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Boxen hilft bei Integration

Aminata Touré zu Besuch bei Unlimited Boxing in Kiel
Von Iris Jaeger
Gasttrainer Rustem Bekirov aus der Ukraine zeigt Aminata Touré die richtigen Boxschläge. Fotos: Iris Jaeger

„Hallo, ich bin Aminata, ich freu mich auf das Training mit euch“, mit diesen Worten begrüßte Schleswig-Holsteins Sozial- und Integrationsministerin Aminata Touré (Grüne) vergangene Woche ganz unbefangen die Teilnehmerinnnen und Teilnehmer am gemeinsamen Training beim Verein Unlimited Boxing in Kiel-Ellerbek. Die meisten der Kinder und Jugendlichen hatten zuvor noch keine Ministerin persönlich gesehen oder mit einer gesprochen. Dass es sich um einen besonderen Termin mit einer wichtigen Person handeln musste, merkten sie am Presserummel, denn an diesem Nachmittag wimmelte es nur so von Leuten mit Kameras, Handys und Schreibblöcken in der Hand.

Auspowern und Freunde treffen – für Samad (li.) und Rais ist Boxen mehr als nur ein Kampfsport.

Im Rahmen ihrer Tour „Schleswig-Holstein. Sozial. Stark.“ folgte Touré einer Einladung des Boxvereins, an einem Training mit Kindern und Jugendlichen aus den umliegenden Stadtteilen teilzunehmen, um die integrative und soziale Arbeit des Vereins kennenzulernen. Viele der jungen Leute haben einen Migrationshintergrund, leben in einem sozial problematischen Umfeld. „Wir werden hier täglich mit dem Ärger, den Sorgen und Problemen der jungen Leute konfrontiert“, erklärte Akbulat Uzuev, Boxer und Bruder von Boxstudio-Inhaber Zelim Uzuev. „Wir sind mit vielen Vereinen hier in Kiel vernetzt. Es ist wie eine eigene Welt hier. Die Kinder und Jugendlichen trainieren und treffen neue Freunde, anstatt draußen Blödsinn zu machen“, so Uzuev. Beim Forum für Migrantinnen und Migranten Kiel, das einmal im Monat im Kieler Rathaus stattfindet, hatten sie Aminata Touré angesprochen, mal vorbeizuschauen. Das machte sie und schaute nicht nur zu, sondern machte eine Stunde lang bei dem äußerst schweißtreibenden Training mit. Nebenbei blieb kurz Zeit, mit den Kindern und Jugendlichen zu sprechen. Deutlich wurde, dass Boxen viel mehr ist als nur mit den Fäusten um sich zu schlagen. Schon beim Betreten des Studios fiel auf, wie höflich, respektvoll und freundschaftlich alle miteinander umgingen. Das Training selbst ist fordernd, neben Kraft braucht es vor allem Ausdauer, Köpfchen und Kondition. „Boxen hilft uns, den Kopf frei zu bekommen“, erklärte Jura-Studentin Acelya Alic. Man sei nach dem Training ausgepowert und zufrieden. Ein Aspekt, den auch Oxana Bilkenroth, Vorstandsmitglied beim Forum für Migrantinnen und Migranten Kiel, hervorhob: „Den meisten fällt das Einleben als Migrant oder Migrantin schwer, vor allem wenn es mit der deutschen Sprache noch nicht gut funktioniert. Anstatt ihren Frust an anderen auszulassen, lernen sie hier, ihre Angst abzulegen. Durch das Boxen lernen sie ihre Stärken kennen und entwickeln ein Selbstbewusstsein. Dadurch gehen sie im Alltag anders in Konflikte hinein, handeln besonnener, weil sie wissen, dass sie stark sind und nicht angreifen müssen, um sich zu verteidigen.“

Boxen verbindet und macht stark



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