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Jomsburg – Sommerbaustelle der freireisenden Gesellen 

Die Sommerbaustelle auf der Jomsburg in Dänisch-Nienhof, Kreis Rendsburg-Eckernförde, ist in vollem Gange. Freireisende Gesellen helfen den Jomsburg-Pfadfindern bei der Sanierung des in die Jahre gekommenen Gebäudes. 

Die Dachstühle auf dem Wehrgang und den beiden Burgtürmen der Jomsburg stehen. Immer wieder halten Autofahrer an, um den Baufortschritt auf der Burg zu fotografieren. Denn die beiden Türme und der Wehrgang sind gut von der Straße aus einzusehen. 

Nebenan liegen 10.000 Dachpfannen und warten darauf, auf die Dachlatten gehängt zu werden. Die Dachpfannen sind eine Spende der Firma Braas. 20 Jahre muss ein Unternehmen nach Einstellung der Produktion einer bestimmten Partie Ersatz vorhalten. Diese 20 Jahre sind verstrichen, wovon die Jomsburg-Pfadfinder jetzt profitieren. Gespendet wurden aber nicht nur Dachpfannen, sondern auch Dachlatten, Transportleistungen, Lebensmittel für die Verpflegung der Gesellen, Zahnpasta und Zahnbürsten. Eine Großbäckerei aus der Nähe liefert Brötchen, Brot und Kuchen ohne Rechnung. Ein Hühnerhof liefert Eier und Suppenhühner, ebenfalls ohne Rechnung. 

Das Gut Birkenmoor stellte kostenfrei Land für den Gemüseanbau zur Verfügung (siehe Ausgabe 18 vom 6. Mai 2023). Ein örtlicher Bäckermeister half einer Lehmbauerin auf der Walz beim Bau eines Lehmbackofens. Benachbarte Pfadfindergruppen liehen Zelte aus. Pfadfindereltern und Ehemalige spendeten 40.000 €. Überall stießen die Pfadfinder und die Gesellen auf Offenheit und Großzügigkeit. Die Aktivregion Eckernförder Bucht fördert das Projekt mit 71.000 €. Darin enthalten sind unter anderem Projekt- und Architektenkosten, Kosten für das Brandschutzkonzept, sowie Minijobs. Materialkosten werden nicht gefördert.

Die alte Burg war inzwischen in die Jahre gekommen. Der Sanierungsstau war groß und von einem so kleinen Verein nur schwer zu wuppen. Dann gab es den berühmten Sechser im Lotto. Die freireisenden Gesellen entschieden sich dafür, ihre Sommerbaustelle auf der Jomsburg einzurichten. Hier arbeiten die Gesellen vier Wochen lang nur für Kost und Logis, im Durchschnitt 80 junge Frauen und Männer, insgesamt mehr als 100, denn nicht alle können vier Wochen bleiben. Und: Es wird nicht nur saniert, sondern auch eine Freiluftküche und ein Lehmbackofen neu gebaut. 

Zwei Gesellen des Orga-Teams: der fremde und freie Tischler-Geselle Locke (li.) und die fremde und freie Zimmerergesellin Anna-Lena

Seit September 2022 liefen die Vorbereitungen durch ein fünfköpfiges Orga-Team der Gesellen und durch die Pfadfinder. Mit dabei ist der fremde und freie Tischlergeselle Locke. Seit dreieinhalb Jahren ist er auf der Walz und will die fünf Jahre noch unbedingt voll machen. Die fremde und freie Zimmerin Anna-Lena ist seit 2020 auf der Walz. Die Mindestzeit von drei Jahren und einem Tag hat sie bereits geschafft, doch auch sie wird wohl länger unterwegs bleiben. „Es macht einfach unheimlich viel Spaß.“ Sowohl für Locke als auch für Anna-Lena ist es die erste Sommerbaustelle, die sie selbst mit organisieren.

Zum Tag der offenen Burg am 24. Juni, an dem gleichzeitig auch das Bergfest der vierwöchigen Sommerbaustelle und das Richtfest für die neuen Dächer gefeiert wurde, hatten die Jomsburger Pfadfinder einen prominenten Ehemaligen eingeladen: Vizeadmiral Jan C. Kaack, Inspekteur der Marine, verzierte seine Uniform mit einem Pfadfinderhalstuch und plauderte in seiner kurzweiligen Festrede aus dem Nähkästchen: „Im Grunde habe ich die ganze Kindheit auf der Burg verbracht”, verriet der 1962 geborene Jomsburger der ersten Stunde. „Was habt ihr aus der Burg gemacht! Da bekommt man Lust, wieder anzufangen.“ Bei den Jomsburg-Pfadfindern habe er Begeisterung erlebt und gelernt, Verantwortung zu übernehmen sowie bei Rückschlägen nicht gleich aufzugeben. Auch seine Frau habe er hier auf der Burg kennengelernt. 

Der fremde Goldschmied Arne weiß auch mit echtem Schmiedefeuer umzugehen.

Nicht für jeden Gesellen gibt es die passende Arbeit auf der Burg. Aber so eine Sommerbaustelle ist auch dazu da, um über den eigenen Tellerrand zu schauen und von anderen zu lernen. Auch Arbeit außerhalb der Baustelle ist im Einzelfall möglich. So arbeiteten Gesellen vorübergehend auf einem Bauernhof in der Nähe und ließen sich den Lohn in Rindfleisch auszahlen. Eine Metzgerin bot einen Zerlegekurs für die fachfremden Gesellen an. 

Bei der Sommerbaustelle treffen unterschiedliche Gewerke und Menschen aufeinander. In Doppelfunktion mit dabei ist Lasse. Er ist Jomsburg-Pfadfinder und Handwerker. Eine Tischlerlehre hat er erfolgreich abgeschlossen. Jetzt ist er im ersten Lehrjahr als Zimmerer. Bei der Sommerbaustelle hat er das neue Burgtor gebaut. Arne, fremder Goldschmied hat auf der Walz auch das „richtige“ Schmiedehandwerk kennengelernt und steht am Tag der offenen Tür am Schmiedefeuer, um den Gästen das alte Handwerk zu zeigen. Er wird die Beschläge für das Burgtor fertigen.

Charlie, fremde und freie Holzbildhauerin und seit mehr als vier Jahren auf der Walz, bearbeitet einen Balken, der nicht nur gut hält sondern auch gut aussieht.

Charlie ist fremde und freie Holzbildhauerin und seit mehr als vier Jahren auf der Walz. Auf der Jomsburg sorgt sie dafür, dass die neu verbauten Balken nicht nur halten, sondern schön aussehen. Sie ist seit Pfingsten dabei und will bis zum Schluss bleiben. Der 16-jährige Jesse ist seit zehn Jahren bei dem Jomsburgern, allerdings beim Kieler Stamm. Dort ist er zusammen mit seinem Bruder für die Zelte und das übrige Material verantwortlich, das Pfadfinder für Zeltlager so brauchen. Am Tag der offenen Tür ist er zum ersten Mal auf der Sommerbaustelle. „Ich bin überrascht, wieviel in so kurzer Zeit schon entstanden ist.“ 

Info:

Der „Jomsburg – Freier Pfadfinderbund e.V.“ ist ein kleiner freier Pfadfinderverband – parteipolitisch neutral und konfessionell nicht gebunden – mit derzeit 60 aktiven Mitgliedern an den Standorten Eckernförde, Kiel und der Jomsburg. Mitmachen können Kinder ab sechs Jahren. Geleitet wird der Verein seit Dezember 2022 erstmals von einem Vorstand, der ausschließlich aus Frauen besteht. Vorsitzende ist die 20-jährige Studentin Jule Lüthje. 

In der Regel endet die aktive Zeit bei den Jomsburgern wie bei allen Pfadfindern mit Mitte 20, denn bei den Pfadfindern gilt das Prinzip „Jugend führt Jugend“. Gruppenleiter sollen vom Alter her möglichst dicht am Alter der Gruppenmitglieder sein. Auch ehrenamtliche Vorstandspositionen werden in aller Regel mit jungen Menschen besetzt. Wer die 26 überschritten hat, verliert sein aktives Wahlrecht. So soll sichergestellt werden, dass junge Menschen lernen, früh Verantwortung zu übernehmen und dass die Ideen der jungen Leute im Verein zum Zuge kommen. 

Der Sitz der Jomsburg-Pfadfinder ist die Jomsburg am Rande von Dänisch Nienhof. Sie wurde von 1975 bis 1988 von den Jomsburg-Pfadfindern in Eigenleistung erbaut. Während der „Jomsburg – Freier Pfadfinderbund e.V.“ für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen zuständig ist, unterstützt der später gegründete „Jugendburg Jomsdorf e.V.“ den Pfadfinderbund, insbesondere bei burgbaulichen Fragen und Verpflichtungen. 

Die Jomsburger Pfadfinder gehören zum Deutsche Pfadfinderverband (DPV) mit Sitz in Köln. Er vertritt die Interessen von zirka 29.000 Kindern und Jugendlichen, die in zwölf Mitgliedsverbänden organisiert sind. Die Jomsburger gehören innerhalb des DPV zu den kleineren Verbänden. Der DPV wiederum gehört zu den kleineren Pfadfinderdachverbänden in Deutschland. Er ist Mitglied im Deutschen Bundesjugendring. Die Jomsburg trägt den Namen einer historischen Wikingerburg aus dem 10. Jahrhundert n. Chr. 

„WinterWale“ im Sommer

Bilder des preisgekrönten norwegischen Fotografens Audun Rikardsen waren bereits im Rahmen von Ausstellungen zum GDT-Wettbewerb „Europäischer Naturfotorgraf des Jahres“ zu sehen. Nun widmet ihm das Stadtmuseum Schleswig mit 40 ausgewählten Exponaten eine eigene Ausstellung: „WinterWale“ beeindruckt mit einzigartigen Aufnahmen und ist bis zum 17. September zu sehen. 

Museumsleiterin Dr. Dörte Beier freut sich sehr darüber „einen Hochkaräter der Fotografie“ präsentieren zu können, der auf seine ganz eigene Weise seine Arbeit als Wissenschaftler mit dem Können eines Naturfotografens verbindet. 

Der norwegische Naturfotograf Audun Rikardsen nahm an der Eröffnung seiner Fotoausstellung im Stadtmuseum Schleswig teil.
Foto: Iris Jaeger

Aufgewachsen in einem kleinen Fischerdorf in Nordnorwegen entwickelte Audun Rikardsen schon früh eine große Faszination für die nordische Natur, insbesondere für die Tierwelt über und unter Wasser. Seine Berufswahl überrascht daher wenig und erklärt auch seine Vorliebe für Walfotos sowie Naturaufnahmen der arktischen Küste: Audun Rikardsen arbeitet als Professor für Süßwasser- und Meeresbiologie an der Arctic University of Norway in Tromsø, mit dem Schwerpunkt Walforschung. 

2010 begann seine Leidenschaft für Naturfotografie, bereits wenige Jahre später wurden seine Bilder weltweit in allen großen Fotowettbewerben ausgezeichnet. So wurde er unter anderem 2016 von der Gesellschaft für Naturfotografie (GDT) zum Europäischen Naturfotografen des Jahres gekürt, erhielt im selben Jahr den prestigeträchtigen Fritz-Pölking-Preis der GDT. Beim renommiertesten Naturfotowettbewerb der Welt „Wildlife Photographer of the Year“ gewann er mit einer Adler-Fotoserie den Portfolio-Preis. „Bei diesem Wettbewerb wurden 42.000 Fotografien aus 96 Ländern eingereicht, da zu gewinnen, ist schon herausragend“, erklärte Dörte Beier.

Mit dieser eindrucksvollen Aufnahme eines Schwertwals, der im Dunkel der Polarnacht zum Atmen auftaucht, wurde Audun Rikardsen 2016 zum Gesamtsieger des Wettbewerbs Europäischer Naturfotograf des Jahres der Gesellschaft für Naturfotografie (GDT) gewählt.

„In der Person Rikardsen vereinen sich gleich mehrere herausragende Eigenschaften“, hob die Museumsleiterin bei der Ausstellungseröffnung vergangene Woche hervor: „Da ist zunächst sein fundiertes Wissen über seine Motive, sein ausgeprägter Sinn für Ästhetik, seine vielseitigen Begabungen und seine Kreativität sowie seine besonderen technischen Fähigkeiten im Umgang mit seiner Fotoausrüstung“, so Beier. Rikardsens Besonderheit in der Fotografie liegt in der Wahl seiner Motive und in der Art und Weise, diesen eine völlig neue Perspektive zu verleihen. So hatte er die Idee, den Fischfang eines Adlers aus Unterwassersicht zu fotografieren. Dafür positionierte er die Kamera unter Wasser und köderte die Adler mit einem Fisch, um dann Anflug und Zuschlag aus Sicht des Fisches zu fotografieren. 

Bis zum Gelingen der Bilder vergingen drei Jahre. Eine weitere Besonderheit seiner Arbeiten ist das zeitgleiche Fotografieren von Vorgängen unter und über Wasser. Dafür entwickelte er ein spezielles Kamerasystem inklusive Unterwassergehäuse und Blitz. Darüber hinaus scheut er nicht die Herausforderung, sich mit der schweren Ausrüstung bei eisiger Kälte tauchend zwischen Wale, Heringsschwärme und die Netze von Fischern zu wagen. Auf diese Weise entstehen einzigartige Fotos, zum Beispiel von Killerwalen, die Fischtrawlern folgen und umkreisen, um beim Heringsfang nicht leer auszugehen. Dieser Interessenskonflikt zwischen lokalen Fischern und jagenden Walen, die um das Silber des Meeres (Hering) konkurrieren, sei ein Aspekt, auf den die Ausstellung hinweisen möchte, so Beier. Es gehe um weit mehr als um herausragende Einzelaufnahmen.

„Koexistenz“: Mitunter profitieren Fischer und Wale voneinander

Rikardsen schafft es in seiner Funktion als Taucher, Naturschützer, Fotograf und Wissenschaftler den Fokus auch auf menschliche Verhaltensweisen zu richten, ohne erhobenen Zeigefinger, aber mit kreativ ausgewähltem Fokus, der den Blick des Betrachters gekonnt auf die Dinge richtet, die da nicht in Ordnung sind: vermüllte Strände, Wale, die sich in Internetkabeln oder Fischereigeschirr verfangen, Fischkutter die Unmengen von Hering wieder ins Meer ablassen, weil zu viel gefangen wurde und nicht alles an Bord passte. „Ich mag es, Teil der Natur und Elemente zu sein“, sagte Rikardsen bei seinem Bildvortrag über seine Arbeit. Ich nutze die Fotografie, um meine Geschichten zu erzählen und den Menschen meine Wissenschaft zu zeigen. Gleichzeitig kann ich meine Wissenschaft nutzen, um bessere Bilder zu machen.“ 

Die Vernissage im Stadtmuseum Schleswig war ein voller Erfolg, der Ausstellungsraum mehr als gut besucht.
Foto: Iris Jaeger
Trotz ihrer Größe und ihres immensen Gewichts bewegen sich Buckelwale mit großer Leichtigkeit und Eleganz.
Fotos: Audun Rikardsen
Schwertwale sind sehr intelligente Tiere. So verwundert es nicht, dass sie schnell gelernt haben, dass sich in der Nähe von Fischerbooten leichte Beute machen lässt.
Ein außergewöhnliches Porträt eines Steinadlers, aufgenommen mit einer ferngesteuerten Kamera.
Während das Polarlicht am winterlichen Sternenhimmel tanzt, suchen im flachen Wasser der Küste zwei Seesterne nach Nahrung.


Start zur Planung 2024

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Reflektion, Aufgabenverteilung und Jahresplanung  standen für den Landesvorstand der Landjugend bei der Zwischenklausur auf dem Programm. Dabei lag der Fokus neben dem kritischen Blick auf die tägliche Arbeit vor allem auf der Planung des Deutschen Landjugendtages 2024 in Jübek. Ausführlicher Bericht in der aktuellen Bauernblatt-Ausgabe.

Einmal Laju – immer Laju

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Seit 25 Jahren ist der Freundeskreis der ehemaligen Landjugendgruppe Wahlstedt aktiv. Die LJG Wahlstedt, Kreis Segeberg, gründete sich 1956. Der zum Vorsitzenden gewählte Landwirtssohn Hans Rahlf leitete damals die Versammlungen, zu der sich die Lajus einmal wöchentlich in Eckerts Gastwirtschaft trafen. Da einige Fahrenkruger dabei waren, gab es auch Treffen in der dortigen Gaststätte Moorkrug.

Nach Auflösung 1967 erlebte die Laju 1998 eine kleine Wiedergeburt mit der Gründung des Freundeskreises. Seitdem treffen sich ehemalige Mitglieder und Freunde, um Erinnerungen auszutauschen und Reisen zu unternehmen.

Claudia Jürgensen leitet Wahlen in Mainz

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Petra Bentkämper bleibt für weitere vier Jahre an der Spitze des Deutschen LandFrauenverbandes (dlv). Das ergab die Wahl auf der dlv-Mitgliederversammlung am Dienstag in Mainz. Die Präsidentin des LandFrauenverbandes Schleswig-Holstein, Claudia Jürgensen, saß als Wahlleiterin dem Wahlausschuss vor.

Bentkämper kündigte nach ihrer Wiederwahl an, den Fokus künftig  auf die Verbandsentwicklung, die Schärfung des Verbandsprofils sowie die Arbeit an einem neuen Leitbild zu richten. 

Auf der Tagesordnung der Mitgliederversammlung stand auch die Vorbereitung des Deutschen LandFrauentages, der am 2. Juli 2024 in Kiel stattfinden wird.

Der neue dlv-Vorstand mit (hintere Reihe v. li.) Heidrun Diekmann (Beisitzerin, NW), Daniela Ruhe (Hauptgeschäftsführerin) und Jutta Kuhles (Beisitzerin, RP). Vordere Reihe v. li.: Claudia Nielsen (Beisitzerin, MV), Christine Reitselshöfer (zweite Vizepräsidentin, BY), Petra Bentkämper (Präsidentin, NI), Ursula Braunewell (erste Vizepräsidentin,HE) und Ursula Pöhlig (Beisitzerin, HE). Foto: Alexander Sell/dlv

Kartoffeln, Alpakas und Fayencen

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Was das Urstromtal rings um Kellinghusen alles zu bieten hat, erlebten die Vorstände der Ortsvereine des KreisLandFrauenverbandes Steinburg bei der diesjährigen Kreisausfahrt. Die Themen waren auf jeden Fall abwechslungsreich, denn sie besuchten den Landwirt und Kartoffelbauern Matthias Hadenfeldt, machten Bekanntschaft mit Alpakas und erfuhren bei Sekt und Saft viel über die berühmten Kellinghusener Fayencen. Ausführlicher Bericht in der aktuellen Bauernblatt-Ausgabe.

Dr. Umes und der Rat seiner Mutter

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Mit 13 Jahren kam Umes Arunagirinathan aus Sri Lanka in Frankfurt an. Heute ist er Herzchirurg und Autor. Jetzt war er zu Gast bei den Segeberger LandFrauen. Kreisverbandsvorsitzende Petra Fahje freute sich über eine volles Haus. Über 100 LandFrauen waren zu dem Festabend gekommen. Welchen Rat Dr Umes von seiner Mutter bekam im aktuellen Bauernblatt.

Kreisvorsitzende Petra Fahje aus Willingrade freute sich über den großen Zuspruch.
Volles Haus: Über 100 LandFrauen waren nach Leezen gekommen.

Ziemlich dicke Freunde

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Resilienz nennt man die Widerstandskraft gegen Belastungen, Krisen und Schicksalsschläge. Unterstützen kann dabei eine Beschäftigung abseits vom Beruf, die Freude bereitet, den Kopf frei macht und Kraft schöpfen lässt. Das Bauernblatt hat Landwirte und Landwirtinnen mit ungewöhnlichen Hobbys befragt. Heute: Volker Bielfeldt aus Klein Wittensee fährt Hunderennen.

„Geh‘n wir Fahrradfahren?“ Volker Bielfeldt spricht es beiläufig aus, aber sofort steht Pepe auf und wedelt mit dem Schwanz. Dabei wird das heute noch nicht einmal ein Training, sondern nur eine kurze Demonstrationsfahrt für den Bauernblatt-Reporter. Denn der zehnjährige Rüde Pepe, eine Deutsch-Kurzhaar-Deutsch-Drahthaar-Mischung, ist nicht mehr gesund genug für den Zughundesport. „Erst kam Corona, dann war er krank“, erklärt Bielfeldt. Traurig für Mensch wie für Hund! Eigentlich hätte es oben heißen müssen, „er fuhr Hundrennen“, aber wer weiß, was künftig noch sein wird!

Der 61-jährige Volker Bielfeldt, der in der Außenlage von Klein Wittensee im Kreis Rendsburg-Eckernförde wohnt, ist Landwirt im Ruhestand. Er betrieb Schweinemast mit rund 1.500 Tieren und bewirtschaftete 80 ha Acker. Vor 15 Jahren gab er schon einen Teil seines Betriebes an seinen Sohn Hendrik ab, 2020 den Rest.

Der Hund an seiner Seite

Der Hund zieht, anders als bei einem normalen Fahrradspaziergang, das Rad.

Mindestens einen Hund gab es schon immer in seiner Familie – Hofhunde, die eben so mitliefen und eher auf seine Frau geprägt waren. 2014 aber schaffte er sich einen Hund an, den er an seiner Seite haben wollte – ebendiesen Pepe, der auch jetzt beim Gespräch an seiner Seite liegt. „Das war erst noch nicht sportlich gedacht, sondern als Begleitung.“

Doch damit war Pepe nicht ausgelastet. „Er ist ein Jagdhund, aber ich bin kein Jäger“, erklärt Bielfeldt. Er ging mit ihm zur Hundeschule für allgemeine Erziehung und Kontakte mit anderen Hunden, für Leinenführigkeit und Nasenarbeit. Dabei werden auch Parcours gelaufen, und da sprach ihn die Trainerin auf den Zughundesport an. „Probieren Sie doch mal, ob er ziehen mag!“ Und das mochte er.

Bielfeldt wurde Mitglied im Norddeutschen Schlittenhunde Club (NSC) in Gettorf und besuchte ein Seminar für Hundeführer – sie werden Musher genannt –, wo er Tipps für Training, technische Ausrüstung und Regeln für die Rennen lernte. Er übte mit dem Hund die Kommandos ein – rechts, links, Stop, „das mussten wir etwa ein Jahr lang trainieren“. Dann erst ging es auf Rennen, etwa drei Mal im Jahr im norddeutschen Raum bis nach Nordrhein-Westfalen, 2019 auch einmal zur Deutschen Meisterschaft in Niedersachsen. „Da lag ich im guten Mittelfeld und war sehr zufrieden.“

Ab die Post!

Bielfeldt startete in der Klasse Bikejöring, da zieht der Hund das Fahrrad. „Das ist anders als wenn man mit dem Hund an der Seite Fahrrad fährt“, erklärt er. Als Gefährt tut es ein gutes Mountainbike. Die Rennen gehen über eine Strecke von 5 bis 6 km in zwei Läufen, einer am Sonnabend und einer am Sonntag – der Hund darf sie vorher nicht kennen. Die Rennen werden in Bestzeiten von etwa 10 min durchlaufen. Neben Bikejöring gibt es noch die Disziplinen Canicross, wo der Hundeführer läuft, Dogscootering für spezielle Roller und Gespannfahren mit Wagen oder Schlitten und mehreren Zughunden. Bielfeldt betrieb nur die Disziplin mit dem Fahrrad. Außerdem wird in verschiedenen Altersklassen der Hundeführer gestartet, „Ü 40 ist meine Klasse“. Um die 100 Teams nehmen an kleineren Rennen teil, bis zu 300 an den größeren.

Und dann geht die Post ab! Gestartet wird im Abstand von 2 min. Bielfeldt zeigt ein Kurzvideo: Pepe ist schon ganz aufgeregt, er hat die Vorgängerhunde in der Nase und strebt wie wild hinterher.

Wichtiger als Futter

Das wurde natürlich zu Hause geübt, auf den Feldwegen und kleinen Straßen, drei bis viermal in der Woche für je eine halbe bis ganze Stunde. Da Bielfeldt damals noch viel auf dem Feld war, fand das abends statt, „und Pepe hat schon darauf gewartet. Wichtiger als das Futter war für ihn, dass ich was mit ihm unternehme.“ Zeitkonflikte mit der Landwirtschaft gab es auf diese Weise nicht. Die Abendstunden, der frühe Morgen oder der Winter sind ohnehin gut geeignet für das Training, weil es für langhaarige Hunde bei Anstrengung höchstens 15 °C warm sein darf.

„Wenn ich da unterwegs bin, kann ich mich richtig entspannen“, sagt Bielfeldt, „ich bin gern in der Natur, der Hund ist gern in der Natur.“ Ein Renn-Wochenende sei eine Auszeit mit Geselligkeit und sozialen Kontakten, bei denen man mal ganz andere Leute kennenlerne.

Letztlich betrug seine Wettkampfzeit nur vier Jahre, aber die war prägend. Sie habe die Beziehung zu seinem Hund enorm vertieft. Ob er sich noch mal einen neuen Rennsporthund anschafft? „Vielleicht“, meint er, „aber Pepe und ich haben so ein dickes Verhältnis, womöglich wird er neidisch.“ 

Hirschherden Down under

Miriam Boyens kommt aus Schleswig-Holstein, doch seit sieben Jahren hat sie Leben und Beruf nach Neuseeland verlegt. Dort hält sie mit ihrem Lebensgefährten Rotwild, und nebenher hat sie eine Vermittlung für deutsche Erntehelfer aufgebaut, die es nach „Down under“ zieht, wie der Kontinent genannt wird.

Majestätische Hirsche vor dem landschaftlichen Panorama Neuseelands: Was wie eine Szene aus dem Hollywood-Blockbuster „Herr der Ringe“ klingen mag, ist für Landwirtin Miriam Boyens in ihrer Wahlheimat Neuseeland Teil der täglichen Arbeit. Geboren und aufgewachsen in Schleswig-Holstein, lernte die heute 32-jährige Landwirtin 2014 bei einem Auslandsaufenthalt in Australien ihren jetzigen Lebensgefährten kennen. Nun betreiben die beiden Hirschzucht in Neuseeland.

Doch das ist noch nicht alles. Dass der Schritt in die weite Welt so einige Tücken bereithalten kann, weiß Miriam aus eigener Erfahrung. Heute kennt sie die Anlaufschwierigkeiten, kulturellen Unterschiede und Besonderheiten der Landwirtschaft in Neuseeland und Australien, und so hat sie eine Vermittlung aufgebaut, die angehenden deutschen Landwirten bei der Verwirklichung ihrer Work-and-Travel-Träume in Down under hilft. Dafür hat sie eine Agentur aufgebaut, die Kontakte herstellt und Informationen bereitstellt.

Für asiatische Medizin

Doch zunächst zu den Hirschen. Rotwild im Gehege zu halten, ist auch in Deutschland möglich, doch ungewöhnlich ist die Nutzung, die man in Neuseeland betreibt. „Das Fleisch ist für uns ein Nebenprodukt“, sagt Miriam, „wir vermarkten die Geweihe.“

Die Rotwildherde im Juni – dann ist in Neuseeland Winter 

Wie das? „Auf dem asiatischen Markt ist Geweihpulver gefragt als Lebens- und Heilmittel.“ Nach dem in der chinesischen Medizin geläufigen Motto „Du bist, was du isst“ soll es gut gegen Knochen- und Gelenkleiden sein. Einige Produkte sind ebenfalls in Neuseeland erhältlich. Auch die Züchtung des Rotwildes geht in die beiden Richtungen Fleisch- oder Geweihgenetik – für Boyens eben in die letztere, hin zu gleichmäßigem Wuchs und gutem Gewicht.

Ernte der Geweihe

Der handzahme Hirsch „Maxi“, hier eineinhalb Jahre alt. Das Geweih wiegt etwa 2 kg.

Nur die männlichen Tiere tragen ein Geweih. Bevor sie es im Frühjahr nach der Brunft auf natürliche Weise abwerfen, wird es vom Tierarzt vom betäubten Tier abgetrennt. Dann wird es eingefroren und später vom Käufer abgeholt. Die Verarbeitung zu vorwiegend Pulver erfolgt dann in Asien. „Man kann vom Geweih fast alles verwerten, aber es hat unterschiedliche Qualität und unterschiedlichen Preis“, sagt Miriam, „Das Geweih ist der schnellst nachwachsende Knochen eines Tieres.“

Neuseeland besteht im Wesentlichen aus zwei großen Hauptinseln. Sie und ihr Partner arbeiten auf der Südinsel in der Region Canterbury auf dem Hof in Windwhistle (Windflüstern) von dessen Onkel. Der Ortsflecken („in Deutschland wäre es gar kein Dorf“) ist etwa 20 km von der Stadt Methven entfernt und 80 km von Christchurch an der Ostküste, der größten Stadt der Südinsel, von der noch die Rede sein wird.

Die beiden bewirtschaften auf dem Hof rund 1.450 Hirsche und Kühe plus Kälber auf zwei Flächen – knapp die Hälfte auf 130 ha als Manager für den Onkel und gut die Hälfte als eigenen Betrieb auf weiteren 130 ha, die sie vergangenes Jahr gepachtet haben. „Die Tiere sind, bis auf wenige Exemplare, nach wie vor wild, sie fressen nicht aus der Hand, sind aber an den Menschen gewöhnt.“ Das Geweih wird ab dem zweiten Lebensjahr jährlich entnommen und kann ein Gewicht von bis zu 4,5 kg erreichen. Bei ihrer Herde ergibt das eine Ernte von mehreren Tonnen pro Jahr. Die Tiere werden generell genutzt, bis sie zehn Jahre alt sind, teilweise bis 15 Jahre.

Herkunft vom Westensee

Miriam Boyens ist geboren in Preetz und aufgewachsen in Bossee, Quarnbek und Flemhude beim Westensee. Immer hat sie als Erntehelferin gearbeitet. „Ich wollte immer Landwirtschaft betreiben, Rübenroder und Bagger haben mich von Kindheit an begleitet.“ In Osnabrück studierte sie Landwirtschaft mit Bachelorabschluss, dann kam der erste landwirtschaftlich geprägte Aufenthalt in Australien und Neuseeland. Zurück in Deutschland, machte sie ihren Master in Göttingen. Auch ihr Freund kam eine Weile nach Deutschland, um ebenfalls die kulturellen Unterschiede kennenzulernen.

Was macht diese Unterschiede aus? „Deutsche sind oft sehr direkt, das kann als unfreundlich empfunden werden. Neuseeländer sprechen heikle Sachen eher durch die Blume an. Sie betreiben auch mehr Small Talk, während die Deutschen gleich zur Sache kommen und loslegen wollen.“ Was sie zu schätzen gelernt hat, ist eine gelassenere Lebenseinstellung. „Man macht, wonach einem ist, und wenn es nicht mehr gefällt, sucht man sich etwas anderes.“

Die Küche sei englisch beeinflusst, Fisch and Chips gängig. Es gibt um 10 Uhr eine Art zweites Frühstück, genannt Morning Smoko, mit Muffins und Tee. Kaffee und Kuchen am Nachmittag seien nicht üblich, die Hauptmahlzeit abends. Was sie am meisten vermisse – außer Familie und deutschen Freunden: „Deutsche Backwaren, das Brot hier ist eher wie Toast. Und das Tanzen. Das ist hier nicht verbreitet. Selbst eine Hochzeit ist um Mitternacht zu Ende.“

Hilfe für die Helfer

Von ihrer Erfahrung in zwei Welten sollen auch junge deutsche Erntehelfer profitieren. Deshalb hat Miriam eine Vermittlungsagentur gegründet. Die speist sich aus ihrem Netzwerk, das sie während ihres Studiums, bei ihren eigenen Aufenthalten und dem Leben vor Ort aufgebaut hat. Bei Bewerbern fragt sie, was sie vorhaben, welche Erfahrungen sie mitbringen, wie gut die Englischkenntnisse sind. Sie müssen schon mal mindestens eine Ernte mitgemacht haben.

Der Bedarf an Erntehelfern in Neuseeland und Australien ist groß, aber sie müssen motiviert sein und Erfahrung haben. 

Dann schaut sie, welche Betriebe passen könnten. In Neuseeland arbeitet sie mit etwa 20, in Australien mit etwa zehn zusammen. Sie holt immer ein Feedback ein, auf beiden Seiten. Wenn es ein schlechtes Bild abgibt, vermittelt sie den Betrieb nicht mehr oder lernt dazu, welche Kriterien Erntehelfer noch erfüllen sollten. Vergangenes Jahr hat sie 20 Erntehelfer vermittelt, ihr Ziel sind 40 pro Jahr. Sie nutzt ein Büro in Christchurch, wo sie einmal pro Woche hinfährt und außerdem für eine Zuchtberatung arbeitet, der Rest erfolgt per Homeoffice.

Außerdem hat Miriam einen Leitfaden mit organisatorischen Informationen zusammengestellt – für Visum, Versicherung, Steuer, Kontoanmeldung. „Viele Backpacker aus Deutschland wollen nach Neuseeland, doch der Bedarf an motivierten Erntehelfern ist noch größer.“

Atemberaubende Natur

Was viele reizt und auch sie fasziniert, ist die Natur in Neuseeland. „Sie ist atemberaubend. Es gibt alles von Strand bis Gebirge, Gletscher und Regenwald.“ Nicht umsonst wurden dort die Herr-der-Ringe-Filme gedreht, gleich ein paar Kilometer weiter. Es ist eben doch auch ein Hobbit-Land.

Infos zur Erntehelfervermittlung unter www.int-harvesthands.com

Stand der Kulturen

Die weiterhin anhaltende Trockenheit bleibt vorerst bestehen. Ein Ausbleiben von Regen in den letzten Wochen, gepaart mit hohen Temperaturen und Wind, hat viel Wasser aus den Beständen beziehungsweise Böden gezogen. Die Niederschlagsereignisse der zurückliegenden zwei Wochen haben lediglich lokal stattgefunden und bis auf Ausnahmen zu keiner deutlichen Entspannung beigetragen. Die Wintergerste ist in der Reife sehr weit fortgeschritten und hat bis auf feuchtere Stellen wie Schattenlagen und Senken die Kornfüllung abgeschlossen. Sie muss jetzt noch durchreifen, um gedroschen werden zu können. Diese teils ungleiche Abreife könnte dabei noch herausfordernd für den Drusch werden. Der Winterweizen im Land leidet stärker als die Gerste, da er sich noch voll in der Kornfüllung befinden. Hier zeigen leichtere Stellen oder solche mit schlechterer Durchwurzelbarkeit des Unterbodens starke Stresssymptome mit Blattrollen bis hin zu vollständigem Blattverlust. Insgesamt hellen die meisten Bestände bereits deutlich auf. Gleichzeitig sorgt das Auftreten von Braunrost und Gelbrost für weiteren Stress. Der Winterraps hellt auf leichteren Teilflächen mittlerweile auch sichtbar auf. Winterroggen und Wintertriticale sind ebenso beeinträchtigt, präsentierten sich insgesamt aber besser, wurden jedoch auch teilweise als Ganzpflanzensilagen aufgrund der zu befürchtenden Futterknappheit genutzt.

Stark sind die meisten Bestände der Sommerungen in Mitleidenschaft gezogen. Durch die späte Aussaat in diesem Jahr fehlt es beispielsweise dem Sommergetreide an Bestandesdichte und Kornanlagen. Zudem ist die Wurzeltiefe zu gering, um Wasser aus den unteren Bodenschichten zu erreichen. Bestände von Ackerbohnen sind sehr kurz geblieben und benötigen ausreichend Wasser in der anstehenden Kornfüllung. Eine ertragreiche Ernte mit guten Qualitäten ist damit nicht in Sicht. Lediglich der Mais als C4-Pflanze konnte, als Hauptfrucht angebaut und so mit etwas besserer Wasserversorgung, mit der Situation eher besser umgehen. Er benötigt aber auch dringend Niederschläge.