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Getreideernte wird zur Zitterpartie

Marktkommentar
Von Karsten Hoeck, LK-Markt
Foto: Imago

Gespannt blicken die Landwirte derzeit auf die Wetterprognosen. Nur vereinzelt sorgten Niederschläge bislang für etwas Minderung der Trockenheit. Der Blick auf die Getreide- und Grünlandflächen macht deutlich, dass der Klimawandel auch in unseren Breitengraden angekommen ist. Das zunehmend extreme Wetter sorgt für schwankende Erträge und beeinflusst damit die Märkte sowie demzufolge die Erlöse der Landwirte. Hierzulande sind besonders die Weizenbestände, die Sommerfrüchte und die Grünlandflächen betroffen. Zum Teil wird schon Getreide als Ganzpflanzensilage geerntet, um genügend Futtervorräte für den Winter zu sichern. Da auch in den Weizen- und Sojaanbauregionen der USA Trockenheit herrscht, schwanken die Kurse für Getreide und Eiweißpflanzen. Im Mai gaben die Kurse nach. Diese Schwächephase ist mittlerweile überwunden. Im Juni stiegen die US-Sojakurse von 13 auf 15 US-$/bu, die Matif-Weizennotierungen stiegen im gleichen Zeitraum von 221 auf 247 €/t.

Europas Gerstenernte auf Vorjahresniveau

Mittlerweile hat die Getreideernte in Europa begonnen. Die Trockenheit hat in Spanien bereits für eine Missernte gesorgt. In Frankreich und Italien gab es dagegen noch rechtzeitig Regenfälle, die das Schlimmste verhindert haben. Auch die Ernte im Schwarzmeerraum wird aktuell wieder umfangreich eingeschätzt. Aktuell gibt es bereits günstige Offerten aus dieser Region für Futtergetreide Richtung Spanien. Die Ernte im Vereinigten Königreich ist ebenfalls nicht so stark von der Trockenheit betroffen. Damit könnte auch von dort Gerste auf den westeuropäischen Markt drängen. Die gesamteuropäische Gerstenernte wird trotz der regional schwierigen Umstände etwa so hoch wie in den Vorjahren eingeschätzt. Das Angebot an Braugerste könnte dagegen knapp werden. Gerade in den baltischen Ländern und in Skandinavien sollte es aufgrund der Trockenheit zu Qualitätseinbußen kommen. Dort dürfte einiges an Braugerste als Futtergetreide vermarktet werden.

Wasser – der neue Rohstoff?

Wie in den vergangenen Jahren ist auch in diesem Jahr besonders Ostdeutschland von der sommerlichen Trockenheit betroffen. Neben reduzierten Ernteerträgen und Waldbränden macht man sich dort auch Sorgen hinsichtlich der Trinkwasserversorgung. Das Land Berlin prüft Pläne zum Bau einer Pipeline zur Ostsee, über die Trinkwasser aus einer Entsalzungsanlage transportiert werden könnte. Das kostbare Gut Wasser wird immer knapper. Der Verbrauch in Trinkwasserqualität steigt jährlich – und das weltweit. In Deutschland beträgt der Wasserverbrauch pro Kopf 130 l – am Tag! 50 % des verbrauchten Wassers müssten gar kein aufbereitetes Trinkwasser sein. Wo möglich, könnte man Regenwasser auffangen und als Brauchwasser nutzen. Für Beregnungsanlagen könnte man im Winter Niederschläge in Teichen sammeln. In Frankreich versucht man das Abfließen von Regenwasser mit dem Bau von Wasserspeichern zu verhindern. Im Konflikt über die „gerechte“ Aufteilung des Rohstoffs Wasser ist es dort im vorigen Winter zu gewaltsamen Auseinandersetzungen gekommen, denn Teile der Bevölkerung sind gegen die Bevorzugung der Landwirtschaft bei der Wasserzuteilung.

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