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Makroporen sind biologische Hotspots

Eine kombinierte Vortrags- und Praxisveranstaltung zum Thema „Bodenstruktur: erkennen – beurteilen – fördern“ hat am 20. April am Fachbereich Agrarwirtschaft der Fachhochschule Kiel stattgefunden. Vor zirka 100 Besuchern aus Praxis und Beratung wurden Ergebnisse eines von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und dem damaligen schleswig-holsteinischen Land- und Umweltministerium (Melund) geförderten Forschungsvorhaben vorgestellt und diskutiert.

Im Mittelpunkt standen hierbei verschiedene Aspekte der Bodenfruchtbarkeit im Kontext von zukünftigen, resilienten Landnutzungssystemen und geeignete Möglichkeiten zu ihrer Förderung.

Bodenstruktur verbessert Ressourcennutzung

Im Einführungsreferat skizzierte Prof. Conrad Wiermann (Fachhochschule Kiel) zunächst die Herausforderungen, die zukünftige Ackerbausysteme besonders im Zusammenhang mit den Folgen des Klimawandels bewältigen müssen. Ein wesentlicher Baustein ist seiner Auffassung nach eine funktionsfähige Bodenstruktur: Nur so werde es möglich sein, einerseits die Auswirkungen von Extremwettereinflüssen (unter anderem Dürreperioden und Starkregenereignisse) langfristig zu kompensieren, andererseits aber auch Treibhausgasemissionen zu minimieren. Der Bodenstruktur kommt insofern hohe Bedeutung zu, als sie agronomische Inputs transformiert und so die Ertragsleistung maßgeblich beeinflusst wird (vergleiche Abbildung). Gute Strukturzustände fördern dieses Transformationsvermögen des Bodens und erhöhen somit die Ressourceneffizienz insgesamt.

Makroporen fördern Nutzung des Unterbodens

In ihrem Vortrag konnte Prof. Miriam Athmann von der Universität Kassel anhand von Untersuchungen zeigen, wie bedeutsam ein weitverzweigtes und bis in den Unterboden reichendes, durch biologische Aktivität entstandenes Makroporensystem ist. Diese „Hauptverkehrsadern“ des Bodens stellen ihrer Meinung nach bedeutsame „Hotspots“ als Lebensraum für Wurzeln und Regenwürmer, aber auch als Ort mikrobieller Umsetzungsprozesse dar. Sie sind somit von wesentlicher Bedeutung für die Nutzung von Wasser- und Nährstoffspeichern des Unterbodens durch Kulturpflanzenbestände. Mit atemberaubenden endoskopischen Videosequenzen demonstrierte Prof. Athmann sehr anschaulich die enge Verknüpfung von Wurzelhaaren und Porenwandungen.

Wurzeln nutzen Makroporensystem

Prof. Stephan Peth von der Universität Hannover unterstrich in seinem Vortrag die Bedeutung der Makroporen für die Nutzung von Nährstoff- und Wasserressourcen des Unterbodens. Mit seinen Untersuchungen konnte er zeigen, dass besonders die Wiederbesiedlung von biogen generierten Makroporen durch Wurzeln von Kulturpflanzenbeständen zu einer weiteren Verzweigung des Porensystems und damit zu einer besseren Erreichbarkeit von Austauscheroberflächen des Bodens führen. Sämtliche Bewirtschaftungsmaßnahmen müssten deshalb darauf abzielen, dieses weitverzweigte Porensystem zu stabilisieren, zu erhalten und weiterzuentwickeln, um langfristig die Ressource Boden effizienter und nachhaltiger nutzen zu können.

Zwischenfrüchte: Wurzelmasse oft überschätzt

Dem Zwischenfruchtanbau wird in zukünftigen Ackerbausystemen eine hohe Bedeutung beigemessen. Umfangreiche Untersuchungen zur Wirkung von Zwischenfrüchten auf Bodenfruchtbarkeitsparameter und die Ertragsleistung der nachfolgenden Hauptfrüchte im ökologischen Landbau wurden von Roman Kemper, Universität Bonn, vorgestellt. Seine Ergebnisse zeigen, dass Rettich, Rübsen und Phacelia vorhandene Bioporen nutzen und damit stabilisieren. Einen zusätzlichen Beitrag dieser Zwischenfrüchte zur weiteren Genese von Bioporen konnte er allerdings nicht feststellen. Überraschenderweise zeigten die Ergebnisse von Kemper je nach Zwischenfrucht und Mischung nur ein Wurzel-Spross-Verhältnis zwischen 0,11 und 0,32, also eine nur geringe Wurzeltrockenmasseentwicklung im Vergleich zur oberirdisch sichtbaren Sprossentwicklung. Nach seinen Erfahrungen werden Wurzel-Spross-Verhältnisse nahe 1 nur bei mehrjährigem Anbau von beispielsweise Luzerne erreicht. Damit werden auch in der Wurzel im Vergleich zum Spross nur geringe Nährstoffmengen gespeichert.

Mehr als 100 Besucher folgten den Fachvorträgen im Fachbereich Agrarwirtschaft der Fachhochschule Kiel. Foto: Peter Wesseler

Zusammenhang zwischen Ertrag und Bodenzustand

Im Schlussreferat stellte Gerrit Müller die Struktur- und Ertragsuntersuchungen der Fachhochschule Kiel auf 45 repräsentativen Ackerstandorten in Schleswig-Holstein vor. Besonders im Übergang zwischen den regelmäßig bearbeiteten Bodenhorizonten und dem Unterboden, der Krumenbasis, konnten an zahlreichen Standorten Strukturschäden nachgewiesen werden. Anhand von Wasserleitfähigkeitsuntersuchungen konnte er zeigen, dass in diesem Bereich sogenannte Plattenstrukturen vorliegen, die Infiltrations- und Wassernachlieferungsprozesse aus dem Unterboden verlangsamen können. Dies hat offensichtlich auch Auswirkungen auf die Ertragsleistung einzelner Standorte, denn parallel durchgeführte Ertragserhebungen ließen einen engen Zusammenhang zwischen Bodenfruchtbarkeitszustand (quantifiziert über den Müncheberger Bodenqualitätsindex) und Ertragsleistung erkennen.

Demonstration von Feldmethoden

Im Anschluss an die Vortragsveranstaltung wurden auf dem Lindenhof, dem Versuchsstandort des Fachbereichs Agrarwirtschaft der Fachhochschule Kiel, Methoden zur Beurteilung der Bodenstruktureigenschaften demonstriert. Neben der bekannten Spatendiagnose wurden weitere Methoden wie die VESS (Visual Estimation of Soil Structure) und die Mini-Profil-Methode vorgestellt und mit den Besuchern diskutiert. Gerade die Mini-Profil-Methode fand reges Interesse. Bei ihr wird mithilfe einer Palettengabel, die in einem Winkel von zirka 45° in den Boden eingeführt wird, ein Bodenmonolith gewonnen, der auch eine Beurteilung der Krumenbasis erlaubt. An einem fachgerecht angelegten Bodenprofil, das von Bernd Burbaum (Landesamt für Umwelt SH) vorgestellt wurde, konnten weitere Merkmale der Bodengenese und der -eigenschaften für den Standort diskutiert beziehungsweise beurteilt werden.

Fazit

Das große Interesse an der kombinierten Vortrags- und Praxisveranstaltung hat gezeigt, dass in der landwirtschaftlichen Praxis ein zunehmendes Interesse an einer Verbesserung von Bodenfruchtbarkeitseigenschaften, zu denen die Bodenstruktur maßgeblich beiträgt, besteht. Die Fachvorträge lieferten wichtige Hinweise für die nachhaltige Entwicklung und Unterstützung eines funktionalen, durch biogen entstandene Makroporen geprägtes, den Ober- und Unterboden kontinuierlich verbindendes Porensystems.

Zu Hause bleiben bis zum Ende

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Der Tiertransport zur Schlachtung, manchmal über weite Strecken, ist hinsichtlich des Tierschutzes ein strittiges Thema. Manche Betriebe haben sich deshalb für „mobile Schlachtung“ entschieden. Die Bunde Wischen eG im Norden der Stadt Schleswig hält ihre Robustrinder nicht nur ganzjährig auf der Weide, sie lässt sie auch dort ihr Leben beenden: durch Weideschuss.

Der Schießstand sieht aus wie ein Hochstand für Jäger, und so etwas Ähnliches ist er auch. Vier vierjährige Galloway-Ochsen sind von der nahen Weide in das Abschussgehege getrieben worden. Gerd Kämmer legt das Gewehr an und schießt. Es ploppt, da mit Schalldämpfer. Einer der Ochsen fällt um. Kämmer geht hinunter und prüft, ob er wirklich tot ist, zur Sicherheit gibt er noch einen Schuss aus nächster Nähe ab. Die drei anderen Tiere sind nicht beunruhigt, sie kümmern sich nicht um das Geschehen.

Zwei Versprechen

„Wir geben den Tieren, die bei uns geboren wurden, zwei Versprechen“, sagt Gerd Kämmer, Vorstandsvorsitzender der Bunde Wischen eG: „Zum einen, dass sie den Betrieb nicht lebend verlassen. Das klingt fies, doch es bedeutet, dass sie ihr ganzes Leben in vertrauter Umgebung verbringen. Das zweite Versprechen ist, dass sie lebend kein Schlachthaus von innen sehen werden.“ Bunde Wischen steht auf Plattdeutsch für bunte Wiesen, und das ist und bleibt das Zuhause der Rinder.

Nun werden die drei lebenden Galloways aus dem Gehege geschickt, der Frontlader kommt und transportiert den toten Körper hinaus auf eine Betonfläche zum Ausbluten, denn dies muss sofort nach der Tötung geschehen. Ein weiterer Ochse wird anschließend geschlachtet. 

Ein amtlicher Tierarzt begleitet standardmäßig den Prozess, an diesem Tag ist es der Kreisveterinär Schleswig-Flensburg selbst, Dr. Markus Sekulla. Schon vorher hat er die Lebend­untersuchung an den Tieren vorgenommen.

Gerd Kämmer im Schießstand

Die ausgebluteten Tierkörper werden verladen und in die 10 km entfernte Schlachterei von Roland Lausen in Silberstedt gefahren, dem Landesinnungsmeister des Fleischerhandwerks (siehe Ausgabe 3/23 vom 21. Januar). Das muss innerhalb von zwei Stunden geschehen, aber bei Bunde Wischen bleibt man mit zwei Schlachtungen stets locker unter einer Stunde, die reine Fahrzeit etwa 10 min, und Lausen ist vorbereitet.

Tierschutzgerechtes Töten

Kreisveterinär Sekulla unterstützt die Methode des Weideschusses zur Schlachtung. „Es ist ein tierschutzgerechtes Töten im Herkunftsbetrieb in gewohnter Umgebung für die Tiere, es entsteht kein Transportstress. Und ohne Stress ist auch die Fleischqualität besser.“ Für Wasserbüffel lässt er in seinem Zuständigkeitsbereich überhaupt nur den Weideschuss zu: Nur die Kugel könne deren mächtigen Schädel auch sicher durchdringen. 

Bunde Wischen hält rund 1.000 Robustrinder, hauptsächlich Galloways, dazu Highlander und White Parks. Geschlachtet werden über 200 pro Jahr, in der Regel vier in der Woche, und das ausschließlich durch Weideschuss. Damit ist der Betrieb der größte bundesweit, der mit dieser Methode arbeitet, und zwar seit 2010. Das wurde begleitet durch ein Forschungsprojekt der Universität Kassel-Witzenhausen. Es wurde untersucht und umgesetzt, welche technischen Voraussetzungen erforderlich sind – die Anlage des Schließstandes und des Abschussgeheges, des Ausbluteplatzes, der Transportmaschinen und -hänger. 

Abtransport zum Verladewagen

Befähigungsnachweise

Und natürlich sind rechtliche Voraussetzungen erforderlich. In einer Gesetzesänderung von 2021 wurde die Möglichkeiten für mobile Schlachtung ausgeweitet. Demnach besteht die Möglichkeit, dass auf jedem landwirtschaftlichen Betrieb die teilmobile Schlachtung durchgeführt werden kann, sofern sie von der zuständigen Veterinärbehörde zugelassen wird. Gekoppelt ist die Schlachtung an einen zugelassenen Schlachtbetrieb, in diesem Fall an den von Roland Lausen. Auch eine waffenrechtliche Genehmigung ist erforderlich. Zusätzlich muss der Ausführende über einen Befähigungsnachweis verfügen.

Die teilmobile Schlachtung kann durch Bolzenschuss oder Kugelschuss erfolgen. Der Bolzenschuss betäubt das Tier allerdings nur, die Tötung erfolgt durch das Ausbluten. Bereits für die Durchführung des Bolzenschusses bedarf es eines Befähigungsnachweises. Für den Kugelschuss, der das Tier direkt tötet, ist ein eigener Befähigungsnachweis erforderlich, der den für den Bolzenschuss einschließt, denn ein funktionsfähiges Bolzenschussgerät muss griffbereit sein, falls etwa das Gewehr bei einem nötigen Nachschuss versagt – das Notfallset. Kämmer hält sogar ein zweites Gewehr bereit. Der Kugelschuss ist zudem an die ganzjährige Freilandhaltung gebunden. Ein Jagdschein reicht als Befähigungsnachweis nicht aus, denn Nutzvieh ist kein jagdbares Wild, er ist umgekehrt aber auch nicht erforderlich. 

Die nächsten Lehrgänge für die Befähigungsnachweise werden im Landwirtschaftlichen Bildungszentrum Echem der Landwirtschaftskammer Niedersachsen angeboten – Prüfung in Theorie dort, in Praxis auf dem Heimatbetrieb des Teilnehmers. Kämmer ist seit fünf Jahren selbst Ausbilder in Echem, zudem hat er jüngst im Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein eine Fortbildung durchgeführt. 

Kreisveterinär Dr. Markus Sekulla (li.) und Gerd Kämmer

Teilmobil und vollmobil

Was auf Bunde Wischen geschieht, nennt sich teilmobile Schlachtung, sprich: Das Tier wird auf dem Betrieb getötet und ausgeblutet und zur weiteren Verarbeitung in einen Schlachtbetrieb transportiert. Wie viele Betriebe in Schleswig-Holstein dies bereits durchführen, darüber hat die Innung keine Kenntnis. Im Kreis Schleswig-Flensburg sind es laut Aussage von Sekulla immerhin drei, die dies dauerhaft praktizieren, doch die Kreise handhabten das sehr unterschiedlich, sagt er. 

Neben der teilmobilen ist auch eine vollmobile Schlachtung möglich. Da kommt der Schlachter mit dem gesamten Equipment auf den Betrieb und vollzieht die komplette Schlachtung bis zur kühlhausfertigen Tierhälfte. Ein Lkw und eine Art Zelt seien da erforderlich. So etwas werde in Schleswig-Holstein seiner Kenntnis nach nicht durchgeführt, sagt Sekulla, und es sei auch nicht sinnvoll bei eher kurzen Wegen zur nächsten Schlachterei, rund ein Dutzend allein in seinem Kreisgebiet. Anders könne das in Bundesländern mit weiten Wegen sein. Es sei immerhin auch eine Kostenfrage: Auch die teilmobile Schlachtung koste mehr als die konventionelle, geschweige denn die vollmobile. Wer den Weideschuss wählt, tut dies also um der Tiere willen.

­Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) hat Anfang des Jahres bekundet, die hofnahe Schlachtung zu fördern. „Im Grunde gibt es die Voraussetzungen schon“, sagt Gerd Kämmer, „es müsste nur mehr umgesetzt werden.“

Streit um riesigen Solarpark in den Alpen

Die größte Photovoltaikanlage der Schweiz soll auf einem Bergrücken auf mehr als 2.000 m Höhe entstehen. Laut der Interessengemeinschaft (IG) Saflischtal würde das Projekt das Aus für die dortige Alpwirtschaft bedeuten.

Ulrike Steingräber kommt an sich aus Magdeburg. Ihre Wahlheimat ist aber das Saflischtal in der Schweiz. In der im Walis liegenden Region hat sie ihren Mann kennengelernt. In der Ortschaft Grengiols betreiben beide mit dem Bruder des Mannes eine landwirtschaftliche Betriebsgemeinschaft. In den Sommermonaten steht das Vieh auf der Alpe Furggen. Dort arbeiten vier Saisonkräfte, ein Senn, ein Zusenn und zwei Hirten. Sie erledigen die Arbeit auf der Alpe, während im Tal die Bauern das Heu und das Emd (schweizerdeutsch für das Heu ab dem zweiten Schnitt) für den Winter in die Scheune bringen.

Jähes Ende der Alpe droht

Der geplante Solarpark Grengiols Solar hat eine immense Größe. Die Gesamtdimension beläuft sich auf rund 5 km2. Das sind in etwa 700 Fußballfelder. Die Module sollen zwar auf Ständern stehen, dennoch gehen die Älpler davon aus, dass eine Bewirtschaftung in der bisherigen Form nicht mehr möglich sein werde. Allein die baulichen Maßnahmen dürften enorme Schäden mit sich bringen. Betonstützen, Baumaschinen, Verankerungen werden den Weiden und der Grasnarbe stark zusetzen. Hinzu kommen zahlreiche Baustelleneinrichtungen und Infrastrukturen, wie Container und Materiallager. Auch das wäre mit einem funktionierenden Alpbetrieb nicht mehr vereinbar.

Für Ulrike Steingräber steht deshalb fest, dass „wir die Tiere über den Sommer nicht mehr nach Furggen bringen könnten“. Sie müsste dann auf andere Alpbetriebe ausweichen. Das wäre aber nicht ganz einfach, denn die entfallende Fläche ist erheblich. Die Alpe umfasst fünf Stationen zwischen 1.900 und 2.500 m Höhe und verfügt über etwa 500 ha. Sie gehört der sogenannten Burgergemeinde von Grengiols. Die Betriebsgemeinschaft ist Pächter.

Viel Geld in Alphütte investiert

Hinzu kommt, dass die Betriebsgemeinschaft viel Geld in die Alphütte investiert und sie in einen Topzustand versetzt hat. Insgesamt floss zirka eine halbe Million Franken in die Sanierung der Alphütten sowie in den Neubau von zwei Käsereien an zwei Stationen. Das Geld stammt vorwiegend aus privaten Mitteln, ganz zu schweigen von mehreren Hundert Arbeitsstunden, die die Familien dort oben im Rahmen dieser Sanierung geleistet haben. Ob es Entschädigungen für die Investitionen gibt, ist unklar. Da ein weiterer Betrieb die Alpe nutzt, wäre das ein herber Verlust für insgesamt drei Bauernfamilien.

Eine Visualisierung des Projekt mit einer etwas breiteren Perspektive macht den Gesamtumfang noch etwas besser sichtbar.  Visualisierung: IG Saflischtal
In den Sommermonaten sind rund 110 Rinder auf der Alpe. In einer eigenen Käserei wird die Milch weiterverarbeitet. Foto: Ulrike Steingräber
Das Saflischtal ist ein weitgehend unberührtes Refugium der Natur. Foto: Ulrike Steingräber
„Im Falle eines Baus des geplanten Solarparks in der genannten Dimension wäre es unserer Meinung nach unmöglich, dort weiter zu alpen“, sagt Ulrike Steingräber. Foto: privat
Ein Bild, das bald der Vergangenheit angehören könnte. In den Sommermonaten von Mitte Juni bis Mitte September weiden die Rinder auf der Alpe Furggen. Foto: Ulrike Steingräber
Die Betriebsgemeinschaft hat in den vergangenen fünf Jahren rund eine halbe Million Franken in die Sanierung der Alphütten sowie in den Neubau von zwei Käsereien an zwei Stationen investiert. Foto: Ulrike Steingräber
Die Interessengemeinschaft Saflischtal hat die geplante Maßnahme visualisiert und die Varianten mit und ohne Modulen einander gegenübergestellt. Visualisierung: IG Saflischtal


Unberührte Natur geht verloren

Das Gebiet Saflischtal gehört zum Landschaftspark Binntal und ist weitgehend frei von menschlichem Einfluss, bis auf eine schmale, holprige Naturstraße, die die fünf Alphütten miteinander verbindet. Zudem findet man im Saflischtal zahlreiche floristische und faunistische Raritäten. Es gibt keine Stromleitungen, keine Restaurants, wenig Tourismus. „Das Tal wird lediglich von uns Bauern extensiv bewirtschaftet und gepflegt“, betont Steingräber und ergänzt: „Wenn man bedenkt, wie viele Parkhäuser, Bahnhöfe, Industriehallen oder Skigebiete bereits existieren, deren Gebäude man mit Photovoltaik bestücken könnte, ist es nahezu eine Schande, unberührte Naturlandschaft derart zu verschandeln.“

Fläche für Investoren interessant

Die Schweiz will den Ausbau der Solarenergie massiv vorantreiben. Dafür hat sie zum einen die rechtlichen Voraussetzungen geschaffen, um Großprojekte zu ermöglichen und schneller zu genehmigen. Zum anderen stellt das Land erhebliche Mittel bereit. Sie werden nach dem Windhundverfahren vergeben. Wenn das Budget aufgebraucht ist, ist zunächst einmal Schluss.

Der Südhang der Alpe Furggen liegt auf mehr als 2.000 m. Die Sonneneinstrahlung in hohen Lagen ist deutlich stärker als im Mittelland. Hinzu kommt, dass sie im Wallis 15 bis 20 % über dem Schweizer Durchschnitt liegt. Außerdem soll eine höhere Ertragssicherheit gewährleistet sein, weil die übliche Hochnebelgrenze überschritten wird. Wenn es im Tal duster ist, soll dann auf dem Berg immer noch Strom produziert werden können.

In der Summe verspricht das den Investoren einen guten Return on Invest. Die Gemeinden hoffen auf Erträge aus dem Solarzins, sodass auch sie häufig mit im Befürworter-Boot sitzen.

Interessengemeinschaft hält dagegen

„Unser Berg ist nicht zu verkaufen“, unter diesem gemeinsamen Motto hat sich eine Interessengemeinschaft für den Schutz und gegen den Bau von Grengiols Solar gegründet. Die Mitglieder wollen das Gebiet in seiner ursprünglichen Form erhalten und befürchten erhebliche Eingriff in die Natur.

So ist die Alpe Furggen kaum erschlossen. Für den Transport müssen neue Straßen und Bahnen gebaut werden. Aufgrund der kritischen geologischen Lage könnte es zu Erdrutschen kommen und bei Starkniederschlägen zur Erosion. Und die meteorologischen Risiken seien aufgrund hoher Schneemengen, Kälte, Wind und heftiger Gewitter kaum kalkulierbar.

Ob sie mit ihrem Anliegen Erfolg haben, steht noch nicht fest.  Nachdem es ein Wettrennen um die staatlichen Mittel gibt und der Zubau an Solarenergie bereits anläuft, könnte das Projekt am Faktor Zeit scheitern. Aber gewiss ist dies nicht. Bei ihren Unterstützern bauen sie auf eine bekannte Person: Buzz Aldrin war der zweite Mann auf dem Mond. Zur Alpe Furggen sagte er: „This is the most amazing landscape that I have ever seen!“ Also: „Das ist die einmaligste Landschaft, die ich je gesehen habe!“ Ob es sie in Zukunft noch geben wird, steht zum jetzigen Zeitpunkt offen.

Neuaufstellung der Regionalpläne

Die Landesplanung Schleswig-Holstein stellt die Regionalpläne für die Planungsräume I, II und III neu auf. Das Ministerium für Inneres, Kommunales, Wohnen und Sport (MIKWS) teilte nun die Termine der in diesem Zuge geplanten Regionalkonferenzen Anfang Juli mit.

Zum Start des Beteiligungsverfahrens soll in sieben Abendveranstaltungen in den ersten beiden Juliwochen jeweils zwischen 18 und 20 Uhr über die Inhalte der Regionalpläne sowie den Beteiligungsprozess informiert werden.

Die Regionalkonferenzen finden an nachfolgenden Terminen statt:

– 3. Juli, Itzehoe (Fraunhofer-Institut für Siliziumtechnologie, Hörsaal), Planungsraum III

– 4. Juli, Rendsburg (Hohes Arsenal, Bürgersaal), Planungsraum II

– 5. Juli, Flensburg (Rathaus), Planungsraum I

– 10. Juli, Plön (Berufsbildungszentrum), Planungsraum II

– 11. Juli, Norderstedt (Kulturwerk am See), Planungsraum III

– 12. Juli, Husum (Kreistagssitzungssaal), Planungsraum I

– 13. Juli, Lübeck (Handwerkskammer), Planungsraum III

Laut MIKWS richteten sich die Regionalkonferenzen in erster Linie an Vertreter aus Städten, Gemeinden und Kreisen in Schleswig-Holstein, das heißt an die Kommunalpolitiker wie an die Kommunalverwaltungen. Darüber hinaus sind Kammern, Verbände sowie die weitere interessierte Öffentlichkeit im Land eingeladen.

Der Planungsraum I umfasst die Kreise Nordfriesland, Schleswig-Flensburg und die kreisfreie Stadt Flensburg, der Planungsraum II die Kreise Rendsburg-Eckernförde, Plön sowie die kreisfreien Städte Kiel und Neumünster, der Planungsraum III die Kreise Dithmarschen, Steinburg, Pinneberg, Segeberg, Stormarn, Herzogtum Lauenburg, Ostholstein und die kreisfreie Stadt Lübeck.

Mit 24 in den Gemeinderat

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John Gosch dürfte mit seinen 24 Jahren das Durchschnittsalter in der zukünftigen Gemeindevertretung von Jübek deutlich senken. Der Youngster, der zum ersten Mal bei den Kommunalwahlen antrat, wurde am Wochenende gewählt. Er ist nun einer von sieben Gemeindevertretern der CDU. Haushohe Gewinnerin war in Jübek allerdings die Freie Wählergemeinschaft, die zehn Sitze gewann. Mehr darüber, warum der  langjährige erste Vorsitzende des Kreislandjugendverbandes Schleswig-Flensburg in der Dorfpolitik mitmischen will, im aktuellen Bauernblatt.

Bereit für fast 2.400 Gäste

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Knapp 2.400 Gäste erwartet das Organisationsteam des zehnköpfigen Landjugendvorstands der LJG Flintbek diesen Sonnabend zur Scheunenfete auf dem Hofgelände von Familie Sellmer in Reesdorf. Die Party zählt zu den größten Scheunenfeten in Schleswig-Holstein. Der Aufwand dafür ist enorm . Das Bauernblatt schaute bei den Vorbereitungen hinter die Kulissen.

Knapp 2.400 Gäste feiern auf dem Hofgelände und in der zum Tanztempel umfunktionierten Maschinenhalle.

Auch die mobilen Pferdeboxen von Sylvie Sellmer müssen aus der Maschinenhalle verschwinden. Foto: Sven Tietgen

Viergängemenü ohne Gluten

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Viele Menschen haben mit Unverträglichkeiten zu kämpfen. Um zu probieren, ein Viergängemenü ohne Gluten und Weizen zuzubereiten, trafen sich LandFrauen des OV Bordesholm zu einem Kochevent mit Maria Perna. Sie gründete nach langen Versuchen in der heimischen Küche in Wacken eine Firma, die weizen- und glutenfreie Mehlmischungen anbietet.

Lehr- und Versuchszentrum für Milchwirtschaft (LVZM)

Der Vorstand der Landwirtschaftskammer besuchte ­kürzlich die Traditionseinrichtung der Landwirtschaftskammer im ­ostholsteinischen Malente. ­Gemeinsam mit Präsidentin Ute Volquardsen erfuhr der Besuch von der Leiterin Meike von ­Bergen viel über den Standort.

Dort ist seit 1946 die Landesberufsschule für Molkereifachleute untergebracht. Das Ehrenamt musste sich zuerst „vermummen“. In der Lehrmeierei ist Hygiene oberstes Gebot. Dort findet sich alles, was auch in einer großen Meierei zu finden ist, nur eben in kleinerer Ausgabe: die Erhitzungsanlage für Milch und Sahne, ein Joghurtbereiter und die Buttermaschine. Dort sind die Auszubildenden zur Milchtechnologin/zum Milchtechnologen etwa damit beschäftigt, Süßrahmbutter oder Käse zu produzieren.

In der Käserei steht auch die Membranfiltrationsanlage. Dahinter verbirgt sich eine Technik für bessere Wertschöpfung, wie es sie in jeder modernen Meierei gibt. Daher ist die Ausbildung daran so wichtig. Die Maschine kann vielseitig eingesetzt werden. In der Be- und Verarbeitung von Milch- und Milchprodukten dient sie der Aufkonzentrierung oder Trennung zuvor definierter Inhaltsstoffe eines Rohmaterials. Abhängig von der Größe und den Eigenschaften der vorhandenen Moleküle werden entsprechende Filtereinheiten verwendet. Ziel ist es, durch diese Bearbeitung eine verbesserte Wertschöpfung einzelner Produkte zu erreichen. So können aus Milch beispielsweise Laktose oder Kasein aufkonzentriert werden, die dann als Einzelkomponenten zu Konzentraten weiterverarbeitet werden. Die Filtration löst die Inhaltsstoffe heraus und kann zugleich das Volumen verringern, was sich natürlich bei eventuellen Transporten wirtschaftlich auswirkt. Weitere Anwendungsmöglichkeiten liegen in der Standardisierung von Käsereimilch oder Milch mit verlängerter Haltbarkeit, in der Bearbeitung von Molke sowie bei der Joghurt- und Speisequarkproduktion. In der modernen Molkereitechnik ist diese Anlage unverzichtbar: gut, dass die Auszubildenden auch in Malente daran arbeiten können.

Die Milch für die Arbeit in Malente kommt von den Kammerkühen. Mehrere 100 l pro Woche kommen von der Herde aus dem Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp im Kreis Plön.

Über der Meierei liegen moderne und helle Labore. Eines wurde erst vor wenigen Jahren saniert, und Meike von Bergen freut sich noch immer, dass sie den Auszubildenden dieses moderne und arbeitsfreundliche Umfeld bieten kann. Alle Laborarbeitsplätze der Mikrobiologie haben hellblaue Kreamikarbeitsplatten. Sie sind so zu reinigen, dass dort nahezu keimfrei gearbeitet werden kann. Im Labor können die Milcherzeugnisse von den milchwirtschaftlichen Laboranten und Laborantinnen mikrobiologisch untersucht werden.

Neben der Lehrmeierei und Unterrichtsräumen verfügt der Komplex auch über einen Speisesaal und ein Internat. Die meisten Jugendlichen reisen zum Montag an und bleiben bis freitags. Auszubildende Milchtechnolog/-innen durchlaufen die überbetriebliche Ausbildung während elf Wochen innerhalb ihrer dreijährigen Ausbildungszeit. 

Nisse Lüneburg ist wieder in Schleswig-Holstein

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Bisher lag der Fokus der Familie Lüneburg auf der Zucht und der Ausbildung junger Pferde auf ihrem Hof Idenburg in Hetlingen, Kreis Pinneberg. Nun soll das Spektrum um die Vorbereitung und Präsentation talentierter Turnierpferde im internationalen Springsport erweitert werden. Diesen Bereich übernimmt Nisse Lüneburg, der damit wieder nach Hause kommt.

Die Brüder Nisse und Rasmus Lüneburg (v. li.) sind jetzt Geschäftspartner, hier mit Tomte, ihrem vielversprechenden Nachwuchspferd aus eigener Zucht. Foto: Assia Tschernookoff

Seit mehr als 40 Jahren haben sich die Lüneburgs der Zucht von qualitätsvollen Holsteinern verschrieben. Drei Stuten, mit denen Jan Lüneburg bis zur Klasse S geritten ist, bildeten den Grundstein und prägen bis heute die Nachkommen. „Stuten in der Zucht einzusetzen, die auch im Sport erfolgreich sind, hat sich bewährt“, sagt der älteste Sohn Rasmus Lüneburg, der 2011 den elterlichen Hof übernahm. Er setzte das Konzept seines Vaters fort. „Im Fohlenalter verkaufen wir unsere Pferde nicht“, macht er klar und erklärt: „Erst unter dem Sattel lassen sich Veranlagung und Leistungsbereitschaft wirklich erkennen.“

Nach einer ersten Sichtung und Selektion werden bereits einige Nachwuchspferde in die Vermarktung gegeben. Pferde mit entsprechendem Potenzial werden für den höheren Sport weiter ausgebildet und auf internationalen Turnieren präsentiert. Dafür wurden die talentierten Jungpferde bisher in Beritt gegeben. Es sei zeitlich gar nicht machbar, sich um Zucht und Ausbildung junger Pferde zu kümmern und gleichzeitig an internationalen Turnieren teilzunehmen. „Ich kann nicht von Mittwoch bis Sonntag von zu Hause weg sein“, so der 40-Jährige. Und er möchte es auch nicht, denn als junger Familienvater ist es sein Wunsch, seine beiden kleinen Kinder aufwachsen zu sehen.

Nun übernimmt der sechs Jahre jüngere Bruder Nisse diesen Part. Das Können und die Erfahrung für diese herausfordernde Aufgabe bringt er mit. Gleich nach dem Abi­tur wurde er Bereiter auf dem Magdalenenhof in Wedel. Dort hatte er die Gelegenheit, verschiedene Pferde unterschiedlichsten Alters zu reiten, und war im internationalen Turniersport bis zum Fünfsterneniveau unterwegs. Mehrmals wurde er Landesmeister von Schleswig-Holstein und Hamburg, dreimal gewann er das Deutsche Springderby in Hamburg-Klein Flottbek. 2020 ging er als Gesamtsieger aus der Riders Tour hervor, was ihm den Titel „Rider of the Year“ einbrachte.

Nach 13 Jahren bei der Familie Herz war es für ihn an der Zeit, etwas Neues zu beginnen, daher wechselte er in den Sportstall von Jan Tops im niederländischen Valkenswaard. Dort bestritt er erfolgreich Turniere, unter anderem in Spanien und Saudi-Arabien. „Es war eine spannende und lehrreiche Zeit und ich würde es immer wieder so machen“, berichtet der Springprofi, der dort Einblicke in ein völlig anderes Pferdemanagement bekam. Doch noch viel wichtiger sei, dass er gelernt habe, seinen eigenen Weg zu gehen. Deshalb habe er sich nun für die Selbstständigkeit entschieden, und zwar in Schleswig-Holstein, denn er habe auch gemerkt, dass er ein Nordlicht sei.

Im Hinblick auf Training und Förderung von Pferden haben Rasmus und Nisse Lüneburg dieselbe Auffassung: „Für uns sind Ausbildung und Sport eng miteinander verbunden.“ Da lag es nahe, sich auf Hof Idenburg als Partner zusammenzutun. Der Markt für im großen Sport einsatzbereite Springpferde sei da. „Wir haben aus unserer Zucht zwar selbst einen ganzen Schwung von talentierten Pferden, aber wir sind auch offen für Besitzer und Partner, die uns ihre Sportpferde in Beritt geben möchten“, so Nisse Lüneburg. „In den Sommermonaten haben wir ohnehin Platz genug, denn jetzt stehen unsere Jungpferde und die Stuten mit ihren Fohlen ohnehin rund um die Uhr auf unseren saftigen Marschweiden.“

Kluge Planung sorgt für attraktive Staudenbeete

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Ein herrlich blühendes Beet vom Frühjahr bis zum Herbst muss nicht der Traum eines jeden Gärtners bleiben. Mit kluger Pflanzplanung lässt sich der über 100 Jahre alte Leitspruch Karl Försters, „Es wird durchgeblüht“, umsetzen. Gemeint ist damit der Zeitraum von März bis Oktober, in dem immer etwas blüht. In der kalten Jahreszeit setzen Winter- und Immergrüne, attraktive Rinden oder einige wenige Winterblüher Akzente.

Mit dem geschickten Einbeziehen von Zwiebelblumen sprüht das Beet noch während der Entfaltung der Stauden bereits vor Farbe. Foto: Karin Stern

Bei der Gestaltung eines „durchblühenden“ Beetes kommt es weniger auf einzelne Effekte an, sondern vielmehr auf das gelungene Zusammenspiel der Stauden. Naturgemäß verändert sich die Rabatte im Verlauf der Jahreszeiten. So präsentiert ein Steingarten tendenziell im Frühjahr mehr Blütenflor, während die klassischen Beetstauden von Mai bis Oktober die Hauptrolle übernehmen. Daraus folgt, dass die vorgesehene Pflanzfläche ausreichend groß sein sollte. Oder man legt alternativ verschiedene „Jahreszeiten-Bereiche“ an unterschiedliche Stellen im Garten. Kluge Pflanzplanung bezieht auch die Tatsache ein, dass ein Blumenbeet vor allem dann schön üppig wirkt, wenn mehrere Pflanzenarten gemeinsam in voller Blüte stehen. Doch auch mit der Verwendung nur weniger Arten lässt sich der gleiche Effekt erzielen, indem dieselbe Art an mehreren Stellen im Beet auftaucht. Diese Wiederholungen vermeiden vielfarbige Unruhe und sorgen für ein harmonisches Gesamtbild. Dies wird auch durch die Beschränkung auf nur wenige Blütenfarben erreicht. Zwei bis drei Grundtöne, die miteinander ein stimmiges Zusammenspiel ergeben, sind völlig ausreichend. Gern gewählte Kombinationen sind das fröhlich wirkende Dreiergespann aus Gelb, Rot und Blau oder das romantisch daherkommende Trio Rosa, Weiß und Blau.

Der formschöne Wuchs der Steppen-Wolfsmilch fügt sich hervorragend in ein Staudenbeet ein. Foto: Karin Stern
Das Sortiment an Duftnesseln wächst seit einigen Jahren beständig. Die hübschen Blütenkerzen werden gerne von Schmetterlingen besucht. Foto: Karin Stern

Nicht unerwähnt bleiben darf eine Selbstverständlichkeit, die mitunter bei der Auswahl der Pflanzen übersehen wird. Ein Pflanzplan funktioniert nur dann, wenn die Standortansprüche der Gewächse beachtet werden. Sonnenhungrige Stauden entwickeln im Schatten nie ihre volle Schönheit und umgekehrt kümmern Schattenkinder in der Sonne vor sich hin. Ein überaus attraktives Beispiel für das Zusammenspiel der Tipps hinsichtlich Farbwahl und optimalem Standort ist der folgende Pflanzvorschlag für ein Beet in sonniger Lage. Das Grundgerüst bilden Steppen-Salbei (Salvia nemorosa), Hohe Gold-Garbe ‚Coronation Gold‘ (Achillea filipendulina), Asiatische Duftnessel ‚Blue Fortune‘ (Agastache rugosa), Sonnenhut ‚Goldsturm‘ (Rudbeckia fulgida) und Ruten-Aster ‚Lovely‘ (Aster vimineus). Wer dazu noch ein schönes Gras pflanzt, verpasst dem Beet einen passenden Rahmen. Als filigrane Schönheiten perfektionieren sie das Zusammenspiel von Farben und Formen.

Reitgras erhebt sich aus einem Meer von blühender Bergminze. Im Hintergrund sorgt eine Hortensie für Struktur.
Foto: Karin Stern

Wie mehr oder weniger große Wasserfontänen wirken Kleines Pfeifengras (Molinia caerulea), Rutenhirse (Panicum), Reitgras (Calamagrostis) oder Chinaschilf (Miscan­thus). Insbesondere Chinaschilf bietet eine breite Palette an Sorten zur Auswahl, die sich in Wuchshöhe, Blattform und -farbe, Blüte und Herbstfärbung unterscheiden. Nur ein Beispiel: Miscanthus oligostachyus wächst etwa 70 cm hoch, während ‚Große Fontäne‘ (Miscanthus sinensis) locker 2 m Höhe erreicht. Hübsch ergänzen lässt sich ein solches Beet mit Zwiebelblühern, die bereits zeitig im Frühjahr für Farbe sorgen. Infrage kommen hier neben Schneeglöckchen, Krokus und Traubenhyazinthen auch Mini-Narzissen oder Tulpen. Sehr empfehlenswert ist auch die blauviolett blühende Prärielilie ‚Caerulea‘ (Camassia leichtlinii), die im April und Mai den Blick auf sich zieht. Im Anschluss öffnen sich die Blüten des Zierlauchs (Allium).

Von März bis Mai verschönern niedrige Sträucher wie Schneeforsythie (Abeliophyllum distichum), Zierquitte (Chaenomeles) und Zwergmandel ‚Fire Hill‘ (Prunus tenella) das „Durchblühbeet“. Sie übernehmen neben den Zwiebelblühern die Rolle der Farbgeber, während sich die Stauden entfalten. Immergrüne wie Berg-Ilex ‚Glorie Dwarf‘ und ‚Glorie Gem‘ (Ilex crenata) oder als Kugeln geformte Eiben (Taxus baccata) sorgen dafür, dass das Beet auch im Winter nicht kahl aussieht. Die gleiche Funktion erfüllen wintergrüne Stauden wie Bergenie (Bergenia) und Purpurglöckchen (Heuchera).

Die Kokardenblume entfaltet in Gruppen von vier bis fünf Pflanzen ihre volle Schönheit. Foto: Karin Stern
Schönaster ,Madiva‘ nimmt im Verblühen einen weißen Farbton an. Als Extra gibt’s eine gelb-orangefarbene Herbstfärbung des Laubes. Foto: Karin Stern


Bei der Auswahl der Stauden fällt die Wahl häufig auf Arten mit einem lang anhaltenden Blütenflor. Einige davon verausgaben sich dabei und sind etwas kurzlebiger, müssen also in kürzeren Intervallen ausgetauscht oder verjüngt werden. Dazu gehören Kokardenblume (Gaillardia x grandiflora), Tauben-Skabiose (Scabiosa columbaria) und Storchschnabel ‚Rozanne‘ (Geranium-Hybride). Die ebenfalls etwas kurzlebige Prachtkerze (Gaura lindheimeri) erhält sich meist über Selbstaussaat. Als unkomplizierte Marathonläufer gelten Kerzen-Knöterich (Bistorta amplexicaulis), Kleinblütige Bergminze ‚Triumphator‘ (Calamintha nepeta) und Schönaster ‚Madiva‘ (Kalimeris incisa). 

Quelle: Karin Stern