Sie werden bei Login in den Shop auch automatisch auf der Bauernblatt-Website eingeloggt und können sich dann zukünftig mit dem gleichen Passwort auf beiden Websites anmelden.
Das Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Freihandelsassoziation (Efta) und den südamerikanischen Mercosur-Staaten ist auf der Zielgeraden. Nachdem Anfang Juli die Verhandlungen abgeschlossen wurden, folgte am Mittwoch vergangener Woche in Rio de Janeiro die Unterzeichnung des Vertrages durch die vier Efta-Mitglieder Schweiz, Norwegen, Island und Liechtenstein sowie die Mercosur-Staaten Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay. Allerdings müssen die nationalen Regierungen das Abkommen noch ratifizieren.
Laut dem Schweizer Wirtschaftsverband Economiesuisse würden mit dem Freihandelsabkommen Handelserleichterungen für 97 % aller Lieferungen, die zwischen beiden Staatenbündnissen ausgetauschten werden, auf den Weg gebracht. Damit stärke die Schweiz ihre wirtschaftlichen Beziehungen zu einer dynamischen Wachstumsregion mit insgesamt rund 270 Millionen Verbrauchern. Das Abkommen sehe für 96 % der Schweizer Exporte Zollsenkungen vor, entweder ab dem Inkrafttreten oder nach Übergangsfristen.
Damit verbessere sich der Marktzugang für zahlreiche Schweizer Produkte, von Käse über Maschinen und Medikamente bis hin zu Uhren, so der Verband. Die Zugeständnisse beim Import von Mercosur-Agrargütern blieben derweil verkraftbar. Auch im Bereich Nachhaltigkeit bringe das Abkommen Verbesserungen. Es enthalte ein umfassendes, rechtsverbindliches Kapitel über den Handel und die nachhaltige Entwicklung mit Bestimmungen zu Umwelt- und Sozialstandards. age
Die 75. Norla mit ihrer 34. Landestierschau bescherte bestes Wetter, hoch motivierte Tierzüchterinnen und -züchter und Tiere mit hohem Schauwert – ein Event, das die Norla eindeutig aufwerte und Verständnis schafft für tiergerechte Haltung und Zucht der Nutztierrassen.
Diesmal waren weniger Tiere aufgetrieben worden, da viele Züchterinnen und Züchter nicht bereit waren, die geforderte Impfung gegen die Blauzungenkrankheit vorzunehmen – so konnte ein Wettbewerb nur für einige der elf anwesenden Rinderrassen stattfinden.
Angus
Der Wettbewerb der Fleischrinder begann mit der Rasse Angus. Zunächst traten die jüngeren Bullen gegeneinander an. In dieser ersten Entscheidung des Tages konnte sich „REA Babor r“ (Barney x Fendt r) aus dem Besitz von Willi Göttsche aus Hennstedt aufgrund seines Fundamentes und seiner Beckenbreite gegen den etwas jüngeren, aber harmonischen „Tennessee von Christelhoi“ (Trapper x Blue Label) in Besitz von Frank Thomsen, Ahrenshöft durchsetzen. In einer starken Bullenklasse auf 1c platziert wurde der typvolle „Eldorado“ (Eros x Cup Bearer) in Besitz von Frank Frohberg, Eutin.
Die zweite Klasse der älteren Bullen bot ein herausragendes Bild für die Zuschauer. Zwei ringerfahrene Bullen betraten die Schaubühne. Letztlich entschied der imposante siebenjährige „Kea Oscar“ (Ozzo x Oscar) von Willi Göttsche aus Hennstedt die Klasse aufgrund seines tadellosen Skeletts und des Seitenbildes für sich. Auf 1b platzierte sich der Goldday-Sohn „AZH Gust“ von André Martens, Schackendorf. Der sechsjährige Bulle verfügt über viel Typ und zeigte eine schöne Länge im Rücken.
Mr. Norla 2025, „Kea Oscar“, mit Johanna Schneidereit, Hennstedt. Foto: Claus-Peter Thordsen
In der Siegerauswahl standen nun Bullen, die sich im Alter etwas unterschieden, aber nach den Worten von Richter Timo Heimsoth alle „extrem gute Vertreter ihrer Rasse“ waren. Aufgrund seines Alters und seines tadellosen Skeletts führte für ihn kein Weg an dem ältesten Bullen „Kea Oscar“ von Willi Göttsche aus Hennstedt vorbei, sodass dieser Siegerbulle der Rasse Angus wurde.
Weiter ging es mit der Präsentation einer Kuh mit Kalb der Rasse Angus. Janis Luca Andresen aus Süderhackstedt beschickte zum ersten Mal die Norla und stellte die Kuh „Ophira“ (Oscar x Tony) aus, eine Tochter des Siegerbullen der Rasse Angus. Sie zeigte viel Potenzial und präsentierte sich mit ihrem schicken, roten Kuhkalb „Oda“ bei Fuß.
Weiter ging es im Wettbewerb mit den Angus-Rindern. Die erste Klasse wurde dominiert von „Viva von Hof Kamerun“, einer „Ferdinand“-Tochter, gezogen von Willi Göttsche aus Hennstedt, die sich mit Länge und Harmonie vor „Bridget vom Templiner Hof“ (Panther x Tobak K) platzieren konnte. „Bridget vom Templiner Hof“ überzeugte mit einer festen Oberlinie und einem guten Becken. Auf 1c platzierte sich die gut entwickelte „Sigrid“ (Admiral x Farmer) von André Martens aus Schackendorf.
In der zweiten Klasse der Angus-Rinder stieg die Qualität nochmals an. Letztlich konnte sich im starken Wettbewerb „VAS Quinte“ (Red Pepper x Denver) im Besitz von Willi Göttsche aus Hennstedt aufgrund ihrer Feinheit im Skelett, ihrer Übergänge und ihrer Bewegung auf 1a platzieren. Frank Thomsen aus Ahrenshöft, ebenfalls erstmalig dabei, konnte sich mit der kapitalen Färse „Lena of Beechcreek“ (Kukident x Elgin) aufgrund ihrer korrekten Oberlinie und ihres typvollen Kopfes auf 1b platzieren. Auf 1c reihte sich „Malia von Hof Kamerun“ (Ionos x Cooper) aus der Zucht von Willi Göttsche aus Hennstedt ein. Sie stand aufgrund ihrer Vorderhandtiefe und Länge in der Mittelhand vor „Ugana von Hof Kamerun“ (Designer x Black Bush) in Besitz von Frank Thomsen aus Ahrenshöft. Diese harmonische Färse sicherte sich in einer starken Klasse den 1d-Platz.
In der anschließenden Siegerauswahl konnte „VAS Quinte“ von Willi Göttsche aus Hennstedt den Landessiegertitel der Angus-Rinder erringen. Die Kuh setzte sich gegen ihre Stallgefährtin „Viva vom Hof Kamerun“ durch, die sich den Landesreservesieg sicherte.
Blonde d‘Aquitaine
Bei der Rasse Blonde d‘Aquitaine zeigte die WilMar Geestrind GbR aus Dannewerk ihre Kuh „Helena vom Danewerk“ (Mail x Diwan). Diese Kuh ist mit einer enormen Länge und Tiefe ausgestattet. Brillieren konnte die Erstkalbskuh mit ihrem hervorragenden Bullenkalb „Haddeby vom Danewerk“ (Hilario x Mail) bei Fuß.
Charolais
Bei den Charolais konkurrierten zwei etwa zweijährige Bullen, die beide voll in der Entwicklung standen. Durchsetzen konnte sich der etwas tiefere, etwas komplettere „Samurai“ (Sultan SC x Harward) aus dem Besitz von Anke Jaspers aus Halstenbek gegen den typvollen und wuchtigen, aber noch etwas in der Entwicklung stehenden „Vulcano“ (Nirvana x Ivob) von der WilMar GeestRind GbR aus Dannewerk.
Bei den Charolais-Kühen überzeugte die zweikalbige „Chicmod BB“-Tochter „Madel“ von Frank Albrecht, Tetenhusen. Die typvolle Kuh hatte mit „Rune“ (Jacco x Chicmod BB) ein Bullenkalb mit sehr viel Rassequalität und Potenzial bei Fuß. Die dreikalbige „Denver“-Tochter „Latoja“ (Denver x Camir) von Janis Luca Andresen aus Süderhackstedt platzierte sich mit ihrer enormen Länge auf 1b. Diese Kühe werden wir in zwei Jahren hoffentlich wieder im Schauring sehen.
Dexter
Die Dexter wurden durch den Betrieb Schäfers Ranch aus Klappholz repräsentiert: Zwei Jungbullen, zwei ältere Bullen, ein Altbulle und eine Kuh mit Kalb wurden aufgetrieben und vertraten die Produktionseigenschaften dieser kleinrahmigen, anspruchslosen Rasse.
Bei den Jungbullen rangierte „Dante“ (1a) knapp vor „Denver“ (1b); die älteren wurden dominiert von dem Altbullen „Kilian vom Wellsee“, der mit seinen 7,5 Jahren mehr Präsenz zeigte als „Cäsar (1b) und „Bonzo“ (1c) im Besitz von Jannik Schäfer aus Klappholz.
Jannik Schäfer und Jenny Linka mit ihrer Dexter-Familie und Siegerbulle „Kilian vom Wellsee“. Foto: Dr. Walter Reulecke
Galloway
Ausschließlich White Galloways waren auf dieser Landestierschau zu sehen; ein Umstand, der ebenfalls der geforderten Blauzungenimpfung geschuldet ist. Es war nur ein Bulle aufgetrieben worden; dafür aber ein exzellentes Tier aus der Zucht der Fengels GbR aus Hamminkeln und im Besitz von Hans-Heinrich Mahnke aus Harmsdorf. An diesem fünfjährigen Bullen „Ultimo vom Winzelbach“ mit viel Rassetyp, einer sehr guten Bemuskelung bei korrektem Skelett kann man kaum etwas auszusetzen haben – er ist einfach komplett.
Vier Galloway-Kühe mit Kalb traten in zwei Klassen an: „Usance vom Bebensee“, eine vierjährige, korrekte Kuh von Mechthild Bening (1a), konnte in der ersten Klasse vor dem Tier „Biene vom Fieler Moor“ von Christoph Rohrmoser aus Hemmingstedt (1b) stehen, während in der zweiten Klasse die neunjährige „Paloma vom Kiebitzberg“ (1a) mit ihrem sehr starken Bullenkalb vor der achtjährigen „Raja“ (1b) aus demselben Betrieb (Mahnke, Harmsdorf) rangiert wurde. Im Stechen errang die rahmige, korrekte Paloma den Sieg.
Bei den drei Galloway-Rindern schaffte es „Wieselchen vom Bebensee“ von Mechthild Bening sofort, sich gegen die Färse „Vanilla“ (1c) und einer weiteren Färse aus dem Betrieb Mahnke durchzusetzen, und errang in dieser Klasse den 1a-Platz.
Hans-Heinrich Mahnke mit Rüdiger Stadus (v. li.) und der White-Galloway-Siegerkuh „Paloma vom Kiebitzberg“. Foto: Dr. Walter Reulecke
Hereford
Jens Reimers aus Brodersby hatte mit seinem Hereford-Bullen „Matty T274“ (Matty M288 x Superdutyl) ein Prachtexemplar eines Herford mitgebracht. Der Bulle wies eine enorme Bemuskelung in Rücken und Keule auf und bewegte sich dabei auf hervorragenden Fundamenten.
Limousin
„Ronin von Drybarg“ (San di ego x Spartakus) von der Hof Carstens GbR aus Wittbek war einziger Vertreter der Rasse Limousin. Er konnte diese aber mit seiner Länge und seinem schönen Rassetyp hervorragend präsentieren.
Salers
Bonke Thun aus Oldenswort war zum ersten Mal auf der Norla dabei und hatte direkt ein tolles Gespann im Schlepptau. Die hornlose Salers-Kuh „UTS Myria“ (Montesqieu x Murdo) mit ihrem Kuhkalb „Freda“ (Hatari x Montesqieu) konnte mit ihrem breiten Becken, ihrer Harmonie und ihrem überdurchschnittlichen Kuhkalb viel Werbung für die Rasse machen.
Wagyu
Bei der Rasse Wagyu Fullblood wurden zwei Rinder präsentiert. Auf 1a platzierte sich die sehr typvolle „Gold Marble Holstein-Wagyu“ von Rüdiger Marquardt aus Negenharrie. Ihr folgte die etwas jüngere „Red Girl Holstein-Wagyu“ (Tamamaru x Big AI Q), die ebenfalls aus dem Betrieb von Rüdiger Marquardt aus Negenharrie stammte, aber hier im roten Kleid Werbung für die Rasse machte.
Shorthorn
Björn Böttcher aus Hohn hatte zwei Kühe der Rasse Deutsches Shorthorn dabei. Die Kuh „Tiffi vom Glinmoor“ (Vincent x Yellowstone) konnte sich mit ihrem Bullenkalb „Vali vom Glinmoor“ aufgrund ihrer Breite im Becken und ihrer Ausstrahlung auf 1a vor ihrer Stallgefährtin „Taiga vom Glinmoor“ (Doc x Vincent) platzieren.
White Park
Horst Derjong aus Brinjahe und sein Bulle „Cay von der Wisbeker Dreangel“ sind treue Besucher der schleswig-holsteinischen Landesschauen. Sie repräsentieren in hervorragender Weise den Rassetyp des weißen Parkrindes aus Großbritannien, das den Ruf hat, genetisch nah am Auerochsen zu stehen. Dieses sehr ursprüngliche Rind ist selten geworden, umso höher ist der Schauwert dieses imposanten Vertreters seiner Rasse.
Mrs. und Mr. Norla
Bei der Auswahl der Interbreed-Sieger (Gesamtauswahl aus allen Siegern sowie allen Tieren, die keine Konkurrenz hatten) war es für den Richter schwer, das beste männliche und weibliche Tier der Norla zu ermitteln.
Nach genauer Inspektion und Abwägung wurde schließlich der siebenjährige „Kea Oskar“ aus der Zucht von Hartmut Keunecke und im Besitz von Willi Göttsche aus Hennstedt zu Mr. Norla 2025 gekürt.
Den Titel Mrs. Norla errang die Blonde d‘Aquitaine-Kuh „Helena vom Danewerk“ der WilMar Geestrind GbR aus Dannewerk (Züchter und Besitzer) mit ihrem grandiosen Bullenkalb.
Unser herzlichster Glückwunsch gilt allen Betrieben und Menschen, die diese Erfolge ermöglicht haben. Dank an Züchterinnen und Züchtern, die keine Mühen gescheut haben, sowie bei allen Helfern und Unterstützern im Rahmen der diesjährigen Norla.
Die Verarbeitung der Zuckerrüben in Uelzen ist sehr gut angelaufen und gestaltet sich bisher stabil. Es wird erwartet, dass die tägliche Verarbeitungsmenge in den kommenden Tagen noch etwas ansteigt, damit die guten Erträge in diesem Jahr rechtzeitig verarbeitet werden können.
Die ersten Lieferungen aus Schleswig-Holstein sind bereits erfolgt, und die Qualität der angelieferten Rüben ist bislang erfreulich. Auch die Logistik läuft stabil, sodass mit einem planmäßigen Verlauf der Kampagne gerechnet werden kann.
Der Regen Mitte September hat den Zuckerrüben in Schleswig-Holstein spürbar gutgetan. Die feuchtwarmen Bedingungen haben das Wachstum deutlich gefördert. Solange die Fungizidmaßnahmen rechtzeitig erfolgten, zeigen sich die Bestände vielerorts vital und gut entwickelt. Auch wenn die Erträge aktuell leicht unter den Erwartungen liegen, ist mit einer guten Ernte zu rechnen.
Besonders erfreulich ist der Zuckergehalt, der in Schleswig-Holstein derzeit bei über 17 % liegt. Damit befindet er sich zwar etwas unter dem Niveau der südlicheren Anbauregionen im Nordzucker-Gebiet, ist aber für schleswig-holsteinische Verhältnisse als sehr erfreulich einzustufen. Mit Blick auf die kommenden Wochen sind die Aussichten weiterhin positiv. Die prognostizierten niedrigen Nachttemperaturen werden dazu beitragen, dass die Zuckerrübe verstärkt Zucker im Rübenkörper einlagern kann. Solange die Bestände gesund bleiben, sind daher noch gute Zuwächse zu erwarten. Wer mehr als einen Liefertermin hat, sollte prüfen, welche Flächen wann geliefert werden sollen. Gesunde Bestände haben erfahrungsgemäß das größere Potenzial für weitere Ertrags- und Zuckergehaltssteigerungen.
Die eigenen Erträge können tagesaktuell im neuen Portal CropConnect eingesehen werden. Unter der Kategorie „Kampagne“ sind die Einzellieferungen aufgelistet, und im Reiter „Felder und Erträge“ lassen sich die eigenen Ergebnisse mit dem jeweiligen Naturraum vergleichen. So hat man jederzeit einen guten Überblick über den aktuellen Stand der Kampagne und die Entwicklung der eigenen Flächen.
Auch der Bahnrübentransport ist in diesem Jahr wieder gestartet. Die Verladung begann am 15. September in Flensburg-Weiche. Dort werden dreimal pro Woche rund 1.500 t verladen und anschließend nach Uelzen transportiert. Die Verladung in Flensburg läuft über einen Zeitraum von neun Wochen, danach folgt für drei Wochen die Bahnverladung im Hafen von Brunsbüttel. Für beide Standorte werden hauptsächlich Rüben aus der jeweiligen Umgebung genutzt, wodurch einige Straßenkilometer eingespart werden können. Die Bahnlogistik hat sich in den vergangenen Jahren bewährt und trägt auch in dieser Kampagne zur Entlastung der Straßen und zur Stabilität der Lieferkette bei.
Aufgrund der guten Erträge in Schleswig-Holstein wird mit einem hohen Anteil von Überrüben gerechnet. Der Preis für die Überrüben ab einer Vertragserfüllung von 110 % beträgt nur 7,50 €/t bei einem Zuckergehalt von 16 %. Hinzu kommen die üblichen Zu- beziehungsweise Abschläge. Abgezogen werden auch die Frachtkosten zum jeweiligen Bezugspunkt. Aufgrund des sehr niedrigen Preises wird empfohlen, rechtzeitig alternative Verwertungsmöglichkeiten für Überrüben zu prüfen.
Alle zwei Jahre findet die Landesjungzüchterschau im Rahmen der Norla auf dem Messegelände in Rendsburg statt. Und so hieß es am Messe-Sonntag für 68 Jungzüchter „Ring frei“ in dem großen Tierschauring auf dem Norla Gelände. Gerichtet wurde die diesjährige Landesjungzüchterschau von Jana Schramm, die den langen Weg vom Bodensee bis in den hohen Norden für die Jungzüchter auf sich nahm.
Den Anfang machten auch in diesem Jahr die Fleischrinderjungzüchter. Hier konnten die insgesamt sechs Jungzüchter ihre Rinder der Rassen Angus und Galloway präsentieren. Richterin Jana Schramm entschied sich am Ende für Gesamtsiegerin Gesa Schneidereit aus Hennstedt mit ihrem Angus-Rind „Viva“. Die stimmige Gesamtperformance und die Ausstrahlung machten hier für die Richterin den Unterschied. Den Reservesieg konnte sich Fritzi Grund mit ihrem Rind „Annabell“ der Rasse White Galloway sichern.
Die Fleischrinderzüchter mit Siegerin Gesa Schneidereit (Mitte, mit braunem Angus-Rind)
Junge Klasse
Nach den Fleischrindern folgten die jüngsten Teilnehmer, die an diesem Tag gern mit ihrem Kalb das zu Hause erlernte Können der Richterin präsentiert hätten. Aufgrund sehr strenger Veterinärbedigungen mussten einige Kinder leider ohne ihr Kalb in den Wettbewerb gehen. Hier hatte sich der Landesvorstand einen kleinen Alternativwettbewerb ohne Tier ausgedacht, damit die Kleinsten ihre Motivation und den Spaß an der Jungzüchtertätigkeit nicht verlieren. Anhand eines Kalbes im Ring mussten die insgesamt neun Teilnehmer zwischen zwei und neun Jahren einige Fragen zu dem Tier beantworten, Körperteile benennen und platzieren und die Vorführung zumindest in der Theorie beschreiben. Dies geschah je nach Alter in zwei Klassen und wurde von der Richterin mit vielen warmen Worten und Schleifen belohnt.
In der Klasse drei starteten dann die ersten Teilnehmer der Altersklasse Jung mit ihren Tieren. Teilweise noch mit Unterstützung der Eltern oder älteren Geschwistern zeigten die Jüngsten, was sie schon am Tier beherrschten, und mussten auch noch einige Fragen zu ihrem Tier beantworten. Den Klassensieg konnte sich der siebenjährige Fiete Wendt aus Riepsdorf mit seinem Kalb „ICH Elite“ aus der Zucht der Wendt GbR in Riepsdorf sichern, das auch das Typtier der Klasse wurde. Seine Professionalität in dem jungen Alter beeindruckte die Richterin sehr und ließ ihn vor dem 1b-Platz mit Thea Schwerdtfeger aus Schwedeneck und „GTR Elektra“ laufen. Auch Thea wurde für ihre Leistung von der Richterin sehr gelobt.
Die Klasse vier wurde von Ove Vollbehr aus Fargau-Pratjau und seinem Kalb „Eule“ angeführt, der Richterin Jana Schramm schon beim Einzug in den Ring von sich und seinem Tier begeistern konnte. Mit Coolness und der korrekten Halfterhaltung konnte er den Klassensieg einfahren. Dicht hinter ihm folgte Till Dammrich aus Bredenbek mit „HaH Eagle“, der durch sein gutes Handling des Tieres und eine präzise Aufstellung überzeugen konnte. „HaH Eagle“ aus der Zuchtstätte Bewersdorff in Ruhwinkel wurde auch das Typtier der Klasse.
Anschließend folgte mit der Siegerauswahl Jung schon ein weiterer Höhepunkt. Unter rhythmischen Applaus gratulierte Richterin Jana Schramm erst Reservesiegerin Thea Schwerdtfeger und dann Ove Vollbehr zum Sieg in der Altersgruppe Jung. Der sehr glückliche Ove konnte mit seinem Kalb „Eule“ in der Siegerauswahl noch einmal sein Können unterstreichen.
Mittlere Klassen
In den mittleren Klassen konnten Kinder und Jugendliche zwischen elf und neunzehn Jahren ihr Können an und mit dem Rind präsentieren. Die Klasse fünf wurde von zwei jungen Damen angeführt. Hierbei konnte Carlotta Dammrich aus Bredenbek mit „HaH Elfi“ den Klassensieg für sich entscheiden. Jana Schramm lobte die gute Ausstrahlung und Präsenz im Ring sowie das korrekte Befolgen ihrer Handzeichen. Auf dem 1b-Platz der Klasse 5 konnte sich Josephine Beutin aus Haßmoor mit „Einklang“ platzieren, die mit ihrer korrekten Halfterhaltung punkten konnte. Die Entscheidung über das Typtier fiel auf „HaH Important“ von der SH Wendell GbR aus Beringstedt.
In der sechsten Klasse wurde der Schwierigkeitsgrad nach oben weiter angepasst und die Jungzüchter konnten auch bei vielen unterschiedlichen Handzeichen und Anweisungen der Richterin in Können unter Beweis stellen. Dies konnte in dieser Klasse am besten Freya Schwichtenberg aus Probsteierhagen mit „Brownie“ am Halfter umsetzen. Die korrekte Halfterhaltung und die gute Ausstrahlung im Ring machten hier für die Richterin den Unterschied. Den 1b-Platz konnte Ina Gerdes aus Haurup mit „AGH Edda“ für sich entscheiden, die durch ihre korrekte und schnelle Aufstellung bei der Richterin punkten konnte. „HaH Allgaud“ von Andreas Bewersdorff aus Ruhwinkel am Halfter von Femke Storm konnte in dieser Klasse als Typtier überzeugen.
Die jüngsten Teilnehmer im Gespräch mit Richterin Jana Schramm
In der Klasse sieben der mittleren Teilnehmer konnte mit Justus Nikolai Wendell ein junger Mann mit seiner kapitalen „HaH Iris“ am Halfter den Klassensieg einfahren. Er bestach durch die gute Gesamtpräsenz und den ständigen, aufmerksamen Blick zur Richterin und dem eigenen Tier.„HaH Iris“ von der SH Wendell GbR aus Beringstedt wurde auch Typtier der Klasse. Pia Vollbehr aus Fargau-Pratjau konnte sich mit ihrem Rind „Brownie“ durch die schnelle und optimale Umsetzung der Handzeichen der Richterin den 1b-Platz sichern.
In der letzten Klasse der mittleren Altersklasse stach für die Richterin Katja Prang aus Haßmoor mit „Tullamore“ am Halfter besonders hervor. Durch ihre Ausstrahlung und die gute Halfterhaltung konnte sie sich den Klassensieg sichern. „Tullamore“ im Besitz von Christian Vöge aus Krummbek konnte sich ebenfalls als bestes Typtier der Klasse behaupten. Die 1b-Platzierung ging an Georgina Störte mit „OFH Eva“, die sich durch korrektes Aufstellen auszeichnen konnte.
Es folgte mit der Siegerauswahl Mittel eine spannende Entscheidung auf einem sehr hohen Niveau, wie Richterin Jana Schramm betonte. Unter Applaus konnten sich Katja Prang und „Tullamore“ den Sieg sichern. Der Reservesieg ging an Josephine Beutin und „Einklang“, die in ihrem jungen Alter schon eine sehr beachtliche Leistung ablieferte.
Alte Klassen
Die drei Klassen der Altersgruppe Alt versprachen noch einmal viel Spannung und ein hohes Niveau, auf dem das Können der Jungzüchter abgefragt wurde. Klasse neun konnte Lisa Nipp mit „Layla“, dem Typtier der Klasse, aus der Zucht von Dirk Huhne aus Kasseedorf für sich entscheiden. Sie zeigte eine stimmige, harmonische Gesamtpräsentation und platzierte sich so vor Justina Thiemann aus Schwedeneck mit „My Vegas Baby“.
In der zehnten Klasse folgte für die Richterin Jana Schramm mit Fynja Becker mit „HaH Estefania“ eine ganz klare Spitze. Schramm lobte Fynjas Gesamtpräsentation, die wenige Wünsche offenließ. Auf dem 1b-Platz folgte Jenny Stichert aus Nessendorf mit „HaH Impact“ aus der Zuchtstätte Bewersdorff in Ruhwinkel, die mit einer ruhigen Präsentation und einem sehr korrekten Aufstellen überzeugen konnte. Die Auszeichnung als Typtier der Klasse ging an „TT Emma“ von Jana Tobian aus Schwedeneck.
In der letzten Klasse an diesem Tag folgte bei strahlendem Sonnenschein noch einmal sechs Teilnehmerinnen bis 25 Jahre. Richterin Jana Schramm konnte nun die letzte Entscheidung in einer Klasse treffen. Hier entschied sie sich für Synje Becker mit „HaH Predator“, die die Zeichen der Richterin optimal deuten und umsetzen konnte. Ebenso konnte Synje ihr Tier gut aufstellen und präsentierte eine gute Ausstrahlung. Ihr folgte Marie Sophie Huhne mit „HBL Olivia“ von der Vömel GbR aus Parchtitz, das auch das Typtier der Klasse wurde. Sie konnte ihr Tier gewohnt sicher und ruhig vorstellen, obwohl es sehr unruhig war.
Teilnehmer der Landesjungzüchterschau
Es folgte die Entscheidung um die Altersgruppe Alt. Die entwickelte sich zu einem Schwesternduell zwischen Fynja mit „HaH Estefania“ und Synje Becker und ihrem Rind „HaH Predator“, nachdem die Richterin bereits vier Jungzüchter in eine engere Auswahl genommen hatte. Am Ende konnte sich die jüngere Fynja gegen ihre Schwester Synje Becker durchsetzen und wurde Siegerin in der Altersgruppe Alt.
Großzügige Spenden und die Unterstützung vieler Sponsoren ermöglichten auch wieder eine Verlosung von drei tollen Präsenten. Fleißige Verkäufer konnten viele Lose unters Volk bringen, sodass sich drei Gewinner über großartige Geschenke freuen konnten.
Es folgte die mit Spannung erwartete vorletzte Entscheidung der Richterin um den Grand Champion in der Kategorie Vorführen. Im Ring konnten sich erneut alle Klassensieger und Reservesieger präsentieren, um der Richterin noch ein letztes Mal ihr Können zu beweisen. Unter viel Applaus entschied sich Jana Schramm für Fynja Becker aus Bredenbek mit „HaH Estefania“, die einfach insgesamt die beste Präsentation aufweisen konnte und die Richterin von Beginn an mit ihrer professionellen Arbeit begeisterte.
Mit der Auswahl des besten Typtiers auf der diesjährigen Landesjungzüchterschau wurde die letzte Entscheidung von Richterin Jana Schramm getroffen. Es zogen noch einmal alle Typtiere der neun Milchviehklassen in den Ring. Mit einem guten Auge und einer wohlüberlegten Entscheidung kürte die Richterin schließlich die „Lamda“- Tochter „Layla“ aus der Zucht von Dirk Huhne zum besten Typtier der Schau, das sich durch viel Herztiefe, eine harmonische Oberlinie und eine sehr gute Beinstellung auszeichnete. Der Reservesieg ging an „HaH Important“, eine „Ambrose“-Tochter aus dem Besitz der SH Wendell GbR in Beringstedt.
Fazit
Mit einem Gruppenfoto und der anschließenden Geschenkeausgabe endete ein ereignisreicher und schöner Tag, der den Jungzüchtern noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Unser Dank geht an die fleißigen Helfer, Sponsoren und Sachspender sowie natürlich die RSH eG, ohne die diese aufwendige Organisation der Schau nicht möglich gewesen wäre.
Die erfolgreiche Bekämpfung von Ausfallgetreide, Raps, aber auch Ungräsern und Unkräutern beginnt mit den ersten Maßnahmen nach der Ernte. Damit spart man nicht nur Kosten für chemische Methoden, sondern es kann schon früh ein besonders breites Spektrum an unerwünschten Begleitpflanzen erfasst werden. Aber nur was oben liegt, kann zügig keimen und mit einem späteren Arbeitsgang erfasst werden. Samen, die zu tief in den Boden eingearbeitet sind, fallen rasch in eine Keimruhe und bilden die nächste Welle, wenn sie wieder ans Licht kommen. Darum sind die flache Einstellung und Arbeit der Geräte so wichtig – schon wenige Zentimeter Tiefe zu viel machen hier den Unterschied.
Keimen und wachsen kann nur, was an Samenpotenzial auf dem Acker liegt. Darum muss das Ziel der Maßnahmen sein, den unerwünschten Vorrat auf dem Feld wirksam, Schritt für Schritt auszudünnen. Die Samen sind früh nach der Ernte zum Keimen anzuregen und in einem zweiten oder dritten Schritt mechanisch zu bekämpfen.
Früher war das „Schwarzmachen“ im ersten Arbeitsgang nach der Ernte der Maßstab für den Erfolg: Die Stoppeln mussten raus und die Erntereste sollten gut mit Erde vermischt sein. Damit kommen dann aber auch die Samen aller Begleitpflanzen tief weg – Jahr für Jahr – und tauchen später immer wieder auf. Lange Zeit hoffte man, dass ein tiefes Vergraben helfen würde. Tatsächlich zeigen umfangreiche Versuche, dass mit der Bearbeitungstiefe das Risiko steigt, die Probleme nur zeitlich zu verschieben. Denn die Samen kommen mit späteren Arbeitsschritten zurück ans Licht.
Um die chemischen Lösungen zu ergänzen oder auch teilweise zu ersetzen, richtet sich der Blick darum zunehmend auf mechanische Lösungen, die nach der Ernte mit sehr flacher Bearbeitung zum Einsatz kommen. Nur das flach eingemischte Samenpotenzial kann zügig keimen und mit späteren Schritten erfolgreich erfasst werden. Welche Methoden dabei helfen, worauf zu achten ist und was der Markt an technischen Lösungen bietet, das zeigte eine breit angelegte praktische Vorführung von 17 Gerätevarianten im Rahmen der DLG-Feldtage im vergangenen Jahr zu dem Thema. Der Geräteeinsatz wurde über drei Tage hinweg von zwei Studierenden der Technischen Hochschule Köln (Institut für Bau- und Landmaschinentechnik) begleitet. Es wurden verschiedene Aspekte bewertet, die insgesamt den Bearbeitungserfolg beeinflussen können. Der folgende Bericht soll die Kriterien und Eindrücke im Überblick beschreiben.
Anforderungen an die Technik
Für die Vorführung war vom Veranstalter eine Arbeitstiefe von bis zu 5 cm gefordert. Diese Zielgröße wurde aber nicht immer eingehalten. Einige Aussteller gaben anscheinend bei der Geräteeinstellung einen Zuschlag, um mit Sicherheit einen sichtbaren Arbeitserfolg im Vergleich mit dem Wettbewerb zu zeigen. Das mag auch die Erwartungshaltung vieler Kunden treffen, die noch die herkömmlichen Kriterien anlegen. Als ultraflach gilt allerdings eine andere Zielgröße, die unter diesem Wert liegt (2 bis 3 cm). Die Wirkung der Maßnahme zeigt sich im Feldaufgang erst dann deutlich, wenn nur wenig Feinerde gelöst und mit den Samen vermischt wird. Oben liegendes Stroh und die Stoppel sollen konditioniert und damit die Rotte eingeleitet und unterstützt werden. Dazu soll der Wurzelballen am Stoppel möglichst klein sein, sonst kommt er schwer mit dem Boden, der Feuchte und den zersetzenden Lebewesen in Kontakt.
Dann braucht es Zeit, damit der flächige Aufwuchs gelingt. Bei engen Fruchtfolgen fällt der Erfolg also insgesamt möglicherweise geringer aus. Mit einem späteren Arbeitsgang sind danach die aufgelaufenen Jungpflanzen mechanisch zu bekämpfen. Stroh und Stoppel werden zunehmend mürbe und deren Zersetzung beschleunigt.
Konzepte mit Scheibenwerkzeugen – glatt und horizontal (4 Disc) oder gewellt und vertikal (Väderstad)
Arbeitstiefe richtig einstellen
Die flache Arbeitstiefe gleichmäßig einzustellen ist die erste Aufgabe. Sie dann auch einzuhalten, ist für die Geräte anschließend bedeutsam, um die Oberfläche komplett zu bearbeiten, ohne Streifen liegen zu lassen oder Samen zu vergraben. Da fallen bei einem wenige Zentimeter tiefen Eingriff schon geringe Abweichungen deutlich auf. Ist der Boden uneben, können die Werkzeuge auch einmal ohne Wirkung darüberlaufen. Das schräg versetzte Fahren hilft hier, um Spuren und Unebenheiten zu durchfahren. Die besondere Herausforderung liegt also in der Bodenanpassung über die gesamte Arbeitsbreite. Ein Fahrwerk, zum Beispiel mit vorlaufenden Rädern, soll hier helfen, dass die Werkzeuge der Kontur besser folgen. Einem starren Rahmen(-teil) von bis zu 3 m Arbeitsbreite kann das aber nur bedingt gelingen.
Je exakter bei unebenem Untergrund gearbeitet werden soll, desto besser und kleinteiliger müsste eine Konturanpassung möglich sein. Optimalerweise könnten die Werkzeuge in schmalen Parallelogrammen aufgehängt sein. Dann würde ein Zinkengerät aufwendig in der Konstruktion und damit teuer. Die Hersteller lösen das sehr unterschiedlich. Einige bieten vielfältige Einstellmöglichkeiten und machen den Geräteeinsatz anspruchsvoll. Mehrbalkig sind sie alle, denn das bietet zwischen den Zinken den nötigen Durchgang für größere Ernterestmengen. Bis zu 6 m Arbeitsbreite lassen sich bei einigen Herstellern noch im Dreipunkt fahren, andere arbeiten schon bei geringerer Gerätebreite aufgesattelt. Die Geräte werden dann sowohl im Gewicht als auch bei Zugkraftbedarf und Preis entsprechend unterschiedlich sein.
Arbeitswerkzeuge im Überblick
Viele Hersteller von Zinkengeräten arbeiten mit flach angestellten Flügel- oder Gänsefußscharen und unterschneiden damit den oberen Bodenhorizont samt Stoppel und Wurzelunkräutern. Sie lösen sie aus dem Bodenverband und kippen sie auf die Seite. Haben die Zinken Bewegungsfreiheit (zum Beispiel Federzinken), dann muss der Überschnitt aber ausreichend groß sein, sonst bleiben Streifen, wenn sie sich bei trockenen, schweren Böden nach hinten aufstellen. Gleiches gilt es bei zunehmendem Verschleiß der Schare zu beachten. Hierzu werden besondere Vergütungen der Werkzeuge angeboten, damit die Haltbarkeit wächst.
Vor- oder/und nachlaufende Werkzeuge ergänzen das Arbeitsbild und helfen, Feinerde zu schaffen. Nachlaufende Striegel – meist verstellbar, in zwei oder drei Reihen – ziehen das verbleibende Material auseinander und ebnen den flachen Bearbeitungshorizont ein. Wenn dieser Prozess gleichmäßig gelingt, dann wird auch ein einheitlicher Feldaufgang möglich.
Alternativ kommen auch Scheibenwerkzeuge zum Einsatz – vertikal oder horizontal montiert, mal glatt, mal gewellt. Die horizontale Anordnung ist neu (Acticut): Senkrechte Stiele tragen am unteren Ende eine im Boden parallel zur Oberfläche rotierende Scheibe. Der Boden wird dadurch komplett und sauber abgeschnitten. Die bekannten Kurzscheibeneggen findet man hier nicht. Das Konzept passt für die sehr flache Bearbeitung nicht so gut, weil sie – je nach Bodenverhältnissen – für den ganzflächigen Schnitt schon eine Mindesttiefe benötigen, die unterhalb der ultraflachen Zielgröße liegt.
Ein Mulcher und eine Bodenfräse kommen auch zum Einsatz. Sie zeigen ein Bild, das zur Erwartung passt. Der Mulcher kann dabei aber mehr als ein herkömmlicher, denn er kommt mit einer neuen Anordnung und der doppelten Zahl der Werkzeuge an der Welle. Das senkt die notwendige Drehzahl und so auch den Leistungsbedarf bei gleichem Arbeitsergebnis. Außerdem bringt er gleich die Zwischenfrucht aus und raut mit einem optional vorlaufenden Striegel den Boden an. Alles zusammen soll die Zwischenfrucht mit den Ausfallsamen rasch zum Keimen bringen. Auch ein Schälpflug und ein passiv rotierender Rotationsschleifer sind in der Vorführung. Sie stellen im Konzept der Bearbeitung zwei Extreme dar: Der Schälpflug erreicht mit Spezialkörpern eine Arbeitstiefe von 12 cm, mit einer sauberen Abdeckung der Erntereste. Ultraflach ist das nicht. Welche Variante aber für den Einzelfall die zielführende ist, entscheidet der Betrieb nach seinen Verhältnissen und Gegebenheiten. Darum ist es so wichtig, die Arbeitsweise auf den eigenen Flächen zu testen, bevor eine Entscheidung fällt.
Der Rotationsschleifer Grindstar arbeitet konsequent nur über die Oberfläche – flacher als Zinkengeräte, aber tiefer als Mulcher oder Striegel. Er lässt die meisten Stoppeln stehen, schafft aber ein gutes Maß an Feinerde und aufliegenden Ernteresten für die Keimung. Außerdem reibt er Stoppel und Erntereste und stört wurzelnde Unkräuter. Wird das Ganze nach dem Aufgang der Ausfallsamen wiederholt, müsste das Gerät die aufgegangenen Jungpflanzen wirksam reduzieren können.
Vergleich zweier Bonituren mit und ohne StauwasserVergleich zum Erdanhang an der Stoppel – links manuell enterdet und rechts nach dem Arbeitsgang mit einem Gerät
Erdanhang am Stoppel
Müssen die Stoppel beim ersten Arbeitsgang wirklich heraus? Wir sind es gewohnt, sie mit Wurzelballen an der Oberfläche liegen zu sehen. Aber für die Wirksamkeit der ultraflachen Bearbeitung ist es möglicherweise gar nicht bedeutsam – zumindest nicht im ersten Arbeitsgang. Lautet das Ziel, möglichst viele Ausfallsamen zum Keimen zu bringen, dann muss nicht der Stoppelballen aus dem Boden gerissen sein. Denn er bringt unter widrigen Umständen nur grobe Kluten an die Oberfläche, die den raschen, gleichmäßigen Feldaufgang stören können. Trotzdem soll die Stoppelmasse an den Boden gebracht und so konditioniert sein, dass die Rotte starten kann. Das wird aber durch grobe, ausgerissene Ballen sicher nicht erreicht. Ein Striegel oder der Rotationsschleifer sind da möglicherweise für den ersten und zweiten Arbeitsgang effektiver. Der Vergleich im Bild zeigt das Arbeitsergebnis eines Gerätes im direkten Vergleich zur Stoppelmasse nach manuellem Enterden (Schütteln, Abklopfen), um die anhängende Masse deutlich herauszustellen – so soll es nicht liegen bleiben. Der erhebliche Erdanhang ist aber auch das Resultat der Bodenfeuchte. Der dritte Tag der Vorführung war niederschlagsfrei und der Boden dadurch besser abgetrocknet. Viele der Geräte erreichten mit ihrer Werkzeuganordnung dadurch auch eine deutliche Verringerung der anhängenden Masse. Das Resultat kann also auch hier durch einen günstigen Bearbeitungszeitpunkt verbessert werden.
Arbeitshorizont und Bonitur
Ob die Arbeitstiefe gleichmäßig eingehalten werden kann, verrät zur Bonitur ein Blick auf den freigelegten Bodenhorizont unter der bearbeiteten Zone. Dazu werden Erde und Pflanzenreste auf einer definierten Fläche geräumt und der Untergrund entsprechend gemessen und bewertet. Es zeigt sich, dass nicht alle sauber, gleichmäßig und komplett abgeschnitten haben. Einige breite Schare lassen Stoppel sogar stehen, obwohl sie komplett unterschnitten worden sind. Dann besteht das Risiko, dass größere Ungräser rasch wieder anwachsen. Die Schare sollten also die Pflanzenreste etwas anheben und umwerfen können. Nachlaufende Striegel können dann die Reste enterden und deren Wurzeln freilegen. Dann trocknen sie sicher ab. Dazu muss der Boden aber auch ausreichend trocken und krümelfähig sein, sonst klebt die Erde fest. Die Verhältnisse auf der Vorführfläche waren dafür nicht immer optimal. Erst am dritten Tag wurde es besser, denn es trocknete zunehmend ab. Damit verbesserte sich auch das Arbeitsbild der Geräte. Die feinkrümelige Auflage sorgt erst dafür, dass der Feldaufgang starten kann. Ist das Arbeitsbild grob und klutig, braucht es Zeit für die Verwitterung und den Zerfall der großen Aggregate. Die Zeit gibt es im Herbst aber nicht, denn die Bestelltermine liegen eng und jeder Tag zählt, wenn es um die Maßnahmen nach der Ernte bis zur Aussaat der nächsten Hauptfrucht geht. Also gilt auch hier: Ein Arbeitsgang unter trockenen Verhältnissen erreicht auch beim Feldaufgang von Ausfallsamen das bessere Ergebnis.
Ein weiterer Aspekt spricht für die Arbeit unter trockenen Bedingungen: Manche Werkzeuge finden sich als Abdruck im freigelegten Profil wieder. Besonders tiefer angestellte, leicht vorlaufende Scharspitzen ziehen Furchen. Ob sich die Unebenheit im Horizont auch auf den Feldaufgang auswirken könnte, bleibt zu prüfen. Wichtiger erscheint aber in diesem Zusammenhang, dass der Boden in der Wurzelzone verschmieren kann und dadurch die Durchlässigkeit für Niederschlag und Durchwurzelung zunächst verloren geht. Dann bleibt das Regenwasser länger auf dem Arbeitshorizont stehen und kann so in Hanglagen die Erosion begünstigen. Außerdem kann sich der Feldaufgang verzögern, wenn sich die Wurzeln nicht zügig entwickeln können. Tatsächlich zeigen sich direkt nach einem heftigen Schauer am zweiten Tag auf freigelegten Boniturparzellen Unterschiede in der Versickerung/Infiltration. Auf diesem Standort kann also die tiefere Bearbeitung der Werkzeuge bei hoher Bodenfeuchte schon den verschmierten Horizont begünstigt haben. Es scheint also ratsam, auch beim Nacherntemanagement geduldig zu sein und günstige Bedingungen abzuwarten – ähnlich wie bei der Saatbettbereitung!
Fazit
Die beste Gerätekombination und Ausstattung für den Betrieb finden sich beim Testeinsatz auf den eigenen Flächen. Die Vorführung während der Feldtage kann dazu aber ein paar Anregungen geben. Oftmals gilt, dass ein Universalgerät nur alles einigermaßen gut kann. Also lässt sich die Anschaffung eines Spezialgerätes rechtfertigen, wenn man den Fokus auf die wirksame Minderung des Ausfallsamenpotenzials (dadurch weniger Aufwand für chemische Methoden!) legt und dazu ein passendes Gerät findet. Der Spezialist wird nach der Ernte sicher mehrmals je Kultur zum Einsatz kommen. Erst dann wird die Wirkung deutlich. Also spricht viel für eine Lösung mit wenig Arbeitstiefe, Gewicht und damit Zugkraftbedarf. Dann bleibt die Arbeit kostengünstig. Wenn dann die Saatbettbereitung für die nächste Kultur ansteht und möglicherweise mehr Arbeitstiefe gewünscht ist, dann gibt es dafür meist andere Lösungen – schon auf dem Betrieb oder sicher im Angebot der Industrie.
Für die NDR-Sendung „Klar – Der Frust der Bauern“ erhielten die Moderatorin Julia Ruhs und ihr Team Ende August den Kommunikationspreis des Verbandes Deutscher Agrarjournalisten (VDAJ). „Der Fernsehbeitrag lässt auch Landwirte zu Wort kommen, die sonst eher ungern gehört werden“, urteilte die Jury. Das sei ein Weg, wieder in den Dialog zwischen verhärteten Fronten zu finden.
Der VDAJ würdigt mit der Vergabe also den Versuch, Brücken zwischen verschiedenen gesellschaftspolitischen – auch rechten – Sichtweisen zu schlagen, damit mehr Verständnis entstehen kann. Das ist zu begrüßen, obgleich einzelne Aussagen und Darstellungen der Sendung kritisch zu hinterfragen sind.
Massenhaft interne Kritik hatte Ruhs bereits die erste Sendung der „Klar“-Reihe zur Migration aus dem Frühjahr eingebracht. Der NDR kündigte nun an, sie gegen eine andere Moderatorin auszutauschen. Diese Personalentscheidung hat wiederum für Unverständnis bei vielen CDU-Spitzenpolitikern wie Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther gesorgt, der die Absetzung der Moderatorin als „extrem schlechtes Signal“ bezeichnete. Ruhs selbst erhebt den Vorwurf, dass der NDR Meinungen rechts der Mitte zu wenig zulasse.
Eine ausführliche Darstellung der Ereignisse rund um die Sendung „Klar“ finden Sie in diesem Beitrag: Kriminalisiert der NDR missliebige Ansichten? Dort finden sich auch Einschätzungen der Landwirtinnen Dr. Heike Müller und Andrea Rahn-Farr, die sich im NDR-Rundfunkrat beziehungsweise im ZDF-Fernsehrat engagieren.
Der Fall Julia Ruhs verdeutlicht beispielhaft, wie ungleich der Umgang mit Menschen und Gruppen, die andere Meinungen vertreten, sein kann. Manche reagieren schon bei geringen Differenzen mit Empörung und Abgrenzung – die sogenannte Cancel-Culture. Andere versuchen, die Sichtweise des anderen einzunehmen und Verständnis aufzubauen. Der zweite Weg ist sicher der bessere, um eine gesunde Diskussionskultur zu pflegen.
Erschwerend wirkt jedoch, dass sich vor allem junge Menschen zunehmend Informationen über digitale Kanäle beschaffen. Dort halten „unsichtbare Bänder“ Nutzerinnen und Nutzer in der eigenen Meinungsblase fest. So erscheint die eigene Position viel eher als vermeintlich richtige Mehrheitsmeinung. Insbesondere die Sozialen Netzwerke nutzen Algorithmen, die bestehende Meinungen verstärken und daher potenziell zu weniger Offenheit gegenüber anderen Meinungen führen. Häufiges Beispiel sind derzeit Montagen mit Zitaten, die aus dem Zusammenhang gerissen werden. Solche Beiträge informieren nicht, sondern manipulieren.
Klar ist: Linke wie rechte Meinungen gehören zum demokratischen Spektrum dazu – solange sie nicht extrem sind. Wenn beispielsweise der Verfassungsschutz feststellt, dass die AfD „gesichert rechtsextrem“ ist, sollte das ein starkes Argument sein, den Vertretern dieser Partei keine Bühne zu bieten. Aber trifft das auch auf alle Wähler dieser Partei zu? Oder führt eine Ausgrenzung rechter Meinungen im öffentlichen Diskurs sogar zu einem Schub in die rechtsextreme Richtung? VDAJ und NDR beantworten diese Fragen anscheinend unterschiedlich.
Mit einem vollen Gemeindehaus und viel Vorfreude ist am Donnerstagabend voriger Woche die 72-Stunden-Aktion des Landjugendverbandes Schleswig-Holstein gestartet. Gastgeber war die Landjugend Bargum, die gemeinsam mit dem Landesvorstand zahlreiche Gäste aus Politik, Verbänden und der Region begrüßen durfte. Schon beim Betreten des Saals war die besondere Stimmung spürbar: viele junge Leute aus der Ortsgruppe, Freunde und Unterstützer aus dem Dorf sowie Vertreter der großen landwirtschaftlichen Verbände.
Die Begrüßung übernahmen die Vorsitzenden des Landjugendverbandes, Marlies Muxfeldt und Mirco Engelbrecht. Sie stellten den Dank an die Bargumer Ortsgruppe für die Gastfreundschaft sowie an die zahlreichen Unterstützer aus Politik, Wirtschaft und Verbänden in den Mittelpunkt. Den Auftakt der Redebeiträge machte Ludwig Hirschberg, Vizepräsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein. Mit einem Schmunzeln erinnerte er an prägende Erlebnisse aus seiner Jugend bei ähnlichen Mitmachaktionen und betonte, wie sehr solche Erfahrungen das ganze Leben begleiteten.
Die Schirmherrinnen Heike Marit Carstensen und „Deichdeern“ Julia Nissen (v. li.) bei der Begrüßung Foto: Thore Groth
Es folgte Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer, die den hohen Stellenwert der Landjugend hervorhob: „Die 72-Stunden-Aktion ist ein Sinnbild dafür, was ehrenamtliches landjugendliches Engagement bewirken kann.“ Auch Claudia Jürgensen, Präsidentin des LandFrauenverbandes, zeigte sich beeindruckt vom Einsatz der Jugendlichen und sprach ihre Anerkennung aus.
Für die Hauptsponsoren ergriffen Stefan Laqua von der Nord-Ostsee-Sparkasse und Claus Solterbeck, Aufsichtsratsvorsitzender der Rinderzucht Schleswig-Holstein, das Wort. Beide machten deutlich, wie wichtig es sei, Projekte zu unterstützen, die das Dorfleben stärkten. „Geht es den Gemeinden gut, geht es uns allen gut – deshalb ist es wichtig, solche Aktionen zu fördern“, so Laqua. Solterbeck ergänzte, er sei dankbar, als Hauptsponsor Teil dieser großartigen Mitmachaktion zu sein, und wünschte allen Beteiligten ein erfolgreiches Wochenende.
Besonders herzlich sprachen anschließend die Schirmherrinnen Julia Nissen und Heike Marit Carstensen. Beide blickten auf ihre eigene Zeit in der Landjugend zurück. „Man wird immer mit offenen Armen empfangen – das macht Landjugend so besonders. Jetzt heißt es: Ärmel hochkrempeln und loslegen“, betonte Heike Marit. Auch Julia Nissen zeigte sich überzeugt, dass die Bargumer Landjugend ein starkes Projekt auf die Beine stellen werde, und erinnerte an erfolgreiche Aktionen aus der Vergangenheit.
Enthüllung der Aufgabe
Den Höhepunkt des Abends gestaltete Bürgermeister Volker Nissen, der gemeinsam mit „Agent“ Felix Matz den verschlossenen Umschlag an die Ortsgruppe überreichte. Erik und Ida aus dem Bargumer Vorstand nahmen ihn neugierig entgegen und beantworteten in einem kurzen Interview Fragen zu Motivation und Vorbereitung. „Die Entscheidung zur Teilnahme war schnell gefallen – das Interesse und die Bereitschaft zur Mithilfe waren von Anfang an groß“, erklärten sie.
Vorfreude und gespannte Erwartung auf die 72-Stunden-Aktion im vollen Gemeindehaus in Bargum Foto: Thore Groth
Unterstützt durch Felix Matz, der im Vorfeld dafür gesorgt hatte, dass die Aufgabe zum Ort und zur Gruppe passte, öffnete das Team den Umschlag. Mit Spannung studierten die jungen Leute die Unterlagen, griffen zu Bauplänen und diskutierten wenig später bereits in kleinen Gruppen über das Vorgehen. Schon da wurde deutlich: Die Aufgabe wird mit Ernsthaftigkeit und Tatkraft angegangen. Symbolisch überreichte der Landesvorstand einen signierten Spaten als Startsignal.
Gemeinschaft und Ausblick
Bei Grillwurst und Getränken klang der Abend in geselliger Runde aus. Trotz einsetzendem nordfriesischen Wetter gelang noch ein gemeinsames Gruppenfoto, ehe sich die Gäste auf den Heimweg machten. „Man spürt, dass hier das ganze Dorf hinter der Landjugend steht“, war an vielen Tischen zu hören.
Gleichzeitig zeigte sich: Bargum war an diesem Abend nur einer von vielen Startpunkten. Überall in Schleswig-Holstein öffneten Ortsgruppen ihre Umschläge, lasen Aufgaben vor und packten die ersten Materialien an. In den kommenden Tagen werden die Ergebnisse sichtbar – Berichte folgen.
Am Ende galt der Dank nicht nur den zahlreichen Gästen, sondern auch den Sponsoren, ohne deren Unterstützung – ob in Form von Geld- oder von Sachspenden – eine Aktion dieser Größe nicht möglich wäre. Die 72-Stunden-Aktion hat Fahrt aufgenommen. Gespannt sind nun alle darauf, was die Bargumer Landjugend in den drei Tagen auf die Beine stellen wird – und welche Spuren sie damit im Dorf hinterlässt.
Europas Wälder werden durch den Klimawandel immer stärker belastet. Während die Wälder in Nordeuropa sogar von den Veränderungen profitieren könnten, müssen die Waldbesitzer besonders in Zentral- und Südeuropa zeitnah Anpassungsstrategien erarbeiten. Das zeigt eine Studie, die Forscher der Technischen Universität München durchgeführt haben.
Erstmals wurde berechnet, wie der Klimawandel den ökonomischen Wert europäischer Wälder beeinflussen kann. Dazu wurden die Effekte des Klimawandels betrachtet, wie er für das Ende des Jahrhunderts erwartet wird. Die Studie zeigt, dass die Erderwärmung verschiedene und teils gegenteilige Effekte hat. „Mit fortschreitendem Klimawandel wird es immer häufiger zu großen Störungen kommen, und die Kosten für die Waldbesitzenden werden steigen“, so die Wissenschaftler. Während diese im Referenzzeitraum 1981 bis 2005 in Europa noch bei 115 Mrd. € gelegen hätten, seien sie in allen berechneten Szenarien deutlich angestiegen. Bei einer Erwärmung um 4,8 Grad könnten die Schäden sogar um die 247 Mrd. € erreichen.
Gleichzeitig könnten längere Wachstumsperioden, höhere Temperaturen und die CO2-Konzentration in der Atmosphäre in einigen Regionen Europas zu einem beschleunigten Baumwachstum führen, heißt es in der Untersuchung. Das Holz gelange dort schneller auf den Markt. Daraus ergäben sich bei gesamteuropäischer Betrachtung nicht nur höhere Kosten durch Störungen, sondern auch höhere Einnahmen. Diese Gewinne verteilten sich jedoch nicht gleichmäßig über Europa, da es innerhalb des Kontinents starke Unterschiede bei der Störungshäufigkeit und den klimatische Bedingungen gebe.
Nach Angaben des Forscherteams überstiegen die Schadkosten in Südeuropa in jedem der berechneten Szenarien die möglichen Mehreinnahmen. Auch in zentraleuropäischen Ländern wie Deutschland, Österreich und Tschechien dürfte der Waldwert bereits bei einer moderaten Erderwärmung von 2,6 Grad so stark sinken, dass ein etwaiger Produktionszuwachs die Störungsverluste nur schwer ausgleichen könne. Besser sieht es laut den Wissenschaftlern hingegen in den skandinavischen Wäldern aus; diese seien nicht nur seltener von Störungen betroffen, sondern profitierten auch am stärksten von den klimatischen Veränderungen. Daher könnten die Produktionszuwächse dort die Schadenskosten sogar übertreffen.
„Insgesamt sehen wir, dass die Unsicherheiten in der Zukunft stark steigen“, so das Resümee der Forscher. Die Forstwirtschaft funktioniere nicht mehr nach Schema F und werde immer weniger planbar. Diese Erkenntnisse zu nutzen und die Forstwirtschaft gezielt an den Klimawandel anzupassen, könnte ökonomische Verluste reduzieren und zugleich für klimafittere Wälder sorgen, die auch einen großen ökologischen Wert hätten.
In Schleswig-Holstein gibt es rund 240 Museen. Darunter befinden sich auch Heimatmuseen, die oft nur durch den Einsatz von Ehrenamtlichen am Leben erhalten werden. In loser Folge stellt das Bauernblatt diese Kleinode vor. Heute geht es nach Hanerau-Hademarschen im Kreis Rendsburg-Eckernförde.
Mit flottem Schritt kommt Fritz Hermann Barnstedt über den Parkplatz. Der 89-Jährige ist Ehrenamtler mit Leib und Seele. Sein „zweites Zuhause“ nennt Ehefrau Waltraut augenzwinkernd das Heimatmuseum, in dem er nun schon seit vielen Jahren mit Sachverstand und Leidenschaft wirkt. Barnstedt öffnet die Tür und führt den Gast gleich rechts vom Foyer in die Storm-Stube.
Urgestein Fritz Hermann Barnstedt engagiert sich seit Jahrzehnten ehrenamtlich für das Gemeinwohl. Hier sitzt er an seinem Arbeitsplatz im Archiv. Foto: Silke Bromm-Krieger
Dieser Raum mit Sitzecken, Ausstellungsstücken und Bibliothek hält die Erinnerung an den Dichter Theodor Storm (1817–1888) wach. Er lebte nach Jahren in Husum von 1880 bis zu seinem Tod 1888 in Hademarschen. „Hier an seinem Alterssitz entstand sein bekanntestes Werk ,Der Schimmelreiter‘“, erzählt der agile Senior und klärt in diesem Zusammenhang über ein kleines, meist nicht erwähntes Detail auf. „Der vom damaligen Holzschnitzer-Lehrling und späteren Maler Emil Nolde verzierte Schreibtisch, den Storm zum 70. Geburtstag geschenkt bekam und an dem er den ,Schimmelreiter‘ schrieb, steht heute zwar im Husumer Storm-Haus, stammt aber ursprünglich aus Hademarschen.“
Ein weiteres Mal öffnet sich die Eingangstür und Dr. Erika Hartmann, Vorsitzende des Museumsvereins, und ihr Mann Ewald Zimmermann kommen herein. Schnell sind wir mittendrin in einem anregenden Austausch über die Museumsarbeit, die den dreien sehr am Herzen liegt.
Die Mitglieder des Museumsvereins Heimatmuseum Hanerau-Hademarschen haben seit ihrer Vereinsgründung 2018 im Auftrag der Gemeinde die Aufgabe übernommen, sich um das Heimatmuseum zu kümmern und so dessen Erhalt zu sichern. Dabei werden sie von zwei Stundenkräften unterstützt.
Werner Zimmermann, Fritz Hermann Barnstedt und Dr. Erika Hartmann (v. li.) setzen sich mit ihren Mitstreitern für Erhalt und Betrieb des Heimatmuseums ein. Foto: Silke Bromm-Krieger
Das Heimatmuseum wurde 1984 im Gebäude der ehemaligen Schule von 1884 eingerichtet und von der Gemeinde bis zur Übergabe an den Museumsverein betrieben. „Es ist in den 1970er Jahren aus einer Sammlung von Flüchtlingen und Vertriebenen aus den Ostprovinzen entstanden, die zunächst im Aussichtsturm ‚Auf den Bergen‘ untergebracht war. Im Laufe der Jahre wurde es immer wieder erweitert“, taucht Barnstedt in die Entstehungsgeschichte ein. 1998 kamen Räumlichkeiten in einem Nebenhaus, dem gemeindlichen Kulturzentrum, hinzu.
So umfasst das Heimatmuseum heute neun Räume auf 600 qm. Dazu gehört eine angrenzende Remise mit gespendeten landwirtschaftlichen und handwerklichen Gerätschaften. An jedem ersten Sonntag im Monat ist das Museum, Im Kloster 12–12 a, von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Weitere Öffnungszeiten und Führungen sind nach Vereinbarung möglich. Ergänzend finden in den Wintermonaten Autorenlesungen statt.
„In der Lokalgeschichte findet sich immer auch Gesellschaftsgeschichte wieder. Deshalb wollen wir örtliche Geschichte und Geschichten bewahren, lebendig halten und begreifbar machen“, benennt Hartmann die Motivation für das freiwillige Engagement des Fördervereins. Zimmermann und Barnstedt nicken zustimmend. Die beiden setzen sich schon seit Jahrzehnten ebenfalls in weiteren Ehrenämtern für das Gemeinwohl ein. Dabei ist es ihnen allen ein Anliegen, besonders das Interesse der jungen Menschen für die Lokalgeschichte und Museumsarbeit zu wecken. Zimmermann berichtet lebhaft von einer Veranstaltung mit der hiesigen Schule.
Mit 19 Schülern der 5. bis 9. Klassen ging es auf eine zünftige Fahrradtour. Ziel waren die Hademarscher Berge, auf denen sich bronzezeitliche Hügelgräber befinden. Einer dieser Hügel wurde 1912 ausgegraben. „Das geöffnete Großsteingrab gibt uns Einblicke in die damalige Bestattungskultur“, so der 82-Jährige. Intensiv hat er sich für Führungen in die Prähistorie eingearbeitet. „Es war schön, den Schülern hautnah ein Stück Historie aus der Region näherzubringen“, freut er sich rückblickend über den gelungenen Ausflug.
Barnstedt, der von 2004 bis 2024 Vorsitzender des Museumsvereins Rendsburg-Eckernförde und später bis 2024 auch des Museumsvereins Heimatmuseum Hanerau-Hademarschen war, widmet sich seit Langem der Verwaltung des Archivs, das in einen der Ausstellungsräume integriert ist. Es beherbergt gesammelte Akten, Berichte und Schriften der elf Gemeinden des alten Amtsbezirks. Akribisch übertrug er bereits unzählige alte Protokolle, die in der Sütterlinschrift verfasst waren, in die lateinische Schrift.
Der ausgestellte Original-Backenzahn eines Waldelefantens aus der Eem-Warmzeit ist eine Rarität. Foto: Silke Bromm-Krieger
Doch jetzt möchte das Trio „sein“ Heimatmuseum präsentieren. Zunächst geht es von der Storm-Stube in einen Raum mit Exponaten zum Nord-Ostsee-Kanal. Für diesen Bereich und für die Storm-Stube gibt es seit einiger Zeit Audioguides für die Besucher. Eine Vitrine fällt sofort ins Auge, in der sich das älteste Stück des Hauses befindet. „Dies ist ein mehr als 100.000 Jahre alter Backenzahn eines Waldelefanten, der Einblicke in die Tierwelt der Eem-Warmzeit bietet. 1947 wurde er auf einer Kippe bei Oldenbüttel gefunden, die durch den Aushub des Kanalbaus entstanden war“, informiert Hartmann. Der Fund sei seinerzeit an das Geologische Institut in Kiel weitergeleitet worden, das Heimatmuseum erhielt ein Replikat. Momentan sei aber das Original als Leihgabe zu sehen.
Von unten führt eine steile Holztreppe ins erste Obergeschoss. Hier berichten zwei Räume eindrucksvoll und bewegend von der Flucht und Vertreibung der Menschen aus den ostdeutschen Provinzen ab Januar 1945. Für die Konzipierung dieser Abteilung zeichnete die frühere ehrenamtliche Mitarbeiterin und Ausstellungsmacherin Marianne Hansen (†) verantwortlich, die selbst Vertriebene war. „Viele Menschen fanden nach dem Krieg in Hanerau-Hademarschen und Umgebung eine neue Heimat. Insgesamt wuchs die Bevölkerung damals auf das Doppelte an“, weiß Zimmermann. Ebenso befinden sich in diesem Stockwerk neben einer aktuellen Sonderausstellung zum früheren örtlichen Ziegelwerk eine historische Schusterwerkstatt und eine Uhrmacherei. Noch einmal heißt es Treppensteigen. In einem Raum des Dachgeschosses steht ein original Klassenzimmer aus dem Jahr 1946. In einem anderen gibt es Exponate aus verschiedenen Sachgebieten, zum Beispiel archäologische Funde aus der Steinzeit.
Zwei Räume behandeln rund um den Zweiten Weltkrieg die Themen Flucht und Vertreibung aus den Ostgebieten. Foto: Silke Bromm-Krieger
Doch damit nicht genug. Wir kehren zum Foyer zurück und verlassen das Museum, um ins Nebengebäude zu gelangen. Dort zeigt eine Vielzahl landwirtschaftlicher Gerätschaften die Entwicklung der Landwirtschaft vom 19. Jahrhundert bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts. Daneben gibt es ein bürgerliches Wohnzimmer aus der Jugendstilzeit vor 1900 und einen Raum mit Inventar aus der alten Hademarscher Kirche. Außerdem sind Einzelstücke zu sehen, die nach einem Kirchenbrand 2003 gerettet und restauriert wurden.
Die übrige Ausstellungsfläche beschäftigt sich mit Kultur und Wohnkultur. Was für eine breite Themenvielfalt und welch eine große Zahl von Sammlerschätzchen! Da verwundert es kaum, dass der Museumsverein sich sehnlich einen zusätzlichen Raum wünscht. „Ebenso wünschen wir uns neue, gern auch jüngere Mitstreiter, alle sind willkommen“, betont Vorsitzende Erika Hartmann.
Zum Ende der fast dreistündigen, kurzweiligen und spannenden Zeitreise, von der hier nur ein Bruchteil wiedergegeben werden kann, fällt ein letzter Blick über den Museumshof. „Wollen wir die Zukunft gestalten, dürfen wir die Vergangenheit nicht vergessen“, sind sich die drei Ehrenamtlichen einig. Mehr Infos gibt es in einem virtuellen Museumsrundgang auf YouTube und unter hanerau-hademarschen.de
Das Heimatmuseum informiert unter anderem über die Kultur-, Kirchen-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Gemeinde. Foto: Silke Bromm-KriegerEine umfangreiche landwirtschaftliche Sammlung befindet sich im ersten Stock des Nebengebäudes. Foto: Silke Bromm-KriegerDie Ausstellung zeigt altes Kircheninventar aus fünf Jahrhunderten bis zum Kirchenbrand im Jahr 2003. Foto: Silke Bromm-KriegerDer Museumsrundgang bietet einen Einblick in das Schuhmacherhandwerk vergangener Zeiten. Foto: Silke Bromm-KriegerKücheninventar mit Delfter Muster aus den 1920er Jahren Foto: Silke Bromm-KriegerEine Vitrine erinnert an die geschlossene Landfrauenschule in Hanerau-Hademarschen und die „Blaumeisen“. Foto: Silke Bromm-KriegerAus der alten, ehemaligen Schule ist noch ein Original-Klassenzimmer von 1946 erhalten. Foto: Silke Bromm-KriegerDas Pedoskop wurde um 1960 im Schuhhandel eingesetzt, um vor allem Kinderfüße im Schuh zu röntgen. Durch Gucklöcher konnten Mutter und Verkäuferin sehen, ob sie gut im Schuh saßen. Das Gerät wurde wegen der Strahlenbelastung jedoch bald aus dem Verkehr gezogen. Foto: Silke Bromm-KriegerAlter Tischfernsprecher mit Wählscheibe Foto: Silke Bromm-Krieger
Vor knapp einem Monat wurde die Journalistin und Moderatorin Julia Ruhs auf Gut Deutsch-Nienhof bei Kiel mit dem VDAJ-Kommunikationspreis 2025 ausgezeichnet. Wenige Wochen später ist Ruhs selbst ein Medienereignis. Der NDR hat die Journalistin nach internen Protesten aus dem TV-Format „Klar“ genommen. Das Bauernblatt fasst zusammen und fragt bei Mitgliedern des NDR-Rundfunkrats und des ZDF-Fernsehrates nach einer Bewertung.
Ende August würdigte der Verband der Agrarjournalisten (VdAJ) das Sendeformat „Klar“ des Norddeutschen und des Bayerischen Rundfunks, insbesondere die Folge „Landwirtschaft am Limit“. In ihrer Begründung hob die Jury die mutige und kontroverse Berichterstattung über Menschen hervor, die dicht davor seien, sich aus der gesellschaftlichen Mitte zu entfernen.
Lob für Kontroverse
Der VDAJ-Bundesvorsitzende Dr. Klaus Schumacher, Vorsitzender der Landesgruppe Nord, lobte, die Kontroverse rund um die Landwirtschaft werde aus Sicht der Betroffenen dargestellt. Dies sei deshalb ein Baustein zum besseren Verständnis der Proteste der Landwirtschaft.
Klaus Schumacher lobt Weg in den Dialog zwischen verhärteten Fronten. Foto: Daniela Rixen
Die Sendung stelle denjenigen Menschen Fragen, die sich nicht mehr gehört fühlten von Politik und Medien. Das sei ein Weg, wieder in den Dialog zwischen verhärteten Fronten zu finden. Ruhs nahm den Preis gemeinsam mit ihren NDR-Kollegen Claudia Drexel und Thomas Berbner entgegen.
Wenige Wochen später ist Ruhs‘ Zeit beim NDR Geschichte. Die Sendung soll zwar weiterlaufen, beim NDR allerdings ohne die preisgekrönte Moderatorin.
Interner Kampf im NDR
Nach Informationen der „Welt“ sei der Entscheidung ein monatelanger interner Kampf im NDR vorausgegangen. Der Sender ist fürdie Bundesländer Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern zuständig. Intern sollen sich 250 Mitarbeiter nach den ersten drei Ausgaben, die sich mit den Themen Migration, gesellschaftliche Spaltung durch die Corona-Pandemie und dem Frust der Bauern beschäftigten, in einem Brief an die Chefetage über Ruhs beschwert haben. Die Sendungen seien politisch zu einseitig, zum Teil unjournalistisch und bedienten rechtspopulistische Trends, lautete die Kritik, die allerdingsnicht öffentlich einsehbar ist.
Reschke: „Rechtsextrem“
Öffentlich bezeichnete dafür NDR-Moderatorin Anja Reschke das Format in ihrer eigenen Sendung „Reschke Fernsehen“ als „ein bisschen rechtsextrem“. Auch Jan Böhmermann, Moderator des „ZDF Magazin Royale“, äußerte sich kritisch zum Format, ohne es beim Namen zu nennen. Anstelle von Reschke ruderte die stellvertretende Hauptabteilungsleiterin Carola Conze auf LinkedIn zurück: „Ich beziehungsweise wir bedauern, dass der Eindruck entstanden ist, die Redaktion von ,Reschke Fernsehen‘ würde die Redaktion von ,Klar‘ als rechtsextrem einschätzen.“ Die Formulierung sei eine satirische Zuspitzung gewesen.
Die ansonsten auskunftsfreudigeund meinungsstarke Reschke selbst äußerte sich nicht. Dafür bezeichnete Michael Hanfeld,Kommentator der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, das Geschehen als „redaktionelles Großmobbing“.
Meinungen kriminalisiert?
Ruhs selbst erhebt schwere Vorwürfe: Der Sender kriminalisiere Meinungen, „die eigentlich noch Mitte oder Mitte-rechts sind und weit entfernt von extremistischen oder radikalen Positionen“. Wenn es Formate wie „Monitor“ oder „Reschke Fernsehen“ gebe, müsse es auch so etwas wie „Klar“ geben. Ruhs‘ Kritik geht aber noch weiter zurück: „Ich habe schon im Volontariat gemerkt, dass ich mit meiner politischen Meinung plötzlich Außenseiterin war.“
Die Breite der abgebildeten Meinungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk (ÖRR) ist regelmäßigThema, wenn es um eine Anhebung der Rundfunkbeiträge geht. Und so wird die jetzige NDR-Entscheidung auch aus der Politik kritisiert. Schleswig-Holsteins Regierungschef Daniel Günther (CDU) kommentierte das Vorgehen bei einer Buchpräsentation von Ruhs am Mittwoch in der Kieler Hermann-Ehlers-Akademie (HEA) ungewohnt scharf als „extrem schlechtes Signal“. Ruhs stellte auf der HEA-Veranstaltung ihr neues Buch „Links-grüne Meinungsmacht – Die Spaltung unseres Landes“ vor.
Günthers Terminplanung
Interessantes Detail: Günther hatte eine Einladung zur Einführung des neuen NDR-Intendanten Hendrik Lüneborg abgesagt mit dem Hinweis, er könne nicht aus Kiel weg. Günther befürchtet, dass sich Menschen, die den demokratischen Parteien entgleiten, durch das Geschehen um Julia Ruhs bestätigt fühlen.
Einig mit dem Norddeutschen zeigte sich sein bayerischer Counterpart, Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Er postete, die Entscheidung sei „kein gutes Signal für die Meinungsfreiheit und Toleranz im öffentlich-rechtlichen NDR.“ CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann nahm den Streit gar zum Anlass, um ein vorübergehendes Einfrieren des Rundfunkbeitrags zu fordern.
Der neue NDR-Intendant Lüneborg betrieb Schadensbegrenzung und versicherte, niemand sei gecancelt worden. Der Sender erklärte auf Anfrage der „Kieler Nachrichten“, dem NDR sei „Perspektivenvielfalt im Programm wichtig“, ohne auf die Vorwürfe einzugehen. NDR-Programmdirektor Frank Beckmann stellte klar: „Es geht am Ende nicht um den Menschen, sondern um die Inhalte. Da ist es wahrscheinlich besser, das auf mehrere Köpfe zu verteilen.“ Musste dafür ein Kopf rollen?
Desaster mit Ansage
WDR-Chefredakteur Stefan Brandenburg sieht es anders. Im öffentlich-rechtlichen Rundfunk sei zu wenig Raum für konservative Stimmen. Auch wenn er mit der direkten Kritik im Ungefähren blieb, waren seine Aussagen deutlich: Man müsse anerkennen, dass sich Menschen mit einem konservativen Weltbild im ÖRR nicht ausreichend repräsentiert fühlten. „Wer dem ÖRR ohnehin schon misstraut, der fühlt sich gerade sehr bestätigt“, schrieb er auf LinkedIn. Die Vorgänge um Ruhs und das Format „Klar“ seien ein Desaster mit Ansage. Es gehe auch darum, „zu verstehen, dass die Mehrheiten in diesem Land derzeit eher konservativ sind“.
Journalist Christoph Lemmer, Gewinner des deutschen Radiopreises 2019, erkennt in der Debatte um die NDR-Moderatorin Julia Ruhs ein strukturelles Problem. Die Ursache liege in einem jahrzehntelangen Problem des Senders mit fehlender Pluralität.
Müller: Erst erfreut
Pikanter ist die Sichtweise von Dr. Heike Müller, Landwirtin und seit Jahren im Rundfunkrat des NDR. Die Mecklenburgerin zeigt sich auf Nachfrage des Bauernblatts verwundert: „Wer als ostdeutsche Bäuerin in der letzten Woche die Pressemitteilungen des NDR zu seiner eigenen Sendung ,Klar‘ las, glaubte, seinen Augen nicht zu trauen. Von wertvollen Erkenntnissen war die Rede, von der Freude, das Format weiterzuentwickeln, von der Raumöffnung für kontroverse Debatten. Ich war erfreut, dass die zweite Sendung ,Der Frust der Bauern‘ mit dem Kommunikationspreis des VdAJ ausgezeichnet wurde.“ „Lob über Lob“, so Müller, und dann, am Ende der Pressemitteilung die Aussage, dass Julia Ruhs die BR-Ausgaben des Formates weiterproduzieren solle. Eine Begründung für das Canceln im NDR bleibe der Sender schuldig.
Vorgehen erinnert an DDR
Die ehemalige Vizepräsidentin im Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern und Landesvorsitzende des dortigen LandFrauenverbandes fühlte sich an ihre Vergangenheit erinnert: „Man hat den Eindruck, hier soll jemand weggelobt werden, obwohl man ihn lieber totgeschwiegen hätte. Das kenne ich noch aus dem Land, das vor 35 Jahren unterging.“
Dr. Heike Müller: „Das kenne ich noch aus dem Land, das vor 35 Jahren unterging.“Foto: Stefanie Lanin
Müller zeigt sich einigermaßen fassungslos: „In den acht Jahren, die ich dem Rundfunkrat angehöre, ist der Vorgang beispiellos. Beispiellos ist der Versuch zu retten, was zu retten ist, bis in ,Tagesschau‘, ,Tagesthemen‘, ,NDRinfo‘ hinein.“
Einer Sendung, die im linearen Fernsehen auf einem 22-Uhr-Sendeplatz eher ein Nischendasein führe, komme plötzlich eine Bedeutung zu, die offenbare, was ein großer Teil der Bevölkerung denke. Wer dies benenne, werde von den eigenen Kollegen abgestraft, „wie man dem offenen Brief von 250 NDR-Mitarbeitern wohl entnehmen durfte, der dann allerdings nicht so offen war, dass man ihn als Mitglied des Rundfunkrates auch zu Gesicht bekam“.
Mit geballter Faust
Die Führungsspitze des Hauses habe es versäumt, Gremien rechtzeitig einzubeziehen. Zwar habe es im Programmausschuss am 16. September eine Befassung mit dem Thema gegeben, jedoch nicht öffentlich und nur mit einem Teil des Rundfunkrates. Manches Ratsmitglied, so vermutet Müller, habe sich bei der Staffelstabübergabe an den neuen Intendanten am 17. September wie sie selbst „mit geballter Faust in der Tasche“ gefragt, worüber geredet werde, als die Meinungsfreiheit immer wieder betont worden sei.
Rundfunkrat tagt
Am Freitag dieser Woche soll der Rundfunkrat über das Thema debattieren. Es werde viele Fragen geben, vermutet Müller und hofft auf deutliche Worte. Was sie nicht erwartet, ist eine Rücknahme der Entscheidung.
Bereits am 18. September sei die Nachfolgerin von Julia Ruhs bekannt gegeben worden, sodass es am Ende zwei Bauernopfer im NDR gebe: Julia Ruhs und leider auch Redakteur Thomas Berbner, der die Sendung zukünftig nicht mehr produzieren wird.Für den neuen Intendanten, der mit vielen Vorschusslorbeeren bedacht wurde, wird der Start damit von einem kommunikativen Desaster ohnegleichen überschattet.
Rauswurf schlägt Wellen
Andrea Rahn-Farr ist Bäuerin in Hessen und Vorsitzende des Regionalbauernverbandes Wetterau/Frankfurt. Sie vertritt die Landwirtschaft im Fernsehrat des ZDF. Zum aktuellenFall findet sie gegenüber dem Bauernblatt deutliche Worte:
Andrea Rahn-Farr: Schlaglicht auf aktuelle Linksverschiebung im gesellschaftlichen Diskurs Foto: privat
„Der Rauswurf von Julia Ruhs beim NDR hat nicht nur bei der ARD große Wellen geschlagen. Der Vorgang wirft ein Schlaglicht auf die aktuelle Linksverschiebung im gesellschaftlichen Diskurs.“
Der Fall Ruhs stehe exemplarisch für den Verlust pluralistischer Debattenkultur, wenn konservative Stimmen zunehmend ausgeblendet würden. Rahn-Farr warnt: „Wer aber seine Meinung im ÖRR nicht repräsentiert sieht, verliert Vertrauen in die Neutralität der Berichterstattung und wendet sich ab. Damit erweist der NDR unserer Gesellschaft einen Bärendienst.“ Die Hessin betont: „Demokratie lebt vom Wettstreit der Argumente und nicht von Einseitigkeit.“
Entwicklung besorgt
Rahn-Farr, die im Fernsehrat Werner Schwarz nachfolgte, sieht die Entwicklung im ÖRR mit Sorge. „Sagen, was ist“, so formulierte „Spiegel“-Gründer Rudolf Augstein einst seinen Anspruch an die Medien – „können wir das noch? Wenn Moderatoren rausgemobbt oder – wie im Fall von Dunja Hayali (,ZDF heute‘) – an Leib und Leben bedroht werden, ist das in beiden Fällen inakzeptabel und es gefährdet die Meinungs- und die Pressefreiheit“.
Für Julia Ruhs wird nun Tanit Koch die NDR-Sendungen moderieren. Koch war Chefredakteurin der „Bild“, später bei n-tv sowie RTL tätig. 2021 leitete Koch die Wahlkampfkommunikation des CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet.
Also alles neu?Beim NDR selbst bleibt aus Sicht Außenstehender weiter vieles im Unklaren.