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CDU Ostholstein gegen Nationalpark

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Die CDU formiert sich im Widerstand gegen den geplanten Nationalpark Ostsee. Der Kreisverband Ostholstein der Partei hat am Montag dieser Woche im Ausschuss für Natur, Umwelt, Bau und Verkehr eine Empfehlung für den Kreistag zur Abstimmung gebracht, die Einführung eines Nationalparks Ostsee abzulehnen. Vielmehr solle der Kreis darauf hinwirken, dass mehr Konkretes für den Schutz der Ostsee unternommen werde. Die Verwaltung möge sich dazu mit sinnvollen Maßnahmen einbringen.

Der Antrag wurde im Ausschuss mit den Stimmen der CDU, der FDP und der Freien Wähler gegen die der SPD und der Grünen mit acht gegen fünf angenommen. Der CDU-Fraktionsvorsitzende im Kreistag, Sebastian Schmidt, rechnet mit demselben Ergebnis bei den Mehrheiten im Kreistag. Weitere CDU-Kreisverbände würden ähnliche Beschlüsse initiieren, so Schmidt. Beim Landesparteitag der CDU am 5. Oktober werden laut Schmidt alternative Maßnahmen zum Schutz der Ostsee aufgezeigt.

Eine Uneinigkeit seiner Partei in dieser Frage sieht Schmidt nicht. Er geht davon aus, dass es eine klare Mehrheit für die Ablehnung eines Nationalparks geben werde: „Sie hören mich sehr zuversichtlich!“

Qualifizierungsangebote im Fokus

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Ganz im Zeichen des diesjährigen Jahresmottos „Zukunft Land“ und der Qualifikationen, die der LandFrauenverband Schleswig-Holstein anbietet, stand die diesjährige Präsentation der LandFrauen auf der Norla.

Über alle vier Tage lief die Aktion „Bean Bag“, angelehnt an das Freizeitspiel, das derzeit weltweit beliebt ist. Das Gute ist: Die Regeln sind einfach und jeder kann mitmachen. So konnten die Messebesucher mit den Bohnenbeuteln ein Ziel anvisieren und dabei wählen, welche Themen sie für die Zukunft des Landes besonders beschäftigten. Entsprechend der Farbe des jeweiligen Zielloches setzten sie Legosteine und bauten so während der Messe ein „Zukunftshaus“. Die Auszählung ergab, dass von 817 befragten Personen 354 einen roten Stein setzten. Rot stand für die ärztliche Grundversorgung. 169 entschieden sich für Blau, die Daseinsvorsorge (Kita, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten, Glasfaser), 158 für Grün, Mobilität, und 136 für Gelb, bezahlbarer Wohnraum. Für den Verband ergab diese Auswertung ein Stimmungsbild für die aktuelle und künftige Arbeit.

Erstmals stand in diesem Jahr jeder Tag unter einem besonderen Thema rund um die Qualifizierungsangebote des Verbandes. Den Start machten die digitalen Patinnen. Über 70 wurden seit 2021 in Kooperation mit dem Breitband-Kompetenzzentrum ausgebildet. Vier von ihnen aus dem LandFrauenverein Aukrug waren vor Ort, um gemeinsam mit Anna Brandt, beim Kompetenzzentrum verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit, über das Angebot zu informieren. „Wir haben festgestellt, dass die nötigen Anschlussquoten für Glasfaseranschlüsse in den Gemeinden oft nicht erreicht wurden. Deshalb ist es für uns wichtig, den Verbrauchern zu zeigen, wie sie vom Umgang mit Tablet und Handy profitieren“, so Brandt. LandFrau Inge Höft nahm an einer der allerersten Schulungen teil und bietet heute mit LandFrauen aus ihrem Verein Kurse für Neueinsteiger und Fortgeschrittene an. Die nächsten beginnen am 20. September. Wer dieses Angebot bei sich in Umgebung wahrnehmen möchte, kann sich an Hanna Brandt wenden, die Kontakte zu allen digitalen Patinnen im Land hält (Tel.: 04 31-57 00 50 91).

Vorgestellt wurde auch die Qualifizierung zur Büroagrarfachfrau (Baff). Zu Gast war dazu Rechtsanwältin Beate A. Fischer. Sie appellierte anhand von Beispielen aus ihrem Arbeitsalltag, sich rechtzeitig um die Rentenversicherung zu kümmern und sich bei Eheverträgen, Investitionen und Bürgschaften beraten zu lassen, um im Alter nicht vor dem Nichts zu stehen. Die Fachanwältin bot Vorträge zu diesem Thema in den LandFrauenvereinen an. Kammerpräsidentin Ute Volquardsen betonte in ihrem Grußwort, dass sie die Ausbildung zur Baff gerade auch in diesen Fragen gestärkt habe.

Saskia Jung aus Hardebek (r.) informiert sich bei Dr. Gaby Brüssow-Harfmann, Geschäftsführerin des LandFrauenverbandes, über die Qualifizierung Kräuterkunde und nahm sich sofort Informationen zur Anmeldung mit, denn für den nächsten Grundkurs Kräuterkunde, der am 8. Mai 2024 beginnt, gibt es nur noch wenige Plätze. Anmeldung über den Kooperationspartner BNUR unter anmeldung@bnur.landsh.de
Die digitalen Patinnen des OV Aukrug (Mitte v. li.), Anneliese Rohwedder, Arija von der Geest-Timm, Elke Klotzbücher und Inge Höft, flankiert von Hanna Brandt vom Breitband-Kompetenzzentrum (li.) und Vizepräsidentin Sylke Messer-Radtke.
Beate A. Fischer, Rechtsanwältin, Fachanwältin für Agrarrecht und Notarin aus Husum, informierte auf der Norla zum Thema Absicherung von Frauen auf landwirtschaftlichen Betrieben.

Nach der Norla ist vor der Norla

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Die Norla 2023 stand ganz im Zeichen des Fortschritts, so besuchte der offizielle Rundgang diesmal unter anderem eine Firma, die Solaranlagen fertigt, unter denen auch noch Schafe und Rinder weiden können.

In der Halle der Landwirtschaftskammer zeigten die Grünen Berufe digital, worauf sich Auszubildende in der Landwirtschaft und in der Forstwirtschaft einstellen müssen. Die Ernte von Bäumen per Harvester oder der virtuelle Rundgang auf einem landwirtschaftlichen Ausbildungsbetrieb waren zwei der digitalen Höhepunkte. Kammerpräsidentin Ute Volquardsen machte unter anderem auch am Stand des Kammerbereiches alternative Einkommensquellen halt, wo sich unter anderem das Projekt „Schulklassen auf dem Bauernhof“ und auch der noch recht junge Bereich Green Care – soziale Projekte auf Agrarbetrieben für Menschen mit Betreuungsbedarf – präsentierten. Zudem gab es viele Anfragen wie zum Beispiel zur Broschüre der Bauernhofcafés im Land sowie auch anderen Beratungsangeboten der Kammer von Betriebswirtschaft und Liquiditätsplänen bis hin zum Ruheforst und der Friedhofsgärtnerei. Sandra van Hoorn präsentierte den Messeauftritt von Gütezeichen und Gutes vom Hof. Allen gut bekannt sind die leckeren Cocktails, die zum Verweilen und Fachsimpeln über neueste Strategien im regionalen Marketing einladen. Mit den Besucherzahlen in und vor ihrer Halle zeigte sich die Landwirtschaftskammer zufrieden. Lesen Sie mehr dazu auf den beiden Bilderseiten 52 und 53.

Mehr über den Ausbildungsbetrieb des Jahres erfahren Sie im vorderen Teil des Bauernblattes auf S. 12. Die nächste Norla beginnt am 29. August 2024.

Kammerpräsidentin Ute Volquardsen (li.) am Stand der alternativen Einkommensquellen mit Christiane Wellensiek (Projekt Schulklassen auf dem Bauernhof, LKSH) und Heidi Schiller (r.), bei der Landwirtschaftskammer unter anderem seit vielen Jahren zuständig für die Bauernhofpädagogik
Vor der Kammerhalle standen die regionalen Erzeuger und der Bereich Gutes vom Hof im Fokus, hier präsentiert von Sandra van Hoorn, Fachbereichsleiterin Gütezeichen bei der Landwirtschaftskammer. Isa-Maria Kuhn (3. v. r.), Pressestelle der LKSH, verantwortete die reibungslose Organisation mit allem Drum und Dran in der Kammerhalle.

Sachlichkeit, aber mit Nachdruck

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Um es vorweg zu sagen: Der Landesbauerntag war von Politik und Sachthemen geprägt. Wer einen donnernden und tönenden Landesbauernpräsidenten erwartet hatte, konnte enttäuscht sein, bekam dafür aber einen komprimierten und konzentrierten Abriss zur Situation der Landwirtschaft ohne jede Polemik und mit einem starken Willen, die Forderungen der Landwirtschaft gegenüber der Politik zu platzieren. Klaus-Peter Lucht hielt sich nicht lange mit Grußworten auf und kam gleich zur Sache. Die Lage ist zu ernst.

In Schleswig-Holstein ist der Kampf um die Deutungshoheit der CO2-Reduzierung durch Wiedervernässung von Mooren in vollem Gange. Es muss um Lösungen für die Landwirtschaft gehen und nicht um deren Abschaffung in den Niedermoorregionen, machte Lucht deutlich und hatte Vorschläge parat, die gangbare Wege zeigen: vom Flächentausch über Flurbereinigung bis zur Gründung von Energiegenossenschaften für Moorstandorte. Diese sollen über Flächenbündelung eine energetische Nutzung von Vernässungsstandorten sowie den wirtschaftlichen Erhalt von Grünlandstandorten gewährleisten.

Dass Landwirtschaft kein Selbstzweck ist und der Gewinnerzielung dient, ist für Lucht selbstverständlich und stand über den Gesprächsrunden. Genauso ist es sein Anliegen, alle Akteure an einen Tisch zu rufen. Das machte er zum Beginn der Landesbauernwoche mit dem neuen Diskussionsformat des Norla-Milchfrühstücks. Noch fehlte ein Teilnehmer aus dem Umweltministerium in der Runde neben Landwirten, Bankern, Meiereiwirtschafts- und Handelsvertretern. Aber dem umtriebigen Präsidenten wird auch das noch gelingen.

Die Gastrednerin Sabine Riewenherm, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), ließ in ihrem Vortag beim Landesbauerntag pragmatische Töne verlauten, als sie davon sprach, wie wichtig gegenseitige Anerkennung sei und dass auch mit intensiver Landwirtschaft mehr Biodiversität zu erreichen sei. 

Mechthilde Becker-Weigel Foto: Archiv

Die Sorge um den Verlust von Tierbeständen treibt die Landwirtschaft um, machte Lucht beim Bauerntag klar. Das Kompetenznetzwerk Nutztierhaltung unter Führung des ehemaligen Bundeslandwirtschaftsministers Jochen Borchert (CDU) hat aufgehalten, würde man im Norden sagen. Das ist ein schlechtes Zeichen. Denn dahinter stehen die Tatenlosigkeit von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) oder seines Hauses und die Nichtannahme der Reformvorschläge.

Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) nahm die Vorlage an und betonte, die Nutzung landwirtschaftlicher Flächen diene keinem Selbstzweck, sondern der gesellschaftlichen Aufgabe der Erzeugung von Nahrungsmitteln und Ernährungssicherheit. Es könne nicht das Ziel sein, die Nutzung aufzugeben. Dennoch machte er deutlich, ein „Weiter wie bisher“ werde nicht möglich sein. Auch er ist der Meinung, die Berliner Ampel-Koalition habe mit der Aufgabe des Kompetenzzentrums Nutztierhaltung eine Chance vertan. Landwirtinnen und Landwirten fehle weiter eine Orientierung vonseiten der Politik. Er kündigte an, die Agrarministerkonferenz am 20. und 21. September in Kiel werde sich mit dem Thema Tierhaltung beschäftigen. Dann werden Verbandspräsident Lucht und Minister Schwarz sich wieder gegenüberstehen. Der Bauernverband ruft zur Demonstration und Meinungsbekundung am 21. September in Kiel auf. Hoffentlich können die Demonstranten Minister Schwarz zu mehr Nachdruck verhelfen!

Beschleunigungsgesetze und lange Lieferzeiten

Das Land Schleswig-Holstein hat sich vorgenommen, bis zum Jahr 2030 15 GW Windenergieleistung an Land zu errichten und bis 2045 klimaneutral zu sein. Das neu eingerichtete Referat für Windenergieplanung im Innenministerium des Landes arbeitet an neuen Regionalplänen, die bis 2026 vorliegen sollen. Während der Onshore-Windenergie-Konferenz windWert wurde vorige Woche in Kiel vorgestellt, nach welchen Kriterien das Innenministerium dabei vorgeht.

Um „Rotor in“ oder „Rotor out“, die mögliche Kombination von Windenergie mit Speichern, Herausforderungen durch lange Lieferzeiten und Hacker-Angriffe sowie Innovationen im technischen Service ging es bei der Konferenz, zu der sich 130 Branchenvertreter trafen. Die windWert wird jährlich organisiert von der Netzwerkagentur Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein (EE.SH).

Rotor in oder Rotor out – dürfen die Flügel der Windenergieanlage (WEA) über die Grenzen des Windeignungsgebietes hinausragen? Schleswig-Holstein arbeite mit der Rotor-in-Regelung, machte ein Mitarbeiter des zuständigen Innenministeriums deutlich, auch wenn es einen Ermessensspielraum von einigen Metern gebe. Außerdem hat sich die Landesregierung im Koalitionsvertrag dafür ausgesprochen, die Abstände zur Wohnbebauung nicht zu verringern. So seien die Klimaziele nicht zu erreichen, hielt Marcus Hrach vom Landesverband Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein (LEE SH) dagegen: „Dann brauchen wir 3,8 Prozent Windenergie-Vorrangflächen.“ Laut Innenministerium werden rund 3 % der Landesfläche in den neuen Windenergie-Regionalplänen benötigt, um die selbst gesteckten Ziele des Koalitionsvertrages und die Bundesvorgaben zu erreichen.

Dabei komme die Repowering-Regelung aus den Regionalplänen weiter zur Anwendung. Demnach dürfen Windenergie-Anlagen, die außerhalb von Vorrangflächen stehen, nicht an derselben Stelle durch neue ersetzt werden, sondern der Betreiber muss sich einen Standort innerhalb eines extra für Repowering ausgewiesenen Vorranggebietes suchen und für eine neue WEA zwei alte Anlagen abbauen. Dies kritisiert der LEE SH und meint, dies stehe im Gegensatz zum neuen § 245e im Baugesetzbuch, der Teil des Windenergie-Beschleunigungspakets der Bundesregierung ist.

Auf die umfangreichen Gesetzespakete zum beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren Energien ging auch Kiels Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer (SPD) ein. „Wir befinden uns in einer Phase großer Plastizität und Veränderungen. Vieles wird einrasten, und wenn wir es richtig angehen, haben wir für die nächsten zehn Jahre stabile Rahmenbedingungen.“

Energie aus Windenergie- und Photovoltaikanlagen ist wetterabhängig, die Verfügbarkeit schwankt stark, entsprechend volatil sind auch die Strompreise. Speicher könnten in Zeiten von viel Wind und Sonne, wenn der Strom billig ist, die Energie aufnehmen. Wenn es dunkel ist, kein Wind weht und die Strompreise entsprechend steigen, könnte die Energie wieder ausgepeichert und verkauft werden. Die Arge Netz entwickelt ein Flexibilitäten-Geschäftsmodell und plant, dafür einen 56-MW-Batteriespeicher zu bauen.

Im Gegensatz zu Photovoltaikanlagen können Windparks auch nachts Strom liefern – jedoch nur, wenn sie leise genug sind. Ein Großteil der Anlagen muss aus Lärmschutzgründen nachts leistungsreduziert betrieben werden. Axel Sachse von DNV Energy Systems Germany stellte „Trailing Edge Serrations“ vor. Die sägezahnförmigen Anbauteile verwirbeln den Luftstrom an der Rotorblatt-Hinterkante so, dass die Anlagen um bis zu 3 dB leiser gemacht werden können. Dadurch können Anlagen nachts weniger leistungsreduziert betrieben werden. Dies sei außerdem eine Maßnahme zur Netzstabilisierung, erklärte Sachse mit Verweis auf das novellierte Energiesicherungsgesetz. Zudem könnten die Anlagen, je nach Typ, einen um 3 bis 10 % erhöhten nächtlichen Jahresenergieertrag erzielen.

„Bei der windWert können sich Projektierer, Betreiber und Finanzierer von Windparks mit Dienstleistern und Vertretern aus Politik und Verwaltung austauschen“, erklärt EE.SH-Projektmanager Holger Arntzen, der die Konferenz seit 13 Jahren zusammen mit Projektmanagerin Katja Rosenburg organisiert.

Sonderveröffentlichung

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Saatstärke Hybridweizen – Das müssen Sie beachten!

Weniger Dünger und chem. Pflanzenschutz, oft Trockenheit in relevanten Entwicklungsphasen: Wir brauchen zukünftig Kulturarten, die mit diesen „verschärften“ Bedingungen gut zurechtkommen. Hybridweizen wird daher für immer mehr Regionen interessant.

Die Hybridweizensorten sind besonders für Weizen-Grenzstandorte geeignet: Sie nutzen erwiesenermaßen die gegebenen Ressourcen wie Wasser und Stickstoff besser und effizienter als Linienweizensorten.

Reduktion der Saatstärke hat seine Grenzen

Da das Saatgut relativ teuer ist, werden in der Praxis die Saatstärken konsequent heruntergefahren. Es gibt vor allem in Nord-/Ostdeutschland Betriebe, die bis auf 90 Körner/m² heruntergehen. Allerdings erhöht sich mit derart reduzierten Saatstärken das Anbaurisiko: Ausfälle durch Frost oder Krähenfraß kann man sich dann nicht mehr leisten.  Hybridweizen kann zwar extrem viel kompensieren, aber irgendwann ist die Grenze selbst für diese wüchsige Getreideart erreicht. In der Praxis muss man also den Kompromiss finden zwischen maximal möglicher Saatstärkenreduktion (zur Reduzierung der Saatgutkosten) einerseits und Absicherung der für eine Wirtschaftlichkeit notwendigen Mehrerträge des Hybridweizens andererseits. 

Die SAATEN-UNION hat zur Klärung dieser Frage in einer speziell angelegten Sonderprüfung Hybridweizen die Eignung der Hybridweizensorten unter zwei verschiedenen geringen Aussaatstärken (100 und 150 Körner/m²) getestet. Mehr Informationen zu den Versuchsdetails finden Sie hier: https://www.saaten-union.de/getreide/winterweizen/hyseed-hybridweizen/ergebnisse-der-sonderpruefung-hybridweizen-20212022/

Sachthemen statt Kälberstreicheln

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„Ein siebenjähriger Junge wusste nicht, dass es Kühe gibt: ,Die Milch kommt bei Rewe aus der Kühltruhe‘, sagte er.“ Das Erlebnis machte die Bäuerin und Lehrerin Janina Schöttler sehr traurig. Die Kluft zwischen Landwirten und Nichtlandwirten zu überwinden und Wissen über die Nahrungsproduktion an den Schulen zu vermitteln, dazu haben Landwirtschafts- und Bildungsministerium eine Bildungsoffensive gestartet. Auf der Lehrerveranstaltung im Rahmen der Norla wurde sie vorgestellt.

„Auch meine Nachbarin im Dorf weiß nicht, wie ich meine Kühe halte“, gestand Klaus-Peter Lucht, Bauernverbandspräsident und Milchviehhalter in Mörel im Kreis Rendsburg-Eckernförde, in seinem Grußwort. Wie die Diskrepanz zwischen Landwirten und Nichtlandwirten überwunden werden kann, darüber diskutierten in der Deula-Halle in Rendsburg die beiden Staatssekretärinnen Anne Benett-Sturies vom Landwirtschaftsministerium (MLLEV) und Dr. Dorit Stenke vom Bildungsministerium (MBWK), die Lehrstuhlinhaberin für Ernährung und Hauswirtschaft und ihre berufliche Didaktik an der Europa-Universität Flensburg, Prof. Birgit Peuker, und die erwähnte Landwirtin und Grundschullehrerin Janina Schöttler aus Neversdorf im Kreis Segeberg. Die Moderation hatte der Bauernblatt-Redakteur Dr. Robert Quakernack, über das Konzept der Bildungsinitiative führte er ein Interview mit Anne Benett-Sturies.

Schulklasse auf dem Bauernhof bei Inken Krey in Neufelderkoog, Kreis Dithmarschen.  Foto: Dr. Robert Quakernack

Nun gibt es seit Langem die Initiative „Schulklassen auf dem Bauernhof“. Was sind die Unterschiede zur neuen Bildungsoffensive? Die Referentinnen wollen die Konzepte keinesfalls in Konkurrenz zueinander verstehen: „,Schulklassen auf dem Bauernhof‘ richtet sich vor allem an Grundschüler“, erklärt Benett-Sturies. „Wir wollen Lehrkräften der Sekundarstufen I und II Wissen an die Hand geben, wie sie Landwirtschaft mit Themenfeldern aufbereiten, vor- und nachbereiten können.“ Rund 25 thematische Konzepte liegen bereits vor, weitere 33 sind in Vorbereitung, vier Fortbildungstermine für Lehrkräfte schon ausgebucht.

Landwirtschaftliche Betriebe können sich in diesem Konzept als außerschulische Lernorte qualifizieren. „Wir haben keinen Mangel an interessierten Betrieben, wir führen schon Wartelisten“, freut sich Peuker. Ein Trumpf ist, dass Landwirtschaft Bezug zu fast allen Schulfächern hat und wunderbar fachübergreifend behandelt werden kann. Zugleich betonen die Referentinnen, dass es eine Fokussierung auf ein bestimmtes Thema brauche, und hierin unterscheide sich das Konzept vom bisher üblichen Verfahren: „Der Bauer soll nicht seinen ganzen Hof zeigen, sondern auf eine bestimmte thematische Lerneinheit beispielhaft eingehen, die die Lehrkraft vor- und nachbehandelt“, erklärt Stenke. „Bisher hat die Lehrkraft oft wenig Steuerungsmöglichkeit gehabt. Man ging mit den Schülern auf den Hof und war gespannt, was dort passiert. Doch es geht nicht nur um leuchtende Kinderaugen und Kälberstreicheln, sondern darum, Dinge zu verstehen.“

Als Beispiel brachte Peuker das Konzept „Wunderbare Milchverwandlung“, das das Netzwerk Feinheimisch entwickelt hat. Leitfragen sind hier zum Beispiel: Wie entsteht aus Gras die Milch? Was nimmt Einfluss auf den Milchgeschmack? Wie werden die verschiedenen Milchprodukte erzeugt? Welche Berufe gibt es auf einem Milchviehbetrieb?

Auf dem Betrieb werden dazu Etappen der Milchverarbeitung gezeigt, etwa die Herstellung von Käse, es wird Tierwohl von Milchkühen veranschaulicht oder die Berufsfelder entlang der „Milchkette“ vorgeführt. Dazu gibt es Vor- und Nachbereitung im Unterricht. „Das ganze Konzept passt auf eine Din-A4-Seite“, so Stenke.  – „Es ist toll, dass Schulen und Betriebe so etwas an die Hand bekommen“, findet Lehrerin Schöttler: „An Beispielen versteht man etwas und lernt nicht nur etwas auswendig.“

Als bedauerlich wurde allseits die geringe Beteiligung an dieser Veranstaltung empfunden – nur rund 100 Teilnehmer, davon etwa 30 Lehrende! Vom Landjugendvorsitzenden Tajo Lass nach den Gründen gefragt, wurde mehrfach geäußert, man habe nur zufällig oder durch Mundpropaganda davon erfahren. Die Referentinnen versprachen, künftig zur besseren Verbreitung beizutragen. Janina Schöttler: „Schule muss sich öffnen!“

Das hätten mehr sein können: Nur etwa 100 Teilnehmer, darunter etwa 30 Lehrende, waren zur Lehrerveranstaltung gekommen. Fotos: Tonio Keller 

Erwartungen an Paludi kommen zu früh

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„Anbau und Ernte von Paludikulturen – Ertragserwartungen und Ansprüche“ war der Titel der vierten Veranstaltung in der Reihe „Zukunft der Landwirtschaft in den Niederungen“ des Ministeriums für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz (MLLEV), die wieder auf der Klimafarm in Erfde stattfand. Wer allerdings mit „Ertragserwartungen und Ansprüchen vor Ort“ gekommen war, wurde enttäuscht. Dafür gab es Sachvorträge zum Thema.

Das können wir Ihnen leider noch nicht sagen“, war die häufigste Antwort auf Fragen aus dem Publikum, das mit sieben Landwirten aus der Eider-Treene-Sorge-Region nicht allzu zahlreich war. Nur so viel: Vor vier Wochen wurden rund 200 Ballen auf 96 ha vernässter Fläche der Klimafarm geerntet – „was dort eben so wächst“, so Arndt Behrendt von der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Nächstes Jahr sollen es 112 ha sein, stufenweise bis hin zu 400 ha im Zeitraum der zehn Jahre Projektzeit. Was noch nicht vernässt ist, wird vorerst verpachtet. Auch die Erntemenge ist noch nicht abzusehen. Marie Bajohr, Landwirtin der Klimafarm, rechnet mit 10 bis 16 t/ha Frischmasse, was 4 bis 6 t/ha Trockenmasse entspreche, ein ordentliches Spektrum

85.000 ha Moorfläche in Schleswig-Holstein kommen für Vernässung infrage, führte Dr. Thorsten Reinsch vom MLLEV auf, davon 67.000 ha Grünland und 18.000 ha Acker. Betroffen wären rund 4.000 landwirtschaftliche Betriebe, allerdings unterschiedlich stark: 37 % haben weniger als 20 % Mooranteil, weitere 21 % 20 bis 40 % Anteil, 41 % einen höheren. „Wer weniger Moor hat, ist natürlich flexibler“, so Reinsch.  Ob mit oder ohne Wiedervernässung sieht Reinsch als Herausforderungen der Landwirtschaft in den Niederungen den Umgang mit zunehmendem Starkregen und Hochwasser, die Kompensation längerer Trockenperioden und die Bewirtschaftung bei hohen Grundwassersständen.

Anke Nordt von der Universität Greifswald hat die Potenziale verschiedener Paludikulturen untersucht.

Welches Potenzial da Paludikulturen bieten, hat Anke Nordt von der Universität Greifswald ausgiebig untersucht am Beispiel von Schilf, Rohrkolben, Gräsern wie Seggen oder Rohrglanzgras und Torfmoos. In Vorpommern unterhält die Uni Paludi-Versuchsfelder von 900 ha, davon rund 100 ha Schilf.

Schilf hat eine lange Tradition als Dachbedeckung, entsprechend gibt es umfangreiches Wissen darüber – auf 1862 datiert die erste Veröffentlichung. Die Standortbedingungen sind: feucht bis Überstau, ¼ bis vier Pflanzen pro Quadratmeter, Ernte hauptsächlich im Sommer, Schnitthöhe 30 cm. Vorteilhaft ist die spontane Sukzession nach Wasserstandsanhebung. Der Abnahmebedarf ist groß, die Firmen haben dezidierte Anforderungen und Sortenasprüche für Dachreet.

Rohrkolben ist neu im „Geschäft“, deshalb gibt es noch wenig Erfahrung und vor allem wenige „Abnahmekanäle“. Auch hat die Uni Greifswald für diese Art nur 10 ha in Kultur. Rohrkolben ist überstaugeeignet, 100 bis 200 Samen pro Quadratmeter, Schnitthöhe 10 bis 20 cm, Ernte im frühen Winter. Nach einiger Zeit droht eine Verdrängung durch andere Arten.

In gleicher Weise wurden von Anke Nordt weitere Pflanzenarten besprochen sowie die Herausforderungen bei der Etablierung und der Ernte von Paludikulturen. Auch eine Kostenabschätzung nahm sie vor. Der vollständige Vortrag wird zeitnah auf der Homepage des MLLEV zur Verfügung stehen unter
https://t1p.de/5pv54

Dr. Thorsten Reinsch vom MLLEV erklärt die Messstation der CAU. Auf diesem Feld wird zunächst der Status vor der Vernässung aufgenommen.

Die Frage eines Landwirts, ob man zum Moorschutz nicht auch natürlich gewachsenes Grünland belassen könne, wurde von Reinsch bejaht: „Es gibt nicht nur die eine oder andere Lösung, auf mineralischen Böden mit dichter Grasnarbe ist Grünland weiter möglich.“

Auf einem 25 ha großen Feld, das in diesem Herbst vernässt wird, erklärte Reinsch die Messstation der Christian-Albrechts-Universität (CAU) zu Kiel. Dort wird zum späteren Vergleich zunächst der jetzige Status aufgenommen – neben üblichen Wetterparametern der Gehalt von CO2, Methan und Lachgas in der Umgebung. Besonderheit: Es werden auch Turbulenzen in der Luft erfasst. Entwickelt sich das Feld als CO2-Senke oder -Quelle? Reinsch: „Wir sind froh, wenn das Moor CO2-neutral bleibt. Es ist ein riesiger Speicher. Das muss drinbleiben!“

Hat „Wachse oder weiche“ ausgedient?

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Bei der Betrachtung der Ergebnisse des Rinder-Reportes fällt immer wieder auf, dass Betriebe mit großen Herden und hohen Milchleistungen tendenziell bessere Betriebszweigergebnisse (BZE) erzielen. Daher lieg die Schlussfolgerung nahe, dass für eine ökonomisch erfolgreiche Milchviehhaltung weiterhin gelten muss „Wachse oder weiche“. Im Folgenden sollen die Einflussfaktoren Herdengröße und Milchleistung auf das betriebswirtschaftliche Ergebnis der Milchviehbetriebe anhand der 183 mit BZA-Office ausgewerteten Betriebe des Rinder-Reportes 2022 genauer betrachtet werden.

Dem Prinzip der Betriebszweigauswertung folgend, werden die Kosten eines Betriebszweiges auf die Anzahl der produzierten Einheiten verteilt, bei der Milchviehhaltung auf die Menge der erzeugten Milch. Eine Verbesserung des Betriebszweigergebnisses durch eine Verteilung der gleichen Kosten auf eine größere Menge an produzierten Einheiten ist also erst einmal rein mathematisch eine vergleichsweise simple Rechnung und noch keine einzelbetriebliche Entscheidung.

Interessanter wird diese Rechnung, wenn man in die Betrachtung die Veränderung der Kosten einbezieht. Bei einer Steigerung der produzierten Menge steigen gleichzeitig auch die Gesamtkosten der Produktion. Die Herausforderung besteht darin, die optimale Einsatzmenge im Verhältnis zur produzierten Menge zu finden.

Verhältnis von Kosten und Menge

Dies gilt im Besonderen für die variablen Kosten (zum Beispiel Futter und Arbeit), die mit jeder produzierten Einheit eingesetzt werden müssen, während die fixen Kosten (zum Beispiel Gebäude und Maschinen) nicht direkt mit der produzierten Menge steigen und zu geringen Kosten je Einheit führen, solange ihre Kapazitätsgrenze noch nicht erreicht ist.

Ein praxisnahes Beispiel ist die eingesetzte Menge Kraftfutter. Stellt man die produzierte Milchmenge sowie die verbrauchten Mengen Kraftfutter pro Kuh und Kilogramm ECM gegenüber, wird deutlich, dass mit steigender Milchmenge die eingesetzte Gesamtmenge pro Tier steigt, jedoch nicht in dem Maße, in dem mehr Milch produziert wird. Gleichzeitig verbessert sich die eingesetzte Menge je produzierter Einheit (Abbildung 1) – ein praktisches Beispiel, das den meisten Milchviehhaltern aus dem Vorjahr noch gut in Erinnerung ist. Dass die eingesetzte Kraftfuttermenge mit den stark gestiegenen Preisen noch wirtschaftlich sinnvoll war, konnten auch aufgrund der hohen Milchpreise viele Landwirte trotzdem bejahen.

(Rinder-Report 2022)

Einfluss der Herdengröße

Sollen hingegen die fixen Kosten auf mehr Einheiten verteilt werden, ist die Steigerung der Herdengröße eine Möglichkeit. Um die Verteilung der Herdengröße und Milchleistung noch genauer zu betrachten, sind in Abbildung 2 alle 183 Betriebe nach ihrer Herdengröße und Milchleistung dargestellt, unabhängig von ihrem BZE. Hierbei wird der Trend zu einer höheren Milchleistung bei größeren Betrieben deutlich.

Auffällig ist aber auch, dass bei den geringeren Betriebsgrößen die Streuung der Milchleistung noch deutlich größer ist. Während bei den Betrieben bis zu 250 Kühen von den höchst- bis niedrigleistenden Betrieben noch alle Milchleistungen vertreten sind, liegen die Leistungen bei den größeren Betrieben deutlich dichter zusammen.

Mehr Milch immer besser?

Um die Frage beantworten zu können, ob eine Steigerung der Milchleistung auch immer zu einer Verbesserung des betriebswirtschaftlichen Ergebnisses führt oder sogar eine notwendige Bedingung ist, sollen die Betriebszweigergebnisse der 183 Betriebe genauer betrachtet werden. Wie in Abbildung 3 dargestellt, wurden die Betriebe in vier Leistungsgruppen nach ihrer durchschnittlichen Milchleistung eingeteilt. Innerhalb dieser Gruppe wurden der Durchschnitt der Gruppe sowie die jeweils 25 % erfolgreicheren und weniger erfolgreicheren Betriebe sortiert nach ihrem BZE ausgewertet. Außerdem wurde die durchschnittliche Herdengröße der Betriebe in den Gruppen ausgewiesen.

Eine Vergrößerung der Herden stellt für die Betriebsinhaber auch neue Anforderungen an das Herdenmanagement und die Betriebsführung, besonders wenn der Wachstumsschritt auch die Einstellung von (weiteren) Mitarbeiter notwendig macht.

Der grundlegende Trend zu besseren BZA-Ergebnissen bei steigenden Milchleistungen wird in dieser Darstellung sichtbar. Im Durchschnitt sind die Betriebe der höheren Milchleistungsklassen in der Lage, Betriebszweigergebnisse zu erreichen, die deutlich über denen der Betriebe mit weniger als 8.500 kg ECM liegen. Gleichzeitig steigt die durchschnittliche Herdengröße der Betriebe an. Dies gilt so eindeutig nur für den Durchschnitt der Betriebe. Besonders bei den jeweils 25 % weniger erfolgreicheren Betrieben ist auffällig, dass sich die Herdengröße mit steigender Milchmenge nur sehr wenig entwickelt.

Für die weniger erfolgreichen 25 % der Betriebe in allen Milchleistungsklassen ist außerdem auffällig, dass sie trotz höherer Milchleistung nicht in der Lage sind, ein positives BZE zu erreichen. Für die Milchleistungsklassen oberhalb von 9.500 kg ECM zeigt sich, dass sich die beiden Klassen nur noch sehr wenig unterscheiden, obwohl die Betriebe gerade bei den erfolgreicheren 25 % der Betriebe mit mehr als 10.500 kg ECM noch einmal deutlich größer sind als in den anderen Milchleistungsklassen. Außerdem erzielen jeweils der Durchschnitt und die weniger erfolgreicheren Betriebe mit weniger als 8.500 kg ECM ein deutlich negativeres BZE als die Betriebe der anderen Leistungsgruppen.

Gilt „Wachse oder weiche“ noch?

Die Praxisdaten zeigen, dass der Trend zu höheren Milchleistungen bei größeren Betrieben auch bei genauer Betrachtung der Daten nachweisbar ist. Zu einer differenzierten Betrachtung gehört dabei aber auch die Einbeziehung der Betriebszweigergebnisse.

Diese zeigen, dass es gerade in den durchschnittlichen Betriebsgrößen und Milchleistungen eine breitere Streuung der Ergebnisse gibt, die sich bei einer reinen Betrachtung des Durchschnittes nicht zeigt. Diese Betrachtung lässt außer Acht, dass die Milchproduktion in Schleswig-Holstein unter sehr unterschiedlichen Standortbedingungen stattfindet und es daher auch andere wirtschaftlich Erfolg versprechende Strategien möglich sind als „Wachse oder weiche“.

Rein statistisch gesehen ist es schwierig für kleine Betriebe mit niedriger Milchleistung, ein positives BZE zu erzielen. Aus ökonomischer Sicht müssen diese Betriebe dann in der Lage sein, ein sehr niedriges Inputniveau zu realisieren. Dabei sind die Potenziale und Grenzen des Standortes zu hinterfragen, um zu einer erfolgreichen Betriebsstrategie zu kommen.

Entscheiden sich solche Betriebe für einen Wachstums- oder Automatisierungsschritt, ist eine Steigerung der Milchleistung zur Verbesserung der betriebswirtschaftlichen Situation zwingende Voraussetzung, um die Investitionen erfolgreich nutzen zu können. Dazu gehören neben der betrieblichen Ausstattung (Gebäude, Flächen, Technik) auch die fachliche Eignung und Einstellung des Betriebsinhabers zur neuen Technik oder dem Management einer größeren Herde.

Fazit

Größere Herden und eine Steigerung der Milchleistung versprechen eine Verbesserung des BZE. Die Verteilung der Kosten auf eine größere Menge ermöglichen ein besseres betriebswirtschaftliches Ergebnis. Bei genauer Betrachtung der Ergebnisse des Rinder-Reportes 2022 ergibt sich ein detaillierteres Bild.

Bei der Betrachtung der Herdengröße und der Milchleistung der Betriebe zeigt sich bei kleineren Herdengrößen eine deutlich größere Streuung in der Milchleistung, während bei größeren Betrieben die Streuung abnimmt und die Leistung steigt. Bezieht man das BZE in die Betrachtung ein, zeigt sich, dass Betriebe mit Milchleistungen unter 8.500 kg ECM sich deutlicher von den anderen Milchleistungsklassen unterscheiden, während oberhalb von 9.500 kg ECM die Unterschiede abnehmen.

Aus der vorgestellten Betrachtung der BZE lässt sich keine reine Empfehlung zur Steigerung der Herdengröße oder Milchleistung ablesen. Vielmehr sind besonders vor Investitionen in Wachstums- oder Automatisierungsschritte die betriebsindividuellen Potenziale zu hinterfragen, um die geeignete Strategie zu identifizieren.

Gesunder Blattapparat notwendig

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Die ausgiebigen Regenmengen seit Ende Juni, gepaart mit Temperaturen um die 20 °C und darüber hinaus, haben in den vergangenen Wochen zu einem sehr guten Rübenwachstum geführt. Die bisher durchgeführten Proberodungen lassen zum jetzigen Zeitpunkt zwar unterschiedliche, aber insgesamt durchschnittliche Rübenerträge erwarten.

Die bei der jüngsten Proberodung ermittelten Rübengewichte schwanken zwischen 600 und 850 g pro Rübe. Die relativ großen Unterschiede sind in erster Linie auf die unterschiedlichen Aussaattermine zurückzuführen. Während auf den leichten Standorten bereits Ende März und Anfang April bestellt werden konnte, kamen die Rübenpillen auf den schweren Böden häufig erst im Mai in die Erde, sodass hier Wachstumstage fehlen. Erfreulich ist, dass die Rüben auf den leichten Flächen in diesem Jahr kaum „geschlafen“ haben und keinen neuen Blattapparat bilden mussten. Daher sind besonders dort hohe und überdurchschnittliche Erträge zu erwarten.

Besonders wichtig für die Rübenentwicklung in den nächsten Wochen ist ein gesunder Blattapparat. Die bisher durchgeführten Fungizidmaßnahmen, die auf den meisten Flächen termingerecht Ende Juli gesetzt wurden, haben sehr gut gewirkt. Nur auf Flächen, die nicht rechtzeitig gespritzt wurden, sind die Krankheiten kaum noch zu kontrollieren. Die wirtschaftliche Schadschwelle, die eine zweite Anwendung notwendig machen würde, liegt momentan bei 45 % (45 von 100 Blättern sind befallen). Bei dieser Befallshäufigkeit sind beim Durchgehen durch den Bestand deutlich die Blattkrankheiten zu erkennen.

Momentan liegt man auf allen Monitoringstandorten Schleswig-Holsteins unterhalb dieser Schadschwelle. Auch wenn zurzeit wenig Blattkrankheiten vorhanden sind, sollten insbesondere Flächen, die für eine Rodung nach Mitte Oktober vorgesehen sind, weiterhin kontrolliert und gegebenenfalls nachbehandelt werden. Die aktuellen Boniturergebnisse aus jeder Region stehen im AgriPortal Consult unter „Blattmonitoring“ und in der App AgriPortal mobile auf dem Smartphone zur Verfügung.

Bei einer eventuellen zweiten Behandlung ist zur Vorbeugung von Resistenzentwicklungen unbedingt ein Wirkstoffwechsel vorzunehmen. Nähere Hinweise zu den Wirkstoffen und deren Wirkungsspektrum stehen im Nordzucker-Infoblatt „W4-Fungizid“ im AgriPortal Consult. Es ist unbedingt auf die vorgeschriebenen Wartezeiten zu achten. Unterstützung bei der Auswahl des richtigen Fungizides liefert der Fungizidplaner im AgriPortal Consult.

Die diesjährige Rübenanfuhr in Uelzen beginnt am 9. September. Die Biorüben werden schon ab dem 6. September nach Schladen gefahren. Auch in diesem Jahr werden Rüben wieder von Brunsbüttel und Jübek mit der Bahn nach Uelzen transportiert. Ebenfalls erhalten zahlreiche Biogasanlagen in Schleswig-Holstein wieder Rüben zur Energiegewinnung.