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Schwierige Erntebedingungen in Schleswig-Holstein

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Die diesjährige ­(Getreide)ernte in Schleswig-Holstein wird durch anhaltende ­Regenfälle massiv erschwert. Die Böden sind vielerorts zu weich für den Einsatz schwerer Maschinen, was zu Verzögerungen und zusätzlichen Kosten führt. Feuchtes Getreide muss nach der Ernte aufwendig getrocknet werden, um lagerfähig zu sein. Sollte man längere Stoppellängen, um die Ernte zu erleichtern, rausnehmen?

Die anzustrebende Feuchte für eine qualitative Lagerung ist bei 15 % erreicht (und beim Raps bei 9 %), die Kosten dafür steigen mit dem Wassergehalt des Ernteguts. Bei einem Feuchtigkeitsgehalt von 20 % liegen die Trocknungskosten bei etwa 48,30 €/t (nach Berechnungen des RKL, Rendsburg), was gegenüber optimalen Bedingungen Mehrkosten von bis zu 37 €/t bedeutet – denn es sind je Trocknungsdurchgang maximal 4 % Feuchtereduktion möglich, und das bedeutet bei 20 % Erntefeuchte und angestrebten 14,5 bis 15 % Lagerfeuchte mindestens zwei Trocknungsdurchgänge.

Diese schwierigen Bedingungen erfordern eine gute Mähdreschereinstellung genauso wie eine sorgsame Planung der Erntelogistik (Einlagerung, Trocknung und Belüftung). Besonders die TS-Gehalte, aber auch die Inhaltsstoffe (Protein, Öl, Stärke) sind für die weitere Verarbeitung interessant und bilden die Basis. Eigene Untersuchungen auf Praxisbetrieben in Schleswig-Holstein zur Güte der Qualität der eingesetzten NIRS-Sensoren und der damit eingesetzten Kalibrationsmodelle zeigen deutlich, dass die Technik stabil funktioniert und die Betriebe mit den erzeugten Ergebnissen gut arbeiten sowie die Erntepartien gezielt an die Qualitätsanforderungen angepasst lagern.

Bodenbearbeitung unter nassen Bedingungen

Die Arbeitserledigungskosten für die Bodenbearbeitung steigen bei nassen Böden deutlich an. Dafür sind unter anderem ein höherer Dieselverbrauch durch schlechtere Traktion (Schlupf und Spurtiefen als Indikatoren), mehr Reparatur- und Wartungsaufwand an den Maschinen oder längere Arbeitszeitfenster für die Stoppelbearbeitung, Grundbodenbearbeitung und Saatbettbereitung durch häufige witterungsbedingte Unterbrechungen verantwortlich.

Laut Modellrechnungen aus der Praxis können die Mehrkosten bei nasser Bodenbearbeitung bis zu 25 bis 40 €/ha betragen. Bei besonders schweren Böden oder intensiver Nutzung können diese Werte sogar noch höher liegen. Hinzu kommen mögliche Folgekosten durch Bodenverdichtung, deren Beseitigung (zum Beispiel durch Tiefenlockerung) weitere 20 bis 50 €/ha Folgekosten verursacht.

Verlustmessschale mit Rapsstroh und Körnern

Risikominderung und wirtschaftlicher Druck

Neben den höheren Trocknungskosten und der erschwerten Bodenbearbeitung kommen höhere Maschinenkosten, längere Arbeitszeiten und mögliche Qualitätseinbußen hinzu. Viele Landwirte stehen vor der Entscheidung, ob sie die Ernte unter schwierigen Bedingungen einfahren oder auf eine Wetterbesserung hoffen – mit dem Risiko weiterer Verluste.

Eine weitere Option bietet der Hochschnitt: Der Mähdrescher ist in erster Linie für die Körnerernte gedacht, das Stroh aber belastet ihn sehr. Doch ganz so einfach wird es nicht. Viele gegensätzliche Gesichtspunkte sind zu bedenken.

Vorteile des Hochschnitts im Überblick

Der Mähdrescher hat beim Hochschnitt weniger an dem sperrigen Stroh zu verarbeiten, der Durchsatz steigt, die Schüttlerverluste sinken. Der untere Teil des Halms hat mit zum Beispiel 5 mm einen größeren Durchmesser als oben mit 3,5 mm und weist eine höhere Feuchtigkeit auf. Dieses zähe Material bleibt also auf der Fläche, Beanspruchung und Verschleiß der Maschine werden zurückgehen. Die hohe Feuchtigkeit in unteren Bereich, gegebenenfalls ergänzt von Unkraut, tritt nicht beim Druschvorgang auf das Korn über.

Das spart Trocknungskosten. Doch scheint es übertrieben, wenn man von 4 % höherer Kornfeuchte liest. Danach wären 18 % im Korntank nur 14 % auf dem Halm.

Insgesamt bedeutet das: Der Mähdrescher

kann mehr schaffen

kann früher den Tag beginnen und später aufhören

benötigt weniger Diesel

Und worin bestehen die Nachteile?

Statt des Mähdreschers werden nun die langen Stoppeln in einem gesonderten Arbeitsgang geschlegelt. Die Stoppel- und Bodenbearbeitung kann unter günstigen Bedingungen auch mit langen Halmen fertig werden. Das Keimen der Ausfallkörner und später der Feldaufgang in der Mulchsaat scheinen unsicher.

Wie ist all das im Einzelnen zu sehen?

Zunächst stellt sich die Frage, wie hoch die Stoppeln sein können, wie hoch die niedrigsten Ähren stehen. Die Abbildung deutet für den aufrechtstehenden Bestand darauf, dass nur die Hälfte des Strohs anfällt.

Aber herabhängende Ähren (Wintergerste) reduzieren die Höhe schnell um 10 bis 20 cm. Eine sorgfältige Aussaat und Bestandsführung fördern den gleichmäßigen Wuchs. Kurzwüchsige Sorten oder stark eingekürzte Bestände reduzieren ebenfalls die Effekte des hohen Schnitts. Auf keinen Fall darf man Ährenverluste hinnehmen: 5 Ähren/m² entsprechen etwa 1 % des Ertrags, also 1 dt/ha. Der Fahrer muss also sehr aufmerksam das Schneidwerk unterhalb der Ähren führen, und das bei einer möglichen Geschwindigkeit von 8 bis 12 km/h. Dann sollte er von anderen Aufgaben weitgehend entlastet sein – die automatische Lenkung wäre sinnvoll. Bisher gibt es keinen Sensor, der die Ähren erkennt und die Schneidwerkshöhe steuert. Die bisherige Tiefenführung reicht ohnehin nur bis etwa 30 cm, also nicht bis zum möglichen Hochschnitt.

Ergebnisse zur Stoppelhöhe

Der geringere Strohdurchsatz mindert die Antriebsleistung der gesamten Maschine und darunter vor allem die für den Häcksler. Dazu hat die Fachhochschule zusammen mit dem Institut für Landwirtschaftliche Verfahrenstechnik Messungen durchgeführt. Auf Fehmarn hat Dr. Hans-Heinrich Voßhenrich gemeinsam mit der DLG den Dieselverbrauch des Mähdreschers und die Antriebsleistung des Häckslers gemessen. Die Stoppelhöhe wurde in Stufen von 10 cm bis auf soeben möglichen 40 cm gesteigert, die Geschwindigkeit blieb konstant.

Der erste Schritt, die Stoppelhöhe von 10 auf 20 cm zu steigern, brachte mit 20 kW am Häcksler den höchsten Effekt. Die letzte Stufe bringt nur einen geringen Vorteil, der angesichts des Risikos, dass Ähren verloren gehen, nicht lohnt.

Ähnlich liegt die Tendenz beim Dieselverbrauch. Dieser geht von 29 auf 19 l/ha zurück, mit der gleichen Maschine unter sehr trockenen Bedingungen von 20 auf 14 l/ha. Außerdem zeigte sich ein deutlicher Einfluss der Sorte. Also ist hier mit einer Einsparung von 6 bis 10 l/ha zu rechnen – die aber von einem zusätzlichen Schlegel-Arbeitsgang mit etwa 8 l/ha kompensiert werden könnte. Andererseits kann dieser Arbeitsgang außerhalb der Mähdruschzeit durchgeführt werden. Der um 25 % geringere Verbrauch entspricht der geringeren Auslastung des Motors. Also könnte der Mähdrescher schneller fahren und mehr Fläche schaffen.

Der Effekt der Geschwindigkeit wurde mit dem Mähdrescher erfasst. Der Fahrer hat engagiert die Geschwindigkeit und vor allem die Schnitthöhe in dem nicht gleichmäßigen Bestand angepasst. Die Streuung der Messwerte veranschaulichen die wechselnden Bedingungen: mal hingen Ähren weit herunter, mal trat nesterweise Lager auf, bei dem der Fahrer das gesamte Schneidwerk absenken musste. Obwohl nur etwa die Hälfte der Strohmasse durch die Maschine ging, stiegen Geschwindigkeit und Korndurchsatz (siehe Tabelle 2) wegen der Bedingungen nur um ein Drittel.

Der Leistungsbedarf für den Häcksler ging um 14 % zurück, die Maschine war angesichts der heterogenen Verhältnisse nicht voll ausgelastet. Insgesamt kann man 30 % mehr schaffen, ohne dass die Druschverluste steigen, also sind die guten Stunden besser zu nutzen und Trocknungskosten zu sparen. Diese Vorzüge lassen sich mit etwa 10 bis 5 €/ha bewerten. Der Dieselverbrauch geht angesichts der gesteigerten Leistung um 3 l/ ha also 3 €/ha zurück.

Folgen für Boden und Aussaat?

Derzeit wird mit verschiedenen Geräten experimentiert, wie man mit den langen Stoppeln fertig werden kann. Im ersten Arbeitsgang sollen die Stoppeln nicht völlig gelöst werden und zu einem Teil mit Erde bedeckt werden. Bei günstiger Witterung gelingt das. Die spätere, tiefe Bearbeitung muss dem Saatkorn genügend Erde anbieten, zu viel Stroh stört die kapillare Wasserversorgung dagegen. In ersten Erfahrungen bereiten 20 cm keine Probleme, Strohlängen von 30 cm verlangen aber eine tiefe Bearbeitung. Das lange Stroh liegt obenauf und bildet eine Bedeckung von 30 %. Die Messungen zum Feldaufgang überraschten angesichts der geringen Einbuße durch die große Strohmasse. Das mag dazu verleiten, auch einen Arbeitsgang wegzulassen: also dem langen Stoppeln den Schutz vor Verdunstung und die Keimbedingungen für Unkraut zu überlassen. Doch ein solcher Optimismus wird allzu schnell von Ernüchterung abgelöst, wenn die Witterungsverhältnisse weniger günstig sind.

Fazit

Der Hochschnitt mit dem Standardschneidwerk bietet die Chance, den Mähdrescher rationeller einzusetzen. Dazu muss der einzelne Praktiker eigene Erfahrungen sammeln. Vor allem sieht er sich neuen Aufgaben gegenüber, mit den langen Stoppeln fertig zu werden – nachdem er gerade froh geworden war mit niedrigem Schnitt und kurz gehäckseltem Stroh.

Frisches Gras vom Feld direkt zur Kuh

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Autonom Gras mähen und es ­direkt in den Stall bringen und verfüttern – das verspricht ein neuer Roboter. Auf einem Milchviehbetrieb im Kreis Leer ist er erstmals in Deutschland im Einsatz. Wie das funktioniert, ­erklärt der folgende Beitrag.

Nach und nach füllen sich die Plätze am Futtertisch. Noch vor wenigen Minuten standen hier nur einzelne Kühe, während die anderen wiederkauend in den Liegeboxen lagen. Jetzt streckt eine Kuh nach der anderen den Kopf durch das Fressgitter und blickt erwartungsvoll in Richtung des großen schwarzen Fahrzeugs, das sich langsam über den Futtertisch bewegt und frisches Gras ablädt. Sobald aufgetischt ist, versenken die Kühe eine nach der anderen die Nasen im saftigen Grün und beginnen zu fressen.

Mähen und füttern

Dies alles geschieht auf dem Betrieb Dickebohm im ostfriesischen Leer. Dieser nutzt seit Oktober 2024 als erster Testbetrieb in Deutschland den Roboter Exos - laut Hersteller Lely die erste vollautomatische Lösung, die mehrmals täglich frisches Gras erntet und im Stall verfüttert.

Vorgestellt hat das Unternehmen den Roboter schon 2020. In den Niederlanden sind bereits 20 Modelle auf Praxisbetrieben im Einsatz. Mittlerweile ist der Exos aber laut Lely auch in Deutschland bereit für den Vertrieb, sodass auch hier zeitnah weitere dazukommen sollen. Der erste Eindruck von Betriebsleiter Vinzenz Dickebohm ist positiv. „Das System war in kürzester Zeit startbereit und die Kühe haben es von Anfang an gut angenommen“, schildert er. Im vergangenen Herbst war der Roboter nur noch 50 Tage im Einsatz, hat in dieser Zeit aber rund 234.000 kg Frischgras geerntet. In diesem Jahr verzögerte sich der Beginn durch einen massiven Gänsebefall, doch seit Ende April ist der Exos auf den Flächen unterwegs. Bis zum jetzigen Besuch, Ende Mai, hatte er in 31 Tagen 130.000 kg Frischgras vorgelegt bei mittlerweile neun Ladungen von je etwa 1.000 kg pro Tag.

Fingerspitzengefühl nötig

„Wir haben langsam angefangen mit drei Touren am Tag und haben das nach und nach gesteigert, sodass pro Woche ein bis zwei Touren dazukamen. Inzwischen sind es acht bis neun Touren am Tag“, erklärt Vinzenz Dickebohm. Die größte Schwierigkeit sei das Management der Flächen: „Erst mussten wir wegen der Gänse später anfangen, dann war das Gras schon älter, nun wird das Gras weniger – da muss man erst einmal ausprobieren, was funktioniert, und das nötige Fingerspitzengefühl entwickeln.“ Wichtig sei, regelmäßig über die Flächen zu laufen, um Masse und Qualität des Aufwuchses zu begutachten und entsprechend zu reagieren.

Das Füttern funktioniert wie bei einem klassische Mischwagen mit einem Querförderband, das in beide Richtungen ausdosiert.

Der Betrieb Dickebohm

Vinzenz Dickebohm leitet den Betrieb mit seinem Vater. Zum Betrieb gehören rund 300 Milchkühe und 270 ha Fläche, davon 180 ha Grünland. Die Kälber und die weibliche Nachzucht sind auf zwei weiteren Betriebsstellen untergebracht. Das Melken übernehmen fünf Roboter. Seit Mai 2023 ist zudem die Fütterung automatisiert mit zwei automatischen Mischwagen.

Dieses System füttert nun im Wechsel mit dem Exos und legt neben dem Frischgras weiterhin eine Silageration vor. Die beiden Systeme kommunizieren über ein gemeinsames Datennetzwerk. Die Futterroboter messen beim Futteranschieben die Futterhöhe und stellen sicher, dass durch wechselnde Frischgras- und Silagevorlage immer genug Futter auf dem Futtertisch liegt. Die Ration besteht laut Vinzenz Dickebohm aus Gras, Mais, Soja, Raps, Maismehl und im Winter zusätzlich Getreide. Alle 14 Tage werden Futterproben genommen und etwa einmal die Woche wird die Ration angepasst.

Erkennbar ist dem jungen Landwirt zufolge bereits, dass sich durch die Frischgrasfütterung Kraftfutter einsparen lässt. Außerdem sei die Milchleistung gestiegen und die Fett- und Eiweißgehalte hätten sich verbessert. Die Herdenleistung liege mittlerweile bei rund 11.000 l bei 3,4 % Eiweiß und 4,1 % Fett.

Zudem sei die Grasnarbe durch das häufigere Mähen schon dichter geworden. Obwohl die Böden des Betriebes gerade bei Nässe schwer befahrbar seien, hinterlasse der Exos keine Spuren auf den Flächen. Laut Hersteller wurde er gezielt für weiche, empfindliche Böden entwickelt, um eine möglichst lange Vegetationsperiode nutzen zu können. Neben einem geringen Leergewicht von 3.400 kg sollen dazu vier einzeln angesteuerte Radmotoren beitragen.

Kunststoffleisten befördern das Gras vom Messerbalken nach oben und in den Tank.

Ernten, füttern und laden

Geschnitten wird das Gras mit einem 2 m breiten Doppelmesserbalken. Danach heben Kunststoffleisten es vom Messerbalken ab und befördern es nach oben, wo es in den dahinterliegenden Tank fällt. Über ein Band am Boden wird das Gras nach hinten befördert, sodass es locker liegen und nicht zusammengepresst werden soll. Der Tank fasst maximal 1.400 kg und die Maschine transportiert im Schnitt 1.000 kg Gras pro Fahrt. Sie erkennt, wenn der Tank voll ist, und fährt dann zurück zum Stall. Zum Abladen auf dem Futtertisch dienen zwei Walzen und ein Querförderband.

Nach dem Füttern fährt die vollelektrische Maschine zur Ladestation. Der Energieverbrauch liegt laut Hersteller bei 4 bis 5 kWh pro 1.000 kg Gras. Der Ladevorgang dauere 10 bis 30 min und eine Ladung reiche für 1,5 bis 2 h Fahrzeit. Benötigt werde ein 230 V/3×16A-Stromanschluss. Während des Ladens kann auch Flüssigdünger geladen werden, den der Exos über ein Düngergestänge hinter dem Messerbalken beim Mähen ausbringt. Ein 200-l-Düngertank soll die Ausbringung von bis zu 50 kg/ha Stickstoff ermöglichen. Diese Funktion testet Vinzenz Dickebohm erst ab diesem Jahr. Die gesamte Gülle im Betrieb wird separiert und die Feststoffe werden abgegeben. Die Flächen, die der Exos befährt, wurden Anfang des Jahres einmal mit Gülle gedüngt und sollen nun nur noch vom Roboter gedüngt werden.

Milchviehhalter Vinzenz Dickebohm

Navigation und Sicherheit

Der Exos erntet auf dem Betrieb Dickebohm auf einer Fläche von 60 ha arrondiert am Stall. Der Betrieb wurde mittels GPS eingemessen und es wurden Gräben und Hindernisse eingetragen sowie Grenzen, die die Maschine nicht überfahren darf. Auch Felder wurden eingeteilt und Vorgewende eingeplant. Der Weg über das Betriebsgelände ist festgelegt, aber sonst hat der Roboter keine festen Routen und berechnet seine Wege selbstständig. Per App teilt Vinzenz Dickebohm ihm ein Feld zu, woraufhin der Roboter dorthin fährt. Nach der Ernte nimmt er den kürzesten Weg zurück zum Stall, ohne dabei über ungemähtes Gras zu fahren. Bei der nächsten Tour mäht er da weiter, wo er zuvor aufgehört hat.

Im Freien navigiert der Roboter GPS-gesteuert, in Gebäuden mittels Ultraschallsensoren und Odometrie. Zur Hinderniserkennung dienen ein Rundum-Auffahrschutz sowie Stereokameras vorne und hinten. Erkennen sie Personen, Tiere oder Gegenstände im Fahrbereich, stoppt der Roboter, bis die Weiterfahrt händisch ausgelöst wird.

Vogelnester und andere Bereiche, die beim Mähen umfahren werden sollen, können per GPS-Koordinaten in der App markiert werden. Für andere Tiere geht Lely bei dem System von einem geringen Risiko aus, da in schmalen Streifen gemäht wird und sich die Maschine mit nur 3 km/h fortbewegt. Für die Ablage von Rehkitzen seien die Flächen zudem wenig attraktiv, da das Gras niedrig gehalten wird. Außerhalb vom Feld bewegt sich der Roboter mit einer Geschwindigkeit von maximal 1,2 m/s. Bevor er in den Stall fährt, kommuniziert er mit den anderen Futterrobotern und stellt sicher, dass der Stall frei ist.

Vorteile von Frischgras

Das Hauptargument für die Frischgrasfütterung sind die im Vergleich zu Silage oft höheren Gehalte an Energie und Eiweiß und die geringeren Verluste vom Feld bis zum Futtertisch. Lely verspricht daher auch einen positiven Einfluss des Systems auf den CO2-Fußabdruck der Betriebe: Sie könnten die Effizienz ihres Raufuttereinsatzes steigern und den Einsatz von zugekauften Futterkomponenten für die Energie- und Eiweißversorgung reduzieren. Der Wegfall von Futterwerbung und -transport und eine Ertragssteigerung durch das häufigere Mähen könnten die Nachhaltigkeit weiter steigern.

„Frischgrasfütterung ist in deutschen Milchviehbetrieben nur selten, aber ich fand das Konzept schon immer interessant“, erklärt Vinzenz Dickebohm. „Frischgras ist einfach ein gesundes Naturprodukt.“ Weidegang sei für den Betrieb wegen der Tierzahl und der Flächenbeschaffenheit nie eine Option gewesen. Das Frischgras in den Stall zu bringen, betrachtet der Landwirt aber als attraktive Alternative. So könne man die Vorteile der Frischgrasfütterung nutzen und gleichzeitig durch den Verzicht auf Futterwerbung und Silieren sowohl Kosten als auch Arbeitszeit einsparen. 

Fazit

Ein Roboter erntet, transportiert und füttert autonom Frischgras. Zusätzlich kann er beim Mähen Flüssigdünger ausbringen. Seit Herbst 2024 ist das erste System dieser Art auf einem Milchviehbetrieb in Leer im Einsatz.


Betriebliche Voraussetzungen

Laut Lely sind in der Regel keine betrieblichen Anpassungen nötig, um den Exos einzusetzen. Mit den Maßen von 3,50 m Höhe, 7 m Länge und 2,8 m Breite sowie einem Wendekreis von 6,3 m könne er im Grunde überall fahren, wo Traktoren fahren.

Allerdings kann das System nur in Kombination mit dem Fütterungssystem Vector oder dem Futteranschieberoboter Juno Max eingesetzt werden. Diese Systeme schieben das Futter nach, messen dabei die Futterhöhe und kommunizieren über ein gemeinsames Datennetzwerk mit dem Exos. Der Juno Max ist noch nicht am Markt, soll aber in Kombination mit dem Exos vermietet werden. Zudem braucht das System 4G auf der gesamten Fläche.

Laut Lely sind die Zielgruppe Betriebe ab einer Größe von 150 bis 400 Kühen mit 35 bis 40 ha Fläche direkt um den Betrieb. Zu öffentlichen Straßen müssen 5 m Abstand eingehalten werden. Die Preisempfehlung liege bei etwa 250.000 € plus 5.000 € Installationskosten. Dazu kommen die jährliche Wartung und Servicekosten.


Dienstleistungen für effizientere Waldbewirtschaftung

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Die moderne Forstwirtschaft steht vor vielfältigen Herausforderungen: Klimawandel, Schädlingsdruck, Naturschutzanforderungen, Verkehrssicherung und wirtschaftlicher Druck treffen auf immer knapper werdende Personalressourcen. Umso wichtiger ist es, effizient zu arbeiten und sich moderner Technologien zu bedienen. Drohnen bieten dabei ein breites Spektrum an Einsatzmöglichkeiten – von der Vitalitätskontrolle von einzelnen Waldbeständen bis zur Luftbilddokumentation ganzer Wälder.

Um Waldbesitzer und Bewirtschafter bei diesen Aufgaben gezielt zu unterstützen, hat sich die Forstabteilung der Landwirtschaftskammer eine Drohne mit hochauflösender Kamera und zusätzlicher Wärmebildtechnik angeschafft. Damit können ab sofort Dienstleistungen für Waldbesitzende angeboten werden – schnell, kostengünstig und praxisnah.

Vielfältige Einsatzmöglichkeiten

Schadbaumerkennung bei der Borkenkäfersuche

Die Einsatzmöglichkeiten der Drohne sind vielfältig und reichen vom Waldschutz über die Verkehrssicherung bis in den Bereich Naturschutz. Im Bereich des Waldschutzes lassen sich frühzeitig Schäden durch Borkenkäfer oder Kupferstecher erkennen. Auch Vitalitätsprobleme, wie zum Beispiel durch Trockenheit, Schadinsekten an Laubbäumen wie etwa im Zusammenhang mit der Buchen- oder Eichen-Komplex-Krankheit, können erfasst werden. Einzelbaum- oder Bestandsaufnahmen ermöglichen auch im Zuge der Verkehrssicherung eine detaillierte Zustandserfassung.

Die GPS-Daten der Drohne können im Anschluss auch in Kartenprogrammen eingepflegt werden, um weitere Maßnahmen veranlassen zu können (zum Beispiel Unternehmereinsatz). Somit ist eine digitale Dokumentation möglich.

Auch im Naturschutz eröffnet die Technik neue Möglichkeiten: etwa bei der Gelegesuche oder Bruterfolgskontrolle geschützter Vogelarten wie Schwarzstorch oder Rotmilan. Die Erfassung von Artenbeständen in sensiblen Lebensräumen erfolgt dabei in enger Abstimmung mit den Naturschutzbehörden. Darüber hinaus können mit der Drohne Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen dokumentiert, Ökokonten kontrolliert oder Biotopstrukturen erfasst werden.

Was noch möglich ist

Für die Planung und Bewertung forstlicher Maßnahmen liefert die Drohne aktuelle Luftbilder, unterstützt bei der Vermessung von Flächen, Rückegassen oder Pflanzkulturen und ermöglicht die schnelle, wiederkehrende Beobachtung von Waldentwicklung.

Aufgrund des hohen Aufkommens der im Zuge des Waldumbaus entstandenen/entstehenden Kulturflächen ist eine Befliegung zur Lokalisierung von Wild in großen gezäunten Kulturen mithilfe der Wärmebildkamera effizient umzusetzen. Man spart sich dadurch das aufwendige Ablaufen der Zauntrassen und eine häufigere Kontrolle ist umsetzbar.

Zaunkontrolle/Erkennen von Wild in Kulturflächen Fotos: Felix Wolfgramm

Besonders wertvoll ist die Drohne bei der Befliegung schwer erreichbarer Flächen wie Moore, Feldgehölze oder unzugänglicher Schadflächen. Sie erlaubt eine schnelle, aktuelle Übersicht nach Sturmereignissen oder anderen Schadenslagen – ohne das direkte Betreten potenziell gefährlicher Bereiche.

Ob Borkenkäfermonitoring, Zaunkontrolle, Wildschadenerfassung oder die Dokumentation schwer zugänglicher Flächen: Der Blick von oben durch den Einsatz von Drohnen spart Zeit und liefert präzise Daten für die Planung und Umsetzung forstlicher Maßnahmen.

Bei Bedarf an einer der Einsatzmöglichkeiten gerne die Forstabteilung mit dem zuständigen Bezirksförster kontaktieren unter https://www.lksh.de/forst/zustaendige-bezirksfoerster

Fazit

Die Drohne eröffnet Waldbesitzenden einen kostengünstigen Zugang zu moderner Technologie. Sie ersetzt nicht den forstlichen Sachverstand, bietet aber entscheidende Vorteile in der schnellen Erfassung von Waldzustand, Kulturentwicklung und Schadereignissen.

Vorwärts leben, aus gestern lernen

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Im Rahmen der aktuellen Ausstellung „Wohltemperiert. Für klimagerechte Architektur“ lud der Arbeitskreis LandFrauenArchiv Molfsee erneut zu einem besonderen Erzählnachmittag ins Freilichtmuseum ein.

Unter dem Motto „Kühlen und Heizen auf dem Land“ erinnerten sich vier Frauen an frühere Zeiten – musikalisch begleitet von einem folkloristischen Duo aus Violine und Akkordeon. Schutz vor der sommerlichen Hitze bot das historische Pfarrhaus aus Grube, in dem sich interessierte Besucherinnen und Besucher versammelten.

Gerda Lohse nahm das Publikum mit ins 18. Jahrhundert und berichtete anschaulich vom Leben der Gutsherren und Leibeigenen. Im Mittelpunkt stand der historische Eiskeller in Jersbek – ein trocken aufgesetzter Trichter, geschützt durch ein Reetdach und die umliegende Bepflanzung. Dank dieser Bauweise herrschten im Vorraum konstant etwa 3 °C – ideale Bedingungen für die Milchverarbeitung. Im Winter wurde das Eis durch das Bergen großer Schollen wieder aufgefüllt – eine Aufgabe, die den Bauern des Gutsherrn oblag. Anneliese Rohwedder erzählte lebendig von ihrer Kindheit in einer Zeit vor Öl- und Gasheizung. Das Sammeln und Verarbeiten von Knickholz waren mühsam und körperlich anstrengend. Doch da es keine Alternativen gab und „für alle doof“ war, wurde sich nicht beschwert – und an das Gemeinschaftsgefühl erinnert sich die LandFrau aus Aukrug noch heute gern.

Speisen zur Versorgung auf dem Feld wurden zum Beispiel durch Wasserbäder, eingebettet in Heu warmgehalten.

In den 1950er-Jahren wurde Luhnstedt, der Heimatort von Ursula Bose, als sogenanntes Elektroversuchsdorf ausgewählt. Um den Energiebedarf auf dem Land besser einschätzen zu können, hielten damals zahlreiche elektrische Geräte Einzug in den Ort: Waschmaschinen, Kochplatten, Heißwasserspeicher – und auch eine gemeinschaftlich genutzte Gefrieranlage, das sogenannte Ishus. Mit dieser technischen Neuerung begann eine neue Ära der Hauswirtschaft und Alltagsorganisation.

Das Ishus rief bei Marga Trede lebhafte Kindheitserinnerungen wach. In ihrem Heimatort war die Gefrieranlage ein genossenschaftliches Projekt mit rund 40 Eigentümern. Die neue Technik brachte auch Herausforderungen mit sich: gummiartiger Blumenkohl und zähes Fleisch erforderten hauswirtschaftliche Lernprozesse. Und die Nutzung war nicht billig: 540 DM pro Jahr je Zelle, gelegentliche Verluste durch unachtsamen Umgang oder gestohlene Vorräte inbegriffen.

Mit den Berichten der LandFrauen wurde deutlich, wie sehr sich der Alltag im Laufe der Jahrzehnte gewandelt hat und wie anpassungsfähig Menschen als Gesellschaft sind. Der Pioniergeist, die klugen technischen Einfälle und der gemeinschaftliche Zusammenhalt können heute wertvolle Inspiration für die Transformation zu klimagerechteren Lebensmodellen der Zukunft bieten. Insgesamt waren sich Erzählende und Zuhörende einig, dass Erinnerungen an vergangene Zeiten nicht nur ein lebendiger Blick zurück sind, sondern auch ein ermutigender Ausblick darauf, was wir gemeinsam aus der Geschichte für eine nachhaltige Zukunft lernen können. Und so soll auch 2026 wieder ein Erinnerungsnachmittag im Freilichtmuseum Molfsee stattfinden.


Zukunft ländlicher Räume in Gefahr

Geplante Umstrukturierung im EU-Haushalt träfe ländliche Regionen bis ins Mark

Petra Bentkämper Foto: Lucas Adrian

Der Vorschlag der Europäischen Kommission zum Mehrjährigen Finanzrahmen (MFR) 2028–2034 gefährdet nach Ansicht des Deutschen LandFrauenverbandes (dlv) massiv die Entwicklung ländlicher Regionen in Deutschland und Europa. Besonders kritisch bewertet dlv-Präsidentin Petra Bentkämper die geplante Neuordnung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) – insbesondere der sogenannten zweiten Säule, die bislang gezielt Mittel für ländliche Entwicklung bereitstellte. Statt einer klaren und zweckgebundenen Förderung ländlicher Räume soll ein großer europäischer Fonds für wirtschaftliche, territoriale, soziale, ländliche und maritime Entwicklung entstehen. Damit wächst der Verteilungskampf um knappe Mittel – zulasten ländlicher Regionen. „Die gezielte Förderung ländlicher Regionen droht so in einem undurchsichtigen Gesamtfonds unterzugehen. Im Konkurrenzkampf verschiedener Politikfelder würden sie Gefahr laufen übersehen zu werden“, warnt Petra Bentkämper. „Diese Umstrukturierung träfe ländliche Regionen bis ins Mark.“ Besondere Sorge bereitet dem dlv auch der Plan, sämtliche EU-Fonds künftig in einem nationalen Strategieplan zu bündeln. Die Verantwortung für die Mittelvergabe würde damit größtenteils an die Mitgliedstaaten übergehen. Eine solche Renationalisierung europäischer Förderpolitik unterläge dann eher nationalpolitischen Kursen als langfristige und verlässliche Strukturen zu begünstigen. Zwar wird mit dem neuen Ansatz mehr Flexibilität für die Mitgliedstaaten versprochen, aber er führt auch zu einer stärkeren Zentralisierung der Verteilung der Mittel. „Die versprochene Flexibilität käme wahrscheinlich nicht den Regionen zugute“, so Bentkämper weiter. „Die regionalen Akteurinnen und Akteure, die am besten wissen, was vor Ort gebraucht wird, würden an Einfluss zu verlieren.“ Der Deutsche LandFrauenverband ruft deshalb die Bundesregierung dazu auf, sich auf EU-Ebene unmissverständlich für die Zukunft der ländlichen Räume einzusetzen. „Die Lage ist brisant. Die Bundesregierung muss Anwältin der ländlichen Räume sein und in Brüssel entschieden für deren Belange eintreten“, appelliert Bentkämper. Pressestelle dlv

Wöchentlich grüßt das Murmeltier

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Die Lage auf den europäischen Schlachtschweinemärkten hat sich zuletzt nicht verändert. In Mittel- und Nordeuropa gleichen sich Angebot- und Nachfrage auf niedrigem Niveau aus. Die Preise treten auf der Stelle. In Spanien und Frankreich setzt sich unterdessen die Abwärtsbewegung der Schlachtschweinepreise fort, in Italien deren Bergfahrt.

Hierzulande legte die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) ihren Leitpreis vergangene Woche Mittwoch in der fünften Woche in Folge bei 1,95 €/kg Schlachtgewicht (SG) fest. Laut der Agrarmarkt Informations-GmbH (AMI) stehen die angelieferten geringen Stückzahlen ausgeglichen der aktuell verhaltenen Nachfrage gegenüber. Kurzfristig werde noch keine Änderung dieser Situation erwartet.

Mit dem baldigen Ferienende in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen könnten sich aber leicht belebende Effekte ergeben. Zudem näherten sich die Betriebsferien in etlichen Schlachtunternehmen dem Ende. Entsprechend müssten dort die leeren Lager zum Start in die Produktion aufgefüllt werden. Auch der österreichische Verband landwirtschaftlicher Veredelungsproduzenten (VLV) legte seine Notierung abermals bei 1,92 €/kg SG fest. Angebot und Nachfrage lägen weiterhin auf demselben Niveau. Und trotz der bevorstehenden Feiertagswoche, in der in Österreich am Freitag Mariä Himmelfahrt begangen wird, sei das Angebot zuletzt vollständig disponiert worden.

Die belgische Danis-Gruppe zahlt in der 32. Kalenderwoche 1,340 €/kg Lebendgewicht (LG) und damit ebenso viel wie in der Vorwoche. Danish Crown (DC) fixierte den Preis für die 33. Kalenderwoche weiter bei umgerechnet 1,80 €/ kg SG. Der Markt für die meisten Frischwaren sei stabil, erläuterte DC. Aber die Exporte in Drittstaaten brächten aufgrund sinkender Wechselkurse nicht mehr so viel ein wie zu Beginn des Jahres.

Am Marché du Porc Français nahm die Talfahrt des Schlachtschweinepreises unterdessen Geschwindigkeit auf. Er wurde am vergangenen Donnerstag bei 1,831 €/kg SG und damit 3,7 ct niedriger festgelegt als eine Woche zuvor, als er um 2,4 ct gesunken war. In Spanien gaben die Notierungen zum dritten Mal hintereinander nach. So werden zum Beispiel an der Agrarbörse von ­Bellpuig zwischen Barcelona und Saragossa in dieser Woche 1,758 €/kg LG ausgezahlt; das sind 2 ct weniger als in der Vorwoche. In Italien gingen die Schlachtschweinepreise derweil erneut nach oben. Für frei vermarktete Schlachtschweine mit einem Gewicht von 144 bis 152 kg einigte man sich am Donnerstag auf 1,877 €/kg LG, nach 1,839 €/kg LG in der Vorwoche. Vertragsschweine derselben Kategorie verteuerten sich ebenfalls um 3,8 ct auf nun 2,013 €/kg LG.

Auf europäischer Ebene gab der Durchschnittspreis nochmals geringfügig nach. In der Woche zum 3. August wurden Schlachtschweine der Handelsklasse E im Mittel der meldenden Mitgliedstaaten nach Angaben der EU-Kommission für 202,24 €/100 kg SG gehandelt; das waren 0,4 % weniger als in der Woche zuvor. Das Vorjahresniveau wurde um 5,1 % verfehlt. Der mit 2,4 % größte Preisabschlag wurde aus Dänemark gemeldet, gefolgt von Spanien mit 1 %. In Belgien verringerte sich der Preis um 0,7 %, in Österreich um 0,6 % und in Deutschland um 0,2 %, während er zum Beispiel in Ungarn konstant blieb. Im Nachbarland Slowakei wurde der mit 3,5 % größte Preisaufschlag verzeichnet. age

Sojabohnen –

Futureskurs rutscht unter zehn Dollar

Die Sojabohnenkurse an der Leitbörse in Chicago (CBoT) haben in den vergangenen sieben Wochen deutlich nachgegeben. Der meistgehandelte Bohnenfuture mit Fälligkeit im November 2025 rutschte Ende Juli unter die 10-$-Marke und wurde vergangene Woche Donnerstag für nur noch 312 €/t gehandelt; das waren 8 % weniger als das Zwischenhoch vom 20. Juni. Damit bewegt sich der Kurs nun an der unteren Begrenzungslinie des mittelfristigen Abwärtstrends.

Foto: Agrar-Press

Für „bärische“ Stimmung an der Terminbörse für Sojabohnen sorgten zuletzt optimistische Prognosen für die brasilianische Ernte. So bezifferte Analysten des Finanzdienstleisters StoneX das betreffende Aufkommen in der Vermarktungssaison 2025/26 auf einen Rekord von voraussichtlich 178,2 Mio. t; mit dieser Menge würde das Vorjahresergebnis um 5,6 % übertroffen. Als Begründung werden Ertragszuwächse und die Ausweitung der Anbaufläche um 2 % angeführt. ­Etwas vorsichtiger als StoneX zeigte sich das brasilianische Analystenhaus Celeres mit einer Erntevoraussage von 177,2 Mio. t, was im Vorjahresvergleich aber immer noch einem Zuwachs um 2 % entsprechen würde. Zudem taxierten die Fachleute Brasiliens Bohnenexporte für 2025/26 auf 110 Mio. t, nach lediglich 106 Mio. t im Vorjahr. Brasilien ist der weltweit größte Soja­produzent und -exporteur.

Beide Ernteprognosen für das südamerikanische Land liegen über den vom amerikanischen Landwirtschaftsministerium (USDA) zuletzt erwarteten Mengen. Die Washingtoner Fachleute hatten das brasilianische Soja­aufkommen zuletzt bei lediglich 175 Mio. t gesehen. Allerdings wurden die brasilianischen Bohnenexporte 2025/26 sogar auf 112 Mio. t taxiert.

Die jüngsten Wettervorhersagen für wichtige Sojaanbaugebiete in den USA fielen zuletzt günstig aus. Das USDA stufte den Zustand der Sojakulturen im eigenen Land auf 69 % der Flächen als „gut“ bis „hervorragend“ ein. Diese Bonitierung liegt in etwa auf dem Niveau der Vorwoche und des Vorjahres. Die USA sind nach Brasilien der weltweit zweitgrößte Bohnenerzeuger und Exporteur. Für Unsicherheit am Sojamarkt sorgten zuletzt allerdings erneute Zolldrohungen von US-Präsident Donald Trump gegenüber China, dem wichtigsten Exportkunden. age

Elektronenbehandlung oder Beizpräparate?

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Grundsätzlich hat der Schutz vor Krankheiten, welche den Keimling oder die junge Getreidepflanze schädigen können, eine herausragende Bedeutung. Hierbei bilden Saatguthygiene und Beizverfahren des Saatgutes die wesentlichen Faktoren. Diese sind dafür verantwortlich, dass in der Praxis ertragsrelevante Schäden nur selten auftreten. Das Krankheitsspektrum unterscheidet sich innerhalb der Getreidekulturen, weshalb auch die Vorzüglichkeit einzelner Präparate sowie der Elektronenbehandlung variieren. Die höchste Bedeutung aus dem Bereich der samenbürtigen Krankheiten geht von der Gruppe der Brandpilze aus.

Dabei ist der Gerstenflugbrand auf Praxisflächen der Wintergerste insgesamt am häufigsten zu beobachten. Des Weiteren tritt der Flugbrand auch im Weizen als spezialisierter Weizenflugbrand auf. Der Sporenflug (windbürtig) erfolgt während der Blüte des Getreides, wobei die Spore in die Blüte gelangt. Der Flugbrand infiziert das junge Korn in der Kornbildungsphase und verbleibt als Pilzmycel innerhalb des Saatkorns. Dies ist eine Besonderheit und macht eine Kontrolle mithilfe von Beizverfahren besonders anspruchsvoll. Symptome treten nach der Aussaat und in der gesamten vegetativen Entwicklung nicht auf. Erst mit dem Ährenschieben wird der Befall sichtbar und schwarze, Brandbutten besetzte Ähren treten zu Tage.

Die bodenbürtige Typhula-Fäule hat in der Wintergerste eine höhere Bedeutung. Rotbraune Sklerotien überdauern im Boden und infizieren die Gerstenpflanzen. Langanhaltend feuchte Witterung im Herbst/Winter und dichte Bestände fördern die Entwicklung. Hier schützen die Präparate Vibrance Trio oder Rubin Plus.
Im Roggen geht vom Stängelbrand die höchste Gefahr aus. Die Ähren bleiben oftmals völlig leer. Stattdessen treten schwarze Brandsporenlager streifenförmig auf Blättern und Halmen auf. Die Elektronenbehandlung ist hier, wie bei allen anderen außen am Saatkorn haftenden Krankheiten, eine wirksame Alternative.

Weitere wichtige Vertreter sind der Steinbrand in Weizen, Triticale und Dinkel sowie der Roggenstängelbrand im Roggen und der Triticale. Im Unterschied zum Flugbrand erfolgt keine windbürtige Verbreitung, sondern die Sporen kommen erst bei der Ernte mit gesunden Körnern in Kontakt und haften als Spore außen am Saatkorn. Auch die Symptome unterscheiden sich, wobei sie immer erst zum Ährenschieben zu Tage treten. Beim Roggenstängelbrand bleibt die Ähre häufig komplett aus und die Sporenlager bilden sich an den Blattscheiden. Eine zunächst nahezu intakte Ähre zeigt sich bei Steinbrandbefall. Hier sind die Brandbutten im Korn innerhalb einer anfangs intakten Kornhülle zu finden. Außerdem entsteht ein starker Geruch, der eine Vermarktung auch als Konsum- oder Futterware besonders schwierig macht.

Weitere am Korn haftende Pilzkrankheiten bilden die Streifenkrankheit speziell in der Gerste sowie Fusarium-Arten und Schneeschimmel als Mycel in allen Getreidearten. Die beiden letztgenannten Krankheiten schädigen vor allem in der Keimphase des Saatkorns. Die Streifenkrankheit bildet Sporenlager auf den Blättern, die durch streifenförmige Nekrosen begleitet werden. Die Entwicklung der Ähre bleibt oft aus. Die Sporen verbreiten sich mit dem Wind und überdauern am gesunden Saatkorn.

Bodenbürtige Krankheiten im Blick?

Schneeschimmel und Fusarium-Arten können sowohl am Saatkorn als auch von Stoppelresten aus als Mycel auf die junge Getreidepflanze übergehen. Im zweiten Fall treten die Schäden später auf. Symptome des Schneeschimmels werden dann nach langer Schneebedeckung durch rotgefärbte, in der weiteren Folge absterbende Pflanzen sichtbar. Die Typhulla-Fäule hat speziell in der Wintergerste eine hohe Bedeutung. Befall tritt in sehr dichten Beständen unter langanhaltender Feuchtigkeit im Spätherbst und Winter auf. Dabei infizieren im Boden überdauernde rotbraune Sklerotien die jungen Gerstenpflanzen. Diese werden auf abgestorbenen Pflanzen sichtbar.

Schwarzbeinigkeit besonders bei Weizen

Unter feuchter und warmer Witterung im Herbst/Winter steigt die Gefahr von Schwarzbeinigkeit. Der Winterweizen ist besonders anfällig. Auch zwischen Sorten gibt es Unterschiede in der Anfälligkeit. Ausgehend von Stoppelresten kommt es zur Infektion von Wurzel und Halmbasis. Zur Milchreife werden vermorschte, schwarze Wurzeln sowie Weißährigkeit sichtbar. Auf leichteren Böden und insbesondere zuvor befallenen Flächen ist die Gefahr erhöht.

Alternativen zur chemischen Beizung

Die größte Bedeutung aller nicht-chemischen Verfahren hat die Elektronenbehandlung. Das Saatkorn wird dabei mit niederenergetischen Elektronen beschossen, welche Sporen und Pilzmycel am Korn sowie in der Samenschale abtöten aber den Keimling nicht beeinträchtigen. Damit können Steinbrand, Roggenstängelbrand, die Streifenkrankheit sowie samenbürtiger Befall von Schneeschimmel und Fusarium-Arten sehr gut kontrolliert werden. Weiterer Vorteil ist der im Vergleich schnellere Keimungsprozess nach einer Elektronenbehandlung sowie keine Einschränkungen durch Anwendungsbestimmungen. Eine Erfassung des Flugbrandes sowie bodenbürtiger Erreger ist demgegenüber nicht möglich. Dieser Umstand ist besonders in der Wintergerste problematisch, da dort der Flugbrand sowie die Typhula-Fäule eine hohe Bedeutung haben. Auch Spätsaaten sind für die Elek­tronenbehandlung tendenziell weniger geeignet, da die Gefahren durch bodenbürtigen Schneeschimmel sowie Fusarium-Arten steigen. Weitere Alternativen stellen die Bakterienpräparate Cedomon und Cerall sowie das aus Pflanzenmehlen bestehende Produkt Tillecur dar. Tillecur zeigte in Versuchen gegen Steinbrand eine gute Wirksamkeit. Insgesamt fehlt es den Produkten jedoch an Wirkungsbreite und Wirkungsstärke.

Eingeschränkte Auswahl an Präparaten

Die Anzahl der verfügbaren fungiziden Präparate ist derzeit stark begrenzt. Außerdem gibt der Handel in der Regel auch das Beizpräparat für eine bestimmte Kultur beziehungsweise Sorte vor. Insgesamt decken die Präparate Vibrance Trio sowie Rubin Plus (Vista) das Krankheitsspektrum am weitesten ab. Aufgrund der sehr guten Wirkung gegen Flugbrand und der Indikation auf Thypulla-Fäule sollte eines dieser Präparate unbedingt in der Wintergerste zum Einsatz kommen. In den weiteren Wintergetreidekulturen sind alternativ auch die Produkte Landor CT oder Seedron möglich. Speziell zur Befallsminderung der Schwarzbeinigkeit ist der Wirkstoff Silthiofam (Latitude, Latitude XL, Latifam) als zusätzliche Beize möglich. Dies ist auf zuvor beschriebenen Risikoflächen sinnvoll.

Eine Zusatzbeize gegen Blattkrankheiten stellt das Präparat Systiva dar. Hier ist das Carboxamid Fluxapyroxad in einer hohen Aufwandmenge enthalten. In Versuchen zeigte es in der Wintergerste bis zum Entwicklungsstadium 32 eine gute Wirksamkeit gegen Rhynchosporium-Blattflecken. In Rhynchosporium anfälligen Sorten in der Wintergerste kann diese Beize bei frühzeitig starkem Befallsdruck daher sinnvoll sein. Weiterhin ist mit dem Produkt ,Signal 300 ES´ im Winterweizen, der Wintergerste sowie als Notfallzulassung aktuell auch im Winterroggen auch eine insektizide Beize speziell gegen Drahtwurm und Getreidebrachfliege zugelassen.

Anwendungsbestimmungen beachten

Für die biologischen Präparate sowie die Elektronenbehandlung liegen keine Anwendungsbeschränkungen vor. Die maximale Aussaatstärke chemisch gebeizter Saat ist in Abhängigkeit von Präparat und Kultur limitiert. Dies hat vor allem im Winterroggen und der Wintertriticale praktische Auswirkungen, da die Aussaatstärke dort bei fast allen Produkten auf 160 kg/ha begrenzt ist. Speziell beim Produkt ,Signal 300 ES´ ist eine Wind-Auflagen (NH 681) zu beachten, welche eine Aussaat bei Windgeschwindigkeiten über 5 m/s verbietet.

Zusätzlich gibt es allgemeine Auflagen für den Anwender chemisch gebeizten Saatgutes. Diese Auflagen (NH677, NH678, NH679, NH680) geben vor, dass kein gebeiztes Saatgut an der Bodenoberfläche verbleiben oder in Gewässer gelangen darf.

Fazit

Mit dem Saatkorn übertragene und bodenbürtige Krankheiten haben weiterhin eine sehr hohe Bedeutung, insbesondere Brandpilze. Hier stellt sich vereinfacht die Frage, ob chemische Präparate oder die Elektronenbehandlung als Saatgutbeize in Frage kommen. In der Gerste ist aufgrund erhöhter Gefahr gegenüber Flugbrand und der bodenbürtigen Typhula-Fäule eine Behandlung mit den Produkten Vibrance Trio oder Rubin Plus ratsam. Auch in Spätsaaten in den weiteren Getreidekulturen ist durch chemische Präparate ein höherer Schutz gegen Schneeschimmel und Fusarium-Arten gegeben. Liegen Risikofaktoren der Schwarzbeinigkeit besonders im Winterweizen vor, sollte hier ein Silthiofam-haltiges Präparat zur Auswahl kommen. In allen anderen Fällen ist die Elektronenbeize eine sinnvolle Alternative. Diese punktet mit einer einfacheren Handhabung sowie einer schnelleren Keimung des Saatgutes.

Neuer Vorsitzender aus der Privatwaldbetreuung

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Seinen Landesverbandstag veranstaltete Mitte Mai der Bund Deutscher Forstleute (BDF) in Wolfsburg. Das Wissenschafts- und Mitmachmuseum phaeno bot für den Vortragsteil den passenden Rahmen, ging es doch um Künstliche Intelligenz. „KI meets nature“, so der griffige Veranstaltungstitel. Die gut 130 Teilnehmer und Teilnehmerinnen zeigten das Interesse der Mit­glieder und auch, dass es dem Berufsverband gelingt, junge Leute für sich zu gewinnen.

Oberbürgermeister Dennis Weilmann hieß die Anwesenden in Wolfsburg, der wohl grünsten und waldreichsten Stadt Niedersachsens willkommen und betonte die Bedeutung des Waldes als Ruhepunkt in seiner dynamischen Stadt. Soeben sei mit dem „WolfsburgerWaldWeg“ ein Zukunftskonzept für den Stadtwald beschlossen worden. phaeno-Leiter Michel Junge pries die Welt seines Museums als eine des Machens und Ausprobieren – ein Trainingslager für eigenes Denken. Künstliche Intelligenz sei oft nur ein riesiger Sprachspeicher, über dessen Antworten müsse aber der Mensch nachdenken und entscheiden.

Forstministerin skeptisch
zu Stellenabbau

Forstministerin Miriam Staudte bedankte sich beim BDF und dem scheidenden Landesvorsitzenden Dirk Schäfer für die langjährige konstruktive Zusammenarbeit. An den Wald, der derzeit von Jahrhundertkrisen gebeutelt werde, gebe es unglaublich viele und hohe Erwartungshaltungen. Etwa die Anforderungen im EU-weiten Lulucf-Prozess. Die aktuelle Bundeswaldinventur habe neben vielen positiven Resultaten den Verlust der CO2-Senkenfunktion der Wälder ergeben. Sei dies ein einmaliger Effekt oder eine Trendumkehr, fragte die Ministerin. KI könne helfen, Antworten zu finden. Da man im Wald über Jahrzehnte im Voraus planen und entscheiden müsse, sei die Risikostreuung wichtig. Mit Blick auf den neuen „Waldsatelliten“, betonte sie die künftigen Herausforderungen beim Bewerten und Interpretieren von Daten. Dafür müsse Aus- und Fortbildung einen hohen Stellenwert haben und kritisches Denken á la phaeno sei nötig. Im Ministerium sei eine Koordinierungsgruppe Klimawandel eingerichtet, die auch Fernerkundung und Digitalisierung thematisiere. Zu den aktuell diskutierten Revierauflösungen im Harz positionierte sich die Ministerin mit deutlicher Skepsis. Man solle trotz wegbrechender Einnahmen durch den Verlust vieler Fichtenwälder nicht das Kind mit dem Bade ausschütten.

Digitalisierung großer Forstbetriebe

Für die Niedersächsischen Landesforsten skizzierte Wolf Kleinschmit vom Niedersächsischen Forstplanungsamt die Digitalisierungsstrategie der Landesforsten. Einen durchdigitalisierten Großprivatwald stellte Thomas Schomaker vor, der mit 9.600 ha einen der größten Privatforstbetriebe in Niedersachsen, die Arenberg-Meppen GmbH leitet. Das reiche vom eigenen App-basierten Programm, welches den Forstleuten im Wald alle verfügbaren Informationen liefere und vor Ort etwa die Erstellung von Karten und Arbeitsaufträgen ermögliche, bis hin zur App-basierten Holzerfassung im Wald mit automatischer Weiterleitung an die Rechnungsprogramme im Büro.

Waldmonitoring und Wissenschaft

Über die neuen Möglichkeiten beim Waldmonitoring berichtete Professor Paul Magdon, Fakultät Ressourcenmanagement der Hochschule für angewandt Wissenschaft und Kunst (HAWK) in Göttingen. Es gebe erhöhte Unsicherheiten (Klimawandel) bei der Voraussage der Waldentwicklung, die gesellschaftlichen Ansprüche an den Wald steigen, verbunden mit dem Generationswechsel und Fachkräftemangel. Die etablierten Waldinventuren alle zehn Jahre seien nicht mehr ausreichend. Gleichzeitig erweitert sich der Werkzeugkasten für die Waldbeobachtung durch Fernerkundung (Satellit, Luftbilder, Laserscanverfahren), Einsatz von Umweltsensoren im Wald und mehr. Besonderes Augenmerk richtete Magdon auf das Airborne Laser Scanning (ALS). Durch den Blick in den Waldbestand bis auf den Waldboden ermögliche ALS eine dreidimensionale Walderkundung und -darstellung, statt wie gewohnt nur von oben. Weitere neue Chancen sieht er in Umweltsensoren im Wald selbst, die als Kameras, Klimasensoren, als akustische oder Bodensensoren sowie als Pflanzensensoren zunehmend zum Einsatz kommen können. Für eine dynamische Waldbeobachtung sieht er gute Chancen, da die Landesvermessungsämter regelmäßig Luftbilder erstellen, aus dem All gibt es die kostenlosen Daten aus dem Copernicus-Programm. Und der Satellit Sentinel 2 ermöglich wiederholte Beobachtung alle fünf Tage. Fernerkundung und digitale Techniken finden verstärkt Eingang in die Ausbildung der Forststudenten im Bachelor- und im Masterstudiengang, denn so wie es für alle Techniken die Erfahrungen der Forstleute vor Ort benötige, steigen die Aus- und Fortbildungsanforderungen durch den digitalen Fortschritt.

Leuchtturmprojekt ForestPulse

Eine spannende Entwicklung ist für Professor Magdon das gerade gestartete Leuchtturmprojekt ForestPulse. Von sechs Partnerinstitutionen wird ein öffentliches und kostenloses Programm entwickelt, um beständig Baumarten-, Vitalitäts- und Strukturinformationen für die Waldfläche Deutschlands bereitzustellen. Ziel sind Karten im Raster von 10 x 10 m mit Darstellung von Grundfläche, Holzvorrat, Kronenüberschirmung und vertikaler Schichtung. Die bisherige statische Erfassung von Waldbeständen könnte damit übergehen in laufend aktualisierte dynamische Betriebswerke. Um unabhängig zu bleiben plädiert Professor Magdon für den Zugriff auf sogenannte Open-Source-Software und frei verfügbare Daten, etwa aus den öffentlichen Satellitenaufnahmen und Befliegungen der Landesvermessungsämter.

Bringt Digitalisierung mehr Zeit für den Wald

Für den BDF-Bundesvorsitzenden Dirk Schäfer ist wichtig, dass die Digitalisierung den Forstleuten helfe, mehr Zeit im Wald statt am Schreibtisch zu verbringen und dass wichtige Informationen „outdoor“ verfügbar seien. Da zum Forstberuf unbedingt auch Erfahrungswissen gehöre, müsse aber die verfügbare Zeit im Wald bleiben.

Wahlen und Verbandsarbeit

Im nicht öffentlichen Teil der Veranstaltung wurde Dirk Schäfer, der hauptberuflich die Stadtforst Wolfsburg leitet, nach zwölf Jahren Landesverbandsvorsitz verabschiedet. Seit Herbst vergangenen Jahres ist er bereits Bundesvorsitzender für die deutschlandweit fast 10.000 BDF-Mitglieder. Hervorgehoben wurde die in seiner Zeit erfolgte strukturelle Modernisierung des Landesverbandes. Auf die einsetzenden Waldschäden seit 2018 reagierte der BDF zusammen mit der IG BAU mit einem von über 700 Forstleuten besuchten Forum „Wald und Klima“ in Wolfsburg auf dem Ministerpräsidenten Weil eine Personalverstärkung in Aussicht stellte. Diese Chance wurde leider vertan. Auf die Einbeziehung des Waldes in den „Niedersächsischen Weg“ reagierte der BDF gemeinsam mit zehn weiteren Verbänden mit der Bildung der „Allianz für Wald und Forstwirtschaft“. Auf die organisatorischen Überlegungen nach der Entwaldung des Harzes brachte sich der BDF 2023 mit einem Harzworkshop konstruktiv aber bisher ohne Erfolg ein.

Zum neuen Landesvorsitzenden wurde mit Jochen Schulze Pellengahr erstmals ein Förster aus der Privatwaldbetreuung einstimmig gewählt. Schulze Pellengahr ist auf einem Bauernhof im Münsterland aufgewachsen, hat in Göttingen Forstwirtschaft studiert und wurde nach mehreren beruflichen Zwischenstationen Bezirksförster in Wittlage-Ost bei Bad Essen für die Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Bisher engagierte er sich als Regionalsprecher Weser-Ems für den BDF. Ein fast zwanzigköpfiger Landesvorstand unterstützt die Arbeit in den verschiedenen Berufsbereichen und Regionen.

Stärke und Verdaulichkeit im Einklang

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In der Rinderfütterung ist Maissilage nicht nur ein energiereiches Grobfuttermittel, sondern trägt auch durch ihren Fasergehalt zur Strukturversorgung bei. Ihr Futterwert wird in erster Linie durch den Gehalt an umsetzbarer Energie (ME) bestimmt. Die Futterwerte können dabei erheblich schwanken.

Wie stark die Futterwerte der vergangenen Jahre variierten, zeigt Tabelle 1. Im letzten Erntejahr wurden im Mittel der Silagen erstmalig mehr als 37 % Stärke erreicht.

Der ME-Gehalt wird stark von der Verdaulichkeit der organischen Masse (OM = Trockenmasse – Rohasche = Summe aus Rohprotein, Rohfett, Rohfaser und N-freien Extraktstoffen) beeinflusst. Diese kann sowohl durch hohe Gehalte leicht löslicher Kohlenhydrate wie Stärke und Zucker als auch durch eine hohe Faserverdaulichkeit verbessert werden. In den vergangenen Jahren gewinnt deshalb die Verdaulichkeit der NDF (Neutral-Detergenzien-Faser) zunehmend an Bedeutung. Sie wird von der Sorte, aber auch von anderen Faktoren wie Erntezeitpunkt und Jahr beeinflusst. In der Beschreibenden Sortenliste des Bundessortenamtes ist die Gesamtverdaulichkeit, aber nicht die Verdaulichkeit der Restpflanze beziehungsweise Faser angegeben.

Die Pansenmikroben bauen Futter mit hoher Verdaulichkeit schneller ab, sodass der Wiederkäuer nach der Pansenentleerung wieder Futter aufnehmen kann. Je höher also die Passagerate ist, desto schneller nimmt die Pansenfüllung wieder ab. Die TM-Aufnahme steigt folglich mit höherer Verdaulichkeit der organischen Masse, was unter anderem ein Milchkuhversuch aus Österreich (2017) zeigt. In der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt Raumberg-Gumpenstein wurden je neun Maissorten von drei unterschiedlichen Erntezeitpunkten untersucht. Je höher die Verdaulichkeit der organischen Masse und der NDF war, desto höher war die Futteraufnahme und damit verbunden auch die Milchleistung.

Im Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Riswick wurde ein Fütterungsversuch mit 48 Milchkühen durchgeführt, in dem zwei Silomaissorten mit unterschiedlicher Restpflanzenverdaulichkeit geprüft wurden. Der Anteil an Maissilage betrug 41 % der TM der Mischration.

Die stärkereiche Sorte A enthielt 368 g Stärke und 385 g aNDFom je kg TM, die Sorte B mit hoher Restpflanzenverdaulichkeit 347 g Stärke und 401 g aNDFom. Es erfolgten auch Verdaulichkeitsuntersuchungen der Mais-GPS, der Restpflanzensilage und der TMR an Hammeln (Tabelle 2). Die Sorte B wies eine höhere Verdaulichkeit sowohl der organischen Masse als auch der Faser von Ganzpflanze und Restpflanze auf.

Die höhere Verdaulichkeit der Sorte B bewirkte aber keine Verbesserung der Milchleistung. Bei einer sehr hohen TM-Aufnahme von 26 kg war die Milchmenge gleich. Die TMR mit der stärkereichen Sorte A erzielte aber aufgrund höherer Fett- und Laktosegehalte signifikant mehr ECM (39,6 versus 39,1 kg).

Die Maiszüchtung arbeitet beim Silomais neben Merkmalen wie Wüchsigkeit, hohem Kolbenanteil, N-Effizienz oder Trockenheitstoleranz schon lange an der Verdaulichkeit der Restpflanze, insbesondere an der Faserverdaulichkeit, wobei zwischen beiden zu unterscheiden ist. Die Restpflanze enthält zwar im Wesentlichen Faser, aber auch Zucker, Rohprotein et cetera. Im Fokus der Züchtung steht eine verzögerte Abreife, denn mit fortschreitender Abreife sinkt die Faserverdaulichkeit.

Hohe Stärkegehalte im Kolben bei gleichzeitig hoher Verdaulichkeit der Restpflanze sind ausschlaggebend für einen hohen Futterwert. Maissorten mit diesen Merkmalen können in maisbetonten Rationen das Risiko einer Pansenacidose mindern. Aber beide Merkmale entwickeln sich gegenläufig, so dass der optimale Erntezeitpunkt immer einen Kompromiss darstellt. Deshalb sollte Silomais möglichst nicht mit TM-Gehalten von mehr als 38 % geerntet werden. Bei Gehalten von 30 bis 38 % TM sind hohe Stärkegehalte und Faserverdaulichkeiten möglich.

Fazit

Festzuhalten bleibt, dass Maissilage nicht nur zur Energie-, sondern auch zur Strukturversorgung beiträgt. Dabei ist auch die Faserverdaulichkeit von Bedeutung. Stärkereiche Sorten mit hoher NDF-Verdaulichkeit können sich positiv auf die Aufrechterhaltung der physiologischen Bedingungen im Pansen auswirken.

Freisprechung der Hauswirtschafterinnen

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Mit einem festlichen Akt wurden sechs Absolventinnen der hauswirtschaftlichen Ausbildung feierlich freigesprochen – ein bedeutender Meilenstein, der nicht nur das Ende ihrer Ausbildungszeit markiert, sondern zugleich den Beginn eines neuen Lebensabschnitts einläutet.

Nach intensiven Monaten der Ausbildung, in denen sich die Teilnehmerinnen umfangreiches Fachwissen rund um Haushaltsführung, Ernährung, Betreuung und Organisation angeeignet haben, stehen ihnen nun vielfältige Wege im Berufsleben offen. Der Einstieg in diesen spannenden und zugleich herausfordernden Arbeitsbereich ist nicht nur ein persönlicher Erfolg, sondern auch ein Gewinn für unsere Gesellschaft.

Denn Hauswirtschaft ist heute mehr denn je gefragt. Ob in sozialen Einrichtungen, in der Kinder- oder Seniorenbetreuung oder in der Verpflegung – die Anforderungen steigen, und mit ihnen auch die gesellschaftliche Relevanz des Berufs. Themen wie Nachhaltigkeit, gesunde Ernährung, Hygiene und vor allem Fürsorge gewinnen zunehmend an Bedeutung – und genau hier setzen die frisch gebackenen Hauswirtschafterinnen mit ihrem Wissen und Engagement an.

Besonders gewürdigt wurde der erfolgreiche Ausbildungsabschluss durch Vertreter der Landwirtschaftskammer, des Bauernverbandes, der Lydia und Hermann Früchtenicht-Stiftung und durch den LandFrauenVerband Schleswig-Holstein. Vizepräsidentin Sylke Messer-Radtke überreichte im Namen des Verbandes ein Geschenk an die Absolventinnen und betonte die Wertschätzung für die geleistete Arbeit und den wichtigen Beitrag, den die neuen Fachkräfte für das gesellschaftliche Miteinander leisten werden. Ein großes Dankeschön gilt auch den Bildungsreferentinnen Ulrike Brouer und Katja Fiehler, die mit viel Herzblut und organisatorischem Geschick den festlichen Rahmen dieser Freisprechung ermöglichten.

Mit Stolz, Freude und neuen Zielen im Gepäck blicken die sechs Hauswirtschafterinnen nun nach vorn – bereit, mit Kompetenz und Fürsorge in ihre berufliche Zukunft zu starten. Wir wünschen ihnen dabei von Herzen alles Gute!

Höhenflug der Schlachtrinderkurse beendet?

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Die Notierungen für Jungbullen und Schlachtkühe sind seit dem vorigen Herbst stetig gestiegen. Bis Mitte diesen Jahres haben sich die Schlachtbetriebe einen regelrechten Wettbewerb um das knappe Angebot geliefert und die Preisspirale immer höher gedreht. Gründe für das knappe Angebot an Schlachtrindern sind zum einen, dass immer mehr Betriebe die Rinderhaltung aufgeben und zum anderen das Viehseuchen wie MKS und die Blauzungenkrankheit das Angebot reduziert haben. Dazu kommen höhere Produktionskosten in der Rindermast durch den gestiegenen Aufwand für Personal und Viehzukauf. Auch der vergleichsweise hohe Milchpreis sorgt dafür, dass Schlachtkühe nur zögerlich abgeliefert werden. Die Schlachtrinderkurse sind binnen Jahresfrist um zirka 50 % gestiegen. So stieg zum Beispiel der Kurs für eine O3-Schlachtkuh von 4,30 €/SG im Juli 2024 auf 6,50 €/SG im Juli diesen Jahres. Bei den Jungbullen zeigt sich eine ähnliche Entwicklung. Mitte des Vorjahres kostete der O3-Jungbulle 4,50 €/kg SG, im Juli 2025 wurden für die gleiche Kategorie 6,75 €/kg SG in Schleswig-Holstein notiert.

Verbraucherpreise über der Schmerzgrenze

Seit zirka 3 Wochen geben die Kurse jedoch wieder nach. Obwohl das Rinderangebot nach wie vor knapp ist, wurde Ende Juli ein Preislimit erreicht. Bis zur Vorwoche wurde der Jungbullenkurs um zirka 15 ct/kg SG reduziert. Mit zirka 10 ct/kg SG fiel der Preisabschlag bei Schlachtkühen nicht ganz so deutlich aus. Obwohl in der laufenden Woche weitere Preisabschläge erwartet werden, liegen die Notierungen auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Als Grund für die rückläufige Preisentwicklung wird vor allem die ferienbedingt reduzierte Verbrauchernachfrage angegeben. Doch schon seit längerem klagen die Schlachtbetriebe und der LEH, dass die hohen Einkaufspreise nicht im Fleischverkauf umgesetzt werden können. Die Schlachtbetriebe haben die Stückzahlen aufgrund der geringen Nachfrage gesenkt, auch wenn dies die Auslastung verringert.

Rinder und Rindfleisch bleiben knapp

Da europaweit viele rindfleischverarbeitende Fabriken Betriebsferien machen, zeigt sich bei Verarbeitungsware ein Angebots- und Preisdruck. Andere Rindfleischartikel bleiben dagegen im Fleischgroßhandel weiterhin knapp, obwohl die Nachfrage verhalten ist. Hohe Preisforderungen bremsen jedoch die Nachfrage. Die Verbraucherpreise für Rindfleischartikel sind binnen Jahresfrist um mehr als 20 % gestiegen. Aufmerksamkeit fanden zuletzt Pressemeldungen über gestiegene Preise für Döner- und Burger im Fastfoodbereich. Viele Verbraucher steigen auf Alternativen um.

Mit der aktuellen Preisrücknahme steigt die Spannung am Rindermarkt. Bislang hat die Preiskorrektur das Angebot nicht wesentlich erhöht. Die stabilen Milchpreise sorgen weiterhin für ein knappes Angebot an Schlachtkühen. Der Fokus der Landwirte liegt aktuell eher bei den Erntearbeiten, als bei der Rindervermarktung. Damit sollte das knappe Rinderangebot den Preisrückgang für Schlachtrinder bremsen. Zudem sollte sich durch das Ferienende in vielen Regionen die Fleischnachfrage wieder beleben. Die Entwicklung der Erzeugerpreise in den kommenden Wochen bleibt somit spannend.