Start Blog Seite 227

Ein Tipp von Pippi Langstrumpf

0

Mit einem Fazit zum zurückliegenden und einem Blick auf das neue Jahr eröffnet das Präsidium des LandFrauenverbandes die kommenden zwölf Monate. Dabei geht es um weltpolitische Themen wie den Ukrainekrieg, aber auch um neue Aktionen der LandFrauen, die Bedeutung des Netzwerkens und der Bildungsarbeit. Zudem gibt es auch von dem Romanheldin Pippi Langstrumpf einen Tipp für einen zuversichtlichen Start in das neue Jahr.

Nasses Fell kann zu Erkältungen führen

Viele Pferdebesitzer stehen insbesondere im Winter vor einem kniffligen Problem: Wie wird das nassgeschwitzte Pferd möglichst schnell wieder trocken? Es gibt ein paar einfache Tricks und praktische Hilfsmittel, die den Trocknungsprozess ­beschleunigen.

Eines vorweg: Schwitzen ist keinesfalls etwas Schlechtes. Durch Muskelarbeit entsteht Wärme, und das Schwitzen dient dazu, mithilfe der Verdunstungskälte die Körpertemperatur im idealen Bereich zu halten. Im Sommer ist das anschließende Trocknen der Pferde in der Regel kein Problem, doch im Herbst und Winter kann es zur echten Geduldsprobe werden, bis das dichte Winterfell in feuchtkalter Umgebung wieder vollständig getrocknet ist. Genau das ist aber wichtig, bevor das Pferd zurück in den Offenstall, auf die Weide, den Paddock oder in die Box darf. Denn verklebtes, nasses Fell kann seine wärmende, schützende Funktion nicht mehr erfüllen und es drohen Erkältungen. Was können Pferdebesitzer also tun, wenn ihr Vierbeiner im Winter schweißnass ist, etwa nach einer anstrengenden Reitstunde oder wenn sich das Tier während des Reitens aufgeregt hat?

Es ist immer sinnvoll, dem Pferd nach dem eigentlichen Training eine ausreichend lange Entspannungsphase zu gönnen, egal ob in der Reithalle oder im Gelände. Dieses Trockenreiten im Schritt am langen Zügel für mindestens 15 bis 20 min trägt dazu bei, dass sich Puls und Atmung normalisieren. Leider reicht dieses „Ausklingenlassen der Arbeit“ allein oft nicht aus, und das Pferd ist danach immer noch verschwitzt, wenn auch hoffentlich weniger. Damit der Vierbeiner schneller wieder trocknet, kann man ihn auf trockenem, saugfähigem Material wälzen lassen oder mit Stroh beziehungsweise einem Handtuch abrubbeln. Danach sollte dem Pferd eine Abschwitzdecke aufgelegt werden.

Je nach Felllänge werden die meisten Pferde mit dem Pferdeföhn in 15 bis 25 min wieder trocken. Foto: Fahrsportteam Kessler

Trocken dank Kunstfaser

Abschwitzdecken bestehen in den meisten Fällen aus Fleece, genauer gesagt aus Polyesterfasern. Anders als Baumwolle saugen die Kunstfasern keine Feuchtigkeit auf, sondern transportieren sie von der Innenseite der Decke nach außen. Der Schweiß wird also vom Pferdekörper durch die Decke an die Außenseite geleitet, entsprechend feucht fühlt sich die Oberfläche der Decke bereits nach kurzer Zeit an. Unter der Decke kühlt das Pferd jedoch nicht aus. Eine Schicht Stroh unter der Decke sorgt für ein Luftpolster und kann die Trocknung noch beschleunigen.

Von außen sollte übrigens keine Feuchtigkeit an die Decke kommen. Das bedeutet, dass die Pferde bei Regenwetter unter einem Dach stehen müssen, solange sie die Abschwitzdecke aufhaben. Sollte das nicht möglich sein, können wasserdichte Regendecken verwendet werden. Diese schützen vor Regen, lassen Feuchtigkeit aber von innen nach außen durch.

Einfache Abschwitzdecken sollten nur für eine bestimmte Zeit auf dem Pferd bleiben, sonst besteht die Gefahr, dass die Decke verrutscht und das Pferd darauf tritt. Auch die Offenstallkollegen beißen mitunter gerne in solche Decken und können ihnen ordentlich Schaden zufügen.

Es ist sinnvoll, nicht nur eine Abschwitzdecke zu besitzen, da bei hoher Schweißproduktion bis zur vollständigen Trocknung des Pferdes durchaus ein oder mehrere Deckenwechsel notwendig sind. Erfreulich ist daher, dass Abschwitzdecken nicht teuer sein müssen, sie sind bereits ab etwa 30 € im Fachhandel erhältlich. Wasserdichte Modelle sind entsprechend teurer.

Unter der Haube

Eine andere Möglichkeit, Pferde schnell zu trocknen, ist eine Decke, die ein wenig an Trockenhauben für die menschliche Haarpracht erinnert: Den „Trocken-Max Pferdefön“ gibt es bereits seit mehr als 40 Jahren. Das Funktionsprinzip ist schnell erklärt: Der Pferdeföhn besteht aus einem leistungsstarken Föhn, einem Schlauch und einer Decke. Über einen trittfesten Schlauch gelangt die wahlweise warme oder kalte Luft in die Decke aus faserverstärkter doppelwandiger Fallschirmseide, die den gesamten Pferdekörper inklusive Halspartie umschließt. Durch die eingearbeiteten Löcher auf der Innenseite der Decke strömt die Luft an den Pferdekörper.

Angeschlossen wird der Schlauch entweder oben am Rücken – dann kann sich das Pferd während des Föhnens zum Beispiel in der Box bewegen – oder unten am Bauch. Sollte das Pferd aus Versehen auf den Schlauch treten, löst sich dieser am Föhnanschluss. Während des Föhnens sollte das Pferd dennoch immer im Auge behalten werden.

Wie lange es dauert, bis das Pferd trocken ist, hängt unter anderem von der Felllänge ab. Michael Schmid, der vor zwölf Jahren die Firma übernommen hat, berichtet: „Ich habe Kunden in der Schweiz, die haben Pferde mit einer Felllänge von 15 Zentimetern und freuen sich über eine Trocknungszeit von 45 Minuten, im Vergleich zum immer wieder Umdecken mit Abschwitzdecken von bis zu vier Stunden.“ Normalerweise dauere eine Trocknung je nach Felllänge jedoch etwa zwischen 15 und 25 min.

„Nach der Trocknung decke ich meine Pferde auf dem Weg in den Offenstall noch kurz mit einer Abschwitzdecke ein, aber in den Stall selbst gehen meine Pferde ohne Decke. Es sei denn, ich habe ein Pferd wegen eines Turnierstarts geschoren, dann kommt zum Beispiel eine Winterdecke drauf“, so Schmid. Auch punktuelles Föhnen sei möglich: „Steht das Pferd nass im Stall oder auf der Weide, kann vor dem Reiten auch nur die Sattellage geföhnt werden.“

Künstliche Sonne

Eventuelle Folgekosten seien überschaubar, erklärt Schmid: „Je nach Standfläche des Föhns muss der Filter mal gewechselt werden. Deshalb empfehle ich, sollte der Föhn am Boden stehen, die Fläche kurz vorher mit dem Föhn mal anzublasen und so den Staub auf dem Boden zu entfernen.“ Außerdem solle die Decke „nach spätestens 100 Anwendungen auch mal bei 30 Grad Celsius ohne Waschpulver und ohne Weichspüler gewaschen und nach dem Waschen zum Trocknen für einige Minuten an den Föhn angeschlossen werden.“

In vielen Ställen werden im Winter Solarien eingesetzt, meist um die Muskeln zu lockern, die Durchblutung zu fördern oder dem Pferd einfach ein wenig Wellness zu gönnen. Doch auch für das schnellere Trocknen werden Solarien ­verwendet.

Hierbei sind einige Regeln zu beachten: Das Pferd darf nicht direkt nach einem anstrengenden Training unter das Solarium gestellt werden. Das gilt vor allem dann, wenn es stark schwitzt und der Puls noch erhöht ist, denn durch die Infrarotstrahlung des Solariums könnte der Kreislauf zu sehr belastet werden. Der Abstand zwischen Höhensonne und Pferd sollte in der Regel etwa 60 bis 80 cm betragen (Angaben der Hersteller beachten). Meist sind Solarien höhenverstellbar, sodass sie von unterschiedlich großen Pferden genutzt werden können, im Idealfall vom Shetty bis zum Shire. Etwa 10 bis 20 min Aufenthalt im Solarium reichen aus. Auch hierbei sollten die Empfehlungen des Herstellers befolgt werden.

Manche Solarien arbeiten zusätzlich mit Luftstrom, der die Trocknung unterstützen soll. Einfache Solarien sind je nach Modell und Größe ab etwa 1.500 € erhältlich, Solarien mit integriertem „Ganzkörperföhn“ beginnen bei etwa 2.000 €.

Nach der Höhensonne muss sich der Vierbeiner noch akklimatisieren, bevor er hinaus auf den Auslauf oder in den Offenstall darf, andernfalls ist der Temperaturunterschied zwischen Solarium und Winterluft zu groß. Beispielsweise kann eine Abschwitzdecke aufgelegt werden, bis sich die Temperatur angeglichen hat.

„Das wunderbarste Märchen ist das Leben selbst“

0

Einige der schönsten Wintermärchen stammen aus der Feder des weltberühmten dänischen Dichters und Schriftstellers Hans Christian Andersen (1805-1875). Denken wir nur an das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern oder die Schneekönigin. An seinem Geburtsort Odense auf der Insel Fünen begab sich das Bauernblatt auf eine Zeitreise durch seine Biografie und Märchenwelt.

„Es war fürchterlich kalt; es schneite und begann dunkler Abend zu werden, es war der letzte Abend im Jahre, Neujahrsabend! In dieser Kälte und in dieser Finsternis ging ein kleines, armes Mädchen mit bloßem Kopfe und nackten Füßen auf der Straße…“ So beginnt das Wintermärchen vom kleinen Mädchen mit den Schwefelhölzern. Andersen vollendete es 1845 während eines Aufenthalts auf Schloss Gravenstein an der Flensburger Förde.

In ihm erzählt er die berührende Geschichte eines Mädchens, das fröstelnd und hungrig auf der Straße Schwefelhölzer zu verkaufen versucht und dabei auf tragische Weise in den Tod gleitet. Generationen von Kindern sind mit dieser und anderen Geschichten von Hans Christian Andersen aufgewachsen. In Dänemark bekommen die Kleinen oft schon zur Taufe ein Märchenbuch von ihm. „Obwohl er von einer heilen Welt träumte, in der wie im Volksmärchen das Gute über das Böse siegt, ist seine Märchenwelt durchaus nicht heil, sondern, wie er selbst, von Widersprüchen und Brüchen geprägt“, stellt Autorin Gisela Perlet in ihrer bei Suhrkamp 2005 erschienenen Biografie „Hans Christian Andersen“ heraus. Etliche seiner Protagonistinnen und Protagonisten fänden ihr Glück gar nicht oder erst im Tod. So heißt es zum Schluss beim kleinen Mädchen mit den Schwefelhölzern: „Der Neujahrsmorgen ging über der kleinen Leiche auf, die mit Streichhölzern dasaß, wovon eine ganze Schachtel verbrannt war. Sie hat sich wärmen wollen, sagt man. Niemand wusste, was sie Schönes erblickt hatte, in welchem Glanze sie mit der alten Großmutter zur Neujahrsfreude gegangen war.“

In einer etwa 18 m2 großen Wohnung in der Munkemøllestræde verbrachte Hans Christian Andersen eine ärmliche Kindheit und Jugend.

Biografische Anklänge

All das Traurige und Melancholische in seinen dichterischen Schöpfungen ist sicherlich auch in der eigenen Biografie begründet. Etliche Texte haben biografische Anklänge. Am 2. April 1805 kommt der Schriftsteller als Sohn des verarmten Schuhmachers Hans Andersen und der alkoholkranken Wäscherin Anne Marie Andersdatter zur Welt. In seinem Kindheitshaus in der Munkemøllestræde wächst er von seinem zweiten bis zum 14. Lebensjahr auf.

Rückblickend sollte es die längste Zeit sein, die er je an einem Ort verbracht hat. Hier entdeckt er eine Welt, die ihn prägt und zur Brutstätte seiner späteren Fantasien und Träume wird. Er spürt zum ersten Mal das Licht des Sommers und die Dunkelheit und Kälte des Winters, erfreut sich am einzigen Grün, einem Stachelbeerstrauch im Hinterhof, lauscht den Geschichten des Vaters und bastelt mit ihm ein Puppentheater. Zur Schule geht er nur selten. In der beengten Wohnung, die gleichzeitig als Schuhmacherwerkstatt dient, lebt die Familie in bitterster Armut. Trotzdem gibt es dort einen Reichtum an Herz, Liebe und Fürsorge, wie Andersen später schrieb.

Einmal im Jahr erlaubt sich die Familie einen Theaterbesuch. Hans Christian ist von den Vorführungen stark beeindruckt. Sich selbst als introvertiertes, zurückhaltendes und verträumtes Kind bezeichnend, entwickelt er durch das Theater eine blühende Fantasie, träumt sich weg in eine andere Welt, in der er der kargen Tristesse des Alltags entfliehen kann. Im Jahr 1812 verlässt sein Vater Frau und Kind, um als Soldat in die Napoleonischen Kriege zu ziehen. Obwohl er nicht an Kampfhandlungen teilnimmt, kehrt er 1814 an Leib und Seele gebrochen heim und stirbt zwei Jahre später mit nur 34 Jahren. Nun muss der elfjährige Hans Christian durch Fabrikarbeit zum Lebensunterhalt für sich und seine Mutter beitragen.

Umzug nach Kopenhagen

„So formierte sich in seiner frühen Jugend der Wunsch, seinen prekären Lebensumständen zu entkommen, und er zog als Vierzehnjähriger nach Kopenhagen. Hier versuchte er sich als Theaterschauspieler und Sänger und schrieb erste Gedichte. Großer Erfolg wollte sich zunächst jedoch nicht einstellen“, weiß Dr. Lena Hennewig, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB). Aber es trifft sich, dass der damalige Direktor des Kopenhagener Theaters, Jonas Collin, auf den Jungen aufmerksam wird. Er lädt ihn ein, bei sich und seiner Familie zu leben. Durch seine Förderung und durch Unterstützung des damaligen Königs Friedrich VI. kann Hans Christian die Lateinschule und die Universität besuchen. Unermüdlich schreibt er eigene Texte, veröffentlicht schon zum Ende seiner Schulzeit sein erstes, international anerkanntes Gedicht „Das sterbende Kind“. Insgesamt sind 800 Gedichte, 158 Märchen, 40 dramatische Werke, sieben Romane, fünf Reiseberichte, drei Selbstbiografien und drei Bilderbücher von ihm überliefert. Die Zielgruppen seiner Werke sind dabei sowohl Kinder als auch Erwachsene. Da Andersen zudem bildkünstlerisch begabt ist, fertigt er über 1.000 Zeichnungen, Scherenschnitte, Collagen und andere kleinere Kunstwerke an, die er manchmal zur Illustrierung seines literarischen Schaffens nutzt.

Aus dem Märchen „Die Nachtigall“

Meistgelesener Autor

Ab 1831 sind teilweise mit staatlichen Stipendien finanzierte Reisen und Exkursionen, die ihn nach Deutschland und durch mehrere Länder Europas und in das Osmanische Reich führen, eine stete Inspirationsquelle. Die Aufenthalte im Ausland sorgen dafür, dass Andersen international bekannt wird. Bis heute sind seine Bücher in etwa 150 Sprachen erschienen. Damit ist er einer der meistgelesenen Autoren der Welt. In China gehören mehrere seiner Märchen zum festen Lehrplan in der Schule. „Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern“ ist dort und im übrigen Asien eines der bekanntesten und beliebtesten Märchen. In der westlichen Welt werden „Das hässliche Entlein“ und „Die kleine Meerjungfrau“ am ehesten mit seinem Namen verbunden. Übrigens: Geheiratet hat der Künstler nie, aber mehrere unerfüllte, unglückliche Lieben gehabt. Dabei ist er immer ein Außenseiter und im tiefsten Inneren einsamer Mensch geblieben, der ständig unterwegs und nirgendwo wirklich zu Hause war. Und das, trotz vieler freundschaftlicher Verbindungen und einem Netzwerk von Beziehungen im Ausland. Am 4. August 1875 stirbt er im Alter von 70 Jahren in Kopenhagen. „Das wunderbarste Märchen ist das Leben selbst“, soll er einst gesagt haben. Eine posthume Ehre wird ihm 1967 zuteil: Anlässlich seines Geburtstages wird seitdem am 2. April der Internationale Kinderbuchtag begangen.

In Odense ist Hans Christian Andersen überall präsent. Durch sein Wirken ist er unsterblich geworden. Auf seinen Spuren – Schuhgröße 47 – kann man auf einem Rundweg mit der App „Useeum H.C. Andersens Odense“ 13 Stationen erkunden, die für die künstlerische Tätigkeit des Dichters von entscheidender Bedeutung waren. Die Tour beginnt am Museum H. C. Andersens Hus im H. C. Andersen Haven. Es öffnete im Sommer 2021 seine Tore und wurde vom japanischen Stararchitekten Kengo Kuma entworfen.

Der moderne Gebäudekomplex mit unterirdischer Ausstellungsfläche ist mit einem zauberhaften Märchengarten verflochten. Beeindruckend sind die interaktiven Multimedia-Installationen. Klang, Licht und Szenerie verbinden sich auf wunderbare Weise zu einem Erlebnis für alle Sinne. Hier treffen wir in einem stimmungsvollen Video auch das Mädchen mit den Schwefelhölzern wieder. In viele weitere Märchen können die Besucher – mit einem Audioguide ausgestattet – eintauchen und zum Schluss direkt ins gelbe Eckhaus, dem Geburtshaus des 1867 zum Ehrenbürger Ernannten, gehen. Von dort gilt es, Gebäude und Plätze zu entdecken, die mit dem Schriftsteller eng verbunden sind. So blickt eine Bronzestatue Andersens hinter dem Dom, in dem er konfirmiert wurde, auf die tiefste Stelle im nahen Bach, an der, dem Märchen „Die Glockentiefe“ zufolge, der Wassermann lebt. Auch das Schiffchen aus dem „standhaften Zinnsoldaten“ treibt dort im Wasser. Nur ein Katzensprung ist es von hier bis zum früheren Waschplatz seiner Mutter, dem Kindheitshaus und dem Rathaus, in dem er als Ehrenbürger Huldigungen entgegennahm. Das Schloss, in dem seine Mutter arbeitete, befindet sich ebenfalls in der Nähe. Seinen Spuren folgend, wird verständlich, was Gisela Perlet so treffend über den Schriftsteller schreibt: „Er war weder ein strahlender Aufsteiger noch ein naiv-kindlicher Märchenonkel, sondern eine höchst widersprüchliche Persönlichkeit“. Die jedoch bis heute weltweit von vielen großen und kleinen Menschen besonders für ihre tiefsinnigen Märchen verehrt und geliebt wird.

Landschlachtereien in Schleswig-Holstein, Teil 1

0

Vor Weihnachten wurde früher auf den Höfen geschlachtet. Aus diesem Anlass hat das Bauernblatt nachgefragt: Wie geht es den Landschlachtereien in Schleswig-Holstein? Mehrere Betriebe waren so beschäftigt, dass sie für einen Besuch keine Zeit hatten. Das zeigt, dass es an Arbeit und Aufträgen nicht mangelt, spiegelt aber auch die Belastung wieder, unter der die Branche steht. Als größtes Problem wurde der Fachkräftemangel genannt.

Das bestätigt sich beim Besuch in der „Fleischerei Werner Einfeld und Sohn“ in Negenharrie bei Bordesholm. Juniorchefin Sina Einfeld-Tensfeldt (37) konnte sich etwas Zeit nehmen für den Bauernblatt-Reporter, während Vater Heinrich, Bruder Matthias und die Gesellen im Akkordtempo Rinderhälften zerlegen.

Sina Einfeld-Tensfeldt (37) Fotos: Tonio Keller

Für den eigenen Betrieb werden bei Familie Einfeld pro Woche zehn bis 14 Schweine und ein bis zwei Rinder geschlachtet. Dazu kommt Lohnschlachtung für Landwirte – zwei oder drei Stammkunden aus der Region – mit vier bis fünf Schweinen und ein bis zwei Rindern pro Woche, „mehr schaffen wir nicht“. Dafür können diese Landwirte auch verbindlich planen, „wir vergeben schon die Termine für das nächste Jahr“.

Die Fleischerei in Negenharrie ist seit 1871 in Familienbesitz. Großvater Werner – er ist mit 97 noch wohlauf – hat sie in den 1950er Jahren von seinem Onkel übernommen. Seit 2010 arbeitet Sina Einfeld-Tensfeldt voll im Betrieb, die Leitungsaufgaben teilt sich die Familie – außer ihr selbst Mutter Carmen, Vater Heinrich und Bruder Matthias, beide Meister. Zur Belegschaft zählen ferner drei Gesellen und sechs Verkäuferinnen. „Bis etwa 2017 hatten wir drei Mal so viel Schlachtpensum, in den vergangenen fünf Jahren mussten wir drastisch reduzieren.“ Der Grund dafür? Fachkräftemangel. „Wir könnten viel mehr Aufträge annehmen, aber wir müssen unsere Mitarbeitenden gut pflegen und können sie nicht durch ständige Überstunden überlasten“, sagt Einfeld-Tensfeldt. Auch die Damen im Verkauf sind inzwischen etwas älter. „Manche kannte ich schon als Kind. Wir bekommen einfach keine Leute und müssen mit den bewährten haushalten. Womöglich werden wir noch mit unseren Mitarbeitern alt.“

Natürlich macht auch die Inflation zu schaffen. „Nicht nur die Energie, alles wird teurer – Material, Verpackung, Gewürze, 20 bis 50 Prozent. Das können wir nicht eins zu eins an die Kunden weitergeben, wir versuchen überall zu sparen.“ Eine weitere Last ist die Bürokratie. „Den angekündigten Abbau merken wir nicht.“ Im Gegenteil, die Dokumentationspflichten würden immer umfangreicher. „Wir haben dafür keine eigene Abteilung wie die Industrie. Dabei ist für uns vieles selbstverständlich, etwa der Arbeitsschutz. Aber alles muss aufgeschrieben werden, sogar welche Seife ich kaufe.“

Darin sieht Einfeld-Tensfeldt die größte Benachteiligung der Handwerksbetriebe gegenüber den Großschlachtereien. „Wir werden nach industriellen Maßstäben gemessen, müssen nach den Regeln der Großen spielen.“

Aber es gebe auch Vorteile. „Für die Nahversorgung ist es wichtig, dass es verschiedene Standbeine gibt.“ Beispiel Corona: „Das geht schnell durch einen Großbetrieb. Wir mussten den Laden die ganze Zeit nicht dichtmachen.“ Natürlich können auch ihre Mitarbeiter krank werden, aber wenn es mehrere Fleischereien in der Region gibt, könne die Versorgung aufgefangen werden.

Und dann natürlich das große Plus: Sie verarbeiten Tiere von Haltern aus der Region, die sie kennen, wo die Tiere gut gehalten werden. Die Schlachtung erfolge tiergerecht. Nach und nach komme jedes Tier einzeln in eine Box, wo es betäubt wird, und danach weiter in den Schlachtraum. „Das geht ganz ruhig vonstatten, da wird nicht ‘rumgeschrieen. Wir nehmen uns die Zeit, das ist keine Massenabfertigung.“ Die noch wachen Tiere bekommen nichts mit. „Die letzten Schweine müssen wir manchmal noch wecken.“

Das alles sei den Verbrauchern wichtig. Die Kundenwünsche hätten sich zwar leicht verändert – mehr Schnellküche oder Grillen, weniger Braten, der viel Aufwand macht – aber Qualität sei nach wie vor Trumpf. „Man muss das Ganze sehen“, resümiert Sina Einfeld-Tensfeld: „Nimmt man die vielen kleinen Betriebe zusammen, dann bewegen wir was. Es ist wichtig, dass es uns gibt!

Aus Totholz erwacht neues Leben

0

Durch Aufräumaktionen oder durch den Obstbaumschnitt fällt einiges Holz im eigenen Garten an. Es wäre allerdings schade, dieses Material ganz aus dem Garten zu entfernen, denn von und auf dem toten Holz leben ganz unterschiedliche Tier- und Pflanzenarten. Käfer, Schlupfwespen, Fadenwürmer, Pilze, ­Algen und Farne finden hier ­ihren Lebensraum.

Im Totholz entsteht mit der Zeit ein reiches Angebot an Nahrung, und viele Tiere können sich dort verstecken, schlafen, überwintern und brüten. Ein bekannter Wintergast ist der Igel. Aber auch Kröten und manche Insekten überwintern im Totholzhaufen. Stehendes Totholz ist zum Beispiel ideal für Rotkehlchen und Spechte. Abhängig von der Holzart, dem Zersetzungsgrad, der Feuchtigkeit und der Temperatur des Totholzes entstehen sehr unterschiedliche Lebensräume. Totholz erfüllt also viele Funktionen für ein funktionierendes Ökosystem und sollte daher, zumindest zum Teil, im Garten verbleiben. Wer es aber nicht die ganze Zeit im Auge haben möchte, kann den gefällten Baumstamm oder ein paar dicke Äste der Verwitterung an einem nicht so exponierten Platz im Garten überlassen. Auf den Fotos sind Beispiele zu sehen, wie Totholz eine Verwendung im Hausgarten finden kann.

Wer nicht gleich eine ganze Hecke anlegen ­möchte, …
… kann einen toten Stamm mit Efeu begrünen oder …
… hinter eine Vase ein kleines Stammstück im nicht so sichtbaren Teil des Gartens legen. Fotos: Georg Henkel


Zusätzlich werden Nützlinge und Gegenspieler wie zum Beispiel Igel, Kröten, Vögel, Florfliegen und Marienkäfer gefördert, die Schädlinge an den Rosensträuchern und den Gemüsepflanzen kleinhalten. Also Gründe genug, Totholz im eigenen Garten zu behalten.

Es gibt viele Möglichkeiten, Totholz im Garten einzusetzen. So finden Dekorationsartikel und Töpfe ihre Stellfläche, …
…der Nistkasten einen Aufhängeplatz, …
… die Kinder einen Kletterbaum und die Käfer eine Wohnstube. Fotos: Georg Henkel


Wirtschaftsjahr 2021/22 in der Ferkelerzeugung

0

Das abgeschlossene Wirtschaftsjahr war in der Ferkelerzeugung von großen ökonomischen Sorgen geprägt, was sich leider auch durch die Betriebszweigauswertungen nicht schönreden lässt. Wie auch die Maizählung 2022 des Statistikamtes Nord bestätigt, ist landesweit der Zuchtsauenbestand um 14,1 % gesunken. Für die Auswertung bedeutet dies, dass die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein und die Schweinespezialberatung nur noch 50 Ferkelerzeuger mit angeschlossener Ferkelaufzucht auswerten konnten.

Erstmalig wurden die ökonomischen Zahlen netto ausgewertet, um die Vergleichbarkeit bei verschiedenen Steuermodellen aufrechtzuerhalten.

In der Geschichte der Schweinespezialberatung hat es noch nie einen so hohen monetären Verlust in der Ferkelerzeugung gegeben. Unter Berücksichtigung einer kalkulatorischen Vollkostenauswertung liegt im Mittel der Betriebe der Verlust bei minus 776 € je Sau und Jahr. Dies bedeutet bei einer durchschnittlichen Herdengröße von 334 Sauen je Betrieb, dass ein Ferkelerzeuger zirka 260.000 € Verlust in einem Jahr gemacht hat.

Die größten Kostensteigerungen gab es beim Futter sowie bei den Wasser- und Energiekosten, dem gegenüber stand ein niedriger Ferkelerlös (siehe Abbildung). Wo es ging, haben die Ferkelerzeuger gespart, aber die Möglichkeiten waren eingeschränkt. Als Direktkostenfreie Leistungen konnten im Mittel der Betriebe nur 21,50 € je Sau und Jahr erzielt werden (ohne Berücksichtigungen von Sonderzahlungen für Tierwohlleistungen). 86 % der Ferkelerzeuger kaufen hier das Futter zu. Durch den Verlauf der stark steigenden Futterkosten im vorigen Wirtschaftsjahr war der Zeitpunkt für den Abschluss der Kontrakte sehr entscheidend und hat unter anderem dazu geführt, dass bei den Direktkostenfreien Leistungen zwischen dem oberen (240 €) und unteren Viertel (–242 €) fast 500 € liegen.

Biologische Leistungen werden nachhaltiger

Im Gegenzug zu den ökonomischen Leistungen ist die Entwicklung der biologischen Leistungen viel erfreulicher. Ein wesentlicher Faktor der Nachhaltigkeit ist die Effizienz der eingesetzten Ressourcen, und in dieser Hinsicht konnten die Ferkelerzeuger einen großen Schritt weiterkommen. Im Schnitt wurden 0,3 Ferkel je Wurf mehr geboren und 0,5 Ferkel mehr abgesetzt. Das beinhaltet auch, dass trotz steigender genetischer Vielfalt bei den Sauen die Saugferkelverluste um 1,4 % reduziert werden konnten (siehe Tabelle 1). Auf Vaterseite gibt es 76 % Piétrain-Anpaarungen, und nur 12 % der Betriebe nehmen einen Duroc-Eber als Vater der Mastschweine.

Die Futterverwertung der Ferkel – berechnet aus der gesamten Ferkelfuttermenge durch den Ferkelzuwachs (Verkaufsgewicht minus 1,3 kg pauschales Geburtsgewicht) – hat sich von 1,46 auf 1,42 verbessert. Auch die Gesamtfuttermenge (Ferkel- plus Sauenfutter) je Kilogramm Ferkelzuwachs reduzierte sich von 2,92 auf 2,86. Damit konnte mit weniger Futter mehr Zuwachs generiert werden, was weniger Bedarf an Futterfläche nach sich zieht. Es bleibt abzuwarten, ob sich dieser Trend halten kann.

In Tabelle 2 sind die biologischen Leistungen des oberen und unteren Viertels nebeneinander dargestellt. Eingeteilt wurden die Viertel nach den Direktkostenfreien Leistungen ohne Sonderzahlungen. Im oberen Viertel bringen schon die Jungsauen 0,5 mehr lebend geborene Ferkel je Wurf. Diese höhere Leistung zieht sich durch bis hin zu 1,8 mehr lebend geborenen Ferkel je Sau und Jahr. Durch deutlich niedrigere Ferkelverluste (–5 %) hat das obere Viertel sogar 3,5 Ferkel mehr im Jahr abgesetzt als das untere Viertel. In der Schlussfolgerung bedeutet es, dass gute ökonomische Leistungen auch gute biologische Leistungen bedingen. Allerdings stimmt der Umkehrschluss nicht. Gute biologische Leistungen bringen nicht zwangsläufig auch gute ökonomische Leistungen.

Unterschiedliche Kastrationsmethoden

Seit vergangenem Jahr werden die männlichen Ferkel unterschiedlich kastriert. In Deutschland stehen vier Methoden zur Verfügung: die Ebermast, die Impfung mit Improvac, die Kastration mit Injektionsnarkose und die Kastration mit Inhalationsnarkose. Durch die ungleiche Klassenbesetzung sind die Leistungen nach Kastrationsmethode in Tabelle 3 nicht direkt vergleichbar. Wenn weniger Betriebe in einer Klasse sind, ist der einzelne Betriebseffekt größer.

70 % der Betriebe kastrieren mit Isofluran und 22 % mit Ketamin und Azaperon. Die Injektionsnarkose nutzen eher die kleineren Betriebe mit durchschnittlich 203 Sauen im Bestand, und die Inhalationsnarkose nutzen eher die größeren Betriebe mit durchschnittlich 382 Sauen. Bei der Injektionsnarkose wird sichtbar, dass die Gefahr höherer Ferkelverluste gegeben ist und die Management-Herausforderungen dort größer sind.

Jeder professionelle Betrieb wirtschaftet in einem bestimmten Produktionsrhythmus. Damit wird unter anderem definiert, in welcher Regelmäßigkeit Betriebsabläufe wiederkehren, die Länge der Säugezeiten, die Anzahl der Sauen­gruppen und damit die Gruppengrößen, was dann die entsprechenden Stallstrukturen hergeben müssen. 18 % der Betriebe nutzen den Wochenrhythmus, doppelt so viel den Zweiwochenrhythmus, 26 % den Dreiwochenrhythmus und 12 % den Vierwochenrhythmus. Die Auswertungen zeigen, dass sowohl die biologischen als auch die ökonomischen Leistungen nicht vom Rhythmus abhängig sind. Der Rhythmus ist gut, wenn er zum Betrieb passt!

Fazit

Trotz schwerwiegender finanzieller Sorgen haben die Ferkelerzeuger die Herausforderung angenommen, die Betriebe nachhaltiger auszurichten, indem sie die Effizienz gesteigert haben. Der ausführliche Schweinereport kann Anfang 2023 auf der Internetseite der Landwirtschaftskammer (www.lksh.de) oder der Schweinespezialberatung (www.ssbsh.de) eingesehen werden.

Auf dem Online-Schweinetag NordSüd am 31. Januar 2023 wird vormittags besprochen, wie den herrschenden produktionstechnischen und rechtlichen Herausforderungen begegnet werden kann. Programmdetails finden sich beim vlf, Fokus Tierwohl, oder der Schweinespezialberatung.

Forschung steht vor großen Herausforderungen

0

Deutschland verfolgt in seinem Klimaschutzgesetz das Ziel, bis 2045 Treibhausgasneutralität zu erreichen. Da Methan ein hohes globales Erwärmungspotenzial besitzt, beschäftigen sich auch weltweit zahlreiche Wissenschaftler mit möglichen Strategien zur Verringerung der Methanemissionen. In einem jüngst im „Journal of Dairy Science“ erschienenen Artikel von Karen Beauchemin werden der aktuelle Stand der verfügbaren Strategien zur Verringerung des Methanausstoßes dargestellt sowie deren Chancen, aber auch Hindernisse beziehungsweise Risiken. Ausgewählte Aspekte hieraus werden nachfolgend wiedergegeben.

Tiere, die mehr produzieren, fressen, verdauen und fermentieren im Allgemeinen auch mehr Futter. Dadurch entsteht mehr Methan (CH4). Bezogen auf das Tierprodukt aber sinkt die CH4-Menge, alleine schon durch den prozentual geringeren Anteil des Erhaltungsbedarfes je zum Beispiel Kilogramm Milch, sodass ein größerer Anteil der aufgenommenen Nährstoffe für die tierische Produktion verwendet wird.

Auswahl von Tieren mit niedrigem Methanausstoß

Bei der CH4-Produktion existieren tierindividuelle Unterschiede. Kühe, die weniger CH4 erzeugen, wandeln das Futter effizienter in Milch um. Eine der größten Herausforderungen bei der Auswahl von Tieren mit einer geringeren CH4-Produktion ist eine möglichst exakte Bestimmung der CH4-Erzeugung. Hilfreich kann hier die indirekte Abschätzung anhand der Fettsäurezusammensetzung der Milch mittels Infrarotspektroskopie sein.

Bei diesem züchterischen Ansatz muss jedoch auch auf mögliche unerwünschte Zusammenhänge zwischen der CH4-Produktion und der tierischen Produktivität geachtet werden.

Einsatz von Futterfetten

Von Nahrungsfetten geht eine methanreduzierende Wirkung aus, unter anderem durch ihre Toxizität für Methanogene und Protozoen und durch die Förderung der Propionatbildung, was ebenfalls eine geringere CH4-Produktion bewirkt. Das Ausmaß dieser Effekte hängt aber ab von der Form, Quelle und Menge des zugeführten Fettes, dem Sättigungsgrad und der Länge der Kohlenstoffketten der Fettsäuren sowie der Nährstoff- und Fettsäurezusammensetzung der Ration.

In verschiedenen Untersuchungen zeigten sich erhebliche Variationen der antimethanogenen Wirkungen (unter 4 bis fast 6 % je 10 g/ kg TM zusätzlicher Fettmenge) von Nahrungsfetten.

Grundsätzlich ist jedoch zu berücksichtigen, dass eine zu hohe Fettkonzentration in der Ration die Pansenfermentation, insbesondere die Faserverdauung, beeinträchtigen kann. Letztlich müssen durch weitere Forschungen kosteneffiziente und nachhaltige Fettquellen gefunden und ihre jeweiligen Einsatzmengen benannt werden, mit denen die CH4-Emissionen verringert werden können, ohne die Verdaulichkeit des Futters zu beeinträchtigen. Auch sind Studien erforderlich, um die Langzeiteffekte von Fettzusätzen zur Verminderung von CH4-Emissionen zu ermitteln.

Wirkung auf die Pansenfermentation

3-NOP ist ein Molekül, das in geringen Dosen (60 bis 200 mg/ kg TM) im Wiederkäuerfutter die CH4-Produktion im Pansen hemmt. Im Durchschnitt und bei typischen Aufnahmemengen in der Rindermast (144 ± 82,3 mg/ kg TM) und der Milchkuhhaltung (81 ± 41,2 mg/ kg TM) senkte 3-NOP die CH4-Produktion um 30 %.

In der EU ist 3-NOP seit April 2022 als Futtermittelzusatzstoff in der Kategorie „zootechnische Zusatzstoffe“ und in der Funktionsgruppe „Stoffe, die die Umwelt günstig beeinflussen“ zugelassen. Die größten Hürden für die breite Anwendung von 3-NOP oder anderen chemischen Inhibitoren, die in der Zukunft entdeckt werden könnten, sind einerseits die zusätzlichen Futterkosten, wenn keine entsprechenden Produktivitätsvorteile erzielt werden, und andererseits die Schwierigkeit der längerfristigen Verabreichung an Tiere in extensiven Produktionssystemen.

Fragen zu Makroalgen

Makroalgen (Meeresalgen) haben, je nach Art, Sammelzeitpunkt und Wachstumsumgebung, eine sehr variable chemische Zusammensetzung. Sie können bioaktive Komponenten enthalten, die die Methanogenese hemmen. So zeigten In-vivo-Studien mit Schafen, Ochsen und Milchkühen dosis- und rationsabhängige Rückgänge der CH4-Produktion zwischen 9 und 98 % durch die Zugabe von Asparagopsis, der Roten Alge, zum Futter.

Es gibt jedoch erste Bedenken, dass Asparagopsis auf lange Sicht an Wirkung verlieren könnte. Auch sind weitere Rückstands- und Unbedenklichkeitsstudien erforderlich, einschließlich der Auswirkungen auf die Organhistologie der behandelten Tiere. Die Einführung von Asparagopsis ist ebenso davon abhängig, ob die Alge nachhaltig in Aquakultur- oder Meeressystemen mit konstanter Konzentration der Wirkstoffe gezüchtet werden kann und diese Wirkstoffkonzentrationen beim Transport, der Lagerung und der Verfütterung erhalten bleiben. Auch müssen die Konzentrationen von Mineralien wie Jod kontrolliert werden, damit die Übertragung auf tierische Produkte sichere Grenzwerte nicht überschreitet. Darüber hinaus muss die Fütterung von Asparagopsis vor einer breiten Einführung von den Behörden genehmigt werden.

Wirkung ätherischer Öle

Ätherische Öle, zum Beispiel aus Oregano, Thymian oder Knoblauch, können, wenn sie extrahiert und konzentriert oder chemisch synthetisiert werden, antimikrobielle Aktivitäten gegen Bakterien und Pilze ausüben. Als Herausforderung bleibt die Identifizierung ätherischer Öle mit relativ konsistenten Zusammensetzungen, die selektiv die Methanogenese im Pansen hemmen, ohne die Verdauung und Produktivität der Tiere zu beeinträchtigen.

Zudem sind ätherische Öle sehr flüchtig. Daher werden die meisten kommerziellen Produkte beschichtet und formuliert, um die Freisetzung des Wirkstoffs zu kontrollieren, sobald sie dem Tierfutter zugesetzt werden. Allerdings sind einige ätherische Öle instabil, und ihre Wirksamkeit kann auch durch unsachgemäße Lagerung oder Hitzeeinwirkung bei der Herstellung von Futtermitteln, zum Beispiel durch Extrusion oder Pelletierung, beeinträchtigt werden.

Es sind mehr In-vivo-Studien notwendig, um die Wirksamkeit von ätherischen Ölen zu bestimmen. Von den mehr als 3.000 ätherischen Ölen müssen in weiteren Untersuchungen die wirksamsten Öle zur Reduzierung der CH4-Produktion ermittelt werden. Viele der in vitro wirksamen Konzentrationen sind zu hoch für In-vivo-Anwendungen. Daher sind weitere Forschungen, auch Langzeitstudien, notwendig, um die optimalen Dosen unter verschiedenen Fütterungsbedingungen zu ermitteln und um mögliche Auswirkungen auf die Fleisch- und Milchqualität herauszuarbeiten.

Ätherische Öle, zum Beispiel aus Oregano, Thymian oder Knoblauch, können auch die Methanogenese im Pansen hemmen. 

Gerbstoffe und Saponine

Mehrere sekundäre Pflanzenstoffe, darunter Tannine und Saponine, wurden auf ihr Potenzial zur Verringerung der CH4-Produktion von Wiederkäuern untersucht. Perspektivisch sind weitere Fütterungsstudien erforderlich, um auch hier die optimalen Konzentrationen verschiedener Quellen von kondensierten und hydrolysierbaren Tanninen zu ermitteln. Darüber hinaus sollten die Auswirkungen auf die Futteraufnahme, Verdaulichkeit, Tierleistung und Gesundheit (zum Beispiel Parasitenbekämpfung) ebenfalls berücksichtigt werden. Auch bei den Saponinen hängen derartige Effekte sehr von der Quelle, der chemischen Struktur, der Dosis, der Zusammensetzung des Futters und der Wahrscheinlichkeit, dass sich die Pansenmikroben an den Abbau von Saponinen anpassen, ab. Oftmals wurde in In-vitro-Studien mit so hohen Dosierungen gearbeitet, dass sie für Tiere toxisch sein können.

Direkt gefütterte Mikroorganismen

Lebende Mikroorganismen können, wenn sie aufgenommen werden, die Pansenfermentation verändern. Neben den bekannten Wirkungen bezüglich der Faserverdauung oder der Laktatverwertung können sie auch die Methanbildung beeinflussen, indem sie den vorhandenen Wasserstoff in alternative Wege umleiten. Dadurch kann dieser dann nicht mehr zur Methanogenese genutzt werden. Ein weiterer Ansatz ist die Verwendung von Bakterien, die das Wachstum von Methanbildnern (Methanogene) hemmen.

Obwohl in einigen In-vitro-Experimenten eine Beeinflussung der CH4-Erzeugung stattfand, wurden diese Ergebnisse selten in vivo bestätigt. Dies kann durch die in vitro eingesetzten hohen Dosen direkt gefütterter Mikroorganismen erklärt werden, welche jedoch in vivo nicht anwendbar sind. Zudem muss geklärt werden, ob die Zugabe von methanbildungsreduzierenden Mikroorganismen gegebenfalls nachteilige Effekte auf die Tierleistungen hat. Auch sind weitere Untersuchungen bezüglich des Einflusses auf die Verdaulichkeit und die Güllezusammensetzung notwendig.

Immunisierung gegen Methanogene

Bereits vor über 20 Jahren wurde mit der Entwicklung eines antimethanogenen Impfstoffs, der das Immunsystem der Tiere zur Produktion von Antikörpern gegen Methanogene anregt, begonnen. Eine solche Impfung induziert nachweislich die Antikörper im Serum. Die Ergebnisse in den In-vitro-Mischkulturen sind aber recht unterschiedlich und zeitabhängig und die Auswirkungen auf die CH4-Produktion in vivo waren bisher nur gering oder gar nicht messbar. Das könnte möglicherweise auf eine fehlende Breitspektrumwirksamkeit des Impfstoffs auf die sehr inhomogene methanogene Pansengemeinschaft zurückzuführen sein. Zudem sind die Unterschiede zwischen den Tieren einerseits und im Pansenmikrobiom andererseits eine Herausforderung für die Entwicklung eines anwendbaren Impfstoffs.

Fazit

Die einzigartige Fähigkeit von ruminierenden Tieren, rohfaserreiche Futtermittel und Nebenerzeugnisse zu verdauen, und die weltweit verbreitete Nutzung von Weidesystemen machen die Reduzierung von CH4-Emissionen auf globaler Ebene extrem herausfordernd. Kontinuierliche Innovationen sind erforderlich, um zusätzliche Technologien zu entwickeln, die zum einen den großen Unterschieden in den weltweiten Produktionssystemen für Wiederkäuer gerecht werden und zum anderen für die Tierhalter erschwinglich sind.

Darüber hinaus sind für eine erfolgreiche Umsetzung sicherer und wirksamer Methanminderungsstrategien Liefermechanismen und eine angemessene technische Unterstützung der Hersteller sowie die Einbeziehung und Akzeptanz der Verbraucher erforderlich.

Von Herrnhut in die ganze Welt

0

Was passiert eigentlich, wenn einem Würfel die Ecken abgeschnitten werden? Diese Frage stellte ein Erzieher vor 200 Jahren Schülern im Geometrieunterricht in der kleinen Oberlausitzer Stadt Herrnhut. Antwort: Es entsteht die geometrische Form des Rhombenkuboktaeders, eines der 13 pythagoräischen Körper.

Dieser Körper mit 18 Quadraten und acht Dreiecken ist der Kern eines Herrnhuter Sterns bis heute, der als ältester Weihnachtsstern überhaupt gilt. Er hatte von Anfang an zwei Funktionen – als Unterrichtsgegenstand im Geometrieunterricht und als Abbild des Sterns von Bethlehem.

Aus dem Geometrieunterricht entwickelte sich in der Brüder-Unität (Herrnhuter Brüdergemeine) bald die Tradition des Sternbastelns am ersten Advent. Die ersten Sterne wurden in Weiß-Rot gefertigt. Weiß stand für die Reinheit und Rot für das Blut Jesu Christi. Damit wurden die Schulstuben geschmückt. Andere nahmen die Schüler mit nach Hause in ihre Familien. Nicht alle konnten mit ihren Eltern Weihnachten feiern, weil die weit weg in Übersee als Missionare tätig waren. Die Sterne sollten den Trennungsschmerz ein wenig lindern und so mancher Stern ging, von den Kindern in Deutschland eingepackt, auch auf die weite Reise zu den Eltern.

Bevor aus den Anfängen des Herrnhuter Sternes in einer Schulstube die weltweit verbreiteten Advents- und Weihnachtsterne wurden, sollten noch viele Jahre vergehen. 1897 entwickelte der Geschäftsmann Pieter Hendrik Verbeek den Herrnhuter Stern zu einem stabilen, zusammensetzbaren Stern weiter, sodass er auch verschickt werden konnte. Neu war der durchbrochene Metallkörper mit Schienen, auf den die Papierzacken mit Metallrahmen geschoben wurden.

Vor 125 Jahren gründete er die Sterne-Manufaktur. Ein Jahr später gab es den Stern bereits in zwei Größen, in 56 cm und 80 cm Durchmesser. Die Zacken wurden in fünf Farben gefertigt: in Weiß, Gelb, Rot, Grün und Blau. Elf Kombinationen waren möglich. Die erste schmiedeeiserne Halterung wurde hergestellt. Vertrieben wurden die Sterne von der Herrnhuter Missionsbuchhandlung. In der Anfangszeit waren es vor allem Kirchengemeinden, die Sterne für ihre Kirchen kauften und damit auch die Missionsarbeit der Herrnhuter unterstützen wollten.

Der Kirchensaal der evangelischen Brüdergemeine Herrnhut, auch bekannt als Gemeinsaal oder Betsaal

1925 war ein wichtiges Jahr für die Herrnhuter Sterne. Aus dem Stern mit dem Metallkörper wurde ein körperloser Stern mit einer selbsttragenden Rähmchenkonstruktion. Die Rähmchen waren zunächst aus Metall, wenig später bereits aus Pappe. Was beim zusammengebauten Stern keinen Unterschied machte, war ein enormer Vorteil für die Serienfertigung und für den Versand. Verbeek meldete den ersten körperlosen Stern zum Patent an, mit 17 viereckigen und acht dreieckigen Zacken. Die Stern-Gesellschaft mbH Herrnhut wurde gegründet. Gesellschafter waren der Unternehmer Pieter Hendrik Verbeek, die Missionsanstalt der Brüder-Unität und die Firma Abraham Dürninger & Co., ein bis heute bestehendes Unternehmen zur Förderung der Herrnhuter Brüdergemeine.

Die DDR verstaatlichte 1950 den Sternenhersteller. Ab sofort hieß er VEB Oberlausitzer Stern- und Lampenschirmfabrik. Irgendwann passte die Handfertigung von Sternen nicht mehr ins Bild sozialistischer Industrieproduktion. Es kam in einer Zeit, in der anderswo bisher halbstaatliche Betriebe vollständig verstaatlicht wurden, zur Rückübertragung der Firma vom Staat an die Brüder-Unität – ein einmaliger Vorgang.

An der geschäftlichen Situation änderte sich durch diese Rückübertragung wenig, denn auch private Firmen waren staatlicher Planung unterworfen, das heißt Material war knapp und wurde zugeteilt. Die meisten der damals produzierten Sterne gingen in den Export. In der DDR waren sie deshalb kaum zu haben. Die DDR brauchte Devisen. Der Eigentümer bekam die Sterne selbstverständlich in DDR-Mark bezahlt.

Seit 1982 wurden die Sterne auch in Kunststoff gefertigt. Ab jetzt wurden sie auch öffentlich sichtbar und eroberten vor allem außerhalb der DDR Kirchtürme, Außenfassaden und Marktplätze. 1991 wurde die Herrnhuter Sterne GmbH neugegründet. Es begann ein neuer Abschnitt in der Geschichte der Herrnhuter Sterne. Jetzt war alles möglich, aber es galt, sich auch in der Marktwirtschaft zu behaupten. Herrnhuter Sterne waren in ganz Deutschland eine eingeführte Marke. Aber jetzt waren sie keine Mangelware mehr und sie waren teurer als vorher. Der Vertrieb musste völlig neu aufgebaut werden. Neue Materialien wurden eingesetzt, Fertigungsabläufe optimiert. Es blieb bei der Handarbeit. Die Nachfrage nach Herrnhuter Sternen ist in den letzten Jahrzehnten ständig gestiegen. Startete die Herrnhuter Sterne GmbH 1991 mit 23 Mitarbeiterinnen, waren es 2010 rund 80 Mitarbeiterinnen, die zirka 300.000 Sterne pro Jahr herstellten. Im Jahr 2019 stellten etwa 140 Mitarbeiterinnen bereits 700.000 Sterne im Jahr her. Wer will, kann den fleißigen Mitarbeiterinnen in der Schauwerkstatt bei der Arbeit zusehen oder nebenan ins Bastelstübchen gehen und sich den eigenen Stern ganz individuell zusammenbauen. Der Herrnhuter Stern ist die vielen Jahrzehnte hinweg in seiner Form gleich geblieben. 25 Zacken sind der Beweis für die Echtheit eines Herrnhuter Sterns. An der Stelle, wo die 26. Zacke hingehören würde, ist die Beleuchtung installiert. Es gibt nur eine Ausnahme: Der Stern im Kirchsaal der Herrnhuter Brüdergemeine bringt es auf stolze 110 Zacken.

Bei den Größen und Farben ist die Vielfalt im Laufe der Jahrzehnte stetig gewachsen, besonders aber in den letzten drei Jahrzehnten, in denen keine Materialengpässe die Kreativität der Herrnhuter Sternehersteller bremsen konnten. Inzwischen gehören auch Sterne mit Blumenmustern zum Sortiment und Lichterketten aus bunten, kleinen Sternen, die auch bei Sommergartenpartys Verwendung finden. Kunden können Sterne zwischen 13 cm und 80 cm Durchmesser wählen. Sonderanfertigungen gibt es auf Bestellung auch bis 190 cm Durchmesser. Wer die „Minis“, die kleinsten Herrnhuter Sterne mit einem Durchmesser von 8 cm, haben möchte, kann die nur in Herrnhut direkt kaufen. Während es in vielen Familien bis heute ein wichtiges Ritual ist, am ersten Advent gemeinsam den Herrnhuter Stern zusammenzubauen, gibt es längst Alternativen. So bieten die Sternehersteller inzwischen auch Kartons an, in denen die Sterne im zusammengebauten Zustand übersommert werden können. Dadurch werden die empfindlichen Papierzacken geschont.

Auch in Schleswig-Holstein hängen die Sterne mit der wechselvollen Geschichte längst nicht mehr nur in Kirchen und Gemeindehäusern, sondern auch auf Marktplätzen, in Privathäusern, in Gutshöfen und sogar an Scheunen. Und es werden jedes Jahr mehr.



Info

Herrnhut ist eine Kleinstadt in der sächsischen Oberlausitz und wurde 1722 von mährischen und böhmischen Glaubensflüchtlingen der Brüder-Unität gegründet. Die Brüder-Unität ist Mitte des 15. Jahrhunderts aus der böhmischen Reformation heraus entstanden und damit älter als die evangelischen Kirchen in Deutschland. Im 18. Jahrhundert wurden diese evangelischen Christen in ihrer Heimat verfolgt. Nikolaus Graf von Zinzendorf stellte ihnen Land zur Verfügung und bot ihnen im lutherischen Sachsen Schutz vor Verfolgung. In Herrnhut – unter der Hut des Herrn – lebten, arbeiteten und beteten die Glaubensflüchtlinge zusammen, gründeten Schulen und schickten schon nach wenigen Jahren die ersten Missionare in alle Welt, um die christliche Botschaft weiterzutragen. Heute zählt die kleine Freikirche in Deutschland zirka 5.000 Gemeindeglieder, weltweit sind es mehr als 1,2 Millionen, vor allem in Afrika, in Nord- und Mittelamerika und in der Karibik. Viele Gemeindeglieder in Deutschland sind auch Mitglied ihrer evangelischen Landeskirche. Außerhalb Deutschlands heißt die Kirche auch „Iglesia Morava“ oder „Moravian Church“. Eines der Markenzeichen der Herrnhuter Brüdergemeine war von Anfang an gute Bildung für alle, sowohl in den Gemeinden in Übersee als auch in der Heimat. Die Gleichheit aller Menschen und die Einheit von religiöser, sozialer und naturkundlich-praktischer Bildung und Erziehung waren die Grundpfeiler des Bildungskonzeptes der Herrnhuter, ein für die damalige Zeit sehr modernes Bildungskonzept. Das Schulwerk der Herrnhuter Brüder-Unität hatte schnell einen so guten Ruf, dass Anzeigen in überregionalen Zeitungen geschaltet werden mussten, doch bitte keine Kinder unangemeldet in die Schulen zu schicken.

Bei den Größen und Farben ist die Vielfalt im Laufe der Jahrzehnte stetig gewachsen.
Fotos: Sigrid Querhammer
Ein Himmel voller Sterne
Auch im Sommer machen sich die Sterne gut zum Beispiel an einem Rosenbogen.
125 Jahre Herrnhuter Sterne
Hier darf jeder seinen Stern selbst zusammenstellen.
125 Jahre Herrnhuter Sterne – Jubiläumslebkuchen


Waldförderung erhöht Unfallrisiko

0

Mehr stehendes Totholz und weniger Technikeinsatz durch das Wald-Klima-Paket gingen auf Kosten der Arbeitssicherheit im Wald, teilt die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau mit.

Das neue Förderprogramm Klimaangepasstes Waldmanagement des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft sieht vor, Betriebe zu fördern, die ihre Wälder nach Kriterien bewirtschaften, die sowohl über den gesetzlichen Standard als auch über bestehende Zertifizierungen wie PEFC und FSC nachweislich hinausgehen. Hierbei wird auch eine Verringerung von Rückegassen und das gezielte Belassen von Totholz verlangt. Dies erhöht das Unfallrisiko aller im Wald arbeitenden Menschen. Für die gefährliche Motorsägenarbeit sollten zudem nur gut ausgebildete Personen eingesetzt werden. Die gesamte Branche ist hier gefordert, nicht leichtfertig große Unfallrisiken in Kauf zu nehmen.

Das Arbeitsschutzrecht fordert neben einem universellen Technikvorrang eine sachgerechte Verknüpfung der Schutzgüter bei der Bestimmung von Arbeitsschutzmaßnahmen. Die Festlegung forstlicher Arbeitsverfahren ist demnach sachlich begründet und fallbezogen vorzunehmen. Dabei ist zu gewährleisten, dass die Gesundheit immer das höchste Schutzgut bleiben muss. Kann stehendes Totholz aus Sicherheitsgründen vor der Ernte eines Baumes nicht zu Fall gebracht werden, ist der zu erntende Baum zu belassen. Kann eine verfügbare Forsttechnik umweltschonend eingesetzt werden, ist sachgerecht zu entscheiden und diese vorzuziehen.

Das geförderte klimaangepasste Waldmanagement für kommunale und private Waldbesitzende muss zugleich ein Programm für eine noch bessere Arbeitssicherheit im Zukunftswald werden. Die Lösungswege dazu sind bekannt.

Anträge können jetzt gestellt werden

0

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat sein neues Förderprogramm „Klimaangepasstes Waldmanagement“ nunmehr veröffentlicht. Es ist Teil der Honorierung der Ökosystemleistung des Waldes und von klimaangepasstem Waldmanagement.

In den vergangenen Jahren sind erhebliche Waldflächen dem Sturm, anschließenden Borkenkäferkalamitäten sowie hitzebedingten Absterbeerscheinungen zum Opfer gefallen. Geschätzt stehen mittlerweile bundesweit rund 500.000 ha zur kalamitätsbedingten Wiederbewaldung an. Neben den erheblichen Kosten für die Neukulturen haben viele Waldbesitzende teilweise existenzielle finanzielle Schäden durch den Verlust erheblicher Holzvorräte erlitten, die eigentlich die Basis zukünftiger Einnahmen hätten bilden sollen. 

Für das Programm stehen aus dem Klima- und Transformationsfonds der Bundesregierung bis zum Jahr 2026 900 Mio. € bereit. Ziel der finanziellen Unterstützung ist aber auch, die zukünftigen Wälder klimastabiler aufzustellen. Die Förderung in Anspruch nehmen können sowohl private als auch kommunale Waldbesitzende. Derzeit ist die Förderung noch de-minimis-pflichtig. Die Einschränkung bezieht sich vor allem auf große Betriebe. Demnach dürfen die in den vergangenen drei Jahren in Anspruch genommenen Fördergelder aus de-minimis-pflichtigen Förderprogrammen zuzüglich der Förderung aus dem neuen Programm in Summe nicht mehr als 200.000 € betragen haben.

Das BMEL beabsichtigt, die Förderrichtlinie im Jahr 2023 bei der EU freistellen zu lassen, sodass für Anträge, die danach gestellt werden, diese Einschränkung nicht mehr besteht. Unter De-minimis-Bedingungen gestellte Anträge bleiben bis zum Ende der Zahlungen de-minimis-pflichtig. Mit der Beantragung der Förderung gehen Waldbesitzende eine Bindung über zehn Jahre ein, die Schaffung von Nullnutzungsflächen (ab 100 ha Betriebsgröße verpflichtend) erfolgt sogar für 20 Jahre. Die Förderung beträgt bis zu 100 €/ha und Jahr (ab 500 ha Betriebsgröße reduzierte Beträge). Die Schaffung der Nullnutzungsflächen wird im zweiten Jahrzehnt mit einem Betrag von 100 € je stillgelegter Fläche honoriert. Für die Jahre 2022 bis 2025 stehen bundesweit jährlich 200 Mio. € zur Verfügung, die Vergabe erfolgt nach der zeitlichen Abfolge der Anträge (sogenanntes Windhundprinzip).

Bedingungen für die Teilnahme

Teilnehmende Waldbesitzende müssen Mitglied eines anerkannten Zertifizierungssystems sein (PEFC, FSC, Naturland). Darüber hinaus geht die Förderung einher mit der Einhaltung von elf beziehungsweise zwölf Kriterien. Diese nehmen Einfluss auf die Art der Waldbewirtschaftung.

– Bei der Bestandesverjüngung müssen mehr als 50 % standortheimische Baumarten (in Schleswig-Holstein ausschließlich Laubbaumarten, auf der Hagenower Sandplatte auch Kiefer) gepflanzt oder über Naturverjüngung etabliert werden.

– Vor Beginn einer Endnutzung muss der Folgebestand bereits vorverjüngt sein (Kalamitäten zählen dabei nicht als planmäßige Endnutzung).

– Werden Waldbestände erstmalig mit Rückegassen versehen, müssen diese einen Mindestabstand von 30 m haben.

– Je Hektar Waldfläche müssen fünf Habitatbäume oder Anwärter (zukünftige Habitatbäume) dauerhaft ausgeschieden werden.

– Betriebe mit einer Waldfläche von mehr als 100 ha müssen 5 % ihrer Waldfläche für 20 Jahre stilllegen. Welche Flächen hierfür infrage kommen, entscheidet der Waldbesitzer selbst, lediglich die Mindestfläche der Teilfläche von 0,3 ha ist zu berücksichtigen. Betriebe mit weniger als 100 ha Betriebsfläche können diese zu 5 % freiwillig stilllegen. Sie erhalten dafür im ersten Jahrzehnt 15 €/ha Betriebsfläche und im zweiten Jahrzehnt auch 100 €/ha stillgelegter Fläche.

– Künstliche Entwässerungsgräben müssen verschlossen werden.

– Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sowie das Düngen sind ausgeschlossen (Ausnahme Polterbehandlung).

– Verzicht auf Kahlschläge, ausgenommen Kalamitäten, dann verbleiben 10 % des Vorrats auf der Fläche.

– Anreicherung mit Totholz

Die Kriterien sind sehr weitreichend und wurden hier lediglich verkürzt dargestellt.

Außerdem müssen Verträge/Förderprogramme mit Inhalten, die sich mit der dargestellten Förderrichtlinie überschneiden, angegeben werden, hierfür werden Abzüge berechnet. Für Betriebe in Schleswig-Holstein ergeben sich folgende potenzielle Überschneidungen:

– GAK-Förderung für „Mischungsregulierung in Jungbeständen“, Abzug 16 €/ha und Jahr für die geförderte Teilfläche

– Vertragsnaturschutz im Privatwald (Einzelverträge, die nur für Flächen der Lebensraumtypen innerhalb der FFH-Kulisse abgeschlossen wurden, Abschlag 25 €/ ha und Jahr teilnehmender Fläche, 18 € für Habitatbäume, 7 € für Rückegassenabstände). Ob auf diesen Teilflächen trotzdem noch zusätzliche Habitatbäume ausgewiesen werden müssen, ist derzeit noch nicht geklärt.

Antragstellung und Kontrolle der Umsetzung

Zuständig für die Antragstellung ist die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe (FNR). Die Anträge werden online auf dem Antragsportal unter klimaanpassung-wald.de gestellt. Zusätzlich sind erforderliche Unterlagen postalisch einzureichen (Bescheid der SVLFG, Bescheide anderer öffentlicher Förderprogramme, De-minimis-Bescheinigungen der vorigen drei Jahre). Im Falle einer noch 2022 vorgenommenen Antragstellung wird bei einer Bewilligung für 2022 ein anteiliger Betrag ausgezahlt. Die Überprüfung der Einhaltung der Kriterien erfolgt durch die Zertifizierungssysteme (PEFC, FSC, Naturland). Hierzu müssen die Antragsteller nach Erhalt des Zuwendungsbescheides Kontakt zu ihrem Zertifizierungssystem aufnehmen.

Beurteilung aus Sicht der Waldbesitzer

Eine grundsätzliche Beurteilung, ob sich die Teilnahme für die Waldbesitzenden – auch wirtschaftlich – lohnt, ist nicht möglich. Viele Detailfragen sind noch offen, eine Klärung sehr schwierig, weil das Programm ohne Beteiligung der Landesministerien erstellt wurde und daher lediglich die FNR zuständig ist. Für inhaltliche Fragen verweist die FNR auf die Zertifizierer, die die Einhaltung der Kriterien kontrollieren sollen. Eine Nachfrage bei PEFC ergab jedoch, dass man noch ganz am Anfang der Verfahrensentwicklung sei. Die diesbezügliche Schulung der Auditoren ist für das kommende Frühjahr geplant.

Außerdem sind die Kriterien in ihren potenziellen Auswirkungen sehr abhängig von den individuellen betrieblichen Gegebenheiten. Zum Beispiel ist die Forderung nach einem Laubholzanteil von mindestens 50 % in sämtlichen Verjüngungen auf der Geest ganz anders zu beurteilen als im Östlichen Hügelland. Außerdem wirken sich viele Kriterien in kleinen Waldflächen oftmals viel weniger aus als auf größeren, erwerbswirtschaftlich geführten Betrieben.

Sollten Antragsteller Fragen zum Verfahren oder zu Inhalten der Richtlinie haben, werden diese gebeten, sich direkt an die FNR zu wenden (www.klimaanpassung-wald.de, klimaanpassung-wald@fnr.de, Tel.: 0 38 43-6 93 06 00).

Ergänzend ist die Forstabteilung der Landwirtschaftsklammer gern bereit, bei der betriebsindividuellen Entscheidung zu unterstützen (Hans Jacobs, hjacobs@lksh.de, Tel.: 0151-20 33 99 10).