In einem dreijährigen Feldversuch (2020 bis 2022) wurden am Standort Schuby Anbauverfahren zur Etablierung von Zichorie und Spitzwegerich in einem schnittgenutzten Kleegrasbestand untersucht. Dabei wurden unterschiedliche Stickstoffdüngeintensitäten realisiert. Doch wie wirkt sich das auf den Futterwert und die Silierbarkeit aus?
Hintergrund für den Feldversuch waren verschiedene Studien, die gezeigt haben, dass durch die Nutzung artenreicherer Grünlandbestände mit Kräutern wie Zichorie und Spitzwegerich eine Steigerung und Sicherung der Erträge insbesondere unter trockenen Bedingungen möglich ist. Speziell in Weidesystemen wurden solche Mischungen intensiv getestet, jedoch fehlten belastbare Ergebnisse zur intensiven Schnittnutzung.
Der Feldversuch am Standort Schuby
Im Herbst 2019 erfolgte die Aussaat von Zichorie und Spitzwegerich im Gemenge mit Deutschem Weidelgras und Weißklee im Streifen- und Mischanbau. Als Vergleichsvariante diente Deutsches Weidelgras für sich beziehungsweise als Kleegrasgemenge. Es wurden zwei Stickstoff (N)-Düngeintensitäten realisiert: N1 mit 40 kg N/ha im Jahr sowie N2 mit 220 beziehungsweise 320 kg N/ha im Jahr. Es erfolgte eine intensive Schnittnutzung (drei bis fünf Schnitte), Trockenmasseerträge wurden erhoben sowie Rohprotein- und Rohfasergehalte analysiert. Vor jeder Ernte mit dem Parzellenvollernter wurden per Hand eine Teilfläche pro Parzelle beprobt und die Biomasse fraktioniert, um die Artenanteile zu bestimmen.
Die Ergebnisse des Feldversuches wurden bereits in der Bauernblatt-Ausgabe 49/2024 ausführlich dargestellt. Für die durchgeführten Versuche zur Silierbarkeit war insbesondere die Erkenntnis relevant, dass das Anbausystem (Streifen-/Mischanbau) keinen Einfluss auf die Artenzusammensetzung der Gemenge und den Trockenmasseertrag hatte.
Varianten und Durchführung des Silierversuches
Zur Durchführung des Silierversuches wurde der dritte Aufwuchs des Jahres 2022 der Kleegras- (Mix 1) und der Gemengeparzellen (Mix 2) beider N-Düngestufen ausgewählt (Tabelle 1). Das Erntegut der Parzellen des Kräuter-Kleegras-Gemenges aus den beiden Anbauvarianten wurde jeweils vereint, um ausreichend Material für die Silierung in Weckgläsern zur Verfügung zu haben.
Das Erntegut wurde nach dem Transport nach Futterkamp bis zu einem Trockenmasse (TM)-Gehalt von 35 bis 38 % angewelkt, auf 1 bis 2 cm geschnitten und in jeweils zwei Portionen à 5 kg abgewogen. Während eine Portion mit einem Siliermittel beimpft wurde, das sowohl homo- als auch heterofermentative Milchsäurebakterien (MSB) enthielt, diente die zweite Portion als unbeimpfte Kontrolle. Das Erntegut wurde in Weckgläser mit 0,5 l beziehungsweise 1,7 l Volumen gefüllt und gut verdichtet (190 kg TM/m³). Die Gläser wurden luftdicht verschlossen, gewogen und bei 25 °C gelagert. Proben des frischen Erntegutes wurden auf den Futterwert, die Gehalte an Zucker und Nitrat, Pufferkapazität und den Besatz mit MSB, Hefen und Schimmelpilzen untersucht.
Nach dreitägiger Lagerdauer wurden die kleineren Gläser bereits geöffnet und der pH-Wert bestimmt, um die Ansäuerungsgeschwindigkeit abzubilden. Das Öffnen der größeren Gläser erfolgte nach 90 Tagen nach nochmaligem Wiegen. Mithilfe der Wiegungen lassen sich die während der Silierung auftretenden TM-Verluste quantifizieren. Die Silagen wurden entnommen, auf den Futterwert, Gärsäuren und Alkohole sowie die hygienische Qualität untersucht. Eine Teilprobe wurde jeweils unter Lufteinfluss gelagert, um die aerobe Stabilität zu messen.
Siliereignung des Ausgangsmaterials
Verglichen mit den anderen Schnittterminen 2022 und über alle Versuchsjahre fielen die Erträge mit 9,3 bis 11,1 dt TM/ha, bedingt durch die geringen Niederschlagsmengen, eher gering aus (Tabelle 2). Die Fraktionierung der Pflanzenarten ergab höhere Klee- und geringere Grasanteile in den minimal gedüngten Mischungen. Eine höhere N-Düngung führte zu einem deutlichen Rückgang des Klees. Im Kräuter-Kleegras-Gemenge machten Zichorie und Spitzwegerich in der Variante N1 zusammen einen Anteil von 11,1 % am TM-Ertrag aus, in der Variante N2 stiegt der Anteil auf 16,5 %.
Die Ergebnisse der Inhaltsstoffanalyse passen zu den Fraktionsanteilen (Tabelle 3). Höhere Klee- und Kräuteranteile bedingen höhere Rohprotein- und Aschegehalte sowie eine höhere Pufferkapazität, die geringeren Zuckergehalten gegenübersteht. Höhere Anteile an Deutschem Weidelgras führen zu höheren Zucker- und niedrigeren Rohproteingehalten, aber auch zu einer verringerten Pufferkapazität. Hohe Pufferkapazitäten bei geringen Zuckergehalten erschweren die Silierung, das Risiko für Fehlgärungen steigt. Ab Vergärbarkeitskoeffizienten (VK) über 45 ist das Siliergut als leicht silierbar anzusprechen. Anwelken des Ernteguts führt zu einer Aufkonzentration des Zuckers im frischen Erntegut und zur Erhöhung des VK. Für den Silierversuch wurden TM-Gehalte zwischen 35,3 und 38,7 % erzielt, dadurch ergaben sich VK von 53 bis 79, wodurch sich gute Silagequalitäten erwarten ließen.
Ergebnisse des Labor-Silierversuches
Die Futterwertparameter der Silagen der Mischungen, mit oder ohne Kräuter, entsprachen der Zusammensetzung des Ausgangsmaterials und ließen den Einfluss des N-Düngungsgrades deutlich erkennen (Tabelle 4). Höhere Anteile an Weißklee der N1-Varianten bedingten auch bei den Silagen höhere Rohproteingehalte (bis 15,8 %), wohingegen die grasreicheren Mischungen der N2-Varianten höhere Energiegehalte aufwiesen (bis 6,6 MJ NEL/kg TM).
Die erfolgreich angewelkten Mischungen zeigten eine schnelle und intensive Senkung des pH-Werts, die durch eine effiziente Milchsäureproduktion (4,0 bis 8,4 % der TM) verursacht und durch die Zugabe des biologischen Siliermittels noch verstärkt wurde. Durch die intensive Fermentation wurde der Zuckergehalt deutlich reduziert. Alle Silagen waren buttersäurefrei, auch Fehlgärungen durch Hefen konnten weitestgehend vermieden werden (Ethanol unter 1 % der TM). Das spiegelte sich auch in den TM-Verlusten wider, die für alle Silagen in einem ähnlichen Bereich lagen (4,0 bis 4,6 %).
Während der aeroben Lagerung über zehn Tage konnte mit Ausnahme der mit MSB beimpften Silagen von Mix 1 Stufe N1, die einen sehr niedrigen Essigsäuregehalt von 0,8 % aufwiesen, keine durch Hefen bedingte Nacherwärmung beobachtet werden. Das konnte einerseits auf die meist geringen Keimgehalte und andererseits auf die Essigsäuregehalte (1,1 bis 1,9 %) zurückgeführt werden. Allerdings zeigten einige Silagen trotzdem visuellen Verderb durch Schimmelpilze und einen leichten pH-Wert-Anstieg.
Fazit
Die N-Düngeintensität wirkte sich bei beiden Mischungen mit und ohne Kräuteranteil insbesondere auf den Weißkleeanteil und dadurch auf den Protein-, Zucker- und Energiegehalt des Ernteguts und der Silagen aus. Höhere Proteingehalte hatten eine erhöhte Pufferkapazität zur Folge, durch erfolgreiches Anwelken konnten Fehlgärungen vermieden werden. Die Verwendung eines biologischen Siliermittels führte aufgrund der effizienten Milchsäuregärung zu einer schnelleren und intensiveren pH-Wert-Absenkung.
Aus Schleswig-Holstein in die Welt
Da die Versuchsergebnisse zum Futterkräuter-Kleegras-Gemengeanbau nicht nur für die heimische Grünlandbewirtschaftung von Interesse sind, wurden sie auf der 20. Internationalen Silagekonferenz (21. bis 24. Juli 2025) in Gainesville, Florida, im Rahmen einer Posterpräsentation vorgestellt. Die Präsentation übernahm in Vertretung Dr. Kirsten Weiß, Mitarbeiterin der Humboldt-Universität Berlin.
https://www.lksh.de/landwirtschaft/futter-und-substratkonservierung/futter-/substratkonservierung
Mehr zur Konferenz unter www.isc2025.us