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Kleine dänische Enklave in Nordfriesland

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In Nordfriesland, nicht weit von Husum entfernt, befindet sich kurz vor Hattstedt eine Ausstellungstätte, die bisher im deutschen Kontext kaum vorgestellt worden ist. „Mikkelberg – Zentrum für nordische Kunst und Cricket“ ist eng verknüpft mit dem Leben der dänischen Minderheit im Landesteil Schleswig.

Mikkelberg ist sozusagen eine kleine Enklave, wo die Architektur, die Einrichtung und der Umgangston dänisch geprägt sind; die Vermittlung findet gleichwohl auf Dänisch und Deutsch statt.

Foto von Henry und Anne Kjestine Buhl – zu sehen auf einer Plakattafel im Außenbereich der Mühle
Foto: Imme Feldmann

1967 kauften Henry Buhl und seine Frau Anne Kjestine („Dinne“) die Ruine der Hattstedter Mühle Fortuna samt dazugehörigem Grundbesitz. Henry Buhl (1924-2016) stammte aus Kolding und war gelernter Möbelpolsterer. Außerdem begeisterte er sich für Sport, vor allem Handball und Fußball. Nach Schulungen an der Sportschule Vejle wurde er 1958 als Jugendbetreuer des dänischen Jugendverbands für Husum und Eiderstedt angestellt. Dank seines offenen Wesens wurde Buhl schnell zu einem wichtigen Protagonisten in der Jugendarbeit der dänischen Minderheit. Er lernte seine Frau Anne Kjestine (1920-1992) in Husum kennen; aus einer dänisch gesinnten Flensburger Familie stammend, baute sie als Bibliothekarin die dänische Bibliothek in Husum auf.

Das Ehepaar, seit 1964 verheiratet, interessierte sich für Kunst und plante, in der 1967 erworbenen Mühle Kunstausstellungen zu veranstalten. Das gegenüberliegende Wohnhaus des Müllers wurde ebenfalls renoviert, dort wohnten Henry und Dinne Buhl. Sie benannten die Stätte nach einer alten Flurbezeichnung „Mikkelberg“; das Mühlengelände befindet sich auf einer Anhöhe.

1970 konnte bereits die erste Kunstausstellung gezeigt werden. Es gelang Henry und Dinne Buhl, Kontakte zu namhaften dänischen Künstlern zu knüpfen, so beispielsweise zu Wilhelm Freddie und Robert Jacobsen. Sven Havsteen-Mikkelsen und Sven Dalsgaard wurden zu engen Freunden. 1988 konnte die Ausstellungsfläche um drei große repräsentative Ausstellungsräume erweitert werden, entworfen vom namhaften Architekten Alan Havsteen-Mikkelsen.

Auf dem Landstück hinter dem Mühlengelände entstand eine beeindruckende Cricket-Anlage. Dieser aus England bekannte Sport wird auch in Dänemark gepflegt, in Deutschland hingegen nicht: Buhl fand diesbezüglich ein Alleinstellungsmerkmal und konnte die von ihm geschulten Sportler in seiner Crew behalten. Der begeisterte Sportler gründete 1967 den Husum Cricket Club (HCC), der seit 1987 Mitglied des dänischen Sportverbands DGI ist. Einzelne Spieler aus Husum haben bereits in der dänischen Nationalmannschaft gespielt. Auf dem Mikkelberger Cricketplatz werden heute dänische Heimspiele und internationale Turniere ausgetragen.

Blick in die Ausstellung „Mytesteder – Mythische Orte“, im Vordergrund eine Skulptur von Steen Folmer Jensen
Foto: Imme Feldmann

Nach Henry Buhls Tod musste Mikkelberg neu aufgestellt werden. Heute wird die Stätte von einem engagierten Kreis innerhalb der dänischen Minderheit betrieben, als Leiterin wurde Lisbeth Bredholt Christensen angestellt. Der in Sønderborg beheimatete Traugott Moeller Fonds unterstützt die Ausstellungsstätte finanziell. Im ehemaligen Wohnhaus des Ehepaars Buhl wurde ein Versammlungsraum eingerichtet; im naturnahen Außenbereich vor dem Haus lässt sich, nach dänischem Brauch, ein Picknick einnehmen, Sitzgelegenheiten sind aufgestellt worden.

Derzeit läuft auf Mikkelberg die Ausstellung „Mytesteder – Mythische Orte“, der namhaften dänischen Fotografin Kirsten Klein wird zum 80. Geburtstag eine größere Retrospektive ausgerichtet. Zusätzlich werden Skulpturen ihres Mannes Steen Folmer Jensen gezeigt. Kirsten Klein, aufgewachsen in der Nähe des Limfjords, ist ausgebildete Porträt- und Museumsfotografin. Bekannt wurde sie beispielsweise durch ihre beeindruckenden Fotos aus Irland, von denen einige auch in der Mikkelberger Ausstellung zu sehen sind.

Die dänische Fotografin Kirsten Klein fotografierte die Starenschwärme über der Tønder-Marsch.
Foto: Imme Feldmann

In Irland wurde die Fotografin „von einem starken Gefühl der Zugehörigkeit ergriffen“ (Zitat Mikael Wivel, Katalogtext). Dort fotografierte sie auch Menschen, während ansonsten die Natur in ihren oft elegischen Schwarz-Weiß-Fotografien die Hauptrolle spielt. Wellen am Strand, eine einsame kleine Figur an einem endlosen Strand, Wolkenformationen, die Starenschwärme über der Tønder-Marsch, Ackerfurchen, prähistorische Stätten – Kirsten Klein wandert oft tagelang, um der Natur besonders intensive Stimmungen abzulauschen. Sie befindet sich damit, wie ihr der Kunsthistoriker Mikael Wivel attestiert, in der Tradition der „Naturromantik“, die in Deutschland von Malern wie Caspar David Friedrich, in Dänemark von Thomas Lundbye oder Dankvart Dreyer vertreten wurde. Ihr Mann Steen Folmer Jensen, eigentlich Architekt, begleitet sie häufig und sammelt dann Fundstücke – Steine, Holz, Knochen, rostige Reststücke landwirtschaftlicher Geräte –, die er zu Skulpturen zusammenstellt. Die Ausstellung wurde vorher in der Kunsthalle Holmen (Løgumkloster) und im Vendsyssel Kunstmuseum gezeigt, mit diesen Institutionen kooperierte Mikkelberg in diesem Fall. Die Ausstellungsstätte bietet also die Gelegenheit, dänische Kunst „vor der Haustür“ zu betrachten.

Weitere Informationen unter ­mikkelberg.de

Imme Feldmann

Fahrradrallye trotz Regenwetter ein voller Erfolg

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Auf der Nordseeinsel Pellworm haben sich Anfang August 16 motivierte Teams bei der zweiten Fahrradrallye der Landjugend trotz des durchwachsenden Sommerwetters kniffligen Fragen und lustigen Spielen gestellt. Die Mischung der Teilnehmer hätte dabei nicht bunter ausfallen können: Von Pellwormer Schulkindern mit Freunden, Gästefamilien, befreundeten Landjugendgruppen aus ganz Schleswig-Holstein bis zum Sportverein und natürlich fahrradbegeisterten und rätselfreudigen Teilnehmern war jeder mit dabei.

Die zirka 14 km lange Strecke führte die Teams quer über die Insel. Entlang am alten Hafen, weiter Richtung Biogasanlage zum Landjugendraum und über das Waldhusentief in Richtung Nordermühle. Weiter ging es am Deich Richtung Bupheverkoogt, wo auch die Rallye zu Ende ging: auf dem Fetenplatz. Auf der Strecke warteten acht lustige Spielstationen auf die Radfahre

Miteinander und Können nötig

Nach dem klassischen Fahrradringstechen am alten Hafen ging es weiter zur Biogasanlage, wo die Teilnehmer ihr Können beim Schubkarrenparcours unter Beweis gestellt haben. Teamwork wurde bei dem Spiel großgeschrieben, denn die schiebende Person musste den Parcours mit verbundenen Augen abfahren und sich auf die Anweisungen des Lotsen verlassen. Auch beim nächsten Spiel ging es sportlich zu: Kleiderbügel sollten auf eine Stange geworfen werden. Beim Landjugendraum ging es für die Rallyeteilnehmer in die Schwimmklamotten. In 4 min sollte möglichst viel Wasser mit Schwämmen transportiert werden. Die Schwimmflossen, Schwimmflügel und Schwimmbrillen wurden dabei immer von einer Person zur nächsten gegeben. Mit viel Gelächter haben die meisten Teams die Aufgabe gut und relativ trocken gemeistert.

Entlang der rund 14 km langen Strecke warteten acht Spielstationen auf die 16 teilnehmenden Teams. Im Bild die „Küsten Cruiser“ Foto: Landjugend Pellworm
Mit verbundenen Augen ging es – geleitet nur von mündlichen Anweisungen – mit der Schubkarre durch einen kniffligen Parcours. Foto: Landjugend Pellworm
Während der Rallye war stets ein aufmerksamer Blick in die Landschaft nötig, um einen Fragebogen zur Insel beantworten zu können. Foto: Landjugend Pellworm


An den nächsten Stationen waren Geschicklichkeit und eine ruhige Hand gefragt. Bei der Nordermühle sollten die Teilnehmer sich Bierdeckel zuschnipsen. Am Deich entlang ging es für die Teilnehmer weiter zur nächsten Station. Bei dem Spiel sorgte der Wind für eine erhöhte Schwierigkeit. Becher sollten mithilfe von Luftballons am anderen Ende des Tisches transportiert werden. Durch den Koog ging es zum letzten Spiel: Torwandschießen. Neben den Spielen haben die Teilnehmer aufmerksam die Landschaft und Umgebung auf der Strecke beobachtet, um die Fragen auf den Fragebögen zu beantworten. Welche Rolle spielt zum Beispiel das Waldhusentief für die Insel und wie viel CO2 spart die Pellwormer Inselmühle jährlich ein? Bevor der Fragebogen abgegeben wurde, wurden noch die letzten Fragen im Team besprochen. Der Teamspirit wurde durch das Einstudieren eines Schlachtrufes mit Choreografie gestärkt. Wir waren begeistert von den kreativen Ausführungen der Aufgabe!

Ausgelassene Feierbis zum Morgen

Die Siegerehrung fand am Abend auf der Koppelfete im Bupheverkoog statt. Das Team „Schwein gehabt“ von der Landjugend Krummwisch konnte sich am Ende gegen die anderen Rallyeteams durchsetzen. Der zweite Platz ging ebenfalls nach Krummwisch. Die „Küsten Cruiser“ wurden für die hübschesten Fahrräder und besten Kostüme ausgezeichnet, somit blieb dieser Preis auf der Insel. Bis in die frühen Morgenstunden wurde trotz des Regens auf der Koppel ausgelassen gefeiert, gelacht und natürlich auch getanzt.

Wir freuen uns schon auf das nächste Jahr, wenn es vom 6. bis 8. August 2026 wieder heißt „Auf geht`s, ab geht`s – drei Tage wach: Scheunenfete Pellworm!“

Geduld und Rücksicht machen Wege breiter

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Erntezeit ist leider auch Unfallzeit. Denn während der immer kleineren Erntefenster sind umso mehr landwirtschaftliche Maschinen auf den Straßen unterwegs. Hinzu kommt, dass die Getreideernte in die Ferienzeit fällt und viele Menschen ohnehin zu Fuß, mit dem Fahrrad oder dem Motorrad im ländlichen Raum unterwegs sind – oft auf ihnen unbekanntem Terrain.

Besonders wichtig sind vor diesem Hintergrund Kampagnen, um sowohl Maschinenführer als auch andere Verkehrsteilnehmer auf die potenziellen Gefahren hinzuweisen und für gegenseitige Rücksichtnahme zu werben. So führen unter anderem der Bauernverband und der Lohnunternehmerverband in Schleswig-Holstein regelmäßig Aktionen zur Sicherheit im Ernteverkehr durch. Gut so!

Arbeits- und Unfallsicherheit sind letztlich Kernanliegen der Landwirte. Betriebsleiter stehen daher in der Verantwortung, ihre Mitarbeitenden und Auszubildenden für diese Themen zu sensibilisieren und gute Rahmenbedingungen zu schaffen, damit alle Verkehrsteilnehmenden unbeschadet an ihr Ziel kommen. Henrik Buchenau vom Familienbetrieb Gut Warleberg in Neuwittenbek, Kreis Rendsburg-Eckernförde, berichtet von seinen Erfahrungen und beschreibt, welche Grundsätze auf seinem Betrieb in der Erntezeit gelten.

Klar ist: Landwirtschaft arbeitet nicht nach festgelegten Bürozeiten. Gerade in der Erntezeit und bei Wetterumschwüngen kann sich der Feierabend der Landwirte bis in die Nacht verschieben. Die Gesetzeslage ermöglicht entsprechende Ausnahmen. Der Druck in der abgeschlossenen Getreideernte war in diesem Jahr jedoch wegen der feuchten Witterung von Anfang Juli bis Anfang August besonders hoch.

Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), sprach auf der Erntepressekonferenz des Verbandes von einem enormen psychischen Druck auf den Betrieben. Auch er betonte gegenüber den Journalisten die große Bedeutung der gegenseitigen Rücksichtnahme und Wertschätzung im Ernteverkehr.

Immerhin: Der Abschluss der Ernte war von einer längeren Trockenphase begleitet, sodass immerhin eine „durchschnittliche Erntemenge“ eingefahren wurde. Insbesondere an den Winterungen zeigte sich einmal mehr, dass die Betriebe in Schleswig-Holstein aufgrund der günstigen natürlichen Rahmenbedingungen und der gut ausgebildeten Landwirte im Bundesvergleich die höchsten Erträge eingefahren haben, wobei sich auch hier im Norden nach Einschätzung des Bauernverbandes Schleswig-Holstein jeder Bodenpunkt bemerkbar macht. Die Qualitäten sind je nach Sorte und lokalen Ernteunterbrechungen sehr heterogen ausgefallen. Ebenso war die Strohbergung vielerorts aufgrund des Regens problematisch.

Die größten Sorgen bereitet jedoch die derzeitige Marktlage. Ackerbauern sprechen bei Brotweizenpreisen von rund 180 €/t übereinstimmend davon, nicht kostendeckend wirtschaften zu können. Das niedrige Preisniveau ist zum Teil der Krisenlage in Europa geschuldet. Daher ist auch die Politik in der Verantwortung, Maßnahmen zu ergreifen, um zumindest an der Produktionskostenseite zu entlasten. Denn Herausforderungen im Ernteverkehr sind allemal besser als gar kein Ernteverkehr.

Dr. Robert Quakernack, Foto: bb


DRV warnt vor Agrarlandverlust

Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) warnt davor, dass ­wegen des Zubaus von Freiflächen­solaranlagen zunehmend Agrarland verloren geht. „Um die Ernten langfristig zu sichern, müssen die Ackerflächen den ­Landwirten dauerhaft zur Verfügung ­stehen“, sagte DRV-Energie­referent ­Guido Seedler in Berlin. Den Ausbau der Photovoltaik (PV) betrachte man vor diesem Hintergrund mit ­„großer Sorge“.

Seedler verwies auf der Erntepressekonferenz seines Verbandes auf eine Studie des Thünen-Instituts, wonach bis zum Jahr 2030 zwischen 400.000 und 500.000 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche mit Freiflächensolaranlagen bebaut werden könnten. Diese Prognose findet er vor allem deshalb problematisch, weil die heute installierte Nennleistung an Erneuerbaren Energieanlagen den deutschen Strombedarf bereits dreimal decken könnte. In Phasen mit viel Wind und Sonne komme es daher regelmäßig zu negativen Strompreisen, die die Rentabilität der Anlagen und damit auch den weiteren Zubau infrage stellten, gab Seedler zu bedenken. Der DRV plädiert deshalb dafür, vor allem den Netzausbau zu fokussieren und Speichertechnologien hochzufahren, anstatt weiter PV-Freiflächenanlagen zu errichten.

Derweil wurde die Ausschreibung für PV-Freiflächenanlagen zum Gebotstermin am 1. Juli erneut überzeichnet. Das teilte die Bundesnetzagentur (BNetzA) mit. „Seit über einem Jahr sind die Zuschlagswerte auf ähnlichem Niveau. Anhaltender Wettbewerb schafft auch verlässliche Rahmenbedingungen für die Bieter im Ausschreibungsverfahren“, kommentierte BNetzA-Präsident Klaus Müller.

Laut der Behörde wurden zuletzt 2.266 MW ausgeschrieben. Von den 313 eingereichten Geboten konnten 258 Gebote mit einem Umfang von 2.271 MW bezuschlagt werden. Das mit Abstand größte Volumen entfiel wie in den vorherigen Runden auf Bayern.

Um die Nachfrage und das Angebot von Strom besser aufeinander abzustimmen und dabei auch die Stunden mit negativen Strompreisen zu verringern, setzt die BNetzA eigenen Angaben zufolge vor allem auf den Ausbau des Stromnetzes, die Flexibilisierung der Stromabnahme und auch den netzdienlichen Ausbau von Speichern.

Rücksicht nehmen und Fahrzeuge kontrollieren

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Die Getreideernte in Schleswig-Holstein ist eingefahren. Leider konnten auch in diesem Jahr Unfälle nicht vermieden werden. Welche Maßnahmen die Betriebe treffen, um die Erntefenster optimal auszunutzen und dabei höchste Aufmerksamkeit auf Verkehrssicherheit zu legen, schildert Henrik Buchenau vom Familienbetrieb Gut Warleberg in Neuwittenbek, Kreis Rendsburg-Eckernförde.

„Vor der Ernte besprechen wir mit dem gesamten Team, worauf im Ernteverkehr zu achten ist“, erklärt Buchenau. Es sei wichtig, immer wieder auf Gefährdungspotenziale hinzuweisen. Knifflige Situationen könnten vor allem bei Abbiegeprozessen entstehen, wenn Sicherheitsabstände nicht eingehalten würden oder wenn man zu schnell fahre. Buchenau stellt klar: „Für unsere Fahrer gilt in Dörfern grundsätzlich: höchstens 30 Stundenkilometer.“ Er wirbt für Verständnis bei Autofahrern, die sich hinter Erntemaschinen befinden. Wo es möglich sei, würden seine Fahrer rechts halten, um den Verkehrsfluss zu gewährleisten.

Ernten immer kompakter

Zunehmend seien die Abfahrer selbst durch vorausfahrende Radfahrer zur Geschwindigkeitsreduktion gezwungen. Wenn nachfolgende Autos dann drängelten oder „wutentbrannt überholen“, aber die Radfahrer nicht sähen, entstünden mitunter gefährliche Situationen. „Drängeln hilft niemanden, sondern lenkt die Aufmerksamkeit der Fahrer nach hinten, während sie nach vorn gucken sollten“, mahnt Buchenau.

Selbstverständlich ist für ihn, regelmäßig die Einsatztauglichkeit der Maschinen zu überprüfen. Als wichtiges Hilfsmittel, um mögliche Gefährdungen untereinander zu kommunizieren, nennt er den Betriebsfunk. Der Vorteil gegenüber den ohnehin nicht erlaubten Mobiltelefonen sei klar: „Alle hören alles.“ Das bestätigt auch sein Auszubildener im dritten Lehrjahr, Wolf Keese. Er schildert: „Man kann sich gut abstimmen, wenn enge Wege belegt sind oder Gefährdungen da sind.“ Zudem helfen Weitwinkelspiegel, um den Überblick zu behalten, so Keese. Tote Winkel seien aber nicht ganz auszuschließen. Wichtig sei in jedem Falle, die Spiegel sauber zu halten und dass die Blinker funktionieren.

Die Ernteketten sind laut Buchenau auf Gut Warleberg so organisiert, dass eine Überladung ausgeschlossen ist. Grundsätzlich habe sich die Einsatzsicherheit durch bessere Technik, höheren Fahrkomfort und immer professionellere Ernteketten in den vergangenen Jahren erhöht. Die zurückliegende Getreiderente bestätige aber auch, dass die Erntefenster immer kleiner würden. Buchenau beschreibt: „Die Ernten sind kompakter.“ Trotz einer niederschlagsbedingten Ernteunterbrechung zwischen Mitte Juli und Anfang August beurteilte er den Ablauf der Ernte auf dem eigenen Betrieb als in Ordnung, wobei der Winterweizen die Fallzahl 220 nicht erreicht habe.

Marktlage kritisch

Mehr Sorgen als die Qualität bereitet Buchenau jedoch der Blick auf die derzeitigen Preise, mit denen kein Ackerbauer kostendeckend wirtschaften könne. Er erklärt: „Wir produzieren Massenware für den Weltmarkt.“ Aufgrund der Krisensituation in Europa und Kostensteigerungen für Energie und Dünger sei aber die Wettbewerbsfähigkeit gefährdet. Dabei sei Schleswig-Holstein ein Gunststandort für die Lebensmittelproduktion. Kritisch bewertet er vor diesem Hintergrund Extensivierungs- und Stilllegungsprogramme. 

Unüberlegt überholende Motorradfahrer können eine Gefahrensituation herbeiführen. Foto: BVSH

Enge Erntefenster sorgen für „Zitterpartie“

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„Zwei bis drei Wochen lang ­blieben nach gutem Erntestart die Drescher stehen“, erklärte Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), im Rahmen der DBV-Ernte-Pressekonferenz am Dienstag. Die Erntezeit sei wegen der häufigen Niederschläge für viele Betriebe eine Zitter­partie ­gewesen.

Der DBV rechnet in seiner Erntebilanz 2025 insgesamt mit einer durchschnittlichen Getreideernte. Mit 43,5 Mio. t liegt die erwartete Gesamterntemenge zwar über den schlechten Ergebnissen der vergangenen zwei Jahre. Gleichzeitig lägen je nach Region und Standort bei den meisten Kulturen sehr große Ertragsspannen vor. Auch hätten in vielen Regionen die Qualitäten zum Teil erheblich unter den wochenlangen, teils sehr intensiven Niederschlägen gelitten.

Qualitäten leiden

Nach DBV-Zahlen übersteigt die Erntemenge der wichtigsten Kultur, des Winterweizens, mit 21,7 Mio. t deutlich über die des Vorjahres (2024: 17,8 Mio. t). Dies liegt laut Verband sowohl an besseren Erträgen pro Hektar als auch an der deutlichen Ausweitung der Anbaufläche im Vergleich zum Vorjahr. Die Qualitäten seien jedoch teilweise ungenügend: Fallzahlen seien nach den anhaltenden Niederschlägen zum Teil eingebrochen. Und auch bei den Proteingehalten zeichneten sich deutliche Ausschläge nach unten ab – insbesondere in den Roten Gebieten.

Für die Wintergerste zeigt sich ein etwas positiveres Bild als im Vorjahr: Die diesjährige Erntemenge liegt mit 9,3 Mio. t über dem Vorjahreswert von 8,9 Mio. t. Die Winterrapsernte erreicht mit einer Gesamterntemenge von 3,85 Mio. t ein etwas besseres Niveau als im Vorjahr (3,6 Mio. t).

Laut Rukwied kam es zusätzlich zur feuchten Erntezeit durch die ausgeprägte Trockenheit im Frühjahr zu Ertragseinbußen, vor allem im Nordosten Deutschlands. „Auch wenn die Erntemenge endlich einmal wieder im durchschnittlichen Bereich liegt, macht sie doch die spürbaren Folgen des Klimawandels deutlich“, so der DBV-Präsident.

Einheitlich gefordert

Auch die zunehmenden Einschränkungen beim Pflanzenschutz verschärfen nach Einschätzung von Rukwied die ohnehin bestehenden Herausforderungen im Ackerbau weiter. „Der starke Schädlings- und Infektionsdruck in diesem Jahr zeigt deutlich, wie wichtig es ist, Pflanzen ausreichend schützen zu können“, betonte er. „Effektiver Pflanzenschutz ist eine zwingende Voraussetzung für sichere und gesunde Lebensmittel“, so der Bauernverbandspräsident. In mehreren Kulturen sei bereits eine ernst zu nehmende Gefährdung der Versorgungssicherheit erkennbar. Rukwied fordert daher eine zukunftsfähige Strategie für den Pflanzenschutz. Es brauche dringend eine Beschleunigung und Optimierung der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln, am besten durch ein EU-weit einheitliches System.

Besorgt äußerte sich der DBV-Präsident zudem zur aktuellen Marktsituation: „Die nach wie vor katastrophale Preislage – insbesondere auf den Getreidemärkten – bringt uns Landwirten zunehmend Probleme. Eine Verbesserung ist bislang nicht in Sicht.“ In Kombination mit den stark gestiegenen Betriebsmittelkosten sei der Getreideanbau in Deutschland kaum noch wirtschaftlich darstellbar. Rukwied kritisierte in diesem Zusammenhang auch die Vielzahl an politischen und gesetzlichen Vorgaben, die in den vergangenen Jahren eingeführt worden seien und die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Landwirtschaft zusätzlich schwächten. „Wir brauchen dringend ein wirkungsvolles Maßnahmenpaket zur Stärkung unserer Wettbewerbsfähigkeit. Bürokratieabbau und gezielte Entlastungen sind jetzt unabdingbar“, forderte der DBV-Präsident. Entgegen politischen Bekundungen nähmen die bürokratischen Belastungen weiterhin zu.

Importdruck steigt

Bei anderen Kulturen wie Kartoffeln sowie verschiedenen Obst- und Gemüsearten zeichne sich ein heterogenes Bild ab. Teilweise hätten zufriedenstellende Erträge erreicht werden können – wie etwa bei Frühkartoffeln oder Kirschen, so der DBV. Für andere Kulturen wiederum konnte lediglich eine durchschnittliche Ernte verzeichnet werden. Auch der Importdruck nehme insbesondere im Bereich Obst und Gemüse immer mehr zu. Steigende Arbeitskosten durch den Mindestlohn erschwerten die Lage vieler Betriebe. Vor allem im Apfel- und Salatanbau träten derzeit massive Probleme mit Krankheiten und Schädlingen auf. Und auch die Schilf-Glasflügelzikade breite sich immer weiter im Bundesgebiet aus und sorge für massive Herausforderungen, da die Handlungsmöglichkeiten der Landwirte nach wie vor sehr eingeschränkt seien.

Gute Erträge im Norden

Der DBV-Erntebericht ist eine Hochrechnung und basiert auf Meldungen aus den 18 Landesbauernverbänden über die tatsächlich geernteten Flächen und erzielten Erträge. Die vergleichsweise guten Anbaubedingungen in Schleswig-Holstein schlugen sich deutlich in dieser Statistik nieder. So belegte das nördlichste Bundesland bei den Winterweizenerträgen mit durchschnittlich 91 dt/ha den Spitzenplatz und bei der Wintergerste mit ebenfalls 91 dt/ha den zweiten Platz hinter Thüringen (95 dt/ha).

Beim Winterraps wurde in Schleswig-Holstein mit 38 dt/ha nur ein leicht überdurchschnittliches Niveau erreicht. Mit 43 dt/ha erzielten die hessischen Ackerbauern in dieser Kulturart die höchsten Erträge. Bei Hafer (73 dt/ha), Winterroggen (84 dt/ha) und Triticale (83 dt/ha) erreichten die Ackerbauern hierzulande die Spitzenwerte.

Mehr Informationen, Tabellen und Grafiken auf der Webseite des Deutschen Bauernverbandes

Aufgrund der Regenfälle während der Erntezeit war der psychische Druck auf den Betrieben laut Joachim Rukwied enorm. Screenshot: rq

Feldtage zu effizienter Wirtschaftsdüngerausbringung

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An zwei Feldtagen in Sarlhusen und Futterkamp informierten sich rund 60 Interessierte zu den Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) und konnten mehr über Gülleansäuerung während der Ausbringung sowie den Einsatz von NIR-Sensoren erfahren. Die MuD „Säure+“ und „NIRS“ befassen sich mit der effizienten Nährstoffausnutzung in Wirtschaftsdüngern.

Das MuD „Säure+“ wird von der Landwirtschaftskammer (LKSH) betreut und beschäftigt sich mit der Gülleansäuerung während der Ausbringung in wachsende Bestände. Die Ansäuerung erfolgt über das SyreN-System und wird derzeit an sieben Standorten in Schleswig-Holstein in Zusammenarbeit mit den Lohnunternehmen Brockmann GmbH & Co. KG und Blunk GmbH im Praxiseinsatz erprobt. Durch die Gülleansäuerung können Ammoniakemissionen eingespart sowie die N-Ausnutzung gesteigert werden.

Emissionsmessungen direkt nach der Ausbringung in Futterkamp Foto: Michael Bustorff

Der Einsatz von NIR-Sensoren zur Quantifizierung der Nährstoffgehalte in flüssigen Wirtschaftsdüngern wird derzeit im Rahmen des MuD „NIRS” vom FuE-Zentrum der FH Kiel GmbH erprobt. Die NIRS-Technik wird momentan von mehreren Lohnunternehmern eingesetzt, darunter Brockmann GmbH & Co. KG und Blunk GmbH, um die Praxistauglichkeit der Sensoren zu überprüfen. NIR-Sensoren ermöglichen eine kontinuierliche Analyse von Gülle und Gärresten während der Ausbringung und können so bei einer bedarfsgerechten Düngung unterstützen. Mithilfe der Technik können Nährstoffe gezielter eingesetzt und Verluste reduziert werden.

Nachdem eine theoretische Einführung in die Themen Gülleansäuerung und NIRS stattgefunden hatte, konnten die Besucherinnen und Besucher die Techniken vor Ort besichtigen und in den Austausch mit Lohnunternehmern sowie teilnehmenden Betrieben und den Projektleitern treten. So konnten spannende Themen, zum Beispiel die Kosten der Techniken, genaue Funktionsweise sowie die Umsetzung in der Praxis und erste Erkenntnisse aus den laufenden Projekten, diskutiert werden. Ergänzend wurden Ad-hoc-NH3-Emissionsmessungen durchgeführt, um das Reduktionspotenzial der Gülleansäuerung zu veranschaulichen. Die Emissionsmessungen zeigten, dass gegenüber nicht angesäuerter Gülle die NH3-Emissionen um bis zu 79 % durch die Gülleansäuerung reduziert werden konnten.

Ziel ist es, den Landwirten durch Feldtage dieser Art Werkzeuge für eine effizientere Wirtschaftsdüngerausbringung näherzubringen. Aus den in beiden Projekten gesammelten Erfahrungen sollen zudem Handlungsempfehlungen für die Praxis herausgearbeitet werden. Mehr dazu im Artikel von Lea Steffensen – Nährstoffmanagement für die Ostsee, Teil 6 – in der Bauernblatt-Ausgabe 34/2025.
Die Förderung des Vorhabens erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. Die Projektträgerschaft erfolgt über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), Förderkennzeichen 2821ABS420.

In Sarlhusen konnten aufgrund der nassen Witterung und einer eingeschränkten Befahrbarkeit Emissionsmessungen nur beispielhaft durchgeführt werden, da keine Ausbringung möglich war. Foto: Ann-Kathrin Stephan

28. Landesbreitensportturnier in Bad Segeberg

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Für zwei Tage wurde der Landesturnierplatz in Bad Segeberg wieder in ein kunterbuntes Paradies für Pferdefreunde und Familien verwandelt. Sie feierten den Breitensport mit all seinen Facetten: vom Islandpferd bis zum Gespannfahrer und Voltigierer, von Western- und Barockreitern bis zu den rasanten Mounted Games. Mehr als 80 Wettbewerbe auf elf Plätzen waren ausgeschrieben.

Ein vielseitiges Prüfungsangebot, die unmittelbare Nähe zum Pferd und eine harmonische, entspannte Atmosphäre zeichneten die größte Breitensportveranstaltung Norddeutschlands in diesem Jahr aus. Diverse Prüfungen standen auf dem Programm, von Geschicklichkeitswettbewerben und Gelassenheitsprüfungen über Führzügelwettbewerbe, Fahrprüfungen und Horse Agility bis Hobby Horsing, Mounted Games und Bodenarbeit.

Zum Programm gehörten Prüfungen für alle Altersklassen und Niveaus. Foto: Stefan Stuhr/Rathmann Verlag

„Hier auf dem Pferdefest des Nordens geht es nicht um den klassischen Turniersport, bei dem der Leistungsgedanke im Vordergrund steht, sondern vielmehr darum, Erfahrungen zu sammeln, ein tolles Wochenende mit dem Pferd zu verbringen, und um das Erlebnis an sich“, erklärte Miriam Engel-Zinßius, Referentin für Breitensport, Vereine und Betriebe beim Pferde­sportverband Schleswig-Holstein (PSH).

„Es ist immer wieder aufs Neue ein buntes und abwechslungsreiches Wochenende. Hier herrscht ein nettes Miteinander und der Spaß steht im Vordergrund“, berichtete eine Teilnehmerin, die seit mehr als 20 Jahren zum Landesbreitensportturnier kommt. Bereits am Freitagabend reiste sie mit ihren vier Welsh Ponys an und baute mobile Paddocks auf, damit die Vierbeiner in Ruhe auf dem großen Veranstaltungsgelände ankommen konnten: „Hier gibt es jede Menge zu sehen, und mir ist wichtig, dass auch meine Pferde ein ebenso schönes Wochenende haben wie ich.“

Nancy John und Manolo vom Probsteier Reitverein Schönberg, Kreis Plön, holten sich mehrere Schleifen und einen Sieg. Foto: Stefan Stuhr/Rathmann Verlag

Zum Abschluss des Turniers resümierte Engel-Zinßius: „Wir blicken auf ein sehr erfolgreiches Wochenende mit hervorragendem Wetter zurück. Die zahlreichen Zuschauer kamen voll auf ihre Kosten, und auch alle Teilnehmer zeigten sich durchweg zufrieden. Besonders erfreulich war die positive Resonanz der Vereine und Betriebe, die in diesem Jahr erstmals beim Pferdefest des Nordens vertreten waren.“ Sie lobte die enge Zusammenarbeit der vielen ehrenamtlichen Helfer: „Die Prüfungen und Wettbewerbe werden eigenständig durchgeführt. Der PSH unterstützt in Planung und Organisation. Das Ehrenamt arbeitet hier wirklich Hand in Hand.“

Hobby Horsing wird immer beliebter. Neun Wettbewerbe waren ausgeschrieben, darunter auch Springen. Foto: Stefan Stuhr/Rathmann Verlag

Im Hobby Horsing wurde unter neuer Leitung zum ersten Mal ein Geschicklichkeitswettbewerb angeboten. Die Mounted-Games-Reiter präsentierten mit der neuen Einsteigerklasse ein spannendes Prüfungsformat. Auch die Working Equitation war wieder ein beliebter Programmpunkt. In der Prüfung „Das alte Pferd“ durften ausschließlich Pferde ab 20 Jahren eine Kür zeigen.

Im nächsten Jahr richtet der PSH das Bundespferdefestival aus, das aufgrund einer Termindoppelung mit den Weltreiterspielen in Aachen am 8. und 9. August 2026 in Bad Segeberg stattfinden wird.
pm

Auch die Westernreiter waren in Bad Segeberg wieder mit einigen Prüfungen dabei. Foto: Stefan Stuhr/Rathmann Verlag
Voltigieren wurde wieder in verschiedenen Disziplinen ausgetragen: einzeln, in Gruppen, mit und ohne Kostüm. Foto: Stefan Stuhr/Rathmann Verlag
Das Pferdestammbuch Schleswig-Holstein/Hamburg war mit einem Fohlenchampionat und einem Jungzüchterwettbewerb vertreten. Foto: Stefan Stuhr/Rathmann Verlag
Beim Landesbreitensportturnier gibt es viel zu sehen und ganz viel Pferdeliebe. Foto: Stefan Stuhr/Rathmann Verlag


Schützende Decke für den Gartenboden

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Wer seinen Boden mit Mulch abdeckt, kommt in den Genuss vieler Vorteile. Neben der Ästhetik geht es vor allem um den praktische Nutzen. Die schützende Bodenabdeckung verbessert die Bodenqualität und wirkt sich damit positiv auf das Pflanzenwachstum aus. Der Feuchtigkeitsgehalt des Bodens ist dank der verminderten Verdunstung höher als ohne Mulchschicht.

Auch der Aufwand für Hacken und Jäten ist deutlich geringer als auf nackter Erdoberfläche. Doch stellt sich immer wieder die Frage, welches Material sich am besten eignet. Hier findet sich eine Auflistung der verschiedenen Materialien mit ihren Vor- und Nachteilen.

Rasenschnitt: Das feine, leichte Material eignet sich sehr gut zum Mulchen auf allen Flächen, besonders im Gemüse- und Beerengarten, aber auch auf Baumscheiben. Das Gras wird in lockeren, dünnen Schichten ausgebreitet. Bei Bedarf streut man einfach eine neue Schicht nach. Insbesondere bis Anfang Juli zersetzt sich der Rasenschnitt recht zügig und ist nach zehn bis 14 Tagen meist zu erneuern. Das wenige Unkraut, das seinen Weg durch den Mulch findet, ist leicht zu entfernen. Vorsicht: Zu dicke Schichten können je nach Witterung faulen und damit die Sauerstoffzufuhr des Bodens hemmen. Sich zersetzender Rasenschnitt führt dem Boden wertvollen Humus zu.

Zersetzt sich der Rasenschnitt, breitet man einfach nach dem nächsten Mähen eine weitere Schicht aus. Foto: Karin Stern
Unter Gehölzen empfiehlt sich die Verwendung von Rindenmulch.
Foto: Karin Stern

Rindenmulch: Sehr gutes Material für Rabatten, Wege, unter Zierbüschen und auf Baumscheiben. Beim Kauf von Sackware besser auf eine grobe, länger haltbare Körnung achten. Feine Körnungen zersetzen sich schneller und müssen teils nach einem Jahr schon wieder erneuert werden. Im Baustoffhandel oder beim Landschaftsgärtner kann man auch lose Ware bekommen. Tipp: Preise mit Sackware aus dem Baumarkt vergleichen! Wichtig zu wissen: Rindenmulch entzieht beim Zersetzen dem Boden Stickstoff. Damit die Pflanzen keinen Mangel leiden, bei Bedarf eine Extraportion Stickstoff als Ausgleich geben.

Rindenmulch eignet sich sehr gut als Wegbelag. Foto: Karin Stern

Rindenhumus, Rindenkompost: Dabei handelt es sich um kompostierte Nadelholzrinde. Sie ist besonders für Pflanzen gut verträglich, die eher sauren Boden lieben (Rhododendron, Azaleen, Heidelbeeren). Rindenkompost bindet nicht so viel Stickstoff wie Rindenmulch, muss aber schneller ersetzt werden.

Pinienrinde: Pinienrinde ist an ihrer rotbraunen Färbung erkennbar. Sie zersetzt sich langsamer als Rindenmulch und verbreitet in den ersten Tagen im Gegensatz zu diesem keinen säuerlichen Geruch. Die Rinde sieht sehr dekorativ aus, ist allerdings deutlich teurer als gewöhnlicher Rindenmulch. Teilweise auch in anderen Farben erhältlich

Sägemehl und Hobelspäne: Beides bekommt man meist kostenlos und die Unkrautunterdrückung ist zufriedenstellend. Allerdings sieht das Material durch die helle Farbe unnatürlich aus und fliegt in trockenem Zustand bei windigem Wetter quer durch eigenen Garten und auch gern in den des Nachbarn.

Laub: Da es nur im Herbst anfällt, eignet es sich gut zur Abdeckung von Staudenrabatten und zum Verteilen unter Zierbüschen, Beerenobst oder auf Baumscheiben.

Heu: Aufgrund der Vielzahlt enthaltener Unkrautsamen ungeeignet, auch wenn es von der Struktur her optimal wäre und in vielen Betrieben zur Verfügung steht.

Stroh ist das perfekte Mulchmaterial für Erdbeeren. Die Früchte bleiben sauber und Unkraut hat keine Chance. Foto: Karin Stern

Stroh: Für Staudenrabatten aus optischen Gründen eher ungeeignet. Sehr gut im Gemüsegarten unter Zucchini, Gurken und Erdbeeren zum Sauberhalten der Früchte einsetzbar. Weizen- und Gerstenstroh verrottet allerdings schlecht. Wer die Reste im Herbst nicht untergräbt, muss die Halme im Frühjahr mühsam abrechen.

Unkrautvlies: Ein sehr gutes Material für Stauden- und Gehölzrabatten sowie unter Wegbelägen. Empfehlenswert ist die Verwendung bei einer Neuanlage oder beim „Großputz“ mit Staudenteilung und -neupflanzung. Flächig aufgelegt, werden die Pflanzen und Blumenzwiebeln anschließend durch eingeschnittene Schlitze in den Boden gesetzt. Das Vlies unterdrückt Unkraut, ist atmungsaktiv und lässt Wasser sowie Nährstoffe in den Boden gelangen. Wird abgepackt oder als Rollenware mit verschiedenen Breiten angeboten. Die Stärke hängt von der Beanspruchung ab (Zierbeet oder unter Wegbelag). Klarer Nachteil: Da Unkrautvlies meist aus Kunstfasern besteht, kann dadurch Mikroplastik in den Boden gelangen.

Sinnvolle Verwertung der Rhabarberblätter als Bodenabdeckung im Tomatenbeet. Foto: Karin Stern

Frische Gartenabfälle: Sie eignen sich sehr gut zum Mulchen im Gemüsegarten, wenn ausreichende Mengen anfallen, zum Beispiel Außenblätter von Kohl. Auch Brennnesseln und Beinwell eignen sich vor dem Samenansatz (!). Sie verrotten auf dem Boden und reichern diesen mit Humus an.

Im Baumarkt bekommt man Zierkies zur Bodenabdeckung in verschiedenen Farben und Sortierungen. Foto: Karin Stern

Kies oder Splitt: Passen gut an trockene Standorte wie Steingärten oder ins Kräuterbeet. Das Material speichert Wärme, lässt Wasser und Luft an den Boden und muss nicht ständig erneuert werden. Allerdings vermischen sich Kies oder Splitt im Laufe der Zeit mit der oberen Bodenschicht und unterdrücken nur bedingt Unkraut. An Böschungen rutscht das Material leicht ab.

Blähton speichert die Sonnenwärme und sorgt für ein mediterranes Klima im Kräuterbeet. Foto: Karin Stern
Kies passt gut als Mulchmaterial in Beete mit trockenheitsverträglichen Pflanzen. Foto: Karin Stern


Wohlfühloase für Genießer-Schweine

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Wie sieht Schweinehaltung aus, wenn Platz, Transparenz und ­regionale Kreisläufe im Vordergrund stehen? Eine innovative Genossenschaft in Mittelsachsen zeigt, was möglich ist.

Wie kommt man auf die Idee, einen Außenklimastall mit Auslauf zu bauen, in dem die Schweine extra viel Platz und Luft haben, im Stroh toben können und mit regionalem Futter inklusive Leinsamenextraktionsschrot gefüttert werden? Und noch dazu der Bau eines eigenen Schlachthofs direkt neben dem Stall? „Ganz einfach“, sagt Jan Gumpert, Vorstandsvorsitzender der Genießergenossenschaft Sachsen in Königshain. So wie das Schweine-Business und die Bezahlung laufe, wolle er nicht weitermachen, hat er 2020 beschlossen. Er informierte sich was Verbraucher wollen und nachfragen. So kam er auf die Idee, eine wie er sagt „Stalloase“ zu bauen, in der die Tiere ihr Leben genießen. Verbraucher können das regional erzeugte Fleisch mit einem Plus an Omega-3-Fettsäuren genießen und würden damit eine gute Tierhaltung unterstützen.

An den Metallschienen läuft der Strohroboter. 

Gründung einer Genossenschaft

Jan Gumpert ist ein groß gewachsener Mann, der häufig ein Lächeln auf den Lippen trägt. Der studierte Landwirt sammelte viel Erfahrung im Leiten und Weiterentwickeln von Genossenschaften. Im Jahr 2000 kam er zur Agraset-­Agrargenossenschaft Naundorf, dem Partnerbetrieb der kürzlich gegründeten Genießergenossenschaft. Zu Agraset gehören neben rund 5.000 ha Ackerbau, 1.000 Milchkühen auch 560 Zuchtsauen und 6.000 Schweinemastplätze.

Zusammen mit seinen langjährigen Mitarbeiterinnen Stephanie Friebel und Ute Nebelung sowie dem Vorstand der Volksbank Mittweida, Leonhard Zintl, entwickelte Jan Gumpert die Idee, die Genießergenossenschaft zu gründen. 2020/21 sehen sie sich viele Ställe an, stellen ihr Konzept bei der Volksbank Mittweida vor und versuchen potenzielle Genossenschaftsmitglieder für das Vorhaben zu gewinnen. Im Mai 2020 gründen sie die Genießergenossenschaft zusammen mit mehreren Landwirten, dem Genossenschaftsverband und der örtlichen Volksbank.

Gefunden haben Jan Gumpert und sein Team die Genossen über das Bekanntmachen bei Veranstaltungen und über Medienberichte. Viele Mitglieder seien bereits lange im Netzwerk der Agraset. Die meisten von ihnen sind Städter und leben in Sachsen. „Die können sich ja schließlich kein Schwein auf dem Balkon halten“, erklärt Jan Gumpert und lacht. „Deshalb haben sie sich uns als Bauern des Vertrauens gesucht. Wir dürfen ihre Schweine halten und erhalten dafür auch Wertschätzung.“ Mittlerweile gibt es rund 450 Anteilseigner. Die Genießergenossen erhalten ihre Dividende in Form von Wurst und/oder Geld.

Jan Gumpert ist maßgeblich für die Geschicke der Genießergenossenschaft verantwortlich.
Auf der Besucherplattform gibt Ute Nebelung Interessierten einen Stalleinblick.
Das Flatdeck bietet Platz für 440 Tiere, die hier bis zum 56. Lebenstag bleiben.
Der Auslauf ist überdacht, damit die Schweine vor einem Sonnenbrand geschützt werden.

Tierwohlstall aus Holzelementen

Eineinhalb Baujahre dauerte es, bis aus dem Traum Wirklichkeit wurde. Im August 2023 erfolgte die Einstallung der ersten 700 Mastläufer, die der Betrieb von der 2 km entfernten Agraset erwirbt. Um das Weihnachtsgeschäft mitnehmen zu können, werden die Tiere mit einem Gewicht von 8 bis 50 kg eingestallt. Insgesamt ist der Stall für bis zu 1.760 Tiere ausgelegt.

Der 165 m x 36 m große Stall wurde nach eigenen Vorstellungen und in Abstimmung mit Experten des Sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie geplant. Beim Betreten fällt sofort der 10 m hohe und 4 m breite First auf. In Kombination mit dem verbauten Holz erinnert das Dach an eine Reithalle. Er sei ein nachhaltiger Holzwurm, sagt Gumpert. „Holz ist nun mal der einzige Baustoff, in dem Kohlenstoffdioxid gespeichert wird“. Deshalb wurde viel Holz verbaut.

Der Stall gliedert sich in drei Teile. Im Flatdeck für Tiere im Alter von 28 bis 56 Lebenstagen finden bis zu 440 Schweine Platz. Der Mittelmastbereich ist jeweils für bis zu 165 Tiere ausgelegt. In einem Endmastabteil werden bis zu 80 Tiere 27 Wochen alt.

Alle Buchten sind mit Stroh eingestreut. Tiere der Mittelmast und Endmast haben jederzeit die Möglichkeit, in den überdachten Auslauf zu wechseln. Dort befindet sich auch eine bis zu 5 cm tiefe Suhle. Im Durchschnitt steht jedem Schwein mindestens 2 m² Platz zu. Die Anlage entspricht der Haltungsform 4. „Aber das interessiert hier niemanden“, sagt Gumpert. „Den Haltungsform-Zirkus müssen wir nicht mitmachen.“

Fazit

In Sachsen hat eine neu gegründete Genossenschaft einen Tierwohlstall gebaut. Der Betrieb kombiniert Tierwohl, Nachhaltigkeit und Transparenz, ohne auf das Bio-Siegel zu setzen. Mit eigenem Schlachthaus wird das Fleisch direkt an Verbraucher vermarktet.

Lesen Sie hier Teil 2: https://www.bauernblatt.com/wohlfuehloase-fuer-geniesser-schweine-2/


Genießergenossenschaft Sachsen eG

09306 Königshain-Wiederau

Betriebszweige: Schweinemast nach höchsten Tierwohlstandards und mit eigener Schlachtung, Ackerbau

Landwirtschaftliche Nutzfläche: 221 ha

Angebaute Kulturen: Weizen, Gerste, Öllein, Mais, Hafer, ­Kartoffeln, Grasvermehrung

Arbeitskräfte: 3 AK

Schweinemast (vergleichbar Haltungsstufe 4)

Anzahl Plätze: 1.760

Genetik: Mutter: Dänische Landrasse x Dänische Edelschwein,

Vater: Duroc

Ringelschwanz

Masttagszunahmen: 750 g

Verluste: 2 %

Umtriebe: 1,7 pro Jahr (Mastdauer ca. 200 Tage)

Mastendgewicht: 150 bis 160 kg

Vermarktung: direkt an Endverbraucher (Genießergenossen, Hofläden, Gastronomie, Onlineshop)