschließen?

Der Dieselpreis ist in den vergangenen Wochen wieder deutlich gesunken, zum Teil auf etwa 1,80 €/l. Allerdings gilt es zu bedenken, dass dieser Preis noch durch Reduzierung der Energiesteuer um 14 ct/l „künstlich“ reduziert wird. Diese Regelung läuft allerdings am 31. August 2022 aus, und es ist zurzeit auch keine Verlängerung der Maßnahme abzusehen. Folglich ist es Gebot der Stunde, Ende August alle physisch vorhandenen Tanklager zu füllen und dann erst einmal die weitere Entwicklung abzuwarten. Ende Juli wurden auch noch keine Vorkontrakte für das Jahr 2023 vom Handel angeboten, der Kontraktpreis für den Rest des Jahres 2022 lag laut Auskunft eines größeren Händlers in Schleswig-Holstein bei 2,09 €/l inklusive Mehrwertsteuer.


Die Empfehlung für Diesel lautet somit: Abwarten. Allerdings ist der Dieselpreis nicht der entscheidende Kostenfaktor im Ackerbau. Geht man von 90 l Diesel pro Hekt­ar aus, ist der Kostentreiber schon deutlich, gegenüber der Verteuerung von Dünger aber überschaubar.

Fazit

Hält man sich an den berühmten Schriftsteller Mark Twain, der sagte: „Voraussagen sollte man unbedingt vermeiden, besonders solche über die Zukunft“, dann wäre der Artikel überflüssig. Doch das Abschließen von Kontrakten hat immer etwas mit der persönlichen Risikoeinstellung und auch mit den finanziellen Ressourcen des Betriebes zu tun. Je enger diese sind, desto eher sollte der sichere, planbare Weg beschritten werden. Entscheidend ist es somit, sich Gedanken über Vorkontrakte zu machen und das Für und Wider abzuwägen, um dann zu einer Entscheidung zu kommen.