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Kommentar: Ist das, was als unabhängige NGO-Kritik verkauft wird, in Wahrheit bezahlte Kampagne, die von der EU-Kommission bestellt und finanziert wurde?
NGO ist die Abkürzung für Nichtregierungsorganisation (im Englischen non-governmental organization) oder auch nichtstaatliche Organisation. Das sind zivilgesellschaftlich zustande gekommene Interessenverbände, die nicht gewinnorientiert arbeiten und nicht durch ein öffentliches Mandat legitimiert sind, aber zum Teil staatlich finanziert sein können. Grundsätzlich sollen NGO unabhängig sein. Ihre Arbeit hat eine Bedeutung, sie sorgen dafür, dass Kritik und Protest aus der Zivilgesellschaft gehört werden. In den letzten Wochen wurde deutlich, wie eng – und teils fragwürdig – das Verhältnis zwischen NGO und der EU-Kommission ist.
Es ist wahrscheinlich noch nicht das Watergate der EU-Kommission, aber der jetzt öffentlich gewordene bezahlte Umwelt-Lobbyismus wirft einen Schatten Richtung Brüssel und ebenfalls auf die Arbeits- und Finanzierungsmethoden mancher NGO. Bekannt wurde, dass die EU-Kommission offenbar Umweltorganisationen gezielt und mit Vertrag dafür bezahlt hat, öffentlich für ihre Klimapolitik zu werben (siehe Seite 10 und 11). Dafür sind Steuergelder in Millionenhöhe gezahlt worden, bis zu 700.000 € sollen einzelne NGO erhalten haben. Erste Meldungen gab es im Januar, als die niederländische Zeitung „De Telegraaf“ berichtete, dass die Generaldirektion Umwelt unter Führung des niederländischen Sozialdemokraten Frans Timmermans Subventionen aus dem EU-Programm zur Unterstützung von Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen (LIFE) an NGO vergeben habe. Das erweckt den Eindruck von gesteuerter Meinungsmache.
Was wir gerade erleben, ist ein kommunikativer GAU – mit Folgen für alle Beteiligten. Das Vertrauen der Öffentlichkeit erleidet schweren Schaden. Die EU-Institutionen – von der Kommission bis zu den Kontrollorganen – stehen unter Rechtfertigungsdruck. Solche Fälle nähren das Misstrauen gegenüber der EU, besonders gegenüber der Kommission. Und das zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt: Wie glaubwürdig ist der Kampf gegen Desinformation noch, wenn eigene Strukturen intransparent agieren? Gerade jetzt, in einer geopolitisch hochsensiblen Lage, ist Vertrauen kein Luxus, sondern Voraussetzung für Stabilität.
Auch die NGO stehen vor einem massiven Imageverlust. So sehr alle beschwichtigen – mal ehrlich: Wie soll die Öffentlichkeit Vertrauen in ihre Arbeit und Unabhängigkeit gewinnen, wenn solche fragwürdigen Methoden ans Licht kommen? Die zentrale Aufgabe, die dieser Fall hinterlässt, ist eine zügige und transparente Aufklärung innerhalb der EU-Kommission – verbunden mit der konsequenten Nutzung der vorhandenen Kontrollmechanismen. Nur so lässt sich weiterer Vertrauensverlust verhindern und die Glaubwürdigkeit der EU-Institutionen wieder stärken.
Der Deutsche Bauernverband (DBV) kritisiert das Vorgehen der Saatgut-Treuhandverwaltungs GmbH (STV), die unverändert den Agrarhandel und damit auch Landwirte mit überzogenen und übergriffigen Abmahnungen unter Druck zu setzen versucht und in das sogenannte Erntegut-System der STV zwingen will.
DBV-Generalsekretär Bernhard Krüsken nennt das Vorgehen „übergriffig“ und warnt vor einer Diskreditierung des Bildes der mittelständischen Pflanzenzüchter, die für sich eine besondere Schutzbedürftigkeit beanspruchen.
Besonders problematisch sei laut DBV, dass auch korrekt nachbauende Betriebe sowie Nutzer von Z-Saatgut mit überzogenen Anforderungen und datenschutzrechtlich fragwürdigen Verfahren belastet würden. Agrarhändler gäben diesen Druck teils ungefiltert weiter und verlangten bei Lieferungen STV-Bescheinigungen, obwohl dafür keine rechtliche Grundlage bestehe.
Aus Sicht des DBV hat der Bundesgerichtshof im sogenannten Erntegut-Urteil lediglich eine allgemeine Erkundigungspflicht des Handels festgestellt, jedoch keinerlei Vorgaben zur konkreten Ausgestaltung gemacht. Eine rechtliche Verpflichtung zur Nutzung der STV-Erntegutbescheinigung ist daraus nicht abzuleiten. Das Urteil des Bundesgerichtshofes werde hier bewusst falsch interpretiert und als Druckmittel gegen die Landwirte missbraucht. Der DBV zeigt grundsätzliches Verständnis für die Lage, in der sich Agrarhändler durch das Vorgehen der Saatgut-Treuhandverwaltungsgesellschaft STV befinden. „Wir verstehen, dass auch die Händler Rechtssicherheit benötigen“, so Krüsken.
Der Verband ruft Landwirte auf, Benachteiligungen in Lieferbeziehungen nicht einfach hinzunehmen, und fordert Agrarhändler zu fairen, transparenten Verfahren auf. Die STV-Methoden seien nach DBV-Einschätzung kartellund wettbewerbsrechtlich bedenklich. Der DBV verlangt daher ein Ende irreführender Kommunikation und ein faires Miteinander in der Agrarwirtschaft. DBV
Beim 11. Außenwirtschaftstag der Agrar- und Ernährungswirtschaft hat der Bundesminister für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat, Alois Rainer (CSU), die Bedeutung einer starken Agrarund Ernährungswirtschaft als Wirtschaftsfaktor betont.
Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer hat erneut eine moderne Agrarexportstrategie angekündigt. „Mein Ziel ist eine starke Position für unsere heimischen Betriebe im internationalen Agrarhandel, die ökonomischen Realitäten und geopolitischen Interessen gleichermaßen gerecht wird“, sagte Rainer am Dienstag voriger Woche. Für kleine und mittlere Unternehmen sei der Eintritt in Exportmärkte oft schwer. Vor allem diesen Betrieben solle mit der Strategie geholfen werden.
Jeder dritte Euro der Branche, die zuletzt insgesamt 250 Mrd. € Umsatz verbuchte, werde im Export erlöst, betonte Rainer bei der Eröffnung des 11. Außenwirtschaftstags der Agrar- und Ernährungswirtschaft im Auswärtigen Amt. Gleichzeitig spüre Deutschland im Außenhandel, dass der Wind sich mittlerweile gedreht habe: Geopolitische Spannungen, Handelskonflikte und Kriege träfen auch den Landwirtschaftssektor stark.
Rainer plädiert für regelbasierten Handel und eine stärkere Diversifizierung durch Freihandelsabkommen. In Brüssel will er sich für fairen Marktzugang und gegenseitige Standards einsetzen.
Die Pläne stießen beim Vorsitzenden der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), Dr. Christian von Boetticher, auf Zustimmung. „Wir brauchen eine Stärkung des Außenhandels“, betonte er. Besonders bei internationalen Messeauftritten bestehe noch Aufholbedarf – hier könne man von Frankreich lernen. Bundesaußenminister Johann Wadepfuhl (CDU) schlug in seiner Rede einen strategischen Ton an: Kein Land auf der Erde profitiere so sehr von offenen Märkten wie Deutschland. Deshalb bleibe er Anwalt einer freien Handelspolitik, die Deutschland zu den Weltmärkten hin öffne. Wadephul betonte, dass der freie Handel auch der heimischen Agrar- und Ernährungswirtschaft zugutekomme. Etwa seien durch die Handelsabkommen mit Kanada und Vietnam die deutschen Agrarausfuhren in diese Länder gestiegen – „und zwar ohne Abstriche bei den heimischen Standards“. Das noch ausstehende Mercosur-Abkommen garantiere dies ebenfalls, betonte Wadephul.
Herausfordernd nannte er den aktuellen Konflikt mit den Vereinigten Staaten. Die deutsche Ernährungswirtschaft exportiere jährlich für mehr als 2,5 Mrd. € in die USA, umgekehrt würden Agrarwaren im Wert von rund 3 Mrd. € eingeführt. Es gebe daher ein „überragendes Interesse, dass der Zollkonflikt nicht eskaliert, sondern beigelegt wird“, sagte der CDU-Politiker.
Der Ökonom Gabriel Felbermayr, Direktor des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) in Wien, analysierte die globale Handelssituation – und plädierte für strategisches Handeln statt Klagen. „Volatilität ist das neue Normal“, sagte er, „aber sie lässt sich managen – wenn Politik und Unternehmen gemeinsam vorausdenken.“ Mit Blick auf die USA, China und Indien forderte er mehr außenwirtschaftliche Resilienz Europas und betonte, dass Freihandelsabkommen wie Mercosur nicht nur wirtschaftlich, sondern auch geopolitisch bedeutsam seien.
Zur diesjährigen Vermehrertagung lud die Norddeutsche Pflanzenzucht (NPZ) am Dienstag voriger Woche nach Malchow auf die Insel Poel ein. Die 50 Teilnehmenden konnten sich vor Ort über neue Sorten informieren. Die Saatgutbehandlung und der zunehmende Schädlingsdruck wurden in Fachvorträgen erörtert.
Am Stammsitz des Unternehmens auf der Insel Poel begrüßte Dietmar Brauer, geschäftsführender Gesellschafter der NPZ, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Vermehrertagung. Brauer sprach die aktuelle Stagnation im Rapsanbau in der EU an und dass es mittlerweile einer Anstrengung bedürfe, die Fläche zu halten. Das führt er auch auf die prekäre Lage bei der Pflanzenschutzmittelverfügbarkeit zurück. Wachstumspotenzial für den Rapsanbau zeige sich dagegen in Nordafrika und Südamerika, wo Raps als zweite Frucht interessant sein könnte, auch als Teil der Lösung für die menschliche Ernährung, als Protein- und Energielieferant.
Ertragreich und resistent
Als neue Leistungsspitze im Ölertrag bundesweit stellte Andreas Baer, Abteilungsleiter Fachberatung und Marketing der NZP, die Rapssorte ,Detlef‘ vor, die ein neues Niveau der Ertragsstabilität zeige. In ähnlicher Weise biete ,Churchill‘ ein neues Niveau an Pilzwiderstand durch drei Resistenzgene gegen Pilzkrankheiten und eine Wasserrübenvergilbungs (TuY)-Virusresistenz. „Erstmals werden die zwei Phoma-Resistenzgene zu einem neuen ,Phoma-Blocker‘ kombiniert und mit einem neuen Resistenzgen gegen Cylindrosporium ausgestattet“, so Baer. Im Kohlherniesegment sei ,Credo‘ zweijährig die leistungsstärkste Sorte in der Kohlhernie (KH)-Leistungsprüfung der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein und der Landesforschung Mecklenburg-Vorpommern. Die Besonderheit einer erweiterten KH-Resistenz werde durch die Bezeichnung „Kohlhernie-Blocker“ hervorgehoben.
Baer betonte, dass mit neuen Sortenkandidaten eine neue Variation von Sorten- und Wuchstypen bereitstehe, die noch spezieller auf Witterungssprünge und Ertragssicherheit ausgerichtet seien. Eine neue Phoma-Resistenz werde den Pilzwiderstand (PiWi) weiter erhöhen und das PiWi-Niveau der aktuellen Sorten weiter bereichern. Anhand der historischen Rapssorten konnte gezeigt werden, dass seit ,Visby‘ der Ertragsfortschritt pro Jahr 0,7 dt/ha beträgt und die Züchtung gegen sinkende Praxiserträge regelrecht ankämpft.
Nils Christiansen, Produktmanager Leguminosen international, stellte das Zuchtprogramm für Ackerbohnen vor, das sich auf ein stabiles und hohes Ertragsniveau in Kombination mit einem hohen Proteingehalt konzentriert. Er betonte die Standfestigkeit, verbesserte Trockentoleranz, frühe Abreife und Krankheitsresistenzen. Die Selektion von Tannin- und Vicin-Armut sei ein Ziel der Qualitätszüchtung. Im Leguminosenanbau sehen die Züchter einen Aufwärtstrend der Ackerbohne, deren Fläche auf nunmehr 74.600 ha deutlich angestiegen sei, auch wachse die Erbsenfläche. Seit 2006 züchtet die NPZ aktiv Körnererbsen. Neue Ertragsmaßstäbe peilt das Unternehmen mit den Neuzulassungen ,Symbios‘ und ,Iconic‘ an.
Wirkstoffe fehlen
Auf den steigenden Schädlingsdruck durch Rapserdfloh, Keimlingsinfektionen durch Falschen Mehltau und frühen Phomabefall beim Winterraps ging Simon Goertz, Leiter Saatguttechnologie der NPZ Innovation GmbH, ein. Die NPZ teste verschiedene Behandlungsstrategien, um praxistaugliche Lösungen zu entwickeln. Im Herbst 2024 wurden auf NPZ-Winterraps-Versuchsflächen Beizvarianten getestet. Dabei zeige premiumgebeiztes Saatgut einen um 12 % verbesserten Feldaufgang und vitalere Pflanzen im Vergleich zur nur mit Fungizid behandelten Kontrolle.
Goertz sprach die schwierige Zulassungssituation bei Pflanzenschutzmitteln an: „1993 standen in der EU noch über 700 chemische Wirkstoffe zur Verfügung. Bis 2030 erwarten wir einen Rückgang auf rund 150.“ Bei biologischen Wirkstoffen stagniere die Anzahl der Wirkstoffe seit über 20 Jahren. Alternativen zu chemischen Produkten seien politisch zwar gewollt, dennoch vermisst der Experte einen Durchbruch in der Zulassungspraxis. NPZ, mbw
Der Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), Franz-Josef Holzenkamp, hat darauf gedrängt, dass der Koalitionsvertrag von Union und SPD rasch umgesetzt werden müsse. Die vereinbarten Maßnahmen schürten in der Branche Hoffnung auf einen echten Politikwechsel, sagte Holzenkamp auf der Mitgliederversammlung des DRV beim Deutschen Raiffeisentag am Donnerstag vergangener Woche in Berlin.
Holzenkamp erneuerte seine Forderung nach einem ambitionierten Bürokratieabbau. Die in den vergangenen Jahren umfangreicher gewordenen Regularien und Berichtspflichten müssten ausgemistet werden: „Und zwar schnell und deutlich“, so Holzenkamp. Konkret will der DRV-Präsident das Tierhaltungskennzeichnungsgesetz novelliert, die Regeln zu den Arbeitszeiten flexibilisiert und das Genehmigungsrecht für den Stallbau vereinfacht sehen. Dass Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) zuletzt in Brüssel klare Kante bei den Reformplänen zur Gemeinsamen Marktorganisation (GMO) gezeigt habe, begrüßte Holzenkamp.
Deutlich machte der DRV-Präsident vor der Rekordbesucherzahl von 350 Führungskräften der genossenschaftlichen Agrar- und Ernährungswirtschaft, dass er die aktuelle Legislaturperiode als letzte Chance ansehe, um Wähler von den politischen Rändern zurückzugewinnen.
Rainer lehnt GMO-Pläne ab
Bundeslandwirtschaftsminister Rainer nahm die Vorlage an und ging auf die Gemeinsame Marktorganisation ein, die er weiter kritisch sieht. Eine Umsetzung führe im Ergebnis vor allem zu mehr Bürokratie. Nach Auffassung des CSUPolitikers sei es am besten, die Anwendung der Artikel 148 und 168 auch in Zukunft den Mitgliedstaaten zu überlassen. Vor allem deshalb habe Deutschland im Rat gegen den GMO-Vorschlag gestimmt. Durch die breite Ablehnung des Kommissionsvorschlags in Deutschland und nicht zuletzt bei den Genossenschaften sehe er sich bestätigt, so der Minister. Für Rainer passt der Ansatz der EU-Kommission nicht zum angestrebten Politikwechsel der Bundesregierung: „Wir wollen hin zu einer Kultur des Vertrauens, in der Eigenverantwortung wieder die zentrale Rolle spielen soll.“ Es gehe darum, Freiräume zu schaffen, „wo heute noch Blockaden sind“. Die Regierung bekenne sich zur Land- und Ernährungswirtschaft als wichtigem Wirtschaftsfaktor: „Deshalb wollen wir unternehmerisches Handeln fördern, nicht ausbremsen.“ Ähnlich äußerte sich der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied. Ein Fokus müsse auch auf die Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Wirtschaft gelegt werden. Das bedeute, bei der Anwendung von Artikel 148 GMO eine nationale Opt-outRegelung einzuführen. Auch müssten die Bedingungen der EU-Taxonomie für die Anforderungen aus den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESGRisiken) für die Landwirtschaft verbessert werden, so Rukwied.
Wiese wirbt für Booster
Dirk Wiese, erster Parlamentarischer Geschäftsführer der SPDBundestagsfraktion, versprach wichtige Weichenstellungen für mehr Planbarkeit und Entlastung der Branche noch vor der Sommerpause. Der Innovationsbooster solle ebenso angegangen werden wie die Senkung der Energiekosten. Er machte aber deutlich, dass die SPD es weiterhin ablehne, Saisonbeschäftigte in der Landwirtschaft vom gesetzlichen Mindestlohn auszunehmen. Ausnahmeregelungen wären mit zusätzlicher Bürokratie verbunden. Er betonte, dass die Festlegung des Mindestlohns allein in der Entscheidung der unabhängigen Mindestlohnkommission liege, die sich Ende Juni treffe. Wiese erwartet, dass sich die Kommission auf einen Wert von 15 € pro Stunde einigen wird. Auf dieses Ziel hätten sich SPD und Union im Koalitionsvertrag verständigt.
Wertschätzung unterlaufen
Die gegenwärtigen Preissenkungen von Lebensmitteln stoßen beim DRV auf völliges Unverständnis. „Wir sind maximal irritiert“, sagte DRV-Hauptgeschäftsführer Jörg Migende im Vorfeld des Raiffeisentages. Migende warf den beteiligten Unternehmen vor, sie unterliefen die gemeinsamen Bemühungen der Wertschöpfungskette, die Wertschätzung insbesondere für heimische Lebensmittel zu erhöhen. Diese höhere Wertschätzung müsse auch im Preis ihren Ausdruck finden. Beim DRV hoffe man, dass diese Aktionen keine generelle Abkehr von der bisherigen Linie darstellten.
Infrastruktur schützen
Deutschland befinde sich formal nicht im Krieg, aber auch nicht mehr im Frieden, stellte André Johannes Bodemann, Befehlshaber des Operativen Führungskommandos der Bundeswehr und Kommandeur Territoriale Aufgaben, fest und appellierte aufgrund der geopolitischen Situation: „Wir müssen uns und unsere kritischen Infrastrukturen resilienter aufstellen.“ Er bezog dies auf die Agrarund Ernährungswirtschaft und warnte vor hybriden Bedrohungen. Cyberangriffe beträfen auch den technisch aufgestellten Agrarsektor. Sowohl die Bevölkerung als auch eigene oder alliierte Truppen seien auf eine ausreichende Versorgung mit Lebensmitteln und Frischwasser angewiesen. Dafür bedürfe es funktionierender Lieferketten.DRV, age
Die Anzahl der DRV-Mitgliedsunternehmen blieb mit 1.635 gegenüber 2023 nahezu konstant – ebenso die Zahl der Beschäftigten in den Unternehmen, die weiterhin bei rund 110.000 liegt. Übergreifend liegt die Bilanzsumme der Genossenschaften bei 1,46 Bio. €. Damit erwirtschaften sie ein Drittel des gesamten BIP in Deutschland. Es gibt in Deutschland mehr als 7.000 Genossenschaften und Kooperationen, die von 22 Millionen Mitgliedern getragen werden. DRV
Bei der Rütz-Spogis Milch KG in Linau, Kreis Herzogtum Lauenburg, werden 300 Kühe in einem steilen 2x16er Fischgrätenmelkstand gemolken. Die Betriebsleiter Kevin Spogis und Thomas Rütz stellen den Betrieb an einem Hoftag am Sonnabend, 21. Juni, vor.
Der Melkstand wurde 2023 in Betrieb genommen. „Wir melken zweimal am Tag rund 300 Kühe und schaffen zu zweit etwa 120 bis 130 Tiere in der Stunde“, berichtet Betriebsleiter Kevin Spogis. Er ist für die gesamte Sparte des Milchviehs zuständig, während der KG-Partner sich um die Außenwirtschaft und gemeinsam mit dem Sohn um den Futterbau kümmert.
„Ich habe mich aus verschiedenen Gründen für einen konventionellen Fischgrätenmelkstand entschieden. Zum einen habe ich die Domäne auf 30 Jahre vom Herzogtum Lauenburg gepachtet und hätte bei rund 300 Kühen einen sehr hohen Invest in automatische Melksysteme und den Stallumbau gehabt, der sich nicht amortisiert hätte. Außerdem melke ich sehr gern und zum anderen haben wir keine Probleme, Angestellte zu bekommen“, erklärt Spogis. Er melkt jeden Morgen mit einem weiteren Mitarbeiter, nachmittags sind zwei Mitarbeiter im Melkstand. Insgesamt arbeiten fünf Festangestellte, zwei Lehrlinge und drei Minijobber auf dem Betrieb. „Wir haben es im Schichtbetrieb aufgeteilt, sodass alle vier Wochen jeder einmal Frühschicht hat“, so Spogis weiter.
Der Melkstand bietet den Kühen durch den zusätzlichen Personalgang auf beiden Seiten viel Kopffreiheit. Durch den breiten Lichtfirst ist er hell und luftig.
Fotos (3): DeLaval
Kühe kommen gern
Auch die Kühe kommen gern in den neuen Melkstand, der hell und luftig gestaltet wurde. Der Vorwartehof ist mit einem massiven Nachtreiber mit Gummischieber ausgerüstet. Ein breiter Lichtfirst sorgt für genug Tageslicht und die mit Gummimatten ausgestatteten Standflächen sorgen für Rutschfestigkeit während des Melkens. Durch eingeplante schmale Laufgänge für die Mitarbeiter im Kopfbereich des Melkstandes haben die Kühe viel Kopffreiheit. Ein Nachwartehof sorgt dafür, dass die Tiere Platz zum Zurücklaufen haben. Dort sind zudem zwei Ventilatoren angebracht, um die Luftigkeit des Raumes zu erhöhen. Auch ein Rolltor kann bei Bedarf geöffnet werden.
Im Nachwartebereich sind zwei große Ventilatoren DDF1200S und ein Rolltor für die optimale Luftzufuhr während des Melkens installiert.
Im Melkstand ist das erste Mal in Schleswig-Holstein die neue Melkautomation MA500 IC (im Einzelkabinett) eingebaut worden. „Kevin Spogis ist unser deutscher Pilotbetrieb, auf dem es außerhalb der Versuchsbetriebe von DeLaval getestet wurde“, hebt Jessica Kramp, Gebietsverkaufsleiterin DeLaval, hervor. Im Melkgebäude sind die Technikräume und die Milchtanks untergebracht. Frequenzgesteuerte Vakuum- sowie Milchpumpen und der Plattenkühler gehören zur Ausstattung.
An Bedürfnisse angepasst
Der Hubboden ist höhenverstellbar, um den Arbeitsplatz anpassen zu können.Die beidseitigen Portalantennen erkennen die Kühe über Ohrmarken.
„Die neue Serie der Melkautomation wurde entwickelt, um Milchviehhaltern Konnektivität, Flexibilität und Leistung zu bieten und eine effizientere Steuerung auf Knopfdruck zu ermöglichen. Mit DeLaval Flow-Responsive Milking richtet es sich leicht auf die individuellen Bedürfnisse jeder Kuh aus und passt automatisch die Melkgeschwindigkeit und -intensität an, um den Milchertrag zu optimieren und gleichzeitig die Eutergesundheit zu gewährleisten. Mit ihrer benutzerfreundlichen Oberfläche und dem Design ist die Automation für die zukünftige Entwicklung des Betriebes gerüstet und bietet die Möglichkeit, mit dem Betrieb mitzuwachsen“, so Kramp weiter. Die Geräte verfügen über eine Ein-Tasten-Steuerung, mit der die Landwirte einfach zwischen den Melkfunktionen wechseln können, zum Beispiel zwischen manueller Abnahme, manuellem Modus, Stimulation, Hochvakuum und Kuhsortierung. Dieses Ein-Tasten-System vereinfacht den Betrieb, reduziert den manuellen Aufwand und rationalisiert die Arbeitsabläufe durch schnelle Anpassungen. Eine farbkodierte LED hilft den Landwirten außerdem zu erkennen, wann ein Eingreifen erforderlich ist. Das Melkzeug verfügt über konkave Zitzengummis und ermöglicht so ein schonendes Melken. „Wir haben einen Herdendurchschnitt von 10.200 Kilogramm bei 4,1 Prozent Fett und 3,5 Prozent Eiweiß“, berichtet Kevin Spogis. Er füttert zurzeit nur eine Rationsmischung aus Gras, Mais, Roggen- und Rapsschrot sowie Körnermais und melkt Tiere aus fünf verschiedenen Betrieben. „Wir haben in den vergangenen Jahren die Herden übernommen von den Betrieben, die in der Umgebung aufgehört haben. Deswegen stehen unsere Milchkühe und die zu tränkenden Kälber auf diesem Standort und auf den anderen Betriebsstellen sind die Trockensteher, die tragenden und die zu besamenden Färsen sowie die Masttiere verteilt. Von den rund 600 Kopf Vieh haben etwa 500 Tiere Weidezugang“, erzählt Spogis weiter. In der Herde sind neben Rot- und Schwarzbunten auch noch Braunvieh, Fleckvieh und Jersey vertreten.
Das Harmony-Plus-Melkzeug ist mit den Zitzengummis Clover ausgestattet.
Gesamtkonzept passt
„Als wir anfingen, den Melkstand zu planen, haben wir mit verschiedenen Firmen zusammengesessen. Mir war es wichtig, dass wir jemanden aus der Region nehmen, damit auch die Betreuung hinterher gewährleistet ist. So fiel außer wegen der überzeugenden Technik deswegen die Entscheidung auf DeLaval, weil wir mit der Lüdemann und Sohn Agrar Dienst GmbH aus Börnsen einen verlässlichen Partner vor Ort haben. Das Gesamtkonzept hat zu uns gepasst“, hebt Kevin Spogis hervor.
Bei der Rütz-Spogis Milch KG haben die rund 300 Kühe Zugang zu einer Joggingweide, die sie gern nutzen. Foto: Kevin Spogis
Der gelernte Landwirt und Höla-Absolvent hat den Betrieb von seinem Lehrherren Johannes Weißleder 2019 übernommen. „Da es ein Pachtbetrieb ist, musste ich mir die Investitionen genau überlegen, aber wir sind sehr zufrieden mit unseren Entscheidungen und freuen uns, den Betrieb am Hoftag vorstellen zu können. Gern können die Besucher auch beim Melken am Nachmittag zuschauen“, betont Kevin Spogis.
Die Melkautomation MA500 lässt sich über Ein-Tasten-Kombination steuern.
Hoftag
Am Sonnabend, 21. Juni, findet ab 10 Uhr bei der Rütz-Spogis Milch KG ein Hoftag statt. Die am Bau beteiligten Firmen stehen für Fragen und Informationen zur Verfügung. Beim Melken am Nachmittag ab etwa 15 Uhr im steilen Fischgrätenmelkstand kann zugeschaut werden. Die Freiwillige Feuerwehr Linau wird für Grillgut und Getränke sorgen. Auch die Landjugend und die LandFrauen werden das Fest mitgestalten. Der Parkplatz direkt am Betrieb ist ausgeschildert, die Zufahrtsstraße muss frei bleiben, bitte nicht auf dem Randstreifen parken! Adresse: Rütz-Spogis KG, Linau Busch 5, 22959 Linau. akg
Die zentrale Herausforderung in der Qualitätsweizenerzeugung besteht darin, die vom Landhandel geforderten Rohproteingehalte im Erntegut zu erreichen. Der Rohproteingehalt wird durch bewirtschaftungsbedingte und natürliche Einflussfaktoren bestimmt – er unterliegt weit mehr Einflussgrößen als allein der Düngung. Der folgende Artikel beschreibt die Zusammenhänge.
Der Proteingehalt wird zu zirka 33 % durch die Sortenwahl und zu zirka 32 % durch die Düngung beeinflusst. Studien zeigen jedoch, dass 29 bis 50 % der jährlichen Schwankungen im Proteingehalt durch Witterungsfaktoren wie Temperatur, Niederschlag und Strahlung erklärt werden können (siehe Abbildung 2). Dabei weist die Temperatur den größten Einfluss auf.
Der Proteingehalt gibt den prozentualen Anteil des Proteins bezogen auf das Ernteprodukt an. Der Proteinertrag hingegen ergibt sich aus dem Produkt des Proteingehaltes und des Kornertrages und gibt die absolute Menge an Rohprotein an, die pro Hektar geerntet wird.
Temperatur
Die Temperatur hat innerhalb der Witterungsparameter einen erheblichen Einfluss auf die Bildung des Proteins im Weizen. Wachstumsfördernde Temperaturen im März und Mai (je nach Entwicklungsstadium 10 bis 25 °C) begünstigen die Ertragsentwicklung, senken jedoch aufgrund des Verdünnungseffektes tendenziell den Proteingehalt. Der wichtigste Zeitpunkt für die Proteinbildung ist die Kornfüllungsphase – hier werden 70 bis 80 % des Proteins gebildet. Hohe Temperaturen (bis 30 °C) in dieser Phase wirken tendenziell qualitätsfördernd. Sehr hohe Temperaturen (Lufttemperatur mindestens 30 °C) hingegen können in der hitzesensitiven Blüh- und Kornfüllungsphase potenziell ein vorzeitiges Ende der Kornfüllung bewirken. Dabei ist der Zeitpunkt, zu dem die Entwicklungsphase der Kornfüllung abgebrochen wird, entscheidend:
Wird die Kornfüllungsphase während der zuerst ablaufenden Eiweißeinlagerung unterbrochen, wirkt sich dies negativ auf den Proteingehalt des Weizens aus.
Sofern die Kornfüllung in der danach folgenden Stärkeeinlagerung beendet wird, steigt der Proteingehalt. Durch eine geringere Verdünnung verschiebt sich das Protein-Stärke-Verhältnis dann zugunsten des Proteingehaltes.
Niederschlag
Auch wenn die jährliche Niederschlagsmenge in Deutschland seit 1881 im Mittel um 64,7 mm gestiegen ist, erweist sich weniger die Jahresniederschlagsmenge als vielmehr deren saisonale Verteilung als entscheidend für den Proteingehalt des Getreides.
Übermäßige Niederschläge im Winter und zeitigen Frühjahr können zu einer erhöhten Stickstoffauswaschung und Sauerstoffmangel im Boden führen, wodurch die Ausbildung eines gesunden Wurzelsystems und eine effiziente Nährstoffaufnahme erschwert werden. Eine reduzierte Bestandesentwicklung mindert die spätere Proteinbildung.
Demgegenüber kann eine ausreichende Wasserverfügbarkeit zu Beginn der Kornfüllungsphase, insbesondere im Juni, proteingehaltssteigernd wirken. Sie ermöglicht durch Transpiration eine temperaturregulierende Wirkung im Bestand, wodurch einem vorzeitigen Ende der Kornfüllungsphase vorgebeugt werden kann.
Sonnenscheindauer
Insgesamt ist keine einheitliche Wirkrichtung der Sonnenscheindauer auf den Proteingehalt feststellbar, dennoch zeigen sich Tendenzen:
Im April, während der vegetativen Phase, verbessert eine erhöhte Strahlung tendenziell die Photosyntheseleistung sowie die Stickstoffaufnahme und -verwertung. Dies begünstigt die spätere Bildung des Proteins im Korn.
Im Juni hingegen, in der Phase der Kornfüllung, kann intensive Sonneneinstrahlung in Verbindung mit hohen Temperaturen und Wassermangel zu Trockenstress führen. Dies kann eine vorzeitige Abreife verursachen, wodurch sowohl die Tausendkornmasse als auch der Proteingehalt negativ beeinflusst werden.
Klimawandel
Wie beeinflussen die bereits zu beobachtenden klimatischen Veränderungen die Qualitätsweizenerzeugung?
Für das Frühjahr in Deutschland ist ein langfristiger Temperaturanstieg zu verzeichnen, der tendenziell ertragssteigernd, jedoch qualitätsmindernd wirkt. Im Juni – der entscheidenden Phase der Kornfüllung – ist die Durchschnittstemperatur um 1,5 Grad, bei einem langjährigen Mittelwert von 15,7 °C (1981 bis 2010), gestiegen, was grundsätzlich als qualitätsfördernd eingestuft werden kann. Gleichzeitig hat jedoch auch die Zahl heißer Tage (Tage mit Temperaturen von mindestens 30 °C) im Jahresverlauf um 8,8 Tage im Vergleich zum langjährigen Mittelwert von 6,6 Tagen zugenommen. Dies erhöht das Risiko eines vorzeitigen Abschlusses der Kornfüllungsphase während der kritischen Phase der Proteineinlagerung.
Der leichte Rückgang der mittleren Niederschläge im Frühjahr sowie ein leichter Anstieg der mittleren Niederschlagsmenge im Juni um 3,3 mm im Vergleich zum langjährigen Mittelwert von 77,7 mm deuten auf tendenziell qualitätsfördernde Bedingungen hin.
Kohlenstoffdioxid
Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Einflussfaktor auf die Weizenqualität ist die steigende CO2-Konzentration in der Atmosphäre (aktuell 419 ppm, vorindustriell: 280 ppm). Ein höherer CO2-Gehalt stimuliert die Photosynthese, was die Produktion der Kohlenhydrate steigert. Durch den verstärkten Kohlenhydrataufbau werden insbesondere Kohlenhydrate wie Stärke in das Korn eingelagert und der Kornertrag erhöht. So sinkt der relative Anteil des Proteins im Korn, da die Stickstoffaufnahme aus dem Boden nicht proportional zunimmt.
Welche Reaktion ist nötig?
Im Gegensatz zu den Umweltfaktoren, die nicht beeinflussbar sind, zählen zu den beeinflussbaren Faktoren Düngung und Sortenwahl sowie die Stabilisierung des Produktionssystems insgesamt.
Resiliente Anbausysteme sind notwendig, um auch in Zukunft Herausforderungen wie veränderten Umweltbedingungen zu begegnen. Unerlässlich dafür ist die Steigerung der Bodenfruchtbarkeit, um die Folgen der Veränderungen abzupuffern. Sie lässt sich durch die Wahl einer weiten, diversen Fruchtfolge mit dem Anbau von Zwischenfrüchten, dem Verbleib und der Einarbeitung von Ernteresten und einem optimalen pH-Wert im Boden erzielen.
Die Düngung ist durch gesetzliche Vorgaben und Anforderungen an die Ressourcenschonung limitiert. Überzogene Sicherheitszuschläge verbieten sich – auch aus Sicht des Gewässerschutzes. Dagegen sollte die Effizienz der N-Düngung erhöht werden durch Maßnahmen wie eine angepasste Terminierung und Menge der Düngungsmaßnahmen, Verlustminimierung und eine optimale Schwefelversorgung. Wichtig hierfür ist zudem eine klare Ausrichtung der Produktion zwischen Ertrag und Qualität. Damit verbunden ist die Entscheidung zwischen einer ertrags- oder proteinbetonten Düngestrategie sowie der entsprechenden Sortenwahl. Der Rohproteingehalt wird zwar seit 2019 aufgrund des vergleichsweise hohen Umwelteinflusses in der Sortenklassifizierung nicht mehr als Qualitätsmerkmal herangezogen, dennoch ist und bleibt er neben dem Hektolitergewicht und der Fallzahl ein wesentlicher Vermarktungsfaktor.
Ein Anstoß für langfristige Anpassungen sind Alternativen in der Vermarktung, wie etwa die Initiative „Wasserschutzbrot“, die bereits im süddeutschen Raum etabliert ist. Hierbei werden gezielt Sorten angebaut, die auch mit niedrigerem Proteingehalt eine gute Backqualität erreichen. Trotz eingeschränkter Düngung kann so ein Backweizen-Preis erzielt werden.
Fazit
Umwelteinflüsse haben einen wesentlichen und unterschätzten Einfluss von 29 % bis 50 % auf den Proteingehalt des Weizens. Vor dem Hintergrund aktueller Umweltveränderungen ist mit tendenziell zunehmenden Herausforderungen für die Qualitätsweizenerzeugung zu rechnen. Diesen ist mit der Förderung resilienter Produktionssysteme durch eine hohe Bodenfruchtbarkeit zu begegnen. Die Effizienz der Stickstoffnutzung ist mithilfe einer konsequenten Definition der Produktionsausrichtung und der damit verbundenen Düngestrategie und Sortenwahl zu erhöhen.
Die Rapskurse an der Euronext in Paris unterliegen aktuell heftigen Schwankungen. So sind Kursschwankungen von 20 €/t innerhalb nur weniger Tage seit Anfang Mai keine Seltenheit. Im Laufe der vorigen Woche kletterten die Rapskurse für den Frontmonat August von gut 473 €/t auf ein Zwei-Monats-Hoch von über 490 €/t, nachdem sie in der Woche davor einen Kursrutsch in ähnlichem Ausmaß erlitten hatten. Der Grund dafür ist, dass der Rapsmarkt aktuell nicht nur starken politischen Einflüssen unterliegt, sondern dass die klassischen Einflussfaktoren wie der Canolamarkt in Kanada und der Palmölmarkt in Malaysia wieder mehr in den Vordergrund treten. Auch der Wettermarkt spielt erneut eine Rolle, nachdem die Ölsaatenmärkte wochenlang nahezu ausschließlich politisch hin und her getrieben wurden.
Canola stützt hiesigen Raps
In Kanada bewegen sich die Canolakurse auf einem Niveau, das es zuletzt im Herbst 2023 gegeben hat. Auch wenn die Kurse zum Ende des vorigen Monats stark gefallen sind, konnten sie seit Beginn des Junis wieder deutlich Boden gutmachen. Seit Anfang Mai bewegen sich die Canolakurse größtenteils über der Marke von 700 CAD/t. Beflügelt wurden die dortigen Kurse durch eine eher gefühlte Verknappung. So wird davon ausgegangen, dass die Anbaufläche deutlich kleiner ist, als von staatlicher Seite prognostiziert. Auch die dortigen Wettergeschehnisse unterstützen diese Annahme, denn es ist in vielen Teilen Westkanadas in der gerade laufenden Aussaat viel zu trocken, sodass die Hoffnungen auf eine gute kanadische Rapsernte dadurch etwas getrübt werden. Auch politische Einflüsse haben Canola deutlich gepusht. Das weitere Aufschieben der angedrohten Zölle auf kanadischen Raps hat den Rapsmarkt in eine Art Torschlusspanik versetzt, denn der kanadische Rapsmarkt ist zu einem sehr hohen Anteil abhängig von der Biodieselproduktion in den USA.
Pflanzenöle ziehen Raps mit
Auch der gesamte Pflanzenölkomplex hat wieder an Einfluss hinzugewonnen. So stiegen zum Ende der vorigen Woche sowohl die Palmölkurse in Malaysia, wenn auch auf sehr niedrigem Niveau, als auch die Sojaölkurse in Chicago an und konnten dem Raps Rückenwind verschaffen. Die Pflanzenöle wiederum profitieren von den ebenfalls in der vorigen Woche deutlich angestiegenen Rohölkursen. Hier ist es vor allem die Opec+, die der von ihr beschlossenen Fördermengenausweitung nicht vollumfänglich nachkommt und für den Anstieg sorgt. Aber auch die Verhandlungen zwischen den USA und China über eine Beendigung des Zollstreits sorgen für eine Stimulierung der Rohölkurse.
Die Erzeugerpreise für Raps aus der neuen Ernte hierzulande bleiben von alledem relativ unbeeindruckt und folgen dieser Entwicklung an den Terminmärkten nur gering. Man kann schon beinahe eine Art Marktverdrossenheit erkennen. Das ewige Hin und Her in der amerikanischen Zollpolitik hat zu einer abwartenden Haltung oder gar zu einer regelrechten Unlust der Marktteilnehmer geführt, auf das Marktgeschehen zu reagieren. Der Kassamarkt ist aktuell ebenfalls sehr ruhig. Es ist kaum Raps verfügbar, die Nachfrage seitens der Ölmühlen ist aber aktuell auch sehr gering. Spannend bleibt nun die Frage, ob US-Präsident Donald Trump das kanadische Rapsöl weiterhin mit Strafzöllen verschont und noch fast wichtiger ist die Frage, wie sich die Biodiesel- beziehungsweise Bioethanolindustrie in den USA unter Trump in naher Zukunft entwickeln wird. Dies dürfte dann gegebenenfalls auch zu deutlichen Bewegungen in den hiesigen Erzeugerpreisen führen.
Das tolle Programm war offensichtlich sehr verlockend, denn gleich 63 LandFrauen kamen, um den spannenden Erzählungen der Pahlenerin Vera Roedder zu lauschen. Sie las Auszüge aus ihrem Buch „Unterwegs Sein Erleben“ über ihre Reise entlang des Jacobswegs.
Beim gemeinsamen Kaffeetrinken wurde anschließend auch noch der 80-minütige Film „Von Pahlen nach Santiago di Compostela – mit dem Fahrrad unterwegs“ gezeigt. Verena Roedder berichtete von ihrer knapp 4.000 km langen, zweimonatigen Radreise zu dritt an Europas Küsten entlang mit dem Ziel Santiago di Compostela.
Einige ihrer Familienmitglieder waren den Jakobsweg schon gelaufen, der im Jahr 2006 erst so richtig durch Hape Kerkeling bekannt wurde. Der deutsche Komiker und Autor wanderte nämlich selbst auf dem Camino Frances und schrieb anschließend das Buch „Ich bin dann mal weg“ – einen Erfahrungsbericht. Bereits 2019 pilgerte Vera Roedder erstmals 43 Tage zu Fuß auf dem Jakobsweg, zwei Jahre später reizte es sie erneut. Mit Partnerin und Freundin ließ sie sich noch einmal auf dieses Abenteuer ein – allerdings folgten die Frauen dieses Mal auf Fahrrädern dem bekannten Jakobswegzeichen, der Muschel. Der Küstenweg – der Camio del norte durch fünf Länder –, den es entlangging, barg ganz besondere körperliche und mentale Herausforderungen. Speziell die Wetterverhältnisse, aber auch unwegsames Gelände und steile Etappen hätten den Frauen immer wieder zu schaffen gemacht, berichtete Vera Roedder.
Der Film zeigte dazu beeindruckende Landschaften, wunderschöne Küsten und immer wieder die farbige Vielfalt des Wassers. Zu keiner Zeit hatten die Reisenden negative Erlebnisse, sondern begegneten immer wieder netten, hilfsbereiten Menschen. Auch ein soziales Projekt lag den drei Frauen am Herzen: Sie sammelten durch einen Blog Spenden für das Hospiz in Meldorf. Mit einigen Fragen der LandFrauen endete ein interessanter, unterhaltsamer Nachmittag.
Als Vorsitzender des Haushaltskontrollausschusses im EU-Parlament ist der schleswig-holsteinische EU-Abgeordnete Niclas Herbst (CDU) Teil der Antibetrugs-Architektur der Europäischen Union. Wie er die Mittelvergabe an Nichtregierungsorganistionen (NGO) und deren Verwendungzwecke einordnet, erläutert er gegenüber dem Bauernblatt.
Zwischen 2021 und 2023 haben NGO 7,4 Mrd. € EU-Mittel erhalten – darunter Umweltorganisationen, die für die Kommission bei Abgeordneten des EU-Parlaments lobbyierten. Welche NGO sind das genau und was war deren Auftrag?
Die Höhe der Mittel muss man einordnen. Es sind insgesamt 12.000 verschiedene Organisationen aus unterschiedlichen Bereichen betroffen. Das sind keineswegs nur Umweltorganisationen. In der Tat ist es aber so, dass einzelne NGO, die wir bisher im Haushaltskontrollausschuss prüfen konnten, in ihren sogenannten Arbeitspaketen sehr genau beschrieben haben, wie sie beispielsweise für das Naturwiederherstellungsgesetz EU-Abgeordnete lobbyieren wollen. Das halte ich für extrem problematisch und auch die Kommission hat mittlerweile zugegeben, dass sich dadurch „Reputationsrisiken“ ergeben. Sie hat bereits angekündigt, diese Praxis zu ändern. Sehr wichtig ist der Sonderbericht des Europäischen Rechnungshofs zur Finanzierung von NGO. Die Vergabe ist demnach insgesamt intransparent und eine zentrale Übersicht über Empfänger und Verwendungszwecke fehlt.
Was muss sich ändern?
Was ich für die Zukunft fordere, sind eine vollständige Offenlegung aller Empfänger, eine bestmögliche Trennung zwischen Gemeinnützigkeit und politischem Lobbyismus, verbindliche Regeln, die parteiische Einflussnahme mit EU-Geldern ausschließen, und überprüfbare Kriterien, wer und was als NGO gilt.
Der Haushaltskontrollausschuss des EU-Parlaments hat Finanzierungsverträge angefordert und Anhörungen durchgeführt. Was ist der aktuelle Stand?
Das Aufdecken der Missstände verdanken wir einerseits dem Haushaltskontrollausschuss, aber auch dem Europäischen Rechnungshof. Wir arbeiten in dieser Frage eng zusammen. Die Untersuchung dieser Zustände ist allerdings kein Sprint, sondern ein Marathon. Wir haben noch eine hohe Zahl von sogenannten Agreements vorzuliegen, die wir prüfen wollen. Wir werden eine Arbeitsgruppe des Ausschusses einsetzen, die sich damit beschäftigt und werden bei dem Thema nicht lockerlassen.
Erst als die Prüfungen begannen, verbot die Kommission, dass Empfänger von EU-Mitteln gegenüber EU-Institutionen Lobbyarbeit betreiben. War diese Maßnahme überfällig?
Das ist reichlich spät. Aber es ist das Ergebnis der Arbeit meines Ausschusses und darin sehe ich meine Aufgabe. Ja, es hätte gar nicht dazu kommen dürfen, aber dafür gibt es eben einen Haushaltskontrollausschuss, der auf so etwas hinweist und dann die Kommission bewegt. Fairerweise muss man sagen, dass die sich neu im Amt befindende Kommission dieses Thema bereits aufgenommen hat.
EU-Haushaltskommissar Piotr Serafin sagt, NGO seien nie dafür bezahlt worden, das Parlament zu beeinflussen. Auch Umweltverbände wie der Nabu sehen ihre EU-Dachverbände nicht in einen Skandal verwickelt. Ist diese Einschätzung haltbar?
Die Kommission gibt zumindest zu, dass ein entsprechender Eindruck erweckt werden könne. Und das allein reicht mir aus, um zu sagen: Hier muss nachgeschrieben werden.
Der Europäische Rechnungshof kritisiert aktuell mangelnde Transparenz, unklare Mittelverwendung und fehlende Kontrolle darüber, ob NGO EU-Werte achten. Wie ernst ist dieser Befund?
Das ist natürlich besorgniserregend. Der Rechnungshof hat allerdings auch klargemacht, dass das nicht automatisch bedeutet, dass sie nicht eingehalten werden. Aber wir sind dort nicht streng genug. Auch da muss nachgearbeitet werden.
Liegt das Problem bei den NGO oder bei der Kommission?
Ich bin auch der Berichterstatter für die Entlastung der Kommission, bei der wir das Thema angesprochen haben. Meine Kritik geht eindeutig in Richtung der alten Kommission. Die Forderungen richten sich natürlich an die neue Kommission. Dass die NGO machen, was eine NGO macht, kann man ihnen kaum vorwerfen, ob man es jetzt gut findet oder schlecht. Wichtig ist, dass die Regeln entsprechend angepasst werden.
Die Konferenz der Präsidentinnen und Präsidenten der Parlamente der EU-Mitgliedstaaten hat die Entscheidung über einen Untersuchungsausschuss mehrfach vertagt. Warum zögert man?
Untersuchungsausschüsse sind vor allen Dingen ein politisches Signal. Ich glaube, dass die Untersuchungsbefugnisse des Haushaltskontrollausschusses, die sehr weitreichend sind, ausreichen. Diejenigen, die von der ganz rechten politischen Seite jetzt Untersuchungsausschüsse fordern, haben sich mit der tatsächlichen Thematik wenig beschäftigt. Ich erinnere mich daran, dass die rechten Fraktionen ESN und Patrioten an der entsprechenden Plenartagung in Straßburg gar nicht teilgenommen haben. Keine Arbeit zu leisten und dann lauthals einen Untersuchungsausschuss zu fordern, ist keine sinnvolle Politik. Aber als Vorsitzender des Kontrollausschusses verspreche ich, dass wir dranbleiben.
NGO sollen laut Definition unabhängig und gemeinnützig sein. Wenn die EU nicht prüft, ob zum Beispiel staatliche Stellen Einfluss auf die Leitungsgremien nehmen, wie tragfähig ist dieses Modell?
Die Einstufung als NGO erfolgt auf Basis von Eigenerklärungen ohne Kontrolle zentraler Kriterien wie Gemeinnützigkeit oder staatlicher Einflusstrukturen. Da muss eine Kontrolle hin, die es derzeit nicht gibt. Das ist ein zentraler Vorschlag auch des Europäischen Rechnungshofes. Ich glaube aber auch, dass man sich als Abgeordneter nicht so schnell von einer NGO beeinflussen lässt.