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Ist Fleisch nicht mehr sexy?

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Der Fleischerverband Nord führt in Schleswig-Holstein 108 Mitglieder, dazu schätzt Geschäftsführer Dr. Joachim Drescher rund 100 nicht im Verband organisierte. Viele Fleischerbetriebe in Schleswig-Holstein haben nach seiner Auskunft zwischen 15 und 20 Mitarbeiter. Der Schwund der Betriebe liege mit 4 bis 5 % im allgemeinen Bundestrend. 

Die Gründe für den Schwund liegen laut Drescher in Betriebsaufgaben, vor allem wegen des gravierenden Fachkräftemangels und dass oft kein Nachfolger gefunden werde. Teilweise werden aufgegebene Betriebe von anderen aufgekauft und als Filialen am selben Standort weiterbetrieben, wodurch sich in solchen Fällen für die Kunden wenig ändere. Die Gesamtzahl der Betriebe aber sinkt auf diese Weise, während die durchschnittlichen Mitarbeiterzahlen steigen. 

35 bis 40 % der Fleischerbetriebe schlachten laut Drescher noch selbst. „Damit sind wir in Deutschland ganz vorne“, betont er, „das wollen wir gerne erhalten. Wir kämpfen um jeden, der selbst schlachtet.“ In Hamburg zum Beispiel werde seit 25 Jahren nicht mehr geschlachtet. Bei der Fleischerausbildung kann das Schlachten als einer von zwei Bausteinen aus sechs ausgewählt werden. Die nicht schlachtenden Fleischer beschränken sich aufs Zerlegen und küchenfertige Zubereiten der Rinder- oder Schweinehälften, die ihnen geliefert werden. 

Der Hauptgrund für den Verzicht aufs eigene Schlachten bestehe für kleine und mittelständige Betriebe in den hohen und kostenintensiven Auflagen. Bei niedriger Stückzahl liegen die relativen Kosten für den Fleischbeschau sehr hoch. Übers Jahr kämen da einige Tausend Euro mehr zusammen. „Es macht einen Unterschied, ob der Fleischbeschauer für zehn Schweine kommt oder für 1.000. Deshalb sind die Großschlachtereien so groß geworden“, so Drescher. 

Die Stärke beim eigenen Schlachten, aber auch im gesamten Fleischerhandwerk liege in der authentischen Produktion. „Die Kunden bekommen Spezialitäten, die es im Supermarkt nicht gibt, individuelle Zuschnitte, besondere Wurstsorten, die sie gewohnt sind.“ Die Kontakte zu den Landwirten, die sie beliefern, seien langjährig aufgebaut und stabil. „Der Fleischer kann sagen, wo die Tiere gehalten werden. Bei manchen Landwirten können sich die Kunden selbst informieren“, sagt Drescher. „Das ist mehr wert, als wenn das Verfahren anonym in Gesetze gegossen oder mit einem Label versehen wird.“ 

„Fleisch ist nicht so sexy. Vegan und vegetarisch sind hip. Fleischproduktion wird von vielen jungen Leuten stark hinterfragt“, vermutet Roland Lausen als einen Grund für den starken Rückgang an Auszubildenden. Er ist Landesinnungsmeister im Fleischerverband Nord und unterhält in Silberstedt, Kreis Schleswig-Flensburg, seinen Schlachtbetrieb. Ein weiterer Grund für den Rückgang sei eher allgemeiner Art: „Die meisten Schüler streben statt einem Handwerk einen weiterführenden Schulabschluss an.“ Als seine Tochter erwägte, eine Fleischerausbildung zu beginnen, hätten ihr die Lehrer abgeraten. „Viele Kollegen haben schon resigniert, weil sie seit drei Jahren keine Rückmeldungen auf Ausbildungsplätze bekommen“, so Lausen. „Wer will, bekommt in diesem Gewerbe sofort Arbeit!“ 

2021 wurden an sechs Berufsschulstandorten in Schleswig-Holstein insgesamt 147 Fleischerlehrlinge in den drei Lehrjahren ausgebildet, wobei in Rendsburg nur das erste Lehrjahr stattfindet. Zehn Jahre vorher waren es 313 – mehr als die doppelte Zahl. Bei den Abschlussprüfungen sah es ähnlich aus: 63 gegenüber 106. 

Dass die Arbeit körperlich anstrengend sei, zählt für Lausen hingegen nicht als Grund. „Da hat sich viel geändert. Die Transportkisten sind kleiner, es gibt Halte­gurte. Was zu schwer ist, macht frau durch Können und Willen wett.“ Ein Mädchen, 1,63 m groß, hat mit 18 Jahren bei ihm ausgelernt: „kein Problem!“ 

Überhaupt – Frauen im Fleischerhandwerk? 2021 machten sieben Mädchen ihren Abschluss – 2011 waren es nur vier, eine Zunahme von 3,8 auf 11,1 %, „und wir haben die ersten von Inhaberinnen geführten Geschäfte“. 

Schwedische Forstlehrer zu Gast in Bad Segeberg

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Die Forstschule Svenljunga in Schweden ist nicht nur langjährige Partnerschule der Lehranstalt für Forstwirtschaft (LAF) in Bad Segeberg, sondern auch eines der führenden Zentren in der Nutzung von Großmaschinensimulatoren für forstliche Ausbildungszwecke. Diese besondere Kompetenz nutzten die beiden Bildungseinrichtungen jetzt mit einem Intensivkurs für Auszubildende im Beruf Forstwirtin und Forstwirt aus Schleswig-Holstein und Hamburg.

Im November konnten zwei Lehrkräfte aus Svenljunga für einige Tage in Bad Segeberg begrüßt werden. Dieser Aufenthalt war ein weiterer Schritt im kontinuierlichen Austausch der beiden forstlichen Bildungszentren und wurde im Rahmen des EU-Förderprogramms „Erasmus +“ finanziell unterstützt.

Die beteiligten Kollegen aus Schweden und Deutschland nutzten die Zeit für einen intensiven Austausch über ihre jeweiligen Bildungsinhalte und -methoden bei der forstlichen Erstausbildung. Dabei wurden viele Gemeinsamkeiten, aber auch einige Unterschiede deutlich. Einigkeit herrschte vor allem darüber, dass man Maschinenfahren oder Bäumefällen nicht am Computer lernen kann. Praktische Arbeit muss praktisch vermittelt werden – diese einfache Tatsache bildet die Grundlage der Forstwirtausbildung.

Die immer umfangreicher werdenden Möglichkeiten der Digitalisierung und neuer Lehrmethoden können dabei aber zusätzlich unterstützend eingesetzt werden. Ein Beispiel dafür ist die Nutzung von didaktisch aufgebauten Übungen am Forwardersimulator. Während Svenljunga bereits über eine lange und umfangreiche Erfahrung zu den Möglichkeiten und Grenzen der Simulatorausbildung verfügt, ist diese Technik an der Lehranstalt in Bad Segeberg noch sehr neu.

Daher wurde der Austausch mit den schwedischen Kollegen auch dafür genutzt, gemeinsam eine vorher vorbereitete Einstiegsübung mit den Auszubildenden des dritten Forstwirt-Ausbildungsjahres an der Landesberufsschule in Bad Segeberg durchzuführen. In vier Kleingruppen wurden die beiden Maschinensimulatoren für den Erwerb erster Fertigkeiten vor allem in der Kransteuerung genutzt, während der jeweilige Rest der Klasse zur praktischen Holzernteausbildung mit schwedischer und deutscher Begleitung im Wald war. Die Arbeitssprache im Simulatorlehrgang war Englisch, was die Auszubildenden zunächst überraschte, aber schnell als zusätzliche interessante Sprachübung genutzt und geschätzt wurde.

Hans-Ulric Göransson, Maschinenlehrer aus Svenljunga, freute sich über das Interesse und konzentrierte Engagement der deutschen Berufsschüler bei dieser besonderen Unterrichtseinheit. Alle machten dabei mehr oder weniger gute Fortschritte. Außerdem bot dieser Unterricht den Auszubildenden die Möglichkeit, sich näher mit dem Thema Maschinenarbeit auseinanderzusetzen und die eigenen englischen Verständigungsmöglichkeiten besser einzuschätzen. Beides half dabei, sich zu entscheiden, ob man sich für den mehrwöchigen Schulaustausch mit Schweden 2023 bewerben möchte.

Für fünf Auszubildende soll es dann im Frühjahr wieder sieben Wochen zur Ausbildung nach Schweden gehen. Im März 2023 werden auch die schwedischen Kollegen voraussichtlich wieder an die LAF zurückkehren, dann mit einigen Schülern der eigenen Schule, die ihrerseits einige Wochen in Deutschland verbringen werden. Bis dahin haben die deutschen Auszubildenden spezielle Übungsaufgaben am Forwardersimulator erhalten, um den Einstieg aus diesem November fortsetzen zu können.

Neue Motorsägen zu laut für alten Gehörschutz

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Insbesondere neuere Motorkettensägen erreichen mitunter nicht den gesetzlichen Grenzwert zum Schutz des Anwenders vor Lärm. Darauf weist die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) anlässlich der anstehenden Holzarbeiten im Winter hin.

In den vergangenen Jahren war festzustellen, dass der Lärm neuer Motorkettensägen immer lauter wird. Die von den Herstellern angegeben Normwerte für den Lärm ihrer Motorsägen lagen in der Vergangenheit noch im Bereich von 106 dB(A) und erreichten dann bis zu 108 dB(A). Bei einer seit rund einem Jahr marktverfügbaren schweren Fällsäge kann ein normierter Lärmpegel von 112,3 dB(A) festgestellt werden.

Die für die Waldarbeit derzeit verwendeten Gehörschützer besitzen in der Regel einen Dämmwert von 23 bis 27 dB(A). Mit diesen Dämmwerten ist es nicht möglich, den oben genannten Motorsägenlärm der Fällsäge unter den gesetzlichen Grenzwert von 85 dB(A) zu reduzieren. Bei einem achtstündigen Arbeitstag mit einer praxisüblichen Motorsägenlaufzeit von vier Stunden wären hierfür Dämmwerte von 30 dB(A) und mehr erforderlich.

Der Arbeitgeber kann bei dieser lauten Motorsäge seiner gesetzlichen Schutzverpflichtung erst nachkommen, wenn er die tägliche Motorsägenlaufzeit auf rund drei Stunden begrenzt oder seinen Beschäftigten Gehörschutzkapseln mit Dämmwerten von mindestens 30 dB(A) zur Verfügung stellt.

Zur Orientierung kann generell empfohlen werden, dass dem Gesundheitsschutz gegen Lärm bei Motorkettensägen mit einem normierten Lärmpegel von über 107 dB(A) eine besondere Beachtung zukommt.

Kurswechsel für den Milchpreis?

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Der Erzeugerpreis für Milch hat in 2022 neue Höchstwerte erreicht und wird im Deutschlandmittel im Oktober mit 59,33 ct/kg beziffert. Hierzulande lag er minimal höher. Auch im Dezember wird es hierzulande Meiereien geben, die einen Auszahlungsgrundpreis von 60 ct und mehr bezahlen. Nachdem im November einige Meiereien den Preis bereits reduziert hatten, werden jedoch auch weitere Preisabschläge erwartet. Zumal die Milchanlieferung sowohl in Deutschland als auch in Europa und weltweit ansteigt und die Nachfrage sich derzeit rückläufig entwickelt. Anzeichen gibt es im Bereich der Spotmilchpreise schon seit ein paar Wochen – diese sind vergleichsweise stark zurückgegangen.

Im Bundesgebiet wird von einem Spotmilchpreis zwischen 34,5 und 36 ct berichtet. Als Beispiel sei hier außerdem der Spotmilchpreis in den Niederlanden angeführt. Dieser lag Ende November noch bei 56 ct, ist dann Anfang Dezember auf 39 ct (–17 ct) gefallen und erreichte am 18. Dezember seinen zuletzt geringsten Wert von 38 ct. Am 1. Weihnachtsfeiertag stieg er immerhin wieder um 3 auf 41 ct an. Auch in Italien gibt der Spotmilchpreis stetig nach. Mitte Dezember wurde das Kilogramm Milch am Spotmarkt für 65,8 ct gehandelt, am 18. Dezember dann mit 63,3 ct. Auch die neuseeländische Handelsplattform Global Dairy Trade (GDT) schloss am 20. Dezember mit einem Minus von 3,8 % den Preisindex. Sowohl die Fettkomponenten als auch die Pulver wurden jeweils negativ bewertet.

Preisrückgang bei Butter, MMP und Käse

Die Produktpreise gaben innerhalb der EU-Staaten auch im Oktober im Vergleich zu den vergangenen vier Wochen durch die Bank weg nach. Am stärksten fiel der Kurs für Butter (–5,1 %). Aber auch Vollmilch- und Magermilchpulver (MMP) wurden um 4 bis 4,5 % reduziert. Im Bundesgebiet gab es Mitte Dezember innerhalb von einer Woche für Blockbutter sogar einen Rückgang von 9 % auf im Mittel 5,20 €/kg. Butter im 250-Gramm-Päckchen war bis zuletzt relativ preisstabil bei 7,70 €/ kg. Magermilchpulver als Lebensmittelware wird für 2.855 €/t gehandelt, knapp 1 % unter dem Vorwochenkurs. Insgesamt wird von einer nationalen und internationalen ruhigen Nachfrage für MMP berichtet. Zwischen Januar und Oktober 2022 führte China, der größte Importeur weltweit, 25 % weniger Ware ein als in 2021 in diesem Zeitraum. Ob und wann sich dies wieder ändern wird, ist derzeit nicht absehbar. Auch der Käsepreis gibt teilweise weiter nach.

Steigerung der Milchanlieferungsmenge

Für 2022 wird von einer schwächeren Nachfrage nach Milchprodukten für den privaten Haushalt berichtet. Wegen der erhöhten Lebenshaltungskosten werden teurere Milchprodukte weniger stark nachgefragt. Man geht für das vergangene Jahr um 5,2 % reduzierte Konsummilchkäufe im Vergleich zu 2021 und 9,6 % weniger eingekaufter Butter aus. Für Käse liegt das Minus bei 2,1 %. Joghurt, Quark und andere Milchgetränke wurden ebenso weniger erworben.

Im letzten WASDE-Bericht des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums wurde die US-Milcherzeugung um 1,1 % auf 104,1 Mio. t Milch angehoben. In den jeweiligen Wirtschaftsjahren hat die Milchproduktion in Austra­lien und Neuseeland bis Oktober im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nachgegeben. In den USA ist die Produktion auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums.

Die Unsicherheiten an den Märkten haben Bestand. Dies trifft auch die Märkte für Milchprodukte. Die Versorgungssicherheit mit Energie ist für die Milchwirtschaft zwingend notwendig. Weiterhin ist von Preisschwankungen auszugehen. Eine Steigerung der Milchanlieferungsmenge sowie eine zurückgehende Nachfrage aufgrund hoher Inflationsraten und Kaufkraftverlusten sind nicht auszuschließen. Schwächere Auszahlungspreise wären dann zu erwarten. In den nächsten Wochen und Monaten könnte es für einige Milchlieferanten jedoch auch noch eine freudige Benachrichtigung geben, einige Meiereien werden noch eine Nachzahlung ausschütten. Auch die Exporte könnten bei geringen Produktpreisen wieder angekurbelt werden, wobei die wirtschaftliche Lage Chinas dabei eine entscheidende Rolle spielen wird.

Mehr Raps und weniger Winterweizen ausgesät

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Der Anbau von Raps wird bei den Landwirten in Deutschland wieder beliebter. Die Betriebe haben im Herbst 2022 auf 1,16 Mio. ha Winterraps für die kommende Erntesaison 2023 ausgesät, teilt das Statistische Bundesamt (Destatis) mit.

Die Winterrapsanbaufläche wuchs gegenüber Mai 2022 um 81.900 ha oder 7,6 %. Im Jahr 2019 hatte die Anbaufläche aufgrund ungünstiger Witterungsbedingungen nur bei 851.900 ha gelegen; seitdem wurde sie stetig ausgeweitet. Der Rapsanbau ist zuletzt insbesondere durch die höheren Marktpreise infolge der sehr schlechten Ernte in Kanada im Jahr 2021 und dem Krieg in der Ukraine attraktiver geworden, erläuterten die Statistiker. Zudem hätten sich die Erträge beim Winterraps in der Erntesaison 2022 in vielen Regionen trotz Hitzeperioden und Trockenheit als robust erwiesen.

Laut Destatis ist Mecklenburg-Vorpommern mit 197.800 ha das Bundesland mit der größten Aussaatfläche, gefolgt von Sachsen-Anhalt mit 145.100 ha. Die stärksten Flächenzuwächse gegenüber der Vorsaison waren in Sachsen Anhalt mit 17.900 ha und in Niedersachsen mit 13.700 ha zu verzeichnen. Zudem wurden in Sachsen und Schleswig-Holstein 6.800 ha beziehungsweise 6.400 ha mehr mit Raps bestellt. Die Statistiker machten darauf aufmerksam, dass die aktuell gemeldeten Aussaatflächen nur aus einer begrenzten Zahl von Meldungen hochgerechnet worden und daher nur als Anbautendenzen zu bewerten seien.

Erhoben wurde von Destatis auch die Aussaatfläche von Wintergetreide für die Ernte 2023. Diese blieb mit 5,02 Mio. ha im Vergleich zur Anbaufläche im Mai 2022 nahezu unverändert; sie wurde lediglich um 0,2 % erweitert. Hierbei wurde die wichtigste Getreideart Winterweizen auf 2,83 Mio. ha zur Saat in den Boden gebracht; das waren 55.600 ha oder 1,9 % weniger als in der Erntesaison 2022. Dafür vergrößerten die Landwirte die Drillfläche für Wintergerste um 61.800 ha oder 5,1 % auf 1,27 Mio. ha. Bei Roggen und Wintermenggetreide wurde eine Ausdehnung der Anbaufläche um 4,3 % auf 612.900 ha registriert. Auf Triticale setzten die Landwirte dagegen weniger; die Aussaatfläche wurde im Vorjahresvergleich um 5,9 % auf 303.900 ha verkleinert. age

EU importiert deutlich weniger Sojabohnen

Die EU-Einfuhren an Sojabohnen sind im bisherigen Verlauf des Wirtschaftsjahres 2022/23 spürbar geschrumpft. Wie die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP) mit Verweis auf Daten der EU-Kommission mitteilte, belief sich der Import der Gemeinschaft vom 1. Juli bis zum 11. Dezember 2022 auf knapp 4,9 Mio. t Bohnen; das waren 900.000 t weniger als im Vorjahreszeitraum. Gleichzeitig wurde die Einfuhr von Sojaschrot lediglich um 19.000 t auf 7,1 Mio. t eingeschränkt.

Soja-Anbau zur Proteingewinnung in Europa Foto: Imago

Allerdings änderte sich bei beiden Produkten die mengenmäßige Gewichtung der jeweils wichtigsten beiden Herkunftsländer. Laut EU-Kommission führte die Gemeinschaft vom 1. Juli bis zum 18. Dezember 2022 rund 2,25 Mio. t Sojabohnen aus den USA ein; das waren 520.000 t mehr als im Vorjahreszeitraum. Dagegen verzeichneten die Brüsseler Fachleute für Brasilien einen Lieferrückgang um 1,67 Mio. t auf nur 1,73 Mio. t Bohnen. Damit verdrängten die USA das südamerikanische Land vom ersten auf den zweiten Platz auf der Rangliste der wichtigsten Bezugsländer. Der Anteil Brasiliens an den gesamten EU-Sojaimporten sank um 22 Prozentpunkte auf 34 %, während der US-Anteil um 16 Prozentpunkte auf 44 % stieg. Unterdessen baute Brasilien seine Position als wichtigster Sojaschrotlieferant der EU aus. Von dort kamen im Berichtszeitraum 3,96 Mio. t; das waren 670.000 t mehr als die vom 1. Juli bis zum 18. Dezember 2021 verschiffte Menge. Dagegen schränkte die EU ihre Importe aus Argentinien um 630.000 t Sojaschrot auf 2,62 Mio. t ein. Dennoch blieb Argentinien das zweitwichtigste Herkunftsland. age

Zeit für Veränderung und Weichenstellung

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Das Jahr 2023 ist noch jung, und alle guten Hoffnungen liegen noch vor uns. Die größte ruht auf Frieden, nachdem Russland seinen brutalen Angriffskrieg auf die Ukraine am 24. Februar 2022 begonnen hat. Europa hat schnell zu spüren bekommen, wie fragil die Energieversorgung ist, dass Ernährungssicherheit mit funktionierenden Lieferketten, Klima und Anbaukultur zu tun hat und dass Politik allein nicht satt macht. Eine Inflationsrate von 10 % hat die Verbraucherinnen und Verbraucher zurückhaltender gemacht, und es wird eher zu billigeren Lebensmitteln gegriffen, die häufig unter schlechteren Umweltbedingungen in Drittstaaten entstehen und Wettbewerbsvoraussetzungen verzerren können. Dieser Wettlauf wird anstrengend für die Bäuerinnen und Bauern hierzulande.

Die Inhalte der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) für den Zeitraum von 2023 bis 2027 wurden von der EU-Kommission mit Verspätung beschlossen, aber sie stehen seit Jahresende. Hinzu kommen die Pläne der EU-Kommission aus dem Sommer 2022 zur weiteren Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes und auf Ebene der Bundesländer die Ausweisung der Roten Gebiete und damit verbundene Düngerestriktionen. In Schleswig-Holstein wird zudem die Diskussion um die zukünftige Bewirtschaftung der Niedermoorstandorte härter geführt.

Agrarpolitisch hat der Norden im neuen Jahr die Chance, Führungskraft zu beweisen und Weichen zu stellen. Zum Beginn des Jahres hat Schleswig-Holstein turnusgemäß den Vorsitz der Agrarministerkonferenz für 2023 übernommen. Damit hat Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) die Möglichkeit, zwischen Bund und Ländern zu moderieren und Akzente zu setzen für die drängenden Themen der Agrarpolitik – vom Umbau der Tierhaltung über Umwelt- und Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel bis zur Ausrichtung der GAP. 

Trotz aller Herausforderungen und Hindernisse hat die Begeisterung bei den jungen Landwirtinnen und Landwirten im vorigen Jahr offenbar nicht gelitten. Wir haben häufig gehört, dass sie überzeugt sind, den besten Beruf der Welt auszuüben. Das haben die Ausbildungszahlen und Erfolge der Abschlussklassen im vorigen Jahr wieder gezeigt. Ein Beweis dafür ist auch die Verjüngung der Kreisbauernverbände durch die Wahlen, die im Dezember abgeschlossen wurden. Junge Landwirtinnen und Landwirte engagieren sich und sind ein Garant dafür, dass frischer Wind der Erneuerung durch die Verbandsgremien weht. 

Das steht nun auch auf Landesebene bevor. Der Landeshauptausschuss des Bauernverbandes wählt in der kommenden Woche aus seiner Mitte den neuen Präsidenten. Es wird eine Wahl im wahrsten Sinne des Wortes, denn es sind mit dem amtierenden Präsidenten Klaus-Peter Lucht und Vorstandsmitglied Heinrich Mougin zwei Kandidaten aufgestellt. Vor dem neuen Präsidenten liegt eine ganze Amtszeit. für Veränderung und Weichenstellung. 

Mechthilde Becker-Weigel. Foto: bb

Bundesnetzagentur hebt Höchstwerte

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Die Bundesnetzagentur hat die Höchstwerte für die Ausschreibungen im Jahr 2023 für Windenergie an Land auf 7,35 ct/kWh und für Aufdach-Solaranlagen auf 11,25 ct/kWh festgelegt. Mit der Anhebung der Höchstwerte reagiert die Behörde auf die höheren Kosten bei der Errichtung und dem Betrieb dieser Anlagen sowie auf die gestiegenen Zinskosten bei einer Finanzierung derselben.

„Die neu festgelegten Höchstwerte ermöglichen auskömmliche Einnahmen für Anlagen, die im kommenden Jahr an den Ausschreibungen teilnehmen. Ich hoffe, dass damit die deutlich zurückgegangenen Gebotszahlen wieder ansteigen und sich erneut Wettbewerb entwickeln kann“, erklärte der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, in Bonn. Er kündigte auch eine Erhöhung des Höchstwerts für Freiflächensolaranlagen an. Diese werde derzeit vorbereitet, um auch in diesem Segment stabile Bedingungen für die Erreichung der Ausbauziele zu schaffen. Eine Erhöhung der Höchstwerte für die Innovationsausschreibungen werde ebenfalls Anfang des kommenden Jahres geprüft.

Aufgrund der gestiegenen Kosten war laut Bundesnetzagentur im abgelaufenen Jahr ein starker Gebotsrückgang bei den Ausschreibungen dieser Technologien zu beobachten. Bei Windenergieanlagen seien trotz ausreichend vorhandener genehmigter Projekte nur wenige Gebote eingereicht worden. Bei den Aufdach-Solaranlagen habe sich die Gebotsmenge beim Dezembertermin fast halbiert. So sei es bei beiden Technologien trotz im Vorfeld bereits reduzierter Ausschreibungsvolumina zu deutlichen Unterdeckungen gekommen. Der Bundestag hat aus diesem Grund die Kompetenzen der Bonner Behörde erweitert: Die Bundesnetzagentur ist nun ermächtigt, die Höchstwerte bei den Ausschreibungen um bis zu 25 % anzuheben. Zuvor waren nur Erhöhungen um 10 % möglich. Von dieser erweiterten Kompetenz hat die Behörde nun Gebrauch gemacht. Die neuen Festlegungen gelten erstmals für die Gebotstermine zum 1. Februar.

„Der Süchtige darf die Dosis nicht selbst bestimmen“

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Der Verordnungsvorschlag zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR) sollte möglichst zeitnah in Kraft treten. Dies sei auch „im Interesse der Planungssicherheit für konventionelle Bauern“, betont die Berichterstatterin des Europaparlaments für den von der Kommission vorgelegten Entwurf, Sarah Wiener (Grüne), gegenüber dem Pressedienst Agra-Europe.

Im Übrigen besteht laut Wiener die politische Pflicht, den Berufsstand, aber auch die Gesellschaft zu schützen. „Von den Auswirkungen auf die Umwelt ganz zu schweigen“, so die österreichische Europaabgeordnete.

Parkinson und Krebs

Scharf ins Gericht geht Wiener mit dem Beschluss der Mitgliedstaaten, die Kommission zu einer erweiterten Folgenabschätzung zur SUR aufzufordern: „Für mich ist das ganz klar der Versuch, die Umsetzung der Kommissionspläne hinauszuzögern, und nichts anderes.“ Die größten Leidtragenden seien dabei die Bauern und die Gärtner. Im Kontext der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln stellt die Grünen-Politikerin einen Zusammenhang zwischen einer Verdopplung der Parkinson-Erkrankten im Vergleich zu 1990 und einem Anstieg bestimmter Krebsformen und deren Anerkennung als Berufskrankheiten in der Landwirtschaft her.

Die von der Kommission angedachte Halbierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes bis 2030 verteidigt die Berichterstatterin. Damit dies erfolgreich gelingen könne, brauche man „eine echte Transformation hin zu agrarökologischen Maßnahmen“. Eine Abnahme des Ertragspotentials durch einen Anstieg der ökologischen Landwirtschaft sieht die vormalige Fernseh-Köchin derweil nicht. Die Ökolandwirtschaft habe eine riesige Bandbreite an Möglichkeiten, die der konventionellen Erzeugung vielfach deutlich überlegen seien. Dies gelte für den Schutz der Biodiversität, aber auch für die Möglichkeiten der Erzeugung einer großen Vielfalt von Lebensmitteln.

Was die Landwirtschaft nach Auffassung der EU-Abgeordneten hingegen nicht braucht, sind extrem teure chemisch-synthetische Pestizide und Düngemittel. „Diese liegen vielfach in den Händen weniger Großkonzerne und werden der Bauernschaft zu vergleichsweise teuren Preisen auf einem oligopolistischen Markt zur Verfügung gestellt“, beklagt die Österreicherin.

Die Weigerung des Umweltausschusses, dem Landwirtschaftsausschuss das gleichberechtigte Mitspracherecht einzuräumen, begrüßt Wiener. „Man kann nicht einer Sparteninteressengruppe die Gesetzgebung überlassen, wenn es um unser aller Gesundheit, die Gesundheit von Umwelt und Natur und den Schutz unserer Lebensgrundlagen Erde, Wasser, Luft geht.“ Das wäre ja so, als wenn man einem Süchtigen sage, er solle die Dosis selbst bestimmen und reduzieren.

Suchtvergleich empört

Mit scharfer Kritik haben unter anderem die Freien Bauern auf diesen Vergleich konventioneller Landwirte mit Drogensüchtigen reagiert. „Wenn eine ungelernte Köchin, die sich ihren Öko-Gutshof in Brandenburg von Geldgebern aus der Stadt finanzieren lässt, uns erfolgreich wirtschaftenden Bauern Vorhaltungen macht, so ist schon allein das eine unerhörte Anmaßung“, erklärte Christian Linne von der Bundesvertretung der Freien Bauern. Den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf dem überwiegenden Teil der Betriebe mit einer Sucht gleichzusetzen, offenbare zudem Wieners „ideologische Intoleranz“. „Dass man sich mit Andersdenkenden nicht mehr fachlich auseinandersetzt, sondern sie pauschal als krank bezeichnet, erinnert mich an dunkelste Zeiten unserer Geschichte“, so Linne.

Er entgegnete, dass Pflanzenschutzmittel nicht wie eine Droge das Leben eines konventionell wirtschaftenden Landwirts bestimmten, sondern sie seien ein Hilfsmittel unter vielen, noch dazu ein teures, was ihre sparsame Verwendung nahelege. „Gerührt“ zeigten sich die Freien Bauern indes über die Sorge Wieners um die Unabhängigkeit der bäuerlichen Betriebe von der chemischen Industrie. „Wenn sie das wirklich ernst meint, sollten wir unbedingt miteinander ins Gespräch kommen“, sagte Linne. Die Freien Bauern forderten seit Langem eine Entflechtung der Oligopole bei den Herstellern von Landmaschinen, Düngemitteln, Pflanzenschutzmitteln, bei Meiereien, Schlachthöfen und dem Lebensmitteleinzelhandel. age

Von Gather-Town bis zum Grünen Sofa

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Ob Wettaktionen, Teamtraining auf der Eider, digitales Treffen auf Gather Town, Grünes Sofa oder Exkursionen: Das Landjugendjahr 2022 bot viele coole Fotomotive. Das Bauernblatt veröffentlicht in der aktuellen Ausgabe eine großen Collage. 

 

Erster Landesausschuss auf Gather-Town

Das LandFrauenjahr 2022

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Der LandFrauenverband feierte im zurückliegenden Jahr sein 75-jähriges Bestehen. Im Fotorückblick erinnert das Bauernblatt nicht nur an die Aktionen und die große Party zum Geburtstag, sondern auch an viele andere Fassetten des LandFrauenlebens 2022.

Mittsommernacht im Kreis Steinburg