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Artenvielfalt leicht umgesetzt

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Gerade in unsicheren Zeiten wie heute, wenn die Zukunft ungewiss erscheint und viele sich abzeichnende Entwicklungen Ängste und Sorgen bereiten, ist der eigene Garten ein wichtiger Rückzugsort für Ausgleich und Erholung. Im Gegensatz zu den meisten politischen und gesellschaftlichen Themen, bei denen Hilflosigkeit und Ohnmacht den Einzelnen lähmen können, ist es für jeden möglich, dem Artenschwund mit wenig Aufwand etwas entgegenzusetzen.

Der persönliche Einsatz für mehr Biodiversität lohnt sich doppelt. Zum einen finden seltene Tiere und Pflanzen einen Lebensraum im eigenen Garten, zum anderen stellt sich eine innere Zufriedenheit ein. Diese Zufriedenheit resultiert daraus, mit dem eigenen Grün zu Artenvielfalt und -erhalt beizutragen; nicht zu vergessen die bereichernden Naturerfahrungen, die damit verbunden sind.

Tiere und Pflanzen sind voneinander abhängig

Viele Tiere, die Gäste im Garten sein wollen, sind sehr klein und können sich nur ansiedeln, wenn sie bestimmte Pflanzen vorfinden. Die Pflanze sorgt für einen gedeckten Tisch, während die Insekten für eine gelungene Bestäubung und damit für den Erhalt der Pflanze sorgen. Stirbt eine Art aus, sind deshalb oft auch andere Arten betroffen. Das soll aber erst einmal kein schlechtes Gewissen oder Stress bei der Pflanzenwahl verursachen. Übergeordnetes Ziel sollte sein, dass eine hohe pflanzliche Vielfalt vorhanden ist, denn dann stellt sich die große tierische Biodiversität von allein ein. Machen viele Hobbygärtner mit, kann der Gesamtbeitrag der Hausgärten für den Artenschutz sogar beträchtlich ausfallen. Bei 17 Millionen Gärten in Deutschland mit einer durchschnittlichen Größe von 400 m2 ergibt sich eine Fläche von immerhin 6.800 km2.

Heimische Wildpflanzen gedeihen oft auf nährstoffarmen Standorten und Insekten bauen dort ihre Bruthöhlen. Foto: Georg Henkel

Blühzeit nahezu ganzjährig

Eine typische Win-win-Situation entsteht, wenn Pflanzen mit ganz unterschiedlichen Blühzeiten angepflanzt werden. Die Hobbygärtnerin genießt nahezu einen ganzjährig blühenden Garten und den Insekten werden über einen langen Zeitraum Pollen und Nektar bereitgestellt. Wesentlich ist es, die Blütezeit nach vorn und hinten im Jahr zu verlängern. Hier ein paar Pflanzenbeispiele zur praktischen Umsetzung: Mit Frühlingsboten wie Schneeglöckchen, Krokussen und Narzissen beginnt die Saison schon im Februar. Mit Astern, ungefüllten Dahlien, Herbstanemonen, Sonnenblumen oder der winterharten, mehrjährigen Fetthenne wird auch der Herbst bunt und bietet Insekten eine letzte Nahrungsquelle vor dem Winter. Besonders erwähnenswert ist der Efeu. Bis Ende Oktober zieht er regelrecht magisch Schmetterlinge und Schwebfliegen an, die dort Nahrung aufnehmen.

Achtung, Blühpflanzen ohne Nährwert

Blüte ist nicht gleich Blüte. Eine ganze Reihe von Blütenpflanzen produziert weder Pollen noch Nektar und bietet damit Insekten keine Nahrung. Dazu zählen Gartentulpen, Gartenstiefmütterchen, Forsythien, gefüllte Chrysanthemen und die als Balkonpflanze beliebte Geranie. Stattdessen oder ergänzend sollte lieber eine sogenannte Bienenweide im Garten entstehen. Diese gibt es als Samenmischung oder als Einzelpflanzen im Container zu kaufen. Bienenfreundlich sind zum Beispiel Lavendel, Glockenlumen, Schafgarbe, Löwenmäulchen, Kapuzinerkresse, Kornblumen, Wilde Malve und Verbene. Großartige Bienenweiden, gerade auch für den Topf auf der Terrasse, sind blühende Kräuter wie Salbei, Thymian, Rosmarin, Oregano oder Majoran. Frische, aromatische Küchenkräuter sind dann stets zur Hand. Wichtig ist, dass die Entscheidung für bestimmte Pflanzen den Standortverhältnissen angepasst ist. Denn nur dann kann sich die Pflanzengemeinschaft artgerecht entwickeln und weniger Arbeit fällt an. Zwei Drittel der Wildpflanzen leben auf nährstoffarmen, mageren Standorten. Da viele Gartenböden in Schleswig-Holstein mit Nährstoffen überversorgt sind, braucht der Gartenfreund, der heimische Wildpflanzen ansiedeln möchte, in den kommenden Jahren nicht zu düngen. Eventuell ist Sand einzuarbeiten. Eine professionelle, kompetente Beratung beim Pflanzenkauf hilft, Fehler bei der Auswahl zu vermeiden. Wer Raritäten unter den Wildkräutern sucht, wird im Internet fündig.

Umgang mit dem Rasen

Der Rasen ist eine der arbeitsintensivsten Flächen in Garten. Manche Arbeiten kann man sich jedoch, zumindest teilweise, sparen. Es ist daher eine Überlegung wert, die Rasenfläche zu reduzieren und dafür pflegeleichte Stauden anzupflanzen. Auch etwas Wildwuchs zuzulassen und einen Teil des Rasens weniger oft zu mähen, bietet seltenen Insekten zusätzlichen Lebensraum. Die Aussaat von bis zu 70 verschiedenen wilden Blumenarten ist eine Alternative zum doch recht sterilen Rasen. Um eine üppige Blumenwiese zu erhalten, gilt es allerdings einiges zu beachten. Eine gute Vorbereitung der Fläche ist dabei ganz wesentlich. Vielleicht ist es ratsam, erste Erfahrungen auf ein paar Quadratmetern zu sammeln.

Unzählige Insekten finden in Blumeninseln ein zuhause. Weniger Rasenfläche und dafür Stauden ist eine weitere Option.  Foto: Georg Henkel

Einheimische Gehölze statt Exoten

Exotische Gehölze wie Thuja oder Kirschlorbeer mögen dem einen oder anderen gefallen, sie bieten Insekten jedoch kaum bis keine Nahrung und verdrängen die hiesige Flora. Einheimische Pflanzen wie etwa Weißdorn, Felsenbirne, Wacholder, Wildrose, Heckenkirsche und die früh blühende Haselnuss, aber auch Pflücksträucher wie Johannis- oder Stachelbeere hingegen bieten geflügelten und gefiederten Tieren einen reich gedeckten Tisch.

Totholz ist wichtig

Totholz im Garten lassen – es bietet viele Lebensräume. Foto: Georg Henkel

Für ein funktionierendes Ökosystem ist Totholz ein essenzieller Bestandteil. Von und auf dem toten Holz leben ganz unterschiedliche Tier-und Pflanzenarten: Käfer, Schlupfwespen, Fadenwürmer, Pilze und Algen. Nahrung ist dort auch für Vögel und Säugetiere zu finden. Tiere finden im Totholz Deckung, Schlafplatz, Überwinterungsort und Brutgelegenheit. Stehendes Totholz ist zum Beispiel ideal für Rotkehlchen und Spechte. Abhängig von der Holzart, dem Zersetzungsgrad, der Feuchtigkeit und Temperatur des Totholzes entstehen sehr unterschiedliche Lebensräume. Totholz erfüllt im Garten also viele Funktionen. Wem es aber nicht gerade als Augenweide erscheint, der kann den gefällten Baumstamm oder einen Teil der dicken Äste der Verwitterung an einem nicht so exponierten Platz im Garten überlassen.

Im eigenen Garten auf dem Land und selbst auf dem Balkon in Flensburg oder Kiel können Oasen für seltene Tiere und Pflanzen geschaffen werden. Damit vergrößert sich wieder ihr bedrohter Lebensraum. Es lohnt sich, im Land zwischen den Meeren mit anzupacken, denn jeder Quadratmeter mehr Biodiversität zählt!

Kleine Maßnahmen – große Wirkung für Biodiversität:

Eine Kletterpflanze an der Hauswand, 1 m2 Blumenwiese oder ein Kübel mit heimischen Kräutern können schnell zum überlebenswichtigen Raum für selten gewordene Pflanzen und Tiere ­werden.

Fazit

Der persönliche Einsatz für mehr Biodiversität lohnt sich durch bereichernde Naturerfahrungen.

Seltene Tiere und Pflanzen können einen Lebensraum im eigenen Garten finden. 

Kleine, einfach umzusetzende Maßnahmen im Garten haben große Wirkung auf die Biodiversität.

Damit Insekten fast ganzjährig Blüten mit Pollen und Nektar angeboten bekommen, werden Beispiele für die konkrete Pflanzenwahl gegeben. 

Nicht alle Blühpflanzen und Exoten sind geeignet.

Zwei Drittel der Wildpflanzen leben auf nährstoffarmen Böden.

Standortverhältnisse für gutes Wachstum sind zu beachten, eventuell zu optimieren. 

Tipps, um die arbeitsintensive Pflege des Rasens zu minimieren, werden gegeben und Alternativen vorgestellt.

Auflistung von Beispielen einheimischer Gehölze, die diversen Tieren Lebensraum bieten und zum Teil der menschlichen Ernährung dienen.

Totholz erfüllt im Garten vielfältige Funktionen, gerade auch gegen den Artenschwund.



Energiekosten treiben Erzeuger- und Industriepreise

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Im Monat September haben sich die Milchauszahlungspreise leicht befestigt, es gibt wenige Anpassungen nach oben. Insgesamt steigt der Durchschnittspreis um 0,5 ct oder knapp 1 %. Mit nun durchschnittlich 59,88 ct/kg ECM stabilisiert sich die Preisentwicklung kurz unter der 60-ct-Marke. Der am häufigsten gemeldete Preis beträgt 61 ct/kg. Im südlichen Deutschland sind Preise in dieser Höhe die Ausnahme, dort werden 50 bis 58 ct/kg ausgezahlt.

Das Milchaufkommen in der Bundesrepublik entwickelt sich schwankend. Überwiegend sinkt die Anlieferungsmenge bei den Meiereien wöchentlich, in manchen Wochen steigt sie. Insgesamt blieb die Differenz zum Vorjahr zuletzt positiv, in KW 39 waren es +1,2 % gegenüber dem Vorjahreszeitpunkt. Im Nachbarland Frankreich reduziert sich der Rückstand und auch europaweit ist das der Fall. In anderen wichtigen Produktionsregionen der Welt steht im Jahresvergleich ein dickes Minus. In Neuseeland und Australien fiel die Produktion im August um 4 beziehungsweise 6 % geringer aus. Die USA hingegen konnten mit einer Mehrproduktion im Juli und August (der höchsten der letzten vier Jahre) die bisherige Jahresbilanz auf –0,3 % heben.

Steigende Kosten, vor allem für Energie, treiben die Milchpreise nach oben. Fraglich ist, wie lange die Steigerungen noch anhalten. Der Preisschritt im September ist nur klein, einige Meiereien haben keine Anhebung zum Vormonat vorgenommen. Im europäischen Ausland klaffen die Preise auseinander, am niederländischen Spotmarkt werden 58 ct/kg notiert, am italienischen Spotmarkt hingegen 68 ct/kg. Die festen Markttendenzen, die sich nach Ferienende im August ergaben, sind abgeebbt. Die zahlreichen Unsicherheiten am Markt dämpfen die Geschäfte. Die Global-Dairy-Trade-Auktion endete nach nur zwei positiven Ergebnissen Anfang Oktober wieder im negativen Bereich. Der Kieler Rohstoffwert Milch ab Hof wurde leicht heraufgesetzt um 0,3 ct/kg auf 59,7 ct/kg. Ausschlaggebend dafür waren eine Anhebung des Fettwertes um 0,4 ct und eine Absenkung des Nichtfettwertes um 0,1 ct. Enthalten ist wie im Vormonat eine Energiekomponente von 2,5 ct.

Die Markttendenz bei Milchprodukten bleibt trotz steigender Verbraucherpreise fest. Die gute Nachfrage hält an, jedoch greifen Verbraucher zunehmend zu Artikeln im unteren Preiseinstiegssegment. Butter als Päckchenware geht so gut in den Markt, dass der Preis auf 7,50 bis 7,70 €/kg gestiegen ist. Als ein Grund dafür werden Feiertage im Oktober benannt. Der Markt für lose Butter hingegen schwächelt. Beim Käse bleibt die Tendenz fest, da sich die Vorräte in den Reifelagern sukzessive aufbrauchen und nicht im selben Tempo nachgefüllt werden können. Das Alter der Käsewaren wird immer geringer. Für die verarbeitende Industrie ist die Energiekrise nach wie vor das größte Problem, es verkompliziert die Planbarkeit der industriellen Produktion wie auch die Preisfindung mit Geschäftspartnern für Lieferungen zum Jahresende und im ersten Quartal 2023. Im Geschäft mit ausländischen Abnehmern zeigt sich die ungleiche Verteilung der Kostensteigerungen, Preisforderungen hiesiger Meiereien lassen sich vor allem in Drittländern kaum noch durchsetzen.

Die Pulverpreise entwickeln sich leicht schwächer. Die Marktteilnehmer warten ab, wo es möglich ist, und versuchen, die zahlreichen Unsicherheiten klarer zu sehen. Der Monatsdurchschnitt im September lag für Magermilch- und Molkenpulver um 28 bis 52 €/t unter den Augustpreisen, Vollmilchpulver um 107 €/t darunter. Die Preisrückgänge scheinen seither etwas gebremst, vor allem Vollmilchpulver zeigt sich nur noch leicht schwächer. Dennoch ist kaum Nachfrage da. Vor allem aus Drittländern im asiatischen Raum, primär China, fehlt das Kaufinteresse. Bei Importeuren im nordafrikanischen Raum machen sich die hohen Marktpreise bemerkbar, es wird von Einbrüchen in der Verarbeitung importierter Milchpulverwaren berichtet. Die Verfügbarkeit von EU-Ware am Markt hat zugenommen, da sie preislich wenig konkurrenzfähig ist.


Brüssel hält am Schutzstatus der Nonnengans fest

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Die EU-Kommission sieht derzeit keinen Anlass, den ­Schutzstatus der Nonnengans zu verändern. In ihrem Antwortschreiben hat die Brüsseler Behörde einem Ersuchen der Landesregierung ­Schleswig-Holsteins eine ­Absage erteilt, die Nonnengans in Anhang II der Vogelschutzrichtlinie aufzunehmen.

Es ist keine Lösung von EU-Seite in Sicht, das Gänsemangement zu unterstützen. Der Schutzstatus der Nonnengans bleibt unverändert. Man sieht in Brüssel zurzeit keinen Anlass, eine Änderung des Anhangs II der Vogelschutzrichtlinie vorzuschlagen, das hat die EU-Kommission in ihrem Antwortschreiben an die Landesregierung vom 7. Oktober erklärt. Am 30. August hatte die Landesregierung bei der EU die Aufnahme der Nonnengans (Branta leucopsis) in den Anhang II der jagdbaren Arten der europäischen Vogelschutzlinie beantragt. In ihrem Antwortbrief erläutert die Kommission nun die Entscheidung mit dem Hinweis, dass die Vogelschutzrichtlinie ihrer Ansicht nach bereits ausreichende Möglichkeiten biete, Genehmigungen zur Kontrolle von Populationen zu erteilen, um Landwirtinnen und Landwirte vor Schäden auf ihren Flächen zu schützen.

Kein Handlungsspielraum aufseiten der EU

Durch das Schreiben aus Brüssel habe die Landesregierung nun Klarheit darüber, dass auf europäischer Ebene kein weiterer Handlungsspielraum für Veränderungen beim jagdlichen Management der Nonnengansbestände bestehe, berichten des Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur (MEKUN) und das Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz (MLLEV) in einer gemeinsamen Presseerklärung.

Bereits heute unternehme das Land erhebliche Anstrengungen zur Eindämmung von durch Gänse erzeugten Fraßschäden, heißt es in der Presseerklärung. Dazu zähle unter anderem die Bereitstellung von mehr als 10.000 ha geeigneter Duldungsflächen für Gänse entlang der Westküste. Dabei handle es sich sowohl um landeseigene Flächen als auch Flächen der Stiftung Naturschutz. Zudem werden 13.000 ha Fläche im Land erwähnt, auf denen die Gänseduldung durch Vertragsnaturschutzangebote honoriert werde, sowie die lokale Bereitstellung von Futterflächen für vom Gänsefraß besonders betroffene Tierhalter. Auch werde die Möglichkeit der Umsetzung der europäischen Vogelschutzrichtlinie genutzt, wonach Abschüsse von Nonnengänsen zum Schutz von gefährdeten Kulturen zugelassen sind.

Die bestehenden Maßnahmen würden von der Landesregierung in Zukunft noch um weitere Handlungsschritte ergänzt, heißt es in der gemeinsamen Mitteilung. Dazu zähle ein Angebot weiterer Vertragsnaturschutzangebote für Grünland- und Ackerbewirtschaftende in der kommenden Agrarförderperiode, um zusätzliche Duldungsflächen für Nonnengänse vorzuhalten. Geplant sind die Einleitung eines EU-Notifizierungsverfahrens einer neuen Richtlinie für Ausgleichszahlungen für Nonnengans-Fraßschäden an Sommerkulturen auf Ackerflächen sowie die zukünftige Bereitstellung weiterer Nahrungsflächen für Gänse zur Senkung des Fraßdrucks auf gefährdete Kulturen.

„Die Kommission hat deutlich gemacht, dass eine Ausweitung der Jagdmöglichkeiten auf die Nonnengans über die europäische Vogelschutzrichtlinie keine Option ist. Nun gilt es, andere Pfade zu beschreiten. Das Land tut bereits einiges, um von Fraßschäden betroffene Landwirtinnen und Landwirte zu entlasten und den Gänsen alternative Nahrungsflächen zur Verfügung zu stellen. Diesen Weg werden wir weitergehen und unsere Unterstützung noch ausweiten“, kommentierte Umweltstaatssekretärin Katja Günther (Grüne) die Brüsseler Entweidung.

Frustrierende Antwort für die Landwirtschaft

Die Ablehnung stoße auf Unzufriedenheit in der Landwirtschaft, machte Staatssekretärin Anne Benett-Sturies deutlich. „Aus Sicht der Landwirtschaft ist die Rückmeldung der EU-Kommission nicht zufriedenstellend und für unsere Landwirtinnen und Landwirte an der Westküste mehr als frustrierend. Das Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz wird daher das Antwortschreiben der EU prüfen und auf mögliche Handlungsoptionen bewerten.“

BVSH fordert Entschädigung für alle Flächen und Kulturen

Die Unzufriedenheit der Landwirtschaft hat Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH), deutlich artikuliert: „Diese Entscheidung der Kommission ist mehr als betrüblich. Deshalb ist es umso wichtiger, die Maßnahmen zur Bestandsreduzierung mit aller Konsequenz und ohne Verzögerung zu ergreifen, die – wie die Kommission bestätigt – jetzt bereits möglich sind.“ Entschädigungen müssten für alle betroffenen landwirtschaftlichen Flächen und Kulturen gezahlt werden. Eine Begrenzung auf Sommerungen, die das Ministerium offenbar plant, lehnt Lucht ab. Alle landeseigenen Flächen müssten zur Kompensation und als ausgewiesene Äsungsflächen zur Verfügung gestellt werden. Maßnahmen, um die Population zu kontrollieren, seien nun vorrangig. Die bisherigen Vergrämungsmaßnahmen hätten keine ausreichende Wirkung gezeigt.

Weltberühmt und doch geheim

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Bilder sagen mehr als Worte. Auf den englischen Street-Art- und Graffiti-Künstler Banksy trifft das besonders zu. Seine Identität hält er verborgen. Bis heute weiß niemand, wer er ist oder wie er heißt, und doch kennt ihn jeder. Denn er spricht zu uns durch seine Werke. Seine Botschaften sind deutlich, wenn auch mitunter grotesk, provozierend, subtil, witzig, ironisch, aber auch poetisch und immer politisch und gesellschaftlich aktuell. In Hamburg sind noch bis zum 11. Dezember seine Werke als originalgetreue Reproduktionen in einer aufwendig gebauten Ausstellung zu sehen.

Dafür wurden mehr als 150 seiner Werke, darunter Graffitis, Fotografien, Skulpturen, Videoinstallationen und Drucke auf verschiedenen Materialien wie Leinwand, Stoff, Aluminium, Forex und Plexiglas eigens für diese Sonderschau reproduziert und zusammengetragen. „Wir wollen Kunst zum Erlebnis machen, für jedermann sichtbar und an einem Ort zusammengebracht“, erklärt Produzent und Ausstellungsmacher Oliver Forster von Cofo Entertainment in einer Pressemitteilung. Banksy sei für seine Graffitis bekannt, die er auf der ganzen Welt verteilt hat. „Daneben hat er ziemlich früh angefangen, immer wieder original signierte Kunstwerke und Drucke in limitierter Auflage zu verkaufen, von denen sich die meisten im Privatbesitz befinden und somit für die Öffentlichkeit nicht zugänglich sind“, so Forster weiter. Deshalb habe man versucht, mit „The Mystery of Banksy – A Genius Mind“ die besten und eindrucksvollsten Motive an nur einem Ort erlebbar zu machen.

„Banksy spricht mit seinen Schöpfungen signifikante Wahrheiten und Probleme in unserer Welt an, vor denen wir nur allzu gerne die Augen verschließen“, erklärt die Kuratorin und Kreativdirektorin der Ausstellung, Virginia Jean. Banksys Bilder thematisieren das allgemeine Weltgeschehen. Flüchtlingsdramen, Kriege, Waffengewalt, Armut, Klimawandel, Medien, Gesellschaft – all das findet sich in seinen Werken wieder. Dabei hält er uns mit seiner oft genial einfachen Bildsprache den Spiegel vor.

Das „Phantom der Kunstwelt“ oder auch der „König der Straßenkunst“, wie er genannt wird, hat mit seinen Bildern längst Kunstgeschichte geschrieben, seine Werke erobern nicht nur die Straßen, sondern auch die Auktionshäuser. Banksy gilt derzeit als der teuerste Künstler der Gegenwart. Seine verkäuflichen Werke erzielen Millionenumsätze. Und das, obwohl der Untergrundkämpfer Kommerz ablehnt. Deutlich machte Banksy das unter anderem, als er bei der Versteigerung eines seiner gerahmten Drucke mit dem Motiv „Girl with balloon“ kurz nach dessen Verkauf für rund 1,7 Mio. € einen Schreddermechanismus im Rahmen auslöste. So spektakulär Auktionen wie diese sein mögen, in erster Linie sollen seine Botschaften jeden erreichen. Der Künstler selbst spendet seine Verkaufserlöse. Informationen zur Ausstellung und Ticketbuchung unter mystery-banksy.com



Banksy Ausstellung in Hamburg
Fotos: Iris Jaeger
Foto: Dominik Gruss/Cofo Entertainment


Marktkommentar, Marktlage und Markttendenz KW 42

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Die Kurse für Erdgas sind am europäischen Spotmarkt zuletzt deutlich gefallen. Der TTF-Gaspreis ist Ende voriger Woche auf 142 €/ MWh gefallen. Der Spitzenwert lag noch im August bei 350 €/ MWh. Vor dem Kriegsbeginn in der Ukraine lag der Kurs bei etwa 70 €/ MWh. Trotz des aktuellen Rückgangs liegt der aktuelle Kurs am Gasmarkt somit noch dreimal so hoch wie im Vorjahr. Der aktuelle Terminmarktkurs nähert sich somit dem Niveau, bei dem die Gaspreise zukünftig gedeckelt werden sollen, nämlich 12 ct/kWh. Als Gründe für den Preisrückgang werden der hohe Speicherstand, das milde Wetter und Einsparungen der Verbraucher angeführt. Aber auch die Gaspreisbremse der Bundesregierung und ein geplanter dynamischer Gaspreisdeckel der EU könnten sich preisdämpfend auswirken.

EU-Gaspreisdeckel

Vor allem die Pläne aus Brüssel werden aktuell lebhaft diskutiert. Die EU-Kommission hat einen Entwurf vorgelegt, mit dem man zu hohe Ausschläge am TTF-Energiemarkt verhindern möchte. Ziel soll sein, extreme Ausschläge der Gaspreise sowie Spekulationsgeschäfte zu vermeiden. Damit soll verhindert werden, dass Mitgliedstaaten Schwierigkeiten bei der Gasversorgung bekommen. Die EU-Kommission plant außerdem die Einführung von Instrumenten, welche die Bereitschaft fördern sollen, Gaslieferungen über den Terminmarkt abzusichern. Dies zeigt die wichtige Aufgabe dieser Instrumente. Denn gerade die Lieferanten, die ihre Lieferverpflichtungen am Terminmarkt vor der Krise abgesichert hatten, konnten ihre Lieferverpflichtungen zum vereinbarten Preis einhalten. Andere Anbieter, die aus Kostengründen darauf verzichtet haben, stecken jetzt in der Krise. Diese konnten lange sehr günstige Preise anbieten, da man die Ware am Spotmarkt zu den damals günstigen Kursen eingekauft und auf eine teure Absicherung verzichtet hat. Nun haben sie sich „verzockt“, da sie jetzt Lieferverpflichtungen erfüllen müssen und sich die Kurse am Spotmarkt vervielfacht haben. Unter ihnen sind sehr große Erdgas-Importeure und viele kommunale Versorger. Viele Verbraucher sind verärgert darüber, dass jetzt die Allgemeinheit dafür einspringen muss, diese Unternehmen zu retten. Um ein Gegengewicht zu den alternativen Gaslieferanten zu bieten, plant die EU zudem eine gemeinsame Einkaufsplattform. Diese soll auch das Auffüllen der Gasspeicher koordinieren. Dennoch bleibt der Preisspielraum nach unten begrenzt. Die Preise sind nicht nur durch Spekulationen gestiegen, sondern durch das begrenzte Angebot. Die beiden Nord­stream-Leitungen sind durch Sabotage zerstört worden. Damit entfällt der direkte Weg für günstiges Gas. Der europäische Markt ist auf lange Sicht knapp versorgt. Die Preise für LNG-Gas aus den USA, Norwegen oder Katar sind sehr hoch. In Deutschland sind die LNG-Terminals erst im Bau. Damit bleibt die Lage angespannt, eine Verschärfung ist nicht ausgeschlossen. Trotz der geplanten Maßnahmen muss auch weiterhin mit hohen Erdgaspreisen für den Endkunden gerechnet werden. Der sicherste Weg, Geld zu sparen, bleibt somit, den Gasverbrauch so weit wie möglich zu beschränken.

Warten auf die Strompreisbremse

Die Stromnotierungen sind am Terminmarkt zuletzt ebenfalls gesunken, auch als Folge der reduzierten Erdgasnotierungen und der Verlängerung der Laufzeiten einiger Kernkraftwerke. Doch eine Entwarnung ist nicht in Sicht. Strom wird knapp bleiben. Als zweiter Teil des von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) angekündigten „Doppelwumms“ sollen auch die Strompreise für die Verbraucher gedeckelt werden. Konkrete Inhalte der Strompreisbremse liegen jedoch noch nicht vor. Es wird erwartet, dass Privathaushalte sowie kleine und mittelständische Unternehmen eine Basisversorgung zu gedeckelten Preisen nutzen sollen. Wie hoch dieser Basisverbrauch ausfallen soll, wurde aber noch nicht gesagt. Für größere Unternehmen solle ein „spezifischer Basisverbrauch verbilligt“ werden, heißt es in einem Papier der Bundesregierung. Wenn diese Grundlast überschritten worden ist, soll der (derzeit hohe) Marktpreis greifen. Damit will man Anreize zur Einsparung setzen. Zur Finanzierung der Strompreisbremse sollen auch Zufallsgewinne von Stromproduzenten abgeschöpft werden, die derzeit wegen des beträchtlichen Strompreises hohe Zusatzgewinne einfahren.

Marktlage für die Woche vom 17. bis 23.10.2022

Getreide: Nach dem vorangegangenen Preisanstieg sind die Matif-Weizenkurse in der letzten Woche wieder gefallen.

Raps: Auch die Matif-Rapskurse haben im Wochenverlauf nachgegeben. Der schwache Sojamarkt zeigt hier Wirkung.

Futtermittel: Die US-Sojaernte kommt gut voran und übertrifft die Erwartungen. Hierzulande bleibt Sojaschrot vorerst noch teuer.

Kartoffeln: Die Ernte der Speiseware konnte größtenteils beendet werden. Die Einlagerung verringert das aktuelle Angebot.

Schlachtrinder: Die Kurse für Schlachtkühe gaben in der Vorwoche nochmals nach. Die Jungbullenkurse blieben stabil.

Schlachtschweine/-sauen: Bislang konnte sich der Basispreis behaupten, obwohl die Schlachter den Druck erhöht haben.

Ferkel: Entsprechend der Entwicklung am Schweinemarkt blieben die Ferkelkurse unverändert. Die Nachfrage reicht bislang aus.

Milch: Die sehr hohen Milchpreise haben die Produktion wenig steigen lassen. Weiterhin kann die Nachfrage kaum bedient werden.

Schlachtlämmer/-schafe: Die Schlachtlämmerkurse sind nochmals reduziert worden. Günstige Importe aus England erhöhen den Preisdruck.

Markttendenz für die Woche vom 24. bis 30.10.2022

Getreide: Derzeit hängt viel davon ab, ob Russland den Weizen-Transportkorridor durch das Schwarze Meer weiter offen hält.

Raps: Die reduzierten Rohölkurse belasten den Rapshandel. Die kanadische Rapsernte steht vor dem Abschluss.

Futtermittel: Rapsschrot ist zuletzt deutlich im Preis gestiegen. Durch den schwachen Euro sind Importe sehr teuer.

Kartoffeln: Die Nachfrage im LEH hat sich leicht belebt. Die Forderungen für erste ausgelagerte Ware wurden erhöht.

Schlachtrinder: In der laufenden Woche werden für Jungbullen vereinzelt Aufschläge gezahlt. Das Angebot reicht nicht immer aus.

Schlachtschweine/-sauen: Die Schlachter bekräftigen ihre Forderungen durch Hauspreise und reduzierte Schlachtungen.

Ferkel: Die Nachfrage bleibt verhalten. Das Angebot an freien Ferkeln steigt wieder an, die Nachfrage tendiert schwächer.

Milch: Der Preisanstieg hat sich für viele Produkte nicht weiter fortgesetzt. Die Kurse für Spot-Milch tendieren wieder schwächer.

Schlachtlämmer/-schafe: Weitere Preisabschläge sind möglich. Die Schlachter reduzieren die Stückzahlen.

Mut zum Diskurs

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Zwei starke Preise gehen an zwei starke jungen Frauen, die 2020/2021 in der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) die Jugendverbände vertreten haben. Mit Courage und Offenheit waren Kathrin Muus und Myriam Rapior dort vorangegangen. Damit hatten sie die Übereinkunft zwischen Umweltschutz, Gesellschaft und Landwirtschaft erst möglich und den gemeinsamen Weg in die Zukunft frei gemacht. Jetzt ehrte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) beide mit der Professor-Niklas-Medaille, Ende Oktober erhalten sie zudem den Ehrenpreis des Deutschen Umweltpreises 2022. pm, bdl

Resilienztest für die Agrarpolitik

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Der Chef des Welternährungsprogramms (WFP), David Beasley, sprach am Mittwoch vor dem Menschenrechtsausschuss des Deutschen Bundestages. Er warnte vor einer globalen Nahrungsmittelkrise im kommenden Jahr und in deren Folge vor einer Massenmigration. Schon die Klimakrise und die Corona-Pandemie hätten Millionen Menschen zusätzlich in den Hunger getrieben, berichtete er im Ausschuss.

Nun hat der russische Angriff auf die Ukraine die Lage dramatisch verschärft. Bei seinem Amtsantritt im April 2017 seien 80 Millionen Menschen akut vom Hungertod bedroht gewesen, jetzt seien es 345 Millionen, erläuterte der WFP-Chef. Jahrelange Erfolge bei der Hungerbekämpfung seien zunichte gemacht worden. Betroffen sind vor allem Länder in Subsahara-Afrika und im Nahen sowie Mittleren Osten, die stark von Getreide- und Düngemitteln aus Russland und der Ukraine abhängig sind. Der Krieg verhindert den Export von Getreide, Düngemitteln und Treibstoffen und verteuert Rohstoffe und Nahrungsmittel stark. Beas­ley führte weiter aus, 50 % der Nahrungsmittel könnten nur dank Düngemitteln erzeugt werden. 

Der WFP-Exekutivdirektor appellierte an die Staatengemeinschaft, mehr Geld zur Verfügung zu stellen, um die Versorgungssicherheit in den betroffenen Ländern zu sichern und Hungersnöte, Destabilisierung und Massenflucht zu verhindern. Der WFP-Chef hat es so ausgedrückt: Es sei zehnmal günstiger, vor Ort für eine regelmäßige Versorgung mit Schulessen zu sorgen, als sich später um Geflüchtete zu kümmern. Mehr Geld zu spenden, sei eine wichtige und notwendige Bitte. Aber Geld macht nicht satt, wenn man nicht genug dafür kaufen kann. Die Zusammenhänge von Hunger, Handel und Landwirtschaft hat Beasley dargestellt. 

Am Montag dieser Woche führte auch EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski beim Agrarrat in Luxemburg aus, dass es unklar ist, ob die Bauern in der Ukraine weiterhin in der Lage sein werden, Lebensmittel in hinreichendem Maße zu produzieren. Viel hänge hier vom Verlauf des Krieges in den kommenden Monaten ab. Wenn man die Nachrichtenlage verfolgt, ahnt man, wie prekär die Lage ist.

Das wird die Versorgungssituation weiter verschlechtern und die Preise erhöhen. Gleichzeitig bereitet die EU-Kommission mit dem Green Deal und der Farm-to-Fork-Strategie den Weg für politisch manifestierte Produktionseinschränkungen. Das neue Agrarsystem der EU-Politik muss unter diesen Veränderungen der geopolitischen Lage schon um seine Resilienz kämpfen, noch bevor es richtig starten konnte.

Landjugendgefühl in Nordirland

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Gut 14 Tage verbrachte Jessica Bruhn in Nordirland. Der Jugendaustausch mit den Young Farmers‘ Clubs of Ulster (YFCU), die in ihrer Struktur sehr dem Landjugendverband in Deutschland ähneln, machten das Abenteuer möglich. Hier ihr Bericht über die spannenden Tage im Landesteil des Vereinigten Königreichs Großbritannien auf der Insel Irland.

Gleich am Flughafen in Belfast wurde ich von meiner ersten Gastfamilie abgeholt. Kaum angekommen, startete auch schon das Programm. Da meine Gastgeberin am Abend zu einer Vorstandssitzung ging, nahm sie mich kurzerhand mit. Während sie in der Versammlung saß, übernahmen zwei befreundete Mitglieder die Rolle der Gastgeber, und sie starteten mit mir zu einer kleinen Wanderung durch den Knockmany Forest bei Augher im Süden der Grafschaft Tyrone.

Auch die nächsten Tage waren ereignisreich. Jeden Morgen wurde ich von einem neuen Mitglied aus einer neuen Ortsgruppe abgeholt und erst abends ging es wieder zurück. Die anfänglichen Schwierigkeiten in der Verständigung legten sich schnell, aber ich muss schon sagen, dass die Nordiren einen starken und nicht leicht zu verstehenden Akzent haben.

Gesehen habe ich in diesen Tagen mehrere Höfe. So erhielt ich Einblicke in die Legehennenhaltung, in die Schafzucht und in die Milchviehhaltung. Auf den Milchviehbetrieben durfte ich teilweise sogar mit im Melkstall helfen. Meine Zeit dort war zudem von zahlreichen besonderen Ereignissen geprägt, angefangen beim Stock Judging. Bis das Event stattfand, war ich mir nicht sicher, was mich erwarten würde. Schlussendlich handelte es sich um einen Wettbewerb, bei dem die Teilnehmenden in den Sparten Schaf, Milchvieh, Fleischrinder und Silage eine Beurteilung abgeben sollten und diese anschließend vor einem Richter (einem Landwirt der entsprechenden Sparte) begründen mussten. Die jeweiligen Sieger von Altersklassen und Sparte wurden im Anschluss geehrt. Ich selbst durfte ebenfalls eine kleine Bewertung für Schafe abgeben. Teilnehmen kann an diesem Wettbewerb übrigens jedes YFCU-Mitglied unabhängig davon, ob ein landwirtschaftlicher Hintergrund existiert oder nicht.

Nach diesem fachlichen Abend stand am nächsten Tag etwas ganz anderes auf dem Programm: die jährliche John Bradley Challange (Fancy Dress Slippery Football). Für mich war ein Platz in einem Team frei gehalten. Damit während des Spiels ja niemand trocken blieb, wurde regelmäßig mit einem Feuerwehrschlauch für Abkühlung gesorgt. Bei Temperaturen von etwa 17 bis 19 °C und einer leichten Briese war das ein recht kühles Vergnügen. Ich musste aber feststellen, dass die Nordiren ein anderes Temperaturempfinden haben und Wasserspiele lieben, egal bei welchem Wetter.

Neben den spaßigen Aktivitäten haben die einzelnen Gruppen unter anderem auch unterschiedliche Charity-Veranstaltungen. In County Down hat zum Beispiel eine Ortsgruppe einen Tractor Run veranstaltet. Etwa 150 Trecker, Lkw und Oldtimer fuhren eine Stunde lang durch die Dörfer, um von den Anwohnern begutachtet zu werden. Die Teilnahmegebühr von 10 € je Fahrzeug wird jedes Jahr an eine Stiftung gespendet. In diesem Jahr ging sie an die Parkinson-Forschung. Das waren nur einige der vielen Erlebnisse und ich kann den Jugendaustausch jedem empfehlen, der Auslandserfahrung sammeln möchte. Ich wurde überall aufgenommen als würde ich seit Jahren dazugehören. Das war auch eine Art Landjugendgefühl über Deutschlands Grenzen hinaus.

Mädelsausflug an die Nordküste: Der Mussenden Temple auf der Kliffküste in der Nähe von Castlerock wurde auch durch die Serie „Game of Thrones“ weltbekannt.
Private Führung für Jessica (li.) durch die handzahmen Ballyboley-Dexter-Herden in Greyabbey.

Mit Hula-Hoop aktiv in den Herbst

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Zu einem sportlichen Schnupperangebot trafen sich die Bordesholmer LandFrauen. An zwei Nachmittagen hatten sie die Möglichkeit zu hullern.  

Bei allerbestem Wetter erklärte Kursleiterin Melli, worauf beim Hullern zu achten ist. Je nach Gewicht und Größe des Reifens lässt sich dieser einfacher und schneller oder schwerer drehen. Und dann ging es los. Alle hatten recht schnell den Schwung raus. Mit Musik wurde der Reifen erst auf der A- und dann auf der B-Seite (gute und nicht so gute Seite) gedreht. Die Schnupperstunden vergingen wie im Fluge. Die eine oder andere hat sich inzwischen einen eigenen Reifen gekauft, um weiterzuüben. Im aktuellen Bauernblatt ist zudem zu lesen, mit welche sportlichen Aktivität die Stuvenbornerinnen in den Herbst starteten.

Aus der Verzweiflung zum Erfolg

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Getrieben von der Sorge um ihre Tochter, hat Maria Perna auf vielen Umwegen und mit unendlicher Ausdauer eine Lösung gefunden, die sie zugleich zur Unternehmerin machte. In ihren Geschäftsräumen in Holstenniendorf erzählt die LandFrau, wie es dazu kam, dass sie heute Expertin für ganz bestimmte Brotmischungen ist – denn eigentlich waren Sprachen ihre Leidenschaft.

Die Mischmaschine steht heute mal still. Doch oft herrscht in den Räumen des ehemaligen Supermarkt-Ladenlokals geschäftiges Treiben. Maria Perna und ihre Mitarbeiterinnen mischen hier Biobackmischungen zusammen, verpacken und verschicken die bestellte Ware im Akkord. Seit 2018 versorgen die „Breadonauts“ mit den Brot-, Pizza- und auch Crêpe-Mischungen Menschen, die an Zöliakie leiden. „Zöliakie ist eine Glutenunverträglichkeit, die bei einer bestimmten genetischen Anfälligkeit auftreten kann“, erklärt Maria Perna. Und sie weiß, wovon sie spricht, denn Tochter Paulina ist betroffen und kann nichts essen, was irgendwie mit Gluten in Berührung gekommen ist.

Bis zu dieser Erkenntnis und zur richtigen Diagnose war es ein langer, mehr als steiniger Weg. „Paulina war schon als Baby immer kränklich und sehr dünn. Die Ärzte haben alles untersucht, konnten aber nichts feststellen.“ Jahrelang wusste niemand, woran das Kind litt. Zwischenzeitlich wurde auch die Mutter für übersensibel gehalten. „Doch ich wusste immer: Da stimmt was nicht.“ Die Fremdsprachenkorrespondentin für Englisch, Französisch und Spanisch begann deshalb eine Ausbildung zur Heilpraktikerin. „Ich wollte die Schulmedizin nicht infrage stellen und auch nie als Heilpraktikerin arbeiten. Es ging mir nur darum zu verstehen, was mit meinem Kind los ist“, sagt sie. Und eines Tages zahlte sich die Mühe aus. Sie hatte gelernt, Blutwerte zu verstehen, und brachte die Ärzte damit auf die richtige Spur, auf der sie weitersuchen konnten. „Das Blutbild ist wie ein großes Buch, wenn man nur eine Seite aufschlägt, dann sieht man all die anderen nicht.“ Doch ein Arzt nahm sie ernst, schaute genauer auf die anderen Seiten des Buches und entdeckte endlich den entscheidenden Hinweis auf die Erkrankung, an der Marias Tochter litt. „Damals war unser Kind schon neun Jahre alt“, erinnert sie sich.

Mit der Diagnose kamen jedoch neue Schwierigkeiten. Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung. Menschen, die daran leiden, dürfen kein Gluten zu sich nehmen, denn der Körper wehrt sich mit aller Kraft gegen etwas, das für Gesunde völlig harmlos ist. „Das löst sofort Entzündungen im Darm aus. Wenn das nicht erkannt wird, kann es schlimmstenfalls zu Darmkrebs führen“, hat die LandFrau inzwischen gelernt. „Bei Paulina äußerte es sich so, dass sie ohnmächtig wurde. Einmal aß sie etwas vermeintlich Glutenfreies und fiel im Badezimmer um. Ich vergesse niemals das Geräusch, als Paulina mit dem Kopf auf den Fliesen aufschlug.“

Nach diesem Erlebnis stand fest, dass sich Paulina unbedingt absolut glutenfrei ernähren musste. Gluten ist Bestandteil von Getreidesorten wie Weizen, Roggen, Gerste und Dinkel. Es wird auch als Klebereiweiß bezeichnet und sorgt dafür, dass das Brot beim Backen zusammenhält. „In Deutschland gibt es die Tradition, Abendbrot zu essen. Auch unsere Familie hat es so gehalten. Darauf wollten wir nicht verzichten“, erzählt Maria Perna. Doch alles, was es beim Bäcker zu kaufen gibt, war von da an für Paulina tabu. „Also haben wir uns zusammengesetzt und überlegt, was wir machen wollen, damit unser Kind wenigstens zu Hause nicht auf sein Essen achten muss und alles essen kann, was im Haus ist. So haben wir beschlossen, dass wir zu Hause auf alles verzichten, das Gluten enthält.“ Auch die drei jüngeren Schwestern machten mit.

Doch dann stand die nächste Herausforderung an, denn es galt, etwas zu finden, das für Pauline verträglich ist. Erneut krempelte Maria Perna die Ärmel hoch und fing an, nach Alternativen zu suchen und Rezepte auszuprobieren. Sie experimentierte mit Reis-, mit Hirse- und Kichererbsenmehl sowie mit Mais- und Kartoffelstärke. „Das Schwierigste ist es, einen Teig dazu zu bringen aufzugehen. Manchmal war das Brot so hart, dass man damit hätte Häuser bauen können, ein andermal schmeckte es einfach nur nach Pappe. Oft bin ich erst um drei Uhr ins Bett, nur um dann um fünf Uhr wieder aufzuwachen und zu denken: Jetzt habe ich die Lösung“, beschreibt sie diese aufreibende Zeit. Akribisch schrieb sich Maria Perna beim Backen jeden Schritt auf und entwickelte mit der Zeit Mehlmischungen, mit denen es sich nicht nur gut backen ließ, sondern die auch der ganzen Familie schmeckten.

Nach den ersten Erfolgen auf dem Weg der Suche und des Ausprobierens wollte die LandFrau aus dem Kreis Steinburg diesen Weg für andere Betroffene verkürzen. So hat sie mit ihren selbst entwickelten, biozertifizierten Backmischungen inzwischen einen Onlinehandel eröffnet und verschiedene Produkte zur Marktreife gebracht. Gemeinsam mit drei Mitarbeiterinnen nimmt sie die Bestellungen auf und verschickt die Mischungen an Privatpersonen und Händler. Auf Märkten und Messen macht die LandFrau Pfannenbrot, Brötchen, Ofenbrot, Pizzateig und Crêpes bekannt. In ihrer Show-Küche bietet sie Kurse an, bei denen man gemeinsam backen und lernen kann, die Teigmischungen kreativ mit eigenen Ideen zu einer abwechslungsreichen Kost für Menschen zu gestalten, die sonst auf so vieles verzichten müssen.

Marias Tochter ist inzwischen symptomfrei und studiert. Wenn sie nach einem Besuch bei der Familie wieder den Koffer packt, verstaut sie darin nicht nur Kleidung, sondern vor allem glutenfreie Backmischungen, die ihre Mutter für sie entwickelt hat. Sie ermöglichen ihr heute ein unbeschwertes Leben.