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Digitaler Fortschritt und politische Überregulierung

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Der Kreisbauerntag der Kreisbauernverbände Flensburg und Schleswig fand am Dienstag auf dem Hof der Familie Feldhaus in Sörup statt. Malte Jacobsen, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Flensburg, forderte von der Politik mehr Eigenverantwortung, Innovation und Planungssicherheit, um die Wettbewerbsfähigkeit in der Landwirtschaft zu sichern.

Die Landwirtschaft in Deutschland ist ein verkannter Leistungsträger. Während andere Wirtschaftsbereiche noch über Digitalisierung und Effizienzsteigerung sprechen, hat die Agrarbranche längst geliefert. In den vergangenen 20 Jahren stieg die Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigem um beeindruckende 92 % – deutlich mehr als die 51 % der Gesamtwirtschaft. „Ein Landwirt versorgt heute rechnerisch 147 Menschen mit hochwertigen Lebensmitteln – das ganze Jahr über“, betonte Malte Jacobsen in seiner Rede auf dem Kreisbauerntag. Die Zahl der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft hat sich in den letzten 30 Jahren nahezu halbiert – auf heute rund 572.000. Dennoch tragen die Landwirte mit ihrer Standortbindung und ihrem Engagement wesentlich zu lebendigen Dörfern und stabilen Regionen bei.

Jacobsen sieht wachsenden gesellschaftlichen und politischen Druck: „Wir haben das Gefühl, nur noch für die Landschaftspflege da zu sein und für Umweltprobleme verantwortlich gemacht zu werden.“ Das zeige die Diskussion um Vernässungsmaßnahmen, die Duldung von Wildtierschäden sowie freiwillige Stilllegungen von Flächen, oft ohne klare Zieldefinition oder Verhältnismäßigkeit. Hinzu kämen bürokratische Regelungen und Einschränkungen wie die Stoffstrombilanz, die Erklärung zur Düngemittelverwendung oder die Unmöglichkeit, auf gefrorenem Boden zu düngen. Jacobsen fordert einen echten Neuanfang: „Wir brauchen wieder mehr Vertrauen in das Verantwortungsbewusstsein der Landwirte. Ein Minimum an akzeptiertem Restrisiko muss erlaubt sein, sonst ersticken wir an Regelungen, die Investitionen verhindern“, so Jacobsen.

Prof. Dr. Yves Reckleben und M.  Sc.  Jan-Henrik Ferdinand von der Fachhochschule Kiel zeigten in ihrem Vortrag „Bereit für die KI-Revolution? – Praxis, Lehre und Forschung auf dem Prüfstand“, dass Künstliche Intelligenz (KI) längst keine Zukunftsvision mehr ist, denn sie verändert bereits heute alle Ebenen der Landwirtschaft. Sie zeigten, wie KI fotorealistische Bilder und Deepfake-Videos erzeugt, selbst Programme schreibt und Sensordaten in Echtzeit auswertet, und warnten zugleich vor manipulierten „Deep Data“, die Entscheidungsgrundlagen untergraben könnten. Die Referenten forderten klare Haftungs- und Prüfmechanismen in der Praxis, die Vermittlung von Prompt- und Datenethik-Kompetenzen in der Lehre sowie transparente Prüfverfahren in der Forschung, um Landwirte, Studierende und Wissenschaft fit für eine zunehmend datengetriebene Agrarwirtschaft zu machen.

Ein Fazit war, der Umgang mit KI könne entscheiden, wer im Wettbewerb erfolgreich sei. Es gelte, Kompetenzen aufzubauen, Datenqualität systematisch zu prüfen und die ethischen und rechtlichen Rahmenbedingungen zu gestalten und ständig zu kontrollieren. Fest steht für die Wissenschaftler, dass KI die Landwirtschaft tiefgreifend verändern wird – nicht irgendwann, sondern jetzt. Ihre Empfehlung an die Landwirte lautete, sich mit KI zu beschäftigen und die Tools in ersten Schritten zu testen.

Datensicherheit hat auch für Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, oberste Priorität. Er forderte: „Wenn Behörden über unsere Daten verfügen, müssen wir alles nachvollziehen können.“ Er betonte, dass viele Förderprogramme in ihrer Ausgestaltung zu kleinteilig und praxisfern seien und den wirtschaftlichen Aufwand der Betriebe nicht angemessen vergüten. „Wir brauchen praxisnahe Lösungen und eine faire Bezahlung für unsere Leistungen“, so Lucht. Im Gegenzug zum Einsatz emissionsarmer Ausbringungstechniken erwartet er, dass Landwirte den Düngebedarf auf Grünlandflächen in Zukunft wieder stärker durch Wirtschaftsdünger decken könnten, indem die betriebliche N-Obergrenze auf 230 kg N/ha angehoben werde. Einschränkungen in Schutzgebieten sollten dabei nicht pauschal, sondern differenziert und standortbezogen geregelt werden. mbw

EU-Parlament warnt vor Reform-Hektik

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Die EU-Kommission soll beim Tempo der kurzfristig erwarteten Gesetzesvorschläge einen Gang zurückzuschalten. In einem Brief an die Kommissare für Kohäsionspolitik, Landwirtschaft und Haushalt, Raffaele Fitto, Christophe Hansen und Piotr Serafin, warnt die Vorsitzende des Landwirtschaftsausschusses des Europaparlaments, Veronika Vrecionová, im Namen der Agrarsprecher der Fraktionen vor einer Überlastung der interinstitutionellen Arbeitsfähigkeit.

Allem voran wird der Plan kritisiert, die Gesetzesvorschläge zur Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) nach 2027 zeitgleich mit der laut offizieller Kommissionsagenda am 16. und 23. Juli geplanten Präsentation des nächsten Mehrjährigen Finanzrahmens (MFR) vorzulegen. In dem Schreiben wird daran erinnert, dass der Landwirtschaftsausschuss aktuell noch am Initiativbericht des Parlaments zur nächsten EU-Agrarreform arbeite. „Dieser Beitrag liefert der Kommission einen wertvollen Hinweis auf die politische Richtung und die Prioritäten, die sich im Gesetzgebungsprozess voraussichtlich herauskristallisieren werden“, so Vrecionová. Gefordert wird, dass diese Überlegungen abgeschlossen und gebührend berücksichtigt werden, bevor neue Legislativvorschläge zur GAP formell auf den Weg gebracht werden. Darüber hinaus wird auf die bisher üblichen Verfahrensweisen verwiesen. Demnach werden zunächst die MFR-Vorschläge und dann mit mindestens einigen Monaten Abstand die GAP-Gesetzesentwürfe präsentiert. Diese Reihenfolge habe bisher dazu beigetragen, sowohl Kohärenz als auch Rechenschaftspflicht zu gewährleisten.

Hinzu kommt aus Sicht des Ausschusses, dass aktuell bereits intensiv an offenen Legislativvorhaben gearbeitet werde. Als Beispiele werden die Reform der Gemeinsamen Marktorganisation (GMO) sowie das GAP-Vereinfachungspaket genannt. Auch aus diesen Gründen würde aus Sicht der Abgeordneten die Arbeit an einer umfassenden GAP-Reform sowohl die institutionellen Kapazitäten als auch die der Beteiligten überfordern.

Zudem wird befürchtet, dass ein zu schnelles Abarbeiten die rechtliche Qualität und die interne Kohärenz der Vorschläge gefährden könnte. Die Agrarpolitiker weisen auf die vorangegangene GAP-Reform hin, „die eine längere Vorlaufzeit hatte“. Bereits hier habe es wegen technischer Unzulänglichkeiten Kritik gegeben. „Ein angemessener Zeitplan würde helfen, solche Probleme diesmal zu vermeiden“, heißt es in dem Brief. Die Parlamentarier sind ebenfalls der Meinung, dass ein umfassender Konsultationsprozess mit den Mitgliedstaaten, Landwirten und Interessenvertretern für die Legitimität und den Erfolg der künftigen Reform von hoher Bedeutung ist. Die Vorlage von Vorschlägen ohne ausreichende Zeit für Dialog und Feedback werten sie als verpasste Gelegenheit, eine breite Unterstützung für die nächste Generation der Agrarpolitik aufzubauen. age

Parkinson als Berufskrankheit

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Die SVLFG hat erste ParkinsonFälle als Berufskrankheit anerkannt. Der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Bernhard Krüsken, verweist auf Zweifel am Zusammenhang mit der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln. Die Kosten müssten durch höhere Bundesmittel für die Berufsgenossenschaft kompensiert werden.

Der DBV warnt erneut vor den finanziellen Lasten, die für landwirtschaftliche Betriebe aus der neuen Berufskrankheit „Parkinsonsyndrom durch Pestizide“ resultieren könnten. Krüsken bekräftigte gegenüber Medien die Forderung, dass die Kosten gesamtgesellschaftlich getragen werden müssten, und zwar über höhere Bundesmittel für die Landwirtschaftliche Unfallversicherung (LUV). Zumindest müssten der Unfallversicherung die Mittel zugutekommen, die durch die Anerkennung von Parkinson als Berufskrankheit künftig bei der Landwirtschaftlichen Krankenkasse eingespart würden.

Krüsken reagiert mit seiner Forderung darauf, dass die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) inzwischen in 15 Fällen Parkinsondiagnosen als Berufskrankheit anerkannt hat. Laut Krüsken sei die Ursache „Pflanzenschutzmittel“ nach wie vor umstritten. Tatsächlich ist ein ursächlicher Zusammenhang lediglich bei zwei schon lange verbotenen Wirkstoffen zweifelsfrei belegt. Die bisher bekannten Erkrankungshäufigkeiten von Landwirten unterschieden sich nicht von anderen Berufsoder Bevölkerungsgruppen, so der DBV-Generalsekretär. Vor diesem Hintergrund dürften die jetzt beitragszahlenden Unternehmen in der LUV nicht allein für diese Lasten herangezogen werden

Insgesamt hatte die Sozialversicherung gut 8.000 Versicherte in der Krankenkasse angeschrieben, bei denen Anhaltspunkte für eine Parkinsondiagnose vorliegen. Rund 3.000 Fälle wurden abgelehnt, weil die Betroffenen das wünschten oder vorgelegte Fragebögen nicht beantwortet wurden. Auf etwa 2.000 beläuft sich die Zahl der Fälle, in denen sich die geforderte Diagnose „primäres Parkinson“ nicht bestätigte. Gemeint ist damit die Krankheit im engeren Sinne mit den klassischen Symptomen wie Bewegungsstörungen und Zittern der Hände. Derzeit verbleiben rund 2.600 Fälle, die geprüft werden. age

Die Renten steigen

Die Renten der Landwirtschaftlichen Alterskasse und Berufsgenossenschaft steigen bundesweit zum 1. Juli im Zuge der Rentenanpassung um 3,74 %. Der allgemeine Rentenwert in der Alterssicherung der Landwirte (AdL) sowie der Anpassungsfaktor für die vom Jahresarbeitsverdienst abhängigen Renten der Unfallversicherung verändern sich entsprechend dem Vomhundertsatz, um den sich die Renten der Deutschen Rentenversicherung erhöhen. Der allgemeine Rentenwert steigt von 18,15 auf 18,83 €. Die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau informiert alle Rentenbezieher schriftlich über die jeweilige Höhe ihrer Rentenanpassung. Der Versand erfolgt bis Ende Juni 2025. SVLFG

Digitaler Aufbruch der SVLFG

App, Patientenakte und Online-Postfach sollen für Struktur sorgen

Die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) wird in Kommunikation und Verwaltung digital. In Kassel erwartet man, mit der digitalen Transformation den Anteil der Verwaltungskosten an den Gesamtausgaben zu reduzieren, insbesondere weil die Zahl der Beschäftigten altersbedingt zurückgehen werde.

Mit der elektronischen Patientenakte (ePA), einer App der landwirtschaftlichen Krankenkasse, stehen den Versicherten ihre Gesundheitsdaten stets online zur Verfügung. Das Versichertenportal mit elektronischem Postfach mache Schluss mit der Zettelwirtschaft, heißt es bei der SVLFG. Alle Ein- und Ausgänge befänden sich damit an einem Ort und seien jederzeit griffbereit. Bislang hätten sich 65.000 Versicherte bundesweit für die Nutzung speziell des Versichertenportals „meine SVLFG“ mit elektronischem Postfach entschieden.

In dem Portal können die Versicherten auf Daten und Dokumente einfach und sicher zugreifen. Grundlage für die digitalen Aktivitäten ist ein Beschluss des Vorstands der in Kassel ansässigen Sozialversicherung, bis 2030 den Aufbruch in die digitale Transformation zu schaffen. Das bedeutet, neue Wege zu gehen in der digitalen Kommunikation mit den Versicherten, mit Partnern der SVLFG sowie mit Leistungserbringern wie etwa Hausärzten. Bei alledem spiele eine zentrale Rolle, das Vertrauen vor allem in die Sicherheit der elektronischen Kommunikation zu gewährleisten. Wie andere Behörden und Organisationen sieht sich die SVLFG Herausforderungen durch die Altersstruktur ihrer Beschäftigten und den Fachkräftemangel gegenüber. Hinzu kommt, dass die junge Generation der Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter in der Grünen Branche einen modernen Sozialversicherungsträger erwartet. Die SVLFG betont, auch künftig stehe gerade älteren und nicht digitalaffinen Versicherten weiterhin das enge Netz der Beratungsstellen vor Ort zur Verfügung. Insgesamt hält sich die Nutzung der digitalen Angebote bislang in Grenzen. Die Auswirkungen auf die Verwaltungskosten der Sozialversicherung sind noch begrenzt. age

Mehr Ausschreibungsvolumen als oberstes Ziel

Zum 9. Biogas-Branchentreff zog es am Donnerstag vergangener Woche laut Veranstaltern knapp 500 Besucher an den Grünen Kamp nach Rendsburg. In der Landmaschinenhalle der Deula bildeten Fachforen rund um Biogas und Wärmewende, eine Ausstellung mit mehr als 70 teilnehmenden Unternehmen und die Möglichkeit zum Netzwerken den Rahmen des etablierten Zusammenkommens.

Als einen „Parforceritt auf der Rasierklinge“ bezeichnete Martin Laß, stellvertretender Vorsitzender des Landesverbands Erneuerbare Energien Schleswig-Holstein (LEE SH) und Geschäftsführer der Bioenergie Gettorf, die zurückliegenden Jahre der Biogasbranche, vor allem mit Blick auf das Erneuerbare-Energien-Gesetz. „Wir sind immer den Herausforderungen ausgesetzt, nicht zu wissen, wie es in zwei Jahren weitergeht“, sagte Laß und verbreitete dennoch Optimismus. Unternehmer und Betreiber in Schleswig-Holstein seien motiviert und stünden bereit, weiter nach vorn zu gehen.

Der Sektor sitze auf dem „Goldschatz der Branche“, nämlich der regelbaren Erneuerbaren Energie, und übernehme Versorgungssicherheit. Das Potenzial an Flexibilitätsprojekten in Schleswig-Holstein schätzt Laß aus dem Bioenergiepaket heraus auf mehr als 500 MW. Bioenergie müsse auch in der Kraftwerksstrategie des Bundes Berücksichtigung finden. Zudem brauche es Finanzierbarkeit, Netzzugänge und deutlich mehr Ausschreibungsvolumen: „Das EU-Genehmigungsthema, dass die Ausschreibung ab diesem Herbst freigegeben wird, ist unser absolut prioritäres Ziel“, erklärte Laß.

Märkte nur so gut wie ihre Regulatorik

Von Energiewende-Staatssekretär Joschka Knuth (Grüne) gab es das klare politische Signal, die Geschäftsmodelle der Bioenergie in Schleswig-Holstein und in Deutschland zu stärken und zu erhalten. Jeder Markt sei nur so gut wie die Regulatorik, die ihn beeinflusse. So sei der Punkt einer CO2-Bepreisung deshalb so zentral, weil er dafür sorge, dass Sonne, Wind und Bioenergie als „Energieträger der Zukunft ihre Marktvorteile endlich legitim ausspielen können“ und damit zu „marktbeherrschenden Akteuren“ würden, erklärte Knuth. Mit der Bioenergie stehe heute ein Energieträger zur Verfügung, der Flexibilitätsleistung bereitstellen  könne. Wenn aber über neue Milliardeninvestitionen für Gaskraftwerke in Deutschland gesprochen werde, während die Potenziale der Bioenergie als Erneuerbare Energiequelle „noch nicht ansatzweise ausgeschöpft“ seien, ärgere ihn das massiv, so der Staatssekretär.

Die rund 100 Plätze im Vortragsraum waren während der Fachforen durchweg besetzt. Foto: jh

Bei der Ausgestaltung eines nächsten EEG oder einer Post-EEG-Lösung müssten Vergütungssicherheit und Akteursvielfalt weiterhin gewährleistet sein, damit diese auch künftig Teil des Energiemarktes blieben. Dies sei ein entscheidender Faktor, um Wertschöpfung und Arbeitsplätze im Land zu halten, und „das Rückgrat dafür, dass wir Energiewende als Gemeinschaftsprojekt verstehen“, so Knuth. Wenn ländlicher Raum, Bürger und Unternehmen nicht mehr davon profitierten, „wird es kein Erfolgsprojekt sein“.

Bioenergie in der Wahrnehmung unterschätzt

„Eine der großen Stärken von Biogasanlagen, nämlich die planbare Verfügbarkeit, wird im Stromsystem in der allgemeinen Wahrnehmung noch immer deutlich unterschätzt“, sagte auch Steffen Bandelow, Geschäftsführer der Netzwirtschaft Schleswig-Holstein Netz AG. Für die allermeisten Menschen komme der Strom vor allem aus der Steckdose. Das Pfund der besseren Planbarkeit, wann welche Leistung erzeugt werde, erfahre in Bezug auf die Versorungssicherheit zu wenig Wertschätzung. Zum Netzausbau schilderte Bandelow, man habe bereits 13.000 MW Anschlussleistung im Land in die Netze genommen. „Hätten wir uns vor 20 Jahren über diese Zahl unterhalten, hätte sicher niemand unterschrieben, dass wir sie heute am Netz haben“, erklärte er und stellte die Anstrengungen beim Netzausbau im Land heraus. Bandelow versteht, dass sich manch einer mehr Geschwindigkeit wünsche, „aber zaubern können wir nicht“, so der Jurist.

Mehr als 70 Unternehmen stellten ihre Dienstleistungen in der Landmaschinenhalle der Deula aus. Foto: jh

Dass die Bioenergie klug eingesetzt werden und weiterhin fester Bestandteil des Energiemixes bleiben müsse, betonte auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Nina Scheer. Mit Blick auf die Pläne der Bundesregierung zur Kraftwerksstrategie verwies die Abgeordnete darauf, dass darin die Zahl von „bis zu“ 20 GW genannt werde. Es müssten jedoch so viele Gaskraftwerke wie möglich vermieden werden, so Scheer.

Die Vorträge des Biogas-Branchentreffs sind teilweise im Internet abrufbar unter t1p.de/q20yx

Der 10. Biogas-Branchentreff wird am 28. Mai 2026 in Rendsburg stattfinden.

Solider Dank für eine besondere Gastfreundschaft

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Ein Jahr nach dem Deutschen Landjugendtag (DLT) 2024 kehrte der Landjugendverband Schleswig-Holstein (LJV) in kleiner Runde dorthin zurück, wo alles begann. Im Jübeker Gemeindehaus trafen sich am Sonntagnachmittag Vertreterinnen und Vertreter des Verbandes, um sich persönlich bei der Gemeinde für ihre große Unterstützung und die Möglichkeit der Ausrichtung zu bedanken – mit im Gepäck: eine massive Holzbank und ein personalisiertes Schild als Erinnerung an das Großereignis.

Im Gemeindehaus versammelten sich am Nachmittag Karen Stender, Geschäftsführerin des Landjugendverbands, die erste Vorsitzende Marlies Muxfeldt, die Vorstandsmitglieder Sören Schatt und Paul Weniger sowie die ehemalige Vorsitzende Lena Sophie Hagge. Auch Bürgermeister Hartmut Bartels war mit seiner Frau Monika anwesend, ebenso wie John Gosch, ehemaliges Mitglied des Agrarausschusses, der für Transport und Aufbau der Bank zuständig war.

Unter dem Motto „Segel setzen. Flagge zeigen.“ war die Gemeinde Jübek im Juni 2024 Veranstaltungsort des Deutschen Landjugendtages. Foto: Sören Schatt

„Wir wollten einfach noch einmal Danke sagen“, betonte Marlies in ihrer kurzen Ansprache, bevor sie dem Bürgermeister das gravierte Schild überreichte. Es erinnert an den Deutschen Landjugendtag 2024 – eine Veranstaltung, die intensive Vorbereitungen erforderte, aber all die Mühe wert war. Unter dem Motto „Segel setzen – Flagge zeigen“ kamen rund 1.000 junge Menschen aus allen Teilen Deutschlands nach Jübek. Der Ort wurde für ein Wochenende zum Zentrum der Landjugend: voller Begegnungen, Austausch und neuer Freundschaften. Auf dem Programm standen Diskussionen zu Ehrenamt und ländlicher Entwicklung, politische Podiumsdiskussionen, spannende Nachmittagsprogramme und ein unvergessliches Theaterstück – getragen von der Begeisterung und dem Engagement vieler Ehrenamtlicher.

Ort zum Verweilenund Erinnern

Die schlichte, aber symbolstarke Bank wurde anschließend bei leichtem Nieselregen vor dem Gemeindehaus enthüllt. „Der Bürgermeister wusste sofort, wo sie stehen soll“, berichtete Karen Stender im Nachgang. Ein Gemeindemitarbeiter wird sie fest am gewünschten Platz montieren, sodass sie künftig nicht nur zum Verweilen einlädt, sondern auch an den erfolgreichen DLT erinnert.

Nach der offiziellen Übergabe blieb die Gruppe auf einen Kaffee und selbst gebackenen Kuchen – Marlies, Sören und Paul hatten je eine Sorte beigesteuert, während Karen für das übrige Drumherum gesorgt hatte. In entspannter Atmosphäre tauschte man sich über die Nachwirkungen des DLT, die Erfahrungen im Ehrenamt und aktuelle Themen aus dem Gemeindeleben aus.

Geist des DLTlebt weiter

Am späten Nachmittag endete das Treffen. Zwei Stunden, die geprägt waren von gemeinsamen Rückblicken, Dankbarkeit und dem guten Gefühl, gemeinsam Großes geschafft zu haben. Die Geste zeigt: Ein Jahr später lebt der Geist des DLT weiter – in Jübek, im Ehrenamt und in einer Bank, die mehr ist als ein Sitzplatz.

Bauernmarkt in Viöl

Zum 28. Mal fand der Bauernmarkt auf der großen Festwiese, im Feuerwehrgerätehaus sowie in und um die Erich-Wobser-­Halle in Viöl, Kreis Nordfriesland, statt. Neben der Wahl ­einer neuen Lammkönigin, dem bunten Markttreiben und einem Bungee-Trampolin gab es auch wieder viele große und ­kleine Pferde zu sehen.

„Eine wunderbare Veranstaltung mit tollen Menschen“, befand Christina Pokorra, die aus Klein Bennebek, Kreis Schleswig-Flensburg, angereist war, um mit ihren Pferden teilzunehmen. „Wir haben den Tag sehr genossen und es hat mega Spaß gemacht“, resümierte auch Morgaine Le Faye aus Klixbüll begeistert. Sie fügte hinzu: „Der Zusammenhalt der 15 Aussteller war sehr vom Teamgeist geprägt.“

Die Kinder rund um Kirsten Reese aus Arlewatt zeigten Buntes aus der Horsemanshipschule und Hippolini. Sie hatten ein abwechslungsreiches Schaubild mit dem Thema „Ponystriptease“ einstudiert. Foto: Heidi Schurek
Wenn eine „Miss Viöl“ gewählt worden wäre, so hätte wohl Parkbahn von Tanja Marscheider aus Dänemark ganz vorn gestanden, sagte der Moderator Florian Solle. Foto: Heidi Schurek
Den Abschluss bildete Kathrin Mönnich von der Eselschule Pfefferminz mit dem Maultier Mulani Angelina Jolie in einer freien Kommunikation. Foto: Heidi Schurek


Den Schauring säumten zahlreiche Zuschauer, die gespannt auf die Pferdeschau warteten. Traditionell begann diese mit einer bunten Rassenvielfalt: Schleswiger Kaltblut, Friese, Knabstrupper, Pinto, New Forest, Haflinger, Welsh B, Deutsches Partbred-Shetlandpony und Deutsches Classicpony sowie ein Morgan Horse und der Kiger Mustang K’Shy Boy wurden an der Hand präsentiert. Anschließend erhielten die Zuschauer einen kleinen Einblick in die vielseitige Verwendung des Partners Pferd.

Marie Louise Feldhues zeigte mit ihrer Pintostute ein Spiel der Farben im Viereck. Foto: Heidi Schurek

EU-Agrarminister fordern Generationswechsel

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Beim informellen Treffen der EUAgrarminister in Warschau am Dienstag rückte der Generationswechsel als Zukunftsthema in den Mittelpunkt. Die Minister betonten, dass die europäische Landwirtschaft langfristig nur mit jungen Landwirten wettbewerbsfähig bleiben könne.

EU-Agrarkommissar Christophe Hansen, der stellvertretende Vorsitzende des EU-Agrarausschusses, Daniel Buda, sowie Vertreter der europäischen Bauernverbände Ceja, Copa und Cogeca diskutierten mit den Fachministern über die Rolle der Jugend im Agrarsektor. Gastgeber Czesław Siekierski, Polens Landwirtschaftsminister, sprach von einem „Wendepunkt für die Zukunft des ländlichen Raums“. Die junge Generation bringe nicht nur die notwendige Kontinuität, sondern auch Energie, Innovationsgeist und den Willen zum Wandel mit.

Der demografische Wandel stellt viele ländliche Regionen Europas vor große Herausforderungen. Sinkende Nachfolgezahlen und Abwanderung aus peripheren Gebieten gefährden die wirtschaftliche Stabilität

Perspektive bieten

Umso wichtiger sei es, jungen Menschen attraktive Perspektiven zu bieten – auf den Höfen und im ländlichen Raum insgesamt. Die Minister betonten, dass junge Landwirte nicht nur Zielgruppe, sondern aktive Mitgestalter der künftigen Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) sein müssten. Es brauche verlässliche Rahmenbedingungen, Zugang zu Boden und Kapital sowie vereinfachte Regelungen bei Hofübergaben. Der Wandel hin zu einer klimafreundlichen, digitalen und nachhaltigen Landwirtschaft könne nur mit einer neuen Generation gelingen.

Die 8,5 Mrd. €, die die GAP für junge Landwirte vorsehe – über Existenzgründungs- und Investitionshilfen – reichten nicht aus. Der politische Fokus müsse breiter gefasst werden: Bildung, Digitalisierung, medizinische Versorgung, Kinderbetreuung und Infrastruktur müssten stärker verzahnt und auf die Lebensrealität im ländlichen Raum abgestimmt werden. Die Minister forderten, der ländliche Raum müsse als Lebens- und Arbeitsort attraktiver werden, nicht nur der Agrarsektor. Nur so könne eine echte Verjüngung in der Landwirtschaft gelingen und damit die Versorgungssicherheit in Europa gesichert werden.

EU-Strategie angekündigt

Kommissar Hansen kündigte an, dass die Ergebnisse des Treffens in die Arbeiten an einer neuen EUStrategie zum Generationswechsel einfließen würden. Ziel sei eine GAP, „die junge Menschen nicht nur unterstützt, sondern ihr Vertrauen gewinnt“. Bis 2027 sollen im Rahmen der aktuellen GAP-Strategie rund 377.000 junge Menschen beim Einstieg in die Landwirtschaft unterstützt werden. Der informelle Agrarrat in Warschau als Teil der polnischen EU-Ratspräsidentschaft, stellte das Thema Zukunftsfähigkeit der Landwirtschaft in den Mittelpunkt. EU, mbw

Erstmals ASP in NRW nachgewiesen

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Am Sonnabend voriger Woche bestätigte das nationale Referenzlabor für Afrikanische Schweinepest (ASP) am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) einen Fall bei einem verendeten Wildschwein aus dem Kreis Olpe, Nordrhein-Westfalen. Am Sonntag fanden Spürhunde in dem Gebiet weitere verendete Wildschweine, bei denen das ASP-Virus inzwischen bestätigt wurde.

In Nordrhein-Westfalen wurde die Wildtierseuchen-Vorsorge-Gesellschaft aktiviert, die das betroffene Gebiet systematisch durchsuchte. Die Gesellschaft setzt als Dienstleister im Auftrag der zuständigen Kreisordnungsbehörde alle angeordneten Maßnahmen um. Bereits am Sonnabend waren eine Suchhundestaffel und Drohnen im Einsatz. Vier weitere verendete Wildschweine wurden nahe dem Erstfundort entdeckt, die inzwischen positiv getestet sind.

Restriktionszonen errichtet, Zäune in der Diskussion

Am Montag erließ der Kreis Olpe eine Tierseuchenverordnung, um eine weitere Verbreitung zu verhindern. Darin wird um den Fundort des an ASP verendeten Wildschweins eine infizierte Zone mit einem Radius von etwa 15 km festgelegt, in der Auflagen für Schweinehalter, Jäger und Hundehalter gelten. Darin lägen ein Betrieb mit 1.000 Mastschweinen und einige Hobbyschweinehalter, so die „Landwirtschaftliche Zeitschrift Rheinland“. Das gesperrte Gebiet grenzt an einen Wildpark, hat große, zusammenhängende Waldflächen und ist touristisch gut erschlossen. Mit den Betrieben in der infizierten Zone seien die Ämter in direktem Kontakt, um das weitere Vorgehen zu besprechen, hieß es.

Nordrhein-Westfalens Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen (CDU) betonte: „Oberstes Ziel ist es, eine Ausbreitung des lokalen Falls der ASP im Wildschweinebestand zu verhindern.“ Sie appellierte an Landwirte mit Schweinehaltungen, die bekannten Biosicherheitsmaßnahmen zum Schutz der Hausschweinebestände vor der ASP gerade jetzt ganz besonders zu beachten. Selbstverständlich seien auch die Hobbyhalter zu höchster Vorsicht aufgerufen. Die Behörden beraten über weitere Schutzmaßnahmen. Vorgesehen ist unter anderem, in dieser Zone Schutzzäune zu errichten, um zu verhindern, dass Wildschweine in Nachbarregionen wandern und das Virus weiterverbreiten.

Die Fundregion zählt zu den Gebieten mit der geringsten Hausschweinedichte in NRW. Allerdings liegt der nächste Schlachthof in 80 km Entfernung in Rheda-Wiedenbrück; es ist der größte Schlachthof und Konzernsitz der Premium Food Group, vormals Tönnies Holding.

Alarmiert zeigten sich auch die niederländischen Behörden und betonten, dass der Fund nur 160 km von der Grenze entfernt sei.

MLLEV ruft zur Wachsamkeit auf

Vor dem Hintergrund dieses ersten ASP-Nachweises in NordrheinWestfalen sowie der bevorstehenden Sommerreisezeit ruft das Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz des Landes Schleswig-Holstein (MLLEV) zur besonderen Wachsamkeit auf. Landwirtinnen und Landwirte, Jägerinnen und Jäger sowie Reisende werden eindringlich gebeten, alle Biosicherheitsmaßnahmen strikt einzuhalten.

Landwirtschafts-Staatssekretärin Anne Benett-Sturies betonte: „Schleswig-Holstein ist im Kampf gegen die Afrikanische Schweinepest gut aufgestellt. Die aktuellen Seuchengeschehen in NordrheinWestfalen, Hessen und RheinlandPfalz zeigen jedoch eindringlich, wie wichtig es ist, aufmerksam zu bleiben und Präventionsmaßnahmen konsequent umzusetzen.“ Benett-Sturies appelliert ausdrücklich an alle Schweinehalter, ihre Biosicherheitsmaßnahmen regelmäßig zu überprüfen und konsequent umzusetzen. Auch die Jägerschaft sei weiterhin aufgerufen, die Schwarzwilddichte nachhaltig zu reduzieren und so die Übertragungsmöglichkeiten der Seuche zu minimieren.

In Deutschland wurde die ASP erstmals am 10. September 2020 in Brandenburg bei einem Wildschwein festgestellt. Vor einem Jahr war die Infektion bei einem Wildschwein in Hessen nachgewiesen worden und hat sich seitdem auch im Länderdreieck zwischen Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg in der Wildschweinpopulation ausgebreitet. pm, age

Fusionspläne im Fleischmarkt sind gescheitert

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Das Bundeskartellamt hat das Vorhaben der Tönnies International Management GmbH untersagt, mehrere Unternehmen und Beteiligungen von der Vion GmbH und der Vion Beef B.V., insbesondere die Schlachthöfe in Buchloe, Crailsheim und Waldkraiburg, zu erwerben.

Das Vorhaben der Tönnies-Gruppe, die deutschen Rindfleischaktivitäten der Vion Food Group zu kaufen, ist an der Zustimmung des Bundeskartellamtes gescheitert. „Die Übernahme der VionStandorte hätte die Marktposition von Tönnies zum Nachteil der Landwirtinnen und Landwirte und der verbleibenden kleineren Wettbewerber in den betroffenen Regionen bedenklich verstärkt“, erklärte der Präsident der Behörde, Andreas Mundt, zur Begründung. Der Beschluss des Bundeskartellamtes ist noch nicht bestandskräftig. Gegen ihn kann Beschwerde eingereicht werden, über die dann das Oberlandesgericht Düsseldorf zu entscheiden hätte.

Tönnies hätte mit der Übernahme neben seiner bereits dominierenden Position in der Schlachtung und Verarbeitung von Schweinen in Deutschland auch im Bereich Rinder eine Führungsposition erlangt, so Mundt. Zudem würde das Vorhaben die Ausweichmöglichkeiten der Erzeuger und Abnehmer verringern und so die Marktstellung der Tönnies-Gruppe und deren Handlungsspielräume erweitern. „Nachteile wären auch bundesweit für Abnehmer von Schlachtprodukten entstanden“, betonte der Kartellamtspräsident.

Durch die Fusion würde Tönnies auch seine Marktführerschaft in Deutschland auf den Absatzmärkten für die Vermarktung von Schweinen und Schweine-Schlachtfleisch weiter ausbauen und auf dem Absatzmarkt für die Vermarktung von Rindern zum Marktführer aufsteigen, heißt es aus der Behörde.

Das Nein des Bundeskartellamts stößt bei der Tönnies-Gruppe auf große Enttäuschung. „Diese Entscheidung ist ein harter Schlag für die Landwirtinnen und Landwirte in Süddeutschland, die seit Monaten auf eine klare Zukunftsentscheidung gehofft haben“, hieß es in einer ersten Reaktion. Sowohl für die Landwirtschaft als auch die Betriebe sei ein tragfähiges Zukunftskonzept aufgestellt worden. Das Unternehmen, das seit Beginn dieses Jahres 2025 auf HoldingEbene als Premium Food Group (PFG) firmiert, kündigte an, über etwaige Rechtsbehelfe zu entscheiden.

Bedauern äußerte Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU). Mit dieser Entscheidung der Wettbewerbshüter werde ein wichtiger Schritt zur Sicherung ausreichender Schlachtkapazitäten und kurzer Schlachtwege verhindert. „Dieser Schritt ist für mich absolut nicht nachvollziehbar“, so die Ministerin. pm, age

Landwirtschaftliche Produktion schützen

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In vielen agrarpolitischen Themenfeldern ist derzeit Bewegung. Das berichtete Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein (BVSH), zu Beginn der Sitzung des BVSH-Landesvorstandes am Montag in Rendsburg. Als Beispiele nannte er das Naturwiederherstellungsgesetz und die Bodenüberwachungsrichtlinie auf EU-Ebene. Klar sei dabei, dass keine neuen Schutzgebiete kommen dürften. „Neue Maßnahmen sind in die Produktion zu integrieren“, stellte Lucht klar.

Das aktuelle Vereinfachungspaket der EU-Kommission für die Gemeinsame Argrarpolitik (GAP) bringt aus Sicht von Lisa Hansen-Flüh, Stellvertretende BVSH-Generalsekretärin, keine maßgeblichen Erleichterungen. Statt der Verlängerung des Zeitraums für die Grünlandentstehung von fünf auf sieben Jahre fordert der BVSH eine Stichtagsregelung. „Jetzige Ackerflächen müssen den Ackerstatus behalten“, betonte Hansen-Flüh. Beachtlich sei, dass bei ökologisch wirtschaftenden Betriebe nun per se davon ausgegangen werden solle, dass sie die Konditionalität erfüllen (mit Ausnahme von Glöz 2). Offen sei noch, ob das Vereinfachungspaket im Schnellverfahren beschlossen werde oder ob ein Trilog notwendig werde. „Wir hoffen auf das nächste Entlastungspaket, das für Herbst angekündigt ist“, betonte Hansen-Flüh.

Streit um Erntegut

Zum derzeitigen Streit um die Ernteguterklärung untermauerte die Stellvertretende Generalsekretärin den Standpunkt des Bauernverbandes. Demnach solle der „bekannte Dreizeiler“, dass die sortenschutzrechtlichen Bestimmungen eingehalten wurden, ausreichen, um die Vorgaben des sogenannten Erntegut-Urteils einzuhalten. Die Saatgut-Treuhandverwaltungs GmbH (STV) lege das Urteil jedoch anders aus und beharre auf der Darlegung umfangreicher Daten der Betriebe im STV-Portal. „Es wird wahrscheinlich zu einem weiteren Gerichtsverfahren kommen“, mutmaßte Hansen-Flüh, da man sich mit der STV nicht einig werde.

BVSH-Vizepräsident Malte Jacobsen erklärte: „Das Problem ist diese Beweislastumkehr, um die ,schwarzen Schafe‘ zu bekommen.“ Natürlich entgehe den Züchtern viel Geld, wenn Landwirte keine vernünftige Nachbauerklärung machten. Im norddeutschen Raum kämen aber die meisten Betriebe ordentlich ihren Verpflichtungen nach. Vizepräsident Ludwig Hirschberg kritisierte: „Wir sollen uns einer privatrechtlichen Kontrolle unterwerfen, weil uns sonst die Verkaufskanäle dichtgemacht werden. Das sind Beschränkungen unserer Betriebe.“ Die verlangten Daten haben laut Hirschberg einen Wert, der seines Erachtens nicht kostenlos zur Verfügung gestellt werden dürfe.

Fluch des Fortschritts

Vorstandsmitglied Heinrich Mougin prangerte den Wegfall von wichtigen Pflanzenschutz-Wirkstoffen an. Aus seiner Sicht sollten Pflanzenschutzmittel, die nicht zu ersetzen seien, eine Weiter- beziehungsweise Wiederzulassung bekommen. Hansen-Flüh erläuterte, dass die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) dazu die Einschätzungen gebe, denen man in Brüssel in der Regel folge. Da die Nachweismethoden immer besser würden, überschritten immer mehr Wirkstoffe die Grenzwerte für Ausschlusskriterien, die einer Zulassung entgegenstünden, so Hansen-Flüh. Um die Zulassungspraxis anzupassen und verstärkt auf die Grundlage einer Risikobewertung zu stellen, müsse die EU-Pflanzenschutzmittelverordnung geändert werden.

Ostseeschutz und Gänse

Der BVSH-Vorstand tauschte sich zum Stand der Zielvereinbarung zum Ostseeschutz aus. Derzeit werde in den Beiräten um die Maßnahmen für die regionalen Kataloge gerungen. Offene Fragen seien laut Lucht in der Steuerungsgruppe zu klären. Er sieht hier unter anderem die Allianz für den Gewässerschutz gefordert. Der BVSH-Präsident betonte, dass Maßnahmen immer eine fachliche Grundlage brauchten, am besten mit Messwerten, die man vergleichen könne. In diesem Zusammenhang begrüßte er die Konstituierung des Wissenschaftlichen Beirats zum Aktionsplan Ostseeschutz. Mit Prof. Torben Tiedemann, Prodekan des Fachbereichs Agrarwirtschaft der Fachhochschule Kiel, wird ein Agrarier dieses 16-köpfige Gremium unterstützen.

Mit Blick auf die Wildgänserichtlinie begrüßte der Vorstand die Anstrengungen des Landwirtschaftsministeriums, einen Ausgleich für Gänßefraßschäden zu schaffen, kritisierte aber gleichzeitig, dass die Entschädigungssätze für Grünland zu gering seien. Lucht unterstrich: „Wir brauchen das Futter und wollen keine Kühe abschaffen.“ Deswegen sei hier der Wiederbeschaffungswert für das Futter anzusetzen. Thomas Hansen berichtete von einem offenen Gespräch in Bredstedt mit Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) und Manfred Ueckermann (CDU, MdL) am Freitag vergangener Woche. Nach Angaben des Vorsitzenden des Kreisbauernverbandes Nordfriesland ist beispielsweise auf Pellworm die Grasnarbe durch die Gänse extrem geschädigt. Er betonte, dass ordentliche Entschädigungssätze für Grünland auch die Weidewirtschaft stärkten.

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BVSH-Generalsekretär Michael Müller-Ruchholtz informierte über die Möglichkeit, den Veranstaltungsort für den Landesbauerntag von der Deula-Festhalle in den Deula-Neubau (DBZ) zu verlegen. Der Landesvorstand beschloss, entsprechende Planungen voranzutreiben.