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Erfolgreicher Abschluss nach fast 40 Jahren

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Das Flurbereinigungsverfahren Nübbel bei Rendsburg wurde erfolgreich abgeschlossen. Durch die Zusammenlegung von Grundstücken und den Ausbau des Wirtschaftswegenetzes wurde die Bewirtschaftbarkeit der Flächen optimiert. Das Verfahren umfasste eine Fläche von rund 1.300 ha. Von den Änderungen sind 97 Teilnehmende mit insgesamt zirka 870 ha Eigentumsfläche betroffen gewesen. Auf rund 13 km Länge wurden die Wirtschaftswege ausgebaut. Durch Ankäufe wurden rund 7 ha landwirtschaftlich intensiv genutzter Flächen aus der Landwirtschaft in den Naturschutz überführt.

Das Verfahren wurde im Februar 1984 begonnen. Die Dauer begründet sich laut Flurbereinigungsamtsleiter Timo Neumann damit, dass in diesem Zuge viele Wirtschaftswege ausgebaut wurden. „Darüber waren die Beteiligten im Nachgang sehr froh“, so Neumann.

Nur mal kurz die Welt retten

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„Der Ostsee geht es schlecht, das wissen wir alle.“ Dieser Aussage von Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) und dem Fazit daraus, dass dringend etwas zum Schutz der Ostsee getan werden muss, wird kein verständiger Mensch widersprechen – und das tut auch keiner. Die als selbstverständlich daraus gezogenen Schlussfolgerungen auf dem Naturschutztag in Neumünster müssen jedoch, gelinde gesagt, irritieren. In einem Heimspiel vor mehr als 700 Unterstützern wurde in den Holstenhallen in Neumünster ein Nationalpark Ostsee als unabdingbare Voraussetzung für die Rettung der Welt (sic!) gefeiert. Skeptiker oder Gegner des Projektes wurden auf der Bühne als lautstark, verstockt und unwissend geradezu verspottet. Wer von diesen – wenn auch in geringer Anzahl – anwesend war, hielt sich dezent zurück. Auf dem Podium spielte man sich unverdrossen die Bälle zu, Kritiker waren dort nicht eingeladen.

www.bauernblatt.com/heimspiel-fuer-den-nationalpark/

Hingegen zeigte der umfangreiche Konsultationsprozess im Vorfeld ein anderes Bild. Im abschließenden Verzahnungsworkshop hätten sich rund 80 % gegen einen Nationalpark ausgesprochen, berichten Teilnehmer. Dabei seien vielfältige Sachargumente ins Feld geführt worden, wovon die Kosten einer Nationalparkverwaltung angesichts knapper Kassen noch das geringste Problem seien. Räumung von Altmunition: nicht in der Zuständigkeit eines Nationalparks. Nitratbelastung der Ostsee: kommt maßgeblich über die Zuflüsse, die nicht in der Kulisse liegen, und muss über andere Maßnahmen angegangen werden. Zu schwache Bestimmungen der bestehenden Schutzgebiete: werden aus Mangel an Personal und Geldmitteln nicht ausreichend durchgesetzt. Dass Freiwilligkeit allein nicht voranbringt, weil es immer Leute gibt, die sich nicht daran halten, ist richtig. Es gibt aber durchaus Hebel, den Schutz zu verbessern, ohne die Anwohner in ihren berechtigten Interessen zu verstören oder zu behindern, sie müssen nur konsequent genutzt werden.

Bezüglich dieser Interessen zeigt sich die Argumentation der Nationalpark-Akteure widersprüchlich. Einerseits wird beteuert, ein Nationalpark schade nicht dem Tourismus, dem Wassersport, der Wirtschaft. Man könne (fast) alles weitermachen wie bisher, ausgenommen vielleicht in der Fischerei. Warum überhaupt neue Bestimmungen, angeblich lebenswichtig, wenn „gar nicht schlimm“? Wenn es kein scharfes Schwert ist, warum es dann schwingen? Das weckt Skepsis.

Tief sitzt die Sorge, es könnten, wenn einmal eingerichtet, über einen Nationalpark später stärkere Beschränkungen erlassen werden. Ein Beispiel aus dem Schwarzwald spricht Bände: Nach stark gewachsener Akzeptanz im Land wurde dort eine Flächenerweiterung als Lückenschließung anvisiert, die – oh Wunder – wieder eine Gegenbewegung wachrief. Wie erstaunlich auch, dass die anrainenden Gemeinden diese hohe Akzeptanz nie teilten! Und mögen andere Nationalparke „Erfolgsmodelle“ sein, wie es im Titel des Naturschutztages hieß: Die Ostseeküste als Siedlungs- und Wirtschaftsraum ist nicht vergleichbar mit einem Waldgebirge, ja noch nicht einmal mit dem Wattenmeer an der Westküste. Da werden Äpfel mit Birnen verglichen.

Die Schlussfolgerung, die gezogen wird, ist besonders fatal: Man müsse die Menschen „mit dem Herzen erreichen“, ihnen nahebringen, dass ein Nationalpark „unverzichtbar ist, um der Menschheit eine lebenswerte Welt zu sichern“. Im Umkehrschluss heißt dies: Wer gegen den Nationalpark ist, verhindert die Rettung der Welt.

Emotionen sind wichtig und gehören zu einem Meinungsbildungsprozess. Wenn sie die Federführung über Argumente gewinnen, wird die Auseinandersetzung zu nichts anderem als zu Agitation.

Lena ist die neue erste Vorsitzende

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Die Landjugend hat am Wochenende in Plön gewählt. Neue Landesvorsitzende ist Lena Sophie Hagge. Sie führt nun an der Seite des wiedergewählten Tajo Lass den Landesvorstand. Auch auf anderen Positionen gibt es neue Gesichter.

So sind  Lisa Tödter, Matti Fleischer, Kim Lara Piening und Henrick Wickhorst neu im Vorstand. Zudem sind die bisherigen zweiten stellvertretenden Vorsitzenden  Marlies Muxfeldt und  Mirco Engelbrecht nun die ersten Stellvertreter. Veränderungen gibt es auch im Agrarausschuss.

„Wie schaffen wir das?“

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Als „einmalige Chance“ bezeichnete die Präsidentin des LandFrauenverbandes Schleswig-Holstein, Claudia Jürgensen, die diesjährige Arbeitstagung. Dazu trafen sich am vergangenen Wochenende 125 Teilnehmerinnen aus allen zwölf Kreisverbänden des Landes in Neumünster. In der Stadthalle ging es unter anderem darum, die Richtung der Verbandsarbeit mitzugestalten und dabei auch eine neue gemeinsame Akzeptanz und ein Füreinander von Landesverband und Ortsvereinen sowie neuen und erfahrenen LandFrauen zu finden.

Die LandFrauen seien die bedeutendste Interessenvertretung von Frauen in Schleswig-Holstein, größter Bildungsträger für Frauen im ländlichen Raum und setzten sich aktiv dafür ein, dass der ländliche Raum attraktiv und lebenswert bleibe, so die Präsidentin in ihrem Impulsvortrag. Zudem habe der Verband 40 Netzwerkpartner, arbeite generationsübergreifend und lebe Nachbarschaft im Dorf. Die Frage aber sei: „Wissen das unsere Mitglieder in den Ortsvereinen?“, so Claudia Jürgensen. „Und wie schaffen wir es, dieses Wissen an die Frau zu bringen und ihre Bereitschaft zu wecken, sich für die LandFrauenarbeit zu engagieren?“

Damit war sie mittendrin im Hauptthema der Tagung: die Zukunft des Landesverbandes, der Kreisverbände und Ortsvereine. Wichtige Grundlage der Diskussion zu diesem Thema sei die aktuelle Studie zum ländlichen Engagement im demografischen und sozialen Wandel (siehe Bauernblatt, Ausgabe 44). Darin sei aufgezeigt, welche neuen Wünsche und Ansprüche es an das Ehrenamt gebe. Es sei zum Beispiel wichtig, neue Formen der Vorstandsarbeit zu nutzen. Es sollte keine Chance vertan werden, Nachwuchs zu gewinnen und alle LandFrauen anzusprechen. Die Jungen LandFrauen seien genauso wertvoll wie die Frauen 60 plus, betonte Jürgensen. Es gehe darum, dass LandFrauen wieder Lust hätten, sich zu engagieren, und das nicht nur für Bildung und Geselligkeit, sondern auch für die politische Arbeit des Verbandes.

Antworten will der Verband im kommenden Jahr auf Zukunftskonferenzen finden. Im World-Café wurden in Neumünster dazu erste Themen gesammelt. Die Präsidentin betonte, dass zu den Konferenzen alle LandFrauen aus Schleswig-Holstein eingeladen seien, denn selbst zu gestalten sei besser als gestaltet zu werden. Kathrin Iselt-Segert

Nachwuchsprobleme für Vorstände

Beratung kann Vereine retten

Ohne die Beratung von der Geschäftsstelle gebe es ihren Verein wahrscheinlich gar nicht mehr, berichtete Ute Tasche vom OV Todesfelde auf der Arbeitstagung. Das Telefonat mit Geschäftsführerin Dr. Gaby Brüssow-Harfmann habe ihr den Druck genommen, nach dem Abschied der früheren Vorsitzenden sofort eine Lösung für die Nachfolge zu finden. Heute ist sie Ansprechpartnerin des neuen Team-Vorstandes.

Brüssow-Harfmann zeigte auf der Tagung Möglichkeiten, Vorstandsarbeit anders zu gestalten, um Vereine vor der Auflösung zu bewahren. Vor zwölf Jahren habe der Landesverband noch 185 Ortsvereine gezählt. Heute seien es 157. Hintergrund seien oft Nachwuchsprobleme für den Vorstand. Eine Auflösung sei ein großes Problem, denn die LandFrauen verlören damit vor Ort ihre Heimat. Deshalb berate die Geschäftsstelle des Landesverbandes, neue Formen der Vorstandsarbeit zu nutzen. kis

Zum Thema „Unsere Zukunft: Junge LandFrauen“ diskutierten (v. li.) Alexandra Funke vom Orga-Team der Jungen LandFrauen Herzogtum Lauenburg, Vizepräsidentin Sylke Messer-Radtke, Präsidiumsmitglied Lena Haase und Kathrin Dehn-Schumacher vom Team-Vorstand des Kreisverbandes Ostholstein.
Präsidentin Claudia Jürgensen ermutigte die LandFrauen, selbst zu gestalten und mitzubestimmen.
Tanja Staack-Lorenzen, neue Ortsvorsitzende des OV Grünholz und zum ersten Mal bei der Arbeitstagung, holte sich Infos zum Team-Vorstand.
Ute Tasche

Herbstmode

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Die LandFrauen aus Kropp und Umgebung hatten zur Modenschau nach Groß Rheide eingeladen. Im „Wagenrad“ präsentierte Astrid Krupp Herbst- und Wintermode aus ihrer Kollektion. Kuschelige Jacken, Pullover, Blusen, Schals, Hüte, Hosen und festliche Kleider wurden von LandFrauenmodels vorgestellt. Die Damen im Publikum durften nicht nur schauen, sondern auch mal den Stoff fühlen. 

Festliche Mode präsentiert von Eva Graf Fotos: Ute Reimers-Raetsch
Mut zum Hut hatte Heinke Jarczewski.

Menschenführung auf dem Bauernhof lernen

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Zirka 130 Frauen und ein Mann waren der Einladung zum KreisLandFrauentag Steinburg nach Hohenlockstedt gefolgt. Kreisvorsitzende Annemarie Rhode begrüßte außer der Steinburger Landjugend und den Vorsitzenden der Nachbarkreise die Kreispatin aus dem Landesverband, Lena Haase. Den Festvortrag hielt Coachin Christine Hamester-Koch. Sie erklärte nicht nur Bauernhofpädagogik, sondern machte auch Mut zu Veränderungen.

Lena Haase hat sich bei Christine Hamester-Koch zur Bauernhofpädagogin qualifiziert und bietet heute Aktionen auf ihrem Hof in Ketelsbüttel an. Zudem ist sie seit April Präsidiumsmitglied des Landesverbandes der LandFrauen Schleswig-Holsteins.

Annemarie Rohde berichtete, dass sie eine große Veränderung bei sich erlebt hatte, nachdem sie in den LandFrauenverband eintrat. „Die Gemeinschaft der Frauen und die Schulungen auf Landesebene haben mich gefördert und mein Selbstbewusstsein gestärkt.“ Mit dem Schritt, in diesem Jahr den Kreisvorsitz zu übernehmen, habe sie Mut zur Veränderung gezeigt und es nicht bereut.

Mut zur Veränderung war auch das Thema der Referentin. Christine Hamester-Koch ist auf einem Bauernhof aufgewachsen, hat mit ihrem Mann einen anderen Hof geführt und sich mutig an die Verwirklichung des Traums von der Bauernhofpädagogik gewagt. Sie habe schon als Kind gemerkt, dass ihr der konventionelle Kindergarten keinen Spaß machte, erzählte sie. So entwickelte sie als Erwachsene ihr eigenes Konzept für die Kinderbetreuung, mit dem sie seit 2005 unterwegs ist und schon zahlreiche Frauen zu Hof-Pädagoginnen ausgebildet hat. „Fehler sind Lernchancen. Legen Sie für alle guten Dinge, die Sie machen oder erleben, zum Beispiel eine Kastanie in einen Behälter und am Ende der Woche reflektieren Sie das Gesammelte“, war einer ihrer Tipps. „Wer etwas ändern will, muss etwas tun, muss den ersten Schritt wagen und anfangen“, ermutigte Hamester-Koch ihre Zuhörerinnen. „Feiern Sie für sich jeden Tag die Happy Hour, loben sie fünf Mal und üben Sie nur einmal konstruktive Kritik – Sie werden sehen, wie sich Ihre Welt verändert.“ In ihren Seminaren und Fortbildungen habe sie gemerkt, dass sich vieles mit dem Leben auf dem Bauernhof vergleichen lasse, so die Coachin. „Menschenführung lernt man, wenn man Schweine von der einen in die andere Ecke treibt. Und ein Hahn läuft nach einem verlorenen Kampf genauso stolz weiter wie vorher – ganz so wie viele Manager.“

Für gute Unterhaltung sorgte im Anschluss LandFrau Gabriele Dieckmann mit ihren Söhnen Niklas und Mika mit dem Sketch „Frühsport“. Die Akteure verwechseln das Sportprogramm im Fernsehen mit dem Rezept „Hähnchen nach Art des Hauses“.

Der „zweitjüngste Shantychor Deutschlands“, die Springhoer Teichspatzen, sorgten mit Klassikern und ihrem „Trinkspruch op mien Landfruu“ für viel Vergnügen.

Die Springhoer Teichspatzen sorgten für Stimmung.
Christine Hamester-Koch: „Man muss den ersten Schritt wagen.“Foto: privat

SUR: Europaparlament weist Vorschlag zurück

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Die Pläne der Europäischen Kommission, den Pflanzenschutzeinsatz in der EU mittels Ordnungsrecht zu verringern, haben einen Rückschlag erlitten. Das Europaparlament hat sich am Mittwoch (22. November) nicht auf eine Verhandlungsposition zum Vorschlag über eine Verordnung zum nachhaltigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (SUR) einigen können.

In einem Abstimmungsmarathon wurden zunächst mehr als 600 Änderungsanträge behandelt. Teils fielen die Entscheidungen knapp aus; oftmals gaben nur wenige Stimmen den Ausschlag. In der finalen Abstimmung über die Annahme der gesamten Verhandlungsposition kam dann die Überraschung: Nach Beratungen der Fraktionen stimmte eine Mehrheit gegen den Vorschlag.

Pläne zerschlagen

Nachdem zahlreiche Änderungsanträge der Europäischen Volkspartei (EVP) und auch des Landwirtschaftsausschusses durchgegangen waren, dürften viele Parlamentarier gegen einen aus ihrer Sicht zu schwachen Kompromiss votiert haben. Entsprechend äußerte sich der EVP-Abgeordnete Norbert Lins: „Die grüne Berichterstatterin Sarah Wiener hat versucht, mit ihrem Bericht des Umweltausschusses ein Verbot von Pflanzenschutzmitteln in landwirtschaftlich sensiblen Gebieten zu erwirken. Das war für mich und die Mehrheit des Europäischen Parlaments nicht tragbar.“ Mit den angenommenen Änderungen der EVP-Fraktion konnte die linke Mehrheit laut Lins nicht umgehen und habe den Berichtsentwurf deswegen einfach abgelehnt.

Direkt nach der entscheidenden Abstimmung scheiterte Wiener zudem mit dem kurzfristigen Antrag, den Vorschlag zurück in den Umweltausschuss zu überweisen. Das hätte eine erneute Befassung des Plenums ermöglicht. Nun aber muss ein neues Gesetzgebungsverfahren auf Basis eines Vorschlags der EU-Kommission eingeleitet werden, sofern an den Plänen zur Verringerung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes festgehalten werden soll.

Kooperation betont

Der Deutsche Bauernverband (DBV) warnte vor der Abstimmung eindringlich vor den Folgen einer überzogenen Pflanzenschutzpolitik in der EU. DBV-Präsident Joachim Rukwied appellierte damit erfolgreich an die EU-Abgeordneten, den Einwänden aus der Landwirtschaft Rechnung zu tragen und den Vorschlag des Umweltausschusses zurückzuweisen. Die deutschen Bäuerinnen und Bauern seien weiterhin bereit, ihren Anteil zur Erreichung des Green Deals zu leisten. Entscheidend dabei sei jedoch, „dass die notwendigen Maßnahmen auf eine kooperative Weise entwickelt und umgesetzt werden, anstatt die Landwirtschaft in vielen Regionen Deutschlands durch pauschale Verbote in ihrem Bestand zu gefährden“. age

Heimspiel für den Nationalpark

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Eine Bühne für einen Nationalpark Ostsee bot der 27. Naturschutztag in den Holstenhallen in Neumünster, den das Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume (BNUR) zusammen mit dem Umweltministerium und weiteren Organisationen veranstaltete. Fachleute aus ganz Deutschland begründeten unter dem Titel „Nationalparke – Erfolgsmodell für Naturschutz und Regionalentwicklung“ das von Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) favorisierte Projekt in Schleswig-Holstein. Gegner oder Skeptiker eines Nationalparks Ostsee hatten auf der Veranstaltung keine Bühne.

Um mit der Schlussrunde zu beginnen: „Sollen wir vielleicht Speedbootfahrer und Kitesurfer mit auf das Podium holen?“, fragte rhetorisch die Moderatorin, die Journalistin Dr. Tanja Busse vom WDR. Nein, das wollte man nicht. Von den 750 angemeldeten Gästen bekannten sich auf Nachfrage per Handzeichen so gut wie alle als Naturschützer. Nur wenige Landwirte oder Fischer hoben die Hand, im Mittelfeld lagen Vertreter von Behörden. Sie alle genossen gut vier Stunden Vortrag plus Pausen.

Aber zurück zum Anfang. Mit einem Patienten, der immer mehr an Widerstandskraft verliere, verglich BNUR-Leiterin Nicole Rönnspieß die Erde. In sechs von neun Bereichen seien die planetaren Grenzen bereits überschritten, darunter Klima, Biodiversität und Meere. „Es ist eine Bereitschaft zum Wandel vorhanden – in der Theorie“, so Rönnspieß, das aber bedeute das Verlassen der Komfortzone, und das mache Angst.

„Wir müssen besser werden“

„Wenn wir bei Klima- und Artenschutz nicht besser werden, wird es drastische Folgen für die Menschheit haben“, schloss Umweltminister Tobias Goldschmidt an und leitete sogleich zur Ostsee über: „Dass es der Ostsee schlecht geht, wissen wir alle.“ Als Beispiele nannte er sinkende Bestände von Schweinswalen, Eisenten, Dorsch, Hering, nannte er Todeszonen ohne Sauerstoff sowie alte Munition. „Wer Angst vor einem Nationalpark hat, sollte besser Angst davor haben, dass wir die Ostsee nicht genug schützen!“ Man werde den abgeschlossenen Konsultationsprozess auswerten und eine verantwortliche Entscheidung treffen. Allerdings habe er „von Kritikern nicht allzu viele Vorschläge gehört“. Er verstehe, dass es in der Einführungsphase Akzeptanzprobleme gebe, aber „wenn ein Nationalpark einmal da ist, ist die Akzeptanz groß“, so der Minister.

0,6 Prozent der BRD

Einen Überblick über die bestehenden Nationalparke in Deutschland gab Peter Südbeck vom Verein Nationale Naturlandschaften. Der älteste wurde vor 50 Jahren im Bayerischen Wald gegründet. Heute gibt es 16 Nationalparke, wovon das Schleswig-Holsteinische Wattenmeer mit 441.500 ha der größte ist, sogar europaweit. Insgesamt bedecken die deutschen Nationalparke nur 0,6 % der Bundesrepublik. „Natur Natur sein lassen“ nannte Südbeck das grundlegende Prinzip.

Michael Kruse, Leiter des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, betonte gegenüber anderslautenden Befürchtungen, dass Fischerei weiterhin zulässig sei. Sogar die bodenberührende Fischerei, die die Grundfauna schädige, sei im Zuge eines Kompromisses auf mehr als 50 % der Wasserfläche erlaubt, die Muschelwirtschaft in vier Gebieten auf 13 % Fläche begrenzt. Natürlich sei der Küstenschutz nicht eingeschränkt.

Claus von Hoerschelmann vom Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz (LKN) nannte die Säulen der Bildungsarbeit: 40 Infoeinrichtungen mit dem Multimar Wattforum in Tönning als Zentrum, Angebote für Schulen, die Ranger mit Exkursionen und Wattwanderungen, Freizeitangebote für Jugendliche, Fortbildung für Multiplikatoren. Katja Just sprach für die 189 Nationalparkpartner aus der Bevölkerung, die die gemeinsame Idee stärken, darunter die bekannte Schriftstellerin Dörte Hansen.

Die „Marke“ zieht

„Die Akzeptanz steigt mit der Zeit drastisch an“, erklärte Prof. Hubert Job von der Universität Würzburg, der dies untersucht hat. Die Wahrnehmung der „Marke Nationalpark“ sei in der Öffentlichkeit deutlich am besten, was dem Tourismus zugutekomme. „Wenn es draufsteht, kommen die Leute.“ Michael Kettler von der Nordsee Tourismus Service GmbH untermauerte dies mit Zahlen. Allerdings räumte er ein, dass die Klientel der Besucher in etwa gleich geblieben sei. „Es sind nicht neue oder andere Gäste gekommen.“

Ein Nationalpark Ostsee soll wie ein Magnet auf den Tourismus wirken. Touristiker befürchten eher Beschränkungen. Im Bild der Strand von Kellenhusen, Kreis Ostholstein.  Foto: Imago

Mit Akzeptanzforschung Erfahrung hat Dr. Wolfgang Schlund vom Nationalpark Schwarzwald, gegründet im Januar 2015. Sieben Jahre lang wurde dort das Projekt mit den betroffenen Gesellschaftsgruppen mittels Bürgerbefragung, Arbeitskreisen und Gutachten vorbereitet. „Alle am Prozess Beteiligten waren am Ende sehr zufrieden.“ Es wurde ein Nationalparkrat gegründet, der zur Hälfte aus der Verwaltung und zur Hälfte aus der Region besetzt war. Bei einer späteren Erhebung sprachen sich 70 % für den Nationalpark aus – im ganzen Land. Doch Überraschung: In den anrainenden Gemeinden waren 80 % dagegen. Als eine Erweiterung der Fläche zur Lückenschließung beabsichtigt wurde, bildete sich eine Bürgerinitiative dagegen.

Bei seiner Schlussfolgerung wurde Schlund leidenschaftlich: „Es ist eine emotionale Frage. Wir müssen die Herzen der Menschen erreichen, und die erreichen wir, wenn wir vermitteln, dass Nationalparks unverzichtbar sind für die biologische Vielfalt, unverzichtbar, um der Menschheit eine lebenswerte Welt zu sichern. Indem ich einige Arten rette, rette ich das Übersystem.“

„Laute Gegner“

Sechs der insgesamt mehr als zehn Referenten waren zur Abschlussdiskussion auf das Podium geladen. Als Moderatorin Busse den Umweltminister zum Widerstand gegen einen Nationalpark Ostsee befragte, antwortete Goldschmidt: „Ist es wirklich viel Widerstand? Es sind vielmehr die, die laut ihre Position vertreten, die sie für richtig halten. Es gibt auch viel Zuspruch.“ Nach einer Veranstaltung mit Gegnern kämen immer drei oder vier auf ihn zu und sagten: Mach weiter! Schließlich errege auch eine Steuererhöhung oder Anschnallpflicht im Auto Widerstand. Politik könne und müsse entscheiden, „da müssen wir mehr Mut haben“. Auf das Argument, es gebe an der Ostsee doch schon Schutzgebiete, erklärte Südbeck, die seien sehr unkonkret, und die Bestimmungen würden oft nicht umgesetzt. „Wir brauchen eine einheitliche Verwaltung und nicht Stückwerk.“ Es gehe um Verbindlichkeit: „Bei Freiwilligkeit halten sich die einen daran und die anderen nicht.“

Probleme nicht benannt

Ludwig Hirschberg, Vizepräsident des Bauernverbands Schleswig-Holstein (BVSH), war am Konsultationsprozess beteiligt und nahm mit Präsident Klaus-Peter Lucht an der Veranstaltung teil. In einer Pause nach seiner Einschätzung befragt, sagte er: „Mir fehlt die inhaltliche Diskussion. Wir haben uns in der Konsultation mit Argumenten und Fragestellungen beschäftigt. Keine davon wurden heute aufgegriffen. Hier geht es um Emotionen und Leidenschaften, das ist oberflächlich.“ Eine Beteiligung an der Veranstaltung habe der Bauernverband angeboten.

Bei der Publikumsbefragung meldete sich neben begeisterten und ermunternden Naturschützern dann doch ein Gegner zu Wort, Lutz Gehrke von den Wassersportlern. „Wir haben heute zugehört und sind nicht laut geworden. Die wirklichen Probleme, die wir sehen und die hier nicht angesprochen wurden, müssen wir weiterdiskutieren. Wenn wir ehrliche Antworten bekommen hätten, wäre der Konsultationsprozess anders verlaufen. Lassen Sie uns jetzt die Hand reichen und nicht an der Marke festhalten.“ 

Vielfältiges Interesse an der Veranstaltung auch aus dem landwirtschaftlichen und landwirtschaftsnahen Bereich – am BVSH-Stand v. li.: BVSH-Vizepräsident Ludwig Hirschberg, Landesnaturschutzbeauftragter Prof. Holger Gerth, Kerstin Ebke (LKSH), LandFrauenpräsidentin Claudia Jürgensen, Oliver Kumbartzky (MdL FDP), BVSH-Präsident Klaus-Peter Lucht

Editorial unter www.bauernblatt.com/nur-mal-kurz-die-welt-retten/

Niederungsbeiräte gefordert

Der Landesvorstand des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH) traf sich vergangene Woche mit dem Vorstand der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Es ging um die Situation bei den Flächenankäufen der Stiftung und ein vom BVSH gefordertes Flächenmanagement in der Hand regionaler „Niederungsbeiräte“ – bestehend aus Akteuren der Landwirtschaft, der Wasser- und Bodenverbände sowie des Naturschutzes. Auch war die hierfür aus landwirtschaftlicher Sicht wichtige Rolle der Landgesellschaft Schleswig-Holstein als Vermittlerin ein Thema.

BVSH-Präsident Klaus-Peter Lucht betonte insbesondere, dass es für tauschwillige landwirtschaftlichen Betriebe eines Flächenpools bedürfe, aus dem diese wieder landwirtschaftliche Flächen erhalten müssten, wenn sie Moorflächen hergäben. Einig war man sich darin, dass es für an einer Aussiedlung interessierte Betriebe oft keine angemessenen Angebote gebe, da der Miterwerb von Hofstellen meist aus förderrechtlichen beziehungsweise finanziellen Gründen nicht möglich sei.

Zum Thema Photovoltaik­anlagen auf Moor machte BVSH-Vizepräsident Ludwig Hirschberg deutlich, dass dem oft zu pauschal der Biodiversitätsschutz entgegengehalten werde, obwohl Interesse bestehe und Optionen vonseiten der Landwirtschaft angeboten würden. Dadurch könnten klimapolitisch bedeutsame Projekte nicht umgesetzt werden. Bei aller Wichtigkeit, Synergien zu schaffen und Zielkonflikte zwischen Natur- und Klimaschutz sowie Energie- beziehungsweise Ernährungssicherheit zu vermeiden, lasse sich in der Realität oft nicht alles „unter einen Hut bringen“. BVSH-Vizepräsident Dietrich Pritschau erinnerte daran, anstelle ausschließlich großräumiger Vernässungsmaßnahmen auch kleinteiligere Moorparzellen nicht aus dem Blick zu verlieren, die sich im Östlichen Hügelland oft an Wasserläufen befänden.

Intensiv diskutiert wurden die zivil- und steuerrechtlichen Problempunkte des Vertragsmusters bei sogenannten Vernässungsrechten für Klimapunkte. Schließlich ging es neben dem Umgang mit dem naturschutzrechtlichen Vorkaufsrecht um das Thema Öffentlichkeitsarbeit, bei dem Unklarheiten und Kritikpunkte zur Sprache kamen.

Die Ukraine und der EU-Markt

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Die Ukraine gehört weltweit zu den großen Produzenten und Exporteuren von Getreide und Ölsaaten. Nach dem Überfall am 24. Februar 2022 blockierte Russland die Ausfuhren der Ukraine, was Mitte 2022 zu einem starken Preisanstieg bei Getreide führte.

Um die Ukraine wirtschaftlich zu stützen, befreite die EU Anfang Juni 2022 Agrarlieferungen aus der Ukraine von Einfuhrzöllen und Kontingenten, die bis dahin die Importe limitierten. Die Ukraine hatte nun freien Zugang zum EU-Binnenmarkt. Die Agrarexporte der Ukraine in die EU verdoppelten sich von 2021 zu 2022 auf etwa 13 Mrd. €, was die ukrainische Wirtschaft stabilisierte.

Initiativen zur Stabilisierung der Ukraine

Aus Sorge um die Welternährung wurde unter Vermittlung der UN und der Türkei von Russland und der Ukraine am 22. Juli 2022 das Abkommen zur sicheren Ausfuhr von Getreide unterzeichnet. Über diesen Schwarzmeerkorridor wurden fast 33 Mio. t exportiert. Empfängerländer waren China (rund 8 Mio. t), Spanien (etwa 6 Mio. t), die Türkei (zirka 3,2 Mio. t) und Italien (2,1 Mio. t). 44 % gingen laut Weltbank in reiche Länder und 3 % in arme Länder. Das UN-Welternährungsprogramm lieferte 0,725 Mio. t nach Afghanistan, Äthiopien, Kenia, Somalia, in den Sudan und den Jemen. Nach dem Abkommen sanken die Preise für Getreide weltweit deutlich.

Da der Schiffstransport wegen der russischen Minensperren im Übrigen nicht möglich war, wurden als dritte Maßnahme „Solidaritätskorridore“ geschaffen, um Getreide per Transit durch die EU auf den Weltmarkt zu liefern. Allerdings verblieben große Mengen in der EU. Die EU-Importe ukrainischen Weizens stiegen 2022 von 0,2 Mio. t. auf 1,78 Mio. t, ukrainische Maisimporte verdreifachten sich auf 3,75 Mio. t.

Diese Mengen gelangten mit niedrigen Preisen vor allem in Polen, Rumänien, Ungarn, der Slowakei und Bulgarien auf den Markt und drückten dortige Preise deutlich. Im Dezember 2022 forderten deshalb polnische Politiker, weniger Agrarprodukte aus der Ukraine zu importieren. Im März 2023 wandten sich Polen, Ungarn, die Slowakei, Rumänien und Bulgarien an die EU-Kommission und forderten Hilfe für ihre Bauern, 56 Mio. € wurden zur Verfügung gestellt. Im April 2023 verhängte erst Polen, dann die anderen betroffenen Staaten ein Importverbot für ukrainische Agrarprodukte.

Stopp des Schwarzmeerabkommens

Am 17. Juli 2023 teilte Russland mit, dass es das Abkommen zur sicheren Ausfuhr von Getreide nicht verlängere, dies stoppte die Exporte per Schiff. Zusätzlich greift Russland die Exportinfrastruktur der Ukraine mit Raketen und Drohnen an.

Anfang Oktober vereinbarte Polen mit der Ukraine, Getreide in verplombten Waggons zu Ostseehäfen zu transportieren, zur Weiterverladung für den Weltmarkt.

Die Ukraine teilt aktuell mit, dass sich der Getreideexport im Oktober 2023 gegenüber dem Vorjahresmonat halbiert habe, von 3,6 Mio. t auf 1,8 Mio. t, die Ausfuhren in die benachbarten EU-Staaten hätten leicht zugenommen. Ab August öffnete die Ukraine eine sichere Schiffsroute entlang der Küste, auf der bisher 40 Frachtschiffe mit 700.000 t Getreide die russische Blockade umgangen haben.

Die ukrainische Landwirtschaft hat ein großes Produktionspotenzial, kann billig produzieren und verkaufen. Dies spüren nun Rapsproduzenten in Deutschland, die angesichts der großen Importe aus der Ukraine, die um 100 €/t „unter Matif“ verkauft werden, bisher ihren Raps nicht verkaufen können oder wollen.

Marktlage für die Woche vom 13. bis 19.11.2023

Getreide: Die Getreidenotierungen blieben auch in der vergangenen Woche leicht unter Druck. Der jüngste Wasde-Bericht brachte keine festere Preisentwicklung.

Raps: Auch die Matif-Rapskurse gaben in der vergangenen Woche etwas nach. In der Ukraine übertrifft die Sonnenblumenernte die Erwartungen.

Futtermittel: Der Anstieg der US-Sojakurse hat sich nicht fortgesetzt. Die Notierungen sind in der Vorwoche wieder gefallen.

Kartoffeln: Einer weiterhin stetigen Nachfrage steht ein umfangreiches Angebot gegenüber. Die Kurse stehen leicht unter Druck.

Schlachtrinder: Die Kurse für Jungbullen blieben in der Vorwoche auf dem unveränderten Niveau der vergangenen Wochen.

Schlachtschweine/-sauen: Die Kurse für Schlachtschweine blieben in der Vorwoche auf dem Stand der vergangenen vier Wochen.

Ferkel: Das zum Jahresende leicht rückläufige Ferkelangebot reicht bislang für die Nachfrage aus. Die Kurse blieben unverändert.

Milch: Entsprechend der Jahreszeit gehen die Anlieferungsmengen zurück. Die Börsenkurse für Butter und MMP sind deutlich gestiegen.

Schlachtlämmer/-schafe: Die Lämmerkurse haben sich in den vergangenen Wochen kaum geändert. Das Angebot passt zur Nachfrage.

Markttendenz für die Woche vom 20. bis 26.11.2023

Getreide: Trotz neuer russischer Angriffe auf ukrainische Häfen wird weiter eher mit einer schwach behaupteten Preisentwicklung gerechnet.

Raps: Preisschwächen bei Soja- und Rohöl drücken auch auf die Rapskurse. Die hiesigen Ölmühlen sind vorerst gut mit Importware versorgt.

Futtermittel: Ölschrote bleiben hierzulande knapp und im Preis recht fest. Die Kurse für Futtergetreide haben sich wenig bewegt.

Kartoffeln: Angebot direkt vom Feld sorgt weiterhin für Preisdruck. Dennoch können sich für Lagerware Preisaufschläge behaupten.

Schlachtrinder: Die Kurse für Schlachtkühe gaben erneut nach. Man hofft hier auf eine demnächst wieder ausgeglichene Marktlage.

Schlachtschweine/-sauen: Die Nachfrage nach frei gehandelten Schweinen hat sich etwas belebt. Das Angebot bleibt jedoch bedarfsdeckend.

Ferkel: Entsprechend der Jahreszeit rechnet man mit einer leichten Belebung der Nachfrage. Die Kurse für Importferkel wurden leicht erhöht.

Milch: China importiert große Mengen an H-Milch und MMP. Dies sorgt für Ausschläge der Terminkurse für Milchprodukte.

Schlachtlämmer/-schafe: Die Handelsbeschränkungen durch die Blauzungenkrankheit wurden gelockert. Das belebt den Handel.