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Zollfreie Kontingente erhöht

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Die EU und die Ukraine haben eine endgültige Einigung über die Aktualisierung des Handelsteils in ihrem Assoziierungsabkommen (DCFTA) erzielt. Der EU-Ministerrat hat nach Angaben des Ukrainischen Agribusiness Club (UCAB) der Ausweitung mehrerer Zollkontingente für die Einfuhr von Agrar- und Lebensmittelgütern in die EU zugestimmt, deren Höhe bereits Anfang Juli von der EU-Kommission veröffentlicht wurde. Die Neuregelung soll am 29. Oktober in Kraft treten.

Die neuen Quoten betreffen Produkte, die einen erheblichen Anteil an der Struktur der ukrainischen Agrarexporte haben, beispielsweise Getreide, Geflügel, Zucker und Eier. Außerdem hat der Rat die Senkung beziehungsweise Abschaffung einer Reihe von Zöllen auf Agrar- und Lebensmittelerzeugnissen aus der Ukraine abgesegnet.

Der größte Anstieg der zollfreien Lieferungen gegenüber dem Stand von 2021 wurde für Honig vereinbart; hier steigt die Quote von 6.000 t auf 35.000 t, was einem Plus von 483 % entspricht. Auch die umstrittene Quote für Weißzucker wurde verfünffacht, und zwar von 20.000 t auf 100.000 t. Gut verdreifacht wurde die zollfreie Liefermenge für Magermilchpulver; statt der bisherigen 5.000 t sind es jetzt 15.400 t. Die Eierquote fällt mit 18.000 t ebenfalls dreimal so hoch aus wie zuvor. Bei Geflügelfleisch wurde die Quote um 33 % erhöht, von 90.000 t auf 120.000 t

Deutlich angehoben wurden zudem die Quoten für verarbeitete Lebensmittel. An Kleie und deren Rückständen dürfen künftig 85.000 t zollfrei in die EU geliefert werden; davor waren es 21.000 t. Bei Gerstengrieß wurde eine Erhöhung von 7.800 t auf 33.200 t vorgenommen. Für Waren wie Pilze, fermentierte Milch, verarbeitete Milch und Sahne sowie Lebensmittelzubereitungen werden die Zollkontingente komplett abgeschafft.

Allerdings kommt die Ukraine auch der EU entgegen. Laut dem aktualisierten Abkommen wird sie das Volumen der Quoten für europäische Waren erhöhen. Bei Schweinefleisch steigt die Liefermenge von 20.000 t auf 45.000 t, bei Geflügelfleisch sogar von 20.000 t auf 120.000 t. Für Zucker ist eine Anhebung von 40.000 t auf 100.000 t vorgesehen. age

Exportquoten angepasst

Russische Geschäfte mit Mineraldüngern

Die russische Regierung hat die Exportquoten für Mineraldünger verlängert und angepasst. Eine entsprechende Resolution wurde am Freitag vergangener Woche verabschiedet. Die Kontingente starten laut dem Pressedienst des Kreml am 1. Dezember und sollen bis einschließlich 31. Mai 2026 gelten. Ausgeführt werden dürfen demnach insgesamt 18,7 Mio. t an Düngemitteln. Freigegeben sind Lieferungen von mehr als 10,6 Mio. t Stickstoffdünger und mehr als 8 Mio. t Mehrnährstoffdünger. Die Quoten sind er Regierung zufolge so bemessen, dass ein ausreichendes Niveau an Düngemitteln auf dem Inlandsmarkt gewährleistet werden kann.

Mit dem Export von Mineraldüngern hat Russland im bisherigen Jahresverlauf gute Geschäfte gemacht. Sollte diese Entwicklung anhalten, könnte 2025 nach Schätzungen des russischen Verbandes der Mineraldüngerhersteller eine Ausfuhrmenge von 45 Mio. t erreicht werden.

Zumindest in der EU dürften die russischen Exporteure keine Käufer für ihren Dünger finden. Seit Juli verlangt die Gemeinschaft nämlich einen Strafzoll auf stickstoffhaltige Düngemittel aus Russland, um eine zu starke wirtschaftliche Abhängigkeit von diesem Lieferanten zu verhindern und Kremlchef Wladimir Putin einen Geldhahn abzudrehen. age

Aktuell keine Einfuhren in die EU

Ukrainisches Rindfleisch

Die Ukraine hat im laufenden Kalenderjahr bisher weder lebende Rinder noch Rindfleisch in die Europäische Union exportiert. Das hat EU-Agrarkommissar Chris­tophe Hansen in seiner Antwort auf die Parlamentarische Anfrage des stellvertretenden Vorsitzenden im Landwirtschaftsausschuss des Europaparlaments, Daniel Buda, klargestellt. Der Brüsseler Agrarchef beruft sich bei dieser Aussage auf die europäischen Statistiken zum internationalen Warenverkehr.

Des Weiteren betonte Hansen, dass die Revision der vertieften und umfassenden Freihandelszone mit der Ukraine keine Erhöhung der bestehenden Zollkontingente für Rindfleisch vorsehe. Im Allgemeinen sind die ukrainischen Ausfuhren von lebenden Rindern und Rindfleischerzeugnissen für andere Märkte als die EU bestimmt. Darüber hinaus erinnerte der Agrarkommissar daran, dass die EU-Handelsbilanz für Rindfleisch und lebende Tiere seit vielen Jahren positiv ist, woran sich auch 2025 nichts ändern dürfte. Die Rindfleischimporte der EU hätten sich 2024 auf 2,6 Mrd. € summiert, die Exporte umgekehrt auf 4,9 Mrd. €. Für den aktuell wahrnehmbaren Rückgang der EU-Exporte macht Hansen hauptsächlich einen akuten Mangel an Rindern und den damit verbundenen Rückgang der Fleischproduktion verantwortlich. Zudem betonte er, dass die Preise weiterhin durch eine robuste Nachfrage gestützt würden – vom Binnenmarkt wie vom Exportgeschäft. „Die Erzeugerpreise in der EU bleiben auf einem historisch hohen Niveau“, konstatierte Hansen. age

Bohne, Lupine und Erbse besser vermarkten

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„Proteine sind für Mensch und Tier von wesentlicher Bedeutung und ein unverzichtbarer Bestandteil der täglichen Ernährung“, stellte Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) am Mittwoch vergangener Woche in einer Diskussion zur Eiweißpflanzenstrategie im Kieler Landtag klar. Zudem besäßen proteinreiche Leguminosen wie Ackerbohne, Lupine und Erbse ackerbauliche Vorteile. Sie minderten den Düngebedarf und die Entstehung von Lachgas- oder Ammoniakemissionen, zugleich reduzierten sie bei richtiger Nutzung das Risiko von unerwünschten Stickstoffverlusten im Boden.

Mehrjährige Leguminosen-Gras-Gemenge unterstützten zusätzlich die Bodenkohlenstoffspeicherung und verbesserten die Bodenstruktur, was sich wiederum positiv auf den Wasserhaushalt und die Bodenfruchtbarkeit auswirke, so Schwarz. Die Erweiterung der Fruchtfolge durch Leguminosen leiste somit nicht nur einen Beitrag zum Integrierten Pflanzenschutz, sondern fördere auch die Biodiversität, denn Insekten profitierten von blühenden Ackerbohnen oder Klee, gerade nach dem Abblühen der Rapsbestände. Gleichzeitig stellt die Diversifizierung von Fruchtfolgen eine wichtige Klimaanpassungsmaßnahme im Ackerbau dar.

Strukturen aufbauen

Trotz der Vorteile, die der Anbau von Leguminosen biete, würden nur auf knapp 5 % des Ackerlands in Schleswig-Holstein Leguminosen angebaut, so der Minister. Er erklärt das vor allem mit betriebswirtschaftlichen Gründen, denn insbesondere Ackerbaubetrieben fehle es an wirtschaftlich tragfähigen Verwertungsoptionen und attraktiven Vermarktungsmöglichkeiten für Kleegras, Ackerbohne, Lupine und Erbse. Die Absatz- und Vermarktungsstrukturen seien nur eingeschränkt gegeben, trotz des hohen Bedarfs an Eiweiß. „Gleichzeitig beziehen wir hochwertige Proteinfuttermittel weiterhin in großen Mengen aus dem Ausland – Proteine vorwiegend für die Fütterung, aber auch für die Humanernährung“, berichtete Schwarz.

Werner Schwarz Foto: MLLEV

Es gelte daher, die heimische Eiweißproduktion zu stärken und strategisch voranzubringen. Neben der Förderung des Leguminosenanbaus mit praxisnahen und attraktiven Programmen müssten Verwertungsoptionen und Wertschöpfungsketten systematisch gestärkt werden. Durch moderne technische Verfahren könnten hochwertige Proteinprodukte gewonnen werden, die neben der Rinderfütterung auch in der Fütterung von Monogastriern eingesetzt werden oder zukünftig eine Rolle in der Humanernährung spielen könnten. Bundesweit liefen bereits entsprechende Forschungsvorhaben und Pilotprojekte.

Anstelle der Entwicklung einer eigenen Eiweißstrategie neben der bereits bestehenden Strategie des Bundes halte er die Umsetzung konkreter, praxisnaher Maßnahmen für richtig und wichtig. Zur Stärkung der Unabhängigkeit von Eiweißimporten und zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit heimischer Eiweißpflanzen gelte es, bestehende Maßnahmen auf Landesebene gezielt zu bündeln und erfolgreich weiterzuentwickeln.

Im Klimaschutzprogramm 2030 habe die Landesregierung beispielsweise beschlossen, Anreize für die Anbaudiversifizierung und die Etablierung von Leguminosen auf den Weg zu bringen. Das Kompetenzzentrum klimaeffiziente Landwirtschaft strebe an, ein Modell- und Demonstrationsvorhaben für alternative Verwertungsoptionen von Leguminosen-Gras-Gemengen zu etablieren, um Proteine für zusätzliche Nutzungsmöglichkeiten jenseits der Wiederkäuer zu entwickeln.

Rixa Kleinschmit Foto: CDU

Der Minister warb bei den Parlamentariern dafür, die benötigten zusätzlichen Haushaltsmittel auch in den kommenden Jahren bereitzustellen und das Kompetenzzentrum weiter zu stärken.

Eiweißlücke schließen

CDU-Agrarsprecherin Rixa Kleinschmit erinnerte daran, dass die Eiweißpflanzenstrategie des Bundes bereits im Jahr 2013 initiiert wurde. Auch sie betonte die Vorteile des Anbaus von Leguminosen und ihr Potenzial, zur Ernährungssicherheit beizutragen. Sie betonte: „Nur wenn wir einen relevanten Teil unserer Lebensmittel und Futtermittel im eigenen Land erzeugen, bleiben wir handlungsfähig und widerstandsfähig gegenüber globalen Krisen.“ Eiweißpflanzen seien für Mensch und Tier eine unverzichtbare Nährstoffquelle, deren Bedeutung weiter zunehme.

Zurzeit würden nur etwa 30 % des Eiweißbedarfs mit heimischer Ware gedeckt, rund 70 % würden importiert, überwiegend Soja aus Brasilien und den USA. Alle wüssten, wie schnell uns solche „Abhängigkeiten in Schwierigkeiten bringen können. Deshalb ist es unser gemeinsames Ziel, die heimische Eiweißproduktion zu stärken und unabhängiger zu werden“, mahnte Kleinschmit.

Ein zentraler Baustein dabei ist die Verarbeitung heimischer Eiweißpflanzen zu hochwertigem Tierfutter. Wenn Ackerbohnen, Lupinen oder Kleegras noch stärker in der regionalen Futterverwertung eingesetzt würden, könnten Importe von Soja und anderen Eiweißfuttermitteln deutlich reduziert werden. Das spare lange Transportwege, senke CO2-Emissionen und schaffe zusätzliche Wertschöpfung in der Region.

Das Ziel ihrer Partei sei es, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass sich der Anbau von Eiweißpflanzen auch betriebswirtschaftlich lohne. Dafür brauche es weiterhin verlässliche Förderung, praxistaugliche Beratung und faire Vermarktungschancen. Das Credo sollte somit lauten: keine neue Strategie – mehr Umsetzung!

Kammer stellt neues Sauenstallkonzept vor

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Am Lehr- und Versuchszentrum (LVZ) Futterkamp wurden am 9. Oktober im Rahmen des Bau- und Energielehrschautags die neu errichteten und umgebauten Futterkamper Sauenställe feierlich eingeweiht. Gemeinsam mit über 200 Gästen feierte das Team des LVZ Futterkamp die Eröffnung der neuen, modernen Stallanlagen, die mit Unterstützung des Ministeriums für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz (MLLEV) realisiert wurden.

Kammerpräsidentin Ute Volquardsen freut sich über den Meilenstein für das LVZ Futterkamp. Foto: Isa-Maria Kuhn

Mit einem Empfang bei Kaffee und Brötchen in der Bau- und Energieausstellung begann am Vormittag die feierliche Einweihung der neuen Sauenställe am LVZ Futterkamp der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein. Zahlreiche Gäste aus Landwirtschaft, Politik, Verwaltung und Wissenschaft nutzten die Gelegenheit, sich vor Ort ein Bild von den modernen Stallanlagen zu machen. Neben Landwirtinnen und Landwirten aus dem ganzen Bundesgebiet nahmen auch Vertreterinnen und Vertreter landwirtschaftlicher Organisationen und Verbände an der Veranstaltung teil.

Dr. Sophie Diers, Fachbereichsleiterin Schweinehaltung am LVZ Futterkamp, begrüßte die Gäste und führte in das Tagesprogramm ein. In ihren anschließenden Grußworten betonten Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, und Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) die große Bedeutung des Projekts. Die neuen Stallanlagen seien nicht nur ein Beispiel moderner, tiergerechter und nachhaltiger Schweinehaltung, sondern auch ein zentraler Beitrag zu praxisnaher Forschung und Ausbildung im Land. Mit rund 400 Sauen bleibt Futterkamp weiterhin der größte Versuchsbetrieb Deutschlands im Bereich der Sauenhaltung.

Schweinehaltung stärken

Mit dem neuen Stallkonzept setzt die Landwirtschaftskammer ein deutliches Signal für die Zukunft der Schweinehaltung in Schleswig-Holstein. Kammerpräsidentin Volquardsen bezeichnete den Umbau als ein starkes Bekenntnis zur regionalen Schweineproduktion. „Wer Zukunft gestalten will, muss Mut haben“, sagte sie bei der Eröffnung. Das Konzept vereint Forschung, Beratung und Ausbildung unter einem Dach und schafft damit eine wichtige Grundlage für die Weiterentwicklung einer tierwohlorientierten und wirtschaftlich tragfähigen Schweinehaltung. Bereits jetzt liefen am Standort Datenerhebungen und Auswertungen erster Praxiserkenntnisse, um Betrieben zeitnah nutzbare Informationen für eigene Umbaumaßnahmen bereitzustellen, so Volquardsen.

Landwirtschaftsminister Werner Schwarz engagiert sich für die Zukunft der Schweinehaltung. Foto: Isa-Maria Kuhn

Auch Landwirtschaftsminister Schwarz hob in seiner Ansprache die Bedeutung der neuen Stallanlagen hervor. Angesichts steigender Anforderungen, wirtschaftlicher Unsicherheiten und enger Fristen sei es das Ziel der Landesregierung, die Betriebe bei der Umsetzung neuer Tierwohlstandards bestmöglich zu unterstützen. Minister Schwarz betonte außerdem, dass die Versuchs- und Demonstrationsställe in Futterkamp die Möglichkeit böten, praxisnahe und zukunftsfähige Lösungen zu entwickeln, zu erproben und in die landwirtschaftliche Praxis zu übertragen – auch dadurch solle die Schweinehaltung in Schleswig-Holstein erhalten und gestärkt werden.

Bereits in den ersten Wochen nach der Fertigstellung nutzten über 350 landwirtschaftliche Besucherinnen und Besucher aus ganz Deutschland die Gelegenheit, sich die neuen Stallanlagen anzusehen und sich vor Ort beraten zu lassen.

Der neue Deckstall ist als Außenklimastall mit eingestreutem Liegebereich gestaltet. Foto: Ina Stellwag

Neben der angewandten Forschung und Beratung ist in den Neubauten auch an die Aus- und Weiterbildung gedacht. Die neuen Stallanlagen bieten hervorragende Voraussetzungen, um theoretisches Wissen mit praktischer Erfahrung zu verknüpfen. Darüber hinaus sind sie ein zentraler Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit der Landwirtschaftskammer. Über Besuchergänge können Interessierte, Schulklassen und Seminargruppen einen direkten Einblick in die modernen Haltungssysteme erhalten – ein wichtiger Schritt, um Transparenz zu schaffen und das Vertrauen zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft zu stärken.

Ein Stallkonzept mit Zukunft

Im Anschluss an die Grußworte stellte Ina Stellwag vom LVZ Futterkamp das neue Stallkonzept im Detail vor. Die frühere Prüfstation Fuhlensee wurde zu einem modernen Quarantäne- und Eingliederungsstall umgebaut. Dabei wurde die Struktur der ehemaligen Mastabteile vollständig überarbeitet. Den Zuchtläufern steht nun ein Liegebereich mit Mikroklima sowie minimal perforierten Spaltenböden zur Verfügung. An den Eingliederungsbereich schließt sich ein Auslauf an, der über eine Rüsseltür zugänglich ist. Dieser Bereich dient den Tieren als Kotbereich und wird von ihnen sehr gut angenommen. Unterhalb der Spalten sorgt ein Unterflurschieber für die regelmäßige Entmistung. Das Dach des Auslaufs ist als Gründach ausgeführt, während die Traufseite mit einem vollautomatischen Windnetz-Jalousiesystem ausgestattet wurde. Dieses System wird über eine Wetterstation gesteuert und berücksichtigt Parameter wie Windstärke und -richtung, Niederschlag sowie Sonnenintensität.

Ina Stellwag gab einen Einblick in das neue Stallkonzept. Foto: Josephine Hahn
Die Ställe konnten aus nächster Nähe besichtigt werden.
Foto: Isa-Maria Kuhn

Im neuen Deckzentrum stehen 40 Deckplätze gemäß der aktuellen Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV) zur Verfügung. Darüber hinaus umfasst der Stall 60 Warteplätze, zwölf Zuchtläuferplätze sowie Eber- und Genesungsbereiche. Insgesamt bietet der Außenklimastall Platz für 120 Tiere. Den Sauen steht ein planbefestigter, mit Stroh eingestreuter Liegebereich zur Verfügung, während sich die Fress- und Kotbereiche auf einem erhöhten Plateau mit Spaltenböden befinden. Dieses ist ebenfalls mit einem Unterflurschieber-Entmistungssystem ausgestattet. Im Deck- und Zuchtläuferbereich kommen Selbstfangstände zum Einsatz, während die Wartesauen über kleine Abrufstationen („Kopfstationen“) gefüttert werden. Die Sauen werden in allen Bereichen gruppenweise gehalten und lediglich während der Besamung im Deckbereich kurzzeitig fixiert. Das neue Lüftungssystem des Außenklimastalles kombiniert geöffnete Traufseiten mit Jalousiesystem und einer unterstützenden Lüftungstechnik für optimale Klimabedingungen.

Besuchergänge ermöglichen den Blick in den neuen Abferkelstall. Foto: Ina Stellwag

Der neue Abferkelstall umfasst 60 Bewegungsbuchten mit jeweils knapp 8 m² Fläche. Diese sind auf drei Abteile mit je 20 Buchten verteilt, in denen die Sauen in Parallelaufstallung gehalten werden – jeweils zwei Tiere stehen Kopf an Kopf, wobei die Sau seitlich zum Gang steht. Auch die Ferkel profitieren von den neuen Buchten: Ihnen steht ein großzügiges Ferkelnest von 2 m² zur Verfügung. Unterhalb der Buchten sorgen mehrere Unterflurschieber für eine effiziente Entmistung. Die Abluft des Stalles wird zentral erfasst und über eine Abluftreinigungsanlage gefiltert, um Emissionen wirkungsvoll zu reduzieren.

Bei den sich anschließenden geführten Rundgängen konnten die Gäste die neuen Stallbereiche aus nächster Nähe erleben. Mit großem Interesse informierten sie sich über erste Praxiserfahrungen und die von den beteiligten Firmen verbauten Produkte.

Den Abschluss bildete ein Sektempfang mit Mittagsimbiss, bei dem sich die Teilnehmenden in lockerer Atmosphäre weiter austauschen und ihre Eindrücke Revue passieren lassen konnten.

Hannah Straky, verantwortlich für die Bau- und Energielehrschau am LVZ Futterkamp, zeigte sich erfreut über den gelungenen Veranstaltungsauftakt nach der Sommerpause und gab einen Ausblick auf das weitere Jahresprogramm. Die nächste Veranstaltung im Rahmen der Bau- und Energielehrschau ist die Futterkamper Punschwoche vom 25. bis 27. November.

Fazit

Die feierliche Einweihung der neuen Sauenställe am LVZ Futterkamp markiert einen wichtigen Schritt hin zu moderner und zukunftsorientierter Schweinehaltung in Schleswig-Holstein. Mit innovativer Technik und praxisnaher Forschung stärkt das Projekt den Standort Futterkamp als wichtigen Impulsgeber für die regionale Landwirtschaft und Ausbildung. Alle Interessierten sind weiter herzlich eingeladen, das LVZ Futterkamp zu besuchen und sich vor Ort über die neuen Stallungen zu informieren.

Publikation zu alternativen Baumarten

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Die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt (NW-FVA) hat eine neue Publikation mit dem Titel „Anbauwürdigkeit und ökologische Zuträglichkeit alternativer Baumarten in Nordwestdeutschland“ veröffentlicht. Die Publikation liefert erstmals eine systematische Einschätzung der Anbauwürdigkeit alternativer Baumarten für Nordwestdeutschland. Sie richtet sich gleichermaßen an Waldbesitzende, die forstliche Praxis sowie Entscheidungsträger.

Angesichts der zunehmenden Klimarisiken für den Wald wie Dürre, Sturmereignisse und Schädlingsbefall kommt der Baumartenwahl künftig noch mehr als bisher eine zentrale Rolle beim Aufbau resilienter, stabiler und multifunktionaler Wälder zu. Die Erweiterung der Baumartenpalette durch geeignete alternative Baumarten trägt potenziell zur besseren Risikoverteilung und höheren Strukturvielfalt der Wälder in Nordwestdeutschland bei und leistet so einen Beitrag zur fachlich fundierten Baumartenwahl im klimagerechten Waldumbau.

Der Riesenlebensbaum (Thuja plicata), ein Nadelbaum, überzeugt mit seiner Bodenpfleglichkeit, seiner hohen Massenleistung und guten waldbaulichen Eigenschaften. Fotos: Stefan Lieven

Zur Analyse der Eignung potenziell infrage kommender alternativer Baumarten hat die NW-FVA auf Grundlage umfassender Auswertungen von Versuchsflächen in Nordwestdeutschland sowie einer detaillierten Literaturrecherche die Anbauwürdigkeit zahlreicher alternativer Baumarten nach einheitlichen Kriterien bewertet. Diese umfassten neben ökologischer Zuträglichkeit, Produktivität, Standortanpassung und waldbaulicher Integrierbarkeit insbesondere auch Merkmale der Anpassungsfähigkeit an künftig erwartete Klimaverhältnisse sowie einer potenziellen Invasivität. Überprüft wurden außer nicht heimischen Baumarten aus dem Mittelmeerraum, Vorderasien oder Nordamerika auch seltene heimische Baumarten, die waldbaulich bisher wenig Beachtung fanden.

Die Ergebnisse dieser umfassenden Untersuchungen sind in der oben genannten Publikation erstmalig veröffentlicht worden. Darin wird jede der untersuchten Baumarten in einem Steckbrief beschrieben und bezüglich der Anbauwürdigkeit bewertet. In diesem Werk ist der beste derzeit verfügbare Wissensstand zu den untersuchten Baumarten zusammengestellt. Die Autoren betonen ausdrücklich, dass der Bewertung eine einheitliche Systematik zugrunde liege, die sowohl vorhandene Erkenntnisse umfassend einbeziehe als auch noch bestehende Unsicherheiten aufzeige. Letztere resultieren für bestimmte Baumarten aus einem bisher sehr geringen Umfang des Anbaus und dadurch stark eingeschränkten Beobachtungsmöglichkeiten.

Hinzu kommen die Unsicherheiten bezüglich des Anpassungsvermögens der untersuchten Baumarten bei weiter fortschreitenden Klima- und Standortveränderungen.

Die Forschung zu den alternativen Baumarten ist damit nicht abgeschlossen, sondern bleibt ein fortschreitender Erkenntnisprozess. „Nur durch kontinuierliche Forschung, sorgfältiges Monitoring und ein umsichtiges Vorgehen können wir Wälder entwickeln, die widerstandsfähig gegenüber Klimastress sind und langfristig ihre vielfältigen Funktionen für Natur und Gesellschaft erfüllen“, betont Dr. Ralf-Volker Nagel, Direktor der NW-FVA.

„Unsere Ergebnisse haben aufgezeigt, bei welchen Baumarten künftig ein intensiverer Forschungsbedarf besteht. Zudem sollte durch einen wissenschaftlich begleiteten Anbau bestimmter Baumarten erforscht werden, welche Baumarten sich als Mischbaumarten eignen, um die waldbaulichen Erfahrungen zu erweitern“, erklärt Stefan Lieven, wissenschaftlicher Mitarbeiter der NW-FVA. Derzeit bleibt der Kenntnisstand zu vielen Arten noch unvollständig und vorläufig.

Die 316 Seiten umfassende Veröffentlichung „Anbauwürdigkeit und ökologische Zuträglichkeit alternativer Baumarten in Nordwestdeutschland“ steht zum Download unter https://www.nw-fva.de

Was ein PEMS beim Pflügen misst

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Rapsölkraftstoff kann in der Landwirtschaft regional erzeugt werden, gilt als krisensicher und umweltfreundlich. Im Rahmen des internationalen Verbundvorhabens „ResiTrac“ untersucht das Technologie- und Förderzentrum (TFZ) Straubing einen Traktor der Abgasstufe V mit Rapsölkraftstoff beim Pflügen. Wie schneiden Traktor und Kraftstoff im Abgastest unter Realbedingungen ab?

Die Antriebstechnologien landwirtschaftlicher Maschinen stehen vor einem Wendepunkt: Klimawandel und steigende Kosten für fossile Kraftstoffe fordern neue Lösungen. Parallel zur Weiterentwicklung moderner Dieselmotoren ist ein altbekannter Kraftstoff wieder in der Diskussion: Rapsöl. Traktoren, die damit betrieben werden, können einen positiven Beitrag zum Klimaschutz leisten, die Abhängigkeit von importiertem Diesel verringern und die Kreislaufwirtschaft fördern. Doch wie umweltfreundlich ist diese Alternative im Vergleich zum konventionellen Dieselantrieb wirklich? Das Projekt „ResiTrac“ gibt Antworten darauf: Wissenschaftler des TFZ haben einen Rapsöltraktor beim Pflügen getestet und die Abgasemissionen mit mobiler Messtechnik ermittelt.

Was den Pflanzenölbetrieb herausfordert

Rapsölkraftstoff ist dem Diesel grundsätzlich sehr ähnlich. So ist der auf das Volumen bezogene Heizwert mit 34 MJ/l vergleichbar mit dem von Diesel (36 MJ/l). Allerdings unterscheidet sich Rapsöl deutlich im Fließverhalten. Die Viskosität, also der Wert, wie zähflüssig der Kraftstoff ist, liegt deutlich höher und ist stark von der Temperatur abhängig. Sie liegt bei 20 °C bei 75 mm2/s und ist somit etwa 15- mal so hoch wie die von Diesel, die bei etwa 5 mm2/s liegt. Das erfordert technische Veränderungen am Motor- und Kraftstoffsystem.

Im Rahmen des Projektes rüstete der Hersteller John Deere den Testtraktor 6R 215 auf reinen Pflanzenölbetrieb um. Dazu wurde die Motorsteuerung gezielt auf die physikalisch-chemischen Eigenschaften von Rapsöl abgestimmt. Dabei passten die Ingenieure die Einspritzmengen des Kraftstoffs so an, dass der Motor eine mit Dieselbetrieb vergleichbare Leistung erbringt. Aufgrund der höheren Viskosität von Rapsöl wurden eine leistungsfähigere Niederdruckpumpe sowie Leitungen mit größerem Querschnitt im Niederdruckkraftstoffsystem verbaut. Außerdem kommt im Traktor eine serienmäßig verfügbare elektrische Motorvorwärmung zum Einsatz, die den Kühlwasserkreislauf und damit den ganzen Motorblock vorheizt. Das erleichtert den Kaltstart bei niedrigen Temperaturen.

Der Aufbau des Praxistests

Der Testtraktor zählt mit seinen 215 PS zur oberen Leistungsklasse, der schwere Bodenarbeiten wie beispielsweise Pflügen verrichten kann. Für die Emissionsmessung in diesem leistungsintensiven Bereich hat ihn das TFZ mit einem sogenannten PEMS (Portables Emissions-Messsystem) ausgestattet. Während Messungen auf dem Prüfstand unter standardisierten und idealisierten Bedingungen stattfinden, erfasst das PEMS die Emissionen direkt im realen Betrieb. Es trägt deshalb dazu bei, die tatsächlichen Umweltwirkungen von Maschinen im Feldbetrieb transparent zu machen. PEMS und Traktor kamen beim Pflügen auf einem Straubinger Praxisbetrieb zum Einsatz (siehe Bild oben).

Abgas­messung: Funktion? Was wird gemessen?

Bei der mobilen Abgasmessung wird ein Teil des Abgasstroms über spezielle Leitungen zu den Analysegeräten geführt. Dort werden die Konzentrationen von CO, CO2, HC, NOx sowie die Partikelanzahl bestimmt. Wie im folgenden Bild zu sehen, sind die Analysatoren zum Schutz vor Staub und Wasser in einer Metallbox untergebracht. Ein Generator sorgt dafür, dass die Geräte unabhängig vom Stromnetz des Traktors mit elektrischem Strom versorgt werden, ohne die Messung zu verfälschen.

„Innenleben“ des PEMS (Portables Emissions-Messsystem) zur Abgasemissionsmessung im Realbetrieb

Seit Einführung der Abgasstufe V im Jahr 2019 ist die Erfassung der Emissionen im tatsächlichen Fahrbetrieb mittels PEMS erforderlich. Konkrete Abgasgrenzwerte hierfür wurden vorerst noch nicht festgelegt. Die Anforderungen an die Überwachung der Emissionen im Realbetrieb geben die Verordnung (EU) 2016/1628 und die delegierte Verordnung (EU) 2017/655 vor.

Gemäß diesen Verordnungen werden bei der Auswertung die Messdaten sekündlich beginnenden Zeitfenstern zugeordnet, die jeweils die gleiche mittlere Arbeit wie im genormten Prüfstandszyklus NRTC abbilden. Die Messung startet, wenn eine Kühlmitteltemperatur von 70 °C erreicht ist oder spätestens 20 min nach Motorstart. Für jedes der Zeitfenster wird die durchschnittliche Emissionskonzentration ermittelt. Die Prüfdauer bei der Realemissionsmessung muss das Fünf- bis Siebenfache der Referenzarbeit des NRTC-Tests umfassen. Aus diesen Anforderungen ergeben sich dann je nach Schwere der Arbeit beziehungsweise Lastanforderung an den Motor Messzeiten für eine Einzelmessung von etwa ein bis zwei Stunden.

Die nachfolgend dargestellten Ergebnisse beschränken sich auf die Stickoxidemissionen, da sie bei modernen Dieselmotoren die wichtigsten Abgasparameter sind. Der gültige NOx-Grenzwert für die Typprüfung am Prüfstand beträgt bei diesem Traktor 0,4 g/kWh. Da für Traktoren im Realbetrieb noch keine Grenzwerte festgelegt sind, kann für die Einordnung der Ergebnisse die Gesetzgebung für Lkw herangezogen werden. Bei Lkw darf der Prüfstandsgrenzwert bei Realemissionsmessungen um nicht mehr als das 1,5-Fache (hier: 0,6 g/ kWh) überschritten werden.

Messergebnisse und Analyse

Die Ergebnisse der Emissionsmessung im Realbetrieb sind in der Grafik dargestellt. Im obersten Teil der Grafik wird die Motordrehzahl des Traktors über die Zeit visualisiert. Deutlich erkennbar ist, dass der Traktor zu Beginn des Arbeitstages eine Phase bei Standgas beziehungsweise schnell wechselnden Drehzahlen durchläuft. Diese Phase ist charakteristisch für den Start des Betriebs (I), in der der Motor während des Anbaus des Pfluges (II) und anderer Vorbereitungen warm läuft und die Fahrt zum Feld (III) erfolgt. Nach dieser initialen Phase folgt eine Reihe von regelmäßig wiederkehrenden Drehzahlmustern, in denen der Traktor mit konstant höheren Drehzahlen (1.600 bis 1.700 min-1) arbeitet. Diese treten auf, wenn der Schlepper am Pflügen ist. Die Bereiche mit niedrigeren Drehzahlen dazwischen (zirka 1.000 min-1) zeigen sich bei den Wendemanövern (IV).

Der darunterliegende Teil der Grafik zeigt den Verlauf der Motorlast real (türkis) und in einer geglätteten Form (blau), die durch die sogenannte Moving-Average-Window-Methode (MAW = Fenster mit gleitendem Mittelwert) berechnet wurde. Auch hier sind die charakteristischen Schwankungen in Form von markanten Plateaus und Tälern zu erkennen. Diese Schwankungen (20 bis 85 %) spiegeln die unterschiedlichen Arbeitslasten wider, die der Motor während der verschiedenen Phasen des Pflügens zeigt.

Im mittleren Teil der Grafik wird die Abgastemperatur über den gesamten Messzeitraum dargestellt. Zu Beginn der Messung ist die Temperatur niedrig (unter 100 °C) und steigt dann kontinuierlich an, während der Traktor seine Arbeit verrichtet. Nach zirka 600 s erreicht der Motor Betriebstemperatur und somit auch die Abgastemperatur ein konstantes Niveau (zirka 300 °C).

Der von oben vierte Grafikteil zeigt die Stickoxidemissionen (NOx) in ppm (parts per million) über den gesamten Verlauf der Messung. Hier wird ein Zusammenhang zwischen der Motorlast und den emittierten Stickoxiden deutlich. Die anfänglich hohen Stickoxidemissionen sinken stark ab, wenn die Abgastemperatur zirka 250 °C überschreitet. Das lässt erkennen, dass das SCR-System damit beginnt, NOx mithilfe der Harnstofflösung AdBlue chemisch zu reduzieren. Dieser Zeitpunkt fällt mit einer Kühlmitteltemperatur von zirka 70 °C zusammen, ab der die Messwerte als gültig in die Auswertung einfließen. Im weiteren Verlauf fällt auf, dass die NOx-Werte kurzzeitig ansteigen, wenn die Last jeweils zu Beginn der Arbeit des Traktors in der Pflugfurche zunimmt. Umgekehrt sinken die NOx-Emissionen geringfügig, wenn die Motorlast bei den Wendemanövern absinkt. Der NOx-Anstieg lässt sich damit erklären, dass durch die kurzfristige Lastanforderung mehr Kraftstoff eingespritzt werden muss. Die entstehenden größeren Mengen an Stickoxiden können aber auf die Schnelle nicht vollständig reduziert werden. Dies ist bedingt durch die Trägheit des SCR-Systems bei der Nachregulierung.

Im untersten Teil der Grafik werden die NOx-Konzentrationen dargestellt, ausgewertet nach der Moving-Average-Window-Methode. Analog zur Stickoxidkonzentration, gemessen in ppm, fallen auch bei der auf die geleistete Arbeit bezogenen NOx-Emission die Werte nach Erreichen der Betriebstemperatur langsam auf ein gleichbleibendes Niveau ab. Der oben beschriebene, aus der Gesetzgebung für Lkw abgeleitete Grenzwert von 0,6 g/kWh konnte bei den durchgeführten Messungen eingehalten werden.


Projektinformationen

Titel: Resilient Food Production with Green Tractors, kurz: ResiTrac

Projektpartner: John Deere (Koordinator), Technologie- und Förderzentrum (TFZ) Straubing, Fachhochschule Bern, Schweiz, ­Versuchszentrum Laimburg, Südtirol/Italien

Projektlaufzeit: Januar 2023 bis Dezember 2025

Finanzierung: EIT Food

Kofinanzierung: Europäische Union

Weitere Infos: https://www.tfz.bayern.de/projekt-resitrac


Fazit

Die aktuelle Untersuchung hat gezeigt, dass die Stick­oxidemissionen des getesteten Pflanzenöltraktors gering sind. Wird zur Orientierung die Abgasgesetzgebung für Lkw herangezogen, würde der zulässige NOx-Grenzwert von dem untersuchten Traktor im Rapsölbetrieb eingehalten werden.

Die mobile Abgasmessung mit PEMS eröffnet eine zusätzliche Dimension bei der Überwachung der Emissionen von Traktoren. Diese Messmethode ermöglicht es, das Abgasverhalten über die Lebensdauer unter realen Bedingungen wiederkehrend zu erfassen und Betriebsphasen höherer Abgaskonzentrationen zu identifizieren. Dies kommt der Weiterentwicklung von Traktoren mit ihrer Abgasnachbehandlungstechnik zugute, insbesondere auch bei der Umstellung auf Erneuerbare Kraftstoffe.

Fit für die Küche

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Wie können gesunde Ernährung, Küchenhygiene und der Umgang mit Lebensmitteln vermittelt werden? Aufgrund der heutigen Strukturen in der Gesellschaft, vor allem in den Familien, stehen Lieferservices eher auf dem Küchenplan als frische Lebensmittel wie Gemüse. In zahlreichen Haushalten wird kaum noch gekocht, die Kinder werden in den Betreuungseinrichtungen verpflegt und in den Schul-Brotdosen finden sich immer öfter zuckrige Müsliriegel.

Ursula Bollig aus Pinneberg ist staatlich geprüfte Ökotrophologin mit zahlreichen Zusatzqualifikationen im Bereich Ernährung und vermittelt seit 2007 die Grundlagen einer gesunden Ernährung an Grundschulen. Annemarie Rohde ist Vorsitzende des KreisLandFrauenverbandes Steinburg und gehört dem LandFrauenverein Hohenlockstedt an. Sie hat sich unter anderem zur Botschafterin heimischer Produkte qualifiziert und ist seit 13 Jahren als externe Fachkraft für Ernährung in Schulen tätig. Gemeinsam haben die beiden Frauen jetzt acht Teilnehmerinnen im Praxistraining für den Ernährungsführerschein unterrichtet.

„Ernährungsbildung sollte ab der ersten Klasse aufsteigend stattfinden, der Bedarf an den Schulen ist da, oft fehlt es aber an Lehrkräften“, weiß Annemarie Rohde aus eigener Erfahrung. Sie hat für den KreisLandFrauenverband Steinburg einen Kooperationsvertag mit dem Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) geschlossen, um weitere Fachkräfte für den Ernährungsführerschein zu schulen und ihr Wissen weiterzugeben. Mit im Boot sind Annika Bilo vom BZfE und Claudia Plinz von der Universität Flensburg, die jetzt in einer Schulung das theoretische Grundwissen bei einem Online-Seminar und vor dem Praxisteil vermittelten. Dabei wurde auch der Aufbau der Ernährungspyramide erarbeitet. Zur gesunden Ernährung gehören täglich sechs Portionen Getränke, fünf Mal Obst und Gemüse, vier Einheiten Kohlehydrate wie Brot, Getreide, Beilagen, je drei Anteile Eiweißlieferanten sowie Öle und Fette und maximal eine Extraleckerei.

In den Schulen arbeiten die Schüler mit einem Arbeitsheft vom BZfE, in dem Kater Cook anschaulich erklärt, wie Küchenhygiene funktioniert, welche Gerätschaften benötigt und leckere Rezepte zubereitet werden. Kleine Rätselaufgaben und fachliche Fragen gehören auch dazu. Insgesamt geht es in fünf bis sechs Einheiten zum Ernährungsführerschein. „Das hängt von den Gegebenheiten in den Schulen ab, ob etwa ein Herd mit Backofen vor Ort ist“, erklärt Rohde. Die „Kartoffel-Einheit“ sieht Backofenkartoffeln und Kartoffelpüree vor. Knabbergemüse mit Schnittlauchquark und Hummus, Nudelsalat, Brotgesichter und auch Obstsalat werden geschnippelt, angerührt und kalt hergestellt, das geht überall. Aber auch diese Rezepte haben ihre eigenen Herausforderungen, wie die Teilnehmerinnen erlebten. Hierbei muss „kindgerecht“ geschnitten werden. Kartoffeln, Wurzeln oder Apfel, alles liegt auf einem Brett mit der Schnittfläche nach unten. „Ich schneide vieles in der Hand, das geht natürlich mit Kindern nicht, da heißt es umdenken“, war die Erfahrung von Nadine Pahnke und Magret Reimers aus Dithmarschen. Sie arbeiten beim Offenen Ganztag St. Michaelisdonn und finden das Konzept des Ernährungsführerscheins gut. „Die Ernährungsgewohnheiten sind meist nicht gesundheitsfördernd, oft sehr süß, wir wollen versuchen, die Brotdosen in Dithmarschen mit gesunden Produkten aus der Region aufzuhübschen“, sagt Nadine Pahnke.

Der Krallengriff erfordert Übung, schont aber die Finger.

Im praktischen Seminarteil bereiteten die Teilnehmerinnen in vier Gruppen ein Drei-Gang-Menü zu. Als Vorspeise wurden Gemüse­sticks mit Kräuterquark und Brotgesichter gereicht. Bunter Nudelsalat in zwei Varianten und knus­prige Backofenkartoffeln gab es als Hauptgericht. Den Abschluss bildete Schlemmerquark, ebenfalls zwei Versionen mit unterschiedlichem Obst. „Zebragurken schmecken immer besser“, hatte Ursula Bollig zuvor erklärt. Dabei wird die Schale mit einem Sparschäler in schmalen Streifen geschält, wobei immer ein grüner Streifen stehen bleibt. Sie und Annemarie Rohde zeigten, wie im Tunnel- oder Krallengriff fingerschonend geschnitten wird. Sie gaben Tipps und Tricks aus ihren eigenen Erfahrungen weiter. Nach dem gemeinsamen Essen überreichten sie die Zertifikate für das Praxistraining und boten an, an ihren eigenen Praxistagen in den Schulen zu hospitieren, um selbst Erfahrungen zu sammeln. sko

Unsichtbare Arbeit sichtbar machen

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Die ehrenamtlich besetzten Fachausschüsse der Landwirtschaftskammer geben Impulse in die hauptamtliche Arbeit der Fachbereiche, das gilt auch für die Arbeitnehmerberatung. In diesem Jahr widmete sich der Fachausschuss dem Thema „Mental Load“. Annkathrin Meenken-Sievers, Beraterin bei der Landwirtschaftskammer, stellte die Wichtigkeit für eine Auseinandersetzung von Betrieben und Arbeitnehmenden in Landwirtschaft und Gartenbau mit diesem sensiblen Thema heraus.

„Wer hat sich schon einmal Gedanken gemacht, welche mentale Leistung allein in einem Einkauf stecken kann?“ So startete Prozessberaterin Annkathrin Meenken-Sievers in ihren Vortrag. „Wenn man es genauer betrachtet, scheint jeder einzelne Gedanke zwar nicht viel, aber in der Masse zeigt sich eine umfängliche – nicht sichtbare – Gedankenleistung.“

Annkathrin Meenken-Sievers, Beraterin bei der Landwirtschaftskammer SH, referiert zum Thema „­Mental Load“ in der Arbeitswelt.

Mental Load – was ist das?

„Mental Load“ bezeichnet also die unsichtbare Last alltäglicher Verantwortung. Dazu gehören die Organisation von Haushalt und Familie im Privaten, Koordination und Organisation im Beruflichen sowie die Pflege von Beziehungen und das Aufgreifen von Bedürfnissen und Befindlichkeiten in beiden Bereichen. Oft sind vor allem Frauen davon betroffen, insbesondere dann, wenn sie eine Doppelrolle in Haushalt und Beruf übernehmen. Kognitive Arbeit wird zum Mental Load, wenn sie emotionale Belastungen für die betreffende Person mit sich bringt. Dies macht auch deutlich, dass Mental Load alle Menschen treffen kann, die ohne Pause unsichtbare gedankliche Arbeit in ihrem Umfeld leisten. Im beruflichen Kontext zeigt es sich auch dadurch, dass in den letzten Jahren psychische Krankheiten als dritthäufigster Grund für Fehlzeiten angegeben werden. Die Gesunderhaltung von Mitarbeitenden ist somit zu einem wichtigen betriebswirtschaftlichen Faktor geworden.

Auch ein Thema im Agrarbereich

Auch Beschäftigte in Landwirtschaft und Gartenbau stehen nicht selten unter starkem Druck, angefangen bei der Witterung bis hin zu starkem Arbeitsanfall in Spitzenzeiten und hoher Flexibilität in Arbeitsabläufen. Die Identifikation von Mental Load ist aber schwierig, da neben vielen unsichtbaren, nie abgeschlossenen To-dos eine Menge an Mikroaufgaben auf den Betroffenen lastet, die im Einzelnen zwar nicht aufwendig erscheinen, sich in der Masse jedoch auswirken. „Da kann das Geschenk für die Schwiegermutter schon einmal zu viel sein“, so die Referentin. Zur Veranschaulichung füllte sie ein Glas mit Tennisbällen, die Aufgaben und Gedankenarbeit symbolisierten, und zeigte, wie schnell das System überfordert ist, wenn das Glas zu voll wird.

Interessiert hören der Ausschussvorsitzende und Vizepräsident der Landwirtschaftskammer, Arno Carstensen, sowie die Geschäftsführerin des Ausschusses, Dana Ohm, den Ausführungen der Referentin zu.
Ausschussmitglied und Mitglied im Kammervorstand Claudia Jürgensen (r.) und Arbeitnehmerberaterin Sabine Magens überlegen gemeinsam, wie das Thema in die Fläche getragen werden kann.

Auch fehlende Anerkennung für Leistungen und eigene Glaubenssätze verstärken das Problem. Mental Load kann zu vielfältigen gesundheitlichen Beeinträchtigungen wie Schlafstörungen, Migräne oder erhöhtem Blutdruck führen. Fortschreitend kann dies zu Burn-out, Depressionen oder Angstzuständen führen, was in der Landwirtschaft vergleichsweise häufig der Fall ist. Daher ist es wichtig, sich präventiv beziehungsweise frühzeitig damit auseinanderzusetzen. Dies kann konkret durch die Stärkung der eigenen Resilienz geschehen. Optimismus, Akzeptanz, Lösungsorientiertheit, gute Bindungen und Netzwerke gehören hier genauso dazu wie Selbstfürsorge, positive Zukunftspläne und die Fähigkeit, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. All dies erfordere laut der Referentin viel innere Arbeit. Aber auch die äußeren Faktoren müssten entsprechend angepasst werden.

Was Kollegen und Betriebe tun können

Als Schritte für mehr Entlastung im Kollegium schlug die Beraterin vor, unsichtbare Arbeit zu thematisieren, Aufgabenpakete zu definieren, Projekte ausgewogen zu verteilen, regelmäßig Rückblicke zu veranstalten und sich gegenseitig Dank und Wertschätzung entgegenzubringen. Betriebe können unterstützen, indem sie klare Strukturen schaffen, die Kommunikation verbessern, Dokumentationen erleichtern, Verantwortung gerechter verteilen, Arbeits- und Erholungszeiten einhalten und die Gesundheit der Mitarbeitenden ernst nehmen. Die Referentin betonte, dass die Selbstfürsorge immer oberste Priorität haben sollte. „Es ist wichtig, sich selbst und die Signale des Körpers ernst zu nehmen, um leistungsfähig zu bleiben. Je tiefer man in die Burn-out-Spirale gerät, desto schwieriger wird der Weg heraus.“

Nach Ermunterung der Referentin vereinbarten der Fachausschuss und die Arbeitnehmerberaterinnen, dem Themenbereich Mental Load mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Neben einer intensiveren Aufklärung durch Artikel oder Beiträge wären entsprechende Weiterbildungsangebote für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sowie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer denkbar.

Abschließend stellte die Referentin Hilfsangebote für präventive und akute Situationen vor. Diverse Angebote von Krankenkassen, Beratungsstellen und weiteren Institutionen sowie der SVLFG stünden bereits zur Verfügung. Eine Übersicht über mögliche Hilfsangebote ist dem Internetauftritt der Arbeitnehmerberatung unter https://www.lksh.de/beratung/arbeitnehmerberatung zu entnehmen.


Weitere wichtige Infos aus der Arbeitnehmerberatung
kurz zusammengefasst:

Zahlen der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sowie der Ausbildungsverträge in den Grünen Berufen in Schleswig-Holstein bleiben konstant

Umstellung des Arbeitnehmer-Rundbriefs auf E-Mail für das kommende Jahr geplant

Überarbeitung des Jobportals der Landwirtschaftskammern: Die „neue“ Agrarjobbörse geht Ende des Jahres online.

Fortführung der Arbeitnehmer-Onlinetage im Februar 2026;
Schwerpunkte diesmal: Altersvorsorge und Themen aus dem ­Arbeitsrecht

„Mitarbeiter verstehen und Potenziale nutzen“ – spannendes ­Seminarangebot für Arbeitgeber im Februar 2026 in Planung


Mercosur: Fluch oder Segen?

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Am 3. September hat die Europäische Kommission dem Europäischen Rat die endgültige Fassung des EU-Mercosur-Abkommens zur Ratifizierung vorgelegt. Der 25 Jahre andauernde Verhandlungsmarathon mit dem südamerikanischen Staatenbund, dem Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay angehören, kam damit zu seinem vorläufigen Ende. Allerdings wird das Freihandelsabkommen der EU mit den Mercosur-Staaten wohl nicht mehr in diesem Jahr in Kraft treten, das hat Dänemarks Außenminister Lars Løkke Rasmussen deutlich gemacht. Vor dem Hintergrund zunehmender aktueller Handelskonflikte erklärte der dänische Minister, dass man, auch wenn man weltweiten Freihandel bevorzuge, nicht naiv sein dürfe. Es gelte, durch derartige Abkommen neue Partnerschaften zu schließen. Weitere Freihandelsabkommen sind laut EU-Handelskommissar Maroš Šefčovič mit Mexiko und Indonesien sowie mit Indien, Thailand, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Malaysia und den Philippinen geplant. Übrigens müssen, wie bei allen Freihandelsabkommen, auch die aus dem Mercosur eingeführten Agar- und Lebensmittelerzeugnisse den strengen EU-Standards entsprechen, weil diese für alle in der EU verkauften Produkte gelten, unabhängig davon, ob sie im Inland erzeugt oder importiert werden.

Mercosur öffnet Märkte

Insbesondere die Bundesregierung betrachtet das Abkommen als einen Meilenstein, um sich im geopolitischen Konkurrenzkampf zu behaupten und neue Märkte zu öffnen beziehungsweise zu sichern. Durch das Freihandelsabkommen mit dem Mercosur bekommen deutsche Unternehmen einen freien, regelbasierten Zugang zu einem Markt mit 265 Millionen Konsumenten. Die jetzt noch durch hohe Zölle abgeschotteten Mercosur-Länder haben großen Modernisierungsbedarf. Derzeit ist der Zollsatz für Industriegüter in Argentinien und Brasilien mehr als dreimal so hoch wie in der EU. Auch Chinas Bedeutungszuwachs in der Region wird von Berlin und Brüssel mit Sorge beobachtet. Stammte der größte Teil der Mercosur-Importe bis 2017 noch aus der EU, importieren die vier südamerikanischen Staaten inzwischen Güter im Wert von 25 Mrd. US-$ mehr aus China als aus der EU.

Landwirtschaft profitiert auch indirekt

Eine jetzt im „Journal of Agricultural Economics“ veröffentlichte Studie kommt zu dem Schluss, dass einige Bereiche, wie die Milchbranche oder die Ölsaaten­industrie, vom Abkommen sogar profitieren könnten. Berücksichtige man zusätzliche Arbeitsplätze, die durch das Abkommen in Europa geschaffen würden, seien weitere indirekte positive wirtschaftliche Effekte für die europäische Landwirtschaft zu erwarten. Auch erwartet man positive Auswirkungen auf den EU-Haushalt durch einen Anstieg des Bruttonationaleinkommens. Auch gesamtwirtschaftlich profitiere die EU-Wirtschaft insbesondere ­dadurch, dass die Mercosur-Staaten ihre bislang hohen Zölle auf Industriegüter senkten. Die erwarteten Exportzuwächse nach Südamerika dürften in der EU zu entsprechenden Einkommenssteigerungen führen, insbesondere durch einen Zuwachs an Arbeitsplätzen. Dadurch werde auch der Konsum von Rindfleisch und anderen Agrarprodukten angekurbelt. Insgesamt sollte der Effekt auf den Agrar- und Ernährungssektor positiv sein.

Alternative Fettquellen in der Kälberfütterung

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Ein Projekt in drei Bundesländern testet eine vielversprechende Alternative im Milchaustauscher. Palm- und Kokosöl gehören seit Jahren zu den gängigen Fettquellen in Milchaustauschern (MAT) für Kälber. Doch mit zunehmender Kritik an deren ökologischen Auswirkungen rückt die Suche nach heimischen, nachhaltigen Alternativen stärker in den Fokus. Ein länderübergreifendes Forschungsprojekt aus Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern hat untersucht, ob sich eine Kombination aus Raps- und Insektenöl als Ersatz eignet – mit interessanten Ergebnissen.

Bereits seit 2020 laufen in verschiedenen Bundesländern Einzelprojekte, die alternative Fettquellen in der Tränkkälberfütterung prüfen. Erste Versuche mit Sonnenblumenöl, Schweineschmalz oder teilgehärtetem Rapsöl zeigten teils deutlich schlechtere Fütterungsergebnisse im Vergleich zu den bewährten MAT mit Palm- und Kokosöl (Fischer et al. 2021, 2023). Auf dieser Grundlage entwickelten die beteiligten Institutionen ein gemeinsames Projekt: Untersucht wurde, ob sich ein MAT mit Raps- und Insektenöl aus der Schwarzen Soldatenfliege (Hermetia illucens) in der Praxis als gleichwertig oder besser erweist. Der Fokus lag auf Tränkeaufnahme, Lebendmassezunahmen (LMZ) und Gesundheitsverlauf.

Aufbau des Versuchs

Die Datenerhebung erfolgte auf zwei Milchviehbetrieben mit eigener Nachzucht. Ein Betrieb in Sachsen-Anhalt hielt rund 690 Tiere, der andere in Mecklenburg-Vorpommern etwa 400 Tiere. Im Zeitraum von November 2023 bis Juni 2024 wurden insgesamt 154 weibliche Kälber der Rasse Deutsche Holsteins mit einer Geburtsmasse von mindestens 29 kg in die Studie einbezogen. Kälber, die vor Beendigung des Untersuchungszeitraums ausfielen, wurden nicht in die Auswertung einbezogen. In beiden Betrieben kamen Tränkautomaten (TA) zum Einsatz, die eine tierindividuelle Versorgung gemäß einheitlichem Fütterungsplan ermöglichten. Der Fütterungsversuch wurde mit dem Ende des Abtränkens des letzten Kalbes abgeschlossen.

Vergleich verschiedener Haltungen

In Sachsen-Anhalt erfolgte die Einzelhaltung der Kälber unter Außenklimabedingungen mit Fütterung über zwei Tränkautomaten per Calf­Rail (CR). Ab dem zweiten Lebenstag wurden sie hier abwechselnd der Kontrollgruppe (Palm-/Kokosöl-MAT) oder der Versuchsgruppe (Raps-/Insektenöl-MAT) zugeordnet. Ebenso erhielten die Kälber in den Einzelboxen Wasser und eine Trocken-TMR (totale Mischration). Ab der vierten Lebenswoche wurden sie in einen geschlossenen Stall in Gruppen von bis zu zwölf Tieren umgestallt und über Tränkautomaten weiter mit dem entsprechenden MAT versorgt. Zusätzlich wurden den Tieren pelletiertes Kälberstarterfutter, Heu und die TMR laktierender Kühe angeboten.

In Mecklenburg-Vorpommern wurde ein anderes Konzept verfolgt: Nach der Kolostralphase im Einzeliglu kamen die Kälber in ein sogenanntes Kälberdorf für die Aufzucht. Hier wurde das Konzept der frühen Gruppenhaltung umgesetzt, bei einer Gruppenstärke von bis zu 13 Tieren mit je einer Tränkestation, wobei sich zwei Gruppen entsprechend einen Tränkautomaten teilten. Die Versuchs- und Kontrollgruppe erhielten die identischen MAT wie in Sachsen-Anhalt. Im weiteren Verlauf der Aufzucht kam es betriebsbedingt zu einer Umstellung in die sogenannten Carports. Eine parallele Haltung mit einer Kontrollgruppe war nicht mehr möglich, sodass alle Kälber ausnahmslos mit dem MAT auf Basis von Raps- und Insektenöl gefüttert wurden.

Herstellung der Milchaustauscher

Die MAT wurden standardisiert produziert: Eingedickte Magermilch wurde mit den jeweiligen Ölen gemischt, pasteurisiert, homogenisiert und sprühgetrocknet. Die fertigen Produkte wurden regelmäßig (insgesamt je sieben Mal) beprobt und auf Rohnährstoffe analysiert. Die milchhaltigen Ausgangsstoffe der beiden MAT stammten aus unterschiedlichen Produktionschargen. Zusätzlich untersuchte das Thüringer Landesamt in Jena die Größe der Fetttröpfchen mikroskopisch. Die mikroskopische Analyse ergab eine feine und gleichmäßige Verteilung der Fetttröpfchen (unter 10 µm) in beiden MAT. Dies kann ein positives Zeichen für eine ähnlich gute Verdaulichkeit sein. In der Praxis zeigte sich kein Unterschied im Handling: Schütt- und Rieselfähigkeit waren bei beiden Varianten zufriedenstellend, sodass eine genaue Dosierung in die Mixbecher möglich war.

Das Rohfett der Larven ist ein wertvoller Bestandteil, der je nach Aufbereitungsprozess variiert. Foto: Landpixel

Beide MAT-Varianten zeigten vergleichbare Rohfett- und Rohproteinwerte. Unterschiede gab es in der Fettsäurezusammensetzung: Der Anteil kurzkettiger Fettsäuren (C4:0 bis C6:0) lag mit nur 0,1 bis 0,2 % deutlich unter dem typischen Butterfett-Niveau (5 bis 7 %). Aus Sicht der Tierernährung sind kurzkettige Fettsäuren wie Buttersäure (C4:0 bis C6:0) besonders wertvoll. Das sollte vor allem dann beachtet werden, wenn bei der Herstellung von Milchaustauschern Fremdfette zum Einsatz kommen. Denn bei jungen Kälbern ist im Speichel ein Enzym aktiv, das bevorzugt diese kurzkettigen Fettsäuren aus dem Fett spalten kann – und zwar bereits im Labmagen. Voraussetzung dafür ist, dass sich dort ein festes Eiweißgerinnsel (Koagel) bildet, in dem das Enzym wirksam werden kann. Laut Gürtler (1988) können so bis zu 30 % des enthaltenen Butterfettes schon im Labmagen verdaut werden. Ebenfalls auffällig war das stark erhöhte Verhältnis von Linol- zu Linolensäure: in der Kontrollgruppe etwa 18:1, in der Versuchsgruppe rund 6:1 (zum Vergleich: Butterfett 1,5:1). Hohe Linolsäureanteile stehen im Verdacht, bei Kälbern das Risiko für Durchfall und Pneumonien zu erhöhen – ein möglicher Einflussfaktor, der weiterer Forschung bedarf. Der Vergleich mit den Butterfett-Komponenten erfolgt, um einen Vergleich zur (hier nicht angewandten) Vollmilch-Fütterung herstellen zu können.

Ergebnisse aus Sachsen-Anhalt

In der Einzelhaltung mit CalfRail-­System erreichten die Kälber der Versuchsgruppe eine signifikant höhere Tränkeaufnahme – im Schnitt 0,5 l mehr pro Tier und Tag während der Ad-libitum-Fütterung. Im Verlauf der 44-tägigen Abtränkphase verringerte sich der Unterschied zwischen beiden Gruppen. Über den gesamten Zeitraum von 84 Tränketagen entsprach das rund 21 l beziehungsweise 3,3 kg Milchaustauscher mehr pro Kalb (siehe Abbildung 1).

Auch die Lebendmassezunahme (LMZ) war in der Hochtränke-Phase unter Außenklima-Bedingungen geringfügig höher. Nach der Umstellung in den Aufzuchtstall glichen sich die Unterschiede aus. Die Zunahmen beider Gruppen waren unter Außenklimabedingungen sichtlich höher als im geschlossenen Stall. Beide Gruppen lagen jedoch in einem moderaten Bereich zwischen 700 und 800 g täglicher LMZ (siehe Abbildung 2). Insgesamt waren Tränkeaufnahme und Wachstum der Kälber in beiden Gruppen vergleichbar, mit leichtem Vorteil für den Raps-/Insektenöl-MAT. Dies zeugt von einer guten Annahme der neuen Kombination durch die Kälber, wenngleich das Klima einen deutlichen Einfluss auf die Entwicklung haben kann.

Ergebnisse aus Mecklenburg-Vorpommern

Hier fiel besonders die Gruppe in der Carport-Haltung auf: Diese Kälber wurden ausschließlich mit dem Versuchs-MAT gefüttert und zeigten die höchsten täglichen Zunahmen (durchschnittlich 966 g). Im Kälberdorf dagegen – mit Verfütterung beider MAT – traten häufiger Atemwegserkrankungen, Fieber und Durchfall auf. Die Versuchsgruppe erreichte hier 783 g Zunahme pro Tier und Tag, die Kontrollgruppe 876 g. Trotz höherem Zuwachs war die Krankheitsrate in der Kontrollgruppe deutlich höher. Die Tränkeaufnahme in den beiden Gruppen war dennoch vergleichbar gut (siehe Abbildung 3). Die Art der Haltung beeinflusste somit maßgeblich die Ergebnisse. Die Kombination aus MAT-Qualität und Umweltbedingungen entscheidet offenbar über den Erfolg in der Kälberaufzucht.

Fazit

Die Suche nach alternativen Fettquellen in der Kälberfütterung rückt zunehmend in den Fokus, nicht zuletzt aufgrund der wachsenden Kritik an Palm- und Kokosöl. Beide Rohstoffe stehen aufgrund ökologischer Bedenken, etwa in Bezug auf Anbauflächen und Nachhaltigkeit, in der Kritik. Raps- und Insektenöl könnten hier eine zukunftsfähige Alternative bieten. In einem Fütterungsversuch mit Milchaustauschern auf Basis dieser beiden Fette zeigte sich ein vielversprechendes Bild: Kälber, die mit der neuen MAT-Variante versorgt wurden, nahmen die Tränke gut auf und entwickelten sich hinsichtlich ihres Körpergewichtes und der Vitalität mindestens ebenso gut wie Tiere in der Kontrollgruppe. In einzelnen Fällen waren sogar bessere Lebendmassezunahmen, Tränkeaufnahmen und eine stabilere Gesundheit zu beobachten. Besonders das Insektenöl sticht hervor – nicht nur durch seine ernährungsphysiologische Eignung, sondern auch durch seine ressourcenschonende Erzeugung. Die Aufzucht der Insektenlarven benötigt weniger Fläche und ist effizient. In Kombination mit heimischem Rapsöl ergibt sich damit eine nachhaltige Fettmischung, die den Anforderungen moderner Nutztierhaltung gerecht werden kann. Allerdings gilt es, die bisherigen Erkenntnisse weiter zu untermauern. Für eine fundierte Bewertung sind langfristige Untersuchungen unter Praxisbedingungen notwendig. Erst mit einer breiteren Datenbasis lassen sich verlässliche Empfehlungen für den flächendeckenden Einsatz solcher MAT-Produkte in der Kälberaufzucht ableiten.

Henrike Bader, Bernd Fischer, Nicole Sturm, Susanne Schütze, Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen-Anhalt

Sarah Rehber, Jana Flor, Andreas Steffen, Peter Sanftleben, Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern

Silke Dunkel, Katrin Trauboth, Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum

Ein Drittel der Rüben ist verarbeitet

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Die Zuckerrübenkampagne zeigt sich bislang von ihrer positiven Seite: Gut ein Drittel der Rüben aus Schleswig-Holstein wurde bereits im Werk Uelzen verarbeitet. Die angelieferten Partien weisen momentan mit durchschnittlich 17,5 % Pol eine hohe Qualität auf. Auch der Erdanhang der bisher gelieferten Rüben ist erfreulich niedrig. Dadurch werden das Rübenerdemanagement und die Abwasserstrecke im Werk deutlich weniger belastet als in den vergangenen Jahren, sodass das Werk effizient und auf hohem Niveau arbeiten kann.

Innerhalb Schleswig-Holsteins ist die Varianz im Zuckergehalt gering. Lediglich im Süden des Landes sind die Rüben etwas süßer. Auch die Erträge liegen insgesamt auf einem guten Niveau. Besonders im September und Anfang Oktober konnten unter günstigen Bedingungen tägliche Zuwächse von bis zu 0,5 t/ha Rübenertrag erzielt werden – keine Seltenheit in diesem Jahr. Ab Anfang November ist das Wachstum jedoch weitgehend abgeschlossen.

Wer die eigenen Erträge einordnen möchte, findet im CropConnect unter „Kampagne“ nicht nur die eigenen Daten, sondern auch die Datei „Naturraumergebnisse 2025“. Diese bietet eine gute Vergleichsbasis zur regionalen Einordnung der eigenen Flächen.

Aufgrund des niedrigen „Überrübenpreises“ und gleichzeitig überdurchschnittlicher Erträge wurde in einigen Fällen eine alternative Verwertung der Rüben empfohlen. Für den Fall, dass nicht alle Rüben nach Uelzen geliefert wurden, wird darum gebeten, den ungefähren Umfang der nicht gelieferten Mengen dem zuständigen Anbauberater mitzuteilen. Diese Information ist wichtig, um korrekte Ertragsdaten für zukünftige Empfehlungen der Anbaufläche hinterlegen zu können. Die nicht registrierten Mengen sorgen dafür, dass eventuell mehr Fläche als notwendig für die Vertragsmenge angebaut werden muss.

Ein weiteres zentrales Thema ist die Rodung. Rüben, die länger als vier Wochen am Feldrand gelagert werden sollen, sollten unter möglichst günstigen Bedingungen gerodet werden. Um die Lagerdauer zu begrenzen, empfiehlt es sich, die Rodung in Lieferreihenfolge vorzunehmen. Dementsprechend sollten die zuletzt zu liefernden Rüben auch zuletzt gerodet werden. Ziel ist eine verlustarme Lagerung in der Miete. Die Rüben sollten trocken, mit geringem Erdanhang und möglichst unverletzt in die Miete gelegt werden. Dies bildet die Grundlage für eine lagerstabile Qualität und geringe Zuckerverluste. Unter optimalen Bedingungen liegt der Verlust von Zucker in der Miete bei zirka 150 g/t am Tag. Bei ungünstigen Bedingungen steigt dies um mehr als das 1,5-Fache.

Das ungefähre Ende der aktuellen Kampagne liegt voraussichtlich Mitte Januar und damit deutlich früher als in der vergangenen Kampagne.