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Für die Premiere des Dressurfestivals Hof Norwegen hatte Familie Waterhues in enger Zusammenarbeit mit dem Vorstand des Reitvereins Südangeln ein Programm mit 17 Prüfungen an drei Tagen ausgeschrieben. Höhepunkt war die Grand-Prix-Kür auf S***-Niveau.
Markus Waterhues zählt zu den anerkanntesten Dressurausbildern im Land. Im Vorfeld sagte er über das neue Turnier: „Wir haben viele Unterstützer, die Lust haben mitzumachen. So viel Zustimmung ist Motivation für uns alle.“ Seine Ehefrau Helga Waterhues erklärte: „Wir wollen etwas für den Reitsport im Land tun, Menschen für Pferde und Dressur begeistern.“ Mit Sachverstand und viel Liebe zum Detail wurde die Anlage vorbereitet. Doch erst als die erste Reiterin im Viereck erschien, „ist alle Anspannung von mir abgefallen und ich habe begonnen, die Veranstaltung zu genießen“, berichtete der Hausherr später.
Den Auftakt am Freitag machte der zwei- und vierbeinige Nachwuchs. Die Jungen Reiter maßen sich in einer Dressurprüfung der Klasse S*. Hier belegte Marie Holtfreter mit dem Oldenburger Fantango und dem Holsteiner Amorio die Plätze eins und zwei.
Es folgten die Einlaufprüfungen für die fünf- und sechsjährigen Dressurpferde, bevor im Nospa-Championat, einer Dressurtour der Klasse S, Caroline Locklair punktete. Sie trainiert auf dem Hof Norwegen und gewann die Prüfung mit ihrem 15-jährigen Holsteiner Wallach Consus. „Als ich hineingeritten bin und die ganzen Menschen am Rand gesehen habe, war ich plötzlich sehr aufgeregt. Aber dann habe ich die Runde mit Consus einfach nur genossen“, sagte sie im Anschluss. Turniermoderator Christian Schacht konnte das Glück der Gewinnerin noch steigern, indem er ihr bei der Siegerehrung die Nachricht überbrachte, dass sie von nun an Mitglied im Bundeskader der Jungen Reiter sei.
Hunderte Zuschauer wohnten am Sonnabend der Grand-Prix-Kür bei. Lange sah es nach einem Sieg des Veranstalters aus. Doch dann spielte Rainer Schwiebert vom Gestüt Helenenhof in Kattendorf, Kreis Segeberg, als letzter Starter die Stärken seines Holsteiner Beschälers Helenenhof’s Catoo gekonnt aus und setzte sich an die Spitze des Teilnehmerfeldes. Markus Waterhues freute sich über die silberne Schleife mit seinem KWPN-Wallach Baroso vor Caroline Locklair mit Consus.
Auch am Sonntag ging es hochklassig weiter: In einer Dressurprüfung der Klasse S***, Intermediaire II, setzte sich Ants Bredemeier aus Grönwohld, Kreis Stormarn, mit seinem zehnjährigen Da Fraedo an die Spitze. Er freute sich über seinen Triumph mit dem Hannoveraner Wallach: „Wir haben ihn, seit er sechsjährig ist. Das war seine erste Intermediaire II und dann hat er gleich gewonnen – das ist toll.“ Den sportlichen Abschluss des Turniers bildete eine Prix-St.-Georges-Kür, die Johanna Waterhues, die Tochter der Gastgeber, mit ihrer Trakehner Stute Fabelstern gewann.
Tobias Waterhues von der Turnierorganisation war nach der letzten Siegerehrung rundum zufrieden. „Es hätte wirklich nicht besser laufen können und es passte alles: der Sport, die Zuschauer, das Wetter und das gesamte Ambiente. Nun werden wir diese neue Erfahrung erst mal sacken lassen und anschließend in Ruhe bewerten. Dann werden wir sehen, wie es im nächsten Jahr weitergeht.“ pm
Schafgarben werden gerne als unkomplizierte Blüher in Sommerbeeten eingesetzt. Durch Kreuzung und Auswahl bietet der Handel Wuchshöhen zwischen 10 und 150 cm sowie Blütenfarben von zartem Rosa über knalliges Pink und Karminrot bis hin zu Orangetönen, Gelb und Cremeweiß. Dies eröffnet im naturnah gestalteten Garten ebenso vielfältige Verwendungsmöglichkeiten wie im Prachtstaudenbeet.
Achillea filipendulina, die Goldgarbe, macht mit ihrem hohen, aufrechten Wuchs und der intensiv gelben Blüte ihrem Namen alle Ehre. Von Juli bis September erscheinen die fülligen, gewölbten Blütenstände aus unzähligen kleinen Blütenkörbchen. Die Hybridsorten werden meist unter der Bezeichnung „Edelgarbe“ angeboten. Die Sorten ‚Parker‘, ‚Credo‘ und ‚Coronation Gold‘ zeichnen sich durch sehr standfeste Stiele aus. Sie eignen sich perfekt für die Vase und sind in der Floristik als Trockenblumen geschätzt. Wer verblühte Dolden rechtzeitig entfernt, erreicht oft eine Nachblüte. Dichtere Blütenteller lassen sich durch Ausknipsen von schwachen Trieben erzielen. Die standfesten, prächtigen Horste passen optisch gut in die Nachbarschaft von blau oder violett blühenden Stauden wie Ziersalbei, Rittersporn, Ehrenpreis, Hoher Bart-Iris, Katzenminze, Duftnessel, Kugeldistel oder Wollziest. Abgeblühte Stängel sollten nicht dem herbstlichen Gartenputz zum Opfer fallen. Ihre Form verleiht dem Beet noch bis weit in den Winter hinein Struktur.
‚Credo‘ blüht in Gelb auf, wird dann heller und zeigt sich im Verblühen fast weiß.
Überaus attraktiv kommen auch die mehrfarbigen Achillea-filipendulina-Hybriden daher. ‚Feuerland‘ zeigt ein wunderschönes Farbspiel mit gelber Blütenmitte und feuerroten Zungenblüten. Mit Sonnenhut ‚Tiki Torch‘ (Echinacea-Hybride) in direkter Nachbarschaft kombiniert, entzündet sich ein wahres Leuchtfeuer. Wer eher eine ruhige Wirkung bevorzugt, pflanzt Ziersalbei ‚Schneehügel‘ (Salvia nemorosa) mit seinen schneeweißen Blüten neben ‚Feuerland‘. Mit kompaktem Wuchs, graugrünem Laub und orangeroter Blütenfarbe empfiehlt sich Schafgarbe ‚Walter Funcke‘ vor allem für den Beetvordergrund. In der Nachbarschaft wirkt die etwas höher wachsende Sorte ‚Terracotta‘ sehr hübsch. Sie zeichnet sich durch einen herrlichen Farbverlauf von Orangebraun über Orange bis hin zu Ockertönen im Abblühen aus. Sonnenbraut ‚El Dorado‘ (Helenium-Hybride) macht aus diesem wundvollen Zweigespann ein perfektes Blütentrio.
‚Feuerland‘ braucht wie alle Schafgarben einen warmen Standort mit durchlässigem, trockenem Boden.
Auch die Hybriden der Wiesen-Schafgarbe (Achillea millefolium) begleiten als passende Partner viele sonnenliebende Prachtstauden. Hübsche Kontraste entstehen in Kombination mit anderen Blütenformen wie der des Purpursonnenhuts (Echinacea), Kugeldisteln (Echinops) oder Ziergräsern. Niedrige Varianten machen im Steingarten, aber auch in Trögen oder Schalen eine gute Figur. Achillea millefolium wächst weniger horstartig als Achillea filipendulina. Einige empfehlenswerte Sorten sind am Ende aufgeführt. Zu den wenigen Arten der Schafgarbe, die es zwar sonnig, aber eher feucht mögen, zählt die Gefüllte Bertramsgarbe ‚Schneeball‘ (Achillea ptarmica). Der Handel bietet sie teils auch unter den Bezeichnungen ‚The Pearl‘, ‚Boule de Neige‘ oder ‚Die Perle‘ an. Die charmanten, dicht gefüllten, schneeweißen Blüten wurden bereits vor 150 Jahren geschätzt. Aus den Wurzeln der Bertramsgarbe stellte man früher Niespulver her. Tipp: Unerwünschte Ausläufer einfach mit dem Spaten abstechen.
‚Terracotta‘ ist eine Züchtung Ernst Pagels und fällt mit ihrer ungewöhnlichen Farbe ins Auge.
Achillea millefolium und Achillea filipendulina stellen keine großartigen Ansprüche an Standort und Pflege. Sie bevorzugen einen durchlässigen, leichten, eher sandigen Boden, der gerne nährstoffreich sein darf. Magere Böden sollte man daher mit Kompost verbessern und schweren Lehmboden durch das Einarbeiten von Sand oder Kies durchlässiger machen. Als Faustregel gilt, dass Arten mit grauem Laub einen eher trockenen Boden mögen, Arten mit grünem Laub auch auf feuchteren Böden gut zurechtkommen. Als Pflanztermin eignen sich Frühjahr und Herbst gleichermaßen. Nur nach der Pflanzung wässert man durchdringend, ansonsten gedeiht die Schafgabe auch ohne Gießen bestens. Tipp: Regelmäßiges Teilen alle drei bis vier Jahre hält die Staude vital und blühfreudig. Düngergaben sind in der Regel nicht nötig. Eher das Gegenteil ist der Fall, da bei zu hohen Nährstoffgehalten im Boden die Standfestigkeit der Millefolium-Hybriden leidet. Tipp: Bei Bedarf Staudenstützringe verwenden. Schafgarben treiben nach einem Rückschnitt schnell wieder aus. Wer abgeblühte Stiele rechtzeitig bodennah entfernt, kann sich in den meisten Fällen an einer Nachblüte erfreuen. Sie hält bis in den Herbst hinein an.
‚Walter Funcke‘ punktet mit einem sehr warmen Farbton und Standfestigkeit.
Empfehlenswerte Sorten
(Auswahl):
Achillea-millefolium-Hybriden:
‚Belle Epoque‘: helles Rot, im Verblühen Zartrosa, 60-70 cm hoch, lange Blühdauer
‚Excel‘: lilarot, 60 cm hoch, wirkt toll in Staudenrabatten
‚Lachsschönheit‘: lachsrosa, im Abblühen cremeweiß, 60 cm hoch, einfache Blüten
‚Lilac Beauty’: lilarosa, im Verblühen heller, 50 cm hoch, kompakt und blühfreudig
‚Petra‘: samtiges Dunkelrot, 60 cm hoch, ungewöhnliche Blütenfarbe
‚Paprika‘: tiefrot, 40-50 cm hoch
Achillea-filipendulina-Hybriden:
‚Coronation Gold‘: gelb, 70 cm hoch, Klassiker mit besonders großen Blütenständen
‚Credo‘: helles Cremegelb, 80 cm hoch, sehr standfest
‚Parker‘: goldgelb, 120 cm hoch, robust, wüchsig und standfest
‚Feuerland‘: feuerrot, 80 bis 100 cm hoch, horstartiger Wuchs
‚Hannelore Pahl‘: helles Aprikot, 80 cm hoch, schiebt ständig neue Blüten nach
‚Heinrich Vogeler‘: weiß, 80 cm hoch, sehr edel, nicht mit Wildart verwechseln
‚Terracotta‘: orangebraun, 80 cm hoch, schönes Farbspiel
‚Walter Funcke’: orangerot, 60 cm hoch, graugrünes Laub
‚Pretty Belinda‘ ist eine farbintensive Begleitstaude, die mit kompaktem Wuchs und Standfestigkeit überzeugt.Goldgarbe ‚Cloth of Gold‘ zeigt einen aufrechten, horstbildenden Wuchs und goldgelbe Blüten.‚Hella Glashoff‘ lässt sich hervorragend mit anderen Farben kombinieren.
Die Bundesregierung hat vergangene Woche der geplanten Novelle zum Klimaschutzgesetz (KSG) und dem Klimaschutzprogramm 2023 zugestimmt. Das neue KSG sieht eine jährliche Gesamtmenge an Klimagasemissionen vor, die über alle Jahre hinweg in der Summe eingehalten werden muss. Kommt es zwei Jahre hintereinander zu einer Zielverfehlung, muss die Bundesregierung zusätzliche Klimaschutzmaßnahmen beschließen. Zudem muss dem Gesetzentwurf zufolge jede neue Bundesregierung zu Beginn ihrer Amtszeit ein Klimaschutzprogramm vorlegen.
Bei einem Verfehlen der Klimaschutzziele werden laut der Novelle nicht mehr die einzelnen Sektoren wie Verkehr, Industrie oder Landwirtschaft in die Pflicht genommen, sondern es soll mehrjährig und sektorübergreifend gegengesteuert werden. Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck (Grüne) betonte dazu aber, dass die Bundesministerien, deren Sektoren zur Überschreitung beitrügen, „eine besondere Verantwortung“ behielten. Der Deutsche Bauernverband (DBV) begrüßte die künftige Fokussierung auf ein Gesamtklimaschutzziel. „Auch die Einführung eines Ziels für technische Kohlenstoffsenken, unter anderem biogener Kohlenstoff aus CO2-Abscheidung, ist aus Sicht der Land- und Forstwirtschaft positiv“, erklärte DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken.
Scharfe Kritik kam dagegen von den Waldbesitzern und der Holzindustrie. Sie befürchten eine Überforderung der Wälder. Laut der KSG-Novelle sollen Landwirtschaft und Wald bis 2030 eine Bindung von mindestens 25 Mio. t CO2-Äquivalenten erbringen. Kritisiert wurde die Aufgabe der Ressortverantwortlichkeit auch vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Bioland und der Verbraucherzentrale Bundesverband.
Emissionen neu bewerten
Krüsken plädierte dafür, das neue Senkenziel für Carbon Capture and Storage (CCS) mit dem bestehenden Senkenziel des Sektors Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft (LULUCF) in einer gemeinsamen Zielsetzung zusammenzufassen. Die Festlegung des Senkenziels für CCS müsse aber gesetzlich durch den Bundestag erfolgen, nicht nur im Verordnungsweg, mahnte Krüsken. Zugleich bekräftigte er die Forderung des Bauernverbandes nach einer Neubewertung der biogenen Methanemissionen im KSG. Neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge gehe bei einem konstanten Viehbestand kein zusätzlicher Treibhauseffekt von Methangasen in der Landwirtschaft aus. Biogenes Methan zerfalle nach etwa zwölf Jahren in CO2, welches zuvor beim Wachstum der Biomasse im Zuge der Photosynthese aus der Atmosphäre entnommen worden sei, erklärte Krüsken. Damit sei biogenes Methan als Teil des natürlichen Kohlenstoffkreislaufs anzusehen.
Deutlich kritischer als der DBV sieht der Verband Familienbetriebe Land und Forst die KSG-Novelle. „Dieser Beschluss gefährdet das Erreichen der Emissionsminderungsziele“, warnte Verbandschef Max von Elverfeldt. Emittierende Sektoren würden dazu eingeladen, in ihren Anstrengungen nachzulassen und auf zusätzliche Kohlenstoffeinlagerungen im Wald zu spekulieren. „Wir fordern den Bundestag auf, diesen Fehler der möglichen Verschiebung unterlassener Emissionseinsparungen in andere Sektoren zu korrigieren“, sagte von Elverfeldt. Auch der Präsident der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW) – Die Waldeigentümer, Prof. Andreas W. Bitter, zeigte sich unzufrieden. Er sieht die KSG-Novelle im Widerspruch zur Holzbauinitiative der Regierung. Es wäre ein Irrglaube, dass die Klimaziele bis 2045 nur erreichbar seien, wenn der Waldspeicher durch einen risikoreichen Vorratsaufbau noch stärker als bisher ausgebaut werde, so Bitter. In der Praxis bedeute dies, dass die Holznutzung auf einem erheblichen Teil der Waldfläche eingeschränkt werden müsse. Das KSG habe einen entscheidenden Konstruktionsfehler: Die Substitutionseffekte von Holz bei der stofflichen und thermischen Nutzung würden nicht zielorientiert berücksichtigt, beklagte der AGDW-Präsident.
Verwerfungen beim Holz
In dieselbe Kerbe schlug der Hauptverband der Deutschen Holzindustrie (HDH). Die Potenziale des deutschen Waldes als Kohlenstoffsenke dürften nicht überschätzt werden. Wolle man den Zahlenvorgaben für den Landnutzungssektor im Gesetz auch nur nahekommen, drohten Verwerfungen für die Nutzung von Holz, warnte HDH-Geschäftsführer Dr. Denny Ohnesorge. Er wies darauf hin, dass Wald und Holzprodukte die Senkenfunktion praktisch allein erbringen sollten. Hingegen würden für Ackerbau und Tierzucht ebenso wie für Siedlungen weiterhin nennenswerte Emissionen angenommen. So gehe es auch aus den Projektionen des Umweltbundesamtes hervor. Die Gesamtrechnung der Jahresemissionen dürfe nicht dazu führen, dass Einsparziele des Waldsektors überhöht würden, weil der Teilbereich Landwirtschaft oder andere Sektoren ihre Ziele nicht erreichten.
Die Geschäftsführerin des BUND, Antje von Broock, warf der Ampel-Regierung vor, das KSG auszuhöhlen, statt die Verbindlichkeit zu erhöhen. Sie verwies auf die vom BUND im Januar gegen die Bundesregierung eingereichte Klage auf Vorlage ausreichender Sofortprogramme. Derweil erklärte der Anbauverband Bioland, dass der landwirtschaftliche Sektor mehr zum Klimaschutz leisten könne als aktuell vorgegeben. Dieses Jahr sollte der Agrarsektor maximal 61 Mio. t statt gemäß bisherigem Ziel 66 Mio. t CO2-Äquivalente emittieren, meinte Bioland-Geschäftsleiter Agrarpolitik, Gerald Wehde. Das bedeute nur eine Anpassung an die Realität, da dem Sektor 2022 nur 61,7 Mio. t CO2-Äquivalente zugeordnet worden seien. Bis 2030 sollte die Landwirtschaft laut Wehde ihre Emissionen bis auf 47 Mio. t CO2-Äquivalente reduzieren, statt der geplanten 56 Mio. t.
Gespannt blicken die Landwirte derzeit auf die Wetterprognosen. Nur vereinzelt sorgten Niederschläge bislang für etwas Minderung der Trockenheit. Der Blick auf die Getreide- und Grünlandflächen macht deutlich, dass der Klimawandel auch in unseren Breitengraden angekommen ist. Das zunehmend extreme Wetter sorgt für schwankende Erträge und beeinflusst damit die Märkte sowie demzufolge die Erlöse der Landwirte. Hierzulande sind besonders die Weizenbestände, die Sommerfrüchte und die Grünlandflächen betroffen. Zum Teil wird schon Getreide als Ganzpflanzensilage geerntet, um genügend Futtervorräte für den Winter zu sichern. Da auch in den Weizen- und Sojaanbauregionen der USA Trockenheit herrscht, schwanken die Kurse für Getreide und Eiweißpflanzen. Im Mai gaben die Kurse nach. Diese Schwächephase ist mittlerweile überwunden. Im Juni stiegen die US-Sojakurse von 13 auf 15 US-$/bu, die Matif-Weizennotierungen stiegen im gleichen Zeitraum von 221 auf 247 €/t.
Europas Gerstenernte auf Vorjahresniveau
Mittlerweile hat die Getreideernte in Europa begonnen. Die Trockenheit hat in Spanien bereits für eine Missernte gesorgt. In Frankreich und Italien gab es dagegen noch rechtzeitig Regenfälle, die das Schlimmste verhindert haben. Auch die Ernte im Schwarzmeerraum wird aktuell wieder umfangreich eingeschätzt. Aktuell gibt es bereits günstige Offerten aus dieser Region für Futtergetreide Richtung Spanien. Die Ernte im Vereinigten Königreich ist ebenfalls nicht so stark von der Trockenheit betroffen. Damit könnte auch von dort Gerste auf den westeuropäischen Markt drängen. Die gesamteuropäische Gerstenernte wird trotz der regional schwierigen Umstände etwa so hoch wie in den Vorjahren eingeschätzt. Das Angebot an Braugerste könnte dagegen knapp werden. Gerade in den baltischen Ländern und in Skandinavien sollte es aufgrund der Trockenheit zu Qualitätseinbußen kommen. Dort dürfte einiges an Braugerste als Futtergetreide vermarktet werden.
Wasser – der neue Rohstoff?
Wie in den vergangenen Jahren ist auch in diesem Jahr besonders Ostdeutschland von der sommerlichen Trockenheit betroffen. Neben reduzierten Ernteerträgen und Waldbränden macht man sich dort auch Sorgen hinsichtlich der Trinkwasserversorgung. Das Land Berlin prüft Pläne zum Bau einer Pipeline zur Ostsee, über die Trinkwasser aus einer Entsalzungsanlage transportiert werden könnte. Das kostbare Gut Wasser wird immer knapper. Der Verbrauch in Trinkwasserqualität steigt jährlich – und das weltweit. In Deutschland beträgt der Wasserverbrauch pro Kopf 130 l – am Tag! 50 % des verbrauchten Wassers müssten gar kein aufbereitetes Trinkwasser sein. Wo möglich, könnte man Regenwasser auffangen und als Brauchwasser nutzen. Für Beregnungsanlagen könnte man im Winter Niederschläge in Teichen sammeln. In Frankreich versucht man das Abfließen von Regenwasser mit dem Bau von Wasserspeichern zu verhindern. Im Konflikt über die „gerechte“ Aufteilung des Rohstoffs Wasser ist es dort im vorigen Winter zu gewaltsamen Auseinandersetzungen gekommen, denn Teile der Bevölkerung sind gegen die Bevorzugung der Landwirtschaft bei der Wasserzuteilung.
Eine an den Standort und das Nutzungsziel angepasste Grünlandbewirtschaftung ist notwendig, um Stickstoffverluste, Bodenschadverdichtungen und die Einwanderung unerwünschter Pflanzenarten zu vermeiden. Eine Befragung von 366 Flächenbewirtschaftern in Schleswig-Holstein gibt Hinweise dazu, wo die Optimierungspotenziale in der Bewirtschaftung von intensiv genutztem Dauergrünland liegen.
Die Produktivität eines Grünlandbestands kann durch vielfältige Faktoren negativ beeinflusst werden. Dazu gehören natürliche Faktoren wie die Witterung (Dürre, Staunässe), Mäusefraß oder Krankheiten und Bewirtschaftungsfehler, die in aller Regel vermieden werden können. Entwickelt sich die Grünlandnarbe in eine unerwünschte Richtung, so sollte zunächst die Ursache für die Verschlechterung ermittelt und behoben werden, um eine langfristig produktive Grasnarbe zu erhalten.
Die kostspielige Maßnahme der mechanischen Narbenerneuerung sollte möglichst vermieden werden. Auch ist auf Flächen, die in bestimmten Gebieten in den Rahmen der GAP-Regelung (Glöz 2 und 9) fallen, und in weiteren Gebietskulissen (zum Beispiel aus dem Dauergrünlanderhaltungsgesetz) eine Grünlanderneuerung mit vorheriger mechanischer Zerstörung nicht erlaubt. Des Weiteren führen Pflanzenschutzmittelrestriktionen und -verbote wie das geplante Glyphosatverbot ab 2024 dazu, dass der Fokus noch stärker auf den langfristigen Erhalt einer produktiven Dauergrünlandnarbe gelegt werden muss, ohne eine Neuansaat durchzuführen.
Im Management von intensiv genutzten Dauergrünlandflächen sollten in diesem Zusammenhang bodenspezifische Parameter, die Rückschlüsse auf die Nährstoffversorgung und Hinweise zum Düngemanagement geben, aber auch eine dem Nutzungsziel angepasste Nutzungsart und Grünlandpflege durch zum Beispiel Striegeln oder Nachsaat berücksichtigt werden.
Eine Nachsaat wird, im Gegensatz zu einer ausreichenden Kalkung und Kaliumdüngung, regelmäßig durchgeführt. Foto: Dr. Tammo Peters
Umfrage im Rahmen des Grünlandportals
Das Grünlandportal SH (als Webanwendung oder App) bietet Flächenbewirtschafterinnen und -bewirtschaftern in einem Modul die Möglichkeit, anonym an einem interaktiven Grünlandtest teilzunehmen mit dem Ziel, die eigenen Flächen in Bezug auf die Gefährdung für Nährstoffverluste, die Einwanderung unerwünschter Pflanzenarten und Bodenschadverdichtungen einschätzen zu können. Die Antworten der bisher 366 Teilnehmenden aus allen Naturräumen Schleswig-Holsteins geben einen Aufschluss über die Grünlandbewirtschaftung in der Praxis. Es kann lediglich eine qualitative Auswertung erfolgen, die den aktuellen Trend der Bewirtschaftungspraxis jedoch sehr gut widerspiegeln sollte. Die Fragen und Antworten mit entsprechend kurzer Schlussfolgerung zeigt die Tabelle.
Schlussfolgerung der Befragung
Der interaktive Grünlandtest dient den Teilnehmenden durch flächenspezifische Hinweise als sehr gute Hilfestellung zu Managementoptimierungen im intensiv genutzten Dauergrünland. Die übergeordnete Auswertung deckt auf, wo in der Praxis noch Optimierungspotenziale liegen, die vorrangig beachtet werden sollten:
• pH-Wert und Kalkung
• Kaliumdüngung
• Integration von Beweidung in rein schnittgenutzte Flächen
• bodennahe Gülleausbringungstechnik (verpflichtend ab 2025)
• Vermeidung von Bodenschadverdichtung durch Verschlauchung und bevorzugte Nutzung von Fahrgassen
• Einsparung und Anpassung von mineralischen Stickstoffdüngermengen durch Integration von Leguminosen (Weißklee) im Bestand
Auf die genannten Punkte sollte in der Bewirtschaftung, aber auch in der Beratung und Ausbildung besonderes Augenmerk gelegt werden. Hierbei ist weiterhin zu beachten, dass jede einzelne Grünlandfläche in Abhängigkeit vom Nutzungsziel und der Bodenbeschaffenheit bewirtschaftet werden sollte.
Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) sieht die deutsche Getreideernte 2023 in seiner jüngsten Ernteprognose einschließlich Körnermais bei insgesamt 42 Mio. t und veranschlagt die Winterrapsernte mit fast 4,2 Mio. t. Die Trockenheit trifft vor allem östliche Bundesländer. Die Verluste auf Sandböden sind nicht mehr zu kompensieren. Abschläge macht der DRV vor allem für Winterweizen und Körnermais.
Der DRV rechnet jetzt mit einer bundesdeutschen Getreideernte einschließlich Körnermais von 42 Mio. t und korrigierte damit seine vorherige Prognose ertragsbedingt um insgesamt 1,23 Mio. t nach unten. Damit würde das Ergebnis vom vergangenen Jahr um 1,45 Mio. t oder 3,3 % verfehlt. Außerdem setzte der DRV seine Voraussage für die hiesige Winterrapsernte in der vorigen Woche um 130.000 t auf 4,15 Mio. t herab und begründete dies ebenfalls mit einem wahrscheinlich niedrigeren Durchschnittsertrag. Im vergangenen Jahr hatten die Landwirte noch 4,28 Mio. t Rapssaat gedroschen.
„Die Witterung hat sich in den vergangenen vier Wochen komplett gedreht. Waren Mitte Mai teilweise Flächen wegen starker Regenfälle nur eingeschränkt befahrbar, leiden die Kulturen mittlerweile deutschlandweit unter massivem Trockenstress“, erläuterte DRV-Getreidemarktexperte Guido Seedler. Um auf den guten Böden weitere Ertragsverluste zu verhindern, müsse flächendeckend Regen fallen. Allerdings könnten die Verluste auf Sandböden nicht mehr kompensiert werden. Von der Trockenheit besonders betroffen sind dem DRV zufolge die fünf ostdeutschen Bundesländer. Auf sie entfalle rund die Hälfte der erwarteten Ertragseinbußen. „Für später zu erntende Getreidearten wie Weizen müssen wir mit weiteren Ertragsrückgängen rechnen, wenn in den kommenden Tagen kein Regen fällt“, sagte Seedler. Das gelte auch für im Frühjahr ausgesäte Getreidearten wie Mais, die sich noch in der Wachstumsphase befänden. Dagegen litten Getreidearten wie die Wintergerste, die früh gedroschen würden und deshalb aktuell kein Wasser mehr benötigten, weniger unter der Trockenheit.
Fast 9,1 Millionen Tonnen Wintergerste erwartet
Im Einzelnen passte der DRV seine Ernteprognose vor allem für Winterweizen nach unten an, und zwar um 440.000 t auf 21,56 Mio. t. Damit würde die Vorjahresmenge um 520.000 t oder 2,4 % verfehlt. Eine größere Abwärtskorrektur nahmen die Berliner Fachleute auch für Roggen vor, nämlich um 250.000 t auf jetzt 3,11 Mio. t. Damit würde fast das Vorjahresniveau von 3,13 Mio. t erreicht. Außerdem wird für Körnermais ein Abschlag von 210.000 t auf 3,74 Mio. t ausgewiesen, nach 3,84 Mio. t im vergangenen Jahr. Das Aufkommen an Winter- und Sommergerste wird jetzt auf fast 9,1 Mio. t und 1,75 Mio. t veranschlagt; das wären rund 130.000 t beziehungsweise 230.000 t weniger als die Vorjahresmenge. Zur diesjährigen Anbaufläche von Sommergerste auf 329.000 ha dürften nach Schätzung des DRV allerdings noch rund 40.0000 ha Sommerbraugerste hinzukommen, die bereits im Herbst ausgesät worden seien und damit statistisch zur Wintergerste gerechnet würden. Das Volumen von Triticale taxiert der Verband auf 1,85 Mio. t, was im Vergleich zu 2022 einem Minus von 80.000 t entsprechen würde.
Wie der DRV mit Blick auf das Ausland ausführte, leiden auch Polen, das Baltikum und Skandinavien unter Trockenheit. Besonders prekär sei die Situation in Spanien. „Dort wird eine historisch niedrige Ernte von etwa elf Millionen Tonnen Getreide erwartet“, so Seedler. Im langjährigen Mittel wurde doppelt so viel geerntet. Die DRV-Prognose liegt allerdings noch um 2 Mio. t höher als die des spanischen Agrarkooperativen-Verbandes. Unterdessen wurden die Erwartungen an die europäische Getreideernte nach Angaben des Raiffeisenverbandes in den vergangenen Wochen gesenkt. Dennoch würde damit das Vorjahresergebnis übertroffen. Die Ertragsausfälle im Ostseeraum und auf der Iberischen Halbinsel könnten nämlich nach derzeitigem Stand durch höhere Erntemengen in Südosteuropa kompensiert werden.
Getreide weltweit ausreichend
Laut DRV dürfte die globale Getreideernte 2023 das Vorjahresniveau leicht übertreffen. Ursachen seien unter anderem eine voraussichtlich gute Weizenernte in Kanada und eine gute Maisernte in Brasilien. „Damit gehen wir von einer ausreichenden Versorgung aus. Verbraucherinnen und Verbraucher können beruhigt sein“, sagte Seedler. Außerdem könne vorerst Entwarnung für die Exporte aus der Ukraine gegeben werden. Selbst wenn das Schwarzmeerabkommen im Juli nicht verlängert werden sollte, könnten die erwarteten Ausfuhrmengen per Lkw, Bahn und Binnenschiff vollständig auf den Weltmarkt gelangen. age
Die Zellzahl wird als besonders zuverlässiger Indikator zur Beurteilung der Eutergesundheit angesehen. Aus diesem Grund sollten Milchviehhalter sowohl aus tiergesundheitlichen als auch aus ökonomischen Gründen darauf achten, die Zellzahl in ihren Herden auf einem niedrigen Niveau zu halten.
Das Auftreten von Mastitiden ist für die meisten Milchviehhalter keine Seltenheit. Die wirtschaftliche Bedeutung dieser Krankheit wird allerdings häufig unterschätzt, denn oft werden nur die klinisch kranken Kühe beachtet, da es hier zu Behandlungskosten und zur Entsorgung von Sperrmilch kommt. Doch auch Kühe mit einer subklinischen Mastitis, welche oft nur durch erhöhte Zellzahlen auffallen, weisen eine verminderte Milchleistung im Vergleich zu eutergesunden Kühen auf.
In der Milch nachgewiesene Zellen werden als somatische, also körpereigene Zellen bezeichnet. Konkret handelt es sich hier um abgestorbene Milchbildungs- oder Abwehrzellen wie Makrophagen beziehungsweise Lymphozyten. Bei einer gesunden Kuh liegt die Zellzahl bei einem Wert von weniger als 100.000 Zellen pro Milliliter Milch.
Durch eine Infektion wird die körpereigene Immunabwehr angeregt, vermehrt Abwehrzellen zu produzieren, um die Erreger möglichst schnell zu bekämpfen und das betroffene Viertel zu heilen. Bei erkrankten Kühen ist daher ein schneller Anstieg auf über 100.000 Zellen pro Milliliter Milch nachweisbar.
Indikator für chronische Infektionen
Neben akutem Infektionsgeschehen sind erhöhte Zellzahlen auch ein Indikator für chronische Infektionen. Weist eine Kuh in drei aufeinanderfolgenden Milchkontrollen eine Zahl von mindestens 700.000 Zellen auf, liegt eine chronische Mastitis ohne Aussicht auf Heilung vor. Weitere Behandlungen zeigen oft nur sehr kurzfristige Erfolge. Um Ansteckungen innerhalb der Herde zu vermeiden, sollten chronisch kranke Kühe zeitnah zur Schlachtung verkauft werden.
Da sich das Auftreten von Euterentzündungen bei Einzeltieren nicht gänzlich vermeiden lässt, wird für die Beurteilung der Eutergesundheit von ganzen Herden ein Schwellenwert von 200.000 Zellen pro Milliliter Milch angenommen.
Als Faktorenkrankheit ist das Aufkommen von Mastitiden in der Regel durch vielfältige Umstände verursacht. Ein wichtiger Aspekt ist der Erregerdruck aus der Haltungsumwelt. Grundsätzlich gilt: Je mehr Mastitiserreger im Umfeld der Kuh vorkommen, desto größer ist das Infektionsrisiko.
Hygiene ist essenziell
Essenziell ist hier die Beachtung größtmöglicher Hygiene in der Haltungsumwelt. Trockene, gründlich eingestreute Liegeflächen und regelmäßig abgeschobene Laufflächen sorgen für saubere Kühe und vor allem für saubere Euter. Nicht minder wichtig ist es zudem, Schädigungen an der Zitzenhaut beim Melken zu vermeiden und so den Erregern das Anhaften zu erschweren. Weiterhin kann durch Hyperkeratose am Schließmuskel dessen Funktionalität eingeschränkt werden, wodurch kein ausreichender Schutz mehr gegeben ist. Mangelhafte Melkhygiene kann dann dazu führen, dass Erreger unmittelbar von einem Euter zum nächsten übertragen werden.
Neben den hygienischen Bedingungen ist auch anhaltender Stress dafür verantwortlich, dass Mastitiden auftreten. Durch Stress wird die Leistung der Immunabwehr herabgesetzt, eine ausreichende Erregerbekämpfung bleibt aus, und die Kühe werden anfälliger für Krankheiten. Häufige Stressoren in Kuhställen stellen zum Beispiel Platzmangel, zu große Gruppen und Hitze dar. Zusätzlich kann fehlerhaftes Handling mit lautem Rufen oder zu starkem beziehungsweise gewalttätigem Einwirken auf die Kühe akuten oder auch chronischen Stress verursachen.
Weitere Einflüsse auf die Eutergesundheit liegen in der Fütterung, dem Trockenstehermanagement und der Genetik. Bei gehäuftem Auftreten von Mastitiden sollten in diesen Bereichen Mängel erkannt und behoben werden. Selbst kleine Veränderungen können zu einer Verbesserung der Gesamtsituation beitragen.
Quelle: Jan-Hinnerk Templin
Zellzahlen in Schleswig-Holstein
Bei der Betrachtung der Zellzahlen schleswig-holsteinischer Milchviehbetriebe aus dem Jahr 2022 wird rasch deutlich, dass der Landesdurchschnitt mit 205.000 Zellen pro Milliliter Milch zu hoch ist. Ursächlich für die hohen Zellzahlen 2022 könnten die hohen Temperaturen des Sommers gewesen sein.
Ein Blick auf die Zahlen vergangener Jahre verdeutlicht, dass dieser Umstand kein neues Phänomen ist. Die Zellzahlen in Schleswig-Holstein lassen sich lückenlos bis ins Jahr 1985 zurückverfolgen und in keinem dieser Jahre konnte die Gesamtheit der schleswig-holsteinischen Milchkühe als eutergesund bezeichnet werden. Die Zellzahl lag durchweg über dem Schwellenwert von 200.000 Zellen Milch. Zwar ist die Zellzahl in den vergangenen Jahren in kleinen Schritten immer weitergesunken, jedoch hat es in der Milchviehhaltung in den vergangenen 27 Jahren einen sehr starken Strukturwandel zugunsten des Tierwohls und der Tiergesundheit gegeben, was das Ergebnis überraschend wirken lässt.
Dem Jahresabschluss des Landeskontrollverbandes (LKV) lässt sich ebenfalls entnehmen, dass mit steigender Milchleistung des Betriebes die Zellzahl stetig abnimmt. So liegt die Zahl bei Betrieben mit einer Leistung von 7.501 bis 8.000 kg Milch bei 235.000 Zellen pro Milliliter, bei einer Leistung von über 10.000 kg Milch liegt die Durchschnittszahl hingegen bei 184.000 Zellen pro Milliliter Milch. Dies spricht dafür, dass eutergesunde Kühe leistungsbereiter sind als solche mit einer (sub-)klinischen Mastitis. Auch ist das Management in Betrieben mit hoher Milchleistung zumeist intensiver, sodass Mastitiden seltener auftreten.
Die genaue Aufteilung der einzelnen Zellzahlen zeigt, dass 78,7 % der 2022 beprobten Kühe eine Zahl von weniger als 200.000 Zellen pro Milliliter Milch aufweisen. Der Großteil der Kühe ist demnach gar nicht für diesen erhöhten Durchschnitt verantwortlich. Hingegen liegen 11,1 % der Kühe bei einem durchschnittlichen Gehalt von mehr als 400.000 Zellen. Diese vergleichsweise wenigen Kühe sind maßgeblich an dem zu hohen Durchschnittszellgehalt beteiligt. Hinzu kommt, dass 1,2 % des schleswig-holsteinischen Milchkuhbestandes per Definition chronisch an einer Mastitis erkrankt sind. Bei diesen beiden Tiergruppen besteht akuter Handlungsbedarf.
Eigene Darstellung nach Daten des LKV SH
Erkrankte Tiere aussondern
Eine wichtige Maßnahme ist das Identifizieren und Merzen chronisch erkrankter Tiere. Hier besteht keine Aussicht auf Heilung. Zusätzlich stecken diese Kühe möglicherweise andere Stallgenossinnen an und erhöhen so das Mastitisrisiko der gesamten Herde. Auch liegen die Milchleistungen chronisch erkrankter Kühe unter ihrem eigentlichen Potenzial. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, den Stallplatz eher an eine gesunde Remontierungsfärse zu geben, die ihr volles Leistungspotenzial ausschöpfen kann. Oft werden diese Kühe jedoch gar nicht in der Form als unwirtschaftlich wahrgenommen, da sie, abgesehen von der Zellzahl, nicht negativ auffallen und womöglich selten lahm sind und bei der ersten Belegung sofort wieder tragend werden.
Ist dieser Schritt getan, sollten gemeinsam mit dem Bestandstierarzt und dem Agrarberater „Baustellen“ ermittelt werden. Besonders der Melkvorgang, der Milchviehstall sowie der Trockensteher- und Abkalbebereich sollten genau begutachtet werden. Anschließend wird gemeinsam ein Maßnahmenkatalog erstellt, um das Infektionsgeschehen insbesondere in diesen Bereichen zu minimieren.
Um sich einen Überblick zu verschaffen, welche Erreger es zu bekämpfen gilt, sollten regelmäßig Leitkeime bestimmt werden. Dies ermöglicht es einerseits festzustellen, ob es sich um umwelt- oder kuhassoziierte Erreger beziehungsweise eine Kombination handelt. So lässt sich erkennen, in welchem Bereich Optimierungen vorzunehmen sind. Andererseits erlaubt die Leitkeimbestimmung auch die Ausarbeitung erregerspezifischer Behandlungskonzepte.
Zur Leitkeimbestimmung sollten nach jeder Milchleistungsprüfung Milchproben von den Kühen genommen werden, die einen Zellzahlsprung aufweisen. Dieser Sprung spricht für eine frische Infektion. Da sich der Leitkeim des Bestandes auch ändern kann, sollte dies nicht nur bei gehäuften Mastitisproblemen, sondern regelmäßig stattfinden.
Fazit
Der schleswig-holsteinische Milchzellgehalt liegt seit Jahrzehnten über dem Schwellenwert von 200.000 Zellen pro Milliliter Milch. Demnach gilt die Gesamtpopulation im nördlichsten Bundesland nicht als eutergesund. Lediglich ein geringer Teil der Kühe hat chronisch erhöhte Zahlen von mehr als 700.000 Zellen in drei Milchkontrollen. Bei diesen Tieren ist mit keinerlei Behandlungserfolg zu rechnen, daher sollten sie zeitnah gemerzt werden, um weitere Ansteckungen zu verhindern. Diese Maßnahme würde in den Betrieben zusätzlich Raum für eutergesunde Tiere schaffen und so auch den schleswig-holsteinischen Durchschnitt auf ein gesundes Niveau absenken.
Wie Landwirte die Initiative #Zukunftsbauer des Deutschen Bauernverbandes (DBV) mit Leben füllen können, erläuterte DBV-Vizepräsidentin Susanne Schulze Bockeloh vergangene Woche Donnerstag beim Kreisbauerntag Steinburg auf dem Betrieb der Familie Magens in Ottenbüttel.
„Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Biodiversität stehen ganz oben auf der Themenliste der Gesellschaft. Aber auch bei uns, weil die Lösungen bei uns auf den Flächen liegen“, betonte Schulze Bockeloh. Die Westfälin sieht neben der Zukunftskommission Landwirtschaft vor allem im #Zukunftsbauer die Chance, die Landwirtschaft wieder stärker in die Mitte der Gesellschaft zu rücken. Entscheidend sei der Konsens, dass Nachhaltigkeitsleistungen von Landwirten auch honoriert würden.
Eigene Blase verlassen
Der #Zukunftsbauer besitze aber auch ein verändertes Selbstverständnis. „Wir müssen erkennen, wo unsere Probleme sind“, unterstrich die DBV-Vizepräsidentin. Nur Forderungen aufzustellen und Kante zu zeigen liefere kein Ergebnis. „Mit wie vielen Treckern waren wir in Berlin, mit wie viel Euphorie haben wir demonstriert? Aber was hat es politisch gebracht? Nichts!“, verdeutlichte Schulze Bockeloh.
Laut der von DBV beauftragten Studie von rheingold salon dringen Landwirte mit ihren Themen momentan nicht durch, trotz eines hohen Aufwandes für Öffentlichkeitsarbeit. Es gelte daher neue Wege zu finden, die eigene Blase zu verlassen. Die rheingold-Studie empfiehlt – wissenschaftlich abgesichert – die Grabenkampfpositionen mit gegenseitigen Vorwürfen zu verlassen und positive Botschaften zu senden sowie Lösungen anzubieten. Schulze Bockeloh erklärte: „Wir wollen heraus aus der Opferrolle.“ Das brauche ein neues „Mindset“. Sie appellierte: „Weg mit dem Backstein von der Brust, weg von der Meckermentalität. Wer jammert, bekommt keine Kunden. Seien Sie positiv.“
Der DBV ist laut seiner Vizepräsidentin bereit, etwas zu dieser Veränderung beizutragen, und hat eine Arbeitsgruppe gegründet. Schleswig-holsteinischer Vertreter ist Jörg Struve aus Nübel, Kreis Schleswig-Flensburg. Ziel sei, Wertschätzung für und Wertschöpfung auf den Betrieben zu steigern. „Das vergangene Jahr war wirtschaftlich für viele nicht das schlechteste. Aber die Stimmung war trotzdem nicht gut, weil die Akzeptanz nicht so hoch ist“, schilderte Schulze Bockeloh. Sie warb für einen Zukunftsbauer-Fonds: „Um erfolgreich zu sein, brauchen wir auch Geld.“
Die großen Herausforderungen von Ernährungssicherheit, Klimawandel und Biodiversität böten für das Image der Landwirtschaft enormes Steigerungspotenzial. Gewinnerthemen seien Tierwohl, biologische Artenvielfalt, Regionalität und auch Erneuerbare Energien. Rund 60 % der Investitionen in Erneuerbare Energien kämen aus der Landwirtschaft.
Schulze Bockeloh empfiehlt allen Landwirten einen Blick auf die DBV-Internetseite zum #Zukunftsbauer. Dort gebe es unter anderem einen Werkzeugkasten und weitere Informationen.
Markt schafft Innovation
Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH), forderte eine sachliche Auseinandersetzung mit den aktuellen Herausforderungen. Pauschale Verbote, wie sie die EU-Kommission im Rahmen des Green Deal anstrebe, lehne er ab. Er warb stattdessen beispielsweise für eine produktionsintegrierte Steigerung der Artenvielfalt. Schleswig-Holstein sei schließlich ein Gunststandort für die Landwirtschaft mit zukunftsfähigen Betriebsgrößen und topausgebildeten Leuten. „Wir sind gut und innovativ, weil wir uns immer am Markt behauptet haben. Mit Fördergeldern überschüttet zu werden, hemmt Innovation“, stellte Lucht klar.
Lucht untermauerte die Bereitschaft des Verbandes, Veränderungen im Sinne der Nachhaltigkeit mitzugestalten, und nannte die Allianz für den Gewässerschutz als positives Beispiel. Er wies zudem auf das kürzlich verabschiedete Agrar- und Umweltprogramm des BVSH hin und empfahl allen Anwesenden einen Blick in das rund 20-seitige Papier, das auf der Webseite des Verbandes zu finden ist: www.bauern.sh
„Mischt euch ein“
Joachim Becker, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Steinburg (KBV), sprach die herausfordernde Sammelantragsphase an und kritisierte die diesjährige Düngedokumentation über die Plattform Endo-SH als kompliziert. Er hoffe aber mit Blick auf die Beendigung des Vertragsverletzungsverfahrens zur EU-Nitratrichtlinie, dass die Düngedokumentation zukünftig Erleichterungen für gewässerschonend wirtschaftende Betriebe bringe.
Laut Dennis Spliedt, stellvertretender KBV-Vorsitzender, muss die Politik bei der Überzeugungsarbeit helfen, damit Nachhaltigkeitsleistungen auch bezahlt würden. An die junge Landwirtsgeneration appellierte er: „Mischt euch ein. Vertretet eure Interessen selbst.“
Für eine gezielte Ausbringung müssen die Inhaltsstoffe der Gülle bekannt sein. In aktuellen Versuchen werden die Abweichungen von Richtwerten, einzelnen Behälterproben und der NIRS-Technik bestimmt und ihr Einfluss auf die auszubringende Güllemenge aufgezeigt.
Aufgrund der hohen Mineraldüngerpreise weiten viele Betriebe die organische Düngung aus. Allerdings sind die Nährstoffe aus Gülle unter Umständen lediglich zu 50 % wirksam. Um unnötige Ertragseinbußen zu verhindern, müssen die vorhandenen Nährstoffe effizienter genutzt werden. Dafür ist eine exakte Kenntnis der Nährstoffgehalte der Gülle erforderlich. Auf deren Grundlage kann das ideale Ausbringvolumen pro Hektar festgelegt und damit eine gleichmäßige und bedarfsgerechte Nährstoffverteilung realisiert werden.
Nährstoffermittlung
Üblicherweise werden zur Nährstoffermittlung entweder Richtwerte verwendet oder Laboranalysen erhoben. Allerdings können in beiden Fällen deutliche Abweichungen von den tatsächlichen Werten auftreten. Beispielsweise können die Nährstoffgehalte in Abhängigkeit von der Gülleart, der Fütterung und der Homogenität extrem schwanken.
Dazu bildet die NIRS-Technik eine vielversprechende Alternative. Sie bietet die Möglichkeit, die Inhaltsstoffe bei der Befüllung der Fässer zu bestimmen und dadurch auftretende Nährstoffschwankungen zu erfassen. Daraufhin könnte das Ausbringvolumen pro Hektar entweder automatisiert über eine Durchflussmengenregelung oder manuell über die Fahrgeschwindigkeit angepasst werden.
Versuch
Vor diesem Hintergrund wird hier ein von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen durchgeführter Versuch vorgestellt, der die Leerung eines Behälters umfasst und sich durch die Ermittlung von fassweisen Nährstoffgehalten auszeichnet. Auf diese Weise können die unter Praxisbedingungen auftretenden Abweichungen von Richtwerten, einzelnen Behälterproben und der NIRS-Technik aufgezeigt und Maßnahmen für eine effizientere Gülleausbringung aufgedeckt werden.
Im weiteren Verlauf dieses Artikels wird dafür zunächst beschrieben, wie die fassweise Nährstoffermittlung bei der durchgeführten Behälterleerung über die unterschiedlichen Abschätzvarianten realisiert werden konnte.
Anschließend werden die ermittelten Verläufe der Nährstoffgehalte präsentiert und die Homogenität der Gülle beurteilt.
Daraufhin werden die mittleren Abweichungen aufgezeigt, die bei den Richtwerten, den einzelnen Behälterproben und der NIRS-Technik aufgetreten sind.
Schließlich wird deutlich, wie sich Abweichungen bei der Nährstoffermittlung auf die auszubringende Güllemenge auswirken können.
Dieser Versuch wurde im Zuge des von der BLE (Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung) geförderten Projektes „Einsatz von NIR-Sensoren zur Quantifizierung der Nährstoffgehalte in flüssigen Wirtschaftsdüngern“ durchgeführt.
Quelle: Bernd Schlagge
Ablauf
Im Rahmen des Versuchs wurde ein mit Mastschweinegülle gefüllter Hochbehälter vollständig geleert. Dabei wurde die Gülle aus dem Behälter durch eine mobile NIRS-Station (NIRS 1) in einen Güllewagen gepumpt und ausgebracht. Am Güllewagen waren ein Probenahmehahn sowie ein zweites NIRS-System (NIRS 2) verbaut, welches von einem anderen Hersteller stammt.
Zum Start des Versuchs wurden die Nährstoffgehalte der Gülle bestimmt, indem wie üblich eine Probe aus dem aufgerührten Behälter entnommen und an ein anerkanntes Labor geschickt wurde.
Anschließend wurde begonnen, den Behälter zu entleeren. Dabei konnten die Nährstoffgehalte der Gülle fassweise über die beiden unterschiedlichen NIRS-Systeme bestimmt werden.
Zusätzlich dazu wurden fassweise Laboranalysen erhoben. Diese spiegeln die tatsächlichen Verläufe der Nährstoffgehalte über die Behälterleerung wider und sollen als Referenz dienen.
Während des Versuchs wurde durchgehend aufgerührt. Allerdings kam nach Fass 19 eine Anhäufung an ungelösten Feststoffen zum Vorschein. Um den Behälter maximal zu entleeren, wurde das Rührwerk daraufhin gegen die Anhäufung ausgerichtet und im Anschluss mehrmals nachjustiert.
Versuchsaufbau der fassweisen Beprobung und NIRS-Messung
Ergebnisse
Für den Vergleich der Abschätzvarianten werden zusätzlich zu den Versuchsgrößen die Richtwerte der Düngebehörde sowie eine im Vorfeld vom landwirtschaftlichen Betrieb erhobene Behälterprobe herangezogen. Auf diese Weise werden alle praxisüblichen Möglichkeiten zur Nährstoffermittlung berücksichtigt. Die unterschiedlichen Verläufe des Stickstoffgehalts sind in Abbildung 2 dargestellt.
Quelle: Bernd Schlagge
Es ist zu erkennen, dass der Richtwert, die Einzelprobe des Betriebes und die beim Versuch entnommene Behälterprobe deutlich unterschiedliche, konstante Stickstoffgehalte vorgeben.
Im Gegensatz dazu ist von NIRS 1 ein ansteigender Verlauf im Bereich des Richtwerts ermittelt worden. Dagegen liegen die Messwerte von NIRS 2 zunächst auf konstant niedrigem Niveau, bis nach der Umstellung des Rührwerks ein Sprung erfolgt. Anschließend schwanken die Werte auf einem deutlich höheren Niveau.
Die Ergebnisse der fassweise erhobenen Laboranalysen sind grün dargestellt und zeigen auf, dass der Stickstoffgehalt tatsächlich angestiegen ist. Beim ersten Fass liegt der Wert bei zirka 3,5 kg N/m³. Anschließend erfolgt ein relativ konstanter Anstieg bis auf zirka 4,5 kg N/m³.
Augenscheinlich nähren sich diesem Verlauf NIRS 1 und der Richtwert am besten an. Im Vergleich dazu schwankt der reale Phosphorgehalt deutlich extremer, siehe grüner Verlauf in Abbildung 3. Dabei tritt bis zu Fass 18 ein moderater Anstieg auf, bis die Umstellung des Rührwerks einen deutlichen Sprung auslöst. Anschließend setzt sich der Anstieg weiter fort. Es ist ersichtlich, dass dieser Verlauf von keiner Abschätzvariante hinreichend genau abgebildet werden kann.
Der Gehalt an Trockensubstanz verläuft ähnlich zum Phosphorgehalt. Doch im Gegensatz dazu kann sich NIRS 1 dem Verlauf in diesem Fall relativ gut annäheren (siehe Abbildung 4).
Quelle: Bernd SchlaggeQuelle: Bernd Schlagge
Homogenität
Die ermittelten Nährstoffverläufe bestätigen den beim Versuch gewonnenen Eindruck, dass die Gülle trotz des permanenten Aufrührens nicht homogenisiert werden konnte. Das äußert sich unter anderem darin, dass der Stickstoffgehalt in den Fässern über die Behälterleerung um knapp 30 % zugenommen hat. Zudem haben sich der Phosphor- und der TS-Gehalt sogar mehr als verdoppelt.
Diese extreme Inhomogenität ist einerseits auf das unterdimensionierte Rührwerk des Betriebes zurückzuführen. Andererseits ist eine vollständige Homogenisierung selbst unter optimalen Bedingungen kaum realisierbar, da insbesondere Schweinegülle zu einer sehr schnellen Ausbildung von Schwimm- und Sinkschichten mit unterschiedlichen Nährstoffgehalten neigt.
Für eine möglichst gezielte und gleichmäßige Nährstoffausbringung sollte daher in jedem Fall rechtzeitig, ordentlich und dauerhaft aufgerührt werden.
Die Anhäufung an ungelösten Feststoffen wurde im Behälter verteilt.
Genauigkeit
Für die Beurteilung der Genauigkeit der Abschätzvarianten sind deren mittlere Abweichungen zum Referenzverlauf entscheidend. Diese wurden für alle Nährstoffe berechnet und in der Tabellezusammengefasst.
Es ist zu erkennen, dass die Richtwerte in diesem Fall relativ genau mit den wahren Nährstoffgehalten der Gülle übereinstimmen. Da bei Richtwerten allerdings kein direkter Bezug zur vorhandenen Gülle besteht, können die Abweichungen in anderen Fällen wesentlich höher ausfallen. Diese Annahme hat sich in durchgeführten Stichproben bestätigt.
Bei den einzelnen Behälterproben liegen dagegen deutlich größere Abweichungen vor. In den Abbildungen 2, 3 und 4 ist gut ersichtlich, dass der Anstieg der Gehalte Abweichungen hervorgerufen hat. Zusätzlich ist davon auszugehen, dass bei der Betriebsprobe entweder Fehler bei der Probenahme begangen worden oder Veränderungen der Gülle zwischen dem Probenahme- und Ausbringzeitpunkt aufgetreten sind.
Am genausten konnten die Nährstoffgehalte über das System NIRS 1 bestimmt werden. Dieses Ergebnis beweist, insbesondere im Zusammenhang mit den ermittelten Nährstoffverläufen, dass mit NIRS-Technik sowohl genaue Nährstoffgehalte gewonnen als auch Nährstoffschwankungen zwischen einzelnen Fässern erfasst und kompensiert werden können. Dadurch werden insbesondere die sehr ungünstigen Ausbringvorgänge, bei denen entweder eine extreme Unter- oder eine Überdüngung auftritt, vermieden. Insofern konnte mit NIRS-Technik tatsächlich eine Steigerung der Wirksamkeit der Gülle durch eine gleichmäßigere und gezieltere Ausbringung herbeigeführt werden.
Die Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die vorhandene Gülle von der hinterlegten Kalibrierung abgedeckt wird. Dieser Fall lag bei NIRS 2 augenscheinlich nicht vor. Außerdem treten beim Phosphorgehalt in der Regel größere Abweichungen auf.
Fazit
Mit der NIRS-Technik können unter Voraussetzung einer geeigneten Kalibration sowohl genaue Nährstoffgehalte gewonnen als auch Nährstoffschwankungen zwischen den einzelnen Fässern erfasst werden. Auf diese Weise konnte der Stickstoffgehalt über NIRS 1 im Durchschnitt auf 8 % genau ermittelt werden.
• Sowohl bei den Richtwerten als auch bei einzelnen Behälterproben sowie bei schlecht kalibrierten NIRS-Systemen können deutliche Abweichungen auftreten.
• Für den Stickstoffgehalt lagen die Abweichungen im Versuch bei bis zu 34 %.
• Auf Grundlage der Einzelprobe des Betriebes wären 26 % zu wenig Gülle ausgebracht worden. Dagegen wurde die optimale Ausbringmenge über NIRS 1 auf 7 % genau getroffen.
• Die Gehalte an Stickstoff, Phosphor und Trockensubstanz können über eine Behälterleerung erheblich schwanken.
Es werden Betriebe gesucht
Um die ermittelten Erkenntnisse zu bestätigen, werden in nächster Zeit sowohl weitere Behälterleerungen als auch pflanzenbauliche Versuche durchgeführt. Interessierte Betriebe, die innerhalb eines Tages oder weniger Tage ein gefülltes Güllelager vollständig leeren, können sich für die Teilnahme an weiteren Versuchen melden und damit einen betriebsindividuellen Verlauf der Nährstoffgehalte ermitteln lassen unter bernd.schlagge@lwk-niedersachsen.de
Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein (LKSH), hat kürzlich wieder zwei Betriebe für innovative Ansätze in der Tierhaltung ausgezeichnet. Oft sind es kleine, konsequente Maßnahmen für großen Erfolg. Den Betrieb der Familie Engelbrecht im Kreis Pinneberg haben wir bereits in der vorigen Ausgabe vorgestellt. Es folgt Betrieb zwei, der Biohof Otzen in Busdorf.
„Diese sind Beispiele für den Einklang von tiergerechter Haltung und Wirtschaftlichkeit in der Landwirtschaft“, sagte Volquardsen bei der feierlichen Ehrung im Kreis Schleswig-Flensburg. Viele fordern Tierwohl, die Betriebe im Land setzen es um und die Kammer zeigt einmal im Jahr neue Beispiele dafür.
Wenn die Kammer den Ehrenpreis vergibt, dann kommen schon einmal die ganze Familie, Freunde und Unterstützer zusammen.
Henning Otzen erzählt eine Anekdote. Er sei auf der Hochzeitsreise nach Frankreich nicht nur in seine Frau, sondern auch in die französische Rinderrasse Maine-Anjou verliebt gewesen. Hierzulande nahezu unbekannt, grasen sie nun auf einer idyllischen Koppel mit Blick zum Viking-Turm in Schleswig. Gute Muttereigenschaften haben die stabilen Kühe, die auch auf kargem Land zurechtkommen. Und das ist auch der Grund für die Auswahl dieser kompakten Fleischrinderrasse. Henning Otzen ist im Hauptberuf Tierarzt, und im Nebenerwerb muss die Landwirtschaft unkompliziert sein. Genauso ist die großrahmige Rasse, für die sich die Familie entschieden hat.
Dr. Walter Reulecke, Geschäftsführer des Fleischrinderzuchtverbandes, freute sich für die Familie. „Das ist eine echte Wertschätzung, denn der Anfang war nicht leicht“, berichtete er von der Bürokratie beim Einführen der ersten französischen Zuchttiere.
Henning Otzen beschreibt, dass die Mutterkuhherde im Winter im einfachen Tretmiststall gehalten wird.
Auch Betriebsleiter Henning Otzen blickte zurück bei seiner Vorstellung der Tiere. Er hatte den Termin bei feinstem Wetter kurzfristig nach draußen zu seiner Herde verlegt. „Wir sind ein Biobetrieb, da ist alles immer etwas komplizierter“, verrät er und berichtet, dass er Stroh zukauft, ebenso Getreidemehl, aber auf Kraftfutter verzichtet. Das Ganze sei ein Familienprojekt, und man sei mit dem Ort verbunden. Das spiegelte sich auch darin wider, dass unter anderem der Bürgermeister und der Leiter des Wikinger-Museums Haithabu, auf das die Kühe blicken, eingeladen waren.
Was die Kammer überzeugt hat
Bereits Vater Hans-Volkert Otzen hat auf dem schwer zu bewirtschaftenden Niederungsstandort von jeher versucht, unterschiedliche Rassen wie Galloways oder Limousin zu etablieren, bis er 2008 schließlich auf die Maine-Anjou gestoßen ist. Diese rotbunte französische Fleischrasse, die sich insbesondere durch ihr sehr ruhiges, zutrauliches und umgängliches Wesen auszeichnet, wird seitdem unter dem Herdennamen „von Hedeby“ gezüchtet. Die seinerzeit gekauften Tiere bildeten die Grundlage für den heutigen Betrieb „Hof Haithabu“ mit seinen rund 40 ha Grünland und der kleinen Mutterkuhherde mit zwei Zuchtbullen.
Ziel ist es, unter Ausnutzung einer möglichst breiten Gengrundlage ein Rind mit guter Muttereigenschaft zu züchten.
Die extensive Tierhaltung ist vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Wandels immer stärker nachgefragt. Die Weidehaltung auf Naturschutzflächen mit einem gewissen Druck an Jakobskreuzkraut ist nicht einfach. Über konsequentes Ausstechen und regelmäßiges Mulchen wird versucht, dieses zurückzudrängen. Familie Otzen sieht sich als Regionalproduzenten, die nach Möglichkeit nur das verfüttern, was auf dem eigenen Betrieb wächst.
Mit über 300.000 ha Grünland ist Schleswig-Holstein ein echtes Weideland. Neben Pferden und Schafen werden von diesen Flächen auch Rinder ernährt. Rund 6.800 Betriebe halten knapp eine Million Rinder, davon sind etwa 360.000 Milchkühe und über 90.000 Fleischrinder wie Limousin, Galloway und eben auch Maine-Anjou.Maine-Anjou sind leichtfuttrige und kompakte Kühe mit guten Muttereigenschaften. Familie Otzen hat dieses Jahr einige Zwillinge.
In der Vegetationsperiode befinden sich alle Tiere auf der Weide. Im Winter stehen die Tiere hingegen in dem offenen, videoüberwachten Tretmiststall. Auch das Winterfutter (Heu und Silage) kommt vom Betrieb und wird nur um Mineralfutter sowie Möhren aus Dithmarschen als Lockfutter ergänzt.
Anerkannt hat die Kammer auch, dass Hans-Volkert und sein Sohn die Zeit finden, sich ehrenamtlich zu engagieren, und zwar als Gründungsmitglieder im Vorstand des Maine-Anjou-Verbandes Deutschland. Sie sind international vernetzt und tragen insbesondere durch ihr Fachwissen maßgeblich zur Erweiterung und Verbesserung der deutschen Population bei.
Ute Volquardsen erklärte bei der Gelegenheit, was sie unter Innovation versteht, die Grundlage des Kammerehrenpreises ist: „Sie zeigen, dass regionale Produktion, Schlachtung und Vermarktung möglich sind. Es ist eine Nische, in der Sie wirtschaften, aber Sie bieten damit Denkanstöße für andere, und darin ist der innovative Ansatz Ihres Betriebes begründet. Mit Ihrer Art der Tierhaltung beweisen Sie, dass auch auf schwer nutzbaren Niederungsflächen mit eher minderwertigem Futter qualitativ hochwertiges und schmackhaftes Fleisch produziert werden kann.“
Sachliche Diskussion gewünscht
Die landwirtschaftliche Tierhaltung steht durch den politisch und gesellschaftlich geforderten und auch von der Landwirtschaft gewollten Umbau in den kommenden Jahren vor einer Vielzahl an Herausforderungen. Tierwohl und Tiergesundheit sind, wenn es um Tierhaltung geht, mit Recht die bestimmenden Themen unserer Zeit geworden. Aber auch Versorgungssicherheit ist plötzlich wieder in den Fokus der manchmal emotional geführten Diskussion gerückt. Jeder von uns ist Verbraucher und kann sich somit dieser Diskussion nicht entziehen. Deren Umfang und Komplexität, die Vielfalt der Perspektiven sowie die unterschiedlichen Interessenlagen zeigen gerade den Konflikt, der auch immer wieder Ausdruck in Protestaktionen findet.
Das Ziel der Landwirtschaftskammer sei es, so Volquardsen, genau diese Diskussion zu versachlichen und zusammen mit ihren Partnern die Grundlage für eine faktengebundene Information für Verbraucher und Landwirte bereitzustellen.
„Aber auch Politik, Lebensmittel verarbeitende Industrie und Verbraucher müssen durch ihr Handeln zeigen, dass man es ernst meint, die Landwirtschaft beim Umbau der Tierhaltung aktiv zu unterstützen. Politik muss einen langfristigen, fraktionsübergreifenden Weg aufzeigen, der den Betrieben bei ihren Investitionen in die Zukunft Planungssicherheit ermöglicht. Ställe werden eben nicht nur für fünf Jahre, sondern für 20 Jahre gebaut“, führte Präsidentin Volquardsen weiter aus.
Fazit
Trotz der durch Ukraine-Krieg, Corona-, Energie- oder Inflationskrise entstandenen extrem wechselhaften Märkte, von denen insbesondere die Landwirtschaft massiv betroffen ist, darf man nicht darauf warten, dass die unterschiedlichen Interessengruppen den Takt vorgeben. Vielmehr ist die Landwirtschaft dazu angehalten, die zukünftige Entwicklung der Branche aktiv zu gestalten. Umso wichtiger ist es, Betriebe zu haben, die neue und zukunftsweisende Ansätze mutig verfolgen und somit Denkanstöße für die Tierhalter geben. Der Lebensmitteleinzelhandel muss sich ebenso seiner Verantwortung bewusst sein, dass die selbst gesteckten Ziele, zum Beispiel ab 2030 100 % des Frischfleischsortiments aus den Haltungsstufen 3 und 4 verkaufen zu wollen, auch direkte Auswirkungen auf den Konsum und den Preis haben werden. Jedem Verbraucher muss schließlich klar sein, dass es dies nicht zum Nulltarif geben kann.