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Auswirkungen der Stickstoffdüngeintensität auf die Silage

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In einem dreijährigen Feldversuch (2020 bis 2022) wurden am Standort Schuby Anbauverfahren zur Etablierung von Zichorie und Spitzwegerich in einem schnittgenutzten Kleegrasbestand untersucht. Dabei wurden unterschiedliche Stickstoffdüngeintensitäten realisiert. Doch wie wirkt sich das auf den Futterwert und die Silierbarkeit aus?

Hintergrund für den Feldversuch waren verschiedene Studien, die gezeigt haben, dass durch die Nutzung artenreicherer Grünlandbestände mit Kräutern wie Zichorie und Spitzwegerich eine Steigerung und Sicherung der Erträge insbesondere unter trockenen Bedingungen möglich ist. Speziell in Weidesystemen wurden solche Mischungen intensiv getestet, jedoch fehlten belastbare Ergebnisse zur intensiven Schnittnutzung.

Der Kräuter-Kleegras-Gemengeanbau wurde am Standort Schuby von 2019 bis 2022 in einem Parzellenversuch mit zwei Düngeintensitäten getestet. Spitzwegerich zeichnet sich durch einen guten Futterwert, eine hohe Schmackhaftigkeit und eine tiefe Wurzelbildung aus, was ihn toleranter gegenüber Trockenheit macht. Fotos: Janina Januschewski

Der Feldversuch am Standort Schuby

Im Herbst 2019 erfolgte die Aussaat von Zichorie und Spitzwegerich im Gemenge mit Deutschem Weidelgras und Weißklee im Streifen- und Mischanbau. Als Vergleichsvariante diente Deutsches Weidelgras für sich beziehungsweise als Kleegrasgemenge. Es wurden zwei Stickstoff (N)-Düngeintensitäten realisiert: N1 mit 40 kg N/ha im Jahr sowie N2 mit 220 beziehungsweise 320 kg N/ha im Jahr. Es erfolgte eine intensive Schnittnutzung (drei bis fünf Schnitte), Trockenmasseerträge wurden erhoben sowie Rohprotein- und Rohfasergehalte analysiert. Vor jeder Ernte mit dem Parzellenvoll­ernter wurden per Hand eine Teilfläche pro Parzelle beprobt und die Biomasse fraktioniert, um die Artenanteile zu bestimmen.

Die Ergebnisse des Feldversuches wurden bereits in der Bauernblatt-Ausgabe 49/2024 ausführlich dargestellt. Für die durchgeführten Versuche zur Silierbarkeit war insbesondere die Erkenntnis relevant, dass das Anbausystem (Streifen-/Mischanbau) keinen Einfluss auf die Artenzusammensetzung der Gemenge und den Trockenmasseertrag hatte.

Varianten und Durchführung des Silierversuches

Zur Durchführung des Silierversuches wurde der dritte Aufwuchs des Jahres 2022 der Kleegras- (Mix 1) und der Gemengeparzellen (Mix 2) beider N-Düngestufen ausgewählt (Tabelle 1). Das Erntegut der Parzellen des Kräuter-Kleegras-Gemenges aus den beiden Anbauvarianten wurde jeweils vereint, um ausreichend Material für die Silierung in Weckgläsern zur Verfügung zu haben.

Das Erntegut wurde angewelkt und mit einem Probenhäcksler auf eine Partikelgröße von 1 bis 2 cm geschnitten. Proben des frischen Materials wurden auf ihre Inhaltsstoffe analysiert, um Aussagen zur Silierfähigkeit treffen zu können. Foto: Dr. Susanne Ohl

Das Erntegut wurde nach dem Transport nach Futterkamp bis zu einem Trockenmasse (TM)-Gehalt von 35 bis 38 % angewelkt, auf 1 bis 2 cm geschnitten und in jeweils zwei Portionen à 5 kg abgewogen. Während eine Portion mit einem Siliermittel beimpft wurde, das sowohl homo- als auch heterofermentative Milchsäurebakterien (MSB) enthielt, diente die zweite Portion als unbeimpfte Kontrolle. Das Erntegut wurde in Weckgläser mit 0,5 l beziehungsweise 1,7 l Volumen gefüllt und gut verdichtet (190 kg TM/m³). Die Gläser wurden luftdicht verschlossen, gewogen und bei 25 °C gelagert. Proben des frischen Erntegutes wurden auf den Futterwert, die Gehalte an Zucker und Nitrat, Pufferkapazität und den Besatz mit MSB, Hefen und Schimmelpilzen untersucht.

Nach dreitägiger Lagerdauer wurden die kleineren Gläser bereits geöffnet und der pH-Wert bestimmt, um die Ansäuerungsgeschwindigkeit abzubilden. Das Öffnen der größeren Gläser erfolgte nach 90 Tagen nach nochmaligem Wiegen. Mithilfe der Wiegungen lassen sich die während der Silierung auftretenden TM-Verluste quantifizieren. Die Silagen wurden entnommen, auf den Futterwert, Gärsäuren und Alkohole sowie die hygienische Qualität untersucht. Eine Teilprobe wurde jeweils unter Lufteinfluss gelagert, um die aerobe Stabilität zu messen.

Für den Silierversuch wurde eine Teilmenge mit einem biologischen Siliermittel beimpft. In der Kontrollvariante wurde lediglich Wasser versprüht, um vergleichbare Bedingungen zu realisieren. Foto: Dr. Susanne Ohl
Für den Silierversuch wurde das Erntegut in Weckgläser gestopft und luftdicht verschlossen. Die kleineren Gläser wurden nach drei Tagen, die größeren nach 90 Tagen geöffnet. Foto: Dr. Susanne Ohl
Die pH-Wert-Bestimmung nach drei Tagen ermöglicht Aussagen zur Ansäuerungsgeschwindigkeit. Bis zur Auslagerung der Silagen nach 90 Tagen sinkt der pH-Wert durch die gebildete Milchsäure weiter ab. Foto: Dr. Susanne Ohl

Siliereignung des Ausgangsmaterials

Verglichen mit den anderen Schnittterminen 2022 und über alle Versuchsjahre fielen die Erträge mit 9,3 bis 11,1 dt TM/ha, bedingt durch die geringen Niederschlagsmengen, eher gering aus (Tabelle 2). Die Fraktionierung der Pflanzenarten ergab höhere Klee- und geringere Grasanteile in den minimal gedüngten Mischungen. Eine höhere N-Düngung führte zu einem deutlichen Rückgang des Klees. Im Kräuter-Kleegras-Gemenge machten Zichorie und Spitzwegerich in der Variante N1 zusammen einen Anteil von 11,1 % am TM-Ertrag aus, in der Variante N2 stiegt der Anteil auf 16,5 %.

Die Ergebnisse der Inhaltsstoffanalyse passen zu den Fraktionsanteilen (Tabelle 3). Höhere Klee- und Kräuteranteile bedingen höhere Rohprotein- und Aschegehalte sowie eine höhere Pufferkapazität, die geringeren Zuckergehalten gegenübersteht. Höhere Anteile an Deutschem Weidelgras führen zu höheren Zucker- und niedrigeren Rohproteingehalten, aber auch zu einer verringerten Pufferkapazität. Hohe Pufferkapazitäten bei geringen Zuckergehalten erschweren die Silierung, das Risiko für Fehlgärungen steigt. Ab Vergärbarkeitskoeffizienten (VK) über 45 ist das Siliergut als leicht silierbar anzusprechen. Anwelken des Ernteguts führt zu einer Aufkonzentration des Zuckers im frischen Erntegut und zur Erhöhung des VK. Für den Silierversuch wurden TM-Gehalte zwischen 35,3 und 38,7 % erzielt, dadurch ergaben sich VK von 53 bis 79, wodurch sich gute Silagequalitäten erwarten ließen.

Ergebnisse des Labor-Silierversuches

Die Futterwertparameter der Silagen der Mischungen, mit oder ohne Kräuter, entsprachen der Zusammensetzung des Ausgangsmaterials und ließen den Einfluss des N-Düngungsgrades deutlich erkennen (Tabelle 4). Höhere Anteile an Weißklee der N1-Varianten bedingten auch bei den Silagen höhere Rohproteingehalte (bis 15,8 %), wohingegen die grasreicheren Mischungen der N2-Varianten höhere Energiegehalte aufwiesen (bis 6,6 MJ NEL/kg TM).

Im sogenannten ASTA-Test werden die Silagen auf ihre aerobe Stabilität untersucht. Neben der Temperaturmessung geben eine visuelle Bonitur sowie der pH-Wert vor und nach dem Test Auskunft über den Verderb. Hier ist der Hefebefall klar als weiße Pünktchen zu erkennen. Foto: Dr. Susanne Ohl

Die erfolgreich angewelkten Mischungen zeigten eine schnelle und intensive Senkung des pH-Werts, die durch eine effiziente Milchsäureproduktion (4,0 bis 8,4 % der TM) verursacht und durch die Zugabe des biologischen Siliermittels noch verstärkt wurde. Durch die intensive Fermentation wurde der Zuckergehalt deutlich reduziert. Alle Silagen waren buttersäurefrei, auch Fehlgärungen durch Hefen konnten weitestgehend vermieden werden (Ethanol unter 1 % der TM). Das spiegelte sich auch in den TM-Verlusten wider, die für alle Silagen in einem ähnlichen Bereich lagen (4,0 bis 4,6 %).

Während der aeroben Lagerung über zehn Tage konnte mit Ausnahme der mit MSB beimpften Silagen von Mix 1 Stufe N1, die einen sehr niedrigen Essigsäuregehalt von 0,8 % aufwiesen, keine durch Hefen bedingte Nacherwärmung beobachtet werden. Das konnte einerseits auf die meist geringen Keimgehalte und andererseits auf die Essigsäuregehalte (1,1 bis 1,9 %) zurückgeführt werden. Allerdings zeigten einige Silagen trotzdem visuellen Verderb durch Schimmelpilze und einen leichten pH-Wert-Anstieg.

Fazit

Die N-Düngeintensität wirkte sich bei beiden Mischungen mit und ohne Kräuteranteil insbesondere auf den Weißkleeanteil und dadurch auf den Protein-, Zucker- und Energiegehalt des Ernteguts und der Silagen aus. Höhere Proteingehalte hatten eine erhöhte Pufferkapazität zur Folge, durch erfolgreiches Anwelken konnten Fehlgärungen vermieden werden. Die Verwendung eines biologischen Siliermittels führte aufgrund der effizienten Milchsäuregärung zu einer schnelleren und intensiveren pH-Wert-Absenkung.


Aus Schleswig-Holstein in die Welt

Da die Versuchsergebnisse zum Futterkräuter-Kleegras-Gemengeanbau nicht nur für die heimische Grünlandbewirtschaftung von Interesse sind, wurden sie auf der 20. Internationalen Silagekonferenz (21. bis 24. Juli 2025) in Gainesville, Florida, im Rahmen einer Posterpräsentation vorgestellt. Die Präsentation übernahm in Vertretung Dr. Kirsten Weiß, Mitarbeiterin der Humboldt-Universität Berlin.

https://www.lksh.de/landwirtschaft/futter-und-substratkonservierung/futter-/substratkonservierung

Mehr zur Konferenz unter www.isc2025.us


Vertragsabschluss per SMS oder WhatsApp?

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Seit Anfang des Jahres gilt das 4. Bürokratieentlastungsgesetz. Einige gesetzliche Schriftformerfordernisse wurden darin zu Textformerfordernissen umgestellt.

Unter anderem ist nunmehr der Abschluss langfristiger Landpachtverträge auch per SMS oder WhatsApp möglich. Aber ist das praktikabel?

Abschluss formfrei möglich

Vorweg ist klarzustellen: Der Abschluss von Landpachtverträgen bedarf grundsätzlich keiner Form, sofern es Landpachtverträge mit einer Pachtdauer (Laufzeit) von weniger als zwei Jahren betrifft. Für Landpachtverträge mit einer Laufzeit von mehr als zwei Jahren galt gemäß § 585a Bürgeliches Gesetzbuch (BGB) alter Fassung, das heißt bis zum 31. Dezember 2024: Wurde ein Landpachtvertrag für eine längere Zeit als zwei Jahre nicht in Schriftform abgeschlossen, war er nicht unwirksam, sondern galt für unbestimmte Zeit. Die rechtliche Folge der unbestimmten Laufzeit ist, dass ein Pachtende als nicht vereinbart gilt und der Vertrag damit jederzeit ordentlich gemäß § 594a Absatz 1 BGB mit einer gesetzlichen Kündigungsfrist von zwei Pachtjahren gekündigt werden kann.

Haben die Parteien sich etwa praktisch allein mündlich für eine genau bezeichnete Fläche auf einen festen Pachtpreis und auf eine Pachtdauer von neun Jahren geeinigt, besteht damit immer die Gefahr, dass der (für mehr als zwei Jahre Laufzeit) nicht in schriftlicher Form geschlossene Vertrag von einer der Vertragsparteien mit der Kündigungsfrist von zwei Pachtjahren vorzeitig gekündigt werden kann. Für die Seite, die auf den Bestand des Vertrages mit der ursprünglich mündlich vereinbarten Pachtdauer vertraut, bedeutet dies eine unliebsame Überraschung. Die Kehrseite ist bei Verträgen auf unbestimmte Zeit der Ablauf der Vertragsdauer. Sie steht („unbestimmt“) nicht fest. Auch hier bedarf es zuvor einer Kündigung mit der Laufzeit von zwei Pachtjahren oder einer Einigung der Vertragsparteien. Der Pachtvertrag auf unbestimmte Zeit endet andererseits auch erst zwei Pachtjahre nach dem Ausspruch der Kündigung.

Das gesetzliche Schriftformerfordernis findet sich in § 126 BGB und konnte schon bisher durch die sogenannte elektronische Form gemäß § 126a BGB ersetzt werden. Die Schriftform setzt voraus, dass alle wesentlichen Vertragsbedingungen, wie insbesondere die genaue Bezeichnung der Pachtvertragsparteien, der genaue Pachtgegenstand, der Pachtpreis und die Pachtdauer schriftlich festgehalten und diese Urkunde von beiden Seiten unterschrieben wird. Es reicht nach der Rechtsprechung aber auch aus, wenn sich die wesentlichen Vertragsbedingungen aus mehreren Urkunden, wie aus dem eigentlichen Landpachtvertrag, zusammen mit den zugehörigen Anlagen ergeben. Allerdings müssen die einzelnen Teile eindeutig aufeinander Bezug nehmen.

Die Schriftform war bis zum Jahreswechsel im Landpachtvertragsrecht nicht nur bei dem ursprünglichen Vertragsabschluss einzuhalten, sondern auch später im Verlauf des Pachtverhältnisses bei einer nachträglichen Änderung, etwa einer Anpassung der Pachthöhe. Auch in solchen Fällen war ein von beiden Vertragsparteien unterzeichneter Nachtrag zum Pachtvertrag notwendig, der auf den bestehenden Vertrag Bezug nahm. Bei Nichteinhaltung für eine nachträgliche Änderung wandelt sich der gesamte Vertrag in einen Vertrag auf unbestimmte Zeit.

Seit Januar reicht Textform

Seit dem 1. Januar 2025 wurde das Schriftformerfordernis im Landpachtvertragsrecht durch das Textformerfordernis ersetzt. Damit genügt für den Abschluss von Landpachtverträgen mit einer Laufzeit von mehr als zwei Jahren gemäß § 585a BGB anstelle der bisherigen Schriftform nun die Textform. Verträge, die das Textformerfordernis gemäß § 126b BGB nicht einhalten, gelten wiederum als Verträge auf unbestimmte Zeit. Die Textform gemäß § 126b BGB ist das am wenigsten strenge Formerfordernis und dient der Informations- und Dokumentationsfunktion. Sie bedarf allein einer lesbaren Erklärung, in der die Person des Erklärenden genannt und die auf einem dauerhaften Datenträger abgegeben wird. Derartige Datenträger sind nach dem Gesetzwortlaut § 126b Seite 2 BGB Medien, die es dem Empfänger ermöglichen, eine auf dem Datenträger befindliche, an ihn persönlich gerichtete Erklärung so aufzubewahren oder zu speichern, dass sie ihm während eines für ihren Zweck angemessenen Zeitraums zugänglich und geeignet ist, die Erklärung unverändert wiederzugeben. Praktisch sind dies neben Erklärungen in Papierform auch solche auf Speichermedien und Datenträgern, wie Speicherkarten, USB-Sticks, aber auch Festplatten und etwa CD und DVD. Auch Erklärungen per E-Mail oder SMS sowie auch solche über Messengerdienste wie Whats­App oder Soziale Netzwerke, die vom Aussteller nicht mehr nachträglich verändert werden können, sind ausreichend.

Mit der gesetzlichen Neuregelung können daher Landpachtverträge mit einer Laufzeit von mehr als zwei Jahren auch per E-Mail oder sogar per WhatsApp geschlossen werden. Als textlicher Nachweis beziehungsweise zur Wahrung der Textform reicht dann der E-Mail-Verlauf oder der dauerhaft gespeicherte gegenseitige Verlauf der Textnachrichten. Aus diesem muss sich aber die Einigkeit beider Pachtvertragsparteien über alle vertragswesentlichen Bedingungen ergeben. Weiter soll nach einer rechtlichen Auffassung zur Wahrung der Textform auch erforderlich sein, dass der Abschluss der Erklärung durch Nachbildung der Namensunterschrift oder in ähnlicher Weise deutlich gemacht wird. Eine eingescannte Unterschrift ist nicht notwendig. Auch eine gedruckte Namenswiedergabe, eine einfache Signatur oder eine Grußformel reichen aus. Selbstverständlich reicht seit der gesetzlichen Neufassung die Textform auch für die nachträgliche Änderung bereits laufender langfristiger Pachtverträge aus.

Bedeutung für die Praxis

Kann nach der Änderung des Formfordernisses in § 585a BGB nun auf den Abschluss eines schriftlichen Landpachtvertrages verzichtet werden? Reicht der Abschluss per WhatsApp aus? Die Empfehlung lautet eindeutig: Nein! Zwar ist mit der gesetzlichen Neuregelung der wirksame Vertragsabschluss auch mit Laufzeiten von mehr als zwei Jahren nun ohne die strengere Form möglich. Was bleibt, sind aber zahlreiche Unsicherheiten. Diese beginnen schon mit der Bestimmtheit und Dokumentation der Vertragsinhalte. Gerade bei längeren Vertragslaufzeiten sind schriftlich wiedergegebene und von beiden Seiten unterzeichnete Vertragsausfertigungen von Vorteil. Wer kann sich in vielleicht fünf oder sechs Jahren noch an die Einzelheiten eines Chats erinnern? Während dies bei einem gegenseitigen E-Mail-Verlauf, der in abgespeicherter oder sogar in ausgedruckter Form vorliegt, leicht möglich sein dürfte, könnten bei Chats auf Messengerdiensten oder in Sozialen Netzwerken Probleme vorprogrammiert sein. Ist der Zugriff auf die Daten dann für beide Vertragsparteien möglich? Kann eine Einheitlichkeit auch im Fall nachträglicher Vertragsänderungen gewährleistet werden?

Fazit

Mit der Änderung des § 585a BGB vom bisherigen Schriftformerfordernis in das Erfordernis der Textform ist der Abschluss langfristiger Pachtverträge mit einer Laufzeit von mehr als zwei Jahren auch durch gegenseitige E-Mails oder sogar durch gegenseitige SMS oder Chats auf Messengerdiensten möglich. Für den Fall eines solchen Vertragsabschlusses sollten beide Seiten den gesamten Kommunikationsverlauf zuverlässig sowie für beide Seiten zugänglich und reproduzierbar speichern. Die Zukunft wird zeigen, ob sich die Neuregelung im Landpachtvertragsrecht als praktikabel erweist. Der Autor empfiehlt, bei der bewährten Schriftform zu bleiben.

Lichtfirst im Kälberstall

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Der Holsteiner Kälberstall am Lehr- und Versuchszentrum ­Futterkamp der Landwirtschaftskammer wurde mit einem Licht- und Lüftungsfirst ausgestattet. Viel Licht und eine gute Luftqualität sind entscheidende Faktoren für die Gesundheit und Entwicklung von Kälbern. Sie sind aber auch essenziell für ein angenehmes Arbeitsumfeld.

Das Kalb von heute ist die Kuh von morgen. Also ist zu hinterfragen: Wie halte ich meine Tiere und wie ist das aktuelle Wissen dazu? Welche Standards gelten momentan? Diese Themen sollten immer auf dem neusten Stand gehalten und nicht außer Acht gelassen werden. Nicht nur die laktierende Milchkuh benötigt ein optimales Umfeld, um ihre Leistung voll ausschöpfen zu können. Auch schon die Kleinen benötigen optimale Bedingungen. So können diese Haltungs- und Fütterungsbedingungen zu den täglichen Zunahmen führen und auch die Stressresistenz zum Absetzen verbessern. Bei der Wahl des Haltungssystems handelt es sich immer um betriebsindividuelle Entscheidungen. Gegebenheiten, Arbeitsabläufe, Standort und innerbetriebliche Einflüsse spielen hier als Faktoren maßgeblich mit hinein. Techniken wie Tränkeautomaten oder Klimasensoren können die Arbeit und Abläufe oftmals erleichtern oder effizienter gestalten.

Förderung von mehr Tierwohl

Laut Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV) sind mindestens 80 lx Lichtstärke über zehn Stunden täglich im gesamten Buchtenbereich von Kälbern vorgeschrieben. Da ein Kälberstall aber auch einen Arbeitsplatz darstellt, sind entsprechende Verordnungen ebenfalls zu beachten, welche 150 lx vorschreiben. Diese Vorgaben stellen das Mindestmaß dar. Für eine gute Tierkontrolle sollte mehr Licht zur Verfügung stehen. Zudem fördert natürliches Tageslicht das Tierwohl.

Zu Beginn musste der alte First geöffnet und teilweise entfernt werden. Foto: Reiner Thomas

Warum Licht so wichtig ist

Für eine optimale Entwicklung bieten sich in den ersten drei Lebenswochen 16 Stunden Lichtdauer pro Tag an. Danach kann auf 14 Stunden täglich reduziert werden. Die Hellphasen regen unter anderem die Futteraufnahme an. So wichtig wie eine gute Beleuchtung über Tag ist die Dunkelphase in der Nacht. Hier sollte man sich auch gern an den natürlichen Rhythmen orientieren. Dies fördert den Tag-Nacht-Rhythmus der Tiere und unterstützt die Hormonbildung. Daraus resultieren besserer Schlaf in der Nacht, weniger Stress für die Tiere und ein verbessertes Wachstum.

Bei der Wahl und Gestaltung des Lichtes ist darauf zu achten, dass die Tiere nicht geblendet werden und keine zu abrupten Wechsel der Beleuchtungsintensität entstehen. Das Auge von Rindern braucht fünf- bis sechsmal länger als das des Menschen, um sich an neue Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Außerdem sollte ein Aufheizen des Stalls durch die Wahl des Leuchtmittels oder direkte Sonneneinstrahlung vermieden werden. Trotz der Gefahr des Aufheizens sollte immer das Tageslicht die erste Wahl sein, da es nachweislich das Wohlbefinden von Tier und Mensch fördert.    

Wichtige Umgebungsfaktoren

Neben dem Licht gehört die Luft zu den wichtigen Umgebungsfaktoren im Stall. Sie sollte frei von Schadgasen sein. Insbesondere Ammoniak liegt dabei im Fokus. In der TierSchNutztV liegt der Grenzwert für Ammoniak bei 20 cm³/m³ Luft. Jedoch sollte es für eine gute Kälbergesundheit ausdrücklich weniger sein. Dazu bietet es sich an, einmal selbst mit der Nase über die Strohmatratze zu gehen. Dieser Bereich ist es, in dem die Tiere während der Ruhephase atmen. Ist dabei bereits ein Ammoniakgeruch wahrnehmbar, sollte zum Wohl der Tiere gehandelt werden.  

Neugierig beobachten die Kälber, was über ihren ­Köpfen geschieht. Foto: Reiner Thomas

Die Frischluftzufuhr sollte jedoch immer gut bedacht sein. Die größte Gefahr lauert dabei in der Zugluft. Sie kommt meist durch schmale Spalten und Lücken in der Gebäudehülle oder der Verkleidung des Kälbernestes. Zugluft trifft definitionsgemäß punktuell aufs Tier und hat dabei deutlich niedrigere Temperaturen als die restliche Umgebung. So kommt es zu einer vom Tier nicht direkt bemerkten Auskühlung. Dies fördert eine Schwächung des Immunsystems und das vermehrte Auftreten von Erkrankungen. Gerade im Bereich des Kälbernestes, wo Kälber als Fluchttiere Schutz und Geborgenheit suchen, führt dies schnell zu Problemen.

Maßnahmen in Futterkamp

Zur Verbesserung der Lichtverhältnisse und für mehr Einfall von Tageslicht wurde im Holsteiner Kälberstall Futterkamp ein Licht- und Lüftungsfirst nachträglich eingebaut. Dafür wurde das ursprüngliche Dach aus dem Jahr 2007 am First auf gesamter Dachlänge geöffnet und der vorhandene Giebel durch die Installation des Lichtfirstes ersetzt. Die neue Lichtkuppel verläuft nun über die gesamte Länge des Futtertisches und fördert so den Lichteinfall in die Buchten auf beiden Seiten. Die Lichthaube wurde in der diffusen Ausführung gewählt, wodurch das eintretende Licht gebrochen wird und keine Blendung und Schlagschatten im Stall entstehen sollen. Dies soll zudem das Aufheizen des Stallinneren reduzieren. Des Weiteren wurden die in die Jahre gekommenen Lichtplatten auf der Nordseite des Daches ausgewechselt. Somit wurde auch hier der Lichteinfall noch einmal gesteigert. Diese Maßnahme erfolgte nicht auf der Südseite des Daches, um im Sommer die Temperaturen im Stall nicht unnötig zu erhöhen.  

Die Umbaumaßnahmen sollen durch den Einfall von mehr Tageslicht und eine bessere Luftabfuhr und Lüftungssteuerung mehr Tierwohl und positive Einflüsse auf die Kälbergesundheit erreichen. Aber auch für die täglichen Arbeiten und die Tierkontrolle bringen das hellere Umfeld und das angenehmere Klima einige Vorteile mit sich.

Frischluft ist förderlich

Der neu verbaute Licht- und Lüftungsfirst verfügt über steuerbare Lüftungsklappen. So kann mittels Seilzug elektrisch oder manuell der Luftstrom nach oben aus dem Gebäude beeinflusst werden. Dies ergänzt die bereits vorhandenen Rollos an den Längsseiten des Stalles und die Lüftungsschläuche über dem offenen Strohbereich im Lüftungskonzept des Stalls. Zur Vermeidung von Verwirbelungen im Stall schützt ein Windabweiser auf jeder Seite die Öffnungen zwischen Lichthaube und Dach. An den Giebelseiten ist die Öffnung geschlossen. Diese Ausführung wurde gewählt, um auf verschiedene Witterungsbedingungen reagieren zu können. In Kombination mit dem 14-tägigen Mistungsintervall der Tiefstreubuchten soll ein bestmögliches Klima für die Kälber geschaffen werden, das frei von Zugluft und Schadgasen ist.

Fazit

Auch für Kälber sind viel Licht und frische Luft wichtig. In Futterkamp wurden mithilfe eines neuen Licht- und Lüftungsfirstes die Bedingungen für Mensch und Tier verbessert. Durch solch simple Umbaumaßnahmen können große positive Veränderungen und Effekte geschaffen werden. Das Management der Kälbergesundheit, Haltung und Fütterung hat maßgebliche Einflüsse auf die Entwicklung des Kalbes und auch auf die spätere Kuh.

Niederlande: Immer weniger Schweine

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In den Niederlanden standen am Stichtag 1. April 2025 nur noch 9,96 Millionen Schweine in den Ställen. Das ist ein Rückgang von 5,1 % innerhalb eines Jahres und der niedrigste Bestand seit mehr als 45 Jahren. Der Sauenbestand ging sogar um 6,7 % auf 790.000 Tiere zurück. Auch die Zahl der niederländischen Schweinehalter sank um 7,1 % auf rund 1.900 Betriebe. Mit diesem Bestandsabbau verringern sich auch die Lieferungen ins benachbarte Deutschland, das in den ersten sieben Monaten dieses Jahres 6,2 Millionen Schweine importiert hat, zum größten Teil Ferkel aus den beiden Hauptlieferländern Dänemark und Niederlande. Während die Stückzahlen aus Dänemark in etwa stabil blieben, sind die Transporte aus den Niederlanden um fast ein Viertel zurückgegangen. Der Grund sind der oben beschriebene rückläufige niederländische Schweinebestand, aber auch Liefersperren zu Beginn des Jahres wegen Maul- und Klauenseuche (MKS) in Deutschland sowie eine Verschiebung der Lieferungen von Deutschland, wohin 1,42 Millionen Ferkel im ersten Halbjahr 2025 gingen, nach Spanien, das im gleichen Zeitraum insgesamt 1,5 Millionen Ferkel erhielt.

Gülleexporte als Ausweg?

Die Niederlande haben mit ihrer sehr intensiven Landwirtschaft auf relativ kleiner Fläche seit Jahren ein Problem mit Brüssel und der EU-weit gültigen Nitratrichtlinie. Denn die Stickstoffemissionen der Veredlungswirtschaft übersteigen die entsprechenden Vorgaben und Ziele der EU. Auch die in der ersten Jahreshälfte 2025 um 27,4 % auf 1,91 Mio. t gestiegenen Wirtschaftsdüngerexporte, die zu 40 % nach Deutschland gingen, weisen auf eine gewisse Überschusssituation hin. Der Anreiz, Wirtschaftsdünger zu exportieren, dürfte sich weiter erhöhen, denn die Niederlande verschärfen das Düngerecht schrittweise. In diesem Jahr sinkt die erlaubte Stickstoffmenge in nitratbelasteten Regionen auf 190 kg N/ ha und in anderen Gebieten auf 200 kg N/ ha. Eine befristete Ausnahmeregelung von der EU-Nitratrichtlinie hatte Obergrenzen von 210 beziehungsweise 240 kg N/ha zugelassen. Ab 2026 werden einheitlich nur noch 170 kg N/ha erlaubt sein, denn Landwirtschaftsministerin Femke Wiersma von der Bauern-Bürger-Bewegung dringt in Brüssel mit ihrem Ansinnen, die Ausnahmeregelung zu verlängern, bisher nicht durch.

EU-Nitratrichtlinie zwingt zum Bestandsabbau

Ende Januar 2025 hat das Bezirksgericht Den Haag festgestellt, dass das im Umweltgesetz vereinbarte Stickstoff-Ziel für 2030 zwingend eingehalten werden müsse. Damit ist die Diskussion über den Stickstoffüberschuss, die in der Vergangenheit zu heftigen Bauerndemonstrationen in den Niederlanden geführt hatte, wieder da. Die wirksamste Option ist wahrscheinlich nach wie vor eine Verkleinerung der Viehbestände. Folgerichtig hat der Staat das Herauskaufprogramm neu aufgelegt, dessen Konditionen so attraktiv sind, dass auch Zukunftsbetriebe aussteigen. Die EU hat zugestimmt, dass weiter direkte Zuschüsse an Nutztierhalter als Entschädigung für den Verlust der Produktionskapazität sowie die Kosten für den Rückbau und die Entsorgung gezahlt werden dürfen, die bis zu 120 % der beihilfefähigen Kosten abdecken. Die Regelung soll bis Oktober 2029 gelten und ist Teil einer ganzen Reihe von Paketen, mit denen der Abbau der Tierbestände in den Niederlanden abgefedert werden soll.

Es ist also absehbar, dass zukünftig immer weniger Schweine in den Niederlanden gehalten und geschlachtet werden. Insofern könnte der Rückzug von Vion aus Deutschland, wo der Schweinebestand stabil scheint, nach Benelux, wo sicher ist, dass er deutlich zurückgehen wird, durchaus verwundern. Schon jetzt wird berichtet, dass die niederländischen Schlachtunternehmen um Schlachtschweine preislich konkurrieren.

Lust auf Landwirtschaft

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Dass Bauerneltern ihrem neugeborenen Kind einen Stein auf den Bauch legten, damit es früh das Jammern und Klagen lerne, ist eine weit verbreitete Erzählung. Und ja: Es gibt unzählige Probleme und Herausforderungen für die Branche, wie überbordende Bürokratie, hohe Flächenkonkurrenz, steigende Betriebsmittelkosten, immer mehr Tierschutz- und Umweltauflagen, die Folgen des Klimawandels, schlechte Erzeugerpreise, den Strukturwandel und Imageprobleme.

Aber die Landwirtschaft hat mindestens ebenso viele positive Geschichten zu erzählen. Wenn ich Landwirtinnen oder Landwirte nach der Motivation für ihre Arbeit frage, antworten sie fast immer: „Ich habe doch den schönsten Beruf der Welt.“ Mit dieser Grundeinstellung, gepaart mit ihrem liebevollen Familiensinn und pragmatischer Bodenständigkeit, kann einem um die Bauernfamilien im Lande nicht bange sein. Einige Berichte, die Mut machen, finden sich auch in dieser Ausgabe:

Junglandwirt Felix Schwartz aus Sörup beweist, dass es nicht nur ausscheidende Betriebe gibt, sondern auch jene, die die Produktion wiederaufnehmen.

Matthes Rauert und Fabian Schlademann wollen mit ihrem Agrardrohnen-Start-up die Pflanzenproduktion effizienter und bodenschonender machen.

Die Diskussion des Agrarjournalistenkongresses zeigt, wie Landwirte und Agrarindustrie versuchen, Bezahlsysteme für Nachhaltigkeitsleistungen zu entwickeln.

Auch Politik kann Motivation und Innovationskraft fördern, indem sie das regulatorische Korsett nicht zu eng schnürt. Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) und der Landesbauernverband haben sich bereits auf den Weg gemacht, bürokratische Regelungen zu vereinfachen. Große Teile des Neun-Punkte-Entlastungsplans, den Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) auf dem Landesbauerntag 2024 angekündigt hat, sind entweder in Arbeit oder bereits umgesetzt. Günther sucht gern den persönlichen Austausch mit Bäuerinnen und Bauern, so auch auf seiner diesjährigen Sommerbereisung. Es wirkt authentisch, wenn Günther sagt, dass ihm die Landwirtschaft am Herzen liege und mehr Wertschätzung verdiene. Auch ein Norla-Besuch gehört für den Ministerpräsidenten zum Pflichtprogramm – in diesem Jahr im Rahmen der Eröffnungsfeier.

Die Leistungsschau der Landwirtschaft findet zum 75. Mal statt. Schon im Vorfeld der Messe war bei den Ausstellern und der gesamten Agrarbranche eine besondere Vorfreude zu spüren. Die Messe ist mit 584 Ausstellern ausgebucht – darunter 60 neue. Zu den Themen-Schwerpunkten zählen Digitalisierung, Automatisierung und Erneuerbare Energien. Zu sehen sind unter anderem Fütterungssysteme, Feldroboter, Drohnen und natürlich die Landestierschau mit täglichen Tierparaden und der Aktionsfläche im Zelt.

Die Norla bietet die großartige Möglichkeit, die gesamte Breite der Landwirtschaft mit allen Sinnen zu erleben. Entscheidend ist dabei der persönliche Austausch, aus dem die Besucher mit Sicherheit neue positive Energie, innovative Ideen und Motivation schöpfen.

Dr. Robert Quakernack, Foto: bb

40 Jahre Konzertgenuss

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Das Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF) feierte in diesem Sommer seinen 40. Geburtstag. Das Flächenfestival war mit 205 Konzerten an 125 Spielstätten im ganzen Land vertreten und begeisterte erneut das Publikum im Kuhstall, unter freiem Himmel, in Kirchen, Werfthallen und Museen.

Herbert Grönemeyer überzeugte als Dirigent in Neumünster.
Foto: Sabine Kolz

Ganz ungewohnt war Herbert Grönemeyer in Neumünster zu sehen. Er dirigierte die Bochumer Symphoniker, die von Anna Vinnitskaya am Klavier unterstützt wurden. Grönemeyer ließ Tschaikowsky, Rachmaninoff und eine eigene Komposition spielen und die ausverkaufte Holstenhalle bei den Zugaben „Halt mich“, „Der Weg“ und natürlich „Bochum“ mitsingen.

Die Autorin Dörte Hansen ist durch ihren Roman „Altes Land“ und die Verfilmung mit Iris Berben in der Hauptrolle bekannt geworden. Im Colosseum Wilster las sie aus ihrem dritten Buch „Zur See“. Mit auf der Bühne war Carolina Bigge, die mit Gesang und instrumental die Geschichte von Familie Sander, die auf einer Nordsee-Insel lebt, veranschaulichte. Der Schauspieler Thomas Niehaus rezitierte dabei die Texte der Protagonisten Rykmer und Jens Sander oder stellte die Fische im Nordseewasser dar.

Die schottische Folkband Breabach brachte Schwung in das Westhof-Gewächshaus in Wöhrden.

Rhythmisch mit Reels und Jiggs brachte die Gruppe Breabach die Paprikapflanzen im Westhof Biogewächshaus in Wöhrden zum Schwingen. Mit Fiddle, Pipe und Dudelsack brachten die fünf Musiker schottische Atmosphäre nach Dithmarschen. Der diesjährige Porträtkünstler Fazil Say kam mit guten Freunden in die St. Bartholomäus-Kirche in Wesselburen. Sabine Meyer (Klarinette) und Asya Fateyeva (Saxofon) spielten mit dem Goldmund-Quartett neben Mozart und Schumann auch Kompositionen von Say. Der Pianist war schon öfter Festivalgast und mag das norddeutsche Wetter. „Es ist nicht so heiß“, erklärte der in Istanbul lebende Musiker.

Einen kurzweiligen Kurt-Weill-Abend präsentierten Vladimir ­Kor­néev und Markus Syperek am Klavier. Der in Georgien geborene Kornéev sang unter anderem Lieder aus der „Dreigroschenoper“ und fesselte sein Publikum. Als Filmkonzert präsentierte das SHMF in diesem Jahr den dritten Harry-Potter-Teil „Der Gefangene von Askaban“. In den Holstenhallen auf einer Großbildleinwand erlebten die Zuschauer die Abenteuer des jungen Magiers, während das Schleswig-Holstein Festival Orchester und der Landesjugendchor Schleswig-Holstein den Soundtrack unter der Leitung von Ludwig Wicki spielten. Dass zwölf­Violinen, drei Celli und ein Bass mit einem Akkordeon harmonieren, zeigte Martynas Levickis im Dom zu Meldorf. Der 35-Jährige aus Litauen faszinierte mit seinem schnellen Spiel und den Tönen, die er seinem 20 kg schweren Instrument entlockte.

Ulrich Tukur las Mark Twain in Bad Bramstedt
Foto: Sabine Kolz

Das Musikfestival geht immer neue Wege und präsentiert sich an immer wieder neuen Spielstätten. In diesem Jahr gehörte das Kurhaustheater in Bad Bramstedt dazu. Ulrich Tukur schlüpfte hier in die Rolle von Schriftsteller Mark Twain und las aus Briefen und Texten des Autors. Dazu spielte der Allrounder Ragtime und erklärte, das sei die Popmusik des ausklingenden 19. Jahrhunderts gewesen. Tukur gab Kommentare zum Leben von Mark Twain und illustrierte dessen Abneigung gegen Stubenfliegen anschaulich.

SHMF-Intendant Christian Kuhnt arbeitete Anfang der 1990er Jahre bei der Firma Teldec in Hamburg. Etwa 80 km entfernt in Nortorf war damals die Schallplatten-Produktion der Firma angesiedelt. Heute befindet sich in Nortorf das Deutsche Schallplattenmuseum, das jetzt zum Spielort wurde. Das Trio Wellcaru und Lubomír Gašpar nahmen das Publikum mit auf eine Reise im Orient-Express. Der Zug startete in Paris und fuhr über Straßbourg, München, Wien, Budapest, Bukarest und einen Abstecher nach Nortorf bis nach Konstantinopel. Die Geschwister Maria (Cello) und Matthias Well (Violine) sowie Vladislav Cojocaru (Akkordeon) waren bereits in den Pandemiejahren mit dem SH-Festival-Trecker unterwegs. Lubomír Gašpar war erstmalig beim SHMF dabei und spielte ein traditionelles Cimbalom von 1890.

Anne-Sophie Mutter spielte in Neumünster Filmmusiken.
Foto: Sabine Kolz

Anne-Sophie Mutter trat bereits im ersten Festivalsommer, damals als 22-Jährige, auf. Jetzt spielte sie gemeinsam mit dem Royal Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Vasily Petrenko in Neumünster Filmmusiken und das von John Williams für sie komponierte Violinkonzert Nummer 2. Viele Künstler mischten sich nach ihrem Auftritt unter ihre Zuhörer und lobten die Organisation und die Menschen vor Ort. „Das macht einfach Spaß“, lautete auch das Fazit der Geschwister Well und Fazil Says. Das fanden auch insgesamt 202.000 Konzertbesucher in diesem Jahr. Der nächste Städteschwerpunkt für das kommende Jahr steht auch schon fest: Im Festivalsommer 2026 stellt das Schleswig-Holstein Musik Festival die schwedische Hauptstadt Stockholm als kulturelles Herz Skandinaviens ins Zentrum seines Programms.

Thomas Niehaus als Fisch mit Dörte Hansen in Wilster
Foto: Sabine Kolz
Fazil Say mit dem Goldmund Quartett in Wesselburen
Foto: Sabine Kolz
Vladimir Kornéev spielte in Büsum Kurt Weill
Foto: Sabine Kolz
Martynas Levickis mit dem Dogma Chamber Orchestra
Foto: Sabine Kolz
Das Schleswig-Holstein Festival Orchester
Foto: Sabine Kolz


Wenn Teller und Tassen ihre Geschichte erzählen

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Für mehr als 40 Personen reicht das Porzellanservice von Ingrid Weilandt. Da heutzutage aber keine oder nur noch sehr selten so große Feiern stattfinden, zu denen das komplette Service gebraucht wird, überlegt sie, es zwischen Familienangehörigen aufzuteilen. Doch vorher ließ sie es noch von Dr. Sophie Borges, Kuratorin im Schloss Eutin, bei einem Porzellangespräch in Augenschein nehmen.

Zum vierten Mal fand diese Veranstaltung statt, die Sophie Borges einmal jährlich anbietet. Dafür können Interessierte, die gern wissen möchten, woher und aus welchem Jahr ihr Porzellan stammt, was es wert sein könnte oder was es kunsthistorisch damit auf sich hat, es einige Wochen vorher bei der Kuratorin anmelden, die sich dann auf Recherche begibt.

Dr. Sophie Borges erklärt, was es mit dieser Jardinière als Erfindung des späten 19. Jahrhunderts auf sich hat. Sie ist eine Keramik und kein Porzellan.
Foto: Iris Jaeger

Bei dem diesjährigen Porzellangespräch im Rittersaal des Eutiner Schlosses gab es wieder einige interessante und spannende Hintergrundinformationen zu Manufakturen, in denen die vorgestellten Stücke entstanden sind, zur Entstehungszeit, zu Herstellungsarten, Materialien oder zu der einen oder anderen weiteren Besonderheit. Spannend war es somit nicht nur für die 16 Porzellanbesitzenden, sondern auch für die teilnehmenden Gäste ohne Geschirr.

Für das Service von Ingrid Weilandt konnte die Kuratorin keine gesicherte konkrete zeitliche oder regionale Zuordnung vornehmen, „da keine Prägemarken oder Herstellerkennzeichen auf den Stücken zu finden sind, lediglich Form-, Dekor- und Malernummern. Die Herstellerkennzeichen sind aber für eine klare zeitliche Einordnung unabdingbar“, so Borges. Und doch konnte sie Ingrid Weilandt anhand anderer Merkmale einiges zu ihrem Service erzählen. Da war zum einen das auffällige Dekor, dass neben den bunten „Manierblumen“ auch Reliefelemente enthält. „Diese sind fein und scharfgradig. Auch fühlt sich das Porzellan an sich anders an“, so Borges. Das lasse den Schluss zu, dass es sich um das sogenannte Weichporzellan handele.

Unterschied zwischen Porzellan und Keramik

Porzellan besteht aus ­Kaolin (auch Porzellanerde, ­Porzellanton, weiße Tonerde oder China Clay genannt) sowie Feldspat und Quarz. Die Anteile variieren je nach Art des Porzellans. Das Verhältnis der Rohstoffe sowie die Brenntemperatur bestimmen die Härte. Hartporzellan wird bei Temperaturen von 1.400 °C bis zu 1.460 °C gebrannt, Weichporzellan ist ein bei geringer Temperatur – bis maximal 1.350 °C – gebranntes Porzellan von geringerer Festigkeit (also „weich“). Der Unterschied zu Keramik liegt in den verwendeten Rohstoffen und der Brenntemperatur. Keramik wird hauptsächlich aus Ton hergestellt.

Dieser Teller fällt durch die Bänder in Chromgrün mit Glanzgold auf und stammt aus der Porzellanfabrik Christian Fischer in Zwickau.
Foto: Iris Jaeger

„Diese Art des Porzellans hatte lange Tradition in Frankreich und England im 19. Jahrhundert“, erfuhr das Publikum. „Insgesamt ergibt sich ein geometrisch und symmetrisch aus klaren Formen aufgebauter Eindruck, der an den Klassizismus, also die Zeit um 1800, erinnert“, so Borges‘ Zeiteinordnung. Es könne sein, dass die Urgroßeltern von Ingrid Weilandt ein altes Service gekauft hätten oder es sich um eine Re-Edition des Biedermeier handele. Neben Reliefelementen, Bemalung oder der Porzellanzusammensetzung können auch Merkmale wie Tassenhenkel einen Hinweis auf die Herkunft und das ungefähre Alter geben, wie bei dem Kaffee- und Teeservice der Familie Giesler. Das verfügt ebenfalls über keine Marke, aber: „Anhand der charakteristisch gestalteten Henkel lässt sich das Service der Porzellanfabrik Christian Fischer in Zwickau zuordnen, tätig ab 1845“, so die Kuratorin. Diese Fabrik sei bekannt für eine solide Produktpalette ab den 1850er Jahren. Laut der „Deutschen Gewerbezeitung“ von 1852 wurden die Produkte für die verwendeten Glasurfarben und deren Auftragstechnik sowie für die Serviceformen mit französischen Vorbildern gelobt.

Gerettete Tassen und tanzende Figuren

Eine von zwei Mokkatassen, die aus der Zeit um 1900 stammen.
Foto: Iris Jaeger

Konkrete Angaben gab es für die zwei Mokkatassen von Manuela Gola, die sie aus dem Sperrmüll und somit vor der Zerstörung rettete. Laut Marke stammen sie aus der Heinrich Baensch Porzellanmanufaktur in Lettin, nahe der Stadt Halle an der Saale. Gegründet 1858 entwickelte sich die Manufaktur langsam, erst ab 1868 konnte dort farbiges Porzellan hergestellt werden, ab 1900 wurde man dort international erfolgreich. 1990 wurde die Produktion stillgelegt. 2008 wurden die Markenrechte an Lettiner Porzellan von der Galerie Nord in Halle an der Saale übernommen. Die beiden Tassen stammen aus der Zeit zwischen 1900 und 1930.

Etwas Besonderes stellte auch die Figur „Tanzendes Paar“ von Monika Grindt dar. Vor allem die widersprüchlich anmutende Kleidung der beiden Tanzenden, die nicht zu der Zeit passt, sowie die stilisierten Körper mit gelängten Gliedmaßen fielen auf. Die orangerote Stempelmarke auf Glasur mit „RP“ unter einer siebengezackten Freiherren-Krone verriet der Kuratorin und Porzellanliebhaberin Sophie Borges, dass die Figur aus der Porzellanfabrik Reichsmannsdorf in Thüringen stammt, ab 1946 VEB Porzellanfigurenwerk Gräfenthal.

Die Figur des tanzenden Paares im Stil des Art déco geht auf einen großen Trend der 1930er zurück.
Foto: Iris Jaeger

Die Figur gehe auf einen großen Trend der 1930er Jahre zurück, als im Stil des Art déco Figuren von tanzenden Damen und Paaren mit eben diesen hochgradig stilisierten Körpern und gelängten Gliedmaßen entstanden. Vergleichbare Objekte der Zeit waren die Figuren des österreichischen Bildhauers und Keramikers Josef Lorenzl, der unter anderem für die Wiener Manufaktur Friedrich Goldscheider tätig war. Noch heute hätten diese Figuren Sammlerwert, allerdings wurden sie mit der Demokratisierung von Waren und Trends 1930 kopiert und massenhaft vertrieben.

Des Weiteren erfuhr das Publikum, was es mit Schleifstrichen auf sich hat, dass Böhmen zwar keine Porzellanhochburg wie Meißen war, aber ein bedeutendes Zentrum für Porzellan- und Glasproduktion mit einem Netzwerk historisch bedeutender Manufakturen und wichtiger Porzellanfabriken in Gießhübel, Pirkenhammer oder Schlaggenwald darstellte. Oder auch dass es sich bei der Marke Königlich privilegierte Tettau (T.) um eine vom preußischen König priviligierte Manufaktur handelte. Seit 1957 gehört Königlich Tettau (Jena) zur bekannten Unternehmensgruppe Seltmann Weiden in der Stadt Weiden in der Oberpfalz. 

Landjugend packt für die 72-Stunden-Aktion

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Auf dem Messegelände in Rendsburg herrschte am vergangenen Mittwoch geschäftiges Treiben. Knapp 20 Landjugendliche aus dem Vorstand, den Projektgruppen „72-Stunden-Aktion“ und „Norla“ sowie Mitarbeitende der Geschäftsstelle packten dort die Aktionspakete für die teilnehmenden Ortsgruppen. Parallel wurden im Pavillon die letzten Arbeiten für die Norla-Messe erledigt.

Worum handelt es sich bei den Aktionspaketen eigentlich? Alle vier Jahre findet die bundesweit bekannte 72-Stunden-Aktion statt. Vom 18. bis 21. September stellen sich rund 40 Ortsgruppen in Schleswig-Holstein einer geheimen Aufgabe, die erst zum Startschuss bekannt gegeben wird. Damit die Jugendlichen sofort loslegen können, stellt der Landesverband zentrale Unterstützung bereit: die Aktionspakete. Diese enthalten neben Dingen wie T-Shirts, Bechern, Bannern, Schildern oder Erste-Hilfe-Sets zahlreiche Sachspenden regionaler Unternehmen – vom Zollstock über Eimer und Sonnencreme bis hin zu Absperrband. Verpackt in große, ebenfalls gesponserte Tüten, bilden sie eine wertvolle Grundlage für die Aktionstage in den Dörfern und Gemeinden.

Packstraße auf dem Messe-Gelände

Bei angenehmem Spätsommerwetter entstand vor dem Pavillon eine regelrechte Packstraße. Während drinnen noch geputzt und ausgeräumt wurde und am neuen Tresen die letzten Handgriffe erfolgten, sortierten die Helfer draußen T-Shirts, beschrifteten Tüten und kontrollierten Inhalte. Jeder fand schnell seine Aufgabe, und Hand in Hand wuchs die Zahl der fertigen Pakete stetig an.

Der Transport und das Verpacken der Aktionspakete entpuppten sich als logistische Meisterleistung. Foto: Thore Groth
Ob Zollstock, Erste-Hilfe-Set oder Eimer: Mit dem Aktionspaket kann die Aktion direkt starten. Foto: Thore Groth
Parallel zum Packen der Aktionspakete wurden letzte Handgriffe am Pavillon erledigt. Foto: Thore Groth


In der wohlverdienten Pause gab es Hotdogs – deren köstlicher Duft offenbar auch Scharen von blutrünstigen Mücken anzulocken schien. Schon wurde es dunkel, ein Hinweis auf das nahende Arbeitsende. Doch bevor wirklich Schluss war, mussten alle Pakete noch in die Geschäftsstelle gebracht werden. Mit Handwagen, zu Fuß und per Auto glich dies einer kleinen logistischen Meisterleistung. Am Ende sahen die Büros des Verbandes eher wie ein Warenlager aus – doch das Ziel war erreicht. Schon am folgenden Sonnabend nahmen die ersten Kreislandjugendverbände nach der Landesausschusssitzung ihre Pakete in Empfang und gaben sie an die teilnehmenden Ortsgruppen weiter.

„Ohne die vielen Unterstützer und Sponsoren wäre eine Aktion in diesem Umfang nicht möglich“, betonte ein Mitarbeiter des Verbands. Zahlreiche Firmen aus Schleswig-Holstein trugen mit Sach- und Geldspenden dazu bei, dass die 72-Stunden-Aktion gelingt.

Eröffnungs­veranstaltung

Alle Sponsoren sind herzlich zur Eröffnungsveranstaltung am Donnerstag, 18. September, um 17.30 Uhr im Gemeindehaus Bargum, Bensmoor 9, 25842 Bargum eingeladen. Soll eine Ortsgruppe gesondert besucht werden, vermittelt der Landjugendverband gern den Kontakt zwischen Interessierten, Sponsoren oder Presse.

Mit einer Abschlussrunde im Pavillon endete der Abend – erschöpft, aber zufrieden. Nun ist alles bereit für die große Mitmachaktion im September und für den Auftritt auf der Norla.

Der Landjugendverband freut sich auf eine gut besuchte Eröffnungsveranstaltung in Bargum und natürlich auch über viele Besucher im Pavillon während der Norla-Messe.

Ausschreibung steht Spitz auf Knopf

Die Oktober-Ausschreibung für Biomasseanlagen dürfte, wie von der Branche bereits befürchtet, zur Zitterpartie werden. Denn noch ist unklar, ob das im Februar verabschiedete Biomassepaket tatsächlich zur Anwendung kommen wird. Grund dafür ist, dass die EU-Kommission im Zuge der beihilferechtlichen Prüfung des Biomassepakets bislang kein grünes Licht gegeben hat. Laut einer Mitteilung der Bundesnetzagentur (BNetzA) vom Mittwoch vergangener Woche könnten daher für die anstehende Ausschreibung noch die Regelungen des alten Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) zur Anwendung kommen.

Damit würden auch die im Biomassepaket beschlossenen Regelungen, etwa ein höheres Ausschreibevolumen sowie ein Flexibilitätszuschlag, wie schon in der ersten Ausschreibungsrunde dieses Jahres erneut nicht greifen. Für Biogasanlagenbetreiber gibt es trotzdem Hoffnung: Denn sollte die Brüsseler Behörde das Biomassepaket bis zum 30. September abgesegnet haben, kämen auch die vorteilhafteren Ausschreibebedingungen des Biomassepakets zum Zuge, so die BNetzA.

Bieter haben zwei Möglichkeiten

Für die Oktober-Ausschreibung hätten Anlagenbetreiber daher zwei Optionen, heißt es in der Mitteilung der BNetzA. Bieter könnten entweder von vornherein zwei Gebote für dieselbe Anlage abgeben, wobei jeweils ein Gebot für die neue und die alte Rechtslage eingereicht würde. Abhängig davon, ob die Kommission bis zum 30. September das Biomassepaket genehmigt oder nicht, müssen die Bieter dann am 1. Oktober eines der beiden Gebote zurückziehen. Oder sie geben zunächst nur ein Gebot für die alte Rechtslage ab. Auch dann hätten die Bieter die Möglichkeit, im Falle einer Genehmigung das Gebot bis zum Stichtag zurückzunehmen und ein neues Gebot einzureichen.

Laut der Behörde ist noch nicht absehbar, ob die Genehmigung durch die EU-Kommission rechtzeitig vorliegen wird. „Eine Aussage dazu, wann genau die Genehmigung vorliegen wird, kann die Bundesregierung nicht treffen, schon weil die Europäische Kommission Herrin des Verfahrens ist“, heißt es dazu knapp.

Branche befürchtet Massenstilllegungen

Auf einer vom Hauptstadtbüro Bioenergie (HBB) anberaumten Pressekonferenz warnten Vertreter der Branche am Mittwoch vergangener Woche vor den etwaigen Folgen der andauernden Hängepartie (siehe Ausgabe 35).

Mit Mut und Jerseys gegen den Trend

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Entgegen dem allgemeinen Trend, dass auch mittelständische Milchviehbetriebe in Schleswig-Holstein aufgeben, gibt es sie noch: junge Landwirte, die voller Elan und mit klaren Ideen den Einstieg wagen. Sie knüpfen an das Wissen der älteren Generation an, nutzen bestehende Strukturen und verbinden Altbewährtes mit neuen Wegen. Einer von ihnen ist Felix Schwartz aus Hardesby bei Sörup, Kreis Schleswig-Flensburg.

An einem ruhigen Sommermorgen liegt der Hof still zwischen sattgrünen Weiden. Es ist 9.30 Uhr, die Sonne steht am wolkenlosen Himmel, die Kühe grasen friedlich. Felix Schwartz begrüßt mich freundlich mit festem Händedruck und beginnt zu erzählen – von einem Weg, der in nur wenigen Monaten vom leeren Stall zum gut laufenden Milchviehbetrieb führte. Ohne Fördergelder, aber mit einer klaren Vorstellung, wohin es gehen soll.

Vom Stillstand zum Neustart

Seit dem Jahr 2000 ist der Hof in Familienbesitz. Vater Hans führte ihn lange als Milchviehbetrieb, stellte später auf Mutterkühe um. Von 2017 bis 2020 gab es nur noch die – gemolken wurde nicht mehr. „Für mich war das kein Dauerzustand“, erinnert sich der Junior. Ende September verließ die Mutterkuhherde den Hof mit Abschluss der Weidesaison. Kurz darauf, am 1. Oktober, zogen die ersten Milchkühe ein – mit finanziert durch den Verkauf der Mutterkühe. So gab es für den Hof nur etwa ein bis zwei Wochen im Leerstand.

Ideen für Modernisierungen des alten Stalles gibt es bereits.

Der heute 25-Jährige hatte 2019 seine Ausbildung zum Landwirt abgeschlossen und war für ein halbes Jahr nach Australien gereist, um den eigenen Horizont zu erweitern. Wieder zu Hause stand eigentlich der Beginn der HöLa, der höheren Landbauschule, auf dem Plan. Doch kurz vor deren Start kam ihm die Idee, den Milchviehbetrieb wiederzubeleben – und er setzte sie sofort um. So kamen mit dem Beginn der HöLa im Jahr 2020 auch die ersten 80 Kühe auf den Hof – eine Doppelbelastung, die er bewusst in Kauf nahm. „Das war schon sportlich, aber ich wollte beides: die Ausbildung abschließen und den Betrieb in Schwung bringen“, schildert Schwartz.

Vom Entschluss bis zur Milch

Der Vater reagierte zunächst zurückhaltend. Schließlich wusste er, wie arbeitsintensiv und risikobehaftet Milchviehhaltung ist. Doch die nötige Infrastruktur war noch vorhanden – sogar die Milchtanks und die Melkanlage standen ungenutzt bereit. „Wir wollten erst einmal abwarten – wie sich herausstellte, aus gutem Grund“, sagt Hans Schwartz heute.

Die Gelegenheit ließ nicht lange auf sich warten: In Dänemark gab ein Hof 80 Jersey-Kühe ab. Die Tierzahl passte, der Zeitpunkt auch, und Felix griff zu. „Man muss am Anfang mutig sein. Wer nichts wagt, der nicht gewinnt“, sagt er mit einem Lächeln.

Ohne Fördergelder oder sonstige Unterstützung ging es los. Die Jerseys kannten nur Melkroboter und mussten sich umstellen. In den ersten Wochen hakte es hier und da: kleinere technische Ausfälle, Kühe, die sich noch orientierten, viel Improvisation. Doch nach kurzer Zeit spielte sich der Ablauf ein. Nur der Milchpreis trübte den Start – mit 32 ct/l war er denkbar niedrig. „Heute sind es 50 Cent, das ist ein ganz anderes Arbeiten“, so Schwartz.

Warum Jerseys?

Die Wahl fiel nicht zufällig auf diese Rasse. Der alte Stall hat kleinere Maße, perfekt für Jerseys. Die Tiere sind robust, weidegängig und liefern eine Milch mit besonders hohem Fett- und Eiweißgehalt – daraus resultierten rund 20 ct/l mehr im Vergleich zur Standardmilch. „In Dänemark sind Jerseys gang und gäbe, bei uns in Schleswig-Holstein werden es mehr, aber es ist immer noch eine Nische mit Potenzial“, erklärt der Junglandwirt.

Im neuen Freiluftbereich sollen die Kühe mehr Komfort genießen.

Auf der Weide zeigten sie ihren Charakter: neugierig, aufgeweckt, verschmust. Schwartz zeigt sich überzeugt: „Nur gesunde Kühe geben gute Milch. Deshalb gehören Kraulen und ein gutes Miteinander genauso dazu wie Füttern und Melken.“ Beim Rundgang stupsen einige Tiere sanft mit der Nase und beäugen interessiert die Weidebesucher.

Futter, Stall und Arbeit

Der Nachwuchs stammt aus der eigenen Jersey-Zucht.

Heute stehen 100 Milchkühe im Stall, bald werden es dank eines neuen, luftigen Stallabschnitts 120 sein. Dazu kommen 80 Jungtiere aus eigener Zucht, nur gelegentlich werden Färsen zugekauft. Die Weiden rund um den Hof bieten reichlich frisches Grün.

Gefüttert wird mit selbst produzierter Gras- und Maissilage, im Sommer grasen die Kühe tagsüber draußen. Ergänzt wird das Futter durch zugekauftes Schrot aus Raps und Mais. Der Tagesrhythmus ist klar strukturiert: Melken um fünf, Frühstück um halb acht, Kühe um sieben auf die Weide, zweiter Melkgang um 16.30 Uhr. „Wenn alles läuft, ist um 18.30 Uhr Feierabend – zumindest, wenn keine Kuh kalbt“, sagt Schwartz und grinst. „Das passiert übrigens gern mal an Sonntagen.“

Der Jersey-Fan arbeitet zusammen mit seinem Vater Hans, der als Angestellter voll im Betrieb eingebunden ist. Unterstützung gibt es von Felix’ Freundin, die ein Herz für Landwirtschaft hat und anpackt, wo sie gebraucht wird.

Vorerst keine Feriengäste

Früher bildeten Ferienwohnungen ein weiteres Standbein. Doch der laufende Hofbetrieb und die vielen Gäste waren auf Dauer zu anstrengend. „Das passte irgendwann nicht mehr“, beschreibt Felix Schwartz. Die Wohnungen sind jedoch noch vorhanden. Mit etwas Aufwand könnten sie wieder aktiviert werden – vielleicht, wenn seine Partnerin Lust habe, diese Aufgabe zu übernehmen. „Wir schauen einfach, was sich ergibt.“

Ein starkes Team

Während sich Felix Schwartz mit Vater Hans die Arbeit auf dem Hof teilt, ist Mutter Michaela vor allem außerhalb des Betriebs aktiv. Sie arbeitet als Friseurin – sorgt nebenbei aber auch dafür, dass ihre Männer nicht mit leerem Magen arbeiten müssen. „Für die Verpflegung zuständig“, nennt Felix das augenzwinkernd. Ein laufender landwirtschaftlicher Familienbetrieb funktioniere eben nur, wenn man als starkes Team zusammenarbeite.

Der Neustart war kostspielig – Kühe, Futter, Technik. Dazu kamen Formalitäten: Stallabnahmen, Genehmigungen, Auflagen. Mit laufendem Betrieb wächst auch die Bürokratie. Dokumentationspflichten zu Düngung, Gülle und Medikamenten müssen digital erfasst werden. „Vergisst man zum Beispiel, zweimal im Jahr die Tierzahl online zu bestätigen, kommt sofort Post mit hoher Strafandrohung – ohne Erinnerung. Das hilft keinem“, kritisiert er.

Auch technische Vorgaben seien nicht immer praxisnah. Etwa die Pflicht, Gülle streifenförmig mit Schleppschläuchen auszubringen. Bleibe der Regen aus, verschlechtere das die Qualität des Futters und verschmutze es unnötig.

Perspektiven vorhanden

Die Milch liefert er an das Deutsche Milchkontor. Dort würden der hohe Eiweiß- und Fettgehalt der Jersey-Milch besonders honoriert. Direktvermarktung sei aktuell kein Thema, Produktveredelung nur in Kooperation. „Jersey-Eis, das es andernorts schon gibt, wäre natürlich spannend“, überlegt Schwartz.

Im Juli ging der Hof offiziell in seinen Besitz über. Größer werden soll er vorerst nicht – lieber will er optimieren und modernisieren: neue Liegeboxen, verbesserte Abläufe, zeitgemäße Technik. Haltungsform 4 sei langfristig denkbar, wenn Abnehmer und Rahmenbedingungen passten.

Sein Rat an junge Landwirte: „Ziele fest im Blick behalten, dranbleiben, sich nicht entmutigen lassen – und bestehende Strukturen nutzen.“ Für die Politik hat er klare Worte: „Regeln müssen praktikabel sein und die Gegebenheiten vor Ort berücksichtigen. Einfach über die Köpfe hinweg zu entscheiden bringt nichts. Der Austausch mit dem Bauernverband ist wichtig.“

Privat findet Schwartz Ausgleich am Strand, beim Spaziergang mit Freundin und Hund oder beim Eisessen in der Region. Wirklich frei hat er selten – und braucht es auch nicht. „Die Arbeit mit den Tieren ist genau das, was ich machen will.“

Und so fasst er seinen Weg zusammen: „Wer seine Kühe gut behandelt, bekommt viel zurück – in Milch, Freude und im Gefühl, das Richtige zu tun.“

Felix Schwartz mit vierbeiniger Unterstützung an seinem Traktor