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Starkes Ehrenamt, starker Verband

 Kommentar zur Wahl des Präsidenten
Von Mechthilde Becker-Weigel
Klaus-Peter Lucht; Foto: mbw

Der Landeshauptausschuss hat gewählt und der neue Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein ist seit Dienstag dieser Woche Klaus-Peter Lucht. Werner Schwarz, sein Vorgänger, der das Amt zuvor 14 Jahre lang inne hatte, zog es als Landwirtschaftsminister in das Kabinett von Daniel Günther (CDU). Dort wird Klaus-Peter Lucht ihm in Zukunft als Sprecher der meisten Landwirtinnen und Landwirte im Land häufiger gegenüberstehen (siehe Seite 10).

Der Bauernverband erlebt diesen Führungswechsel in stürmischen Zeiten. Krieg in der Ukraine, Sorgen um die Ernährungssicherheit, Klimawandel, Inflation, Corona-Krise, dazu die Diskussionen um Tierwohl, Düngeverordnung oder Artenschutz – die Branche steht von außen unter Druck. Eine aufgewühlte Basis kommt hinzu, die gerade wieder in den vergangenen Wochen und zuletzt Anfang dieser Woche in Bonn offen ihre Unzufriedenheit gezeigt hat: Landwirtinnen und Landwirte fühlen sich von Umweltverbänden, Tierschützern, Politikern, aber auch von der Gesellschaft als Buhmann für alle möglichen Probleme zu unrecht verurteilt.

„Ich brenne für die Politik“

Klaus-Peter Lucht ist transparent und authentisch, ein Mann, der auf Freund und Feind zugeht und sein Glück und seinen Erfolg nicht von ein paar verpassten Wählerstimmen abhängig macht (siehe Interview Seite 11). Eine seiner Eigenschaften, mit denen er sich beschrieben hat, ist „Herzblut für die Politik“. Bei seiner Wahl hat Lucht gesagt: „Ich brenne für die Politik“. Das wird er schon bald gut einsetzen können. Denn anders als bisher haben die Landwirtinnen und Landwirte es seit der Landtagswahl mit zwei Ministerien zu tun, die für ihre Belange zuständig sind. Aus dem Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt wurde ein Haus für Landwirtschaft und eines für Umwelt. Das ist der Tribut Daniel Günthers an den Grünen Koalitionspartner.

Lucht steht nicht alleine da. In Deutschland engagieren sich 31 Millionen Menschen in einem Ehrenamt. Im landwirtschaftlichen Bereich sieht es mittlerweile allerdings bescheidener aus mit dem ehrenamtlichen Engangement. Der neue Präsident hat offenbar keine Lust auf einen Club alter weißer Männer und warb schon im Anschluss an seine eigene Wahl für die Verbandswahlen, die im Herbst beginnen. Denn er weiß genau: Eine Berufsvertretung kann nur so stark sein, wie ihre Vertreterinnen und Vertreter. Genau auf die setzt er. Rund 12 % der Betriebe in Schleswig-Holstein werden bereits von Frauen geleitet, Tendenz steigend. Dem Verband würde es gut tun, wenn der Elan und die Begeisterungsfähigkeit des neuen Präsidenten für das Ehrenamt bei den Frauen an der Basis ankommen und sich bei den Wahlen im Herbst widerspiegeln. 

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