Die Bundesregierung hat die „Nationale Wasserstoffstrategie“ (NWS) aus dem Jahr 2020 weiterentwickelt. Mit der am vergangenen Mittwoch vom Kabinett gebilligten Fortschreibung werden bei der Wasserstoffpolitik die ambitionierten Klimaschutzziele und die geänderten Rahmenbedingungen auf den Energiemärkten berücksichtigt. Übergeordnetes Ziel ist es, Deutschland zuverlässig mit Grünem und nachhaltigem Wasserstoff zu versorgen.
Die beteiligten Kernressorts – darunter Wirtschaft, Umwelt und Forschung – hatten sich zuvor auf Ziele und Maßnahmen geeinigt. Die Strategie soll einen Rahmen schaffen, um Wasserstoff und seine Derivate verstärkt zu erzeugen, zu transportieren und zu nutzen. Wasserstoff sei „ein wesentlicher Bestandteil der Energiewende und unverzichtbar für einen erfolgreichen Klimaschutz“, betonte Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne).
Um die Strategie erfolgreich umsetzen zu können, arbeitet die Regierung laut Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck (Grüne) aktuell „mit Hochdruck an der Schaffung der erforderlichen Infrastruktur“. Das Strategie-Update enthält vier Handlungsfelder mit jeweils bereits begonnenen oder kurzfristigen Maßnahmen für 2023 sowie mittelfristig für 2024/25 und langfristig bis 2030 geplanten Vorhaben.
Bedarf allein inländisch nicht zu decken
An erster Stelle steht, dass ausreichend Wasserstoff und -derivate bereitstehen sollen, um die Bedarfe in den verschiedenen Anwendungsbereichen wirtschaftlich zu decken sowie entsprechende Wertschöpfungsketten zu etablieren. So soll Deutschland bis 2030 Leitanbieter für Wasserstofftechnologien werden. Allerdings werde Deutschland seinen Bedarf nicht allein decken können. Daher wurde zudem eine Importstrategie Wasserstoff angekündigt, die noch in diesem Jahr veröffentlicht werden soll. Ziel soll es sein, nachhaltige Standards beim Import zu etablieren.
Warnung vor neuen Abhängigkeiten
Kritik ließ nicht lange auf sich warten. Während der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland die vorgesehene Förderung von „Blauem Wasserstoff“ aus Erdgas ablehnt, warnte der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) zudem vor neuen Importabhängigkeiten. Blauer Wasserstoff sei durch seine „Vorkettenemissionen nicht nur viel klimaschädlicher als Grüner Wasserstoff, sondern auch teurer“, gab BEE-Präsidentin Dr. Simone Peter (Grüne) zu bedenken.
Es gebe bereits heute große Mengen an Erneuerbarer Energie, die für die Inlandsproduktion von Grünem Wasserstoff eingesetzt werden könnten. Zunächst müsse der Hochlauf vor Ort angestoßen werden. Nur der verbleibende Bedarf dürfe durch Importe gedeckt werden, so Peter. Mit anderen Worten: Man solle nicht dasselbe in Grün machen wie zuvor mit den Erdgasabhängigkeiten.
Die Bioenergieverbände begrüßten die Anpassungen der NWS als „wichtigen Schritt hin zu mehr Versorgungssicherheit“ und betonten die Rolle, die Biogas und Holz dabei spielen könnten.
Allerdings sollte laut dem Hauptstadtbüro Bioenergie (HBB) bei der Strategie die Sektorkopplung noch stärker mitgedacht werden. „Blockheizkraftwerke an Biogasanlagen können schon heute Wasserstoff nutzen und so Strom und Wärme regional und dezentral bereitstellen“, erklärte HBB-Leiterin Sandra Rostek. Damit wäre der Neubau großer Wasserstoffkraftwerke in deutlich geringerem Maße notwendig. Es gebe auch Möglichkeiten, mithilfe von Bioenergie negative Emissionen zu generieren, betonte Rostek.




