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Abgefischt?

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Sie haben sich die Herstellung von hochwertigen und regionalen Lebensmitteln auf die Fahnen geschrieben. Doch dies ist für immer mehr Fischwirtschaftsbetriebe in Schleswig-Holstein nicht mehr möglich. Heute gibt es nach dem Verband der Binnenfischer und Teichwirte noch gerade neun Betriebe, die im Haupterwerb eine Teichwirtschaft betreiben und die Verbraucher und Gastronomie mit frischen, regional erzeugten Fischen versorgen. Und es werden immer weniger.

Jan Kemnitz ist Fischwirt aus Leidenschaft. 35 Jahre lang war die Fischzucht Kemnitz im Naturpark Aukrug im südlichen Kreis Rendsburg-Eckernförde sein Arbeitsplatz und sein Lebensmittelpunkt. Ein kleines Paradies, mitten im Wald. „Ungefähr nach der Hälfte der Zeit habe ich das Land gekauft und hier auch ein Betriebsleiterwohnhaus gebaut.“ Selten gewordene Arten wie Meerforellen, Schnäpel, Steinbeißer und Schlammpeitzger züchtete er in seiner naturnahen Teichwirtschaft für den Verband der Binnenfischer und Teichwirte. Die jungen Fische wurden dann wieder ausgesetzt, um die letzten natürlichen Bestände zu unterstützen. „Ich hatte mich auf Rote-Liste-Arten spezialisiert, aber natürlich habe ich auch Speisefische und Besatzfische produziert.“

Doch damit ist es nun vorbei. Jan Kemnitz hat schweren Herzens aufgegeben und seinen Betrieb verkauft. Der Grund dafür ist vor allem der große Druck durch Fischotter, die sich auf seinem Gelände mitten im Wald sehr wohlfühlen. Sie haben ihm regelmäßig die Teiche leer gefischt. „Das Problem ist flächendeckend. In ganz Schleswig-Holstein sind Otter inzwischen wieder heimisch. Zuerst haben sie die Fische gefressen, aber sie gehen auch an die Amphibien und an Enten- und Gänsegelege. Seit drei Jahren habe ich hier kein Froschkonzert mehr.“

Viele Otter sind der Fische Tod

Der Otterbeauftragte für das Land Schleswig-Holstein, Kilian Lauff, dokumentiert die Otterpopulation in den Teichwirtschaften. Auch auf dem Gelände der Fischzucht Kemnitz sind ihm Otter in die Fotofalle gelaufen. „Nachdem wir wussten, wo wir suchen mussten, habe ich, um Zeit zu sparen, nicht mehr mit den Kameras gearbeitet. Ich habe dann anhand des Kots die Otter nachweisen können.“

Die Tiere genießen in Deutschland höchstmöglichen Schutzstatus. In der Roten Liste der Säugetiere Schleswig-Holsteins aus dem Jahr 2014 wird der Fischotter zudem in der Kategorie 2 „stark gefährdet“ gelistet. Aufgrund der seither festgestellten Wiederausbreitung der Art in Schleswig-Holstein ist hier künftig von einer verbesserten Einstufung auszugehen, heißt es aus dem Umweltministerium (MEKUN).

Für die Teichwirte ist längst klar, dass Fischotter in Schleswig-Holstein keine seltenen Tiere mehr sind. Doch gegen die Tiere vorgehen, das dürfen und das wollen die Fischer auch nicht. Thilo Kortmann, stellvertretender Vorsitzender des Verbandes der Binnenfischer und Teichwirte betont: „Wir wollen eine friedliche Koexistenz mit dem Otter. Aber dafür brauchen wir Unterstützung. Die Landesregierung hat mit viel Geld und Aufwand alles dafür getan, dass der Otter hier wieder lebt. Doch nun lässt sie sehenden Auges die binnenländische Fischproduktion zugrunde gehen.“

„Meine letzten Meerforellen-Elterntiere wollte ich Kilian Lauff geben, damit er weiter mit ihnen arbeiten kann. Doch der Teich, in dem ich sie hielt, war auch schon ausgeräubert worden, bevor wir ihn abfischen konnten. Innerhalb von drei Wochen sind dort 150 Meerforellen verschwunden“, gibt Kemnitz einen kleinen Einblick in den unbändigen Hunger, den die pelzigen Fischräuber entwickeln können.

Stellungnahme des Landwirtschaftsministeriums

Bisher ist es nur möglich, beim Landesamt für Landwirtschaft und nachhaltige Landentwicklung (LLnL) eine Unterstützung für Investitionen zu beantragen, um beispielsweise einzelne Teiche einzuzäunen. Das Landwirtschaftsministerium (MLLEV) antwortet auf die Frage des Bauernblattes, was unternommen wird, um die Fischwirte beim Schutz gegen Prädatoren, allen voran Otter, zu unterstützen, schriftlich: „Eine entsprechende Förderrichtlinie zum Ausgleich von Schäden befindet sich kurz vor der Veröffentlichung. Die Höhe der Ausgleichszahlung wird sich nach der Größe des bewirtschafteten Betriebs richten. Im Falle kleiner Teichwirtschaften besteht gegebenenfalls auch die Möglichkeit, die Installation von technischen Schutzvorrichtungen gegen Prädatoren zu fördern (zum Beispiel Zäune, Überspannungen). Die Betriebe müssen im Falle der Inanspruchnahme von Förderungen oder Ausgleichszahlungen jährlich Aufzeichnungen mit Angaben zur Bewirtschaftung, zu ihren jährlichen Erträgen und zu technischen und sonstigen Maßnahmen zum Schutz vor Schäden durch geschützte Tiere dem LLnL vorlegen. Ziel ist es, einen fortlaufenden Überblick über das tatsächliche Aufkommen von Prädatoren und dessen Entwicklung sowie die wirtschaftliche Situation der Betriebe zu gewinnen und somit die Ausgleichszahlungen möglichst bedarfsgerecht zu gestalten.“

Jan Kemnitz (li.) und Thilo Kortmann machen sich Sorgen um die Zukunft der Fischwirtschaft.  Fotos: Christiane Hermann

Ein Monitoring kommt zu spät

Doch über diesen Punkt sind die Teichwirte längst hinweg. Ein Monitoring benötigen sie nicht mehr, wenn die Teiche schon leer sind. Auch eine wirklich ottersichere Umzäunung seiner Teiche wäre auf dem naturnahen Gelände im Aukrug für Jan Kemnitz ohnehin nicht möglich gewesen: „Bei mir konkret wären es Teiche auf einem Gelände von über 45 Hektar mitten in der Natur. Das wäre nicht gegangen. Man hätte kleine Teile, die man dann spezialisiert für Speisefische hält, mit der entsprechenden Finanzierung einzäunen können. Aber für einen Fischzüchter ist das aus eigenen Mitteln nicht zu wuppen.“

Für Jan Kemnitz wäre solch eine Investition aus betriebswirtschaftlicher Sicht unrentabel gewesen. Deshalb hat er den größten Teil seines Geländes an die Schrobach-Stiftung verkauft. Die hat sich dem Naturschutz gewidmet und schreibt auf ihrer Webseite: „Die Schrobach-Stiftung hat für den Erwerb umfangreiche Fördermittel vom Land Schleswig-Holstein erhalten und ist zukünftig für die Umsetzung der in einem Managementplan festgelegten Ziele für dieses FFH-Gebiet verantwortlich. Amphibien wie Kammmolch und Knoblauchkröte sollen sich möglichst ausbreiten, die Quellfauna soll sich ungestört entwickeln und die grundwasserbeeinflussten Feuchtwälder sollen besonders geschützt werden.“

„Keine Fische, keine Amphibien“

Die Fischzüchter aber befürchten, dass der Erhalt der Kulturlandschaft ohne die fachgerechte Pflege durch Teichwirte nicht möglich ist. Jan Kemnitz ist sich sicher: „Ohne Fische in den Teichen funktioniert es nicht. Erst die Fische halten das Wasser frei, sodass die Amphibien sich wohlfühlen. Ohne Fische verlanden und versumpfen die Teiche. Dann gibt es sehr schnell auch keine Amphibien mehr hier, und der Otter verschwindet auch wieder. Dann verlieren wir mehr, als wir gewinnen, sogar in Bezug auf den Naturschutz.“ Auf Nachfrage des Bauernblattes antwortete die Schrobach-Stiftung schriftlich, sie „erarbeitet derzeit ein Konzept für das gesamte Anwesen, das zu einem Naturschutzzentrum entwickelt werden soll. Der Erhalt und die weitere Pflege der Teiche sind ein zentraler Bestandteil dieses Konzeptes.“

Doch auch ein anderer Punkt lässt die Teichwirte aufhorchen. Während sie seit Jahren mit dem MEKUN um mehr Unterstützung zum Erhalt ihrer Teichwirtschaften im Zusammenhang mit der zunehmenden Belastung durch die Otter ringen, bekam die Stiftung vom MEKUN erhebliche Mittel zur Verfügung gestellt. Auf Anfrage gibt das Ministerium an: „Die Flächensicherung wurde durch das MEKUN mit rund 850.000 Euro aus Landesmitteln gefördert. Die Förderung umfasste den Ankauf von Offenlandflächen und Waldanteilen. Neben dem geförderten Flächenankauf hat die Schrobach-Stiftung mit Eigenmitteln die übrigen Betriebsflächen und Gebäude des Fischzuchtbetriebes erworben.“

Bleibt nur zu hoffen, dass dieses Geld der Steuerzahler gut investiert ist und die zu schützenden Amphibien wirklich von diesen Maßnahmen profitieren.

Halten die Fischwirte durch?

Für die heimische Nahrungsmittelproduktion sieht das anders aus. Auch wenn Landwirtschafts- und Fischereiminister Schwarz (CDU) betont: „Die Förderung einer regionalen Lebensmittelproduktion nimmt in der Arbeit meines Hauses einen hohen Stellenwert ein. Dies schließt selbstverständlich die Bereiche Fischerei und Aquakultur mit ein. Mir ist bewusst, dass unsere heimischen Binnenfischer aber auch die Teichwirte, vor großen Herausforderungen stehen. Um die Binnenfischereibetriebe in unserem Land in Zukunft besser zu unterstützen, plant das MLLEV die Ausgleichszahlungen für Prädatorenschäden in der Binnenfischerei zu erhöhen – und auch die Teichwirtschaften werden erstmals in unser Programm aufgenommen. Zudem stehe ich bezüglich der Prädatorenproblematik im Austausch mit dem MEKUN, das ein ergänzendes Förderprogramm für die Teichwirte plant. Als Landwirtschafts- und Fischereiminister ist es mir besonders wichtig, möglichst viele Betriebe der Binnenfischerei und Teichwirtschaft zu erhalten, damit wir auch in Zukunft regional erzeugten bzw. gefangenen Süßwasserfisch genießen können.“

Für Jan Kemnitz kommen diese Maßnahmen definitiv zu spät, und ob die restlichen neun verbleibenden Betriebe bis zu den geplanten Ausgleichszahlungen durchhalten können, bleibt abzuwarten. Undenkbar wäre doch ein Schleswig-Holstein ohne frischen Fisch aus nachhaltiger heimischer Teichwirtschaft.

Völlig losgelöst, völlig schwerelos

Resilienz nennt man die Widerstandskraft gegen Belastungen, Krisen und Schicksalsschläge. Unterstützen kann dabei eine Beschäftigung abseits vom Beruf, die Freude bereitet, den Kopf frei macht und Kraft schöpfen lässt. Das Bauernblatt hat Landwirte mit ungewöhnlichen Hobbys befragt. Heute: Thorge Rahlf aus Seedorf-Aukamp, Kreis Segeberg, ist Hobbytaucher.

„Da sind sie jetzt, wo‘s sprudelt von der Atemluft!“, ruft die sechsjährige Imke. – „Ich hab auch schon Taucherflossen und Neoprenanzug“, verkündet ihr neunjähriger Bruder Matthies stolz. Seine ganze Familie ist dabei, als Thorge Rahlf mit seinem Partner Chris Brüne abtaucht im Plöner See.

Kein abtauchender Wal, sondern abtauchender Taucher

„Tolle Sicht heute“, sagt Rahlf, als er wieder auftaucht, und strahlt über das ganze Gesicht. An diesem Tag Ende April ist es ist mit 8 °C Wassertemperatur ordentlich frisch im See, auch mit Neoprenanzug. Deshalb sind Rahlf und Brüne auch nur 20 min unter Wasser geblieben. Im Sommer kann es auch mal eine Stunde sein. „Das Schöne ist: Es ist alles ruhig und langsam da unten. Völlig schwerelos – unheimlich entspannend.“

Und da gibt es immer was zu sehen. Fische natürlich, Barsche, Karpfen, heute ein Hecht. „Sie sind überhaupt nicht scheu, man ist ganz dicht dran. Die kleinen Fische heften sich an einen ran, weil man der größte ist.“ Alle möglichen Gegenstände finden sich am Grund, muschelbewachsen, sogar Schiffswracks. „Wir führen immer Tagebuch, es gibt jedes Mal was zum Reinschreiben.“ Hügelgräber haben sie schon entdeckt! Der Seespiegel war mal 10 bis 15 m tiefer. Sie sind nicht von Pflanzen überwuchert und noch mit den Steinen der Erbauer beschwert.

Rahlf und Brüne auf Tauchgang   Foto: privat

Ihr Tauchrevier ist am Campingplatz am Pehmerhörn an der Südspitze des Sees, noch im Kreis Plön – 500 m weiter befindet sich das „Dreiländereck“ mit den Kreisen Ostholstein und Segeberg. Rahlfs Hof liegt 6 km entfernt im Ortsteil Aukamp der Gemeinde Seedorf im Kreis Segeberg, Chris Brüne ist der Betreiber des Campingplatzes, ein Heimspiel also für die beiden.

Schon 300 m vom Ufer entfernt fällt der Grund steil ab. Die tiefste Stelle ist mit 60 m vor dem Plöner Schloss, doch die beiden wollen keine Rekorde aufstellen. „Weiter unten ist es sowieso lanweiliger.“ Meist tauchen sie auf etwa 20 m Tiefe.

Thorge Rahlf führt den landwirtschaftlichen Betrieb zusammen mit seinen Brüdern Helge und Eike als GbR – 180 Milchkühe, 250 Sauen, 2.000 Mastplätze, 400 ha. Und sechs Pferde – das Hobby seiner Frau Anne und auch von Tochter Imke und vielleicht mal von der jetzt einjährigen Fenja. Zeitlich gebe es kein Problem zwischen den Anforderungen der Landwirtschaft und dem Tauchen, das könne man schnell organisieren, und die Wege seien ja kurz, sagt Thorge Rahlf. „Es tut gut, zum Beispiel nach einem langen Erntetag noch einmal tauchen zu gehen.“ Die Sauerstoffflaschen kann er zu Hause mit dem Kompressor füllen – 200 bar.

Thorge Rahlf auf seinem Hof in Seedorf-Aukamp 

Zu seinem Hobby kam er 2018 bei einem Schnupperkurs in der Lüneburger Heide – im Schwimmbad, denn dort gibt es ja keine Seen. Zusammen mit Chris machte er dann die Tauchscheine, beide mit zwei Sternen. Man muss immer zu zweit auf Tauchgang gehen und zusammen mindestens drei Sterne haben. „Wir haben die Corona-Zeit voll für die Tauschscheine genutzt.“

Bringt ihm das Taucherhobby Entspannung, Entlastung und Ausgleich zum Landwirtsberuf? Macht es einen Unterschied zu der Zeit vor dem Tauchen? „Ja, auf jeden Fall!“, sagt er sofort mit Überzeugung. „Es gibt mir viel mehr Gelassenheit. Wenn ich mal im Stress bin, sagt meine Frau: ,Du musst mal wieder tauchen gehen!‘.“

Berufswettbewerb erfordert Wissen und Schnelligkeit

Nach pandemiebedingter Pause können dieses Jahr wieder Berufswettbewerbe der Land­jugend stattfinden. Am 28. und 29. März wurde der Landesentscheid in der Sparte Forstwirtschaft an der Lehranstalt für Forstwirtschaft durchgeführt. Neben 26 Forstwirtauszubildenden nahmen auch fünf schwedische Austauschschüler an den praktischen Aufgaben teil.

Im Gegensatz zur Landwirtschaft findet der Berufswettbewerb für die Sparte Forstwirtschaft direkt als Landesentscheid statt. Vorbereitung und Durchführung lagen auch dieses Jahr bei der Lehranstalt für Forstwirtschaft. Die Aufgaben werden durch die Landjugend vorgegeben und bundeseinheitlich genutzt.

Theorie und Praxis unter Beweis gestellt

Neben den praktischen Wettbewerbsteilen gibt es zwei schriftliche Teile zur Berufstheorie und zum Allgemeinwissen. Während Letzterer für alle Sparten gleich ist, beziehen sich die berufstheoretischen Fragen auf Themen des jeweiligen Berufes. In der Forstwirtschaft lassen sich die Aufgaben grob in Allgemeines, Holzernte, Naturschutz und Waldbewirtschaftung teilen. Im allgemeinen Bereich geht es unter anderem um die Ausbildung oder Zertifizierung. Unter der Überschrift Holzernte können Fragen zu Fälltechnik, Sicherheitsvorgaben, Arbeitsabläufen oder optimaler Aushaltung und Sortimentierung gestellt werden. Die Teilnehmenden müssen außerdem Fragen beantworten zum Themenkomplex Waldbewirtschaftung, zum Umgang mit Schadholzbeständen, der Auswahl von Zukunftsbäumen oder der Planung von Pflanzflächen. Funktionen des Waldes, die Bedeutung von Waldrändern oder Feuchtgebieten sind relevant für den Fragenbereich Naturschutz. Die Teilnehmenden haben dabei 60 min Zeit zur Beantwortung von insgesamt zehn Fragen aus diesen Themenbereichen.

Kettenwechsel auf Zeit

Zu den praktischen Aufgaben zählten am ersten Tag der Kettenwechsel an der Motorsäge, die Anlage eines Fallkerbs am Stock sowie der sogenannte Kombinationsschnitt und eine kurze Präsentation zu einem vorher bekannten Thema. Die Zeitvorgabe für den Kettenwechsel beträgt 20 s. Dies stellt selbst für geübte Nutzer eine deutliche Herausforderung dar, und so erreichten auch die Besten hier nur 90 von 100 Punkten.

Beim Kombinationsschnitt müssen von zwei leicht geneigten Stämmen Stammscheiben nach einer genauen Ablaufvorgabe getrennt werden. Die Zeitvorgabe hierbei beträgt 40 s, und es wird auf korrekte Ausführung und Präzision bei der Arbeit geachtet. Der beste Teilnehmer erreichte hier 95 von 100 möglichen Punkten. Für viele andere war diese Aufgabe jedoch besonders fordernd, wie die Punktebewertungen zeigten.

In der dritten praktischen Aufgabe mit der Motorsäge galt es, innerhalb von 30 s einen richtig dimensionierten Fallkerb zu schneiden, welcher zudem auf ein Ziel in 15 m Entfernung ausgerichtet sein sollte. Diese Aufgabe lag den Teilnehmern häufig am meisten, und so konnte hier knapp ein Drittel 90 Punkte oder mehr erreichen.

Die letzte Aufgabe des ersten Tages bestand in einer drei- bis fünfminütigen Präsentation. Die Auszubildenden hatten die Wahl zwischen den Themen „Gefährdungen bei der Arbeit im Wald“, „Vorzüge des Rohstoffs Holz“ sowie „Waldfunktionen“. Die Richter hörten viele Vorträge zu den Waldfunktionen und waren an der einen oder anderen Stelle überrascht, welche Funktionen die Teilnehmer dem Wald zuschrieben. Aber auch die Vorträge zum Rohstoff Holz boten neue Perspektiven auf das Hauptprodukt des Waldes. Bei den Präsentationen zeigten viele Auszubildende, dass sie über ein profundes Wissen verfügen und dieses auch gut aufbereiten und vermitteln können.

Welche Art ist dies hier?

Am zweiten Wettbewerbstag standen Pflanzung und Artenkenntnis auf dem Programm. Zehn junge Pflanzen galt es in 8 min in korrektem Abstand in einer Reihe zu pflanzen. Abweichungen im Abstand und aus der Flucht führten zu Abzügen, ebenso wie Fehler bei der Pflanzung selbst. Insgesamt war diese Aufgabe aber für viele junge Auszubildende gut zu bewältigen, denn knapp die Hälfte der Teilnehmer erhielt 90 oder mehr Punkte für diese Aufgabe.

Bevor es am zweiten Tag zur Siegerehrung ging, mussten alle Teilnehmer noch einmal ihre Artenkenntnisse unter Beweis stellen. Es galt, 20 Arten aus den Bereichen Bäume, Sträucher, geschützte Pflanzen, Holzarten und Schadbilder zu erkennen.

An den praktischen Aufgaben nahmen neben 26 Auszubildenden zum/zur Forstwirt/-in aus Schleswig-Holstein und Hamburg auch fünf schwedische Austauschschüler teil. Die jungen Schweden waren zur Zeit des Berufswettbewerbs in ihrer dritten Austauschwoche in Bad Segeberg an der Lehranstalt und haben die Aufgaben in dieser Wettbewerbsform zum ersten Mal erledigt. Trotz der für sie ungewohnten Aufgaben, die zudem auf Englisch zu meistern waren, zeigten die schwedischen Gäste teilweise beachtliche Leistungen.

Siegerehrung mit den drei besten Teilnehmenden Fotos: Dr. Jörg Hittenbeck

Zur Siegerehrung fanden sich mit dem Vizepräsidenten der Landwirtschaftskammer und Vorsitzenden des Waldbesitzerverbandes, Hans-Caspar Graf zu Rantzau, dem Kreistagspräsidenten Claus Peter Dieck, Kreisbauernverbandsvorsitzendem Thorge Rahlf und Heiko Rahlf als Kammerrepräsentant für den Kreis Segeberg, dem Bürgermeister der Stadt Bad Segeberg, Toni Köppen, sowie Heinz Sandbrink vom Berufsbildungszentrum in Segeberg zahlreiche Persönlichkeiten aus der Kreispolitik und dem Grünen Bereich ein. Die Grußwort­redner betonten alle die Bedeutung der Forstwirte für die anstehenden Aufgaben in der Forstwirtschaft, insbesondere vor dem Hintergrund des Klimawandels. Die jungen Fachkräfte werden auf dem Arbeitsmarkt aktuell mit offenen Armen empfangen und erwartet. (siehe auch Seite 73)

Fazit

Alle waren sich einig, dass die angehenden Forstwirte mit den gezeigten Leistungen zuversichtlich in die Zukunft blicken können. Angesichts zahlreicher auch hochwertiger Preise für die Wettbewerbsteilnehmer haben an diesem Tag alle gewonnen. Die besten nach den zwei Wettbewerbstagen waren Lasse Koch, Lukas Arendt und Lion Walter. Erster und Zweiter sind damit für den Bundesentscheid qualifiziert.

Düngemittelsaison 2024 im Blick

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Auch wenn noch Spätgaben im Wintergetreide anstehen und die Sommerfrüchte sowie das Grünland gedüngt werden müssen, steht der Handel mit Düngemittel für das laufende Jahr vor dem Abschluss. Damit rückt der Bedarf für das kommende Jahr in den Fokus des Handels. Im vorigen Jahr sorgten der Preissprung an den Energiemärkten und ein reduziertes Angebot für einen Anstieg der Düngemittelkurse auf ein bislang unerreichtes Preisniveau. Spekulation und überhöhte Notizaufschläge haben diese Entwicklung zusätzlich gepusht. Aus Sorge um die Verfügbarkeit haben viele Landwirte auf diesem hohen Preisniveau Abschlüsse für das Frühjahr 2023 getätigt. Ab Jahresbeginn drehte sich jedoch der Düngemittelmarkt. Das hohe Preisniveau hat weltweit die Nachfrage gebremst. Fehlende Lieferungen aus dem Schwarzmeerbereich wurden aus anderen Regionen ersetzt. Ware aus Russland fand über andere, neue Wege Absatz auf dem Weltmarkt. Seit dem Jahresbeginn hat sich auch der Eurokurs wieder deutlich erhöht. Ende vorigen Jahres lag der Eurokurs bei nur 0,96 US-$.
Mittlerweile ist der Kurs wieder auf 1,11 US-$ gestiegen. Damit ist Importware deutlich günstiger geworden. In Folge dieser Entwicklungen gaben die Kurse für Stickstoffdünger spürbar nach. Der Abstand zu den Preisen der Vorjahre hat sich merklich reduziert.

Für Kalkammonsalpeter zur prompten Lieferung liegen die Kurse mittlerweile bei etwa 33 €/dt. Somit hat sich der Kurs seit Jahresbeginn halbiert. Noch günstiger liegt der Vorkontrakt zur Lieferung im kommenden Frühjahr mit zum Teil knapp unter 30 €/dt. Auch die Kurse für Harnstoff, die zum Jahresbeginn noch bei 80 €/dt lagen, haben sich mittlerweile fast halbiert. Auch hier werden für das kommende Frühjahr vergleichsweise günstige Kurse angeboten. Viele Landwirte ordern bereits einen Teil des Bedarfs, auch wenn diese Kurse noch nicht auf dem Niveau der Vorkriegszeit liegen.

Harnstoffkurse am Weltmarkt zwischenzeitlich gestiegen

Die Notierungen für Harnstoff sind am Weltmarkt in diesem Frühjahr zwischenzeitlich gestiegen. Die Frühjahrsaussaat in Nordamerika sorgte für einen erhöhten Bedarf. Damit wuchs die Sorge, dass der rückläufige Preistrend ein Ende gefunden hat. Mittlerweile hat sich jedoch der Preisrückgang wieder durchgesetzt. So kostet Harnstoff am US-Golf für die Auslieferung im Mai aktuell noch 360 US-$/ t.
Das sind bereits wieder 15 US-$ weniger als noch vor wenigen Tagen. Für die Auslieferung im Juni sind die Preise indessen schon wieder auf 305 US-$ gefallen. Die Termine im Herbst liegen dann über diesen aktuellen Kursen. Als Grund für die rückläufige Preisentwicklung wird eine geringere Nachfrage aus der Landwirtschaft durch den Preiseinbruch bei Getreide und Körnermais angegeben. Auch die Lieferungen von billigem Dünger aus Russland und volle Lager der Importeure drücken auf die Kurse. Auch extrem hohe Preise für Erdgas sind mittlerweile kein Thema mehr. Zum Ende der Vorwoche ist die TTF-Notierung in den Niederlanden auf 3,6 ct/ kWh gefallen. Auch wenn die Kurse damit seit der Preisspitze im vergangenen Herbst um den Faktor zehn gefallen sind, liegen die aktuellen Notierungen noch doppelt so hoch wie im Jahr 2021. Der Preisrückgang in diesem Jahr gewährt jedoch einen Spielraum für weitere Preisabschläge bei Düngemitteln.

Reduzierte Nachfrage in Südamerika

Nicht nur hierzulande, sondern auch in Brasilien ist die Düngemittelnachfrage zurückgegangen. Das südamerikanische Land war bislang der Hauptabnehmer für Ammonium-Nitrat aus Russland. Jetzt liegen unverkaufte Mengen in den russischen Exporthäfen und sorgen für Preisdruck. Gleichzeitig hat China seine Harnstoffexporte deutlich erhöht, was die Notierungen in Asien unter Druck gesetzt hat. Indien, ein großer Abnehmer von Harnstoff auf dem Weltmarkt, hat dagegen verkündet, vorerst keine neue Ware zu importieren, da man über ausreichende Lagerbestände verfüge.

Im Gegensatz zu den Stickstoffkursen sind die Forderung für phosphat- und kaliumhaltige Düngemittel noch fest. Hier werden Preisanpassungen nach unten erst ab der zweiten Jahreshälfte erwartet. 

Farbenfrohe Kissen im Frühling

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Im Frühjahr verwandeln Polsterstauden Steingärten, Weg- oder Beetränder und Mauerkronen in ein buntes Farbenmeer. Blaukissen und Steinkraut läuten mit ihren blühenden Kaskaden den Frühling ein. Doch auch Teppichphlox und die immergrüne Schleifenblume bilden dichte Blütenmatten, die sich als schmückende Bänder durch den Garten ziehen.

Frühlingsblühende Polsterstauden lieben sonnig-warme Standorte. Sie kommen mit nur wenig Humus aus und geben sich selbst mit Mauerspalten oder steinhaltigem Boden zufrieden. Schließlich stammen viele Arten aus Gebirgsregionen und sind daher an starke Sonneneinstrahlung, Trockenheit und Wind angepasst. Polsterstauden breiten sich über Ausläufer aus, sodass im Laufe der Zeit kein Fleckchen Erde unbedeckt bleibt. Topfware kann von April bis September gepflanzt werden. Tipp: Für eine bessere Wirkung mindestens drei Exemplare einer Art in der Gruppe pflanzen und im ersten Jahr auf ausreichende Feuchtigkeit achten. Polsterstauden werden von Jahr zu Jahr schöner und punkten mit ihrer Unkraut unterdrückenden Wirkung. Lässt die Blühfreude nach, können sie über Teilung verjüngt werden. Dafür sticht man einfach die äußeren, vitaleren Bereiche ab und pflanzt sie neu ein. Das vergreiste Mittelteil kommt auf den Kompost. Ein guter Zeitpunkt für die Teilung ist direkt nach der Blüte. Tipp: Schleifenblume und Steinkraut nicht teilen, sondern über Stecklinge oder Aussaat vermehren. Nach der Blüte wird es auch Zeit für den Griff zur Schere, damit die Pflanzen schön kompakt bleiben. Um rund ein Drittel dürfen die Triebe zurückgenommen werden. Damit entfernt man die verwelkten Blüten und verhindert die Selbstaussaat. Nachfolgend werden nun einige bewährte Polsterstauden beschrieben.

Das reich blühende Blaukissen (Aubrieta-Hybride) eignet sich gut für die Bepflanzung von Mauerkronen, sieht aber auch im Steingarten und als Wegeinfassung toll aus. Blaukissen bevorzugt einen kalkhaltigen, nicht zu mageren und warmen Boden an vollsonniger Stelle. Die Blütenpolster erscheinen von April bis Mai. Je nach Sorte präsentieren sie sich in Blauviolett, Weiß, Violett, Rosa oder Rot. Ein Rückschnitt nach der Blüte fördert die Blütenbildung für das kommende Jahr. Dünger sollte, wenn überhaupt, nur sehr sparsam verwendet werden, da er zulasten der Winterhärte geht. Als Pflanzpartner empfehlen sich Gänsekresse (Arabis), Schleifenblume (Iberis), Steinkraut (Alyssum) und Schaf-Schwingel (Festuca ovina). Sortentipps: ‚Blue Emperor‘ (blauviolett), ‚Audrey Hepburn‘ (tiefviolettblau), ‚Bressingham Pink‘ (rosa), ‚Bressingham Red‘ (tiefpurpurrot), ‚Winterberg‘ (weiß)

Das ausdauernde Felsen-Steinkraut (Alyssum saxatile) blüht von April bis Mai in Steingärten, Rabatten und auf Mauerkronen. Anfangs wachsen die Triebe noch aufrecht, während der Blüte neigen sie sich dann zu Boden oder hängen in Kaskaden an Mauern über. Ideal ist ein sonniger Standort mit trockenem, humosem und gut durchlässigem Boden, gerne kalkhaltig und nährstoffarm. Selbst schmale Mauerritzen genügen dem Hungerkünstler. Nach der Blüte empfiehlt sich ein Zurückschneiden der Samenansätze, um die Selbstaussaat zu vermeiden und die Pflanze kompakt zu halten. Hübsch wirkt der Kontrast der gelben Blüten mit Blaukissen und Polsterphlox. Gute Nachbarn sind auch Gänsekresse, Schleifenblume und Nelkenarten (Dianthus). Ein paar zwischengepflanzte rote Tulpen setzen kräftige Akzente.
Sortentipps: ‚Compactum Goldkugel‘ (gedrungener Wuchs, 20 cm hoch, goldgelb), ‚Sulphureum‘ (25 cm hoch, schwefelgelb)

Die verschiedenen Sorten des Blaukissens unterscheiden sich vorwiegend durch die Farbe der Blüten.
Der wuchsstarke Phlox ‚Emerald Cushion Blue‘ bildet auf Mauerkronen herrlich überhängende Polster.

Die immergrüne Schleifenblume (Iberis sempervirens) präsentiert ihre schneeweißen Blüten im April und Mai. Mit ihren 25 cm Höhe passt sie gut auf Mauerkronen, eignet sich aber auch als Beet- und Wegeinfassung oder für die Topfkultur. Die Staude braucht einen sonnigen Standort mit mineralischem, kalkreichem und nährstoffarmem Substrat. Halbschatten geht zulasten der Winterhärte. Wichtig: gleich nach der Blüte um ein Drittel einkürzen, damit die neuen Triebe vor dem Winter ausreifen können. Die Schleifenblume harmoniert mit anderen frühjahrsblühenden Polsterstauden, Blau-Schwingel (Festuca), niedrigen Iris-Sorten und Botanischen Tulpen.
Sortentipp: ‚Schneeflocke‘ (blüht reich und früh), ‚Zwerg-Schneeflocke‘ (etwas niedriger und zierlicher)

Zu Füßen des weiß blühenden Flieders strahlen die gelben Kissen des Steinkrauts. Die Samenstände des Steinkrauts sollten vor ihrer Abreife entfernt werden, um die Selbstaussaat zu vermeiden.Fotos: Karin Stern

Seine unglaubliche Blütenfülle macht den Teppichphlox (Phlox subulata) sehr beliebt. Er fühlt sich auf vollsonnigen Standorten mit mager-durchlässigem Boden wohl und empfiehlt sich daher für Hanglagen und Trockenmauern gleichermaßen. Halbschatten verträgt die Staude zwar, blüht dann aber spärlicher. Von April bis Juni erscheint der massenhafte, sternförmige Blütenflor, je nach Sorte in Violett, Blau, Rosa, Weiß oder sogar mehrfarbig. Nach der Blüte bringt man Teppichphlox durch einen Rückschnitt wieder in Form. Verkahlt die Mitte, wird es Zeit für die Teilung. Hübsch wirken in der Nachbarschaft Ehrenpreis (Veronica prostrata) und die Polster-Glockenblume (Campanula). Neben der Verwendung als Bodendecker eignet sich die Staude auch als Unterpflanzung von Hochstämmchen.
Sortentipps: ‚Emerald Cushion Blue‘ (lavendelblau, sehr starkwüchsig, in allen Teilen größer als andere Sorten), ‚McDaniel‘s Cu­shion‘ (rosa Blüten, wüchsig und vital), ‚Maischnee‘ (weiß), ‚Candy Stripes‘ (weiß mit rosaroten ­Streifen)

Die immergrüne Schleifenblume bietet rund ums Jahr einen attraktiven Anblick.
Blaukissen kommt sogar noch in schmalen Mauerritzen zurecht und webt von dort ausgehend seine blühenden Polster.
Die Sorten des Steinkrauts unterscheiden sich in ihren Gelbtönen.
Teppichphlox zeigt an optimalen Standorten Bodendecker-Qualitäten.

Die ersten heimischen Erdbeeren sind reif

Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein und der Obstbauversuchsring des Alten Landes haben am 4. Mai offiziell die Erdbeersaison auf dem Betrieb von Bastian Soltau in Barsbüttel, Kreis Stormarn eröffnet.

Wenn Erdbeeranbauer bereits im Mai regional erzeugte Früchte anbieten können, geht die Nachfrage nach Import-Erdbeeren aus Südeuropa zurück. Die Erdbeerproduktion in den Exportländern, beispielsweise Spanien, verbraucht weit mehr Wasser als hierzulande. Zudem ist Wasser in diesen Ländern ein kostbares, knappes Gut. Außerdem entsteht beim Transport zusätzlich klimaschädliches CO2. Der Selbstversorgungsgrad, der Anteil an in Deutschland produzierten und verzehrten Erdbeeren, liegt bei rund 50 %. Die Empfehlung der Landwirtschaftskammer lauter daher, Erdbeeren direkt vor der Haustür beim Erzeuger regional und saisonal zu kaufen. „Die Früchte schmecken, sind frisch und durch die kurzen Wege wird die Umwelt geschont“, betonte Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer.

Nach einem nassen Februar gestaltete sich der März weiterhin dunkel und kalt. Im April schien zwar öfters die Sonne, aber die Nächte waren bis in die letzten Tage hinein kalt. Wiederholt traten leichte Nachtfröste auf. Trotz dieser kalten Nächte konnte die Sonne die Erdbeeren in den begehbaren Folientunneln sehr gut erwärmen und die frühe Reife ermöglichen, sodass jetzt die ersten Erdbeeren reif sind. Allerdings sind die Freilandkulturen aufgrund des kühlen Aprils noch weit zurück in der Entwicklung. „Aktuell sieht dennoch alles nach guten Voraussetzungen für einen hohen Ertrag aus, aber es kommt eben auf das Wetter der kommenden Wochen an“, so Präsidentin Volquardsen.

Erdbeeren wurden hierzulande zuletzt von 89 Betrieben auf einer Freilandfläche von insgesamt 862 ha erzeugt. Die größten Flächen liegen in den Kreisen Herzogtum Lauenburg (150 ha), Plön und Ostholstein (150 ha).

„Wenn alles glatt läuft, produzieren wir in Schleswig-Holstein rund 10.000 Tonnen Erdbeeren. Dank der Folien stehen Erdbeeren hierzulande nicht erst im Juni bereit und Verbraucher sind nicht auf Ware aus dem Ausland angewiesen!“, sagt Ute Volquardsen. Wie die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) berichtet, griffen 2022 mehr Haushalte zu heimischer Ware als 2021.

Begehbare Folientunnel nehmen zu

Alle Erdbeerbetriebe in Schleswig-Holstein verfrühen einen Teil ihres Anbaues. Das sind rund 300 ha und 30 % der Gesamtanbaufläche. Weitere rund 550 ha Erdbeeren stehen ohne Verfrühung im Freiland.

Eine lang gestreckte Erdbeersaison reduziert das Risiko in einem schwankenden Markt und führt zu einer gleichmäßigeren Auslastung der Arbeitskräfte. Höchstwahrscheinlich werden ausreichend Arbeitskräfte aus nah und fern zum Pflücken und Verkaufen der Früchte da sein, so die Prognose.

Es sind ausreichend Arbeitskräfte für die Ernte und den Erdbeerverkauf vor Ort. Hier Erntehelfer Lukasz Garbaczy aus Polen mit der Pflückkarre im Folientunnel von Hof Soltau in Barsbüttel 

Aufgrund der gestiegenen Energiekosten, Löhne und Logistikkosten haben die Erzeuger höhere Kosten zu verzeichnen. Erdbeerproduzent Bastian Soltau betont, dass zum Saisonauftakt die Preise auf ähnlichem Niveau wie im Vorjahr seien. Er blicke zuversichtlich auf die Saison. Zum Ende der Saison werde man sehen, ob die Preis- und Kostenstruktur zusammengepasst haben.

Kurze Wege durch Direktvermarktung

Der Vorteil der schleswig-holsteinischen Anbauer ist die Marktnähe: Kurze Transportwege ermöglichen besonders geschmacksstarke Sorten und vor allem ein spätes Pflücken reifer Früchte. Viele Erdbeererzeuger setzen auf die Direktvermarktung: In Hofläden oder Verkaufsständen an verbrauchernahen Standorten bieten sie die Früchte pflückfrisch an. Auch bei Bastian Soltau ist die Direktvermarktung ein wichtiges Standbein. Wenn die Früchte zahlreich an den Pflanzen hängen, setzt er – wie viele seiner Kollegen – aufs Selbstpflücken. „Dies soll je nach Wetter in etwa vier Wochen beginnen. Dann können die Verbraucher die leckeren Früchte selber ernten und probieren. Erdbeeren sind lecker und gesund: 100 Gramm Erdbeeren haben lediglich 32 Kilokalorien. Sie haben einen hohen Gehalt an Fruchtsäuren, Mineralstoffen und Vitamin C.“

Reif geerntet werden die prallen, roten Beeren hier direkt vor der Haustür. Das typische Aroma und die absolute Frische sowie der unvergleichliche Geschmack sind Prädikatsmerkmale der kurzen Wege zum Verbraucher im regionalen Anbau. Fotos: Daniela Rixen

Erdbeeren sind sensible Früchtchen. Da sie leicht zerdrückt werden können, sollten sie im Einkaufskorb obenauf transportiert und keiner großen Hitze, beispielsweise im aufgeheizten Pkw, ausgesetzt werden. Auch beim Waschen ist Vorsicht geboten, denn sie verlieren rasch an Aroma, wenn sie einem starken Wasserstrahl oder einem langen Wasserbad ausgesetzt sind. Am besten wäscht man Erdbeeren vorsichtig kurz in einer Schüssel. Die Kelchblätter sollten zuletzt entfernt werden. Tagesfrisch schmecken Erdbeeren am besten.

Frühjahrsentwicklung und Folienschutz

Die Erdbeeren haben schon Anfang März mit dem Wachstum begonnen. Die Felder werden zur Verfrühung ab Mitte Februar mit Folien und Vlies bedeckt. Die Sonne erwärmt dann die Pflanzen und auch den Boden viel schneller. Nach dem nassen Februar brachten der sonnenreiche März und April schnell steigende Temperaturen im begehbaren Folientunnel. Sonne bedeutet immer guten Geschmack.

Fazit

Dank der Folien stehen Erdbeeren hierzulande nicht erst im Juni bereit und Verbraucher sind nicht auf Ware aus dem Ausland angewiesen.

Auf der Internetseite der Landwirtschaftskammer finden sich Kontakte zu hiesigen Obstproduzenten – darunter auch Erdbeererzeuger:

www.lksh.de/landleben/ein​kaufen-beim-erzeuger/obst-aus-der-region

Infos zum Thema „regional einkaufen“ finden sich auch unter www.gutes-vom-hof.sh

Exquisites Starterfeld

In diesem Jahr kann das Deutsche Spring- und Dressurderby in Hamburg eines der besten Starterfelder vorweisen: Aus vielen Ländern der Welt werden die erfolgreichsten Reiter anreisen. Zugleich soll es das nachhaltigste Derby der Geschichte werden. Der Countdown läuft – bald ist Derbyzeit.

Jedes Jahr wird der Nennungsschluss zum Deutschen Spring- und Dressurderby mit Spannung erwartet. Welche Stars im und unter dem Sattel kommen diesmal? Und wer wird schließlich das Derby reiten?

Die Hälfte der aktuellen Top 50 der Welt reist für die Fünfsternetour nach Hamburg-Klein Flottbek, darunter auch der amtierende Vizeweltmeister Jérôme Guery aus Belgien. Aus der Schweiz kommen der Weltcupsieger von 2022, Martin Fuchs, und Steve Guerdat, Olympiasieger von 2012. Gemeinsam wurden sie 2021 Teameuropameister.

Olympiasilber in Tokio ist eine der vielen Medaillen, die Peder Fredricson bereits für Schweden erritten hat, auch er kommt an die Elbe. Die Briten entsenden mit Scott Brash, Harry Charles und Ben Maher ein championatstaugliches Trio. Letzterer ist Olympiasieger der Sommerspiele in Tokio. Die irischen Farben werden von den absoluten Topreitern der Grünen Insel vertreten: Bertram Allen, Denis Lynch und Shane Breen. „Eine derartige Dichte an internationalen Topreitern hat Hamburg lange nicht mehr gesehen“, freut sich Derbychef Volker Wulff.

Aus deutscher Sicht muss leider der Vorjahressieger im Longines Grand Prix of Hamburg, Christian Ahlmann, verletzungsbedingt passen. Doch er wird sicher seinen Kollegen die Daumen drücken. Dazu gehört der amtierende Europameister André Thieme, der als dreifacher Derbysieger natürlich auch für die Derbytour genannt hat. Marcus Ehning, Christian Kukuk und David Will werden ebenfalls anreisen, außerdem die deutsche Nummer eins, Daniel Deußer, und der Shootingstar des vergangenen Jahres, Gerrit Nieberg. Ist Turnier in Hamburg, darf natürlich auch Lokalmatadorin Janne Friederike Meyer-Zimmermann nicht fehlen.

Derby für alle

Ein spannendes Starterfeld kündigt sich auch für das Deutsche Springderby an. Natürlich will Cassandra Orschel nach ihrem Derbysieg im vergangenen Jahr wieder mit ihrer Dacara E angreifen. Denn eins ist klar: Wen das Derbyfieber einmal gepackt hat, den lässt es nicht so schnell wieder los. Die Familie Tillmann reist in diesem Jahr sogar im Dreierpack an: Neben Derbysieger Gilbert (2013 mit Hello Max) kommt auch sein Bruder Frederic, der 2022 auf Platz zwei sprang, dazu Cousin Hendrik, der in diesem Jahr Derbypremiere feiert. Benjamin Wulsch­ner und der Ire Michael Duffy haben gemeinsam, dass sie schon Qualifikationen gewinnen konnten – nicht jedoch das Derby selbst.

Nachhaltigkeit und Inklusion sind inzwischen in aller Munde und werden mit vielen Projekten gefördert. Für das Deutsche Spring- und Dressurderby sind beide Begriffe aber längst nichts Neues. Besucher mit entsprechendem Behindertenausweis können kostenlos beim Derby dabei sein. Einen ganz besonderen Service gibt es dieses Jahr erstmals für sehbehinderte Gäste. Die Reporter von „HörMal Audiodeskription“ sind besonders darin geschult, visuelle Eindrücke in Sprache umzusetzen, und ermöglichen so auch sehbehinderten Menschen, das Derby zu erleben. Als Pilotprojekt gestartet, sind die Tickets der Audiodeskription für das diesjährige Derby bereits vergriffen. Wer dennoch lauschen möchte, kann dies über den Livestream unter www.hoermal-audio.org tun.

Auch beim Thema Nachhaltigkeit ist das Derby in Klein Flottbek nicht erst dem Trend gefolgt: „Wir sind tatsächlich schon lange ziemlich nachhaltig, aber möchten uns da natürlich auch weiterentwickeln“, erklärt Wulff. „An erster Stelle der CO2-Emissionen bei Veranstaltungen steht tatsächlich die Anreise der Besucher. Deswegen möchte ich ausdrücklich darauf hinweisen, dass es eine S-Bahnstation und eine Bushaltestelle direkt am Derbyplatz gibt.“

Nachhaltigkeit überall

Darüber hinaus werden bereits vorhandene Abstellflächen für Fahrräder erweitert. Zahlreiche Park & Ride-Plätze im weiteren Umfeld des Derbyparks sollen den Anreiseverkehr reduzieren. Aber auch hinsichtlich der Materialien, die bei einem solchen Event verbaut werden, wurden umfangreiche Änderungen vorgenommen. Überall, wo es möglich ist, wird auf Mehrweglösungen gesetzt. Das gilt für Stoffe, Teppich und auch für Mehrweggeschirr in der Gastronomie.

Das Stichwort Nachhaltigkeit in der Gastronomie füllt besonders gut der Caterer für den VIP-Bereich: „Dem Landhaus Scherrer, mit dem wir schon viele Jahre zusammenarbeiten, ist das Thema Nachhaltigkeit seit Jahrzehnten sehr wichtig“, so Wulff. Das Team rund um Sternegastronom Heinz Wehmann setzt seit jeher auf regionale Produkte in Bioqualität und unterstützt die Initiativen des Vereins Greentable, der sich für einen „Zero Foodprint“ in der Gastronomie einsetzt. Außerdem erhielt das Landhaus Scherrer in diesem Jahr den sogenannten Grünen Michelinstern. Diese Auszeichnung hebt das Engagement für nachhaltiges Arbeiten der Gastronomen besonders hervor.

Großer Wert wird auch darauf gelegt, dass der Derbypark die Turniertage absolut unbeschadet übersteht, und zwar unter der Kontrolle eines Landschaftsarchitekten. Nicht zu verkennen ist zudem die soziale Nachhaltigkeit, der ein derartiges Event wie das Deutsche Spring- und Dressurderby gerecht wird. Belastbare Studien der Handelshochschule Leipzig (HHL) belegen, dass Reitsportevents dieser Größenordnung sich in Übereinstimmung mit den UN-Nachhaltigkeitszielen befinden und besonders in den Punkten „hochwertige Bildung“, „Geschlechtergleichheit“ und „weniger Ungleichheiten“ überdurchschnittliche Werte erzielen. pm

Sonder-AMK schafft keine Einigung

In der Diskussion um die zukünftige Form der Tierhaltung vermochte auch die Sonder-Agrarministerkonferenz (AMK) „die Kuh nicht vom Eis zu holen“. Die Streitpunkte zwischen Bund und Ländern bleiben die Finanzierung und rechtssichere Vertragslaufzeiten. Einigung konnte bei den Gesprächen vorige Woche erzielt werden im Hinblick auf die Auslegung der TA Luft.

Die Sonder-AMK zum Umbau der Tierhaltung hat in einigen Punkten Einvernehmen erzielen können, ist aber insgesamt hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Auf der Habenseite des Treffens vergangene Woche Freitag in Berlin steht ein erneutes Bekenntnis zu einem Gesamtkonzept sowie zu einer Ausweitung der Tierhaltungskennzeichnung. Die AMK spricht sich dafür aus, die Sauen- und Ferkelhaltung einzubeziehen und die Kennzeichnung auf die Außer-Haus-Verpflegung sowie verarbeitete Produkte auszudehnen. Die Minister bezeichnen die bereitgestellte Summe von 1 Mrd. € als „deutlich zu niedrig“ und plädieren für ein langfristiges Finanzierungskonzept, ohne dass es Hinweise auf Bewegung des Bundes in dieser Frage gibt.

Cem Özdemir. Fotos (2): Imago
Werner Schwarz

Keinen Eingang in den gemeinsamen Beschluss fanden die Forderungen der Unionsländer nach rechtssicheren Verträgen mit Laufzeiten von 20 Jahren, nach einem Förderbetrag von zunächst 80 % bis 90 % der Mehrkosten sowie nach Einbeziehung eines Großteils der Schweine haltenden Betriebe in die Förderung. Einvernehmen erzielte die AMK im Hinblick auf die Auslegung der TA Luft. Ziel ist es, die Genehmigung von Frischluft- und Bioställen trotz höherer Emissionen zu ermöglichen.

Sonder-AMK brachte nur wenige Verbesserungen

Der AMK-Vorsitzende, der schleswig-holsteinische Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU), sprach nach der Sitzung von einigen Verbesserungen, die man auf den Weg gebracht habe. Gemessen an den Empfehlungen der Borchert-Kommission und den Herausforderungen, vor denen die Betriebe stünden, blieben die Beschlüsse jedoch hinter dem zurück, was notwendig sei, stellte er fest.

Wie unterschiedlich die Interpretationen sind, zeigte die Einschätzung von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne), der das Treffen als weitere Etappe auf dem Weg zu einer zukunftsfesten Tierhaltung wertete. „Wir kommen schrittweise voran“, sagte der Grünen-Politiker. Er hielt erneut der unionsgeführten Vorgängerregierung Versäumnisse vor. In den anderthalb Jahren der Ampel-Regierung habe man für die Tierhalter mehr erreicht als in den Jahren davor.

Der Deutsche Bauernverband (DBV) reagierte enttäuscht auf die Ergebnisse. Nach wie vor gebe es nur allgemeine Arbeitsaufträge an Expertengruppen, jedoch keine verbindlichen und zudem nur kurzfristige Zeitvorgaben, kritisierte Generalsekretär Bernhard Krüsken. Eine gemeinsame Auslegung der TA Luft sei nur ein kleiner Schritt. Dem müsse eine Überarbeitung dieser Verwaltungsvorschrift folgen, wenn höhere Tierwohlstandards in der Fläche umgesetzt werden sollten.

Quer durch die Agrarministerien verläuft eine schwarz-grüne Linie. Das zeigen die unterschiedlichen Echos, die die Ergebnisse ausgelöst haben. Der Sprecher der unionsgeführten Ressortchefs, Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU), zeigte sich ebenfalls enttäuscht. „Der Bund muss endlich die Empfehlungen der Borchert-Kommission umsetzen“, forderte der CDU-Politiker. Ohne ein Gesamtkonzept aus Tierhaltungskennzeichnung, langfristiger, verlässlicher und ausreichender Finanzierung sowie Anpassungen im Immissionsschutz und im Baurecht liefen ein Umbau der Tierhaltung und ein Umstieg auf höhere Haltungsformen ins Leere.

„Özdemir schafft Abbau, nicht Umbau“

Die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) kritisierte die Bereitstellung von 1 Mrd. € für vier Jahre angesichts des von der Borchert-Kommission auf 4 Mrd. € pro Jahr veranschlagten Finanzbedarfs als „Feigenblatt“. „Der Bund muss endlich die Karten auf den Tisch legen und sich klar zu mehr Tierwohl bekennen“, forderte die CSU-Politikerin. Sie hielt Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir vor, mit den derzeit geplanten Maßnahmen schaffe er „kein Umbau-, sondern ein Abbauprogramm“.

Aus Sicht der nordrhein-westfälischen Ressortchefin Silke Gorißen (CDU) bewegt sich der Bund beim Umbau der Nutztierhaltung weiter in die richtige Richtung. Bei vielen Forderungen zum Stallumbau habe der Bund in Aussicht gestellt, in der nächsten Zeit die Vorstellungen der Länder anzugehen. Auf Initiative von NRW habe die AMK dem Bund einen Prüfauftrag erteilt, wie Erleichterungen im Immissionsschutzrecht auch für die Vielzahl von kleineren landwirtschaftlichen Betrieben durchgeführt werden könnten.

Unmut über unzureichende Finanzierung

„Wir haben uns auf den Weg gemacht“, sagte Mecklenburg-Vorpommerns SPD-Ressortchef Dr. Till Backhaus. Gleichwohl äußerte auch er seinen Unmut über die unzureichende Finanzierung. Der Bund sei gefordert, das bisher für den Umbau der Tierhaltung veranschlagte Förderbudget deutlich aufzustocken. Backhaus warf der Ampel in Berlin vor, ihr zögerndes Handeln in der Finanzierungsfrage gefährde einen ganzen Volkswirtschaftszweig. Positiv bewertet der SPD-Politiker, dass der Tier- und Immissionsschutz im Bau- und Genehmigungsrecht so harmonisiert werden sollen, dass beispielsweise große Freiluftställe künftig leichter zu realisieren sind. Das sei ein weiterer wichtiger Schritt hin zu mehr Tierwohl, ersetze aber kein finanzstarkes Gesamtkonzept, „dass möglichst vielen Betrieben unabhängig von ihrer Größe eine nachhaltige Perspektive aufzeigt“.

Nach den Worten von Sachsens Landwirtschaftsminister Wolfram Günther (Grüne) wurde der Umbau der Tierhaltung in der Vergangenheit sträflich ausgebremst. Mit der neuen Bundesregierung habe das Thema „endlich wieder die Priorität, die es braucht“. Der Grünen-Politiker räumte ein, man sei noch längst nicht am Ziel: „Ich will eine Tierhaltung, die im Einklang mit unseren Zielen beim Klimaschutz, beim Naturschutz und beim Erhalt der Artenvielfalt steht.“ Günther nannte die Lage der Tierhalter „dramatisch“.

Grüne Minister sehen Ergebnisse positiv

Durchweg zufrieden mit den Ergebnissen der Sonder-AMK zeigte sich Niedersachsens Agrarministerin Miriam Staudte (Grüne): „Man kann sagen, dass sich die Bundesländer wirklich zusammengerauft haben.“ Zu den Verbesserungen zählte die Grünen-Politikerin einen dauerhaften Zugang für Tiere zu einem Auslauf in der Haltungsstufe Auslauf/Weide. Positiv sei auch die sich abzeichnende Lösung bei der TA Luft: „Die große Herausforderung liegt darin, Tieren mehr Auslauf zu gewähren und gleichzeitig Vorgaben für saubere Luft einzuhalten.“ age


Verbände fordern ein echtes Gesamtkonzept – Unzufriedenheit auf allen Ebenen

Im Vorfeld der AMK hatten zahlreiche Verbände ihre Erwartungen formuliert. Der Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), Franz-Josef Holzenkamp, hatte an die Ministerinnen und Minister appelliert, sich klar zur Tierhaltung in Deutschland zu bekennen. Er mahnte die Länder zudem, die Wettbewerbsbedingungen für die Betriebe im Blick zu behalten: „Bei den notwendigen gesetzlichen Anpassungen brauchen wir bundeseinheitliche Regeln, insbesondere beim Immissionsschutzgesetz.“ Unterschiede zwischen den Bundesländern dürfe es hier nicht geben.

Der DBV hatte seine Kritik an den geplanten Obergrenzen im Bundesprogramm zum Umbau der Tierhaltung bekräftigt. Keinesfalls dürfe der überwiegende Teil der landwirtschaftlichen Tierhaltung in Vollerwerbsbetrieben von vornherein aus der Tierwohlförderung ausgeschlossen werden. Dies sei der Fall, wenn die Förderung wie geplant auf maximal 200 Sauen und 6.000 verkaufte Mastschweine jährlich begrenzt werde.

An der Realität vorbei verhandelt

Ähnlich äußerte sich der Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV), Hubertus Beringmeier: In der aktuellen Fassung könne die Förderung nicht zu einem breiten Umbau der Tierhaltung führen, weil durch die vorgesehenen Fördergrenzen nach Betriebsgröße nur eine beschränkte Zugänglichkeit bestehe. Nach wie vor fehle ein schlüssiges Gesamtkonzept, um den tierhaltenden Betrieben für den Umbau langfristige und tragfähige Zukunftsperspektiven zu bieten.

„Die Tierhalter brauchen eine Garantie, dass sie nach dem Umbau auch die höheren laufenden Kosten gedeckt bekommen“, mahnte der Vizepräsident des Landesbauernverbandes in Baden-Württemberg (LBV), Hans-Benno Wichert. Dauer und Höhe der Förderung deckten nicht annährend die tatsächlichen Umbaukosten und können jederzeit vom Gesetzgeber willkürlich gekürzt werden.

Das Landvolk Niedersachsen warnte davor, dass der Umbau der Tierhaltung misslinge. „Wir brauchen endlich das schlüssige und längst vorliegende Gesamtkonzept aus Tierhaltungskennzeichnung, solider Finanzierung und einer Anpassung von rechtlichen Vorgaben zum Immissions- und Baurecht. Kommt das nicht, stolpern wir in eine Sackgasse“, so Landvolk-Vizepräsident Jörn Ehlers.

Wo bleiben Borchert-Empfehlungen?

Die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) forderte ein echtes Gesamtkonzept, das die entscheidenden Genehmigungsfragen im Emissions- und Umweltrecht und ebenso die Finanzierung für die tierhaltenden Betriebe lösen müsse. ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack warf dem Bundeslandwirtschaftsminister vor, entgegen seinen Aussagen nicht den Vorschlägen der Borchert-Kommission zu folgen.

Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) forderte, Betriebe in der Biostufe bei der Finanzierung des Umbaus der Tierhaltung besserzustellen. Für eine faire Wettbewerbssituation müsse die Förderquote für Biotiere bei den laufenden Mehrkosten gleich hoch liegen wie beispielsweise bei der geplanten Stufe „Frischluft“, unterstrich der geschäftsführende BÖLW-Vorstand Peter Röhrig. Röhrig bekräftigte die grundsätzliche Unterstützung des BÖLW für die verpflichtende staatliche Tierhaltungskennzeichnung. Er begrüßte, dass es eine eigene Biostufe geben soll. age

Tag des offenen Hofes war ein Megaerfolg

Alles hat gepasst am 7. Mai zum Tag des offenen Hofes. Das Wetter war stabil, die Preise erschwinglich, die Besucherinnen und Besucher hatten Spaß und nebenbei konnten sie viele Informationen aus der Landwirtschaft mitnehmen.

„Nehmen Sie sich Zeit“, ­hatte Ute Volquardsen, Präsidentin der Kammer, bei der Eröffnung gesagt und so schlenderten die Menschen, Groß und Klein, aus der Stadt und vom Land über das weitläufige Hofgelände mit seinen 90 Ständen, den Versuchsfeldern und Ställen. Landwirtschaft zum Anfassen und Erleben wurde geboten, geschmückt mit einem rustikalen und spaßigen Beiprogramm: Bullen- und Ponyreiten, Feuerwehr, Shantymusik und schmissigem Jagdhorn. Es gab viel zu sehen rund ums Pferd, Hütehunde und Maschinen sowie ein Hofquiz. Überall waren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die man bei Interesse fragen konnte. Alles in allem hat die Kammer mit ihren Partnern ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine gestellt, das über 15.000 Gäste angelockt hat, sodass alle zufrieden nach Hause gegangen sind. Denn überall auf dem Gelände luden gemütliche Sitzecken mit Strandkörben und Bänken zum Pausieren und Schlemmen ein. Produzenten aus der Region und Lebensmitteleinzelhändler Rewe hatten aufgefahren: Fisch und Fleisch, Milchprodukte und Käse, Backwaren und Honig, Gemüsepflanzen, Dekoration, Pflanzen und lässige Bekleidung.

Wer schwindelfrei war, konnte sich mit der Arbeitsbühne in den Himmel fahren lassen. Von oben hatte man einen fantastischen Ausblick auf das Gelände und die Umgebung des Ostholsteinischen Hügellandes mit ihren wunderbar leuchtenden Rapsfeldern.

Wieder festen Boden unter den Füßen, galt es noch die Bau- und Energieausstellung mit Tipps rund um den Stallbau, die Stalleinrichtung und das Energiesparen zu besuchen.

Fröhliche Begrüßung beim Tag des offenen Hofes mit Holzschnitzereien
Minister Werner Schwarz (r.) und Kreispräsident Stefan Leyk (li.) informierten sich bei Dr. Sophie Diers und Claus-Peter Boyens über die aktuelle Entwicklung in der Schweinehaltung.
Landwirtschaftskammerpräsidentin Ute Volquardsen eröffnete die Veranstaltung.
Pastorin Anja Haustein hielt einen plattdeutschen Gottesdienst ab.
Eine Feldfahrt durch den blühenden Raps ist ein besonderes Erlebnis.
Baumarten-Memory und Informationen übers Ökokonto bei der Forstabteilung
Wer besteht das Getreideabitur?
Und wer träumt nicht von einem Oldtimer?
Hier ist nicht ganz klar, wer wen beäugt.
Gemütliche Sitzecken überall auf dem Gelände
Hans-Jochim Rohweder (r.), Chef der Bau- und Energieausstellung, hatte guten Zulauf.
In und bei der Reithalle herrschten immer viel Aktion, Spaß und Andrang.
Wunderbare Torten und Kuchen bei den LandFrauen
Die Lütjenburger Liedertafel sorgte für Stimmung.
Auch Hundevorführungen begeisterten die Gäste in der Reithalle.
Viele blickten hinter die Kulissen, etwa bei der neuen Gruppenhaltung für Kälber.
Isabel van der Walle (Rewe, r.) am Stand der KäseStraße


Strategien auf Verbandsebene sind gefragt

Die Position des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH) zum geplanten Nationalpark Ostsee diskutierten die Mitglieder des Landesvorstandes am Mittwoch auf ihrer Sitzung im Detlef-Struve-Haus in Rendsburg. Ebenso stand der Ausgang der Sonder-Agrarministerkonferenz (AMK), die am vorigen Freitag in Berlin stattfand, auf der Tagesordnung.

Die Bedenken unter den Mitgliedern des Landesvorstandes gegenüber den Planungen zu einem Nationalpark Ostsee, den Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) vorsieht, sind groß. Der verbleibende Handlungsspielraum für die Landwirtschaft wird als nur gering eingeschätzt, wenn das Vorhaben an Fahrt gewinnt.

Diese Einschätzung unterstrich Heinrich Mougin, der in der vorigen Woche für den BVSH am Verbändegespräch zum Nationalpark Ostsee teilgenommen hat. Dort stellte sich heraus, dass die Masse der Verbände, bis auf den BUND, Bedenken hegt, oder das Projekt aus den unterschiedlichsten Beweggründen, wie der Einschränkung des Tourismus oder der Fischerei, entschieden ablehnt.

Die Lage des geplanten Nationalparks sei so geschickt ausgewählt, dass die betroffenen Kreise regelrecht gespalten würden. So sei der Kreis Ostholstein genau zur Hälfte betroffen. Das werde es immer erschweren, auf Kreisebene Mehrheiten zu organisieren, wenn es um Protest ginge, so Mougin.

Landwirtschaft betroffen

Das Argument von Umweltminister Goldschmidt, die Landwirtschaft sei nicht betroffen, wies Mougin zurück. So verlaufe beispielsweise in Entfernung von nur 1.000 m Luftlinie zur Lehr- und Versuchsanstalt Futterkamp in Blekendorf die Grenze zum Sehlendorfer Binnensee, der an die Hohwachter Bucht grenzt.

BVSH-Vorstandsmitglied und Vizepräsident Ludwig Hirschberg, plädierte für eine klare Strategie auf Verbandsebene. Die Forderungen gingen dahin, dass von Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) noch vor der Kommunalwahl erwartet wird, dass er sich zu dem Thema äußert und positioniert.

Jennifer Müller und Inken Burmester berichteten zum aktuellen Arbeitsstand des Unterneh­merinnen­netzwerkes des BVSH. Die Vorstandssprecherinnen des Netzwerkes erläuterten, dass sie aktuell dabei sind, die Kommunikationswege auszubauen. Zugleich werde daran gearbeitet, Vertreterinnen für die BVSH-Fachausschüsse zu benennen. Präsident Klaus-Peter Lucht unterstrich die hohe Bedeutung des Netzwerkes für den BVSH und betonte, wie wichtig ihm die Sichtweise der Frauen auf die Themen der Agrarpolitik und -wirtschaft sei. Hirschberg äußerte die Erwartung, dass sich in Zukunft mehr Frauen zu den Verbandswahlen aufstellen lassen.

Enttäuschung über AMK

Mit Blick auf die Sonder-AMK waren sich alle einig: sie hat nichts gebracht. Vizepräsident Dietrich Pritschau betonte zwar, dass die aktuell hohen Ferkelpreise die Branche beruhigen und dazu beitragen, Verluste aus dem vorigen Jahr auszugleichen, dennoch sei für die Zukunft der Betriebe auf politischer Ebene weiterhin nichts geklärt.

Von Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) hätte man in der Pressekonferenz und gegenüber dem Berufsstand deutlichere Worte erwartet über den verpassten Ausgang der AMK. 

Klaus-Peter Lucht, Ludwig Hirschberg, Dietrich Pritschau, Heinrich Mougin, Inken Burmester und Jennifer Müller (v. li.). Fotos: mbw