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Die Milchauszahlungspreise der hiesigen Meiereien haben sich gegenüber Oktober kaum bewegt. Die Mehrheit der Preise ist unverändert, im Übrigen gleichen sich leichte Rücknahmen und leichte Erhöhungen aus. Insgesamt bleibt der Monatsdurchschnitt gleich. Rein zahlmäßig liegt er mit 60,31 ct/kg ECM durch die Nachzahlung einer Meierei marginal höher.
Die Milchanlieferung in Deutschland weist einen Vorsprung zum Vorjahr auf. In KW 48 standen 3,6 % mehr Milchmenge als im Vorjahresmonat zur Verfügung. Die Situation anhaltend hoher Milchpreise schafft Anreize zur Produktionsausweitung. Bundesweit steigt die angelieferte Menge inzwischen saisonal bedingt wieder an, der Tiefpunkt ist überwunden. Wie in diesem Jahr schon häufig gesehen, gibt es hierbei jedoch Unterbrechungen. In KW 47 ging das Milchaufkommen um 0,1 % zurück und anschließend wieder um 0,6 % nach oben. Die bislang kalte Witterung dürfte diese Schwankungen weiter verstärken.
Am französischen Markt steht fortwährend weniger Rohstoff zur Verfügung. Im Vergleich mit dem Vorjahr fehlen 1,5 %. Zahlen der Europäischen Kommission zeigen, dass europaweit in den ersten drei Quartalen des Jahres 0,4 % weniger Milch produziert wurde. Und auch am Weltmarkt fehlt es an Menge: Australien blickt auf –6,0 % zwischen Juli und Oktober, Neuseeland auf –3,6 % von Juni bis Oktober und die USA kommen für den Zeitraum von Januar bis Oktober auf plus/minus null.
Die Milchauszahlungspreise in EU-Nachbarländern lassen leicht nach. In Italien wird das Kilogramm Milch am Spotmarkt für 65,8 ct gehandelt. In den Niederlanden ist der Marktpreis im Sinkflug, seit dem 20. November ist der Kurs von 56 auf 39 ct/kg zurückgegangen.
Weniger Nachfrage als erwartet
Das Preisniveau am Milchproduktenmarkt entwickelt sich unruhig bis schwächer. Die Notierung für Päckchenbutter sticht im Vergleich mit Käse und Milchpulver heraus. Angetrieben durch die Feiertage und eine Marktknappheit bleibt die Preistendenz stabil bei 7,60 bis 7,80 €/kg. Am Markt für Blockbutter konnten die rückläufigen Preise belebend auf die zuletzt schwache Nachfrage wirken. Die lange als Zugpferd geltende Preisnotierung für Käse hat sich ins Negative gekehrt. Die Nachfrage nach Schnittkäse erreicht nicht die für die Vorweihnachtszeit erwartete Lebhaftigkeit, sodass die Preise in Kempten und Hannover nachgeben. Vor allem der geringere Absatz über den Lebensmitteleinzelhandel bremst das Geschäft. Im Rückblick auf den Corona-Winter des Vorjahres läuft die Gastronomie zwar gut, hingegen stellt sich der Außerhausverkauf schwächer dar. Die schwächeren Preise mobilisieren jedoch einige Einkäufer. Die Absatzmöglichkeiten im Ausland sind unterschiedlich. Teilweise kommt es zu Lieferverträgen mit Drittländern, dennoch führt das Jahresende zu einer gewissen Beruhigung und auch zu erwartbaren Verzögerungen in der Abwicklung.
Rohstoffwert deutlich herabgesetzt
Die finanzielle Verwertung des Rohstoffs Milch hat sich seit Oktober deutlich verschlechtert. Angelehnt an verringerte Börsenkurse für Butter und Magermilchpulver hat das ife den Rohstoffwert Milch ab Hof für November auf 51,9 ct/kg herabgesetzt. Das sind 6,1 ct weniger, bedingt durch eine Korrektur des Nichtfettwertes um 4,8 auf 22,4 ct. Der Fettwert gab indes um 1,3 ct auf 31,1 ct nach. Am Pulvermarkt geht es im Binnenmarkt und weltweit ruhig zu. Der steigende Eurokurs, obwohl weiter nur kurz über Dollarparität, verringert die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Exporteure. Unabhängig davon schwebt aber die Unsicherheit über die Entwicklung des Konsumverhaltens über den Geschäften, Händler verhalten sich mehrheitlich abwartend. Der Preisrückgang schien sich zuletzt zu stabilisieren. Dennoch liegt etwa Magermilchpulver mit rund 2.575 €/t weit unter dem diesjährigen Hoch.
Den Deutschen an sich und vor allem der hiesigen Landwirtschaft wird oft ein Hang zum Pessimismus nachgesagt. Angesichts eines Krieges mitten in Europa und der hohen Lebenshaltungskosten kann man auch wirklich mutlos werden. Vor allem Familien mit wenig Einkommen und geringen finanziellen Reserven trifft es aktuell sehr hart. Mit dem Blick auf das Weihnachtsfest sind dies keine schönen Aussichten.
Gerade die Landwirtschaft konnte im vorigen Jahr von den gestiegenen Rohstoffpreisen profitieren. Bis auf die Schweinehaltung reichten die erhöhten Erlöse aus, die gestiegenen Kosten zu decken. Somit konnte die Landwirtschaft die Inflation größtenteils gut meistern. Jetzt ist jedoch unklar, ob sich dies auf Dauer so fortsetzt. Die Inflation wurde zuletzt auch dadurch getrieben, dass die Verbraucher bereit waren, die erhöhten Kosten zu zahlen. Die Zentralbanken nutzen das Instrument der Zinserhöhung, um die Geldmenge reduzieren, da Kredite teurer werden.
Überholen die Kosten die Erlöse?
Die Pessimisten erwarten, dass der Ukraine-Krieg noch einige Zeit anhält und vor allem Energie knapp und sehr teuer bleibt. Die landwirtschaftliche Produktion und der Transport aus dieser Region bleiben vorerst eingeschränkt. Dazu kommt das steigende Risiko durch Dürren aufgrund des Klimawandels. Die Preissteigerung sorgt für eine geringe Nachfrage nach höherwertigen Lebensmitteln. Dies könnte zum Beispiel den Fleischkonsum weiter verringern. Unsicherheit bereiten auch die zuletzt rückläufigen Notierungen für Marktfrüchte wie Getreide und Raps. Ob sich die Kurse für Schlachtvieh auch im neuen Jahr behaupten können, ist ebenfalls unsicher. Gesamtwirtschaftlich wird der hohe Preisauftrieb die verfügbaren Realeinkommen der privaten Haushalte sinken lassen und damit die Konjunktur abkühlen.
Die Optimisten sehen auch mit Blick auf die reduzierten Düngemittel- und Dieselpreise schon wieder etwas Licht am Ende des Tunnels. Ihrer Meinung nach ist die Zeit der überzogenen Preisausschläge vorbei. Der Markt normalisiert sich und reagiert weniger panisch. Die Versorgungsängste legen sich. Auch gesamtwirtschaftlich macht sich wieder etwas Hoffnung breit. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt entspricht der Vollbeschäftigung. In allen Bereichen fehlen Arbeitskräfte. Die Steuereinahmen sind hoch und werden auch weiterhin hoch eingeschätzt. Die Auftragslage der Industrie ist vorerst noch gut. Auch die Exporte bleiben auf hohem Niveau. Die staatlichen Hilfen wie die Gas- und Strompreisbremsen entlasten die Verbraucher und stützen etwas die Kaufkraft. Das zusätzliche Geld pusht jedoch die Inflation.
Der Blick in die Glaskugel
Das ifo-Institut sieht vorerst einen Rückgang des privaten Konsums und eine Abkühlung der Konjunktur. Viele Preisaufschläge werden erst zum Jahresbeginn wirksam. Auch Lebensmittel dürften noch teurer werden. Die deutsche Wirtschaft wird im Winter in eine Rezession gehen und sich im Frühjahr ganz langsam wieder erholen. Viele Industrie- und Dienstleistungsunternehmen nutzen die aktuelle Situation, um die Preise über die Kostensteigerung hinaus zu erhöhen. Damit werden Gewinne gesteigert. Auf dem Bau dagegen lassen die Preis- und Zinserhöhungen die Nachfrage einbrechen, Aufträge werden storniert. Erst ab der zweiten Jahreshälfte dürften die Einkommen im Verlauf wieder stärker zulegen als die Preise und damit der private Konsum an Fahrt aufnehmen. Erst 2024 rechnen die Forscher wieder mit einem leichten Wirtschaftswachstum von 1,6 % in Deutschland. Für den Arbeitsmarkt erwartet das Ifo-Institut keine schweren Auswirkungen. Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) ist für die Konjunktur etwas pessimistischer. Hier rechnet man weiter mit hohen Energiepreisen. Dies wird die Produktion drosseln. Die Volkswirtschaft wird hierzulande Wohlstandsverluste hinnehmen müssen. Die teure Energieversorgung kann Produktionsverlagerungen in andere Teile der Welt nach sich ziehen. Ein Schlüssel zur Lösung dieser Probleme kann der rasche Ausbau der Erneuerbaren Energien sein.
Jetzt sind die richtigen Entscheidungen gefragt, denn das Pfeifen im dunklen Wald tröstet zwar etwas, löst jedoch keine Probleme.
Die Sortenempfehlung Silomais für 2023 setzt sich aus den Versuchsergebnissen der Jahre 2020, 2021 und 2022 zusammen. Die Witterungsverläufe dieser Versuchsjahre machen deutlich, dass in der Jugendentwicklung oftmals ausgeprägte kühle Wetterphasen den Pflanzenwuchs erheblich eingeschränkt haben, anschließende Wärme ab Ende Juni jedoch noch gut vom Mais zum Längenwachstum ausgenutzt werden konnte. Der folgende Artikel beschreibt, wie die einzelnen Maissorten im Landessortenversuch abgeschnitten haben und welche Sorten für den Anbau 2023 von der Landwirtschaftskammer empfohlen werden.
In Tabelle 1 sind die Ergebnisse der diesjährigen Standorte der Landessortenversuche über das Versuchsmittel als Bezugsbasis zusammengefasst aufgeführt. Die Praxis wird in den diesjährigen Ergebnissen der Landessortenversuche gut abgebildet, die Trockensubstanzgehalte wurden wie im Vorjahr direkt bei der Ernte online über NIRS ermittelt.
Für die landesweite Silomais-Sortenempfehlung zur Futternutzung konnten sich Sorten mit hohen Stärke- und Energiegehalten bei hohen Trockenmasseerträgen und guter Abreife, die mehrjährig geprüft wurden, behaupten. Die aufgeführte Sortenempfehlung von Silomais zur Futternutzung 2023 (Grafik 1a) umfasst insgesamt 31 Sorten, wobei landesweit 14 Maissorten für die Rinderhaltung empfohlen werden. Die weiteren ausgewiesenen Maissorten sollten auf sicher abreifenden Standorten sowie in maisbetonten und auch grasbetonten Rationen ebenfalls Beachtung in der Anbauplanung finden. Die einjährig geprüften aufgeführten Sorten sollten allenfalls zur Probe angebaut werden, da eine einjährige Prüfung nichts über die Stabilität der Sortenleistung aussagt.
In die Silomais-Sortenempfehlung zur Energienutzung fließen mehrjährig hohe Trockenmasseerträge und passende Abreifen bei guten Biogasausbeuten der Prüfsorten ein. Die aufgeführte Sortenempfehlung von Silomais zur Energienutzung 2023 (Grafik 1b) umfasst insgesamt 28 Sorten, wobei landesweit 16 Maissorten empfohlen werden. Die ausgewiesenen Maissorten für sicher abreifende Standorte sind ebenfalls zu beachten. Neu geprüfte Sorten mit einjährigen Versuchsergebnissen aus den Landessortenversuchen sollten auch hier nur im Probeanbau getestet werden.
Die passende Silomaissorte finden
Für die kommende Silomaisanbausaison empfiehlt die Landwirtschaftskammer schwerpunktmäßig Sorten mit mehrjährigen Versuchsergebnissen. Zur Entscheidung über Sorten für die jeweilige Nutzungsrichtung sollten neben den Sortenbeurteilungen (Tabellen 2 und 3) auch die mehrjährigen Auflistungen (Tabellen 4 und 5) betrachtet werden, an denen die Stabilität der Sorten über die Jahre zu erkennen ist.
In den geprüften und dargestellten Sortimenten gibt es viele Möglichkeiten, Maissorten für den jeweiligen Bedarf auszuwählen:
• Maissorten mit hohen Stärke- und Energiegehalten bekommen bei ordentlicher Abreife und hohen Trockenmasseerträgen eine landesweite Empfehlung zur Futternutzung.
• Maissorten mit einer landesweiten Empfehlung zur Energienutzung überzeugen bei guter Abreife mit ordentlichen Trockenmassegehalten und Biogasausbeuten.
• Im ersten Jahr geprüfte Sorten mit guter Leistung werden lediglich zum Probeanbau empfohlen.
• Maissorten, die auf sicher abreifenden Standorten angebaut werden sollten, zeigen hohen Erträge und Qualitäten beziehungsweise Ausbeuten, die Abreifen sind jedoch nicht angepasst.
• Für die maisbetonte Ration werden Maissorten mit hohen Trockenmasseerträgen bei entsprechender Abreife empfohlen, bei denen jedoch die Stärkegehalte unter dem Durchschnitt liegen können.
• Für die grasbetonte Ration werden Maissorten mit ordentlichen Stärkegehalten und/oder Elos-Werten empfohlen, die Trockenmasseerträge können unter dem Durchschnitt liegen.
Landesweit empfohlene Maissorten
Die hohe Leistungsfähigkeit der Maissorten in den Landessortenversuchen wird in den Ergebnissen sehr deutlich. Die Sorten haben drei Jahre mit ähnlichen, aber trotzdem verschiedenen Witterungsereignissen während der Vegetation 2020, 2021 und 2022 durchlaufen (siehe Text unten) und unterschiedlich abgeschnitten. Die Reihenfolge der Sortenbeschreibung richtet sich dabei nach der Siloreifezahl im Sortiment und innerhalb der Gruppen nach dem Alphabet. Somit ist aus der Reihenfolge der Sorten keine Wertung abzuleiten.
Für die landesweite Empfehlung konnten sich folgende Sorten aus dem frühen Silomaissortiment (S 200 bis S 220) behaupten:
,Ileo‘ (S 200/K 200), im Jahr 2020 zugelassen, wird landesweit für die Futter- und Energienutzung empfohlen. Die Sorte weist dreijährig geprüft im Mittel überdurchschnittliche Abreifen und hohe Stärkegehalte bei durchschnittlichen Biogasausbeuten und Trockenmasseerträgen auf. Die diesjährigen Erträge konnten nicht an die Vorjahre anknüpfen.
,Agromilas‘ (S 210/K -) steht seit 2019 in der Prüfung und wird sowohl für die Energienutzung als auch für grasbetonte Rationen empfohlen. Über die Jahre gemittelt zeigt die Sorte durchschnittliche Qualitäten und Erträge bei angepasster Abreife und überdurchschnittlichen Biogasausbeuten.
,Amanova‘ (S 210/K 230), im Jahr 2017 zugelassen, wird nach dreijähriger Prüfung landesweit für die Futter- und Energienutzung empfohlen. Die Sorte reift überdurchschnittlich ab, weist im Mittel durchschnittliche Trockenmasseerträge, Biogasausbeuten und Energiegehalte sowie hohe Stärkegehalte auf.
,Keops‘ (S 210/K -) wurde bereits 2016 zugelassen und wird für die Energienutzung und maisbetonte Ration empfohlen. Im Mittel der drei Versuchsjahre weist die Sorte gute Abreifen und durchschnittliche Biogasausbeuten bei schwankenden Trockenmasseerträgen auf.
,KWS Johaninio‘ (S 210/K 230) stammt aus dem Jahr 2019 und weist dreijährig geprüft im Mittel hohe Trockenmasseerträge, Stärkegehalte und Biogasausbeuten bei angepasster Abreife und durchschnittlichen Energiegehalten auf. Die Sorte wird landesweit als Doppelnutzungssorte für die Futter- und Energienutzung empfohlen.
,LG 31205‘ (S 210/K -) wurde 2017 in den Niederlanden zugelassen und steht dreijährig in der Landessortenprüfung. Die Sorte weist überdurchschnittliche Stärkegehalte bei ordentlicher Abreife, schwankende Trockenmasseerträge und hohe Energiekonzentrationen sowie Biogasausbeuten auf. Die Sorte wird ebenfalls landesweit zur Futter- und Energienutzung empfohlen.
,Rancador‘ (S 210/K 220), im Jahr 2018 zugelassen, erhält abermals die Empfehlung für die Futter- und Energienutzung. Im Mittel der zurückliegenden drei Versuchsjahre weist die Sorte überdurchschnittliche Trockenmasseerträge und durchschnittliche Qualitäten wie Ausbeuten bei angepasster Abreife auf.
Die Bilderreihe zeigt, wie entscheidend die Wasserversorgung zur Blütezeit für die anschließende Kolben- und Kornentwicklung war.
Aus dem mittelfrühen Silomaissortiment (S 230 bis S 250) erhielten folgende Sorten die landesweite Empfehlung:
,Amaroc‘ (S 230/K -), im Jahr 2016 zugelassen, wird nach dreijähriger Prüfung landesweit für die Futter- und Energienutzung empfohlen. Die Sorte reift überdurchschnittlich ab und weist im Mittel durchschnittliche Stärkegehalte, Energiedichten, Biogasausbeuten und schwankende Trockenmasseerträge auf.
,Benedictio KWS‘ (S 230/K 230), ebenfalls 2016 zugelassen, wird landesweit für die Futternutzung empfohlen. Die Sorte reift dreijährig geprüft überdurchschnittlich ab, zeigt hohe Stärkegehalte sowie durchschnittliche Trockenmasseerträge und hohe Energiegehalte.
,Greatful‘ (S 240/K 240), im Jahr 2021 zugelassen, wird nach zweijähriger Prüfung landesweit für die Futternutzung empfohlen. Im Mittel der zurückliegenden zwei Versuchsjahre weist die Sorte eine angepasste Abreife, sehr hohe Stärkegehalte, hohe Energiedichte und durchschnittliche Trockenmasseerträge auf. 
,KWS Jaro‘ (S 230/K 240), 2020 zugelassen, wird für die Nutzungsrichtungen Futter und Energie empfohlen. Die Sorte reift im Mittel der drei Versuchsjahre überdurchschnittlich ab, weist sehr hohe Stärkegehalte und hohe Biogasausbeuten auf. Durchschnittlichen Trockenmasseerträge und Energiekonzentrationen ergänzen die Sortenleistung.
,KWS Robertino‘ (S 230/K 240) wurde 2019 zugelassen. In den drei Versuchsjahren überzeugte die Sorte mit überdurchschnittlicher Abreife und hohen Trockenmasseerträgen und Biogasausbeuten, sehr hohen Stärkegehalten und durchschnittlichen Energiedichten. Die Sorte wird erneut zur Doppelnutzung, sowohl zur Futter- als auch zur Energienutzung, empfohlen.
,LG 31238‘ (S 230/K 220) wurde ebenfalls 2019 zugelassen und wird zur Futter- und zur Energienutzung empfohlen. Die Sorte weist dreijährig geprüft eine gute Abreife mit durchschnittlichen Energiedichten und schwankenden Biogasausbeuten auf. Hohe Trockenmasseerträge und Stärkegehalte schwanken ebenfalls im Mittel der Prüfjahre.
,Micheleen‘ (S 230/K 230) aus dem Jahr 2020 weist im Mittel der drei Prüfjahre hohe Stärkegehalte auf. Bei guter Abreife, durchschnittlich schwankenden Trockenmasseerträgen, hohen Stärkegehalten und durchschnittlichen Energiedichten erzielte die Sorte die Empfehlung für die Futternutzung.
,Bernardino‘ (S 240/K -) wurde 2018 zugelassen. Über die drei Versuchsjahre zeigte die Sorte gute Abreifen, hohe Trockenmasseerträge und Biogasausbeuten, schwankende Stärkegehalte. Durchschnittliche Energiedichten runden die Leistung ab. Die Sorte wird landesweit zur Futter- und Energienutzung empfohlen.
,KWS Otto‘ (S 240/K -) wurde im Jahr 2020 zugelassen. In den aufgeführten drei Prüfjahren konnte die Sorte durchschnittlich schwankende Erträge bei überdurchschnittlicher Abreife erreichen. Mit mehrjährig erzielten hohen Energie- und Stärkegehalten sowie Biogasausbeuten wird die Sorte für die Futter und Energienutzung empfohlen.
,DKC 3418‘ (S 210/zirka K 250), im Jahr 2021 zugelassen, wird nach zweijähriger Prüfung für die Energienutzung empfohlen. Die Sorte reift angepasst ab, weist hohe Biogasausbeuten und durchschnittliche Trockenmasseerträge auf.
,ES Traveler‘ (S 250/K 250) wurde ebenfalls 2021 zugelassen und ist für die Energienutzung empfohlen. Die Sorte zeichnet sich zweijährig geprüft durch hohe, schwankende Trockenmasseerträge sowie durchschnittliche Biogasausbeuten aus. Die Abreife war im vergangenen Jahr als unterdurchschnittlich zu bewerten.
,Haiko‘ (S 250/K -), auch aus dem Jahr 2021, weist im Mittel der zwei Prüfjahre hohe Leistungen in Ertrag und Biogasausbeute auf. Die Abreife ist angepasst. Die Sorte wird landesweit für die Energienutzung empfohlen.
Die aufgeführten Sorten im ersten Prüfungsjahr mit guten Leistungen aus dem Jahr 2022 sollten nur im Probeanbau Verwendung finden, denn gute Ergebnisse aus nur einem LSV-Jahr lassen zwar das hohe Leistungspotenzial neuer Sorten erkennen, sagen aber nichts über deren Ertragsstabilität aus.
Im Silo wurden erst die überwiegend trockenen Schläge eingefahren. Bei deutlich überhöhten Trockenmassegehalten war intensive Walzarbeit im Silohaufen notwendig.
Weitere Sorten mit regionaler Anbauwürdigkeit
Es gibt weitere Maissorten, die ebenfalls in bestimmten Nutzungsrichtungen beziehungsweise auf bestimmten Standorten eine Anbauwürdigkeit in Schleswig-Holstein besitzen und nicht außer Acht gelassen werden sollten. Im Folgenden sind Maissorten genannt, die im mehrjährigen Mittel entsprechend gute Leistungen erzielten, jedoch in dem einen oder anderen Merkmal nicht mit den landesweit empfohlenen Sorten mithalten konnten.
Für maisbetonte Rationen sind die Sorten ,Keops‘ (S 210) und ‚RGT Exxon‘ (S 220) empfohlen. Die aufgeführten Sorten zeichnen sich durch stabile Trockenmasseerträge bei guter Abreife aus, sind jedoch im Stärkegehalt unterdurchschnittlich.
Für die grasbetonte Ration werden die Sorten ‚Agromilas‘ (S 210), ‚Amavit‘ (S 210), ‚Espirito‘ (S 210), ,B 2111A‘ (S 220), ‚LG 31253‘ (S 230) und ‚DS1890B‘ (S 240) empfohlen. Die Sorten weisen ordentliche Stärkegehalte und/oder Elos-Werte auf, die Trockenmasseerträge können jedoch unter dem Durchschnitt liegen.
Auf sicher abreifenden Standorten sollten für die Futternutzung die mehrjährig geprüften Sorten ‚Landlord‘ (S 220), ,DKC 3410‘ (S 240), ‚EC Gisella‘ (S 240) und ‚LG 30258‘ (S 240) angebaut werden, um die Abreife für die jeweilige Nutzungsrichtung zu sichern.
Für die Energienutzung wird empfohlen, folgende Silomaissorten auf sicher abreifende Standorte zu stellen: ,LG 31222‘ (S 210), ,LG 31227‘ (S 210), ‚Jakleen‘ (S 220), ,Landlord‘ (S 220), ,LG 31223‘ (S 220), ,EC Gisella‘ (S 240), ‚DKC 3414‘ (S 250) und ,Haruka‘ (S 250).
Fazit
In den Landesortenversuchen Silomais werden hierzulande die Sorten nach Reifegruppe früh und mittelfrüh getrennt geprüft und bewertet. Der Nord-Ostsee-Kanal bildet in etwa die Grenze der Sortimentsprüfungen. Eine Trennung ist notwendig, da vor dem Hintergrund der anhaltenden Sortenflut nicht alle Sortimente an allen Standorten geprüft werden können. Auch sind regionale Ergebnisse über Jahre hinweg unerlässlich, um witterungsbedingte Besonderheiten der Jahre aufzuzeigen, die sich in Stärken und Schwächen jeder einzelnen geprüften Maissorte wiederfinden. Die Ergebnisse zeigen, welche Sorten empfohlen sind. In der Praxis bewährte Sorten, die aber hier nicht in der Sortenempfehlung stehen, sollten weiterhin Beachtung finden und angebaut werden.
Weitere Informationen können im Internet unter www.lksh.de – Pflanzenbau – Mais abgerufen werden.
Witterungsverlauf dreier Versuchsjahre
Die Maisaussaat lief überwiegend im zweiten Drittel des Aprils nach Ostern an. Die Tage waren trotz sehr vieler Sonnenstunden recht kühl. Ausbleibender Frost in den Nächten führte zu schneller Erwärmung der Böden. Im April gesäter Mais wuchs dem Risiko von Fritfliegenbefall quasi davon. Allerdings blieb nach dem Auflaufen das Risiko durch Vogelfraß bestehen.
Niederschläge von mancherorts bis zu 150 l/m² von Mitte Mai bis Mitte Juni und niedrige Temperaturen bremsten den zügigen Aufwuchs deutlich, die jungen Maispflanzen vergilbten zusehends auf kalten Standorten. Hagelschaden an Mais war ebenfalls schon Ende Mai zu beobachten, der befürchtete erhebliche Befall mit Maisbeulenbrand blieb aber aus.
Der gesamte Juni zeigte sich sonnenscheinarm und kühl, mancherorts hat es im Durchschnitt des Monats jeden zweiten Tag geregnet. Ende Juni stiegen die Temperaturen, die Kombination aus Wärme und Wasser nutzte der Mais zusehends zum Wachsen. Zur Blüte lagen vielerorts noch gute Bedingungen zur Pollenschüttung vor. Die trockene, wärmere Witterung im Juli schadete dem Mais zunächst nicht. Ende Juli kam es aufgrund der Trockenheit aber mancherorts zum Blätterrollen.
Der bereits ersehnte Regen kam dann zum Monatswechsel Juli/August. Die sich fortsetzende Hitze im August führte zu Trockenstress und Trockenschäden, wo die Bodenwasserverfügbarkeit nicht ausreichte. Die Erntereife war vielerorts bereits Anfang September erreicht, trockene Maispflanzen und weit abgereifte Kolben waren zur Ernte üblich. Einsetzende Niederschläge im September ließen den Mais wieder durchgrünen, wenn die Restpflanzen noch nicht komplett verbräunt waren. Die Silomaisernte verlief bei ruhigem Erntewetter mit einzelnen Schauern bis in den Oktober hinein.
In den beiden vorangegangenen Versuchsjahren 2021 und 2020 war das Frühjahr ebenfalls kühl, Niederschläge fielen. Die Wärme zog erst ab Mitte Juni ins Land, Wasser und Wärme konnte der Mais nutzen und streckte sich zusehends. Die Blüte fand in beiden Jahren Ende Juli statt, Niederschläge waren vorhanden. Doch auch in diesen beiden Versuchsjahren folgte im August Sommerhitze, die jedoch sowohl 2021 als auch 2020 nicht zu Ertragsausfällen führte. Zur Silomaisernte fielen in der ersten Oktoberhälfte 2021 hohe Mengen an Niederschlägen. Zur Ernte 2020 gab es überwiegend gut ausgebildete und weit entwickelte Kolben und Körner, die Restpflanze war häufig noch sehr grün. Die Erntebedingungen Ende September bis Mitte Oktober waren überwiegend gut und die Befahrbarkeit der Böden in den Versuchsjahren gegeben. Dr. Elke Grimme
Ganz genau genommen wurde der Landesverband Schleswig-Holsteinischer Schaf- und Ziegenzüchter vor 102 Jahren ins Leben gerufen. Aber wie viele Veranstaltungen musste die Jubiläumsfeier wegen der Pandemie verschoben werden. Diesen Herbst wurde sie nachgeholt, ein willkommener Anlass, mit der Geschäftsführerin des Verbandes, Janine Bruser, zu sprechen, wie sich die Schafzucht in einem Jahrhundert entwickelt hat. Isa-Maria Kuhn, Landwirtschaftskammer SH, hat sie in der Geschäftsstelle in Kiel getroffen.
Janine Bruser, die kleinen Wiederkäuer sind aus der Landschaft nicht wegzudenken. Wie hat sich ihr Bestand über die Jahrzehnte entwickelt?
Janine Bruser: Wie im übrigen Deutschland erlebte die Schafzucht auch in Schleswig-Holstein ihre Hauptblüte um die Mitte des 19. Jahrhunderts, 1873 beispielsweise wurden 392.431 Schafe in Schleswig-Holstein statistisch erfasst. Anfang des 20. Jahrhunderts ging die Schafhaltung dann immer weiter zurück. Bezogen auf ganz Deutschland waren die sinkenden Wollpreise infolge der Konkurrenz der Australwolle die Hauptursache. Bei uns war es namentlich die aufblühende Milchwirtschaft, die das ganze Interesse der Landwirtschaft im Bann hielt und sie die Schafhaltung vernachlässigen ließ. Zur Zeit der Gründung wurden 188.761 Schafe in Schleswig-Holstein gehalten, die meisten davon in bäuerlichen Betrieben, was im krassen Gegensatz zum Rest Deutschlands stand, wo Großbetriebe vorherrschten. Etwa 63 % der Schafe in Schleswig-Holstein wurden in Betrieben mit 10 bis 100 ha gehalten. Damals wie heute gab es die meisten Schafe an der Westküste. Die Schafe liefen ohne ständige besondere Aufsicht mit dem anderen Vieh des Hofes zusammen auf den Weiden, die durch breite Wassergräben voneinander getrennt waren. Das Fehlen dieser Gräben war wohl mit ein Grund dafür, dass auf der Geest weniger Schafe gehalten wurden. Als weitere Schafhaltungsformen gab es zudem die Gutsschäferei, die Bezirksschäferei, wozu auch die Deichschäfer zählten, und die sogenannte Einzelschafhaltung des Kleinsiedlers.
Bockauktionen heute in der Messehalle Husum
Wie sehen die Betriebe heute aus?
Heute gibt es sowohl große Schäfereien, die mit der Schafhaltung ihr Geld verdienen, als auch Schafbetriebe im Nebenerwerb, Zuchtbetriebe und Hobbyschafhaltungen. Als Land zwischen den Meeren spielt in Schleswig-Holstein natürlich der Küstenschutz eine bedeutende Rolle. Viele unserer Haupterwerbsschäfereien sind Deichschäfer. Rund 6.000 ha Vorland- und Deichflächen an der Ost- und Westküste Schleswig-Holsteins sowie ein Großteil der Binnendeiche an der Elbe werden mit Schafen beweidet. Waren die meisten Schafhalter 1920 wahrscheinlich bäuerlich geprägt, halten heute Schülerinnen, Pastoren, Rechtsanwältinnen und viele mehr Schafe und Ziegen. Wir freuen uns selbstverständlich, dass sich viele Menschen weiterhin mit Schafen beschäftigen. Gleichzeitig liegt hier auch eine große Herausforderung für den Verband, denn viele der neuen Züchter halten zum ersten Mal Tiere, sodass sich neue Fragestellungen ergeben.
Wie auskömmlich ist die Schafhaltung heute denn noch?
Unterschiedliche, regionsspezifische Betriebsvoraussetzungen und -strukturen, mit mehr oder weniger Funktionen in der Landschaftspflege, wechselnde Lämmerpreise zwischen den Jahren und Regionen sowie weitere Einflüsse bestimmen die wirtschaftliche Situation der Betriebe. Das Betriebseinkommen aus der Schafhaltung rangiert im unteren Drittel der Skala landwirtschaftlicher Betriebe. Das heißt, die Schäfer leisten vergleichsweise viel bei wenig entlohnter Arbeitszeit, erzielen aber nur ein begrenztes Betriebseinkommen. In vielen Bundesländern kommt der überwiegende Teil der wirtschaftlichen Erträge in der Schafhaltung aus Direktzahlungen und Prämien. Schleswig-Holstein bildet hier eine Ausnahme, da die meisten Schäfereien ihr Einkommen überwiegend aus der Lammfleischerzeugung generieren. Trotzdem geht es ohne öffentliche Zuwendungen auch hier nicht. Die Lammfleischpreise haben sich in den vergangenen zwei Jahren erholt und sind zurzeit auf einem stabilen und guten Niveau. Gleichzeitig sind aber die Betriebskosten stark angestiegen, was die Gewinnspanne für die Betriebe senkt.
Die geplante Einführung einer gekoppelten Weidetierprämie für Schaf- und Ziegenhalter könnte die wirtschaftliche Lage des Betriebszweiges Schafhaltung entlasten. Für die Schafhalter ist eine starke Einkommensgrundstützung aus der Ersten Säule, verbunden mit einer gekoppelten Prämie für die Haltung von Schafen und Ziegen und gegebenenfalls nutzbaren Ökoregelungen, dringend notwendig.
Neben der Erzeugung eines hochwertigen Lebensmittels erfüllt die Schafhaltung die Aufgaben des Küstenschutzes, der Landschafts- und Grünlandpflege und der Erhaltung genetischer Vielfalt, und das bei artgerechter Weidehaltung. Diese Dienstleistungen werden nicht in ausreichendem Maße honoriert.
Janine Bruser ist seit 13 Jahren Geschäftsführerin des Landesverbandes Schleswig-Holsteinischer Schaf- und Ziegenzüchter.
Bei den Rassen hat sich einiges getan. Was grast heute auf unseren Deichen und dem Grünland?
Nach der Rassenzählung von 1935 entfielen 82 % des schleswig-holsteinischen Herdbuchbestandes auf die Weißköpfigen Fleischschafe. Daneben wurden noch Schwarzköpfige Fleischschafe sowie Fleischmilch- und Milchschafe genannt. Das deutsche Weißköpfige Fleischschaf wird der großen Gruppe der schlichtwolligen Schafe zugezählt. Es hat sich aus den alten, bodenständigen Marschschafschlägen in den unterschiedlichen Regionen entwickelt. Unterschiede in den Umweltverhältnissen, in der Zuchtwahl und in den zur Kreuzung benutzten Rassen haben die Ausgestaltung der heutigen Formen der Marschschafe bedingt. Erst 1963 erschienen die Texel-Schafe als „Weißköpfe im Texeltyp“ zum ersten Mal in der Verbandsstatistik. 1965 folgte in Husum die erste Auktion ausschließlich für Texel-Böcke. 1973 nahmen sie hinsichtlich des LV-Herdbuchanteils erstmalig Rang eins ein, den sie bis heute gehalten haben. Nach und nach wurden weitere Rassen ins schleswig-holsteinische Herdbuch aufgenommen, sodass wir zurzeit 33 Schafrassen und neun Ziegenrassen betreuen. Das Rassespektrum reicht von den Fleisch- zu den Landschafen, Milchschafen und Haarschafen, es gibt groß- wie auch kleinrahmige, leistungsstarke, gefährdete und vom Aussterben bedrohte, traditionelle wie auch „exotische“ Rassen.
Schleswig-Holstein ist durch seine guten Grünlandflächen und auch durch die Deichbeweidung besonders für die Fleischproduktion prädestiniert. Daher konnten sich die Haupterwerbsschäfereien vor allem auf Rassen mit guter Fleischleistung und -qualität spezialisieren, sodass im Gegensatz zu vielen anderen Bundesländern die Schäfereien von der Lämmervermarktung existieren können. Auf der anderen Seite haben manche Rassen dadurch aber auch an Bedeutung verloren. Dank des Engagements von Züchterinnen und Züchtern, die sich im Nebenerwerb und im Hobby der Herdbuchzucht angenommen haben, ist es gelungen, die Rassevielfalt in Schleswig-Holstein zu erhalten und die Zuchtleistungen zu verbessern.
15 unserer Schafrassen und drei Ziegenrassen werden als Beobachtungs- beziehungsweise Erhaltungspopulation auf der Roten Liste gefährdeter Nutztierrassen 2021 aufgeführt.
Um ein Thema kommen wir nicht herum, das zu den Gründungszeiten nicht aktuell war, den Wolf. Wie sehr macht er Ihnen als Nutztierhaltern zu schaffen?
Bisher haben wir keine Rudel in Schleswig-Holstein. Aber auch schon die Einzelwölfe stellen uns vor große Probleme. Gerissene tote Schafe sind für alle Schafhalter schon ein grässlicher Anblick, aber stark verletzte Tiere, die mit aufgerissenen Bäuchen immer noch weiterlaufen, bringen auch hartgesottene Schäfer zur Verzweiflung.
Das große Problem ist der geforderte Herdenschutz. Bisher kommen in Deutschland als Herdenschutz hauptsächlich spezielle Zäune oder Elektronetze zum Einsatz. Diese Strategie ist für die Schäfer in Schleswig-Holstein kaum tragbar. Das Errichten der Zäune mit Vierfachlitzen oder Netzen ist wesentlich komplexer und damit mit einem Vielfachen an Arbeit verbunden. Im Gegensatz zu vielen anderen Bundesländern, in denen die Schafe in einer großen Herde von einem Schäfer gehütet werden (Hütehaltung), herrscht in Schleswig-Holstein die sogenannte Koppelschafhaltung vor. In der Regel wird als Zaunsystem nur eine Litze auf Kniehöhe gezogen. Durch diese Art von Koppelschafhaltung ist es möglich, Schafe im Hobby- oder Nebenerwerb zu halten sowie große Herden im Familienbetrieb zu führen.
Insbesondere im Herbst, wenn die Schäfer mit ihren Schafen auf die Winterweiden gehen, ist eine wolfssichere Einzäunung für viele nicht zumutbar. Die Winterweideflächen (Mähflächen der Milchvieh haltenden Landwirte, Zwischenbegrünungen oder abgeerntete Kohlflächen) können bis zu 100 km von der Betriebsstelle entfernt sein. Dabei bringen die meisten Schäfer viele kleine Schafgruppen auf unterschiedliche Standorte. Im Durchschnitt sind die Winterflächen 3 bis 4 ha groß und haben einen durchschnittlichen Umfang von 700 bis 800 m. Die Herdengröße in der Winterweide beträgt zirka 50 bis 100 Schafe, sodass ein Haupterwerbsschäfer mit 1.000 Mutterschafen seine Herde in zehn bis 20 Gruppen aufgeteilt hat.
Da die Flächen je nach Witterung und Bewuchs schnell abgegrast sind, muss jede Gruppe alle drei bis sieben Tage eine neue Weide bekommen. Die Flächen im Winter sind nicht eingezäunt und müssen vom Schäfer mit einem mobilen Zaunsystem begrenzt werden. Die Winterweide dauert etwa vier Monate. In dieser Zeit werden bis zu 200 km Zaun von einem Haupterwerbsschäfer aufgestellt und wieder abgebaut. Das ist für unsere familiengeführten Betriebe schon mit der üblichen Einzäunung eine Herausforderung, mit wolfsabweisenden Zäunen aber für die meisten nicht zu schaffen. Dies wird aber von den zuständigen Stellen nicht akzeptiert und anerkannt und es wird weiter an den bisherigen Maßnahmen festgehalten. Hinzu kommt, dass in mehreren Regionen Wölfe bewiesen haben, dass auch die speziellen Zäune kein Hindernis für sie darstellen.
Schafe und Ziegen in der Landschaftspflege
Die Bockauktionen in Husum sind unter Schafhaltern sehr bekannt. Wie haben die sich im Laufe der Jahrzehnte entwickelt?
Die Auktionen waren seit jeher eine wichtige Einkommensquelle sowohl für den Verband als auch für die Züchter. Zu Anfang fanden diese entweder unter freiem Himmel oder in unzureichenden Räumen statt. 1937 gab es Auktionsplätze in Oldesloe, Eutin, Niebüll, Meldorf, Husum, Siethwende, Bredstedt und in Tönning sogar an zwei Tagen. Dabei wurden 2.075 Böcke angeboten und 1.910 verkauft. Der Durchschnittspreis lag bei 136 RM (Reichsmark), dies entspricht heute rund 585 €.
1937 wurde ein 10 mal 20 m großes Auktionszelt gekauft. Es wurde mit einem Lkw von Auktionsort zu Auktionsort geschafft und „Dr. Augustins Zirkus“ genannt. In den 1960er Jahren wurde die Anzahl der Bockauktionen drastisch von zwölf auf acht und schließlich auf fünf reduziert. 1970 waren auch Meldorf, Tönning und Niebüll nicht mehr dabei. Dazu hatte der zunehmende, ausschließlich auf Husum konzentrierte Texel-Verkauf wesentlich mit beigetragen. Der Bezirk Südwestholstein hat einen Auktionsplatz seit 1920 aufrechterhalten können. Früher in Siethwende, heute in Kollmar ist es zwar eine kleine, aber feine Bockauktion.
Seit 1977 wurde der Großteil des Bockverkaufes in der Nordseehalle in Husum abgewickelt. Durchweg wurden an etwa vier Tagen insgesamt zwischen 1.000 und 2.000 Zuchtschafe, vor allem Böcke, aufgetrieben. Nach 30 Jahren Nordseehalle musste 1997 schweren Herzens eine neue Halle gefunden werden. Zuerst ging man in das Nutzviehzentrum der NFZ in Husum. Als auch diese Halle abgerissen werden sollte, gab es Verhandlungen mit der Messehalle Husum. Seit 2011 finden nun unsere großen Bockauktionen in der schönen Messehalle statt.
Schafe waren schon früher unentbehrlich für den Küstenschutz.
Sie vertreten seit den 1980er Jahren auch die Ziegenzüchter im Land. Für welche Betriebe sind diese Vierbeiner interessant?
Ziegen sind intelligent, neugierig und immer für eine Überraschung gut. Galt die Ziege früher als „Kuh des armen Mannes“, wird sie mittlerweile ganz anders wahrgenommen. Sie ist ein wahres Multitalent, denn neben Milch und Milchprodukten liefern sie auch qualitativ hochwertiges Fleisch, Wolle und Felle und wird zudem seit einigen Jahren vermehrt in der Landschaftspflege eingesetzt.
Wenn die Schaf- und Ziegenhalter einen Geburtstagswunsch hätten, wie würde der aussehen?
Eine Lösung der Gänse- und der Wolfsproblematik, weiterhin gute Lammfleischpreise und vor allem viele gesunde Lämmer zur Lammzeit 2023.
Ganz besondere Geschenke und Dekorationsstücke aus Holz entstanden beim DIY-Workshop, zu dem sich Mitglieder des Vereins landwirtschaftlicher Fachbildung Dithmarschen (vfl), Bereich Hauswirtschaft, vor Weihnachten trafen.
Zunächst konnten sich die Teilnehmerinnen von den vielen Dekoideen, die Anneke Manzke in ihrer Werkstatt in Tensbüttel-Röst vorbereitet hatte, inspirieren lassen. Unter der fachkundigen Anleitung der DIY-Bloggerin von „Firlefanzmitherz“ ging‘s dann auch sofort ans Werk. Es wurde geschmirgelt, gehobelt, gebohrt, geklebt und gemalt, und obwohl sich so manche das gar nicht zugetraut hatte, entstanden wahre Prachtexemplare. Alle waren am Ende zufrieden und sehr stolz auf ihre Werke. Bei warmen Getränke kam auch der Klönschnack nicht zu kurz.
Die Erlösabschöpfung unter anderem bei Biogasanlagen kommt. Die Gesetze zur Einführung vom Strom- und Gaspreisbremsen wurden am vergangenen Donnerstag vom Bundestag verabschiedet. Einen Tag später passierten sie den Bundesrat. Damit werden zur Finanzierung der geplanten Energiekostenentlastung für Haushalte und Unternehmen bei den Stromerzeugern kriegs- und krisenbedingte Überschusserlöse rückwirkend ab dem 1. Dezember abgeschöpft.
Die Erlösobergenze, ab der abgeschöpft wird, ergibt sich bei Biogasanlagen aus der technologiespezifischen Förderhöhe des Erneuerbare-Energien-Gesetzes und einem Sicherheitszuschlag, der nach längerer Debatte letztlich bei 9 ct/kWh festgelegt wurde. Mit diesem gegenüber anderen Technologien erhöhten Sicherheitszuschlag wurde auf die vergleichsweise hohen Kosten von Biogasanlagen reagiert. Alle Einnahmen, die über die Erlösobergrenze hinausgehen, werden vom Staat zu 90 % abgeschöpft. Die übrigen 10 % verbleiben beim Erzeuger, um Anreize für ein effizientes Verhalten am Markt zu schaffen. Bei kleineren Biogasanlagen soll es keine Abschöpfung geben. Beschlossen wurde eine Bagatellgrenze von 1 MW Bemessungsleistung. Die Laufzeit der Abschöpfung ist zunächst bis zum 30. Juni 2023 befristet. Eine Verlängerung ist höchstens bis zum 30. April 2024 möglich. Zu einem Antrag Bayerns im Bundesrat, mit dem eine Erhöhung des Sicherheitszuschlags bei Biogasanlagen auf 10 ct/kWh gefordert wurde, fand am vorigen Freitag im Plenum keine sofortige Sachentscheidung statt. Er wurde in die zuständigen Ausschüsse überwiesen. Auf die von Bundestag und Bundesrat gefällten Beschlüsse gab es aus Politik und Wirtschaft in Teilen Lob, aber auch heftige Kritik.
Die CDU/CSU-Fraktion im Bundestag kritisierte das Vorgehen der Bundesregierung im Gesetzgebungsprozess scharf. Geplante Investitionen in Biogasanlagen seien dadurch verhindert worden, stellte der agrarpolitische Sprecher der Fraktion, Albert Stegemann, fest. Bioenergie als einzig flexibel einsetzbare Erneuerbare Energie sei essenziell für das Gelingen der Energiewende.
Kosten kompensiert
Das Hauptstadtbüro Bioenergie (HBB) sprach von einem „wichtigen Schritt hin zu mehr Versorgungssicherheit“. Es sei zu begrüßen, dass die Abschöpfung von Strommarkterlösen erst ab 1 MW Bemessungsleistung greife und Satelliten-Blockheizkraftwerke nicht in die Berechnung der Leistung eingingen. Positiv wertete das HBB auch den Sicherheitszuschlag von 9 ct / kWh für Biogasanlagen. Dadurch werde bei den meisten Anlagen mit einer Leistung oberhalb der Bagatellgrenze die jüngste Steigerung der variablen und fixen Betriebskosten kompensiert. Es sei aber nicht nachvollziehbar und energiewirtschaftlich kontraproduktiv, dass die Erlöse aus der flexiblen und netzdienlichen Stromerzeugung unter die Abschöpfung fielen.
Daneben richtete das HBB den Blick auf den Sicherheitszuschlag von 7 ct/kWh für Altholzanlagen. Dieser sei wichtig, damit die Anlagen trotz massiv gestiegener Brennstoffkosten weitgehend kostendeckend arbeiten könnten. Allerdings müsse der Sicherheitszuschlag auch ausgeförderten Altholzanlagen zugestanden werden, um deren Wirtschaftlichkeit nicht zu gefährden. Alarm schlug das HBB mit Blick auf die Restholz- und Strohheizkraftwerke. Für deren Betreiber sei der nun beschlossene Abschöpfungsmechanismus desaströs. Ohne eine Anhebung des Sicherheitszuschlags stünden die Anlagen vor dem Aus. Außerdem dürften die Verbesserungen für Biogas und Altholz nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Abschöpfungsmechanismus in der vorliegenden Form zu komplex und juristisch fragwürdig sei.
Vertrauensverlust ausgelöst
Der Deutsche Bauernverband (DBV) geht davon aus, dass mit den jetzt gefallenen Entscheidungen die „bäuerliche Biogaserzeugung weitgehend von der Abschöpfung verschont“ werde. Damit werde der Beitrag der Bioenergie zur Stabilisierung der Stromproduktion in der Energiekrise anerkannt, so DBV-Präsident Joachim Rukwied. Bestehen bleibe aber der „große Vertrauensschaden, den das Bundeswirtschaftsministerium mit seinen Plänen zur Erlösabschöpfung ausgelöst“ habe. Viele Investitionsprojekte in Erneuerbare Energien seien wegen dieser Debatte gestoppt worden.
Das Bundesprogramm Tierhaltung zielt zunächst nur auf die Schweinehaltung ab. Foto: rq
Eckpunkte für das angekündigte Bundesprogramm zum Umbau der Tierhaltung hat das Bundeslandwirtschaftsministerium am Mittwoch vorgelegt. Danach sollen Investitionen in tier- und umweltgerechte Um- und Neubauten von Ställen mit bis zu 50 % der Gesamtbaukosten gefördert werden. Förderfähig sollen Ställe sein, die Platz bieten sowie einen Zugang zu Außenklima, Auslauf oder Freiland.
Laufende Mehrkosten infolge der Einhaltung höherer Tierwohlstandards sollen zu 65 % abgegolten werden. Die Mehrkosten sollen auf der Grundlage eines typischen Betriebes ermittelt werden. Für die Förderung strebt das Ministerium Verträge mit einer Laufzeit von bis zu zehn Jahren an.
Die Förderung soll zunächst in der Schweinehaltung angeboten werden, und zwar für Mastschweine, Sauen und Absatzferkel. Für die Betriebe soll eine Obergrenze von 2 GVE/ha gelten. Dabei sollen Flächen im Betriebsverbund und vertraglich vereinbarte Ausbringungsflächen angerechnet werden. Verwaltet werden soll das Bundesprogramm von der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung.
Die Eckpunkte sind den Ländern und Verbänden zur Stellungnahme zugeleitet worden. Parallel dazu bereitet das Agrarressort eigenen Angaben zufolge die Förderrichtlinien vor, die mit den betroffenen Ressorts abgestimmt werden. Die Richtlinien müssen anschließend der EU-Kommission zur beihilferechtlichen Genehmigung vorgelegt werden. Im Ministerium geht man davon aus, dass Förderanträge ab Herbst 2023 gestellt werden können.
Für das Bundesprogramm stehen im kommenden Jahr 150 Mio. € im Agrarhaushalt zur Verfügung. Bis 2026 beläuft sich die Gesamtsumme auf 1 Mrd. €. Noch unklar ist die langfristige Finanzierung. Dazu wollen die Koalitionsfraktionen bis zum Frühjahr einen Vorschlag vorlegen. age
Mehr Informationen zu den Kriterien für eine Förderung auf der BMEL-Webseite
Die Wahlen auf Orts- und Berzirksebene im Bauernverband Schleswig-Holstein (BVSH) starteten vor rund drei Monaten. Im Laufe des Dezembers kamen die Kreishauptausschüsse zusammen, um über die neue Zusammensetzung in den jeweiligen Kreisvorstände zu entscheiden.
Mit der Zusammenlegung der Kreisbauernverbände Südtondern und Husum-Eiderstedt zum Kreisbauernverband Nordfriesland existieren in dieser Wahlperiode in Schleswig-Holstein insgesamt zwölf Kreisbauernverbände. Vier Kreisvorsitzende wurden wiedergewählt. In acht Kreisen gab es einen Wechsel auf der Position des Vorsitzenden.
Die Kreisvorsitzenden sind zusammen mit weiteren Delegierten aus dem Kreishauptausschuss Teil des formal höchsten Gremiums des Bauernverbandes, des Landeshauptausschusses. Dieser ist zuständig für viele richtungsweisende Entscheidungen der Verbandsarbeit. Dazu gehören verbandspolitische Grundsatzbeschlüsse genauso wie der Haushalt, Mitgliedsbeiträge oder die Besetzung der Fachausschüsse.
Außerdem wählt der Landeshauptausschuss aus seiner Mitte den Präsidenten, die beiden Vizepräsidenten sowie sechs weitere Vorstandsmitglieder für den Landesvorstand. Die konstituierende Sitzung des Landeshauptausschusses inklusive der Wahlen findet am 10. Januar kommenden Jahres in Rendsburg statt.
Kreisbauernverband (KBV) Segeberg (v. li.): Jan Thies, Dietrich Pritschau, Thilo Pries, Frank Pahl, Thorge Rahlf (Vorsitzender), Kathrin Rehders und Carsten Piehl. Fotos: KBVKBV Nordfriesland (v. li.): Jan Thomas Petersen, Dirk Oldsen, Tom Laffrenzen, Hans-Christian Kühl, Thomas Hansen (Vorsitzender) und Thore Hansen; es fehlt Bernd Callsen.KBV Stormarn (v. li.): Marcus Babbe, Klaas Röhr, Jens Timmermann-Ann (Vorsitzender), Martina Dohrendorf, Volker Westphal und Johannes Scherrer; es fehlt Dirk Eylmann.KBV Schleswig (v. li.): Andreas Thiesen, Jörg Struve, Jan Lausen, Klaus Peter Dau (Vorsitzender), Hans-Nico Matthiesen, Karsten Rothberg und Ludwig TüxsenKBV Rendsburg-Eckernförde (v. li.): Eckard Clausen, Torben Gosch, Stephan Lütje, Klaus-Peter Lucht (Vorsitzender), Hans-Jürgen Gosch, Sönke Holling und Jan Nehlsen KBV Pinneberg (v. li.): Geschäftsführer Peer Jensen-Nissen, Christof Kirst, Malte Piening, Thorsten Glißmann, Thomas Schröder, Lars Kuhlmann (Vorsitzender), Harm Johannsen und Mathias KrögerKBV Plön (v. li.): Ludwig Hirschberg, Ansa Lage-Mohrdieck, Jochen Flessner (Vorsitzender), Jennifer Müller, Thore Biß und Tilo-Friedrich von Donner; es fehlt Bernd Steffen.KBV Herzogtum Lauenburg (v. li.): Markus Meyer, Cay-Nikolaus Jansen, Inken Burmester, Johannes-Henner Langhans (Vorsitzender), Lisa Ladewig, Christian Siemers und Klaus WegnerKBV Steinburg (inklusive Bezirksvorsitzende; v. li.): Marco Fels, Jan Beimgraben, Klaus Rusch, Niels Bartels, Joachim Becker (Vorsitzender), Jasper Stahl, Dennis Spliedt, Simon Stajohann, Christian Ratjen; es fehlt Martin Horstmann.KBV Dithmarschen (v. li.): Jörn Frahm, Kristin Schultz, Thies Hagge-Kern, Henning Schatt (Vorsitzender), Michael Henschke, Thorsten Reimers und Thorben LuchtKBV Ostholstein-Lübeck (v. l.): Friedrich von Ludowig, Cornelius Ehlers, Gunnar Müller, Heinrich Mougin (Vorsitzender), Ulrich Sundermeyer und Ellen Redderberg; es fehlt Dieter Meyer.KBV Flensburg (v. li.): Karen Clausen-Franzen, Markus Vagts, Philipp Hansen, Malte Jacobsen (Vorsitzender), Arndt Gerdes, Peter Heinrich Hansen und Thomas Andresen
Es war eine große Geburtstagsfeier mit Tausenden Gästen, zu der LandFrauen aus ganz Schleswig-Holstein im zurückliegenden Jahr einluden. Der Verband feierte sein 75-jähriges Bestehen, und das gemeinsam mit so vielen LandFrauen und Gästen und an so vielen Plätzen wie möglich. Das passte ganz zum Jahresmotto „Miteinander. Füreinander. Für Schleswig-Holstein“. Und statt sich beschenken zu lassen, spendeten die LandFrauen, den Erlös ihrer ehrenamtlichen Aktionen. Mehr dazu auch in einem NDR-Beitrag (siehe Link).
Mit einer Amtspartie beteiligten sich die LandFrauen des OV Nortorfer Land am Aktionsjahr: Karina Stäker, erste Vorsitzende (li.), und Elke Briesemeister, zweite Vorsitzende, mit dem Scheck für „Hand in Hand für Norddeutschland“ Foto: Anke Jargstorf
Auf der Vertreterinnenversammlung des LandFrauenverbandes Schleswig-Holstein im März wurde die Idee für diese Aktionen zum 75-jährigen Bestehen des Verbandes bekannt gegeben. „Wir waren sofort begeistert“, erinnert sich Monika Scheel, Schriftführerin des OV Lübeck und Umgebung. Diese Begeisterung ergriff LandFrauen im ganzen Land. Gut 80 Veranstaltungen wurden organisiert, darunter LandFrauencafés, wie das der Tangstedterinnen (siehe Seite 74), ein Drachenfest für Kinder, Apfelfeste für die ganze Familie, Führungen durch Guts- und Barockgärten, Gewürzseminare, Wattführungen, Bogenschießen, Stadtführungen, Mondscheinnacht und Klimacafés. Von vielen berichtete das Bauernblatt.
Bei allen Veranstaltungen ging es darum, möglichst viel Akteure aus dem Ort einzubeziehen und sie für Besucher zu öffnen. So organisierte zum Beispiel der OV Nortorfer Amt eine Amtspartie, bei der alle eingeladen waren, per Fahrrad Ausflugsziele vor der eigenen Haustür kennenzulernen. 2.210 € kamen dabei für die NDR-Benefizaktion zusammen, die sich in diesem Jahr den Menschen, die als Folge des Ukraine-Krieges in Not geraten sind, widmet. Dabei stehen die Nortorferinnen nur als ein Beispiel für viele Vereine im ganzen Land, die drei- und vierstellige Beträge gespendet haben. Unter dem folgenden Link steht ein NDR-Beitrag zu den Aktionen der Nortorfer LandFrauen https://youtu.be/86ygVFSIq3A
In der dritten Klasse Volksschule – so hieß das damals – gab es ausgesprochene Rüpel, die ihre Mitschüler in der Pause drangsalierten. Die Lehrerin, um Rat gefragt, wusste keinen besseren als: „Geht ihnen aus dem Weg.“ Eine Reportage berichtete von einem Mann, dem der Nachbar wiederholt die Autoreifen aufschlitzt. Die anderen Nachbarn meinen dazu mit Schulterzucken: „Er wird ihn wohl provoziert haben.“ Die Provokation besteht anscheinend darin, dass er jetzt allabendlich selbst die Reifen abmontiert.
Geht es um Konfliktbewältigung, lautet das Credo von Mediatoren bisweilen: „Es haben immer beide Seiten ihren Anteil.“ Ein schöner, einfacher Satz, der wenig erklärt. Einer Frau, die von ihrem Partner regelmäßig verprügelt wird, zu sagen, sie sei auch selbst daran schuld (oder schlimmer, wenn sie sich das selbst sagt), ist zynisch. Gewiss hat jeder seinen Anteil an einem Konflikt. Der Anteil kann aber auch der sein, zu lange zu viel geduldet, einen Schläger durch Unterwürfigkeit noch ermutigt zu haben.
Weihnachten ist das Fest des Friedens. Eine schöne Einleitung, nicht wahr? Doch schon der Dichter Friedrich Schiller wusste: „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“ Leider leben wir in Zeiten, die weniger friedlich sind, als sich die meisten von uns erinnern können. Die Gründe dafür sind allseits bekannt.
Wir in Deutschland haben unter dem menschenverachtenden und völkerrechtswidrigen Angriff eines Despoten auf sein Nachbarland „nur“ indirekt zu leiden – unter Energiekrise, Inflation, Existenzängsten – und schwelender Kriegsangst auch bei uns. Was damit leider bereits einhergeht, ist eine zunehmende Verrohung der Umgangsformen und der sprachlichen Auseinandersetzung. Je mehr es ans Eingemachte geht oder solches auch nur befürchtet wird, desto blanker liegen die Nerven.
Hasstiraden und wüste Drohungen, die früher allenfalls ihre Hoheit über die Stammtische beanspruchten, können heute über die Kanäle der digitalen Netzwerke das Land fluten, und auch wer sich nicht daran beteiligt, kann sich dem Schwall kaum entziehen. Dass die Hetzer nur wenige sind, vermindert ihre Wirkung kaum.
Die Verrohung beginnt jedoch nicht erst bei Hasstiraden, sondern wenn man nicht mehr bereit ist, zuzuhören, zu differenzieren, auch andere Standpunkte abzuwägen, abweichende Motivationen in Betracht zu ziehen. Ein Nachbar ließ dieser Tage nebenbei den Satz fallen „Alle Politiker lügen“. Woher weiß er das? Kennt er alle, weiß er um ihre vielleicht fruchtlosen Bemühungen, ihre Dilemmas? Der Satz besticht durch Einfachheit, doch das Einfache ist nicht unbedingt das Zutreffende. Die Wirklichkeit ist komplex.
Bleiben Sie friedlich, liebe Leserinnen und Leser – nicht nur Weihnachten zuliebe. Bleiben sie friedlich im Familien-, Bekannten- und Nachbarkreis ebenso wie auf gesellschaftlicher Ebene. Aber setzen Sie Grenzen, wo ein Verhalten übergriffig und verletzend wird – auch für andere.