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Hasenglöckchen sorgen für blaues Wunder

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Die hübschen, glockenförmigen Blüten des Hasenglöckchens ziehen von April bis Mai den Blick auf sich. In England erfreuen sich die „Bluebells“ großer Beliebtheit und sind auch bei uns immer häufiger anzutreffen.

Von den verschiedenen Arten des Hasenglöckchens werden vorwiegend das Spanische Hasenglöckchen (Hyacinthoides hispanica) und das Gewöhnliche oder Atlantische Hasenglöckchen (Hyacinthoides non-scripta) angeboten. Das Erstgenannte tritt in den Mischwäldern und schattigen Felsbereichen Portugals und Westspaniens wild auf. Das Gewöhnliche Hasenglöckchen ist Englands Nationalblume. Es gedeiht in den Mischwäldern Westeuropas und ist hier auch auf schattigen Wiesen zu finden. An seinen natürlichen Standorten steht das Gewöhnliche Hasenglöckchen unter Schutz und darf weder gepflückt noch entnommen werden. Von April bis Mai zeigen sich die glockenförmigen, blauen Blüten, die während ihrer Entfaltung an die der Hyazinthen erinnern. Das Spanische Hasenglöckchen blüht etwas reicher und später. Von Mai bis Juni hängen die Blütenglocken elegant herab. Neben blau blühenden Spanischen Hasenglöckchen bietet der Handel auch weiße und rosafarbene Sorten an. Mit 25 bis 40 cm Höhe bleibt es niedriger als das Gewöhnliche Hasenglöckchen mit seinen 20 bis 50 cm Höhe.

Neben rosafarbenen Sorten gibt es auch weiß blühende Varianten. Foto: Karin Stern

Beide Arten kommen am besten an einem halbschattigen, luftfeuchten Standort unter laubabwerfenden Gehölzen zurecht. Lichter Schatten wird wie am Naturstandort gut vertragen. Voller Schatten hat eine spärliche Blüte zur Folge. Der Boden sollte ausreichend feucht, humos, durchlässig und nährstoffreich sein. Sandiger Boden ist nicht so optimal. Hasenglöckchen lieben einen lehmhaltigen, leicht sauren Boden, kommen aber auch gut im pH-neutralen Bereich zurecht. Am optimalen Standort sind die Zwiebelblumen ausgesprochen pflegeleicht. Insbesondere in trockenen Frühjahren ist es wichtig, ausreichend zu wässern. Ansonsten arbeitet man zur Zeit des Austriebes etwas reifen Kompost in den Boden ein, sofern die Hasenglöckchen nicht durch herabfallendes Laub auf natürliche Weise mit neuem Humus versorgt werden. Da die Pflanzen vollkommen frostfest sind, entfällt ein Winterschutz.

Das heimische Gewöhnliche Hasenglöckchen bildet im Laufe der Zeit an halbschattigen und schattigen Standorten unter Gehölzen große Bestände. Es ist also die perfekte Pflanze für Gärtner, die eine Zwiebelblume zum Verwildern suchen. Insbesondere naturnah gestaltete Bereiche bieten die besten Möglichkeiten, sich ungestört auszubreiten. Hasenglöckchen vermehren sich über Brutzwiebeln und Selbstaussaat. Sämtliche Arten kreuzen sich leicht miteinander. Wer die Selbstaussaat nicht wünscht, schneidet die Blüten rechtzeitig vor der Samenreife ab. Besonders hübsch wirken die aparten Zwiebelblüher in der Gruppe am Gehölzrand oder als Unterpflanzung von Gehölzen.

Hasenglöckchen lieben den lichten Gehölzschatten und bilden im Laufe der Zeit über Selbstaussaat und Brutzwiebeln große Bestände. Foto: Karin Stern

Hier empfehlen sich niedrige Gräser wie die Hainsimse (Luzula) oder Seggen (Carex) als Pflanzpartner. Gut geeignet sich auch Farne, Hundszahnlilie (Erythronium dens-canis), Waldmeister (Galium odoratum), Golderdbeere (Waldsteinia ternata) und Gelbes Windröschen (Anemone ranunculoides). Die rosafarbene Sorte ‚Miss World‘ sieht toll in der Nachbarschaft der Zwerg-Herzblume (Dicentra formosa) aus. Unter den Zwiebelblumen eignen sich Narzissen (Narcissus), Sommer-Knotenblume ‚Gravetye Gigant‘ (Leucojum aestivum), Nickender Milchstern (Ornithogalum nutans), Puschkinie (Puschkinia scilloides var. libanotica) und Blausternchen (Scilla sibirica) für die Vergemeinschaftung. Die Neupflanzung der Zwiebeln erfolgt im Herbst. Sie kommen möglichst bald nach dem Kauf in die Erde, da sie schnell austrocknen. Wie bei allen Zwiebelblumen gilt die Faustregel, dass sie zwei bis drei Mal so tief in den Boden gepflanzt werden wie sie hoch sind. 

Elfenblume, Seggen, Narzissen und die Lenzrose sind schöne Pflanzpartner im lichten Gehölzschatten für das Hasenglöckchen. Foto: Karin Stern

Wasser, Wurst und Wertschätzung

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Die Wiedervernässung von Moorstandorten ist ein wichtiges Instrument, um die Klimaschutzziele in Schleswig-Holstein zu erreichen. Ob und wie sich Klima-, Naturschutz und Ernährungssicherheit verbinden lassen, skizzierte Landesumweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) am Montag beim Kreisbauerntag Stormarn in Bad Oldesloe.

„Auch ich lege gerne mal `ne Wurst auf den Grill“, erklärte Goldschmidt. Schleswig-Holstein sei ein Agrarland, und solle das auch bleiben, betonte der Minister. Dennoch müsse man sich mit vielfältigen Krisen auseinandersetzen. Die Lage, in der sich die Ökosysteme befänden, sei dramatisch. Die Entwässerungskosten in Niederungsgebieten und der Meeresspiegel stiegen, während die Moorgebiete absackten. Seine Schlussfolgerung: „Die Bewirtschaftung in den Niederungen wird sich verändern müssen.“

Laut Koalitionsvertrag will das Land bis 2040 klimaneutral sein. 17 % der Treibhausgasemissionen in Schleswig-Holstein stammen aus kohlenstoffreichen Böden. Goldschmidt sieht den Moorschutz daher als „Schlüssel“. Er erklärte zu möglichen Maßnahmen: „Wir wollen das freiwillig tun und wir fördern das.“ Vor allem Grenzstandorte stünden im Fokus. Das nördlichste Bundesland sei zudem eine Gunstregion auch für Erneuerbare. „Ich bin kein Gegner davon, dass Erneuerbare Energien auch auf Moorflächen erzeugt werden können“, zeigte sich der Minister pragmatisch. Der Druck der Erneuerbaren auf die Fläche müsse kanalisiert und gesteuert werden. Es gehe darum, die guten Böden weiter landwirtschaftlich zu nutzen und die weniger guten Böden für den Erhalt der Biodiversität und den Klimaschutz zu verwenden. Die Niederungsstrategie des Landes, die in diesem Jahr entwickelt wird, solle bewerkstelligen, dass diejenigen, die in der Fläche wirtschaften, langfristig wissen, woran sie sind.

Jens Timmermann-Ann, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Stormarn (KBV), kritisierte die „immer kompliziertere Verwaltung“. Er plädierte: „Schenken Sie uns mehr Vertrauen bei den Dingen, die wir tun. Wir haben kein Interesse unserer Umwelt zu schaden.“ Timmermann-Ann forderte, dass der Borchert-Plan zum Umbau der Tierhaltung endlich zur Umsetzung kommt. „Wir werden bei der aktuellen Entwicklung bald auch im Schweinebereich unter 100-%-Selbstversorgung fallen“, mahnte der KBV-Vorsitzende. Wo die Produkte dann herkommen, scheine egal zu sein.

Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH), kritisierte, dass die Stiftung Naturschutz für Wiedervernässungsmaßnahmen viele Flächen kaufe. Das Geld lande dann beim Besitzer und nicht beim Bewirtschafter. Er betonte: „Wenn wir vorankommen wollen, muss die Stiftung bereit sein Flächen zu tauschen.“ Wenn die Stiftung dazu nicht bereit sei, müsse man über das Thema Vorkaufsrecht „vielleicht nochmal reden“. Mit Blick auf die EU-Initiativen zum Pflanzenschutzmitteleinsatz und zur Naturwiederherstellung sprach sich der BVSH-Präsident für produktionsintegrierte Lösungen aus.

Laut Johannes Scherrer, stellvertretender KBV-Vorsitzender, droht durch das immer komplexere System der Agrarverwaltung ein Kollaps. „Wir brauchen eine Phase der Konsolidierung mit festen Rahmenbedingungen“, unterstrich Scherrer. 

Video: Klaus-Peter Lucht rief zur Teilnahme an der Demonstration zur Agrarministerkonferenz am Donnerstagvormittag (23. März) in Büsum auf:

Klaus-Peter Lucht (li.), Jens Timmermann-Ann (2. v. r.) und KBV-Geschäftsführer Peter Koll (r.) umrahmen die mit einer Silbernen Ehrennadel des Bauernverbandes ausgezeichneten Persönlichkeiten (v. li.): Hartmut Schwarzlos, Ernst-Wilhelm Schorr, Wilhelm Rathje, Christian Scherrer, Helgo Bartelmann, Thomas Dwenger, Ulf Harders und Thomas Claussen
Lars Wichmann (li.) und Momme Schmidt kritisierten die überbordende Bürokratie auf den Betrieben. Darunter leide mitunter die Motivation. Sie verdeutlichten: „Wir wollen ernten, bewegen und erzeugen und nicht am Schreibtisch sitzen und uns für unsere Arbeit rechtfertigen müssen.“ Die jungen Betriebsleiter fordern von der Politik klare Perspektiven durch verbindliche Rahmenbedingungen.

Brandbrief zum Strukturbruch in der Tierhaltung

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Die Agrarministerinnen und -minister von CDU und CSU schlagen Alarm. Sie werfen Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir eine Mitverantwortung für den Strukturbruch in der Schweinehaltung vor. 

Durch überzogene und nicht praktikable Anforderungen, viel zu gering bemessene Fördermaßnahmen und zeitliche Verzögerungen von dringend notwendigen politischen Entscheidungen drohe eine weitere Abwanderung der heimischen Tierhaltung, heißt es in einem Schreiben der Ministerinnen Michaela Kaniber (CSU) und Silke Gorißen (CDU) sowie der Ressortchefs Peter Hauk (CDU), Sven Schulze (CDU) und Werner Schwarz (CDU) an ihren Amtskollegen in Berlin. 

„Der Bund muss endlich beim Umbau der Tierhaltung mit den Ländern zusammenzuarbeiten, um einen Strukturbruch bei der Nutztierhaltung in Deutschland mit gravierenden Folgen für die Landwirtschaft und den gesamten ländlichen Raum zu verhindern“, diese dringende Forderung richteten die Landwirtschaftsministerinnen und -minister der Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein im Vorfeld der Frühjahrs-Agrarministerkonferenz (AMK) in Büsum am 23. und 24. März an Bundesminister Cem Özdemir (Grüne). „Mit großer Sorge stellen wir einen beschleunigten Rückgang der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung in Deutschland fest“, heißt es in dem von den Ministerinnen und Ministern gemeinsam unterzeichneten Schreiben. Der derzeitige Rückgang habe vor allem im Schweinebereich einen bedrohlichen Umfang erreicht: „Dies ist kein üblicher Strukturwandel mehr, sondern ein Strukturbruch“, so die Agrarministerinnen und -minister der fünf Länder.

Die gleiche Gefahr wie im Schweinebereich drohe nun auch in der Putenhaltung. Der Bundesregierung fehle ein tragfähiges und faires Konzept zum Umbau der Tierhaltung. Die bäuerlichen Betriebe würden bei den Umbauplänen der Bundesregierung weitgehend allein gelassen. Dabei habe die Borchert-Kommission klar herausgearbeitet, dass höhere Kosten in Tierwohlställen über öffentliche Gelder ausgeglichen werden müssten.

„Das geplante Förderprogramm des Bundes mit einer Milliarde Euro über vier Jahre reicht für diesen Kostenausgleich in keiner Weise aus“, kritisieren die Ministerinnen und Minister. Experten beziffern den Unterstützungsbedarf für den Umbau mit vier Milliarden pro Jahr, also sechszehnmal so hoch wie die derzeitigen Mittel des Bundes.

Weiter fehle es an Anpassungen beim Immissionsschutz-, Naturschutz-, und Baurecht. Zu allen Plänen der Ampelregierung lägen Verbesserungsvorschläge und Argumente der Länder auf dem Tisch des Bundesministers.

Die Pläne des Bundes führen laut den Ministerinnen und Ministern unter den TierhalterInnen vielfach zu Perspektivlosigkeit, Frust und Resignation: „Wer den Tierhaltern immer wieder erklärt, dass sie Tierbestände reduzieren und Tierhaltung abbauen müssen, und ihnen so vermittelt, dass sie nicht mehr gewollt sind, darf sich über Frust und Betriebsaufgaben nicht wundern.“ Es sei an der Zeit, sich klar hinter die Tierhalter in Deutschland zu stellen und deren Leistungen für Ökologie, Kreislaufwirtschaft, Ernährungssicherheit, Energieversorgung, Kulturlandschaft und Gesellschaft zu würdigen.

Es dürfe nicht dazu kommen, dass durch überzogene, nicht praktikable Anforderungen und viel zu gering bemessene Förderung Tierhalter hier aufgeben und zugleich vermehrt Lebensmittel importiert werden, die unter geringeren Tierwohl- und Umweltstandards erzeugt werden. „Davor zu warnen und praktikable Alternativvorschläge einzubringen, halten wir für unsere Pflicht. Im Gegenzug erwarten wir, dass unseren Argumenten ernsthaft Gehör geschenkt und die Bereitschaft zum Kompromiss nicht nur geäußert, sondern gelebte Realität wird. Wir stehen für eine Zusammenarbeit, die die Tierhaltung in Deutschland umbaut, aber nicht abbaut“, so die fünf Ministerinnen und Minister.   bb, age

Ergebnis wäre als Schulnote eine Eins minus

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Bei Winterwetter präsentierten Dr. Manfred Quer, Geschäftsführer der Schleswig-Holsteinischen Holzagentur GmbH (HOAG), und Harald Nasse von den Schleswig-Holsteinischen Landesforsten (SHLF) die Ergebnisse der dies­jährigen Submission. Ort des Geschehens war Ende Februar der Holzlagerplatz Alte Weide in Daldorf im Kreis Segeberg. Im Folgenden die Ergebnisse für den Privat- und Kommunalwald.

Der schleswig-holsteinische Privatwald lieferte 1.475 fm (2022: 1.788 fm; 2021: 2.512 fm; 2020: 2.038 fm) Säge- und Wertholz auf den Lagerplatz nach Daldorf. Acht Laubholz- und zwei Nadelholzarten wurden zusammen mit den Stämmen aus den Landesforsten angeboten und gaben ein eindrucksvolles Bild ab, Stamm neben Stamm liegend.

Dr. Manfred Quer (li.) und Harald Nasse verkünden die Ergebnisse der Submission. Fotos (3): Isa-Maria Kuhn
Dr. Manfred Quer verschwindet fast hinter der gigantischen, rund 180 Jahre alten Esche (4 m x 98 cm, 3,02 fm, 2.428 €). Der Baum kommt aus der Forstbetriebsgemeinschaft Mittleres Holstein und wird zu feinem Furnier verarbeitet.  Fotos (3): Isa-Maria Kuhn

Der Schwerpunkt lag erneut auf der Eiche. Dass die Menge niedriger war als in den Vorjahren, lag laut Dr. Manfred Quer schlicht daran, dass es im Herbst schon eine vorgezogene Orientierungs-Submission gegeben hatte. Sie war eine Art Testverkauf bei den momentan eher volatilen Preisen und lief gut, das Bauernblatt berichtete. Jetzt hätten die Preise für Sägeholz qualitätsbedingt nur leicht nachgegeben. Höchstwertiges Holz für Möbel, Konzertsäle und Instrumente sei nach wie vor gefragt. Deshalb gab Manfred Quer der Submission „in Schulnoten eine Eins minus“. Zwar war das Spitzenergebnis von 2022 nicht zu toppen. Im Zehnjahresschnitt betrachtet sei jedoch auch die diesjährige Submission ein voller Erfolg gewesen, fasste er zusammen.

Die Werthölzer wurden in 627 Losen = 644 Stämme (2022: 727 Lose = 768 Stämme; 2021: 1.013 Lose = 1.098 Stämme; 2020: 783 Lose = 839 Stämme) präsentiert. 20 Bieter beteiligten sich. Die Tabelle zeigt das Bild, aufgeteilt nach Holzarten.

Die Braut und der Bauer

Der teuerste Stamm der Submission (€/fm) wird als die „Braut“ bezeichnet, der insgesamt wertmäßig teuerste Stamm (in €) als der „Bauer“. Dieses Jahr gingen gleich beide Trophäen an die Landesforsten.

Der teuerste Stamm des Privatwaldes 2023 wurde mit 1.779 €/ fm beboten und stammt aus dem Forstbetrieb Oedendorf im Sachsenwald. Diese Eiche brachte insgesamt 8.734,89 € und ist somit auch der wertmäßig teuerste der Submission des Privatwaldes. Der Stamm weist 4,91 fm auf und hat die Maße 9,3 m x 82 cm.

Gutes Preisniveau bei Eiche

Für Eichen wurde unter den Werthölzern der durch die HOAG repräsentierten Forsten ein Durchschnittspreis von 679 € (2022: 734 €/ fm; 2021: 467 €/ fm; 2020: 465 €/ fm) für die verkauften Hölzer errechnet, ein etwas schlechterer Wert als im vergangenen Jahr. Käufer waren vor allem Furnierwerke, einheimische Sägewerke, Fußbodenhersteller, aber auch Produzenten von Besonderheiten (Tischplatten, Strukturbalken, Holzskulpturen und so weiter). Käufer von Exportholz waren dieses Mal nicht erschienen. Es wird vermutet, dass diese zurzeit eher Holzsortimente mit höherem Massenanfall (Nadelholz) suchen.

Wieder einmal fielen auch auf der aktuellen Submission die weiterhin im Trend liegenden zirka 220 fm an Rosen-, Ast- beziehungsweise Wildeichen auf. Furnierwerke, Möbelsägewerke und Fußbodenhersteller, die sich auf interessante Holzstrukturen der Eiche spezialisiert haben, waren hier die Käufer.

Alle bebotenen Eichen wurden zugeschlagen. Einen Nachverkauf gibt es in diesem Jahr für nur wenige Festmeter.

Dr. Manfred Quer verschwindet fast hinter der gigantischen, rund 180 Jahre alten Esche (4 m x 98 cm, 3,02 fm, 2.428 €). Der Baum kommt aus der Forstbetriebsgemeinschaft Mittleres Holstein und wird zu feinem Furnier verarbeitet. 

Die Esche konnte bei dieser Submission hingegen nicht überzeugen. Obwohl die Qualitäten sehr ordentlich waren, blieben zirka zwei Drittel der Angebotsmenge (88 von 132 fm) unbeboten. Es wird vermutet, dass ein großer skandinavischer Möbelhersteller einen Sortiments- beziehungsweise Holzartenwechsel planen könnte.

Die bebotenen Lose erzielten allerdings sehr gute Ergebnisse. Ein Durchschnittspreis von 359 €/fm (2022: 272 €/fm; 2021: 243 €/fm; 2020: 206 €/fm) konnte hierfür erzielt werden. Das ist laut HOAG ein Spitzendurchschnittswert.

Ergebnisse anderer Baumarten

Neben den Hauptbaumarten wurden aus dem Privatwald kleinere Mengen an Roteiche, Bergahorn, Kirsche sowie Ulme, Erle und Hainbuche angeboten. Ein Spitzenbergahorn (Los 2080) erzielte 670 €/ fm und ging an einen Furnierherstellen. Des Weiteren wurden wenige Nadelwerthölzer wie Lärche und Douglasie angeboten. Im Internet finden sich auch die Zahlen für die Landesforsten, und zwar unter www.lksh.de/forst/­aktuelles-forst/

Fazit

Die Lieferbetriebe der Privatforsten zeigten auch dieses Jahr wieder ein beeindruckendes schleswig-holsteinisches „Holzschaufenster“ mit herausragenden Besonderheiten. Es konnte ein sehr guter Umsatz von rund 582.000 € für den liefernden Privatwald eingefahren werden. Lieferanten und Kunden sind laut Holzagentur zufrieden.

Hintergrund zur Submission

Seit 1972 werden in Schleswig-Holstein wertvolle Stammhölzer verschiedener Laubbaumarten gebündelt zum Verkauf angeboten. Dafür stehen zwei zentral gelegene Holzlagerplätze (Daldorf und Lanken) zur Verfügung.

In Daldorf wurde jetzt das Holz des Privatwaldes zusammen mit dem Holz des Schleswig-Holsteinischen Landeswaldes präsentiert. Zudem hatten einige wenige Waldbesitzer aus Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Dänemark einige Werthölzer angefahren. Das Wertholz der Kreisforsten Lauenburg, des Stadtwaldes Mölln und des Stadtwaldes Lübeck wurde in Lanken angeboten.

Das angewandte Verkaufsverfahren nennt sich Submission: eine Auktion mit schriftlichem Gebot der Kaufinteressenten. In diesem Jahr wurde das Holz am 22. Februar nach festgelegten Regeln meistbietend verkauft. Die offiziellen Ergebnisse gab es zwei Tage später.

Bereits im Dezember wurden die Hölzer an die Submissionsplätze geliefert und in Reih und Glied ausgelegt. Mitte Januar wurden die Verkaufskataloge (Losverzeichnisse) den Kaufinteressenten zur Verfügung gestellt. Diese konnten nun in einem Zeitfenster von zirka drei Wochen das Holz begutachten und ihr schriftliches Gebot termingerecht abgeben. Alle angebotenen Hölzer weisen eine ordentliche bis sehr gute Qualität auf.

Isa-Maria Kuhn

Geflügelbetriebe haben 2022 wieder mehr aufgestallt

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Die Eiererzeugung in Deutschland ist im vergangenen Jahr erneut gewachsen. Wie aus vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) hervorgeht, nahm die Produktion in den Betrieben mit mindestens 3.000 Hennenhaltungsplätzen gegenüber 2021 um gut 144 Millionen Stück oder 1,1 % auf die neue Rekordmarke von 13,19 Milliarden Eier zu.

Der Legehennenbestand in Deutschland ist im vorigen Jahr um 1,6 % auf 43,8 Millionen Legehennen gewachsen, daraus resultiert die höhere Eierproduktion. Die Legeleistung der Tiere war dagegen leicht rückläufig; sie sank im Vorjahresvergleich um 0,5 % auf durchschnittlich 301 Eier. Die Weichen für eine in diesem Jahr weiter steigende Erzeugung scheinen gestellt, denn die Halter haben im vergangenen Jahr ihre Kapazitäten um 3 % auf 52,18 Millionen Plätze erweitert. Laut Destatis wurde das Wachstum der bundesdeutschen Eierproduktion 2022 allein von der Freiland- und Biohaltung getragen.

In den Freilandbetrieben nahm die Zahl der Hennen im Vorjahresvergleich um 10,8 % auf fast 9,4 Millionen zu; die Eierproduktion wuchs um 11,4 % auf rund 2,83 Milliarden Stück. Damit stieg der Anteil an der Gesamterzeugung um zwei Prozentpunkte auf 21,5 %. Der deutliche Zuwachs ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass die Freilandhaltung 2021 aufgrund der Geflügelpest mit langen Aufstallungsgeboten einen Dämpfer erhalten hatte. Die Tierseuche bereitete auch 2022 Probleme, hatte aber einen geringeren Einfluss auf die Produktion.

Immer mehr Bioeier

Weiter auf dem Vormarsch blieb 2022 nach Angaben der Statistiker die ökologische Eiererzeugung. Die Bioproduktion legte im Vorjahresvergleich um 5,8 % auf 1,82 Milliarden Stück zu; der Anteil dieser Haltungsform an der Gesamterzeugung kletterte von 13,2 % auf 13,8 %. Die Bioerzeuger stockten dabei ihre Haltungsplätze um 8,5 % auf und hatten mit durchschnittlich 6,14 Millionen Tieren 5,7 % mehr Hennen in der Produktion. Weiter auf dem Rückzug war dagegen die Haltung in Kleingruppen in ausgestalteten Käfigen, die 2025 auslaufen wird. Der Legehennenbestand dieser Produzenten nahm gegenüber 2021 um 6,2 % auf 2,17 Millionen Tiere ab; die Eiererzeugung sank um 9,0 % auf 653 Millionen Stück. Der Anteil dieser Eier an der Gesamtproduktion lag zuletzt nur noch bei 5,0 %.

Bodenhaltung verliert Marktanteile

Der Großteil der in Deutschland produzierten Eier stammte Destatis zufolge nach wie vor aus der Bodenhaltung. Die Erzeugung nahm gegenüber 2021 jedoch um 2,3 % auf 7,88 Milliarden Eier ab. Der Anteil an der Gesamterzeugung rutschte mit 59,8 % erstmals unter die 60-%-Marke. Auf dieses Ergebnis hatte die Geflügelpest ebenfalls einen gewissen Einfluss, denn 2021 sorgte sie noch wegen vermehrter Stallhaltung für einen zusätzlichen Produktionszuwachs. Die Zahl der Haltungsplätze in den Betrieben mit Bodenhaltung war 2022 um 0,6 % auf 31,56 Million rückläufig; der Durchschnittsbestand ging um 1,6 % auf 26,14 Millionen Tiere zurück. Mittelfristig ist er auf diesem Niveau stabil, verliert aber an Bedeutung, denn bei Bio und Freiland nehmen die Tierzahlen seit Jahren zu.

Viele EU-Hennen noch im Käfig

Im Vergleich zu anderen EU-Mitgliedstaaten schneidet die deutsche Legehennenhaltung in puncto Tierwohl recht gut ab. Die für 2021 vorliegenden Daten der Brüsseler Kommission zeigen, dass hierzulande der Anteil der in ausgestalteten Käfigen gehaltenen Tiere mit 5,5 % deutlich unter dem Durchschnittswert aller Mitgliedstaaten von 44,9 % lag. Mit Anteilen von mehr als 70 % ist die Haltung von Käfighennen in Polen, Spanien, Portugal, Bulgarien, Ungarn und weiteren Ländern noch sehr verbreitet. In Österreich und Luxemburg gibt es dagegen gar keine Hennen in Käfigen mehr. Bei der ökologischen Haltung von Legehennen führt Dänemark das Ranking von 2021 mit einem Anteil von 33,0 % an; dahinter folgen Luxemburg mit 22,7 % und Schweden mit 14,3 %. Deutschland liegt mit einem Biohennenanteil von 13,6 % auf Rang vier; auch in Frankreich und Österreich sind es mehr als 10 %. Im EU-Durchschnitt wurden 2021 insgesamt 6,6 % der Tiere für die ökologische Eierproduktion genutzt. Auch bei der Freilandhaltung liegt die Bundesrepublik mit einem Anteil von 22,1 % in der Führungsgruppe, hier ist Irland mit 46,4 % ganz vorn. Europaweit wurden im Berichtsjahr 12,8 % der Hennen draußen gehalten. Zudem war gut ein Drittel der Legehennen in den Mitgliedstaaten der Bodenhaltung zuzuordnen. Diese war in Deutschland, den Niederlanden, Österreich und Slowenien mit jeweils gut 60 % sowie in Schweden mit 77 % die dominierende Produktionsform. age

„Unsere Kunst dient keinem Zweck . . .“

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Er war der Kreative und ein klassisch ausgebildeter Maler, sie seine rechte Hand, Planerin, Mitorganisatorin und Projektumsetzerin – zusammen prägten sie als Künstlerpaar die Kunstgeschichte des 20. und 21. Jahrhunderts. Vor allem mit ihren Großprojekten wie dem verhüllten Reichstagsgebäude in Berlin oder dem verpackten Triumphbogen in Paris sorgten sie für Aufsehen, Diskussionen und Emotionen, auch nach ihrem Tod: Christo und Jeanne-Claude. In einer einzigartigen Ausstellung auf der Museumsinsel Schloss Gottorf in Schleswig lässt sich bis zum 3. September ihr künstlerisches Werden und Wirken entdecken.

Eine Ausstellung, die in vielerlei Hinsicht besonders ist: „Es ist das erste Mal überhaupt, dass im Norden Christo und Jeanne-Claude in einer großen Werkschau zu sehen sind. Das gab es weder in Hamburg noch in Schleswig-Holstein bislang zu sehen“, erklärte Kurator Dr. Ingo Borges zur Eröffnung der Ausstellung. Diese ist normalerweise im Kunstpalast Düsseldorf beheimatet und wird zum vierten Mal in einem musealen Kontext gezeigt. Und: „Zum ersten Mal wird das in Frankreich entstandene Frühwerk von Christo im Kontext mit Arbeiten internationaler Weggefährten wie Arman, Lucio Fontana, Yves Klein und anderen präsentiert.“

Kunsthistoriker und enger Freund von Christo und Jeanne-Claude, Matthias Koddenberg, Leihgeber und ebenfalls Freunde des Künstlerpaares, Thomas und Ingrid Jochheim mit Dr. Thorsten Sadowsky, Vorstand Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen und Kurator Dr. Ingo Borges (v. li.)

Ermöglicht wurde diese Ausstellung durch die Unterstützung der Hauptleihgeber Ingrid und Thomas Jochheim, die die weltweit umfangreichste Sammlung des Künstlerpaares besitzen und mit Christo und Jeanne-Claude über viele Jahre befreundet waren. Christo wurde am 13. Juni 1935 als Christo Wladimirow Jawaschew in Gabrowo, Bulgarien, geboren. Jeanne-Claude kommt am selben Tag als Jeanne-Claude Marie Denat in Casablanca, Marokko, auf die Welt. Christo studierte an der Kunstakademie in Sofia Malerei, Bildhauerei, Architektur und angewandte Kunst.

1956 flüchtete er nach dem Ungarischen Volksaufstand aus Bulgarien. Über Wien und Genf kam er nach Paris, wo er sich 1958 niederließ. Mit Porträtaufträgen bestritt Christo seinen Lebensunterhalt, die ihn unter anderem in das Haus der Eltern von Jeanne-Claude führten. Dort porträtierte er Jeanne-Claudes Mutter Précilda de Guillebon. Christo und Jeanne-Claude wurden 1960 ein Paar. Christos Jahre in Frankreich waren geprägt durch seine Auseinandersetzung mit den Stilen der Klassischen Moderne. Zu den vielen Künstlern, die ihn inspirierten, gehörten unter anderem Jean Dubuffet, Lucio Fontana, Helena Vieira da Silva oder Alberto Burri sowie eine Gruppe von Mitstreitern, die seinerzeit vom Kunstkritiker Pierre Restany als Nouveaux Réalistes bezeichnet wurde. Zu der Gruppe gehörten Künstler wie Yves Klein, Arman, César oder Niki de Saint Phalle, von denen ebenfalls Werke in der Ausstellung zu sehen sind. Christo wurde aber nie ein vollständiges Mitglied, was unter anderem von Restany verhindert wurde, dem Christos Arbeiten zu „künstlerisch“waren.

Verhülltes Münztelefon; mit dem Verpacken von Gegenständen fand Christo zu seiner eigenen künstlerische Ausdrucksweise und Sprache

Doch trug die vielfältige Umgebung dazu bei, dass Christo eine eigenständige künstlerische Sprache entwickelte. Dazu gehörten auch das Verhüllen und Verpacken kleinerer Gegenstände, wie Zeitschriften, Münztelefon, Wandleuchter oder Dosen und Ölfässer. Das Verpacken erfolgte jedoch nicht willkürlich, sondern nach formalen Grundsätzen. So wie ein Maler seine Farben komponiert, arrangierte Christo präzise die Schnüre und arbeitete an der Form seiner Verpackungsskulpturen. Neben dem Verpacken faszinierte ihn ebenfalls schon früh die zylindrische Form von Ölfässern. Bereits kurz nach seiner Ankunft in Paris begann er, mit den Fässern zu arbeiten, sie zu stapeln, in Gruppen anzuordnen, wobei er einzelne Fässer verhüllte und die Oberfläche übermalte. Diese Faszination spiegelt sich in der von Christo und Jeanne-Claude seit 1977 geplanten, bis dato unverwirklichten Großskulptur „Mastaba“ in der Wüste von Abu Dhabi wider.

Die Mastaba ist eine altägyptische architektonische Vorform der Pyramide. Würde das Projekt realisiert, entstünde mit 410.000 vor Ort produzierten, verschiedenfarbigen Ölfässern die größte zeitgenössische Skulptur der Welt, die aus dem Weltraum sichtbar wäre. Es wäre zudem das einzige Großobjekt des Künstlerpaares, das auf Dauer angelegt würde.

Kleiner im Umfang, aber nicht weniger spektakulär war die erste größere Arbeit der beiden in Paris. Der Bau der Berliner Mauer im August 1961 veranlasste Christo und Jeanne-Claude dazu, am 27. Juni 1962 die Rue Visconti im Pariser Stadtteil Saint-Gemain-des-Près unerlaubterweise, spontan mit einer Wand aus Ölfässern zu verschließen, die sie mit „Rideau de fer“ (Eiserner Vorhang) betitelten.

Mit dem Umzug nach New York 1964 schlugen die beiden einen neuen künstlerischen Weg ein. Es entstanden die ersten Ideen zur Verpackung ganzer Bauwerke in Europa und den USA. Alle Projekte wurden akribisch geplant, von Christo gezeichnet in Collagen und Druckgrafiken lebendig, die er mit Plänen, Fotografien und Materialproben kombinierte. Die Vorbereitungen, Genehmigungen, Verhandlungen dauerten oft Jahrzehnte. Die Idee zum verhüllten Reichstag entstand bereits Anfang der 1970er, realisiert wurde sie erst 1995. Die Präsentation der Werke dagegen dauerte nur wenige Tage und sorgte für viele Diskussionen um Sinn und Unsinn.

Der verhüllte Reichstag in Berlin sorgte im Vorfeld für Ablehnung und Diskussionen, nach der Vollendung überwiegend für Begeisterung.
Foto: Christo and Jeanne-Claude Foundation

„Viele finden die Irrationalität, die Absurdität unserer Projekte zum Verrücktwerden. Das ist genaus der Grund, warum wir sie machen“, lautet ein Zitat des Paares. Was blieb, waren die Zeichnungen und die Fotografien unter anderem von Fotograf Wolfgang Volz als Erinnerungen, mit denen sich das Paar finanzierte. Ansonsten nahmen sie kein Geld an, weder als Spende noch in sonstiger Form, denn sie wollten zeitlebens künstlerisch frei sein, ohne jemandem ein Mitspracherecht einräumen zu müssen. 24 Großprojekte konnte das Paar verwirklichen, für 46 gab es keine Genehmigung. Der Weg war ihr Ziel. Ihre Kunst selbst verfolgte kein Ziel, beinhaltete keine Botschaften: „Sie machten es für sich selbst und nur, weil sie es sehen wollten. Ihre Werke waren Emotion pur“, erinnert sich Ingrid Jochheim. „Unsere Kunst dient keinem Zweck. Sie gehorcht keiner Moral. Sie ist absolut frei“, so Christos und Jeanne-Claudes Devise. Weitere Informationen unter: schloss-gottorf.de

Christo und Jeanne-Claude vor dem verhüllten Reichstag in Berlin, 1995
Foto: Christo and Jeanne-Claude Foundation
„Rideau de fer“, der Eiserne Vorhang, so nannten Christo und Jeanne-Claude ihre unerlaubt aufgestellte Wand aus Ölfässern in Paris, 1962
Verpackte Zeitungen und Zeitschriften
Zu den Künstlern in Paris, die Christo inspirierten, gehörte auch Lucio Fontana, der seine Leinwände mit Schlitzen oder Löchern versah. 
Arman: „Dans les westerns, la nuit“, eine Assemblage mit halbierten Emailkannen in einem Holzkasten
„Wrapped Beetle“, ein verhüllter VW-Käfer Jahrgang 1961
Foto: Christo and Jeanne-Claude Foundation
„Die Tore“, verwirklicht im Central Park, New York City, 2004
Ein Jahr nach dem Tod von Christo 2020, wurde das Verhüllen des Triumphbogens in Paris realisiert. 
Zu den nie realisierten Verhüllungsprojekten gehörte der Kölner Dom, aber die Idee dazu war bereits vorhanden.


Umbau der Tierhaltung ist viel mehr als Tierhaltungskennzeichnung

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DBV-Vizepräsident Karsten Schmal hat heute das 13. Berliner Milchforum eröffnet. Schmal hob in der Eröffnung des Forums hervor, dass es Herausforderungen gibt, denen man nur gemeinsam als Branche begegnen kann: „Werden der Umbau der Tierhaltung und eine klimaeffiziente Milchproduktion oder gestörte Lieferketten nur aus Sicht einzelner Unternehmen betrachtet, werden wir untereinander ausgespielt.“

Eine zentrale Herausforderung sei der Umbau der Tierhaltung, der sowohl von der Bundesregierung als auch vom Lebensmitteleinzelhandel angestrebt werde. „Der Umbau der Tierhaltung kann nicht gelingen, wenn dieser allein aus einer handwerklich schlecht gemachten staatlichen Tierhaltungskennzeichnung besteht, gleichzeitig aber die Reform des landwirtschaftlichen Baurechts und vor allem die Finanzierung nicht sachgerecht und mit der gleichen Zielrichtung erfolgt. So wie die aktuellen Überlegungen und Gesetzesvorschläge vorliegen, wird der Umbau der Tierhaltung zu einem Rohrkrepierer!“
In Richtung der Unternehmen im Markt appellierte Schmal: „Wir haben es auf der Plattform QM-Milch geschafft, zwischen Landwirtschaft, Molkereiwirtschaft und Lebensmitteleinzelhandel Programme zu definieren, die ein deutliches und belastbares Mehr an Tierwohl gewährleisten, aber auch praktikabel für die Milchviehhalter und ihre Molkereien umsetzbar sind. Wir sehen jedoch ein zwiespältiges Agieren unserer sogenannten Marktpartner: Es kann nicht sein, dass auf der einen Seite ein nicht enden wollender Anforderungskatalog an die deutschen Milcherzeuger gerichtet wird, gleichzeitig im Zweifel auf günstige Rohmilch und Milchprodukte aus EU-Nachbarstaaten gesetzt wird oder Tierwohlprogramme angesteuert werden, die weniger belastbar sind. Das kann der gesamten Lebensmittelkette über kurz oder lang auf die Füße fallen!“
Das Berliner Milchforum wird vom Deutschen Bauernverband (DBV) und dem Milchindustrie-Verband (MIV) in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Raiffeisenverband (DRV) und der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) in Berlin ausgerichtet und endet am 17. März.   dbv

Herausforderungen annehmen, Lösungen finden

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Nach einer im vergangenen Jahr nur verhaltenen Entwicklung des Marktes für Bioschweine gibt es unterschiedliche Einschätzungen, in welchem Umfang und über welche Vermarktungswege dies künftig erfolgen wird. Die aktuelle Marktsituation war daher ein Schwerpunkt der diesjährigen Biolandschweinetagung, die kürzlich im Online-Format stattfand.

Seit vergangenem Jahr ist Dr. Karl Kempkens Leiter des neu geschaffenen Referats Ökologische Lebensmittelwirtschaft im Bundesministerium Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Er berichtete, dass die Zukunftsstrategie ökologischer Landbau zu einer Strategie der Bundesregierung weiterentwickelt werden solle, denn „die Hausspitze hat den Ökolandbau als Leitbild für die Landwirtschaft ausgegeben“.

Bundesregierung setzt auf AHV

Da diese Strategie viele Bereiche über die Landwirtschaft hinaus umfasst, zum Beispiel die Bildung, müssten auch alle Ministerien und Koalitionspartner eingebunden werden. Einen Schwerpunkt bildet die Förderung von Biolebensmitteln in der Außer-Haus-Verpflegung (AHV). „Die Lebensmittelkosten machen an den Gesamtkosten der AHV nur einen geringen Anteil aus“, zeigte sich Kempkens optimistisch. Mit einer finanziellen Förderung der Beratung der Kantinen und der Erhöhung des Bioanteils in Bundeskantinen sind erste Schritte schon eingeleitet.

Weitere Maßnahmen wie beispielsweise ein verpflichtender Bioanteil werden gegenwärtig diskutiert. „Dabei soll eine Bio-Außer-Haus-Verpflegungs-Verordnung dazu beitragen, den Zertifizierungsaufwand für die Kantinen zu verringern“, erklärte Kempkens weiter. Darüber hinaus werde es eine Verbraucherinformationskampagne zum Ökolandbau geben, um über den gesellschaftlichen Mehrwert von Biolebensmitteln zu informieren.

Die aktuelle Marktsituation von Bioland-Produkten und die zu erwartende Entwicklung stellte Irina Michler vom Bioland-Verband vor. Gegenüber 2021 lagen die Umsätze im Jahr 2022 um 3,5 % niedriger. „Damit liegen sie aber immer noch um 25 Prozent über dem Vor-Corona-Jahr 2019“, betonte Michler, wenngleich sie einräumte, dass durch die höheren Preise die Einkaufsmengen nicht im gleichen Maße gestiegen seien. „Mit zwei Dritteln Umsatzanteil ist der Lebensmitteleinzelhandel mittlerweile die treibende Kraft beim Umsatz, wobei das Wachstum im Discount vor allem durch Preiserhöhungen realisiert wurde“, so Michler.

Die Referentin sieht ihren Verband aufgrund der zahlreichen Kooperationen gut aufgestellt. „Mit einzelnen Edeka-Handelsgesellschaften pflegen wir schon seit zehn Jahren eine gute Partnerschaft“, freute sich Michler. Neue Märkte können ihrer Meinung nach im Bereich AHV erschlossen werden, und sie sieht dabei auch für Biofleisch großes Potenzial. Zum Abschluss gab Michler einen optimistischen Ausblick: „Die meisten Experten gehen davon aus, dass nach der Krise wieder eine Rückkehr zu den Vorkrisenzeiten-Wachstumsraten zu erwarten ist.“

Langfristige Zusammenarbeit mit Edeka

Die Erzeugergemeinschaft rebio beliefert schon seit 2013 die Edeka Südwest Handelsgesellschaft. „Als wir starteten, wurde schnell klar, dass die Landwirte eine langfristige Perspektive bei der Umstellung brauchen“, erklärte Raphael Misch, Abteilungsleiter Fleisch. Dafür sorgen Verträge mit einer Laufzeit von bis zu zehn Jahren, denen eine Vollkostenrechnung hinterlegt ist, damit die Wirtschaftlichkeit gewährleistet ist. Bis Juni 2021 ergab sich so ein Preis von 3,75 €/kg Schlachtgewicht, der im Anschluss auf 4,20 bis 4,30 € erhöht wurde. Eine weitere Preiserhöhung erfolgt im Herbst vergangenen Jahres.

Die mit einer Deckelheizung ausgestatteten Kleinklimabereiche werden von den Ferkeln im Aufzuchtstall gut angenommen.

Als Tierschutzbeauftrage betreut Stephanie Meiss bei Edeka Südwest auch das Bioland-Programm. Die „Grundstrategie Schweinefleisch“ baut auf dem gesetzlichen Standard auf, geht über regionale Programme bis zu Bio. Von 2019 auf 2021 konnte der Absatz mehr als verdoppelt werden. 2022 sank er um 17 %, liegt aber immer noch deutlich über dem Vor-Corona-Jahr 2019. Gegenüber konventionellem Schweinefleisch beträgt der Preisaufschlag bei Bio 70 %. „Bei unserem Tierwohlprogramm Hofglück sind es nur 40 Prozent, was vielleicht auch erklärt, dass hier der Absatz im vergangenen Jahr noch um acht Prozent stieg.“ Seit Ende 2021 gibt es Bioland-Fleisch auch in der Bedientheke. „Das Personal muss dafür gut geschult sein, um den Mehrwert an den Verbraucher zu bringen“, hob Meiss hervor.

„Die Umstellungswelle bei den Ackerbaubetrieben ist vorbei, sodass weitaus weniger Umstellungsgetreide zur Verfügung steht“, stellte Philipp Rother, zuständig für den Ein- und Verkauf von Getreide bei der Engemann GmbH & Co. KG, zu Beginn fest. Die Aussaat der Winterkulturen für 2022 erfolgte auf Grundlage der Markteinschätzung im Herbst 2021, die sich anschließend aufgrund der aktuellen Krisen als unzutreffend erwies. „Daher überlegten wir uns, wie wir Angebot und Nachfrage fair zueinanderbringen können“, erläuterte Rother.

Preise für Biogetreide sind stabil

In einem Marktgespräch mit verschiedenen Branchenvertretern im Juni vergangenen Jahres wurde festgestellt, dass ein Aufschlag von 50 €/t bei Getreide die Mehrkosten in fairer Weise deckt. Gleichzeitig galt es zu beachten, dass die Mehrpreisbereitschaft für ökologische Produkte beim Endkunden begrenzt ist. Als Ergebnis wurde ein Preis für Getreide aus Umstellung je nach Art zwischen 350 und 390 €/t vorgeschlagen. Aktuell liegen die Getreidepreise für Triticale bei 370 € und für Weizen bei 390 €/t für Umstellungsware (U-Ware).

„Dass es so jetzt passt, dazu hat sicher auch die gute Ernte im vergangenen Jahr beigetragen“, erklärte Rother. Bis zur Ernte 2023 sei ausreichend Biofuttergetreide vorhanden.

Ein Beispiel aus der Praxis

2012 bauten Wilhelm Schulte-Remmert und sein Sohn Sebastian neue Stallungen für 180 Muttersauen nach Bioland-Richtlinien. Im Drei-Wochen-Rhythmus werden 24 Sauen in acht Gruppen gehalten. „Im Jahr 2014 starteten wir mit nur 19 abgesetzten Ferkeln je Sau und Jahr. Heute liegen wir bei gut 23“, freuten sich die Schulte-Remmerts. Zur Verbesserung der Leistungen hat eine Senkung der Mykotoxinbelastung beigetragen, die unter anderem mit zweifacher Reinigung, einer Umlauftrockung und Belüftung aller Silos realisiert wurde. Zudem wird seit vier Jahren ein Schwadlüfter für das gesamte Stroh genutzt.

Im Wartestall war zunächst geplant, mit verschiedenen Silagen zu arbeiten. Die hohen Kalziumgehalte im Kleegras wirkten sich aber negativ aus. „Im Abferkelstall leitet uns immer der Gedanke eines gesunden Darms der Tiere“, betonte Wilhelm Schulte-Remmert. Daher enthält die Ration unter anderem 2 % Bierhefe für die B-Vitamine und 15 % Mais als schnell verfügbare Stärke. Aminosäurengehalte von 9,8 g Lysin und mindestens 6 g Methionin/Cystin ließen sich nur mit hohen Rohproteingehalten erreichen, was zu einer Leberbelastung der Sau führen könne, warnte er. Daher wäre er für eine bessere Verdaulichkeit der Futtermittel dankbar. „Außerdem sind Toxinbinder Pflicht“, betonte Schulze-Remmert und setzt hier auf Bentonite.

Der Wartestall gliedert sich in die Bereiche Liegehütten, Kot- und Aktivitätsbereich sowie den Fressbereich.

Betäubung mit Edelgasen eine Alternative?

Vor der Schlachtung kommt die Betäubung, aber welches Betäubungsverfahren ist das beste? Auf diese Frage versuchte Sebastian Zimmermann vom Max-Rubner-Institut in Kulmbach eine Antwort zu geben. „Bei der elektrischen Durchströmung muss man sehr sorgfältig arbeiten, um das im Vergleich zum Schädel kleine Gehirn auch exakt treffen zu können. Es soll das klinische Bild eines epileptischen Anfalls erzeugt werden, sodass der Zustand der Wahrnehmungs- und Empfindungslosigkeit erreicht wird“, skizzierte er eine erfolgreiche Elektrobetäubung. „Die Betäubung beim Einsatz von Kohlendioxid ist gut“, berichtete er weiter, allerdings zeigten viele Schweine eine aversive Reaktion bei Gaskontakt, die jedoch bei manchen Tieren auch ausbleibe, ohne dass man bisher eine genaue Erklärung dafür habe. „Die aktuelle Forschung geht in Richtung Edelgase“, zeigte Zimmermann mögliche Alternativen auf.

Dabei müssen die Schweine aber länger in der Betäubungseinrichtung verbleiben. Denkbar wäre ein zweiphasiges Verfahren mit Edelgasen zu Beginn und mit Kohlendioxid im Anschluss für eine größere Betäubungstiefe.

Parameter zur Tierwohlbeurteilung

Johanna Witt von der Universität Kiel beschäftigt sich mit Tierwohl und zeigte in ihrem Vortrag Wege auf, wie man einerseits von der „Zollstockkontrolle“ wegkomme, andererseits wiederholbare, geradezu objektive Parameter zur Tierwohlbeurteilung zur Verfügung habe. Ein möglicher Tierwohlindikator könnte Ammoniak sein. Schon ab 15 ppm in der Luft sind gesundheitliche Beeinträchtigungen möglich. Bei den Untersuchungen zeigten sich aber große Unterschiede zwischen Betrieben mit Einfluss des jeweiligen Stalls und der Tageszeit, sodass Einzelmessungen nur eine geringe Aussagekraft hätten. Als sehr aussagekräftig hat sich hingegen der Zusammenhang zwischen Husten und Lungenbefunden gezeigt.

Spulwurmbelastung nachhaltig senken

Steffen Döring von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen konnte mit Beispielsbetrieben belegen, dass eine nachhaltige Spulwurmbekämpfung auch im Biobetrieb möglich ist. Eine geringe Verwurmung ist in Biobetrieben erschwert, weil keine wirksamen Desinfektionsmittel zur Verfügung stehen und beim Entmisten der Ausläufe der Mist immer wieder von Gruppe zu Gruppe verteilt wird. Durch Umstellung auf Rein-Raus, konsequente Reinigung und Desinfektion sowie Anpassung der Zeitpunkte der Entwurmung und Verbesserung der Zusammenarbeit mit dem Ferkelerzeuger konnte ein Betrieb den Anteil verworfener Lebern von im Schnitt 25 auf nur noch 0 bis 14 % senken.

Fazit

Insgesamt schaut die Branche verhalten optimistisch in die Zukunft. Nicht überall können derzeit die angebotenen Bioschweine komplett verwertet werden, und durch starke Preiserhöhungen sehen manche auch die Gefahr, dass die abgesetzten Mengen zurückgehen. Andererseits müssen die höheren Erzeugungskosten in der Wertschöpfungskette – und das gilt im besonderen Maße für die landwirtschaftliche Erzeugung – sich auch in höheren Erzeugerpreisen widerspiegeln.

Nicht wegducken und Butter bei die Fische in Büsum

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Die Bäuerinnen und Bauern im Norden sind gespannt auf die AMK. Klaus-Peter Lucht, der Präsident des Landesbauernverbandes Schleswig-Holstein, hat einige Vorschläge für die Agenda der Agrarminister und hofft auf Überzeugungsfähigkeit in Büsum.

Herr Lucht, was erwarten die Landwirtinnen und Landwirte von der AMK? Welche Punkte der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) sind nachzubessern?

Klaus-Peter Lucht: Die jetzt vorliegende GAP-Reform zeigt viele Schwächen und Defizite für die Landwirtschaft wie für die Biodiversität. Zwar sind die Geldmittel in der Zweiten Säule gewachsen, wovon ein großer Teil für die Biolandwirtschaft oder für die Umstellung der Landwirtschaft gebunden ist. Jetzt ist der Zeitpunkt, an dem Nachjustierungen an der gerade beschlossenen GAP möglich sind. In Schleswig-Holstein ist es wichtig, dass wir auf produktionsintegrierte Maßnahmen für die Biodiversität sowie für die Tierhaltung setzen können. Die Landwirte brauchen Vertragsmuster, die wirklich helfen, Einkommen zu generieren.

Klaus-Peter Lucht; Foto: Ulrike Baer

Die Weidehaltung ist bei den Ökoregelungen der GAP zu kurz gekommen. Eine breite Allianz aus Agrar- und Umweltverbänden hat einen Änderungsantrag zum deutschen GAP-Strategieplan gestellt, um eine zusätzliche Ökoregelung für vielfältige Grünlandnutzung inklusive Weidehaltung von Milchkühen und deren Nachzucht einzuführen. Wie stehen Sie dazu?

Der Bauernverband hat von Anfang an diese Position vertreten, dass wir eine Weideprämie für Milchkühe und für die Nachzucht benötigen. Wir hatten alle darauf gewartet, bei den Eco-Schemes Erträge erwirtschaften zu können durch Biodiversität. Leider ist das voll danebengegangen. Die großen Verlierer sind die Milchvieh- und Futterbaubetriebe. Hier gibt es absolut Nachbesserungsbedarf. In Schleswig-Holstein gibt es zwar viel Stallhaltung, weil die Bestände groß sind und weil es kaum arrondierte Betriebsstrukturen gibt wie in Niedersachsen oder anderen Bundesländern. Aber wir haben auch starke Weideregionen wie die Eider-Treene-Sorge-Niederung oder die Wilster Marsch. Das Grünland als CO2-Senke sollte honoriert werden.

Die Bundesländer haben ihre Landesdüngeverordnungen entsprechend der EU-Nitratrichtlinie nachgebessert. Betriebe, die gewässerschonend wirtschaften, sind benachteiligt. Was erwarten Sie hierzu von der AMK?

Wir haben in Schleswig-Holstein ein Anwachsen der Roten Gebiete von 4,5 % auf 9,5 % der Fläche. Das bedeutet, dass gerade in diesen Gebieten die Betriebe die Düngung, sei es Mineral- oder Wirtschaftsdünger, pauschal um 20 % reduzieren müssen. Das lehnen wir ab und fordern eine jährliche Kontrolle der Messstellen, um die Entwicklung der Nährstoffgehalte im Wasser zu überprüfen und angepasst reagieren zu können.

Es liegen jetzt bereits Informationen des Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) vor, dass die Messwerte sich verbessern. Wir fordern deshalb, dass die Betriebe entlastet werden, die nachweislich gewässerschonend wirtschaften. Ein Grund dafür sind modernste Ausbringtechnik und Kontrollanalysen von Boden- und Gülleproben.

Hieße das für Sie auch eine stärkere Förderung von Technikeinsatz?

Absolut. Wenn ein möglichst hoher Gülleanteil durch Biogasanlagen oder Biomethananlagen verwertet werden soll und die Gärreste als Dünger eingesetzt werden, dann ist das im Prinzip die gleiche Gülle, die aber nach der Vergärung sehr viel naturverträglicher ist und Emissionen spart. Man sollte den Betrieben entgegenkommen, was den Behälterbau angeht. Ab 2026 sind wir auf Grünland zur Ausbringung mit Schleppschlauch oder Schleppschuh verpflichtet. Dann werden zahlreiche Betriebe vor Investitionsengpässen für diese kostspielige Technik stehen.

Welche Erwartungen haben Sie an die AMK mit Blick auf den dramatisch verlaufenden Abbau der Tierhaltung?

Die Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) hat für die Tierhaltung herausgearbeitet, dass mehr auf Tierwohl geachtet und Emissionen reduziert werden müssen. Beides gleichzeitig geht nicht, denn mehr Tierwohl bedeutet mehr Offenställe. Dazu erwarte ich den Einsatz der Agrarminister und eine Anpassung des Baurechts. Die Umsetzung der Empfehlungen des Kompetenznetzwerks Nutztierhaltung, der Borchert-Kommission, sind ein weiteres Thema. Für den Umbau der Schweinehaltung müssten ausreichend Mittel bereitgestellt werden, um die Landwirtschaft in die Lage zu versetzen, die Tierhaltung in den Regionen zu halten.

Welche Themen hätten Sie gern auf der Tagesordnung der AMK?

Es gibt noch zwei Themen oder vielmehr Tierarten, die mir auf der Tagesordnung sehr wichtig sind: Wolf und Gans. Wenn Schleswig-Holstein Weideland bleiben soll, dann muss eine aktive Bestandsregulierung der Gänse und Wölfe erfolgen. Überall dort, wo Gänse fressen und koten, können keine Tiere mehr weiden und wird keine zusätzliche Biodiversität stattfinden. Auch der Naturschutz verliert dadurch. Beim Wolf ist es dasselbe. Eine Rudelbildung muss verhindert werden. Alle Länder sind betroffen, deshalb würde ich gerne von der AMK Lösungsvorschläge wahrnehmen und kein Wegducken. Schleswig-Holstein ist nicht allein der übermäßig wachsenden Gänsepopulationen ausgesetzt, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen ebenso. Die Vögel haben sich mittlerweile auch im Binnenland niedergelassen. Damit steigt zudem die Gefahr einer Ausbreitung der Geflügelpest durch Wildvögel, und die offene Geflügelhaltung gerät massiv unter Druck.

Werden die Bäuerinnen und Bauern dem Minister in Büsum den Rücken stärken?

Das liegt in seiner Verantwortung. Die Bäuerinnen und Bauern werden am 23. März in Büsum sein. Wir werden dort unsere berechtigten Anliegen vorbringen. Mir ist es wichtig, dass wir Werner Schwarz als Minister Rückhalt bieten für seine Positionen, die teils auch unsere sind. Wir machen uns auf den Weg, um alle Minister anzusprechen und ihnen unsere Gedanken näherzubringen mit der Hoffnung, Überzeugungsarbeit leisten zu können.

Interview: mbw

Empfehlungen der Zukunftskommission nicht vergessen

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In Büsum wird es politisch. Kommende Woche findet die Agrarministerkonferenz (AMK) in dem idyllischen Küstenort statt. Die Landwirtschaftsministerinnen und -minister der Bundesländer tauschen sich zu aktuellen Themen von Agrar- und Forstwirtschaft, Fischerei und ländlicher Entwicklung aus. Der Gastgeber, Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU), präsentiert eine volle Agenda.

Herr Schwarz, welche Schwerpunkte stehen auf Ihrer AMK-Agenda?

Werner Schwarz: Die Weiterentwicklung der gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) wird ein Schwerpunkt sein. Wir müssen frühzeitig in die Diskussion und die Meinungsfindung kommen, um nicht unter Zeitdruck zu geraten. Konkret wird es dabei auch um das Thema Ökoregelungen gehen. Gerade Grünlandbetriebe sind bei der neuen GAP nicht ausreichend berücksichtigt worden. Hier muss aus meiner Sicht nachgesteuert werden. Die Weidetierhaltung ist ein wichtiger Betriebszweig in Schleswig-Holstein und braucht unsere Unterstützung. Ein weiterer wesentlicher Tagesordnungspunkt wird der Umbau der Tierhaltung sein. Ich sehe an vielen Stellen des vom BMEL vorgelegten Konzepts noch Nachbesserungsbedarf. Wir haben in Büsum die Gelegenheit, mit Bundesminister Cem Özdemir darüber zu sprechen. Im Bereich Fischerei wird es vor allem um das EU-Maßnahmenpaket zur Verbesserung der Nachhaltigkeit und Widerstandsfähigkeit des Fischerei- und Aquakultursektor gehen, was faktisch ein Aus der Krabbenfischerei in Nord- und Ostsee bedeuten würde.

Eine Allianz aus AbL, BDM bis zum Katholischen Landvolk hat einen Änderungsantrag zum GAP-Strategieplan für eine vielfäl­tige Grünlandnutzung in­klusive Wei­dehaltung gestellt. Welche Stellschrauben gibt es da auf der AMK?

Die Breite des Verbändespektrums zeigt, wie wichtig es ist, Weidehaltung zu stärken und in Verbindung mit Grünland, Biodiversität, Klimaschutz und dem Tierwohl zu denken. Betriebe mit einem hohen Grünlandanteil, insbesondere Milchviehbetriebe, sind bei der aktuellen GAP nicht ausreichend berücksichtigt worden und müssen zum Teil erhebliche Prämienverluste bei den Direktzahlungen hinnehmen. Das ist unbefriedigend – hierüber muss diskutiert werden.

Der Zweiten Säule der GAP fehlt für die Erbringung von Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen ein geeigneter Verrechnungsschlüssel. Könnte das in Schleswig-Holstein entwickelte Modell der Gemeinwohlprämie ein Weg sein?

Das System der Agrarförderung ist sehr komplex, das sieht man am Beispiel der Ökoregelungen und der Konditionalität. Gemeinsam mit meinen Länderkolleginnen und -kollegen sowie dem Bund möchte ich daher frühzeitig über mögliche Vereinfachungen und eine Neuausrichtung diskutieren. Inhaltlich geht es vor allem darum, ein Anreizsystem zu schaffen, mit dem wir gesellschaftlichen Ansprüchen und ökonomischen Erfordernissen gerecht werden. Eine Weiterentwicklung lässt sich nur erreichen, wenn eine zukunftsfähige, klimagerechte Landwirtschaft mit aktiver Landbewirtschaftung und Nutztierhaltung stattfindet und die Leistung der Landwirtinnen und Landwirte wieder angemessen vergütet wird. Die in Schleswig-Holstein entwickelte Gemeinwohlprämie könnte dabei als Grundlage dienen. Die konkrete Ausgestaltung eines solchen Prämienmodells gilt es nun offen und ohne Scheuklappen zu diskutieren. Mir wäre dabei aber wichtig, dass wir uns nicht nur auf flächenbezogene Maßnahmen konzentrieren, sondern unter anderem auch die Herausforderungen in der Tierhaltung Berücksichtigung finden. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der notwendige administrative und finanzielle Aufwand, der ebenfalls mitgedacht werden muss. Unser Ziel muss es sein, eine unterstützende Landwirtschaftspolitik für die familiengeführten Betriebe zu machen.

Die Forderungen zur EU-Nitratrichtlinie sind durch die Landesdüngeverordnungen umgesetzt. Betriebe, die nachweislich gewässerschonend arbeiten, fühlen sich im Nachteil. Wird bei der AMK über Änderungen oder einen Ausgleich nachgedacht?

Es ist bedauerlich, dass in der aktuellen Düngeverordnung landwirtschaftliche Betriebe, welche nachweislich gewässerschonend wirtschaften, nicht von einzelnen düngerechtlichen Maßnahmen befreit werden. Hier gilt es noch mal nachzusteuern. Ich werde daher weiter daran arbeiten, dass wir verursachergerechte Auflagen bekommen. Für mehr Transparenz haben wir in Schleswig-Holstein bereits die technischen und rechtlichen Voraussetzungen geschaffen, damit Landwirtinnen und Landwirte ihre Düngedaten elektronisch melden können (Endo SH). Nur auf Basis einer konkreten Datenlage können wir gegenüber der EU-Kommission weiter klarmachen, dass landwirtschaftliche Betriebe, welche sich nachweislich an die Rechtsvorschriften halten, keine weiteren düngerechtlichen Sanktionierungen erfahren dürfen.

Wird in Büsum über den dramatisch starken Abbau der Tierhaltung gesprochen?

Das ist ein ganz wichtiges Thema. Wir werden dort mit Bundesminister Özdemir und Staatsekretärin Silvia Bender darüber sprechen. Als Länderagrarminister können wir unsere Positionen vermitteln. Es gibt durchaus parteiübergreifend Kritik, und ich gehe davon aus, dass dieses Thema prominent diskutiert wird.

Die Agrarminister mit grünem Parteibuch sind in der Mehrheit. Wo sehen Sie Konfliktlinien?

Gerade bei der Tierhaltung könnte das eine Herausforderung sein. Ich sehe aktuell das Risiko, dass es zu Produktionsverlagerungen ins Ausland kommt, wo unser Umwelt- und Tierschutzrecht nicht greift. Ich würde mir wünschen, dass wir uns wieder stärker an den Empfehlungen der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) orientieren. Klar ist: Die Produktion folgt dem Verzehr und nicht umgekehrt.

Bundesminister Özdemir hat einen sehr kurzen Besuch angekündigt. Lässt sich daraus etwas ableiten?

Nein, das denke ich nicht. Bei den wichtigen Treffen, dem sogenannten Kamingespräch am Donnerstagabend und der eigentlichen Konferenz am Freitag nimmt er teil.

Interview: mbw