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Säen, Spritzen, Düngen

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Matthes Rauert und Fabian Schlademann sind technikbegeistert. Während ihres Agrarstudiums haben sie das Start-up Farmetrics gegründet und in verschiedene Agrardrohnen investiert, um als Dienstleister für die Landwirtschaft Fuß zu fassen. Welche Anwendungsbereiche aus ihrer Sicht besonders geeignet und welche Hürden bei der Nutzung von Agrardrohnen zu überwinden sind, schildern sie im Interview.

Wie ist Ihr Bezug zur Landwirtschaft und was motiviert Sie, im Bereich der Agrardrohnen Pionierarbeit zu leisten?

Matthes Rauert: Wir kommen beide vom Landwirtschaftsbetrieb, haben beide eine Ausbildung gemacht und uns dann im Studium in Kiel angefreundet. Wir teilen unsere Begeisterung für die Technik und sehen im Einsatz von Drohnen viele ackerbauliche Vorteile im Vergleich zu bisherigen Verfahren. Da der Markt für den Einsatz von Agrardrohnen noch sehr wenig entwickelt ist, sehen wir Chancen, uns dort zu etablieren.

In welchen Arbeitsbereichen sehen Sie das größte Potenzial für Agrardrohnen?

Rauert: Ein Bereich ist das Precision-Farming. Dort nutzen wir eine Drohne mit Multispektral­kamera für hochauflösende Flächenkartierung. Dabei erstellen wir Biomassekarten und können die Flächen gleichzeitig einmessen. Der große Vorteil der Drohne im Vergleich zum Satelliten ist, dass wir eine vielfach bessere Auflösung haben. Zudem hat die Drohne keine Probleme mit Wolken. Ein weiterer Einsatzzweck sind Spotspraying-Anwendungen. Wir können mit der Drohne die Fläche vorher abfliegen und erkennen, wo Unkräuter sind. Aus diesen Daten erstellen wir eine Applikationskarte, die wir an das Schlepperterminal übertragen.

Fabian Schlademann: Wir verfolgen den Ansatz, mit marktüblicher Technik von den Kosten und der Komplexität her einen einfachen Einstieg in die Umsetzung von Precision-Farming-Anwendungen zu ermöglichen. Bei Unkräutern im Keimblattstadium reicht diese Technik nicht mehr aus, dafür gibt es dann andere Systeme. Aber für Unkrautteppiche oder für größere Flächen mit starker Verunkrautung funktioniert das sehr gut.

Welche Einsatzgebiete sind noch denkbar?

Schlademann: Auch das Sachverständigenwesen in der Landwirtschaft kann durch solche Drohnen einen deutlichen Schub in Richtung Genauigkeit und auch Einfachheit bekommen. Denn bei einem großen Schlag ist es natürlich schwierig, Schäden zu schätzen. Eine Drohne kann das deutlich genauer und man hat belastbare Daten, die Landwirte beispielsweise im Rahmen der Nachweise für Versicherungen nutzen können.

Wie funktioniert im Vergleich der Einsatz von großen Drohnen?

Schlademann: Unsere große Drohne wiegt leer 38 kg. Inklusive Akku und 50 kg Zuladung sind wir bei einem Abfluggewicht von etwas mehr als 100 kg. Sie hat einen Durchmesser von gut 3,5 m, wenn sie ganz ausgeklappt ist. Für den mobilen Einsatz dieser Drohne brauchen wir Stromgeneratoren, um im Feldeinsatz die Akkus nach dem Austausch wieder schnell laden zu können. Die halten im Flug je nach Belastung, Beladung und Wetterbedingungen 7 bis 10 min. Etwa genauso lange dauert der Aufladeprozess. Zwei Akkus sind also im Feldeinsatz das Minimum.

Für welche Arbeiten soll die große Drohne schwerpunktmäßig zum Einsatz kommen?

Rauert: Bereiche, in denen wir Potenzial für die großen Drohnen sehen, sind die Ausbringung von Zwischenfrüchten und Untersaaten sowie Düngern und perspektivisch auch von Pflanzenschutzmitteln. In Deutschland ist die Ausbringung chemischer Pflanzenschutzmittel mit Drohnen bisher nur im Weinbau erlaubt. Kurzfristig könnte man bereits Spurennährstoffe oder Biostimulanzien ausbringen. Das ist bereits jetzt ein wachsender Markt.

Mit welchen Argumenten wollen Sie Landwirte von der Technologie überzeugen?

Rauert: Ein Vorteil ist, dass wir schon vor der Ernte Zwischenfrüchte im Bestand ausbringen können, ohne Schäden zu verursachen. Unten im Getreidebestand herrscht ein gutes Mikroklima. Da ist es immer ein bisschen feuchter als über dem Bestand. Auch wenn es relativ trocken wirkt, ist dort in der Regel ausreichend Feuchtigkeit zur Keimung vorhanden. Damit können wir also der Zwischenfrucht einen Startvorteil von bis zu 14 Tagen gegenüber der Direktsaat geben, was dazu führt, dass sie nach der Ernte einen Konkurrenzvorteil gegen die Unkrautsamen hat, die nach der Ernte auflaufen.

Schlademann: Zwischenfrüchte dienen auch dem Erosionsschutz. Wir sehen immer häufiger, dass Flächen nach der Ernte, wenn wir starke Regenfälle haben, teilweise wegfließen, wenn der Boden ungeschützt ist. Alle üblichen Vorteile von Zwischenfrüchten kommen natürlich dazu, also Humusaufbau, Wasserhaltefähigkeit und Nährstofffixierung. Außerdem ist es dank der Drohne möglich, Untersaaten im Raps oder Mais früher im Jahr auszubringen, die dann begleitend zur eigentlichen Kultur schon wachsen können.

Welche Perspektiven sehen Sie?

Rauert: Wir können grundsätzlich den Bodenschutz verbessern, weil wir auch dann fliegen können, wenn die Befahrbarkeit kritisch ist. Erfahrungsgemäß gibt es häufiger Situationen, in denen eine Pflanzenschutzmaßnahme sinnvoll wäre, aber das Fahren mit schwerem Gerät auf dem Acker den Boden schädigen würde. Gleiches gilt für die Ausbringung von Dünger auf sehr nassen Flächen.

In welcher Flughöhe arbeiten die Drohnen?

Rauert: Wir fliegen im Feldeinsatz beim Streuen und Sprühen mit der großen Drohne ungefähr 4 m über dem Bestand. Nur wenn man zum Starten und Landen fliegt, ist man in bis zu 10 m Höhe unterwegs. Mit der kleinen Drohne – das ist die mit der Multispektralkamera – gehen wir auch bis an die erlaubten 120 m Höhe. Das reizen wir aus, um die Flächenleistung zu erhöhen. Je nach Anwendungszweck sind wir aber häufig auch nur in einer Flughöhe von 30 bis 60 m unterwegs. Grundsätzlich fliegen die Drohnen automatisch auf vordefinierten Flugrouten, ähnlich wie Schlepper mit GPS-Systemen. Man arbeitet also mit wenig manuellem Input. Im automatischen Modus fliegt die Drohne einfach ruhig und exakt. Das bekommt man mit der manuellen Steuerung nicht so gut hin.

Wie hoch ist die Sicherheit für Anwender und Unbeteiligte?

Schlademann: Sicherheit spielt eine große Rolle und ist der Hauptgrund, warum man so eine große Drohne nicht einfach so fliegen darf. Wir fliegen nur in genehmigten Gebieten und müssen Maßnahmen zur Risikominderung umsetzen. Straßen und sonstige Infrastruktur sind dabei tabu. Die Befliegung der Routen geschieht dank GPS- und RTK-Technik sehr genau. Die Drohne bleibt also auf Kurs. Sie verfügt über verschiedene Sensoren, die die Umgebung abscannen, und besitzt eine Hinderniserkennung, wodurch sie im Fall der Fälle sofort stoppt. Außerdem nutzen wir die Funktion, dass die Drohne entweder in der Luft stehen bleibt oder zum Ausgangsort zurückfliegt, sofern sie den Kontakt zur Fernbedienung verliert. Für die Passanten stellen wir Warnschilder auf, um unsere Präsenz kundzutun. Wir sind schließlich generell in Bereichen unterwegs, wo wir damit rechnen müssen, dass Menschen unsere Drohne sehen und potenzielle Risiken schwer einschätzen können. Je nach Einsatzort informieren wir im Vorfeld von Einsätzen die örtlichen Behörden und die Polizei. Ein gutes Miteinander und eine große Akzeptanz für den Einsatz von Agrardrohnen sind uns sehr wichtig.

Im Feldeinsatz arbeitet die Drohne zirka 4 m über dem Bestand.

Haben Sie für Ihr Start-up Fördermittel erhalten?

Schlademann: Wir haben zwar grundlegend danach Ausschau gehalten, aber nichts gefunden, was uns unkompliziert weitergeholfen hätte. Drohnen sind – außer zur Kitzrettung – in Förderprogrammen noch ziemlich außen vor, vielleicht, weil sie noch nicht so weit verbreitet sind. Aus unserer Erfahrung in der Beratung wissen wir zudem, dass einem Förderanträge jeden Spaß am Investieren rauben können. Wir wollten direkt loslegen und so schnell wie möglich bestellen. Das hat auch rasch funktioniert. Aber leider stand die Drohne trotzdem ziemlich genau ein Jahr, ohne dass wir sie im Feldeinsatz fliegen durften.

Woran lag das?

Rauert: Wir haben leider die Rechnung ohne die Genehmigungsbehörden gemacht. Zum Glück haben wir mit GDDC (siehe Kasten) einen Partner an der Seite, der uns in rechtlichen Fragen berät. Aber die derzeitige Genehmigungspraxis ist für landwirtschaftliche Zwecke nicht praktikabel. Dass man eine grundsätzliche Betriebsgenehmigung einholt, finde ich zwar fair. Wir fliegen schließlich mit einem Gewicht von 100 kg über die Flächen. Das stellt grundsätzlich ein reelles Risiko für Mensch und Tier dar. Aber wenn die Erlaubnis einmal vorliegt, müsste man unkompliziert jede Fläche befliegen dürfen. Wir fliegen nur über Ackerflächen, wo sich keine Menschen aufhalten, und wir bewegen uns in Flughöhen, die den Rest der Luftfahrt überhaupt nicht interessieren.

Schlademann: Es sollte doch auch im politischen Interesse sein, diese Technologie zu unterstützen, im Sinne der Elektrifizierung, des Boden- und Erosionsschutzes sowie grundsätzlich der Ernährungssicherheit. Die Drohne wird zwar den Trecker nicht ersetzen. Sie kann ihn aber ergänzen und Feldüberfahrten reduzieren. Im Steillagen-Weinbau in Süddeutschland hat es angefangen. Wir wollen das nun in die Fläche nach Norddeutschland bringen.

GDDC unterstützt bei Genehmigungen

Horst Zell, Foto: GDDC

Horst Zell vom German Dynamic Drone Center (GDDC) in Eckernförde kooperiert mit Fabian Schlademann und Mat­thes Rauert und unterstützt die Jungunternehmer beim Einstieg in das Geschäft der Drohnen-Dienstleistungen in der Landwirtschaft. Die Hauptursache für zähe Genehmigungprozesse ist nach seiner Einschätzung der Übergang der bisherigen Bundesregelungen in europäisches Recht. Das habe offenbar zu einer Überforderung der Behörden geführt. Der eigene Genehmigungsantrag für den Einsatz der Großdrohne sei mehr als ein halbes Jahr nicht angefasst und erst nach mehrfacher Beschwerde bearbeitet worden. Zell berichtet: „Mittlerweile haben wir die grundsätzliche Genehmigung und müssen nur noch weitere Einsatzorte beantragen.“ Das sei allerdings ein deutlich schnelleres Verfahren, da GDDC dies in Zukunft selbst genehmigen dürfe. Der Drohnen-Dienstleister sei dann selbst für die Aufsicht verantwortlich. „Wir dürfen Drohnenpiloten ausbilden, die Technik abnehmen und neue Einsatzorte genehmigen“, erklärt der Luftfahrtexperte.

Insgesamt gebe es drei Kategorien von Drohnenführerscheinen. Die Multispektraldrohne von Farmetrics falle in die offene Kategorie von Drohnen unter 25 kg mit einer Flughöhe von höchstens 120 m beziehungsweise im Sichtbereich. Die spezielle Kategorie gelte für die Nutzung von Drohnen mit mehr als 25 kg Gewicht und mehr als 120 m Höhe, die den Sichtbereich verlassen dürfen. Die Kategorie „Zulassungspflichtig“ komme lediglich bei Transporten von Menschen, Gefahrgut oder Flügen über Menschenansammlungen zum Tragen – also weniger in der Landwirtschaft.

Nachhaltigkeit für den Geldbeutel

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Sowohl Praktiker als auch Agrarindustrie entwickeln Geschäftsmodelle, die Nachhaltigkeitsleistungen honorieren. Davon konnten sich rund 80 Teilnehmende beim Bundeskongress des Verbandes Deutscher Agrarjournalisten (VDAJ) am vergangenen Wochenende in Rendsburg überzeugen.

Im Rahmen einer Podiumsdiskussion skizzierte Markus Röser, Kommunikations- und Nachhaltigkeitsexperte bei BASF, das grundsätzliche Problem: „Für Nachhaltigkeit will an der Supermarktkasse eigentlich niemand etwas zahlen.“

Als Alternative zu staatlichen Vorgaben, Zwang und Bürokratie stellte er die BASF-Initiative „KlimaPartner Landwirtschaft“ vor. Deren Ziel sei, Weizen mit 30 % weniger CO2-Emissionen zu produzieren. „Wir wollen, dass Landwirte bei dem Thema Spaß haben und auch Geld verdienen können“, schilderte Röser. BASF habe dafür einen Maßnahmenkatalog entwickelt, bei dem alle Betriebe gleichermaßen profitieren könnten, egal ob sie ihren Kohlenstoffhaushalt schon immer im Blick hätten oder sich diesem Thema noch annäherten. Landwirte erhalten für die Teilnahme einen Sockelbetrag in Höhe von 40 €/ha. Dieser kann durch zusätzliche Maßnahmen aufwachsen. Im Schnitt erhielten die „KlimaPartner“ derzeit 60 €/ha. Röser erklärte: „Wir arbeiten daran, zukünftig auch andere Kulturen wie Raps aufzunehmen.“ Auch bisher nicht berücksichtigte Maßnahmen wie die Nutzung von Pflanzenkohle könnten perspektivisch in den Maßnahmenkatalog aufgenommen und bepreist werden.

Patrick Hofstetter, Precision-Farming-Experte bei John Deere, erläuterte die Vorteile digitaler Helfer im Pflanzenbau. Das Xarvio-System von BASF könne beispielsweise über eine Schnittstelle problemlos mit den John-Deere-Systemen kommunizieren. „Unser Ansatz ist das gesamte Produktionssystem. Wir wollen Landwirte mit Technologielösungen unterstützen, nachhaltig zu arbeiten“, so Hofstetter. Durch die Dokumentation der Reihen könne jeder Arbeitsschritt genau geplant und durchgeführt werden. „Wenn ich meine Reihen kenne, kann ich beispielsweise mit der Bandspritze gezielt die Reihe spritzen und dazwischen hacken“, schilderte er.

Im Bereich der Milchviehhaltung kooperiere John Deere mit DeLaval. Mithilfe des sogenannten Milk Sustainability Center könnten Milchviehbetriebe über die gesamte Produktion prüfen, in welchen Arbeitsschritten sie schon wie gut seien und wo sie sich noch verbessern könnten. Vor allem die Einsparung von Betriebsmitteln senke Kosten und erhöhe gleichzeitig die Nachhaltigkeit.

Arla-Manager Dr. Thomas Kröber informierte zum „Farm­Ahead“-Programm der Meierei. Bereits seit 2013 gebe es bei Arla erste KlimaChecks. „Die Teilnahme ist freiwillig“, betonte Kröber. Allerdings seien so gut wie alle Genossenschaftsbetriebe dabei, weil allein die Teilnahme schon 1 ct/kg Milch mehr bringe. Der 223-seitige Fragenkatalog habe es zwar in sich. Doch niemand müsse alle Fragen beantworten. Körber erläuterte: „Einige Fragen schließen andere aus.“ Außerdem gebe es den Fragebogen digital. Aus den Antworten ergebe sich schließlich der CO2-Fußabdruck, so der Arla-Manager. Betriebe gewönnen dadurch die Information, an welchen Stellen sie die größten Verbesserungenmöglichkeiten im Sinne der Nachhaltigkeit hätten. Er schilderte: „Unsere Betriebe können sich super mit Betrieben der gleichen Kategorie – also ähnlicher Größe und Struktur – vergleichen.“

Das Geld für die Honorierung werde aus dem eigentlichen Milchgeld herausgenommen und dann umverteilt. Über ein Punktesystem seien bis zu 2,4 ct/kg Milch zusätzlich zu dem 1 ct/kg Basisprämie für die Teilnahme möglich. Kröber berichtete: „Seit 2015 haben wir die CO2-Emissionen auf den Höfen um 15 Prozent reduziert. Bis 2030 wollen wir 30 Prozent schaffen.“ Grundsätzliches Ziel sei, zusätzliche Gelder am Markt zu erlösen. Deswegen ist Arla mit dem „FarmAhead“-Label jetzt auch in die Vermarktung gegangen.

Milchviehhalter Knud Grell, Mitglied der Arbeitsgruppe für Nachhaltigkeit bei Arla, ist an der Entwicklung des „FarmAhead“-Programms beteiligt. Er forderte: „Wir müssen doch hinbekommen, dass die Menschen lernen und verstehen, dass die Landwirtschaft ein Schlüssel beim Klimaschutz sein kann.“ Das stärke nicht zuletzt das Image der Landwirtschaft. Er hält es für den richtigen Weg, mit dem „FarmAhead“-Label in die Vermarktung zu gehen.

Ackerbauer Lars Christiansen hat in eine Pyrolyse-Anlage investiert, in der aus eigenem Knickholz Kohle produziert wird. Er erklärte: „Wir nutzen Pflanzenkohle in der Fütterung der Tiere und als Dünger auf den Böden.“ Zudem vermarkte er sein Produkt im Handel und generiere CO2-Zertifikate. Vom Einsatz von Pflanzenkohle auf Ackerböden zeigte er sich überzeugt: „Damit verbessern wir unsere Boden für die nächsten 1.000 Jahre.“

Landwirtin Anna-Lena Sager beschrieb soziale Aspekte der Nachhaltigkeit. „Durch unsere stadtnahe Lage in Ottendorf bei Kiel gibt es viel Publikumsverkehr.“ Oft entstünden Feldranddiskussionen. Diese habe der Ackerbaubetrieb zum Anlass genommen, sich bei „Schulklassen auf dem Bauernhof“ und in der Bildungsoffensive des Kieler Landwirtschaftsministeriums zu engagieren und Schülern die moderne Landwirtschaft näherzubringen. Für die Einsparung von Betriebsmitteln im Sinne ökonomischer und ökologischer Nachhaltigkeit setze man auf Technologie. Familie Sager unterstützt beispielsweise das Start-up Farmetrics bei der Entwicklung von Agrar-Dienstleistungen mit Drohnen.

Gut Silk: Erstes Para- und Reitsportzentrum im Norden

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Auf dem traditionsreichen Gut Silk bei Reinbek, Kreis Stormarn, weht seit Anfang 2025 ein frischer Wind. Neue Pächter haben den klassischen Reit- und Pensionsstall übernommen und entwickeln ihn zu einem Para- und Reitsportzentrum, in dem Inklusion zur ganz normalen Stallrealität werden soll.

Man könnte meinen, der Silker Weg führe direkt in den Sachsenwald. Ganz stimmt das zwar nicht, aber wer Richtung Gut Silk abbiegt, lässt Stadt und Verkehr hinter sich. Rund um das ehemalige Kanzleigut in der Gemarkung Schönningstedt, auf dem sich vor rund 300 Jahren ein herzoglicher Amtsschreiber niederließ, plätschert gemächlich die Bille. Ausreitmöglichkeiten gibt es hier reichlich, mit Blick über Felder und Wiesen.

Der Hof mit seiner markanten roten Reithallenfassade ist unter Pferdehaltern in der Region seit Jahrzehnten bekannt. Nicht nur aufgrund seiner idyllischen Lage, sondern auch aufgrund seines vielfältigen Haltungskonzepts. Um den zentralen Hofplatz gruppieren sich klassische Außenboxen. Hinzu kommen seit vielen Jahren ein Offenstallbereich und ein Paddock-Trail.

Nach langer Zeit unter konstanter Leitung übernahmen Anfang des Jahres zwei Ehepaare den Betrieb: Tanja und Michael Struck, langjährige Einsteller auf dem Hof, holten Cathleen und Clemens Wülfing mit ins Boot. Gemeinsam bilden sie die neue Leitung. Unterstützung bekommen die vier seit dem Frühjahr von Betriebsleiter und Pferdewirtschaftsmeister Hannes Schulz. Sie alle verfolgen eine gemeinsame Vision, die über das bloße Modernisieren hinausgeht: Gut Silk soll zum Para- und Reitsportzentrum werden – das erste seiner Art im Norden.

Para-Reiten umfasst jede Form des Reitens mit Handicap, vom Freizeitreiten bis zur internationalen Para-Dressur. Im Kern geht es darum, Menschen mit Einschränkungen durch geeignete Ausbildung, angepasste Ausrüstung und geschulte Pferde das Reiten zu ermöglichen, als Sport, Freizeitgestaltung oder zur Teilhabe.

Reiten mit Handicap

In der Para-Dressur, der paralympischen Variante des Dressurreitens, starten Menschen mit körperlichen Einschränkungen in fünf Leistungsklassen, den sogenannten Grades. Diese richten sich nach der Art und dem Ausmaß ihrer Beeinträchtigung.

Damit Para-Reiter ihren Sport ausüben können, braucht es passende Rahmenbedingungen am Hof und bei der Pferdehaltung. Ein weiterer wichtiger Baustein ist eine fundierte Ausbildung für Pferd und Reiter durch Trainer mit Erfahrung, die wissen, worauf es beim Para-Reiten ankommt, und die sich auf das individuelle Paar einstellen können.

Das weiß Cathleen Wülfing aus eigener Erfahrung: Nach einem Reitunfall lebt sie mit einer inkompletten Querschnittslähmung und kämpfte sich zurück in den Sattel. „Wir wollen hier auf Gut Silk einen geschützten Rahmen bieten, in dem jeder den Reitsport ausüben kann, ohne Berührungsangst“, beschreibt die Psychologin beim Hofrundgang.

Cathleen Wülfings Stute Fancy ist eins von rund 70 Pferden, die auf dem Gut leben. Foto: Karen Diehn

Schon jetzt bietet Gut Silk ein umfangreiches Unterrichts- und Lehrgangsprogramm. Dressurausbilder und Paralympics-Reiter Bernd Brugger kommt ebenso wie Melanie Wienand, die zur Weltspitze der Para-Dressur zählt. Solche Angebote, die für alle Reitsportler offen sind, waren im Norden bislang rar. Entsprechend groß ist die Nachfrage. „Wir haben Trainingsgäste, die aus der Berliner Gegend, Ostfriesland, Hessen oder Niedersachsen anreisen“, so Cathleen Wülfing. Da auch Regelsportler gern teilnähmen, entstehe ein Miteinander.

Umbau und Modernisierung

Auf dem Betrieb wird fleißig trainiert, aber genauso viel umgebaut. Etliche der alten Boxen wurden vergrößert, das Rausstell- und Weidekonzept überarbeitet und Reitböden erneuert. Für den Außenspringplatz gibt es ebenso Umbaupläne wie für die Sanitäranlagen und das Reiterstübchen. Letzteres soll barrierefrei werden.

„Wir haben vieles neu gedacht“, erklärt Hannes Schulz. Man wolle den Pferden viel Licht, Luft, Auslauf und gutes Futter bieten, in möglichst passgenauer Haltungsform. Geboten wird einiges: von der XXL-Box mit Rundumservice über 24 Stunden Weide im Sommer bis zur Paddock-Trail-Haltung in der Herde.

Das Konzept wird gut angenommen. „Wir sind schnell gewachsen“, freut sich der engagierte Pferdewirtschaftsmeister. In den Stallungen und auf 25 ha arrondiertem Weideland stehen inzwischen rund 70 Pferde, die Schulz mit einem sechsköpfigen Team versorgt. Demnächst kommen noch ein Auszubildender und ein Fachpraktiker in der Pferdewirtschaft dazu, denn auch hier setzt der Betrieb auf Inklusion.

Ganz langfristig können sich die neuen Gutspächter vorstellen, auch einmal Para-Turniere zu veranstalten. Aber bis dahin gibt es noch einiges zu tun. Für Cathleen Wülfing geht es nach dem Interview direkt weiter: Ihre Stute Fancy wartet an der Rampe am Reithalleneingang. Drinnen unterrichtet Karin Lührs, eine von mehreren Ausbilderinnen, die nun regelmäßig nach Gut Silk kommen und dazu beitragen, dass der Norden auf der Landkarte des Para-Reitsports kein weißer Fleck mehr ist.

EIP-Netzwerktreffen in Hamburg

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Der Klimawandel stellt die Landwirtschaft vor enorme Herausforderungen. Gleichzeitig entstehen überall neue Ideen, wie ­Betriebe klimaresilienter, nachhaltiger und wettbewerbsfähiger werden können.

Von Agri-Photovoltaik über Agroforst und Paludikultur bis hin zu Digitalisierung, Robotik und neuen Betriebszweigen: Die Palette an Ansätzen wächst stetig. Doch wie finden diese Innovationen ihren Weg in den Alltag? Antworten darauf verspricht das bundesweite EIP-Netzwerktreffen am 5. und 6. November in Hamburg. Zwei Tage lang stehen dort Menschen im Mittelpunkt, die mit ihren Projekten neue Wege beschreiten und Lust machen, selbst Neues auszuprobieren.

Ein Höhepunkt des Programms ist der Innovationsmarkt, auf dem sich Projekte und Initiativen präsentieren. Dazu kommen Kurz-Pitches praxisnaher Ideen, Workshops zu Innovationsprozessen, über die Rolle von Wirtschaft und Start-ups sowie zum Wissenstransfer im Klimabereich. Eingeladen sind nicht nur aktive und ehemalige Projektpartner aus EIP-Agri-Projekten, sondern alle, die sich für zukunftsfähige Landwirtschaft interessieren, egal ob aus Praxis, Forschung oder Beratung.

Weitere Informationen und Anmeldung.

Deutsche Jugendmeisterschaften Dressur und Springen in Aachen

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Auf dem Gelände des CHIO Aachen um Medaillen zu reiten, ist für viele Reiter ein Lebenstraum. Für die besten Nachwuchsreiter Deutschlands ist er Wirklichkeit geworden: Sie durften bei den Deutschen Jugendmeisterschaften den heiligen Rasen betreten. Manche konnten ihn mit einer Medaille verlassen.

Am erfolgreichsten waren die Reiter aus Schleswig-Holstein im Springen der Children. Zwar war die Goldmedaille fest in hannoverscher Hand: Eske Biermann und ihr Hengst Quineiro sicherten sich den Sieg. Die Silber- und Bronzemedaille gingen aber nach Schleswig-Holstein an Justus Thomsen und Svea Wagner.

Nach vier fehlerfreien Runden hatte Justus Thomsen im Stechen einen Abwurf und kam nach 63,06 s ins Ziel. Das bedeutete Rang zwei. „Justus war super​zufrieden“, berichtet seine Mutter Birgit Hansen. Es waren 19 Reiter fehlerfrei ins Finale gekommen, ein starkes Starterfeld.

Justus Thomsen (li.) holte sich die Silbermedaille hinter Eske Biermann (M.) und vor Svea Wagner (r.). Foto: privat

Der 13-jährige Justus war mit Clooney, dem Turnierpferd seines Vaters, in Aachen. Im Februar hatte er seinen Vater ganz vorsichtig gefragt, ob er nicht auch einmal Clooney auf einem Turnier reiten könnte. Das klappte sehr schnell sehr gut. Justus und Clooney gehörten im Juli zum Team Deutschland bei den Europameisterschaften der Children und holten Mannschaftsgold. „Ich glaube, die Verhältnisse, wer wen in Zukunft reitet, sind noch nicht abschließend geklärt“, lacht Hansen.

Sie ist vor allem froh und dankbar, dass es die Familie gibt, denn „ohne die wäre es nicht möglich“. Auf dem Hof der Familie in Lindewitt, Kreis Schleswig-Flensburg, halten Justus‘ Geschwister Jesper und Jette sowie die Großeltern alles am Laufen, wenn mal wieder ein Turnier ansteht. Und davon gab es in diesem Sommer eine Menge. Jetzt geht es noch nach Bad Segeberg und dann guckt Familie Hansen-Thomsen erst einmal in Ruhe weiter.

Noch schneller als Justus war in Aachen nur Svea Wagner mit ihrer Holsteiner Stute Mandy. Mit 51,64 s waren die beiden das schnellste Paar im Stechen, doch zwei Abwürfe verhinderten eine bessere Platzierung. Am Ende bekamen sie die Bronzemedaille: ein wunderbarer Abschluss im letzten Jahr bei den Children für die Reiterin aus Owschlag, Kreis Rendsburg-Eckernförde. „Sicherlich fährt man mit heimlichen Träumen und auch Erwartungen zu so einem Turnier. Man arbeitet auf dieses Saisonziel hin und diesmal hat einfach alles funktioniert. Die Erwartungen wurden absolut übertroffen“, schwärmt Mutter Anja Wagner.

Auch Trainer Jan Fromberger vom Gut Osterrade war zufrieden. „Dass sie eine Medaille holen kann, war mir klar. Dass es auch geklappt hat, ist besonders schön“, sagt er und fügt hinzu: „Bemerkenswert ist, dass sie es auf einem achtjährigen Pferd geschafft hat. Die beiden haben bei uns gemeinsam ihr erstes Springen auf 1,30-Meter-Niveau bestritten.“ Nun steht für Svea Wagner der Wechsel ins Juniorenlager an. „Ein großer Schritt“, wie Fromberger klarmacht.

Im Springen der Jungen Reiter hätte es fast eine Medaille für Schleswig-Holstein gegeben. Romy Rosalie Tietje holte einen neunten Platz, siegte in der zweiten Wertungsprüfung und war im Finale auf dem dritten Platz. Letztlich lag sie aber 0,14 Punkte hinter dem Bronzemedaillengewinner aus Sachsen-Anhalt. Bei den Junioren vertrat Vieca Sofie Bade die blau-weiß-rote Fahne. Mit Caretto siegte sie in der Qualifikation und kam abschließend auf den achten Platz.

Im Dressursattel konnten die Schleswig-Holsteiner keine Medaillen holen. Bei den Ponys wurde Sophie Levien aus Hamburg beste Norddeutsche. Mit Carlo Carluccini kam sie auf Platz 14. Sophia Henriette David wurde bei den Junioren 15. und lag damit im guten Mittelfeld. Besser lief es für Marie Holtfreter, die mit ihrem bewährten Amorio den siebten Platz bei den Jungen Reitern erreichte. Lena Pögel kam hier auf den 14. Platz.
fn

Blühstarke Stauden verlängern die Gartensaison

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Auch wenn der Kalender nun langsam Richtung Herbst weist, ist der blütenstarke Spätsommer noch lange nicht vorbei. Mit Stauden in den schönsten Farben verlängern wir die Gartensaison. Die späten Blüher sind jetzt eine wahre Pracht.

Beim Kauf von Fackellilien achtet man auf den jeweiligen Blühtermin. Foto: Karin Stern

Die Blütenwogen von Gelbem Sonnenhut (Rudbeckia fulgida var. sullivantii) und Sonnenbraut (Helenium), kombiniert mit exotischer Fackellilie (Kniphofia) oder den leuchtend roten Lanzen des Kerzenknöterichs (Bistorta amplexicaulis), zaubern derzeit die farbenprächtigsten Gartenbilder. Sie blühen wie viele Spätsommerstauden in warmen gelben und orangefarbenen Tönen. Es scheint fast so, als wolle die Sonne in solchen Beeten niemals untergehen. Die unzähligen Sorten der Sonnenbraut erlauben Farbspielereien, die so ziemlich alle Abstufungen von Rot, Gelb und Orange umfassen. Wem das noch nicht ausreicht, der holt sich die Kleinblumige Sonnenblume ‚Lemon Queen‘ (Helianthus microcephalus) dazu. Die Vielzahl ihrer zitronengelben Blüten fügt sich in jede Beetkombination ein und passt sogar zu Rosa und Weinrot. Kein Wunder also, dass diese Sorte bei Gartenliebhabern so beliebt ist. Die bis zu 1 m hohen Büsche mit frischgrünem Laub sind gut im mittleren oder hinteren Bereich des Beetes untergebracht. Als Gegenleistung für den reichen Flor von Juli bis in den Oktober hinein verlangt die Kleinblumige Sonnenblume lediglich einen normalen, ausreichend feuchten Gartenboden in sonniger Lage. Tipp: Die Staude hat als Zaungucker eine phänomenale Wirkung.

Die Staudensonnenblume bringt unzählige Blüten hervor. Foto: Karin Stern
Herbsteisenhut setzt mit blauen Blüten schöne Kontraste. Foto: Karin Stern

Doch so viel Orange und Gelb braucht auch einige kühlere Töne wie Blau und Violett als Gegenpart. Der Herbst-Eisenhut (Aconitum carmichaelii) oder der eher selten anzutreffende Sumpf-Salbei (Salvia uliginosa) steuern diese bei. Die auch als Hummelschaukel-Salbei bekannte Staude wächst bis zu 180 cm hoch und lockt mit ihren azurblauen Blüten von August bis Oktober scharenweise Hummeln an. Bei der Landung bringen sie mit ihrem Körpergewicht die schlanken Blütenstängel zum Schaukeln – ein tolles Schauspiel. Doch die Schönheit ist nur an geschützten Stellen ausreichend winterhart. Sie verlangt einen sonnigen Standort mit feuchtem Boden, gedeiht aber auch prima im Kübel. Leichtigkeit bringt die blauviolette Blüte des Patagonischen Eisenkrauts (Verbena bonariensis) ins Beet. An den staksig-verzweigten, fast blattlosen Stängeln schweben die filigranen Blüten in bis zu 0,5 m Höhe. Die kurzlebige Staude hat in unseren Breiten durchaus mit niedrigen Temperaturen und Winternässe zu kämpfen. Doch am optimalen Standort erhält sie sich über Selbstaussaat.

Dauerblüher Patagonisches Eisenkraut zeigt seinen Flor bis zum Frost. Foto: Karin Stern

Auch die Arkansas-Scheinaster ‚Mammuth‘ (Veronia crinita) überzeugt mit großen, fluffigen Blütendolden in intensivem Violett. Sie zeigen sich von August bis in den Oktober hinein. Mit ihren 2 m hohen Stielen und dem astern­ähnlichen Wuchs passt ‚Mammuth‘ gut in den Hintergrund eines Beetes. Ein normaler, durchlässiger Boden in sonniger Lage ist optimal für diese Schönheit, die sich auch gut als Solitärstaude macht. Eher ins Weinrote geht die Blütenfarbe von Wasserdost ‚Riesenschirm‘ (Eupatorium fistulosum). Seine riesigen Blütendolden leuchten von Juli bis September an bis zu 180 cm hohen Stielen. Toller Herbstaspekt: Das Laub nimmt allmählich eine leuchtend gelbe Farbe an.

Der Sortenname ‚Septembercharme‘ klingt nach dem goldenen Licht des Altweibersommers. Diese Herbstanemone (Anemone hupehensis) zaubert an ausreichend feuchten Standorten mit ihren rosafarbenen Schalenblüten eine geradezu elfenhafte Stimmung von Juli bis Oktober. Gern bringt sie auch ihre Schwestern mit, die ebenfalls rosafarben blühenden Sorten ‚Praecox‘, ‚Ouvertüre‘ und ‚Königin Charlotte‘. Mit weißen Blüten wartet hingegen ‚Honorine Jobert‘ auf. Bei Wuchshöhen zwischen 60 und 100 cm beeindrucken sie allesamt mit Blütenfülle. Der Flor zeigt sich je nach Sorte von Juli bis in den Oktober hinein. Eine Neupflanzung von Anemone hupehensis wird am besten im Frühjahr vorgenommen. Im ersten und zweiten Winter empfiehlt sich Winterschutz in Form einer Nadelholzreisig-Abdeckung. Die anpassungsfähigen Anemonen brauchen etwa zwei Jahre, um sich zu etablieren. Sie bevorzugen einen durchlässigen, humosen Boden und tolerieren auch Halbschatten.

Wer noch mehr Rosa in den Herbstgarten bringen möchte, pflanzt Kerzenknöterich ‚Pink Elephant‘ (Bistorta amplexicaulis) und Fetthenne ‚Matrona‘ (Sedum telephium). Der pflegeleichte Kerzenknöterich breitet sich allerdings gern aus und bildet mit der Zeit dichte Blattteppiche. Seine Hauptblütezeit liegt im Sommer, doch auch im September präsentiert er noch seine Kerzenblüten. Die rosafarbenen Blütenteller von ‚Matrona‘ zeigen sich von August bis Oktober. Bereits vor der Blütezeit zieren die grünlichen Blütenteller und das dunkle Laub.

Wasserdost ist eine beliebte Nektarpflanze bei Bienen und Hummeln. Foto: Karin Stern
Herbstanemone ,Königin Charlotte‘ ist eine wüchsige Sorte. Sie blüht von August bis Oktober. Foto: Karin Stern
Kerzenknöterich bietet je nach Sorte rote oder rosafarbene Blüten. Foto: Karin Stern
Die orangefarbenen Sorten der Sonnenbraut harmonieren schön mit violetten und rosafarbenen Blüten. Foto: Karin Stern


Globale Rekordernte erwartet

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Trotz einer globalen Rekordernte 2025/26 wird die weltweite Versorgung mit Weizen wahrscheinlich leicht unterdurchschnittlich ausfallen, wobei die Lagermengen auf ein Mehrjahrestief sinken dürften. Zu diesem Ergebnis kommt der Internationale Getreiderat (IGC) in seinem Bericht vom Donnerstag vergangener Woche.

Die Londoner Fachleute setzten ihre Prognose für die globale Weizenproduktion um 2,7 Mio. t auf 811 Mio. t herauf; das wären 11,3 Mio. t oder 1,4 % mehr als im Vorjahr und die bislang größte Menge aller Zeiten. Das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) hatte die Weltweizenernte in seiner jüngsten Prognose vom 12. August etwas niedriger taxiert, nämlich auf lediglich rund 806,9 Mio. t.

Im Einzelnen sieht der IGC die EU-Weizenernte nun bei 138,8 Mio. t, was im Vergleich zur Vorhersage vom Juli einem Aufschlag von 1,6 Mio. t entspricht. Das wären 19,4 Mio. t mehr als das witterungsbedingt sehr schlechte Vorjahresergebnis und das größte Aufkommen seit 2019/20. Damals droschen die Landwirte in der Gemeinschaft noch 155 Mio. t. Die EU-Kommission hatte die diesjährige Weizenerzeugung in der Union zuletzt auf 135,6 Mio. t geschätzt.

Auch mit Blick auf die Weizenproduktion in Russland äußerten sich die Londoner Fachleute optimistischer und korrigierten ihre Voraussage um 2 Mio. t auf jetzt 93,7 Mio. t nach oben. Damit würde die Vorjahresmenge um 2,4 Mio. t übertroffen. Dagegen wurde für die Ukraine ein Abschlag von 600.000 t auf 24,5 Mio. t Weizen vorgenommen, nach einem Ergebnis von 25,4 Mio. t im vergangenen Jahr. Außerdem passte der Getreiderat seine Voraussage für den globalen Weizenverbrauch um 1,7 Mio. t auf ein Spitzenvolumen von 815,8 Mio. t nach oben an. Damit würde die Vorjahresmenge um 12,1 Mio. t oder 1,5 % übertroffen. Unter dem Strich ergab sich damit im Vergleich zur Juliprognose ein Abschlag für die globalen Endbestände der laufenden Saison von 400.000 t auf 264,3 Mio. t; damit würden die Anfangsbestände um 4,8 Mio. t abgestockt und auf das niedrigste Niveau seit 2018/19 schrumpfen. Diese Menge würde ausreichen, um den erwarteten Verbrauch für 118 Tage zu decken. Das wären vier Tage weniger als der Mittelwert der vergangenen vier Jahre.

Unterdessen erholte sich der Weizenkurs an der Terminbörse in Paris, wobei auch die Umsätze deutlich zulegten. Der aktuell meistgehandelte Matif-Future mit Fälligkeit im Dezember 2025 ging Ende vergangener Woche für 195,75 €/t aus dem Handel; das waren 2,50 €/t oder 1,3 % mehr als der Eröffnungskurs. age

ifo-Studie: Meerengen als Sicherheitsrisiko

Die Seeschifffahrt und die dazugehörige Infrastruktur haben für Deutschlands Außenhandel eine enorme Bedeutung. Rund die Hälfte des Handels mit Drittstaaten entfällt auf den Seeverkehr. Allerdings wird ein Großteil dieser Transaktionen über eine kleine Zahl globaler Drehkreuze abgewickelt. Deshalb ist die Bundesrepublik an wichtigen Meerengen und Wasserwegen stark anfällig für Blockaden oder sonstige Störungen. Das zeigt eine Studie, die vom Münchener ifo Institut im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums durchgeführt wurde.

Von besonderer geoökonomischer Bedeutung für Deutschland ist laut Studie die Seepassage über das Rote Meer inklusive Suezkanal und der Straße von Bab al-Mandab. Knapp 10 % aller Importe nach Deutschland kommen demnach über diese Route; im Jahr 2023 habe sich das darüber abgewickelte Handelsvolumen auf 136 Mrd. € belaufen. Transportiert würden vorwiegend kritische Rohstoffe sowie wichtige Vorprodukte für die Industrie.

Über den Suezkanal kommen knapp 10 % aller Importe nach Deutschland. Foto: Imago

Auch die Straße von Malakka mit einem Anteil von 8,7 % aller Importe und die Taiwanstraße mit 7,1 % hätten eine große Bedeutung für Deutschland, heißt es in der Studie. Je nach Branche könne die Abhängigkeit von einzelnen Meerengen noch deutlich höher sein, zum Beispiel bei wichtigen Rohstoffen für die Industrie. Einzelne Produkte wiesen Abhängigkeiten von mehr als 90 % auf. Im Vergleich dazu sei die Bedeutung der Straße von Hormus und des Panamakanals für den deutschen Außenhandel eher gering. Über den Panamakanal seien 2023 lediglich 0,5 % aller deutschen Importe gelaufen, über die Straße von Hormus 0,4 %.

Der Koordinator der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft, Dr. Christoph Ploß, hob hervor, dass die Sicherheitspolitik neben der klassischen Landesverteidigung auch die Wirtschaftssicherheit und dabei besonders die Schifffahrt und die Sicherung der Handelswege mitdenken müsse. Zugleich appellierte Ploß an die deutschen Unternehmen, das Geschehen aufmerksam zu beobachten und Vorsorge zu betreiben, um auf die Blockade von Meerengen vorbereitet zu sein. age

Den Raps sicher in den Winter führen

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Winterrapsbestände bestehen zum Vegetationsschluss vor dem Winter idealerweise aus kräftigen Einzelpflanzen mit zehn ausgebildeten Laubblättern, deren Vegetationskegel sich noch dicht am Boden befindet. Bestände, die sich vor dem Winter zu weit entwickelt haben oder die gar zu klein oder geschwächt sind, können von Auswinterungsschäden betroffen sein. Die für die Herbstbehandlung des Rapses verfügbaren Fungizide haben neben ihrer fungiziden Wirkung einen Einfluss auf die Gibberellinsynthese der Pflanzen, also einen wachstumsregulatorischen Effekt. Diese Fungizide/Wachstumsregler bieten einen doppelten Nutzen, da sie sowohl das Wachstum der Pflanzen steuern als auch pilzliche Krankheiten regulieren.

Der Einsatz solcher Fungizide im Herbst zielt darauf ab, das Risiko von Pilzkrankheiten, zum Beispiel Phoma lingam (Wurzelhals- und Stängelfäule), und gleichzeitig das Pflanzenwachstum zu regulieren. Es werden hierdurch vor allem die Anlage von Seitentrieben und ein kompaktes Pflanzenwachstum gefördert; ein „Überwachsen“ der Winterrapsbestände vor dem Winter soll hiermit verhindert werden. Durch die Hemmung des Längenwachstums werden die Pflanzen stabiler und widerstandsfähiger gegenüber niedrigen Temperaturen und Frost. Kurzum, die Winterhärte der Pflanzen wird verbessert, um so die Gefahr von Auswinterungsschäden zu minimieren.

Ein Kontrollfenster (vorn) zeigt den Erfolg der Einkürzungsmaßnahme an.

Die Wahl des optimalen Behandlungszeitpunktes und die Anzahl der erforderlichen Behandlungen sind von entscheidender Bedeutung für die Wirksamkeit der fungiziden Wachstumsregulatoren. In der Regel wird empfohlen, die erste Behandlung im Vier- bis Sechsblattstadium (ES 14 bis 16) des Winterrapses durchzuführen. Eine einmalige Anwendung ist oft ausreichend, um die gewünschten Effekte zu erzielen. Unter Umständen kann eine zweite Behandlung notwendig sein (zum Beispiel bei sehr wüchsigen und üppigen Beständen, hohem Krankheitsdruck).

Der Einsatz der fungiziden Wachstumsregler sollte an das Entwicklungsstadium des Rapses angepasst werden. Die meisten Rapsbestände fallen im Herbst unter eines der drei nachfolgend beschriebenen Szenarien (siehe Abbildung):

Szenario 1: Schwach entwickelte Rapsbestände

Erreicht der Rapsbestand das Vierblattstadium erst sehr spät (gegen Mitte bis Ende Oktober) beziehungsweise ist der Bestand schwach entwickelt, ist eine Behandlung zur Vermeidung der Stängelstreckung kaum noch erforderlich. Bei solchen Beständen kann unter Umständen auf den Einsatz von Wachstumsreglern ganz verzichtet werden. Optional kann eine einmalige Behandlung in ES 14 bis ES 16 zur Vitalisierung beziehungsweise Verbesserung der Widerstandsfähigkeit beitragen.

Szenario 2: Gleichmäßiger, ­normal wachsender Bestand

Rapsbestände, die zu einem Standardsaattermin Ende August gedrillt worden sind, entwickeln sich meistens normal und erreichen gegen Ende September das Vierblattstadium (ES 14). Das Risiko des Überwachsens ist gering. Behandlungen sollten hier zwischen dem Vier- und Sechsblattstadium (ES 14 bis 16) durchgeführt werden.

Szenario 3: Sehr wüchsiger und üppiger Bestand

Ein früh gesäter Rapsbestand (Mitte August) in Kombination mit einer zügigen Jugendentwicklung aufgrund warmer Herbstwitterung erreicht oftmals schon Mitte September das Vierblattstadium. In solchen Beständen bietet es sich an, die Wachstumsreglermaßnahmen aufzuteilen. Die erste Maßnahme sollte hier bereits in ES 13 bis 14 durchgeführt werden. Eine weitere Maßnahme, in der Intensität und Terminierung abhängig vom weiteren Witterungsverlauf, kann dann in ES 16/17 erfolgen.

Eine Übersicht der im Winterraps im Herbst zugelassenen Fungizide/Wachstumsregler und deren Auflagen findet sich auf der Homepage der Landwirtschaftskammer: https://t1p.de/2xfs6

Fazit

Die Anwendung von Fungiziden mit wachstumsregulatorischen Eigenschaften im Herbst ist ein wesentlicher Bestandteil des erfolgreichen Winterrapsanbaus. Diese regulieren sowohl das Pflanzenwachstum und bekämpfen auch effektiv die Pilzkrankheiten. Dies führt zu einer verbesserten Winterhärte und einem gesunden Pflanzenbestand. Die Notwendigkeit einer Behandlung, der optimale Behandlungszeitpunkt als auch die Anzahl der Behandlungen sind dabei auf die Entwicklung der Rapsbestände abzustimmen.

Wohlfühloase für Genießer-Schweine

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Im Bauernblatt, Ausgabe 33 wurde ein Tierwohlstall in Sachsen vorgestellt (https://www.bauernblatt.com/wohlfuehloase-fuer-geniesser-schweine/). In Teil 2 der Betriebsreportage geht es unter anderem um das Stallklima.

Beim Gang durch den Stall dieses Betriebes riecht es natürlich nach Schwein. Der Geruch ist sehr leicht und angenehm, was am guten Klima liege, wie Stallleiterin Stephanie Friebel erklärt. Der First und die Seitenwände sind offen. „Den Öffnungsgrad variieren wir je nach Windrichtung und Temperatur.“

Der Stall lüftet sich von selbst: Warme Luft steigt nach oben auf und kalte Luft kommt von den Seiten hinein. Durch die geräumige Bauhülle ist das Luftvolumen groß. Der Luftwechsel pro Stunde ist abhängig von der Windgeschwindigkeit und entspricht den natürlichen Bedingungen.

Damit den Schweinen trotz der Außenklimareize ihre Wohlfühltemperatur geboten wird, verfügen alle Buchten über eine Fußbodenheizung. Diese kann heizen und kühlen, weil eine Erdwärmepumpe die energetische Basis ist. Zusätzlich sind drei Ventilatoren installiert, die nur bei Bedarf laufen. Auch im Falle eines Fliegenproblems würden sie Abhilfe schaffen. Wärme stört die Schweine viel mehr als Kälte. Dann besteht immer noch die Möglichkeit, sich in der Suhle zu baden.

Regionales Futter

Gefüttert werden die durocblütigen Schweine mit eigenem Futter, das größtenteils von der Agraset in Dienstleistung auf den eigenen Flächen angebaut wird. Die Ration besteht aus 10 % Hafer, 42 % Gerste, 30 % Weizen, 15 % Leinsamenextraktionsschrot und 3 % Mineralfutter. Dadurch soll der Omega-3-Fettgehalt im Fleisch erhöht werden. Zusätzlich wird Stroh gefüttert. Das Futter ist rund um die Uhr verfügbar.

Im hinteren Teil des Stalls stehen drei Silos für die Mittel- und Endmast. In drei weiteren Silos lagert das energiereichere Ferkelfutter. Mithilfe von Futterschnecken gelangt das Futter einmal täglich über eine Metallbahn in die Futtersäulenautomaten. „Die Schweine müssen für ihr Futter arbeiten“, erklärt Ute Nebelung, langjährige Mitarbeiterin und Aufsichtsratsvorsitzende der Genießergenossenschaft. Nur wenn sie mit dem Rüssel die Automatenluke öffnen, fällt Futter aus dem Schlitz.

„Strohregen“ als Highlight

Es ist wieder so weit: Die Schweine grunzen, rennen und spielen. Der zwei Mal tägliche „Strohregen“ ist ein Highlight für die Tiere. Der an einem Schienensystem aufgehängte Strohroboter fährt über die Buchten, schneidet den Strohballen auf zirka 5 cm große Schnipsel und lässt sie langsam in die Buchten fallen.

Ältere Schweine erhalten weniger Stroh als junge. Bei den Ferkeln wird nur unter Aufsicht eingestreut. Das Stroh wird dann sofort manuell unter den überdachten Teilen des Flatdecks verteilt. Der Roboter kann zwölf verschiedene Routen fahren. Pro Tag werden 350 kg Stroh verbraucht, was einem Ballen von 1,20 x 1,80 x 2,40 m entspricht.

Ruhige Schweine

Im Stall ist es auffallend ruhig. Erst beim näheren Herantreten an die Boxen stehen die Schweine auf und kommen neugierig näher. Sie haben mindestens doppelt so viel Platz wie in der konventionellen Haltung. Diese Bewegungsmöglichkeiten nutzen die Tiere reichlich.

Außerdem wirken die Schweine ausgeglichen. Falls es doch einmal zu einer Rauferei kommt, können sie durch eine Schlupftür ausweichen. Jede Bucht ist durch eine Wand unterteilt, in der es auf jeder Seite eine Schlupftür gibt. Zudem kennen sich fast alle Tiere. Beim Umgruppieren kommen immer größere Tiere zusammen. Bisher sind hier noch keine Beißer aufgetreten.

Die Ringelschwanzschweine werden rund 200 Tage lang gemästet.
Planungsansicht des neuen Stallkomplexes inklusive Schlachthaus

Handarbeit bei der Hygiene

Ziel war es, dass die Schweine nur im Auslauf abkoten. Leider laufe das noch nicht nach Plan. „Wir suchen aktuell, wo die Luft zieht“, sagt die Aufsichtsratsvorsitzende Ute Nebelung. Einmal pro Woche misten die Damen den Stall mit dem Radlader aus. Den Ferkelbereich schieben sie drei Mal wöchentlich per Hand ab. Zusätzlich werden leere Abteile mit Hochdruck gereinigt und desinfiziert.

Vogelkot stellt kein Problem dar. Da der Auslauf mit einem Vogelsicherheitsnetz geschützt ist, verirrt sich selten ein Vogel in den Stall. Auch Staub ist kein Problem. Beim Bau wurde darauf geachtet, möglichst wenige Staubflächen zu schaffen.

Und die Gülle?

Auch das Güllemanagement ist ausgeklügelt: Der planbefestigte Boden hat ein 3%iges Gefälle. Der tiefste Punkt liegt im Auslauf. Der Jauche-Gülle-Sickersaft gelangt über einen Kanal zum Vorsammelbehälter und von dort zum Jauchebehälter.

In der Biogasanlage der Agraset wird der Schweinemist vergoren und anschließend von der Genießergenossenschaft zurückgekauft. Dadurch ist das Düngen der Felder deutlich geruchsärmer, was die Akzeptanz für den Betrieb in den umliegenden Dörfern stärkt.

Eine wichtige Rolle beim Bau des neuen Stalls spielte auch das Energiekonzept. Die Südseite des Daches ist komplett mit Photovoltaikmodulen bedeckt. Zusätzlich nutzt der Betrieb Erdwärme. Dadurch können der Stall und das Schlachthaus zu 100 % mit eigener Energie versorgt werden.

Tierwohl kostet Geld

Etwa 6,5 Mio. € hat der Stallbau gekostet. Rund 25 % der Summe wurden vom Freistaat Sachsen und der EU gefördert. Die Kosten für einen Tierplatz belaufen sich auf 4.000 €. „Die Tierwohlmaßnahmen und die Anforderungen des Bundesemissionsschutzgesetzes haben die Kosten verdoppelt“, erklärt Jan Gumpert, Vorstandsvorsitzender der Genießergenossenschaft. Auch die lange Mastdauer erhöhe die Kosten. Statt 100 Tagen in der konventionellen Mast stehen die Schweine hier fast 200 Tage lang im Stall. Das bedeutet auch eine verdoppelte Futtermenge: insgesamt 6 dt pro Schwein.

Die Zunahmen liegen bei durchschnittlich 750 g pro Tag. Im Vergleich zur konventionellen Haltung in der Agraset sind dies 250 g weniger. Die geringe Zunahme sei gewollt. „Unsere Tiere werden mit 150 bis 160 Kilogramm Lebendgewicht geschlachtet. Dafür laufen die Schweine zirka 30 Meter zum Schlachthof. Hier werden pro Woche 60 Tiere geschlachtet.“

Am wichtigsten seien ein gutes Tierleben und hohe Fleischqualität. Da ist sich das „Genießerteam“ einig. Die Ergebnisse aus den Schlachtungen überzeugen. Durch das langsame Wachsen ist das Fleisch gut marmoriert und hat eine feine Speckschicht. Verschiedene Tester loben das bekömmliche und leichte Fleisch. „Der höhere Omega-3-Fettanteil verbessert erheblich den Fleischgenuss“, ist Gumpert überzeugt. Dies belegen außerdem mehrere Doktorarbeiten.

Betrieb hat kein Biosiegel

Verarbeitet wird das Fleisch von zwei regionalen Landschlachtereien. Bio sei dabei nie ein Thema gewesen, sagt Gumpert. „Unsere Mitglieder legen Wert auf regionale Kreisläufe und auf Transparenz. Das Biosiegel hätte für sie keinen Mehrwert“, betont der Landwirt. Dieses Ergebnis zeigte sich ganz klar in einer Genossenschaftsabstimmung. Schließlich stamme das Futter aus kontrolliertem Anbau. Pflanzenschutz werde nur eingesetzt, wenn notwendig, und einzelne Tiere würden nur bei Bedarf behandelt.

In der Region vermarktet

Das Fleisch der Tiere wird direkt an Endverbraucher vermarktet, also an Genießergenossen, Hofläden, Gastronomie und Außerhausverpflegung. Wer nicht aus der Region kommt, kann das Fleisch und die Wurstprodukte im Online-Shop bestellen und an einem der aktuell zehn Abholpunkte einsammeln. Auch im Landmarkt der Agraset und in Hofläden in der Region können die Produkte erworben werden.

Aktuell läuft die Vermarktung in den sächsischen Großstädten Chemnitz, Dresden und Leipzig an. Auch mit Restaurants ist Jan Gumpert im Gespräch. Mit den Preisen des Lebenseinzelhandels könne das Genießerfleisch nicht mithalten. Trotzdem ist der Landwirt offen für regionale Kooperationen, die bereit sind, den Mehrwert des Fleisches und der Haltung zu vermarkten.

Regelmäßig bietet der Betrieb Führungen an, um Verbrauchern einen Einblick in die Arbeit der Schweinehalter zu geben. „Wer sieht, wie unsere Tiere gehalten werden, kann mit gutem Gewissen unser Fleisch kaufen“, ist sich Jan Gumpert sicher.

Fazit

In Sachsen hat eine neu gegründete Genossenschaft einen Tierwohlstall gebaut. Der Betrieb kombiniert Tierwohl, Nachhaltigkeit und Transparenz, ohne auf das Biosiegel zu setzen. Mit eigenem Schlachthaus wird das Fleisch direkt an Verbraucher vermarktet.


Genießergenossenschaft Sachsen eG

09306 Königshain-Wiederau

Betriebszweige: Schweinemast nach höchsten Tierwohlstandards und mit eigener Schlachtung, Ackerbau

landwirtschaftliche Nutzfläche: 221 ha

angebaute Kulturen: Weizen, Gerste, Öllein, Mais, Hafer, ­Kartoffeln, Grasvermehrung

Arbeitskräfte: 3 AK

Schweinemast (vergleichbar Haltungsstufe 4)

Anzahl Plätze: 1.760

Genetik: Mutter: Dänische Landrasse x Dänisches Edelschwein,
Vater: Duroc

Ringelschwanz

Masttagszunahmen: 750 g

Verluste: 2 %

Umtriebe: 1,7 pro Jahr (Mastdauer zirka 200 Tage)

Mastendgewicht: 150 bis 160 kg

Vermarktung: direkt an Endverbraucher (Genießergenossen, Hofläden, Gastronomie, Onlineshop)


Wie billig soll EU-Weizen denn noch werden?

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Die Weizenkurse an der Euronext (Matif) in Paris kommen nicht aus ihrem Tal der Tränen heraus. Der September-Termin dümpelt nun schon seit Ende Juli deutlich unter der Marke von 200 €/t vor sich hin. Auch der meistgehandelte Dezember-Termin fällt seit Ende Juli kontinuierlich von Woche zu Woche und liegt mittlerweile unter dem Wert des Fronttermins. Dabei keimte zum Ende der vorigen Woche vorsichtiger Optimismus bei allen Marktbeteiligten auf. Denn an der Matif wurden die Kurse durch Short-Eindeckungen von Finanzinvestoren gestützt. Diese sahen den Moment gekommen, ihre Wetten auf fallende Kurse nun einzulösen, ein Indiz dafür, dass der Markt den Boden erreicht hat. Entsprechend niedrig sind auch die Erzeugerpreise. Im Durchschnitt liegt der B-Weizenpreis nur knapp über der 170-€/t-Marke. Da viele Weizenbestände aufgrund zu niedriger Fallzahlen nur Futtergetreide geworden sind, haben viele Erzeuger nicht einmal dieses Preisniveau erreicht. Der durchschnittliche Erzeugerpreis für Futterweizen liegt deutlich unter 160 €/t – eine finanzielle Katastrophe für viele Ackerbauern. Wer kann, lagert ein, viele Landwirte müssen aber aufgrund der lang anhaltenden Niedrigpreisphase zumindest Teilmengen verkaufen, um liquide zu bleiben.

EU-Weizen konkurrenzfähig

Das niedrige Preisniveau für EU-Weizen weckt aber auch das Interesse von Käufern aus Drittländern aus dem nordafrikanischen und asiatischen Raum sowie dem Nahen Osten. Allerdings bleibt es bisher oftmals nur beim Interesse. Meldungen über konkrete Abschlüsse sind bisher rar. Der erneut stärker gewordene Euro drückt hier allerdings auch gehörig auf die Exportbremse. Der Dollar gab zum Ende der vorigen Woche erneut nach, nachdem der Chef der US-Notenbank eine weitere Zinssenkung nicht mehr ausschloss. Stark exportfördernd dürfte sich allerdings die Tatsache auswirken, dass EU-Weizen aktuell günstiger ist als der Weizen aus den Exporthäfen in der Schwarzmeerregion. Dieser Umstand ist hauptsächlich dem aktuell relativ langsamen Exporttempo in Russland geschuldet. Allerdings scheinen einige Importeure hier auch auf steigende Mengen und somit günstigere Preise für russischen Weizen zu warten.

Hohe Erntemengen

In Deutschland liegt die diesjährige Erntemenge an Winterweizen laut Schätzungen des Deutschen Raiffeisenverbands (DRV) mit über 22 Mio. t deutlich über dem Vorjahr. Diese Ernteschätzung belastet die Erzeugerpreise natürlich zusätzlich. Dies ist aber nicht nur in Deutschland der Fall, die EU-Weizenernte reiht sich mit einem Plus von geschätzten 17 Mio. t nahtlos ein. Besonders die Balkanländer Rumänien und Bulgarien erreichen hohe Zuwächse in den Ertragsschätzungen. Auch in Russland werden die Weizenerträge mit jeder neuen Schätzung weiter nach oben korrigiert. Ging man zuerst von knapp 82 Mio. t aus, waren es in der vorletzten Woche schon gut 83 Mio. t und inzwischen sind wir bei 85 Mio. t. Auch in den USA werden die Vorjahreswerte wohl übertroffen, wenn auch nur geringfügig. Lediglich in der Ukraine wird man unter Vorjahresniveau bleiben. Diese laufend nach oben korrigierten Erntemengen belasten die Preise enorm und bieten wenig Erholungspotenzial. Da hilft es auch nicht, dass die globalen Endbestände weiter sinken. Dieser Umstand wird von den Märkten, wie auch schon im vorigen Jahr, komplett ausgeblendet.